Masterplan Handwerk 2025 - Handlungsfelder, Maßnahmen und Appelle - Handwerkskammer des ...

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Masterplan Handwerk 2025 - Handlungsfelder, Maßnahmen und Appelle - Handwerkskammer des ...
Masterplan Handwerk 2025
Handlungsfelder, Maßnahmen und Appelle
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2   Masterplan Handwerk 2025

    HWK-Präsident Bernd Wegner (5.v.l.) und HWK-
    Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes (2.v.l.)
    mit den HWK-Vorstandsmitgliedern (v.l.n.r.)
    Eric Scherer, Vizepräsident Holger Kopp,

                                                          Vorwort
    Karl-Friedrich Hodapp, Martin Jakob,
    Nicole Wilhelm, Marc Steilen, Vizepräsident
    Peter Becker und Helmut Zimmer

                                                          Im Jahr 2015 haben wir damit begonnen, die Arbeit unserer Hand-
                                                          werkskammer (HWK) für das saarländische Handwerk strategisch
                                                          neu auszurichten. Seither hat sich viel getan. Die Organisations-
                                                          struktur der HWK wurde an die neuen Herausforderungen ange-
                                                          passt. Wir haben einen Businessplan Bildung entwickelt, der den
                                                          Anforderungen an eine moderne, wettbewerbsfähige Weiterbil-
                                                          dungseinrichtung Rechnung trägt. Die Modernisierung unseres
                                                          Bildungszentrums, unser „Zukunftsprojekt“, ist in die Phase der
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Masterplan Handwerk 2025   3

konkreten Realisierung eingetreten. Und der         Wir freuen uns, dass die Politik ihre Wert­
Masterplan Handwerk hat sich als wichtiges          schätzung des Handwerks auch in ­diesem Mas-
Instrument unserer handwerkspolitischen             terplan zum Ausdruck bringt. ­Ministerpräsident
Arbeit bewährt. Das hat sich auch in Gesprä-        Tobias Hans sowie die Wirtschaftsministerin
chen mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und     Anke Rehlinger haben uns Statements zu den
Wirtschaft gezeigt, in denen er eine wichtige       Fragen gegeben, wo sie das Saarland im Jahr
Unterstützung ist, um die Anliegen des Hand-        2025 sehen und welche Rolle ihrer Meinung
werks zu verdeutlichen.                             nach das Handwerk bei der Entwicklung des
                                                    Standorts spielt. Darüber hinaus greift der
Für uns sind die erzielten Erfolge Ansporn dafür,   Bevollmächtigte für Innovation und Strate-
konsequent weiter an der Opti­mierung unse-         gie der Saarländischen Landesregierung, Herr
res Leistungsportfolios zu arbeiten. Denn: Die      Ammar Alkassar, in einem Gastbeitrag das
Welt um uns herum verändert sich. In Zeiten,        Thema Strukturwandel auf, der durch die Digi-
in denen die Digitalisierung immer stärker in       talisierung abermals forciert wird und bei dem
nahezu alle Lebens­bereiche vordringt, vollzieht    auch das saar­ländische Handwerk eine trei-
sich dieser Wandel erheblich rasanter als vor 30    bende und unterstützende Kraft ist. Wir sind
Jahren. Deshalb müssen auch wir unsere Akti-        überzeugt, dass der Masterplan Handwerk
vitäten für das saarländische Handwerk stän-        dazu beiträgt, den Strukturwandel im Saarland
dig hinterfragen und unser Leistungsangebot         voranzutreiben.
stetig auf dem Laufenden halten. Das macht
es erforderlich, Pläne weiterzuentwickeln,          Wir danken allen, die an der Fortschreibung des
zu überdenken und anzupassen. Genau das             Masterplans mitgewirkt haben und dazu bei-
geschieht mit der jetzt vorliegenden Neuauf-        trugen, den Masterplan Handwerk zukunftsori-
lage unseres ­„Masterplans Handwerk 2025“.          entiert weiterzuentwickeln.

                                                    Bernd Wegner                     Dr. Arnd Klein-Zirbes
                                                    Präsident                        Hauptgeschäftsführer
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4   Masterplan Handwerk 2025
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Inhalt

8    Einleitung
12   Interview mit Präsident Bernd Wegner anlässlich
     seiner Wiederwahl

17   Stimmen des Saar-Handwerks

20   1. Infrastruktur und regionale Entwicklung
22  1.1   Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025
22        Infrastruktur
22		      Digitalisierung des Handwerks
23		      Digitalisierung im E-Government-Bereich
23		      Digitalisierung und Ausstattung der Ausbildungswerkstätten
24		      Digitalisierungsberatung
25		      Einheitlicher Ansprechpartner Saar (EA-Saar)
26		      Regionalentwicklung
26		      Mobilitätsmanagement                                             Die Einbindung neuer digitaler Werkzeuge
                                                                           in die Aus- und Weiterbildung erfordert
                                                                           ­entsprechende Konzepte und Ausstattungen.
27  1.2   Appelle
27		      Breitbandausbau
28		      Regionalentwicklung
28		      Mobilität
28		      Straßeninfrastruktur
29		      Flächenpolitik

30   2. Fachkräftesicherung und Qualifizierung
33  2.1   Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025
33		      Fachkräftesicherung
33		      ó Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen
33		      ó Unterstützung der Imagekampagne
33		      ó Information für Schüler, Eltern, Lehrer und Multiplikatoren
34		      ó Ansprache Jugendlicher über Social Media
34		      ó Frauen in sogenannten „Männerberufen“
35		      ó Coaches
35		      ó Ansprache von Studienaussteigern
35		      ó Geflüchtete integrieren                                        Die Sicherung des Fachkräftebedarfs wird für
                                                                           die saarländischen Handwerksunternehmen
                                                                           auch in den kommenden Jahren eine Heraus-
36		      Qualifizierung
                                                                           forderung sein.
36		      ó Zukunftsprojekt Berufsbildungszentrum
36		      ó Kompetenzzentren im Handwerk
37		      ó Saarländische Meister- und Technikerschule (SMTS)
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6   Masterplan Handwerk 2025

                         39  2.2   Appelle
                         39		      Förderung der beruflichen Bildung weiter stärken
                         39		      Saarländische Meister- und Technikerschule
                         40		      Geflüchtete in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt bringen
                         40		      Gleichwertigkeit beruflicher und allgemeiner Bildung vertreten
                         42		      Abbau bürokratischer Hemmnisse in der gemeinsamen Projektarbeit

                         44    3. Unternehmensförderung
                         45  3.1   Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025
                         45		      Unternehmensberatung
                         45		      ó Stärkung des Gründergeistes
                         45		      ó Betriebswirtschaftliche und technische Beratung
                         45		      ó Unternehmensnachfolge und Generationswechsel
                         46		      ó Arbeits- und Gesundheitsschutz
                         46		      ó Barrierefreiheit und Generationenfreundlichkeit
                         46		      ó Innovations- und Technologieberatung
                         46		      ó Umwelt- und Klimaschutz-Beratung

                         47		      Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
                         47		      ó Außenwirtschafts- und Messeberatung
                         47		      ó Beseitigung von Hindernissen des Binnenmarktes
                         47		      ó Grenzüberschreitende Ausbildung und Beschäftigung

                         48  3.2   Appelle
                         48		      Förderung der Unternehmensberatung
                         48		      Finanzierung der Beauftragten für Innovation und Technologie (BIT)
                         48		      Einrichtung einer öffentlich zugänglichen Normeneinsichtsstelle
                         49		      Entlastung der Handwerksunternehmen durch kontinuierliche Entbürokratisierung
                         49		      Einrichtung von Coworking Spaces auch für das Handwerk

                         50     astbeitrag von Ammar Alkassar, Bevollmächtigter für Innovation und Strategie
                               G
                               der saarländischen Landesregierung

                         54  4.    Umwelt, Klimaschutz, Ressourceneffizienz
                         56  4.1   Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025
                         56		      Umwelt- und Klimaschutz
                         56		      Energie- und Ressourceneffizienz/erneuerbare Energien
                         57		      Klimaschutzkonzepte
                         57		      Klimafolgenanpassung
                         57		      „Hände hoch fürs Handwerk“
                         58		      Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz
                         58		      Energieeffizienznetzwerke im Saarland
                         59		      Umweltmanagement und Nachhaltigkeit
                         59		      Umweltpolitische Arbeit
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Masterplan Handwerk 2025           7

61  4.2 Appelle
61		    Saar-Lor-Lux Umweltzentrum
61		Ausbau der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz
61		Qualifizierungs- und Kommunikationsoffensive Energie- und
        Ressourceneffizienz im Handwerk; Klimaschutz im Saarland
61		    Förderprogramme
61		    Umweltmanagementsysteme
61		    Umweltpakt Saar
62		    „Hände hoch fürs Handwerk“ stärken

645. Großregion Saar-Lor-Lux-Wallonie,
		 Internationale Zusammenarbeit                                                     Umwelt- und Klimaschutz: Die Handwerks­
66  5.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2025                                       betriebe im Saarland leisten kontinuierlich ihren
                                                                                     Beitrag bei der Umsetzung der Energiewende.
66		    Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
66		    Entwicklungszusammenarbeit (Umweltzentrum)

67  5.2 Appelle
67		    Grenzüberschreitendes Umweltprojekt
67		    Internationale Zusammenarbeit

68     I nterview mit Präsident Hans Peter Wollseifer:
        „Gemeinsam beeinflussen, wohin sich Europa entwickelt“

71     Zusammenfassung

73     Auf einen Blick – eine Auswahl
73		          Das haben wir erreicht
74		          Hier wollen wir noch nachlegen

                                                                                     Die internationale Zusammenarbeit wird in
                                                                                     Zukunft auch mit Blick auf die Erschließung
                                                                                     neuer Märkte für das saarländische Handwerk
                                                                                     wichtiger werden.

