Mensch. Natur. Raum. Grüne Infrastruktur in der Metropole Ruhr - Grüne Infrastruktur in der Metropole ...
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Inhalt Editorial 4 Grüne Infrastruktur 6 Die Metropole Ruhr 10 1 Ökologie Klimawandel 12 14 Biodiversität 16 Boden, Wasser und Luft 18 Wald und Land 20 Stadtgrün 22 Begrenzte Ressourcen 24 Mobilität 26 Unterwegs mit dem Rad 28 2 Wirtschaft Naturkapital 30 32 Umwelt und Wirtschaft 34 Grüne Startup-Szene 36 Kreislaufwirtschaft 38 Aus Alt mach Neu 40 Tourismus 42 3 Gesellschaft Lebensqualität 44 46 Wohnen 48 Umweltgerechtigkeit 50 Gesundheit 52 Umweltbildung 54 Grüner Treffpunkt 56 Literaturverzeichnis 58 Impressum 60 2 Inhalt 3
Kassensturz für die Zukunft Unser Ziel haben wir gesetzt: Die Metro- Wir werden Industrieregion bleiben, aber Der Regionalverband Ruhr geht dabei mit Mit dem Factbook Grüne Infrastruktur ma- pole Ruhr soll zur grünsten Industrieregion nicht auf Kosten unserer Kinder, sondern für Großprojekten des Landschaftsbaus als Im- chen wir den Kassensturz für die Zukunft. der Welt werden! sie. Sie sollen hier studieren, Arbeit finden pulsgeber voran. Als Umwelt- und Planungs- Anschauliche Grafiken zeigen, wo wir stehen und sich erholen können, stolz sein auf eine verband mit 100-jähriger Tradition gestalten und wo besonders lohnenswerte Potenziale Nicht weil das gerade en vogue ist: grün und Metropole Ruhr, die klimaneutral produziert wir gemeinsam mit vielen Partner*innen für Veränderungen liegen. Mit großer, exak- sustainable …. sondern weil wir nur so über- und ihre zugehörigen Stoffkreisläufe organi- Grüne Infrastruktur in der Metropole Ruhr. ter Datenfülle beschreibt es, was alles zur lebensfähig bleiben. Unsere Region steht wie siert. Entscheidend dafür ist die Förderung Die Ausrichtung der Internationalen Gar- Grünen Infrastruktur gehört und was die keine andere in Deutschland für das Zeit- naturbasierter Lösungen, der Ausbau rege- tenausstellung 2027, die Revitalisierung der dringendsten Handlungsansätze für unse- alter des Anthropozäns. Nirgends lässt sich nerativer Energien, die Weiterentwicklung fünf großen Revierparks sowie die Konzep- rer Metropole Ruhr sind. Und es zeigt, wie besser beobachten, wie der Mensch sich die grüner Wasserstofftechnologie und zugehö- tion unserer Bergehalden als Erholungsland- Mensch, Natur und Raum zusammenwirken Erde untertan gemacht hat. riger Unternehmensansiedlungen. So kann schaft und Standorte für erneuerbare Ener- können für eine nachhaltige Zukunft. Ich das Ruhrgebiet als Energieland wieder zum gien sind für uns dabei richtungsweisende wünsche viel Vergnügen mit unseren Facts Was wollen wir für unsere Zukunft? Jetzt, wo boomenden Vorreiter werden. Diesmal je- Projekte. Denn noch längst ist hier nicht und gute Inspiration für neue Ideen. dieses Kapitel beendet ist, das letzte Stück doch nicht unter Ausbeutung, sondern mit „alles im grünen Bereich“. Große Aufgaben Steinkohle an den Bundespräsidenten über- Schutz von Klima und Umwelt. müssen noch bewältigt werden: ein Zuviel Wir freuen uns darauf! geben, unsere Zechen als Denkmäler in der an Treibhausgasen, ungleiche und damit un- Kulturhauptstadt 2010 geadelt wurden und Das aktuelle Karlsruher Urteil hat Türen und gerechte Lebensbedingungen, überhitzte nur die Pumpwerke noch bis in alle Ewigkei- Denkräume geöffnet und Klimaschutz in den Innenstädte und noch viel zu viele Autos auf ten laufen. Rang der Grundrechte gestellt. Diese oberste kurzen Strecken. Priorität fordert und rechtfertigt ein schnel- Nina Frense Wie wird diese Region zukunftsfähig? Resi- leres Vorgehen für den Umbau der Gesell- Beigeordnete Umwelt und Grüne Infrastruktur lient gegenüber dem Klimawandel und für schaft. Mensch, Natur und Raum wirken da- Regionalverband Ruhr andere globale Herausforderungen? Wie le- bei zusammen. ben wir klimaneutral? Was essen wir und wie wohnen wir gesund und nachhaltig? Wie sind Grüne Infrastruktur ist dafür unsere Strategie. wir mobil und wie begegnen wir einander als Die Handlungsfelder: Unterstützung der gro- Gesellschaft? Das sind die Herausforderun- ßen Klimaschutzziele durch den Schutz von gen der großen Transformation. Sie ist nicht Natur und Landschaft, insbesondere Wälder nur notwendig, sondern schon in vollem als CO2-Senken. Steigerung von Lebensqua- Gange und sie umfasst alle Gesellschaftsbe- lität und Biodiversität durch Stadtgrün – für reiche: unsere Wirtschaft, unser Zusammen- Gesundheit und Umweltgerechtigkeit und leben, unsere Lebensräume. Ökonomischer als Standortfaktor für die Wirtschaft. Ausbau Strukturwandel, sozialer Ausgleich und öko- der Grünen Infrastruktur für Rad- und Fuß- logische Vernetzung. Dieser Dreiklang ist das mobilität – für Alltag und Freizeit. Wir wollen Wesen der Grünen Infrastruktur. allen Menschen Naturerlebnisse in ihrer un- mittelbaren Wohnumwelt ermöglichen, auch als Motivation für eigenes Engagement. 4 Editorial 5
Grüne Infrastruktur Grünflächen von Bebauung freizuhalten, damit als Pionier Vorbild für andere europäi- um durch „grüne Oasen“ die Belüftung der sche Ballungsräume sein, die vor vergleich- Städte sicherzustellen. baren Herausforderungen stehen. Investitionen in die Natur rechnen sich Das ambitionierte Programm der Gegenwart steht im Einklang mit den Zielen der Euro- Industrieflächen werden Grünflächen Wer an das Ruhrgebiet denkt, hat noch Schutz vor Überschwemmungen und Bo- päischen Union (EU): Die EU-Kommission die alten Bilder im Kopf: Kohle, Stahl und denerosion, Klimaregulation, Kohlenstoff- hat bereits 2013 in ihrer Publikation „Grüne Die Metropole Ruhr bietet schon heute her- Staub. Wer in der Metropole Ruhr unter- speicherung und Verbesserung der Luftqua- Infrastruktur (GI) – Aufwertung des euro- vorragende Voraussetzungen für den wei- wegs ist, erkennt jedoch schnell, dass sich lität. Nicht zu vergessen ist der Freizeit- und päischen Naturkapitals“ eine Neubewertung teren Ausbau der Grünen Infrastruktur. So diese Vorstellung von der Realität deutlich Erholungswert der Natur. der gesellschaftlichen Bedeutung von Natur bestehen 20 Prozent des Ruhrgebietes aus unterscheidet. So ist der Ballungsraum kei- und Landschaft eingeleitet, denen nun ein Wäldern – und insgesamt haben die Grün- ne hochverdichtete Megacity, sondern eine Viele dieser Ökosystemleistungen waren deutlich größerer Stellenwert zukommt. Und und Freiflächen sogar einen Anteil von Städtelandschaft, die von vielen Grünzügen bisher nicht in Geldeinheiten zu beziffern – der von der EU-Kommission vorangetriebe- 74 Prozent an der Gesamtfläche. Der mit durchzogen ist. Und ökonomisch befindet auch weil die ökonomische Theorie die Na- ne „European Green Deal“ strebt die Treib- 