März / April 2020 - Kloster Mariastein

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März / April 2020 - Kloster Mariastein
Mariastein                März / April 2020

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März / April 2020 - Kloster Mariastein
Inhaltsverzeichnis
     «Mariastein» Nr. 2
     März / April 2020

     Der Kreuzweg Jesu als Weg unserer              Wallfahrtschronik Juli bis Dezember 2019
     ­eigenen Nachfolge Jesu                        Seite 28
      Zur Fastenzeit
      P. Lukas Schenker                             Informationen
      Seite 4                                       März und April 2020
                                                    Seite 29
     Predigt
     Gott rettet                                    Kirchenmusik in Mariastein
     P. Ludwig Ziegerer                             Seite 38
     Seite 8
                                                    Buchbesprechungen
     Neue Wallfahrtsassistenz                       Seite 42
     Dr. Olivia Forrer stellt sich vor
     Seite 10                                       Impressum
                                                    Seite 55
     Gebetstexte
     Seite 11                                        Hinterglasbilder im Kloster (2):

     Am Puls der Klosterzeit                         Maria Magdalena unter
     Abt Peter von Sury
     Seite 12                                        dem Kreuz
                                                     Mit Maria standen auch Maria Magdalena
     Zeugnis einer Gebetserhörung                    und andere Frauen unter dem Kreuz
     Das gesunde Kind                                (Joh 19,25). Doch warum hier Magdalena
     Christian Friedrich                             allein? Das erinnert offenbar an die Bege­
     Seite 22                                        benheit, als bei einem Gastmahl eines Pha­
                                                     risäers eine Sünderin kam, Jesus die Füsse
     Genius loci – Einladung zu einem Tag            mit ihren Tränen benetzte und sie mit Öl
     im Kloster                                      salbte (Lk 7, 36–50). Oft wird diese Sünde­
     Typisch Mariastein – typisch benediktinisch     rin mit Magdalena gleichgesetzt, aus der
     P. Armin Russi                                  Jesus sieben Dämonen ausgetrieben hatte
     Seite 24                                        (Lk 8, 2). Der treuen Jüngerin Jesu erschien
                                                     der Auferstandene zuerst und sandte sie zu
     Verein der «Freunde des Klosters Mariastein»    den Aposteln, um ihnen die Auferstehung
     Einladung zur Jahresversammlung 2020            Jesu kundzutun (Joh 20, 18).
     Peter Felber
     Seite 27
     2

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Der Kreuzweg Jesu als Weg unserer eigenen
     Nachfolge Jesu
     Zur Fastenzeit
     P. Lukas Schenker

     Der Weg Jesu zum Kreuz                          im Gedenken an den leidenden Christus sel­
                                                     ber abschreiten konnte. Die Kreuze wurden
     Als nach der Verfolgungszeit für die Christen   mit Zeichen oder Bildern von Szenen des
     der Zugang nach Jerusalem wieder möglich        Kreuzweges Jesu geschmückt. Später wurden
     wurde, suchten sie auch die Orte auf, wo nach   in den Kirchen ähnliche Bilder oder Statuen
     der Überlieferung Jesus gelebt und gewirkt      aufgestellt, um so den Menschen, die früher
     hatte. So kam auch der Weg, den Jesus mit       nicht alle lesen konnten, bildhaft den Weg des
     dem Kreuzesbalken gegangen ist, in den Blick.   leidenden Jesu vor Augen zu stellen.
     So wurde es üblich, diesen Weg Jesu selber in   Jesu Weg zu seiner Kreuzigung begann nach
     Erinnerung an sein Leiden und Sterben abzu­     seiner Gefangennahme in Getsemani, worauf
     schreiten und so Jesus auf diese Art nachzu­    er vor den Hohen Rat gebracht wurde. Der
     folgen. Die Franziskaner, die schon im          Hohe Priester befragte ihn direkt, ob er der
     Heiligen Land ansässig waren, haben diese       Sohn Gottes sei. Jesu bekannte sich dazu. Das
     fromme Übung gepflegt und sie auch ins          war in den Augen des Hohen Priesters Gottes­
     Abendland gebracht. Um den Weg Jesu mit         lästerung, die den Tod verdiente. Da die Juden
     dem Kreuz nachzuvollziehen, stellte man         keine Macht hatten, Todesurteile auszuführen,
     Kreuze längs eines Weges auf, den man nun       überwiesen sie Jesus an Pilatus, den politischen

     Kreuzweg zur St. Anna-Kapelle.
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11. Station auf dem Weg zur St. Anna-Kapelle: «Jesus wird ans Kreuz geschlagen».

                 Machthaber im Lande. Dieser versuchte, Jesus      Reihen wir hier die einzelnen Stationen kurz
                 freizusprechen, doch auf den Ruf des Volkes       auf, so wie sie auch in unserem Kirchenge­
                 «Kreuzige ihn!» gab er Jesus frei zur Kreuzi­     sangbuch aufgezählt und mit Gebeten und
                 gung. Zuvor wurde Jesus gegeisselt und mit        Erwägungen versehen sind. (Im KG finden
                 Dornen gekrönt. Der zu Kreuzigende musste         wir zwei Kreuzwegandachten unter den Num­
                 nun den Querbalken selber zur Hinrichtungs­       mern 408 bzw. 409.)
                 stätte auf Golgota oder Calvaria tragen. Damit
                 fing der Kreuzweg Jesu an, der Weg zum Ort        1. J esus wird zum Tode verurteilt, nachdem
                 seiner Kreuzigung. Er führte von der Burg             das Volk auf die Aufhetzung des Hohen
                 Antonia, wo Pilatus residierte, hinauf zum            Rates hin seinen Tod verlangt hatte.
                 Ort, wo normalerweise Hinrichtungen vollzo­       2. J esus nimmt das Kreuz auf seine Schultern.
                 gen wurden.                                           Üblich war es, dass der Verurteilte den
                                                                       Querbalken selber zur Hinrichtungsstät­
                 Die Kreuzwegandacht                                   te tragen musste.
                                                                   3. Jesus fällt zum ersten Mal unter dem
                 Normalerweise hat die Kreuzwegandacht vier­           Kreuz. Die Verhaftung am Vorabend in
                 zehn Stationen, die an bestimmte Szenen auf           Getsemani, die Vorführung vor den Ho­
                 dem Leidensweg Jesu erinnern. Anfänglich              hen Rat und hernach vor Pilatus, die
                 sollen es nur sieben gewesen sein – sieben ist        grausame Geisselung, das alles musste
                 ja eine biblische heilige Zahl. Doch sie wurden       Jesus leiblich und seelisch geschwächt ha­
                 dann auf das Doppelte erweitert. Dabei wur­           ben, sodass sein mehrmaliges Fallen un­
                 den Szenen eingebaut, die nicht unbedingt so          ter der Kreuzeslast verstehbar ist.
                 auf dem Leidensweg Jesu bezeugt sind.
                                                                                                                5

