Misericordia - BERGWANDERN MIT DER BIBEL - Barmherzige Brüder Regensburg
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misericordia August-September 2022 BERGWANDERN MIT DER BIBEL Medizinethik Brüdertreffen in Neuburg Johannes-von-Gott- im Wandel der Zeit Neue Ehrenmitglieder Oratorium in Dorfen
2 INHA LT
Inhalt
400 Jahre Barmherzige Brüder in Bayern
Treffen der Barmherzigen Brüder aus Mitteleuropa – neue Ehrenmitglieder 4
SERIE „BRÜDER SCHREIBEN GESCHICHTE“: Frater Bonifaz (Max) Reile 7
Medizinethik im Wandel der Zeit 8
Musikfestival am 18. September in Algasing 9
Gute Zukunft – Wünsche von Bewohner:innen für sich und den Orden 10
Johannes-von-Gott-Oratorium in Dorfen 12
Tag des Ordens in München 13
Gremsdorf feiert Sommerfest und 125. (+1) Jubiläum 14
Wallfahrt nach Schweinspoint am 28. September 15
Unsere Bergwanderin-
nen und -wanderer in den Gesundheit und Lebensfreude
bayerischen Voralpen hier
auf dem Titelfoto hatten
SERIE „MEIN TIER UND ICH“: Enten im Klinikum St. Eilisabeth Straubing 16
ein Ziel: das Gipfelkreuz
der Benediktenwand. Und
weil der Aufstieg sich mit Neues aus der Medizin
Exerzitien und Erlebnispä-
dagogik trefflich verbin- Neue Nüchternzeiten bei Kindernarkosen 17
den ließ, war es klar, dass Regensburg: Schmerztherapie zusammengeführt 18
beim „BERGwandern mit Abschluss des EU-Kinderschutzprogramms „SAVE“ 20
der Bibel“ der eigentliche
Höhepunkt die heilige
Barmherzige Brüder
Messe am Gipfelkreuz mit
Pater Thomas Väth war.
Die Kampagne „Herzwerker“ in Waldmünchen 21
Geistig erfrischt und ge-
meinsam gelang auch der SERIE BERUFE: Haustechniker bei den Barmherzigen Brüdern Oberbayern 22
Abstieg. Mehr darüber ab Gremsdorf: Grundsteinlegung für Neubau einer Förderstätte 23
Seite 26. FORTBILDUNGEN: „Wir sind weiter für Sie da“ 24
BERGwandern mit der Bibel 26
Wir wünschen Ihnen eine NEUES AUS DER IT-SICHERHEIT: Datensicher in den Urlaub 27
schöne Sommerzeit! Fortbildung „Bibel und Bogen“ 28
Nachruf auf Monsignore Hubert Panhölzl 29
Studientag der Bayerischen Ordensprovinz 31
RÄTSEL 30
SERIE „KUNSTWERKE DER BARMHERZIGEN BRÜDER AUS 400 JAHREN“ 32
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EDITOR IAL 3
Liebe Leserinnen und Leser,
kurz vor Beginn der Sommerfeien haben wir am 24. Juli
den Gedenktag des heiligen Christophorus gefeiert. In
unserem Bewusstsein ist er der Patron der Reisenden, der
Schutzpatron der Autofahrer. So klebt auch in vielen Autos
die Plakette dieses Heiligen.
Im Mittelalter wurde er vor allem im Autosegnung fahren. Sondern dann
Gebet um eine gute Sterbestunde und wann ein kleines Stoßgebet,
verehrt. Deshalb wurde er auch oft damit unsere Dienstreisen, unsere
überdimensional an Kirchenwände privaten Reisen durch seine Für-
gemalt. Man konnte und sollte ihn sprache sicher sind.
nicht übersehen. Und sollte so an
ein Stoßgebet um eine gute Sterbe- Ihnen allen, liebe Leserinnen und
stunde erinnert werden. Leser, wünsche ich eine erholsame
Sommerzeit.
Wer mit offenen Augen durch die
Lande zieht, wird an vielen Bildstö- Denjenigen, die in diesen Monaten
cken, vielen Kirchen und Kapellen nicht das Vergnügen von Urlaub ha-
das Bildnis des heiligen Christopho- ben, wünsche ich alles Gute für Ihre
rus entdecken. Arbeit, die von kurzen erholsamen
Auszeiten unterbrochen sein möge.
Vielleicht ist das auch für uns eine
Einladung, um seinen Schutz für un- Ihr
sere Mobilität zu bitten. Zu Wasser,
zu Land, in der Luft, dass er uns vor
Gefahren und Unfällen bewahren
möge. Nicht nur einmalig die Plaket- Frater Rudolf Knopp
te ins Auto kleben. Oder jährlich zur Provinzial
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International und
im Dienst am Menschen
Treffen der Barmherzigen Brüder aus den mitteleuropäischen Provinzen
am 29. Juni in Neuburg an der Donau – vor 400 Jahren kamen die ersten Brüder an
Einen Italiener und einen Spanier ent-
sandte Frater Gabriel von Ferrara am
29. Juni 1622 nach Neuburg an der Do-
nau zu Herzog Wolfgang Wilhelm. Ge-
nau 400 Jahre später, am 29. Juni 2022,
folgten rund 60 Gäste, Barmherzige
Brüder und Ehrenmitglieder, einer Ein-
ladung der Bayerischen Ordensprovinz
nach Neuburg, um diesen historischen
Schritt zu feiern. 30 Brüder kamen aus
der Österreichischen Ordensprovinz
(mit den Provinzdelegaturen Tschechi-
en, Slowakei und Ungarn), der Polni-
schen Ordensprovinz und natürlich aus
Bayern. Die Ordenshäuser in diesen
Ländern gehörten wie dann auch das
Spital St. Wolfgang in Neuburg bis 1781
zur Ordensprovinz zum heiligen Erzen-
gel Michael mit Sitz in Wien.
„UNGEWISSHEIT IM GEPÄCK“
Frater Gabriel bemühte sich von Wien
aus um eine Verbreitung des Ordens
nördlich der Alpen. So machten sich
also der italienische Barmherzige Bruder
Bartholomäus Bonicontro und sein
spanischer Mitbruder Maximilian Veiga
auf den Weg nach Neuburg. „Sie hatten
viel Ungewissheit im Gepäck“, stellte
Provinzial Frater Rudolf Knopp bei der
Begrüßung zu Beginn des Festgottes-
dienstes in der Klosterkirche St. Augus- Oben: Bischof Bertram Meier zieht mit den Konzelebranten ein, unter ihnen der öster-
tin fest. Würde der Herzog ihrer Bitte um reichische Provinzial Pater Saji Mullankuzhy (rechts) und Frater Thomas Väth,
die Gründung eines Hospitals entspre- 1. Provinzrat der Bayerischen Provinz (links); unten: Am Gottesdienst nahmen vor
chen? — Herzog Wolfgang Wilhelm war allem Barmherzige Brüder und Ehrenmitglieder teil.
dem Orden wohlgesonnen und unter-
zeichnete noch im gleichen Jahr am beiden Brüder, die im Sommer 1622 eingepflanzt wird.“ An den Ordens-
11. November die Gründungsurkunde. nach Neuburg kamen, „sie wollten alle gründer Johannes von Gott erinnerte
Anstrengungen und Entbehrungen auch der Augsburger Bischof Bertram
„In ihrem Herzen brannte die Hospi- auf sich nehmen, damit die Idee des Meier in seiner Predigt: Er sei einer der
talität“, sagte der Provinzial über die Johannes von Gott auch in Deutschland ersten gewesen, „der auch in äußerlich
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Die neuen Ehrenmitglieder
Provinzial Frater Rudolf Knopp mit den neuen Ehrenmitgliedern (von links) Wal-
burga Meyer, Waldemar Kleetz und Barbara Stamm – die Geehrten halten die
vom Generalprior unterzeichneten Ernennungsurkunden in Händen.
