Kaiho - Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern ...

 
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Kaiho - Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern ...
Kaiho
                       März/April 2020

Daibutsu in Kamakura                     Aufnahme: Lüder Paysen
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KoDeJa
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Programm
Eyery day a good day          Zeit: Freitag, 06.03.2020 um 19.00 Uhr
                              Ort: Carl-Amery-Saal im Gasteig
                                    Rosenheimer Str. 5, München

Japanischer Gesprächskreis    Zeit: Donnerstag, 19.03.2020 um 19.00 Uhr
                              Ort: ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München

Japanische Duftzeremonie      Zeit:    Dienstag, 24.03.2020, um 19.00 Uhr
                              Ort:     Bibliothekssaal der Staatlichen
                                       Münzsammlung, Residenzstraße 1

Haiku-Kreis                   Zeit: Donnerstag, 26.03.2020 um 18.30 Uhr
                               Ort: ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München

Bergsteigen und Wandern       Zeit: Mittwoch, 01.04. 2020, um 19.00 Uhr
in Japan                       Ort: Museum Fünf Kontinente,
                                    Maximilianstr. 42, München

Joker Game                    Zeit: Mittwoch, 01.04.2020, um 19.30 Uhr
                               Ort: Carl-Amery-Saal im Gasteig
                                    Rosenheimer Str. 5, München

Ein streunender Hund          Zeit: Donnerstag, 02.04.2020 um 19.00 Uhr
                              Ort: Filmmuseum München
                                    St-Jakobs-Platz 1, München

Japanischer Gesprächskreis    Zeit: Donnerstag, 16.04.2020 um 19.00 Uhr
                              Ort: ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München

Haiku-Kreis                   Zeit: Donnerstag, 23.04.2020 um 18.30 Uhr
                               Ort: ASZ, Hans-Sachs-Str. 14, München

Tragödie von „W“              Zeit: Freitag, 24.04.2020 um 19.00 Uhr
                              Ort: Carl-Amery-Saal im Gasteig
                                    Rosenheimer Str. 5, München

Mitgliederversammlung         Zeit: Donnerstag, 07.05.2020 um 18.00 Uhr
                              Ort: IBZ, Amalienstr. 38, München

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Bergsteigen in Japan: Schwefeldämpfe am Chausu-dake (1.915 m)   Aufnahme: Martin Lutterjohann

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Liebe Mitglieder und Freunde der DJG in Bayern,

auf der diesjährigen Mitgliederversammlung am 7. Mai steht nach Ablauf von drei Jah-
ren wieder die Wahl des Vorstands und des Präsidenten unserer Gesellschaft auf der
Tagesordnung. Es werden zwei erfahrene Vorstandsmitglieder nicht wieder zur Wahl
antreten, ansonsten werden sich alle bislang Aktiven zur Wiederwahl stellen.

Unsere Gesellschaft lebt von dem Engagement unserer Mitglieder, und obwohl wir
denken, dass unser Programm in den letzten Jahren sehr vielseitig und ansprechend
war, gibt es sicherlich noch Themenbereiche und Gesichtspunkte Japans, die auch re-
präsentiert werden könnten. Deshalb ist es wichtig, dass wir neue Kräfte für die Arbeit
im Vorstand finden. Ich denke, dass unsere Gesellschaft sehr gute Möglichkeiten bietet,
Ideen und Vorschläge umsetzen zu können. Falls Sie Interesse an einer aktiven Mitar-
beit haben sollten, würde ich mich freuen, wenn Sie mich ansprechen würden.

Ein regelmäßig wiederkehrendes Thema ist die Tatsache, dass wir vor fast 10 Jahren
aufgehört haben, Mitgliedsausweise auszustellen. Grund war der Wunsch unser Büro
zu entlasten. Auf Grund der hohen Mitgliederzahl war es ein hoher zeitlicher Aufwand,
allen Mitgliedern Mitgliedsausweise zuzusenden. Wir sind davon ausgegangen, dass es
ausreichend ist, wenn bei der Einlasskontrolle nach der Mitgliedschaft gefragt wird,
zumal der Zuschlag für Nichtmitglieder zumeist ohnehin gering ist. Nach unseren Er-
fahrungen hat dies auch sehr gut funktioniert. Leider wurde ich in den letzten Wochen
zweimal von Fremdveranstaltern– die DJG Mitgliedern eine Vergünstigung eingeräumt
hatten – angesprochen, dass dies offensichtlich von Dritten missbraucht wurde. Die
Zahl der ausgegebenen „DJG-Ermäßigungen“ sei unverhältnismäßig hoch gewesen,
weil sich wohl herumgesprochen hatte, dass dies nicht überprüft wurde. Wir überlegen
derzeit, wie wir darauf reagieren werden. Für den Besuch von Fremdveranstaltungen
wird es von nun an aber in den meisten Fällen erforderlich sein, dass man einen Aus-
druck der von mir versendeten E-Mail vorzeigt, um eine Ermäßigung zu bekommen.
Ich werde bei gegebenem Anlass darauf hinweisen.

Abschließen möchte ich diesen Mitgliederbrief, der die Zeit der Kirschblüte in Japan
abdeckt, mit dem Hinweis, dass es auch in München sehr schöne Orte gibt, um japani-
sche Kirschblüten bewundern zu können. Hervorheben möchte ich den Olympiapark
und den Westpark, wo es eine Vielzahl japanischer Kirschbäume gibt. Ich wünsche
Ihnen und Ihren Familien, dass Sie vielleicht etwas Zeit finden, um diesen Teil Japans in
Bayern zu erleben.

Mit den besten Grüßen

Kaihô              No. 2/2020              März/April 2020                      Seite 5
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Inhalt
Every Day a Good Day .................................................................................................... 7
Kōdō 香道 - ........................................................................................................................ 9
Bergsteigen und Wandern in Japan ....................................................................... 10
Joker Game ジョーカー・ゲーム ................................................................................. 11
Ein streunender Hund Nora Inu 野良犬 ................................................................... 12
Japanischer Spielfilm – zum 100. Geburtstag von Toshirô Mifune am 01. April 2020

Tragödie von „W“ Daburyu no Higeki ..................................................................... 13
Japanischer Spielfilm

Einladung zur Mitgliederversammlung 2020............................................................ 14
am Donnerstag, den 07. Mai. 2020, um 18:00 Uhr

Singen baut Brücken der anderen Art! ....................................................................... 16
Ihre Stimme fehlt uns!

Shinnenkai ...................................................................................................................... 18
Ein fotographischer Rückblick von Robert Litzinger

Bergsteigen und Skifahren in Japan ........................................................................... 20
Ein Beitrag von Martin Lutterjohann

Die holländische Niederlassung Deshima ................................................................ 28
Ein Kapitel aus dem neuen Siebold Buch von Andrea Hirner

Raus aus Tokyo - in der Herde! ................................................................................... 34
Kolumne von Michael Drewing

Japans Architektur als Inspiration im Dialog der Kulturen .................................. 38
Eindrücke zur Ausstellung „Dialoge Japan: Europa“ von Dr. Irene Wegner

Die Krise in Wuhan und Siebolds Riesensalamander ............................................ 43
Ein Beitrag zum aktuellen Anlass von Dr. Andrea Hirner

Der Riesensalamander von Japan ............................................................................... 44
von H. Bettziech-Beta

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Neuerscheinung .............................................................................................................. 45
Haiku Kreis ...................................................................................................................... 46
Yuko Murato berichtet

Japanischer Gesprächskreis .......................................................................................... 47
Ein Bericht von Yuko Murato

Hinweise ........................................................................................................................... 48

Kiyomizu-dera, Kyoto, im Frühling                                                            Aufnahme: Lüder Paysen

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Every Day a Good Day
                          Nichinichi kore kojitsu
                                 Japanischer Spielfilm

                   Regie:            Tatsushi Omori
                   Buch:             Tatsushi Omori
                   Darsteller:       Haru Kuroki
                                     Mikako Tabe
                                     Kirin Kiki
                   Spieldauer:       100 Minuten
                   Herstellungsjahr: 2018
                   Sprache:           Japanisch mit englischen Untertiteln

Das auch heute noch populäre, aus einer
alten Koransammlung stammende japani-
sche Sprichwort Nichinichi kore kojitsu be-
deutet Tag um Tag ist ein guter Tag und dien-
te als Titel dieses Spielfilms. Auf Empfeh-
lung ihrer Mutter lassen sich die 20-jährige
Noriko und ihre Cousine Michiko von Ta-
keda in die Kunst der Teezeremonie ein-
weisen. Diese hat einen außerordentlich
guten Ruf als Lehrmeisterin. Zunächst je-
doch ist Noriko durch die strengen Regeln verwirrt…

Nach einem Essay von Noriko Morishita. Als Teezeremonienmeisterin ist hier die herausragende
und vielfach ausgezeichnete japanische Filmschauspielerin Kirin Kiki, bekannt auch bei uns
durch „Shoplifters“ und „Kirschblüten und rote Bohnen“, in ihrer letzten Rolle zu sehen. Sie
starb im September 2018 im Alter von 75 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.

