Mehr Weichfutter! SCHWERPUNKT - Claus Futter

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Schwerpunkt

Mehr Weichfutter!
Der Markt für Wildvogelfutter ist ein unbestrittener Wachstums-                  ihrer zunehmenden Verbreitung im
markt. Ein wirksamer Ansatz, im Zoofachhandel noch                               Fachhandel an in der Kritik. Sei es
                                                                                 der Widerspruch derer, die mit ihrem
mehr daraus zu machen, liegt möglicherweise im Detail der                        veralteten Verständnis des Wildvogel-
angebotenen Futtermittelrezepturen. Claus-Marketingleiterin                      fütterns nicht auf der Höhe der Zeit
                                                                                 neuerer ornithologischer Forschungen
Dr. Martina Bergmann jedenfalls ist davon überzeugt: „Mit ge-
                                                                                 und Erkenntnisse sind. Oder sei es die-
zielterem Verkauf von Weichfutter sind noch mehr Vogelarten                      jenige von durchaus vogelinteressier-
erreichbar. Und damit vertieft interessierte Wildvogel-Futter-                   ten Menschen, die allerdings anmerken,
                                                                                 dass man mit der Ganzjahresfütte-
kunden im Fachhandel.“                                                           rung immer nur ein äußerst kleines
                                                                                 Spektrum von vielleicht +/- 30 all der
                                                                                 vielen Vogelarten im Lande erreicht,
                                                                                 die tatsächlich die Unterstützung des
                                                                                 Menschen benötigen. Nicht nur Fütte-
                                                                                 rung - auch mehr Biodiversitäts- und
                                                                                 Biotopschutz.

                                                                                 Bislang vornehmlich Trockengüter

                                                                                 Tatsächlich konzentriert sich der Zoo-
                                                                                 fachhandel seit Jahren auf solche Wild-
                                                                                 vogel-Futterarten, die auf Haferflocken,
                                                                                 Erdnüssen, Sonnenblumenkernen,
                                                                                 Sämereien, Sultaninen und derglei-
                                                                                 chen Trockengüter mehr basieren, plus
                                                                                 natürlich Fette und Öle. Die Erkenntnis,
                                                                                 wie unverzichtbar für Wildvögel - gera-
                                                                                 de in der Brutzeit - nahrhafte Insekten
                                                                                 sind, hat in den letzten Jahren dazu ge-
                                                                                 führt, dass Hersteller ihren Mischungen
                                                                                 und Fettprodukten mehr getrocknete
                                                                                 Insekten beimengen. Oder aber aus
                                                                                 Insektenkulturen generiertes Insekten-
                                                                                 protein und Insektenfett. Beides stellen
 „Aus Gründen der Qualitätssicherung empfehlen wir dem Zoofach-                  sie werblich heraus.
 handel, Weichfutter prinzipiell möglichst kühl und dunkel zu lagern                 „Vögel sind Nahrungsspezialisten“,
       und im Verkaufsraum entsprechend zu präsentieren.“                        ruft Bergmann in Erinnerung und sagt:
                               Dr. Martina Bergmann                              „Einige Arten akzeptieren eine gewisse
                                                                                 Nahrungsbandbreite, in die hinein man
                                                                                 passende Wildvogel-Futtermischungen

G
                                                                                 positionieren kann. Entscheidend für
          anzjahresfütterung ist wei-     Gartencenterszene, daraus Profit zu    Ganzjahresfütterung mit bestmöglicher
          ter auf dem Vormarsch - und     schlagen. Obwohl das Spezialistentum   Akzeptanz und Wirkung aber ist es,
          damit ist es der Absatz von     für Tiernahrung im Kern ein Zoofach-   das richtige Futter zur rechten Zeit zu
          Wildvogelfutter. Mehr noch      handelsthema ist. Es stand die Ganz-   füttern: artgerechtes Futter, passend
als der Zoofachhandel versteht es die     jahres-Wildvogelfütterung von Beginn   zur Vogelart und Jahreszeit.“

