MISSION - Liebenzeller ...

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MISSION - Liebenzeller ...
AUSGABE 9/10 – SEPTEMBER / OKTOBER 2019

MISSION
                  Japan:
              Out of the Box
              Sambia:
     Ein „Einschlag“ hat Folgen
              Spanien:
        Quo vadis – wenn das
          Vertrauen fehlt?

     Quo vadis,
    Liebenzeller
      Mission?
                                             Mit
                                                   -
                                           Sonder on
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                                          beitrag es
                                           Johann e
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                                          www.liebenzell.org
MISSION - Liebenzeller ...
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Das erwartet mich

                                  6                                    18                                           22
DARUM GEHT’S                         SONDERBEITRAG
    4 Quo vadis,                     18 Quo vadis,
      Liebenzeller Mission?             Liebenzeller Mission?
      Martin Auch                       Johannes Luithle
                                     20 Die Geschichte der LM
 6 Bangladesch: Woher kommst
                                        in 20 Schlaglichtern
   du? Wohin gehst du?
   Michael und Regine Kestner        IMPULS
    8 Sambia: Ein „Einschlag“
                                      3 Domine, quo vadis?
      hat Folgen                        Johannes Luithle
                                                                            Weshalb ich mich für die
      Manuel Sept
                                     PERSÖNLICHES                           Liebenzeller Mission engagiere?
    9 Japan: Out of the Box          22 Zum Heimgang                        Seit meiner Kindheit kenne ich sie. Mich
      Lothar Sommer                     von Gerhard Stamm                   fasziniert, dass sie das Evangelium im Fokus
                                                                            behielt und sich dennoch den großen Heraus-
                                     27 Missionare unterwegs
10 Deutschland: Große Gemeinden                                             forderungen der Zeit gestellt hat. Ich habe
                                     28 Familiennachrichten
   müssen klein werden                                                      LM-Missionare besucht und war beeindruckt,
   Dirk Farr                                                                wie sie die Menschen vor Ort mit Jesus
                                     MIT IMPACT ERLEBT
                                                                            Christus bekannt machen. Die LM ist wie ihre
12 Zentralasien: „Mama, kannst       26 Ein impact-Einsatz prägt            Missionare unterwegs geblieben. Deshalb ist
   du mir bitte helfen?“                fürs Leben                          sie mir ans Herz gewachsen.
   Christine
                                     LIEBENZELLER MISSION AKTUELL           Auf den Missionsberg ziehen uns …
14 Spanien: Quo vadis –
                                     27 Neuer Verwaltungsdirektor           … die persönlichen Beziehungen! Meine Frau
   wenn das Vertrauen fehlt?
                                        gewählt                             und ich beten täglich für „unsere Missionare“.
   Theo Hertler, Daniel Köhler,
   Daniel Suchalla                                                          Auf dem Berg können wir sie treffen, hier
                                     DA BIN ICH GEFRAGT                     erleben wir großen geistlichen Reichtum und
16 Frankreich: Das fordert heraus!   27 Weltweit Hoffnung schenken –        sind Teil der weltweiten Gemeinschaft. Wir
   Evelyn Theurer                       in Bangladesch                      freuen uns auch, wie sich die LM mit ihren
                                                                            Studiengängen für so viele junge Menschen
17 Sambia: Als Neulinge
                                     DAS EMPFEHLEN WIR                      geöffnet hat.
   bei der LM
   Katja und Matthias Bachmann       24 Buchtipps
                                     25 HerbstMissionsFest                                 Hermann Heppenheimer,
                                     28 Tipps und Termine                                  verheiratet mit Helga, zwei
                                     31 TV-Programm                                       Töchter, drei Enkel, Berater in
                                                                                          der freien Wirtschaft, ehren-
      Titelbild: Bäuerin             WAS MACHEN EIGENTLICH …                             amtlich tätig in der Landeskirch-
      beim Kräutersammeln,                                                               lichen Gemeinschaft.
                                     32 … Holger und Silvia Totzeck?
      Zentralasien
      Foto: Michael Bolay            31 Impressum
MISSION - Liebenzeller ...
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                                                                                                                        Impuls

                                                Domine, quo vadis?
                                                „Quo vadis“ ist der Titel eines Romans, der 1895 zum ersten Mal
                                                veröffentlicht wurde. Die Erzählung faszinierte viele Menschen.
                                                Kein Wunder, dass der Roman später mehrmals aufwendig

                                       26
                                                verfilmt wurde.

                                                Der polnische Schriftsteller Henryk Sienkiewicz schildert darin die Anfänge der
                                                Christenheit in Rom. Er verarbeitet Informationen aus den sogenannten Petrus-
                                                akten, einer Schrift, die in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Christus
          AKTUELLE INFOS                        entstanden ist. Dort wird im letzten Buch geschildert, wie die Glaubensbrüder
          O im Internet unter:                  in Rom den Apostel Petrus auffordern, die Stadt zu verlassen. Sonst müsse er
            www.liebenzell.org                  mit dem Tod rechnen. Petrus lässt sich überreden und will gehen. „Als er aber
          O in der wöchentlichen                zum Tore hinausging, sah er den Herrn nach Rom hineinkommen. Und er sah ihn
            Gebetsmail (bitte anfordern):       und sprach: ,Herr, wohin gehst du hier?´ ,Ich gehe nach Rom hinein, um gekreuzigt zu
              www.liebenzell.org/               werden´ (...) Da kam Petrus zu sich (...). Er kehrte nach Rom zurück und pries den
            gebetsanliegen                      Herrn, weil er selbst gesagt hatte: ,Ich werde gekreuzigt.´ Das sollte an Petrus gesche-
          O in der LM-App „Meine Mission“       hen.“ (Zitat nach W. Schneemelcher, Neutestamentliche Apokryphen, S. 286)
            unter www.liebenzell.org/app
                                                Diese Erzählung knüpft an das Johannesevangelium (Kapitel 13,36) an. Hier
                                                fragt Petrus zum ersten Mal: „Domine, quo vadis? (Herr, wo gehst du hin?) Jesus
                                                antwortete ihm: Wo ich hingehe, kannst du mir jetzt nicht folgen; aber du wirst mir
                                                später folgen.“ Und in der Tat. Bei der letzten Begegnung mit dem Auferstande-
          SPENDEN                               nen sagt der zu Petrus: „Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo
          Liebenzeller Mission                  du hinwolltest; wenn du aber alt bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein an-
          Sparkasse Pforzheim Calw              derer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst. Das sagte er aber um an-
          IBAN: DE27 6665 0085 0003 3002 34     zuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde.“ (Johannes 21,18f)
          BIC: PZHSDE 66
                                                Nach den Petrusakten ging Petrus für seinen Herrn Jesus Christus in den Tod.
          Die Liebenzeller Mission ist als      Seither haben viele Menschen ihr Leben für Christus bis zum letzten Atemzug
          gemeinnützig anerkannt. Spenden,      eingesetzt. Zuletzt hat aus unseren eigenen Reihen Missionar Gerhard Stamm
          Schenkungen und Vermächtnisse         sein Leben im Dienst für seinen Herrn gelassen. Wir trauern mit seinen Ange-
          müssen nicht versteuert werden.       hörigen im Wissen, dass er Jesus konsequent nachgefolgt ist. Nun ist er am Ziel
                                                angekommen.

                                                „Herr, wohin gehst du?“ Das ist die Kernfrage, die wir uns als Glaubenswerk, aber
                                                auch in unserem täglichen Leben stellen. Gerne verfallen wir in die Haltung:
        n:
    elfe E
MithDENCOD Mithelfen: Bitte vermerken Sie den   „Herr, ich gehe wohin, bitte geh du mit.“ Besser wäre freilich, den Tag mit der
          0-32SPENDENCODE2                      Bitte zu beginnen: „Herr, wohin gehst du heute? Ich will dir folgen!“
      N
SPE
 144          1440-3  beim Artikel angege-
                      benen Spendencode
          auf Ihrer Überweisung, wenn Sie       Gottes Segen möge Ihnen folgen
          diese Arbeit unterstützen möchten.
          Herzlichen Dank!                      Ihr

