Masterplan Handwerk 2025 - Handlungsfelder, Maßnahmen und Appelle - Handwerkskammer des ...
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2 Masterplan Handwerk 2025 HWK-Präsident Bernd Wegner (5.v.l.) und HWK- Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes (2.v.l.) mit den HWK-Vorstandsmitgliedern (v.l.n.r.) Eric Scherer, Vizepräsident Holger Kopp, Vorwort Karl-Friedrich Hodapp, Martin Jakob, Nicole Wilhelm, Marc Steilen, Vizepräsident Peter Becker und Helmut Zimmer Im Jahr 2015 haben wir damit begonnen, die Arbeit unserer Hand- werkskammer (HWK) für das saarländische Handwerk strategisch neu auszurichten. Seither hat sich viel getan. Die Organisations- struktur der HWK wurde an die neuen Herausforderungen ange- passt. Wir haben einen Businessplan Bildung entwickelt, der den Anforderungen an eine moderne, wettbewerbsfähige Weiterbil- dungseinrichtung Rechnung trägt. Die Modernisierung unseres Bildungszentrums, unser „Zukunftsprojekt“, ist in die Phase der
Masterplan Handwerk 2025 3 konkreten Realisierung eingetreten. Und der Wir freuen uns, dass die Politik ihre Wert Masterplan Handwerk hat sich als wichtiges schätzung des Handwerks auch in diesem Mas- Instrument unserer handwerkspolitischen terplan zum Ausdruck bringt. Ministerpräsident Arbeit bewährt. Das hat sich auch in Gesprä- Tobias Hans sowie die Wirtschaftsministerin chen mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Anke Rehlinger haben uns Statements zu den Wirtschaft gezeigt, in denen er eine wichtige Fragen gegeben, wo sie das Saarland im Jahr Unterstützung ist, um die Anliegen des Hand- 2025 sehen und welche Rolle ihrer Meinung werks zu verdeutlichen. nach das Handwerk bei der Entwicklung des Standorts spielt. Darüber hinaus greift der Für uns sind die erzielten Erfolge Ansporn dafür, Bevollmächtigte für Innovation und Strate- konsequent weiter an der Optimierung unse- gie der Saarländischen Landesregierung, Herr res Leistungsportfolios zu arbeiten. Denn: Die Ammar Alkassar, in einem Gastbeitrag das Welt um uns herum verändert sich. In Zeiten, Thema Strukturwandel auf, der durch die Digi- in denen die Digitalisierung immer stärker in talisierung abermals forciert wird und bei dem nahezu alle Lebensbereiche vordringt, vollzieht auch das saarländische Handwerk eine trei- sich dieser Wandel erheblich rasanter als vor 30 bende und unterstützende Kraft ist. Wir sind Jahren. Deshalb müssen auch wir unsere Akti- überzeugt, dass der Masterplan Handwerk vitäten für das saarländische Handwerk stän- dazu beiträgt, den Strukturwandel im Saarland dig hinterfragen und unser Leistungsangebot voranzutreiben. stetig auf dem Laufenden halten. Das macht es erforderlich, Pläne weiterzuentwickeln, Wir danken allen, die an der Fortschreibung des zu überdenken und anzupassen. Genau das Masterplans mitgewirkt haben und dazu bei- geschieht mit der jetzt vorliegenden Neuauf- trugen, den Masterplan Handwerk zukunftsori- lage unseres „Masterplans Handwerk 2025“. entiert weiterzuentwickeln. Bernd Wegner Dr. Arnd Klein-Zirbes Präsident Hauptgeschäftsführer
Masterplan Handwerk 2025 5 Inhalt 8 Einleitung 12 Interview mit Präsident Bernd Wegner anlässlich seiner Wiederwahl 17 Stimmen des Saar-Handwerks 20 1. Infrastruktur und regionale Entwicklung 22 1.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025 22 Infrastruktur 22 Digitalisierung des Handwerks 23 Digitalisierung im E-Government-Bereich 23 Digitalisierung und Ausstattung der Ausbildungswerkstätten 24 Digitalisierungsberatung 25 Einheitlicher Ansprechpartner Saar (EA-Saar) 26 Regionalentwicklung 26 Mobilitätsmanagement Die Einbindung neuer digitaler Werkzeuge in die Aus- und Weiterbildung erfordert entsprechende Konzepte und Ausstattungen. 27 1.2 Appelle 27 Breitbandausbau 28 Regionalentwicklung 28 Mobilität 28 Straßeninfrastruktur 29 Flächenpolitik 30 2. Fachkräftesicherung und Qualifizierung 33 2.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025 33 Fachkräftesicherung 33 ó Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen 33 ó Unterstützung der Imagekampagne 33 ó Information für Schüler, Eltern, Lehrer und Multiplikatoren 34 ó Ansprache Jugendlicher über Social Media 34 ó Frauen in sogenannten „Männerberufen“ 35 ó Coaches 35 ó Ansprache von Studienaussteigern 35 ó Geflüchtete integrieren Die Sicherung des Fachkräftebedarfs wird für die saarländischen Handwerksunternehmen auch in den kommenden Jahren eine Heraus- 36 Qualifizierung forderung sein. 36 ó Zukunftsprojekt Berufsbildungszentrum 36 ó Kompetenzzentren im Handwerk 37 ó Saarländische Meister- und Technikerschule (SMTS)
6 Masterplan Handwerk 2025 39 2.2 Appelle 39 Förderung der beruflichen Bildung weiter stärken 39 Saarländische Meister- und Technikerschule 40 Geflüchtete in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt bringen 40 Gleichwertigkeit beruflicher und allgemeiner Bildung vertreten 42 Abbau bürokratischer Hemmnisse in der gemeinsamen Projektarbeit 44 3. Unternehmensförderung 45 3.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025 45 Unternehmensberatung 45 ó Stärkung des Gründergeistes 45 ó Betriebswirtschaftliche und technische Beratung 45 ó Unternehmensnachfolge und Generationswechsel 46 ó Arbeits- und Gesundheitsschutz 46 ó Barrierefreiheit und Generationenfreundlichkeit 46 ó Innovations- und Technologieberatung 46 ó Umwelt- und Klimaschutz-Beratung 47 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit 47 ó Außenwirtschafts- und Messeberatung 47 ó Beseitigung von Hindernissen des Binnenmarktes 47 ó Grenzüberschreitende Ausbildung und Beschäftigung 48 3.2 Appelle 48 Förderung der Unternehmensberatung 48 Finanzierung der Beauftragten für Innovation und Technologie (BIT) 48 Einrichtung einer öffentlich zugänglichen Normeneinsichtsstelle 49 Entlastung der Handwerksunternehmen durch kontinuierliche Entbürokratisierung 49 Einrichtung von Coworking Spaces auch für das Handwerk 50 astbeitrag von Ammar Alkassar, Bevollmächtigter für Innovation und Strategie G der saarländischen Landesregierung 54 4. Umwelt, Klimaschutz, Ressourceneffizienz 56 4.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025 56 Umwelt- und Klimaschutz 56 Energie- und Ressourceneffizienz/erneuerbare Energien 57 Klimaschutzkonzepte 57 Klimafolgenanpassung 57 „Hände hoch fürs Handwerk“ 58 Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz 58 Energieeffizienznetzwerke im Saarland 59 Umweltmanagement und Nachhaltigkeit 59 Umweltpolitische Arbeit
Masterplan Handwerk 2025 7 61 4.2 Appelle 61 Saar-Lor-Lux Umweltzentrum 61 Ausbau der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz 61 Qualifizierungs- und Kommunikationsoffensive Energie- und Ressourceneffizienz im Handwerk; Klimaschutz im Saarland 61 Förderprogramme 61 Umweltmanagementsysteme 61 Umweltpakt Saar 62 „Hände hoch fürs Handwerk“ stärken 645. Großregion Saar-Lor-Lux-Wallonie, Internationale Zusammenarbeit Umwelt- und Klimaschutz: Die Handwerks 66 5.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025 betriebe im Saarland leisten kontinuierlich ihren Beitrag bei der Umsetzung der Energiewende. 66 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit 66 Entwicklungszusammenarbeit (Umweltzentrum) 67 5.2 Appelle 67 Grenzüberschreitendes Umweltprojekt 67 Internationale Zusammenarbeit 68 I nterview mit Präsident Hans Peter Wollseifer: „Gemeinsam beeinflussen, wohin sich Europa entwickelt“ 71 Zusammenfassung 73 Auf einen Blick – eine Auswahl 73 Das haben wir erreicht 74 Hier wollen wir noch nachlegen Die internationale Zusammenarbeit wird in Zukunft auch mit Blick auf die Erschließung neuer Märkte für das saarländische Handwerk wichtiger werden. Auf die geschlechterspezifische Sprach-Differenzierung mit Verwendung weiblich- männlicher Doppelformen wird in diesem Text aus Gründen der Lesbarkeit verzichtet. Wo gewohnheitsmäßig nur die männliche Form zum Einsatz kommt, sind implizit alle Geschlechter gemeint.
