MASARYK-UNIVERSITÄT - Mehrsprachiges Wörterbuch von Drogenslang - PÄDAGOGISCHE FAKULTÄT
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MASARYK-UNIVERSITÄT PÄDAGOGISCHE FAKULTÄT Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur Mehrsprachiges Wörterbuch von Drogenslang Diplomarbeit Brünn 2020 Verfasser: Bc. Richard Dzuna Betreuer: doc. Mgr. Tomas Käna, Ph.D.
Prohlašuji, že jsem diplomovou práci vypracoval samostatně, s využitím pouze citovaných pramenů, dalších informací a zdrojů v souladu s Disciplinárním řádem pro studenty Pedagogické fakulty Masarykovy univerzity a se zákonem č. 121/2000 Sb., o právu autorském, o právech souvisejících s právem autorským a o změně některých zákonů (autorský zákon), ve znění pozdějších předpisů. Břeclav, 23. 3. 2020 Bc. Richard Džuna
Danksagung: An dieser Stelle möchte ich mich bei Kollegen aus der Drogenbekämfungseinheit der Tschechischen Zollverwaltung bedanken, die mich zum Verfassen dieser Arbeit inspirierten und die die Relevanz der Angaben über die Suchtmittel überprüften. Ein besonderer Dank gilt meinem Betreuer Herrn doc. Mgr. Tomáš Káňa, Ph.D., der für mich immer ansprechbar war und der diese Arbeit betreut hat. Ohne dessen Hilfe und wertvolle Tipps und Ideen wäre diese Arbeit nie zustande gekommen.
Inhalt 1 Einleitung 6 2 Theoretische Grundlage 10 2.1 Drogen als gesellschaftliches Problem 10 2.1.1 Drogen bei Jugendlichen 11 2.1.2 Drogen in pädagogischer Realität 12 2.2 Drogen und Sprache 13 2.2.1 Geschichte der Soziolektuntersuchungen 13 2.2.2 Soziolektterminologie in den untersuchten Sprachen 19 2.2.3 Die Begriffe für Soziolekte in nationalen Korpora (kurze Untersuchung) 27 2.2.4 Kryptische Funktion der Sprache der Drogenszene 31 2.2.5 Auswirkungen auf die benutzte Terminologie 33 2.2.6 Slang 38 2.2.7 Motivation 41 2.2.8 Methoden des Sammeins von Sprachmaterial 42 2.3 Lexikographie 43 2.3.1 Typologie der Wörterbücher 44 2.3.2 Äquivalenz 45 2.3.3 Anordnung der gedrückten mehrsprachigen Wörterbücher 47 3 Wörterbuch des Drogenslangs 51 3.1 Methodologische Voraussetzungen 51 3.2 Wörterbucherstellungsprozess 52 3.2.1 Sammeln von Sprachmaterial - Primärquellen 52 3.2.2 Aufteilung nach der semantischen Bedeutung 53 3.2.3 Sammeln von Sprachmaterial - Sekundärquellen 55
3.2.4 Aufteilung nach der Motivation 57 3.2.5 Anordnung nach der Äquivalenz 61 3.2.6 Auswahl einer geeigneten Wörterbuchstruktur 62 3.3 Problematik der Begriffsbedeutung 65 3.3.1 Übertragungen 66 3.3.2 Entlehnungen 68 3.3.3 Kürzungen 69 3.3.4 Ableitungen 70 3.3.5 Komposition 70 3.3.6 Phraseologismen 71 3.4 Sprachliche Varianten als Abbildung der lokalen Szenen 71 4 Benutzeranweisungen zur Arbeit mit dem Wörterbuch 74 5 Zusammenfassung 75 6 Resume 77 7 Literaturverzeichnis 79 8 Anhang 84
1 Einleitung "It's very important that parents brush up on ... slang, because just like with text messaging, kids use all these abbreviations and parents don't know what they mean. But the more they understand what these things mean, the more they will be able to monitor kids' behavior. " r Gregory Pollock, Psychotherapeut, spezialisiert auf Süchte (Mann 2007) Die Problematik des Drogenkonsums in der heutigen Gesellschaft kann aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden. Die wahrscheinlich häufigste Art und Weise, wie auf dieses Thema in der Gesellschaft geachtet wird, betrifft kriminelle Phänomene, die eng mit dem Drogenkonsum verbunden sind. Weiter wird der Drogenkonsum sehr oft aus der Sicht seiner medizinischen und gesundheitlichen Folgen für die Konsumenten betrachtet. Am Feld der Pädagogik wird die Problematik der Drogenabhängigkeit desto mehr wahrgenommen, je mehr das Drogenangebot unter Jugendlichen wächst. Es gibt sogar Fälle von Grundschulschülern, die Betäubungsmittel und psychotrope Substanzen einnehmen. Aus der sprachwissenschaftlichen Sicht ist am Gebiet der Drogenproblematik das Element des Drogenslangs sehr interessant. Obwohl sich der Drogenkonsum auf eine relativ begrenzte Zahl von Substanzen, Personen und gegebenenfalls Verfahren bezieht, ist trotzdem das Lexikon, das von dem in diesem Umfeld befindlichen Menschen benutzt wird, bunt und abwechslungsreich. Man könnte meinen, mit Drogen sei ein kriminelles Umfeld verbunden, das vor allem von groben und rückständigen Kriminellen mit geringer Ausdrucksweise getragen wird. Aber man wäre weit weg von der Wahrheit. Wie die Erfahrungen der unzähligen Institutionen und Behörden, die sich mit der Bekämpfung des Drogenhandels beschäftigen, zeigen, verwenden 1 Es ist sehr wichtig, dass Eltern mit ... Slang vertraut sind, denn genau wie beim Versenden von Textnachrichten verwenden Kinder all diese Abkürzungen und die Eltern wissen nicht, was sie meinen. Aber je besser sie verstehen, was diese Dinge bedeuten, desto besser können sie das Verhalten von Kindern überwachen. (Übersetzung vom Autor) 6
Drogenhändler fortgeschrittene Techniken und Methoden, um ihre illegalen Aktivitäten zu betreiben und zu tarnen. Zu diesen Methoden gehört auch die Verwendung einer speziellen, für eine normale, uneingeweihte Person unverständlichen Lexik. Ich beschäftigte mich mit dem Drogenslang schon in meiner Bachelorarbeit, in der ich den deutschen, englischen und tschechischen Drogenslang aus Sicht der Entstehungsarten von neuen lexikalischen Einheiten analysierte und verglich, und aus der ein deutsch-tschechischer Wörterbuch entstanden ist. Der Grund für diese Tat war meine Feststellung, dass solches Wörterbuch nicht zur Verfügung steht. Schon im Laufe dieser Arbeit ist mir die Idee eingefallen, ein mehrsprachiges Wörterbuch zu verfassen. Da mich diese Idee nicht verlassen hat, habe ich mich auch nach Abschluss meiner Bachelorarbeit der Sammlung von Begriffen aus dem Drogenbereich, insbesondere aus dem deutschen, gewidmet. Bei dieser Tätigkeit kam ich auch zum russisch-deutschen Wortschatz des Drogenslangs. Und weil einer der wichtigsten Akteure auf dem Gebiet des Handels mit Sucht- und Betäubungsmitteln in der Tschechischen Republik die russischen Kriminalgruppen sind, habe ich beschlossen, die russische Sprache in das geplante mehrsprachige Wörterbuch aufzunehmen. Es ist mir bewusst, dass die überprüften und zuverlässigen Informationen über die russische Drogenszene nicht so leicht zugänglich sind wie in anderen Ländern, sei es der Grund dafür die sprachliche oder auch die politische Barriere. Trotzdem bin ich überzeugt, dass die Struktur des mehrsprachigen Wörterbuchs erlaubt, den bisher gesammelten lexikalischen Material in der Zukunft einfach zu ergänzen und erweitern, und dass die Eingliederung der russischen Sprache in das Wörterbuch ein guter Schritt und eine gute Grundlage für mögliche weitere Nachfolger ist. Die persönliche Motivation, die mich zum Thema dieser Arbeit führte, liegt insbesondere in meiner langjährigen Arbeit bei der Zollverwaltung der Tschechischen Republik, bei der ich mit verschiedenen Formen der Kommunikation von Angehörigen krimineller Gruppen, die sich mit dem Drogenhandel befassen, in Berührung gekommen bin. Da sich die Zollverwaltung der Tschechischen Republik im Bereich der Straftätigkeit im Zusammenhang mit der Behandlung von Sucht- und Betäubungsmitteln bei ihrer Beförderung über die Staatsgrenzen hinweg mit ihnen befasst, ist die Kenntnis der Kommunikation in Fremdsprachen fast immer notwendig. Insbesondere, wenn die Kommunikation unter Verwendung von Slangbegriffen erfolgt, wobei die wahre Bedeutung der Mitteilung verhüllt bleibt, spielt die Kenntnis dieser Begriffe eine 7
