MIT STIL - Nr. 200 APROPOS - VON KOPF BIS FUSS - Apropos | Strassenzeitung für Salzburg
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APROPOS Nr. 200 Den VerkäuferInnen bleiben EUR 1,50 3,E0ur0o Ih A p ro p o s re -V e rk ä u fe Ih r A p ro p o s -V e rk ri n DIE SALZBURGER STRASSENZEITUNG ä u fe r: sagt Dan ke! MIT STIL Titelinterview mit Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler IN JEDER LEBENSLAGE VON KOPF BIS FUSS IN SOZIALEN MEDIEN MAI 2020
2 [INHALT] [EDITORIAL] 3 6 Thema: MIT STIL SCHREIBWERKSTATT Platz für Menschen und Themen, die sonst nur 4 Verhalten auf Social Media am Rande wahrgenommen werden. Cartoon 16 Sonja Stockhammer Unbeirrbar in der Sache ... 5 Wie sie reden Luise Slamanig Sie war als erste Frau Innen- Frage des Monats 17 Andrea Hoschek politikkolumnistin, Präsidentin der Salzburger Wirtschaftskam- 6 Die Festspielpräsidentin 18 Rudi Plastinin mer und seit 25 Jahren an der Interview mit Helga Rabl-Stadler Spitze der Salzburger Festspiele. 19 Evelyne Aigner Helga Rabl-Stadler spricht im 11 Unser neuer Herausgeber Georg Aigner Apropos-Interview über Her- Gespräch mit Christian Moik Editorial MIT STIL ausforderungen, Erfolge, Span- 20 Monika Fiedler 12 Entschleunigte Mode nungsfelder und Kompromisse. Edi Binder Shoppen mit gutem Gewissen 14 Miteinander 21 Chris Ritzer bei der Foodcoop Bonaudelta in Lehen Liebe Leserinnen und Leser! AKTUELL 22 Schriftsteller trifft Verkäufer Diese Ausgabe hätte Anfang April erscheinen Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler tritt Men- 11 Autorin Ricky Knoll traf Verkäuferin sollen. Als Monatszeitung haben wir eine lang- schen am liebsten vertrauensvoll gegenüber. „Wenn Joy Omobude fristige Vorlaufzeit. Fast alle Texte und Fotos man in den anderen etwas Gutes hineinlegt, wird waren schon für die Grafik bereit, als wir von den ein Großteil der Menschen dich nicht enttäuschen, 24 Kultur-Tipps Auswirkungen des Corona-Virus erfasst wurden. sondern versuchen, diesem positiven Vorurteil, Im Dornröschenschlaf Mitte März haben wir die Zeitungsausgabe an das er einfach spürt, gerecht zu werden“, ist ihre Der Neue Seit 1. April 2020 25 gehört & gelesen unsere Verkäufer*innen gestoppt – was für sie, die Devise. Anlässlich 100 Jahre Festspiele zeigt sie im Buch- und CD-Tipps zum ohnedies von Armut und Ausgrenzung betroffen Apropos-Gespräch auch das Spannungsfeld auf, hat die Soziale Arbeit gGmbH, zu der auch Nachhören und Nachlesen sind, eine Verschärfung ihrer Lebenssituation in dem sich diese bewegen: Zum einen entstanden bedeutet. aus einer zutiefst sozialen Motivation heraus als Apropos ghört, einen 26 Kolumne: Robert Buggler 22 neuen Geschäftsfüh- Friedensprojekt nach dem Ersten Weltkrieg, zum Leser des Monats rer. Herzlich willkom- Wir haben daher beschlossen, diese Ausgabe genau anderen wahrgenommen als „Wolke der Reichen men Christian Moik. 27 Apropos-Rezept so, wie sie ist, druckfertig zu machen, sodass wir und der Schönen“ – und inmitten das Bedürfnis, Diesmal von Verena Siller-Ramsl schnell wieder starten können, sobald das Leben als Festspiel der Salzburger*innen zu gelten, das Autorin trifft wieder „Jetzt geht’s“ sagt. Zugleich haben wir sich jeder und jede leisten kann (S. 6–11). Verkäuferin auf den sozialen Kanälen um Solidarspenden für Diesmal hat Autorin VERMISCHT unsere Verkäufer*innen gebeten – vielen Dank an In dieser Ausgabe gilt es auch, sich von unserem 12 Ricky Knoll mit Ver- alle, die bislang gespendet haben und noch immer Herausgeber Alfred Altenhofer zu verabschieden, 28 Apropos-Kreuzworträtsel käuferin Joy Omobu- spenden wollen (unsere Kontodaten finden Sie im der als Geschäftsführer unserer Dachorganisation de gesprochen. 29 Redaktion intern Impressum auf Seite 31). Soziale Arbeit gGmbH in Pension geht (S. 31), und 30 Kolumne: Mein erstes Mal unseren neuen Chef Christian Moik willkommen Secondhand & Gerlinde Weinmüller Diese Ausnahmesituation macht stark bewusst, zu heißen (S. 12). Alfred Altenhofer hat die ver- Nachhaltig ist IN welche Werte und Prioritäten für uns wichtig sind. gangenen zwei Jahrzehnte die Geschicke unserer 31 Chefredaktion intern Der während der Pandemie entwickelte Slogan zahlreichen wertvollen Beratungs-, Betreuungs- Mode-Shopping mit gutem Gewissen geht Vertrieb intern „Schau auf dich. Schau auf mich“ zeigt, dass es und Beschäftigungseinrichtungen im Wohnungs-, um ein umsichtiges Miteinander geht. Obdachlosen- und Arbeitslosenbereich gelenkt 27 auch in Salzburg. Das Impressum hat unsere Autorin und übergibt seinem Nachfolger ein solides Sozi- Sandra Bernhofer her- alunternehmen. Lieber Alfred, wir wünschen Dir ausgefunden. Grundlegende Richtung Preise & Auszeichnungen alles Gute für Deine neue Lebensphase! Apropos ist ein parteiunabhängiges, soziales Zeitungs- Im März 2009 erhielt Apropos den René-Marcic-Preis Apropos-Rezept projekt und hilft seit 1997 Menschen in sozialen für herausragende journalistische Leistungen, 2011 Herzlich, Ihre Schwierigkeiten, sich selbst zu helfen. Die Straßenzei- den Salzburger Volkskulturpreis & 2012 die Sozialmarie Verena Siller-Ramsl tung wird von professionellen JournalistInnen gemacht für das Buch „Denk ich an Heimat“ sowie 2013 den verrät uns eines ihrer und von Männern und Frauen verkauft, die obdachlos, internationalen Straßenzeitungs-Award in der Kategorie Lieblingsrezepte: 14 wohnungslos und/oder langzeitarbeitslos sind. „Weltbester Verkäufer-Beitrag“ für das Buch „So viele Reiberdatschis und In der Rubrik „Schreibwerkstatt“ haben sie die Mög- Wege“. 2014 gewann Apropos den Radiopreis der Stadt lichkeit, ihre Erfahrungen und Anliegen eigenständig Salzburg und die „Rose für Menschenrechte“. 2015 Ofengmüse. zu artikulieren. Apropos erscheint monatlich. Die erreichte das Apropos-Kundalini-Yoga das Finale des VerkäuferInnen kaufen die Zeitung im Vorfeld um 1,50 internationalen Straßenzeitungs-Awards in der Kate- Michaela Gründler Euro ein und verkaufen sie um 3 Euro. Apropos ist dem gorie „Beste Straßenzeitungsprojekte“. 2016 kam das Ich weiß, wo mein „Internationalen Netz der Straßenzeitungen“ (INSP) Sondermagazin „Literatur & Ich“ unter die Top-5 des Chefredakteurin michaela.gruendler@apropos.or.at Gemüse herkommt angeschlossen. Die Charta, die 1995 in London unter- INSP-Awards in der Kategorie „Bester Durchbruch“. zeichnet wurde, legt fest, dass die Straßenzeitungen 2019 gewann Apropos-Chorleiterin Mirjam Bauer den Die Foodcooperation alle Gewinne zur Unterstützung ihrer Verkäuferinnen Hubert-von-Goisern-Preis – u.a. für den Apropos-Chor. Bonaudelta in Lehen und Verkäufer verwenden. APROPOS · Nr. 200 · Mai 2020 APROPOS · Nr. 200 · Mai 2020
4 [MIT STIL] [MIT STIL] 5 Soziales Verhalten im Internet von Christine Gnahn WIE WIR AUF SOCIAL MEDIA M it dem Internet ist eine völlig neue Kommunikations- ära für die Menschen angebro- chen. Der Kontakt zwischen Schutz der Anonymität“, er- klärt Eline Leen-Thomele vom Fachbereich Sozialpsychologie der Universität Salzburg, „dann lassen sie sich zu Aussagen hin- Leen-Thomele stellt jedoch eine zunehmende Sensibilisierung bezüglich Hasskommentaren im Internet fest: „Immer mehr melden Gesetzesverstöße.“ MITEINANDER Mitmenschen läuft heutzutage häufig über die Kanäle der reißen, die sie so in der ‚echten‘ Öffentlichkeit nicht gesagt Übrigens kann es auch zum Gegenteil kommen, nämlich UMGEHEN Social Media ab. Plattformen wie Facebook bieten die Mög- lichkeit, sich über Themen im hätten.“ Auch dass das Gesicht des anderen nicht zu sehen sei, erschwere das Einfühlungsver- dass sich Menschen positiver darstellen, als sie tatsächlich sind, oder sich an die Meinung Plenum auszutauschen. Dass mögen und das Verständnis anderer anpassen – „die soziale sich hier jede*r Gehör ver- für die emotionale Tragweite Erwünschtheit spielt immer schaffen kann, ist Chance und der eigenen Aussagen. „Aus eine große Rolle.“ Selbst den- Gefahr zugleich. Denn nicht diesem Grund werden immer ken und empathisch agieren ist selten kommt es zu Beleidigun- mehr Emojis eingeführt, die und bleibt wichtig – online wie WIE gen und Anfeindungen. „Viele zusätzlich zum Text die Ge- offline.
