MISSION - Liebenzeller ...
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AUSGABE 9/10 – SEPTEMBER / OKTOBER 2019 MISSION Japan: Out of the Box Sambia: Ein „Einschlag“ hat Folgen Spanien: Quo vadis – wenn das Vertrauen fehlt? Quo vadis, Liebenzeller Mission? Mit - Sonder on v beitrag es Johann e Mit Luithl um Infos z s- n Missio fest www.liebenzell.org
2 Das erwartet mich 6 18 22 DARUM GEHT’S SONDERBEITRAG 4 Quo vadis, 18 Quo vadis, Liebenzeller Mission? Liebenzeller Mission? Martin Auch Johannes Luithle 20 Die Geschichte der LM 6 Bangladesch: Woher kommst in 20 Schlaglichtern du? Wohin gehst du? Michael und Regine Kestner IMPULS 8 Sambia: Ein „Einschlag“ 3 Domine, quo vadis? hat Folgen Johannes Luithle Weshalb ich mich für die Manuel Sept PERSÖNLICHES Liebenzeller Mission engagiere? 9 Japan: Out of the Box 22 Zum Heimgang Seit meiner Kindheit kenne ich sie. Mich Lothar Sommer von Gerhard Stamm fasziniert, dass sie das Evangelium im Fokus behielt und sich dennoch den großen Heraus- 27 Missionare unterwegs 10 Deutschland: Große Gemeinden forderungen der Zeit gestellt hat. Ich habe 28 Familiennachrichten müssen klein werden LM-Missionare besucht und war beeindruckt, Dirk Farr wie sie die Menschen vor Ort mit Jesus MIT IMPACT ERLEBT Christus bekannt machen. Die LM ist wie ihre 12 Zentralasien: „Mama, kannst 26 Ein impact-Einsatz prägt Missionare unterwegs geblieben. Deshalb ist du mir bitte helfen?“ fürs Leben sie mir ans Herz gewachsen. Christine LIEBENZELLER MISSION AKTUELL Auf den Missionsberg ziehen uns … 14 Spanien: Quo vadis – 27 Neuer Verwaltungsdirektor … die persönlichen Beziehungen! Meine Frau wenn das Vertrauen fehlt? gewählt und ich beten täglich für „unsere Missionare“. Theo Hertler, Daniel Köhler, Daniel Suchalla Auf dem Berg können wir sie treffen, hier DA BIN ICH GEFRAGT erleben wir großen geistlichen Reichtum und 16 Frankreich: Das fordert heraus! 27 Weltweit Hoffnung schenken – sind Teil der weltweiten Gemeinschaft. Wir Evelyn Theurer in Bangladesch freuen uns auch, wie sich die LM mit ihren Studiengängen für so viele junge Menschen 17 Sambia: Als Neulinge DAS EMPFEHLEN WIR geöffnet hat. bei der LM Katja und Matthias Bachmann 24 Buchtipps 25 HerbstMissionsFest Hermann Heppenheimer, 28 Tipps und Termine verheiratet mit Helga, zwei 31 TV-Programm Töchter, drei Enkel, Berater in der freien Wirtschaft, ehren- Titelbild: Bäuerin WAS MACHEN EIGENTLICH … amtlich tätig in der Landeskirch- beim Kräutersammeln, lichen Gemeinschaft. 32 … Holger und Silvia Totzeck? Zentralasien Foto: Michael Bolay 31 Impressum
3 Impuls Domine, quo vadis? „Quo vadis“ ist der Titel eines Romans, der 1895 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Die Erzählung faszinierte viele Menschen. Kein Wunder, dass der Roman später mehrmals aufwendig 26 verfilmt wurde. Der polnische Schriftsteller Henryk Sienkiewicz schildert darin die Anfänge der Christenheit in Rom. Er verarbeitet Informationen aus den sogenannten Petrus- akten, einer Schrift, die in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Christus AKTUELLE INFOS entstanden ist. Dort wird im letzten Buch geschildert, wie die Glaubensbrüder O im Internet unter: in Rom den Apostel Petrus auffordern, die Stadt zu verlassen. Sonst müsse er www.liebenzell.org mit dem Tod rechnen. Petrus lässt sich überreden und will gehen. „Als er aber O in der wöchentlichen zum Tore hinausging, sah er den Herrn nach Rom hineinkommen. Und er sah ihn Gebetsmail (bitte anfordern): und sprach: ,Herr, wohin gehst du hier?´ ,Ich gehe nach Rom hinein, um gekreuzigt zu www.liebenzell.org/ werden´ (...) Da kam Petrus zu sich (...). Er kehrte nach Rom zurück und pries den gebetsanliegen Herrn, weil er selbst gesagt hatte: ,Ich werde gekreuzigt.´ Das sollte an Petrus gesche- O in der LM-App „Meine Mission“ hen.“ (Zitat nach W. Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphen, S. 286) unter www.liebenzell.org/app Diese Erzählung knüpft an das Johannesevangelium (Kapitel 13,36) an. Hier fragt Petrus zum ersten Mal: „Domine, quo vadis? (Herr, wo gehst du hin?) Jesus antwortete ihm: Wo ich hingehe, kannst du mir jetzt nicht folgen; aber du wirst mir später folgen.“ Und in der Tat. Bei der letzten Begegnung mit dem Auferstande- SPENDEN nen sagt der zu Petrus: „Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo Liebenzeller Mission du hinwolltest; wenn du aber alt bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein an- Sparkasse Pforzheim Calw derer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst. Das sagte er aber um an- IBAN: DE27 6665 0085 0003 3002 34 zuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde.“ (Johannes 21,18f) BIC: PZHSDE 66 Nach den Petrusakten ging Petrus für seinen Herrn Jesus Christus in den Tod. Die Liebenzeller Mission ist als Seither haben viele Menschen ihr Leben für Christus bis zum letzten Atemzug gemeinnützig anerkannt. Spenden, eingesetzt. Zuletzt hat aus unseren eigenen Reihen Missionar Gerhard Stamm Schenkungen und Vermächtnisse sein Leben im Dienst für seinen Herrn gelassen. Wir trauern mit seinen Ange- müssen nicht versteuert werden. hörigen im Wissen, dass er Jesus konsequent nachgefolgt ist. Nun ist er am Ziel angekommen. „Herr, wohin gehst du?“ Das ist die Kernfrage, die wir uns als Glaubenswerk, aber auch in unserem täglichen Leben stellen. Gerne verfallen wir in die Haltung: n: elfe E MithDENCOD Mithelfen: Bitte vermerken Sie den „Herr, ich gehe wohin, bitte geh du mit.“ Besser wäre freilich, den Tag mit der 0-32SPENDENCODE2 Bitte zu beginnen: „Herr, wohin gehst du heute? Ich will dir folgen!“ N SPE 144 1440-3 beim Artikel angege- benen Spendencode auf Ihrer Überweisung, wenn Sie Gottes Segen möge Ihnen folgen diese Arbeit unterstützen möchten. Herzlichen Dank! Ihr Pfarrer Johannes Luithle MISSION weltweit 9–10/2019
4 DARUM GEHT‘S Quo vadis, Liebenzeller Mission? Was macht ihr denn genau? Wo setzt ihr den Fokus der Arbeit weltweit? Was motiviert euch dazu? Was ist eure Strategie? Der biblische Auftrag der Mission ist unbestrit- sammelten Daten, Fakten, Erfahrungen, tausch- ten gültig und allein maßgebend: die Botschaft ten uns mit anderen Werken, Gemeinden und weiterzugeben, dass Jesus vom ewigen Verder- Kirchen aus. Die Tagung der Liebenzeller Mis- ben rettet. Weltweit sollen Menschen seine Jün- sion International in Ecuador bot 2015 unseren ger werden. Punkt. weltweit Verantwortlichen erstmals Gelegen- Dieser Auftrag gilt, bis Jesus wiederkommt. Seit heit, gemeinsam vier Schwerpunkte festzule- 120 Jahren ist er die Mitte der LM – und muss gen, an denen wir die Missionsarbeit ausrichten es bleiben. Trotzdem fragen wir uns, wie die Ar- werden. Auf der folgenden Seite finden Sie das beit künftig aussehen soll. Es gibt auf der ganzen Ergebnis. Uns ist es ein riesiges Geschenk, dass Welt unzählige Einsatzbereiche für Missionare. ● unsere Missionare und Gremien diesen müh- Wer seine Kompetenz entwickeln will, braucht samen Prozess in großer Einigkeit mitbegleitet eine Konzentration auf Schwerpunkte und eine und mitgetragen haben – und es heute um- Fokussierung der Arbeit. Dass dabei die Ver- setzen, kündigung des Wortes Gottes und die Tat der ● wir dabei die Qualifikationen der Absolventen Liebe motiviert, bevollmächtigt und relevant der neuen Studiengänge an IHL und ITA in die geschieht, ist unser Anspruch. Dazu muss uns Weltmission einbringen können. Gottes Wort leiten, Jesus befähigen und Gottes Die Formen, Methoden, Zugänge und Kontexte Geist erfüllen. Alles für den Besten – Jesus. sind heute anders als 1899 in China. Aber das Im Jahr 2014 starteten wir einen wichtigen Pro- Evangelium mit dem rettenden Wort und mit der zess. Wir baten unsere Teams weltweit um ihre liebenden Tat weiterzugeben, war schon immer Gedanken zur künftigen Ausrichtung. Miteinan- unsere Mission. der beteten wir anhaltend um Wegweisung. Wir In dieser Ausgabe lesen Sie, was unsere Missi- onare zu diesem Thema bewegt. Sie finden die Nachrufe für unseren heimgegangenen Missio- nar Gerhard Stamm. Ihm habe ich mehr als eine besondere Freundschaft zu verdanken. Ich ken- ne keinen anderen Christen, der sich so unbe- kümmert, originell, echt und begeistert auf die Ewigkeit bei Jesus gefreut hat. Herzliche Grüße auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel Ihr Martin Auch, Missionsdirektor PS: „Ewigkeit“ ist Thema der nächsten Ausgabe!