Schlüsselrolle, um die Bedeutung der Mitteilung richtig zu erkennen und die erforderlichen Maßnahmen zur Aufdeckung einer Drogenlieferung oder direkten strafrechtlichen Verfolgung der Täter zu ergreifen. Denn oft werden gerade solche Begriffe verwendet, die im Kontext der gesamten Mitteilung ganz behutsam und unauffällig wirken. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass Drogensprache auch mit krimineller Umgangssprache verbunden ist. Obwohl der Gebrauch oder Besitz von Drogen für den Eigengebrauch nicht unbedingt eine Straftat ist, ist die Kenntnis der gebräuchlichen Redewendungen aus der Sprache der Drogenszene auch für die Strafverfolgungsbehörden von Bedeutung. Im Rahmen von Ermittlungen zu Drogendelikten werden auch Texte von Personen verarbeitet, die keine Täter solcher Handlungen sind. Das richtige Verständnis der Texte, in denen Drogenjargon vorkommt, sei es aufgenommene Telefongespräche, abgefangene Mitteilungen oder protokolierte Aussagen, ist ein wichtiges Mittel, um tatsächliche Täter zu identifizieren oder sogar zu verurteilen. Ziel dieser Arbeit ist, aus den Begriffen des Drogenslangs ein elektronisches mehrsprachiges Thesauruswörterbuch zu erstellen. Indem das Vokabular als Anhang zu dieser Arbeit primär in elektronischer Form existieren wird, bietet sich die Möglichkeit, Fulltextsuche der Begriffe und deren Äquivalente in beliebiger der verwendeten Sprachen zu benutzen. Die Fulltextsuche ermöglicht mit Hilfe einer nach der Bedeutung der Begriffe gestaltenden strukturierten Hierarchie die Äquivalente auch in Relation 1:n zu suchen. Das bedeutet, dass jedem Begriff in der Quellensprache eine variable Anzahl von Bedeutungsäquivalenten in der Zielsprache entspricht. Der theoretische Teil der Arbeit befasst sich zunächst aus verschiedenen Perspektiven mit Drogenslangs. Der erste Teil befasst sich mit der Beziehung zwischen der Drogenproblematik und der Pädagogik. Der nächste Teil befasst sich mit Slang aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Insbesondere wird die Stellung der Umgangssprache im Sprachsystem, die Möglichkeiten ihrer Definition und ihre Definition aus anderen nahen Einheiten der Sprache erörtert. Im Folgenden finden Sie eine kurze Übersicht über die Slang-Forschung in den Sprachen des Wörterbuchs, das erstellt wird. Anschließend wird ein kurzer Überblick über die Slang-Forschung in den Sprachen des erstellten Wörterbuchs gegeben. Der letzte Unterabschnitt konzentriert sich auf das Gebiet der Lexikographie und befasst sich mit den theoretischen Voraussetzungen für die 8
Erstellung eines mehrsprachigen Wörterbuchs, hauptsächlich der Frage der Äquivalenz von Ausdrücken. Im praktischen Teil wird zunächst die Methode zur Erstellung eines Wörterbuchs vorgestellt. Es handelt sich um eine kurze Beschreibung der einzelnen Schritte und ihrer Reihenfolge. Das nächste Kapitel befasst sich ausführlich mit der konkreten Umsetzung dieser Schritte. Am Ende wird eine kurze Beschreibung der verschiedenen Sprachversionen gegeben, deren Vergleich und einige Hypothesen darüber, wie der Drogenslang in verschiedenen Sprachgebieten die Realität lokaler Drogenszenen widerspiegelt. Der Anhang enthält ein vollständiges viersprachiges Wörterbuch des Drogenslangs mit mehr als dreitausend lexikalischen Einheiten. 9
2 Theoretische Grundlage 2.1 Drogen als gesellschaftliches Problem Das Wort „Droge" stammt von dem arabischen „durana" in der Bedeutung Heilmittel. Allgemein wird dieser umgangssprachliche Ausdruck in zwei Bedeutungen verwendet: 1. getrocknete oder auf andere Weise konservierte Pflanzen, Tiere, deren Teile oder Produkte deren Stoffwechsels, die als Arzneimittel oder zu ähnlichen Zwecken verwendet werden. 2. Substanzen, die das Bewusstsein und Wahrnehmung beeinflussen, in der Regel süchtig machen, einige schädlich und meist illegal oder staatlich eingeschränkt (vgl. Mahdalíčková 2014:10-11) Die offizielle Bezeichnung für Drogen im Sinne von illegalen Stoffen lautet in der tschechischen Gesetzgebung „omamné a psychotropní látky" (§ 283 zákona č. 40/2009 Sb. trestní zákoník) oder „návykové látky" (zákon č. 167/1998 Sb. o návykových látkách). Eine ähnliche terminologische Ambivalenz ist in der deutschen Sprache zu beobachten, wo die deutsche (BtMG) und schweizerische (BetmG) Gesetzgebung mit der Bezeichnung "Betäubungsmittel" arbeitet, während in Österreich sich die Bezeichnung "Suchtmittel" (SMG) etablierte. Das Einnehmen und Behandlung von illegalen Drogen werden eindeutig als ein sehr ernstes Problem angesehen, das die Gesundheit, die Sicherheit, die soziale Lage und den Wohlstand der gesamten Gesellschaft und insbesondere der Jugendlichen gefährdet. Illegale Drogen hängen auch mit dem Problem des kriminellen Verhaltens eng zusammen. Es gibt zwei Arten davon: 1. erstens das organisierte Verbrechen, das aus Profitgründen begangen wird und 2. zweitens die sogenannte Beschaffungskriminalität, d.h. Eigentumsdelikte, Prostitution oder Gewalttaten. Insbesondere der zweite Typ betrifft jugendliche Benutzer. Vor allem aus diesem Gründen sind Erzeugung, Verarbeitung, Umwandlung, der Erwerb und Besitz von illegalen Drogen allgemein kriminell straffbar. 10