DAS BRANCHEN forum 09/2020                                                                                            27
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Weichfutter verstehen
     Echtes Weichfutter ist eine Spezialrezeptur aus hoch-          wurden. Gemäß Futtermittelrecht sind sie als „Bäckerei-
     wertigen Bestandteilen, zur sicheren Versorgung von            erzeugnisse“ zu deklarieren. Kunden gegenüber kann das
     nahrungsspezialisierten Arten. Sie müssen einen mög-           erklärungsbedürftig sein. „Bäckereierzeugnisse“ sind im
     lichst hohen Anteil an Insekten und tierischen Proteinen       Weichfutter nämlich keine billigen Rest- oder Füllstoffe,
     enthalten, der in der Deklaration aufgeführt ist. Je höher     sondern in ihrer Herstellung sogar komplizierter und
     der Anteil, desto sinnvoller. Denn einige Körnerfutter         kostenintensiver als reines Körnerfutter.
     werden durch minimale Insektenzugabe (oft nur ganz             Rohes Getreide ist für Weichfresser unverdaulich.
     wenige Prozentanteile) „aufgehübscht“. Dann sind sie           Gleichwohl haben sich für Weich- und Insektenfresser
     als ausreichend sättigende Nahrung für Weichfresser            „aufgeschlossene Getreide“ als nahrungseffiziente Träger
     ungeeignet. Zucker- und salzfreie Oblaten sind weiterer        schnell verwertbarer Energie bewährt: Haferflocken, die
     bewährter Bestandteil im Weichfutter, sofern sie nur           durch thermische Prozesse aufgeschlossen und dann
     aus Mehl und Wasser sowie ohne Backpulver hergestellt          sehr fein ausgewalzt wurden.

Weiteres Argument für die Kunden-             und Insektenfresser der heimischen        diese Weichfresser aber kommen bei
beratung am POS: Je nach Jahreszeit           Vogelfauna zu ganzjährigen Nahrungs-      der üblichen Körnerfütterung eindeutig
und Witterung ändert sich der Ener-           engpässen. Davon sind beispielswei-       zu kurz, weil ihr Muskelmagen weniger
giebedarf der Tiere. Zusammen mit der         se Rotkehlchen, Meisen, Zaunkönige,       kräftig als derjenige der Körnerfres-
Rezeptur muss das Vogelfutter dann            Hausrotschwänze, Nachtigallen und         ser entwickelt ist. Deshalb ist diese
angepasst sein, um Vögel bedarfsge-           Buntspechte betroffen. Plus die Arten     Vogelgruppe nicht dazu in der Lage,
recht zu versorgen.                           in Wald und Flur, die sich bis zu vom     herkömmliches Körnerfutter zu verdau-
                                              Menschen angelegten Futterplätzen im      en. Dr. Bergmann: „Der Grundanforde-
Weichfresser kommen oft zu kurz               siedlungsnahen Raum nicht vorwagen.       rung nach art- und schnabelgerech-
                                              Diese Arten ernähren sich weitgehend      tem Futter muss man eigentlich eine
Der akute Mangel an Insekten führt            von feinen, weichen, protein- und fett-   weitere hinzufügen: magengerecht.“
insbesondere für empfindliche Weich-          reichen Nahrungsbestandteilen. Genau      Für Weichfresser wie Rotkehlchen und

