Einblick Leben mit dem neuen Virus - Reformiert Ronsdorf

 
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Einblick Leben mit dem neuen Virus - Reformiert Ronsdorf
einblick
                                       Leben mit dem neuen Virus
Oktober 2020 bis Januar 2021

     Aus dem Inhalt:
     2      Editorial
     3      Covid 19
     16     Andacht
     17     Erinnerung an Carola Twardella
     18     Gottesdienst Video
     20     Konfirmation 2020
     21     Mini-Gottesdienst
     22     Presbyterium
     23     Neue Organistin
     24     Nachrichten
     25     Geburtstage                      Der Chor Musik 74 probt in der Kirche auf Abstand
     26     Gemeindegruppen
     27     Ansprechpartner
     28     Gottesdienste
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             Editorial
Einleitung

                                                   Wie begrüßt man neue Menschen           wieder möglich, aber mit Abstand
                                                   in der Gemeinde und wie verab-          und so teilen viele Familien die
                                                   schiedet man sich von Menschen?         Erfahrung des Abschieds in sehr
                                                   Vertraute Rituale greifen nicht.        kleinem Kreise.

                                                   A                                       W
                                                       uf Seite 23 wird unsere neue             ie verändern wir uns, wenn
                                                       Kirchenmusikerin Silke Schnei-           sich die Rahmenbedingungen
                                                   der vorgestellt. Seit März be-          für unser alltägliches Leben so
                                                   gleitet sie unsere Gottesdienste        krass verändern? Dies können sie
                                                   mit wunderschönem Orgel- und            in den persönlichen Eindrücken der
                                                   Klavierspiel. Das tut gut, wo wir       Interviews lesen. Auch die Kinder
                                                   nicht gemeinsam singen können.          teilen ihre Sicht auf die Pandemie-
                                                   Auch die Chöre freuen sich über         zeit auf beeindruckende Weise.
                                                   eine Rückkehr zu den Proben. Im

                                                                                           A
                                                   Schichtbetrieb wird seit Anfang            lso, Vorhang auf für einen
                                                   September in kleinerer Zusam-              bunten Rück- und Ausblick auf
             Liebe Leserin, lieber Leser!          mensetzung und mit ausreichend          eine experimentierende reformierte
                                                   Abstand in der Kirche geprobt. Das      Gemeinde!

             I
               n diesem Jahr ist vieles anders.    ist nicht optimal, es ist jedoch eine
               Sie halten die zweite einblick
             Ausgabe in diesem Jahr in Hän-
             den und es ist schon Oktober!
                                                   Alternative zum Nichtsingen und
                                                   es besteht große Freude über den
                                                   gemeinsamen Klang der Stimmen!
                                                                                           D   arüber hinaus finden Sie in
                                                                                               diesem einblick wie immer
                                                                                           Wissenswertes aus und um die Re-
             Hatte das Redaktionsteam im                                                   formierte Gemeinde. Ich wünsche

                                                   L
             Frühsommer etwa keine Lust, keine       ieb gewonnene adventliche             Ihnen im Namen des Presbyteriums
             Zeit oder gab es keine Themen?          Gemeindeveranstaltungen wie           und des Redaktionsteams eine be-
             Weit gefehlt! Es gab in der Ge-       der Lebendige Adventskalender           sinnliche Adventszeit, ein friedli-
             meinde vieles neu zu organisieren     oder der Kleine Weihnachtsmarkt         ches Weihnachtsfest und alles Gute
             und Gottesdienste, Gruppen und        sind nur unter Beschränkungen           für das neue Jahr 2021, mit Gottes
             Aktionen konnten nicht oder nur       bzw. gar nicht möglich. Auch hier       reichem Segen.
             kurzfristig in völlig veränderter     werden wir uns bemühen, Sie auf
             Form stattfinden. Alles hatte eine    unserer Homepage immer aktuell                      Ihre Mirjam Steinhard
             Halbwertzeit von gefühlt ein bis      zu informieren.
             drei Tagen, da war die Homepage

                                                   I
             eine sichere Informationsquelle für      m März ist unsere langjährige
             Aktuelles!                               Pfarrerin Carola Twardella ge-
                                                   storben. Viele Menschen hätten

             W
                  ir haben in diesem Jahr          sich gerne von ihr bei der Beerdi-
                  viel lernen müssen, uns auf      gung verabschiedet, das war nicht
             veränderte Bedingungen einge-         möglich und noch immer ist eine
             stellt, nach Lösungen gesucht         Gedenkfeier in größerem Rahmen
             und immer wieder mutig un-            nicht möglich. Inzwischen sind
             bekannte Wege ausprobiert.            Trauerfeiern in der Friedhofskapelle
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                                                                            Covid 19

                                                                                                              Thema
“Wir vermissen einander”                                 Darüber hinaus trug auch unsere wunderschöne
                                                         Natur und die Arbeit in unserem Garten viel
Mit dieser Überschrift eines Artikels in der aktuel-     dazu bei, dass es trotz Corona eine gute Zeit war.
len Ausgabe der Zeitschrift “Chorzeit” des               Wir sind sehr dankbar, dass wir in einem so siche-
Deutschen Chorverbandes e.V. trifft die Autorin          ren Land leben dürfen und es uns so gut
Nina Ruckhaber den Nagel auf den Kopf.                   geht!
Jeden Montag- und Dienstagabend dachte ich                                                                v
sehnsuchtsvoll an unsere Chöre mit den
vielen lieben Menschen. Das war sehr traurig. Keine
Chorproben, kein Singen im
Gottesdienst - für mich als Kirchenmusiker un-
vorstellbar.

Dank moderner Technik konnten wir wenigstens
per e-mail und Telefon in Verbindung
bleiben, und auch Online-Gottesdienste von Jo-
chen Denker oder unserem Sohn Timm gaben uns
immer wieder Trost.

Bedrückend war auch, dass wir anfangs unsere
Kinder und Enkelkinder nicht sehen durften.
Meine Frau und ich haben stattdessen jeden Abend
monatelang Lieder aller Art gesungen
und waren selbst erstaunt, wie groß unser Reper-
toire ist.

Unsere Tochter Rieke aus Mexico las eine Geschich-
te und schließlich ging alles per WhatsApp an die      Gunhild und Jürgen Harder
Familienmitglieder.

So sind wir - zumindest vom Gefühl her - ganz eng
in Verbindung geblieben.
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          Gelegenheit zum Nachdenken über                        Ergehen erkundigt und gefragt, ob wir in irgend-
          Wesentliches                                           einer Weise Hilfe brauchen.
Thema

          Seit Mitte März haben wir die Corona-Pandemie.         Wir haben aber zum Glück eine sehr gute Haus-
          Wie geht es Ihnen in dieser Zeit mit all den ange-     haltshilfe, die für uns eingekauft hat und uns in
          ordneten Einschränkungen?                              jeder Weise behilflich ist.
                                                                 Die Ruhe um einen herum war eigentlich sehr
          Frau Funcke: Wir sind ja schon ziemlich alt und        schön. Man hatte keine Termine
          gehören aufgrund dessen zur sog. höchsten Risiko-      mehr und man hatte das Gefühl, viel Zeit zu ha-
          gruppe. Natürlich ist es in der Coronazeit sehr viel   ben. Auch Arzttermine haben wir weggelassen.
          stiller um uns geworden. Es haben einige größere       Ich persönlich habe viel
                                                                 gelesen, dicke und interessante Bücher, die ich
                                                                 immer schon mal lesen wollte. Ich habe u.a. auch
                                                                 alte Familienbriefe kopiert, aus der Zeit von
                                                                 1944-1946, die zum Teil schwer lesbar und nicht
                                                                 zugänglich sind, um sie für die Familie zu erhalten.
                                                                 Das war eine positive Arbeit, die ich sonst nicht
                                                                 gemacht hätte.

                                                                 Herr Kruse: Man kam mehr zum Nachdenken
                                                                 darüber, was das Wesentliche im Leben ist.