                                                Pfarrer Johannes Luithle

          MISSION weltweit 9–10/2019
MISSION - Liebenzeller ...
4   DARUM GEHT‘S

                   Quo vadis,
                   Liebenzeller Mission?
                   Was macht ihr denn genau? Wo setzt ihr den Fokus der Arbeit weltweit?
                   Was motiviert euch dazu? Was ist eure Strategie?
                   Der biblische Auftrag der Mission ist unbestrit-     sammelten Daten, Fakten, Erfahrungen, tausch-
                   ten gültig und allein maßgebend: die Botschaft       ten uns mit anderen Werken, Gemeinden und
                   weiterzugeben, dass Jesus vom ewigen Verder-         Kirchen aus. Die Tagung der Liebenzeller Mis-
                   ben rettet. Weltweit sollen Menschen seine Jün-      sion International in Ecuador bot 2015 unseren
                   ger werden. Punkt.                                   weltweit Verantwortlichen erstmals Gelegen-
                   Dieser Auftrag gilt, bis Jesus wiederkommt. Seit     heit, gemeinsam vier Schwerpunkte festzule-
                   120 Jahren ist er die Mitte der LM – und muss        gen, an denen wir die Missionsarbeit ausrichten
                   es bleiben. Trotzdem fragen wir uns, wie die Ar-     werden. Auf der folgenden Seite finden Sie das
                   beit künftig aussehen soll. Es gibt auf der ganzen   Ergebnis. Uns ist es ein riesiges Geschenk, dass
                   Welt unzählige Einsatzbereiche für Missionare.       ● unsere Missionare und Gremien diesen müh-
                   Wer seine Kompetenz entwickeln will, braucht           samen Prozess in großer Einigkeit mitbegleitet
                   eine Konzentration auf Schwerpunkte und eine           und mitgetragen haben – und es heute um-
                   Fokussierung der Arbeit. Dass dabei die Ver-           setzen,
                   kündigung des Wortes Gottes und die Tat der          ● wir dabei die Qualifikationen der Absolventen
                   Liebe motiviert, bevollmächtigt und relevant           der neuen Studiengänge an IHL und ITA in die
                   geschieht, ist unser Anspruch. Dazu muss uns           Weltmission einbringen können.
                   Gottes Wort leiten, Jesus befähigen und Gottes
                                                                        Die Formen, Methoden, Zugänge und Kontexte
                   Geist erfüllen. Alles für den Besten – Jesus.
                                                                        sind heute anders als 1899 in China. Aber das
                   Im Jahr 2014 starteten wir einen wichtigen Pro-      Evangelium mit dem rettenden Wort und mit der
                   zess. Wir baten unsere Teams weltweit um ihre        liebenden Tat weiterzugeben, war schon immer
                   Gedanken zur künftigen Ausrichtung. Miteinan-        unsere Mission.
                   der beteten wir anhaltend um Wegweisung. Wir
                                                                        In dieser Ausgabe lesen Sie, was unsere Missi-
                                                                        onare zu diesem Thema bewegt. Sie finden die
                                                                        Nachrufe für unseren heimgegangenen Missio-
                                                                        nar Gerhard Stamm. Ihm habe ich mehr als eine
                                                                        besondere Freundschaft zu verdanken. Ich ken-
                                                                        ne keinen anderen Christen, der sich so unbe-
                                                                        kümmert, originell, echt und begeistert auf die
                                                                        Ewigkeit bei Jesus gefreut hat.

                                                                        Herzliche Grüße
                                                                        auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel

                                                                        Ihr

                                                                        Martin Auch, Missionsdirektor

                                                                        PS: „Ewigkeit“ ist Thema der nächsten Ausgabe!
MISSION - Liebenzeller ...
DARUM GEHT‘S   5

             GEMEINDEN GRÜNDEN

             Wir gründen Gemeinden! Denn Junge und Alte, Arme
             und Reiche, Einheimische und Ausländer sollen in
             Unterschiedlichkeit Gott begegnen und als Segens-
             träger zu Integration und Versöhnung beitragen.

             BEISPIEL SPANIEN: JESUS VEREINT!
             In Marbella gründeten unsere Missionare eine interkul-
             turelle Gemeinde, die heute 20 Nationalitäten umfasst.
             So setzen sich die Gottesdienstbesucher zusammen:

             MENSCHEN DIENEN

             Für viele Menschen ist jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Gemein-
             den vor Ort werden relevant für ihr Umfeld, indem sie den Nöten der
             Menschen begegnen. So wird christlicher Glaube sichtbar.

             BEISPIEL BANGLADESCH: EINE ZUKUNFT FÜR SUVRO
             Naturkatastrophen, Kinderarbeit, einstürzende Textil-Fabriken. Das sind
             die Schlagzeilen, die man aus Bangladesch kennt. Besonders stark trifft
             es die Kinder. So wie Suvro. Seine Eltern verdienen zu wenig Geld, um die
             eigene Familie zu ernähren. Aber Suvro hat eine Chance auf eine bessere
             Zukunft. Im Kinderdorf in Khulna hat er ein neues Zuhause gefunden.

             PARTNERSCHAFT LEBEN

             Wir arbeiten mit über 60 Partnern im Ausland eng zusammen. Denn
             Mission auf Augenhöhe ist uns wichtig – geprägt von gemeinsamen
             Zielen und gegenseitigem Lernen! Auch in Krisen, Katastrophen, Eng-
             pässen oder Bürgerkriegen bleiben wir zuverlässige Partner.

             BEISPIEL BURUNDI: FRIEDEN UND
             VERSÖHNUNG STATT HASS UND MORD
             In Burundi sind auch nach dem Bürgerkrieg zwischen Hutu und Tutsi
             die Wunden noch spürbar. Hass, Angst, Misstrauen haben sich tief in
             die Seelen eingegraben. Unsere Missionare setzen sich gemeinsam mit
             unserer Partnerkirche in Burundi für Versöhnung ein. In einer Kirche
             treffen sich heute Witwen von beiden Volksgruppen, um gemeinsam
             die Bibel zu lesen. Gottes Wort zeigt ihnen durch die Vergebung den
             besten Weg zum Frieden.

             MISSION FÖRDERN

             Wir befähigen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, in ihrem Land
             und in aller Welt missionarisch zu wirken! In einer Zeit, in der viele
             Menschen jede Perspektive verloren haben, ist Mission nötiger als je
             zuvor. Denn Mission bedeutet Rettung, Hoffnung und Multiplikation.

             BEISPIEL KONGO: FÜR JESUS ÜBER DIE GRENZE
             Missionare aus Sambia schulen Pastoren und Gemeindeleiter im Nach-
             barland Kongo. Dort fehlen in der theologischen Ausbildung qualifizier-
             te Personen. Mittlerweile konnten wir einen kleinen Gemeindeverband
             gründen und neue Gemeinden kommen dazu. Unser Ziel ist, noch mehr
             sambische Gemeinden in diese Missionsarbeit zu integrieren.

MISSION
      MISSION
        weltweitweltweit
                  9–10/2019
                         9–10/2019
MISSION - Liebenzeller ...
6    DARUM GEHT’S            BANGLADESCH

                             Woher kommst du?
                             Wohin gehst du?
                             Diese Fragen stellen sich täglich viele Menschen in Bangladesch – aus Neugier,
                             mit Interesse oder auch zur Kontrolle. Vor Jahren waren die meisten nur in ihrer
                             näheren Umgebung unterwegs. Das ist heute bei vielen berufsbedingt anders.
                             Doch die Frage nach der Veränderung und dem Ziel und Zweck ist geblieben.

                             Als wir 1985 nach Bangladesch kamen, gehörte                      rer kann sich jetzt drei Mahlzeiten am Tag leis-
                             es zu den ärmsten Ländern der Welt. Viele Men-                    ten. Das Land hat sich rasant nach vorne bewegt.
                             schen kämpften ums tägliche Überleben, waren                      Das Leben ist schneller geworden, der Stress hat
                             arbeitslos, litten unter Krankheiten und Natur-                   zugenommen.
                             katastrophen. Die breite Masse hatte nur eine                     Die Probleme sind heute andere. Die Bevölke-
                             geringe Schulbildung, denn es gab nur wenige                      rung hat sich in den letzten 30 Jahren auf rund
                             Schulen. Die Verkehrswege waren schlecht, das                     165 Millionen Menschen verdoppelt. Sie zieht
                             Telefonnetz nicht ausgebaut. Auf dem Land gab                     es in die Städte in Wohnblöcke. Das offene Mit-
                             es vielerorts keinen Strom, nur wenige Kranken-                   einander, das Füreinander-Zeit-Haben und die
Michael und Regine Kestner   häuser und keine ausreichende, saubere Wasser-                    Gastfreundschaft leiden darunter. Aktuelle The-
leben seit 1985 in Bangla-   versorgung.                                                       men sind Zeitmanagement, Luftverschmutzung,
desch. Sie engagieren sich                                                                     Vermüllung, Plastik, Klimawandel, digitales
in der Gemeindearbeit, der   Veränderungen im Land                                             Bangladesch, Industrie, Business und Korrupti-
außerschulischen theologi-   Dies alles erlebten wir hautnah mit. Wir waren oft                on, Städteplanung, Versorgung der älter wer-
schen Ausbildung (TEE) und   Stunden mit dem Schaufelraddampfer nach Bari-                     denden Generation etc.
im Kinderdorf in Khulna.     sal unterwegs oder mit dem Boot durch Kanäle
Vor ihrer Ausbildung am      und Reisfelder in die Klinik nach Shantikutir. Für                Veränderungen in der Missionsarbeit
Theologischen Seminar der    dieselbe Stecke braucht man heute mit dem Bus                     Seit 1974 arbeitet die LM hier in Partnerschaft
Liebenzeller Mission war     eine gute Stunde! Wir genießen es, Strom zu ha-                   mit dem einheimischen Gemeindeverband „Ban-
Michael Werkzeugmacher       ben, besseres Wasser, gutes Internet und können                   gladesh Baptist Church Sangha“ (BBCS) und des-
und Regine Erzieherin.       mit den Kindern und Eltern in Kontakt bleiben.                    sen registriertem Sozialzweig. Der BBCS ist heu-
Sie haben vier erwachsene    Inzwischen gehen in Bangladesch die meisten                       te der größte protestantische Gemeindeverband
Kinder und eine Enkelin,     Kinder zur Schule, zumindest in den ersten Jah-                   mit 377 Gemeinden und 168 Pastoren.
die in Deutschland und       ren. Die gesundheitliche Situation hat sich durch                 Als wir ins Land kamen, arbeiteten die Missio-
England leben.               Aufklärung und Impfprogramme sehr verbes-                         nare vor Ort in den Gemeinden und Projekten;
                             sert. Die Industrie und der Dienstleistungssektor                 die älteren waren in der Bezirksleitung und ver-
                             haben Arbeitsplätze geschaffen, das Pro-Kopf-                     antworteten die Gemeindearbeit. Auch in der
                             Einkommen ist gestiegen. Auch ein Rikschafah-                     Projektleitung spielten ausländische Missionare
                                                                                               eine große Rolle. Heute füllen Einheimische die-
                                                                                               se Positionen aus. Missionare begleiten, ermuti-
                                                                                               gen, befähigen und korrigieren – und dies part-
                                                                                               nerschaftlich, vertrauensvoll, wertschätzend
                                                                       FOTO: MICHAEL KESTNER