   Zeit:         Freitag, 06. März 2020, 19.00 Uhr
   Ort:          Carl-Amery-Saal im Gasteig
                 Rosenheimer Str. 5, München
   Eintritt:     frei, kostenlose Tickets gibt es ab dem 28.02.2020
                 bei München Ticket
   Veranstalter: DJG in Bayern und Münchner Stadtbibliothek mit
                 Unterstützung des Japanischen Kulturinstituts Köln

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Kōdō 香道 -
             die japanische Duftzeremonie
     Studien und praktische Erfahrungen von Dr. Inga Streb
Japan besitzt seit etwa tausend Jahren eine auf der Welt einzigartige Form der Duftkul-
tur, das „Lauschen auf den Duft“. Auf Japanisch: „kō wo kiku“ 香を聞く.
Aus einer anfänglich spielerischen Beschäftigung mit wertvollen Duftstoffen hat sich bis
zum 15. Jahrhundert eine in Ablauf und Thematik streng geregelte Duftzeremonie ent-
wickelt. Diese ähnelt in ihrem äußeren, formalen Erscheinungsbild der Teezeremonie,
unterscheidet sich jedoch wesentlich in ihrem Inhalt:
In der Duftzeremonie werden Duft-Ratespiele veranstaltet und die einzelnen Düfte in
einem vorgegebenen literarischen Rahmen poetisch interpretiert. Dabei erhitzt man
nach komplizierten Regeln einzelne Dufthölzer in speziellen Riechgefäßen, und alle
Teilnehmer der Zeremonie „lauschen“ auf die Düfte, um unterschiedliche Nuancen
oder gleiche Qualitäten herauszufinden. Der korrekte Umgang mit den zum Teil sehr
kostbaren Geräten und Dufthölzern ist eine wesentliche Voraussetzung für die kon-
templativ-meditative Stimmung in einer Duftzeremonie.
Der Vortrag basiert sowohl auf
meinen bisherigen Studien wie
auch auf meinen praktischen
Erfahrungen im Unterricht und
nimmt in zwei getrennten Tei-
len diese beiden Informations-
bereiche auf:
Im ersten Teil wird die Ent-
wicklung der Duftzeremonie
im Rahmen der Kulturge-
schichte Japans dargestellt. Im zweiten Teil wird der heutige Ablauf einer Duftzeremo-
nie mit Bildern vorgestellt. Die Fotos wurden in der Gruppe aufgenommen, in der ich
selbst am Unterricht teilgenommen habe. Die Aufnahmen wurden hier zum ersten Mal
und speziell auf meine Bitten hin vom Großmeister erlaubt, da man mir als einziger
nicht-japanischer eingeschriebener Schülerin des kōdō in Japan eher derartige „Neuhei-
ten“ zugestehen konnte.

     Zeit:            Dienstag, 24. März 2020, 19.00 Uhr
     Ort:             Bibliothekssaal der Staatlichen Münzsammlung
                      Residenzstraße 1, München
     Eintritt:        Mitglieder frei, Nichtmitglieder € 5,00

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Bergsteigen und Wandern in Japan
                        Ein Abend nicht nur für Alpinsportler
Japan als Reiseland hält nicht nur ein reichhaltiges Angebot an Sehenswürdigkeiten
bereit. Mit seinen zahlreichen Gebirgszügen, die fast 80 % des Landes einnehmen, eig-
net sich das Land auch hervorragend für jegliche Art von Alpinsport. Ein weiterer Vor-
teil liegt zweifellos auch in der Schneesicherheit vor allem in Nordjapan.
Am 1. April 2020 findet im Museum Fünf Kontinente in Kooperation mit der Bergsport-
redaktion des BR und Hauser Exkursionen um 19:00 eine Veranstaltung zum Thema
Bergsteigen und Wandern in Japan statt.
                                      Der Abend wird moderiert von Ernst Vogt, dem
                                      Leiter der Bergsportredaktion des BR.
                                      Zwei kompetente Gäste werden zu diesem Thema
                                      kurze Vorträge halten bzw. auch die Fragen des
                                      Publikums beant-
                                      worten.
                                      Dies sind zum ei-
                                      nen Ludwig Kil-
                                      ger, der auf eine
            Ernst Vogt          langjährige Tätigkeit
   Aufnahme: BR/Markus Konvalin als Skilehrer in Ja-
                                pan zurückblicken
kann, und zum anderen Peter Kujath, ehemaliger Japa-
nkorrespondent der ARD und begeisterter Wanderer
und Bergsteiger.
Ergänzt werden deren Beiträge noch von Thomas Bauer,
der vielen DJG Mitgliedern von seiner Lesung über sei-            Peter Kujath
ne Reise als Pilger durch Japan bekannt ist.

        Zeit:             Mittwoch, 01. April 2020, 19.00 Uhr
        Ort:              Museum Fünf Kontinente, Maximilianstr. 42, München
        Eintritt:         Frei
        Veranstalter:     Museum Fünf Kontinente / BR /
                          Hauser Exkursionen / DJG in Bayern

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Joker Game ジョーカー・ゲーム
                                 Anime-Reihe

                 6 Folgen der Serie
                 Regie: Kazuya Nomura
                 Studio: Production I.G, Inc.
                 FSK:     FSK 12
                 Dauer: ca. 135 Min.
                 Jahr:    2017
                 Land: Japan
                 Sprache: deutsch

Herbst 1937: Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges gründet Oberstleutnant Yuuki der
kaiserlichen Armee die geheime Spionage-Trainingseinheit D-Kikan. Hier zählt weder
Geld noch Herkunft, einzig
die Leistung ist entscheidend.
Geschult in den unterschied-
lichsten Disziplinen, agieren
die abgebrühten Absolventen
mithilfe von List und Täu-
schung hinter den Kulissen
des Weltgeschehens. Men-
schenleben spielen dabei
nicht immer die größte Rolle
und ihr mitunter verschwöre-
risches Verhalten richtet sich ©Koji Yanagi,KADOKAWA/JOKER GAME ANIMATION PROJECT
nicht nur gegen die zukünfti-
gen Kriegsgegner, sondern auch den Feind im Inneren: Das erstarkende japanische Mili-
tär!