Auf die geschlechterspezifische Sprach-Differenzierung mit Verwendung weiblich-
männlicher Doppelformen wird in diesem Text aus Gründen der Lesbarkeit verzichtet.
Wo gewohnheitsmäßig nur die männliche Form zum Einsatz kommt, sind implizit alle
Geschlechter gemeint.
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8   Masterplan Handwerk 2025

                         Einleitung

                         Das Handwerk ist das Rückgrat des deutschen      stätte („Zukunftsprojekt“) gehört und die die
                         Mittelstandes, bedeutender Wirtschaftsfaktor,    umfangreichsten Baumaßnahmen in der jün-
                         „Ausbilder der Nation“ und aufgrund seiner       geren Geschichte unserer HWK mit sich bringt.
                         oftmals familiär geprägten Unternehmens-
                         struktur mit entsprechenden Wert- und Füh-       Um als verlässlicher Partner das saarländi-
                         rungsvorstellungen gesellschaftspolitischer      sche Handwerk unterstützen, fördern und auf
                         Stabilisierungsfaktor. Im Saarland beschäftigt   allen Ebenen vertreten zu können, definiert
                         das Handwerk rund 68.000 Menschen1 und ist       der vorliegende Masterplan für uns die wich-
                         eine starke Säule für die Wirtschaftsentwick-    tigsten strategischen Handlungsfelder. Er ist
                         lung des Landes. Die Handwerksunternehmen        keine Leistungsbeschreibung aller Tätigkeiten
                         stellen sich den künftigen Herausforderungen.    unserer HWK, sondern skizziert Schwerpunkte,
                         Das gilt auch für die Handwerkskammer des        thematische Entwicklungslinien und die damit
                         Saarlandes (HWK). Ein sich ständig wandelndes    verbundenen Herausforderungen bis zum Jahr
                         Umfeld macht Anpassungen erforderlich.           2025. Um zu justieren, Ziele und Zielerreichung
                                                                          zu überprüfen sowie neuen Entwicklungen
                         Unsere HWK hat sich mit einer neuen Voll-        gerecht zu werden, evaluieren wir diesen Mas-
                         versammlung und einem neuen Vorstand auf         terplan regelmäßig und schreiben ihn fort. Dies
                         den Weg gemacht, um ihren seit 2015 einge-       geschieht erneut mit dem nun vorliegenden
                         leiteten Veränderungs- und Strategieprozess      „Masterplan Handwerk 2025“. Eine Aktualisie-
                         weiterzuführen. Das saarländische Handwerk       rung unseres Masterplans fand zuletzt 2017
                         und seine Organisationen haben es seit jeher     statt. Gerade mit Blick auf die anstehenden
                         verstanden, sich an strukturelle Veränderungen   Herausforderungen halten wir dessen Neuauf-
                         anzupassen und ihr Umfeld aktiv mitzugestal-     lage mit dem Planungshorizont bis zum Jahr
                         ten. Dazu benötigt das Handwerk die richtigen    2025 für geboten.
                         Rahmenbedingungen, um auch zukünftig ein
                         wichtiger Träger der saarländischen Wirtschaft   Der Masterplan dient unserer HWK als Richt-
                         sein zu können. Damit Politik, Verwaltung        schnur, um ihre vielfältigen Aktivitäten für die
                         und Öffentlichkeit wissen, welche Forderun-      Unternehmen des Saarlandes für die kommen-
                         gen das Handwerk hat, um wettbewerbsfä-          den Jahre zu priorisieren, zu fokussieren und mit
                         hig zu bleiben, braucht es Positionspapiere      Blick auf relevante Schwerpunkte miteinander
                         wie den „Masterplan Handwerk 2025“. Unser        zu verzahnen. Das erfolgt anhand der strategi-
                         Masterplan ist dabei ein Baustein von vielen     schen Handlungsfelder „Infrastruktur und regi-
                         in unserer Gesamtstrategie, zu der zum Bei-      onale Entwicklung“, „Fachkräftesicherung und
                         spiel auch die von Bund und Land geförderte      Qualifizierung“, „Unternehmensförderung“,
                         umfassende Modernisierung unserer Bildungs-      „Umwelt, Klimaschutz und Ressourceneffizi-

                         1
                             Eigene Hochrechnung, vorläufig.
Masterplan Handwerk 2025 - Handlungsfelder, Maßnahmen und Appelle - Handwerkskammer des ...
Masterplan Handwerk 2025   9

enz“ und „Großregion Saar-Lor-Lux-Wallonie,        passende Lösung für die Umsetzung unseres
Internationale Zusammenarbeit“. Innerhalb          Raumbedarfs geschaffen werden. Baubeginn
dieser Schwerpunkte finden sich übergreifen-       ist voraussichtlich Anfang 2021. Bereits seit
de Themen wie Arbeitsschutz, Corporate Social      2017 läuft die Ausstattungsbeschaffung aus
Responsibility (CSR), Digitalisierung, Diversity   dem Gesamtpaket „Zukunftsprojekt“, deren
oder Gesundheitsmanagement in vielen Maß-          Umfang mit rund 4,3 Millionen Euro veran-
nahmen wieder, auch wenn sie nicht überall         schlagt ist. Nach derzeitiger Planung könnte
explizit genannt werden. Sie sind – ebenso wie     bis zum Jahresende 2024 das Projekt insgesamt
die Verbindung der Interessen von Arbeitge-        abgeschlossen sein.
bern und Arbeitnehmern – die Basis unseres
Handelns.                                          Mit unserem „Zukunftsprojekt“ setzen wir
                                                   auch ein starkes Zeichen für die Qualität der
Ein wesentlicher und wichtiger Schwerpunkt         handwerklichen Ausbildung und für die Marke
unserer Arbeit ist die Sicherung des Fachkräf-     „Handwerk“. Der Meisterbrief prägt die „Marke
tebedarfs. Aus gutem Grund unterhält unsere        Handwerk“. Aus gutem Grund hat die Bundes-
HWK ein eigenes Bildungszentrum zur Aus-           regierung angekündigt, in einigen Handwerks-
und Weiterbildung. Denn die Fachkräfte im          berufen die Meisterpflicht wieder einführen
Handwerk kommen aus der eigenen Jugend,            zu wollen und die Handwerksordnung ent-
um einen Satz aus der Imagekampagne des            sprechend zu überarbeiten. Die gemeinsame
deutschen Handwerks aufzugreifen. Gut aus-         Erklärung der Koalitionsfraktionen von CDU/
gebildete Fach- und Führungskräfte sind ein        CSU und SPD, dem Bundestag in Kürze in einem
wichtiger Faktor nicht nur für das Handwerk,       Gesetzentwurf die Wiedereinführung der Meis-
sondern für das gesamte Saarland. Mit der          terpflicht in zwölf Handwerken vorzuschlagen,
Saarländischen Meister- und Technikerschule        ist ein wichtiges Signal für die Sicherung von
(SMTS) und mit dem „Zukunftsprojekt“ leisten       Qualität und Qualifikation im Handwerk. Der
wir hier einen zentralen Beitrag für die Zukunft   handwerkliche Meisterbrief steht für gelebten
unseres Bundeslandes.                              Verbraucherschutz, nachhaltiges Unterneh-
                                                   mertum und eine hohe Ausbildungsleistung.
Das „Zukunftsprojekt“ schreitet mit großen         Die von der Politik ins Auge gefasste Wieder-
Schritten voran. Finanziert wird das im ersten     einführung der Meisterpflicht in bestimmten
Anlauf auf rund 40 Millionen Euro geschätz-        Gewerken begrüßen wir ausdrücklich und
te Gesamtpaket mit Fördermitteln des Bun-          unterstützen sie uneingeschränkt. Für uns als
des, eigenen Mitteln unserer HWK sowie mit         Handwerkskammer bedeutet das gleichzeitig,
einem Zuschuss des Landes. Im Rahmen eines         dass wir die sich ergebenden Auswirkungen,
Architektenwettbewerbs soll Klarheit über eine     insbesondere auf die Handwerksrolle und
Masterplan Handwerk 2025 - Handlungsfelder, Maßnahmen und Appelle - Handwerkskammer des ...
10   Masterplan Handwerk 2025