460 Quadratkilometern größte Regionalpark sich die Region seit mehreren Jahrzehnten tur lange Zeit als „freies Gut“ definiert hat, hausgasneutralität der Europäischen Union Europas liegt hier; 98 Naturschutzgebiete in einem wirtschaftlichen Strukturwandel, das in unbegrenzter Menge vorhanden ist bis zum Jahr 2050 an. Für die Jahre 2021 betreut der RVR. Bereits jetzt befinden sich der aber lange Zeit sehr zögerlich verlief. und daher keinen Preis hat. Wird die Luft bis 2027 sind insgesamt rund 1.800 Milliar- 45 Berghalden mit rund 1.550 Hektar Flä- allerdings durch Schadstoffemissionen ver- den Euro aus dem EU-Haushalt dafür ein- che im Besitz des RVR. Weitere 12 Halden Doch heute ist das Herzstück des Bundes- schmutzt, kann „saubere Luft“ durchaus geplant, davon mindestens 30 Prozent für kommen bis 2035 dazu. Zum Radfahren ste- landes Nordrhein-Westfalen in wichtigen knapp werden. Inzwischen liegen methodi- klimaschutzrelevante Maßnahmen. Über die hen 1.200 km Freizeitrouten und bald bis zu Technologiefeldern im europäischen Ver- sche Ansätze vor, wie sich Ökosystemleis- „Europäischen Fonds für regionale Entwick- 1.800 km Alltagsradwege zur Verfügung. gleich hervorragend aufgestellt. Infolge der tungen monetär bewerten lassen. Der RVR lung“ (EFRE) profitiert auch der Ausbau der Dazu kommen 12.000 Hektar Wasserflä- technologischen sowie energie- beziehungs- ist dafür Pionier und leistet bis heute ein um- Grünen Infrastruktur von diesem Programm. chen. Und als Potenzial für mehr Natur, Ar- weise klimapolitischen Umbruchsituation fassendes Umweltmonitoring. Die Grüne Infrastruktur verbindet Mensch, tenvielfalt und Klimaresilienz gibt es in der sind die Rahmenbedingungen für die Region Natur und Raum und leistet damit einen Region noch viele Industriebrachen und heute so gut wie seit 30 Jahren nicht mehr. Für die Gesellschaft lohnt es sich demnach wichtigen Beitrag zur „Großen Transforma- Freiflächen in Gewerbegebieten, die man Das Ruhrgebiet könnte als Lebens- und Ar- definitiv, in die Grüne Infrastruktur zu in- tion“ des Ruhrgebietes, das heißt dem öko- entsiegeln und naturnah begrünen kann. beitsraum vor einem Comeback stehen. Das vestieren. Sie ist vor dem Hintergrund des logischen und ökonomischen Umbau der Ziel: Die Metropole Ruhr soll zur „grünsten sich abzeichnenden Klimawandels über- Metropolregion mit dem Langfristziel der Schließlich verfügen die Kommunen und Industrieregion“ der Welt werden – wobei lebenswichtig, schafft sie doch nachhalti- Klimaneutralität. Im Kern handelt es sich um Kommunalverbände in der Region über beide Begriffe wichtig sind: „grün“ und ge Zukunftsperspektiven für die Metropole einen regionalen Lösungsansatz für eine glo- einen reichen Erfahrungsschatz auf dem „Industrieregion“. Ruhr: Mehr Grün- und Freiräume erhöhen bale Herausforderung. Das Ruhrgebiet kann Gebiet der regionalen Stadt- und Freiraum- die Lebensqualität, tragen zum Erhalt der Eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielt biologischen Vielfalt bei und mindern die der Auf- und Ausbau einer „Grünen Infra- gesundheitlichen Folgen der Klimaerwär- struktur“ im Ruhrgebiet. Der Begriff be- mung – insbesondere in den Wohnquar- schreibt ein strategisch geplantes Netzwerk tieren mit einer besonders hohen Bevöl- von natürlichen oder naturnahen Grün- und kerungsdichte. Schließlich profitierten die Freiflächen, das sowohl die verdichteten Ruhrgebietsstädte auch als Wirtschafts- Was ist Grüne Infrastruktur? Städte und Ballungsräume als auch den standort. Ein Netzwerk natürlicher und naturnaher Flächen. ländlichen Raum durchzieht. Es erbringt in vielen Bereichen wichtige Ökosystemleis- Die historischen Wurzeln der Grünen Infra- Felder Wälder Gärten tungen für die Gesellschaft. struktur reichen dabei 100 Jahre zurück: Wasserflächen Parks Vor dem Hintergrund des starken Wachs- Stadtgrün und Straßenbäume Die Natur liefert eine Vielzahl an Gütern, die tums von Industrie, Kohlezechen und Städ- als Grundlage des Lebens und des mensch- ten setzte der 1920 gegründete „Siedlungs- lichen Wohlbefindens dienen: Waren wie verband Ruhrkohlebezirk“ – der Vorgänger Nahrungsmittel, Trinkwasser, Brenn- und des RVR – bereits in den 1920er-Jahren al- Baustoffe oder Dienstleistungen wie der les daran, die noch vorhandenen Frei- und 6 Grüne Infrastruktur 7
Grüne Infrastruktur …. alle Bewohner*innen durch eine verbesserte Luftqualität, durch niedrigere Lufttempera- als die von Stahl, der konventionell mithilfe von Koks hergestellt wird. Damit kann die turen in den Sommermonaten sowie durch Zukunftsfähigkeit des industriellen Kerns eine insgesamt gestärkte Klimaresilienz. Ziel der Ruhrgebietswirtschaft mit seinen gut … ist genauso bedeutsam wie die graue der Projekte ist das dauerhafte weitere En- bezahlten Arbeitsplätzen gesichert werden. … wird strategisch geplant und bei Infrastruktur (Verkehrswege und Entwicklungsprojekten immer mitge- Versorgungsnetze). Sie ist zentral für gagement der Kommunen und Quartiersbe- Ein wichtiger Beitrag zur sozialen Stabilität dacht (Stadtentwicklung, Wirtschaftsför- wohner*innen; damit kann Stadtgrün auch in der Region. das Funktionieren von Gesellschaft derung, Infrastrukturmaßnahmen). und Wirtschaft. den sozialen Zusammenhalt in den Stadttei- len und die Identifikation der Menschen mit dem Ruhrgebiet fördern. Ökonomie und Ökologie vereinen … ist dann optimal geplant, wenn die Freiräume unmittelbar miteinander verbunden sind und Die Lebensqualität in den Städten und Quar- Ein weiterer Ansatz, um Ökonomie und Öko- ein Netz bilden können. tieren wird nicht zuletzt auch durch den logie miteinander zu versöhnen ist die Um- Auf- und Ausbau einer umweltfreundlichen, weltwirtschaft. Eine Studie des Handelsblatt bequemen und bedarfsgerechten Mobilität Research Institutes kommt zu dem Ergeb- erhöht. Dazu zählt neben einem verbesser- nis, dass sich zwischen Hamm und Duisburg ten Angebot des ÖPNV auch der Aufbau ei- ein diversifiziertes und innovatives umwelt- nes umfassenden Radwegenetzes als Alter- wirtschaftliches Industriecluster entwickelt, planung, zum Beispiel durch Projekte wie gestoßen und neue Arbeitsplätze geschaffen native zum motorisierten Individualverkehr. welches das Potenzial hat, die Region öko- die „Internationale Bauausstellung (IBA) werden. Eine Studie des Ruhr-Forschungs- Klimaschutz und Klimaanpassung sind nicht nomisch wiederzubeleben. Im Zuge dieser Emscher Park“ von 1989 bis 1999, Essen instituts für Innovations- und Strukturpolitik nur in Ballungsräumen ein Aufgabenfeld mit Entwicklung entstanden umweltwirtschaft- als „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ sowie (RUFIS) sieht 8.700 zusätzliche Arbeitsplät- großem