8 Masterplan Handwerk 2025 Einleitung Das Handwerk ist das Rückgrat des deutschen stätte („Zukunftsprojekt“) gehört und die die Mittelstandes, bedeutender Wirtschaftsfaktor, umfangreichsten Baumaßnahmen in der jün- „Ausbilder der Nation“ und aufgrund seiner geren Geschichte unserer HWK mit sich bringt. oftmals familiär geprägten Unternehmens- struktur mit entsprechenden Wert- und Füh- Um als verlässlicher Partner das saarländi- rungsvorstellungen gesellschaftspolitischer sche Handwerk unterstützen, fördern und auf Stabilisierungsfaktor. Im Saarland beschäftigt allen Ebenen vertreten zu können, definiert das Handwerk rund 68.000 Menschen1 und ist der vorliegende Masterplan für uns die wich- eine starke Säule für die Wirtschaftsentwick- tigsten strategischen Handlungsfelder. Er ist lung des Landes. Die Handwerksunternehmen keine Leistungsbeschreibung aller Tätigkeiten stellen sich den künftigen Herausforderungen. unserer HWK, sondern skizziert Schwerpunkte, Das gilt auch für die Handwerkskammer des thematische Entwicklungslinien und die damit Saarlandes (HWK). Ein sich ständig wandelndes verbundenen Herausforderungen bis zum Jahr Umfeld macht Anpassungen erforderlich. 2025. Um zu justieren, Ziele und Zielerreichung zu überprüfen sowie neuen Entwicklungen Unsere HWK hat sich mit einer neuen Voll- gerecht zu werden, evaluieren wir diesen Mas- versammlung und einem neuen Vorstand auf terplan regelmäßig und schreiben ihn fort. Dies den Weg gemacht, um ihren seit 2015 einge- geschieht erneut mit dem nun vorliegenden leiteten Veränderungs- und Strategieprozess „Masterplan Handwerk 2025“. Eine Aktualisie- weiterzuführen. Das saarländische Handwerk rung unseres Masterplans fand zuletzt 2017 und seine Organisationen haben es seit jeher statt. Gerade mit Blick auf die anstehenden verstanden, sich an strukturelle Veränderungen Herausforderungen halten wir dessen Neuauf- anzupassen und ihr Umfeld aktiv mitzugestal- lage mit dem Planungshorizont bis zum Jahr ten. Dazu benötigt das Handwerk die richtigen 2025 für geboten. Rahmenbedingungen, um auch zukünftig ein wichtiger Träger der saarländischen Wirtschaft Der Masterplan dient unserer HWK als Richt- sein zu können. Damit Politik, Verwaltung schnur, um ihre vielfältigen Aktivitäten für die und Öffentlichkeit wissen, welche Forderun- Unternehmen des Saarlandes für die kommen- gen das Handwerk hat, um wettbewerbsfä- den Jahre zu priorisieren, zu fokussieren und mit hig zu bleiben, braucht es Positionspapiere Blick auf relevante Schwerpunkte miteinander wie den „Masterplan Handwerk 2025“. Unser zu verzahnen. Das erfolgt anhand der strategi- Masterplan ist dabei ein Baustein von vielen schen Handlungsfelder „Infrastruktur und regi- in unserer Gesamtstrategie, zu der zum Bei- onale Entwicklung“, „Fachkräftesicherung und spiel auch die von Bund und Land geförderte Qualifizierung“, „Unternehmensförderung“, umfassende Modernisierung unserer Bildungs- „Umwelt, Klimaschutz und Ressourceneffizi- 1 Eigene Hochrechnung, vorläufig.
Masterplan Handwerk 2025 9 enz“ und „Großregion Saar-Lor-Lux-Wallonie, passende Lösung für die Umsetzung unseres Internationale Zusammenarbeit“. Innerhalb Raumbedarfs geschaffen werden. Baubeginn dieser Schwerpunkte finden sich übergreifen- ist voraussichtlich Anfang 2021. Bereits seit de Themen wie Arbeitsschutz, Corporate Social 2017 läuft die Ausstattungsbeschaffung aus Responsibility (CSR), Digitalisierung, Diversity dem Gesamtpaket „Zukunftsprojekt“, deren oder Gesundheitsmanagement in vielen Maß- Umfang mit rund 4,3 Millionen Euro veran- nahmen wieder, auch wenn sie nicht überall schlagt ist. Nach derzeitiger Planung könnte explizit genannt werden. Sie sind – ebenso wie bis zum Jahresende 2024 das Projekt insgesamt die Verbindung der Interessen von Arbeitge- abgeschlossen sein. bern und Arbeitnehmern – die Basis unseres Handelns. Mit unserem „Zukunftsprojekt“ setzen wir auch ein starkes Zeichen für die Qualität der Ein wesentlicher und wichtiger Schwerpunkt handwerklichen Ausbildung und für die Marke unserer Arbeit ist die Sicherung des Fachkräf- „Handwerk“. Der Meisterbrief prägt die „Marke tebedarfs. Aus gutem Grund unterhält unsere Handwerk“. Aus gutem Grund hat die Bundes- HWK ein eigenes Bildungszentrum zur Aus- regierung angekündigt, in einigen Handwerks- und Weiterbildung. Denn die Fachkräfte im berufen die Meisterpflicht wieder einführen Handwerk kommen aus der eigenen Jugend, zu wollen und die Handwerksordnung ent- um einen Satz aus der Imagekampagne des sprechend zu überarbeiten. Die gemeinsame deutschen Handwerks aufzugreifen. Gut aus- Erklärung der Koalitionsfraktionen von CDU/ gebildete Fach- und Führungskräfte sind ein CSU und SPD, dem Bundestag in Kürze in einem wichtiger Faktor nicht nur für das Handwerk, Gesetzentwurf die Wiedereinführung der Meis- sondern für das gesamte Saarland. Mit der terpflicht in zwölf Handwerken vorzuschlagen, Saarländischen Meister- und Technikerschule ist ein wichtiges Signal für die Sicherung von (SMTS) und mit dem „Zukunftsprojekt“ leisten Qualität und Qualifikation im Handwerk. Der wir hier einen zentralen Beitrag für die Zukunft handwerkliche Meisterbrief steht für gelebten unseres Bundeslandes. Verbraucherschutz, nachhaltiges Unterneh- mertum und eine hohe Ausbildungsleistung. Das „Zukunftsprojekt“ schreitet mit großen Die von der Politik ins Auge gefasste Wieder- Schritten voran. Finanziert wird das im ersten einführung der Meisterpflicht in bestimmten Anlauf auf rund 40 Millionen Euro geschätz- Gewerken begrüßen wir ausdrücklich und te Gesamtpaket mit Fördermitteln des Bun- unterstützen sie uneingeschränkt. Für uns als des, eigenen Mitteln unserer HWK sowie mit Handwerkskammer bedeutet das gleichzeitig, einem Zuschuss des Landes. Im Rahmen eines dass wir die sich ergebenden Auswirkungen, Architektenwettbewerbs soll Klarheit über eine insbesondere auf die Handwerksrolle und