Wartungsarbeiten in
                                                                                               und gabenorientiert Es geht darum, einander zu
einer Autowerkstatt.
                                                                                               dienen – ein großes Übungsfeld!
Auch eine Gemeinde
                                                                                               Nur das Ziel ist unverändert: Menschen sollen
benötigt Pflege.
                                                                                               Jesus kennenlernen, ihren Glauben in Gemeinde
                                                                                               und Umfeld leben, dieses lieben und ihm dienen
                                                                                               und dadurch andere einladen. Dazu gehört, sich
                                                                                               der Not der Menschen anzunehmen. Es gilt wei-
                                                                                               ter, Veränderungen wahrzunehmen, damit zu-
                                                                                               rechtzukommen und sie ins Leben und die Ar-
                                                                                               beit einzubeziehen. Dranzubleiben, den Motor
                                                                                               der Mission am Laufen zu halten, Beziehungen
                                                         Mithelfen:                            zu pflegen, neue Wege zu gehen und Brücken zu
                                                                                               bauen, damit Menschen das Evangelium hören
                                                         SPENDENCODE
                                                         1400-32
                                                         Bangladesch                           und verstehen.
MISSION - Liebenzeller ...
BANGLADESCH                                     DARUM GEHT’S         7

                      Dranbleiben – an der                                Dranbleiben – an der
                      missionarischen Arbeit                              sozial-missionarischen Arbeit
                      Dafür schlägt unser Herz und das des Gemeinde-      Trotz riesiger Fortschritte gibt es weiterhin vie-                             Gemeindeverband BBCS:
                      verbands. Wir wollen neue Gemeinden gründen         le soziale Nöte. Diese haben sich verändert: Kli-                              Seine Anfänge gehen auf
                      in Gebieten, in denen es keine gibt. Dort folgen    niken auf dem Land spielen heute keine große                                   Dr. William Carey zurück, der
                      missionarisch gesinnte Pastoren der Einladung       Rolle mehr, aber gute Schulen sind weiterhin                                   1793 aus England nach Indien
                      von Menschen, die an der Bibel und Jesus inte-      gefragt. Bildung ist notwendig, und eine gute                                  kam und auch im Gebiet
                      ressiert sind. Sie nehmen sich Zeit, erklären das   Erziehung, die sich an der Bibel orientiert, ver-                              des heutigen Bangladeschs
                      Evangelium und betreuen bis zur Entscheidung        ändert Leben. Deshalb können unsere Kinder-                                    arbeitete. Carey gründete
                      und Taufe und danach.                               dörfer und Schulen Oasen sein, in denen Jesu                                   nach mühsamen und durch
                      Die Mutter eines Kinderdorf-Jungen, Teepflü-        Liebe und Frieden untereinander herrschen, von                                 viele Rückschläge gekenn-
                      ckerin und Stammesangehörige, fand durch ei-        denen Orientierung ausgeht und die damit in die                                zeichneten Anfängen die
                      nen solchen Pastor zum Glauben an Jesus. Sie        Gesellschaft hineinwirken. Eine große Chance                                   ersten Gemeinden. 1947 kam
                      erzählt ihren Nachbarn und der Verwandtschaft       und Aufgabe!                                                                   es zur Teilung Indiens. 1971
                      von Jesus, und ihr verändertes Leben und ihre                                                                                      wurde Bangladesch unab-
                      Begeisterung für Jesus öffnen Herzenstüren.         Dranbleiben – im Gebet                                                         hängig. Durch die Teilung war
                      Auch in anderen Gebieten und unter der Mehr-        Ein Geheimnis der Missionsarbeit ist das Gebet                                 der Gemeindeverband von
                      heitsbevölkerung bleiben unsere Pastoren dran.      für alle Menschen. Wir können nichts aus uns                                   Kalkutta abgeschnitten und
                      Trotz Drohungen und Schwierigkeiten tun sie         heraus bewirken. Doch bei Gott ist neues Leben                                 hatte nur noch eine Handvoll
                      treu und fröhlich ihren Dienst. Wie eine junge      möglich, Veränderung in die positive Richtung,                                 ausgebildeter Pastoren.
                      Pflanze hegen und pflegen sie, damit neu ent-       Sündenerkenntnis, Umkehr, Vergebung, Frie-
                      standene Gemeinden stark werden und wachsen.        den unter den Menschen und unterschiedlichs-

                                                                                                                               FOTO: MICHAEL KESTNER
                      Es ist besser, wenn wir im Hintergrund ermuti-      ten Gruppen. Danke für alle Unterstützung!
                      gen und erst nach der Taufe Schulungen über-                          Michael und Regine Kestner ●
                      nehmen.

                      Dranbleiben – an der Gemeindearbeit
                      Auch ältere Gemeinden und jeder Einzelne dort
                      brauchen Pflege durch regelmäßige Gottes-
                                                                                                                                                       Pastorenkonferenz 2019:
                      dienste, damit der Glaube lebendig, vertieft und
                                                                                                                                                       Neue Mitarbeiter werden zum
                      seine Kraft im Alltag sichtbar wird. Durch Pas-
                                                                                                                                                       Dienst eingesegnet.
                      toren- und Mitarbeitermangel kommt dies oft zu
                      kurz. Damit das geistliche Leben nicht verküm-
                      mert, ist es wichtig, Mitarbeiter zu schulen und
                      Pastoren auszubilden. Kinder und Jugendliche
                      brauchen Jesus, ein Fundament für ihr Leben,
                      das hilft, Durststrecken und Schwierigkeiten
                      zu überwinden. Dran bleiben müssen wir auch
                      an der älteren Generation, die in den Heimat-
                      dörfern festsitzt und sich von Kindern und Ver-
                      wandten alleingelassen fühlt.
                      Vorbildhaft ist ein Pastor, der trotz Weiterbil-
                      dung und eines besseren Gehalts seine Position
                      aufgab, um Gott an der Basis auf dem Land zu
                      dienen, wo er gebraucht wird. Ein anderer blieb
                      trotz harscher Kritik an seinem Predigtstil dran:
                      Für den Süden predigte er zu leise, was man ihm
                      als Mangel an Geistlichkeit auslegte. Trotzdem
                      blieb er seiner Berufung treu. Später erkrankte
                      er an Krebs. Trotz aller Schwierigkeiten liebt er
                      seinen Herrn. Dieser stille Zeuge und wertvol-
                      le Mitarbeiter erfährt immer wieder, dass Jesus
                      durchträgt.
FOTO: ELKE PFROMMER

                                                                                                                                                                          Kinderdorf
                                                                                                                                                                           in Khulna:
                      MISSION weltweit 9–10/2019
                                                                                                                                                                        im Unterricht
MISSION - Liebenzeller ...
8     DARUM GEHT’S           SAMBIA

              Ein „Einschlag“ hat Folgen

                                                                                                                                             FOTO: FABIAN REINHARDT
                                  25. Mai 2008. Ich stehe mit gepackten Koffern am Flughafen in Frankfurt/Main.
Mithelfen:                        Mit mir vier weitere junge Erwachsene und unsere Leiter. Wir reisen als eines
SPENDENCODE
1440-32                           der ersten impact-Teams der Liebenzeller Mission nach Mikronesien, um dort
    Sambia
                                  gemeinsam zu leben, zu dienen und zu lernen.