    Zeit:         Mittwoch, 01. April, 19.30 Uhr
    Ort:          Carl-Amery-Saal im Gasteig
                  Rosenheimer Str. 5, München
    Eintritt:     frei, kostenlose Tickets gibt es ab dem 01.03.2020
                  bei München Ticket
    Veranstalter: DJG in Bayern mit Unterstützung der Münchner
                  Stadtbibliothek und der KSM Anime, Wiesbaden

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Ein streunender Hund
                        Nora Inu 野良犬
                    Japanischer Spielfilm –
   zum 100. Geburtstag von Toshirô Mifune am 01. April 2020

                 Regie:            Akira Kurosawa
                 Buch:             Ryûzô Kikushima, Akira Kurosawa
                 Darsteller:       Toshirô Mifune, Takashi Shimura, Isao Kimura,
                                   Keiko Awaji, Reizaburô Yamamoto
                 Spieldauer:       122 Minuten
                 Herstellungsjahr: 1949
                 Sprache:          Japanisch mit deutschen Untertiteln

Tokyo ächzt unter einer Hitzewelle, als dem jungen Polizisten Murakami von einem
Taschendieb die geladene Dienstwaffe gestohlen wird. Wie besessen macht Murakami
sich auf die Suche nach seinem Colt, die ihn
kreuz und quer durch hektische Märkte, zwie-
lichtige Hinterhöfe, rauchgeschwängerte Tanz-
lokale und die Straßen der schwitzenden Stadt
führt.

Kurosawa wollte einen Krimi im Stile von
Georges Simenon drehen und nutzte dafür Mit-
tel, wie sie auch bei den italienischen Neorealis-
ten zum Einsatz kamen. Die fast am eigenen
Körper spürbare Hitze, die Ruinen des zerbombten Tokyo und der Kampf der Men-
schen ums Überleben sind allgegenwärtig in diesem atmosphärisch dichten Thriller.
(Klaus Wiesmüller)

        Zeit:         Donnerstag, 02. April, 19.00 Uhr
        Ort:          Filmmuseum München
                      St-Jakobs-Platz 1, München
                      Einführung: Dr. Andrea Grunert
        Eintritt:     € 5,00 (€ 4,00 für Mitglieder des Fördervereins MFZ)
                      Karten können an der Abendkasse erworben werden
        Veranstalter: Filmmuseum München in Kooperation mit der DJG in
                      Bayern e.V.

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Tragödie von „W“                       Daburyu no Higeki
                            Japanischer Spielfilm

                  Regie:           Shinichiro Sawai
                  Buch:            Shinichiro Sawai, Haruhiko Arai
                  Darsteller:      Hiroko Yakushimaru
                                   Yoshiko Mita

                  Spieldauer:       108 Minuten
                  Herstellungsjahr: 1984
                  Sprache:          Japanisch mit deutschen Untertiteln

Der jungen Theater-Schülerin Shizuka bietet sich die Gelegenheit, in dem neuen Werk
Die Tragödie von „W“ zusammen mit professionellen Schauspielern aufzutreten. Durch
einen Skandal, in den
eine der Hauptdar-
stellerinnen   verwi-
ckelt wird, gewinnt
Shizuka eine größere
Rolle in dem Stück
und wird darin sehr
erfolgreich…

Nach einer Novelle von
Shizuko Natsuki, die
später für das Fernse-
hen bearbeitet wurde
und dann als Film in
die Kinos kam.

     Zeit:         Freitag, 24. April, 19.00 Uhr
     Ort:          Carl-Amery-Saal im Gasteig
                   Rosenheimer Str. 5, München
     Eintritt:     frei, kostenlose Tickets gibt es ab dem 18.04. 2020
                   bei München Ticket
     Veranstalter: DJG in Bayern und Münchner Stadtbibliothek mit
                   Unterstützung des Japanischen Kulturinstituts Köln

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Einladung
           zur Mitgliederversammlung 2020
         am Donnerstag, den 07. Mai. 2020, um 18:00 Uhr
   im Internationalen Begegnungszentrum der Wissenschaften
                      München e.V. (IBZ),
                 Amalienstr. 38, 80799 München

                                  Tagesordnung

    1.     Begrüßung
    2.     Tätigkeitsbericht des Präsidenten
    3.     Rechenschaftsbericht des Schatzmeisters
    4.     Bericht des Rechnungsprüfers
    5.     Entlastung des Vorstands
    6.     Satzungsänderung
    7.     Wahl des Präsidenten und des Vorstands
    8.     Ehrungen
    9.     Wahl der Rechnungsprüfer
    10.    Verschiedenes

Zudem wird ein kulturelles Rahmenprogramm geboten. Im Anschluss an die Mitglie-
derversammlung gibt es einen kleinen Stehempfang.
Hinweis:
Jedes Mitglied ist berechtigt, Kandidaten für den Vorstand schriftlich dem amtierenden
Vorstand spätestens drei Wochen vor der Mitgliederversammlung zu benennen. Die
Kandidaten für den Vorstand werden den Mitgliedern spätestens in der Mitgliederver-
sammlung bekannt gegeben.

München, den 30.01.2020

Der Vorstand
DJG in Bayern e.V.

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Kirschblüte in Kyoto                                     Aufnahme: Lüder Paysen

                  Blätter und Blüten,
                  geschützt im Bauch der Knospe –
                  die Geburt beginnt
                                               Dorit Kreissl

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Singen baut Brücken der anderen Art!
                              Ihre Stimme fehlt uns!
Haben Sie Zweifel? Dann schauen Sie einfach bei uns auf eine Probestunde vorbei. Wir
überzeugen Sie gerne! „Wir“ das ist der Deutsch-Japanische Chor München, der vor
zehn Jahren innerhalb der Deutsch-Japanischen Gesellschaft gegründet wurde. Seither
blicken wir auf viele spannende Auftritte zurück, wie etwa alljährlich oben vom Rat-
hausbalkon über dem Weihnachtsmarkt auf dem Marienplatz oder im Sommer als eines
der Highlights auf der Bühne des Japanfests im Englischen Garten. Mit von der Partie
waren wir auch bei der Japan Prize Night im Bayerischen Rundfunk, bei der Vernissage
„Hundertwasser – Hasegawa, Orient & Okzident“ im Münchner Künstlerhaus oder
beim Konzert „East meets West“ im Carl-Orff-Saal im Gasteig. Möglicherweise haben
Sie uns ja auch schon erlebt beim Shinnenkai, dem Neujahrsfest unserer Gesellschaft,
das immer im Januar im Museum Fünf Kontinente stattfindet.

Was Sie an Voraussetzungen mitbringen müssen? Lediglich Spaß am Singen und etwas
Interesse an Japan. Alles andere lernen Sie von unserem Chorleiter Masumi Miura, der
ein begeisterter Musiker ist. Zusammen mit den Sängerinnen des Japanischen Frauen-
chors lernen wir Lieder, die zu allen möglichen Anlässen und in unterschiedlichen Ge-
genden Japans gesungen werden. Probleme mit den japanischen Liedtexten? Die haben
wir bisher mit kompetenter Aussprachehilfe leicht überwinden können. Auch das
manchmal nötige Anziehen japanischer Kleidung lässt sich in ähnlich kooperativer
Weise meistern.

Im kommenden Jahr gibt es Jubiläen zu den langjährigen deutsch/bayerisch-
japanischen Beziehungen zu feiern. Im Hinblick darauf würden wir unseren Chor gerne
etwas verstärken. So suchen wir nicht nur weitere Sängerinnen, sondern wir hätten sehr
gerne auch Männerstimmen darin! Fühlen Sie sich nicht angesprochen? Die Proben fin-
den alle zwei Wochen (bislang dienstags, 19 bis 21 Uhr) statt. Bestimmt würde es auch
Ihnen viel Spaß machen. Wir freuen uns in jedem Fall auf Sie!
Kontakt: elke.foell@djg-muenchen.de
Aufnahme: Robert Litzinger

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Auf der Suche nach der
                     Tsugaru-Shamisen
Rückblick von Akihiro Asano auf das Konzert am 17.01.2020

                                   Am Abend des 16.01.2020, einen Tag vor dem Kon-
                                   zert, kam der Tsugaru-Shamisen Spieler Niya zum
                                   ersten Mal nach Europa. Er stammt von der kleinen
                                   Insel Yagishiri in Hokkaido, deren Einwohnerzahl
                                   unter 200 liegt.

                                   Das Musikinstrument Tsugaru-Shamisen ist etwas
                                   größer als die normale Shamisen. Die Künstler spie-
                                   len das Instrument rhythmisch und intuitiv, ähnlich,
                                   wie ein Trommler seine Trommel schlägt.