10 Masterplan Handwerk 2025 unseren Kammerhaushalt, frühzeitig bei unse- dem Saarlandpakt, bei dem das Land einen Teil ren Planungen berücksichtigen werden. der kommunalen Schuldenlast übernimmt, ein wichtiger Schritt gemacht. Wie das Beispiel „Zukunftsprojekt“ beweist, ist sich das Handwerk seiner Verantwortung Das Handwerk zeichnet sich durch ein hohes für die wirtschaftliche Weiterentwicklung Maß an Verantwortung gegenüber seinen des Saarlands bewusst. Solche Investitionen Beschäftigten aus. Die Sozialpartnerschaft ist sind es, die den Standort stärken und lang- eine wesentliche Grundlage für den Erfolg im fristig dessen Wettbewerbsfähigkeit sichern. Wettbewerb und die Gewinnung qualifizierter Dazu zählen aber auch Investitionen in die Fachkräfte. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind Infrastruktur unseres Landes, wie z.B. in Ver- sich einig, dass Tarifautonomie und -bindung kehrswege, Gewerbeflächen und die Breit- weiter gestärkt werden müssen. Passgenaue bandversorgung. Im von der Landesregierung Tarifverträge spielen bei der Schaffung guter ausgerufenen „Jahrzehnt der Investitionen“ Ausbildungs-, Einkommens- und Arbeitsbe- muss das Handwerk eine wichtige Rolle spie- dingungen eine wichtige Rolle. Die gelebte len. Genauso wichtig sind aber Maßnahmen, vertrauensvolle Tarifpartnerschaft leistet die die überregionale Attraktivität erhöhen, wie ihren Beitrag für ein erfolgreiches Bewälti- beispielsweise die Schaffung eines modernen gen der Herausforderungen der Zukunft, vor Kongress-, Kultur- und Messezentrums. denen das Handwerk steht. Es bedarf durch- setzungsstarker Tarifpartner auf beiden Seiten: Unsere Handwerkskammer begrüßt es aus- mitgliederstarke Gewerkschaften ebenso wie drücklich, dass im Zuge eines millionenschwe- mitgliederstarke Innungen. Handwerksbetrie- ren Modellvorhabens – gefördert von Bund und be, die Mitglied einer tarifgebundenen Innung Land – sich die saarländische Landeshauptstadt sind, gehen mit gutem Beispiel voran. Über ihre städtebaulich zukunftsfest aufstellen kann. Innung oder ihren Fachverband können die Das steigert die Attraktivität Saarbrückens als Unternehmen auf die tarifpolitischen Aktivitä- Oberzentrum. Auch wird Alt-Saarbrücken städ- ten Einfluss nehmen und damit zu ihrer Wett- tebaulich ein neues Gesicht erhalten. Wir sehen bewerbsfähigkeit beitragen. Daher ist uns die dieses Modellprojekt auch im Zusammenhang Mitgliedschaft in Innungen mit Tarifbindung mit der Neuaufstellung unserer Bildungsstät- ein wichtiges Anliegen. te und den damit verbundenen Bauten. Für die Region, für das Saarland, für Saarbrücken In vielen Handwerksbetrieben ist ein erfolg- und insbesondere Alt-Saarbrücken bieten sich reiches Arbeiten nur durch das gute Zusam- bei einer Umsetzung des Modellvorhabens menwirken von Meister und Gesellen möglich. hervorragende Möglichkeiten. Generell ist es Dies ist im alltäglichen Betrieb ein normaler wichtig, dass die saarländischen Kommunen Vorgang. Doch ist es auch auf anderen Ebenen wieder mehr finanziellen Spielraum für Inves- wichtig für die Zukunft des Handwerks, dass titionsmaßnahmen gewinnen. Hier wird mit Meister und Gesellen, Arbeitgeber und Arbeit-
Masterplan Handwerk 2025 11 nehmer Hand in Hand arbeiten. Diese Überzeu- Aus- und Weiterbildung im Handwerk bis hin gung findet sich in den Gremienstrukturen der zur wichtigen Bedeutung des Meisterbriefs. Handwerkskammer oder auch in Prüfungsaus- So ist es möglich, aktiv die Belange der Hand- schüssen wieder. Ebenso wichtig wie das gute werksbetriebe zu vertreten. Es ist uns wichtig, Verhältnis aller im Betrieb ist ein gesundes ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Aktivi- Verhältnis zwischen den Tarif-/Sozial-Partnern. täten zur Stärkung des Handwerks auch eine Tarifverträge schützen beide Seiten. Sie geben Stärkung des Saarlandes bedeuten. Wir führen allen Beteiligten tarifpolitische Sicherheit und in dieser Hinsicht regelmäßig Gespräche mit sozialen Frieden, um sich der Leistung des der saarländischen Landesregierung sowie eigentlichen Handwerks und der Sicherung weiteren Parteien und Partnern. Wir werden des wirtschaftlichen Erfolgs widmen zu kön- diesen Dialog gerne fortsetzen. nen. Es gilt, die Sozialpartnerschaft zu stärken, um die große Handwerks-Familie zusammen- Unsere HWK hat partnerschaftlich verbun- zuhalten. Die Weichenstellung für die Zukunft dene Organisationen ebenso wie die Landes- des Handwerks kann nur gemeinsam an einem regierung in den vergangenen Jahren als dis- Tisch erfolgreich gemeistert werden. kussionsbereite und offene Partner erlebt. Das Miteinander unseres Wirtschaftsbereichs mit Nicht alle der in diesem Masterplan genann- der Landesregierung wurde auch deutlich bei ten Ziele kann und will unsere HWK alleine der Gestaltung des Gesetzentwurfes zur Förde- realisieren. Erst die Einbettung in eine starke rung der Unternehmen der mittelständischen Handwerksorganisation, die partnerschaftliche Wirtschaft. Kernstück dieses Mittelstandsför- Verbundenheit mit Fachverbänden, Innungen, derungsgesetzes ist die Einrichtung der Clea- anderen Interessenverbänden und die Unter- ringstelle Mittelstand. Mit ihrer Hilfe kann der stützung des Landes schaffen eine Allianz für Gesetzgeber frühzeitig die Belastungen, die ein langfristig wirtschaftlich starkes Saarland. durch den Erlass neuer Vorschriften entstehen, identifizieren und nach Möglichkeit vermeiden. Die Bedeutung, die der Wirtschaftsbereich Wir begrüßen dies ausdrücklich. Handwerk für die wirtschaftliche und gesell- schaftliche Stabilität unseres Landes hat, ist Die Partnerschaft mit Politik und Wirtschafts- wieder stärker in den Fokus des öffentlichen vertretungen halten wir für unverzichtbar, um und politischen Interesses gerückt. Das zeigt gemeinsam die Rahmenbedingungen so zu sich darin, dass unsere HWK ein gefragter gestalten, dass die Handwerksunternehmen Ansprechpartner auf der Ebene des Landes den jetzigen und künftigen Herausforderun- wie auch der Kommunen ist, so beispielswei- gen in ihrer Vielfalt und mit ihrer ökonomi- se bei den Fragen zur Fachkräftesicherung schen und gesellschaftspolitischen Bedeutung und der Gleichwertigkeit von beruflicher und gerecht werden können. allgemeiner Bildung, bei Aspekten des Grün- dungsgeschehens oder in allen Fragen der
12 Masterplan Handwerk 2025 Bernd Wegner, Präsident der Handwerkskammer des Saarlandes Interview mit Präsident Bernd Wegner anlässlich seiner Wiederwahl Das „Deutsche Handwerksblatt“ (DHB) sprach mit Bernd Wegner, Präsident der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK), nach dessen Wiederwahl in der konstituierenden Vollversammlung am 28. Juni 2019 über die anstehenden Aufgaben und seine Ziele für die neue Amtsperiode.