                                                                 Gibt es bei Ihnen auch Nachbarschaftshilfe hier
                                                                 im Haus?

                                                                 Frau Funcke: Wir haben sehr nette Mitbewohner
                                                                 hier im Haus, die auch mehrmals ihre Hilfe ange-
                                                                 boten haben, aber da unsere Haushaltshilfe uns so
                                                                 gut versorgt, war es bisher nicht nötig. Wir sind
                                                                 Gott sei Dank beide gesundheitlich relativ stabil
    Interview mit Frau Funcke und Herrn Kruse am 25.8.2020       und achten sehr darauf, uns gesund zu ernähren.
    Die Fragen stellte Johannes Tielmann                         Konnten Sie in der letzten Zeit auch noch Reisen
                                                                 unternehmen?

          und kleinere Familienfeiern nicht stattgefunden,       Herr Kruse: Vor der Corona-Krise konnten wir
          oder auch Zusammen-künfte mit Freunden. Ich            noch in Bayern in einem sehr schönen Hotel mit
          kam z.B. regelmäßig mit einem Freundinnenkreis         meiner ganzen Familie meinen 90. Geburtstag
          zusammen, oder ich habe auch einen Literatur-          feiern. Wir hatten da ganz wunderbare Tage.
          kreis. Wir gingen gerne in Konzerte und in‘s The-      Dann konnten wir jetzt im Juli noch einmal eini-
          ater, alles das war auf einmal nicht mehr möglich.     ge Wochen in Bayern in einem Hotel verbringen,
          Natürlich gab es vermehrt Kontakte über Telefon        nachdem die Corona-Bedingungen gelockert wur-
          und Handy, also das Digitale lebte in dieser Zeit      den. Das ging unter den neuen Hygienebedingun-
          besonders auf, z. B. habe ich einmal über Zoom –       gen alles sehr gut und war sehr schön.
          Videokonferenz alle meine Kinder gesehen. Unsere
          Kinder und Enkel haben uns nicht mehr besuchen         Was halten Sie davon, wie unsere Politiker uns
          können; das nimmt aber jetzt wieder zu, natürlich      bisher durch diese Corona-Pandemie geführt haben?
          mit Vorsicht.
                                                                 Frau Funcke: Ich finde, dass die Politiker es hier in
          Die Hilfsbereitschaft von allen Seiten, die spürte     Deutschland gut gemanagt haben, auch sehr ver-
          man sehr. Herr Dr. Denker, unser Pfarrer, hat uns      antwortlich. Manchen mögen einige Maßnahmen
          mehrere Male angerufen und sich nach unserem           übertrieben erscheinen, aber die Politiker haben
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ja eine unglaubliche Verantwortung und daraus          sich ja auch mit Grippe und allem Möglichen anste-
folgen ja die Maßnahmen, die angeordnet worden         cken. Häufiges Händewaschen wird wohl bleiben.

                                                                                                            Thema
sind. Ganz sinnvoll sind die Abstandsregeln und die    Auch Homeoffice ist jetzt sehr verbreitet und hat
Maskenpflicht, die werden uns wohl noch längere        sich sehr eingebürgert. Ich habe eine Enkelin in
Zeit erhalten bleiben.                                 New-York, die hat die ganze Zeit in ihrer kleinen
                                                       Wohnung mitten in Manhattan vom Homeoffice aus
Herr Kruse: Ein Volk mit Maske, das habe ich mir       gearbeitet. Sie hat in der schlimmen Zeit kaum das
nicht vorstellen können, aber es ist eben notwen-      Haus verlassen, außer zum Einkaufen, und war da
dig und wird auch größtenteils akzeptiert.             sehr vorsichtig. Wenn man keine kleinen Kinder zu
                                                       Hause hat, kann das sehr gut sein, vom Homeof-
Frau Funcke: Aber es gibt leider auch eine Rei-        fice aus zu arbeiten. Aber manchmal braucht man
he von - vor allem jungen - Leuten, die es nicht       auch den persönlichen Kontakt, man kann es nicht
akzeptieren.                                           verallgemeinern.

Und wie finden Sie es, was unsere Gemeinde macht       Was meinen Sie, ob und wann sich die Kulturszene,
in dieser Zeit?                                        die Gastronomie und Touristik von dieser Krise
                                                       wieder erholen wird?
Herr Kruse: Was ich wirklich vermisse, das sind
die Gottesdienste in der Kirche.                       Frau Funcke: Die Touristikunternehmen und vor
                                                       allem die Fluggesellschaften haben sicher sehr
Frau Funcke: Wir sind einmal wieder im Gottes-         gelitten. Bei den ganzen Kulturveranstaltungen ist
dienst gewesen, schauen uns aber sonst meistens        es auch nach den Lockerungen noch problematisch;
die Video-Gottesdienste am Computer an.                denn mit den wesentlich geringeren Besucherzah-
Sonst ist die Gemeinde ja auch mit Hilfsangeboten      len wegen der Hygienevorschriften können sie ja
ganz rührend tätig.                                    nicht auf ihre Kosten kommen.
Auch die Video-Gottesdienste sind sehr liebevoll,
sehr schön gemacht. Man geht in die Kirche,            Herr Kruse: Für uns alte Leute kommen Reisen
kommt aus der Kirche und sieht sie von oben, hört      zu den großen Veranstaltungen in Salzburg und
die Glocken, die Lieder, der Gesang der Gruppe mit     Bayreuth nicht mehr in Betracht. Das schauen wir
Klavier, Gitarre und Flöte. Der Pastor predigt vorn    uns allenfalls im Fernsehen an. Aber Oper, Theater
von der Kanzel. Das ist alles sehr professionell und   und Konzerte hier in Wuppertal, da sind wir doch
gut gemacht.                                           froh, dass das wieder anfängt. Für die Kultur-
                                                       Schaffenden ist das schon eine sehr schwere Zeit,
Werden sich manche Dinge, die wir in der Corona-       und eine komplette Erholung von den Defiziten
krise lernen mussten, auch in Zukunft erhalten?        kann noch Jahre dauern.
Was meinen Sie?

Frau Funcke: Ich vermute, dass diese Vorsicht, sich
nicht zu nahe zu kommen, bleiben wird. Man kann
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        Wir leben wieder bewusster!                            nicht wieder zu.
                                                               Zurzeit geht‘s mir wieder gut; Gott sei Dank. Aber
Thema

        Wie ist es Ihnen ergangen in der Coronazeit?           es war nicht ohne. ich freue mich, dass ich jetzt
                                                               lebe.
        Ich gehöre mit 84 Jahren zu der Gruppe besonders       Es hat mir auch sehr gefehlt, dass man sonntags
        gefährdeter Menschen. Ich bin in der ersten Zeit       nicht mehr in die Kirche gehen konnte. Ich bin
        kaum aus dem Haus gegangen.                            hier alleine, und dann ist es ganz wichtig Ge-
        In einer Sache hat mich diese Coronazeit mit-          meinschaft zu haben. Und die Gemeinschaft habe
        telbar betroffen. Ich konnte mein wöchentliches        ich besonders hier in der Reformierten Gemeinde
        Schwimmtraining nicht mehr durchführen und das         gefunden. Ich konnte nicht mehr zum Rotary-Club
        führte dazu, dass ich auf einmal todkrank wurde.       gehen, ich konnte nicht mehr zur Kirche gehen.
        Ich bin zum Ronsdorfer Carrée mit dem Auto ge-         Singen konnte man auch nicht mehr, was mir auch
        fahren, wollte vom Parkplatz zur Metzgerei Thomas      heute noch in der Kirche sehr fehlt. Ich hoffe, dass
        gehen und bin auf dem Weg ohnmächtig geworden.         es bald wieder wird, aber wir müssen uns doch
        Ich bin dann im Arm des Notarztes aufgewacht und       noch in Geduld fassen. Ich bin der Meinung, dass
        mit einer Embolie ins Krankenhaus gebracht wor-        wir bis zum nächsten Frühjahr oder Sommer, bis
        den. Der Arzt sagte mir: „Herr Koehler, Sie haben      dann eine Impfung wirksam wird, wohl warten
        eine doppelseitige Lungenembolie. Ich weiß, dass       müssen, mit Masken und Abstand halten und all
        Ihre Frau auch hier behandelt wurde und sie daran      den Maßnahmen, die notwendig sind, um uns vor
        gestorben ist. Sie haben es gerade noch einmal         Corona zu schützen. Und auch andere zu schüt-
                                                               zen. Ich sehe darin auch etwas Positives insofern
                                                               es unsere Gesellschaft zusammenschweißt. Wir
                                                               dürfen das nicht nur negativ sehen. Ich sehe das
                                                               als einen Wink Gottes, dass wir uns besinnen, auf
                                                               uns selbst, auf unsere Gemeinschaft, auf unsere
                                                               Werte. Und ich denke, dass wir uns da unserer alten
                                                               Werte wieder bewusst werden, auch in der Kirche.
                                                               Ich weiß nicht, wie Sie es sehen?