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Zaunkönig sind unter den in Futtermi-      Weichfutter ein hochwertiges Futter ist,   chend zu präsentieren. Sinnvollerwei-
schungen enthaltenen Trockengütern         nur eben in anderer Rezeptur, feiner in    se unterstreicht der Fachhandel seine
speziell fein gewalzte, thermisch aufge-   seiner Konsistenz und etwas aufwän-        Weichfutterkompetenz durch Waren-
schlossene Haferflocken durchaus ver-      diger im Umgang damit. Aus Gründen         präsentation an einem besonderen, auf-
dauliche und von der ornithologischen      der Qualitätssicherung empfehlen           merksamkeitsstarken Platz im Geschäft.
Fachwelt akzeptierte bzw. empfohlene       wir dem Zoofachhandel, Weichfutter         Das kann beim Ganzjahres-Vogelfutter-
Rezepturbestandteile. Speziell solche,     prinzipiell möglichst kühl und dunkel zu   regal sein, im Display oder auch in Kas-
die zusätzlich mit hochwertigem Fett,      lagern und im Verkaufsraum entspre-        sennähe.“                       -ek ■
wie Sojaöl, getränkt sind.
    Dr. Martina Bergmann: „Wir bei
Claus wissen in ganz besonderem Maße
um die Bedeutung speziell des Weich-
futters. Z.B. für Zoologische Gärten         Weichfutter-Verkäuferwissen
und Tierparks, aber auch für Waldvo-
gelzüchter und Ziervogelzüchter sind         Vogelanatomie: Grundsätzlich ist der Muskelmagen von Weich- und Insek-
wir rund um Weichfutterrezepturen            tenfressern weit weniger kräftig als der von Körnerfressern entwickelt. Aus
ein anerkannter Spezialist. Mit ornitho-     diesem Grund können diese Weichfutter-Nahrungsspezialisten Körnerfutter
logischen Experten zusammen haben            nicht verdauen.
wir verschiedene Spezialmischungen           Preisargument: Ein hoher Anteil an wertvollen Insekten, anderen tierischen
entwickelt, die die Nahrungsbedürfnis-       Eiweißquellen sowie an Bäckereierzeugnissen im Weichfutter sind als Rezept-
se einzelner Arten optimal berücksichti-     zutaten kostenintensiver, als es die stärkehaltigen Zutaten aus dem günstigen
gen.“ Bergmann hat mit ausgewiesenen         Feldanbau im Körnerfutter sind.
Fachleuten zusammen die Erfahrung
                                             Wirtschaftlichkeit: Wer gezielt artgerechte Spezialfutter füttert, wird beob-
gemacht, dass mit dem komplexeren,
                                             achten, dass am Futterplatz kaum Reste übrigbleiben. Kunden bestätigen das.
um Weichfutterkomponenten angerei-
                                             Weichfutter-Spezialmischungen werden in
cherten Wildvogelfutter Weichfutter-
                                             der Regel komplett verspeist und
fresser wirksamer erreicht werden.
                                             sind überaus nahrhaft, so dass
                                             die Vögel auch satt davon
Weichfutterinitiative für                    werden und insgesamt
den Fachhandel                               weniger Futter benötigen.
                                             Im Verkaufsgespräch ein
Claus in Limburgerhof klärt den
                                             wichtiger wirtschaftlicher
Fachhandel zunehmend darüber auf,
                                             Aspekt, um artgerechte
welche Vorteile Weichfutter in der
Ganzjahres-Wildvogelfütterung haben.         Fütterung zu empfehlen.
Das reicht bis in praktische Tipps für       Darreichung: Für das Fut-
das Kundengespräch hinein, wenn Dr.          tersilo ist Weichfutter nicht
Martina Bergmann dazu rät: „Aufgrund         geeignet. Kunden bieten es am
der feinen Konsistenz lassen sich reine      besten klassisch im Futterhaus oder
Weichfutter nicht im Futtersilo ver-         im Garten als Streufutter an. Einige Weich-
füttern. Sie verwendet man besser als        (und auch Beerenfresser) fressen von Natur aus nur vom Boden. Für sie richtet
Streufutter oder bietet es im Futterhaus     man ein Futterhaus sowie mehrere kleinere Futterplätze an geschützten
an - je nachdem, welche Arten wel-           Stellen im Garten ein und wechselt sie aus hygienischen Gründen regelmäßig
chen Futterplatz lieber annehmen.“ Für       in etwa monatlich.
den ausgeweiteten Absatzerfolg mit           Mehr Freude erleben: Kunden, die damit beginnen, Weichfutter zu geben,
Weichfutter am POS im Zoofachhandel          werden erleben, dass Weichfresser oft scheue Arten sind. Prinzipiell startet
rät Dr. Martina Bergmann: „Um seinen         man daher mit kleineren Futter-Portionen. Es dauert einige Zeit, manchmal
Kunden über Körnerfutter und Fettknö-        auch bis zu ein paar Wochen, bis die neue (Weich)Futterstelle bei den damit
del hinaus fachliche Qualität aufzuzei-      angesprochenen Arten bekannt geworden ist und sie das neue Angebot
gen, muss Weichfutter für Wild- und          annehmen.
Gartenvögel im Regal- und Displaysor-        Gelingt dies aber, dann kann sich der Kunde langfristig auch an selteneren
timent ganzjährig verfügbar sein. Dabei      Arten am Futterplatz in seinem Garten erfreuen.
muss dem Kunden erkennbar sein, dass

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