Masterplan Handwerk 2025 13 Das Interview erschien erstmals im „Deutschen tes ‚Hier-und-jetzt-Projekt‘ geworden. Auch Handwerksblatt“ (DHB), Regionalausgabe Nr. die erfolgreiche Umsetzung des landesseitig 13/14, 19. Juli 2019, S. SB 4. Es findet sich auch auf eingeführten Meisterbonus oder die Formulie- der HWK-Homepage: www.hwk-saarland.de. rung unseres Masterplans, der wichtige Appelle und Forderungen an die Politik enthält, können wir – so meine ich – mit Fug und Recht als Erfolg DHB: Sehr geehrter Präsident Wegner, herzli- bezeichnen. Ich finde, unsere Bilanz kann sich chen Glückwunsch zur Wiederwahl als HWK- sehen lassen. Angefangen beim Bundesfor- Präsident. Welches waren aus Ihrer Sicht die schungsprojekt KOLA zur Digitalisierung der wichtigsten Erfolge Ihrer ersten Amtszeit? beruflichen Bildung über das neue Messefor- mat ‚Haus und Garten Messe Saar‘ in Saarbrü- Wegner: Eines vorneweg: Alles, was wir in den cken, das vom Handwerk maßgeblich mitge- vergangenen fünf Jahren erreicht haben, ist prägt wurde, bis hin zur Mittelstandsinitiative eine Leistung des gesamten Teams. Ein Beispiel Energiewende und Klimaschutz, bei der unser dafür ist der Strategieprozess ‚HWK Saarland Umweltzentrum bundesweit eine koordinie- 2020‘, den HWK-Vorstand und das haupt- rende Rolle spielt, um nur einige Beispiele zu amtliche Führungsteam unserer Handwerks- nennen. Dass Spitzenpolitiker wie Bundesau- kammer unter Einbeziehung des Personalrats ßenminister Heiko Maas, Bundeswirtschafts- bereits 2015 aufs Gleis setzten und den wir in minister Peter Altmaier, Bundesminister Wolf- der Vollversammlung diskutierten. Es war not- gang Schäuble, Annegret Kramp-Karrenbauer, wendig und gut, dass wir diesen umfassenden Ministerpräsident Tobias Hans und seine Stell- Änderungsprozess definiert und die damit vertreterin Anke Rehlinger und viele andere verbundenen rund 100 Maßnahmen umge- das persönliche Gespräch mit uns führen, zeigt, setzt haben. Wir haben Stärken, Schwächen, dass wir unserem politischen Anspruch gerecht Risiken und Chancen unserer Handwerkskam- werden. mer ausgemacht und unser Selbstverständnis formuliert, das mit den drei Begriffen poli- DHB: Was sind Ihre wichtigsten Ziele, die Sie tisch, effizient und nahbar zusammengefasst in Ihrer zweiten Amtszeit als HWK-Präsident werden kann. Unsere Organisationsstruktur erreichen wollen? haben wir dann entsprechend angepasst; die Struktur folgte also der Strategie. Der Prozess Wegner: Megathemen wie die Digitalisierung beinhaltete neben den relativ rasch umsetzba- oder die Fachkräftesicherung werden uns auch ren Maßnahmen, wie dem Tragen von Namens- weiterhin beschäftigen. Dabei geht es für uns schildern oder neuen Formaten der internen als Verwaltungseinheit oft um sehr konkrete Kommunikation, auch Maßnahmen wie die Maßnahmen wie die Einführung eines digi- Entwicklung eines eigenen YouTube-Kanals talen Berichtsheftes und der E-Akte oder die zur Ansprache junger Menschen und den ech- finale Implementierung unseres digitalen Mit- ten Einstieg in die Modernisierung unserer glieder- und Kundenbeziehungsmanagements, Bildungsstätte. Letztere lief lange unter dem kurz CRM. Mit Blick auf die Fachkräftesicherung Begriff ‚Zukunftsprojekt‘. Daraus ist ein ech- hat die Modernisierung unserer Bildungsstätte
14 Masterplan Handwerk 2025 Priorität. Wir unterstehen hier einem straffen nichts. Der Konjunkturmotor im saarländischen Zeitregime, das vorsieht, dass wir Ende 2020 Handwerk läuft rund. Das hat unsere Früh- den entsprechenden Zuwendungsbescheid jahrskonjunkturumfrage gezeigt. Auch in den erhalten. Es ist gut, dass wir die notwendigen kommenden Monaten dürfte sich die Hand- Strukturen geschaffen haben. So werden Ent- werkskonjunktur positiv entwickeln. Dennoch scheidungen in einem neu eingesetzten Bau- stellen Ereignisse wie der Brexit oder drohen- ausschuss getroffen oder es wird im Arbeits- de Handelskriege ebenso Risikofaktoren dar kreis Strategie und Bildungsorganisation über wie der sich verschärfende ‚Wettbewerb um Bedarf und Funktion der neuen Bildungsstätte Talente‘, also der Fachkräftemangel. Bei uns im diskutiert. Wir haben schon einiges erreicht; Saarland greift die demografische Entwicklung nur beispielhaft nenne ich ein Ausstattungs- früher und härter als anderswo. Deshalb gehen projekt, mit dem wir über vier Mio. Euro als wir auch neue Wege, so zum Beispiel mit unse- Einstieg in die Modernisierung bis Jahresende rem Studienaussteigerprojekt oder Kooperati- 2019 investieren. Dass derzeit die Ausschrei- onen mit neuen Partnern wie dem Technischen bungen für die Betreuung des Architekten- Hilfswerk. Insgesamt gilt es, neue Zielgruppen wettbewerbs und die Projektsteuerung laufen mit neuen Instrumenten wie zum Beispiel und wir bereits einen Notartermin für den not- unserer Karriere-App anzusprechen. Die techni- wendigen Grundstückzukauf vereinbart haben, sche Entwicklung hat längst dazu geführt, dass zeigt, dass wir unseren ambitionierten Zeitplan im Handwerk Köpfchen wichtiger ist als Körper- umsetzen. Ich bleibe dabei: Es ist möglich, dass kraft. Frauen reüssieren heute im Metallhand- wir im Jahr 2021 die Grundsteinlegung vor- werk und anderen vermeintlichen Männerbe- nehmen. Mit dem Thema Fachkräftesicherung rufen. Das ist eine Chance, die es zu ergreifen verbinde ich auch die Entwicklung der Saarlän- gilt. Die Tatsache, dass in den nächsten Jahren dischen Meister- und Technikerschule, deren rund 2.000 Handwerksunternehmen zur Über- Businessplan wir derzeit präzisieren. Er ist ein nahme anstehen, zeigt, wie wichtig es ist, für wichtiger Baustein des ‚Businessplans Bildung Meisternachwuchs zu sorgen. Man vergegen- 2025‘, der eine Fortsetzung unseres Strategie- wärtige sich nur, was geschehen würde, wenn prozesses ‚HWK Saarland 2020‘ ist und der rund diese Unternehmen, die im Schnitt fünf bis 50 Maßnahmen in die Umsetzung bringt. sechs Mitarbeiter haben, keinen geeigneten Nachfolger fänden. In diesem Zusammenhang DHB: Welche besondere Herausforderung muss auch das Thema Gründungen erwähnt sehen Sie auf das saarländische Handwerk in werden. Allein mit ihren Gründungsberatun- den kommenden Jahren zukommen? gen leistet unsere Handwerkskammer hier eine wichtige Arbeit. In diesem Zusammenhang Wegner: Insgesamt verändern sich die Umfel- hebe ich hervor, dass die handwerkliche Meis- der. Zwar ist die Stimmung in der saarländi- terqualifikation für nachhaltiges Unterneh- schen Gesamtwirtschaft etwas gedämpft, mertum steht. Sie steht für Qualität, Verbrau- doch aktuell merken wir im Handwerk davon cherschutz, stabile Betriebe und für eine hohe