DARUM GEHT‘S 5 GEMEINDEN GRÜNDEN Wir gründen Gemeinden! Denn Junge und Alte, Arme und Reiche, Einheimische und Ausländer sollen in Unterschiedlichkeit Gott begegnen und als Segens- träger zu Integration und Versöhnung beitragen. BEISPIEL SPANIEN: JESUS VEREINT! In Marbella gründeten unsere Missionare eine interkul- turelle Gemeinde, die heute 20 Nationalitäten umfasst. So setzen sich die Gottesdienstbesucher zusammen: MENSCHEN DIENEN Für viele Menschen ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Gemein- den vor Ort werden relevant für ihr Umfeld, indem sie den Nöten der Menschen begegnen. So wird christlicher Glaube sichtbar. BEISPIEL BANGLADESCH: EINE ZUKUNFT FÜR SUVRO Naturkatastrophen, Kinderarbeit, einstürzende Textil-Fabriken. Das sind die Schlagzeilen, die man aus Bangladesch kennt. Besonders stark trifft es die Kinder. So wie Suvro. Seine Eltern verdienen zu wenig Geld, um die eigene Familie zu ernähren. Aber Suvro hat eine Chance auf eine bessere Zukunft. Im Kinderdorf in Khulna hat er ein neues Zuhause gefunden. PARTNERSCHAFT LEBEN Wir arbeiten mit über 60 Partnern im Ausland eng zusammen. Denn Mission auf Augenhöhe ist uns wichtig – geprägt von gemeinsamen Zielen und gegenseitigem Lernen! Auch in Krisen, Katastrophen, Eng- pässen oder Bürgerkriegen bleiben wir zuverlässige Partner. BEISPIEL BURUNDI: FRIEDEN UND VERSÖHNUNG STATT HASS UND MORD In Burundi sind auch nach dem Bürgerkrieg zwischen Hutu und Tutsi die Wunden noch spürbar. Hass, Angst, Misstrauen haben sich tief in die Seelen eingegraben. Unsere Missionare setzen sich gemeinsam mit unserer Partnerkirche in Burundi für Versöhnung ein. In einer Kirche treffen sich heute Witwen von beiden Volksgruppen, um gemeinsam die Bibel zu lesen. Gottes Wort zeigt ihnen durch die Vergebung den besten Weg zum Frieden. MISSION FÖRDERN Wir befähigen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, in ihrem Land und in aller Welt missionarisch zu wirken! In einer Zeit, in der viele Menschen jede Perspektive verloren haben, ist Mission nötiger als je zuvor. Denn Mission bedeutet Rettung, Hoffnung und Multiplikation. BEISPIEL KONGO: FÜR JESUS ÜBER DIE GRENZE Missionare aus Sambia schulen Pastoren und Gemeindeleiter im Nach- barland Kongo. Dort fehlen in der theologischen Ausbildung qualifizier- te Personen. Mittlerweile konnten wir einen kleinen Gemeindeverband gründen und neue Gemeinden kommen dazu. Unser Ziel ist, noch mehr sambische Gemeinden in diese Missionsarbeit zu integrieren. MISSION MISSION weltweitweltweit 9–10/2019 9–10/2019
6 DARUM GEHT’S BANGLADESCH Woher kommst du? Wohin gehst du? Diese Fragen stellen sich täglich viele Menschen in Bangladesch – aus Neugier, mit Interesse oder auch zur Kontrolle. Vor Jahren waren die meisten nur in ihrer näheren Umgebung unterwegs. Das ist heute bei vielen berufsbedingt anders. Doch die Frage nach der Veränderung und dem Ziel und Zweck ist geblieben. Als wir 1985 nach Bangladesch kamen, gehörte rer kann sich jetzt drei Mahlzeiten am Tag leis- es zu den ärmsten Ländern der Welt. Viele Men- ten. Das Land hat sich rasant nach vorne bewegt. schen kämpften ums tägliche Überleben, waren Das Leben ist schneller geworden, der Stress hat arbeitslos, litten unter Krankheiten und Natur- zugenommen. katastrophen. Die breite Masse hatte nur eine Die Probleme sind heute andere. Die Bevölke- geringe Schulbildung, denn es gab nur wenige rung hat sich in den letzten 30 Jahren auf rund Schulen. Die Verkehrswege waren schlecht, das 165 Millionen Menschen verdoppelt. Sie zieht Telefonnetz nicht ausgebaut. Auf dem Land gab es in die Städte in Wohnblöcke. Das offene Mit- es vielerorts keinen Strom, nur wenige Kranken- einander, das Füreinander-Zeit-Haben und die Michael und Regine Kestner häuser und keine ausreichende, saubere Wasser- Gastfreundschaft leiden darunter. Aktuelle The- leben seit 1985 in Bangla- versorgung. men sind Zeitmanagement, Luftverschmutzung, desch. Sie engagieren sich Vermüllung, Plastik, Klimawandel, digitales in der Gemeindearbeit, der Veränderungen im Land Bangladesch, Industrie, Business und Korrupti- außerschulischen theologi- Dies alles erlebten wir hautnah mit. Wir waren oft on, Städteplanung, Versorgung der älter wer- schen Ausbildung (TEE) und Stunden mit dem Schaufelraddampfer nach Bari- denden Generation etc. im Kinderdorf in Khulna. sal unterwegs oder mit dem Boot durch Kanäle Vor ihrer Ausbildung am und Reisfelder in die Klinik nach Shantikutir. Für Veränderungen in der Missionsarbeit Theologischen Seminar der dieselbe Stecke braucht man heute mit dem Bus Seit 1974 arbeitet die LM hier in Partnerschaft Liebenzeller Mission war eine gute Stunde! Wir genießen es, Strom zu ha- mit dem einheimischen Gemeindeverband „Ban- Michael Werkzeugmacher ben, besseres Wasser, gutes Internet und können gladesh Baptist Church Sangha“ (BBCS) und des- und Regine Erzieherin. mit den Kindern und Eltern in Kontakt bleiben. sen registriertem Sozialzweig. Der BBCS ist heu- Sie haben vier erwachsene Inzwischen gehen in Bangladesch die meisten te der größte protestantische Gemeindeverband Kinder und eine Enkelin, Kinder zur Schule, zumindest in den ersten Jah- mit 377 Gemeinden und 168 Pastoren. die in Deutschland und ren. Die gesundheitliche Situation hat sich durch Als wir ins Land kamen, arbeiteten die Missio- England leben. Aufklärung und Impfprogramme sehr verbes- nare vor Ort in den Gemeinden und Projekten; sert. Die Industrie und der Dienstleistungssektor die älteren waren in der Bezirksleitung und ver- haben Arbeitsplätze geschaffen, das Pro-Kopf- antworteten die Gemeindearbeit. Auch in der Einkommen ist gestiegen. Auch ein Rikschafah- Projektleitung spielten ausländische Missionare eine große Rolle. Heute füllen Einheimische die- se Positionen aus. Missionare begleiten, ermuti- gen, befähigen und korrigieren – und dies part- nerschaftlich, vertrauensvoll, wertschätzend FOTO: MICHAEL KESTNER Wartungsarbeiten in und gabenorientiert Es geht darum, einander zu einer Autowerkstatt. dienen – ein großes Übungsfeld! Auch eine Gemeinde Nur das Ziel ist unverändert: Menschen sollen benötigt Pflege. Jesus kennenlernen, ihren Glauben in Gemeinde und Umfeld leben, dieses lieben und ihm dienen und dadurch andere einladen. Dazu gehört, sich der Not der Menschen anzunehmen. Es gilt wei- ter, Veränderungen wahrzunehmen, damit zu- rechtzukommen und sie ins Leben und die Ar- beit einzubeziehen. Dranzubleiben, den Motor der Mission am Laufen zu halten, Beziehungen Mithelfen: zu pflegen, neue Wege zu gehen und Brücken zu bauen, damit Menschen das Evangelium hören SPENDENCODE 1400-32 Bangladesch und verstehen.