6 [MIT STIL] [MIT STIL] 7 NAME Helga Rabl-Stadler ein Großteil der Menschen dich nicht enttäuschen, sondern ver- Wie gehen Sie mit einem „Nein“ als Antwort um? STECKBRIEF IST Präsidentin der Salzburger Festspiele suchen, diesem positiven Vorurteil, das er einfach spürt, gerecht Helga Rabl-Stadler: Ich versuche es, in einen Kompromiss um- ARBEITET wahnsinnig gern zu werden. zuwandeln – oder ich muss es akzeptieren. Aber zuerst versuche FINDET Salzburg „das Herz vom Herzen ich, dass wir ein gemeinsames Ja bekommen. Wenn der Sponsor Europas“ (Festspielgründer Hugo v. Hof- Vertrauen ist auch bei Sponsoren wichtig. Wie schaffen Sie es, Spon- sagt: „200.000 Euro habe ich nicht, aber vielleicht finden wir ein mannsthal) FREUT SICH, dass sie mit 71 Jahren noch soren zu gewinnen und zu halten? Projekt mit 100.000 Euro“ oder „Dieses Jahr nicht, aber wenn immer gestalten darf Helga Rabl-Stadler: Das Vertrauen ist das A und O. Ich bin Sie mir was Gutes für 2022 anbieten“, kann man gute Wege ÄRGERT SICH über Besserwisser und nicht als Sponsoren-Champion auf die Welt gekommen. Jetzt bin finden. Schwarzmaler ich es. Ich kann mich noch so gut an meine erste Sponsor-Suche erinnern. 1995 lukrierte ich für die Einrichtung des Pausenrau- Heuer gibt es auch die Landesausstellung „Großes Welttheater – 100 mes im Großen Festspielhaus 10.000 Schilling, also 700 Euro. Jahre Salzburger Festspiele“, die das Jubiläumsjahr eröffnet. Darin Titelinterview Damals bin ich mir wie eine Kaiserin vorgekommen, weil es mir werden 100 Jahre Festspielgeschichte zusammengetragen, unter- derart schwergefallen ist, um Geld zu fragen. schiedliche Perspektiven gezeigt und eine eigens gebaute Bühne lädt „ICH BIN EINE FRAU. Natürlich kann ich nur so gut sein wie das Programm unse- zum inspirativen Austausch. Wie ist Ihr ganz persönlicher Zugang zu res Intendanten. Mit einem überzeugenden Projekt kannst du 100 Jahren Festspielen? Menschen gewinnen. Sponsoring ist ein Geschäft, es ist kein Helga Rabl-Stadler: Sie sind für mich viel mehr als nur ein FÜR EINE DAME ARBEITE ICH ZU VIEL.“ Gnadenakt. Du musst dir genau überlegen, was der andere davon Festspiel in Salzburg. Für mich repräsentieren sie 100 Jahre hat. Wenn ich einen wohlhabenden Sammler kennenlerne, der europäische Kulturgeschichte. Die Festspiele waren auch immer eine halbe Million Euro für ein neues Bild von Anselm Kiefer Mutmacher in bösen Zeiten. Unsere Festspielgründer haben ausgibt, macht es meist keinen Sinn, wenn ich diesen um 10.000 1920, als in Salzburg Elend und Hunger geherrscht haben, an Sie bewegt sich souverän auf allen Parketten. Wohl auch deshalb Euro für die Festspiele frage. Denn der will die bildende Kunst die Kraft der Kunst geglaubt. Sie haben nicht, obwohl die Zeit so war sie oft die erste Frau: als Innenpolitikkolumnistin, als Präsi- und nicht so etwas leicht Verflüchtigbares wie Theater und Oper. schlecht war, derart flammende Appelle für die Kunst gehal- dentin der Salzburger Wirtschaftskammer und die vergangenen Es ist meist schwieriger, einen Sponsor über die Jahre zu halten ten, sondern weil die Zeit so schlecht war. Nach dem Zweiten 25 Jahre an der Spitze der Salzburger Festspiele. Im Apropos-Ge- als einen neuen zu gewinnen. Weltkrieg – unterbricht zum Wenn bei einem Unternehmen Fotografen hin „Wollen Sie, dass spräch erzählt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler von Heraus- ein neuer Generaldirektor ich hineinschau in die Kamera?“. forderungen, Erfolgen und Spannungsfeldern – und weshalb es ihr kommt, will er zumeist neue Fotograf: „Können Sie gerne leichtfällt, Kompromisse zu suchen und zu finden. Projekte fördern. Ich bin daher währenddessen, aber ganz unge- sehr glücklich, dass uns viele zwungen.“ Helga Rabl-Stadler: Titelinterview mit Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler Sponsoren schon so lange treu „Na, ungezwungen bin ich beim von Chefredakteurin Michaela Gründler bleiben. Das liegt auch daran, Fotografieren nicht. Ungezwun- dass wir uns sehr genau überle- gen bin ich dann, wenn Sie Was bedeutet für Sie Stil? „Fortiter in re, suaviter in modo.“ Es ist aus dem 16. Jahrhundert gen, was der Sponsor von einer draußen sind. Daher werden sie Helga Rabl-Stadler: Innerlich und äußerlich mit sich im Reinen und bedeutet: „Unbeirrbar in der Sache, sanft in der Art.“ Sanft Partnerschaft mit uns hat, was es nicht aufs Bild bannen kön- zu sein. Ich finde es sehr wichtig, dass jeder Mensch seinen Stil ist vielleicht nicht etwas, das man mir zuschreibt, aber Flexi- wir ihm bieten und was wir ge- nen.“ (lacht) – dann greift sie den entwickelt. Der Stil ist jedoch nicht etwas ewig Festgeschriebe- bilität auf jeden Fall. (lacht) Ich glaube, wir Österreicher haben meinsam mit ihm entwickeln Faden nahtlos auf … >> nes, sondern muss sich mit dir entwickeln. Als junge Frau war das Glück, dass wir Charme nicht als etwas Windiges ansehen, können. ich sehr burschikos. Um Mode habe ich mich wohl auch aus sondern als etwas Erstrebenswertes – und dass man charmant Ablehnung und Konfrontation meinem Elternhaus gegenüber oder diplomatisch einen Weg zum anderen finden kann. nicht gekümmert. Als ich dann nach Jahren in meinem Traum- beruf Journalismus das Modegeschäft meiner Mutter in Salzburg Wie finden Sie den Weg zum anderen? übernahm, sagten alle: „Aber was tut denn die Helga dort! Die Helga Rabl-Stadler: Es gibt oft gerade in einer Führungsposi- interessiert sich doch gar nicht für Mode.