Masterplan Handwerk 2025 15 Ausbildungsleistung. Vor diesem Hintergrund DHB: Was wünschen Sie sich für Ihre zweite halte ich es für gut, dass sich die Bundespolitik Amtszeit? mit einer erneuten Überarbeitung der Hand- werksordnung mit Blick auf eine Wiederein- Wegner: Ich wünsche mir weiterhin einen führung des verpflichtenden Meisterbriefs in guten Teamspirit in unseren ehrenamtlichen einzelnen nach der Handwerksordnung derzeit Gremien und im Hauptamt. Das Miteinander zulassungsfreien Gewerken beschäftigt. Man- zwischen Haupt- und Ehrenamt erlebe ich als che sprechen in diesem Zusammenhang von sehr gut und vertrauensvoll. Gerade für die Rückvermeisterung. Wir erwarten mit Span- handwerkspolitische Arbeit ist es wichtig, dass nung den entsprechenden Referentenentwurf, sich das saarländische Handwerk nicht ausein- der nach der Sommerpause vorliegen soll. anderdividieren lässt, sondern zusammensteht und mit einer Stimme spricht. Es ist gut, wenn DHB: Mit der jüngsten Wahl ist unser HWK-Vor- wir uns unseren Elan bewahren – und bei aller stand weiblicher geworden. Wie wichtig sind Ernsthaftigkeit unserer Arbeit sollten die Freu- für Sie Frauen im Ehrenamt? de am Erfolg und der Humor auch zukünftig nicht zu kurz kommen. Wegner: Sehr wichtig. Der Verein ‚Frau & Hand- werk‘ hat im Saarland über 100 Mitglieder. Er ist und bleibt eine wichtige Plattform für Frauen im Handwerk. Darüber hinaus gibt es heute Handwerksunternehmerinnen, die beachtliche Leistungen vorweisen können. Das sind sowohl Leistungen unternehmerischer Art als auch Leistungen im Ehrenamt. Dabei spreche ich nicht nur von Gewerken wie dem Friseurhand- werk, sondern auch von anderen Bereichen. Wir leben nicht mehr in der Welt der 1950er Jahre, als es noch undenkbar schien, dass eine Frau das Ministerpräsidentenamt bekleidet oder gar Bundeskanzlerin wird. Die Handwerksorgani- sationen werden sich auch in diesem Zusam- menhang weiter verändern. Das saarländische Handwerk sollte nicht das Schlusslicht dieser Entwicklung sein, sondern jungen Frauen, die sich in Innungen, Verbänden oder unserer Kam- mer ehrenamtlich engagieren wollen, signali- sieren: Herzlich willkommen! Tüchtigkeit, nicht Geschlecht ist entscheidend.
16 Masterplan Handwerk 2025 Stimmen des Handwerks
Masterplan Handwerk 2025 17 Stimmen des Saar-Handwerks » Wo sehen Sie das Saarland im Jahr 2025? « Welche Rolle spielt das Handwerk bei der Entwicklung des Standorts? Peter Becker » Vizepräsident – Arbeitnehmer der Handwerkskammer des Saarlandes „Eine funktionierende Wirtschaft ist stets auf gebührenfreie Bildung. Dies befürworten wir Fachkräfte angewiesen. Im Handwerk fehlen ausdrücklich und fordern eine entsprechende heute schon die notwendigen Auszubildenden Ausstattung der Saarländischen Meister- und zur Fachkräftesicherung. Damit künftig mehr Technikerschule (SMTS). Um die Attraktivität junge Menschen sich für eine handwerkliche Aus- der Jobs im Handwerk zu erhöhen, brauchen wir bildung entscheiden, ist die Berufsorientierung so eine stärkere Tarifbindung. Die Menschen suchen « zu verbessern, dass dort verstärkt die beruflichen Sicherheit und geregelte Beschäftigung. Diese Chancen im Handwerk erläutert werden und Anforderungen erfüllen Manteltarifverträge nicht einseitig nur für ein Studium geworben durch die Regelungen zur Arbeitszeit, zu Urlaub, wird. Um Studierenden, die berufliche Alternati- Jahressonderzahlungen etc.“ ven zum Studium suchen, handwerkliche Karrie- rewege in die Berufswelt aufzuzeigen, unterstüt- zen wir das Vorhaben einer ‚Vermittlungsagentur‘ an den saarländischen Hochschulen, die einen direkten Kontakt zu Betrieben herstellt. Viele bildungspolitische Ansätze kommunizieren eine Peter Becker Vizepräsident – Arbeitnehmerseite der Handwerkskammer des Saarlandes
18 Masterplan Handwerk 2025 Martin Bitsch Hans-Jörg Kleinbauer Vorstandsvorsitzender des Saarländischen Landesinnungsmeister der Kraftfahrzeug-Verbands und Landesinnungsmeister Bäckerinnung Saarland Martin Bitsch » Vorstandsvorsitzender des Saarländischen Kraftfahrzeug-Verbands und Landesinnungsmeister „Verschärfte Klimaschutzbestimmungen Das Handwerk wird durch den Generations- beschleunigen den laufenden industriellen wechsel auf der Inhaberebene die Chancen der Strukturwandelprozess im Saarland. 2025 wird Digitalisierung von Produktions- und Vermark- sich herausgestellt haben, ob der technologische tungsprozessen nutzen und den Raum gewin- Wandel grundsätzlich funktioniert. Wenn eine nen, in entscheidenden Momenten persönlich Aufholentwicklung zu erfolgreicheren Bundes- mit den Kunden zu kommunizieren. Damit setzt ländern weiter auf sich warten lässt und wie bis- es sich erfolgreich vom nichthandwerklichen « her viele interessante Ideen in der kleinteiligen Wettbewerb ab. Das Handwerk wird dadurch innerstaatlichen Organisation des Saarlands der ‚hidden champion‘ in der saarländischen hängen bleiben, werden sich die vorhandenen Wirtschaft und so auch wieder für junge Men- Wolken über dem Saarland verdunkeln. schen attraktiv.“ Hans-Jörg Kleinbauer » Landesinnungsmeister der Bäckerinnung Saarland „Das Saarland wird sich aufgrund seiner beson- Wirtschaft und den Arbeits- und Ausbildungs- deren geografischen Lage sowie seiner proakti- markt bleiben. Als stabiler Bestandteil des Mit- ven Wirtschaftspolitik als attraktiver Standort für telstands wird es sich im Dreiländerdreieck durch « industrielle Branchen weiter positionieren und die hohe Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft Herausforderungen des Klimawandels und der auszeichnen. Das saarländische Bäckerhandwerk Energiewende meistern. Das saarländische Hand- wird den inhärenten Strukturwandel durch Fokus- werk wird dabei eine unverzichtbare Kraft für die sierung auf Qualität und Regionalität meistern.“
Masterplan Handwerk 2025 19 Harald Becken Martin Jakob Präsident des Arbeitgeberverbandes Landesinnungsmeister der Landesin- des Saarländischen Handwerks e. V. nung Metall Saarland Harald Becken » Präsident des Arbeitgeberverbandes des Saarländischen Handwerks e.V. „Das Saarland steht in den kommenden Jahren vor hat sich das saarländische Handwerk als Motor, großen Herausforderungen. Die wichtigsten sind Stabilisator und als Garant für den erfolgreichen zum einen der Strukturwandel im Zusammen- Wandel erwiesen. Zahlreiche neue Arbeitsplätze hang mit den Änderungen im Automobilsektor und Firmen sind entstanden, die das Saarland zu und zum anderen die Herausforderungen im Zuge einem attraktiven Standort neben seiner zentralen der sogenannten ‚Energiewende‘. Lage in Europa entwickelt haben. Diesen Wandel gilt es nun fortzusetzen, indem eine noch enge- In den zurückliegenden 40 Jahren hat das Saar- re Verzahnung zwischen Industrie, Hochschulen land bereits erfolgreich den Strukturwandel weg inklusive der Entwicklungen im Bereich künstli- von Kohle und Stahl hin zu Dienstleistungen und che Intelligenz und Handwerk erst die Umsetzung Produkten rund um den Automobilsektor bewäl- technologischer Innovationen ermöglicht. tigt. Dieser Sektor steht nun vor einem großen Umbruch durch die gesetzgeberischen Vorgaben, Das heißt, die strategische Bedeutung des Hand- die neue Wege in den Antriebstechnologien erfor- werks als Bindeglied zwischen Entwicklung und « dern. Dies wiederum wirkt sich aus auf Produkte Anwendung wird weiter zunehmen. Dies gilt in und Dienstleistungen in der gesamten Zuliefer- gleichem Maße für alle Anstrengungen, die zum branche, die sich im Saarland auf breiter Basis ent- Gelingen der sogenannten Energiewende beitra- wickelt und ausgeformt hat. In dieser Entwicklung gen können.