                          unseren Kammerhaushalt, frühzeitig bei unse-       dem Saarlandpakt, bei dem das Land einen Teil
                          ren Planungen berücksichtigen werden.              der kommunalen Schuldenlast übernimmt, ein
                                                                             wichtiger Schritt gemacht.
                          Wie das Beispiel „Zukunftsprojekt“ beweist,
                          ist sich das Handwerk seiner Verantwortung         Das Handwerk zeichnet sich durch ein hohes
                          für die wirtschaftliche Weiterentwicklung          Maß an Verantwortung gegenüber seinen
                          des Saarlands bewusst. Solche Investitionen        Beschäftigten aus. Die Sozialpartnerschaft ist
                          sind es, die den Standort stärken und lang-        eine wesentliche Grundlage für den Erfolg im
                          fristig dessen Wettbewerbsfähigkeit sichern.       Wettbewerb und die Gewinnung qualifizierter
                          Dazu zählen aber auch Investitionen in die         Fachkräfte. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind
                          Infrastruktur unseres Landes, wie z.B. in Ver-     sich einig, dass Tarifautonomie und -bindung
                          kehrswege, Gewerbeflächen und die Breit-           weiter gestärkt werden müssen. Passgenaue
                          bandversorgung. Im von der Landesregierung         Tarifverträge spielen bei der Schaffung guter
                          ausgerufenen „Jahrzehnt der Investitionen“         Ausbildungs-, Einkommens- und Arbeitsbe-
                          muss das Handwerk eine wichtige Rolle spie-        dingungen eine wichtige Rolle. Die gelebte
                          len. Genauso wichtig sind aber Maßnahmen,          vertrauensvolle Tarifpartnerschaft leistet
                          die die überregionale Attraktivität erhöhen, wie   ihren Beitrag für ein erfolgreiches Bewälti-
                          beispielsweise die Schaffung eines modernen        gen der Herausforderungen der Zukunft, vor
                          Kongress-, Kultur- und Messezentrums.              denen das Handwerk steht. Es bedarf durch-
                                                                             setzungsstarker Tarifpartner auf beiden Seiten:
                          Unsere Handwerkskammer begrüßt es aus-             mitgliederstarke Gewerkschaften ebenso wie
                          drücklich, dass im Zuge eines millionenschwe-      mitgliederstarke Innungen. Handwerksbetrie-
                          ren Modellvorhabens – gefördert von Bund und       be, die Mitglied einer tarifgebundenen Innung
                          Land – sich die saarländische Landeshauptstadt     sind, gehen mit gutem Beispiel voran. Über ihre
                          städtebaulich zukunftsfest aufstellen kann.        Innung oder ihren Fachverband können die
                          Das steigert die Attraktivität Saarbrückens als    Unternehmen auf die tarifpolitischen Aktivitä-
                          Oberzentrum. Auch wird Alt-Saarbrücken städ-       ten Einfluss nehmen und damit zu ihrer Wett-
                          tebaulich ein neues Gesicht erhalten. Wir sehen    bewerbsfähigkeit beitragen. Daher ist uns die
                          dieses Modellprojekt auch im Zusammenhang          Mitgliedschaft in Innungen mit Tarifbindung
                          mit der Neuaufstellung unserer Bildungsstät-       ein wichtiges Anliegen.
                          te und den damit verbundenen Bauten. Für
                          die Region, für das Saarland, für Saarbrücken      In vielen Handwerksbetrieben ist ein erfolg-
                          und insbesondere Alt-Saarbrücken bieten sich       reiches Arbeiten nur durch das gute Zusam-
                          bei einer Umsetzung des Modellvorhabens            menwirken von Meister und Gesellen möglich.
                          hervorragende Möglichkeiten. Generell ist es       Dies ist im alltäglichen Betrieb ein normaler
                          wichtig, dass die saarländischen Kommunen          Vorgang. Doch ist es auch auf anderen Ebenen
                          wieder mehr finanziellen Spielraum für Inves-      wichtig für die Zukunft des Handwerks, dass
                          titionsmaßnahmen gewinnen. Hier wird mit           Meister und Gesellen, Arbeitgeber und Arbeit-
Masterplan Handwerk 2025   11

nehmer Hand in Hand arbeiten. Diese Überzeu-        Aus- und Weiterbildung im Handwerk bis hin
gung findet sich in den Gremienstrukturen der       zur wichtigen Bedeutung des Meisterbriefs.
Handwerkskammer oder auch in Prüfungsaus-           So ist es möglich, aktiv die Belange der Hand-
schüssen wieder. Ebenso wichtig wie das gute        werksbetriebe zu vertreten. Es ist uns wichtig,
Verhältnis aller im Betrieb ist ein gesundes        ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Aktivi-
Verhältnis zwischen den Tarif-/Sozial-Partnern.     täten zur Stärkung des Handwerks auch eine
Tarifverträge schützen beide Seiten. Sie geben      Stärkung des Saarlandes bedeuten. Wir führen
allen Beteiligten tarifpolitische Sicherheit und    in dieser Hinsicht regelmäßig Gespräche mit
sozialen Frieden, um sich der Leistung des          der saarländischen Landesregierung sowie
eigentlichen Handwerks und der Sicherung            weiteren Parteien und Partnern. Wir werden
des wirtschaftlichen Erfolgs widmen zu kön-         diesen Dialog gerne fortsetzen.
nen. Es gilt, die Sozialpartnerschaft zu stärken,
um die große Handwerks-Familie zusammen-            Unsere HWK hat partnerschaftlich verbun-
zuhalten. Die Weichenstellung für die Zukunft       dene Organisationen ebenso wie die Landes-
des Handwerks kann nur gemeinsam an einem           regierung in den vergangenen Jahren als dis-
Tisch erfolgreich gemeistert werden.                kussionsbereite und offene Partner erlebt. Das
                                                    Miteinander unseres Wirtschaftsbereichs mit
Nicht alle der in diesem Masterplan genann-         der Landesregierung wurde auch deutlich bei
ten Ziele kann und will unsere HWK alleine          der Gestaltung des Gesetzentwurfes zur Förde-
realisieren. Erst die Einbettung in eine starke     rung der Unternehmen der mittelständischen
Handwerksorganisation, die partnerschaftliche       Wirtschaft. Kernstück dieses Mittelstandsför-
Verbundenheit mit Fachverbänden, Innungen,          derungsgesetzes ist die Einrichtung der Clea-
anderen Interessenverbänden und die Unter-          ringstelle Mittelstand. Mit ihrer Hilfe kann der
stützung des Landes schaffen eine Allianz für       Gesetzgeber frühzeitig die Belastungen, die
ein langfristig wirtschaftlich starkes Saarland.    durch den Erlass neuer Vorschriften entstehen,
                                                    identifizieren und nach Möglichkeit vermeiden.
Die Bedeutung, die der Wirtschaftsbereich           Wir begrüßen dies ausdrücklich.
Handwerk für die wirtschaftliche und gesell-
schaftliche Stabilität unseres Landes hat, ist      Die Partnerschaft mit Politik und Wirtschafts-
wieder stärker in den Fokus des öffentlichen        vertretungen halten wir für unverzichtbar, um
und politischen Interesses gerückt. Das zeigt       gemeinsam die Rahmenbedingungen so zu
sich darin, dass unsere HWK ein gefragter           gestalten, dass die Handwerksunternehmen
Ansprechpartner auf der Ebene des Landes            den jetzigen und künftigen Herausforderun-
wie auch der Kommunen ist, so beispielswei-         gen in ihrer Vielfalt und mit ihrer ökonomi-
se bei den Fragen zur Fachkräftesicherung           schen und gesellschaftspolitischen Bedeutung
und der Gleichwertigkeit von beruflicher und        gerecht werden können.
allgemeiner Bildung, bei Aspekten des Grün-
dungsgeschehens oder in allen Fragen der
12   Masterplan Handwerk 2025