gesellschaftlichen und politischen liche Unternehmen und Projekte, die oft die „Internationale Gartenausstellung (IGA) ze, die durch die IGA entstehen – und von Handlungsdruck. Aufgrund der hohen Be- auf Erkenntnissen und Innovationen aus Metropole Ruhr 2027“. Man kann sogar noch denen 6.300 auch nach dem Ende der IGA völkerungs- und Bebauungsdichte sowie des der Montanindustrie aufsetzten. Aus Altem weiter zurückgehen in der Geschichte: Der in der Metropole Ruhr verbleiben. Die ge- hohen Anteils CO2 -intensiver Wirtschafts- wird Neues. Die Bandbreite der Konzepte heutige Grugapark in Essen ist 1929 aus der planten Investitionen in Höhe von 440 Mil- branchen zeigt sich die Notwendigkeit hier reicht von der Nutzung von Grubenwasser „GRUGA“ (Große Ruhrländische Gartenbau- lionen Euro können eine Wertschöpfung von jedoch in besonderem Maße. zur Wärmegewinnung über die Verwendung Ausstellung) hervorgegangen, die als erste 800 Millionen Euro anstoßen, davon entfallen von Aluminiumschmelzöfen zur Energiespei- Gartenausstellung Deutschlands gilt. mehr als 650 Millionen Euro auf die Region. Das auch mit dem Ausbau der Grünen In- cherung, die Produktion von effizienten Gas- Der Tourismus sowie der Wohnungs-, Gar- frastruktur verbundene Ziel der Klimaneut- und Dampfturbinen, die Herstellung Grünen Die IGA des Jahres 2027 ist ein anschau- ten- und Landschaftsbau profitieren in be- ralität sendet daher auch eine wichtige Bot- Wasserstoffs bis hin zur Kreislaufwirtschaft. liches Beispiel für den dezentralen, poly- sonderem Maße. Die IGA hat damit nicht nur schaft an die etablierten Unternehmen und Die Initiative Greentech.Ruhr vernetzt dabei zentrischen Ansatz des Ruhrgebiets, denn einen hohen Erholungs- und Freizeitwert, Startups der Metropolregion, im Zusam- diese innovativen Unternehmen mit For- sie wird gemeinsam von den Städten der sondern ist auch ein Strukturprogramm, menspiel mit den vielen Hochschulen und schungs- und Bildungseinrichtungen sowie Metropole Ruhr ausgerichtet – was gute das die Region wirtschaftlich voranbringt. Forschungseinrichtungen diesen Transfor- öffentlichen Institutionen. und erprobte Governance-Strukturen und Die IGA zeigt damit beispielhaft auf, wie die mationsprozess als Chance zu begreifen, um Netzwerke voraussetzt. Fünf „Zukunftsgär- Grüne Infrastruktur den Menschen im Ruhr- sich als Vorreiter*in für grüne Technologien Grüne Infrastruktur und Umweltwirtschaft ten“ in Duisburg, Dortmund, Gelsenkirchen, gebiet ökonomisch und ökologisch nützt und zu etablieren. besitzen das Potenzial, der Region ein zu- Bergkamen / Lünen und der Emscherregion wie globale Zukunftsfragen vor Ort beant- kunftsfähiges Leitbild zu vermitteln und die rund um Castrop-Rauxel / Recklinghausen wortet werden. Das Ruhrgebiet verfügt zum Beispiel über Identifikation der dort lebenden Menschen bilden die internationalen Schauräume der beste Voraussetzungen, um in Deutschland mit dem Ruhrgebiet weiter zu vertiefen. Die IGA 2027. Sie zeigen beispielhaft auf, wie eine Pionierrolle bei der Nutzung von CO2 -frei Anstrengungen dürfen jedoch nach dem die durch die Montanindustrie geprägten Grüne Gesundheit, grüne Gerechtigkeit produziertem Grünem Wasserstoff als Ener- Ende des Projekts „Offensive Grüne Infra- Standorte revitalisiert werden können. gieträger und Grundstoff zu übernehmen. struktur 2030“ nicht nachlassen. Beim Um- Über die IGA hinaus steht die Entwicklung Die hiesigen Unternehmen der Chemie- und bau der Metropole Ruhr handelt es sich um Die mit der IGA verbundenen Erwartungen lebenswerter grüner Stadtquartiere im Zent- der Stahlindustrie können ihre Produktions- ein Generationenprojekt. sind hoch: Mit ihr soll nicht nur die Grüne rum vieler Initiativen zum Ausbau der Grünen prozesse bei einem ausreichenden Angebot Infrastruktur erweitert und das Image der Infrastruktur. Urbanes Grün dient dabei auch an Grünem Wasserstoff sehr schnell klima- Dr. Jörg Lichter Metropole Ruhr verbessert werden. Viel- der Gesundheitsvorsorge, denn von öko- neutral umstellen. Die CO2 -Emissionen von Director Research mehr sollen auch Zukunftsinvestitionen an- logisch intakten Stadtquartieren profitieren „Grünem Stahl“ liegen 95 Prozent niedriger Handelsblatt Research Institute 8 Grüne Infrastruktur 9
Die Metropole Ruhr Die Metropole Ruhr gehört zu den besonders dicht besiedelten Regionen Europas – auf nur 4.400 Quadratkilometern leben mehr als 5 Millionen Menschen. Die lange durch Kohle- bergbau und Stahlindustrie geprägte Region hat einen umfassenden Strukturwandel hinter 61 % 61 Prozent der Fläche des Ruhrgebiets sind grün. Sie bestehen aus Wäldern, Feldern, Parks und Wasserflächen - und gehören somit nicht zur Siedlungs- und Verkehrsfläche. sich, der mit einem Bevölkerungsrückgang und wirtschaftlichen Rückschlägen einherging. 74 % Zählt man noch die siedlungsbezogenen Freiflächen hinzu (also beispielsweise Wiesen Heute ist das Ruhrgebiet von Zukunftsbranchen geprägt. und Gärten zwischen den Häusern), so liegt der Freiraumanteil sogar bei 74 Prozent. Im großstädtischen Ballungskern des Ruhrgebiets liegt er immerhin bei 53 Prozent. Quelle: RVR Das Ruhrgebiet auf einen Blick Das Ruhrgebiet besteht aus 11 kreisfreien Städten und 4 Flächenkreisen, zu denen 42 Kommunen gehören. Wirtschaftssektoren Anteil der Sektoren an der Wertschöpfung, 2018 0% 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % KREIS Metropole Ruhr RECKLINGHAUSEN KREIS Hamm Deutschland KREIS WESEL Bottrop UNNA Gelsen- kirchen Dortmund Ober- Herne hausen Landwirtschaft Bergbau/Energie Verarbeitendes Bau Handel, Finanz- und Öffentlicher Dienst, Duisburg Gewerbe Verkehr, Unternehmens- Erziehung, Essen Gastgewerbe, dienstleistungen, Gesundheit, Bochum IKT Wohnungswesen private Haushalte Quellen: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen Mülheim a. d. Ruhr Hagen ENNEPE- Einwohner*innen (2019) RUHR- Bevölkerungsentwicklung KREIS 100.000 800.000 500.000 5x 600.000 Die Metropole Ruhr ist 400.000 5-mal so dicht besiedelt wie 200.000 Deutschland insgesamt. 0 Bottrop Herne Mül- Hamm Hagen Ober- Gelsen- Ennepe- Bochum Kreis Kreis Duis- Essen Dort- Kreis heim hausen kirchen Ruhr- Unna Wesel burg mund Reck- Kreis ling- Steckbrief der Metropole Ruhr 1962 2020 2040* hausen * Prognose: Basisvariante der Bevölkerungsvorausberechnung; Quelle: IT.NRW Altersgruppen 4.435 km2 5,1 Mio. 167 Mrd. € 2,5 Mio. 1.150 Anteil an der Bevölkerung, Fläche Bevölkerung 2019 Wirtschaftsleistung Erwerbstätige Einwohner*innen/km2 (BIP) 2018 2018 2019 in % 16,2 14,2 47,6 22,0 < 18 Jahre 18 – 29 Jahre 30 – 64 Jahre > 64 Jahre Quellen: IT.NRW, RVR, Destatis, Statistische Landesämter, eigene Berechnungen Quelle: Regionalstatistik 10 Die Metropole Ruhr 11