Die Ehrenmitgliedschaft im Orden stellt vor allem eine spirituelle Verbindung
mit den Barmherzigen Brüdern dar. Provinzial Frater Rudolf Knopp überreichte
jedem neuen Ehrenmitglied die von Generalprior Pater Jesús Etayo unterzeich-
nete Ernennungsurkunde und einen Ehrenring. Auf unterschiedliche Weise
fördern die vom Provinzdefinitorium vorgeschlagenen Frauen und Männer das
Werk der Hospitalität:
Barbara Stamm
Von oben: Bischof Bertram Meier entzün- Die frühere bayerische Sozialministerin und Landtagspräsidentin steht den
det seine Jubiläumskerze, die er dem Barmherzigen Brüdern nahe. Als Sozialministerin habe sie die Palliativ- und
Orden zum Geschenk machte; Ehrenmit- Hospizarbeit gefördert, sich in besonderer Weise den Anliegen behinderter
glied Dr. Gerhard Rey trug eine Lesung Menschen gewidmet und ihr seien „ethische Überlegungen sehr wichtig“ ge-
vor; das neue Ehrenmitglied Walli Meyer wesen – so wird die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft begründet.
sprach die Fürbitten.
Walburga Meyer
gebrochenen Menschen erkannte, dass Sie war beteiligt am Aufbau der Palliativstation in Regensburg und hat dort
ihnen die Würde der Gottebenbild- viele Jahre die Pflege geleitet. Walli Meyer, so steht es in der Begründung, „hat
lichkeit zukomme“. Nach dem wilden den Bruder von Papst Benedikt in seinen letzten Lebenswochen begleitet. Die
Leben eines Soldaten, dessen „Dienst- besondere Nähe zum Orden bekundet sie immer wieder gerne mit Besuchen in
auffassung“ man auf die Formel „Wein, unserem Haus in Regensburg als Kommunionhelferin.“
Weib und Gesang“ bringen könne,
habe er schließlich in Granada eine Waldemar Kleetz
„innere Wandlung“ vollzogen: „Aus dem Über den langjährigen Bürgermeister der Gemeinde Gremsdorf heißt es in der
bezahlten Soldaten wird ein barmherzi- Begründung: „Steht uns Barmherzigen Brüdern besonders nahe und hegt viel
ger Samariter“. Und aus seinen ersten Sympathie und Anerkennung für die Tätigkeit unseres Ordens. Diese beson-
Helfern sei der Orden der Barmherzigen dere Nähe bekundet er immer wieder gerne mit Besuchen in unserem Haus in
Brüder hervorgegangen. Gremsdorf. Er hat die bauliche Weiterentwicklung der Einrichtung in Grems-
dorf tatkräftig unterstützt.“
BISCHOF DANKT FÜR TREUEN DIENST
Paul Weismantel
Der Bischof dankte den Barmherzigen Der Würzburger Domvikar konnte an dem Treffen in Neuburg nicht teilnehmen;
Brüdern „für den treuen und aufopfe- ihm wird die Ehrenmitgliedschaft am 25. Juli in München verliehen.
rungsvollen Dienst, den Sie in Sankt
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Nach dem Mittagsmahl im Johannes-
von-Gott-Saal ergriff Barbara Stamm
(hinten in Rot) das Wort und betonte
ihre Verbundenheit mit klösterlichen
Einrichtungen.
Augustin tun. Neuburg an der Donau
wäre erheblich ärmer, wenn es die
Barmherzigen Brüder nicht gäbe.“
Persönlich hat der Bischof die Gast-
freundschaft der Brüder in seiner Kap-
lanszeit in Neuburg in guter Erinnerung.
Johannes von Gott sei ein „lebendiges
Ausrufezeichen“, das für die unantast-
bare Würde eines jeden Menschen
stehe. In seinem Sinne gelte es, sich für
die Würde am Anfang und am Ende des
Lebens und von Menschen mit Behin-
derung einzusetzen, aktuell etwa bei
der Diskussion um die Streichung des
Werbeverbots für die Abtreibung und Bischof Bertram Meier (Mitte) mit polnischen Barmherzigen Brüdern, unter ihnen
die Lockerung der Bestimmungen zum Provinzial Frater Franciszek Salezy Chmiel
assistierten Suizid.
Am Ende des Gottesdienstes verlieh AUSSTELLUNG IM STADTMUSEUM NEUBURG NOCH BIS 13. NOVEMBER
Provinzial Frater Rudolf Knopp an drei
Persönlichkeiten die Ehrenmitglied- Das Stadtmuseum Neuburg blickt in einer Sonderausstellung auf vier Jahr-
schaft im Orden: an Waldemar Kleetz, hunderte Klostergeschichte der Barmherzigen Brüder zurück. Gezeigt werden
Walburga Meyer und Barbara Stamm unter anderem Skulpturen und Gemälde des Ordensgründers Johannes von
(siehe Seite 5). Gott, weiterer Persönlichkeiten des Ordens und des Stifterpaares, zudem ba-
rocke Kupferstiche, Monstranzen sowie historische Gegenstände und Arznei-
Nach dem Gottesdienst kamen die Gäs- mittel aus der Apotheke in Neuburg.
te im Johannes-von-Gott-Saal zu einem
Empfang und anschließendem Festmahl Seit der Eröffnung am 20. März gab es schon viele Eintragungen ins Gäste-
zusammen. Danach gab es noch die buch – da heißt es zum Beispiel: „Sehr interessante u. gut zusammengetrage-
Gelegenheit, die Sonderausstellung ne Ausstellung!“ – „Was für ein beeindruckendes und wichtiges Werk! Auf dass
über 400 Jahre Barmherzige Brüder im es weitere 400 Jahre besteht.“ – Oder: „… ermöglicht tiefen Einstieg in die
Neuburger Stadtmuseum (siehe rechts) Absicht und Taten der Barmherzigen Brüder.“
oder sich auf einen Stadtrundgang zu
begeben. Die Ausstellung ist noch bis 13. November täglich außer Montag
von 10 bis 18 Uhr geöffnet. – Eintritt: 3 Euro (ermäßigt 2 Euro, Schüler frei)
Johann Singhartinger
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Frater Bonifaz (Max) Reile (1862-1952)
Als langjähriger Prior des Konvents Baumaßnahmen vorgenommen und
von Bad Wörishofen führte er das technische Neuerungen eingeführt wie
Erbe Pfarrer Kneipps fort, trat aus der Einbau einer Heizung oder einer
dem Orden der Barmherzigen Brüder Stromerzeugungsanlage. Reiles 25-jäh-
aus, starb aber versöhnt mit seiner riges Wirken im Sebastianeum wurde
früheren Gemeinschaft. Gemeint ist 1917 mit einer Feier gewürdigt. Dabei
Frater Bonifaz (mit Taufnamen Max) erhielt er das Komtur-Kreuz des Franz-
Reile, der vor 70 Jahren verstorben Joseph-Ordens durch Kaiser Karl von
ist und durch sein Organisationsta- Österreich. Im Jahr darauf wurde dem
lent die Geschichte des Sebastiane- Ordensmann auch das Verdienstkreuz
ums geprägt hat. der Krone Bayerns verliehen.
VERSETZUNGEN
UND ORDENSAUSTRITT
Das Kurhaus Sebastianeum fungierte
im Ersten Weltkrieg als Lazarett. Zudem
gab es Probleme mit der Lebensmit-
telversorgung. Beide Herausforderun-
gen konnten bewältigt werden. Nach
Kriegsende kam es zu Unstimmigkeiten
des neu errichteten Konvents bestimmt. zwischen Prior Bonifaz Reile und seinen
Als Kneipps engster Mitarbeiter trug Mitbrüdern. 1919 wurde er deswegen
Das Kurhaus Sebastianeum in Wöris- er wesentlich zur Verbreitung seiner nach Kostenz im Bayerischen Wald
hofen wurde anfangs von der Gemein- Wasserheilkunde bei. Sebastian Kneipp versetzt, bald darauf nach Algasing
schaft der Mallersdorfer Schwestern machte Reile schließlich zu seinem und Schweinspoint. Der offensichtlich
betreut. Nach Verhandlungen des Privatsekretär. In dieser Aufgabe gekränkte Reile wurde 1922 auf eigenen
schwäbischen Priesters und „Wasser- hatte er gesundheitliche Anfragen von Wunsch und mit päpstlicher Erlaubnis
doktors“ Sebastian Kneipp mit Or- Menschen aus aller Welt an Kneipp zu im Alter von 60 Jahren von seinen Ge-
densgeneral Pater Cassian M. Gasser beantworten. lübden entbunden.