BANGLADESCH DARUM GEHT’S 7 Dranbleiben – an der Dranbleiben – an der missionarischen Arbeit sozial-missionarischen Arbeit Dafür schlägt unser Herz und das des Gemeinde- Trotz riesiger Fortschritte gibt es weiterhin vie- Gemeindeverband BBCS: verbands. Wir wollen neue Gemeinden gründen le soziale Nöte. Diese haben sich verändert: Kli- Seine Anfänge gehen auf in Gebieten, in denen es keine gibt. Dort folgen niken auf dem Land spielen heute keine große Dr. William Carey zurück, der missionarisch gesinnte Pastoren der Einladung Rolle mehr, aber gute Schulen sind weiterhin 1793 aus England nach Indien von Menschen, die an der Bibel und Jesus inte- gefragt. Bildung ist notwendig, und eine gute kam und auch im Gebiet ressiert sind. Sie nehmen sich Zeit, erklären das Erziehung, die sich an der Bibel orientiert, ver- des heutigen Bangladeschs Evangelium und betreuen bis zur Entscheidung ändert Leben. Deshalb können unsere Kinder- arbeitete. Carey gründete und Taufe und danach. dörfer und Schulen Oasen sein, in denen Jesu nach mühsamen und durch Die Mutter eines Kinderdorf-Jungen, Teepflü- Liebe und Frieden untereinander herrschen, von viele Rückschläge gekenn- ckerin und Stammesangehörige, fand durch ei- denen Orientierung ausgeht und die damit in die zeichneten Anfängen die nen solchen Pastor zum Glauben an Jesus. Sie Gesellschaft hineinwirken. Eine große Chance ersten Gemeinden. 1947 kam erzählt ihren Nachbarn und der Verwandtschaft und Aufgabe! es zur Teilung Indiens. 1971 von Jesus, und ihr verändertes Leben und ihre wurde Bangladesch unab- Begeisterung für Jesus öffnen Herzenstüren. Dranbleiben – im Gebet hängig. Durch die Teilung war Auch in anderen Gebieten und unter der Mehr- Ein Geheimnis der Missionsarbeit ist das Gebet der Gemeindeverband von heitsbevölkerung bleiben unsere Pastoren dran. für alle Menschen. Wir können nichts aus uns Kalkutta abgeschnitten und Trotz Drohungen und Schwierigkeiten tun sie heraus bewirken. Doch bei Gott ist neues Leben hatte nur noch eine Handvoll treu und fröhlich ihren Dienst. Wie eine junge möglich, Veränderung in die positive Richtung, ausgebildeter Pastoren. Pflanze hegen und pflegen sie, damit neu ent- Sündenerkenntnis, Umkehr, Vergebung, Frie- standene Gemeinden stark werden und wachsen. den unter den Menschen und unterschiedlichs- FOTO: MICHAEL KESTNER Es ist besser, wenn wir im Hintergrund ermuti- ten Gruppen. Danke für alle Unterstützung! gen und erst nach der Taufe Schulungen über- Michael und Regine Kestner ● nehmen. Dranbleiben – an der Gemeindearbeit Auch ältere Gemeinden und jeder Einzelne dort brauchen Pflege durch regelmäßige Gottes- Pastorenkonferenz 2019: dienste, damit der Glaube lebendig, vertieft und Neue Mitarbeiter werden zum seine Kraft im Alltag sichtbar wird. Durch Pas- Dienst eingesegnet. toren- und Mitarbeitermangel kommt dies oft zu kurz. Damit das geistliche Leben nicht verküm- mert, ist es wichtig, Mitarbeiter zu schulen und Pastoren auszubilden. Kinder und Jugendliche brauchen Jesus, ein Fundament für ihr Leben, das hilft, Durststrecken und Schwierigkeiten zu überwinden. Dran bleiben müssen wir auch an der älteren Generation, die in den Heimat- dörfern festsitzt und sich von Kindern und Ver- wandten alleingelassen fühlt. Vorbildhaft ist ein Pastor, der trotz Weiterbil- dung und eines besseren Gehalts seine Position aufgab, um Gott an der Basis auf dem Land zu dienen, wo er gebraucht wird. Ein anderer blieb trotz harscher Kritik an seinem Predigtstil dran: Für den Süden predigte er zu leise, was man ihm als Mangel an Geistlichkeit auslegte. Trotzdem blieb er seiner Berufung treu. Später erkrankte er an Krebs. Trotz aller Schwierigkeiten liebt er seinen Herrn. Dieser stille Zeuge und wertvol- le Mitarbeiter erfährt immer wieder, dass Jesus durchträgt. FOTO: ELKE PFROMMER Kinderdorf in Khulna: MISSION weltweit 9–10/2019 im Unterricht
8 DARUM GEHT’S SAMBIA Ein „Einschlag“ hat Folgen FOTO: FABIAN REINHARDT 25. Mai 2008. Ich stehe mit gepackten Koffern am Flughafen in Frankfurt/Main. Mithelfen: Mit mir vier weitere junge Erwachsene und unsere Leiter. Wir reisen als eines SPENDENCODE 1440-32 der ersten impact-Teams der Liebenzeller Mission nach Mikronesien, um dort Sambia gemeinsam zu leben, zu dienen und zu lernen. Was werden wir wohl erleben? Wie wird sich das lacht, gelernt, gestritten, gesungen, geweint. Zusammenleben gestalten? Was werden wir über Wir Leiter durften sehen, wie sich die Teilneh- die Kultur und uns persönlich lernen? Alles Fra- mer verändert haben, und wir hoffen, dass auch gen, die mir in diesem Moment durch den Kopf sie selbst im Laufe ihres Lebens immer wieder gehen. erkennen, wie Jesus an ihnen gearbeitet hat. Zehn Jahre später. 13. September 2018. Wieder stehe ich am Flughafen, dieses Mal nicht in Frank- Wieso wir zwei Kulturen furt, sondern in Sambia, neben mir meine Frau zusammenbringen wollen? Carmen. Dieses Mal sind nicht wir diejenigen, die Wir glauben, dass beide Kulturen Stärken und Manuel und Carmen Sept abfliegen. Nein, heute dürfen wir willkommen Schwächen haben – Aspekte, die mehr oder weni- leben seit 2017 in Sambia heißen und zwar den deutschen Teil des dies- ger „Gottes Kultur“ entsprechen. In Sprüche 27,17 und leiten ein neunmonati- jährigen impact-Sambia-Teams. Ähnliche Fragen steht: „Ein Messer wetzt das andre und ein Mann den ges impact-Team. Manuel ist wie damals gehen mir durch den Kopf. Was er- andern.“ Genau das erleben wir, wenn Menschen Energieelektroniker und hat wartet uns? Wie wird das Zusammenleben? miteinander leben – und noch stärker, wenn Men- durch einen impact-Einsatz Seit Mikronesien hat sich in meinem Leben viel schen unterschiedlicher Kulturen miteinander in Mikronesien die Lieben- verändert, und die Liebenzeller Mission hat da- leben. Dann lernen wir Deutsche zum Beispiel, mit zeller Mission kennengelernt. bei eine große Rolle gespielt. Mittlerweile sind mehr Geduld und einer gewissen Gelassenheit Er absolvierte hier sein B.A.