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4. J esus begegnet seiner Mutter. Diese Szene     12. J esus stirbt am Kreuz. Auf die Verge­
          ist in der Leidensgeschichte der Evange­          bungsbitte Jesu «Vater, vergib ihnen,
          lien nicht bezeugt. Aber wenn hernach             denn sie wissen nicht, was sie tun!» (Lk
          Maria nach dem Johannesevangelium 19,             23, 34) ruft Jesus: «Mein Gott, mein
          25–27 unter dem Kreuz stand, folgte sie           Gott, warum hast du mich verlassen?»
          wohl auch ihrem leidenden Sohn auf sei­           (Mt 27, 46) und übergibt sich seinem Va­
          nem Leidensweg.                                   ter: «Vater, in deine Hände lege ich mei­
     5. S imon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tra-       nen Geist.» (Lk 23, 46). Dann sprach er:
          gen. Es ist ein Zeichen menschlichen              «Es ist vollbracht.» (Joh 19, 30).
          Mitleids, dass die Soldaten einen daher­      13. J esus wird in den Schoss seiner Mutter ge-
          gelaufenen Feldarbeiter zwingen, dem              legt. Das wird in der Leidensgeschichte
          geschwächten Jesus das Kreuz zu tragen.           nicht erzählt. Aber wenn Maria nach Jo­
     6. Veronika reicht Jesus das Schweisstuch. Die­       hannes unter dem Kreuz stand (Joh 19,
          se Szene finden wir nicht in den Passions­        25–27), dann ist sie gewiss auch bei der
          berichten. Sie soll zu den klagenden Frau­        Kreuzabnahme anwesend. So nimmt sie
          en am Kreuzweg Jesu gehört haben (vgl. die        ihren toten Sohn entgegen (Pietà), bevor
          8. Station). Nach der Legende hat sie Jesus       er ins Grab gelegt wird.
          als Liebesdienst ihr Schweisstuch gereicht,   14. Jesus wird ins Grab gelegt. Der Lebensweg
          worauf sich sein blutbeschmiertes Antlitz          Jesu, der ihn durch Verspottung, Leiden
          abbildete. Das Schweisstuch und seine Ko­          und Kreuz geführt hat, ist zu Ende. Aber
          pien fanden später grosse Verehrung.               seine Grablegung ist nicht das Ende. Der
     7. Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem               Vater wird ihn am dritten Tag auferwe­
          Kreuz. Trotz Mithilfe des Simon bricht             cken. Darum wird bei Kreuzwegen manch­
          Jesus wieder zusammen.                             mal eine 15. Station angefügt: Der leucht­
     8. Jesus begegnet den weinenden Frauen. Da­            ende Auferstandene mit der Siegesfahne.
          von berichtet nur das Lukasevangelium
          23, 27–31. Sie wollen den leidenden Jesus     In Gedanken mit Jesus seinen Kreuzweg
          mit ihrer Anteilnahme trösten. Doch er        abschreiten
          verweist sie auf das kommende Schicksal
          Jerusalems. Dann werden vor allem die         Der Kreuzweg mit seinen 14 (bzw. 15) Statio­
          Mütter mit Kindern zu leiden haben.           nen kann uns helfen, den schweren Leidensweg
     9. J esus fällt zum dritten Mal unter dem         Jesu, den er für uns sündige, erlösungsbedürf­
          Kreuz. Der ganze Kreuzweg war für Jesus       tige Menschen auf sich genommen hat, betend
          eine körperlich wie auch seelische Tortur,    zu betrachten und auf diese Weise unsere
          die ihn ans Ende seiner Kräfte brachte.       eigene, persönliche Nachfolge Jesu zu stärken.
     10. J esus wird seiner Kleider beraubt. Übli­     Man muss nicht unbedingt den einzelnen Sta­
          cherweise wurde der zu Kreuzigende            tionen zu Fuss nachgehen. Man kann den
          nackt ans Kreuz geschlagen. Darnach           Kreuzweg auch ganz in Stille in Gedanken
          verteilten die kreuzigenden Soldaten          «abschreiten». Wenn wir uns mit ihm im Geiste
          durch Los die Kleider des Gekreuzigten.       verbinden, geht er mit uns und wir gehen mit
          Nach Johannes 19, 23 f. wird aber sein        ihm den Weg durch sein Leiden und Kreuz. So
          nahtloses Untergewand ebenfalls durch         hoffen wir, einst auch mit ihm Anteil zu erhal­
          Los einem einzigen Soldaten zugewiesen.       ten an seiner Auferstehung.
     11. Jesus wird ans Kreuz geschlagen. Nach sei­    Zudem: Wenn wir leiden müssen, kann uns
          ner Auferstehung zeigt Jesus den Seinen       die Betrachtung des Leidensweges Jesu helfen,
          seine Wunden an Händen und Füssen             unsere Leiden und Beschwerden mit Jesus
          (Lk 24, 39). Sie werden zum Erkennungs­       zusammen zu tragen. Er begleitet uns und hilft
          zeichen des aus dem Grab Erstandenen.         uns tragen, was immer uns beschieden ist.
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März / April 2020 - Kloster Mariastein
Die Geheimnisse des schmerzhaften Rosen­         Der andere Kreuzweg führt den Waldrand ent­
                 kranzes nehmen fünf Szenen aus dem Lei­          lang zur St. Anna-Kapelle. Das ist ein alter Pil­
                 densweg Jesu auf. Dabei betrachten wir sie an    gerkreuzweg, der vom Mariasteiner Abt
                 der Hand der Muttergottes, die ja auch mit       Augustin Reutti (Abt 1675–1695) errichtet
                 Jesus den Kreuzweg gegangen ist, steht sie       wurde. 1827 wurde er erneuert. Im Zusam­
                 doch am Ende unter dem Kreuz mit Johannes        menhang mit der Renovation der St. Anna-
                 und andern Frauen.                               Kapelle wurden 1956 die Steinkreuze renoviert
                                                                  und mit runden Messingplatten versehen. In
                 Kreuzwege in Mariastein                          diese wurden nach Zeichnungen des Künstlers
                                                                  Ferdinand Schott die Stationsbilder durch die
                 In Mariastein gibt es zwei Kreuzwege, die die    Cliché-Firma Schwitter in Basel eingeätzt. Die
                 Gläubigen abschreiten können. Der eine           Kosten übernahm damals ein Wohltäter. 1992
                 Kreuzweg befindet sich ist in der Klosterkir­    wurden die Kreuze und die Platten letztmals
                 che. An den beiden Seitenwänden sind die         gereinigt. Wer heute den Kreuzweg abschrei­
                 14 Stationen-Reliefs der Münchner Firma          tet, merkt bald, dass diese Stationskreuze wie­
                 Josef Mayer (seit 1900) angebracht.              der einmal gereinigt werden müssten.

                 Kreuzweg in der Klosterkirche – 3. Station: «Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz» und
                 4. Station: «Jesus begegnet seiner Mutter».
                                                                                                                 7

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März / April 2020 - Kloster Mariastein
Predigt
     Gott rettet

     P. Ludwig Ziegerer

     Im Sommer war eine kleine Nachricht aus
     einem arabischen Dorf in Nordisrael zu lesen:
     Matal, eine Palästinenserin, 17 Jahre alt,
     schön, eigenständig, verliebt in einen Israeli.
     Ihre Familie glaubte trotz all ihrer Beteuerun­
     gen, es handle sich um ein sexuelles Verhält­
     nis und damit um einen schweren Verstoss
     gegen die jahrhundertealte Familienehre. Ihr
     eigener Bruder trachtete ihr nach dem Leben,
     und sie musste fliehen und sich verstecken.
     Vielleicht ahnen wir durch diese moderne
     Geschichte aus Israel, welch ungeheure
     Sprengkraft in den einfachen Worten des Mat­
     thäus Evangeliums enthalten ist: «Noch bevor
     Maria und Josef zusammengekommen waren,
     zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete.» In was
     für eine Situation sind da Maria und Josef
     geraten! – Denken wir darüber nach.
     Mit der Geburt von Gott ist es so: Eine Frau und
     ein Mann planen ein gemeinsames Leben. Da
     zeigt sich: Die Frau ist schwanger. Offenbar
     haben die beiden noch nicht miteinander geschla­
     fen, denn für den Mann ist die Schwangerschaft
     ein Problem. Er denkt nach und entscheidet, dass
     er die Frau nicht blossstellen will. Deshalb
     beschliesst er, sie in aller Stille zu verlassen.
     Immerhin, eine grossherzige Haltung in einer
     Welt unbarmherziger Ehrenkodexe. Und den­
     noch denke ich, dass der Mann die Frau auch
     dann blossstellt, wenn er sie verlässt. Eine
     schwangere Frau still verlassen, das mag ratio­      Gemälde im Kloster von Elisabeth Geyer aus
     nal eine Lösung sein. Ihr keine Vorwürfe             Burg i. L., 1. H. 19. Jh.: Maria, Josef, Elisa­beth,
     machen, keinen Konflikt riskieren, nicht über        Jesus und Johannes.
     das Schwierige sprechen, sie vielleicht einem
     andern Geliebten überlassen. Eine schwangere         gar einer Gefahr aussetzen. Nach der Überlie­
     Frau still verlassen wird – so denke ich jeden­      ferung im apokryphen Evangelium des Jako­
     falls – die Frau in eine grosse Krise stürzen, sie   bus und der Darstellung im Koran (Sure 19,
     8