und dem bayerischen Provinzial Frater
Cajetan Pflügl wurden 1892 drei Brüder SCHENKUNG AN DIE Kurze Zeit wirkte er als Heilkundiger in
in den späteren Kurort im Unterallgäu BARMHERZIGEN BRÜDER Bingen, Bonn und Frankfurt, ehe Reile
gesandt. Neben Frater Benno Perschl- 1923 nach Bad Wörishofen zurückkehr-
meier aus Straubing und Frater Max Nach dem Brand in einem Nachbaran- te. In einem Landhaus hielt er Sprech-
Schips aus Algasing war dies der Prior wesen beauftragte Pfarrer Kneipp Frater stunden ab, hatte sich aber inzwischen
des Krankenhauses St. Wolfgang in Bonifaz Reile mit Baumaßnahmen zum vom Wörishofener Kurbetrieb entfrem-
Neuburg, Frater Bonifaz Reile. Die Brü- heutigen Sebastianeum. Bereits im Juni det. Deswegen übersiedelte er zunächst
der kamen am 1. Oktober 1892, einem 1894 war der Bau vollendet. Kneipp nach Neuhaus am Inn und ließ sich
sonnigen Herbsttag, in Wörishofen an verlegte seine Sprechstunden vom schließlich in Altötting nieder. Versöhnt
und wurden von Pfarrer Kneipp gleich Kloster der Dominikanerinnen dorthin. mit dem Orden der Barmherzigen Brüder
zur Teilnahme an seiner Sprechstunde Im November 1894 schenkte Pfarrer nahm Max Reile 1942 an der 50-Jahr-
gerufen. Die Brüder sollten Kneipps Kneipp das Kurhaus und das Kinderasyl Feier der Ankunft der Brüder in Bad
Wassertherapie kennenlernen, um sein dem Orden der Barmherzigen Brüder. Wörishofen teil und wurde dabei gebüh-
Wissen an andere weiterzugeben. 1897 verstarb Pfarrer Kneipp, die Brü- rend geehrt. Max Reile verstarb am 12.
der führten sein Werk fort. Januar 1952 mit 89 Jahren in Altötting
Frater Bonifaz Reile, 1862 in Wasserzell und wurde in Bad Wörishofen beerdigt.
bei Eichstätt geboren und seit 1882 Unter Prior Frater Bonifaz Reile wur-
Barmherziger Bruder, wurde zum Prior den im Sebastianeum immer wieder Frater Magnus Morhardt
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Bewährtes erhalten -
Neues gestalten
Medizinethik im Wandel der Zeit
1622 kamen die Barmherzigen Brüder
nach Bayern. Der 30-jährige Krieg tobte
und Europa hatte mit der Pest zu kämp-
fen. Es war eine Zeit des Umbruchs,
auch in der Medizin, die sich wegentwi-
ckelte von einer durch Philosophie und
Theologie bestimmten Wissenschaft
hin zu einer an der Natur orientierten
Heilkunde. Relativ konstant geblieben
ist eine Skepsis gegenüber dem Können
der Ärzte: Nicht alles, was man in der
Medizin kann, darf man auch tun. Man-
ches schadet mehr, als es nutzt.
Bereits Hippokrates (ca. 460-370 v.
Chr.), Vater der Medizinethik, hat sich
mit dem Können und Dürfen in der
Medizin befasst. Seine Gedanken – zu-
sammengefasst im Eid des Hippokrates
– haben im Lauf der Jahrhunderte wenig
an Aktualität verloren. Letztlich haben
sie Eingang gefunden in das aktuell
gültige Genfer Ärztegelöbnis von 2017,
das heute den ethischen Rahmen in der
Medizin vorgibt.
PATIENTENWOHL UND
DAS GROSSE GANZE
Schon immer musste sich medizini-
sches Handeln an zwei Kernfragen
messen lassen: Was bedeutet ärztliches
Handeln für das Wohl der Patientinnen
und Patienten? Wie verändert ärztliches
Handeln das Zusammenleben der Men- Statue des Hippokrates vor der Bayerischen Staatsbibliothek in München
schen untereinander und mit der Natur?
(Makroebene), das wir mitgestalten, das einige Beispiele: Sind Veränderungen
Diese beiden Fragen geben den aber auch unser Tun bestimmt. am Menschen durch Gentechnik und
Rahmen vor, in dem wir uns als in der Stammzellforschung erlaubt? Was dür-
Medizin Tätige bewegen (dürfen). Es NEUE HERAUSFORDERUNGEN fen wir in Präimplantationsdiagnostik,
geht dabei zum einen um das Wohl Hirnforschung, Organtransplantation,
der einzelnen Patient:innen, für die wir Neue Entwicklungen der modernen Forschung am Menschen? Und ganz
unmittelbar verantwortlich sind (Mikroe- Medizin werfen ethische Fragen auf und aktuell: Wie viel individuelle Freiheit und
bene), aber auch um das große Ganze das in immer kürzeren Zeiten. Hier nur wie viel Lebensschutz ist richtig in einer
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Pandemie? Ist Suizidhilfe eine Option? Fragen als auch den kritischen Dialog.
Wie verändern Big Data und Robotik in Hier liegt eine wesentliche Aufgabe für
der Pflege unser Gesundheitssystem? die Ethikkomitees.
Wie ist es um die gerechte Verteilung
der Güter in der Medizin bestellt? Zum Schluss ganz praktisch: Ethisches
Handeln in der Medizin ist nicht nur
INTERDISZIPLINÄRER selbstlos. Es geht nicht nur um das
DISKURS NÖTIG Wohl von Patientinnen und Patienten,
sondern immer auch um unser eigenes
In einer pluralen Gesellschaft mit sehr Wohlergehen. Deshalb ist ethisches
unterschiedlichen Lebensstilen und Handeln im klinischen Alltag gleicher-
Wertvorstellungen können medizin– maßen gekennzeichnet durch solida-
ethische Fragen nur im Rahmen eines risches Handeln – Solidarität bedeutet
interdisziplinären Diskurses von Natur-, Dr. Heribert Stauder dabei, die Probleme der anderen zu den
Geistes- und Sozialwissenschaften eigenen zu machen und an deren Lö-
beantwortet werden. Der Bioethik wird für Ethik in der Medizin und die Zentrale sung zu arbeiten – und durch Achtsam-
dabei die Funktion zugeschrieben, Ethikkommission bei der Bundesärzte- keit uns selbst gegenüber. Das Genfer
politik- und öffentlichkeitsberatend zu kammer. Gelöbnis fordert daher: „Ich werde auf
agieren und entscheidungsrelevante meine eigene Gesundheit, mein Wohl-
Orientierungen und Antworten zur Ver- Fragen der Bioethik betreffen uns immer ergehen und meine Fähigkeiten achten,
fügung zu stellen. auch in den unterschiedlichen Berei- um eine Behandlung auf höchstem
chen unseres Krankenhauses. Als ein Niveau leisten zu können.“
Die wichtigsten Institutionen in Deutsch- Beispiel sei nur die Digitalisierung der
land, die sich dieser Aufgabe stellen, Arbeitswelt genannt. Wenn wir diese Dr. Heribert Stauder
sind der Deutsche Ethikrat, der für mitgestalten wollen, braucht es sowohl 1. Vorsitzender Ethikkomitee
das Bundesparlament eine beratende Wissen und Information zu den für un- Krankenhaus Barmherzige Brüder
Funktion hat, aber auch die Akademie seren Bereich relevanten bioethischen Regensburg
Rock und Pop in Algasing
Beim Festival „Jedem das Beste!“ am Sonntag,
18. September, in Algasing steht die Inklusion im Mittel-
punkt. Diese findet nicht nur im Sinne der Barrierefreiheit
vor, hinter und auf der Bühne statt, sondern soll auch die
Barrieren in den Köpfen abbauen. Bei dem Rock- und
Pop-Festival aus Anlass des Jubiläums „400 Jahre Barm-
herzige Brüder in Bayern“ sind Künstler:innen mit und
ohne Behinderung vertreten. Es spielen: Ami Warning,
Bluekilla, Station 17, Graf Fidi, Lauraine, Paul Kowol,
Malva, Jeanne D’azz und die Jugendkapelle Schwind–
egg. Den Barmherzigen Brüdern liegt ein nachhaltiges
Konzept (no waste, vegan, vegetarisch) genauso am
Herzen wie der soziale Aspekt und der damit verbundene
Wunsch, dass so viele Menschen wie möglich, mit und
ohne Behinderung, zusammenkommen, Musik hören,
essen, trinken und feiern können. Der Eintritt ist frei.
