Marktbedürfnisse bis zur Produktion durchfahren
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14 Betriebs- und Fertigungsbedarf Marktbedürfnisse bis zur Produktion durchfahren Um als Küchenhersteller in Deutschland bestehen zu können, braucht man eine tragfähige Strategie. Und man braucht ein Konzept, um sie zu verwirklichen. Bei Störmer in Rödinghausen hat man beides. Und man hat Bausteine, um das Konzept umzusetzen: Das ERP-System 2020 Insight und das CAD/CAM-System imos gehören dazu. Michael Hobohm „Als ich vor vier Jahren die Entschei- ändern kann“, sagt dazu Nico Bültermann, dung für ein neues ERP-System traf, Maschinenansteuerung effizient umset- Leitung IT bei Störmer. „Daraus sollen au- stieß ich im Unternehmen erst einmal auf zen Begonnen hatte alles 2012, als Fughe die tomatisch die Programme für die Ansteue- Skepsis“, bekennt Christoph Fughe, Ge- Geschäftsführung von Störmer übernahm rung der unterschiedlichen Maschinen ge- schäftsführer von Störmer. „Warum sollten und mit einer ganzen Reihe von Verände- neriert werden. Insofern ist das 3-D-Modell wir nicht wie andere Küchenhersteller mit rungen startete. Neben dem ERP-System von imos künftig die Basis für alles, was wir einem Produktions- und Vertriebssystem 2020 Insight, das 2013 in Kombination mit in der Fertigung machen.“ Die zweite Op- arbeiten? Immerhin funktioniert so heute imos und der Innendesign-Software 2020 tion war daher, dass man 2020 Insight und die deutsche Küchenindustrie. Warum also Fusion gekauft worden war, gehörten dazu imos in einen Teilechtbetrieb nimmt, um die anders machen? Fakt war, wir hatten eine auch Änderungen bei den eingesetzten Tech- Maschinen schnell ansteuern und nutzen zu schlechte Grafik. Das war der Ausgangs- nologien und den Produkten. Die Maßnah- können. Während das alte ERP-System von punkt. Die Zeichnungen, die der Kunde mit men mündeten 2015 schließlich in einen Störmer noch die Auftragsbestätigungen an der Auftragsbestätigung bekam, reichten Umzug des Unternehmens an den Standort die Kunden zu schicken und Produktions- einfach nicht mehr aus. Also haben wir uns Rödinghausen. Man hatte sich entschieden, listen zu erstellen hatte, musste das neue mit den Möglichkeiten moderner ERP-Sys- das Werk der ehemaligen Firma Brinkmei- System dabei schon die Fertigungsdaten teme beschäftigt. Aber was wollten wir noch? er zu übernehmen – inklusive verschiedener für die Maschinen bereitstellen. „Natürlich Schnell war klar: Wir brauchten ein System, Anlagen wie einer Hänge- und einer Seiten- war die Entscheidung, welchen Weg wir ge- mit dem wir die Entwicklungen am Markt, schrankmontagelinie mit Bohrautomaten, hen, klar. Zumal wir wussten, dass wir mit die Kundenbedürfnisse, abholen und ohne einer Maschinenstraße zur Vorfertigung 2020 Insight und der Datenanlage in imos Schnittstelle bis zur Produktion durchfah- von Seiten und Böden, einem Frontenstern so weit sind, dass wir die Daten für die Ma- ren können. Bis heute ist das unsere Vision.“ bis hin zu einer Versandanlage. Nachdem schinenansteuerung nutzen können“, sagt Warum? Weil Möbelhersteller wie Störmer Störmer innerhalb von drei Wochen in das Bültermann. „Genau das haben wir dann in einer sich digital verändernden Ferti- neue Werk umgezogen war und die Ferti- auch gemacht.“ gungslandschaft zunehmend Informationen gung nach einem halben Jahr Einarbeitungs- direkt vom Endkunden benötigen: Analy- zeit wieder feinjustiert hatte, sollten nun die Der Schalter wird umgelegt Begonnen hat sen, was der Markt aktuell will, sind ebenso ungenutzten Maschinen von der IT und die das Team um den IT-Leiter mit der Hänge- geboten wie Prognosen. Der Blick auf den AV möglichst schnell in den vorhandenen schranklinie, für die neben Bohrprogram- Endkunden ist entscheidend. Denn am Ende Produktionsprozess eingebunden werden. men auch eine XML-Datei zur Beschrei- soll der über das Kaufen sogar die Produk- Natürlich waren Daten erforderlich. bung des Schrankes in 3-D benötigt wird. tion