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27 f.) wird Maria der Hurerei beschuldigt. Sie       die Botschaft Gottes an und lässt sich zum
                 wird in jedem Fall die Blossgestellte sein. Und      Werkzeug für das rettende Eingreifen Gottes
                 sie wird unter diesem Schweigen leiden, weil         in der Welt machen. Er wird zum Vater und
                 sie es nicht einordnen und deuten kann.              Beschützer des kleinen verletzlichen Gottes­
                 Josef liebte Maria wirklich. Die Sache liess ihn     kindes in manchen kritischen Situationen.
                 nicht los. «Noch während er darüber nach­            Und wir, die wir nur noch wenige Tage vor
                 dachte …», heisst es. Die Angelegenheit war          Weihnachten stehen? Wird Gott auch bei uns
                 für ihn keineswegs erledigt. Die Macht der           auf Gehör stossen? Kreisen meine Gedanken
                 Liebe war in ihm stärker als alle gesellschaft­      in diesen letzten Tagen vor Weihnachten vor
                 lichen Normen, und so eröffnete Gott ihm             allem um mich? Hat Gott wenige Tage vor
                 einen Weg, indem er ihn aufforderte, Maria,          dem Fest noch die Chance, mich als Werkzeug
                 seine Verlobte, nicht zu verstossen, sondern in      zu gewinnen für eine gute und selbstlose Tat?
                 sein Haus zu nehmen.                                 «Gott mit uns» – der Immanuel, kommt als
                 «Zum Glück hat der nachdenkliche, schweig­           Retter für all die, die verdächtigt, abgeschrie­
                 same und gerechte Mann einen Draht zu                ben, abgestempelt und vorverurteilt werden.
                 Gott. Zum Glück hat er Träume. Zum Glück             Stelle ich mich mit ihm an ihre Seite? – Die
                 glaubt er dem, was er im Traum hört. Zum             Liebe und Treue Josefs zu Maria machen ihn
                 Glück erkennt er darin den Willen von Gott.          zum Gerechten, der sich eben nicht vom übli­
                 Zum Glück entscheidet er sich für die Frau           chen Denken und Verurteilen bestimmen
                 und das Kind.                                        lässt, weil er ahnt, dass Gottes Gerechtigkeit
                 Ein werdendes Kind ist in jedem Fall ein             immer grösser ist als die menschliche.
                 Geschenk der göttlichen Geistkraft ganz
                 gleich, wer Mutter und Vater sind. Ein Kind          Predigt gehalten am 4. Adventssonntag 2019
                 bedarf in jedem Fall des Schutzes verantwor­         zu Mt 1, 18–24.
                 tungsvoller Erwachsener, Menschen, die sagen:
                 Ja, du bist ein Kind Gottes. Wir lieben dich.»
                 (Hildegard Aepli)
                 Und Gott fordert auch Josef auf, seinem Plan          Predigten
                 zu trauen, der sich im vorgesehenen Namen für         In lockerer Folge drucken wie Predigten der
                 das Kind ausdrückt: Jesus bedeutet «Gott ret­         Mönche ab, die vorwiegend in ­Mariastein
                 tet». Wenn man sich die ganze Situation vor­          gehalten werden.
                 stellt, in die Josef hineingeraten ist, erahnt man
                 erst die Worte: «Gott rettet» und «Gott ist mit
                 uns» – Immanuel. Diese Worte waren für Josef
                 tatsächlich Zusage und Verheissung.
                 Als ich einmal mit einer Schulklasse zur Gna­
                 denkapelle ging, fragte ein etwas kecker Bub:
                 «Warum sieht man hier nur Maria, und immer
                 ist nur von Maria die Rede, dabei hat doch
                 Josef so viel Gutes getan für Maria und
                 Jesus.» – Da musste ich ihm voll recht geben,
                 und er war dann zufrieden, als ich ihnen noch
                 die Josefskapelle zeigte.
                 In der Tat, Josef ist eine der grossen adventli­
                 chen Gestalten, die der Menschwerdung Got­
                 tes den Weg bereiten, eine Gestalt, die aber in
                 unserem adventlichen Denken und Feiern oft
                 übersehen und vergessen wird. Josef nimmt
                                                                                                                     9

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März / April 2020 - Kloster Mariastein
Neue Wallfahrtsassistenz
     Dr. Olivia Forrer stellt sich vor

     «Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.»         Jetzt freue ich mich auf die Herausforderung,
     Diesen Ausspruch von Faust könnte man als           in der Wallfahrt mitzuarbeiten und neue
     Motto über meinen Ausbildungsweg stellen.           Ideen einzubringen und so weitere Führungen
     Es hat aber nicht, wie bei Faust, mit hellen        und Events zu entwickeln. Ich bin gespannt
     und dunklen Mächten zu tun. Nur, wenn               auf all die unterschiedlichen Begegnungen
     Menschen hören, was ich gemacht habe, fra­          und Aufgaben.
     gen sie meistens: Wie passt das zusammen?           Mariastein als Wallfahrtsort hat mich schon
     Wie kommt man auf diese Idee? Geht das?             immer fasziniert und angesprochen, und so
     Für mich ist das weder ein Problem noch ein         freue ich mich erst recht, dass ich mich jetzt
     Dilemma.                                            da mit meinen Ideen und Fähigkeiten ein­
     Aber am besten gehe ich an meinen Ursprung.         bringen kann.
     Aufgewachsen bin ich in Allschwil, wo ich die
     obligatorischen Schulen besucht habe. Die
     Matura habe ich in Basel gemacht und danach
     dort Chemie studiert. Für meine Dissertation
     wollte ich mal von Basel und Umgebung weg
     und ging deshalb an die Universität Zürich.
     Aber wie es das Schicksal wollte, kam ich
     durch den Ruf meines Doktorvaters an die
     Universität Basel wieder zurück.
     Auch während meiner Anstellung als Wissen­
     schaftliche Mitarbeiterin an der damaligen
     Zürcher Hochschule Winterthur blieb mein
     Zuhause Basel. In dieser Zeit entstand der
     starke Wunsch, mich beruflich zu verändern
     und meiner zweiten Seele ein bisschen mehr
     Raum zu geben. So studierte ich an der Uni­
     versität Fribourg Theologie mit Schwerpunkt
     Ethik. Nach dem Abschluss arbeitete ich sieben
     Jahre als Pastoralassistentin in Aesch, bevor ich
     an die Fachhochschule Nordwestschweiz in
     Brugg auf die Fachstelle Religion wechselte.
     Dort unterrichtete ich die ersten drei Jahre
     zusätzlich Chemie an der Hochschule für Tech­
     nik. Nach fünf Jahren schlug ich einen neuen
     Weg ein und arbeitete bis zum jetzigen Stellen­
     wechsel als Seelsorgerin im Claraspital Basel.
     10

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Herzlich willkommen!                                       Mariastein wird in Zukunft noch stärker eine
                                                                            Zentrumsfunktion in allen Bereichen von
                 Eine bekannte Politikerin unserer Region                   Liturgie und Seelsorge, aber auch in Katechese
                 fragte kürzlich, wie es im Kloster mit unserem             und Glaubensvertiefung einnehmen. Wir sind
                 Engagement für die Frauen aussehe. Nun, so                 zur Überzeugung gekommen, dass unsere
                 schlecht sieht es bei uns nicht aus in Anbetracht          Angebote für die verschiedenen Gruppen, aber
                 dessen, dass wir ein Männerkloster der katho­              auch für Einzelpersonen, die in ihrer Wohnge­
                 lischen Kirche sind. Da gibt es freilich einige            meinde ohne kirchliche Heimat sind, erhalten
                 Grenzen, aber innerhalb diesen Vorgaben dür­               und erweitert werden sollen. Aber das können
                 fen wir mit einigem Stolz sagen: Mehr als 50 %             wir nicht alles allein leisten.
                 unserer Angestellten sind Frauen. Sie arbeiten             Deshalb möchten wir die Wallfahrt neu aus­
                 in allen möglichen Bereichen des Klosters und              richten, das heisst Bewährtes pflegen und ver­
                 sind auch in verantwortungsvollen Positionen               bessern. Es braucht aber auch neue Angebote,
                 anzutreffen wie z. B. in der Leitung der Betriebe,         z. B. für Menschen mit Migrationshinter­
                 der Klosterbibliothek und des Gästehauses.                 grund, für Kinder und Jugendliche. Es wird
                 Und das alles ohne Frauenquoten!                           die vornehmliche Aufgabe des Wallfahrts­
                 Ab April begrüssen wir unter unseren Angestell­            teams sein, die Migrationspastoral zu unter­
                 ten neu Frau Dr. Olivia Forrer, die sich auf die           stützen und neue Angebote für Kinder und
                 Stelle als Wallfahrtsassistenz beworben hat. Mit           Jugendliche zu finden.
                 ihr haben wir nun erstmals auch im theologischen           Wir wünschen Frau Forrer viel Freude und
                 Bereich eine Mitarbeiterin. Diese Stelle haben wir         Gottes Segen in ihrer neuen Aufgabe in
                 im Rahmen des Projekts «Mariastein 2025»                   Mariastein.
                 geschaffen. Wozu, fragen Sie sich vielleicht.                                           P. Ludwig Ziegerer

                   Gebet zu Karfreitag                                       Text zu Ostern

                   Bejubelt und verehrt                                      Der Tod ist überwunden, das Leben hat gesiegt
                   Fallen gelassen, verspottet und verhöhnt                  Das dürre Holz weicht dem jungen Grün
                   Verurteilt und gekreuzigt                                 Die Nacht weicht einem neuen Morgen
                   Menschen fühlen sich verlassen und verraten               Du, Gott, hast Jesus auferweckt
                   Dunkelheit ist hereingebrochen                            Wir sind nicht gefangen im Grab unserer Ängste
                   Dunkel gibt es auch in unserm Leben                       Nicht festgenagelt an das Kreuz unseres V
                                                                                                                     ­ ersagens
                   Hoffnung, die nicht mehr da ist                           Nicht gelähmt von den Sorgen um unsere Zukunft
                   Kreuze in unserm Leben, in unserem Alltag                 Du, Gott, führst uns aus dem Dunkel ins Licht
                   Du hast das Kreuz für alle auf dich genommen              Aus der Ohnmacht zu neuer Kraft
                   All unsere Sorgen und Nöte dürfen wir dir anvertrauen     Aus dem Tod ins Leben
                   Du nimmst sie an, du wandelst sie so wie sich das tote    Ostern!                              Olivia Forrer
                   Holz des Kreuzes in lebendes Grün verwandelt
                   Wir vertrauen darauf, dass nach Karfreitag
                   Ostern kommt                                              Gebete und Gebetstexte
                   Lass uns diese Hoffnung nicht verlieren
                   Schenke uns die Kraft, mit unsern eigenen ­K reuzen       Neu wird in jeder Ausgabe dieser Zeit­
                   umgehen zu können                                         schrift ein Gebet oder ein Gebetstext abge­
                   Wir danken dir, dass du es immer wieder neu mit uns       druckt. Ausgesucht oder verfasst werden sie
                   wagst und wir mit dir den Weg des Lebens gehen dürfen     von den Mönchen resp. der Wallfahrt.
                   Amen                                   Olivia Forrer     Den Anfang macht Olivia Forrer.