Ami Warning ist eine der Künstlerinnen, die bei dem
Festival am 18. September in Algasing auftreten.
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Für eine gute Zukunft
„Hospitaliät schafft Zukunft“ lautet das Motto Jubiläums 400 Jahre Barmherzige Brüder in Bay-
ern. Um die gelebte Hospitalität sicherzustellen, brauche es eine zukunftsorientierte Qualität, die
sich an Humanität und Nächstenliebe messen lasse, sowie ein Quantum an Spiritualität, um den
Menschen wirklich in seiner Ganzheit zu sehen, so fasste es Provinzial Frater Rudolf Knopp bei
seinem Vortrag auf dem Kongress in Regensburg zusammen. Wie sehen Bewohnerinnen und
Bewohner ihre Zukunft – was wünschen sie sich persönlich und was dem Orden?
Tolle Aktionen des
Ordens und „Weiter so!“
Dem Orden wünsche ich, dass es so
weitergeht wie in den letzten Jahren. Die
Bemühungen um jede Einrichtung und
die ganzen tollen Aktionen, wie unsere
Jubiläumsfeier, find‘ ich wirklich super.
Hier fühle ich mich wohl und wünsche
mir, dass das für mich und alle anderen
Bewohner:innen auch in Zukunft so
bleibt.
Nicole, 1. Vorsitzende Werkstattrat
Gremsdorf
So wie es ist, soll es
möglichst lange bleiben
Gesundheit, Gemein- Seit über 30 Jahren lebe ich nun in
Algasing, mit einer Unterbrechung
schaft, dem Orden Kraft von fünf Jahren. Ich lebe sehr gerne
hier. Das Personal ist sehr nett und die
Für St. Augustin wünsche ich mir, dass Küche ist ausgezeichnet. So wünsche
das gemeinschaftliche Leben und der ich mir, dass alles möglichst lange noch
gemeinsame Austausch beibehalten so bleibt. Ich wünsche dem Orden, dem
und fortgesetzt werden. Für mich per- ich so viel verdanke, von Herzen alles
sönlich wünsche ich mir, weiterhin eine erdenklich Gute, Gottes Schutz und
gute Gesundheit und dass es weitergeht Segen und möglichst viele gute Ordens-
wie bisher. Dem Orden wünsche ich ein berufungen.
langes Bestehen, viel Kraft und Energie
für die Zukunft. Peter König, Algasing
Frau K., Alten-und Pflegeheim
St. Augustin, Neuburg a. d. Donau
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Eine Zukunft für die nächste Generation
und dem Orden mehr Nachwuchs
Ich wünsche mir, dass die Leute selbstständig zum Denken
kommen und die Welt nicht weiterhin zerstören. Damit auch
die nächste Generation noch ein Leben auf dieser Erde haben
wird. Ich bin mit meinem Leben so zufrieden, wie es ist, vor al-
lem da ich gut untergebracht bin. Es ist wichtig, dass es heute
noch einen schönen Ort für ältere Menschen gibt, an denen
sie gut umsorgt und versorgt werden. Für den Orden wünsche
ich, dass er mehr Nachwuchs bekommt, für sein weiteres und
kraftvolles Bestehen.
Frau Sch., Mitwirkende im Heimbeirat des Alten- und Gesund bleiben, Freun-
Pflegeheims St. Augustin, Neuburg a.d. Donau
de und mehr Brüder
Ich stelle mir meine Zukunft weiterhin
auf der Wohngruppe Benedikt vor. Ich
würde gerne weniger Krankheiten haben
und gesund bleiben. Außerdem wün-
sche ich mir, dass mir meine Freunde
erhalten bleiben, mit denen ich reden
kann und mit denen ich mich regelmä-
ßig treffe. Dem Orden wünsche ich viel
Glück auf seinem Weg der Barmher-
zigkeit und auch mehr Neueintritte und
mehr Brüder, damit der Orden wachsen
kann.
Gesundheit und noch viele Christian Raab, Reichenbach
gemeinsame Jahre
Seit dem 15. Februar wohne ich hier im Haus. Meine Frau
wohnt ebenfalls schon seit November 2019 im St. Raphael. Ich
wünsche mir, dass wir beide gesund bleiben und noch viele
Jahre zusammen verbringen können. Dem Orden wünsche
ich, dass es immer genügend Nachwuchs an neuen Brüdern
gibt und wir weiter unter seiner Leitung gut betreut werden.
Karl Baier, Alten- und Pflegeheim St. Raphael, Königstein
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Die barocke Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Dorfen bot den ganzvollen Rahmen für die Aufführung des Oratoriums.
Hochgenuss für Herz und Seele
Johannes-von-Gott-Oratorium in der Pfarrkirche Maria Dorfen am 10. Juli
Mit einem kleinen, kulinarischen Stehempfang vorab bei Der Komponist und Kirchenmusiker Professor Wolfram Men-
sommerlichen Temperaturen zeigte sich bereits die „gelebte schick (verstorben 2010) hatte im Auftrag der Barmherzigen
Gastfreundschaft“ der Algasinger Barmherzige Brüder Behin- Brüder das Werk einst komponiert. Das Libretto stammt vom
dertenhilfe, die zur Aufführung des Johannes-von Gott-Orato- Regensburger Journalisten Siegfried Höhne, der auch im Pub-
riums geladen hatte. Die barocke Pfarr- und Wallfahrtskirche likum saß. Die Uraufführung war 2007 in Regensburg. 2013
Mariä Himmelfahrt war vollbesetzt mit Barmherzigen Brüdern, wurde das Oratorium zum 150-jährigen Bestehen in Algasing
Mitarbeitenden, Bewohnerinnen und Bewohnen und Fest- zuletzt aufgeführt.
gästen aus Politik und Kirche, die anlässlich des 400-jährigen
Ordensjubiläums in diesen Konzertgenuss kamen. Eine Komposition von Ernst Bartmann eröffnete das Kon-
zert: „Tres cosas“ mit einem Text aus dem dritten Brief des
DANK FÜR 150 JAHRE WIRKEN heiligen Johannes von Gott an die Herzogin von Sesa. Schon
hier brillierte die Mezzosopranistin Carolin Ritter: „Drei Dinge
Dorfens Erster Bürgermeister Heinz Grundner pries die Be- schulden wir Gott: Liebe, Dienst und Ehrfurcht.“ (…) Auch im
deutung des Engagements des Ordens in über 150 Jahren Oratorium brachte Carolin Ritter das ungewöhnliche, „verrück-
Algasing und war voll des Dankes auch für den Kirchenchor te“ Leben des Johannes und seine spätere Wandlung dem
Dorfen und das Orchester, die unter dem Dirigat des Dorfener Publikum nahe; an ihrer Seite der Bariton Martin Ulrich. Er
Kirchenmusikers und Komponisten Ernst Bartmann später zu gestalte wohlklingend und warm tönend seine Soli, auch als
einem großartigen Klangkörper verschmolzen. Erzähler war er raumfüllend. Vor allem beim Einleitungs- und
Schlusschoral spielte der Chor seine Stimmgewalt voll aus
Geschäftsführer Ary Witte-Kriegner hatte in seine Begrüßung und harmonierte mit dem Orchester, bei dem besonders Harfe
ein Zitat von Papst Benedikt XVI. eingebaut: „Nicht große und Horn tragende Partien kongenial ausgestalteten. Johan-
Theorien retten die Welt, sondern der Mut zum Nahen, die De- nes, ein Mensch und sein Leben mit allen Höhen und Tiefen,
mut, die der Stimme des Herzens folgt.“ Wie passend für den war zum Greifen nahe.
Ordensgründer Johannes von Gott, dessen „Leben und Werk“
hier in 21 Kapiteln zur Aufführung kam. BEGEISTERTES PUBLIKUM
Provinzrat Frater Seraphim Schorer zeigte sich überwältigt von
der Leistung aller Mitwirkenden. Zum Dank gab es Jubilä-
umsgeschenke für Dirigent, Solist und Solistin und einen nicht
enden wollenden Applaus. „Ergreifend“, „ein Hochgenuss für
Herz und Seele“, lauteten begeisterte Kommentare der Anwe-
senden.