                                  Was werden wir wohl erleben? Wie wird sich das       lacht, gelernt, gestritten, gesungen, geweint.
                                  Zusammenleben gestalten? Was werden wir über         Wir Leiter durften sehen, wie sich die Teilneh-
                                  die Kultur und uns persönlich lernen? Alles Fra-     mer verändert haben, und wir hoffen, dass auch
                                  gen, die mir in diesem Moment durch den Kopf         sie selbst im Laufe ihres Lebens immer wieder
                                  gehen.                                               erkennen, wie Jesus an ihnen gearbeitet hat.
                                  Zehn Jahre später. 13. September 2018. Wieder
                                  stehe ich am Flughafen, dieses Mal nicht in Frank-   Wieso wir zwei Kulturen
                                  furt, sondern in Sambia, neben mir meine Frau        zusammenbringen wollen?
                                  Carmen. Dieses Mal sind nicht wir diejenigen, die    Wir glauben, dass beide Kulturen Stärken und
Manuel und Carmen Sept            abfliegen. Nein, heute dürfen wir willkommen         Schwächen haben – Aspekte, die mehr oder weni-
leben seit 2017 in Sambia         heißen und zwar den deutschen Teil des dies-         ger „Gottes Kultur“ entsprechen. In Sprüche 27,17
und leiten ein neunmonati-        jährigen impact-Sambia-Teams. Ähnliche Fragen        steht: „Ein Messer wetzt das andre und ein Mann den
ges impact-Team. Manuel ist       wie damals gehen mir durch den Kopf. Was er-         andern.“ Genau das erleben wir, wenn Menschen
Energieelektroniker und hat       wartet uns? Wie wird das Zusammenleben?              miteinander leben – und noch stärker, wenn Men-
durch einen impact-Einsatz        Seit Mikronesien hat sich in meinem Leben viel       schen unterschiedlicher Kulturen miteinander
in Mikronesien die Lieben-        verändert, und die Liebenzeller Mission hat da-      leben. Dann lernen wir Deutsche zum Beispiel, mit
zeller Mission kennengelernt.     bei eine große Rolle gespielt. Mittlerweile sind     mehr Geduld und einer gewissen Gelassenheit
Er absolvierte hier sein B.A.-    wir als Ehepaar hier in Sambia, um einen zehn-       durchs Leben zu gehen. Sambier lernen, Dinge
Gemeindepädagogikstudium.         monatigen impact-Einsatz zu leiten. Allerdings       auch mal kritisch zu hinterfragen und nicht ein-
Carmen hat Theologie/Sozi-        tun wir das nicht alleine. Mit uns arbeitet ein      fach alles hinzunehmen, wie es kommt.
ale Arbeit im interkulturellen    sambisches Ehepaar, denn die Teilnehmer sind         Dieses Leben und Lernen ist ganz sicher nicht
Kontext an der Internationa-      nicht nur deutsch, sondern auch sambisch. Es ist     immer das Leichteste. Denn ist es einfach, ge-
len Hochschule Liebenzell         das erste interkulturelle impact-Team in Sambia      wetzt zu werden? Beim Wetzen sprühen hier
studiert. Die beiden haben        und geschieht in Partnerschaft mit der Zambian       und da Funken, aber am Ende sind die Messer
eine Tochter.                     Baptist Association, der langjährigen Partnerkir-    scharf und bereit, gebraucht zu werden. Auch
                                  che der LM.                                          wir und die impactler sind Gottes Wesen im ver-
                                                                                       gangenen Jahr hoffentlich wieder ein Stückchen
                                  Viele ehemalige impactler dienen Gott                ähnlicher geworden.
impact ist englisch und           in Vollzeit                                          Im September 2019 stehen wir wieder am Flug-
heißt Auswirkung oder             Durch das impact-Programm wurde ich damals           hafen in Sambia, um das nächste Team zu begrü-
Einschlag. Als Kurzzeit-          sehr stark geprägt, und ich kenne viele andere,      ßen. Wir sind sehr gespannt: Was Gott in ihnen
programm der Lieben-              die ebenfalls nachhaltig verändert wurden und        und durch sie alles bewirken will. Wo er mit je-
zeller Mission will impact        jetzt zum Beispiel im hauptamtlichen Dienst für      dem Einzelnen hin will. Und wir sind gespannt
Auswirkungen im Leben             Gott unterwegs sind. Auch für unser Team wa-         zu sehen, wo Gott mit dem impact-Programm
der Teilnehmer und auch           ren die vergangenen Monate sehr einflussreich:       hier in Sambia und in den anderen Missionslän-
der Menschen in den               Wir haben viel gemeinsam durchgemacht. Ge-           dern noch hingeht.                   Manuel Sept ●
Einsatzländern haben.
MISSION - Liebenzeller ...
JAPAN        DARUM GEHT’S            9

Out of the Box
Im Schatten der Hochhäuser gehören, besonders in den Großstädten Japans,
Hunderte von Internetcafés zum Stadtbild. Diese haben in der Regel 24 Stunden
geöffnet. Darin kann man sich nicht nur einen Platz an einem Computer,
sondern gleich einen winzigen Raum mieten.

Wobei „Raum“ vielleicht übertrieben ist. Es ist       schon viele Wege geführt. Viele Menschen durf-
eher eine kleine Box. Auf drei bis vier Quadrat-      ten Jesus als ihren Retter kennenlernen. 120
metern bleibt darin gerade einmal Platz für den       Jahre Liebenzeller Mission sind ein Geschenk,
PC, einen Liegesessel und eine Tasche. Die Wän-       für das wir Gott nur danken können. Aber es ist
de sind sehr dünn, die Box ist nach oben offen.       kein Sessel, auf dem wir uns bequem zur Ruhe
Man kann in den Internetcafés auch duschen            setzen und zusehen, wie die Menschen draußen               Lothar und Tabea Sommer
und Fertiggerichte aus dem Automaten kaufen.          vorbeigehen. Denn Jesus führt uns immer wie-               haben zwei Kinder, leben
Für Geschäftsmänner, die den letzten Zug ver-         der neu zu den Menschen vor unserer Haustür.               seit 2008 in Japan und
passt haben, oder junge Leute ist das eine güns-      Er will ihnen Hoffnung schenken. Die Heraus-               arbeiten in einer Gemeinde
tige Alternative zu den üblichen Hotels.              forderung ist, die Herzen dieser Menschen zu               in Yokohama-Hongodai.
Es gibt aber auch Menschen, die dauerhaft in          verstehen und sie mit Gottes Augen sehen zu                Dort sind sie vor allem in
diesen Internetcafés leben! Sie haben zwar ein        können. Welche Fragen bewegen Menschen wie                 der Jugendarbeit eingesetzt
Einkommen, können oder wollen sich aber trotz-        Miko und die vielen anderen in Japan wirklich?             und möchten auch Wege zu
dem keine eigene Wohnung leisten. Eine der            Womit kämpfen sie? Auf welchen Wegen befin-                den Menschen finden, die
rund 4000 Box-Bewohner ist Miko (Name geän-           den sie sich?                                              noch keinen Kontakt zur
dert). Mich hat ihr ehrlicher Einblick in ihr Le-     Das herauszufinden ist, ehrlich gesagt, oft nicht          Gemeinde haben. Lothar war
ben sehr bewegt.                                      einfach und kostet viel Zeit und Energie. Aber             vor seinem B.A.-Theologie-
                                                      wir erleben, wie Jesus die Herzen von Menschen             studium in Bad Liebenzell
Anonym in der Masse                                   verändert. Wagen wir gemeinsam als Mission                 Krankenpfleger. Tabea ist
Miko ist nicht gern alleine, möchte aber trotz-       und Missionsfreunde auch in Zukunft Schrit-                Groß- und Außenhandels-
dem ihren persönlichen Rückzugsort haben. Im          te nach draußen. Out of the Box – heraus aus               kauffrau sowie Heilerzie-
Internetcafé hat sie ihren eigenen Bereich und        der Box! Das lohnt sich!       Lothar Sommer ●             hungspflegerin.
kann gleichzeitig die anderen Gäste hören. Ob-
wohl sie von Menschen umgeben ist, bleibt sie
anonym und fühlt sich sicher. Miko erzählt wei-
ter, berichtet von ihren Träumen und auch da-
                                                                                                                                 Mithelfen:
von, dass sie nicht weiß, wozu sie eigentlich lebt.                                                                              SPENDENCODE
So driftet sie von einem Tag in den anderen.                                                                                     1340-32
Was hat die Geschichte von Miko mit mir und                                                                                        Japan
der Liebenzeller Mission zu tun? Ihre Hoffnungs-
losigkeit bricht mir das Herz und fordert mich
als Missionar heraus. Für mich ist die Box, in
der sie lebt, auch ein Bild für uns als Mission.
Wir haben unseren Bereich, gewissermaßen un-
sere eigenen vier Wände, in denen wir weltweit
aktiv sind. Diese vier Wände sind uns nur gelie-
hen. Der Hausherr, Jesus, darf sie nach Belie-
ben versetzen, verändern und ausrichten. Wir
sind „nach oben offen“ und wollen uns durch
den Heiligen Geist leiten lassen. Wie Petrus in
Johannes 13,36 müssen auch wir immer wieder
Jesus fragen: „Quo vadis?“, „Wohin gehst du?“
– Wohin geht dein, wohin geht mein Weg mit
                                                         FOTO: LOTHAR SOMMER

Jesus, mit der Liebenzeller Mission?