1 Ökologie Mensch und Natur galten im Industriezeitalter lange als Gegen sätze und sind doch längst zu Partner*innen für die Zukunft geworden: In der Metropole Ruhr werden Flüsse renaturiert, Dächer und Fassaden begrünt, Bäume und Wälder gepflanzt. Bergehalden und alte Industrieflächen werden so entwickelt, dass auch Raum für Pflanzen und Tiere entsteht. So können Schäden begrenzt werden, die der Klimawandel in der Region anrichtet. Und die neue Artenvielfalt ist beeindruckend. 12 Ökologie 13
Klimawandel Klimaprognose bis 2050 Beispiel Gladbeck: Mittlere jährliche Durchschnittstemperatur 1961 – 1990 1981 – 2010 2021 – 2050 < 9,3°C Der Klimawandel schlägt in der Metropole Ruhr voll zu. Seit der Mitte des 20. Jahrhun- 9,4 – 9,6° C derts ist die Durchschnittstemperatur bereits um fast zwei Grad angestiegen. Die Folgen 9,7 – 9,9° C sind gravierend, denn dicht bebaute Städte heizen sich stärker auf, Starkregenfälle rich- 10,0 – 10,2° C 10,3 – 10,5° C ten besonderen Schaden an. Ziel der regionalen Klimapolitik ist es, die Städtelandschaft 10,6 – 10,8° C resilienter, also widerstandsfähiger, zu machen: Zusätzliche Grünflächen und Luftschneisen 10,9 – 11,1° C beispielsweise sollen für Kühlung sorgen. 11,2 – 11,4° C 11,5 – 11,7° C 11,8 – 12,0° C 12,1 – 12,3° C Macht des Klimawandels > 12,3° C Daten der Wetterstation Essen-Bredeney Quellen: Stadt Gladbeck, RVR Durchschnittstemperatur, in Grad Celsius 12 Klimawandel vor Ort – und was sich lokal dagegen tun lässt 10 Auswirkungen des Klimawandels (Beispiele): Trend Allgemein 8 Extremwetterereignisse werden häufiger (beispielsweise Starkregentage / Hitzewellen). 6 +2° C Erosionen der Böden nehmen zu. 4 Der Trend ist eindeutig: Die mittleren Jahrestemperaturen sind in 70 Jahren um Ernteausfälle und Schäden durch Trockenheit. fast zwei Grad Celsius angestiegen. 2 Mehr gesundheitliche Belastungen durch Hitze. Natur 0 1951 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020 Eingewanderte Tiere und Pflanzen breiten sich aus. 11,5 Vegetationszeiten verlängern sich (Bäume blühen früher, die Blätter fallen später). Sommerwetter: Winterwetter: Zugvögel kommen früher und bleiben länger. Zahl der Stunden pro Jahr mit > 20° C Zahl der Stunden pro Jahr mit < 0° C Wärmeliebende Insekten siedeln sich immer weiter nördlich an. Klimaschutz: Maßnahmen zur Linderung der Auswirkungen (Beispiele): 1.600 Energiewende in Industrie, Verkehrs- und Energiesektor. Mehr energieeffiziente Gebäude, zum Beispiel Wärmedämmung. 1.200 Ausweitung des Ökolandbaus. Zusätzliche Waldflächen zum Binden von Treibhausgasen. 800 Klimaanpassung: Maßnahmen zur Anpassung an die neuen Gegebenheiten (Beispiele): 400 Hitzeangepasste Quartiersplanung und Schaffung von Frischluftschneisen. Risikomanagement urbane Sturzfluten: Mehr naturnahe Regenwasserrückhaltung und Versickerungsflächen. 0 1951 2019 1951 2019 Kühlung durch Schaffung zusätzlicher Grünflächen. Quellen: DWD, eigene Berechnungen 14 Ökologie 15
Biodiversität Artenvielfalt der Flora auf Industrienaturflächen Zahl der bisher insgesamt gefundenen Pflanzenarten In der Metropole Ruhr gibt es 17 größere Industrie- 700 wälder mit insgesamt mehr Von der Wirtschaft aufgegeben, für die Natur wertvoll: In den zurückliegenden Jahr- 586 623 als 200 Hektar Fläche. Die zehnten sind viele Industrieflächen in der Metropole Ruhr brachgefallen. Ungestört und 482 brachgefallenen Flächen ungeordnet konnte sich hier eine vielfältige Flora und Fauna entwickeln, ein Hotspot der 374 wachsen nach und nach zu – 300 erst mit Pappeln, Weiden und Biodiversität. Viele spezialisierte und seltene Arten sind hier heute zu finden: Dazu zählen 266 251 Birken, später mit weiteren Pflanzen wie der Purpur-Storchschnabel und der Schmetterlingsflieder – oder Tiere wie Baumarten. Trotz unwirtlicher der Flussregenpfeifer, die Kreuzkröte oder die Blauflügelige Ödlandschrecke. Umgebung und Nährstoffar- mut sind die Wälder arten- 2013 aktuell 2013 aktuell 2009 aktuell 2008 aktuell reicher als etwa Stadtparks. Essen Dortmund Essen Landschaftspark Die große Verbreitung der Industrienatur ist ein Alleinstel- Zeche und Kokerei Kokerei Hansa Gleispark Frintrop Duisburg Nord lungsmerkmal der Metropole Ruhr. Sie birgt viele Vorteile: Zollverein (1992 stillgelegt) (1987 stillgelegter (1985 stillgelegtes Die neu entstehenden Ökosysteme sorgen für Frischluft (1986 stillgelegt) Güterbahnhof) Hüttenwerk) und Kühlung, gleichzeitig dienen sie als Naherholungs- raum, Kultur- und Bildungsort für die Menschen – und 440 Quellen: RVR, BSWR Selbst an pulsierenden Autobahnen kann natürlich als Schutzraum für Pflanzen und Tiere. sich eine vielfältige Flora ausbreiten: So wurden auf der Autobahn 40 rund Großer Biotopverbund in der Städtelandschaft Viele der vorkommenden Arten gelten als besonders 440 Pflanzensippen gefunden – die meisten Industriebrachen und Halden im Biotopverbund resilient gegenüber unwirtlichen Lebensbedingungen davon sogar auf dem Mittelstreifen. (nur kreisfreie Städte), in ha und könnten daher auch im Zuge des voranschreitenden Klimawandels an Bedeutung gewinnen. Die Metropole Dortmund Ruhr weist heute eine höhere Arten- und Strukturvielfalt als das landwirtschaftlich geprägte Umland auf. Essen Gelsenkirchen 2.000 Duisburg Insgesamt 2.000 Hektar an ehe- Bochum maligen Zechen, Industrieanla- Oberhausen gen und Bahntrassen sind Teil Bottrop des Biotopverbundnetzes in der Herne Metropole Ruhr, das die Biodiver- Mühlheim sität erhalten und erweitern soll. 0 100 200 300 400 Brachflächen/Halden mit herausragender Bedeutung für den Biotopverband Stufe 1 Brachflächen/Halden mit herausragender Bedeutung für den Biotopverband Stufe 2 Quelle: LANUV 482 Viele vom Aussterben bedrohte Pflanzen finden 45 auf den Brachflächen ein neues Refugium. Auf Auch Tiere finden Schutz in alten Industrieanlagen: Die Vielfalt an dem Gelände der früheren Kokerei Hansa in Reptilien, Amphibien, Insekten und vor allem Vögeln ist enorm. Dortmund beispielsweise wurden 482 Pflanzen- Rund 45 Vogelarten brüten beispielsweise im Landschaftspark sippen gefunden, davon 41 Sippen, die im Ruhr- Duisburg-Nord. Auch 7 verschiedene Fledermausarten sind hier zu gebiet als gefährdet gelten – so beispielsweise finden – etwa die Rauhautfledermaus. Im Park der Zeche Zollverein in die Quirlblättrige Knorpelmiere. Essen wurden mehr als 180 verschiedene Schmetterlingsarten gefunden. 16 Ökologie 17