                                                                                                                              11

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Die Gottesdienstgemeinde in der Kapelle des Spitals Dornach am 21. Dezember 2019.

     Pfarrer Felix Terrier erläutert, wie die          Pfarrer Felix Terrier entnimmt dem Altar die
     Profanierung des Altars vor sich gehen wird.      Reliquien des heiligen Bruder Klaus.

     Der leere Altar und der leere Tabernakel weisen darauf hin, dass in der Kapelle kein Gottes-
     dienst mehr gefeiert wird.

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Am Puls der Klosterzeit
                 Mariasteiner Agenda

                 Abt Peter von Sury

                 Alles hat seine Zeit

                 Im Dezember meldete sich bei der mittäglichen
                 Tischlesung nach rund zweieinhalb Jahren wie­
                 der der alttestamentliche Skeptiker Kohelet zu
                 Wort. Seine zwölf Kapitel sind Teil der bibli­
                 schen Weisheitsliteratur. Kohelet, eine literari­
                 sche Kunstfigur, fasst seine zwiespältige
                 Lebenserfahrung in dem Wort zusammen:
                 «Windhauch, Windhauch», sagte Kohelet,
                 «Windhauch, Windhauch, das ist alles Wind­
                 hauch … Eine Generation geht, eine andere
                 kommt. Die Erde steht in Ewigkeit. Die Sonne,
                 die aufging und wieder unterging, atemlos jagt
                 sie zurück an den Ort, wo sie aufgeht … Was
                 geschehen ist, wird wieder geschehen, was man
                 getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts
                 Neues unter der Sonne» (1,1–9). Trotz allen Vor­    Mitreissende Fröhlichkeit: P. Ludwig und
                 behalten vernehmen Juden wie Christen in den        Br. Martin in einer Arbeitspause.
                 Belehrungen Kohelets das «Wort des lebendigen
                 Gottes», ein Echo der göttlichen Weisheit. «Ein     Solche Gedanken erwog ich beim Übergang
                 Hauch nur ist jeder Mensch» (Psalm 49), nicht       vom alten ins neue Jahr. Unaufgeregt und im
                 mehr, aber auch nicht weniger! «Haucht der          traditionellen Rahmen vollzog sich in der Sil­
                 Mensch sein Leben aus und kehrt er zurück zur       vesternacht der Jahreswechsel. «Neues Licht der
                 Erde, dann ist es aus mit all seinen Plänen»,       Schöpfung» war in der meditativen Feier um
                 belehrt uns Psalm 146. Noch einmal Kohelet          23 Uhr angesagt. Um Mitternacht das Glo­
                 im O-Ton: Lebensfreude – «Da pries ich die          ckengeläut und «Grosser Gott, wir loben dich».
                 Freude; denn es gibt für den Menschen kein          Dazu ein guter Vorsatz: Besser, aufmerksamer,
                 Glück unter der Sonne, es sei denn, er isst und     wacher zuhören möchte ich. Ein Jahr lang dazu­
                 trinkt und freut sich. Das soll ihn begleiten bei   lernen! Nach wie vor habe ich meine Freude
                 seiner Arbeit während seiner Lebenstage, die        daran, die Weihnachts- und Neujahrspost
                 Gott ihm unter der Sonne geschenkt hat» (8,15).     handschriftlich zu verfassen und zu beantwor­
                 Anpacken – «Alles, was deine Hand, solange du       ten, ist der Jahreswechsel auch mit einem neuen
                 Kraft hast, zu tun vorfindet, das tu!» (9,10).      Schreibgefühl, mit einer speziellen Sinnlichkeit
                 Gottesfurcht – «Hast du alles gehört, so lautet     verbunden. Wie lässt sich die neue Jahreszahl
                 der Schluss: Fürchte Gott und achte auf seine       2020 möglichst elegant und leserlich schreiben?
                 Gebote!» (12,13).                                   Die Zwei mit der Null kombinieren, ohne die
                                                                                                                   13

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Füllfeder abzusetzen, ergibt einen schwungvol­      mit der Spannung zwischen «Klosterleben»
     len Schriftzug, ein Jahr lang. «Alles hat seine     und «Wallfahrt» umgehen wollen, das alles
     Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Him­          werden wir weiter bedenken und zu gegebener
     mel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum      Zeit die nötigen Entscheidungen treffen und
     Gebären und eine Zeit zum Sterben …», auch          Änderungen einführen. Mit einem Zitat von
     das wusste Kohelet (3,1–8). Allerdings: Dass        Wolfgang Biermann – «Nur wer sich wandelt,
     Zeit auch Geld ist, das wusste er (noch) nicht!     bleibt sich treu» – ermutigte uns der Referent,
                                                         die «Narrenfreiheit», die uns gegeben ist,
     Zeit zum Nachdenken                                 umzusetzen und uns auf ungewohnte Alterna­
                                                         tiven einzulassen.
     Klosterintern bieten uns die Jahresexerzitien
     Zeit zum Nachdenken und zur geistlichen             Zeit für Begegnungen
     Erneuerung. Vom 25. bis 29. November 2019
     weilte der Franziskanerpater Br. Raphael Fäss­      Zum Projekt «Mariastein 2025» gehört, dass
     ler (Maria Dreibrunnen / Bronschhofen SG)           wir uns Zeit nehmen für Begegnungen von
     bei uns. In seinen Betrachtungen ging er ein        Mensch zu Mensch, dass wir Gruppen und Ins­
     auf die Situation des Menschen aus der Sicht        titutionen einladen und ihnen einen Einblick
     der Urerzählungen im Buch Genesis und ent­          gewähren in unsere Pläne und Planungen. Da
     faltete im zweiten Teil, wie nach dem hl. Fran­     steht schnell die Frage im Raum nach der
     ziskus von Assisi die Erlösung und die              Zukunft der Klostergemeinschaft: Was, wenn
     vollkommene Freude als Quelle des christli­         ihre Grösse weiter zurückgeht? Wie lange gibt
     chen Lebens zu verstehen sind.                      es euch noch? Was kommt nachher? – Meine
     Es folgten vom 14. bis zum 16. Januar drei          Antwort: Auf absehbare Zeit gibt es uns als
     Klausurtage, an denen wir Abtpräses Christian       Klostergemeinschaft, die sich des Lebens freut,
     Meier (Engelberg) bei uns begrüssen durften.        das Lob Gottes singt, für die Menschen da ist
     Er besprach mit den Mitbrüdern die Situation,       und ihnen geistliche Dienste und religiöse
     die früher oder später eintreten wird, wenn         Angebote erbringt. «Dominus providebit» steht
     nämlich die innerklösterliche Leitungsfunk­         auf jedem Fünfliber. Mit diesem Wort beant­
     tion neu zu besetzen ist, sprich, wenn es in fünf   wortete Abraham die Frage seines Sohnes Isaak:
     Jahren zur Abtwahl kommen wird. Dabei sind          «Gott wird dafür sorgen!» (Genesis 22,8). Hin­
     etliche kirchenrechtliche Vorgaben zu berück­       gegen benötigen wir, jetzt und zunehmend in
     sichtigen, die rechtzeitig bedacht sein wollen.     den kommenden Jahren, Entlastung in den All­
     Während zweier Tage war dann Herr Ruedi             tagsgeschäften, Unterstützung in betrieblicher
     Odermatt unser Gast. Er war im Juli 2019 für        Hinsicht und Kooperationen für die Wall­
     eine einmonatige Auszeit bei uns. Der Gemein­       fahrtsseelsorge, Aufgaben und weitere Tätig­
     deleiter aus Steinhausen ZG forderte uns auf        keitsfelder. Mariastein soll auch in Zukunft
     anregende Art heraus, uns mit den Tätigkei­         leben und entwicklungsfähig bleiben und aus­
     ten, Aufgaben und Örtlichkeiten zu befassen,        strahlen als Wallfahrtsort, als Ort der Begeg­
     die unseren klösterlichen Alltag in Mariastein      nung und der Gastfreundschaft, des kulturellen
     prägen: mit unserem gemeinschaftlichen und          Austauschs und des geistlichen Innehaltens.
     zugleich öffentlichen Gebet, unserem Pilger­        Das ist unser Anliegen, weshalb wir auch unbe­
     ort, unseren (Gottesdienst-)Räumen, in denen        dingt Sorge tragen wollen zu dem einladenden
     wir uns aufhalten und bewegen. Ob und wie           architektonischen Ensemble und zur intakten
     sich seine Anregungen und Denkanstösse auf          Landschaft. Auf dieses Ziel sind die einzelnen
     die Gestaltung und die Abläufe der Liturgie         Aspekte des Projekts ausgerichtet. Dazu gehört
     und des Chorgebets, auf unser Auftreten, auf        auch das Knüpfen von Netzwerken, damit
     unsere innere und äussere Haltung beim Got­         unser Anliegen von möglichst vielen verstan­
     tesdienst auswirken werden, aber auch, wie wir      den, mitgestaltet und hinausgetragen wird.
     14