“ Das stimmte zwar, tion auf der anderen Seite ein Nein. Für mich ist ein Nein keine aber ich musste mich damals aus beruflichen Gründen dafür Aggression, sondern eine Herausforderung. Ich habe es viel lie- interessieren. Als ich später Präsidentin wurde, war mir im Rie- ber, wenn mir jemand klar sagt, dass er eine andere Position hat. senkreis der Anzug- und Krawattenträger klar, dass auch meine Ich versuche es, dem anderen leicht zu machen, einen Kompro- Kleidung Kompetenz ausstrahlen muss. miss zu finden. Ich bin eine große Vertreterin des Kompromis- ses, denn ich glaube, niemand hat die Wahrheit mit dem Löffel Wie würden Sie Ihren eigenen Stil beschreiben? gefressen. Ich finde es schade, dass Populisten aller Richtungen Helga Rabl-Stadler: Klassisch mit Phantasie. den Kompromiss als etwas Laues vernadern. In der Kunst darf es keinen Kompromiss geben! Der Künstler darf und muss seinen Sie gelten als Grande Dame, die sich auf allen Parketten souverän, Weg verfolgen. Aber in der Politik ist für mich der Kompromiss geistreich, humorvoll, überzeugend, durchsetzungsstark und men- die einzige Möglichkeit, um möglichst viele Menschen vertreten schenfreundlich bewegt – egal, ob als Journalistin, Unternehmerin, zu können. Mir fällt es leicht, mit Humor auch auf jemanden Präsidentin der Wirtschaftskammer Salzburg oder seit 25 Jahren als zuzugehen, von dem ich weiß, dass er nicht meiner Meinung ist. Festspielpräsidentin. Was ist die Kunst des diplomatischen Vermit- telns? Über sich selbst lachen zu können ist dabei für mich eine beson- ders sympathische Form der Selbstkritik. Über sich selbst lachen zu Helga Rabl-Stadler: Ich habe mich immer dagegen gewehrt, wenn jemand zu mir gesagt hat: „Sie als Dame …“ Ich habe Mit welcher Haltung treten Sie Menschen gegenüber? können ist eine besonders sympathische immer gesagt: „Ich bin eine Frau. Für eine Dame arbeite ich zu viel.“ (lacht) Es gibt ein lateinisches Sprichwort, das lautet: Helga Rabl-Stadler: Vertrauensvoll. Ich bin der festen Überzeu- gung: Wenn man in den anderen etwas Gutes hineinlegt, wird Form der Selbstkritik.“ APROPOS · Nr. 200 · Mai 2020 APROPOS · Nr. 200 · Mai 2020
8 [MIT STIL] [MIT STIL] 9 Nach dem zweiten Weltkrieg hat der General der amerikani- muss der Steuerzahler zahlen, bei uns sind es nur 25 Prozent. schen Besatzungsarmee, General Clarke, die Eröffnung der Jetzt will ich aber nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Denn wir Festspiele am 12. August 1945 für seinen ersten Auftritt in der Öffentlichkeit bewusst gewählt, weil er gesagt hat, mit Hilfe der haben ja auch höhere Preise. Ich möchte aber sagen: Die Hälfte unserer Karten kostet zwischen 5 und 105 Euro, aber unser Ruf Gerade als Festspiele, die wir Festspiele und der Vereinten Nationen wird wieder ein freies und demokratisches Österreich entstehen. Schöner geht es einfach wird nicht besser, weil die sind als Erstes weg. (lacht) feiern wollen, müssen wir uns an nicht. Sie sind heuer in Ihrem letzten Jahr als Festspielpräsidentin. Wenn Sie auf die vergangenen 25 Jahre zurückblicken: Worauf sind Sie die erinnern, die keinen Grund Der erste Jedermann wurde am 22. August 1920 auf einer Tribüne aufgeführt, die aus dem Holz der Baracken eines riesigen Lagers für besonders stolz? Helga Rabl-Stadler: Zu Zeiten Karajans hatten die Festspiele zum Feiern haben.“ Kriegsgefangene gezimmert wurde. Um Max Reinhardt zu zitieren: den Ruf, wie eine Wolke der Reichen und der Schönen über die- „Ich glaube, dass Salzburg wegen seiner wundervollen zentralen ser Stadt zu schweben. Ich glaube, diesen Ruf haben wir wegbe- Lage, seiner landschaftlichen und architektonischen Pracht, seiner kommen. Ich habe das schöne Gefühl, die Zuneigung der Salz- historischen Merkwürdigkeiten und Erinnerungen und nicht zuletzt burger gehört uns jetzt. Wir werden als Festspiel der Salzburger seiner unberührten Jungfräulichkeit wegen dazu berufen ist, Wall- zwahrgenommen und gleichzeitig sind wir so international wie fahrtsort zu werden für die zahllosen Menschen, die sich aus dem noch nie mit Gästen aus 80 Ländern, darunter aus über 30 nicht- blutigen Gräuel dieser Zeit nach den Erlösungen der Kunst sehnen. europäischen. Diese Öffnung spiegelt sich auch darin wider, dass Gerade dieser Krieg hat bewiesen, dass das Theater nicht entbehrli- wir dieses Jahr zum 19. Mal die Festspielnächte am Kapitelplatz cher Luxus für die oberen Zehntausend, vielmehr ein unentbehrliches machen. Das ist das größte Klassik-Public-Viewing der Welt. Lebensmittel für die Allgemeinheit ist.“ Den Festspielen liegt also 41 Tage lang können die Salzburger*innen und unsere Gäste am eine zutiefst soziale Motivation zugrunde. Zugleich stehen die Fest- Kapitelplatz ausverkaufte oder teure Vorstellungen zum Nulltarif spiele auch für Geld, Reichtum und Elite. Wie gehen Sie mit diesem sehen. Ich glaube, das war ein wichtiger Schritt für diese verän- Spannungsfeld um? derte Wahrnehmung. Ebenso Helga Rabl-Stadler: Gerade als Frau eines Festspiels, das ja nicht Die Festspielnächte wie die künstlerischen Nach- wuchsprogramme seit 2008: im Ruf steht, eine Sozialaktion zu das Young-Singers-Project für sein, bemerke ich oft bei Vertre- sind das größte die jungen Sänger oder der tern von sozialen Institutionen ein Young Conductors Award für großes Misstrauen mir gegenüber unter dem Motto: „Was hat denn Klassik-Public-Viewing junge Dirigenten geben jungen Künstlern eine Plattform. Denn die für eine Ahnung von den wirk- lichen Wechselfällen des Lebens.“ der Welt.“ wir kaufen nicht nur Stars ein, sondern wir helfen Jungen, ein Erstens habe ich eine Ahnung solcher zu werden. Stolz bin ich und zweitens interessieren mich diese auch. Ich sage immer: auch auf die vielen Jugendprogramme. In Zusammenarbeit mit Gerade als Festspiele, die wir feiern wollen, müssen wir uns an den Schulen und den örtlichen Kulturvereinigungen bringen wir die erinnern, die keinen Grund zum Feiern haben. Darum habe Festspielaufführungen aufs Land. Damit haben wir das Exklusi- ich die Benefiztätigkeit der Festspiele sehr ausgeweitet. Wir ve ein bisschen gelöst. haben in den letzten zehn Jahren über 1,5 Millionen Euro für Benefizprojekte im In- und Ausland ausgegeben. Anlässlich 70 Kränkt Sie der Vorwurf des Exklusiven und Elitären? Jahre Kinderdorf Seekirchen haben wir 70.000 Euro gespendet Helga Rabl-Stadler: Es gibt da einen schönen Spruch von und heuer werden wir der Caritas anlässlich ihres 100-jährigen Friedrich Sieburg: „Elite entsteht durch Leistung, Prominenz Bestehens 100.000 Euro überreichen. Ich weiß nicht, ob Sie das durch Beifall.