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass es neben illegalen Drogen wie Kokain, Marihuana und dergleichen auch legale, d.h. gesellschaftlich verträgliche Drogen wie Alkohol, Nikotin usw. gibt. Diese legalen Drogen haben im Bereich der Kriminalität keine so schwerwiegenden Folgen, die wirtschaftlichen Folgen ihres Missbrauchs sind jedoch mit den von illegalen Drogen vergleichbar. 2.1.1 Drogen bei Jugendlichen Die Ergebnisse der im Rahmen der Europäischen Schulstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD) durchgeführten Forschungen zeigen, dass die Probleme im Zusammenhang mit der Verwendung von Drogen nicht nur die erwachsene Bevölkerung betreffen. Laut dieser Studie durchgeführt im Jahr 2015 unter den 16-Jährigen: • hatte 32% eine Erfahrung mit Cannabiskonsum, fast 24% haben im letzten Jahr Cannabis konsumiert; das Durchschnittsalter der ersten Cannabis-Erfahrung betrug 14,5 Jahre • hatte circa 4% Erfahrung mit LSD und Halluzinogene (und mehr als 3% mit halluzinogenen Pilzen), ungefähr 3% mit Ecstasy, 1,4% mit Pervitin, 1,4% mit Kokain • hatte weniger als 1% andere illegale Suchtmittel ausprobiert (Gabrhelik et al. 2019) Es ist relativ einfach zu beantworten, warum gerade die Jugendlichen zu den am stärksten gefährdeten Gruppen gehören. Physiologische Veränderungen im Körper, soziale Veränderungen wie der Übergang in die höhere Schulstufe oder die Aufnahme der ersten Beziehungen, diese und ähnliche Faktoren haben zur Folge, dass die Adoleszenz eine problematische Zeit darstellt. Drogen bedeuten leichtes Entkommen den Problemen. In der Tschechischen Republik befasst sich im Bereich der Bildung mit Maßnahmen gegen den Konsum illegaler Suchtmittel das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MSMT) im Einklang mit der Strategie zur Prävention von Risikoverhalten bei Kindern und Jugendlichen im Rahmen des MSMT, der Nationalen Strategie für Drogenpolitik und der Strategie zur Kriminalprävention. Von MSMT durchgeführte Präventionsprogramme fallen unter die sogenannte Primärprävention. Im Gegensatz zur Sekundär- und Tertiärprävention, bei der mit Personen im Stadium der Abhängigkeit gearbeitet wird, besteht der Zweck der 11
Primärprävention darin, Sucht in Bezug im Sinne der Notwendigkeit, die Droge regelmäßig für seine psychischen Wirkungen zu verwenden, vorzubeugen (Mahdalíčková 2014:32,78). Zur Primärprävention gehört auch die Fähigkeit, das Problem schnell zu erkennen und nicht nur fachmäßige Unterstützung zu leisten, sondern auch durch pädagogisches Personal zu unterstützen. Je früher das Problem des Substanzkonsums erkannt wird, desto besser können Minderjährige und Eltern unterstützt werden, aber auch Gleichaltrige geschützt werden, die andernfalls mit einem Klassenkameraden/innen in Kontakt kommen könnten. Zu einem der Faktoren, mit denen der Drogenkonsum beim Kind oder in seiner Umgebung rechtzeitig erkannt werden kann, gehört die Elternbeobachtung zu Hause oder pädagogische Beobachtung in der Schule - die Überwachung der Aktivitäten von Kindern (vgl. Gabrhelik et al. 2019). Zu diesen Aktivitäten gehört auch die Kommunikation mit Freunden/innen oder Klassenkameraden/innen. Da die Sprache der Drogenkonsumenten jedoch spezifische Begriffe verwendet, ist die Kenntnis der Begriffe in diesem Bereich entscheidend für die Identifizierung und Entschlüsselung von Mitteilungen, die drogenbezogene Informationen enthalten. 2.1.2 Drogen in p ä d a g o g i s c h e r Realität Die Probleme mit illegalen Drogen meiden auch Schulkinder aus Grundschulen nicht. In Orlová fanden im Jahr 2016 in Zusammenarbeit mit den Schulleitern der örtlichen Grundschulen anonyme Tests von Neuntklässlern mit Speichel statt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Tests auf Gehalt von Amphetamin, Methamphetamin, THC und Ecstasy bei fast 25 Prozent der Schulkinder positiv waren. Die Tests identifizierten Medikamente, die bis zu einer Woche vor der Durchführung konsumiert wurden. (Wojnar 2016). Die Tatsache, dass Schulkinder in ihrem Drogenkonsum einfallsreich sind, zeigt sich auch an dem Fall, den Kriminalisten 2019 an einer Grundschule in Přerov untersucht haben. Diesmal ging es nicht einmal um illegale Substanzen, sondern um das legale Medikament Ritalin, das Kindern mit ADHS verschrieben wird, auf die es eine beruhigende Wirkung hat. Der Wirkstoff Methylphenidat wirkt jedoch auf Personen, die nicht in an ADHD leiden, wie Methamphetamin. Dieses Medikament haben sogar Schüler der fünften Klasse missbraucht. Dieser Fall ist auch dadurch bemerkenswert, dass Schüler aus Familien mit gutem familiären Hintergrund einbezogen wurden, denen ihr Taschengeld ermöglichte, hundert Kronen pro eine Tablette zu 12
zahlen. Das Motiv für den Konsum war, abgesehen von der langen Weile und dem Einfluss der Clique, der Wunsch, etwas Neues zu erleben (Janouš/Hromková 2019). Laut Votavové (2007:378) kommen Kinder am häufigsten mit Drogen erstmals auf dem Weg zur Schule, von der Schule oder direkt in der Schule in Kontakt, wobei der erste Mittelsmann ein Mitschüler ist. Außerdem sei die Schule ein Ort, der Ansprüche auf Verhalten, Leistung, Benotung und weiteres stellt. Bei Individuen mit problematischer Erziehungslage, aber nicht nur bei ihnen, kann die Droge eine leichte Flucht aus dieser Situation sein. 2.2 Drogen und Sprache Die Verbindung zwischen der Problematik des Drogenkonsums und der Sprachwissenschaft ist nicht auf den ersten Blick offensichtlich. Allerdings verläuft auch bei Aktivitäten im Zusammenhang mit der Herstellung, dem Verkauf und dem Konsum von Drogen eine Kommunikation in menschlicher Sprache. Und wenn die Linguistik die menschliche Sprache untersucht, ist auch die Kommunikation im Zusammenhang mit den oben erwähnten Aktivitäten unbestreitbar Gegenstand der Linguistik. Unter dem Gesichtspunkt der genaueren Einbeziehung in das System der Linguistik kann festgestellt werden, dass es sich um eine Sprache einer Gruppe von Personen handelt, die einen nicht einheitlichen sozialen Status haben und sich außerhalb der üblichen sozialen und rechtlichen Normen verhalten. Die Sprache dieser Gruppe dient auch als Zeichen der Zugehörigkeit zu dieser Gruppe (vgl. Uher 1989:394). Im Zusammenhang mit diesen Merkmalen kann die Rede von der Drogenszene als Gruppensorte bezeichnet werden, und zwar in einer spezialisierten sprachwissenschaftlichen Terminologie, die als Soziolekt bezeichnet wird (vgl. Löffler 2005:113-114) 2.2.1 Geschichte der Soziolektuntersuchungen Obwohl Soziolinguistik eine relativ neue Teildisziplin de Sprachwissenschaft ist, Soziolekte oder auch das, was auch als Slang im breiteren Sinne bezeichnet wird, sind kein Phänomen der Neuzeit. Als etwas Anderes, Unbekanntes hat immer das Interesse der "Uneingeweihten" geweckt und war daher längst Gegenstand des Interesses und der Erforschung in allen vier verarbeiteten Sprachen, aber natürlich nicht nur in ihnen. Aufgrund unterschiedlicher 13