“ Martin Jakob » Landesinnungsmeister der Landesinnung Metall Saarland „Saarland – Industrieland? Wer kennt ihn nicht, Akademisierungswahn trägt seinen Teil dazu den Slogan des Wirtschaftsministeriums? Das erheblich bei. Um das Saarland wirtschaftlich offensive Bewerben der saarländischen Politik wieder voranbringen zu können, braucht es die für einen unverzichtbaren Industriestandort ist aktive Förderung des innovativen Mittelstands seit vielen Jahren zu stark und allgegenwärtig und damit verbunden die Anerkennung und in den Vordergrund gehoben worden. Dieser Wertschätzung handwerklichen Könnens. Unser Trend ist mitunter mitverantwortlich dafür, aller Ziel, das der Politik und das der Wirtschaft, dass hervorragend ausgebildete Fachkräfte dem muss sein, dass das Handwerk auch ohne auf- « Handwerk weiter den Rücken zuwenden werden fällige Vergleiche von Meister- zu Master- oder und wir bereits schon heute einen schwerwie- Bachelorabschluss den Stellenwert in der brei- genden Fachkräftemangel zu beklagen haben. ten Bevölkerung zurückerhält, den es mehr denn Auch der durch die Bildungspolitik vermittelte je verdient hat.“
20 Masterplan Handwerk 2025 1. Infrastruktur und regionale Entwicklung Infrastruktur: dazu gehören unter anderem Straßen, Brücken, Bahn- und Schifffahrtsstrecken, Flug-Slots, Pipelines, Breitbandkabel und Mobilfunk. Ohne eine funktionierende Infrastruktur geht nichts. Erst eine gut ausgebaute und verlässliche Infrastruktur erlaubt die im heutigen Wirtschaftsleben notwendige Erreichbarkeit und Vernet- zung. Leistungsstarke Verbindungen sind eine unerlässliche Grund- lage für den Erfolg einer Wirtschaftsregion.
Masterplan Handwerk 2025 21 Zur Infrastruktur gehören aber auch ein breit Handwerksbetrieben kann nur dort erfolgen, gefächertes und vielfältige Chancen bietendes wo es eine gut ausgebaute Netzinfrastruktur Bildungssystem mit entsprechenden Schul- gibt. Dies gilt nicht nur für den Standort des und Berufsschulangeboten sowie die techni- Betriebs, sondern auch für die Orte, an denen schen Voraussetzungen für schnelle intelli- das Handwerk seine Leistungen erbringt, wie gente Kommunikation, um die Chancen der zum Beispiel bei den Kunden auf der Baustelle. Digitalisierung nutzen zu können. Die Digitali- sierung eröffnet auch dem Wirtschaftsbereich Die Digitalisierung verändert die handwerk- Handwerk neue Möglichkeiten. Innovative indi- lichen Arbeitsprozesse und stellt neue Anfor- viduelle Lösungen werden orts- und zeitunab- derungen an die berufliche Qualifizierung. Mit hängig möglich, und die Flexibilität der Hand- unserer Modernisierung des HWK-Bildungs- werksbetriebe wird gestärkt. Da ohne digitale zentrums im Rahmen unseres „Zukunftspro- Verbindungen künftig kaum ein Unternehmen jekts“ schaffen wir die notwendigen Voraus- seine Wirtschaftskraft entfalten kann, werden setzungen, um die neuen Arbeitsprozesse die zu unserer HWK gehörenden Betriebe durch handlungsorientiert beschulen zu können. Beratung und Bildung für die Chancen der Digi- Simulationsumgebungen, digitale Zwillinge talisierung fit gemacht und über die Risiken und vernetztes Arbeiten sind für das Handwerk informiert. Für die Handwerksbetriebe gilt es, wichtige Impulsgeber für betriebliche Innova- die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, um tionen. Damit der Technologietransfer vom Effizienzgewinne ebenso wie neue Wertschöp- HWK-Bildungszentrum in die Betriebe gelingt, fungs- und Geschäftsmodelle zu realisieren. gilt es, überall im Saarland entsprechend aus- Der Zugriff auf und die Nutzung von Cloud- gebaute Vernetzungsmöglichkeiten zu schaf- Lösungen gehen dabei weit über die Betriebsin- fen. So wird aus Theorie Praxis und aus dem frastruktur hinaus. Die Digitalisierung in den digitalen Zwilling eine konkrete Lösung.
22 Masterplan Handwerk 2025 1.1 H andlungsfelder und Maßnahmen bis 2025 Infrastruktur Zusammenarbeit auch bei räumlicher Tren- Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit der Infra- nung. Gerade in der Bau- und Ausbaubranche struktur des Wirtschaftsstandorts Saarland sind können durch den Einsatz und die Vernetzung entscheidende Faktoren dafür, dass die Hand- digitaler Medien und Speicherlösungen Aufträ- werksbetriebe hierzulande ihren wirtschaftli- ge schneller erfasst und im Betrieb weiterver- chen Erfolg zukunftsfähig gestalten können. arbeitet werden. Betriebs- und Auftragsdaten Unsere HWK bringt sich mit ihrem Sachverstand stehen in Echtzeit dort zur Verfügung, wo sie überall dort ein, wo es darum geht, die infra- benötigt werden – zur Angebotskalkulation, strukturellen Voraussetzungen für ein erfolgrei- Auftragsplanung oder zur Qualitätssicherung. ches Wirtschaften der Handwerksunternehmen Die effektive Zusammenarbeit im vernetzten zu verbessern. Wir machen mit den uns zur Ver- Betrieb erstreckt sich von der Baustelle bis zur fügung stehenden Mitteln auf die Anliegen der Buchhaltung ohne Medienbruch. Beispielswei- Unternehmen und ihrer Beschäftigten in Sachen se führt die CE-Kennzeichnungspflicht bei Bau- Infrastruktur aufmerksam und stehen unseren produkten zur Einführung einer werkseigenen Betrieben als zentraler Ansprechpartner mit Produktionskontrolle (WPK), mit deren Hilfe eine unserem Beratungsangebot zur Seite. Das gilt Transparenz und Nachvollziehbarkeit durch die beispielsweise bei der Gewerbeflächenplanung entsprechende Dokumentation des Material- und der Verkehrspolitik. flusses und der Arbeitsschritte aufgebaut wird. Es ist uns wichtig, den politischen Entschei- Hier ist es sinnvoll, die Anforderungen soft- dungsträgern Verbesserungspotenziale bei der wareunterstützt abzuarbeiten und die Doku- Infrastruktur aufzuzeigen. Exemplarisch sei auf mentation teilautomatisiert zu erstellen. Zu den den Investitionsbedarf zur Sicherung der Qua- Herausforderungen der Digitalisierung zählt lität der Verkehrswege und den notwendigen auch die sichere Datenerfassung und Datenhal- Ausbau der Breitbandinfrastruktur hingewie- tung im Betrieb mithilfe externer Speicherlösun- sen. Aber auch die Qualität der öffentlichen gen und von Verschlüsselungswerkzeugen. Verwaltung beeinflusst die wirtschaftliche Leis- tungsfähigkeit einer Region. Hier ist es die Auf- Die Digitalisierung verändert die Kommunikati- gabe der öffentlichen Hände, in einem stetigen on sowohl im Betrieb als auch mit den Kunden Verbesserungsprozess die Effektivität und Effi- und schafft neue Möglichkeiten im Bereich der zienz des Verwaltungshandelns zu steigern und Kundenwerbung und -bindung. Darüber hinaus dafür Sorge zu tragen, dass die erforderlichen wirkt sie sich auch auf das Leistungsangebot Kompetenzen jederzeit vorhanden sind. des Handwerks aus: Smart-Home-Lösungen machen Häuser intelligent, Einzelanfertigungen vom Geländer bis zum Schrank werden passge- Digitalisierung des Handwerks nauer und können trotz hohem Aufwand preis- Die Digitalisierung verändert das Handwerk günstig angeboten werden. Die Schulung unse- nachhaltig. So erlaubt eine Vernetzung ver- rer Auszubildenden und Meisterschüler erfolgt schiedener betrieblicher Arbeitsplätze und beispielsweise im Metallbereich oder in der Prozessschritte bis hin zum Kunden die enge Elektrotechnik an Maschinen und Produkten,