                                                               Ich denke, es wird nach dieser ganzen Krise nicht so
                                                               bleiben, wie es vorher war. Was meinen Sie?

                                                               Das glaube ich auch nicht. Wir leben wieder be-
                                                               wusster und das Besondere an der Geschichte ist
                                                               ja, dass wir in Deutschland noch relativ gut mit
                                                               der ganzen Krise klargekommen sind, aber dass
                                                               das weltumspannend den ganzen Globus erfasst,
                                                               das haben wir noch nicht erlebt. Das ist für uns
                Interview mit Klaus Köhler am                  neu und damit müssen wir auch erst fertig wer-
                24.8.20. Die Fragen stellte J.                 den. Das führt zu einem anderen Gefühl für die
                Tielmann                                       ganze Weltgemeinschaft. Wir leiden mit ― mit den
                                                               Amerikanern, mit den Brasilianern, da wo es am
                                                               schlimmsten zugeschlagen hat. Entsetzlich war
        geschafft“. Das ist mein Erlebnis in der Coronazeit.   ja der Anfang, die Bilder, die wir gesehen haben
        Inzwischen kann ich mich wieder recht gut bewe-        von Italien, das war ja furchtbar, die kriegt man
        gen. Gestern bin ich wieder 1000 m geschwommen.        so schnell gar nicht mehr aus dem Kopf, die Bilder
        Und jetzt geht‘s wieder, ich bin wieder recht zu-      aus New York, wo sie nicht wussten wohin mit all
        versichtlich, auch in dieser schweren Zeit, die ja     den Särgen, das bleibt unvergessen hängen.
        noch nicht zu Ende ist, darüber müssen wir uns
        alle im Klaren sein. Vorsicht ist nach wie vor ge-     Haben Sie in der Coronazeit auch positive Erfah-
        boten. Hoffentlich machen sie die Schwimmbäder         rungen gemacht?
Einblick Leben mit dem neuen Virus - Reformiert Ronsdorf
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                                                       deren Menschen auf und das bringt einen wieder
Positive Erfahrungen habe ich hier mit unserer         weiter, von Tag zu Tag. Mit 84 Jahren hat man

                                                                                                              Thema
Gemeinde gemacht: Wie man an mich dachte,              nicht mehr viel zu erwarten...
wie man auf einmal auf mich zu ging, mir Grüße         Stehen kann ich auch nicht mehr lange, das fällt
schickte, Anteil nahm, mich anrief, sich um mich       mir auch in unserer Kirche ganz schwer, aber ich
kümmerte, das fand ich toll. Da muss ich sagen,        will mich auch nicht hinsetzen. Das scheint mir
danke ich dieser Gemeinde und bin dankbar, dass        nicht adäquat zu sein. Mir gefällt ja die Gottes-
ich in dieser Gemeinde gelandet bin. Das war sehr,     dienstordnung in dieser Kirche sehr gut, die ist
sehr schön.                                            wohltuend. Dieses Nüchterne, auf das Wesentliche
Und auch meine Familie, meine Kinder haben mir         beschränkte ... die Worte, lasst die Worte sprechen,
rührend geholfen. Als ich aus dem Krankenhaus          die sind genug. Das ist eine Wort- und Predigtkir-
gekommen bin, kam mein Sohn mit seiner Frau            che, und das genieße ich.
aus Berlin und hat mich hier zunächst einmal vier      Gerade in dieser Kirche haben wir ja das Glück,
Tage lang gepflegt. Und meine beiden Töchter küm-      dass wir nicht nur unseren eigenen guten Pfarrer
merten sich - und kümmern sich noch - rührend          haben, sondern auch viele gute Prediger, die von
um mich. So aufgefangen zu sein, von Familie und       aussen kommen. Das sieht man ja auch an dem
Freunden, das ist das Positive an der Coronazeit für   Kirchenbesuch. ...Und das Hygienekonzept ist
mich. Und ich wünschte, dass es vielen anderen         ganz hervorragend. Sie können unbesorgt in die
genauso ginge.                                         Kirche gehen...
Also unsere Gesellschaft hat auch viele positive
Erlebnisse damit verbunden.                            Was halten Sie davon, wie die Politiker uns bisher
Wir haben es in den ersten Tagen des Lockdowns         durch diese Krise geführt haben?
auch so erfahren. Da kam eine Nachbarin auf uns
zu und sagte: „Wir können für Sie einkaufen“.          Besser konnte man hier nach meiner Meinung von
Das habe ich auch erlebt. Ich habe mich zuerst sehr    Staats wegen nicht eingreifen. Die Meinung scheint
zurückgehalten und tue es auch jetzt noch. In der      allgemein vorhanden zu sein, dass wir im Grunde
ersten Zeit haben meine Kinder für mich eingekauft     recht gut verwaltet worden sind. Man kann über
und mir verordnet, ganz im Haus zu bleiben. Aber       Frau Merkel dies und das denken; sie hat sich her-
inzwischen lade ich mir auch wieder Leute ein und      vorragend als Führungsperson bewährt. Es war ja
versorge mich selbst. Man darf als einzelner Mensch    eine Situation, die völlig neu war, für die es keine
nicht vereinsamen. Es liegt an einem selber, ob        Vorbilder gab. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse
man auf die Menschen zu geht, sie einlädt, oder        mussten ja erst gewonnen werden. Denken wir nur
hier alleine verharrt und in Einsamkeit versinkt.      an die Erkenntnisse mit den Aerosolen. Man muss
Davor versuche ich mich zu bewahren. Das gibt          Verständnis dafür haben, dass sich durch neue
auch etwas Lebensglück, wenn man Beziehungen           Erkenntnisse auch die Maßnahmen ändern. Einige
zu anderen Menschen pflegen kann.                      Unbelehrbare wird es immer geben. Aber allgemein
Schauen Sie, vor zweieinhalb Jahren ist meine Frau     ist die Akzeptanz doch sehr groß.
verstorben, sie fehlt mir jeden Tag.                   Dass eine ganze Gesellschaft auf einmal bereit ist
Man baut dann neue Beziehungen mit vielen an-          diese Maske zu tragen, das hätte ich mir vor einem
                                                       Jahr nicht vorstellen können.
Einblick Leben mit dem neuen Virus - Reformiert Ronsdorf
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        Mittendrin ein Blick zurück nach vorn                  Ich erlebe, dass diese Zeit viele von uns kreativer
                                                               gemacht hat und bereit Neues zu lernen. Nie hät-
Thema