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beisteuern konnte, bildet den Abschluss der
                                                                  Reihe «Die Bauernhäuser der Schweiz». Der
                                                                  guten Nachbarschaft diente die Einladung des
                                                                  Postenchefs und seines Stellvertreters des Poli­
                                                                  zeipostens Mariastein, Patrick Oser und Chris­
                                                                  tian Bieler, am Tag des heiligen Nikolaus.
                                                                  Gleichentags war ich in aller Herrgottsfrühe in
                                                                  der GSA Schürfeld beim KMU-Brunch, zu dem
                                                                  die Leimentaler Raif­feisen­banken einen Gast
                                                                  einladen. Ein paar Tage später folgte Br. Martin
                                                                  der Einladung zum adventlichen Mittagessen
                                                                  der Senioren in Burg, ausgerichtet von der Pro
                                                                  Senectute. An Silvester besuchten 45 Frauen des
                                                                  Säkular­ institutes der «Missionarie Scalabri­
                                                                  niane» unser Heiligtum, um ihre mehrtägigen
                 Informationstreffen des Gesamtregierungsrats     Jahresexerzitien zu beginnen, die sie in Solo­
                 des Kantons Basel-Stadt, mit Abt Peter und        thurn fortsetzten. Dort wurde 1961 ihre
                 Mariano Tschuor.                                 Gemeinschaft gegründet, dort haben sie heute
                                                                  im ehemaligen Kloster St. Josef ihr Zentrum.
                 In den letzten Wochen kam es im Kloster zu       Eine schöne Idee war es, die Erstkommuni­kan­
                 den folgenden Begegnungen: Gesamtregie­          ten unseres Pastoralraumes am Samstag,
                 rungsrat des Kantons Basel-Stadt (25. Novem­     18. Januar, in Mariastein zu versammeln, um
                 ber), Pastoralraumrat der umliegenden            hier gemeinsam ihre Vorbereitung auf den
                 Kirchgemeinden und Pfarreien ­(Pastoralraum      ­Weissen Sonntag zu beginnen. So konnten die
                 solothurnisches Leimental, 11. Dezember),         Kinder und ihre Familien unseren Wallfahrts­
                 Kantonsgericht des Kantons Basel-Landschaft       ort mit seinen Kirchen und Kapellen kennen­
                 (19. Dezember), Frauen und Männer, die die        lernen. Am 23. Januar war ein Vertreter des
                 Bezirke Dorneck und Thierstein im Kantons­        Klosters zum «Danke schön!»-­Nachtessen» der
                 rat vertreten – eine Begegnung, für die sich      evangelisch-reformierten Kirch­ge­meinde des
                 auch Regierungsrat Remo Ankli und die alt         solothurnischen Leimentals eingeladen. Der
                 Regierungsräte Klaus Fischer und Walter           gesellige Anlass in der ökumenischen Kirche
                 Straumann Zeit nahmen. Auch im Hinter­            Flüh ermöglicht es, vielen alten Bekannten zu
                 grund wird viel gearbeitet. Erwähnt seien die     begegnen.
                 Neugestaltung des Klosterplatzes und die Vor­
                 bereitungsarbeiten fürs Gedenkjahr 2021.         Zeit zum Handeln
                 Daneben gibt es die «kleinen» Begegnungen, die
                 für Kitt im Zusammenleben sorgen. Da war die     Teilweise angeregt durchs Projekt «Mariastein
                 Begegnung, zu der am Montag der ersten           2025», kommt dieses Jahr innerklösterlich
                 Adventswoche die Seelsorger der ehemaligen       einiges in Bewegung. Mehrere Mitbrüder wer­
                 Dekanate Dorneck-Thierstein und Laufental        den aus dem Gebäudeteil, den wir «Gallus­
                 eingeladen sind. Da sich die herkömmlichen       haus» nennen, in den Konventbau umziehen.
                 kirchlich-pastoralen Strukturen mehr und         Dieser bildet das Kernstück des klösterlichen
                 mehr auflösen, ist solche informelle Kontakt­    ­Gebäudekomplexes. Dann werden wir alle
                 pflege für uns umso wichtiger. In der gleichen    unter einem Dach leben, das Gallushaus wird
                 Woche fuhr P. Lukas nach Olten, wo der Öffent­    frei für eine Zwischennutzung. Die Büros der
                 lichkeit das Buch «Die Bauernhäuser im Kan­       Verwaltung werden dort einziehen, sodass sich
                 ton Solothurn» vorgestellt wurde. Der Band, zu    eine bessere Trennung der Funktionen erge­
                 dem P. Lukas Material aus dem Klosterarchiv       ben wird. Zudem ist der Umbau der B
                                                                                                     ­ ibliothek
                                                                                                               15

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beschlossene Sache: Die zwei Bibliotheks­         ­ reppenstufe. Folge: Sehnenriss am rechten
                                                       T
     räume werden zu einem einzigen grossen            Knie! Ambulanz, Spital, Operation, Krücken
     Raum werden, und die elektrische Rollgestell­     und Beinschiene während acht Wochen, Phy­
     anlage wird ersetzt. Das Vorhaben verlangt        siotherapie. Also nicht Zeit zum Handeln,
     viel Detailplanung und wird vom Bibliotheks­      sondern im Gegenteil: Jede Menge Zeit, sich
     team unter Führung der Projektleiterin Frau       in Geduld zu üben! Die Zeit zwischen Weih­
     Dr. Gabriella Hanke zurzeit in die Wege gelei­    nachten und Neujahr nutzte P. Notker zum
     tet. Zeit zum Handeln wurde es ganz uner­         Handeln. Er installierte eine neue Fotoausstel­
     wartet bei der Heizung. Am Stephanstag            lung mit Bildern aus nächster Nähe: «Kennen
     entdeckte P. Norbert dank seinem wachsamen        Sie Mariastein?», lautet der fotografische
     «œil du propriétaire» in der Heizungsanlage       Rundgang durchs Kloster, der viele überra­
     eine grosse Wasserlache. Die Abklärungen          schende Perspektiven im und ums Kloster
     ergaben, dass eine Leitung durchgerostet war;     herum zeigt.
     der defekte Heizkessel musste abgeschaltet
     werden. Für das weitverzweigte Wärmesystem        Zeit zum Singen
     steht zurzeit bloss ein Kessel zur ­Verfügung –
     mitten im Winter! Das hat zur Folge, dass die     In der Bibel folgt auf Kohelet das Hohelied.
     zwei 27-jährigen Heizkessel ersetzt werden        Dieses Büchlein schlägt ganz andere Töne an,
     müssen. Eigentlich hatten wir das schon lange     handelt es doch von der reinen Freude zweier
     beabsichtigt, doch erwies sich die Umstellung     Verliebter aneinander und miteinander. Kli­
     auf eine Holzschnitzelheizung als umständli­      matisch kam dieser entzückende Text Mitte
     cher als ursprünglich gedacht.                    Januar genau zur rechten Zeit. Denn als an der
     Pech auch für P. Armin! Am Samstagabend,          Klostermauer die ersten Primeln sprossen und
     7. Dezember, nachdem er das Adventsfenster        in der Allee die Amseln zu singen und zu zwit­
     dekoriert hatte, stürzte er, mit einer Bocklei­   schern begannen, hiess es in der Bibel: «Vorbei
     ter über der Schulter, auf der drittuntersten     ist der Winter, verrauscht der Regen. Auf der
                                                       Flur erscheinen die Blumen, die Zeit zum Sin­
                                                       gen ist da» (Hohelied 2,11 f.). Wir leben im
                                                       Zeitalter von Klimaerwärmung und Klimaak­
                                                       tivisten! Zeit zum Singen war freilich schon
                                                       im Advent: Der 3. Adventsmarkt fand seinen
                                                       Abschluss am Sonntagnachmittag mit einem
                                                       offenen Singen in der Basilika. Das sorgte für
                                                       einen stimmungsvollen Ausklang. Wegen
                                                       Sturmwarnung musste der Adventsmarkt
                                                       umorganisiert werden, der trotzdem viel Volk,
                                                       Jung und Alt, nach Mariastein lockte. Für die
                                                       «Schola Laetare Jerusalem», deren Sänger dem
                                                       ehemaligen Vokalensemble entstammen, kam
                                                       ebenfalls eine Zeit zum Singen. Unter der Lei­
                                                       tung von P. Leonhard sangen sie das Prop­
                                                       rium, d. h. die Eigengesänge des 1. und
                                                       4. Adventssonntags aus dem Graduale, dem
                                                       Buch mit den gregorianischen Gesängen für
                                                       die Liturgie des ganzen Jahres. Grund zum
                                                       Singen hatten am 8. Dezember P. Nikolaus
     Nach seinem Unfall unterstützt P. Armin den       und P. Lukas. Es war der Tag ihrer diamante­
     Orgelstimmer mithilfe seiner Krücke.              nen Profess, d. h., sie haben es 60 Jahre lang
     16