Boden, Wasser und Luft Flüsse des Ruhrgebiets und Um die Emscher von Abwasserzuleitungen zu befreien, wird parallel dazu ein Abwasserkanal ge- baut. In der Folge kann der Fluss wieder naturnah umgebaut werden und mehr Platz bekommen. Renaturierungsprojekte Das seit 1992 laufende Projekt hat ein finanzielles Volumen von mehr als 5 Milliarden Euro. Für den Hochwasserschutz muss die Emscher allerdings weiterhin eingedeicht beiben. Lange Zeit galt die Metropole Ruhr als schmutziger Ort - die Flüsse eingezwängt und dreckig, die Luft grau von Abgasen. Doch längst ist die Luftqualität besser geworden, gleichzeitig sinkt die Belastung in vielen Gewässern – auch weil einige von ihnen inzwi- KREIS schen renaturiert wurden. Wegen der im Ruhrgebiet stark vertretenen Schwerindustrie Lippe RECKLINGHAUSEN sind die Treibhausgasemissionen hier höher als anderswo. KREIS 129,5 km2 Hamm KREIS WESEL Bottrop er UNNA sch Die Metropole Ruhr verfügt Nachholbedarf ist da Gelsen- kirchen Em über 129,5 km2 Wasserfläche. Ober- Herne Treibhausgasemissionen je Einwohner, in t CO2e*, 2017 hausen Dortmund ein Rh Duisburg Bochum 16,3 Essen Ruh 14,2 Mülheim r Wasserfläche 60 % a. d. Ruhr Hagen Anteil an der Gesamtfläche, in % 9,1 Hauptgrund für die hohen Treibhausgas- ENNEPE- emissionen ist der hohe Kohleverbrauch RUHR- der in der Metropole Ruhr beheimateten KREIS 2,9 Schwerindustrie. Sie ist für knapp 60 Pro- 1,8 zent der Emissionen verantwortlich. NRW Ruhrgebiet Quellen: ELWAS-WEB NRW, BfN, LANUV, Emscher-Genossenschaft, RVR, eigene Berechnungen Quellen: Regionalstatistik, eigene Berechnungen Ruhrgebiet NRW Deutschland * Ohne Landnutzung, Forstwirtschaft, Abfallwirtschaft, Flugverkehr Quelle: RVR Qualität der Fließgewässer Messstellen: Qualitätskategorien, 2018 Qualitätskategorien (Saprobie) Kampf um saubere Luft Wenn die Metropole Ruhr ihren Beitrag dazu leisten wollte, Emscher unzureichend Lippe mäßig Treibhausgasemissionen, in Mio. t CO2e* die langfristige Erderwärmung auf 2 oder gar 1,5 Grad Metropole Ruhr bis mäßig bis gut Celsius zu begrenzen, müssten die Treibhausgasemissionen 100 Metropole Ruhr schnell deutlich stärker sinken. Ruhr Rhein 2012 – 2017 mäßig gut bis gut 80 Trend (2012 – 201 NRW 7) zum Erreichen de Der Saprobienindex bildet die r Klimaziele nicht ausreichend organische Belastung der Gewäs- 60 ser ab – etwa durch kommunale 0% 100 % Abwassereinleitungen. 40 schlecht unzureichend mäßig gut sehr gut Quellen: ELWAS-WEB NRW, eigene Berechnungen 20 0 bei 1,5° C-Ziel 2° C-Ziel Bodenqualität wird besser 2012 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Stickstoffüberschuss auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, in kg / ha landwirtschaftlich genutzter Fläche * CO2-Äquivalent: Maßeinheit für Treibhausgasemissionsmengen; Quelle: RVR 140 Stickstoff ist ein unentbehrlicher Nährstoff 120 für alle Lebewesen. Wenn aber zu viel davon Corona macht die Luft rein 100 als Dünger ausgebracht wird – beispielsweise Anteil der Messstationen im Ruhrgebiet mit Stickstoffdioxid-Grenzwertüberschreitungen in Form von Gülle – kann es zu Verunreini- 80 gungen des Grundwassers oder zur Versaue- 80 rung von Landökosystemen kommen. Der komplette Rückgang 60 60 des Jahres 2020 ist wahr- 40 Ziel der Bundesregierung ist es, den Stick- scheinlich zum Teil auch stoffüberschuss auf 70 Kilogramm pro 40 auf die Auswirkungen 20 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche 20 der Corona-Lockdowns zu senken. zurückzuführen. 0 1995 2017 0 2005 2010 2015 2020 NRW Deutschland Metropole Ruhr (Durchschnitt der Kreise / kreisfreien Städte) Quellen: RVR, LANUV, Wuppertal Institut Quellen: Inkar, UBA, eigene Berechnungen 18 Ökologie 19
Wald und Land (Natur-)Schutzgebiete in der Metropole Ruhr Naturschutzgebiete: Fläche in km2 Metropole Ruhr insgesamt 360,7 Natürlich gibt es in dicht besiedelten Regionen wie der Metropole Ruhr weniger Wälder Landkreis Wesel 169,5 und weniger Landwirtschaftsbetriebe als in ländlichen Gebieten. Dennoch entfallen auch Landkreis Recklinghausen 68,0 hier große Anteile der Fläche auf die Forst- und Agrarwirtschaft. Neben der Erzeugung 16,0 8% Hamm von Holz und Nahrungsmitteln nehmen sie weitere wichtige Funktionen wahr – und das Mülheim an der Ruhr 11,9 nicht nur beim Schutz der Natur. Oberhausen 5,2 der Fläche der Metropole Ruhr sind Naturschutzgebiete. Trotz seiner mehr als doppelt so hohen Waldkonzentration Bevölkerungsdichte ist diese Quote Anteil der Waldflächen am Naturschutzgebiete: Anteil an der Fläche, in % im Ruhrgebiet genauso groß wie in Freiraum NRW insgesamt. Metropole Ruhr insgesamt 8,1 waldarm < 15 % Kreis Landkreis Wesel 16,3 waldstrukturiert > 15 % und < 40 % Reckling- Hamm waldgeprägt > 40 % und < 70 % hausen Kreis Landkreis Recklinghausen 8,9 walddominiert > 70 % Kreis Unna Wesel Hamm 7,1 Ober- Mülheim an der Ruhr 13,0 hausen Herne Dortmund 1/5 Bochum Oberhausen 6,8 Knapp ein Fünftel des Ruhr- Quellen: IT.NRW, eigene Berechnungen gebietes ist bewaldet. In NRW ist es gut ein Viertel, in Ennepe- Hagen Deutschland insgesamt sogar Ruhr-Kreis knapp ein Drittel. Gartenbau Anteil der Gartenbaubetriebe an allen landwirtschaftlichen Betrieben, in % Quellen: LANUV, RVR, IT.NRW, HAWK Göttingen Zum Gartenbau gehören der Gemüseanbau, der Obstanbau oder auch die Baumschulen. Multifunktionale Waldwirtschaft: Die Wälder Multifunktionale Landwirtschaft: Die Agrarwirtschaft in in Ballungsräumen dienen gleich mehreren Zwe- urbanen Räumen ist meist vielfältiger als auf dem Land, Der hohe Anteil des Gemüseanbaus ist ein Grund dafür, dass cken. Sie bieten den Menschen Erholung und so etwa in Bezug auf die angebauten Feldfrüchte. Gleich- die Landwirtschaft im Ruhrgebiet pro Hektar bewirtschafteter sind wichtig für Freizeit und Tourismus. Gleich- zeitig erfüllt sie verschiedene Aufgaben: Sie bietet Dienst- Fläche doppelt so hohe Umsätze erzielen kann wie im bun- zeitig bieten sie Rückzugsräume für eine arten- leistungen an wie etwa beim Direktverkauf im Hofladen, desdeutschen Durchschnitt. reiche Flora und Fauna – und helfen dabei, die bringt Luft und Kühle in die engen Wohngebiete und hilft 12 6 Metropole Ruhr NRW Quelle: Landwirtschaftskammer NRW Luft zu filtern und das Grundwasser zu schützen. dabei, die Kulturlandschaften zu pflegen. Ökologischer Landbau noch ausbaufähig Ziel der landesweiten Nachhaltigkeitsstra- Kreis Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche, in %, 2016 tegie ist ein Anstieg auf 20 % bis 2030. Reckling- Hamm hausen 8,8 Kreis Kreis Landwirtschaft Wesel Unna 7,5 Landwirtschaftliche Fläche, 6,3 in % der Gesamtfläche Ober- Herne Dortmund 5,5 hausen 4,2 < 20 % 20 – 40 % Bochum 3,5 40 – 60 % 2,5 2,7 > 60 % Ennepe- Hagen Ruhr-Kreis NRW Kreis Unna Kreis Wesel Hamm Dortmund Essen Ennepe-Ruhr-Kreis Hagen Quellen: IT.NRW, eigene Berechnungen Große zusammenhängende Flächen, die nicht von Verkehrsadern zerschnitten sind, haben in Ballungsräumen eine große Bedeutung. Sie schaffen Frischluftschneisen und Korridore für Wildtiere, gleichzeitig vergrößern Im Vergleich zu ländlichen Regionen sind die Agrarbetriebe in der Metropole Ruhr sehr diversifiziert und sie die Schutzräume für Pflanzen und stärken so die Artenvielfalt. In der Metropole Ruhr will die Strategie spezialisiert ausgerichtet. Damit ist sie typisch für stadtnahe Anbaugebiete. Auch die Direktvermarktung auf Grüne Infrastruktur Einzelflächen miteinander verbinden und so ein regionales grünes Netz für Mensch und Wochenmärkten oder in Hofläden spielt hier eine größere Rolle. Mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von Natur herstellen. gut 40 Hektar liegen sie im Durchschnitt des Landes NRW. Quellen: Landwirtschaftskammer NRW, IT.NRW Quellen: RVR, LANUV 20 Ökologie 21