                                   Im Veranstaltungsraum des Einstein Kultur in Mün-
                                   chen, einem recht eindrucksvollen Gewölbekeller mit
                                   sehr guter Beleuchtungstechnik, startete das Konzert
                                   mit zwei Solo-Musikstücken, die Niya auf eine neue
                                   und ungeheuer dynamische Weise dargeboten hat.
 Aufnahme: Akihiro Asano           Das Publikum war sofort mitgerissen und begeistert.
                                   Die anschließenden Stücke wurden von der in Füssen
ansässigen, genialen Pianistin
Masako Sakai sowie von der
Sängerin Nilo umrahmt. Nilo
hatte auch die Moderation
übernommen und auf eine sehr
freundliche, lockere Weise ge-
lang es ihr, eine fast familiäre
Atmosphäre zu zaubern.

Im Konzert wurden ausschließ-
lich japanische Musikstücke
gespielt. Das Ende war eben-
falls schwungvoll: Nilo hat das
Stück “Ach so“ gesungen und
das Publikum zum Mitsingen
des Refrains aufgefordert. Viele Aufnahme: Akihiro Asano
machten mit, und man hatte
ein bisschen das Gefühl, sich in einem großen Live-Konzert zu befinden.

Aufgrund des großen Erfolges bekam die Gruppe bereits den Auftrag, zum Japanfest in
diesem Jahr aufzutreten.

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Shinnenkai
           Ein fotographischer Rückblick von Robert Litzinger
                 auf die Veranstaltung am 18. Januar 2020

Elke Föll-Großhans                   Dr. Oliver Schön           Tetsuya Kimura
    Moderation                    Präsident DJG in Bayern    Generalkonsul von Japan

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Bergsteigen und Skifahren in Japan
                     Ein Beitrag von Martin Lutterjohann

 An der fünften Station des Iwaki-san (1.625 m): Blick auf die Berge des Shirakami-sanchi

Geografische Fakten
Das japanische Inselreich mit seinen fast 7000 Inseln erstreckt sich über rund 3000 km
von der kalt-gemäßigten Klimazone auf Hokkaido bis zu den subtropischen Inseln
Okinawas. Vier tektonische Platten stoßen in Japan gegeneinander: die Nordamerikani-
sche im Norden, die Eurasische im Westen, die Pazifische im Osten und die Philippini-
sche im Süden, was zu häufigen Erdbeben und Vulkanausbrüchen führt. Von den 240
Vulkanen Japans, die alle zum Pazifischen Feuerring gehören, sind 40 aktiv. Der gesam-
te Inselbogen wird von Gebirgen durchzogen, sodass etwa 85% der gesamten Fläche
Japans gebirgig ist. Es gibt 26 Gipfel über 3000 m und 33 Gipfel über 2500 m. Höchster
Berg ist mit Abstand der Fuji-san (3776 m). Er überragt alle anderen Gipfel um mindes-
tens 583 Meter. In der Mitte der Hauptinsel Honshu befinden sich drei in Nord-Süd-
Richtung verlaufende Gebirgsketten, die von den ersten ausländischen Bergsteigern, die
im ausgehenden 19. Jahrhundert die japanischen Gebirge entdeckten und erforschten,
als Japanische Alpen bezeichnet wurden. Hier liegen neben dem Fuji-san die höchsten
Gipfel; Genaugenommen heißen sie jedoch Hida- (Nordalpen, jap. Kita-Arupusu), Kiso-
(Zentralalpen, Chuo-Arupusu) und Akaishi- (Südalpen, Minami Arupusu) Gebirge (san-
myaku).

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Charakter der Berge
Die auffälligsten Berge sind natürlich die frei stehenden Vulkane, von denen manche im
Volksmund nach dem Vorbild des großen Fuji-san ebenfalls Fuji genannt werden, z.B.
bei Niseko der Yotei-zan (1898 m), als Ezo-Fuji (Ezo ist der alte Name von Hokkaidô), in
Aomori der Iwaki-san (1625 m), als Tsugaru-Fuji, im Norden von Honshu der Iwate-san
(2032 m) als Iwate-Fuji; ganz im Süden von Kyushu bei Kagoshima der Kaimon-dake (924
m), Satsuma-Fuji genannt.

   Im Abstieg vom Takachiho-no-mine        (Kirishima-Kinkowan-Nationalpark, Kyushu)

Die Japanischen Alpen dagegen bestehen wie fast alle Gebirgsketten überwiegend aus
aufgefalteten Gebirgen mit langen Graten. Selbst die kleinen Berge, z.B. rund um die
Tokyo-Bucht auf der Boso- und Miura-Halbinsel sind steil. Das gilt auch für die nicht
einmal 200 m hohen Gipfel rund um Kamakura, Japans Hauptstadt im 12. und 13. Jahr-
hundert. Sie werden spaßeshalber Kamakura Alpen genannt. Täler sind oft tief einge-
schnitten

67 % Japans sind bewaldet. Die Baumgrenze liegt bei bis zu 2900 m. Es gibt keine Glet-
scher, lediglich einige ewige Schneefelder in tief eingeschnittenen Schluchten, z.B. am
Tsurugi-dake. Verschiedentlich gibt es Hochflächen, Kogen genannt. Laubwald mit
Eichen, Buchen und Bambusgras kennzeichnet einen großen Teil der Berghänge, Na-
delbäume sind charakteristisch für das nördliche Honshu und Hokkaido. Monokultu-
ren mit Sicheltannen (sugi), Scheinzypressen (hinoki), Lärchen (karamatsu) machen 40%
der Wälder aus. Schilder warnen vielerorts vor Kragenbären auf Honshu und Braunbä-
ren (higuma) auf Hokkaido. Deshalb haben die meisten Bergsteiger „Bärenglocken“ da-
bei. Hornissen (suzumebachi) und giftige Schlangen (meist: mamushi) attackieren, wenn
sie gestört werden.

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Charakteristisch sind die harschen, langen Winter in den Bergen am Japanischen Meer,
in Tohoku und vor allem Hokkaido. Der Wintermonsun weht vom asiatischen Festland
her, nimmt über dem Meer Feuchtigkeit auf, und in Verbindung mit der Kälte führt das
vor allem im Januar und Februar zu gewaltigen Schneemengen, 12-15m sind fast nor-
mal, an manchen Orten noch mehr, z.B. in Murodo am Berg Tateyama, wo hohe
Schneewände von über 20 m Höhe die Straße zu einer Art Canyon werden lassen, zu
bestaunen jedes Jahr ab Mitte April bis Juni auf der Tateyama-Kurobe-Alpen Route.

Entwicklung des Bergsteigens und Skifahrens in Japan

                       Nokogiri-yama (330 m, Tokyo-Bucht, Boso-hanto)

Auf Berge stiegen wie in China Menschen aus religiösen Motiven bereits sehr früh. So
soll der Mönch Enno Ozunu (En no Gyoja) den Fuji schon zu Beginn des 7.Jahrhunderts
bestiegen haben. Noch beeindruckender war allerdings der Fund von Gegenständen
aus dem 8.Jahrhundert auf dem Gipfel des 2999 m hohen Tsurugi-dake, die die vermeint-
lichen Erstbesteiger zu ihrer großen Verwunderung 1907 dort vorfanden. Dabei gab es
um diesen schwierigen und gefährlichen Berg wie seinerzeit beim Matterhorn einen
echten Wettlauf um die Erstbesteigung.