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ausgehalten und haben durchgehalten als          Zeit zum Abschiednehmen
                 Benediktiner von Mariastein. Ihnen gilt die
                 Verheissung: «Wer bis zum Ende standhaft         Nochmals Kohelet: «Es gibt eine Zeit zum
                 bleibt, wird gerettet» (Markus 13,13). Gute      Umarmen und eine Zeit, die Umarmung
                 Fortsetzung!                                     zu lösen» (3,5), eine Zeit zum Kommen und
                                                                  zum Gehen, eine Zeit zum Begrüssen und zum
                                                                  Verabschieden. Am 4. Dezember fuhr P. Armin
                                                                  ins schwäbische Kloster Kellenried zur Beiset­
                                                                  zung von Frau Margret Hasenmüller. Mit ihr
                                                                  hatte er jahrelang zusammengearbeitet, v. a. bei
                                                                  der Herausgabe der 4. Auflage des «Scheyrer
                                                                  Psalters» im Jahr 2007 (vgl. «Mariastein»
                                                                  5/2019, S. 41). In die Exerzitienwoche im
                                                                  November fiel der Abschied von Br. Wilhelm
                                                                  Germann. Als Kapuzinerpater, der seit einigen
                                                                  Jahren im Kloster Baldegg wohnt, übernahm
                                                                  er 1991, als die Kapuziner Dornach verlassen
                                                                  hatten, den priesterlichen Dienst des externen
                                                                  Beichtvaters in unserer Gemeinschaft. Vier
                                                                  Mal im Jahr kam er nach Mariastein, um
                 Eucharistiefeier im Zuhause einer Teilneh-       denen, die das wünschten, die Beichte abzu­
                 merin der Adventsexerzitien. P. Leonhard         nehmen. Ein grosses Dankeschön für seine
                 spendet den Segen.                               jahrelange mitbrüderliche Begleitung, die er
                                                                  uns mit viel geistlichem Gespür erwies. Im Zei­
                 Zeit zum Singen war für die Basler Madriga­      chen der Zeit stand der Abschied am Samstag­
                 listen zum ersten Mal in der Mitternachts­       nachmittag, 21. Dezember, in der Spitalkapelle
                 messe. Unter der Leitung von Herrn Raphael       Dornach. Noch einmal wurden wir erinnert
                 Immoos führten sie zusammen mit dem «Colla       an den Weggang der Kapuziner von Dornach
                 Voce Consort» Musik von Antonio Vivaldi          im Jahr 1991. Damals übernahmen es die
                 auf. Das neue Jahr war erst vier Tage alt, als   katholischen und reformierten Pfarrer der
                 sich wiederum Gelegenheit zum Singen bot.        umliegenden Gemeinden, am Samstag um
                 Am Samstag, 4. Januar, trafen wir uns in der     halb vier Uhr mit den Patienten und Personen
                 Josefskapelle, um, moderiert von P. Armin,       aus der näheren und weiteren Umgebung Got­
                 «Lieder von Maria» zu singen, eine kleine        tesdienst zu feiern. Fast dreis­sig Jahre lang fei­
                 Hommage an den Bilderzyklus von Stella           erte am letzten Samstag des Monats ein Pater
                 Radicati zum Leben Marias. Tags darauf eröff­    von Mariastein in der schmucken Kapelle die
                 nete das Neujahrskonzert die Konzertreihe mit    heilige Messe. Es entstand eine Vertrautheit
                 festlicher Musik für Orgel und Trompete.         mit den «Stammgästen», eine Verbundenheit
                 Fünf Wochen zuvor, am ersten Adventssonn­        mit dem Spital, besonders mit den Helferinnen
                 tag, nahmen sich die Singknaben der St. Ursen­   und Helfern, welche durch ihren Einsatz diese
                 kathedrale Solothurn Zeit zum Singen. Unter      religiöse Basisversorgung gewährleisteten. Die
                 dem Titel «Sing joyfully!» boten sie unter der   Veränderungen im Spital- und Gesundheits­
                 Leitung von Herrn Andreas Reize mit ihren        wesen, die Ablösung der Generationen, die per­
                 reinen Stimmen ein gehaltvolles Advents- und     sonellen Engpässe auf kirchlicher Seite, der
                 Weihnachtsprogramm in der voll besetzten         spitalinterne Raumbedarf führten zum Ent­
                 Kirche dar. Singen macht hungrig! Deshalb        scheid, die Kapelle als Gottesdienstort nach 60
                 blieben die jungen Sänger bei uns zum wohl­      Jahren aufzugeben. Pfarrer Felix Terrier
                 verdienten Spaghettiessen!                       (Aesch) nahm im Auftrag von Bischof Felix
                                                                                                                  17

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Gmür die kirchenrechtliche Profanierung vor,
     indem er am Schluss der letzten Messfeier die
     Bruder-Klaus-Reliquie aus dem Altar entfernte
     und das ewige Licht löschte. So ändern sich die
     Zeiten! Einen Monat später, am Fest unseres
     Kirchenpatrons Vinzenz, luden wir als Zeichen
     der Wertschätzung Herrn und Frau Bernhard
     und Erika Angst (Dornach) ein. Sie hatten
     nicht nur für den Kontakt zwischen Spital,
     Pfarramt, Patienten und Kapelle gesorgt, son­
     dern bildeten auch das verlässliche Empfangs­
     komitee für den diensttuenden Seelsorger. Wie
     angekündigt, ging am 7. Januar die Ausstellung
     «Maria» in der Josefskapelle zu Ende. In den
     Herzen vieler haben die Bilder, welche uns die
     Augen öffnen wollten für einen andern Blick
     auf die Gottesmutter, nachhaltigen Eindruck
     hinterlassen. Tags darauf wurden die Bilder
     abgeholt, ausser einem, das wir behalten durf­     P. Ludwig führte die neue Wallfahrtsassisten-
     ten: «La nascita di Gesù» (Die Geburt Christi).    tin Olivia Forrer seit Januar in ihren Tätig-
     Dafür danke ich herzlich der Künstlerin Stella     keitsbereich ein.
     Radicati und der vermittelnden Galeristin Frau
     Dorothee Deimann (KunstRaumRhein).
     Auch für den Zivildienstler Simon Svab war
     die Zeit abgelaufen. Am 23. Januar beendete er
     seinen viermonatigen Einsatz in der Klosterbi­
     bliothek. Der Januar war aber auch eine Zeit
     zum Anfangen. Frau Isabel Obrecht-Blunschi
     (Hofstetten) trat ihre Stelle in der Buchhaltung
     an, um die Betriebsleiterin zu entlasten. Die
     letztes Jahr neu geschaffene Stelle «Assistenz
     Wallfahrt» konnte im November durch die
     Wahl von Frau Dr. Olivia Forrer besetzt wer­
     den. Sie wird die Stelle am 1. April 2020 antre­
     ten (Einzelheiten siehe S. 10). Abschied und
     Neubeginn liegen meist nah beieinander und
     bedingen sich gegenseitig. So kommt es bei der
     «Mariasteiner Agenda – am Puls der Kloster­
     zeit» zu einer Ablösung.
     Von der nächsten Ausgabe an wird unser
     Prior, P. Armin Russi, diesen Part überneh­
     men. Nach zwölf Jahren höre ich damit auf,
     um mich neuen schriftstellerischen Herausfor­
     derungen zuzuwenden. Die Zeit ist reif für
     eine Änderung. Lassen Sie sich überraschen!
     Wie sagte es doch der Solothurner Dichter          P. Ludwig, P. Armin, P. Leonhard (stehend)
     Josef Reinhart (1875–1957) so treffend und         und Br. Stefan auf der U65-Wanderung im
     einfach? – «D’Zyt isch do!»                        Oktober 2019.
     18