        „Wir sollten alle Schulsachen mit nach Hause           te ich vermutet, soviel über digitale Medien zu
        nehmen“ sagen meine großen Töchter, als sie            machen. Zurück zu einem „Früher“ wird es nicht
        mit ihren schweren Tornistern von der Schule           geben, da bin ich mir sicher. Nicht alles daran ist
        kommen. Es überrascht mich nicht, nachdem              schlimm. Darum habe ich mir vorgenommen, nicht
        ich den Morgen damit verbracht hatte, digital          zu viel Zeit und Energie auf den Blick zurück zu
        und analog „Abgesagt“ auf meine Veranstal-             verwenden, sondern den Weg nach vorne zu suchen
        tungen zu „posten“. Auch im Rückblick fühlt            und zu erkunden. Seit dem Ausbruch der Pande-
        sich das alles noch unwirklich an, als hätte           mie haben sich ein paar der alten Psalm-Melodien
        jemand von jetzt auf gleich den Stoppknopf             als Ohrwurm eingeschlichen. „Kommt, lasst uns
        gedrückt, der die Lebensroutine auf null setzt.        immer auf ihn schauen…“ gehört dazu. Es hilft
        Die Zeit, die wir plötzlich als Familie hatten, war    mir die richtige Perspektive einzunehmen, immer
        besonders. Wann hätte es sonst je eine Zeit gege-      wieder neu Halt zu finden, Mut zu fassen und in
        ben, in der wir so viel zusammen gemacht hätten.       das biblische Gottvertrauen einstimmen zu lassen
        Dankbarer als je zuvor waren wir für den Talsper-      .
        renwald, in dem die Kinder und wir uns austoben                                              Martin Engels
        konnten, eine gute Nachbarschaft, ein Gefühl von
        Zusammenhalt auf Distanz und ja auch für eine
        Datenleitung, die das Arbeiten und die Schule zu
        Hause ermöglichten. Wir sind bisher – Gott sei
        Dank - gesund geblieben und unsere Lebensgrund-
        lage stand nicht in Frage. Deshalb will ich auch mit
        diesen guten Erfahrungen in dieser Zeit nichts an
        dieser Pandemie schönreden.

        Zu oft habe ich das Wort „Entschleunigung“ gehört
        und wahrscheinlich auch selber benutzt, welches
        eine privilegierte Sichtweise widerspiegelt, die die
        gravierenden Folgen dieser gesellschaftlichen Not-
        bremsung übersieht. Der Virus kostet noch immer
        Menschenleben, zerstört tagtäglich Existenzen,
        greift die Hoffnung von jungen Menschen an und
        entfesselt Wahnvorstellungen und Hass gegenüber
        Menschen aus Minderheiten. Wir können uns nicht
        in dieser Zeit einrichten, wenn wir diese Wirklich-
        keit nicht in den Blick nehmen.

        Ich glaube es tut uns gut, auf die Stimmen zu
        hören, die es gerade schwer haben. Wenn wir die
        Menschen erzählen lassen, die in der Höhe der
        Pandemie in Pflegeheimen und Krankenhäusern
        Unglaubliches geleistet haben. Zuhören auch de-
        nen, die in diesen Zeiten einen Menschen verloren
        haben und denen die Möglichkeit genommen wurde          Martin Engels mit seinen vier Kindern
        den letzten Weg gemeinsam zu gehen. Zuhören,
        damit wir lernen wie wir in den Monaten vor uns
        besser miteinander umgehen und auch wir als
        Kirche Wege finden und dafür eintreten, dass es
        so nicht wieder passiert.
Einblick Leben mit dem neuen Virus - Reformiert Ronsdorf
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                                                     Strukturen aufgebaut werden. Und es galt im
                                                     „Lockdown“ die öffentliche Infrastruktur aufrecht

                                                                                                          Thema
                                                     zu erhalten. Das war eine Mammutaufgabe, an die
                                                     wir ohne große Vorbereitung heranmussten.
                                                     Wuppertal hat die größte Herausforderung der
                                                     Nachkriegszeit bisher gut gemeistert, weil sich
                                                     tausende Menschen vorbildlich eingesetzt haben
                                                     und Hunderttausende durch ihr verantwortungs-
                                                     bewusstes Verhalten einen wichtigen Beitrag zur
                                                     Vermeidung von Infektionsketten geleistet haben.
                                                     Darüber freue ich mich bei allen Sorgen, die mir
                                                     diese Monate bereitet haben, sehr.

                                                     Was stört oder belastet Sie in diesen Tagen am
                                                     meisten?

  Stefan Kühn                                        Neben den vielen Unsicherheiten, die diese Zeit
                                                     für alle mit sich bringt, sind es vor allem die
                                                     Verschwörungstheorien und die Hetze im Netz.
                                                     Wenn sich eine Gesellschaft entsolidarisiert wird
Wenn sich eine Gesellschaft entsolida-               es immer gefährlich. Dass sich insbesondere auch
risiert, wird es gefährlich                          Rechtspopulisten und Rechtsextremisten hier
                                                     hervortun, besorgt mich sehr.
Einblick sprach mit Stefan Kühn, Sozialdezernent
der Stadt Wuppertal. Zu seinem Ressort gehört        Wo tanken Sie auf? Was macht Ihnen Hoffnung?
die Verantwortung für das Gesundheitsamt und
die Schulen.                                         Die gemeinsame Zeit mit meiner Partnerin ist für
Die Pandemie stellt die Kommunen vor riesige         mich sehr wichtig. Aus der Begegnung mit Freun-
Herausforderungen. Das bedeutet auch einen           den ziehe ich Kraft. Und die Sonntagsgottesdienste
immensen zusätzlichen persönlichen Einsatz von       ob per Video oder seit einigen Wochen auch wieder
Herrn Kühn und der MitarbeiterInnen in der Ver-      „live“ geben mir viel, regen mich zum Nachdenken
waltung der Stadt.                                   an und schenken mir auch Hoffnung.

Wie hat sich Ihr privater Alltag in Corona-Zeiten    Im letzten halben Jahr wurde viel Neues auspro-
verändert?                                           biert. Was sollte Ihrer Meinung davon auch nach
                                                     der Pandemie bleiben?
Meine persönlichen Kontakte haben deutlich abge-
nommen. Im Gegenzug ist die Kommunikation mit        Für mich wäre das Wichtigste, dass wir die Leis-
Freunden, Weggefährten, langjährigen Bekannten       tungen der Menschen im Einzelhandel, im ÖPNV,
und der Familie viel intensiver geworden. Telefon,   der Pflege, im Gesundheitswesen, im öffentlichen
Email, WhatsApp und SMS wurden weitaus häu-          Dienst und vielen anderen wichtigen Bereichen
figer genutzt als zuvor. Wir haben gemeinsam die     des gesellschaftlichen Lebens nicht vergessen. Der
räumliche Distanz durch kommunikative Nähe           Applaus im Frühjahr war das eine. Er hatte auch
gemildert.                                           viel mit den Emotionen in dieser Zeit zu tun. Eine
                                                     nachhaltige Anerkennung, größerer Respekt ist
Was waren ihre größten beruflichen Herausforde-      noch einmal etwas anderes. Dazu gehörte auch
rungen in dieser Zeit?                               eine bessere Entlohnung.