Masterplan Handwerk 2025 23 die heute digital programmiert werden und bei des Landes, der Gemeinden und Gemeindever- denen die Software Teil der Lösung ist. So steckt bände ihre Verwaltungsleistungen auch elektro- in jeder Smart-Home-Lösung eine vom Hand- nisch über ein Verwaltungsportal nach Maßgabe werk programmierte Software, die das Haus des Artikels 9 des Gesetzes zur Neuregelung des erst smart macht und konkreten Nutzen aus der bundesstaatlichen Finanzausgleichssystems ab Technik generiert. Möbel können mithilfe eines dem Jahr 2020 und zur Änderung haushaltsrecht- computergestützten Entwurfs multifunktiona- licher Vorschriften vom 17. August 2017 (BGBl. I ler entworfen werden, Autos kommunizieren S. 3122, 3138 f.) anbieten und hierfür im Portal mit dem Kfz-Handwerker und beim Friseur kann Nutzerkonten bereitstellen. Nach dem Onlinezu- der Kunde schon vorher am Tablet sehen, wie gangsgesetz (OZG) sind Verwaltungsleistungen die gewünschte Frisur aussehen wird. Die hand- bis zum 31. Dezember 2022 auch elektronisch werkliche Aus- und Weiterbildung muss diesen über Verwaltungsportale zu liefern und im Por- Entwicklungen Rechnung tragen und die Arbeit talverbund zwischen Bund, Ländern und Kom- mit digitalen Werkzeugen handlungsorientiert munen sowie Körperschaften des öffentlichen in die Aus- und Weiterbildung integrieren. Dabei Rechts zugänglich zu machen. gilt es, Innovationen aufzugreifen, ihr Potenzial Unsere HWK setzt sich deshalb dafür ein, stär- zu prüfen und über die Aus- und Weiterbildung ker als bisher in die politischen Planungs- und dem Handwerk zugänglich zu machen. Unsere Entscheidungsprozesse im Rahmen der Bund- HWK nutzt bei offenen Fragestellungen For- Länder-Zusammenarbeit eingebunden zu wer- schungsnetzwerke oder tritt selbst als Antrag- den. Wir fordern eine inhaltliche Zuarbeit und steller bei Forschungsprojekten auf. Sie ist offen Kooperation mit den Akteuren im Bund und in für Forschungskooperationen und verfolgt das den Ländern. Ziel, als Transferpartner für das Handwerk nütz- liche Innovationen und Forschungsergebnisse Digitalisierung und Ausstattung möglichst schnell in die handwerkliche Praxis zu überführen. der Ausbildungswerkstätten Die Einbindung neuer digitaler Werkzeuge in die Aus- und Weiterbildung erfordert entsprechen- Digitalisierung im de Konzepte, Ausstattungen und die Entwick- E-Government-Bereich lung von Lehrgängen. Unsere HWK nutzt die ver- Paragraf 2 Abs. 1 des Gesetzes zur Förderung fügbaren Förderprogramme des Bundes und des der elektronischen Verwaltung (EGovG) statu- Landes zur Modernisierung überbetrieblicher iert eine Verpflichtung für alle Behörden, einen Schulungsstätten und deren Weiterentwick- Zugang für die Übermittlung elektronischer lung zu Kompetenzzentren. Mit dem Sonder- Dokumente zu eröffnen, auch wenn sie mit einer förderprogramm Digitalisierung hat der Bund qualifizierten elektronischen Signatur versehen den Bildungsstätten die Möglichkeit eröffnet, sind. Das Gesetz zur Förderung der elektronischen ohne die sonst notwendige Landesförderung Verwaltung im Saarland (E-Government-Gesetz Ausstattung im Schwerpunkt Digitalisierung Saarland – E-GovG SL) regelt, dass die Behörden anzuschaffen. Neben unserer HWK haben auch
24 Masterplan Handwerk 2025 andere handwerkliche Bildungszentren im Saar- Einführung des professionellen 3-D-Drucks in die land das Sonderförderprogramm Digitalisierung Aus- und Weiterbildung. Die einst als Revolution im Bereich der Ausbildungsausstattung genutzt angesehene Technologie hat sich inzwischen und die Werkstätten digital aufgerüstet. als Lösung für besondere Aufgabenstellungen etabliert und wird an unserer HWK zukünftig Unser „Zukunftsprojekt“ zur Modernisierung der im Fachbereich Elektro-/ Informationstechnik in HWK-Bildungsstätte startete 2017 mit einem einer Variante mit unterschiedlichen druckbaren umfangreichen Ausstattungsvorhaben in Höhe Materialien und im Fachbereich Metall als Metall- von rund 4,3 Millionen Euro, das vom Bundesamt druck geschult. für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sowie dem saarländischen Wirtschaftsministerium geför- Mithilfe des „Zukunftsprojekts“ wird die Bil- dert wird und für dessen Realisierung das Hand- dungsstätte der HWK grundlegend neu auf die werk einen beachtlichen Eigenanteil aufbringt. zukünftigen Anforderungen handwerklicher Bil- Neben konventioneller Ausstattung liegt auch dung ausgerichtet. hier der Schwerpunkt auf der Einführung neuer Technologien vor dem Hintergrund der Digitali- sierung in unseren Arbeitsprozessen. Das Ziel ist, Digitalisierungsberatung die Digitalisierung sowohl in die Maßnahmen der Unsere HWK unterstützt die saarländischen Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) Handwerksbetriebe bei ihren Bemühungen, als auch in die der Saarländischen Meister- und Betriebsabläufe zu digitalisieren, mit Beratun- Technikerschule (SMTS) erlebbar einzubauen. So gen, Fachinformationen und Entscheidungs- gilt es, den Nutzen digitaler Werkzeuge oder digi- hilfen. Unsere Beauftragten für Innovation talisierter Arbeitsprozesse zu verdeutlichen sowie und Technologie (BIT) zeigen neue Trends auf die Zugänge zur digitalen Arbeitswelt einfach und bewerten diese aus den Erfahrungen des und nachvollziehbar zu entwickeln und zu schu- Handwerks. HWK-Informationsveranstaltun- len. Die digitale Welt kann den handwerklichen Arbeitsprozess nur dann erfolgreich revolutionie- ren, wenn der Übergang in diese Welt umfassend und schnell gelingt. Zur Digitalisierung gehören Steckdosen zur Laptopversorgung am Arbeits- tisch in den Theorieräumen genauso wie ent- sprechende Schweißgeräte in den Werkstätten und ein schneller Internetanschluss. Diesbezüg- lich wurde in unserer HWK die Leitungskapazi- tät durch einen leistungsfähigen Glasfaseran- schluss erhöht. Damit wird nicht nur Besuchern und Kursteilnehmern eine kostenlos nutzbare Internetanbindung geboten, sondern es können Cloudlösungen nicht nur theoretisch beschult, sondern auch in der Praxis gelehrt und genutzt werden. Die Umsetzung des Ausstattungspakets ist in vollem Gange und soll bis Ende 2020 abge- schlossen sein. Eine wesentliche Neuerung ist die