“ Wir wollen nicht prominent sein. Wir sind kein gewusst haben: derselbe Erzbischof, der 1920 erlaubt hat, dass Produkt der Bussi-Bussi- und Applausgesellschaft. Aber wir der Jedermann auf dem Domplatz gespielt wird, hat 1920 auch wollen durchaus im guten Sinn Elite sein. Durch die Leistung, die Caritas gegründet. Das war der Erzbischof Ignatius Rieder. besonders gute Vorstellungen zu bringen, wollen wir auch dem Wir werden der Caritas das Geld aus Erlösen der Generalproben Einzelnen etwas geben. Wir sind kein Opernmuseum, sondern geben, denn ich kann ja nichts aus unserem Budget nehmen, da die Art, wie wir Oper darstellen, kann jeden Einzelnen zum wir von der öffentlichen Hand gefördert werden. Aber ich kann Nachdenken bringen. Die großen Themen der Literatur, Liebe unsere Schauspieler*innen und Sänger*innen bitten, ohne Gage und Hass, Vergebung und Rache, Eifersucht, alles das kann man bei der Generalprobe zu spielen. Allein bei einer Jedermann- auf der Bühne darstellen und bringt die Leute zum Nachden- Generalprobe kommen 90.000 Euro zusammen. ken. Denn wir haben auch keine Rezepte, wie man die heutigen schwierigen Zeiten bewältigt. Aber alleine, dass wir in einer Zeit Das Leben und Sterben des reichen Mannes bringt Geld für Bedürfti- der vorschnellen Antworten die Möglichkeit schaffen, die Leute ge – da schließt sich der Kreis wieder. Wie begegnen Sie dem Vor- zum Denken anzuregen, ist bereits ein Beitrag zum Dialog. wurf, dass sich nicht jedermann die Festspiele leisten kann? Letztes Jahr hatten wir beispielsweise die Medea – ein schreck- Helga Rabl-Stadler: Die Festspiele sind wirtschaftlicher Motor licher Stoff. Die Mutter bringt ihre Kinder um, damit sie diese für eine ganze Region. Wir sind wichtige Arbeitsplatzgeber und nicht dem treulosen Ehemann, der bei einer anderen ist, über- -erhalter. Je erfolgreicher wir beim Kartenverkauf sind, desto lässt. Wir haben das in einer Art gebracht, dass ich schon eine weniger brauchen wir von der öffentlichen Hand. 75 Prozent Gänsehaut bekomme, wenn ich nur darüber rede. Ich glaube, da unserer Kosten spielen wir selbst ein. Ein deutsches Opernhaus hat jeder, der einen Scheidungskrieg miterlebt hat, gespürt: Ja, spielt durchschnittlich 20 Prozent ein. Das heißt, 80 Prozent das ist das Ärgste, das passieren kann. >> APROPOS · Nr. 200 · Mai 2020 APROPOS · Nr. 200 · Mai 2020
10 [MIT STIL] [MIT STIL] 11 Was hätten Sie rückblickend anders gemacht? ja nie sehen!“ Und der damals 6-jährige Maxi antwortete: „Oh ja, NAME Christian Moik Interview Foto: Eva Moik STECKBRIEF Helga Rabl-Stadler: Nichts. Mit einer solchen Frage vermülle immer im Fernsehen!“ (lacht) IST neugierig, freiheitslie- ich nur Hirn und Herz, indem ich etwas nachhänge, das ich nicht mehr ändern kann. Ich brauche meine ganze Kraft für das Sind Frauen Ihnen gegenüber feindlich aufgetreten, weil Sie sie sich bend und kommunikativ ARBEITET gerne mit innovati- VOM DRUCKER- LEHRLING ven Menschen Hier und Jetzt. Mir ist es wichtig, dass jeder, der zu mir kommt, aus bestehenden Rollenbildern gelöst haben? FÜHRT ein sportliches Leben das Gefühl hat, dass ich nur für ihn da bin. Natürlich gibt es Helga Rabl-Stadler: Als ich 1979 begonnen habe, in die Politik FREUT SICH über ausge- Tage, an denen man sich manchmal denkt: „Meine Güte, wie ZUM APROPOS- einzusteigen, hatte ich die Mehrheit der Frauen gegen mich. dehnte Radausfahrten mit schaff ich das alles!“, und dann kann es passieren, dass man bei Unter dem Motto: „Darf die das? Die hat ja Kinder!“ Oder unter Freunden keiner Sache ganz dabei ist, weil man während eines Termins an dem Motto: „Ist die überhaupt geeignet?“ Besonders arg war ÄRGERT SICH über Gleich- HERAUSGEBER den nächsten denkt. Das ist schlichtweg vertane Zeit, weil man es, als ich Präsidentin der Festspiele wurde. Das hat sich völlig gültigkeit nirgends präsent ist. Daher diszipliniere ich mich an solchen geändert – und ist einer der größten Glücksmomente meines Tagen umso mehr. Lebens. Ich glaube, das hat zwei Gründe: Erstens einmal konnte INFO ich den Beweis antreten, dass auch eine Frau Festspielpräsident Seit 1994 bietet die Soziale Arbeit Seit 1. April ist Christian Moik der neue Herausgeber von Apropos und Wie entspannen Sie sich? sein kann. Und zweitens macht die Tatsache, dass ich nicht mehr gGmbH Menschen in sozialen Notlagen Geschäftsführer der Sozialen Arbeit gGmbH, die zahlreiche Einrichtungen Helga Rabl-Stadler: Ich genieße die Früchte meiner Arbeit jung bin, anderen nicht mehr jungen Frauen den Mut, nicht aus professionelle Beratung, Betreuung und im Wohnungslosen- und Arbeitslosenberatungsbereich unter ihrem Dach am besten im Zuschauerraum. Selbst an ganz hektischen Tagen der Öffentlichkeit zu verschwinden. Ich sag immer: Lasst es konkrete Hilfsmaßnahmen in den Be- versammelt. Der gebürtige Salzburger startete seine berufliche Karriere ist es nicht so, dass ich am Abend ermattet in eine Vorstellung euch doch nicht einreden, dass es so wahnsinnig schön ist, mit reichen Beratung, Betreutes Wohnen als Druckerlehrling und arbeitete zuletzt als Jurist in der Fachstelle für gehen muss, sondern voller Vorfreude in eine Vorstellung gehen 60 Jahren in Pension zu gehen. Sondern schaut doch, dass ihr sowie Beschäftigung und Integration. Sie Gefährdetenhilfe innerhalb der Sozialen Arbeit gGmbH. Mit diesem Inter- darf. Ich kann sehr gut abschalten. Ich glaube überhaupt, das ist eure Kraft und Erfahrung nützt, um noch etwas zu machen. Die beschäftigt 70 Schlüsselarbeitskräfte und view heißen wir unseren neuen Chef willkommen. eines der Erfolgsrezepte in meinem Leben: dass ich mich immer Welt braucht Männer und Frauen, damit sie ein Stück besser 98 Transitmitarbeiter*innen. wieder auf neue Situationen einstellen kann und zumeist in der wird.