Wir mussten das Gesundheitsamt personell deut-
lich aufstocken – von 50 auf 125 Mitarbeiter. Und
das in kürzester Zeit. Gleichzeitig mussten neue
Einblick Leben mit dem neuen Virus - Reformiert Ronsdorf
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          Man hört die Vögel wieder singen                     sorgt einkaufen gegangen. Als es aber mit der
                                                               Infektionswelle richtig los ging, kam von unserer
Thema

          Wie ist es Ihnen ergangen in den 5 - 6 Monaten der   Nachbarin eine dringliche WhatsApp-Nachricht,
          Corona-Pandemie? Haben Sie die Einschränkungen       sie möchten doch noch länger von ihren Nachbarn
          im täglichen Leben stark wahrgenommen oder hat       etwas haben und bäten dringend, für uns einzu-
          es Sie gar nicht so sehr betroffen?                  kaufen. Das haben sie dankenswerterweise auch
          Klaus Goebel: Wir sind ja Rentner. Insofern sind     etwa zwei Monate gemacht.
          wir in einer etwas anderen Situation als Menschen,   Da wir die Stadt, wo viele Menschen zusammen-
          die täglich den Frühstückstisch schnellstens ver-    treffen, gemieden haben, sind wir viel gewandert.
          lassen, um zur Arbeit zu kommen. Allerdings war      Aus Cronenberg brachten uns die Nachbarn diesen
          meine Frau zunächst weiter täglich einkaufen.        beschriebenen Stein („behütet“) von der evangeli-
                                                               schen Gemeinde mit, die verschenkten das.
                                                               Ich bin in mehreren Frauenkreisen. Das fiel ja auch
                                                               alles weg. Jetzt haben wir in unserer Gemeinde
                                                               wieder angefangen mit 14 Leuten im großen Saal,
                                                               jeder an einem Tisch mit entsprechendem Abstand
                                                               nach Hygienekonzept.
                                                               Klaus Goebel: Ich werde mit einem Frauenkreis
                                                               der Gemeinde über den Friedhof gehen, um seine
                                                               Geschichte zu erklären. Da kann man im Freien
                                                               Abstand wahren.
                                                               Bärbel Goebel: Uns fehlten natürlich die Enkel.
                                                               Die ersten Treffen haben wir wieder als Wande-
                                                               rungen gemacht und dann auf der Terrasse Kaffee
                                                               getrunken, so dass sich alles draußen im Freien
                                                               abspielte.

                                                               Ich habe den Eindruck, dass sich unser ganzes
                                                               gesellschaftliches Leben durch diese Krise auch
                                                               nachhaltig verändert. Wie sehen Sie das?
Interview mit Bärbel und Klaus Goebel am 25.8.20. Die Fragen   Klaus Goebel: Ich vermute, dass gerade der Prozess
stellte J. Tielmann                                            der Digitalisierung weiter vorangetrieben wird,
                                                               dass Video-Konferenzen und Homeoffice mehr
          Es ist natürlich ein Mangel, dass man den einen      eingesetzt werden und man auf eine Dienstreise
          oder anderen nicht gesehen hat. Das letzte Zu-       mal verzichtet. Aber die Begegnungen von Mensch
          sammentreffen auf Gemeinde-Ebene war der Karl-       zu Mensch - man blickt sich in die Augen - sind
          Barth-Kreis im März. Ich bin dabei nicht sehr gut    nicht zu ersetzen.
          aufgefallen, weil ich einigen noch gewohnheitsge-    Das gilt besonders für den Schulunterricht.
          mäß die Hand gab. Sich jetzt bei der Begrüßung so    Bärbel Goebel: Wenn die Kinder sich an ihre
          einzuschränken zu müssen, fällt schwer.              Jugend erinnern werden, wird das schon ein ein-
                                                               schneidendes Erleben gewesen sein.
          Das war bei uns auch so. Unser Sohn in Detmold hat   Wir haben unsere geplante Urlaubsreise storniert,
          uns sogar gebeten, sie in den ersten Monaten nicht   weil uns das mit der Bahn zu gefährlich ist. Und
          zu besuchen, weil sich die Kinder möglicherweise     mit dem Auto ist uns die Strecke zu lang.
          infiziert haben könnten ohne es zu wissen und die    Das können nachhaltige Veränderungen sein. Man
          Ansteckungsgefahr einfach zu groß ist.               macht die Erfahrung, dass man einfach auf man-
          Bärbel Goebel: Bei uns war es nicht anders. Wir      ches verzichten kann, was einem sonst so selbst-
          hatten beide Geburtstag und waren da alleine, wo     verständlich war. Das gilt auch beim Einkaufen.
          wir hier sonst Familienfeiern haben.                 Ich denke, diese Einschränkungen, wenn man
          Ich komme noch mal auf das Einkaufen zurück.         merkt, was man alles nicht unbedingt braucht,
          Ich bin in der ersten Zeit eigentlich recht unbe-    das wird als Erfahrung bleiben.
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Dass jetzt die meisten Kulturveranstaltungen weg-        waren für mich die glaubwürdigsten.
fallen, das ist natürlich schade und da fehlt uns        Bärbel Goebel: Ich fand das Management der

                                                                                                               Thema
auch etwas, aber es wird noch eine Weile dauern,         Politik ausgezeichnet. Die unterschiedlichen Be-
bis das wieder möglich ist.                              stimmungen in den Bundesländern sind schwierig
                                                         nachzuvollziehen, aber es ist eben verschieden in
Man hat aber auch gemerkt wie sich der Lockdown          den Ländern mit geringer Bevölkerungsdichte, wie
auf das Klima auswirkte...                               Mecklenburg-Vorpommern, gegenüber NRW. Es gab
Klaus Goebel: Als im März der Autoverkehr plötz-         da sicher auch Fehler, aber die Orientierung an
lich geringer wurde, haben wir erlebt, dass der          den wissenschaftlichen Erkenntnissen war richtig.
Verkehrslärm weniger wurde und die Luft besser.          Klaus Goebel: Auch der Appell an die Eigenverant-
Bärbel Goebel: Jemand sagte mir: Man hört die            wortung ist damit gelungen, wobei dieser Appell
Vögel wieder lauter singen, es gab weniger Ver-          auch bedeutet, dass wir selbst ein gutes Beispiel
kehrslärm, keine Flugzeuge mehr am Himmel.               geben müssen. Man möchte doch die Ausnahmen,
Aber nach der Lockerung hat es sich sehr schnell         die es immer gibt, die auch bekannt gemacht
wieder normalisiert.                                     werden müssen, nicht so in den Vordergrund ge-
                                                         stellt wissen, sondern eben das Positive, das nach
Was erwarten Sie für die Zukunft, was denken Sie,        unserer Auffassung gut gelungen ist.
wie lange die Pandemie noch dauert?
Klaus Goebel: Ich wage da keine Voraussagen.             Wir müssen aber auch noch ein Dankeschön sagen
Große Pandemien waren bisher zeitlich begrenzt,          für die Video-Gottesdienste. Das ist ein guter Weg,
es gab sie in früheren Jahrhunderten auch, zuletzt       der eingeschlagen worden ist. Manche werden
die Spanische Grippe. Die kommen und gehen. Aber         gerade in unserer Generation (der 75-85 jährigen
sie ist eben noch da, und auch wenn wir persönlich       und darüber) möglicherweise Schwierigkeiten mit
niemanden kennen, der erkrankt ist, darf uns das         der Technik haben. Vielleicht kann man da noch
nicht leichtsinnig machen. Wir müssen weiterhin          Hilfe anbieten.
sehr vorsichtig sein.                                    Bärbel Goebel: Wir sind sehr dankbar für die
                                                         Video-Gottesdienste, haben uns sonntags immer
Wie sehen Sie das, was unsere Politiker in dieser Kri-   den Laptop ins Wohnzimmer geholt und den Got-
se bisher gemacht haben, die ja ihre Entscheidungen      tesdienst angeschaut. Wir konnten auch mitsingen.
auf der Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen       Wir haben den Aufwand anerkannt, mit dem die
treffen mussten, die auch noch unsicher und un-          Aufnahmen hergestellt worden sind. Das ist schon
vollständig waren?                                       professionell gemacht, mit den wunderschönen
Klaus Goebel: Die Politiker, die zur Vorsicht gera-      Garten- und Blumenbildern dazwischen. Das ist
ten haben, die gesagt haben, wir müssen uns in           ja auch immer ein doppelter Aufwand, einmal
mancher Hinsicht einschränken, wir können noch           den Video-Gottesdienst und dann den Präsenz-
gar nicht wissen, was alles auf uns zukommt, die         Gottesdienst zu halten. Dafür danken wir.
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        Chor Musik 74 - Aktuelles                              Der Chor wird dann im wöchentlichen Wechsel mit
                                                               wechselnder Damenbesetzung proben, da die Kapa-
Thema