Als der Buddhismus ab dem Jahre 538 über Korea aus China eingeführt wurde, entwi-
ckelten sich bald mehrere Sekten. Die für das Thema Bergsteigen interessanteste ist die
im 7. Jahrhundert durch den legendären Mönch En-no-Gyoja (638-700) gegründete

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synkretische und esoterische Sekte des Shugendo. Ihre Anhänger werden Yamabushi
(„die in den Bergen liegen, die sich in den Bergen verbergen“) genannt. Sie sind er-
kennbar an einer besonderen Mönchstracht, weiß oder gelb, eine Art kleiner schwarzer
Kopfbedeckung an der Stirn, Kesa (buddhistische Stola) mit dicken Bommeln sowie Mu-
schelhorn. Sie stiegen und steigen auch heute noch auf schwierigen und teils gefährli-

   Parade der Yamabushi beim Wakaba Matsuri zum Yakuo-in-Tempel auf dem Takao-san

chen Pfaden auf Berge, übernachten dort und vollführen magische Praktiken zur Erlan-
gung übernatürlicher Kräfte. Es geht symbolisch um Tod und Wiedergeburt, praktisch
aber um Erleben und Überwindung von Angst, Erschöpfung, Schmerzen. Es gibt dane-
ben Rituale wie Gehen über glühende Asche, Rezitieren von buddhistischen Texten,
während man im eiskalten Wasserfall sitzt (takigyo). Nicht zuletzt wohl auch durch die
Exotik der Yamabushi, erfreuen sich deren in der Meiji-Zeit verbotenen Praktiken heute
wachsender Beliebtheit, ernsthaft für Anhänger der Religion oder als eine Art Abenteu-
er oder Freizeitaktivität für jedermann und –frau. Diese Übungen finden in der Regel
im Sommer, z.B. am Berg Haguro (414 m) bzw. Gassan (1984 m) am Japanischen Meer
statt. Hier gab es bereits vor der Gründung des Shugendo religiöse Praktiken am Berg.

Das traditionellste Zentrum der Yamabushi sind jedoch die zum Weltkulturerbe zählen-
den uralten Pilgerwege auf der Kii-Halbinsel südlich von Kyoto und Osaka. Stellvertre-
tend sei hier der anspruchsvolle 170 km lange Weg omine okugakumichi von Yoshino

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über verschiedene bis 1915 m hohe Gipfel des Omine-Massivs hinweg nach Kumano
erwähnt, wobei der Gipfel des Sanjo Männern und der des Inamura-ga-dake (nyonin
omine) Frauen vorbehalten ist, heutzutage jedoch auf freiwilliger Basis..
Pilgerreisen zu Heiligen Bergen wurden allgemein in der Edo-Zeit (1600-1868) sehr
beliebt. Zum einen boten sie den Menschen Gelegenheit zu ausgedehnten Gruppenrei-
sen, die ansonsten nicht möglich waren, zum andern führte die Besteigung heiliger Ber-
ge wie Fuji-san, Tateyama (3003 m) und Haku-san (2702 m) dazu, dass Wege und Hütten
gebaut und Schreine auf den Gipfeln errichtet wurden. Diese drei heiligen Berge (san-
reizan) hatten unter all den heiligen Bergen Japans in der Edo-Zeit den Spitzenrang.

Nun aber zur Entwicklung von Bergsteigen als Sport und Freizeitaktivität. Stellvertre-
tend für die ausländischen Pioniere des Bergsteigens sei hier der anglikanische Missio-
nar Walter Weston (1860-1940) zu nennen, der die japanischen Gebirge mit seinem Buch
„Mountaineering and Exploration of the Japanese Alps“ als erster im Ausland bekanntge-
macht hatte und Mitbegründer des Japanese Alpine Club (JAC) im Jahre 1905 ist. Tatsäch-
lich war er es, der zur Gründung eines Alpenvereins nach dem Vorbild des elitären Bri-
tish Alpine Club (BAC) den Anstoß gab.

            Tateyama-Gipfelschrein auf dem Oyama (3003 m), Präfektur Toyama

Mit der Öffnung Japans in der Meiji-Zeit (1868-1912) kamen zahlreiche ausländische
Experten ins Land, darunter manche, die sich für die Bergwelt begeisterten und mit
einheimischen Führern (keinen Bergführern im alpinen Sinn, sondern Jäger oder andere,
die sich in den Bergen auskannten) nach und nach alle wichtigen Gipfel bestiegen. So-

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mit erfolgte die bergsteigerische Erschließung der japanischen Berge praktisch zeit-
gleich mit der Entwicklung des Alpinismus in den europäischen Alpen. Neben dem
JAC gibt es Hunderte von Bergsteigerklubs und alpinen Vereinigungen, z.B. an Univer-
sitäten oder von Firmen. Die oft sehr geräumigen Hütten sind meist in privater Hand.
Eine Übernachtung mit Halbpension kostet oft um die 10.000 Yen (80€). Junge Leute
stellen ihre Zelte deshalb häufig in unmittelbarer Nähe der Hütten oder auf eigenen
Zeltplätzen auf und dürfen manche Annehmlichkeiten der Hütten nutzen. Die Wege

            Abfahrt vom Tamoyachi-dake (1324 m), Hakkoda-Gebirge (bei Aomori)

werden von den Präfekturen, Gemeinden, u.a. angelegt und gepflegt.
Zurück zu den Anfängen des Bergsteigens und Skifahrens in Japan. Man beobachtete
genau, was sich außerhalb Japans tat. Die ersten Japaner kamen auch in unsere Alpen
zum Bergsteigen. Praktisch der gesamte Bergsteigerwortschatz ist übrigens dem Deut-
schen entnommen und nicht, wie man es hätte erwarten können, dem Englischen. Der
österreichische General der k.u.k. Armee und Skipionier Theodor Edler von Lerch
(1869-1945) verbrachte die Jahre 1910-12 als Austauschoffizier bei der Kaiserlich Japani-
schen Armee in Japan und gab vor allem dem Militär und deren Angehörigen Unter-
richt im Skifahren. Geübt wurde u.a. am Fuji-san, dessen erste Skibesteigung er versuch-
te. Er scheiterte erst 300 m unter dem Gipfel mangels Ausrüstung am Blankeis, das cha-
rakteristisch für die Gipfelregion des Fuji im Winter ist und schon manche Opfer gefor-
dert hat. Zuletzt Ende Oktober 2019, wobei das Opfer per Helmkamera den eigenen
Sturz in den Tod live übertrug.

Alpiner Skilauf wurde auch in der Zivilbevölkerung schnell populär. Bereits 1912 wur-
de in Niigata der erste Skiclub mit über 1000 Mitgliedern gegründet. Selbst das berühm-

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teste Skizentrum Hokkaidos, das von Australiern und Amerikanern dominierte Niseko,
erlebte unter von Lerch seine Anfänge als Wintersportort. Bis heute gilt er neben Mozart
als der bekannteste Österreicher. Aber für den modernen Skilauf war ein anderer Öster-
reicher, Hannes Schneider (1890-1955), noch wichtiger. Um 1930 gab er zahlreiche Ski-
kurse, vor allem in Nozawa Onsen, wo er die Arlberg-Technik lehrte.

Da es in den Bergen Japans keine Gletscher gibt, zog es japanische Bergsteiger hinaus in
die Berge der Welt, vor allem in den Himalaya. Trainieren dafür konnten sie in den win-
terlichen heimischen Bergen, wo dann aber wegen der Schneemassen die Lawinenge-
fahr erheblich ist. So forderte der nur 1960 m hohe Tanigawa-dake an der Grenze zwi-
schen Gumma und Niigata bereits über 800 Tote, wobei diese Zahl seit den 1970er Jah-
ren, als ich dort selbst kletterte, „nur“ um einige Dutzend gestiegen ist. Wegen seiner
Exponiertheit gegenüber Wetterstürzen wird er manchmal der Eiger Japans genannt.
Bei sicherem Wetter ist er allerdings unschwierig zu besteigen.