Unsere Box ist nicht nur nach oben offen!                                                                        Leben in der Box: Allein in
Jesus setzt immer wieder offene Türen ein.                                     24-Stunden-Internetcafé           Tokio tun das etwa 4000
Durch diese Türen hat uns Gott als Mission                                                                       Menschen. Verglichen mit
                                                                                                                 der Einwohnerzahl (rund 9,5
                                                                                                                 Millionen) ist der Anteil mit
                                                                                                                 0,042 Prozent noch gering.
MISSION weltweit 9–10/2019
MISSION - Liebenzeller ...
10     DARUM GEHT’S             DEUTSCHLAND

                                                            Als Liebenzeller Mission arbeiten wir in beide
                                              Mithelfen:
                                                            Fahrtrichtungen: Sendend von Deutschland in

      Große
                                              SPENDENCODE
                                               165-32       die Welt. Gleichzeitig gelangen über die welt-
                                              Deutschland   weiten Kontakte wertvolle Impulse zurück zu
                                                            uns. Wie eine dieser „Retour-Kutschen“ dem
                                                            Team Berlin hilft, berichte ich hier.

      Gemeinden                                             „Dirk, ich habe das Gefühl, mein Glaube wächst
                                                            nicht mehr.“ Dieser Satz eines Gemeindeglieds
                                                            hat mich alarmiert. Also führte ich den Schnell-

      müssen
                                                            Check durch: Gottesdienstbesuch? Erfüllt. – Mit-
                                                            arbeit? Erfüllt. – Kleingruppe? Erfüllt. Aber dazu
                                                            sein Kommentar: „Aber das ist halt irgendwie
                                                            immer dasselbe.“

      klein                                                 Ja, das kann passieren. Aber es muss nicht so
                                                            bleiben. Also begannen wir eine Entdeckungs-
                                                            reise ins Land der Kleingruppen-Arbeit.

      werden                                                Kirche ist kein Gebäude und auch
                                                            kein Programm
                                                            Kirche besteht aus Menschen. Menschen, die
                                                            auf ihrer Reise mit Jesus an ganz verschiedenen
                                                            Punkten stehen. Und Menschen, die heute an-
      Veränderung ist die neue                              ders ticken als vor 20 Jahren (vgl. dazu den Ar-
      Konstante in einer globalen                           tikel zur „Generation Z“ in „Mission weltweit“
      Welt. Das gilt auch für                               Juli/August 2019).
      Mission. Während früher die                           Unsere Gemeinde im Osten Berlins wächst. Gott
                                                            sei Dank! Neue Menschen kommen dazu. Das ist
      missionarischen Impulse                               großartig. Doch eine Gemeinde wächst nur so
      von Deutschland aus                                   lange, wie sie den Nöten des Einzelnen begeg-
      in die Welt gingen, gibt es                           nen kann. Ein Gottesdienst mit 150 Besuchern
      auf dieser Einbahnstraße                              kann das allein nicht mehr. Deshalb muss eine
                                                            Gemeinde, die groß werden will, gleichzeitig
      inzwischen immer mehr                                 kleingliedrig sein:
      Gegenverkehr.                                         Damit der Einzelne mehr als nur ein weiteres Ge-
                                                            sicht in der Menge ist. Damit ihm geholfen werden
                                                            kann – und er helfen kann (Römer 12,1). Klein-
                                                            gruppen (auch Hauskreise genannt) sind die er-
                                                            probte Lösung auf diese Herausforderung. Doch
                                                            wie kann das gehen, wenn die „Generation Z“
                                                            so ganz anders tickt als ihre Elterngeneration?

                                                            Kleingruppen: Das Prinzip dahinter
                                                            ist simpel
                                                            Eine Kleingruppe ist für uns eine kleine Gruppe,
                                                            in der drei Ziele gelebt werden:
                                                            1. Gott erleben: Die Kleingruppe ist einer der
                                                            Orte in der Gemeinde, an denen Menschen Gott
                                                            begegnen und in der Beziehung zu ihm wachsen.
                                                            2. Gemeinschaft erleben: Kleingruppen sind der
                                                            Ort, an dem verlässliche Beziehungen wachsen
                                                            und gepflegt werden. Hier sind die Einzelnen
                                                            füreinander da, unterstützen und ermutigen
                                                            sich, beten füreinander.
                                                            3. Wachstum erleben: Kleingruppen erhalten
                                                            sich eine „heilige Unzufriedenheit“ am Leben: Die
                                                            Gruppe ist grundsätzlich offen, neue Leute auf-
                                                            zunehmen und ihnen Anschluss und Heimat zu
                                                            geben. „Wachsen“ bedeutet aber auch, dass der
                                                            Einzelne geistlich wächst – durch Lehre, aber ge-
                                                            rade auch durch das gemeinsame Einüben eines

     Fernsehturm im Osten Berlins
DEUTSCHLAND          DARUM GEHT’S              11

                         christlichen Lebensstils im Alltag. Leitfrage ist:    ● Sollte  es in der Kleingruppe nicht passen,
                         Was ist der nächste Schritt auf meiner Reise mit        kommt man nach dem Semester leichter wie-
                         Jesus?                                                  der raus.
                         Darüber hinaus ist uns wichtig:                       ● Man kann sich immer wieder ein bestimmtes
                         ● Maximale Freiheit, wie die Treffen gestaltet          Thema vorknöpfen und es zusammen mit ei-
                           und die drei Ziele gelebt werden. Es muss nicht       ner Gruppe erschließen.
                           immer jedes Ziel in jedem Treffen drin sein.        ● Mehr neue Leiter: Die Leitung für ein Halbjahr
                         ● Viele Kleingruppen haben einen Schwerpunkt            zu übernehmen macht es leichter, es einfach
                           (Studenten, Sport, Bibelstudium, Mütter …)            mal auszuprobieren. Sollte es nicht so klap-
                         ● Jede Kleingruppe hat einen Leiter. Er bekommt         pen, ist ein Endpunkt schon vorgegeben.               Dirk und Angelika Farr
                           eine Schulung, bevor er loslegt und wird regel-                                                             leben seit 2006 in Berlin.
                           mäßig gecoacht.                                     Doch auch Nachteile werden erkennbar                    Dort haben sie im Rahmen
                                                                               Zwei Handicaps sind uns besonders aufgefallen:          der „Jungen Kirche Berlin“
                         Und das funktioniert?                                 ● Langzeitfreundschaften entstehen nicht mehr           (JKB) eine Gemeinde für
                         Jein! Während es vielen geholfen hat, Teil der          automatisch innerhalb von Kleingruppen.               Konfessionslose im Ost-
                         Gemeinschaft zu werden und in ihrem Glauben             Manchmal enden die sechs Monate gerade                berliner Stadtteil Treptow
                         zu wachsen, gab es immer mehr – gerade jun-             dann, wenn eine Gruppe beginnt, auf der per-          gegründet. Dirk ist leitender
                         ge Leute –, für die das nicht zu „funktionieren“        sönlichen Ebene tiefer zu werden. Gerade für          Pastor der JKB und Teamlei-
                         schien. Was tun? Jammern über die Unverbind-            stetige Menschen ist das eine Herausforde-            ter im Bereich Gemeinde-
                         lichkeit? Oder einfach sagen: „Pech gehabt, selbst      rung. Deshalb haben wir auch Kleingruppen,            gründung der Liebenzeller
                         schuld“? Jede Generation ist ein Kind ihrer Zeit        die nach einem Halbjahr weitermachen. Das             Mission. Vor seinem B.A.-
                         mit ihren Besonderheiten. Doch Gott kam und             Einzige, was sie tun müssen, ist, sich jedes hal-     Theologiestudium in Bad
                         kommt mit jeder Generation zu seinem Ziel.              be Jahr für eine Fortsetzung zu entscheiden.          Liebenzell war er Ortho-
                                                                               ● Der Planungs- und Kommunikationsaufwand               pädiemechaniker. Angelika
                         Semester-Kleingruppen                                   ist größer: Neue und bestehende Leiter müssen         ist Sozialpädagogin. Die
                         In Toronto/Kanada fanden wir eine großartige            gewonnen werden, Flyer mit der Übersicht der          beiden haben drei Kinder.
                         Idee, die unsere Kleingruppen-Arbeit erneuert           verschiedenen Gruppen müssen erstellt wer-
                         und belebt hat. Natürlich ist kein Konzept per-         den, die Einzelnen müssen mobilisiert werden,
                         fekt, und die Semester-Kleingruppen können              sich eine neue Gruppe zu suchen.
                         auch gut mit klassischen Kleingruppenmodellen
                         funktionieren. Für uns brachten sie aber eine
                         neue Dynamik, und sie halfen zahlreichen Men-
                         schen, besser Anschluss zu finden. Doch was
                         sind Semester-Kleingruppen?
                         ● Sie bauen weiter auf das bisherige Konzept auf
                           (Ziele, Leitung ...).
                         ● Eine Kleingruppe dauert sechs Monate (Start
                           ist jeweils im April und Oktober).
                         ● Jede Kleingruppe überlegt sich für das kom-
                           mende Halbjahr ein Thema. Das wird bunt:
                           Wir haben Gruppen, die sich ein Evangelium
                           vornehmen, das Thema „Ehe“, sich zum Sport
                           treffen oder Musik mit Kleinkindern machen.                                                                      „Glauben Sie, dass es
                         ● Jeder kann sich für das kommende Semester                                                                        Gott gibt?“ Dies bejahen
                           zu einer Kleingruppe anmelden.                                                                                   in Ostdeutschland nur
                                                                               Die JKB Treptow mietet für ihren Gottesdienst
                         Das ist es im Kern. Ganz simpel.                                                                                   acht von 100 Menschen.
                                                                               einen Saal im lokalen Kinokomplex.
                                                                                                                                            Im Westen sind es 26. 1
                                                                               Dirk Farr predigt dort im Gottesdienst.
                         Welche Vorteile haben                                                                                              Teamgröße: Optimal sind
                         Semester-Kleingruppen?                                                                                             sechs bis acht Personen.
                         ● Zweimal  im Jahr sind sie zentrales Thema in        Inzwischen hat die JKB Treptow fünf Semester                 Das ist groß genug, damit
                           der Gemeinde: während die Leiter sich ihre          lang Erfahrungen mit den Semester-Kleingrup-                 nicht alles zusammen-
                           Themen überlegen und anschließend die An-           pen gesammelt. Für viele war die Veränderung                 bricht, wenn einer mal
                           meldephase läuft.                                   hilfreich und hat frischen Wind gebracht. Des-               nicht kann – aber klein
                         ● Die begrenzte Zeit macht es leichter, mal etwas     halb werden auch im nächsten Semester wieder                 genug, damit jeder zum
                                                                               zahlreiche Kleingruppen mit ganz unterschiedli-
FOTOS: CHRISTOPH KIESS