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Adventsmarkt 2019
                   Der Mariasteiner Adventsmarkt vom
                   14. / 15. Dezember wurde vom Kloster und
                   vom Verkehrsverein Mariastein-Metzerlen
                   organisiert. Die Vorbereitung erfolgte durch
                   das OK unter der Leitung von Pia Zeugin.
                   In ihm waren vertreten die Einwohnerge­
                   meinde Metzerlen-Mariastein (Linus
                   Probst), der Adventsmarkt im Hotel Post
                   (Christine Riss), das Kloster Mariastein
                   (P. Ludwig, Theres Brunner), der Verkehrs­
                   verein Mariastein-Metzerlen (Marianne
                   Frei) und das Hotel Post (René Riss).
                   Der in den Medien stark beachtete Anlass
                   fand zum dritten Mal statt und lockte Tau­
                   sende nach Mariastein. Angeboten wurden
                   regionale Produkte, traditionelles Hand­
                   werk, Kunsthandwerk und Hofprodukte.
                   Vertreten waren 14 Klostergemeinschaften
                   aus der Schweiz und aus Frankreich, unter
                   ihnen das Kloster Beinwil. Unser Kloster       Familie Meier vom Brunnenhof, Metzerlen,
                   präsentierte Produkte von P. Norbert,          kreierte den Old Black Boy Schwarzbueb
                   P. Armin, Br. Stefan und Marianne Eisele;      Cherry Gin.
                   verkauft wurden sie von Mitbrüdern.
                   Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
                   Klosters wirkten an diversen Ständen mit.
                   Begehrt waren die 200 hübschen Änisbrötli
                   der Klosterschneiderin Agnès Muggli. Der
                   Vereinsvorstand der «Freunde des Klosters
                   Mariastein» konnte zahlreiche Neumitglie­
                   der gewinnen.
                   Der Adventsmarkt war ein rundum schönes
                   Erlebnis, dank dem ehrenamtlichen Ein­
                   satz vieler, denen Mariastein und das Klos­
                   ter am Herzen liegt. Danke schön und auf
                   Wiedersehen am 12. / 13. Dezember 2020!
                                          Abt Peter von Sury

                                                                  Handgenähtes aus vegetabil gegerbtem Leder
                                                                  gab’s am Stand von Barbara und Alex Gueffroy.
                                                                                                             19

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Änisbrötli mit dem Logo des Klosters als        Unser Zivildienstleistender Bibliothek, Simon
     Werbegeschenk.                                  Svab, am Stand der Klöster Menzingen und
                                                     Géronde, Sierre.

     Mitgliederwerbung für den Verein der Freunde des Klosters Mariastein: Hans Vögtli, Franziska
     Baumann und Pfr. René Hügin.

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Firmanden des Pastoralraums Solothurnisches    Am Stand des Klosters Mariastein: P. Ludwig
                 Leimental helfen am Stand des Klosters Fahr.   und P. Norbert mit dem freiwilligen Helfer
                                                                Nikola Rkulovic.

                 Abt Archimandrit Damaskinos und Vater Siluan vom Orthodoxen Kloster Beinwil.

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Zeugnis einer Gebetserhörung in Mariastein
     Das gesunde Kind

     Christian Friedrich, Gresswiller / F

     Wir waren frisch verheiratet und erwarteten        Bedrohungen
     unser zweites Kind. Die Dinge liefen nicht
     ganz so, wie wir es uns gewünscht hätten.          Meine Frau musste ab dem dritten Schwanger­
     Meine Frau hatte so stark abgenommen, dass         schaftsmonat bis zur vollen Schwangerschaft
     sie nur noch 45 Kilogramm wog; die Ärzte           jede Woche einen Endokrinologen aufsuchen.
     hatten bei ihr eine Schilddrüsenüberfunktion       Die Medikamente wurden regelmässig nach
     diagnostiziert. Sie verbaten uns, eine Schwan­     Blutuntersuchungen dosiert, um sicherzustel­
     gerschaft zu planen, bis sie gesünder ist.         len, dass wir nur die notwendige Menge ein­
     Doch unser Kind war schon da. Er war seit          nahmen: weder zu viel noch zu wenig, um das
     zehn Wochen im Mutterleib gewachsen!               Baby bei der Pflege der Mutter gesund zu hal­
     Dann wurde uns brutal und kalt in Form             ten. Durch häufige Ultraschalluntersuchungen
     eines Satzes die einzige von der Ärzteschaft       entdeckten wir jedes Mal neue Bedrohungen
     vorgeschlagene Lösung mitgeteilt: «Wir müs­        durch Deformationen oder Behinderungen:
     sen abtreiben!»                                    geistige Behinderung, Hydrozephalus, Nieren-
                                                        und Herzfehlbildungen, Zwergwuchs usw.
     Es war ein kategorisches Nein                      Meine Frau stand ihren Verleumdern gegen­
                                                        über. Die Fragen und Behauptungen regneten
     Als wir heirateten, hatten wir uns auf eine        auf uns hernieder: «Klein ist es erträglich, aber
     Sache geeinigt: Wir waren bereit, alle Kinder,     wenn es erwachsen wird, wie willst du dann
     die Gott uns anvertrauen würde, anzuneh­           vorgehen? Heute haben wir die Mittel, dies zu
     men. Sie alle bedeutete für uns die Zahl, das      vermeiden! Haben Sie über die Kosten für die
     Geschlecht, den Gesundheitszustand ein­            Gesellschaft nachgedacht?» (…) Ich kann mich
     schliesslich einer Fehlbildung. Aus Gründen        nicht erinnern, dass wir irgendwelche Anzei­
     der Würde jedes Menschen und des bedin­            chen von Unterstützung hatten, nicht einmal
     gungslosen Respekts vor dem Leben hatten           von unserer Familie, höchstens ein kleines «Es
     wir von Anfang an jede Idee einer Abtreibung       ist eure Entscheidung».
     ausgeschlossen. Wir haben uns darauf geei­
     nigt, der Natur ihren Lauf zu lassen, d.h., eine   Der Ausflug nach Mariastein
     Fehlgeburt zu akzeptieren, wenn sie eintritt,
     aber auch jedes Kind, das geboren wird, so zu      Erst viel später wurde mir klar, was meine Frau
     akzeptieren, wie es geboren wird. Wenn es          durchmachte. Ich ging arbeiten und kam erst
     gehen müsste, würden wir es gehen lassen,          am Abend nach Hause. Wir haben viel geredet,
     aber wenn es bleiben würde, würde es mit offe­     aber sie konnte die Blicke, die Stimmungen, die
     nen Armen empfangen werden. Diese Ent­             abfälligen Bemerkungen, die Ressentiments
     scheidung nahm nun Gestalt an, und wir             nicht mit mir teilen. Um mich zu schonen,
     hatten keine Ahnung von dem harten psycho­         wollte sie sich nicht beschweren. Was mich
     logischen Kampf, in dem wir uns befanden.          betrifft, so erinnerte ich sie an das, was wir
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Votivtafel von Christian Friedrich im Gang zur Gnadenkapelle.

                 beschlossen hatten; es war einfacher für mich.   Die Botschaft, die ich heute teilen möchte,
                 Es gab diesen Ausflug nach Mariastein, der       lautet wie folgt:
                 vom Chor St. Cecilia organisiert wurde, dem      «Danke an Maria für unseren Sohn. Er wurde
                 meine Frau angehörte. Es war eine friedliche     bei guter Gesundheit geboren, als die Ärzte
                 Zeit und eine Möglichkeit, den Alltag zu ver­    wegen des Risikos einer Fehlbildung die
                 gessen. Der Ort ist wunderschön. Nach einem      Abtreibung empfahlen.»
                 Lied an Maria in der hellen Basilika machte
                 die Gruppe einen Spaziergang. Ich erinnere       Verfasst im Juli 2017
                 mich an diese langen Wände, die mit Ex-Votos
                 bedeckt sind. Ich schätzte besonders diejeni­
                 gen, die den Grund für dieses Angebot erklär­
                 ten; ich respektiere die Bescheidenheit und       Gebetserhörungen
                 Einfachheit der anderen. Ich war beeindruckt      Im Gang zur Mariasteiner Gnadenkapelle
                 von der Zahl.                                     bezeugen zahlreiche Votivtafeln, dass die
                                                                   Gebete erhört wurden.
                 Das Gebet                                         In lockerer Folge berichten wir über Gebets­
                                                                   erhörungen der Mariastein-Besucherinnen
                 Später besuchten wir die Höhle. Dort knieten      und -Besucher und Pilger.
                 wir vor dem kleinen Altar nieder und vertrau­     Sie möchten uns Ihre Geschichte ­erzählen?
                 ten im Gebet unser Kind Maria an. Dort habe       Bitte kontaktieren Sie uns (siehe unten).
                 ich ein Gelübde abgelegt: Wenn es gesund
                 geboren wird, versprach ich, ein Ex-Voto zum      Votivtafel (Dankestafel)
                 Heiligtum zu bringen.
                 Unser Kind wurde kurz vor Weihnachten             Die Bedingungen für Herstellung und
                 geboren. Dieser kleine Junge ist sehr gesund.     Anbringung einer Tafel erfahren Sie unter
                 Heute ist er verheiratet und Vater.               wallfahrt@kloster-mariastein.ch,
                 29 Jahre sind vergangen. In der Zwischenzeit      www.kloster-mariastein.ch/votivtafeln,
                 haben wir drei weitere Kinder bekommen.           oder telefonisch (061 735 11 11).
                 Heute ist es Zeit, mein Versprechen zu halten.
                                                                                                              23