Stadtgrün Positive Wirkungen von begrünten Hausdächern und -fassaden Grünflächen haben für urbane Räume eine zentrale Bedeutung - schließlich lindern sie all jene Umweltbelastungen, unter denen die Menschen in Großstädten oft leiden: Parks, Gärten und Wiesen filtern die Luft, reduzieren den Lärmpegel, reduzieren Stressgefühle Dämmung im Winter Eine extensive Dachbegrünung hat eine und sorgen für Kühle im Sommer. Selbst einzelne Straßenbäume und begrünte Dächer Kühlung im Sommer ähnliche Dämmwirkung wie eine rund 1 cm sowie Fassaden haben bereits messbar positive Auswirkungen. dicke konventionelle Dämmung. Die Wasserverdunstung an den Pflanzen kühlt die Umgebung, hinzu kommt ihr Schattenwurf. Grünanlagen 159 Metropole Ruhr: Grünanlagen, in km2 138 119 107 93 Photovoltaik Lärmminderung 77 Gemeint sind damit Solaranlagen dürfen nicht zu heiß werden, Die moderne Architektur setzt auf schallharte keine Wälder, aber Parks kühlende Pflanzen können die Wirkungskraft Baustoffe – wie Glas, Stahl und Beton. und andere unbebaute von Photovoltaikanlagen erhöhen. Pflanzen können den Schall dämpfen. öffentliche Grünflächen, die der Erholung dienen und frei zugänglich sind. 1994 2000 2005 2010 2015 2019 Schutz Quellen: IT.NRW, eigene Berechnungen Pflanzen können die Fassade vor Schadstoffen und Ver schmutzungen schützen. ... sorgt für Kühlung Die Kühlwirkung ist bis zu 300 m weit spürbar. An heißen Tagen ist eine Temperaturreduzierung um 3° C möglich. …. sorgt für saubere Luft …. hat auch soziale, gesundheitli- Einzelne Bäume reduzieren die che und wirtschaftliche Vorteile: Feinstaubbelastung um 5 – 10 %, Die Lebensqualität wächst, Stress- mehrere Bäume beieinander gefühle werden gemindert – und sogar um 15 %. Immobilien werden wertvoller. ÖKOSYSTEM- LEISTUNGEN des urbanen Grüns Flächenversiegelung Mittlerer Wasserabfluss: Anteil des Regenwassers, das weggespült wird, in % STADTGRÜN ... …. schützt vor Hochwasserschäden …. bindet Treibhausgase Die Stadt als Schwamm: Nicht versiegelte Böden und begrün- Auch im Boden: Grünflächenböden te Dächer und Fassaden können in Städten speichern siebenmal Wasser zurückhalten und so den so viel CO2 wie durchschnittliche Oberflächenabfluss reduzieren. Stadtböden. 90 75 75 50 30 15 90 70 30 …. reduziert den Lärm Asphalt Pflaster mit fester Pflaster mit lockerer Gittersteine Schrägdach Flachdach Gründach dichten Fugen Kiesbelag offenen Fugen Kiesbelag mit Rasen (Ziegel o. ä.) mit Kies (> 10 cm Blätter, Stämme und Äste absorbie- dazwischen Aufbau) ren und streuen den Schall – und die Lärmlautstärke sinkt. Versiegelte Flächen stören den Wasserkreislauf, denn der Niederschlag fließt schnell weg und kann nicht ver- dunsten – und wird der Natur vorenthalten. Gleichzeitig steigt auch die Gefahr von Überschwemmungen und Erosionen, schließlich können die Böden kein Wasser speichern. Quellen: IÖW, BMU, Naturkapital Deutschland, eigene Recherchen Quelle: Naturkapital Deutschland 22 Ökologie 23
Begrenzte Ressourcen Flächenkonkurrenz zwischen Menschen, Wirtschaft und Natur Durch die Kohlezechen galt die Metropole Ruhr lange als Sinnbild für die Ausbeutung der Gerade in dicht besiedelten Gebie- ten ist der Wettbewerb um Boden endlichen Ressourcen. Doch längst hat die Begrünung der Region begonnen, dazu zählt hart: Die Menschen brauchen Platz auch der Ausbau der erneuerbaren Stromquellen. Eine weitere begrenzte Ressource sind zum Wohnen und für den Verkehr. die Flächen: Zwar werden weiterhin Jahr für Jahr zusätzliche Böden versiegelt für den Die Wirtschaft braucht Flächen für Häuserbau, dennoch setzen die Städteplaner*innen zunehmend auf das Prinzip der urba- Fabriken, Geschäfte und die Land- wirtschaft. Gleichzeitig sollte sich nen Nachverdichtung. Gleichzeitig entstehen neue Grünflächen. aber auch die Natur wieder ausbrei- ten können. Kohle geht .… Steinkohleförderung in der Metropole Ruhr, in Mio. t 10 km2 Flächenanteile, in % Der Flächenverbrauch des Bergbaus war enorm. 140 Doch nach und nach werden die früheren Zechen 120 und Halden wieder für andere Verwendungs- 3,0 1,9 Siedlungsfläche 100 formen genutzt. Allein die RAG, die ehemalige 80 Ruhrkohle AG, hat bereits knapp zehn Quadrat Verkehrsfläche 16,5 kilometer dafür bereitgestellt. 19,8 29,4 26,5 60 Freiflächen 7,0 40 davon: Landwirtschaft 20 9,6 davon: Wald* 0 38,2 48,1 1957 2018 Wasser Quelle: Kohlenstatistik Ruhrgebiet NRW * Inkl. Gehölz, Heide, Moor, Sumpf …. Grüne Energie kommt Quelle: RVR Anteil der erneuerbaren Energiequellen am Stromverbrauch in der Metropole Ruhr, in % 8 6 Wandel der Nutzung Metropole Ruhr: Flächenzuwachs (+) beziehungsweise -verlust (-) zwischen 2009 und 2018, in ha 4 2 752 0 496 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 267 191 122 78 74 131 Quellen: LANUV, RVR -88 9 -2 -1.963 -65 -3 Wohnbaufläche Industrie-/Gewerbefläche Sport-, Freizeit-, Erholungsfläche Sonstige Siedlungsfläche Straßen, Wege, Plätze Bahnverkehr Flugverkehr Schiffsverkehr Landwirtschaft Wald Gehölz, Heide, Moor, Sumpf Fließgewässer Hafenbecken Stehendes Gewässer Gute Erträge Stromertrag/-verbrauch nach Energiequellen, 2019, in % des Gesamtverbrauchs NRW Gesamt 2019: 23.304 GWh 21 x Würde man das gesamte Poten- zial an geeigneten Dächern nutzen, könnte der Ertrag an Siedlung Verkehr Freiflächen Gewässer Gesamt 2019: Metropole Ruhr Solarstrom in NRW 15-mal so 3.261 GWh hoch sein. In der Metropole Ruhr 0% 8% 16 % sogar 21-mal so hoch. Im Schnitt ist die Siedlungsfläche in der Metropole Ruhr zuletzt um rund 150 Hektar pro Jahr angewachsen, vor allem auf Kosten der Landwirtschaft. Dabei ist die Bevölkerungszahl im gleichen Zeitraum kaum gestiegen. Biomasse Wind Solar Grubengas Wasser Klärgas Deponiegas Allerdings ist der Flächenverbrauch im Vergleich zu anderen Regionen moderat. Quellen: LANUV, eigene Berechnungen Quelle: RVR 24 Ökologie 25