     Bernd Wegner, Präsident der Handwerkskammer des Saarlandes

     Interview mit Präsident
     Bernd Wegner anlässlich
     seiner Wiederwahl
     Das „Deutsche Handwerksblatt“ (DHB) sprach mit Bernd
     Wegner, Präsident der Handwerkskammer des Saarlandes
     (HWK), nach dessen Wiederwahl in der konstituierenden
     Vollversammlung am 28. Juni 2019 über die anstehenden
     Aufgaben und seine Ziele für die neue Amtsperiode.
Masterplan Handwerk 2025   13

Das Interview erschien erstmals im „Deutschen            tes ‚Hier-und-jetzt-Projekt‘ geworden. Auch
Handwerksblatt“ (DHB), Regionalausgabe Nr.               die erfolgreiche Umsetzung des landesseitig
13/14, 19. Juli 2019, S. SB 4. Es findet sich auch auf   eingeführten Meisterbonus oder die Formulie-
der HWK-Homepage: www.hwk-saarland.de.                   rung unseres Masterplans, der wichtige Appelle
                                                         und Forderungen an die Politik enthält, können
                                                         wir – so meine ich – mit Fug und Recht als Erfolg
DHB: Sehr geehrter Präsident Wegner, herzli-             bezeichnen. Ich finde, unsere Bilanz kann sich
chen Glückwunsch zur Wiederwahl als HWK-                 sehen lassen. Angefangen beim Bundesfor-
Präsident. Welches waren aus Ihrer Sicht die             schungsprojekt KOLA zur Digitalisierung der
wichtigsten Erfolge Ihrer ersten Amtszeit?               beruflichen Bildung über das neue Messefor-
                                                         mat ‚Haus und Garten Messe Saar‘ in Saarbrü-
Wegner: Eines vorneweg: Alles, was wir in den            cken, das vom Handwerk maßgeblich mitge-
vergangenen fünf Jahren erreicht haben, ist              prägt wurde, bis hin zur Mittelstandsinitiative
eine Leistung des gesamten Teams. Ein Beispiel           Energiewende und Klimaschutz, bei der unser
dafür ist der Strategieprozess ‚HWK Saarland             Umweltzentrum bundesweit eine koordinie-
2020‘, den HWK-Vorstand und das haupt-                   rende Rolle spielt, um nur einige Beispiele zu
amtliche Führungsteam unserer Handwerks-                 nennen. Dass Spitzenpolitiker wie Bundesau-
kammer unter Einbeziehung des Personalrats               ßenminister Heiko Maas, Bundeswirtschafts-
bereits 2015 aufs Gleis setzten und den wir in           minister Peter Altmaier, Bundesminister Wolf-
der Vollversammlung diskutierten. Es war not-            gang Schäuble, Annegret Kramp-Karrenbauer,
wendig und gut, dass wir diesen umfassenden              Ministerpräsident Tobias Hans und seine Stell-
Änderungsprozess definiert und die damit                 vertreterin Anke Rehlinger und viele andere
verbundenen rund 100 Maßnahmen umge-                     das persönliche Gespräch mit uns führen, zeigt,
setzt haben. Wir haben Stärken, Schwächen,               dass wir unserem politischen Anspruch gerecht
Risiken und Chancen unserer Handwerkskam-                werden.
mer ausgemacht und unser Selbstverständnis
formuliert, das mit den drei Begriffen poli-             DHB: Was sind Ihre wichtigsten Ziele, die Sie
tisch, effizient und nahbar zusammengefasst              in Ihrer zweiten Amtszeit als HWK-Präsident
werden kann. Unsere Organisationsstruktur                erreichen wollen?
haben wir dann entsprechend angepasst; die
Struktur folgte also der Strategie. Der Prozess          Wegner: Megathemen wie die Digitalisierung
beinhaltete neben den relativ rasch umsetzba-            oder die Fachkräftesicherung werden uns auch
ren Maßnahmen, wie dem Tragen von Namens-                weiterhin beschäftigen. Dabei geht es für uns
schildern oder neuen Formaten der internen               als Verwaltungseinheit oft um sehr konkrete
Kommunikation, auch Maßnahmen wie die                    Maßnahmen wie die Einführung eines digi-
Entwicklung eines eigenen YouTube-Kanals                 talen Berichtsheftes und der E-Akte oder die
zur Ansprache junger Menschen und den ech-               finale Implementierung unseres digitalen Mit-
ten Einstieg in die Modernisierung unserer               glieder- und Kundenbeziehungsmanagements,
Bildungsstätte. Letztere lief lange unter dem            kurz CRM. Mit Blick auf die Fachkräftesicherung
Begriff ‚Zukunftsprojekt‘. Daraus ist ein ech-           hat die Modernisierung unserer Bildungsstätte
14   Masterplan Handwerk 2025

                          Priorität. Wir unterstehen hier einem straffen     nichts. Der Konjunkturmotor im saarländischen
                          Zeitregime, das vorsieht, dass wir Ende 2020       Handwerk läuft rund. Das hat unsere Früh-
                          den entsprechenden Zuwendungsbescheid              jahrskonjunkturumfrage gezeigt. Auch in den
                          erhalten. Es ist gut, dass wir die notwendigen     kommenden Monaten dürfte sich die Hand-
                          Strukturen geschaffen haben. So werden Ent-        werkskonjunktur positiv entwickeln. Dennoch
                          scheidungen in einem neu eingesetzten Bau-         stellen Ereignisse wie der Brexit oder drohen-
                          ausschuss getroffen oder es wird im Arbeits-       de Handelskriege ebenso Risikofaktoren dar
                          kreis Strategie und Bildungsorganisation über      wie der sich verschärfende ‚Wettbewerb um
                          Bedarf und Funktion der neuen Bildungsstätte       Talente‘, also der Fachkräftemangel. Bei uns im
                          diskutiert. Wir haben schon einiges erreicht;      Saarland greift die demografische Entwicklung
                          nur beispielhaft nenne ich ein Ausstattungs-       früher und härter als anderswo. Deshalb gehen
                          projekt, mit dem wir über vier Mio. Euro als       wir auch neue Wege, so zum Beispiel mit unse-
                          Einstieg in die Modernisierung bis Jahresende      rem Studienaussteigerprojekt oder Kooperati-
                          2019 investieren. Dass derzeit die Ausschrei-      onen mit neuen Partnern wie dem Technischen
                          bungen für die Betreuung des Architekten-          Hilfswerk. Insgesamt gilt es, neue Zielgruppen
                          wettbewerbs und die Projektsteuerung laufen        mit neuen Instrumenten wie zum Beispiel
                          und wir bereits einen Notartermin für den not-     unserer Karriere-App anzusprechen. Die techni-
                          wendigen Grundstückzukauf vereinbart haben,        sche Entwicklung hat längst dazu geführt, dass
                          zeigt, dass wir unseren ambitionierten Zeitplan    im Handwerk Köpfchen wichtiger ist als Körper-
                          umsetzen. Ich bleibe dabei: Es ist möglich, dass   kraft. Frauen reüssieren heute im Metallhand-
                          wir im Jahr 2021 die Grundsteinlegung vor-         werk und anderen vermeintlichen Männerbe-
                          nehmen. Mit dem Thema Fachkräftesicherung          rufen. Das ist eine Chance, die es zu ergreifen
                          verbinde ich auch die Entwicklung der Saarlän-     gilt. Die Tatsache, dass in den nächsten Jahren
                          dischen Meister- und Technikerschule, deren        rund 2.000 Handwerksunternehmen zur Über-
                          Businessplan wir derzeit präzisieren. Er ist ein   nahme anstehen, zeigt, wie wichtig es ist, für
                          wichtiger Baustein des ‚Businessplans Bildung      Meisternachwuchs zu sorgen. Man vergegen-
                          2025‘, der eine Fortsetzung unseres Strategie-     wärtige sich nur, was geschehen würde, wenn
                          prozesses ‚HWK Saarland 2020‘ ist und der rund     diese Unternehmen, die im Schnitt fünf bis
                          50 Maßnahmen in die Umsetzung bringt.              sechs Mitarbeiter haben, keinen geeigneten
                                                                             Nachfolger fänden. In diesem Zusammenhang
                          DHB: Welche besondere Herausforderung              muss auch das Thema Gründungen erwähnt
                          sehen Sie auf das saarländische Handwerk in        werden. Allein mit ihren Gründungsberatun-
                          den kommenden Jahren zukommen?                     gen leistet unsere Handwerkskammer hier eine
                                                                             wichtige Arbeit. In diesem Zusammenhang
                          Wegner: Insgesamt verändern sich die Umfel-        hebe ich hervor, dass die handwerkliche Meis-
                          der. Zwar ist die Stimmung in der saarländi-       terqualifikation für nachhaltiges Unterneh-
                          schen Gesamtwirtschaft etwas gedämpft,             mertum steht. Sie steht für Qualität, Verbrau-
                          doch aktuell merken wir im Handwerk davon          cherschutz, stabile Betriebe und für eine hohe
Masterplan Handwerk 2025   15