geopolitischer Bedingungen und Entwicklungen variieren die Schwerpunkte und Verfahren in den verschiedenen Sprachgebieten einigermaßen. 2.2.1.1 Tschechisches Sprachgebiet Die wahrscheinlich älteste Quelle des tschechischen Slangs im breiteren Sinn sind die sogenannten „Schwarzen (Harz-) Bücher" aus dem 16. Jahrhundert, in denen die Aussagen der damaligen Verbrecher festgehalten wurden. Auf diese Bücher stützte sich in seinen Werken Oberpfalcer (1935). Im Jahr 1821 wurde postum das Romani Lehrbuch von A. J. Puchmajer „Romani Čib, das ist: Grammatik und Wörterbuch der Zigeuner Sprache, nebst einigen Fabeln in derselben. Dazu als Anhang die Hantýrka oder die Čechische Diebessprache", der scheinbar unbegreiflich das Wörterbuch der Diebessprache enthält. Es enthält 420 Ausdrücke, deren Bedeutung auf Deutsch angegeben ist. Puchmajer wollte jedoch die weit verbreitete Ansicht widerlegen, dass Romani und Diebessprache identisch sind (Oberpfalcer 1935:4). Viele dieser Ausdrücke sind bis heute in Umgangssprache erhalten geblieben und einige sind sogar in die Standardsprache durchgedrungen (vgl. Suk 1993:33; Hugo 2009:19). Abhandlung über für Brünn charakteristische Sprachvarietät, genannt hantec, wurde von Otakar Nováček (1929) veröffentlicht. Das Buch enthält ein Wörterbuch mit ungefähr 850 lexikalischen Einheiten. Außer dem Wörterbuch enthält das Buch Informationen zu Hantee- Benutzern, deren Leben und Gewohnheiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich die Slangforschung auf ein anderes Gebiet als zuvor. Gleichzeitig führte die Abkehr von der Sprache der asozialen Gruppen zu einem verstärkten Interesse am professionellen Sprechen, insbesondere in den Bereichen, die von dem herrschenden Establishment begünstigt wurden. Zu dieser Zeit wurde die Arbeit von Lumír Klimeš veröffentlicht, die sich mit der Sprache der Bergleute, Eisenbahner, Bäcker und Postangestellten befasst (Jančak 2004). Ähnlichen Bereichen, aber auch der Sprache von Interessengruppen wie Athleten, Jägern, Trampen, widmete sich zum Beispiel auch Hubáček (1988:21-25, 29-30). Mit der Sprache einer anderen Gruppe, die ein spezifisches Wörterbuch benutzte, beschäftigte sich in den 1970er bis 1990er Jahren Josef Suk (1993). Als politischer Gefangener konnte er die Sprache, die in Gefängnissen verwendet wird, aus der unmittelbaren Nähe untersuchen. Sein 14
Buch enthält auch den Slang der Chartisten, den Slang der Berufskraftfahrer, den Slang des Heizkraftwerkpersonals und den Militärslang. Soziolekte sind in den letzten Jahrzehnten ein interessantes Thema im tschechischen Raum gewesen. Dies zeigt die Tatsache, dass seit 1978 in Pilsen acht Konferenzen zum Thema Slang und Argot mit internationaler Beteiligung stattgefunden haben. Im Bereich der Sprache der Drogenszene wurde eine der ersten dokumentierten umfassenden Recherchen von Uher (1989:393) in Brünn durchgeführt. Die Analyse seiner Sammlung von 230 lexikalischen Einheiten präsentierte er auf der IV. Konferenz über Slang und Argot in Pilsen. Auf derselben Konferenz hielt auch Kamis (1989) einen Vortrag zur Sprache der Drogenszene. Neben der Analyse von Begriffen, die direkt von Drogenkonsumenten verwendet werden, befasste er sich in seinem Beitrag auch mit der externen, fachlichen Terminologie. Allerdings ist nicht klar, aus welchen Quellen er die von ihm zitierten Begriffe des Drogenslangs erhalten hat. Die wohl neueste Forschung von Rausovä und Radkovä (2015) unterscheidet sich grundlegend von den verschiedenen heutzutage oft vorkommenden Internet-Listen von Drogenslang- Ausdrücken vom unklaren Ursprung. Die Autorinnen erhielten Daten für ihren Korpus mit Hilfe von Fragebögen direkt von Drogenkonsumenten. Bemerkenswert ist auch das englisch-tschechische Wörterbuch für Drogensprache von Launer (2001), das auch ein kurzes Glossar der tschechischen Slangbegriffe enthält. 2.2.1.2 Deutsches Sprachgebiet Einer der ersten Verweise auf das Vorhandensein einer Sprachvarietät, die aus heutiger Sicht als Soziolekt betrachtet wird, stammt aus dem Jahr 1663 und wurde im Werk von J.G. Schottels „Ausführlicher Arbeit zur Teutschen Haubtsprache" erwähnt und es wurde als Rotwelsch genannt (in Löffler 2005:126). Davie (2019:58-59) gibt sogar an, dass die erste Erwähnung von Rotwelsch bereits in den Stadtaufzeichnungen des Jahres erschienen ist. Es sollte die Sprache einer großen Gruppe von Räubern und anderen Kriminellen sein, die in den Regionen Bayern, Sachsen und Hannover tätig waren und außer ihrer Sprache auch ihren König hatten. Das Rotwelsch hatte zwar keine eigene Grammatik, jedoch verfügte er über einem breiten Wortregister. Manche Begriffe aus dem Rotwelsch sind allmählich in die Alltagssprache 15
umgegangen, wo sie bis zu heutigen Tagen in manchmal verschobener Bedeutung existieren (vgl. Veith 2002:76-77). Eine weitere soziolektische Varietät, die auf dem deutschsprachigen Gebiet noch vor der eigentlichen Entwicklung der Soziolinguistik registriert und untersucht wurde, ist Jenisch. In der Zigäunersprache bedeutete das ursprünglich „wissend". Sie wird auch „Sprache der Fahrenden" genannt und wurde von den Nichtsesshaften und Landstreicher verwendet (vgl. Löffler 2005:125; Veith 2002:78). Als eine soziolektale Sprachvarietät, die im deutschsprachigen Gebiet benutzt wurde, wird auch das Jidische betrachtet. Den Kern dieser Sprache bildet oberdeutsche Grammatik und Wortschatz, zu dem hebräische Wörter und einige Flexionsregel zugefügt wurden. Es zeichnet sich auch durch den von den slawischen Sprachen beeinflusstem Satzbau und der Aussprache. Aufgrund der Vertreibung der Juden in der nationalsozialistischen Periode ist diese Sprache aus dem deutschsprachigen Raum praktisch verschwunden (vgl. Universität Trier 2019; Löffler 2005:126). Ein sprachliches Element mit langer Erforschungstradition im deutschsprachigen Raum ist die Jugendsprache. Die ersten Wörterbücher, die den Wortschatz der Studenten dokumentieren, sind fast zweihundert Jahre alt. Sie stammen aus der Zeit vor dem Etablieren der Soziolinguistik und wurden nicht systematisch genug geschaffen, um die Ausdrucksweise der damaligen Jugend außerhalb der akademischen Kreise zu erfassen. Nach der Teilung Deutschlands kam auch zu Differenzierung der Erforschung der Jugendsprache. Die Ergebnisse in beiden neuentstandenen Ländern haben jedoch einige enge Parallelen gezeigt. In Verbindung mit der Jugendsprache kann zurzeit auch Bezeichnungen Kiezdeutsch auftreten, was die Benennung für Sprache der Jugendlichen mit verschiedenem ethnischem Hintergrund ist (vgl. Neuland 2008:26,32; Davie 2019:45) Einen interessanten Fall von Geheimsprache entdeckte die Untersuchung von Decknamen der ehemaligen Agenten der ostdeutschen Staatssicherheit, auch Stasi bekannt, die nach dem Fall der Berliner Mauer durchgeführt wurde (Löffler 2005:125) 2.2.1.3 Russisches Sprachgebiet Wie in anderen Teilen der Welt haben sich auch russische Linguisten mit Soziolekten beschäftigt. Die zwischen Anfang des Jahrhunderts und Mitte der zwanziger Jahre 16