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Genius loci – Einladung zu einem Tag im Kloster
     Typisch Mariastein – typisch benediktinisch

     P. Armin Russi

     Wir führten am 9. November 2019 eine Tagung
     zum klösterlichen und benediktinischen Leben       Programm und Anmeldung
     durch. Kaum war die Tagung in unserem Heft
     «Mariastein» publiziert, kamen die ersten Anmel­   Samstag, 7. März 2020
     dungen. Am Schluss waren es über 40 Personen,
     die sich für das Lebenskonzept Kloster interes­    Das Stundengebet der Mönche –
     sierten. Aus Platzgründen konnten wir einige       Die Psalmen (P. Armin)
     Anmeldungen nicht berücksichtigen.
                                                        Samstag, 20. Juni 2020
     Kloster Mariastein, benediktinische Lebenswelt     Die Regel des hl. Benedikt (P. Ludwig)
     Nun wollen wir diese Veranstaltung auch in         Samstag, 5. September 2020
     diesem Jahr weiterführen, und zwar als «Ein        Die Engel in den sakralen Räumen
     Tag im Kloster Mariastein». Unter der Leitung
     des Priors des Klosters gestalten die Mönche       von Mariastein (P. Armin)
     das jeweilige Tagesprogramm.
                                                        Sie erhalten das detaillierte Programm mit
     Eingebettet in der Liturgie                        allen Angaben zu Ablauf und Kosten:
                                                        mariastein2025@kloster-mariastein.ch
     Die Liturgie ist das wichtigste sichtbare Zei­     resp. Mariano Tschuor, Mariastein 2025,
     chen eines Benediktinerklosters. Es sind dies      Klosterplatz 2, 4115 Mariastein.
     die von der Mönchsgemeinschaft täglich gefei­
     erte hl. Messe und das mehrmals am Tag statt­      Platzzahl beschränkt (20 Personen / Tag).
     findende Stundengebet, das gemeinschaftlich        Die Anmeldungen werden in der Reihen­
     gesungene oder rezitierte Chorgebet.               folge ihres Eingangs berücksichtig.
     Auch Mariastein ist von der Liturgie durch­
     drungen. Darum sind die Gebetszeiten der
     Mönche Teil des Programms: Terz und Eucha­
     ristiefeier um 9 Uhr, Sext (Mittagsgebet) um
     12 Uhr, Non (zur neunten Stunde) um 15 Uhr
     und Vesper (Abendgebet) um 18 Uhr.                 Genius loci –
     In den Zwischenzeiten gestalten wir das Pro­       Vom Geist des Ortes
     gramm zum jeweiligen Thema (siehe Pro­
     gramm). Die Mahlzeiten werden gemeinsam im         In den verschiedenen Veranstaltungen die­
     Gästerefektorium des Klosters eingenommen.         ser Reihe machen wir Sie mit den typischen
     Wir freuen uns, Sie in Mariastein zu unserem       Mariasteiner Themen vertraut.
     «Tag im Kloster» begrüssen zu dürfen.
     24

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Klosterladen
                            Pilgerlaube

                            Aktuell
                            •      Diverse Kerzen
                            •      Kreuze und Schmuck
                            •      Ikonen und Statuen
                            •      Rosenkränze
                            •      Schutzheilige (Anhänger, Magnete)
                            Homepage mit Online-Shop:
                            www.klosterladen-mariastein.ch
                             Öffnungszeiten
                             Dienstag - Freitag            9.00–12.00, 12.30–17.30 Uhr
                             Samstag/Sonntag               9.00–17.00 Uhr durchgehend
                             Montag                        geschlossen

                                                  Klosterladen «Pilgerlaube» • CH-4115 Mariastein • Tel. +41 (0)61 735 11 90
                                                  laden@kloster-mariastein.ch • www.kloster-mariastein.ch

                                                                                                                               25

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Monatswallfahrt am ersten Mittwoch
                            nach MARIASTEIN
                 Beten, dass die Menschen wieder zum Glauben finden
             Anliegen dieser Wallfahrt ist es, darum zu beten, dass das Evangelium, die
             frohe Botschaft von Jesus, in den Herzen der Menschen wieder neu ankommen
             kann und Glaube und Vertrauen in Christus neu aufblühen können.

             Termine 2020, mittwochs
                       8. Januar                                   1. Juli
                       5. Februar                                  5. August
                       4. März                                     2. September (mit Krankensalbung)
                       1. April                                    7. Oktober
                       6. Mai                                      4. November
                       3. Juni                                     2. Dezember

             Programm

             Ab 13.30 Uhr Beichtgelegenheit (in der Basilika)
             14.30 Uhr    Pilgergottesdienst mit Predigt (Basilika)
                          anschl. gemeinsames Rosenkranzgebet
             15.30 Uhr    Besuch der Gnadenkapelle für Gehbehinderte (an der
                          Pforte melden!)

             Busse nach Mariastein

             Tram von Basel SBB (Nr. 10 bis Flüh) ab: 11.35 Uhr oder 12.35 Uhr
             Postauto von Flüh (Tramstation) ab: 13.13 Uhr oder 14.13 Uhr
             Postauto aus dem Laufental, Laufen Bahnhof ab 13.24 Uhr
             Bus von Bad Säckingen, Wehr, Rheinfelden (D): Tel. 07762/2742 (Jukic)
             Bus von Zell, Schopfheim, Steinen, Lörrach (D): Tel. 07627/2789 (Müller)

                                                                             A
                                                                             W Benediktinerkloster
                                                                                        Mariastein

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Verein der «Freunde des Klosters Mariastein»
                 Einladung zur Jahresversammlung 2020

                 Peter Felber

                 Im Namen des Vorstandes laden wir Sie herz­         Mitglieder aus Deutschland können ihren
                 lich ein zur ordentlichen Mitgliederversamm­        Beitrag in Euro auf die Postbank Karlsruhe
                 lung auf Sonntag, 3. Mai 2020, in M
                                                   ­ ariastein.      BLZ 660 100 75, Konto-Nr. 260 2217 53
                 Gemäss den Statuten finden ordentliche Mit­         (IBAN DE57 6601 0075 0260 2217 53) ein­
                 gliederversammlungen alle zwei Jahre statt.         zahlen (Verein «Freunde des Klosters Maria­
                                                                     stein, CH-4115 Mariastein).
                 Programm
                 09.30 Uhr	Eucharistiefeier in der                  Wir bitten die Mitglieder aus dem Ausland, ihren
                            Basilika mit Predigt                     Mitgliederbeitrag nicht mit einem Bankcheck zu
                 11.00 Uhr	Mitgliederversammlung im                 begleichen, da die Kosten in keinem Verhältnis
                            Grossen Saal des Hotels «Post»           zum überwiesenen Betrag stehen. Sie können
                                                                     den Mitgliederbeitrag auch bei einem Besuch in
                 Traktanden                                          Mariastein an der Klosterpforte bezahlen.
                 1. P
                    rotokoll der ordentlichen Mitglieder­
                    versammlung vom 29. April 2018 (abge­
                    druckt in «Mariastein» Juli / August 2018
                    Nr. 4, Seite 13 ff.)
                 2. Tätigkeitsbericht 2018 / 2019
                 3. Jahresrechnungen 2018 und 2019
                 4. Wahl des Vorstandes
                 5. Wahl der Rechnungsrevisoren
                 6. Verschiedenes

                 Mitgliederbeitrag

                 Im Monat April erhalten die Mitglieder des Ver­
                 eins einen Einzahlungsschein zur Begleichung
                 des Mitgliederbeitrags; dieser beträgt für natür­
                 liche Personen 40 Franken (30 EURO), für
                 juristische Personen 70 Franken (50 EURO).
                 Zur Erleichterung der Administration bitten
                 wir Sie, nur diesen Einzahlungsschein für die
                 Zahlung zu verwenden. Sie helfen uns, Postge­
                 bühren zu sparen, wenn Sie den Beitrag nicht
                 am Postschalter bar einzahlen, sondern über Ihr
                 Bank- oder Postkonto. Herzlichen Dank!

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