- wir als Ehepaar hier in Sambia, um einen zehn- durchs Leben zu gehen. Sambier lernen, Dinge Gemeindepädagogikstudium. monatigen impact-Einsatz zu leiten. Allerdings auch mal kritisch zu hinterfragen und nicht ein- Carmen hat Theologie/Sozi- tun wir das nicht alleine. Mit uns arbeitet ein fach alles hinzunehmen, wie es kommt. ale Arbeit im interkulturellen sambisches Ehepaar, denn die Teilnehmer sind Dieses Leben und Lernen ist ganz sicher nicht Kontext an der Internationa- nicht nur deutsch, sondern auch sambisch. Es ist immer das Leichteste. Denn ist es einfach, ge- len Hochschule Liebenzell das erste interkulturelle impact-Team in Sambia wetzt zu werden? Beim Wetzen sprühen hier studiert. Die beiden haben und geschieht in Partnerschaft mit der Zambian und da Funken, aber am Ende sind die Messer eine Tochter. Baptist Association, der langjährigen Partnerkir- scharf und bereit, gebraucht zu werden. Auch che der LM. wir und die impactler sind Gottes Wesen im ver- gangenen Jahr hoffentlich wieder ein Stückchen Viele ehemalige impactler dienen Gott ähnlicher geworden. impact ist englisch und in Vollzeit Im September 2019 stehen wir wieder am Flug- heißt Auswirkung oder Durch das impact-Programm wurde ich damals hafen in Sambia, um das nächste Team zu begrü- Einschlag. Als Kurzzeit- sehr stark geprägt, und ich kenne viele andere, ßen. Wir sind sehr gespannt: Was Gott in ihnen programm der Lieben- die ebenfalls nachhaltig verändert wurden und und durch sie alles bewirken will. Wo er mit je- zeller Mission will impact jetzt zum Beispiel im hauptamtlichen Dienst für dem Einzelnen hin will. Und wir sind gespannt Auswirkungen im Leben Gott unterwegs sind. Auch für unser Team wa- zu sehen, wo Gott mit dem impact-Programm der Teilnehmer und auch ren die vergangenen Monate sehr einflussreich: hier in Sambia und in den anderen Missionslän- der Menschen in den Wir haben viel gemeinsam durchgemacht. Ge- dern noch hingeht. Manuel Sept ● Einsatzländern haben.
JAPAN DARUM GEHT’S 9 Out of the Box Im Schatten der Hochhäuser gehören, besonders in den Großstädten Japans, Hunderte von Internetcafés zum Stadtbild. Diese haben in der Regel 24 Stunden geöffnet. Darin kann man sich nicht nur einen Platz an einem Computer, sondern gleich einen winzigen Raum mieten. Wobei „Raum“ vielleicht übertrieben ist. Es ist schon viele Wege geführt. Viele Menschen durf- eher eine kleine Box. Auf drei bis vier Quadrat- ten Jesus als ihren Retter kennenlernen. 120 metern bleibt darin gerade einmal Platz für den Jahre Liebenzeller Mission sind ein Geschenk, PC, einen Liegesessel und eine Tasche. Die Wän- für das wir Gott nur danken können. Aber es ist de sind sehr dünn, die Box ist nach oben offen. kein Sessel, auf dem wir uns bequem zur Ruhe Man kann in den Internetcafés auch duschen setzen und zusehen, wie die Menschen draußen Lothar und Tabea Sommer und Fertiggerichte aus dem Automaten kaufen. vorbeigehen. Denn Jesus führt uns immer wie- haben zwei Kinder, leben Für Geschäftsmänner, die den letzten Zug ver- der neu zu den Menschen vor unserer Haustür. seit 2008 in Japan und passt haben, oder junge Leute ist das eine güns- Er will ihnen Hoffnung schenken. Die Heraus- arbeiten in einer Gemeinde tige Alternative zu den üblichen Hotels. forderung ist, die Herzen dieser Menschen zu in Yokohama-Hongodai. Es gibt aber auch Menschen, die dauerhaft in verstehen und sie mit Gottes Augen sehen zu Dort sind sie vor allem in diesen Internetcafés leben! Sie haben zwar ein können. Welche Fragen bewegen Menschen wie der Jugendarbeit eingesetzt Einkommen, können oder wollen sich aber trotz- Miko und die vielen anderen in Japan wirklich? und möchten auch Wege zu dem keine eigene Wohnung leisten. Eine der Womit kämpfen sie? Auf welchen Wegen befin- den Menschen finden, die rund 4000 Box-Bewohner ist Miko (Name geän- den sie sich? noch keinen Kontakt zur dert). Mich hat ihr ehrlicher Einblick in ihr Le- Das herauszufinden ist, ehrlich gesagt, oft nicht Gemeinde haben. Lothar war ben sehr bewegt. einfach und kostet viel Zeit und Energie. Aber vor seinem B.A.-Theologie- wir erleben, wie Jesus die Herzen von Menschen studium in Bad Liebenzell Anonym in der Masse verändert. Wagen wir gemeinsam als Mission Krankenpfleger. Tabea ist Miko ist nicht gern alleine, möchte aber trotz- und Missionsfreunde auch in Zukunft Schrit- Groß- und Außenhandels- dem ihren persönlichen Rückzugsort haben. Im te nach draußen. Out of the Box – heraus aus kauffrau sowie Heilerzie- Internetcafé hat sie ihren eigenen Bereich und der Box! Das lohnt sich! Lothar Sommer ● hungspflegerin. kann gleichzeitig die anderen Gäste hören. Ob- wohl sie von Menschen umgeben ist, bleibt sie anonym und fühlt sich sicher. Miko erzählt wei- ter, berichtet von ihren Träumen und auch da- Mithelfen: von, dass sie nicht weiß, wozu sie eigentlich lebt. SPENDENCODE So driftet sie von einem Tag in den anderen. 1340-32 Was hat die Geschichte von Miko mit mir und Japan der Liebenzeller Mission zu tun? Ihre Hoffnungs- losigkeit bricht mir das Herz und fordert mich als Missionar heraus. Für mich ist die Box, in der sie lebt, auch ein Bild für uns als Mission. Wir haben unseren Bereich, gewissermaßen un- sere eigenen vier Wände, in denen wir weltweit aktiv sind. Diese vier Wände sind uns nur gelie- hen. Der Hausherr, Jesus, darf sie nach Belie- ben versetzen, verändern und ausrichten. Wir sind „nach oben offen“ und wollen uns durch den Heiligen Geist leiten lassen. Wie Petrus in Johannes 13,36 müssen auch wir immer wieder Jesus fragen: „Quo vadis?“, „Wohin gehst du?“ – Wohin geht dein, wohin geht mein Weg mit FOTO: LOTHAR SOMMER Jesus, mit der Liebenzeller Mission? Unsere Box ist nicht nur nach oben offen! Leben in der Box: Allein in Jesus setzt immer wieder offene Türen ein. 24-Stunden-Internetcafé Tokio tun das etwa 4000 Durch diese Türen hat uns Gott als Mission Menschen. Verglichen mit der Einwohnerzahl (rund 9,5 Millionen) ist der Anteil mit 0,042 Prozent noch gering. MISSION weltweit 9–10/2019