Mobilität Nahverkehr nah dran Durchschnittlicher Weg zur nächsten Haltestelle, 2017, in m In der dichtbesiedelten, polyzentrischen Metropole Ruhr wird es eng für den Verkehr – und die Wege der Berufspendler sind hier besonders lang. Bisher steht das Auto noch im Mittel- H punkt des Verkehrsgeschehens, doch das soll sich möglichst bald ändern. Im Rahmen des 213 sogenannten multimodalen Verkehrs setzt die Region auf einen Mix an Verkehrsträgern. Metropole Ruhr H Neben der Stärkung des ÖPNV wird auch das Radwegenetz weiter ausgebaut. 266 NRW 99 % der Menschen in der Metropole Ruhr 16,5 haben eine Haltestelle in weniger Weiter Weg zur Arbeit NRW als einem Kilometer Entfernung. Durchschnittliche Pendeldistanz Metropole Ruhr 17,3 H zur Arbeit, 2018, in km Hessen 17,5 Berlin 10,5 445 Quellen: Deutschlandatlas, eigene Berechnungen Deutschland Quellen: INKAR, BBSR, Hacon, Destatis, eigene Berechnungen 52 % der Erwerbstätigen im Ruhrge- Starker ÖPNV biet verlassen zum Arbeiten ihre Gefahrene Kilometer pro Einwohner im Nahverkehr*, 2018 Heimatgemeinde. NRW 580 E-Mobilität Metropole Ruhr 685 Zahl der Elektrofahrzeuge steigt * Nur Busse, U- und Straßenbahnen, ohne S-Bahnen und Züge; Die Daten beziehen sich auf die Mitgliedsunternehmen des VDV; Quellen: VDV, eigene Berechnungen 6.000 5.733 4.000 Noch liegt das Auto vorne 3.118 Anteil der Verkehrsmittel an der Nutzung in der 2.000 178 Metropole Ruhr, 2017, in % 1.896 Ladestandorte je 1.000 km2 gibt es im Ruhrgebiet. Der Deutschlandschnitt 1.073 liegt bei 43. 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: RVR 58 23 10 9 Motorisierung Zahl der PKW pro 1.000 Einwohner, 2020 Mögliches Ziel: Mit der sukzessiven Einführung des Rhein- Deutschland insgesamt 575 Ruhr-Express (RRX) wird der Regionalzug- verkehr in der Metropole Ruhr gestärkt: Bis 2030 wird es einen 15-Minuten-Takt zwischen Dortmund, Duisburg und Köln 542 25 % 25 % 25 % 25 % Ruhrgebiet Mehr als 200 Carsharing-Autos gibt es geben, zwischen Oberhausen und Düssel- inzwischen in der Metropole Ruhr. dorf einen 20-Minuten-Takt. Quellen: KBA, Destatis, eigene Berechnungen Quellen: MiD, RVR 26 Ökologie 27
Unterwegs mit dem Rad Radschnellwege wie der künftige RS1 sollen die Men- schen aus dem Auto und aufs Rad locken: Der RS1 soll am Ende mehr als 100 Kilometer lang sein – und zwi- Noch ist das Fahrrad als Verkehrsmittel eher unterrepräsentiert in der Metropole Ruhr: Wäh- schen Duisburg und Hamm 10 Ruhrgebietsstädte ohne rend in Deutschland durchschnittlich jeder neunte Weg mit dem Rad erledigt wird, ist es hier Unterbrechung miteinander verbinden. Die Fahrbahn nur jeder elfte. Doch das soll sich ändern – bis 2035 soll jeder vierte Weg geradelt werden. wird 4 Meter breit, mit extra Fahrspuren in jede Rich- Der Ausbau des Radverkehrs ist ein zentraler Baustein des Mobilitätskonzeptes der Region. tung, hinzu kommt ein abgetrennter Fußweg. Innerorts wird die Strecke beleuchtet, im Winter werden Schnee Dazu wird das regionale Radwegenetz derzeit erweitert, auch mit zwei Radschnellwegen als und Eis geräumt. Hauptachsen für den Berufsverkehr. Bisher sind 13 Kilometer des Radschnellwegs eröffnet, weitere folgen bald. Regionales Radwegenetz Radverbindung (≤ 500 Radler / Tag) Radhauptverbindung (> 500 bis ≤ 2.000 Radler / Tag) Der volkswirtschaftliche Nutzen des Radschnellwegs Radschnellverbindung (> 2.000 Radler / Tag) inkl. RS1 RS MR wird auf knapp das Fünffache der Baukosten geschätzt. Ein Kilometer Schnellweg ist mit knapp 2 Millionen Euro Bocholt Rhede Borken zwar teuer, Autobahnen kosten aber 5- bis 50-mal so viel. Isselburg Heiden Reken Dülmen Durch den Radschnellweg sollen 16.600 Tonnen CO2 Drensteinfurt Rees Raesfeld Lüdinghausen pro Jahr eingespart werden – weil die Menschen vom Kalkar Ahlen Beckum Auto aufs Rad umsteigen. Haltern Hamminkeln Nordkirchen Goch Schermbeck Olfen Uedem Xanten Selm Hamm Aus Bahn wird Rad Wesel Dorsten Marl Werne Hünxe Datteln Oer-Erkenschwick Sonsbeck Recklinghausen Waltrop Auswahl umgewidmeter Bahntrassen in der Metropole Ruhr Lünen Bergkamen Welver Kevelaer Voerde Herten Alpen Kamen Bönen 9 km Gladbeck Issum Rheinberg Dinslaken Herne Castrop-Rauxel Werl Erzbahntrasse Geldern Bottrop nd Dortmund Unna Bochum Gelsenkirchen Gelsenkirchen Kamp-Lintfort Bochum Holzwickede Wickede 57 km Rheurdt Ruhr-zur-Ruhr Kerken Oberhausen Moers Essen Fröndenberg Duisburg Neukirchen-Vluyn Mülheim Witten Schwerte Menden Ennepe-Ruhr-Kreis Hattingen Herdecke Eine Besonderheit der Metropole Ruhr Rheinische Bahn 21 km Wetter Kempen Sprockhövel Iserlohn sind die vielen Industriebahntrassen, Krefeld Velbert Hagen Essen Duisburg die zu Radwegen umgewidmet wurden Heiligenhaus Gevelsberg Nachrodt-Wiblingwerde und damit heute neu genutzt werden. 56 km Ratingen Schwelm Ennepetal Altena Radweg Xanten-Haltern Düsseldorf Wuppertal Breckerfeld Xanten Haltern Schalksmühle Rheinischer Esel 13 km Lüdenscheid Remscheid Halver Dortmund Bochum Ausbaustand Quelle: RVR Ausbaustand des geplanten Radwegenetzes in der Metropole Ruhr, in % 57 Leihräder sind im Trend Zahl der Ausleihen im Fahrradverleihsystem metropolradruhr pro Jahr 32 1.800 km 800.000 Am stärksten genutzt wird das metropolradruhr- Perspektivisch soll das Alltagsradwegnetz 600.000 Leihsystem in Dortmund 11 der Metropole Ruhr auf eine Länge von 400.000 und Duisburg. 1.800 Kilometer ausgeweitet werden. Darüber hinaus gibt es hunderte weitere 200.000 Kilometer an Freizeitradwegen. 0 bereits vollständig Neubau Aus- oder Umbau 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 vorhanden notwendig notwendig Quelle: RVR Quelle: RVR 28 Ökologie 29
2 Wirtschaft Die Wirtschaft der Zukunft muss grün und klimaschonend sein, daran führt kein Weg vorbei. Diesen Wandel aktiv zu ge stalten ist das Ziel der Metropole Ruhr. Schon heute setzt die Region wichtige Impulse: Hier wird erforscht, wie alte Bau stoffe zu neuen werden, wie gute Mobilität aussieht – und wie der Wasserstoff zum Energieträger der Zukunft wird. Große Hoffnungen liegen dabei auf der innovativen Startup-Szene genau wie auf dem nachhaltigen Umbau der Großindustrie. 30 Wirtschaft 31