        Die Corona-Situation hat auch auf die Arbeit von       zität des Kirchenraumes nicht für die volle Chor-
        Chören massiven Einfluss.                              stärke unter Beachtung der Vorschriften ausreicht.
        Singen ist nur unter großen Auflagen (Abstand          Die ersten beiden Proben in der Kirche haben
        von 4 Metern nach vorne und 3 Metern zur Seite         inzwischen stattgefunden – jeweils mit ca. 16 Sän-
        zwischen den Sängerinnen und Sängern) möglich.         gerinnen und Sängern, die „sich getraut“ haben.
        Der Chor Musik 74 hat daher ab Mitte März alle Pro-    Die Resonanz war überwiegend positiv, auch wenn
        ben und auch - schweren Herzens - frühzeitig das       diese Form des Singens absolut gewöhnungsbedürf-
        geplante Adventskonzert 2020 absagen müssen.           tig ist, da man auf Grund der großen Distanzen
        Nach über 5 Monaten Zwangspause hat sich der           untereinander die anderen Sängerinnen und Sänger
        Beirat von Musik 74 nun dazu entschlossen, unter       kaum hört und somit „auf sich allein gestellt“ ist.
        Beachtung der aktuellen Hygienevorschriften ab
        Ende August wieder mit den Proben zu starten.          Weiterhin ist geplant, in den nächsten Monaten
        Am Samstag, den 22.08.2020 hat der Chor auf dem        mit einigen Chormitgliedern vor den Ronsdorfer
        hinteren Schulhof der Ronsdorfer Gesamtschule,         Altenheimen und an bestimmten Punkten in Rons-
        der ähnlich eines Atriums gestaltet ist, bei trocke-   dorf (draußen) zu singen, ggf. auch am Morgen
        nem, aber windigem Wetter eine erste Chorprobe         des Heiligen Abend.
        mit ein paar bekannten Liedern versucht.
        Der weitere Probenbetrieb wird bis auf Weiteres        Nachtrag im Oktober 2020: Auf Grund der aktuellen
        in der Kirche stattfinden. Hierbei werden die be-      Situation hat der Beirat von Musik 74 entschieden,
        kannten Hygieneregeln streng beachtet und u.a.         vorerst keine Proben mehr abzuhalten.
        wird für eine gute Durchlüftung der Kirche auch
        während der Proben gesorgt.                                                            Gerhard Blombach

          Chorprobe des Chores Musik 74 an der Gesamtschule Ronsdorf
13

Auf einmal stand (fast) alles still                    dann der erste Besuch im wiederbeginnenden
                                                       „Präsenzgottesdienst“. Ich habe gespürt, wie sehr

                                                                                                              Thema
Rückblickend war es für mich persönlich gar nicht      ich mich in dieser Gemeinde geborgen fühle und
so schlimm wie vermutet. Es kam so viel Ruhe ins       diese brauche.
Leben. Allerdings habe ich auch das Glück, dass
meine Mutter und eine meiner Schwestern + Familie      Mittlerweile ist ja nun ein wenig Normalität einge-
mit uns im Haus leben und wir um uns herum eine        treten: die Kinder gehen zur Schule, zum Tanzen
ganz wunderbare Nachbarschaft haben, mit der           und Reiten, Konfi, Kinderkreisel, man trifft Freun-
wir uns z.B. abends um 19:00 Uhr im Garten zum         de – sogar ein kleiner Ersatzurlaub war (leider nur)
Singen getroffen haben – natürlich auf Abstand         mir und meinen Töchtern vergönnt. Bald beginnt
und über Zäune hinweg. Das Wetter war schön,           u.a. auch der Chor wieder; ich bin gespannt, wie
so dass man – insbesondere die Kinder - viel Zeit      das Singen mit großem Abstand und im „Schichtbe-
draußen im Garten verbringen konnte. Ein Gefühl        trieb“ sein wird.
der Einsamkeit kam daher nicht wirklich auf.
                                                       Manchmal habe
Wäre da nur nicht das „Homeschooling“ gewesen          ich in dieser Zeit
und dass mein Mann (beruflich unter der Woche in       trotzdem alles
Brüssel) am Wochenende erstmal nicht mehr nach         so sehr satt und
Hause kommen konnte; ich vermisste die Arbeit,         klage, bis mir
von der ich einige Wochen beurlaubt war. Irgend-       dann bewusst
wann fehlten dann doch die Freizeitaktivitäten,        wird, wie gut es
die Freunde, die Freiheit, zu jeder Zeit überall       mir doch geht.
hinzukommen.                                           Wir als Familie
                                                       sind bislang gut
Jedoch habe ich auch viel mehr die Dinge genos-        durch diese Zeit
sen, die sonst selbstverständlich waren. Das Treffen   gekommen; sind
einer/eines Bekannten beim Einkaufen, ein Tele-        aber auch nicht
fongespräch mit einer Freundin, das Singen in der      von finanziellen
Abendgottesdienst-Band, wenn auch anders und           Einschränkun-
auf Abstand. Sogar für „Social Media“ war ich oft      gen durch Kurz-
dankbar; meine Töchter waren zwar mehr am Han-         arbeit o.ä. betroffen, so dass wir uns keine exis-
dy & Co., konnten aber insbesondere auch so mit        tenziellen Sorgen machen müssen. Dafür bin ich
ihren Freunden „Face to Face“ in Kontakt bleiben.      sehr dankbar.

Der erste Videogottesdienst, den ich vom Sofa aus                                             Ricarda Kiss
verfolgt habe, hat ein Gefühl von „Nachhausekom-
men“ und gleichzeitig eine unglaubliche Sehnsucht
nach Normalität aufkommen lassen; genauso, wie
14

              Von Einhörnern und Achterbahnen                         so oft auch mit dieser Situation außergewöhnlich
              oder: Das Lachen der Kinder                             gut zurechtkommen.
Thema

                                                                      Die Kinder haben ihr Lachen nicht verloren. Sie
              An den Anblick von Maskenträgern hat man sich           freuen sich, darüber zu sprechen, was sie in der
              ja inzwischen schon gewöhnt. Was mir aber bis           „Corona-Zeit“ alles erlebt haben. Denn da waren
              heute wehtut, ist der Anblick von Kindern, die ihr      tolle Sachen dabei. Die Eltern hatten plötzlich Zeit
              kleines Gesicht hinter einem Stück Stoff verdecken      für Ausflüge. Die Ronsdorfer Wälder wurden durch-
              müssen. Gerade die Kinder beneiden wir doch oft         forstet. Die eigenen Geschwister, auf die man beim
              um ihre Unbekümmertheit, ihre Freiheit und ihr          Spielen nun ja angewiesen war, hat man endlich
              fröhliches Lachen. Und genau das versteckt sich         mal richtig kennengelernt und versteht sich jetzt
              jetzt hinter einer Maske. Masken kennen die Kinder      viel besser.
                                                                      „Na ja, so ein Ausflug in den Freizeitpark war ‚frü-
                                                                      her‘ besser. Hat aber auch was Cooles. So mit Maske
                                                                      auf der Achterbahn. Da frieren die Zähne nicht so.
                                                                      Und manchmal flattern sie wie ein Fähnchen.“ Die
                                                                      Masken, nicht die Zähne, denke ich.
                                                                      „Man musste zuhause mehr arbeiten“, erfuhr ich
                                                                      auch. „Vor allem am Wochenende.“ (Tiefer Seuf-
                                                                      zer!) Arbeiten? „Ja, die Spülmaschine ausräumen
                                                                      und so.“ Verständnisvolles ernstes Nicken der
                                                                      anderen Kinder.
                                                                      Masken kann man ja sogar liebhaben, wie ich er-
                                                                      fuhr. Wer seinen Fußballverein, ein Einhorn, sein
                                                                      Pferd oder Herzchen darauf abgebildet hat, der
                                                                      trägt sie ganz stolz. Ja, und es gibt sogar Masken,
                                                                      die aufgrund ihrer absoluten Schönheit nur beim
                                                                      Einkaufen im Supermarkt getragen werden, weil
                                                                      es da keinen Matsch gibt und man nicht hinfällt.
                                                                      Und natürlich haben wir auch ausprobiert, ob man
                                                                      trotz Maske erkennen kann, ob jemand lacht, trau-
        Klasse 2a Schule Echoer Straße                                rig ist oder streng guckt. Und ja, es funktioniert!
                                                                      Denn man sieht es an den Augen. Immerhin!
              sonst nur aus einem lustigen Zusammenhang…              Im Übrigen erzählen die Kinder sehr lebendig, was
              an Karneval und auf manchen Kindergeburtstagen          Corona ist und wo es herkommt. Offenbar haben
              trägt man sie, um sich zu verkleiden und damit          sich viele Eltern große Mühe gegeben, ihren Kin-
              Spaß zu haben. Jetzt ist das anders.
              Ich wollte wissen, wie Kinder damit zurecht-
              kommen. Ob ihr Lachen auch hinter den Masken
              noch funktioniert.
              Beim Besuch im „Spielhaus“, der Betreuung der
              GGS Echoer Straße unter Leitung von Manuela
              Lajewski, musste ich erst einmal schlucken, als
              mir direkt eine ganze Schar maskierter Kinder
              entgegenkam. Hier und da mal ein Kind mit
              Maske zu sehen, ist schon ein kleiner Stich ins
              Herz … aber in dieser Intensität und Realität
              war es nicht so ganz einfach für mich, das muss
              ich zugeben.
              Zum Glück stellte sich aber in den kleinen Ge-
              sprächsrunden mit den einzelnen – streng ge-
              trennten – Gruppen heraus, dass die Kinder wie