Kirsten Oberhoff
Glückliche Gesichter nach der Aufführung bei (vorne von links)
Geschäftsführer Ary Witte-Kriegner, Provinzrat Frater Seraphim
Schorer, Librettist Siegfried Höhne, Solist Martin Ulrich, Solis-
tin Carolin Ritter, Dirigent und Komponist Ernst Bartmann und
Bürgermeister Heinz Grundner
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Das Feiern
nicht vergessen
Tag des Ordens am 16. Juli am Münchner
Krankenhaus Barmherzige Brüder
Wo essen die Barmherzigen Brüder? Wie sieht das Zimmer
eines Ordensmannes aus? Fragen, auf die es beim Tag des
Ordens im Münchner Krankenhaus am 16. Juli bei Führungen
durch den Konvent Antworten gab. Mehrere Brüder und viele
fleißige Mitarbeitende waren im Einsatz, um Besucherinnen
und Besuchern einen Einblick in den Alltag im Orden und in
medizinische und gesundheitliche Themen zu geben.
Anlass war das Jubiläum „400 Jahre Barmherzige Brüder in
Bayern“. Auch Münchens 3. Bürgermeisterin Verena Dietl
kam vorbei, um zu gratulieren. Prior Frater Seraphim Schorer
wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass der Orden in Krisen
immer seine Aufgabe darin gesehen habe, „auf die Nöte der
Zeit zu reagieren“. Geschäftsführerin Dr. Nadine Schmid-
Pogarell zeigte sich überzeugt, dass es gelte, trotz Pandemie
und gebotener Vorsicht auch „das Feiern nicht zu vergessen“.
Bürgermeisterin Dietl hob hervor, Orden und Krankenhaus
könnten mit ihrem Wertefundament die aktuellen Herausfor-
derungen meistern. Insbesondere dankte sie für das „heraus-
ragende Engagement“ in der Corona-Pandemie, außerdem
würdigte sie den Einsatz in Palliativmedizin und Hospizarbeit
sowie bei der Münchner Straßenambulanz.
Die Straßenambulanz kann in diesem Jahr ihr 25-jähriges
Bestehen feiern – Frater Eberhard Michl und Ralf Horschmann
vom Katholischen Männerfürsorgeverein (KMFV) stellten im
Patientengarten das Fahrzeug und die aufsuchende Arbeit
für kranke wohnungslose Menschen vor. Zum Abschluss des
Tages hielt Pastoralreferent Hubert Fackler eine Wort-Gottes-
Feier, die vom Krankenhauschor musikalisch gestaltet wurde.
Wenn auch der Andrang von Menschen sich an diesem Tag in
Grenzen hielt, so konnten ihn doch diejenigen, die gekommen
waren, bei schönem Sommerwetter entspannt genießen.
Johann Singhartinger
Von oben: Frater Sebastian Fritsch mit indischen Schwestern
im Speiseraum der Brüder; „Klarinettenchor & more“; vor der
Straßenambulanz (von links): Geschäftsführerin Dr. Nadine
Schmid-Pogarell, Stadträtin Alexandra Gaßmann, Prior Frater
Seraphim Schorer, Bürgermeisterin Verena Dietl, Ralf Horsch-
mann (KMFV) und Frater Eberhard Michl; Wahrnehnungssta-
tion in der Kirche; gesunde Getränke vom ZEP; Produkte aus
der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in Algasing.
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Die Leichtigkeit
des Sommers spüren
Gremsdorf feierte Sommerfest und 125-jähriges Bestehen
Nach zwei Jahren Corona-Pause war war und dem Gerechtigkeit ein großes
es am letzten Juni-Wochenende soweit: Anliegen war.
Die Barmherzigen Brüder Gremsdorf
luden zum beliebten Sommerfest. Am Sonntag gestalteten Pater Thomas
Zugleich wurde auch das 125. (+1) Jubi- Väth und Seelsorger Peter Jankowetz
läum der Einrichtung nachgefeiert. den gut besuchten Festgottesdienst im
Forum der Einrichtung. Anschließend
Wir starteten bereits am Freitag mit führte der Festumzug bei herrlichstem
einem Festakt und dem Konzert der Sonnenschein durch die Einrichtung
Coverband „Gremsrock“. Beim Festakt zum Festzelt, wo bereits das Mittages-
konnten zahlreiche Gäste die „Meilen- sen wartete. Von Kinderschminken über
steine“ der Gremsdorfer Geschichte Losbuden, einem Kettcar-Parcours bis
nacherleben. hin zu einem Mitmachzirkus und ver-
schiedensten Verkaufs- und Infoständen
Provinzial Frater Rudolf Knopp dankte reichte das bunte Angebot.
zuvor allen Mitarbeitenden und Brüdern,
„die sich in 126 Jahren für die Bewoh- Eine Wanderausstellung zeigte das
nerinnen und Bewohner eingesetzt ha- 400-jährige Wirken der Barmherzigen
ben“. Und den Bewohner:innen dankte Brüder in Bayern und den Weg der
er dafür, dass sie die Einschränkungen Gremsdorfer Einrichtung. Und wem
der Corona-Pandemie „in Solidarität“ nach seiner Entdeckungstour der Sinn
durchgehalten hätten. Zur „Verortung“ nach einer kleinen Auszeit stand, der
der Arbeit mit Menschen mit Behin- konnte im Schatten des Schlossgartens
derungen sagte der Provinzobere: „Es ein bisschen Urlaubs-Feeling genießen
geht um Menschenwürde, darum, den – im Liegestuhl. Der Wunsch, endlich
Menschen mit Behinderungen das zu wieder Normalität und Leichtigkeit zu
ermöglichen, was ihnen nach der Men- erleben, war bei allen Besucher:innen
schrechtskonvention zusteht, ihr Recht spürbar. Bis in den späten Nachmittag
ist. Eingebettet in einen christlichen wurde gefeiert, gelacht, gesungen und Von oben links: Festumzug; Provinzial
Kontext, den wir Nächstenliebe nen- getanzt und das lang ersehnte Sommer- Frater Rudolf beim Festakt am Freitag;
nen.“ Und er erinnerte an den seligen fest in vollen Zügen genossen. Gottesdienst mit Frater Thomas Väth
Eustachius Kugler, der während des am Sonntag; liturgischer Tanz; Kettcar-
Ersten Weltkriegs in Gremsdorf Prior Carina Großkopf Parcours.
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Wallfahrt nach Schweinspoint
Alle Einrichtungen der Behindertenhilfe GmbH der Barm- geführt. Der heutige Träger, die Stiftung Sankt Johannes, ist
herzigen Brüder pilgern am 28. September dorthin, wo die eine kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts.
Arbeit des Ordens für Menschen mit Behinderung begann:
In Schweinspoint, das heute zur Gemeinde Marxheim im Nach einem festlichen Gottesdienst mit dem Augsburger Ge-
Landkreis Donau-Ries gehört, erwarb der Orden der Barmher- neralvikar Wolfgang Hacker in der Stiftungskirche, die von den
zigen Brüder unter Provinzial Pater Magnobonus Markmiller Barmherzigen Brüdern um 1909 erbaut wurde, ist eine Besich-
1860 ein baufälliges Schloss und eröffnete dort 1861 eine tigung der Stiftung Sankt Johannes und des Johannes Hofs
Einrichtung, die ursprünglich „Anstalt für unheilbar Kranke“ geplant. Dort wird soziale und ökologische Landwirtschaft
hieß. Diese wurde im Laufe der Jahrzehnte mit großer Land- betrieben. Es wird mit etwa 350 Teilnehmenden gerechnet.
wirtschaft ausgebaut und zur Betreuung und Förderung von
Menschen mit Behinderung bis zum Jahr 1971 vom Orden kio
Die 1861 eröffnete „Anstalt für unheilbar Kranke“ der Barmherzigen Brüder in Schweinspoint in einer Darstellung
des Kunstmalers Merz von 1871
M ISERIC O R D I A 8- 9/2216
Ein Sommer mit
Dr. Sissi und Dr. Franz
Entenpärchen am Klinikum St. Elisabeth Straubing
Sommer, Sonne und Sehnsucht nach der Saison im Aquatherm: zwei Enten,
„unseren Enten“, die voriges Jahre hier die seit einigen Wochen regelmäßig ihre
ein und aus watschelten: Die zwei gefie- Bahnen im Freibad zogen (Foto unten
derten „Gefährten“ gehörten im Klini- links). Ob es sich bei diesen „Bade-
kum St. Elisabeth Straubing beinahe zur gästen“ ebenfalls um die Enten des
Belegschaft und manch eine:r wird die Klinikums handelte, konnte nicht ab-
Mittagspause im Garten des Klinikums schließend geklärt werden. Die Ähnlich-
schon mit ihnen verbracht haben. Denn keit ist jedoch frappierend, und manch
dort genoss das Entenpärchen vor Kolleg:in vermutete, dass es sich dabei
allem an heißen Sommertagen das laue um Urlaubsbilder von Sissi und Franz
Lüftchen und die schattigen Plätze unter gestartet – und die Follower waren sich handeln könnte. Auch heuer warten wir
den großen Bäumen (Foto oben links). einig: Die beiden heißen nun Sissi und sehnsüchtig auf unser Dreamteam.