veröffentlichten Studien zu russischen Soziolekten waren in ihrer Herangehensweise hauptsächlich pragmatisch. Es wurden Wortlisten für die polizeiliche, pädagogische und juristische Literatur über das Problem der Nachlässigkeit von Jugendlichen erstellt, in den auch sprachliche Fragen berücksichtigt wurden. Armianov (2016:5) erwähnt als Beispiel die Untersuchungen von Trahtenberg (1908), Handzinskij (1926) und Potapov (1927), die sich mit den Soziolekten von Händlern und Kriminellen beschäftigten. Dessen Sprachen hatten auch ihre eigenen Benennungen: ocpeHCKUü /73WK; ocpeHU,Koü xapeoH; (penn; önamHan pev. In den 1930er Jahren sind noch weitere Studien der Fachsprachen, des kriminellen Argots und der Sprache in der Stadt durchgeführt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen spürbaren Verlust des Interesses an Soziolekten Man kann zwar nicht behaupten, dass in der Sowjetunion gar keine Studien über Soziolekte durchgeführt wurden, aber die Forschungen auf diesem Feld sind aus vielerlei Gründen eher sporadisch. Während der Existenz der Sowjetunion und ihrer Gesellschaftsordnung hatte die dortige Linguistik insbesondere einen präskriptiven Charakter. Dies hat sich vor allem in der Lexikologie und Lexikografie erwiesen, indem Wörter aus der Schicht außerhalb der Standardsprache aus den Wörterbüchern ausgelassen wurden. Dieses Prinzip, das ein Produkt der sowjetischen Sprachpolitik ist, wird in den Anfang der 50er Jahre veröffentlichten Wörterbüchern deutlich. Die sprachliche Politik in der Sowjetunion unterlegte der offiziellen Politiklinie des Landes und hatte die Aufgabe, die Sprache strukturieren und konservieren. Doch trotz des unbestreitbaren Erfolgs dieser Bemühungen war ihr Einfluss auf die Umgangssprache bei weitem nicht so ausgeprägt (vgl. Timroth 1986:1-3). Viele Forscher haben versucht, die Entwicklung der kriminellen Sprache nach dem Zerfall der Sowjetunion zu verfolgen, und haben zu diesem Thema geschrieben. Mit der Weiterentwicklung moderner Online-Kommunikationstechnologien hat sich auch das Interesse der Soziolinguisten auf diesen Bereich verlegt (vgl. Davie 2019:49). Was sprachwissenschaftliche Studien zur Sprache der Drogenkonsumenten in Russland betrifft, handelt es sich hauptsächlich um Untersuchungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Walter und Mokienko (2003:5) erwähnten die Arbeit im Vorwort zu ihren russisch deutschen Wörterbuch des Drogenslans das Werk des M. a. Gračov XapzoH u mamyupoeKU HapKOMQHoe: KpamKuü c/ioeapb-cnpaeo^HUK aus dem Jahr 1996. 17
Timroth (1986:100) erwähnt auch kurz den Slang der Drogenkonsumenten, wobei er allerding nur seine Kürze, Prägnanz und emotionalen Inhalt betonnt, die er im Vergleich zu anderen Soziolekten als beispiellos betrachtet. 2.2.1.4 Englisches Sprachgebiet Das Problem beim Versuch, einen kurzen Überblick über die Slang-Forschung im englischsprachigen Raum zu erstatten, ist die Abgrenzung des englischsprachigen Raums. Obwohl Coleman (2014:11) behauptet, die Untersuchungen des Slangs im englischsprachigen Raum gehen grundsätzlich von der Existenz der zwei grundlegenden Sprachvarianten aus: des britischen und amerikanischen Englischen, der Titel der Arbeit, die diese Aussage enthält, heißt „Global English Slang". Englische Wörter durchdringen viele andere Sprachen und, zusammen mit denen, genauso Slang-Begriffe. Der Prozess der Übernahme von Slang-Ausdrücken funktioniert jedoch auch in die entgegengesetzte Richtung. England als ehemalige Kolonialmacht importierte billige Arbeitskräfte aus verschiedenen Teilen der Welt, deren Ausdrucksformen in Englisch eingedrungen waren. Deshalb kann man heutzutage zum Beispiel über Existenz von Black Speech oder MLE (Multlcultural London English) sprechen (vgl. Coleman 2014:62). Eine der ersten Bemerkungen über eine Art von Soziolekt stammt aus dem Jahr 1566, als Thomas Harman's „Caveat for Common Cursetours" erschien, die eine Liste von Fachvokabeln enthält, die von Schurken und Vagabunden verwendet wurden. Es war eines der frühesten in einer Reihe von Broschüren, die Kriminelle aufdecken und die Öffentlichkeit vor der Bedrohung durch Bettler und Gauner warnen wollten. Eine ähnliche Terminologie wurde in das Elisha Coles „English Dictionary" aus dem Jahr 1630 aufgenommen, obwohl das Hauptaugenmerk auf dem Standard-Englisch lag. Green (2010) ist der Überzeugung, dass genau wie die Kriminellen des 16. Jahrhunderts ihre eigene, nicht standardisierte Sprache verwendeten, parallel ein nicht- krimineller Slang existierte, das hauptsächlich von den unteren Sozialschichten verwendet wurde. Nach seiner Meinung musste der Slang (und nicht Cant als geheime Sprache des kriminellen Untergrunds) noch früher existieren, als dann im Jahr 1785 das erschien, was man als erstes "ziviles" Slang-Wörterbuch bezeichnen könnte, „Classical Dictionary of the Vulgär Tongue" von Francis Grose veröffentlicht wurde. Greens Überzeugung stimmt mit Fasolas (2011) Ansicht überein, dass der Gebrauch des englischen Slangs auf begrenzte Gruppen und 18
Gebiete beschränkt war, und seine Verbreitung durch die damals geltenden Bildungsnormen aktiv behindert wurde. Noch dazwischen erschien im Jahr 1698 eines der umfangreichsten historischen Werke über Sprache der Zigeuner, Diebe, Räuber und dergleichen. „New Dictionary oft the Terms, Ancient and Modern of the Canting Crew" war die erste Veröffentlichung dieser Art im Format moderner Wörterbücher. Die Absicht des Autors war es, ihren Lesern zu helfen, ihr Geld und ihr Leben vor kriminellen Elementen zu schützen (Thorne 2014:73) Das Werk zur Dokumentation von Slang in den Straßen von New York wurde 1942 unter dem Titel „Story in Harlem Slang" von Zora Neal Hurston veröffentlicht. Der Veröffentlichung ist eine Liste der Slang-Begriffe beigefügt (Coleman 2014:25). In den 50er Jahren beschäftigte sich William Labov mit der Aussprache von Lauten in Bezug auf den sozialen Status der Bewohner von drei Stadtteilen New Yorks (Veith 2002:120) Derzeit gilt als einer der führenden Lexikographen für zeitgenössischen und historischen anglophonischen Slang in Großbritannien und weltweit Jonathon Green (2010), der Autor des dreibändigen „Green's Dictionary of Slang". Diese Arbeit, die auch in der Online-Version des elektronischen Wörterbuchs verfügbar ist, ist insofern bemerkenswert, indem jeder Begriff eine Quelle und eine Datierung hat. Es ist daher auch aus diachroner Sicht eine wichtige Informationsquelle. 