steuern – und damit den Hersteller bei Zu diesem Zeitpunkt hatte man schon „Sobald imos diese Daten maschinenneutral der Sachbearbeitung entlasten. Um sich der- zwei Jahre an der Einführung des ERP-Sys- generiert hat, werden sie in das ERP-System art zu öffnen, erfordert es moderne ERP- tems gearbeitet und somit Vorlauf geschaf- zurückgespielt. Hier bietet Insight das Tool Systeme. „Von unserem System versprechen fen: Die Stammdaten waren in imos, die Genpost, mit dem man Postprozessoren wir uns Wettbewerbsvorteile, weil es uns Konstruktionen standen. Um die Maschi- selbstständig programmieren kann und so- die Vorstellungen des Endkunden über ein nen in die Fertigung einzubinden, gab es mit relativ frei in der Gestaltung der Maschi- aufgelöstes Produkt und den Preis vermit- daher zwei Optionen. Entweder man legte nendaten ist“, sagt Bültermann. „Program- telt und zugleich sicherstellt, dass im Un- alle CNC-Programme an den Maschinen miert haben wir die Postprozessoren dann ternehmen alles sauber läuft“, so Fughe. Dass an – ein Weg, der einem Mitarbeiter zur zusammen mit dem Maschinenhersteller freilich der Weg bis zur Einführung eines Umsetzung der kompletten Produktvielfalt in zwei Tagen.“ Die Hängeschranklinie war ERP-Systems mühsam ist, zeigt sich bei Stör- etwa drei Monate gekostet hätte. Ein Weg, damit die erste Anlage, die aus dem neuen mer, wo dreieinhalb Jahre lang Entwick- der aber nicht mehr den Vorstellungen von ERP-System heraus in Betrieb genommen lungs- und Anwender-Know-how in das Störmer von einer künftigen Fertigung ent- wurde. Als nächstes kam die Seitenschrankli- Projekt geflossen sind. Nun aber steht man sprach. „Wir wollen ja mit einem 3-D-Mo- nie an die Reihe, deren Inbetriebnahme vor kurz vor dem Scharfschalten. dell arbeiten, das die AV bei Bedarf schnell einem dreiviertel Jahr nach dem gleichen 4.2017
Betriebs- und Fertigungsbedarf 15 Projektplan erfolgte. Auf diese Weise führte ren uns daher von vornherein sehr wichtig“, Schrank als Standard bestätigt und in imos Störmer das ERP-System Schritt für Schritt so Schwider. Zurück in Insight, wird die aufgelöst. Die AV führt dann kundenspe- ein – eine Vorgehensweise, die Bültermann Stückliste noch einmal aufgewertet. Kann zifisch Änderungen aus. „Dabei verschiebt empfiehlt, zumal es das Risiko einer solchen etwa für den betreffenden Boden aufgrund imos nicht nur die Zeichnungen, sondern Softwareeinführung deutlich verringert. der Maße ein Lagerteil genutzt werden? Wel- auch alle zugehörigen Bearbeitungen. Aus Neben der Produktion wollte Störmer che Maschinen lassen sich – bedingt durch imos bekommen wir automatisch alles, was auch die Sachbearbeitung sicher an das Sys- die Bauteilgeometrie – für die Fertigung ein- wir brauchen, damit aus einer Sonder- eine tem bekommen, um so einen kompletten setzen? Unter Berücksichtigung der zur Ver- Standardanfertigung wird“, berichtet Bül- Durchlauf simulieren zu können. Um hier fügung stehenden Maschinen und Anlagen termann. „Eines unserer grundsätzlichen ebenfalls mit möglichst geringem Risiko tes- wirkt sich diese Aufwertung der Stückliste Ziele ist es ja, den Sachbearbeitern so viel ten zu können – ob etwa die Auftragsbestä- entscheidend auf die Bearbeitungseffizienz Arbeit wie möglich abzunehmen. Denkt tigung und Lieferterminprüfung funktionie- aus. Zugleich werden Kapazitäten in der Fer- man in die alte Vorgehensweise mit 2-D- ren –, spaltete man mit der Musterabwick- tigung geschaffen, kann doch ein Schrank, Zeichnen, Stücklisten von Hand anpassen, lung einen Teilbereich des Unternehmens der heute über eine bestimmte Produktions- CNC-Daten manuell erzeugen oder ändern, komplett ab und ließ ihn über Insight laufen. linie geht, künftig relativ einfach auf eine gelingt uns das mit 2020 Insight und imos Erfolgreich, denn seit Anfang letzten Jahres andere Linie gezogen werden. Außerdem sehr gut.