Yuko Maki beging 1930 mit Schweizer Bergführern als erster den messerscharfen Mitte-
legigrat am Eiger und leitete 1956 auch die erste erfolgreiche Erstbesteigung eines Acht-
tausenders durch japanische Bergsteiger, und zwar die des Manaslu in Nepal (8163 m),
nach vier vorausgegangenen Erkundungsfahrten Weitere Meilensteine für das japani-
sche Bergsteigen waren die erste Besteigung des Mount Everest durch eine Frau, Junko
Tabei im Jahr 1975 und die Solo-Unternehmen von Naomi Uemura. In den heimischen
Bergen wurden überall schwierige und häufig gefährliche Kletterrouten eröffnet. Mo-
dernes Sportklettern begann erst in den 1980erJahren. Junge Leute interessieren sich
heute jedoch kaum noch für alpine Klettereien, hauptsächlich für Bouldern und Sport-
klettern, zumal sie dafür kaum Ausrüstung benötigen. Im Bouldern, also dem Klettern
schwierigster Stellen in Absprunghöhe ohne Seil, sind Japaner beiderlei Geschlechts
heute Weltspitze. Sie werden beim ersten olympischen Dreikampf im Klettern (Boul-
dern, Speed und Lead, also Vorstieg mit Seil) in Tokyo 2020 ein gehöriges Wörtchen
mitreden wollen.

Praktische Tipps
Bergwandern und Bergsteigen ist in Japan sehr beliebt und bietet dafür hervorragende
Voraussetzungen. Ohne eigenes Fahrzeug lassen sich die meisten Ausgangspunkte
(tozanguchi) mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Wer ein leichtes Zelt mitführt,
kann bei Mehrtagestouren die Übernachtung in teuren Berghütten vermeiden, oder
gönnt sie sich bewusst. Die Wege sind fast durchwegs gut ausgeschildert und markiert.
Man muss aber die Namen lesen können. Apps erleichtern dies heute.

Es gibt eine von Kyuya Fukada 1964 willkürlich zusammengestellte Liste der 100 be-
rühmten Berge Japans (Nihon Hyaku Meizan)1. Angeblich hat sich selbst der gegenwär-
tige Tennô, der bekanntermaßen gern zum Bergsteigen geht, diese Liste als Ziel vorge-
nommen. Ein Drittel davon habe ich selbst im Laufe der Jahre bestiegen, aber ohne
Ehrgeiz, die Liste komplett „abzuarbeiten“. Weit mehr Berge, die ich bestiegen habe,

1   Ausführliche Tipps dazu unter: https://hikinginjapan.com/hyakumeizan/
    Erlebnisberichte zu Bergsteigen in Japan: tozantales.wordpress.com/

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stehen nicht auf der Liste. Je nach Gelegenheit und Zeit suche ich mir während meiner
Japanaufenthalte Bergziele, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sind.
Für ausländische Touristen gibt es sehr günstige Eisenbahnpässe, mit denen sich viele
Ziele als Tagestouren z.B. von Tokyo aus erreichen lassen. Mit dem Tokyo Wide Pass für
10.000 Yen (einschließlich Shinkansen Nutzung) z.B. kann man drei Tage hintereinan-
der bis zu 150 km im Umkreis von Tokyo zum Bergsteigen und Besichtigen fahren.

Die hohen Berge sind ab Juli bis Anfang/Mitte Oktober schneefrei. Berge bis etwa 2500
m lassen sich häufig noch den ganzen November über unter herbstlichen Bedingungen
besteigen. Der Fuji-san wird offiziell am 1. Juli „geöffnet“. Als Folge des Weltkulturer-
bestatus ist seine Besteigung unter Ausländern in den letzten Jahren immer beliebter
geworden. Aber spätestens um den 10. September wird der Berg wieder „geschlossen“.
Das betrifft alle Hütten oberhalb der mit Auto erreichbaren 5. Station in 2300 m Höhe.
Ab Tokyo kann man per Bus zum Ausgangspunkt fahren, steigt in der Nacht auf, um
bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu sein und fährt nach dem Abstieg nachmittags
wieder nach Tokyo zurück. Fast 300.000 Menschen besteigen den Fuji während der Sai-
son. Mit Ski wird er gern ab Ende April bis Anfang Juni bestiegen, wenn die Schnee-
hänge nicht mehr vereist und lawinengefährdet sind.

Im Sommer und Herbst kann man am besten bergsteigen und wandern. Im Frühjahr
gibt es auf Bergen oberhalb 2000 m noch ausgedehnte Schneefelder. Die Dreitausender
sind am besten zwischen Juli und Anfang Oktober zu besteigen, zumal dann noch eine
gewisse Infrastruktur besteht, wie offene Hütten oder Busse zu den Ausgangspunkten.
Niedrigere Berge sind um Tokyo oder Osaka/Kyoto herum das ganze Jahr über gut
begehbar. Den nur 599 m hohen Takao-san in Tokyo besteigen jährlich 2-3 Mio. Men-
schen. Eine Sonderform des Bergsteigens in Japan ist das Bachklettern durch Schluchten,
teilweise über Wasserfälle hinweg, sawanobori genannt.

Skibergsteigen steckt noch in den Anfängen. Wegen des hochgerühmten Champagner-
Schnees im Hochwinter zieht es jedoch immer mehr ausländische Freerider nach Japan,
um im grundlosen Pulver abseits der Piste mit Ski oder Snowboard ihre Spuren zu
zeichnen. Niseko, Furano, Hakuba, Zaô sind die bekannten Namen. Man kann aber
nicht einfach Skitouren wie bei uns durchführen, sondern muss sich an die örtlichen
Bestimmungen halten und teilweise bei der Polizei anmelden. Wintersportorte gibt es
viele Dutzend, fast schon zu viel. Häufig bieten sie Flutlichtbeleuchtung für die Abend-
stunden an, um die Gäste ihre oft knapp bemessene Zeit voll auskosten zu lassen.

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Alle Aufnahmen in diesem Beitrag stammen von Martin Lutterjohann.

Martin Lutterjohann ist von Beruf Psychologe und Psychotherapeut, Autor mehrerer Bücher
zum Thema Japan: Kulturschock Japan, City Guide Tokyo, Sprachführer Japanisch. Für die Mit-
glieder der DJG in Bayern hat er am 20. November 2017 einen Vortrag über Bergsteigen und
Skifahren in Japan gehalten.

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Die holländische Niederlassung Deshima
        Ein Kapitel aus dem neuen Siebold Buch von Andrea Hirner

      Frau Dr. Andrea Hirner, ausgewiesene Siebold Kennerin und Vorstandsmitglied der DJG in Bayern, hat nach
      dem 2016 erschienen Buch „Philipp Franz von Siebold und München“ nunmehr ein neues Werk verfasst
      „Philipp Franz von Siebolds Flora Japonica und ihre Münchner Künstler.“ Auch dieses Buch mit einem Um-
      fang von 236 Seiten wird von der DJG in Bayern verlegt und über dem Buchhandel vertrieben. Die Mitglieder
      unserer Gesellschaft bekommen jeweils ein Exemplar kostenlos mit der nächsten Aussendung des Kaiho Ende
      April 2020 zugesandt.