                                                                   Klasse 2b Schule Echoer Straße
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     dern die Situation kindgerecht zu vermitteln, ohne      und schauen erwartungsvoll in die Zukunft. Da
     ihnen Angst zu machen. Das hat mir gut gefallen.        können wir wieder mal einiges von den Kindern

                                                                                                                 Thema
     Von Angst habe ich hier nichts gespürt. Eher von        lernen. Und ich wünsche allen Erwachsenen von
     ganz viel Vorfreude auf die Zeit „danach“. Dann         Herzen, dass ihnen auch in diesen schwierigen
     wird erstmal gefeiert, freuten sich die meisten.        Zeiten die Zuversicht und der Glaube an das Gute
     Auf meine Nachfrage, wie sie denn feiern möchten,       nicht abhandenkommen. Mir fällt dazu ein Spruch
     kam eigentlich immer dieselbe Antwort: „Mit allen       von Karl Valentin ein: „Ich freue mich, wenn es
     Freunden und ganz viel Süßigkeiten!“                    regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet
     Ach ja, dass „Corona doof“ ist, darin sind sich         es auch.“
     wohl alle Kinder einig. Aber ich bin froh, dass ich                        Text und Fotos: Carola Halbach
     erleben durfte, dass sie nicht so sehr darunter lei-
     den, wie ich es befürchtet hatte. Ich habe so viele

Klasse 3 Schule Echoer Straße

     schöne Geschichten gehört und so viele fröhliche
     Gesichter gesehen – jetzt bin ich beruhigt.
     Ich muss unbedingt an dieser Stelle ein riesen-
     großes Lob aussprechen an das sehr engagierte
     Betreuungs-Team um Manuela Lajewski. Ich konnte
     nur andeutungsweise erleben und erahnen, welche
     Organisation, Geduld und Energie dazu gehören,
     in diesen Zeiten, unter diesen schwierigen Bedin-
     gungen mit so vielen Regeln die Betreuung nicht
     nur aufrecht zu erhalten, sondern den Kindern ein
     bisschen heimelige Normalität zu bieten, in der sie
     sich sichtlich wohlfühlen. An allen Grundschulen
     stellen sich die MitarbeiterInnen dieser Heraus-
     forderung und tun, was immer ihnen möglich ist.
     Das ist ein Grund, allen einmal „Danke“ zu sagen.
     Die Kinder sind wirklich zu beneiden. Sie legen
     ihren Fokus nicht auf das Negative, sondern freuen
     sich auf das, was kommt. Sie sind zuversichtlich

                                                            Corona-Ampel und Mundschutz-Parkplatz
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             Andacht
Erinnerung

             Gott spricht:                          ginnt gefühlt nicht die Aufbruchs-    Erinnerung, dass jedem Herbst und
             Siehe, ich will ein Neues schaffen,    zeit, eher das Gegenteil. Neues ist   Winter der Frühling folgte, trägt die
             jetzt wächst es auf,                   erstmal nicht zu erwarten. Dafür      Hoffnung in sich, dass jetzt schon
             erkennt ihr‘s denn nicht?              steht der Frühling!                   wächst, was dann austreibt.
             (Jesaja 43,19a)
                                                    „Ich tue Neues. Jetzt wächst‘s        Veränderung ist kein Wert „an sich“
                         Mitten in eine Phase       auf. Erkennt ihr‘s nicht?“ Kurz,      und nicht immer nur „gut“, das
                         völliger Unsicherheit      prägnant, im Hebräischen nur          Neue nicht zwingend besser als
                         und den Verlust al-        sieben Worte lang ist dieses Hoff-    Altes. Es gibt auch Veränderungen
                         ler alten Sicherheiten     nungswort.                            zum Schlechten und Neues, das
                         hinein lässt Gott den      Ich werde dabei an ein wunderbar      dem Alten das Wasser nicht reichen
                         Propheten Jesaja die-      kurzes Gedicht von Hilde Domin        kann.
                         ses Wort sagen.            erinnert. Ein Zweizeiler. 9 Worte     Wir erleben Veränderungen oft als
                         Nach einer vernichten-     hat es. Zwei mehr als das Prophe-     Verlust und es gibt gute Gründe da-
                         den Niederlage ist der     tenwort. Samenkörner sind klein.      für. Verluste dürfen und sollen be-
                         Tempel in Jerusalem        Hoffnungsworte können kurz sein.      trauert werden, weil die Trauer die
                         zerstört, das Land ver-                                          Kehrseite der Dankbarkeit ist. Wenn
                         loren, die Oberschicht     ES KNOSPT UNTER DEN BLÄTTERN.         Gutes geht und man das Neue, das
                         deportiert und die Ge-     DAS NENNEN SIE HERBST.                kommen will, noch nicht kennt,
                         schichte Israels scheint                                         bleiben gemischte Gefühle nicht
                         an ihr Ende gekommen.      Das Gedicht überrascht auf eine       aus. Aber das Leben kann nicht
                         Die Verheißungen Got-      angenehme Art. Knospen gehören        stehen bleiben. Es ist im Fluss und
                         tes sind in so weite       doch zum Frühling, denke ich un-      muss es sein. Selbst Bewährtes, soll
                         Ferne gerückt, dass nur    willkürlich. Ist da ein „Fehler“ im   es bleiben, verändert sich.
             noch Phantasten damit rechnen,         Gedicht? Im Herbst erwarten wir
             sie würden noch Wirklichkeit.          keine Knospen.                        Ich möchte den Herbst in diesem
             Das Prophetenwort fällt in eine        Aber es stimmt. Die Bäume legen       Jahr als den verborgenen Frühling
             Zeit, die zwar nichts dringender       ihre Knospen im Herbst an, schüt-     entdecken. Das ganze Jahr 2020
             braucht als ein Hoffnungswort, die     zen sie gut für die Winterzeit und    hat für mich seit dem Frühling
             aber zugleich so voller Trauer über    treiben sie dann im Frühling aus.     etwas Herbstliches gehabt, war
             Verlust, Angst vor der Zukunft und     Wenn wir Kälte, Dunkelheit und        von Abschieden geprägt, manche
             Resignation ist, dass die kleinen      Regen (hoffentlich auch Regen!),      hoffentlich nur auf Zeit, manche
             Senfkörner der Hoffnung auf ausge-     sind die Bäume schon mit anderem      für immer.
             trockneten, harten Boden treffen.      befasst. Sie bereiten mitten im       Deshalb soll dieser Herbst mir
             Wenig Hoffnung für die Hoffnung.       Herbst den Frühling vor.              besonders die Knospen unter
                                                                                          den Blättern zeigen und voller
             Wenn der Herbst kommt, sich die        Wo knospt es unter den Blättern?      Hoffnung sein, dass Gott Neues
             Blätter färben und von den ersten      Wo fallen alte ab, und neue sind      schafft – auch wenn ich‘s noch
             Herbststürmen von den Bäumen           schon auf dem Weg? Wo will und        nicht erkenne. Und mein Gebet ist,
             geweht werden, dann steht nicht        darf und muss das Alte gehen, um      dass Gott mir und uns allen Augen
             nur die Ernte an, sondern auch der     Neuem Platz zu machen?                schenkt, es zu sehen und als Werk
             Abschied. Ein Jahreskreis geht ins     Es liegt nicht auf der Hand, man      seiner Hand anzunehmen.
             letzte Drittel. Die Tage sind länger   sieht es nicht an der Oberfläche.
             dunkel als hell. Mit dem Herbst be-    Noch ist es verborgen. Aber die                            Jochen Denker
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  Erinnerung an Carola Twardella