10 DARUM GEHT’S DEUTSCHLAND Als Liebenzeller Mission arbeiten wir in beide Mithelfen: Fahrtrichtungen: Sendend von Deutschland in Große SPENDENCODE 165-32 die Welt. Gleichzeitig gelangen über die welt- Deutschland weiten Kontakte wertvolle Impulse zurück zu uns. Wie eine dieser „Retour-Kutschen“ dem Team Berlin hilft, berichte ich hier. Gemeinden „Dirk, ich habe das Gefühl, mein Glaube wächst nicht mehr.“ Dieser Satz eines Gemeindeglieds hat mich alarmiert. Also führte ich den Schnell- müssen Check durch: Gottesdienstbesuch? Erfüllt. – Mit- arbeit? Erfüllt. – Kleingruppe? Erfüllt. Aber dazu sein Kommentar: „Aber das ist halt irgendwie immer dasselbe.“ klein Ja, das kann passieren. Aber es muss nicht so bleiben. Also begannen wir eine Entdeckungs- reise ins Land der Kleingruppen-Arbeit. werden Kirche ist kein Gebäude und auch kein Programm Kirche besteht aus Menschen. Menschen, die auf ihrer Reise mit Jesus an ganz verschiedenen Punkten stehen. Und Menschen, die heute an- Veränderung ist die neue ders ticken als vor 20 Jahren (vgl. dazu den Ar- Konstante in einer globalen tikel zur „Generation Z“ in „Mission weltweit“ Welt. Das gilt auch für Juli/August 2019). Mission. Während früher die Unsere Gemeinde im Osten Berlins wächst. Gott sei Dank! Neue Menschen kommen dazu. Das ist missionarischen Impulse großartig. Doch eine Gemeinde wächst nur so von Deutschland aus lange, wie sie den Nöten des Einzelnen begeg- in die Welt gingen, gibt es nen kann. Ein Gottesdienst mit 150 Besuchern auf dieser Einbahnstraße kann das allein nicht mehr. Deshalb muss eine Gemeinde, die groß werden will, gleichzeitig inzwischen immer mehr kleingliedrig sein: Gegenverkehr. Damit der Einzelne mehr als nur ein weiteres Ge- sicht in der Menge ist. Damit ihm geholfen werden kann – und er helfen kann (Römer 12,1). Klein- gruppen (auch Hauskreise genannt) sind die er- probte Lösung auf diese Herausforderung. Doch wie kann das gehen, wenn die „Generation Z“ so ganz anders tickt als ihre Elterngeneration? Kleingruppen: Das Prinzip dahinter ist simpel Eine Kleingruppe ist für uns eine kleine Gruppe, in der drei Ziele gelebt werden: 1. Gott erleben: Die Kleingruppe ist einer der Orte in der Gemeinde, an denen Menschen Gott begegnen und in der Beziehung zu ihm wachsen. 2. Gemeinschaft erleben: Kleingruppen sind der Ort, an dem verlässliche Beziehungen wachsen und gepflegt werden. Hier sind die Einzelnen füreinander da, unterstützen und ermutigen sich, beten füreinander. 3. Wachstum erleben: Kleingruppen erhalten sich eine „heilige Unzufriedenheit“ am Leben: Die Gruppe ist grundsätzlich offen, neue Leute auf- zunehmen und ihnen Anschluss und Heimat zu geben. „Wachsen“ bedeutet aber auch, dass der Einzelne geistlich wächst – durch Lehre, aber ge- rade auch durch das gemeinsame Einüben eines Fernsehturm im Osten Berlins
DEUTSCHLAND DARUM GEHT’S 11 christlichen Lebensstils im Alltag. Leitfrage ist: ● Sollte es in der Kleingruppe nicht passen, Was ist der nächste Schritt auf meiner Reise mit kommt man nach dem Semester leichter wie- Jesus? der raus. Darüber hinaus ist uns wichtig: ● Man kann sich immer wieder ein bestimmtes ● Maximale Freiheit, wie die Treffen gestaltet Thema vorknöpfen und es zusammen mit ei- und die drei Ziele gelebt werden. Es muss nicht ner Gruppe erschließen. immer jedes Ziel in jedem Treffen drin sein. ● Mehr neue Leiter: Die Leitung für ein Halbjahr ● Viele Kleingruppen haben einen Schwerpunkt zu übernehmen macht es leichter, es einfach (Studenten, Sport, Bibelstudium, Mütter …) mal auszuprobieren. Sollte es nicht so klap- ● Jede Kleingruppe hat einen Leiter. Er bekommt pen, ist ein Endpunkt schon vorgegeben. Dirk und Angelika Farr eine Schulung, bevor er loslegt und wird regel- leben seit 2006 in Berlin. mäßig gecoacht. Doch auch Nachteile werden erkennbar Dort haben sie im Rahmen Zwei Handicaps sind uns besonders aufgefallen: der „Jungen Kirche Berlin“ Und das funktioniert? ● Langzeitfreundschaften entstehen nicht mehr (JKB) eine Gemeinde für Jein! Während es vielen geholfen hat, Teil der automatisch innerhalb von Kleingruppen. Konfessionslose im Ost- Gemeinschaft zu werden und in ihrem Glauben Manchmal enden die sechs Monate gerade berliner Stadtteil Treptow zu wachsen, gab es immer mehr – gerade jun- dann, wenn eine Gruppe beginnt, auf der per- gegründet. Dirk ist leitender ge Leute –, für die das nicht zu „funktionieren“ sönlichen Ebene tiefer zu werden. Gerade für Pastor der JKB und Teamlei- schien. Was tun? Jammern über die Unverbind- stetige Menschen ist das eine Herausforde- ter im Bereich Gemeinde- lichkeit? Oder einfach sagen: „Pech gehabt, selbst rung. Deshalb haben wir auch Kleingruppen, gründung der Liebenzeller schuld“? Jede Generation ist ein Kind ihrer Zeit die nach einem Halbjahr weitermachen. Das Mission. Vor seinem B.A.- mit ihren Besonderheiten. Doch Gott kam und Einzige, was sie tun müssen, ist, sich jedes hal- Theologiestudium in Bad kommt mit jeder Generation zu seinem Ziel. be Jahr für eine Fortsetzung zu entscheiden. Liebenzell war er Ortho- ● Der Planungs- und Kommunikationsaufwand pädiemechaniker. Angelika Semester-Kleingruppen ist größer: Neue und bestehende Leiter müssen ist Sozialpädagogin. Die In Toronto/Kanada fanden wir eine großartige gewonnen werden, Flyer mit der Übersicht der beiden haben drei Kinder. Idee, die unsere Kleingruppen-Arbeit erneuert verschiedenen Gruppen müssen erstellt wer- und belebt hat. Natürlich ist kein Konzept per- den, die Einzelnen müssen mobilisiert werden, fekt, und die Semester-Kleingruppen können sich eine neue Gruppe zu suchen. auch gut mit klassischen Kleingruppenmodellen funktionieren. Für uns brachten sie aber eine neue Dynamik, und sie halfen zahlreichen Men- schen, besser Anschluss zu finden. Doch was sind Semester-Kleingruppen? ● Sie bauen weiter auf das bisherige Konzept auf (Ziele, Leitung ...). ● Eine Kleingruppe dauert sechs Monate (Start ist jeweils im April und Oktober). ● Jede Kleingruppe überlegt sich für das kom- mende Halbjahr ein Thema. Das wird bunt: Wir haben Gruppen, die sich ein Evangelium vornehmen, das Thema „Ehe“, sich zum Sport treffen oder Musik mit Kleinkindern machen. „Glauben Sie, dass es ● Jeder kann sich für das kommende Semester Gott gibt?