2.2.2 Soziolektterminologie in den untersuchten Sprachen Obwohl der Begriff Slang im Allgemeinen relativ häufig für die Bezeichnung einer bestimmten nicht standardisierten Sprachschicht verwendet wird, wird unter dieser Bezeichnung nicht immer dasselbe gemeint. Die Definition von Slang ist aus zwei Hauptgründen eine herausfordernde Aufgabe. Erstens ist Slang ein zeitlich begrenztes, kurzlebiges Phänomen. Mit anderen Worten, die Slangausdrücke existieren oft nur begrenzte Zeit. Sie werden nicht immer von Generation zu Generation verwendet, da sich der Slang immer entsprechend der Entwicklung der Situation verändert, oder sie werden in die Standardsprache aufgenommen (vgl. Hugo 2009:27, Fasola 2011:3) 19
Zweitens wird der Begriff Slang im engerem als auch im breiteren Sinn verwendet. Oft werden als Synonyme für Slang im engeren Sinn die Begriffe Jargon, Argot, aber auch andere verwendet. Andererseits wird Slang im breiteren Sinn als Oberbegriff für Slang im engeren Sinn, Jargon, Argot, aber auch andere nationale Bezeichnungen für einen Soziolekt wie das Tschechische hantýrka oder russische önamHan pev Im Kontext dieser Arbeit ist die Situation umso komplizierter, denn, wie nachstehend dargelegt wird, die Bedeutungsunterschiede zwischen den oben genannten Begriffen sind sogar in den einzelnen vier untersuchten Sprachen nicht gleich. Im Zusammenhang mit der häufigen Benutzung des Wortes Slang als gemeinsame Bezeichnung für alle nicht standardmäßigen Sprachtypen benutzt fragen sich Dumas und Lighter (in Coleman 2014:2) sogar, ob Slang ein Wort ist, das Sprachwissenschaftler verwenden sollten. 2.2.2.1 Tschechisches Sprachgebiet Schon Trost (1935) weist in seinem Artikel „Slang und Argot" an die Verteileng der Soziolekte nach Jespersens Trichotomie hin: Slang, Argot und die Standessprache (Berufssprache). Diese Verteilung hat sich auch bei moderneren Linguisten durchgesetzt (vgl. Čechová 1997:19) Obwohl Hugo (2009:11-14) die Soziolekte in 4 Gruppen einteilt (Berufssprache, Argot, Slang und Jargon), gibt er beim Jargon an, dass dieser Begriff in der tschechischen Linguistik im Zusammenhang an die deutsche Tradition nur sehr selten und meistens als Synonym für Slang benutzt wird, manchmal mit einer negativ bewertenden Bedeutung (vgl. auch Křístek 1974). Die obengenannte Trichotomie ist in sprachwissenschaftlichen Beriech als eine Systematik akzeptiert, wobei aber der Begriff Slang manchmal im breiteren Sinn als Oberbegriff für Argot, Slang im engeren Sinn und Berufssprache benutzt wird (Hugo 2009:14). Im modernen tschechischen Sprachumfeld wird anstelle der traditionellen Bezeichnung Slang im weiteren Sinne der Begriff Soziolekt zunehmend als Hyperonym für die Begriffe Slang, Argot, Jargon, Fachsprache verwendet (vgl. Hubáček/Krčmová 2017) In direkter Verbindung mit der Sprache der Drogenszene in der Fachliteratur verwendete Uher (1989:393-394) den Begriff Argot, um die Sprache der Drogenkonsumenten zu kategorisieren, obwohl er selbst erwähnt, dass dieser Begriff nicht in der Fachliteratur verwendet wird, um 20
diese Art von Sprache zu bezeichnen. Seine Verwendung dieses Begriffs basiert auf den vier Charakteristiken der Drogenkonsumentensprache, durch die Argot definiert sei: a) es wird von einer bestimmten Gesellschaftsschicht für Handlungen außerhalb der üblichen sozialen Normen verwendet, b) es ist gekennzeichnet durch absichtliche oder unbeabsichtigte permanente oder vorübergehende Geheimhaltung und Kommunikationsgrenzen, überwiegend im Bereich der aktiven Nutzer, c) es wird verwendet, um die Zugehörigkeit der Sozialschicht auszudrücken d) es hat einen Tabu-Merkmal In Bezug auf den Aspekt der Geheimhaltung erklärt er jedoch, dass es sich nicht um ein einziges, dominantes, ständiges und allgemeines Merkmal handeln muss. Im Unterschied zum Uher benutzt Hugo (2009:38) einfache Bezeichnung „Drogový slang - Drogenslang". Ein ähnlicherterminologischer Ansatz wurde von Launer (2001) appliziert, indem er in Verbindung mit seinem Wörterbuch der Drogen begriffen das Adjektiv „slangový - slang- " verwendete. Rausová und Radkova (2015) nahmen zu der Problematik der terminologischen Bezeichnung eine neutrale Haltung ein und verwendeten den Titel „Mluva uživatelů a výrobců drog - Sprache der Drogenkonsumenten und -erzeugern" für ihre umfangreiche Studie. Die Verwendung eines Sonderbegriffs Toxikolekt für die Sprache der Drogensüchtigen wurde auf der VII. Konferenz über Slang und Argot von Kamiš vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wurde jedoch nicht in die Praxis umgesetzt (Rausová/Radková 2015:9). 2.2.2.2 Deutsches Sprachgebiet Auch in der deutschen linguistischen Tradition herrscht in Bezug auf die Terminologie der Soziolekte keine Einheitlichkeit. Die greift so tief, dass es sogar Meinungen gibt, dass das Wort Slang in der deutschen Sprache nicht vorkommt (Haler/Zezula 1994:8; Galperin in Timroth 1986:81). Neben den Begriffen Jargon und Argot sollte das Wort Umgangssprache benutzt werden. 21
Im Widerspruch zur der schon erwähnten Behauptung von Haler und Zezula (1994:8) wird die Existenz des Wortes Slang im Deutschen zum z.B. durch die Aufführung im Duden, deutsches Universallexikon bestätigt. Die Definitionen der Begriffe Slang und Umgangssprache im Lexikon der Sprachwissenschaft (Bußmann 2002:604) weisen zwar einige Ähnlichkeiten aber auch Unterschiede auf. Der Slang wird da so definiert: „Lössig gebrauchte Umgangssprache mit ausgeprägten sozialen und regionalen Varianten (dem französischen Argot entsprechend), die durch neuartige Verwendung des vorhandenen Vokabulars, sowie neue Wortbildungen gekennzeichnet ist. Slang entspricht der älteren Bezeichnung Cant, dass sich ursprünglich auf Geheimsprachen bzw. Sondersprachen bezog." In demselben Werk wird der Begriff Umgangssprache gleichzeitig folgend beschrieben: „Vorwiegend in der deutschen Germanistik gebrauchter Terminus für den großen und heterogenen Gebrauch von Sprachvarietäten zwischen Standardsprache einerseits und kleinräumig gebundenen dialektenten andererseits. Umgangssprache wird meist als eine Art „Ausgleichsvarietät" zwischen Standardsprache und Dialekt verstanden, die zwar deutliche regionale Färbung, jedoch keine extremen Dialektismen aufwiest. Das traditionelle Verständnis