      Reisen nach Japan waren einem normalen Bürger im 18. Jahrhundert und beginnenden
      19. Jahrhundert nicht möglich, es sei denn, er war Holländer und damit berechtigt, die
                                                     Enklave im Hafen von Nagasaki zu be-
                                                     treten, die seit 1641 der einzige Wohnort
                                                     für Holländer in Japan war.
                                                    Die      „Vereinigte     Niederländisch-
                                                    Ostindische Handelskompanie“ VOC
                                                    betrieb diese Handelsstation in Japan
                                                    bereits über mehr als zwei Jahrhunderte
                                                    und hielt trotz mancher Schwierigkeiten
                                                    an ihr fest. 1602 war die VOC durch die
                                                    Vereinigung von zwölf holländischen
                                                    Städten gegründet worden, bereits 1619
           Blick auf Dejima im Jahre 1828           wurde Batavia (das heutige Jakarta) auf
(Abb. 1 in Philipp Franz von Siebolds Nippon,1897)  der Insel Java zu ihrem Hauptsitz in
                                                    Südostasien. Von dort aus steuerten die
       holländischen Schiffe Japan an und begründeten im Jahr 1609 auf der südlichen Insel
       Kyushu auch eine kleine Handelsstation, Hirado mit Namen.
      In Japan trafen sie auf Spanier und Portugiesen, die mit dem erst 1543 auf Seekarten
      zuverlässig beschriebenen Land bereits ein halbes Jahrhundert handelten. 1613 erreich-
      ten dann auch Engländer die japanische Küste. Männer katholischen und protestanti-
      schen Glaubens konkurrierten miteinander und trugen die religiöse Spaltung Europas
      nach Ostasien. Sieger in den oftmals erbitterten Auseinandersetzungen blieb Holland
      und im Gegensatz zu den anderen europäischen Nationen damit das einzige Land, mit
      dem Japan einen begrenzten Handelsverkehr erlaubte. Grund für diese Abschließung
      gegen das Ausland war das unglückliche Ende der katholischen Mission, die in Japan
      im 16. Jahrhundert erfolgreich gewesen war. Spanische Jesuiten und portugiesische See-
      leute trugen die Mission, denn durch den von ihnen vermittelten Handel der portugie-
      sischen Schiffe wurde auch die Mission finanziert.
      Nach mehreren strikten Verboten des Christentums mussten 1639 die letzten Katholi-
      ken das Land verlassen. Die Engländer gaben freiwillig bald wieder ihren Handel auf,
      der nie profitabel gewesen war. Nach der absoluten Ausweisung aller Katholiken blie-
      ben nur die (protestantischen) Holländer als Handelsvermittler zurück, die seit 1641

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eingeschlossen und bewacht auf einer kleinen Insel in der Form eines Fächers im Hafen
von Nagasaki lebten.
Die Insel war nicht mehr als eine eigens aufgeschüttete künstliche Erhebung, nur durch
eine schmale, streng bewachte Brücke mit dem Festland verbunden, deren Charakter
schon durch den Namen klar wird: „Deshima“ bedeutet „Vorinsel“. Die Holländer und
auch Siebold schrieben den Namen ihres „freiwilligen Gefängnisses“ - denn als das
empfanden die meisten ihren Aufenthalt - in ihren Briefen und Schriften wahlweise als
„Dezima“, „Decima“, „Disima“ oder „Desjima“. (Die heutige gültige Schreibweise ist
„Dejima“).
Anfangs diente Portugiesisch noch als die allgemeine Verkehrssprache zur Verständi-
gung zwischen Europäern und Japanern, weshalb das Oberhaupt der holländischen
Kaufleute zuerst als „Kapitan“ bezeichnet wurde. Doch allmählich geriet die Sprache in
Vergessenheit (einige Wörter portugiesischen Ursprungs wurden in Japan übernom-
men) und wurde durch Holländisch ersetzt, und der Faktoreileiter wurde nun „Opper-
hoofd“ (Oberhaupt) genannt. Dass sich hin und wieder Angehörige anderer Nationen
unter die nach Japan entsandten Holländer mischten, blieb den japanischen Dolmet-
schern auf der Insel, die als einzige Japaner im Land diese Sprache beherrschten, nicht
verborgen. Aber so lange diese einen entsprechenden Pass vorweisen konnten, wurde
nichts dagegen unternommen, und so gelangten auch Deutsche nach Japan.
Ausgenommen von dem Verbot des Außenhandels waren auch Chinesen, die zwar als
Fremde galten, aber dem eigenen Kulturkreis zugeordnet werden konnten. Auch sie
mussten sich seit 1688 auf ein künstliches Habitat im Hafen von Nagasaki beschränken,
das allerdings größer angelegt war. Ihnen war sogar der Bau von Tempeln erlaubt,
während den Holländern jede religiöse Betätigung verboten blieb.
Eine Handvoll Kaufleute unter ihrem Opperhoofd wickelte den offiziellen Kompanie-
handel für die VOC ab und bereicherte sich privat durch eigene Importe und durch
Schmuggel. Das machte den ereignislosen und streng bewachten Aufenthalt auf der
Insel überhaupt erträglich. Der Verwaltungsrat der VOC in Amsterdam entschied über
die Besetzung der Posten dort und engagierte auch Männer aus anderen Nationen, falls
sie welche fand, um die Händler ärztlich zu betreuen. Wenn diese Männer zusätzlich
nützliche Informationen über das Land und seine Menschen, über Botanik und anderes
sammelten, war das ein angenehmer Nebenzweck.
Die Gewächse der jeweiligen Kolonie waren für die „Pfeffersäcke“ in Amsterdam an-
fangs nur interessant wegen ihrer Verwertbarkeit - das Weltreich und der Reichtum der
VOC beruhte auf dem Handel mit Sklaven, der vor allem in Südafrika abgewickelt
wurde, und dem Handel mit den exotischen Gewürzen Südostasiens. Doch hin und
wieder erhoben die Kaufleute ihren Blick von ihren Büchern im Kontor und nahmen
ihre Umgebung wahr, wo so viel zu entdecken war, und im Lauf der zwei Jahrhunderte
nahm das Interesse zu, wie auch die Bildung der nach Japan entsandten Reisenden.

Ein Deutscher, Georg Meister (1653 bis 1713), war im 17. Jahrhundert auf verschlunge-
nen Wegen nach Japan gelangt. Der königliche Hofgärtner und Botaniker aus Dresden
studierte zwischen 1677 und 1688 die exotische Pflanzenwelt von Java und Japan.

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Zweimal begleitete er von Java aus (den ebenfalls deutschen) Opperhoofd Andreas
        Cleyer (1682 und 1685/86 in Japan) nach Japan und dort auf die vorgeschriebene Reise
        in die Hauptstadt des Landes, um dem Herrscher die Reverenz zu erweisen und um die
        Verlängerung der Handelserlaubnis zu bitten. Cleyer war besonders an japanischen
        Arzneipflanzen interessiert und veröffentlichte eine erste Beschreibung davon nach sei-
        ner Rückkehr. Er machte damit die europäische Gelehrtenwelt auf die japanische Bota-
        nik aufmerksam.

        Neben der Exotik von Land und Leuten muss die japanische Flora auf die Europäer
                               durch ihren Reichtum von Beginn an faszinierend gewirkt
                               haben. Das liegt an den unterschiedlichen Vegetationszonen
                               in Japan, das sich von Nord nach Süd in einem langen
                               schmalen Bogen das asiatische Festland entlang zieht, was
                               für eine Fülle von Nadelhölzern im kühlen Norden bis hin
                               zur subtropischen Vegetation im Süden sorgt. Als Siebold
                               nach Japan kam, fiel ihm diese Gliederung der japanischen
                               Inselkette in mehrere Klimazonen sofort auf, was ihn davon
                               überzeugte, japanische Pflanzen der gemäßigten Zonen
                               könnten auch in Westeuropa gedeihen.

                                 Überdies kannten Japaner keinen Fleischverzehr und hielten
                                 kein Nutzvieh in ihren Gärten (ausgenommen davon waren
                                 zweibeinige Tiere, also Vögel). Im Jahr 676 war unter Kaiser
                                 Temmu (ca. 631 bis 686) dieses Verbot ausgesprochen wor-
                                 den. Japan hatte den neu eingeführten Buddhismus ohne
                                 Vorbehalt angenommen und hielt sich weitgehend daran. Es
Georg Meister, Kupferstich von   gab weiterhin Pferde und Ochsen im Land, aber Pferde dien-
Moritz Bodenehr, 1691            ten nur noch als Reittiere für die Angehörigen des Kaiserhofs
                                 und später für die Samurai, und Ochsen wurden lediglich als
        Zug- und Lasttiere gezüchtet.