Franz! Passt auch deshalb gut, weil Sis-
Etwas turbulent wurde es nur, wenn si an die heilige Elisabeth erinnert, die Im Frühjahr bekamen wir von einer auf-
sich die beiden mal wieder Richtung Namenspatronin des Klinikums. Auch merksamen Kollegin aus der Onkologie
Notaufnahme verirrten (Foto oben mit Doktortiteln wurde das gefiederte einen Schnappschuss vom Allachbach
rechts) – aber auch das hatten die Paar oftmals versehen – also ganz ohne zugespielt, der neben dem Klinikum ver-
Kolleg:innen dort gut im Griff und das Studium ein Ehrendoktortitel fürs fesche läuft (Foto unten rechts): Sissi und Franz
Pärchen wurde routiniert und liebevoll Federvieh! mit Nachwuchs? Eine genaue DNA-
wieder „hinausbugsiert“. Überprüfung können wir leider nicht
Zeitgleich titelte damals das Straubinger bieten. Vielleicht machen beide aber
Auf der Suche nach einem passen- Tagblatt: „Entenpärchen macht es sich einfach noch Urlaub in Entenhausen …
den Namen wurde im Sommer 2021 im Straubinger Freibad bequem“. Be-
eine Umfrage in den sozialen Medien richtet wurde über die heimlichen Stars Heike Korber und Stefania RauschN EU ES A U S DER MEDIZIN 17
Zum Wohle des Kindes
Neue Nüchternzeiten bei Kindernarkosen
in der KUNO Klinik St. Hedwig in Regensburg
„Bis wann darf unser Kind vor der Opera- und Flüssigkeit vor einer Operation sehr anderem in einer deutschen und euro-
tion noch essen und trinken?“ Dies ist im wichtig. Dieser ging 2018/19 eine Un- päischen Leitlinie der Fachgesellschaf-
Rahmen einer Narkosesprechstunde die tersuchung mit mehr als 12.000 Kindern ten für (Kinder-)Anästhesie zum Thema
sicherlich am häufigsten gestellte Frage in 15 Anästhesiezentren in Deutschland präoperative Nüchternzeiten bei Kindern
besorgter Eltern. Vor Narkosen oder di- und den Niederlanden nach. Daran hat und Jugendlichen (0-18 Jahre) aus dem
agnostischen/interventionellen Eingriffen sich auch die Klinik für Anästhesie und Jahr 2022 wieder.
müssen Patient:innen nüchtern bleiben. Kinderanästhesie der Klinik St. Hedwig
Der Grund hierfür ist ein erhöhtes Regur- beteiligt (siehe Infobox 1). Die Ergebnis- Für die kleinen und großen Patient:innen
gitations- oder Aspirationsrisiko (Aufsto- se der Studienarbeit finden sich unter unter 18 Jahren wurde im Mai 2022 in
ßen bzw. Gelangen von Mageninhalt in
die Lunge) bei fehlenden Schutzreflexen
während einer Narkose. Bislang galten
Infobox 1
für Kinder und Erwachsene ähnlich lange
Zeiten bei Nüchternheit.
ERGEBNISSE DER NiKs STUDIE (Nüchternheit in der Kinderanästhesie)
BREIT ANGELEGTE UNTERSUCHUNG
• Komplikationen wie Regurgitation (0,26 %) oder vermutete Aspiration
(0,08 %) oder bestätigte Aspiration (0,03 %) sind sehr selten und bleiben
Aus verschieden Untersuchungen sind
ohne Folgen.
die negativen Auswirkungen sowohl zu
kurzer Nahrungspausen (Aspirationsge- • Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren sowie Notfalleingriffe (Nüchternheit kann
fahr) als auch zu langer Nüchternzeiten nicht mehr abgewartet werden) bilden hierbei eine Risikogruppe.
(veränderte Stoffwechselvorgänge, Blut- • Empfehlung der Autoren: Anpassung der Nüchternzeiten von klarer Flüssig-
druckinstabilität, gestörtes Wohlbefin- keit von bisher 2 Stunden auf 1 Stunde
den) bekannt. Daher ist die Frage nach
der optimalen Karenzzeit von Nahrung
M ISERIC O R D I A 8- 9/2218 NEUE S A US D E R M E DI Z I N
der Klinik St. Hedwig das neue Kon- einer Narkose. Dies ist zum Beispiel
Infobox 2 zept erfolgreich umgesetzt. Begeistert schon im Aufwachraum – in Absprache
sind nicht nur das Personal in den mit den Operateur:innen – möglich.
NÜCHTERNZEITEN FÜR KINDER/ Ambulanzen, auf Station oder im OP, So werden je nach Alter Muttermilch,
JUGENDLICHE VOR EINER OP sondern gerade auch die Eltern und klare Flüssigkeiten wie Wasser und Tee
IN DER KLINIK ST. HEDWIG Sorgeberechtigten sowie die betroffe- oder Wassereis angeboten. Die hohe
nen Patient:innen selbst. Die manch- Akzeptanz lässt sich an den zufriedenen
• 6 Stunden: feste Nahrung mal notwendige Wartezeit am OP-Tag Patient:innen
• 4 Stunden: Milch, kleine Mahl- kann so gefühlt verkürzt werden (siehe leicht nachvollzie-
zeit (Beispiel: Kind mit unter Infobox 2). hen.
20 kg Gewicht: 1 Toast mit
Aufstrich oder 150 g Joghurt BALD ESSEN UND TRINKEN Dr. Gregor Badelt
oder 1 geschälter Apfel) NACH DEM EINGRIFF Chefarzt der
Klinik für
• 3 Stunden: Muttermilch
Ebenso wichtig wie kurze Nüchtern- Anästhesie und
• 1 Stunde: klare Flüssigkeit/Saft zeiten vor einem Eingriff ist auch ein Kinderanästhesie,
ohne Fruchtfleisch frühestmöglicher Beginn der Flüssig- KUNO Klinik
keits- und Nahrungsaufnahme nach St. Hedwig
Schmerzen richtig behandeln
Im Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg wurden im Schmerzbereich Pius West
sämtliche Bereiche der Schmerztherapie auf einer Station zusammengeführt
Das Krankenhaus Barmherzige Brü- medizin in ihrer ganzen Breite sichtbar In diesem ein- bis zweitägigen Scree-
der Regensburg ist bayernweit eine ist“, sagt Professor Dr. Tino Münster, ning wird beispielsweise die weitere
von wenigen Kliniken, die ambulan- Chefarzt der Klinik für Anästhesie und schmerzmedizinische Behandlungs-
te, tagesstationäre und stationäre operative Intensivmedizin. „Außerdem empfehlung ausgesprochen.