von Umgangssprache ist insofern problematisch, als sich keine linguistisch abgrenzbare eigene Varietät zwischen Dialekt- und Standardsprache, die zur Ausbildung der eines großen sprachlichen Variationsraum zwischen „Grundmundart" und der normorientierten Standardsprache führen. Innerhalb dieses Bereichs sind keine strikten Kookkurrenz-Regeln zwischen einzelnen Realisierungsformen formulierbar, die den Ansatz einer eigenen systematischen Varietät rechtfertigen." (Bußmann 2002:718) In Bezug auf die Lexik von sozialen Gruppen unterschiedet Schippan (1992:237) relativ klar Zwischen den Fachwortschätzen und den Gruppenwortschatze der Freizeitgruppen oder auch Gruppenjargon. Im Zusammenhang mit den Gruppenjargons betrachtet sie Slang als eine niedrigere Form von Gruppenjargonismen, vor allem im Beriech des Sportes. Sie betrachtet Slang als eine „gruppenspezifisch saloppe Ausdrucksweise, die vor allem durch ihren expressiven Wortschatz und ihre gewollt burschikose, legere bis ins Derbe reichende Wortwahl gekennzeichnet ist." 22
Nach der Meinung von Timroth (1986:71) hat der Begriff Jargon im Deutschen zwei Bedeutungen: 1) Umgangssprache innerhalb bestimmter sozialer Gruppen oder Fach- und Berufsgruppen, 2) nachlässige Rede, Slang. Für die direkte Bezeichnung der Sondersprache der Drogenszene verwendeten Walter und Mokienko (2003) die Bezeichnung Drogenstang. Dagegen Löffler (2005:125) verwendet in diesem Zusammenhang den Termin Jargon. Veith (2002:71) hält sich an terminologisch neutralen Benennung Sonderwortschatz der Drogen-Szene. Timroth (1986:99) verwendet im Zusammenhang mit der Sprache der Drogenkonsumenten den Termin Jargon. Es ist jedoch zu beachten, dass dieser Text in englischer Sprache verfasst ist und dass er sich mit russischen Soziolekten befasst. 2.2.2.3 Englisches Sprachgebiet Die Terminologie in englischsprachigen Ländern basiert auf einer klaren Unterscheidung zwischen drei Grundbegriffen - Slang, Jargon und Argot. In der Regel ist jeder von den an eine bestimmte Art von Soziolekt gebunden, und es besteht fast keine Verwechslung zwischen ihnen. Obwohl manche Autoren den Begriff Slang bevorzugen, wenn sie über gesellschaftliche Themen wie Schüler, Studenten, Soldaten, Sportler, Fahrer usw. diskutieren, im Allgemeinen deckt der Begriff Slang im englischsprachigen Raum nur einen bestimmten Bereich sozialer Dialekte ab, in dem die Rolle der expressiven sprachlichen Kreativität und der informellen Vereinigung von Menschen vorherrschende Merkmale sind. Aus der Sicht der stilistischen Schichten der Sprache werden auf derselben Ebene noch Begriffe Argot und Jargon benutzt, Wobei Argot ein mehr oder weniger geheimes Lexikon bedeutet, das von einer bestimmten Klasse oder Gruppe verwendet wird und Jargon das technische oder Fachvokabular eines bestimmten Berufs oder einer bestimmten Gruppe. Zusätzlich wir neben diesen drei Begriffen m noch die Bezeichnungen Cant, abgeleitet von lateinischem cantare-singen (Coleman 2014:73), als geheime Sprache des kriminellen Untergrunds benutzt. Diese Beschreibung kollidiert jedoch mit der Bedeutung des Begriffs Argot (vgl. Armianov 2016:2-3). 23
SLANG ARGOT (Ausdruckskraft, weite (Kryptizismusund Verbreitung und Umfang) niedriger sozialer Status) CANT JARGON (Expresivität und enges (Spezifität und begrenzte Ausmaß) Nutzung) Diagram 1. Scala der Soziolekte in englischsprachigem Raum (Armianov 2016:4, Übersetzung durch den Autor) Der Termin Slang wird in The New Oxford Dictionary Of English definiert als „a type of language that consist of word and phrases that are regarded as very informal, are more common in speech than writing, and are typicaly restricted to a particular context of group of people". (Pearsall/Hanks 1998:1748) Es darf auch nicht vergessen werden, dass es in der englischen und amerikanischen Sprachwissenschaft mehrere traditionelle Begriffe gibt, die eine sehr breite Bedeutung haben und sich manchmal in ihrer Verwendung mit Slang oder Jargon überschneiden, wie zum Beispiel tongue, talk, speech, die eine Art seltsame, spezifische, unverständliche Sprache einer bestimmten sozialen oder regionalen Gruppe beschreiben (Armianov 2016:4). 2.2.2.4 Russisches Sprachgebiet Die Terminologie auf dem Gebiet der Soziolekte, die auf russischem Territorium und später in der Sowjetunion verwendet wird, basiert eher auf lokalen Bezeichnungen als auf dem standardmäßig benutzten Trio von Slang, Jargon und Argot, obwohl diese nicht vollständig ignoriert wurden, wie die Titel von Werken einiger Autoren, z.B. S.A. Koporskij, „BopoecKoü xapzoH e cpede uiKO/ibHUKoe (77o Mamepua/iaM oöcnedoeaHUH npocnaecmx UAKOJY)", Moskva 1927, oder B.A. Larin, „Zapadnoevropejskije elementy russkogo vorovskogo argo". Der Begriff Argo wird im Russischen häufig in Bezug auf die geheime Sprache von Kriminellen und Händlern mit hinterhältiger oder ruchloser Absicht verwendet. Heutzutage wird oft als Synonym für Argot das Wort (penn benutzt, obwohl es schon im Jahr 1927 in Potapovs „Cnoeap xapzoHa npecmynHUKoe. Enamnan Mybi3Ka" erschien (vgl. Armianov 2016:5, Timroth 1986:71- 72) 24
Bestimmte russische Soziolekte hatten auch ihre eigenen lokalen Namen. Die Sprache der russischen Diebe hieß önamHan Mybi3Ka, die Rede der Haustürhändler, Bettlern und Straßenmusikern wurde als ocßeHCKoe napevue oder ocpeHCKUü n3biK genannt. Die Namen dieser Soziolekte unterschieden sich auch lokal. Im Gebiet von Wladiwostok und Rjasan wurde die Bezeichnung KaHmioxHbiü H3biK verwendet, im Gebiet von Moskau und St. Petersburg wurde öaÜKoebiü n3biK verwendet. Die Bezeichnung MOLueHHUvecKuü unu pa3ÖoÜHbiü n3biK wurde verwendet, um die Sprache der Räuber in der Wolga-Region zu benennen (vgl. Timroth 1986:8). Die sowjetischen Lexikographen führten noch eine spezielle Kategorie von Soziolekt als prostorecle ein. Seine Ausdrücke und Formen zeichnen sich durch eine gewisse Einfachheit, mangelnde Bildung und - im Vergleich zu literarischen Normen - unterschiedliche Grade der Inkorrektheit aus. Dennoch auch in diesem Fall verursachte eine terminologische Uneinigkeit Schwierigkeiten bei der Unterscheidung, ob ein bestimmtes Wort als npocmopevue oder Umgangssprache klassifiziert werden sollte. Es sind Fälle dokumentiert worden, dass bestimmtes Wort in verschiedenen Wörterbüchern einmal als neutral, einmal als umgangssprachlich und zweimal als npocmopevue bezeichnet wurde (vgl. Timroth 1986:72-73, Davie 2019:49). Die Verwendung des Begriffs Slang in Russland ist eher sporadisch und oft auf den Kontext der Anglistik beschränkt. Es gab in der Sowjetunion Versuche, seine Bedeutung nur auf die Jugendsprache zu reduzieren, was sich beispielsweise in den Wortverbindungen MO/iodexHbiü cneHZ oder MO/iodexHbiü xapeoH widerspiegelt. In der Realität stießen diese Bemühungen natürlich auf die festgelegte Altersgrenze, die jedoch nicht dem tatsächlichen Alter der Benutzer entsprach. Vereinzelt gab es sogar Meinungen, dass der Begriff Slang nicht in die sowjetische linguistische Terminologie gehört. Die Bemühungen, um den Begriff Slang zu vermeiden, gingen so weit, dass als Ersatz die Phrase xap20HU3upoeaHHafi neKCUKa geprägt wurde (Timroth 1986:81) Im Anschluss an den Artikel von Skvortsov baute Armianov eine Skala, auf der Argot und / oder Jargon auf der niedrigsten Ebene und Slang auf einer höheren Ebene stehen. Darüber steht die Umgangssprache, die zwar von diesem Linguisten als integraler Bestandteil der Standardsprache betrachtet wird, sich aber auf deren niedrigsten Niveaus befindet. 25