                           auszuprobieren.                                                                                                  Zug kommt.
                         ● Neue finden schneller in Kleingruppen: Da sich      chen Schwerpunkten starten. Und in einigen da-               Junge Kirche Berlin-
                           in der Anmeldephase die ganze Gemeinde nach         von werden sich Leute aus dem letzten Semes-                 Treptow: Sie wurde 2007 in
                           der nächsten Gruppe umschaut, ist es auch für       ter wiedertreffen. Nicht, weil es schon immer so             Berlin-Ost von Liebenzeller
                           Neue ganz natürlich, sich nun zu einer Kleingrup-   war, sondern weil sie sich für ein weiteres ge-              Mitarbeitern gegründet.
                           pe anzumelden – weil das eben alle gerade tun.      meinsames Semester entschieden haben.                        In Vorbereitung ist ein
                                                                                                                     Dirk Farr ●            erster Ableger im neuen
                                                                                                                                            Kiez Adlershof.
                                                                               Wer nähere Infos für seine Gemeindearbeit möchte,
                         MISSION weltweit 9–10/2019                            kann mir gerne schreiben: dirk.farr@liebenzell.org          1 „Beliefs
                                                                                                                                                    about God across Time and
                                                                                                                                            Countries“, T. S. Smith, 2012
12   DARUM GEHT’S                 ZENTRALASIEN

 Vieles in meinem Leben und dem meiner Kinder
ist gleich geblieben: die vielen Abschiede, das

                                                      „Mama, kannst du
Leben zwischen zwei Kulturen, das Lernen ver-
schiedener Sprachen, das Abenteuerliche und
Unvorhersehbare, das Kennen- und Schätzenler-

                                                       mir bitte helfen?“
nen verschiedener Menschen und Länder …
Aber einiges hat sich auch verändert. Mir fällt
zum Beispiel die enge Vernetzung unserer Kin-
der mit ihren Großeltern auf. Ich erlebte mei-
ne Großeltern nur in den Jahren des Heimat-
aufenthalts. Vielleicht mal ein Telefonanruf zu
                                                      Meine Tochter schaut mich an und nimmt ganz selbstver-
Weihnachten oder ab und zu ein Brief. Unse-
re Kinder dagegen stehen über WhatsApp in re-         ständlich meine Hilfe beim Bettenmachen in Anspruch.
gem Kontakt mit ihren Großeltern. Man kann            Seit sie das Schulalter erreicht hat, denke ich immer wieder
kurze Sprachnachrichten versenden, Bilder vom         daran, wie es für mich früher als sechsjähriges Kind war,
Kindergeburtstag oder dem letzten Ausflug schi-
                                                      im Internat – vier Flugstunden von meinen Eltern entfernt –
cken oder durch einen Videoanruf die Großel-
tern ins eigene Spielzimmer holen und ihnen           aufzuwachsen. Ich vergleiche meine Situation damals
alle Spielsachen, die neuesten Kunststücke und        mit der meiner Kinder heute.
den Hund zeigen.

Keine vier Jahre mehr
In meiner Kindheit verabschiedeten wir uns
nach den Heimataufenthalten für vier ganze
Jahre von Deutschland, den Großeltern, der Fa-
milie und Freunden. Heutzutage sind die Ab-
schiede für kürzere Zeitspannen. Das Fliegen
ist inzwischen relativ normal geworden, und
so bekommt man innerhalb der vier Jahre im
Ausland immer wieder Besuch aus der
Heimat oder fliegt selbst als Fami-
lie zu einem Kurzaufenthalt nach
Deutschland.
Die Welt ist kleiner geworden, und auch viele
junge Erwachsene wollen nach ihrem Abitur ein
Jahr im Ausland verbringen. Seit 2007 gibt es
deshalb bei der Liebenzeller Mission das impact-
Programm, das jungen Frauen und Männern er-
möglicht, ein freiwilliges Jahr im Ausland zu
verbringen.

Schule, Internat oder Fernschule?
Eine große Frage als Familie im Ausland ist im-
mer die Schulbildung der Kinder. Jede Familie
muss ihren eigenen Weg finden und fällt die-
se Entscheidung sicherlich nach bestem Wissen
und Gewissen. Für uns standen drei Optionen im
Raum: die Englische Schule vor Ort, ein Inter-
nat in einem Drittland oder die Kinder zu Hause
mit dem Material der Deutschen Fernschule zu
unterrichten. Wir haben uns für die dritte Vari-
ante entschieden.

Wir suchen Dich!
Hast Du Freude am Lernen mit Kindern? Möchtest
Du gerne eine Missionarsfamilie unterstützen und
für ein Jahr dort mitleben? impact hat in verschie-
denen Ländern Stellen für Lern-/Familienhelfer/
-innen. Melde Dich bei impact@liebenzell.org
oder schau nach auf www.impact-einsatz.de
ZENTRALASIEN               DARUM GEHT’S          13

      Mithelfen:
      SPENDENCODE
      1840-32
       Zentralasien                                                                       Christine ist als Missionarskind
                                                                                          in Bangladesch aufgewachsen.
                                                                                          Zusammen mit ihren Geschwistern
                                                                                          war sie im Internat in Singapur,
                                                                                          um dort die Deutsche Schule
                                                                                          zu besuchen. Seit 2008 lebt sie mit
                                                                                          ihrem Mann und den vier Kindern
                                                                                          in Zentralasien.

Mathematik-Unterricht mit impactlerin Mareike

Es ist oft schwer, die Rolle als Mutter und Leh-
rerin einzunehmen. Auch die Ansprüche an die
                                                                   Schule für Missionarskinder –
Kinder sind, was die schulische Leistung betrifft,                 wie geht das heute?
größer geworden, und es braucht intensivere Be-
treuung und Förderung. Zudem wird das Unter-                       Hartmut Wacker ist Ansprechpartner für Liebenzeller Missionare
richten mit jedem weiteren jüngeren Geschwis-                      bei allen persönlichen und familiären Fragen. Er erläutert die
terchen nicht mehr zufriedenstellend machbar.                      Rahmenbedingungen.
Egal, wie man es macht, oft hat man das Gefühl,
den Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Doch                       Wie hat sich die Situation verändert?
durch das impact-Programm haben wir die Mög-                       Es gibt heute mehr individuelle Lösungen. Der Fernschul-
lichkeit, die Hilfe von Freiwilligen in Anspruch                   unterricht ist nicht die einzige Option, aber eine wichtige.
zu nehmen, sodass der Fernschulunterricht für                      Mütter und impactler unterrichten mit diesem Material von
uns als Familie momentan die beste Lösung ist.                     der Grundschule an, manchmal bis hin zur Sekundar- oder
Die Freiwilligen übernehmen Teile des Unter-                       Oberstufe.
richts und unterstützen die Familie, damit ein                     Früher erlebten Liebenzeller Missionarskinder ihre Schulzeit in
erfolgreicher Unterricht möglich ist.                              Internaten in Japan, Singapur, Indien, Papua-Neuguinea oder
Zwar sind wir darauf angewiesen, dass sich je-                     Kenia und waren oft wochenlang von ihren Eltern getrennt.
des Jahr Freiwillige melden und zu uns kom-                        Zurzeit ist das nur noch in Thailand der Fall. In Japan, Malawi
men wollen, aber so können unsere Kinder                                    und Sambia können sie das Wochenende bei den
bei uns bleiben und werden später schu-                                     Eltern verbringen.
lisch gut vorbereitet sein, wenn wir wieder                                 Englisch- oder französischsprachige Schulen ermög-
zurück nach Deutschland gehen. Den Frei-                                   lichen Kindern in Bangladesch, Burundi oder Sambia,
willigen ermöglicht dieses Jahr im Aus-                                   von zu Hause aus in die Schule zu gehen und zusätzlich
land neue Erfahrungen und prägende Er-                                    per Fernschule das Einzelfach Deutsch zu belegen.
lebnisse, aber auch Herausforderungen,
an denen sie wachsen können.                                             Welche Kernfragen müssen die Eltern für sich
Wir haben beobachtet, dass es einen                                      beantworten?
Trend weg von langjährigen Aufenthal-                                   Was braucht mein Kind bei seiner Veranlagung? Was
ten im Ausland hin zu übersichtlichen                                   passt zu uns als Eltern? Wie sehen wir uns als Familie von
Zeitspannen von einigen Wochen oder                                    Gott geführt? Dabei können Missionare im selben Land
Monaten gibt. Die Anfragen für solche                                  unterschiedliche Entscheidungen treffen, denn nicht für
Einsätze nehmen Jahr für Jahr zu. Für                                 jedes Kind ist derselbe Weg der richtige.
uns als langjährige Mitarbeiter ist es eine Her-
ausforderung, aber auch eine große Chance, die-      Lange         Welche Möglichkeiten sind ein Segen?
se meist jungen Menschen zu begleiten, ihnen         ist es her:   Mit Sicherheit gutes Fernschulmaterial und die Kontakte der
Erfahrungen zu ermöglichen, sie im Glauben zu        Christines    Missionarskinder zu den impactlern. Diese sind oft nur einige
ermutigen und ihnen ein positives Bild vom mis-      erster        Jahre älter und nehmen eine andere Rolle ein als die Leh-
sionarischen Einsatz im Ausland zu vermitteln.       Schultag in   rerinnen, die zugleich Mutter sind. Und nach Abschluss der
Durch den Einsatz der Freiwilligen ist es mir        Singapur.     Schule besteht die Möglichkeit, ein Orientierungsjahr in Korn-
möglich, dass ich meiner Tochter helfen kann –                     tal zu machen – eine super Sache. Es hilft Missionarskindern
und das nicht nur beim Bettenmachen.                               ungemein, wenn sie mit anderen jungen Erwachsenen in einer
                                       Christine ●                 ähnlichen Situation erste Schritte in Deutschland gehen und
                                                                   dabei hervorragend begleitet werden.