12 [MIT STIL] [MIT STIL] 13 NAME Sandra Bernhofer Foto: Privat STECKBRIEF Stilvoll ohne schlechtes Gewissen IST freie Journalistin ACHTET beim Kleiderkauf auf Nachhaltige Kleidung, Schuhe und Accessoires ENTSCHLEU- Gütesiegel KÖNNTE aber deutlich weniger Glückskind kaufen LIEST „Ich kauf nix“ von Nunu Allerhöchsten Tragekomfort fürs Baby NIGTE MODE Kaller – ein Bericht über einen verspricht Glückskind aus Adnet. Die einjährigen Shoppingboykott farbenfrohen Strampler und Hauben bestehen aus extrafeiner Merinowolle und EZA Weltladen Maulbeerseide. Die Kollektion wird mit Die Weltläden der EZA gehören zu den viel Liebe designt und in den Geschützten MARK Kleidertausch Die Modeindustrie gilt als eine der schädlichsten überhaupt: für Pionieren des fairen Handels: In jenem in der Werkstätten in Salzburg und von einem Hannakstraße 17, 5023 Salzburg die Umwelt, für die Arbeiterinnen und Arbeiter, die die oft viel zu Linzer Gasse findet sich neben Schokolade, Profi in Bayern handgemacht. Jeden ersten Mittwoch und Donnerstag im billigen Teile für Hungerlöhne produzieren, und letztlich für den Tees und Kaffee u. a. Mode der Fair-Fashion- Adnet 441, 5421 Adnet Monat von 17.30 – ca. 21.30 Uhr Verbraucher, für den Shoppen in eine regelrechte Sucht ausarten Labels Anukoo und Göttin des Glücks, außer- kann. Doch es gibt Alternativen. dem individueller Schmuck aus aller Welt. Linzer Gasse 64, 5020 Salzburg von Sandra Bernhofer Zerum Lifestyle I Das junge Grazer Modelabel hat in Salzburg n einer langen Reihe hängen Kleider, T-Shirts Nicko setzt so einen Gegentrend zur Fast Fashion, heute nichts mehr mit kratzigen Pullis zu tun. seinen Sitz im Andräviertel: Hier gibt es Klei- und Hosen, im Hintergrund wummert Musik. in der Gewand längst zum Wegwerfartikel gewor- Die Alternativen sind inzwischen trendig und dung der Hausmarke mit bunten Prints sowie Vor allem junge Frauen schlendern durch den den ist: Alle zwei Wochen bringen Textilketten wie zahlreich – mehr dazu im Kasten. von verschiedenen anderen Herstellern, die Raum und schmökern durch die Kleiderständer. Zara, H&M und Primark eine neue Kollektion Besonders nachhaltig kann auch Second-Hand- Erdbär fair und ökologisch produzieren. Es könnte ein Laden wie jeder andere sein. Mit auf den Markt. Im Schnitt kauft jede und jeder Kleidung sein, wie es sie im MARK oder den Wolf-Dietrich-Straße 4, 5020 Salzburg einem Unterschied: Hier ist alles gratis. Jeder von uns 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Bis zu 40 TAO- & Mode-Circel- oder Carla-Läden gibt: Sie Mit seiner Mode, mit der man sich ausdrü- bringt, was er will, jeder nimmt, was er will. Und Prozent davon wird laut einer Greenpeace-Studie ist nicht neu produziert, sondern schon lange im cken kann, will das Salzburger Label die Welt das an zwei Tagen im Monat. nur ein paar Mal getragen – oder gar nicht. Umlauf und die giftigen Chemikalien, die sich oft verändern. Im Flagshipstore im Europark gibt in Stoffen finden, sind beim regelmäßigen Waschen es individuell gestaltete T-Shirts, Jeans, Hem- Seit 2013 betreut Ivy Nicko diesen Kleidertausch Mode-Shopping mit gutem Gewissen bereits ausgespült worden und keine Belastung den, dazu fairen Brille, Uhren und Acces- im Kulturverein MARK im Salzburger Stadtteil mehr für unsere Haut und das Grundwasser. soires anderer Marken. Auch der Store selbst Sam. „Meine Motivation dahinter: Nachhaltigkeit, Dass es auch anders geht – fairer, nachhaltiger, besteht aus nachhaltigen Materialien. Umweltschutz, weniger Ressourcen verbrauchen. menschen- und umweltfreundlicher –, das bewei- Ein weiterer positiver Nebeneffekt: „Bevor ich Klei- Europastraße 1, 5020 Salzburg Denn seien wir uns ehrlich: Fast jeder hat zu viel sen Fair-Fashion-Labels. Zertifiziert sind diese mit dung, die ich nicht trage, im Schrank sammle, freu Gewand zuhause.“ Gütesiegeln wie GOTS, der Fair Wear Foundation ich mich, wenn jemand anderes eine Freude damit oder Fair Trade. Und: Nachhaltige Kleidung hat hat und sie gerne anzieht“, betont Ivy Nicko.
14 [MITEINANDER] Foto: iStock/ hobo_018 „WIR WISSEN, WO UNSERE PRODUKTE HERKOMMEN“ von Christine Gnahn Zusammen organisieren sich sogenannte „Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl und eine Verein rund 30 Mitglieder in und um Salzburg, Foodcoops die täglich notwendigen Le- andere Wertschätzung gegenüber Lebensmit- die meisten in der Nähe der Zentrale in der teln, wenn man sich damit beschäftigt, wo sie Hans-Sachs-Gasse in Lehen. Hier kommen sie bensmittel selbst – und achten dabei auf herkommen“, beschreibt Solti. Statt Tomaten per Schlüsselcode zu jeder Tages- und Nachtzeit Regionalität und Qualität. So entsteht hinein, kaufen bargeldlos ein und schreiben sich im Winter ernähren sich viele Mitglieder der eine ganz eigene Gemeinschaft. Foodcoop saisonal und beziehen nur jene Ware, von ihrem Guthaben, das sie monatlich einzah- I die zur jeweiligen Zeit wächst oder gut gelagert len, den jeweiligen Betrag herunter. „Das Ganze m Supermarkt einzukaufen, ist ohne Frage werden kann. Ganz möchte man jedoch auch beruht auf Vertrauensbasis. Und das funktioniert: praktisch. Waren aus Herkunftsländern bei Bonaudelta nicht auf exotischere Lebens- Wir sind hier eine Gemeinschaft.“ Gelebt wird aller Art finden sich gut sortiert vor einem, mittel verzichten – Reis, Schokolade, Kaffee diese Gemeinschaft bei den Ladenzeiten: Mon- zu keiner Jahreszeit muss auf Äpfel, Tomaten, und Gewürze stammen als Fair Trade gehandelt tags und donnerstags von 18.30 bis 20 Uhr treffen Paprika werden. Dennoch gibt es weltweit und aus zahlreichen fernen Ländern. „Die soziale sich die Menschen der Foodcoop, um gemeinsam auch in Salzburg Menschen, die sich dazu ent- Verantwortung und die der Umwelt gegenüber einzukaufen und sich zu unterhalten. Zweimal schließen, viele ihrer Lebensmittel nicht mehr ist uns bei allem wichtig”, betont Solti. im Monat übernimmt dabei jedes Mitglied den über Ketten zu beziehen – sondern über soge- sogenannten Ladendienst. „Auch Interessierte nannte Foodcoops, kurz für „Food-Cooperation“, Die große Herausforderung und zugleich sind zu diesen Uhrzeiten herzlich eingeladen.“ also „Nahrungs-Kooperation“. In Vereinen Besonderheit der Foodcoops ist, dass sich die Viele der Mitglieder sind Studenten - es seien organisiert kaufen diese Foodcoops selbst ihre Mitglieder die Lebensmittel selbst organisieren jedoch zahlreiche Generationen vertreten. Sie Nahrungsmittel ein, füllen damit ihre Regale in und dabei jedes Detail vom Einkauf über die alle eint das gemeinsame Ziel: Das solidarische eigens angemieteten Räumlichkeiten und stellen Aufbewahrung bis hin zum Verkauf planen Miteinander.“ Wir wissen, wo unsere Produkte sie den Mitgliedern zur Verfügung. Nicht nur müssen. Dafür gibt es bei Bonaudelta längst herkommen und wie sie produziert werden, und Obst und Gemüse, sondern auch Milchprodukte, ein Organigramm, das an der Wand hängt, und setzen uns gemeinsam dafür ein, dass regionale Getränke, Backwaren und vieles Weitere ist dabei auf mehreren DIN-A4-Blättern zeigt, wer für und Bio-Betriebe sowie Fair Trade unterstützt im „Sortiment“. was verantwortlich ist. „AK Finanzen“ steht da wird. Wir wertschätzen die Umwelt und sind beispielsweise , „AK Einkauf“ und „AK Laden- weitestgehend verpackungsfrei – und gleichzei- „Uns ist wichtig, dass wir die Produkte von meisterei“ mit den jeweiligen Aufgaben und dafür tig wertschätzen wir die Lebensmittel unseres möglichst regionalen und heimischen Betrieben zuständigen Mitgliedern. „Da gibt es zum Beispiel Alltags.“ beziehen“, erklärt Andrea Solti von der Salzburger auch einen Arbeitskreis, der sich darum bemüht, Foodcoop Bonaudelta in Lehen, Salzburg-Stadt. neue Produkte zu finden.“ Derzeit sei eingelegtes Gründe dafür gebe es viele. „Natürlich ist die Um- Gemüse wie beispielsweise Gurkerln im Glas ein welt ein großer Faktor, da weite Transportwege echter Renner, „da schauen wir gerade, ob es gute Foodcops in Salzburg: wegfallen. Aber auch die Qualität der Lebens- Produzenten in unserer Nähe gibt.“ Fleisch gibt Bonaudelta mittel spielt eine Rolle – wir beziehen vor allem es in der Foodcoop übrigens keines. „Sehr viele (foodcoop.bonaudelta@gmail.com) von Bio-Betrieben.“ Teil der Kooperation sei es, Mitglieder sind Vegetarier, einige auch Veganer. Foodcoop Josefiau (mahlzeit@fcjosefiau.eu) gemeinsam die Zulieferer zu besuchen und sich Daher haben wir hier beispielsweise 2010 ist die Morzgut (info@foodkooperative.eu) ein Bild von deren Produktionsweise zu machen. Foodcoop Bonaudelta entstanden, heute zählt der Salzkörndl (mitglieder@salzkoerndl.org) APROPOS · Nr. 200 · Mai 2020