Standardsprache Umgang ssprache Sla 9 n Argot und Jargon Diagram 2. Scala der Soziolekte nach Skvortsov (Armianov 2016:6, Übersetzung durch den Autor) Einige russische Linguisten sind der Auffassung, dass Argot im Unterschied zum Slang Merkmale einer geheimen Sprache aufweist, wozu Timroth (1986:69) mit seiner These argumentiert, dass sie zu solchen intellektuellen Anstrengungen weder bereit noch fähig sind. In Verbindung mit sowjetischen Soziolekten erwähnt Timroth (1986:86-87) in seinem Werk über tabuisierte Variationen der russischen Sprache auch Mam. Diese Bezeichnung stammt aus vulgären Phraseologismen, die das Wort Mamb im Sinne „Mutter" enthalten, z.B. E6 meoio Mamb. Mat bedeutet die Gesamtheit aller bildlichen Verwendungen der Verbes eöamb (ficken), nu3da (die Vagina) und xyü (der Penis), und dass auch in nichtsexuelen Bedeutungen (oöbeöamb - tauschen, betrügen, yxodumb e nu3dy- weg gehen, verschwinden u.a.) Zusammenfassung des Abschnittes Wie bereits erwähnt, ist die Identifizierung von Soziolekten in den Landessprachen nicht einheitlich und diese Uneinheitlichkeit nimmt queer durch mehrere Sprachen immer mehr zu. Um diese Unterschiede zu verdeutlichen, enthält die folgende Tabelle drei grundlegende Begriffe: Umgangssprache, Jargon Argot und andere traditionelle nationale Bezeichnungen. 26
Argot Jargon Slang andere cz Geheimsprache, Fachsprache Gruppensprache, hantýrka, hantec Kriminellensprache Fachsprache, Soziolekt DE Rotwelsch Fachsprache, Saloppe Sprache Jugendsprache Gruppensprache RU Geheimsprache Gruppensprache, Jugendsprache MaT Fachsprache, Kriminellensprache EN Geheimsprache, Fachsprache Soziolekt, Kriminellensprache, Gruppensprache Cant Tabelle 1. Die Bedeutungen für Soziolekttermine in verarbeiteten Sprachen. 2.2.3 Die Begriffe f ü r Soziolekte in nationalen Korpora (kurze Untersuchung) Mit der Absicht die Häufigkeit des Auftretens einzelner Begriffe zur Bezeichnung von Soziolekten zu vergleichen, wurde eine kurze Recherche in landessprachlichen Korpora durchgeführt. Zusätzlich zu den allgemeinen Begriffen wurde auch die Häufigkeit von Begriffen untersucht, die hypothetisch anwendbar sind, um den Soziolekt von Drogenkonsumenten zu bezeichnen. Alle Abfragen wurden am 28.1.2020 durchgeführt. Tschechisch Für die tschechische Sprache wurden die Untersuchungen in Araneum Bohemicum Maximum, einem Subkorpus des Tschechischen Nationalkorpus (Český národní korpus), durchgeführt. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle: Araneum Bohemicum Maximum Žargon 1467 Argot 585 Slang 2466 Tabelle 2. Ergebnisse der ersten Suche nach Soziolektbezeichnungen im Tschechischen Nationalkorpus 27
Nachfolgend wurden Wortverbindungen in Form von "drogový + spezifischer Begriff für Soziolekt" gesucht, um die Beziehung der Soziolekttermine zur Sprache der Drogenkonsumenten zu spezifizieren: Araneum Bohemicum Maximum drogový žargon 0 drogový argot 0 drogový slang 1 Tabelle 3. Ergebnisse der ergänzenden Suche nach Soziolektbezeichnungen im Tschechischen Nationalkorpus Deutsch Für die deutsche Sprache wurden die Untersuchungen im Kernkorpus des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache (DWDS) und Korpus W-öffentlich des Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) durchgeführt. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle sichtbar: DWDS Referenz- und DEREKO W-öffentlich - alle Zeitungskorpora (aggregiert, öffentlichen Korpora des frei) 1900-2018 Archivs W Jargon 2890 13995 Szenesprache 31 142 Argot 89 323 Slang 707 5713 Fachsprache 915 9273 Tabelle 4. Ergebnisse der ersten Suche nach Soziolektbezeichnungen in deutschen Korpora Der Versuch, eine einfache Abfrage nach allen Komposita mit den Grundwörtern Jargon, Argot, Slang und Sprache abzuführen scheiterte an der Tatsache, dass Slang in der Bedeutung Soziolekt als Grundwort eines Kompositums identische Buchstabenreihe bildet wie -slang als Verbindung von Fugenelement „s" mit dem Wort „lang". Angesichts der Spezifität der deutschen Sprache wurden die Begriffe für Soziolekte in direktem Bezug zu der Sprache der Drogenszene in Form von Komposita mit den Determinanten „Drogen-" gesucht, nicht wie in den anderen Sprachen in Form einer Phrase. 28
DWDS Referenz- und DEREKO W-öffentlich - alle Zeitungskorpora (aggregiert, öffentlichen Korpora des frei) 1900-2018 Archivs W Drogenjargon 0 22 Drogenslang 0 7 Drogensprache 0 10 Drogenargot 0 0 Tabelle 5. Ergebnisse der ergänzenden Suche nach Soziolektbezeichnungen in deutschen Korpora Englisch Die Abfragen für die englische Sprache erfolgten über die Schnittstelle unter www.english- corpora.org im Britischem Nationalkorpus (British National Corpus) und im Korpus GloWbE (Corpus of Global Web-based English). Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargelegt: BNC GloWbE slang 203 5173 Jargon 498 5867 argot 20 126 cant 81 28666 Tabelle 6. Ergebnisse der ersten Suche nach Soziolektbezeichnungen in englischen Korpora Frequenzdaten für „cant" können nicht als valid angesehen werden. Obwohl die Abfrage eine Bedingung beinhaltete, nur nach Substativen zu suchen, gab es viele Konkordanzen mit „cant" im Sinne der Kontraktion von „cannot". Die ursprünglichen Werte ohne diese abgrenzende Bedingung waren sogar 108 und 54546 Treffer. Die Ergebnisse der Suche nach Phrasen, die sich auf die Sprache der Drogenszene beziehen, sind in der folgenden Tabelle aufgeführt: BNC GloWbE drug slang 0 4 drug Jargon 0 0 drug argot 0 0 drug speech 0 1 Tabelle 7. Ergebnisse der ergänzenden Suche nach Soziolektbezeichnungen in englischen Korpora 29
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