MISSION weltweit 9–10/2019
14   DARUM GEHT’S      SPANIEN

                                          Beim jährlichen
                                     Treffen der Spanien-

                                                                                                                               FOTOS: THEO HERTLER
                                          Missionare sind
                                       auch die impactler                                                       Mithelfen:
                                                                                                                SPENDENCODE
                                           mit dabei. 2019
                                                                                                                1780-32
                                            fand es in der                                                        Spanien
                                      Sierra Nevada statt.

                                                             Inflation in Spanien?

        Quo vadis –                                          Vielleicht kennt sie der eine oder andere noch: Reichsmark,
                                                             Banknoten mit Millionenwert. Mein Opa hatte einige aufbe-
                                                             wahrt. Er war mal Millionär! Nur brachte ihm das nicht viel,

        wenn das
                                                             weil schon ein Brot eine halbe Million Reichsmark kostete.
                                                             Am Vortag waren es noch 200.000 Reichsmark gewesen.
                                                             Man soll sich als Missionar oder Gemeindegründer in die Ge-
                                                             sellschaft integrieren, wurde uns gesagt. Aber wie integriert

        Vertrauen                                            man sich in eine Gesellschaft, in der das gegenseitige Vertrau-
                                                             en fehlt und fehlendes Vertrauen durch viele Worte kompen-
                                                             siert wird? Es ist die wohl größte Herausforderung in Spani-

        fehlt?
                                                             en, in einem Umfeld mit nur wenig Vertrauen zu arbeiten.
                                                             Alles muss unzählige Male bestätigt und beglaubigt werden.
                                                             Selbst dann gibt es Vertrauensbrüche. Korruption ist an der
                                                             Tagesordnung. Ordnungskräfte arbeiten Hand in Hand mit
                                                             Drogendealern. Grundstücksverkäufe werden notariell be-
                                                             glaubigt und trotzdem mehrfach getätigt. „Te lo juro por mi
        Seit 1996 entsendet die Liebenzeller                 madre.“ „Ich schwöre dir bei meiner Mutter“. Bekräftigungen
        Mission Mitarbeiter nach Spanien.                    wie diese sind typisch, wenn das gesprochene Wort nichts
                                                             wert ist. Es gibt eine Inflation der Worte, eine „Aufblähung“.
        Die meisten waren und sind in der
                                                             Millionen Worte mit geringem Wert. „Die Worte nimmt der
        Gemeindegründung und im Gemein-                      Wind mit“, lautet ein spanisches Sprichwort.
        debau tätig. Wo liegen die größten                   Wenn wenig gegenseitiges Vertrauen da ist, warum sollte
        Herausforderungen für die Arbeit? Wo                 man einem vertrauen, der von Jesus spricht und „religiös da-
                                                             herkommt”? Und das ganz anders, als man es bisher gewohnt
        sehen junge Missionare eine große
                                                             war? Auf ein „Grundvertrauen“ lässt sich kaum bauen.
        Notwendigkeit, aktiv zu werden? Und                  Leider führen Misstrauen und Vertrauensbrüche oft auch zu
        welche Chance bietet die Zusammen-                   Gemeindespaltungen, wenn neue Gläubige in alten Denkmus-
        arbeit mit einem spanischen Pastor?                  tern leben. Nur eine gute Verbindung zu Jesus macht uns
                                                             ehrlich und vertrauenswürdig. Ohne es zu merken, werden
        Antworten von Theo Hertler, Daniel
                                                             wir intensiv beobachtet von Nachbarn, Bekannten und Leu-
        Köhler und Daniel Suchalla.                          ten in der Gemeinde. Sie wissen häufig mehr von uns, als wir
                                                             denken.
                                                             Ein langer Atem ist notwendig, weil enttäuschte Leute nur sehr
                                                             vorsichtig Vertrauen fassen. Wir mussten lernen, dass es in
                                                             Spanien fast keinen Vertrauensvorschuss gibt. Ja, man lernt
                                                             sogar, selbst negativ zu denken. Wir müssen es lernen, es aus-
                                                             zuhalten, wenn uns Misstrauen entgegengebracht wird – und
                                                             Geduld haben. Nur so kommen wir aus der Inflation heraus.
                                                                                                                Theo Hertler

                                                                                            Theo und Carolin Hertler
                                                                                            arbeiten seit 1996 als Ge-
                                                                                            meindegründer in Marbella/
                                                                                            Andalusien. Sie begleiten die
                                                                                            Gemeinde auf dem Weg in die
                                                                                            Selbstständigkeit und enga-
                                                             gieren sich überregional bei Missionseinsätzen. Theo war
                                    Reich mit                vor seiner theologischen Ausbildung in Bad Liebenzell als
                                    Reichsmark?              Maschinenschlosser tätig. Carolin ist Krankenschwester von
                                                             Beruf. Zwei ihrer vier Kinder leben in Deutschland.
SPANIEN            DARUM GEHT’S         15