        Umso wichtiger waren die Pflanzen des Landes. Schon von alters her hatten sich daher
        japanische Botaniker mit der Vegetation ihres Landes beschäftigt und verfügten über
        ein großes Wissen darüber. Durch die Nähe zum Festland waren sehr früh in China
        beheimatete Gewächse nach Japan gelangt und wegen der Ähnlichkeit der klimatischen
        Verhältnisse problemlos angewachsen. Sie bereicherten die japanische Flora um viele
        schöne oder nützliche Gewächse. Gegen die japanische Pflanzenwelt erschien die euro-
        päische deshalb als artenarm und nicht besonders spektakulär.

        Auch die japanische Botanik als Wissenschaft war weit fortgeschritten: Es existierte in
        Japan bereits eine doppelte Benennung jeder einzelnen Pflanze und eine Art von Klassi-
        fizierung in die unterschiedlichen Familien. Es gab jeweils einen gängigen Namen für
        den Alltag und daneben die chinesische Bezeichnung (Chinesisch besaß wie in Europa
        das Latein einen wissenschaftlichen Charakter in Japan), denn japanische Botaniker hat-
        ten die chinesische Literatur zu Rate gezogen und übersetzt. Auch ihre Nutzung als
        Agrarpflanzen oder Arzneikräuter war eingehend erforscht und in zahlreichen Holz-

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schnitt Büchern dargestellt. Die Liebe der Japaner zu Pflanzen war immer groß gewesen
und die Gartenkunst hoch entwickelt. Adelige Residenzen, Tempel und Schreine wur-
den von weitläufigen Anlagen umgeben, und auch die einfachen Bürger verzichteten
nicht auf ein paar Blumen oder Büsche in ihren winzigen Gärten.

Anders steht es mit der Fauna Japans, hier ist das Verhältnis umgekehrt. Einer reichen
europäischen Tierwelt steht eine eher artenarme japanische gegenüber. Vor allem fehlen
in Japan größere Raubtiere. Nur die Vogelwelt und vor allem das reichhaltige Leben in
den Gewässern des Festlandes und des Meeres gab den europäischen Wissenschaftlern
viel zu tun.

1692 erschien dann Georg Meisters Der Orientalisch-Japanische Kunst- und Lust-Gärtner,
in dem er 89 Pflanzen aus dem japanischen Inselreich beschreibt. Freilich war ein sol-
ches Werk eher für die mit großem Aufwand angelegten Gärten des Herrschers und des
Adels geeignet, weniger für das allgemeine Volk. Die Reise des Hofgärtners nach Japan
trug aber eine besonders schöne Frucht: die von ihm zum ersten Mal beschriebene Ka-
melie wurde später am sächsischen Hof heimisch gemacht.

Nicht alle der von der VOC nach Japan geschickten Fachleu-
te hinterließen einen bleibenden Eindruck, doch einige, vor
allem drei, ragten durch ihr besonderes Interesse an ihrer
Umwelt heraus: Der Deutsche Engelbert Kaempfer (1690 bis
1692 in Japan) aus Lemgo in Westfalen, der Schwede Carl
Peter Thunberg (1775 bis 1776) und schließlich Philipp Franz
von Siebold (1823 bis 1829 und 1859 bis 1862 in Japan). Alle
drei waren wissenschaftlich und akademisch ausgebildete
Männer, die ihren Aufenthalt in Japan gut nutzten und mit
einem Schatz an neuen Erkenntnissen und Erfahrungen von
ihrem Aufenthalt zurückkehrten. Kaempfers Amoenitatum
exoticarum, erschienen 1712, machte die Camellia japonica,
den Rhododendron und die besonders auffallende Lilie, Lili-
um speciosum, in Europa bekannt, und der von ihm be-
schriebene Ginkgo biloba regte Goethe zu Gedichten im
West-Östlichen Diwan an. Aber Kaempfer konnte nur Be-
schreibungen liefern, keine lebenden Pflanzen. Rückreisen
von vielen Monaten Dauer per Schiff waren für lebendiges
                                                                    Engelbert Kaempfer
Pflanzenmaterial abträglich, und wenn kein Botaniker unter         Amoenitatum exoticarum
der Besatzung war, kümmerte sich niemand um die grüne
Fracht an Bord. 2

Wiederum etwa hundert Jahre nach Engelbert Kaempfer gelangte der Schwede Carl
Peter Thunberg (1743-1828) im Dienst der VOC nach Japan. Als Arzt war er auf Deshi-

2
    Kaempfers Reisebeschreibung fand zuerst kein großes Echo in Deutschland und
    war deshalb wenig bekannt. Sein Werk und 1000 Originalzeichnungen gerieten
    ins Britische Museum in London.

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ma nur mäßig erfolgreich, was wohl daran liegt, dass er von sich und seinen Fähigkei-
   ten überzeugt war und damit nicht hinter dem Berg hielt. Anfangs seien die Ärzte dort
   nicht besser als Pferdedoktoren gewesen, bemerkte er süffisant in seinem Reisebericht.
   Bemerkungen wie diese machten ihn nicht besonders beliebt, und er konnte sich nur
   zwei Jahre auf der Insel halten. Dennoch war sein Aufenthalt sehr wichtig, denn er war
   nach Engelbert Kaempfer der nächste Vermittler, der Kenntnisse über Japan in Europa
   verbreitete, aber auch als erster die wissenschaftliche Botanik entsprechend Carl von
   Linné (1707 bis 1778) in Japan einführte. Er war ein direkter Schüler von Linné gewesen
   und übernahm später dessen Lehrstuhl in Uppsala. Sein Aufenthalt in Japan bildet des-
   halb eine Zäsur, denn in den Jahren davor konnte die europäische Botanik der japani-
   schen kaum Neues bieten.

                                 In Europa hatte Carl von Linné die so unordentlich wu-
                                 chernde Welt geordnet und eine Systematik für die Pflan-
                                 zen- und Tierwelt sowie für die Mineralien erstellt. Das 18.
                                 Jahrhundert war besessen von dem Gedanken, die Natur
                                 und ihre Erscheinungsformen methodisch zu erfassen, zu
                                 katalogisieren (und sie dadurch beherrschbar zu machen).
                                 Es war das Bedürfnis nach einer durchgreifenden und
                                 organisierenden Methode, um der Masse der einzelnen
                                 Erkenntnisse Herr zu werden. Bis dahin war jede einzelne
                                 Pflanze in ihrem Aussehen und ihren Eigenschaften lang-
                                 atmig beschrieben worden, was die Benennung sehr
                                 schwerfällig machte. Carl von Linné entwickelte mit sei-
                                 ner doppelten Nomenklatur das passende Instrument für
                                 die Pflanzenwelt, um jedes vegetabilische Einzelwesen als
                                 solches und in seiner spezifischen Geltung festzustellen
                                 und ihm den geeigneten Platz in der Gesamtheit der
Carl Peter Thunberg, 1808        Pflanzenwelt   zuzuweisen: Er ordnete die Objekte in 24
                                 Klassen, die sich nach Form und Anzahl der pflanzlichen
                                 Sexualorgane Stempel und Staubbeutel richten. Die Be-
   nennung der jeweiligen Pflanze erfolgte dann mit dem lateinischen Namen von Gattung
   und Art. Diese einfachen zweiteiligen Namen sind in der Pflanzen- und in der Tierwelt
   bis heute allgemein gültig geblieben.
   Thunberg als direkter Schüler von Linné konnte seine botanischen Freunde in Japan als
   erster über das neue europäische Pflanzensystem informieren. Aber sein Aufenthalt war
   zu kurz für tiefer gehende Studien, außerdem muss die dabei benutzte lateinische No-
   menklatur eine besondere Herausforderung für Japaner gewesen sein.
   In Europa erschien 1784 Thunbergs Flora Japonica mit der Beschreibung der japanischen
   Pflanzenwelt nach dem System der wissenschaftlichen Klassifizierung seines Lehrers in
   lateinischer Sprache. Im Anhang befindet sich noch ein Catalogus Kaempferi, denn auch
   Thunberg hatte die Schriften seines Vorgängers eingehend studiert und sogar ein
   Exemplar davon als Geschenk an seine japanischen Botanikfreunde nach Deshima mit-
   genommen.

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