Ausbildungsleistung. Vor diesem Hintergrund         DHB: Was wünschen Sie sich für Ihre zweite
halte ich es für gut, dass sich die Bundespolitik   Amtszeit?
mit einer erneuten Überarbeitung der Hand-
werksordnung mit Blick auf eine Wiederein-          Wegner: Ich wünsche mir weiterhin einen
führung des verpflichtenden Meisterbriefs in        guten Teamspirit in unseren ehrenamtlichen
einzelnen nach der Handwerksordnung derzeit         Gremien und im Hauptamt. Das Miteinander
zulassungsfreien Gewerken beschäftigt. Man-         zwischen Haupt- und Ehrenamt erlebe ich als
che sprechen in diesem Zusammenhang von             sehr gut und vertrauensvoll. Gerade für die
Rückvermeisterung. Wir erwarten mit Span-           handwerkspolitische Arbeit ist es wichtig, dass
nung den entsprechenden Referentenentwurf,          sich das saarländische Handwerk nicht ausein-
der nach der Sommerpause vorliegen soll.            anderdividieren lässt, sondern zusammensteht
                                                    und mit einer Stimme spricht. Es ist gut, wenn
DHB: Mit der jüngsten Wahl ist unser HWK-Vor-       wir uns unseren Elan bewahren – und bei aller
stand weiblicher geworden. Wie wichtig sind         Ernsthaftigkeit unserer Arbeit sollten die Freu-
für Sie Frauen im Ehrenamt?                         de am Erfolg und der Humor auch zukünftig
                                                    nicht zu kurz kommen.
Wegner: Sehr wichtig. Der Verein ‚Frau & Hand-
werk‘ hat im Saarland über 100 Mitglieder. Er ist
und bleibt eine wichtige Plattform für Frauen
im Handwerk. Darüber hinaus gibt es heute
Handwerksunternehmerinnen, die beachtliche
Leistungen vorweisen können. Das sind sowohl
Leistungen unternehmerischer Art als auch
Leistungen im Ehrenamt. Dabei spreche ich
nicht nur von Gewerken wie dem Friseurhand-
werk, sondern auch von anderen Bereichen. Wir
leben nicht mehr in der Welt der 1950er Jahre,
als es noch undenkbar schien, dass eine Frau
das Ministerpräsidentenamt bekleidet oder gar
Bundeskanzlerin wird. Die Handwerksorgani-
sationen werden sich auch in diesem Zusam-
menhang weiter verändern. Das saarländische
Handwerk sollte nicht das Schlusslicht dieser
Entwicklung sein, sondern jungen Frauen, die
sich in Innungen, Verbänden oder unserer Kam-
mer ehrenamtlich engagieren wollen, signali-
sieren: Herzlich willkommen! Tüchtigkeit, nicht
Geschlecht ist entscheidend.
16   Masterplan Handwerk 2025

     Stimmen des
     Handwerks
Masterplan Handwerk 2025   17

Stimmen des Saar-Handwerks

»   Wo sehen Sie das Saarland im Jahr 2025?

                                                         «
    Welche Rolle spielt das Handwerk
    bei der Entwicklung des Standorts?

    Peter Becker

»
    Vizepräsident – Arbeitnehmer der Handwerkskammer des Saarlandes

    „Eine funktionierende Wirtschaft ist stets auf       gebührenfreie Bildung. Dies befürworten wir
    Fachkräfte angewiesen. Im Handwerk fehlen            ausdrücklich und fordern eine entsprechende
    heute schon die notwendigen Auszubildenden           Ausstattung der Saarländischen Meister- und
    zur Fachkräftesicherung. Damit künftig mehr          Technikerschule (SMTS). Um die Attraktivität
    junge Menschen sich für eine handwerkliche Aus-      der Jobs im Handwerk zu erhöhen, brauchen wir
    bildung entscheiden, ist die Berufsorientierung so   eine stärkere Tarifbindung. Die Menschen suchen

                                                                                                              «
    zu verbessern, dass dort verstärkt die beruflichen   Sicherheit und geregelte Beschäftigung. Diese
    Chancen im Handwerk erläutert werden und             Anforderungen erfüllen Manteltarifverträge
    nicht einseitig nur für ein Studium geworben         durch die Regelungen zur Arbeitszeit, zu Urlaub,
    wird. Um Studierenden, die berufliche Alternati-     Jahressonderzahlungen etc.“
    ven zum Studium suchen, handwerkliche Karrie-
    rewege in die Berufswelt aufzuzeigen, unterstüt-
    zen wir das Vorhaben einer ‚Vermittlungsagentur‘
    an den saarländischen Hochschulen, die einen
    direkten Kontakt zu Betrieben herstellt. Viele
    bildungspolitische Ansätze kommunizieren eine

                                                         Peter Becker
                                                         Vizepräsident – Arbeitnehmerseite der
                                                         Handwerkskammer des Saarlandes
18   Masterplan Handwerk 2025

               Martin Bitsch                                         Hans-Jörg Kleinbauer
               Vorstandsvorsitzender des Saarländischen              Landesinnungsmeister der
               ­Kraftfahrzeug-Verbands und Landesinnungsmeister      Bäckerinnung Saarland

               Martin Bitsch

     »
               Vorstandsvorsitzender des Saarländischen Kraftfahrzeug-Verbands und Landesinnungsmeister

               „Verschärfte Klimaschutzbestimmungen                  Das Handwerk wird durch den Generations-
               beschleunigen den laufenden industriellen             wechsel auf der Inhaberebene die Chancen der
               Strukturwandelprozess im Saarland. 2025 wird          Digitalisierung von Produktions- und Vermark-
               sich herausgestellt haben, ob der techno­logische     tungsprozessen nutzen und den Raum gewin-
               Wandel grundsätzlich funktioniert. Wenn eine          nen, in entscheidenden Momenten persönlich
               Aufholentwicklung zu erfolg­reicheren Bundes-         mit den Kunden zu kommunizieren. Damit setzt
               ländern weiter auf sich ­warten lässt und wie bis-    es sich erfolgreich vom nichthandwerklichen

                                                                                                                         «
               her viele interessante Ideen in der kleinteiligen     Wettbewerb ab. Das Handwerk wird dadurch
               innerstaatlichen Organisation des Saarlands           der ‚hidden champion‘ in der saarländischen
               hängen bleiben, werden sich die vorhandenen           Wirtschaft und so auch wieder für junge Men-
               Wolken über dem Saarland ­verdunkeln.                 schen attraktiv.“

               Hans-Jörg Kleinbauer

     »
               Landesinnungsmeister der Bäckerinnung Saarland

               „Das Saarland wird sich aufgrund seiner beson-        Wirtschaft und den Arbeits- und Ausbildungs-
               deren geografischen Lage sowie seiner proakti-        markt bleiben. Als stabiler Bestandteil des Mit-
               ven Wirtschaftspolitik als attraktiver Standort für   telstands wird es sich im Dreiländerdreieck durch

                                                                                                                         «
               industrielle Branchen weiter positionieren und die    hohe Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft
               Herausforderungen des Klimawandels und der            auszeichnen. Das saarländische Bäckerhandwerk
               Energiewende meistern. Das saarländische Hand-        wird den inhärenten Strukturwandel durch Fokus-
               werk wird dabei eine unverzichtbare Kraft für die     sierung auf Qualität und Regionalität meistern.“
Masterplan Handwerk 2025   19

    Harald Becken                                          Martin Jakob
    Präsident des Arbeitgeberverbandes                     Landesinnungsmeister der Landesin-
    des Saarländischen Handwerks e. V.                     nung Metall Saarland

    Harald Becken

»
    Präsident des Arbeitgeberverbandes des Saarländischen Handwerks e.V.