Sehnsucht nach tiefen
Freundschaften                                                                                    „Ich schätze sehr das gegenseitige
Nachdem wir im ersten Jahr in Spanien die Kultur und die                                     Vertrauen im Team. Es führt zu einer großen
Sprache studiert hatten, konzentrierten wir uns auf die Re-                                        Freiheit und zeigt sich in unserer
gion und auf den Ort, an dem wir wohnen. Wir befragten                                        Zusammenarbeit. Weiter schätze ich sehr,
15 Menschen, die schon seit einigen Jahren in Peñíscola le-                                        dass und wie ihr Missionare aus
ben, nach ihrer Weltanschauung. Uns interessierte auch: Was
                                                                                             Deutschland euch hier in Spanien für Gottes
müsste eine Kirche bieten, damit sie ein Teil von ihr werden
würden? Bei den meisten Gesprächen kam heraus, dass sich                                          Reich einsetzt. Für mich ist es von
die Menschen tiefe Beziehungen und Freundschaften wün-                                         großem Wert, euch als Familie, Freunde
schen. An diesem Punkt sehen wir unter anderem die große                                         und Kollegen zu haben in der Arbeit,
Chance für Gemeinde: Gott ruft zu tiefer Gemeinschaft auf –                                    in die uns Gott gemeinsam gestellt hat.“
in erster Linie mit IHM und dann auch miteinander.
                                                                                                                  DANIEL ZAFRA
Zurzeit sind wir noch in Deutschland im Reisedienst. Aus Spa-
nien erhalten wir immer wieder Nachrichten mit der Frage:
„Wann kommt ihr denn endlich wieder?“ Aus den ersten Kon-
takten haben sich inzwischen Freundschaften entwickelt. Un-
sere Nachbarin – eine ältere Witwe – kann es kaum abwar-
ten, bis wir wieder in Spanien sind. Auch Deutsche, die seit
Kurzem in Spanien wohnen, meinten: „Wenn ihr wieder da
seid, kommen wir auch mal mit in den Gottesdienst.“ Die He-                               Von der Skepsis zum Vertrauen
rausforderung besteht aber darin, Menschen nicht an sich zu                               Von außen wirken die Spanier sehr direkt und offen. Doch
binden, sondern sie miteinander und, was noch viel wichtiger                              wenn es um Beziehungen geht, erleben wir eine überraschen-
ist, mit Gott zu verbinden.                                                               de Verschlossenheit und eine indirekte Art der Kommunika-
Viele Chancen sehen wir in der Arbeit unter Kindern und Ju-                               tion. Einer Beziehung geht Skepsis voraus und kein Vertrau-
gendlichen. In den umliegenden Orten gibt es keine erleb-                                 ensvorschuss, den wir gewohnt sind. Dieses Misstrauen macht
nispädagogischen Angebote. Wir haben die Möglichkeit, mit                                 es uns Missionaren schwer, die Absicht hinter vielen Reaktio-
einer lokalen Kinderpsychologin zusammenzuarbeiten und                                    nen zu verstehen. Auch die Beziehung zu unserem spanischen
Angebote für Kinder und Jugendliche zu gestalten. Die umlie-                              Kollegen, Pastor Daniel Zafra aus der Gemeinde in Benicarló,
genden Bergdörfer hatten auch schon andere Missionare vor                                 mussten wir langsam und mit viel Feingefühl erarbeiten.
uns im Blick. Dort ist das Evangelium so gut wie unbekannt,                               Doch nun, wo eine Vertrauensebene geschaffen ist, können
diese Orte bieten viel Potenzial für künftige Arbeitsgebiete.                             wir viel von ihm lernen, und wir schätzen die Freundschaft
                                                Daniel Köhler                             sehr. Er hat schon früher mit Ausländern zusammengearbei-
                                                                                          tet, und wir können ihn oft fragen, wenn wir kulturell bedingt
                        Daniel und Tabea Köhler leben seit                                Fragen haben oder gewisse Vorgehensweisen nicht verstehen.
                        2015 in Peñíscola an der Costa Azahar.                            Das ist für uns eine große Hilfe.
                        Sie haben eine Tochter. Daniel ist                                Die Skepsis der Spanier richtet sich nicht nur gegen Auslän-
                        Krankenpfleger von Beruf und hat die                              der. Auch allem Neuen oder Unbekannten gegenüber sind sie
                        Interkulturelle Theologische Akademie                             vorsichtig und erst einmal ablehnend. So sind wir Gott un-
                        (ITA) in Bad Liebenzell absolviert.                               glaublich dankbar, dass die Gemeinde in Daniel Zafra einen
Tabea ist Sozialarbeiterin und Gemeindepädagogin. Sie ist                                 Pastor hat, der aus der Region kommt. Er spricht Valenciano/
in Chile aufgewachsen, wo ihre Eltern als Missionare arbei-                               Catalan, die Herzenssprache der Menschen hier. Er ist „einer
ten. Seit Juli 2019 ist Daniel Köhler Teamleiter für Spanien.                             von ihnen“, und sie lassen sich anders von ihm ansprechen
                                                                                          als von uns Deutschen oder von Südamerikanern.
                                                                                          Auf der anderen Seite lernen wir durch die Zusammenarbeit
                                                                     FOTO: TABEA KÖHLER

                                                                                          mit Daniel Zafra andere Formen kennen, Gott zu loben, mit
                                                                                          IHM zu reden, die Beziehung zu IHM zu leben. Dies erweitert
                                                                                          unseren Horizont und fordert uns heraus, die Vielfalt Gottes
                                                                                          in den Menschen zu entdecken.               Daniel Suchalla ●

                                                                                                                        Daniel und Rosita Suchalla
                                                                                                                        sind ebenfalls 2015 nach
                                                                                                                        Peñíscola gezogen, um dort
                                                                                                                        in einer Gemeindegründung
                                                                                                                        mitzuarbeiten. Sie haben drei
                                                                                                                        Kinder. Daniel ist Konditor und
Tauffeier: sechs Christen aus fünf Nationen (2. von links: Daniel                         hat an der Interkulturellen Theologischen Akademie (ITA) in
Köhler, 4. von links: Daniel Zafra). Die Zukunft Spaniens liegt in                        Bad Liebenzell studiert. Rosita ist als Missionarskind in Peru
internationalen Gemeinden.                                                                aufgewachsen. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin.

MISSION weltweit 9–10/2019
16   DARUM GEHT’S              FRANKREICH

                                 Das fordert heraus!
                                 Für französische Verhältnisse ist es eine sehr große Gemeinde, die ich seit
                                 September 2018 in der Mitarbeiterförderung und künftig bei einer Neugrün-
                                 dung unterstütze. Wir haben 74 Mitglieder und rund 120 Gottesdienstbesucher
                                 aus 30 Nationen. Gott schenkt es, dass fast jede Woche Interessierte in der
                                 Gemeinde hereinschauen. Mich fasziniert das!

                                 Oft haben wir in der Gebetsrunde vor dem Got-                      chen Glaubenshintergründen und Sensibilitäten.
                                 tesdienst dafür gebetet – und dann steht tatsäch-                  Dann kommen weitere Fragen auf, die zum Bei-
                                 lich eine neue Besucherin oder ein Besucher da!                    spiel auch die Gebetskultur betreffen.
                                 Ich versuche dann, mit den Leuten in Kontakt                       Ich komme aus einem pietistischen Hintergrund,
                                 zu kommen, oder ich bitte andere, mit ihnen zu                     aus der württembergischen Landeskirche, habe
                                 reden. Unsere Gemeindeglieder sind vorbildlich:                    schon einige Erfahrungen gemacht – und doch
                                 Sie gehen auf Neue zu, heißen sie willkommen                       überrascht mich manches. Ich bin sehr geprägt
Evelyn Theurer ist seit          und laden sie zu sich nach Hause zum Essen ein!                    durch das, was ich erlebte. Aber ist dieses Erle-
August 2018 in der Gemein-                                                                          ben oder meine Art, die Dinge zu machen, au-
degründung und Schulung          Gemeinde mit Willkommens-,                                         tomatisch besser? Oft bin ich sehr herausge-
in La Roche-sur-Yon und          Leitungs- und Gebetskultur                                         fordert, wenn es darum geht, Dinge für mich
Umgebung tätig.                  Es ist nicht nur die Willkommenskultur, die es                     zu klären oder anderen zu erklären. An vielen
Zuvor arbeitete sie acht         in der multikulturellen Vielfalt der Gemeinde                      Punkten musste ich schon meine Sichtweise hin-
Jahre im Gemeindebau in          zu leben gilt. Waren es früher oft nur Franzo-                     terfragen und teilweise korrigieren.
der Normandie. Die Erziehe-      sen mit weißer Hautfarbe, die die Gemeinde ge-
rin war nach ihrer Ausbil-       leitet haben, so gilt es nun, eine neue Leiterge-                  Andere Formen ausprobieren
dung zur Gemeindediakonin        neration heranzubilden und eine Leitungskultur                     Bisher hat hier in der Gemeinde immer einer
am Theologischen Seminar         zu schaffen. Dafür werden gerade fünf Männer                       nach dem anderen gebetet, das teilweise sehr lan-
der Liebenzeller Mission         aus fünf Nationen geschult. Hinzu kommen der                       ge und für sehr persönliche Dinge. Da ist nichts
zunächst Jugenddiakonin          französische Pastor, ein Ältester mit portugie-                    Falsches dran. Aber damit sich mehr Leute be-
und leitete dann die Kinder-     sischer Staatsangehörigkeit und eine Missiona-                     teiligen können, wäre es hilfreich, auch andere
und Jugendzentrale der LM.       rin aus Deutschland – mit ihren unterschiedli-                     Formen auszuprobieren. Eine Reaktion war:
                                                                                                    „Wir beten nicht alle gleichzeitig, das ist pfingst-
                                                                                                    lerisch!“ Vielleicht sind wir es so nicht gewohnt
                                                                                                    – aber für Glaubensgeschwister aus anderen
                                                                                                    Ländern ist es die „natürliche“ Art zu beten!
                                                               Mithelfen:
                                                               SPENDENCODE                          Bereits in kleinen Form- und Kulturfragen kann es
                                                               1460-32                              zu Auseinandersetzungen kommen. Wie wichtig
                                                               Frankreich                           ist es deshalb, auf Jesus zu sehen und zu schau-
                                                                                                    en, was ER uns lehrt: Es geht darum, IHN zu lie-
                                                                                                    ben und unseren Bruder und unsere Schwester!
                                                                                                    „Seid niemand etwas schuldig, außer, dass ihr euch
                                                                                                    untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der
                                                                                                    hat das Gesetz erfüllt.“ (Römer 13,8)
                                                                                                    Es fordert mich manches Mal heraus, diese Liebe
                                                                                                    immer wieder konkret werden zu lassen – aber
                                                                                                    ich möchte sie leben!

                                                                                                    Vielen Dank, wenn Sie für Weisheit beten in all
                                                                                                    den Veränderungen, die in Gemeinden gesche-
                                                                                                    hen oder anzugehen sind. Da sind Fragen wie:
                                                                             FOTO: EVELYN THEURER

                                                                                                    ● Wie kann sich die Gemeinde multiplizieren?
                                                                                                    ● Wie können wir unsere Zeitgenossen mit dem
                                                                                                      Evangelium erreichen?
La Roche-sur-Yon liegt in der                                                                       ● Wie wachsen wir im persönlichen Glauben
Vendée, einem französischen                                                                           und im Miteinander in der Gemeinde?
Département (etwa vergleichbar                                                                                                    Evelyn Theurer ●
                                      Frauentreff in der Gemeinde
einem Landkreis) in der Region
Pays de la Loire.
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