[SCHREIBWERKSTATT] 16 [SCHREIBWERKSTATT] 17 Verkäuferin und Schreibwerkstatt-Autorin Verkäuferin und Schreibwerkstatt-Autorin Andrea Hoschek Sonja Stockhammer Genießen mit Stil Stilvoll Eigentlich fällt mir so vieles ein, das Fantastisch und stilvoll waren übrigens Ich trinke meinen Kaffee mit Stil. stilvoll wäre. Zum Beispiel mehr Plastik auch Mirjam Bauer und das Grüntöne Ensemble Ich esse mein Frühstück mit Stil. zu verbrennen anstelle der vielen Bäume in St. Virgil letztens. Sie inszenierten und SONJA STOCKHAMMER Ich esse meine Jause mit Stil. und Sträucher, um Energie zu gewinnen. Und führten gemeinsam ein indisches Märchen macht viel mit Stil Ich esse mein Mittagessen mit Stil. natürlich die Bäume nicht zu stutzen oder auf. Die Handlung: Im Dschungel stellen Ich genieße einen schönen Tag mit Stil. in Form zu bringen. Stil ist hier das natür- sich verschiedene Tiere mit wunderschönen ANDREA HOSCHEK Ich genieße meinen Tag mit meinem Hund mit Stil. liche Wachstum, alles andere ist auch für Tanzeinlagen vor. Zwei Hunde kommen im trägt gern stilvolle Details Ich mache meinen Haushalt mit Stil. einen Baum nur Stress, denn das gewordene Regen zusammen und finden einen Tempel. Der Ich mache meinen Verkauf mit Stil. Sein ist die Anpassung an die jeweilige eine geht hinein und wird böse angeknurrt, Ich pflege mein Pferd mit Stil. Umwelt. dann schaut der andere in den Tempel, doch Ich pflege meine Katze mit Stil. Stilvoll wäre es für mich auch, in einem alle sind freundlich zu ihm. Schließlich Ich pflege mein Fahrzeug mit Stil. Baumhaus zu wohnen. Aufzuwachen mit den gehen alle beide zusammen durch den schönen Ich gehe mit Stil einkaufen, weil mir das Freude macht. lustigen Tieren und einmal mehr Gemeinsam- Eingangsbogen und finden einen Spiegel. Da Ich genieße mein gutes Abendessen mit Stil. keit zu fühlen. Stilvoll war immer schon mit schau, es fangen alle zu tanzen an und sin- Ich schaue mir einen guten Film mit Stil an. Zeit und Aufwand hergestellte Kleidung für gen gemeinsam ein Lied: „Schaust du ängst- mich, das kann auch was Selbstgestricktes lich in den Spiegel, kommt es ängstlich nur sein, zum Beispiel eine Blattlandschaft im zurück, bist du freundlich zu dir selber, Herbstpulli. Und natürlich ist auch Salsa wird es heller Stück für Stück.“ Die Musik ein toller Tanz, die Einfachheit finde ich komponierte der Musiker Milan Stojkovic. Am dabei so stilvoll. So könnte es ja ewig Ende gab es einen gebührenden Applaus für Verkäuferin und Schreibwerkstatt-Autorin Luise Slamanig weitergehen … Stilvoll ist es, mit der Sonne alle Mitwirkenden. Es war traumhaft!
[SCHREIBWERKSTATT] 18 [SCHREIBWERKSTATT] 19 Verkäufer und Schreibwerkstatt-Autor Rudi Plastinin Verkäuferin und Schreibwerkstatt-Autorin Von Kopf bis Fuß Evelyne Aigner Wohlfühlen Architekten, berühmte Baumeister ließen für die Brille. Egal wohin ich gehe, im vor Jahrzehnten und auch heute noch im Obus oder beim Einkaufen. Beim letzten Mal eigenen Stil Denkmäler und Gebäude in der einkaufen schaute ich mich im Kaufhaus ganzen Welt errichten, die ein Anziehungs- wieder im Spiegel an, ob nicht der Wind beim punkt für Menschen sind. Herfahren meine Haarwelle verweht hat. Auch die Modewelt und Designer bringen für Die Kassiererin hatte mich beobachtet. Ich Ich habe noch nie auf Mode geschaut, Hauptsache, RUDI PLASTININ ist unsere Gesellschaft immer wieder einen dachte mir nichts dabei. Beim Zahlen sagte ich fühle mich wohl in meiner Kleidung. Das, was ich immer gut gerüstet neuen oder alten Stil auf den Markt. sie zu mir, deine Haare sind ja eh schön anziehe, das bin ich. Als ich in der Schule war, da EVELYNE AIGNER freut Mein persönlicher Stil ist ganz anders. Von und lächelte dabei. Ich wurde noch rot – in sich im Mai auf ihren nähte meine Mutter Kleider und strickte Pullover und Kopf bis Fuß muss alles passen. Da brauch meinem Alter!
[SCHREIBWERKSTATT] 20 [SCHREIBWERKSTATT] 21 Verkäuferin und Schreibwerkstatt-Autorin Monika Fiedler Immer passend von Autor Chris Ritzer gekleidet Geschmack braucht Lebensfreude Kleidung ist ein Ausdruck unserer selbst Wer gerne Ski fährt, für den ist eine warme und hat großen Einfluss darauf, wie wir von und sichere Sportbekleidung wichtig. Beim MONIKA FIEDLER kleidet unseren Mitmenschen wahrgenommen werden. Skifahren trage ich immer warme Overalls, sich gern leger Ich kleide mich gerne leger in Jeans und die gut zu sehen sind. Mit einem coolen Shirts. Diese Kleidung ist bequem und Sportoutfit kann man auch einen Freund Welchen Besen hätten sie gerne? Wenn sauber abläuft, dann hinterlässt sie passt zu zwanglosen Anlässen. Kinder und finden, der einem die Langeweile vertreibt. möglich einen mit Stil? Nun, da gibt es einen schalen Nachgeschmack und der Jugendliche tragen Kleidung, die keiner Früher ging ich gerne ins Fitnessstudio, ein paar Dinge auf dem Planeten Erde, zeugt nicht nur oft von schlechter Etikette entspricht. Zu Abschlussfeiern, weil Bodybuilding das Aussehen verbessert die kann man nicht kaufen und auch nur Lebensart, sondern mitunter auch von Faschingsfeiern und Abschlussbällen ist für das Schwimmbad und für den Urlaub im bedingt lernen erfahrungsgemäß. Es einem miesen Charakter! eine bestimmte Kleidung Vorschrift. Zur Sommer. Das Fitnessstudio ist kein Lauf- ist jetzt nicht unbedingt eine Frage Es soll ja Leute geben, die behaupten, Abschlussfeier sind die Schüler gut ge- steg, aber atmungsaktive, figurbetonte und der Intelligenz, eher der Lebensart der Unterschied zwischen Glauben und kleidet, die Mädchen in Rock und Bluse und blickdichte Sportbekleidung wichtig, um ein vielmehr, die natürlich entwick- Wissen ist der, dass die einen glau- die Burschen in besserer Hose und einem angenehmes Tragegefühl bei Krafttraining lungsbedingt früher nur den oberen ben, sie wären was Besonderesm und die besseren Hemd. Wer auf einer Faschingsfeier zu haben. Schichten zugestanden wurde – der Rest andren wissen es … nicht verkleidet ist, darf nicht bei der musste froh sein, da sein zu dürfen. Guter Geschmack ist in jedem Fall Preisverleihung für das schönste Faschings- Bei einer Wein-Verkostung einer Firma, bei Doch was ist der Lifestyle eigentlich wohltuend und spielt wohl die aller- kostüm mitmachen. Wer zum Abschlussball der der ich angestellt war, trug ich einen mo- und was zeichnet ihn aus? Uns Menschen größte Rolle bei der Partnerwahl, aber Tanzschule geht, ist verpflichtet zur Ball- dernen, schönen Rock und eine dazu passende verbinden zwei Dinge: zum einen wollen auch dort ist bekanntlich die Auswahl kleidung. Auf Schulfesten trug ich immer Bluse. Ich finde die passende Kleidung in wir dazugehören und zum andren wollen bisweilen enden wollend.