Schmerztherapie anbietet. Nun sind im erspart es Wege und ermöglicht, dass
Schmerzbereich Pius West seit März man sich gegenseitig schnell helfen und Sollte der/die Patient:in für eine mul-
alle Bereiche auf einer Station zusam- austauschen kann.“ timodale Schmerztherapie geeignet
mengeführt, zudem ist jetzt auch einen sein, arbeiten die Ärzt:innen in der
Kassensitz für die ambulante Versor- MULTIMODALE SCHMERZTHERAPIE tagesstationären und stationären
gung der Patient:innen vorhanden. Schmerztherapie mit Psycho-, Ergo-
Auf der neuen Station gibt es unter Wer für eine Schmerztherapie infrage und Physiotherapeut:innen zusammen.
anderem neun Behandlungszimmer für kommt, ermitteln die Ärzt:innen unter Die Patient:innen erhalten Stundenpläne
Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen, anderem anhand eines Schmerz-Frage- für ihren Tagesablauf und besuchen
einen Infusionsraum sowie einen Grup- bogens, den die Patient:innen ausfüllen, auch Vorträge zu Themen wie „Was ist
penraum mit Entspannungsstühlen, beschreiben Professor Münster und Schmerz?“ und „Wie wirken Medika-
Sitzbällen, einem Beamer für Vorträge Dr. Christian Hierl, Oberarzt der Klinik mente?“, um ein besseres Verständnis
und Schließfächern. Eine Kooperation für Anästhesie und operative Inten- für ihre Beschwerden zu bekommen.
besteht zudem mit dem Therapiezent- sivmedizin, das Vorgehen. Anhand
rum im Regensburger Westbad; für die des Fragebogens erfolgt auch eine Zur Schmerztherapie kommen
tagesstationären Patient:innen werden Ersteinschätzung der Schmerzchroni- Patient:innen jeden Alters aus ganz
hier Krankengymnastik am Gerät und im fizierung. Sollte eine ambulante Thera- Bayern zu den Barmherzigen Brüdern
Bewegungsbad angeboten. pie nicht zielführend sein, werden die nach Regensburg. Wartelisten gibt es
Patient:innen zu einem schmerzmedi- im ambulanten, tagesstationären und
„Ich freue mich, dass jetzt alles zusam- zinischen Assessment (interdisziplinäre stationären Bereich. Eine tagesstationä-
mengelegt wurde und die Schmerz- algesiologische Diagnostik) eingeladen. re Schmerztherapie dauert im Kranken-
MISERI C O R D I A 8 - 9 / 2 2N EU ES A U S DER MEDIZIN 19 haus Barmherzige Brüder Regensburg vier, eine stationäre drei Wochen. Die stationäre Therapie erfolgt nur, wenn Patient:innen körperlich nicht zur ta- gesstationären Behandlung in der Lage sind oder psychosoziale Gründe dafür sprechen, sie eine Zeit lang aus ihrem Alltag herauszuholen. PERSÖNLICHER KONTAKT WICHTIG Auf der Station gibt es einen Rund-um- die-Uhr-Rufdienst sowie auch sams- tags und sonntags eine Visite. Auch zu Hochzeiten der Corona-Pandemie war die Station nie geschlossen. „Das hat unser Haus ausgezeichnet“, betonen Professor Dr. Münster und Dr. Hierl. „Die meisten Kliniken hat- ten ihre Schmerztherapie-Stationen geschlossen. Persönlicher Kontakt zu den Patient:innen ist wichtig und immer gegeben gewesen.“ Ziel der Behandlung ist – neben einer Schmerzreduktion – das Erlernen von Strategien zur Aktivierung, Schmerzbe- wältigung und -akzeptanz. Hierdurch soll die Lebensqualität verbessert und der Alltag leichter zu bewältigen sein. Zwei Drittel der Patient:innen geben an, dass sich nach der Behandlung die Beschwerden deutlich besserten. Neben der ambulanten, tagesstationä- ren und stationären Schmerztherapie ist ein Akutschmerzdienst im periope- rativen Bereich sowie ein Konsildienst für alle stationären Patient:innen des Krankenhauses Barmherzige Brüder Regensburg etabliert. Evi Paleczek Oben: Prof. Dr. Tino Münster (links) und Dr. Christian Hierl (im neuen Gruppen- raum), freuen sich über die Zusammen- führung aller Bereiche der Schmerzthe- rapie. Mitte: Nicole Weigert, Leitende Me- dizinische Fachangestellte, im neuen Behandlungsraum für Infusionen und invasive Schmerztherapie Unten: der neue Wartebereich
20 NEUE S A US D E R M E DI Z I N
Das Kindeswohl im Fokus
Abschluss des EU-Kinderschutzprogramms „SAVE“ in Barcelona und Regensburg
SAVE ist ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt,
das sich den Kinderschutz zur Hauptaufgabe gemacht hat. Auf
den Weg gebracht wurde es von der KUNO Klinik St. Hedwig
gemeinsam mit zwei weiteren Einrichtungen der Barmher-
zigen Brüder, dem Kinderkrankenhaus Sant Joan de Déu in
Barcelona und der Stiftung Fondazione Fratebenefratelli per la
Ricerca e la Formazione Sanitaria e Sociale in Rom sowie dem
Kinderkrankenhaus Bambino Gesù in Rom.
Im Rahmen von SAVE wurden auf wissenschaftlicher Basis
Standardverfahren zum Vorgehen bei Verdacht auf einen
Kinderschutzfall erarbeitet. Ziel dabei ist es, für jedes Kind und
dessen Familie ein individuelles Hilfsangebot zu erstellen. Zu-
dem wird das Personal der Kliniken anhand der Erkenntnisse
des Projektes geschult. (Siehe auch das Interview mit Prof. Dr.
Michael Melter in der April-Ausgabe, Seite 18 f.) Mitglieder der Projektgruppe in Barcelona, unter ihnen (von
rechts) Marion Riedl, Barbara Hofer und Tobias Hirschberger
Nach zweijähriger Projektarbeit fand Anfang Mai eine Ab-
schlusskonferenz im spanischen Barcelona statt, an der auch
die SAVE-Projektgruppe der Hedwigsklinik teilnahm: Professor
Dr. Michael Melter (Direktor und Chefarzt der Kinder-Uni-Klinik
Die Beiträge der Partnereinrichtungen
Ostbayern), Tobias Hirschberger (Leiter Stabstelle Recht),
Dr. Stefan Döring (Oberarzt Kinder- und Jugendmedizin), Bar-
KUNO Klinik St. Hedwig, Regensburg
bara Hofer (Stationsleitung Kinder- und Jugendmedizin) und
• Migrationskonzept
Marion Riedl (Funktionsoberärztin Gynäkologie und Geburtshilfe).
• Präventionskonzept Kindeswohlgefährdung
• Gesetzgebung Opferschutz
Zunächst stand eine Führung durch das Krankenhaus St. Joan
• Schulungskonzepte
de Déu auf dem Programm. Das größte Kinderkrankenhaus
• Workshops und Vernetzung
Spaniens beeindruckt durch die kindgerechten Konzepte: an-
gefangen bei den vielen Ehrenamtlichen bis hin zur modernen
Fondazione Fratebenefratelli per la Ricerca
familiengerechten Neugeborenen-Intensivstation. Am zweiten
e la Formazione Sanitaria e Sociale, Rom
Tag trugen die teilnehmenden Kliniken ihre Projekt-Ergebnisse
• Anti-violence helpdesk
vor. Der dritte Tag schließlich war einer Besichtigungstour zu
• Bereitstellung von Hilfsangeboten
Sehenswürdigkeiten Barcelonas gewidmet.
• Aufklärung durch Schulungen
Zum Ende des Projekts besuchten die Projektteilnehmer:innen
Kinderkrankenhaus Sant Joan de Déu, Barcelona
aus Barcelona Mitte Juni Regensburg. Nach einer Besich-
• TEVI Programm
tigung der Klinik St. Hedwig folgte ein Online-Meeting mit
• Posttraumatische Unterstützung für Kinder und Familien
den italienischen SAVE-Kolleg:innen. Als Ziel wurde dabei
• Gruppentherapie-Konzept (ERIT)
festgelegt, einen Nachhaltigkeitsplan zu entwickeln, der im
September weiter ausgearbeitet werden soll. In der Hedwigs-
Kinderkrankenhaus Bambino Gesù, Rom
klinik wird das Projekt weiterverfolgt: Es wurden Schulungen
• McMaster Model of Family Functioning (MMFF)
in digitaler Form sowohl für Klinikmitarbeitende als auch für
• Konzept zur frühen Diagnostik
Netzwerkpartner:innen abgehalten. Dies soll in unterschiedli-
• Familientherapiekonzept
chen Formaten fortgesetzt und weiter ausgedehnt werden.