“ Dies bejahen zu einer Kleingruppe anmelden. in Ostdeutschland nur Die JKB Treptow mietet für ihren Gottesdienst Das ist es im Kern. Ganz simpel. acht von 100 Menschen. einen Saal im lokalen Kinokomplex. Im Westen sind es 26. 1 Dirk Farr predigt dort im Gottesdienst. Welche Vorteile haben Teamgröße: Optimal sind Semester-Kleingruppen? sechs bis acht Personen. ● Zweimal im Jahr sind sie zentrales Thema in Inzwischen hat die JKB Treptow fünf Semester Das ist groß genug, damit der Gemeinde: während die Leiter sich ihre lang Erfahrungen mit den Semester-Kleingrup- nicht alles zusammen- Themen überlegen und anschließend die An- pen gesammelt. Für viele war die Veränderung bricht, wenn einer mal meldephase läuft. hilfreich und hat frischen Wind gebracht. Des- nicht kann – aber klein ● Die begrenzte Zeit macht es leichter, mal etwas halb werden auch im nächsten Semester wieder genug, damit jeder zum zahlreiche Kleingruppen mit ganz unterschiedli- FOTOS: CHRISTOPH KIESS auszuprobieren. Zug kommt. ● Neue finden schneller in Kleingruppen: Da sich chen Schwerpunkten starten. Und in einigen da- Junge Kirche Berlin- in der Anmeldephase die ganze Gemeinde nach von werden sich Leute aus dem letzten Semes- Treptow: Sie wurde 2007 in der nächsten Gruppe umschaut, ist es auch für ter wiedertreffen. Nicht, weil es schon immer so Berlin-Ost von Liebenzeller Neue ganz natürlich, sich nun zu einer Kleingrup- war, sondern weil sie sich für ein weiteres ge- Mitarbeitern gegründet. pe anzumelden – weil das eben alle gerade tun. meinsames Semester entschieden haben. In Vorbereitung ist ein Dirk Farr ● erster Ableger im neuen Kiez Adlershof. Wer nähere Infos für seine Gemeindearbeit möchte, MISSION weltweit 9–10/2019 kann mir gerne schreiben: dirk.farr@liebenzell.org 1 „Beliefs about God across Time and Countries“, T. S. Smith, 2012
12 DARUM GEHT’S ZENTRALASIEN Vieles in meinem Leben und dem meiner Kinder ist gleich geblieben: die vielen Abschiede, das „Mama, kannst du Leben zwischen zwei Kulturen, das Lernen ver- schiedener Sprachen, das Abenteuerliche und Unvorhersehbare, das Kennen- und Schätzenler- mir bitte helfen?“ nen verschiedener Menschen und Länder … Aber einiges hat sich auch verändert. Mir fällt zum Beispiel die enge Vernetzung unserer Kin- der mit ihren Großeltern auf. Ich erlebte mei- ne Großeltern nur in den Jahren des Heimat- aufenthalts. Vielleicht mal ein Telefonanruf zu Meine Tochter schaut mich an und nimmt ganz selbstver- Weihnachten oder ab und zu ein Brief. Unse- re Kinder dagegen stehen über WhatsApp in re- ständlich meine Hilfe beim Bettenmachen in Anspruch. gem Kontakt mit ihren Großeltern. Man kann Seit sie das Schulalter erreicht hat, denke ich immer wieder kurze Sprachnachrichten versenden, Bilder vom daran, wie es für mich früher als sechsjähriges Kind war, Kindergeburtstag oder dem letzten Ausflug schi- im Internat – vier Flugstunden von meinen Eltern entfernt – cken oder durch einen Videoanruf die Großel- tern ins eigene Spielzimmer holen und ihnen aufzuwachsen. Ich vergleiche meine Situation damals alle Spielsachen, die neuesten Kunststücke und mit der meiner Kinder heute. den Hund zeigen. Keine vier Jahre mehr In meiner Kindheit verabschiedeten wir uns nach den Heimataufenthalten für vier ganze Jahre von Deutschland, den Großeltern, der Fa- milie und Freunden. Heutzutage sind die Ab- schiede für kürzere Zeitspannen. Das Fliegen ist inzwischen relativ normal geworden, und so bekommt man innerhalb der vier Jahre im Ausland immer wieder Besuch aus der Heimat oder fliegt selbst als Fami- lie zu einem Kurzaufenthalt nach Deutschland. Die Welt ist kleiner geworden, und auch viele junge Erwachsene wollen nach ihrem Abitur ein Jahr im Ausland verbringen. Seit 2007 gibt es deshalb bei der Liebenzeller Mission das impact- Programm, das jungen Frauen und Männern er- möglicht, ein freiwilliges Jahr im Ausland zu verbringen. Schule, Internat oder Fernschule? Eine große Frage als Familie im Ausland ist im- mer die Schulbildung der Kinder. Jede Familie muss ihren eigenen Weg finden und fällt die- se Entscheidung sicherlich nach bestem Wissen und Gewissen. Für uns standen drei Optionen im Raum: die Englische Schule vor Ort, ein Inter- nat in einem Drittland oder die Kinder zu Hause mit dem Material der Deutschen Fernschule zu unterrichten. Wir haben uns für die dritte Vari- ante entschieden. Wir suchen Dich! Hast Du Freude am Lernen mit Kindern? Möchtest Du gerne eine Missionarsfamilie unterstützen und für ein Jahr dort mitleben? impact hat in verschie- denen Ländern Stellen für Lern-/Familienhelfer/ -innen. Melde Dich bei impact@liebenzell.org oder schau nach auf www.impact-einsatz.de
ZENTRALASIEN DARUM GEHT’S 13 Mithelfen: SPENDENCODE 1840-32 Zentralasien Christine ist als Missionarskind in Bangladesch aufgewachsen. Zusammen mit ihren Geschwistern war sie im Internat in Singapur, um dort die Deutsche Schule zu besuchen. Seit 2008 lebt sie mit ihrem Mann und den vier Kindern in Zentralasien. Mathematik-Unterricht mit impactlerin Mareike Es ist oft schwer, die Rolle als Mutter und Leh- rerin einzunehmen. Auch die Ansprüche an die Schule für Missionarskinder – Kinder sind, was die schulische Leistung betrifft, wie geht das heute? größer geworden, und es braucht intensivere Be- treuung und Förderung. Zudem wird das Unter- Hartmut Wacker ist Ansprechpartner für Liebenzeller Missionare richten mit jedem weiteren jüngeren Geschwis- bei allen persönlichen und familiären Fragen. Er erläutert die terchen nicht mehr zufriedenstellend machbar. Rahmenbedingungen. Egal, wie man es macht, oft hat man das Gefühl, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Doch Wie hat sich die Situation verändert? durch das impact-Programm haben wir die Mög- Es gibt heute mehr individuelle Lösungen. Der Fernschul- lichkeit, die Hilfe von Freiwilligen in Anspruch unterricht ist nicht die einzige Option, aber eine wichtige. zu nehmen, sodass der Fernschulunterricht für Mütter und impactler unterrichten mit diesem Material von