[PORTRÄT-SERIE] 22 [PORTRÄT-SERIE] 23 NAME Joy Omobude NAME Ricky Knoll STECKBRIEFE IST freundlich, einfach, IST neugierig auf Men- unkompliziert schen und ihre Geschichten ARBEITET bei Apropos ARBEITET als Journalistin LEBT in einer kleinen Woh- bei den Stadt Nachrichten nung in Aigen LEBT in Parsch STEHT beim Sparmarkt FREUT SICH über Wild- Morzger Straße kräuter und was man daraus machen kann Autorin Ricky Knoll trifft Verkäuferin Joy Omobude IN GOTTES HAND Sie wollte immer schon nach Europa. Joy Omobude (28) aus Erwartungen hegte sie große. Sie hoffte auf einen guten Job und wollte sich in der Druckereibranche weiterentwickeln. Doch es kam anders. Nach Europa kam sie Das letzte Monatsgehalt hat er mir gar nicht mehr bezahlt.“ Inzwischen lebt Joy vom Apropos-Verkauf, meine Mutter hierher zu holen.“ Träume hat sie, auch einen netten Freund aus Salzburg. „Heiraten wäre schön und dann zwei Kinder bekommen, ein Bub und ein Mädchen. Mit Benin-City, Nigeria, hat einen langen Weg hinter sich. Vor sehr wohl, über Libyen mitsamt all seinen so gut es geht. „Meine Schwester, die mir Gottes Hilfe wird das gelingen, alles liegt zwei Jahren kam sie nach Österreich und lebt seither in Salz- Unruhen, der Hitze trotzend. „Ich wusste, immer sehr hilft, kannte Apropos, wir in seiner Hand“, ist sie überzeugt.
[AKTUELL] 25 BÜCHER AUS DEM REGAL DORNRÖSCHEN- von Christina Repolust „Hier, nimm die Stifte, male ein kleines Haus, gegenüber der 10-jährigen Jemenitin Nojud Ali Ausgehend von einem aktuellen einen Bach ein Stück unterhalb des Hauses, einen und deren Betreuerin ein. Nojud ist ihrem dreißig SCHLAF Roman suche ich im Bücherregal Brunnen, aber male keine Sonne, das Haus liegt Jahre älteren Ehemann entkommen, jetzt träumt – meinem häuslichen und dem in nämlich im Schatten!“ So der erste Satz, der zur sie von einer weißen Katze und davon, Ärztin öffentlichen Bibliotheken – nach wunderschönen Frau und Mutter von fünf Kindern, zu werden. Die 117 Kurzgeschichten erzählen Büchern, die einen thematischen die gerade die Wäsche aufhängt, überleitet. Es ist vom Unwahrscheinlichen, das knapp neben dem Wir freuen uns schon wieder auf die Veranstaltungen der Dialog mit ersterem haben. Ob da- die Schönheit dieser armen Frau, die, nachdem ihr Wahrscheinlichen wohnt und das Kinder und Salzburger Kulturstätten, sobald sie aus ihrem Dornröschen- bei die Romane mich finden oder Mann an der Front ist, das Dorf, den Pfarrer und Erwachsene beschäftigt. Die Ich-Erzählerin hat schlaf erwachen dürfen. Einstweilen verweisen wir auf die den Bürgermeister so gegen sich, die Randstän- einen fixen Punkt bei ihren Fahrradtouren: Es ist ich die Romane finde, sei einfach digen, die Bagage, aufbringt. Stolz hält die Frau der Friedhof und dort ist es ein bestimmtes Grab. Homepage des Dachverbandes der Salzburger Kulturstätten einmal dahingestellt. den Begehrlichkeiten stand, wird der Untreue Traurigkeit ohne Pathos, Schicksale ohne große www.kultur.or.at und bieten statt der Apropos-Kulturtipps bezichtigt und geächtet. Grete, die Mutter der Worte, das ergibt jenen packenden Erzählstil, der tiefsinnige Tipps, die uns die Kultur gibt. VON RANDSTÄNDIGEN UND Autorin, ist jenes vermeintliche Kuckuckskind, über packend ist, weil er anstubst, einem sanft auf die das sich das Dorf sein Maul zerreißt, und doch Schulter klopft und sagt: „Schau einfach. Nimm UNWAHRSCHEINLICHEM ist es wahr: Grete wurde während eines kurzen die Stifte und male!“ Monika Helfers Romane liest man nie kurz an Fronturlaubs gezeugt. Monika Helfer erzählt die Musik drückt das aus, was nicht und legt sie dann weg. Man bleibt dabei: Diesen Geschichte von Grete und ihren Geschwistern Die Bagage. Monika Helfer. Hanser Verlag 2020. gesagt werden kann und worüber zu Erzählsog erzeugt die 1947 in Au/Bregenzerwald zu Ende, ihr Glück und ihr Unglück: Es ist die 19,60 Euro Die Bar im Freien. Monika Helfer. Deuticke 2012. schweigen unmöglich ist.“ geborene Schriftstellerin mit vielen Details und Tante, die nach dem frühen Tod der Eltern die 20,50 Euro Victor Hugo gleichzeitig mit dem „großen Ganzen“, das sie Geschwister „durchbringt“ und im hohen Alter ihre Leserinnen und Leser erahnen lässt. Die von der Bagage am Rande des Dorfes, wo keine Einzelnen und die Gesellschaft: Szene für Szene Sonne scheint, zu erzählen beginnt. eröffnet Monika Helfer die Möglichkeit, selbst Tanz ist die versteckte Sprache der Seele.“ draufzukommen, wie Menschen denken, wie tief Die Geschichtensammlung „Die Bar im Freien“ Martha Graham ihre Beweggründe sind, für das Gute wie für das bringt einem Skurilles in unaufgeregten, beinahe Schlechte. In ihrem aktuellen Roman „Die Ba- beiläufigen Dialogen näher. Da radelt eine Ich- gage“ nähert sie sich der Familie Moosbrugger, Erzählerin durch einen Ort, begegnet dabei dem der wunderschönen Maria Moosbrugger und kleinen Mann, der Angst hat, seinen Schirm Musik und Rhythmus finden ihrem wortkargen Ehemann, die zu Beginn des aufzuspannen, er könnte dabei Schaden nehmen. ihren Weg zu den geheimsten 20. Jahrhunderts mit ihren Kindern fernab des In der darauf folgenden Geschichte nimmt die Ich liebe es, Theater zu spielen. Plätzen der Seele.“ Dorfes wohnt, auf besondere Art und Weise. Ich-Erzählerin die Rolle einer Interviewerin Es ist so viel realistischer als das Leben.“ Platon Oscar Wilde GEHÖRT & GELESEN Kunst ist für den Menschen genauso gelesen von Ulrike Matzer gelesen von Michaela Gründler ein Bedürfnis wie Essen und Trinken.“ Fjodor M. Dostojewski MAGISCHES AUFRÄUMEN WUNDERWESEN UNTER WASSER Musik hat heilende Kraft. Die rätselhafte Schönheit der Korallen faszinierte seit FÜR KINDER Hat die Fähigkeit, Leute für ein paar der Antike. Nicht umsonst durchziehen diese Wesen Die japanische Ordnungs-Queen Marie Stunden aus sich herauszuholen.