    „Das Saarland steht in den kommenden Jahren vor        hat sich das saarländische Handwerk als Motor,
    großen Herausforderungen. Die wichtigsten sind         Stabilisator und als Garant für den erfolgreichen
    zum einen der Strukturwandel im Zusammen-              Wandel erwiesen. Zahlreiche neue Arbeitsplätze
    hang mit den Änderungen im Automobilsektor             und Firmen sind entstanden, die das Saarland zu
    und zum anderen die Herausforderungen im Zuge          einem attraktiven Standort neben seiner zentralen
    der sogenannten ‚Energiewende‘.                        Lage in Europa entwickelt haben. Diesen Wandel
                                                           gilt es nun fortzusetzen, indem eine noch enge-
    In den zurückliegenden 40 Jahren hat das Saar-         re Verzahnung zwischen Industrie, Hochschulen
    land bereits erfolgreich den Strukturwandel weg        inklusive der Entwicklungen im Bereich künstli-
    von Kohle und Stahl hin zu Dienstleistungen und        che Intelligenz und Handwerk erst die Umsetzung
    Produkten rund um den Automobilsektor bewäl-           technologischer Innovationen ermöglicht.
    tigt. Dieser Sektor steht nun vor einem großen
    Umbruch durch die gesetzgeberischen Vorgaben,          Das heißt, die strategische Bedeutung des Hand-
    die neue Wege in den Antriebstechnologien erfor-       werks als Bindeglied zwischen Entwicklung und

                                                                                                                 «
    dern. Dies wiederum wirkt sich aus auf Produkte        Anwendung wird weiter zunehmen. Dies gilt in
    und Dienstleistungen in der gesamten Zuliefer-         gleichem Maße für alle Anstrengungen, die zum
    branche, die sich im Saarland auf breiter Basis ent-   Gelingen der sogenannten Energiewende beitra-
    wickelt und ausgeformt hat. In dieser Entwicklung      gen können.“

    Martin Jakob

»
    Landesinnungsmeister der Landesinnung Metall Saarland

    „Saarland – Industrieland? Wer kennt ihn nicht,        Akademisierungswahn trägt seinen Teil dazu
    den Slogan des Wirtschaftsministeriums? Das            erheblich bei. Um das Saarland wirtschaftlich
    offensive Bewerben der saarländischen Politik          wieder voranbringen zu können, braucht es die
    für einen unverzichtbaren Industriestandort ist        aktive Förderung des innovativen Mittelstands
    seit vielen Jahren zu stark und allgegenwärtig         und damit verbunden die Anerkennung und
    in den Vordergrund gehoben worden. Dieser              Wertschätzung handwerklichen Könnens. Unser
    Trend ist mitunter mitverantwortlich dafür,            aller Ziel, das der Politik und das der Wirtschaft,
    dass hervorragend ausgebildete Fachkräfte dem          muss sein, dass das Handwerk auch ohne auf-

                                                                                                                 «
    Handwerk weiter den Rücken zuwenden werden             fällige Vergleiche von Meister- zu Master- oder
    und wir bereits schon heute einen schwerwie-           Bachelorabschluss den Stellenwert in der brei-
    genden Fachkräftemangel zu beklagen haben.             ten Bevölkerung zurückerhält, den es mehr denn
    Auch der durch die Bildungspolitik vermittelte         je verdient hat.“
20   Masterplan Handwerk 2025

            1. Infrastruktur und
               regionale Entwicklung

            Infrastruktur: dazu gehören unter anderem Straßen, Brücken, Bahn-
            und Schifffahrtsstrecken, Flug-Slots, Pipelines, Breitbandkabel und
            Mobilfunk. Ohne eine funktionierende Infrastruktur geht nichts. Erst
            eine gut ausgebaute und verlässliche Infrastruktur erlaubt die im
            heutigen Wirtschaftsleben notwendige Erreichbarkeit und Vernet-
            zung. Leistungsstarke Verbindungen sind eine unerlässliche Grund-
            lage für den Erfolg einer Wirtschaftsregion.
Masterplan Handwerk 2025   21

Zur Infrastruktur gehören aber auch ein breit     Handwerksbetrieben kann nur dort erfolgen,
gefächertes und vielfältige Chancen bietendes     wo es eine gut ausgebaute Netzinfrastruktur
Bildungssystem mit entsprechenden Schul-          gibt. Dies gilt nicht nur für den Standort des
und Berufsschulangeboten sowie die techni-        Betriebs, sondern auch für die Orte, an denen
schen Voraussetzungen für schnelle intelli-       das Handwerk seine Leistungen erbringt, wie
gente Kommunikation, um die Chancen der           zum Beispiel bei den Kunden auf der Baustelle.
Digitalisierung nutzen zu können. Die Digitali-
sierung eröffnet auch dem Wirtschaftsbereich      Die Digitalisierung verändert die handwerk-
Handwerk neue Möglichkeiten. Innovative indi-     lichen Arbeitsprozesse und stellt neue Anfor-
viduelle Lösungen werden orts- und zeitunab-      derungen an die berufliche Qualifizierung. Mit
hängig möglich, und die Flexibilität der Hand-    unserer Modernisierung des HWK-Bildungs-
werksbetriebe wird gestärkt. Da ohne digitale     zentrums im Rahmen unseres „Zukunftspro-
Verbindungen künftig kaum ein Unternehmen         jekts“ schaffen wir die notwendigen Voraus-
seine Wirtschaftskraft entfalten kann, werden     setzungen, um die neuen Arbeitsprozesse
die zu unserer HWK gehörenden Betriebe durch      handlungsorientiert beschulen zu können.
Beratung und Bildung für die Chancen der Digi-    Simulationsumgebungen, digitale Zwillinge
talisierung fit gemacht und über die Risiken      und vernetztes Arbeiten sind für das Handwerk
informiert. Für die Handwerksbetriebe gilt es,    wichtige Impulsgeber für betriebliche Innova-
die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, um     tionen. Damit der Technologietransfer vom
Effizienzgewinne ebenso wie neue Wertschöp-       HWK-Bildungszentrum in die Betriebe gelingt,
fungs- und Geschäftsmodelle zu realisieren.       gilt es, überall im Saarland entsprechend aus-
Der Zugriff auf und die Nutzung von Cloud-        gebaute Vernetzungsmöglichkeiten zu schaf-
Lösungen gehen dabei weit über die Betriebsin-    fen. So wird aus Theorie Praxis und aus dem
frastruktur hinaus. Die Digitalisierung in den    digitalen Zwilling eine konkrete Lösung.
22   Masterplan Handwerk 2025

                          1.1 H
                               andlungsfelder und
                              Maßnahmen bis 2025

                          Infrastruktur                                       Zusammenarbeit auch bei räumlicher Tren-
                          Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit der Infra-   nung. Gerade in der Bau- und Ausbaubranche
                          struktur des Wirtschaftsstandorts Saarland sind     können durch den Einsatz und die Vernetzung
                          entscheidende Faktoren dafür, dass die Hand-        digitaler Medien und Speicherlösungen Aufträ-
                          werksbetriebe hierzulande ihren wirtschaftli-       ge schneller erfasst und im Betrieb weiterver-
                          chen Erfolg zukunftsfähig gestalten können.         arbeitet werden. Betriebs- und Auftragsdaten
                          Unsere HWK bringt sich mit ihrem Sachverstand       stehen in Echtzeit dort zur Verfügung, wo sie
                          überall dort ein, wo es darum geht, die infra-      benötigt werden – zur Angebotskalkulation,
                          strukturellen Voraussetzungen für ein erfolgrei-    Auftragsplanung oder zur Qualitätssicherung.
                          ches Wirtschaften der Handwerksunternehmen          Die effektive Zusammenarbeit im vernetzten
                          zu verbessern. Wir machen mit den uns zur Ver-      Betrieb erstreckt sich von der Baustelle bis zur
                          fügung stehenden Mitteln auf die Anliegen der       Buchhaltung ohne Medienbruch. Beispielswei-
                          Unternehmen und ihrer Beschäftigten in Sachen       se führt die CE-Kennzeichnungspflicht bei Bau-
                          Infrastruktur aufmerksam und stehen unseren         produkten zur Einführung einer werkseigenen
                          Betrieben als zentraler Ansprechpartner mit         Produktionskontrolle (WPK), mit deren Hilfe eine
                          unserem Beratungsangebot zur Seite. Das gilt        Transparenz und Nachvollziehbarkeit durch die
                          beispielsweise bei der Gewerbeflächenplanung        entsprechende Dokumentation des Material-
                          und der Verkehrspolitik.                            flusses und der Arbeitsschritte aufgebaut wird.
                          Es ist uns wichtig, den politischen Entschei-       Hier ist es sinnvoll, die Anforderungen soft-
                          dungsträgern Verbesserungspotenziale bei der        wareunterstützt abzuarbeiten und die Doku-
                          Infrastruktur aufzuzeigen. Exemplarisch sei auf     mentation teilautomatisiert zu erstellen. Zu den
                          den Investitionsbedarf zur Sicherung der Qua-       Herausforderungen der Digitalisierung zählt
                          lität der Verkehrswege und den notwendigen          auch die sichere Datenerfassung und Datenhal-
                          Ausbau der Breitbandinfrastruktur hingewie-         tung im Betrieb mithilfe externer Speicherlösun-
                          sen. Aber auch die Qualität der öffentlichen        gen und von Verschlüsselungswerkzeugen.
                          Verwaltung beeinflusst die wirtschaftliche Leis-
                          tungsfähigkeit einer Region. Hier ist es die Auf-   Die Digitalisierung verändert die Kommunikati-
                          gabe der öffentlichen Hände, in einem stetigen      on sowohl im Betrieb als auch mit den Kunden
                          Verbesserungsprozess die Effektivität und Effi-     und schafft neue Möglichkeiten im Bereich der
                          zienz des Verwaltungshandelns zu steigern und       Kundenwerbung und -bindung. Darüber hinaus
                          dafür Sorge zu tragen, dass die erforderlichen      wirkt sie sich auch auf das Leistungsangebot
                          Kompetenzen jederzeit vorhanden sind.               des Handwerks aus: Smart-Home-Lösungen
                                                                              machen Häuser intelligent, Einzelanfertigungen
                                                                              vom Geländer bis zum Schrank werden passge-
                          Digitalisierung des Handwerks                       nauer und können trotz hohem Aufwand preis-
                          Die Digitalisierung verändert das Handwerk          günstig angeboten werden. Die Schulung unse-
                          nachhaltig. So erlaubt eine Vernetzung ver-         rer Auszubildenden und Meisterschüler erfolgt
                          schiedener betrieblicher Arbeitsplätze und          beispielsweise im Metallbereich oder in der
                          Prozessschritte bis hin zum Kunden die enge         Elektrotechnik an Maschinen und Produkten,
Masterplan Handwerk 2025   23