uns als Familie momentan die beste Lösung ist. der Grundschule an, manchmal bis hin zur Sekundar- oder Die Freiwilligen übernehmen Teile des Unter- Oberstufe. richts und unterstützen die Familie, damit ein Früher erlebten Liebenzeller Missionarskinder ihre Schulzeit in erfolgreicher Unterricht möglich ist. Internaten in Japan, Singapur, Indien, Papua-Neuguinea oder Zwar sind wir darauf angewiesen, dass sich je- Kenia und waren oft wochenlang von ihren Eltern getrennt. des Jahr Freiwillige melden und zu uns kom- Zurzeit ist das nur noch in Thailand der Fall. In Japan, Malawi men wollen, aber so können unsere Kinder und Sambia können sie das Wochenende bei den bei uns bleiben und werden später schu- Eltern verbringen. lisch gut vorbereitet sein, wenn wir wieder Englisch- oder französischsprachige Schulen ermög- zurück nach Deutschland gehen. Den Frei- lichen Kindern in Bangladesch, Burundi oder Sambia, willigen ermöglicht dieses Jahr im Aus- von zu Hause aus in die Schule zu gehen und zusätzlich land neue Erfahrungen und prägende Er- per Fernschule das Einzelfach Deutsch zu belegen. lebnisse, aber auch Herausforderungen, an denen sie wachsen können. Welche Kernfragen müssen die Eltern für sich Wir haben beobachtet, dass es einen beantworten? Trend weg von langjährigen Aufenthal- Was braucht mein Kind bei seiner Veranlagung? Was ten im Ausland hin zu übersichtlichen passt zu uns als Eltern? Wie sehen wir uns als Familie von Zeitspannen von einigen Wochen oder Gott geführt? Dabei können Missionare im selben Land Monaten gibt. Die Anfragen für solche unterschiedliche Entscheidungen treffen, denn nicht für Einsätze nehmen Jahr für Jahr zu. Für jedes Kind ist derselbe Weg der richtige. uns als langjährige Mitarbeiter ist es eine Her- ausforderung, aber auch eine große Chance, die- Lange Welche Möglichkeiten sind ein Segen? se meist jungen Menschen zu begleiten, ihnen ist es her: Mit Sicherheit gutes Fernschulmaterial und die Kontakte der Erfahrungen zu ermöglichen, sie im Glauben zu Christines Missionarskinder zu den impactlern. Diese sind oft nur einige ermutigen und ihnen ein positives Bild vom mis- erster Jahre älter und nehmen eine andere Rolle ein als die Leh- sionarischen Einsatz im Ausland zu vermitteln. Schultag in rerinnen, die zugleich Mutter sind. Und nach Abschluss der Durch den Einsatz der Freiwilligen ist es mir Singapur. Schule besteht die Möglichkeit, ein Orientierungsjahr in Korn- möglich, dass ich meiner Tochter helfen kann – tal zu machen – eine super Sache. Es hilft Missionarskindern und das nicht nur beim Bettenmachen. ungemein, wenn sie mit anderen jungen Erwachsenen in einer Christine ● ähnlichen Situation erste Schritte in Deutschland gehen und dabei hervorragend begleitet werden. MISSION weltweit 9–10/2019
14 DARUM GEHT’S SPANIEN Beim jährlichen Treffen der Spanien- FOTOS: THEO HERTLER Missionare sind auch die impactler Mithelfen: SPENDENCODE mit dabei. 2019 1780-32 fand es in der Spanien Sierra Nevada statt. Inflation in Spanien? Quo vadis – Vielleicht kennt sie der eine oder andere noch: Reichsmark, Banknoten mit Millionenwert. Mein Opa hatte einige aufbe- wahrt. Er war mal Millionär! Nur brachte ihm das nicht viel, wenn das weil schon ein Brot eine halbe Million Reichsmark kostete. Am Vortag waren es noch 200.000 Reichsmark gewesen. Man soll sich als Missionar oder Gemeindegründer in die Ge- sellschaft integrieren, wurde uns gesagt. Aber wie integriert Vertrauen man sich in eine Gesellschaft, in der das gegenseitige Vertrau- en fehlt und fehlendes Vertrauen durch viele Worte kompen- siert wird? Es ist die wohl größte Herausforderung in Spani- fehlt? en, in einem Umfeld mit nur wenig Vertrauen zu arbeiten. Alles muss unzählige Male bestätigt und beglaubigt werden. Selbst dann gibt es Vertrauensbrüche. Korruption ist an der Tagesordnung. Ordnungskräfte arbeiten Hand in Hand mit Drogendealern. Grundstücksverkäufe werden notariell be- glaubigt und trotzdem mehrfach getätigt. „Te lo juro por mi Seit 1996 entsendet die Liebenzeller madre.“ „Ich schwöre dir bei meiner Mutter“. Bekräftigungen Mission Mitarbeiter nach Spanien. wie diese sind typisch, wenn das gesprochene Wort nichts wert ist. Es gibt eine Inflation der Worte, eine „Aufblähung“. Die meisten waren und sind in der Millionen Worte mit geringem Wert. „Die Worte nimmt der Gemeindegründung und im Gemein- Wind mit“, lautet ein spanisches Sprichwort. debau tätig. Wo liegen die größten Wenn wenig gegenseitiges Vertrauen da ist, warum sollte Herausforderungen für die Arbeit? Wo man einem vertrauen, der von Jesus spricht und „religiös da- herkommt”? Und das ganz anders, als man es bisher gewohnt sehen junge Missionare eine große war? Auf ein „Grundvertrauen“ lässt sich kaum bauen. Notwendigkeit, aktiv zu werden? Und Leider führen Misstrauen und Vertrauensbrüche oft auch zu welche Chance bietet die Zusammen- Gemeindespaltungen, wenn neue Gläubige in alten Denkmus- arbeit mit einem spanischen Pastor? tern leben. Nur eine gute Verbindung zu Jesus macht uns ehrlich und vertrauenswürdig. Ohne es zu merken, werden Antworten von Theo Hertler, Daniel wir intensiv beobachtet von Nachbarn, Bekannten und Leu- Köhler und Daniel Suchalla. ten in der Gemeinde. Sie wissen häufig mehr von uns, als wir denken. Ein langer Atem ist notwendig, weil enttäuschte Leute nur sehr vorsichtig Vertrauen fassen. Wir mussten lernen, dass es in Spanien fast keinen Vertrauensvorschuss gibt. Ja, man lernt sogar, selbst negativ zu denken. Wir müssen es lernen, es aus- zuhalten, wenn uns Misstrauen entgegengebracht wird – und Geduld haben. Nur so kommen wir aus der Inflation heraus. Theo Hertler Theo und Carolin Hertler arbeiten seit 1996 als Ge- meindegründer in Marbella/ Andalusien. Sie begleiten die Gemeinde auf dem Weg in die Selbstständigkeit und enga- gieren sich überregional bei Missionseinsätzen. Theo war Reich mit vor seiner theologischen Ausbildung in Bad Liebenzell als Reichsmark? Maschinenschlosser tätig. Carolin ist Krankenschwester von Beruf. Zwei ihrer vier Kinder leben in Deutschland.