“ “ die abendländische Mythologie, am bekanntesten Kondo hat nach ihrem Welterfolg (für Er- Elton John wohl als Medusenhaupt in den Metamorphosen wachsene) „Magic cleaning. Wie richtiges des Ovid. In den Kunst- und Wunderkammern der Aufräumen Ihr Leben verändert“ nun auch Wir haben die Kunst, damit wir nicht Renaissance waren Korallen unverzichtbar. Ihre An- ein Kinderbuch geschrieben. Eule Jax und an der Wahrheit zugrunde gehen.“ ziehungskraft verdankt sich auch ihrer unbestimmten Eichhörnchen Kiki sind beste Freunde. Weil Friedrich Nietzsche Natur: Lange galten sie als Steine, Pflanzen, oder als etwas dazwischen. die Unterkunft von Kiki immer voller und voller wird und sie deshalb Erst im 19. Jahrhundert erkannte man, dass es sich um Tiere handelt. keine Spielsachen mehr zum gemeinsamen Spielen findet, vernachlässigt Wie Polypen zucken sie bei Berührung zurück und schützen sich mit sie zunehmend ihre Freundschaft zu Jax. In seiner Not schenkt er ihr ein Nesselgift. Nachts fahren sie ihre Tentakel aus, um Plankton und kleine Freundschaftsalbum, das zum Wendepunkt wird. Zudem hilft Jax ihr Fische zu fassen. Der globale Klimawandel setzt den Korallen jedoch dank des Stapelspiels, Ordnung zu schaffen. Sie bauen einen Stapel für Bücher lesen heißt wandern ziemlich zu. Die psychedelisch bunten Riffe bleichen aus und verhungern, jede Sache auf. „Wenn dein Herz einen Freudenhüpfer macht, behältst du gehen in ferne Welten, Über Musik zu reden ist wie wenn der Stress anhält. Doch trotz der kritischen Lage sei es noch nicht es! Wenn nicht, sagst du ‚Danke, liebe Sache!‘ und verabschiedest dich da- aus den Stuben über die Sterne.“ über Architektur zu tanzen.“ zu spät, ermutigt die Autorin am Ende dieses hübschen und handlichen von.“ Ein liebevoll illustriertes Kinderbuch, das kleine Chaoten ermutigt, Jean Paul Frank Zappa Kompendiums, das Wissenschafts-, Kunst- und Kulturgeschichte gewandt sich von Überflüssigem zu trennen. miteinander verquickt. Kiki & Jax räumen auf. Marie Kondo. Co-Autorin & Illustratorin: Saline Korallen. Ein Portrait von Jutta Person. Matthes & Seitz 2019. 20,00 Euro Yoon. Rowohlt Rotfuchs-Verlag 2019. 10,30 Euro APROPOS · Nr. 200 · Mai 2020
26 [AKTUELL] [AKTUELL] 27 NAME Christian Seigmann Foto: Salzburger Armutskonferenz LESER DES MONATS Foto: Privat Gehört.Geschrieben! IST gern entspannt und richtig informiert Apropos-Rezept HELDEN REIBERDATSCHI FREUT SICH über lustige und freundliche Menschen und über seine Verlobte ÄRGERT SICH über Menschen, die anderen MIT Angst machen OFENGEMÜSE Ich lese schon seit einigen Jahren die Apropos- Straßenzeitung. Besonders interessant finde ich die Schreibwerkstatt-Beiträge, weil sie schöne Einblicke in die Welt der Autoren geben. Eine Sache fällt mir immer besonders auf, wenn ich zusammengestellt von Christine Gnahn die Zeitung durchblättere: das respektvolle und Seine eigene Leibspeise zu kochen ist et- „ Kommentar von Robert Buggler wertschätzende Miteinander. Leider gibt es in unserer Zeit wieder mehr Menschen, die durch was Schönes – wenn es schon beim Zube- Ihr seid echte Helden“ meinte Steckt hinter diesem Heldenmythos gezielte Verunsicherung Kapital herausschla- reiten nach dem Lieblingsessen duftet und der schon leicht ergraute Herr dann nicht einfach ein schlechtes gen. Es tut mir daher richtig gut, eine Zeitung man es schließlich dampfend auf Tellern zur Kassiererin an der Super- Gewissen, das beruhigt werden soll, zu lesen, die auf genauer Recherche und Re- serviert, offenbart sich die reine Lebenslust. marktkasse, während diese fast schon angesichts ungenügender Personalsi- spekt gegenüber der Gesellschaft beruht.
28 [RÄTSEL] UM DIE ECKE GEDACHT Redaktion intern Foto: Bernhard Müller AUF SEINE GANZ lk con NAME Klaudia Gründl de EIGENE WEISE Informix y Ta STECKBRIEF Foto: Privat Keijzer mini curso ARBEITET freiberuflich im Viele unserer Verkäufer*innen sind de idiomasn Kultur- und Eventbereich Unikate und haben ihren ganz 107,5 & 97,3 mhz FREUT SICH auf einen persönlichen Stil. Zum Beispiel im kabel 98,6 mhz schönen Sommer der Edi, der alle kennt. Er steht verena.siller-ramsl@apropos.or.at //radiofabrik.at// HOFFT, dass sie dann viel im Freien sporteln kann unverwechselbar mit Kapperl vor Tel.: 0662 / 870795-23 IST TRAURIG ÜBER viele der Trafik Ende Linzer Gasse und abgesagte Produktionen hat immer eine flotten Spruch auf den Lippen. Oder der Ion, den kennen alle, die die Linzer Gasse durchlaufen. Sein Spruch ist zwar immer der gleiche, dafür aber ist er ein unermüdlich Anpreisender. Oder der Kurt, ein Freestyler ohne festen Platz. Der hat natürlich auch seinen ganz eigenen Stil und einen guten Schmäh. Die Thini hingegen ist mittlerweile schon eine Institution unter dem Ritzerbogen. Ihre Marken- zeichen sind Freundlichkeit und feine Zurückhaltung. Wer im Biosupermarkt in der Alpenstraße einkauft, der kennt vermutlich die Onicas. Entweder sitzt der Papa Dumitru vor der Türe oder Entre Panas – Unter Freunden März-Rätsel-Lösung seine Tochter Gabriela. Dumitru hat ein einnehmendes Lächeln Waagrecht und Gabriela hat Temperament. Dass auch unsere afrikanischen Alexandra Centeno viene desde Infomix und Talk auf 1 Kammerzofen (Kamm + Erz + Ofen) 7 AE (Albert Ein- Verkäufer*innen Stil haben, ist selbstredend. Manche von ihnen Venezuela y trae en su programa Spanisch mit Minisprachkurs stein) 9 Emus (in: Schreit-EMUS-ter) 10 Grundbirnen haben sich an ihren Standplätzen richtige Netzwerke aufgebaut una llamativa combinación de 11 Fe (in: Eisen-FE-ile) 12 Asti (Ast + i) 14 Liebesmueh mit ihrer einnehmenden Art. Sie sind beliebt. So wie Kingsley, temas en Español: Noticias, Tec- Alexandra Centeno kommt aus 15 ARD (Das Erste) 16 Ana (-gramm) 17 Opale 18 Klaudia Gründl de Keijzer der vom Polizisten bis zum Bürgermeister alle in dem Ort kennt, nología, Cultura Latinoamericana, Venezuela und bringt in ihrer Sen- Sekunden 19 GUS 21 Big 22 Filius 23 Anlegen 25 comedia,… y por supuesto Música. dung einen bunten Mix an The- Sandgrube 29 Sari 31 Oz 32 Eiger 33 Zulangen 35 wo er verkauft. Ich finde das hat Stil.
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