die heute digital programmiert werden und bei        des Landes, der Gemeinden und Gemeindever-
denen die Software Teil der Lösung ist. So steckt    bände ihre Verwaltungsleistungen auch elektro-
in jeder Smart-Home-Lösung eine vom Hand-            nisch über ein Verwaltungsportal nach Maßgabe
werk programmierte Software, die das Haus            des Artikels 9 des Gesetzes zur Neuregelung des
erst smart macht und konkreten Nutzen aus der        bundesstaatlichen Finanzausgleichssystems ab
Technik generiert. Möbel können mithilfe eines       dem Jahr 2020 und zur Änderung haushaltsrecht-
computergestützten Entwurfs multifunktiona-          licher Vorschriften vom 17. August 2017 (BGBl. I
ler entworfen werden, Autos kommunizieren            S. 3122, 3138 f.) anbieten und hierfür im Portal
mit dem Kfz-Handwerker und beim Friseur kann         Nutzerkonten bereitstellen. Nach dem Onlinezu-
der Kunde schon vorher am Tablet sehen, wie          gangsgesetz (OZG) sind Verwaltungsleistungen
die gewünschte Frisur aussehen wird. Die hand-       bis zum 31. Dezember 2022 auch elektronisch
werkliche Aus- und Weiterbildung muss diesen         über Verwaltungsportale zu liefern und im Por-
Entwicklungen Rechnung tragen und die Arbeit         talverbund zwischen Bund, Ländern und Kom-
mit digitalen Werkzeugen handlungsorientiert         munen sowie Körperschaften des öffentlichen
in die Aus- und Weiterbildung integrieren. Dabei     Rechts zugänglich zu machen.
gilt es, Innovationen aufzugreifen, ihr Potenzial    Unsere HWK setzt sich deshalb dafür ein, stär-
zu prüfen und über die Aus- und Weiterbildung        ker als bisher in die politischen Planungs- und
dem Handwerk zugänglich zu machen. Unsere            Entscheidungsprozesse im Rahmen der Bund-
HWK nutzt bei offenen Fragestellungen For-           Länder-Zusammenarbeit eingebunden zu wer-
schungsnetzwerke oder tritt selbst als Antrag-       den. Wir fordern eine inhaltliche Zuarbeit und
steller bei Forschungsprojekten auf. Sie ist offen   Kooperation mit den Akteuren im Bund und in
für Forschungskooperationen und verfolgt das         den Ländern.
Ziel, als Transferpartner für das Handwerk nütz-
liche Innovationen und Forschungsergebnisse
                                                     Digitalisierung und Ausstattung
möglichst schnell in die handwerkliche Praxis
zu überführen.                                       der Ausbildungswerkstätten
                                                     Die Einbindung neuer digitaler Werkzeuge in die
                                                     Aus- und Weiterbildung erfordert entsprechen-
Digitalisierung im                                   de Konzepte, Ausstattungen und die Entwick-
E-Government-Bereich                                 lung von Lehrgängen. Unsere HWK nutzt die ver-
Paragraf 2 Abs. 1 des Gesetzes zur Förderung         fügbaren Förderprogramme des Bundes und des
der elektronischen Verwaltung (EGovG) statu-         Landes zur Modernisierung überbetrieblicher
iert eine Verpflichtung für alle Behörden, einen     Schulungsstätten und deren Weiterentwick-
Zugang für die Übermittlung elektronischer           lung zu Kompetenzzentren. Mit dem Sonder-
Dokumente zu eröffnen, auch wenn sie mit einer       förderprogramm Digitalisierung hat der Bund
qualifizierten elektronischen Signatur versehen      den Bildungsstätten die Möglichkeit eröffnet,
sind. Das Gesetz zur Förderung der elektronischen    ohne die sonst notwendige Landesförderung
Verwaltung im Saarland (E-Government-Gesetz          Ausstattung im Schwerpunkt Digitalisierung
Saarland – E-GovG SL) regelt, dass die Behörden      anzuschaffen. Neben unserer HWK haben auch
24   Masterplan Handwerk 2025

                          andere handwerkliche Bildungszentren im Saar-        Einführung des professionellen 3-D-Drucks in die
                          land das Sonderförderprogramm Digitalisierung        Aus- und Weiterbildung. Die einst als Revolution
                          im Bereich der Ausbildungsausstattung genutzt        angesehene Technologie hat sich inzwischen
                          und die Werkstätten digital aufgerüstet.             als Lösung für besondere Aufgabenstellungen
                                                                               etabliert und wird an unserer HWK zukünftig
                          Unser „Zukunftsprojekt“ zur Modernisierung der       im Fachbereich Elektro-/ Informationstechnik in
                          HWK-Bildungsstätte startete 2017 mit einem           einer Variante mit unterschiedlichen druckbaren
                          umfangreichen Ausstattungsvorhaben in Höhe           Materialien und im Fachbereich Metall als Metall-
                          von rund 4,3 Millionen Euro, das vom Bundesamt       druck geschult.
                          für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sowie dem
                          saarländischen Wirtschaftsministerium geför-         Mithilfe des „Zukunftsprojekts“ wird die Bil-
                          dert wird und für dessen Realisierung das Hand-      dungsstätte der HWK grundlegend neu auf die
                          werk einen beachtlichen Eigenanteil aufbringt.       zukünftigen Anforderungen handwerklicher Bil-
                          Neben konventioneller Ausstattung liegt auch         dung ausgerichtet.
                          hier der Schwerpunkt auf der Einführung neuer
                          Technologien vor dem Hintergrund der Digitali-
                          sierung in unseren Arbeitsprozessen. Das Ziel ist,   Digitalisierungsberatung
                          die Digitalisierung sowohl in die Maßnahmen der      Unsere HWK unterstützt die saarländischen
                          Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU)        Handwerksbetriebe bei ihren Bemühungen,
                          als auch in die der Saarländischen Meister- und      Betriebsabläufe zu digitalisieren, mit Beratun-
                          Technikerschule (SMTS) erlebbar einzubauen. So       gen, Fachinformationen und Entscheidungs-
                          gilt es, den Nutzen digitaler Werkzeuge oder digi-   hilfen. Unsere Beauftragten für Innovation
                          talisierter Arbeitsprozesse zu verdeutlichen sowie   und Technologie (BIT) zeigen neue Trends auf
                          die Zugänge zur digitalen Arbeitswelt einfach        und bewerten diese aus den Erfahrungen des
                          und nachvollziehbar zu entwickeln und zu schu-       Handwerks. HWK-Informationsveranstaltun-
                          len. Die digitale Welt kann den handwerklichen
                          Arbeitsprozess nur dann erfolgreich revolutionie-
                          ren, wenn der Übergang in diese Welt umfassend
                          und schnell gelingt. Zur Digitalisierung gehören
                          Steckdosen zur Laptopversorgung am Arbeits-
                          tisch in den Theorieräumen genauso wie ent-
                          sprechende Schweißgeräte in den Werkstätten
                          und ein schneller Internetanschluss. Diesbezüg-
                          lich wurde in unserer HWK die Leitungskapazi-
                          tät durch einen leistungsfähigen Glasfaseran-
                          schluss erhöht. Damit wird nicht nur Besuchern
                          und Kursteilnehmern eine kostenlos nutzbare
                          Internetanbindung geboten, sondern es können
                          Cloudlösungen nicht nur theoretisch beschult,
                          sondern auch in der Praxis gelehrt und genutzt
                          werden. Die Umsetzung des Ausstattungspakets
                          ist in vollem Gange und soll bis Ende 2020 abge-
                          schlossen sein. Eine wesentliche Neuerung ist die
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gen machen die Ergebnisse handwerksnaher          Saar von HWK und Industrie- und Handelskam-
Forschung interessierten Betrieben zugäng-        mer des Saarlandes (IHK) weiter fortzuführen
lich. Ergänzend dazu unterstützen die HWK-        und damit die erfolgreiche Arbeit fortzusetzen.
Experten durch eine individuelle Beratung
die Umsetzung von Innovationen im Betrieb.        Der EA-Saar erfüllt die ihm übertragenen Auf-
Aktuelle Themen der Digitalisierung sind zum      gaben von Beginn an vollumfänglich. Die Fall-
Beispiel die Schaffung einer vernetzten IT-       zahlen liegen seit Jahren auf einem hohen
Grundausstattung im Betrieb, die Einführung       Niveau, sodass der EA-Saar bundesweit in der
digitaler Geschäftsprozesse, der Einsatz mobi-    Spitzengruppe rangiert. Die Kooperation mit
ler Endgeräte und IT-Sicherheit.                  den saarländischen Behörden war und ist durch
                                                  eine außergewöhnlich gute Zusammenarbeit
                                                  geprägt. Die Tätigkeit des EA-Saar führte von
Einheitlicher Ansprechpartner                     Beginn an zu keinerlei Beanstandung seitens der
Saar (EA-Saar)                                    Dienstleistungserbringer oder Dienstleistungs-
Der Einheitliche Ansprechpartner Saar (EA-        empfänger, es wurde auch in keinem einzigen
Saar) hat unsere HWK auf der Grundlage der        Fall ein Haftungsanspruch gegen den EA-Saar
Richtlinie 2006/123/EG des Europäischen Parla-    erhoben.
ments und des Rates über Dienstleistungen im
Binnenmarkt („EU-Dienstleistungsrichtlinie“,      Zudem ist den Mitgliedsunternehmen von HWK
nachfolgend EU-DLR genannt) in Verbindung         und IHK auch über den 31. Dezember 2020 hin-
mit dem Gesetz Nr. 1705 über den Einheitlichen    aus die Möglichkeit zu bieten, aus einer Hand alle
Ansprechpartner für das Saarland (EA-Gesetz       Formalitäten zur Existenzgründung abwickeln
Saarland) umgesetzt. Die Laufzeit des Landesge-   zu können. Flankierend dazu ist es notwendig,
setzes endet am 31. Dezember 2020. Unser Ziel     dass das Land die Aktionen des Bundes in der EU
ist es, die gemeinsame Geschäftsstelle des EA-    unterstützt, um den EA-Saar weiter bekannt zu