Masterplan Handwerk 2025 25 gen machen die Ergebnisse handwerksnaher Saar von HWK und Industrie- und Handelskam- Forschung interessierten Betrieben zugäng- mer des Saarlandes (IHK) weiter fortzuführen lich. Ergänzend dazu unterstützen die HWK- und damit die erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Experten durch eine individuelle Beratung die Umsetzung von Innovationen im Betrieb. Der EA-Saar erfüllt die ihm übertragenen Auf- Aktuelle Themen der Digitalisierung sind zum gaben von Beginn an vollumfänglich. Die Fall- Beispiel die Schaffung einer vernetzten IT- zahlen liegen seit Jahren auf einem hohen Grundausstattung im Betrieb, die Einführung Niveau, sodass der EA-Saar bundesweit in der digitaler Geschäftsprozesse, der Einsatz mobi- Spitzengruppe rangiert. Die Kooperation mit ler Endgeräte und IT-Sicherheit. den saarländischen Behörden war und ist durch eine außergewöhnlich gute Zusammenarbeit geprägt. Die Tätigkeit des EA-Saar führte von Einheitlicher Ansprechpartner Beginn an zu keinerlei Beanstandung seitens der Saar (EA-Saar) Dienstleistungserbringer oder Dienstleistungs- Der Einheitliche Ansprechpartner Saar (EA- empfänger, es wurde auch in keinem einzigen Saar) hat unsere HWK auf der Grundlage der Fall ein Haftungsanspruch gegen den EA-Saar Richtlinie 2006/123/EG des Europäischen Parla- erhoben. ments und des Rates über Dienstleistungen im Binnenmarkt („EU-Dienstleistungsrichtlinie“, Zudem ist den Mitgliedsunternehmen von HWK nachfolgend EU-DLR genannt) in Verbindung und IHK auch über den 31. Dezember 2020 hin- mit dem Gesetz Nr. 1705 über den Einheitlichen aus die Möglichkeit zu bieten, aus einer Hand alle Ansprechpartner für das Saarland (EA-Gesetz Formalitäten zur Existenzgründung abwickeln Saarland) umgesetzt. Die Laufzeit des Landesge- zu können. Flankierend dazu ist es notwendig, setzes endet am 31. Dezember 2020. Unser Ziel dass das Land die Aktionen des Bundes in der EU ist es, die gemeinsame Geschäftsstelle des EA- unterstützt, um den EA-Saar weiter bekannt zu Tobias Hans » Ministerpräsident des Saarlandes „Der Strukturwandel ist in vollem Gange. Die nutzt und neue Geschäftsmodelle entwickelt. Automobilindustrie ist mitten im Turnaround Das Handwerk als maßgeblicher Akteur in der hin zu Smart Mobility, autonomem Fahren und Berufsausbildung ist Dreh- und Angelpunkt E-Mobilität. Hightech-Unternehmen aus aller hochqualifizierter Fachkräfte. Junge Menschen Welt unterhalten Forschungszentren rund um ergreifen die Chancen in diesem innovativen das DFKI und das CISPA. In neu angesiedelten Umfeld, um die Betriebe in die nächste Gene- Laboren, wie auch ausgegründeten Unterneh- ration zu überführen. men, arbeiten bis zu 5.000 Forscher aus allen Aus einem exzellenten lokalen Handwerk her- « Kontinenten. aus und mit einer hochleistungsfähigen Netz- All das strahlt auch auf das Handwerk aus, das infrastruktur entstehen überall neue Wachs- mit der Handwerkskammer als Inkubator die tumstreiber mit neuen Arbeitsplätzen zum Chancen des digitalen Wandels bestmöglich Vorteil zahlreicher ländlicher Kommunen.“
26 Masterplan Handwerk 2025 machen, das bislang begrenzte Angebot an Ver- Mobilitätsmanagement fahren zu erweitern, fehlende fremdsprachliche Vor dem Hintergrund der demografischen Ver- Abwicklung von Verfahren abzustellen sowie änderungen, der zukünftigen Finanzierung des medienbruchfreie elektronische Abwicklung zu öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), der gewährleisten. Dazu werden insbesondere die Klimaschutzziele der Bundes- und Landesregie- Initiativen aus dem EA 2.0 beitragen können. rung sowie der örtlichen Stadt- und Ortsentwick- lung und der Ziele der kommunalen Lärmaktions- pläne setzt sich das Handwerk intensiv mit dem Regionalentwicklung Thema Mobilität auseinander. Die saarländischen Dem saarländischen Handwerk kommt bei der Handwerksbetriebe sind bezüglich dieses The- Entwicklung insbesondere auch des ländlichen mas in mehrfacher Hinsicht gefragt. Die Betriebs- Raums im Saarland und in der Großregion Saar- inhaber sollten ihren Mitarbeitern attraktive und Lor-Lux-Wallonie eine bedeutende Rolle zu. Bei kostengünstige Möglichkeiten aufzeigen, wie handwerklichen Lösungen bleibt ein großer Teil diese den Betrieb erreichen können. Darüber hin- der Wertschöpfung im Land und stärkt flächen- aus ist das Handwerk als wichtiger regionaler und deckend die Wirtschaftskraft. Das Handwerk ist überregionaler Dienstleister darauf angewiesen, gerade hier ein Garant für Arbeits- und Ausbil- möglichst rasch und ohne Umwege seine Kunden dungsplätze, ein wichtiger regionaler Versorger zu erreichen. Zudem spielt das Thema Mobilität und Zulieferer mit Produkten sowie Dienstleis- zum Beispiel für die Kraftfahrzeug- und Elektro- tungen und engagiert sich für die aktive Umset- Gewerke eine wichtige Rolle, da sie von Wartung zung der Klimaschutzmaßnahmen. HWK und und Service der Fahrzeuge profitieren. Saar-Lor-Lux Umweltzentrum (UWZ) werden sich bei der Ausarbeitung lokaler Entwicklungsstrate- Es gilt, das Informations- und Beratungsange- gien für den ländlichen Raum aktiv beteiligen und bot zum betrieblichen Mobilitätsmanagement gemeinsam mit den regionalen Akteuren Projekte im Umweltzentrum weiter auszubauen, in entwickeln und umsetzen. Die Aktivitäten sollen Zusammenarbeit mit der Landesregierung über in die Maßnahmen der Landkreise, Kommunen regionale Projekte sowie bundesweite Ansätze und der Landesregierung einbezogen werden, um (Mobilitätsberatung der Mittelstandsinitiative eine integrierte nachhaltige Regionalentwicklung Energiewende und Klimaschutz) zu informie- unter Beteiligung des Handwerks sicherzustellen ren und diese aktiv bei deren Umsetzung zu und damit den Folgen des demografischen Wan- unterstützen. Das Handwerk schlägt vor, die dels im Saarland entgegenzuwirken sowie aktiv existierenden Fortbildungs- und Qualifizie- regionale Wirtschaftsförderung zu betreiben. Die rungsmaßnahmen im Bereich Mobilität gezielt Ergebnisse der Projekte „Unsere Dörfer, fit für die weiterzuentwickeln. Dabei kann die aufgrund der Zukunft“ und „Hände hoch fürs Handwerk“ (siehe räumlichen Nähe besonders einfache Vernetzung Seite 57) sind mit Unterstützung der Landesre- maßgeblicher Akteure aus Industrie, Hochschu- gierung saarlandweit zu verbreiten. Im Sinne len und handwerklichen Bildungszentren als einer nachhaltigen Regionalentwicklung sollen besondere Chance im Sinne einer beschleunig- bei der Umsetzung der Maßnahmen die kleinen ten Umsetzung innovativer Mobilitätskonzep- und mittleren Unternehmen (KMU) der Region te in nicht akademische Bildungsmaßnahmen berücksichtigt werden. gewertet werden.
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