“ Entscheidend für die Zukunft ist läuft die komplette Musterabwicklung über lassen sich CNC-Maschinen verschiede- jedoch, dass der Endkunde von der Stan- das ERP-System. Was also sind die nächsten ner Hersteller flexibel nutzen. „Weil wir die ge kaufen und mit geringen, transparenten Schritte? Ab Ostern werden in Absprache zugehörigen Schnittstellen selbst erstellen Kosten Sonderanfertigungen ausführen las- mit einem Kunden, der mit einem breiten können, besteht die Möglichkeit, jedes Teil sen kann. Denn damit verfügt Störmer über Produktspektrum vor allem in Asien tätig über jede Anlage zu fahren“, so Bültermann. gewichtige Werkzeuge, die Bedürfnisse des ist, alle Prozesse über das System gefahren. Schon heute fährt Störmer über die Hänge- Marktes effizient in Produkte umzusetzen. Wird dieser Kunde über das System sicher und Seitenschranklinien auch Sonderan- u www.imos3d.com und umfassend betreut, sollen weitere Kun- fertigungen. Dabei wird zum Beispiel ein u www.stoermer-kuechen.de den hinzugenommen werden. Ab Septem- ber schließlich soll der Schalter komplett umgelegt sein. German kitchen since 1958 Automatisierte Prozesse 2020 Insight ist 1958 gegründet, beschäftigt Störmer heute 140 Mitarbeiter. Pro Jahr heute das Herzstück der Softwarearchitek- werden 12 000 Küchen hergestellt, die Hälfte davon Sonderanferti- tur von Störmer, in dem Aufträge in Gänze gungen. Zu 50 Prozent gehen die produzierten Küchen in den Export, erfasst und abgewickelt werden. Das ERP- wobei eine reine Markenstrategie verfolgt wird. Unter dem Label System übergibt via Schnittstelle die Pro- ,Made in Germany‘, baut Störmer so mit adäquater Qualität eine duktdaten nach imos, wo ein sogenanntes Nische im mittleren Preissegment auf. In Deutschland arbeitet das Engineering-Modell angelegt und zugehörige Unternehmen beim Absatz der Küchen mit den großen Möbelhäusern Variablen wie Farbe, Material oder Beschläge der Branche wie XXXL Lutz, Höffner oder Otto zusammen. Geboten angehängt werden. Imos baut so zum Bei- wird dabei mehr als nur das Produkt: Störmer erstellt ein Konzept und spiel einen Schrank auf und prägt ihn mit stimmt das Produkt auf den jeweiligen Kunden ab. Variablen wie Schubkästen oder Scharnie- ren aus. „Für diese Arbeiten hatten wir von vornherein den Anspruch, eine umfangrei- „2020 Insight und imos sind che, detaillierte Datenbank anzulegen. Bis heute wird sie von uns akribisch gepflegt“, gewichtige Werkzeuge, um die betont Björn Schwider, Konstrukteur bei Bedürfnisse des Marktes effizient in Störmer. „Daher ist nicht nur die Konst- ruktion eines neuen Schranks oder einer Produkte umzusetzen“ Sonderanfertigung sehr einfach, wir kön- nen dem Kunden auch schnell Ansichten und Detailzeichnungen liefern.“ Hat imos mit solchen Daten das Engineering-Modell aufgebaut, wird es als Stückliste inklusive Zeichnung in das ERP-System zurückge- spielt. „Hier gilt wieder: Je detaillierter die Zeichnungen sind, umso besser lassen sich später Produkte auch als Sonderanfertigun- gen abfahren. Die Konstruktionsdetails wa- www.hob-magazin.com
16 Betriebs- und Fertigungsbedarf FB_Imos_Stoermer_1_HOB_04_2017.jpg Qualität im mittleren Preissegment: Zu den 12 000 Küchen, die Störmer jährlich produziert, gehören auch die Modelle der Serie Terracucina (Bild: Störmer) FB_Imos_Stoermer_2_HOB_04_2017.jpg Diese Hängeschrankmontagelinie mit Bohrautomaten war eine der Anlagen, die Störmer möglichst schnell in den Produktionsprozess einbinden musste (Bild: Störmer) FB_Imos_Stoermer_3_HOB_04_2017.jpg „Imos ermöglicht die maßvariable Konstruktion in 3-D bis ins kleinste Detail“, so Franziska Stäcker, Marketingverantwortliche des Herfor- der Softwarespezialisten (Bild: Störmer) FB_Imos_Stoermer_4_HOB_04_2017.jpg Aufgewertete imos-Stückliste in 2020 Insight mit Arbeitsplänen und automatischer CNC-Dateigenerierung (Bild: Störmer) FB_Imos_Stoermer_5_HOB_04_2017.jpg Franziska Stäcker, Björn Schwider und Nico Bültermann (von links) vor der Seitenschrankmontagelinie, die bereits unter 2020 Insight und imos fertigt (Bild: HOB) 4.2017
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