Naturkapital Metropole Ruhr: Welche Kosten die Emissionen erzeugen Sie bringt frische Luft, dämpft den Klimawandel und dient als Erholungsraum: Die Natur hat für die Menschen zweifelsohne einen hohen Wert. Inzwischen kann der Nutzen, den 35 € beträgt ungefähr der Börsenpreis für 3 Mrd. € So hoch sind somit die Gesamtkosten der diese grünen Dienstleistungen bringen, sogar quantifiziert und in Euro beziffert werden. 85 Mio. t ein Zertifikat, das zum Ausstoß von Emissionen der Metropole Ruhr, wenn der 1 t CO2 berechtigt. Börsenkurs als Preis angesetzt wird. So stiften die Wälder in der Metropole Ruhr jährlich Mehrwerte von vielen hundert Millio- nen Euro. Auch Immobilienpreise geben indirekt Auskunft über das Naturkapital. CO2-Äquivalent* an Treibhausgasen Mehrwert bei Immobilien werden in der Metropole Ruhr un- gefähr pro Jahr ausgestoßen. 180 € betragen die tatsächlichen ökologischen und 15,3 Mrd. € allerdings sind es, wenn sämtliche anfallenden gesellschaftlichen Schäden, die durch den Kosten mit einberechnet werden. Großstädte in Deutschland: Bodenrichtwert pro m², 2008, in € Ausstoß von 1 t CO2 entstehen, schätzt das Umweltbundesamt. * Für diese Maßeinheit wird die Klimaschädlichkeit aller ausgestoßenen Treibhausgase in die von CO2 umgerechnet und addiert. Quellen: BfN, UBA, EEX, RVR, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, eigene Berechnungen 243 248 309 Straße Straße mit verein- Straße mit raumprä- ohne Bäume zelten Bäumen genden Bäumen Quellen: Stadt und Grün, TEEB, BfN Immobilien werden durch zusätzliches Grün in der Nachbarschaft aufgewertet, wie Studien belegen: Eine Aus- 4,7 wertung von Daten aus Köln etwa kam zu dem Schluss, dass der Preis einer normalen Immobilie pro Kilometer Entfernung zum nächsten Park im Schnitt um 6.000 Euro sinkt. Umfragen zeigen, dass sich die Menschen zusätzliches Grün durchaus etwas kosten lassen würden: Demnach würden Großstädter*innen im Schnitt rund Nitratfilterung Als Wert für die natürliche Wasserfilterung, 112,7 Erholung für die Menschen die der Wald erbringt, wurden überschlags- 25 Euro pro Monat dafür bezahlen, dass im Umkreis von 1 Kilometer um die eigene Wohnung 1 zusätzlicher mäßig jene Kosten angesetzt, die einem Hektar Grünfläche geschaffen wird. Wasserversorger entstehen würden, wenn er Was den Menschen die Erholung im Wald dem Rohwasser durch technische Filterung wert ist, wurde mit Hilfe von Umfragedaten Quellen: DIW, Technische Universität Berlin, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, eigene Berechnungen Nitrat entziehen müsste. berechnet: Zum einen wurde dabei die 39,2 durchschnittliche Häufigkeit von Wald- besuchen verwendet, zum anderen die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft für Welchen Wert die 145 km2 Wald des RVR stiften, pro Jahr, in Mio. € Lebensraum für Pflanzen und Tiere ein Tagesticket (für den fiktiven Fall, dass der Wald Eintritt kosten würde). Der Wert der Artenvielfalt im Wald wird nähe- rungsweise durch eine aus Umfragedaten errech- nete Zahlungsbereitschaft der Menschen für den Schutz von Tieren und Pflanzen definiert. 0,5 Einnahmen Jagd Tatsächliche Einnahmen aus der Jagdverpachtung und aus dem 1,0 5,4 2,0 2,7 Verkauf von Fleisch. CO2-Reduktion Wertsteigerung 3,4 Sonstige in der Luft Grundstücke Einnahmen Holz Die Bäume der RVR-Wälder entziehen der Luft Tatsächliche Einnahmen aus dem Verkauf rund 200.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Als monetärer von knapp 50.000 Festmetern Holz pro Jahr. Bindung von Wert wird der durchschnittliche Börsenpreis Feinstaub von CO2-Emissionszertifikaten angesetzt. Die hier untersuchten Wälder im Besitz des RVR machen rund ein Fünftel aller Wälder im Ruhrgebiet aus. Die monetären Millionenwerte können also überschlagsmäßig mit 5 multipliziert werden. Quelle: Carla-Friederike Paul (HAWK Göttingen) 32 Wirtschaft 33
Umwelt und Wirtschaft Umweltwirtschaft Erwerbstätige Bruttowertschöpfung, in Mrd. € In NRW ist das Ruhrgebiet 468.000 ein Zentrum der Umwelt- Bei der anstehenden Energiewende und grünen Transformation hat die Metropole Ruhr 35,8 412.000 wirtschaft: Während 25 Pro- einen entscheidenden Vorteil, schließlich hat sie durch den Strukturwandel der letzten 26,9 zent aller Erwerbstätigen Jahrzehnte bereits Erfahrung mit umfassenden Veränderungsprozessen. Tatsächlich ist die Nordrhein-Westfalens im Region schon heute der wichtigste Standort für die Umweltwirtschaft in Nordrhein-West- Ruhrgebiet leben, beträgt 127.200 9,9 die Quote bei der Umwelt- falen. Auch der Wasserstoffsektor ist hier stark vertreten. 115.700 wirtschaft sogar 27 Prozent. 7,6 Die Region gilt als Modell- Entwicklung des Arbeitsmarkts region für eine erfolgreiche Arbeitslosenquote in der Metropole Ruhr, in % Metropole Ruhr NRW Metropole Ruhr NRW grüne Transformation. 80 % / 2010 / 2019 16 14 12 der Erwerbstätigen in 10 der Metropole Ruhr Einzelbranchen der Umweltwirtschaft 8 arbeiten im Dienstleis- Erwerbstätige und Bruttowertschöpfung in der Metropole Ruhr Bruttowertschöpfung, 2018, in Mio. € 6 tungssektor. In NRW 4 insgesamt sind es 77 %. 40.000 4.000 Erwerbstätige, 2019 2 30.000 3.000 0 1992 2020 20.000 2.000 Quelle: RVR 10.000 1.000 0 0 Wirtschaftskraft Materialien, Umwelt- Energieef- Wasser- Umweltfreund- Minde- Umwelt- Nachhaltige Material- freundliche fizienz und wirt- liche Energie- rungs- und freund- Holz- und Wirtschaftsleistung pro Einwohner (BIP pro Kopf), in € (nicht inflationsbereinigt) effizienz und Mobilität Energieein- schaft wandlung, Schutz- liche Forstwirtschaft Ressourcen- sparung -transport und technolo- Landwirt- wirtschaft -speicherung gien schaft 400.00 300.00 12 Unternehmen aus der Drei Teilbranchen der Umweltwirtschaft sind in der Metropole Ruhr besonders stark vertreten: Der Be- reich Materialeffizienz und Ressourcenwirtschaft, die Wasserwirtschaft und die umweltfreundliche Wirtschaftswoche- Mobilität. Eine umweltwirtschaftliche Stärke der Metropole Ruhr ist das Netzwerk „Greentech.Ruhr“, 200.00 Rangliste der deutschen in dem Expert*innen aus Wirtschaft, Forschung und Verwaltung zusammenarbeiten. Schwerpunkte Weltmarktführer liegen dabei auf Konzepten für die Stärkung der erneuerbaren Energien sowie für Programme, um haben ihren Sitz in ehemalige Bergbauflächen ökologisch und nachhaltig umzubauen. Ein zentrales Zukunftsprojekt der 100.00 Energiebranche in der Metropole Ruhr ist die „Innovation City Bottrop“. Die Stadt soll Modell und La- der Metropole Ruhr. bor für die Energiewende werden – und die CO2- Emissionen deutlich früher senken als andere Städte. 0 1992 2018 Quellen: MULNV NRW, Prognos Ruhrgebiet NRW Deutschland Quellen: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen Wasserstoffwirtschaft Forschungsförderung und Unternehmensgründungen BIP pro Kopf, 2018, in € (nicht inflationsbereinigt) 43.400 Stuttgart 40.300 38.800 38.500 36.500 10 % 32.600 Rhein-Main Metropole Ruhr 22.700 beträgt der Anteil der Umwelt- Hamburg schutzinvestitionen an allen industriellen Investitionen in der München Metropole Ruhr. 0 2 4 Deutschland NRW Metropole Ruhr Bottrop Duisburg Dortmund Essen Forschungsförderung: Prozentualer Anteil, der in Wasserstoffprojekte fließt Unternehmensgründungen in der Wasserstoffwirtschaft (pro 10.000 Unternehmen) Quellen: Statistische Landesämter, eigene Berechnungen Quelle: IW Consult 34 Wirtschaft 35
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