Weitere Informationen im Internet: www.project-save.eu
Barbara Hofer, Marion Riedl
und Andreas Hofmeister
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Diese Herzwerker:innen informierten über ihre Berufe:
(von links) Stephanie Settles, Viktoria Heigl, Tabea
Hildner, Nicole Singer und Samuel Koch
Mit Herz,
Hand und
Köpfchen
Die Kampagne „Herzwerker“
des bayerischen Sozialministeriums
in der Realschule Waldmünchen
„Herzwerker arbeiten mit und für Men- bearbeitet. Am Freitag, den 6. Mai, wur- ich nicht!“ nahm und den Fokus auf die
schen – mit Herz, Hand und Köpfchen!“ den die Szenen dann bei einer Talkshow zu begleitenden Menschen, die Hürden
lautet der Slogan der Herzwerker-Kam- in der Aula gezeigt. Das Publikum setzte der Gesellschaft und die Verantwortung
pagne des bayerischen Sozialministeri- sich zusammen aus den Schülerinnen als Herzwerker:in legte. Außerdem gab
ums. So berichteten Nicole Singer, Er- und Schülern der 8. und 9. Klassen und es einen Einspieler der Schülerinnen,
zieherin und Leiterin des Waldmünchner dem Lehrerkollegium. in dem sie Alltagssituationen durch
Kindergartens, Samuel Koch, gelernter Theater darstellten. Nach einer offenen
Heilerziehungspfleger und Jugendpfle- TALKSHOW VERDEUTLICHT VIELFALT Fragerunde war am Schluss noch Zeit
ger der Stadt Roding, Viktoria Heigl, Er- SOZIALER BERUFE für den Austausch und Praktikumsanfra-
zieherin im Thomas-Wiser-Haus Cham gen in kleineren Gruppen.
und ich als Heilerziehungspflegerin bei In der Talkshow, moderiert von Pro-
den Barmherzigen Brüdern Reichen- jektleiterin und Theaterpädogin Tabea Insgesamt war dieses Projekt auf
bach über unsere Arbeit. Hildner, wurden wir von den Schüle- fantastische Weise dafür geeignet, zur
rinnen interviewt, um die Perspektiven Berufsfindung von jungen Menschen
Eine Woche lang hatten die Schüle- und die Vielfältigkeit unserer Berufe beizutragen.
rinnen der 8. Klasse der Realschule in zu verdeutlichen. Wir gewährten einen
Waldmünchen unseren Alltag szenisch Einblick, der Vorurteile wie: „Das könnte Stephanie Settles
M ISERIC O R D I A 8- 9/2222 SERIE BE RUF E
Mauern, Malern
und Mail-Check
Ludwig Attenhauser ist Haustechniker in Algasing/Barmherzige Brüder
Behindertenhilfe Oberbayern
Es ist kurz nach sieben Uhr morgens,
als mich auf dem Weg ins Büro ein
Fahrradfahrer überholt. Vor den Garten-
häusern biegt er nach links ab und hat
nun bereits seinen Arbeitsplatz, zumin-
dest einen kleinen Teil davon, nämlich
das Haustechnikerbüro, erreicht.
Ludwig Attenhauser ist einer von
sechs Handwerkern, die in der „Regi-
on Oberbayern“ der Behindertenhilfe
für die Instandhaltung der einzelnen
Wohnangebote zuständig sind und
somit das komplette Gelände samt aller
Außenstandorte als ihren Arbeitsplatz
bezeichnen können. Der Arbeitstag
beginnt für ihn damit, E-Mails zu lesen
und Aufträge aus dem Ticketsystem, die
in seinen Zuständigkeitsbereich fallen,
herauszufiltern.
NACH DRINGLICHKEIT PRIORISIEREN
Nachdem die Aufgaben nach Dring-
lichkeit priorisiert wurden, geht es auch
schon los. In einem Wohnangebot gibt’s
eine Toilettenspülung, die sich nicht Mit den Außenstandorten sind noch und hat das Handwerk von der Pike auf
mehr betätigen lässt. Und nebenan weitere Bereiche für die Haustechnik gelernt.
zwickt ein Schloss. Am anderen Ende hinzugekommen. Einmal pro Woche
des Standortes lässt sich die auto- sind abwechselnd Ludwig und seine Durch einen Zufall ist er 1995 darauf
matische Tür nicht mehr öffnen. Und Kollegen nun in den Wohnangeboten aufmerksam geworden, dass in Alga-
im unterirdischen Wegesystem ist es in der Duxer Straße und in der Stet- sing ein Betriebsmaurer gesucht wurde,
plötzlich dunkel, weil irgendwo eine Si- tiner Straße in Waldkraiburg, um die und hat sich kurzentschlossen darauf
cherung durchgebrannt ist. So ist jeder dort anfallenden Arbeiten zu erledigen. beworben. Pater Leodegar Klinger hat
der Handwerker für bestimmte Tätig- Daneben gibt es natürlich auch noch die zu ihm anfangs gesagt, dass er be-
keiten zuständig und erledigt diese. Bei geplanten Auftragsarbeiten. Für Ludwig stimmt sein 30-jähriges Dienstjubiläum
kniffligen Angelegenheiten braucht es als gelernten Maurer sind dies vor allem in Algasing feiern wird, und Ludwig
auch schon mal die Unterstützung und Umbaumaßnahmen, Malertätigkeiten, dachte sich nur: „30 Jahre – das ist so
Manpower der Kollegen, aber dafür ist Umzüge, das Legen von Fliesen und eine lange Zeit, wer weiß, was bis dahin
ein Team ja da. Um auch am Wochen- Bodenbelägen und Rigipsarbeiten. alles passiert.“ Und nun ist die 30 schon
ende für Notfälle erreichbar zu sein, Beim Erzählen merkt man, dass hierfür ganz schön nah gekommen.
leisten die Haustechniker abwechselnd sein Herz ganz besonders schlägt, ist
Bereitschaftsdienste. er doch auf dem Bau groß geworden Sabine Wegmann
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Förderstättenleiter
Reginald Niksch
präsentierte bei der
Grundsteinlegung die
Wünsche der För-
derstättengruppen.
Rechts von ihm: Pro-
vinzrat Frater Thomas
Väth und Prokuristin
Ute Häußer. Links in
der vorderen Reihe:
Bezirksrätin Gisela
Niclas, stellvertretende
Bezirkstagspräsiden-
tin Christa Naaß und
Fachdienst-Mitarbeite-
rin Katharina Däxle
„Fünf vor zwölf“
Grundsteinlegung für den Neubau einer Förderstätte mit 60 Plätzen in Gremsdorf
Den Regenwolken zum Trotz feierten Geplant ist, dass die bisher auf ver- Mittelfranken hinausstrahle. Wie wichtig
die Gremsdorfer am 1. Juli die Grund- schiedene Räumlichkeiten verteilte den Gremsdorfern dieses Herzenspro-
steinlegung für die neuen Förderstätte. Förderstätte 2024 in das von Architekt jekt ist, verdeutlichten die Förderstät-
Dabei war es für die Beantragung der 60 Albert Kastner geplante Gebäude zie- tengruppen selbst, als sie ihre Wünsche
Plätze „fünf vor zwölf“ gestanden, was hen kann, das auf dem alten Sportplatz vortrugen, die mit Handschmeichlern
Prokuristin Ute Häußer bei ihrer Begrü- entsteht. versehen in die Baukiste kamen und
ßung mit einer großen Uhr verdeutlichte. mit anderen Utensilien „eingemauert“
LEUCHTTURMPROJEKT wurden.
Ursprünglich war 2016 eine Förderstätte
mit 30 Plätzen geplant worden. Über Susanne Fritz von der Regierung von Frater Thomas Väth, der dem Neubau-
die folgenden – erfolglosen – Antrags- Mittelfranken erklärte, mit rund 7 Millio- projekt den Segen spendete, brachte für
jahre hinweg wuchs aber die Anzahl nen Euro Bauvolumen und 60 Prozent den Orden der Barmherzigen Brüder die
der zu Betreuenden stetig an, so dass Kostenförderung seitens der Regierung Freude zum Ausdruck, dass hier künftig
man sich gezwungen sah, 60 Plätze zu sei diese Förderstätte „eines der größ- den Menschen ein modernes Assistenz-
beantragen. Die im Herbst 2021 unter ten geförderten Bauprojekte in Bayern“. und Teilhabekonzept geboten wird.
großem Zeitdruck und enormer Anstren- Die stellvertretende Bezirkstagspräsi-
gung eingebrachten Anträge waren nun dentin Christa Naaß sprach von einem Ute Häußer
endlich erfolgreich. „Leuchtturmprojekt“, das weit über
M ISERIC O R D I A 8- 9/22Sie können auch lesen