SPANIEN DARUM GEHT’S 15 Sehnsucht nach tiefen Freundschaften „Ich schätze sehr das gegenseitige Nachdem wir im ersten Jahr in Spanien die Kultur und die Vertrauen im Team. Es führt zu einer großen Sprache studiert hatten, konzentrierten wir uns auf die Re- Freiheit und zeigt sich in unserer gion und auf den Ort, an dem wir wohnen. Wir befragten Zusammenarbeit. Weiter schätze ich sehr, 15 Menschen, die schon seit einigen Jahren in Peñíscola le- dass und wie ihr Missionare aus ben, nach ihrer Weltanschauung. Uns interessierte auch: Was Deutschland euch hier in Spanien für Gottes müsste eine Kirche bieten, damit sie ein Teil von ihr werden würden? Bei den meisten Gesprächen kam heraus, dass sich Reich einsetzt. Für mich ist es von die Menschen tiefe Beziehungen und Freundschaften wün- großem Wert, euch als Familie, Freunde schen. An diesem Punkt sehen wir unter anderem die große und Kollegen zu haben in der Arbeit, Chance für Gemeinde: Gott ruft zu tiefer Gemeinschaft auf – in die uns Gott gemeinsam gestellt hat.“ in erster Linie mit IHM und dann auch miteinander. DANIEL ZAFRA Zurzeit sind wir noch in Deutschland im Reisedienst. Aus Spa- nien erhalten wir immer wieder Nachrichten mit der Frage: „Wann kommt ihr denn endlich wieder?“ Aus den ersten Kon- takten haben sich inzwischen Freundschaften entwickelt. Un- sere Nachbarin – eine ältere Witwe – kann es kaum abwar- ten, bis wir wieder in Spanien sind. Auch Deutsche, die seit Kurzem in Spanien wohnen, meinten: „Wenn ihr wieder da seid, kommen wir auch mal mit in den Gottesdienst.“ Die He- Von der Skepsis zum Vertrauen rausforderung besteht aber darin, Menschen nicht an sich zu Von außen wirken die Spanier sehr direkt und offen. Doch binden, sondern sie miteinander und, was noch viel wichtiger wenn es um Beziehungen geht, erleben wir eine überraschen- ist, mit Gott zu verbinden. de Verschlossenheit und eine indirekte Art der Kommunika- Viele Chancen sehen wir in der Arbeit unter Kindern und Ju- tion. Einer Beziehung geht Skepsis voraus und kein Vertrau- gendlichen. In den umliegenden Orten gibt es keine erleb- ensvorschuss, den wir gewohnt sind. Dieses Misstrauen macht nispädagogischen Angebote. Wir haben die Möglichkeit, mit es uns Missionaren schwer, die Absicht hinter vielen Reaktio- einer lokalen Kinderpsychologin zusammenzuarbeiten und nen zu verstehen. Auch die Beziehung zu unserem spanischen Angebote für Kinder und Jugendliche zu gestalten. Die umlie- Kollegen, Pastor Daniel Zafra aus der Gemeinde in Benicarló, genden Bergdörfer hatten auch schon andere Missionare vor mussten wir langsam und mit viel Feingefühl erarbeiten. uns im Blick. Dort ist das Evangelium so gut wie unbekannt, Doch nun, wo eine Vertrauensebene geschaffen ist, können diese Orte bieten viel Potenzial für künftige Arbeitsgebiete. wir viel von ihm lernen, und wir schätzen die Freundschaft Daniel Köhler sehr. Er hat schon früher mit Ausländern zusammengearbei- tet, und wir können ihn oft fragen, wenn wir kulturell bedingt Daniel und Tabea Köhler leben seit Fragen haben oder gewisse Vorgehensweisen nicht verstehen. 2015 in Peñíscola an der Costa Azahar. Das ist für uns eine große Hilfe. Sie haben eine Tochter. Daniel ist Die Skepsis der Spanier richtet sich nicht nur gegen Auslän- Krankenpfleger von Beruf und hat die der. Auch allem Neuen oder Unbekannten gegenüber sind sie Interkulturelle Theologische Akademie vorsichtig und erst einmal ablehnend. So sind wir Gott un- (ITA) in Bad Liebenzell absolviert. glaublich dankbar, dass die Gemeinde in Daniel Zafra einen Tabea ist Sozialarbeiterin und Gemeindepädagogin. Sie ist Pastor hat, der aus der Region kommt. Er spricht Valenciano/ in Chile aufgewachsen, wo ihre Eltern als Missionare arbei- Catalan, die Herzenssprache der Menschen hier. Er ist „einer ten. Seit Juli 2019 ist Daniel Köhler Teamleiter für Spanien. von ihnen“, und sie lassen sich anders von ihm ansprechen als von uns Deutschen oder von Südamerikanern. Auf der anderen Seite lernen wir durch die Zusammenarbeit FOTO: TABEA KÖHLER mit Daniel Zafra andere Formen kennen, Gott zu loben, mit IHM zu reden, die Beziehung zu IHM zu leben. Dies erweitert unseren Horizont und fordert uns heraus, die Vielfalt Gottes in den Menschen zu entdecken. Daniel Suchalla ● Daniel und Rosita Suchalla sind ebenfalls 2015 nach Peñíscola gezogen, um dort in einer Gemeindegründung mitzuarbeiten. Sie haben drei Kinder. Daniel ist Konditor und Tauffeier: sechs Christen aus fünf Nationen (2. von links: Daniel hat an der Interkulturellen Theologischen Akademie (ITA) in Köhler, 4. von links: Daniel Zafra). Die Zukunft Spaniens liegt in Bad Liebenzell studiert. Rosita ist als Missionarskind in Peru internationalen Gemeinden. aufgewachsen. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin. MISSION weltweit 9–10/2019
16 DARUM GEHT’S FRANKREICH Das fordert heraus! Für französische Verhältnisse ist es eine sehr große Gemeinde, die ich seit September 2018 in der Mitarbeiterförderung und künftig bei einer Neugrün- dung unterstütze. Wir haben 74 Mitglieder und rund 120 Gottesdienstbesucher aus 30 Nationen. Gott schenkt es, dass fast jede Woche Interessierte in der Gemeinde hereinschauen. Mich fasziniert das! Oft haben wir in der Gebetsrunde vor dem Got- chen Glaubenshintergründen und Sensibilitäten. tesdienst dafür gebetet – und dann steht tatsäch- Dann kommen weitere Fragen auf, die zum Bei- lich eine neue Besucherin oder ein Besucher da! spiel auch die Gebetskultur betreffen. Ich versuche dann, mit den Leuten in Kontakt Ich komme aus einem pietistischen Hintergrund, zu kommen, oder ich bitte andere, mit ihnen zu aus der württembergischen Landeskirche, habe reden. Unsere Gemeindeglieder sind vorbildlich: schon einige Erfahrungen gemacht – und doch Sie gehen auf Neue zu, heißen sie willkommen überrascht mich manches. Ich bin sehr geprägt Evelyn Theurer ist seit und laden sie zu sich nach Hause zum Essen ein! durch das, was ich erlebte. Aber ist dieses Erle- August 2018 in der Gemein- ben oder meine Art, die Dinge zu machen, au- degründung und Schulung Gemeinde mit Willkommens-, tomatisch besser? Oft bin ich sehr herausge- in La Roche-sur-Yon und Leitungs- und Gebetskultur fordert, wenn es darum geht, Dinge für mich Umgebung tätig. Es ist nicht nur die Willkommenskultur, die es zu klären oder anderen zu erklären. An vielen Zuvor arbeitete sie acht in der multikulturellen Vielfalt der Gemeinde Punkten musste ich schon meine Sichtweise hin- Jahre im Gemeindebau in zu leben gilt. Waren es früher oft nur Franzo- terfragen und teilweise korrigieren. der Normandie. Die Erziehe- sen mit weißer Hautfarbe, die die Gemeinde ge- rin war nach ihrer Ausbil- leitet haben, so gilt es nun, eine neue Leiterge- Andere Formen ausprobieren dung zur Gemeindediakonin neration heranzubilden und eine Leitungskultur Bisher hat hier in der Gemeinde immer einer am Theologischen Seminar zu schaffen. Dafür werden gerade fünf Männer nach dem anderen gebetet, das teilweise sehr lan- der Liebenzeller Mission aus fünf Nationen geschult. Hinzu kommen der ge und für sehr persönliche Dinge. Da ist nichts zunächst Jugenddiakonin französische Pastor, ein Ältester mit portugie- Falsches dran. Aber damit sich mehr Leute be- und leitete dann die Kinder- sischer Staatsangehörigkeit und eine Missiona- teiligen können, wäre es hilfreich, auch andere und Jugendzentrale der LM. rin aus Deutschland – mit ihren unterschiedli- Formen auszuprobieren. Eine Reaktion war: „Wir beten nicht alle gleichzeitig, das ist pfingst- lerisch!“ Vielleicht sind wir es so nicht gewohnt – aber für Glaubensgeschwister aus anderen Ländern ist es die „natürliche“ Art zu beten! Mithelfen: SPENDENCODE Bereits in kleinen Form- und Kulturfragen kann es 1460-32 zu Auseinandersetzungen kommen. Wie wichtig Frankreich ist es deshalb, auf Jesus zu sehen und zu schau- en, was ER uns lehrt: Es geht darum, IHN zu lie- ben und unseren Bruder und unsere Schwester! „Seid niemand etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.“ (Römer 13,8) Es fordert mich manches Mal heraus, diese Liebe immer wieder konkret werden zu lassen – aber ich möchte sie leben! Vielen Dank, wenn Sie für Weisheit beten in all den Veränderungen, die in Gemeinden gesche- hen oder anzugehen sind. Da sind Fragen wie: FOTO: EVELYN THEURER ● Wie kann sich die Gemeinde multiplizieren? ● Wie können wir unsere Zeitgenossen mit dem Evangelium erreichen? La Roche-sur-Yon liegt in der ● Wie wachsen wir im persönlichen Glauben Vendée, einem französischen und im Miteinander in der Gemeinde? Département (etwa vergleichbar Evelyn Theurer ● Frauentreff in der Gemeinde einem Landkreis) in der Region Pays de la Loire.
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