          Tobias Hans

»
          Ministerpräsident des Saarlandes

          „Der Strukturwandel ist in vollem Gange. Die      nutzt und neue Geschäftsmodelle entwickelt.
          Automobilindustrie ist mitten im Turnaround       Das Handwerk als maßgeblicher Akteur in der
          hin zu Smart Mobility, autonomem Fahren und       Berufsausbildung ist Dreh- und Angelpunkt
          E-Mobilität. Hightech-Unternehmen aus aller       hochqualifizierter Fachkräfte. Junge Menschen
          Welt unterhalten Forschungszentren rund um        ergreifen die Chancen in diesem innovativen
          das DFKI und das CISPA. In neu angesiedelten      Umfeld, um die Betriebe in die nächste Gene-
          Laboren, wie auch ausgegründeten Unterneh-        ration zu überführen.
          men, arbeiten bis zu 5.000 Forscher aus allen     Aus einem exzellenten lokalen Handwerk her-

                                                                                                              «
          Kontinenten.                                      aus und mit einer hochleistungsfähigen Netz-
          All das strahlt auch auf das Handwerk aus, das    infrastruktur entstehen überall neue Wachs-
          mit der Handwerkskammer als Inkubator die         tumstreiber mit neuen Arbeitsplätzen zum
          Chancen des digitalen Wandels bestmöglich         Vorteil zahlreicher ländlicher Kommunen.“
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                          machen, das bislang begrenzte Angebot an Ver-         Mobilitätsmanagement
                          fahren zu erweitern, fehlende fremdsprachliche        Vor dem Hintergrund der demografischen Ver-
                          Abwicklung von Verfahren abzustellen sowie            änderungen, der zukünftigen Finanzierung des
                          medienbruchfreie elektronische Abwicklung zu          öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), der
                          gewährleisten. Dazu werden insbesondere die           Klimaschutzziele der Bundes- und Landesregie-
                          Initiativen aus dem EA 2.0 beitragen können.          rung sowie der örtlichen Stadt- und Ortsentwick-
                                                                                lung und der Ziele der kommunalen Lärmaktions-
                                                                                pläne setzt sich das Handwerk intensiv mit dem
                          Regionalentwicklung                                   Thema Mobilität auseinander. Die saarländischen
                          Dem saarländischen Handwerk kommt bei der             Handwerksbetriebe sind bezüglich dieses The-
                          Entwicklung insbesondere auch des ländlichen          mas in mehrfacher Hinsicht gefragt. Die Betriebs-
                          Raums im Saarland und in der Großregion Saar-         inhaber sollten ihren Mitarbeitern attraktive und
                          Lor-Lux-Wallonie eine bedeutende Rolle zu. Bei        kostengünstige Möglichkeiten aufzeigen, wie
                          handwerklichen Lösungen bleibt ein großer Teil        diese den Betrieb erreichen können. Darüber hin-
                          der Wertschöpfung im Land und stärkt flächen-         aus ist das Handwerk als wichtiger regionaler und
                          deckend die Wirtschaftskraft. Das Handwerk ist        überregionaler Dienstleister darauf angewiesen,
                          gerade hier ein Garant für Arbeits- und Ausbil-       möglichst rasch und ohne Umwege seine Kunden
                          dungsplätze, ein wichtiger regionaler Versorger       zu erreichen. Zudem spielt das Thema Mobilität
                          und Zulieferer mit Produkten sowie Dienstleis-        zum Beispiel für die Kraftfahrzeug- und Elektro-
                          tungen und engagiert sich für die aktive Umset-       Gewerke eine wichtige Rolle, da sie von Wartung
                          zung der Klimaschutzmaßnahmen. HWK und                und Service der Fahrzeuge profitieren.
                          Saar-Lor-Lux Umweltzentrum (UWZ) werden sich
                          bei der Ausarbeitung lokaler Entwicklungsstrate-      Es gilt, das Informations- und Beratungsange-
                          gien für den ländlichen Raum aktiv beteiligen und     bot zum betrieblichen Mobilitätsmanagement
                          gemeinsam mit den regionalen Akteuren Projekte        im Umweltzentrum weiter auszubauen, in
                          entwickeln und umsetzen. Die Aktivitäten sollen       Zusammenarbeit mit der Landesregierung über
                          in die Maßnahmen der Landkreise, Kommunen             regionale Projekte sowie bundesweite Ansätze
                          und der Landesregierung einbezogen werden, um         (Mobilitätsberatung der Mittelstandsinitiative
                          eine integrierte nachhaltige Regionalentwicklung      Energiewende und Klimaschutz) zu informie-
                          unter Beteiligung des Handwerks sicherzustellen       ren und diese aktiv bei deren Umsetzung zu
                          und damit den Folgen des demografischen Wan-          unterstützen. Das Handwerk schlägt vor, die
                          dels im Saarland entgegenzuwirken sowie aktiv         existierenden Fortbildungs- und Qualifizie-
                          regionale Wirtschaftsförderung zu betreiben. Die      rungsmaßnahmen im Bereich Mobilität gezielt
                          Ergebnisse der Projekte „Unsere Dörfer, fit für die   weiterzuentwickeln. Dabei kann die aufgrund der
                          Zukunft“ und „Hände hoch fürs Handwerk“ (siehe        räumlichen Nähe besonders einfache Vernetzung
                          Seite 57) sind mit Unterstützung der Landesre-        maßgeblicher Akteure aus Industrie, Hochschu-
                          gierung saarlandweit zu verbreiten. Im Sinne          len und handwerklichen Bildungszentren als
                          einer nachhaltigen Regionalentwicklung sollen         besondere Chance im Sinne einer beschleunig-
                          bei der Umsetzung der Maßnahmen die kleinen           ten Umsetzung innovativer Mobilitätskonzep-
                          und mittleren Unternehmen (KMU) der Region            te in nicht akademische Bildungsmaßnahmen
                          berücksichtigt werden.                                gewertet werden.
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