                                                                                                            Nachruf
                                                       Es hat sie immer umgetrieben, wie gelebter Glau-
                                                       be aussehen kann. Daher kam ihr Einsatz für ein
                                                       Mehr an Gerechtigkeit in unserer Welt, den sie
                                                       auch als Mitbegründerin des „Eine-Welt-Ladens“
                                                       zum Ausdruck brachte. Sie suchte keine einfachen
                                                       moralisierenden Antworten, sondern machte sich
                                                       sachkundig, reflektierte Zusammenhänge und be-
                                                       mühte sich bei aller Entschiedenheit in der Sache
                                                       um den nächsten möglichen kleinen Schritt.
                                                       Als Verkündigerin des Evangeliums war es ihr
                                                       wichtig, dass der Zuspruch der Gnade Gottes uns
                                                       zur Dankbarkeit führt, die sich im Tun Ausdruck
                                                       verschafft. Das schloss für sie sowohl den men-
                                                       schenfreundlichen Umgang miteinander ein, also
                                                       auch den Einsatz für eine Welt, in der auch die
                                                       Enkelgeneration noch gut leben kann.

                                                       Wir werden ihre Person und ihre tröstenden und
 Carola Twardella, *24.12.1932, †27.03.2020            mahnenden Worte vermissen.
                                                       Im Glauben, der sie trug, durfte sie friedlich im
Zum Abschied von Carola Twardella                      Diakoniezentrum in Ronsdorf sterben, wie es ihr
                                                       Wunsch war.
Traurig, aber auch voller Dankbarkeit nahm die Ev.-
reformierte Gemeinde Ronsdorf bereits im Frühjahr      Wir geben sie voller Vertrauen in Gottes Hand
Abschied von Carola Twardella geb. Denkhaus.           und wissen uns durch ihn bleibend auch mit ihr
Sie verstarb am 27.03.2020 im Alter von 87 Jahren.     verbunden in der Hoffnung, dass Gott alle Tränen
                                                       abwischen wird und alles Leid endet und der Tod
Carola Twardella war nicht nur eine brillante Theo-    nicht das letzte Wort sprechen wird, sondern Jesus
login, die es verstand die Bibel auszulegen und ihre   Christus, der sagt: „Ich lebe und ihr sollt auch
Botschaft mitten ins Leben zu ziehen, sie war auch     leben“ (Johannes 14,19).
eine überaus fürsorgliche und seelsorgliche Frau,
die vielen Menschen in unserer Gemeinde in schwe-       Das Presbyterium der Ev.-reformierten Gemeinde
ren Zeiten eine große und treue Hilfe gewesen ist.                                             Ronsdorf

                                      Die Zwei
                                  Hier werden Sie freundlich und
                                  kompetent zu allen Fragen rund
   Staastraße 19                 um die Gesundheit und Wellness                 Marktstraße 22
   42369 Wuppertal                           beraten                            42369 Wuppertal
   Tel.: 0202-462525                                                            Tel.: 0202-464935
                          Gesundheit zum Wohlfühlen
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Hinter den Kulissen

                      Gottesdienst Video

                      Es ist Samstagmittag, 12.00 Uhr, die Glocken haben    des Videos nimmt – wenn alles klappt und wann
                      aufgehört zu läuten und in der Kirche startet die     klappt im Leben schon alles? – ungefähr 5 Stunden
                      Videoaufnahme für den Sonntagsgottesdienst.           in Anspruch. Danach muss das fertige Produkt so
                      Silke Schneider oder ein Gastorganist ist da und      aufbereitet werden, dass es auf eine Videoplattform
                      spielt die gemeinsamen Lieder sowie das Vor- und      hochgeladen werden kann.
                      Nachspiel auf Orgel und Flügel ein. In den ersten
                      Wochen der „Corona-Krise“ haben dies insbesonde-      Die Gemeinde hat sich bewusst gegen eine kosten-
                      re Renate Schusky und Gottfried Halbach gemacht.      frei verfügbare Plattform wie „Youtube“ entschie-
                      Die PresbyterInnen, die die Lesung und die Fürbitte   den, um definitiv werbefrei zu bleiben, weil man
                      übernehmen, haben Blumen besorgt und lesen die        auf die Werbung keinen Einfluss hat.
                      Texte ein. Dann wird die Predigt aufgenommen.
                      In der Regel sind die Aufnahmen nach etwa 90          Das „Hochladen“ des Videos dauert in der Regel
                      Minuten beendet.                                      noch einmal 3-4 Stunden. Das kann aber gut im
                                                                            „Hintergrund“ passieren. Ärgerlich wird’s, wenn
                      Seit April hat die Abendgottesdienstband über         der „Upload“ schiefgeht und dann doch erst nachts
                      die Wochen verteilt in inzwischen sechs Terminen      um 2 klar ist, ob morgen um 9.00 Uhr etwas zur
                      Lieder eingespielt. Anfangs hat Sebastian Schmidt     Verfügung ist.
                      die Aufnahme und das Abmischen übernommen,
                      danach Jan Röttger.                                   Günter Prim setzt das Video dann am Sonntagmor-
                                                                            gen auf die Homepage der Gemeinde und gibt es
                      Johannes Halbach (junior) hat mit seiner Drohne       zur Ansicht frei.
                      Flugaufnahmen von der Kirche gemacht, die jedes
                      Video eröffnen und beschließen.                       Es steckt viel Arbeit und Zeit in jedem der in-
                                                                            zwischen 32 Videos (Stand 30.08.2020). Allen,
                      Nun liegen viele einzelne Ton- und Filmsequenzen      die daran mitwirken, besonders Joscha, ein ganz
                      vor, die zu einem Video zusammengefügt werden         herzliches Dankeschön!
                      müssen.
                                                                            Seit dem ersten Video, dass am 15.03.2020 ein-
                      Seit März macht das Joscha Denker.                    gestellt wurde, wurde die Plattform knapp 49.000
                      Er hat sich mit viel Energie in eine Videoschnitt-    Mal aufgerufen (Stand 01.09.2020). Von Anfang bis
                      programm eingearbeitet und im Laufe der Zeit          Ende wurden die Videos über 1600 Mal geschaut.
                      manchen „Kniff“ herausgefunden, wie man Über-         5600 Mal wurde mehr als 50% eines Videos ange-
                      gänge gestaltet, ein paar kleine Effekte einbaut      sehen.
                      und insgesamt eine qualitativ ansprechende
                      Aufnahme hinbekommt. Da Ton und Bild in ge-           Gerade in den ersten Wochen gab es auch einige
                      trennten „Spuren“ aufgenommen werden, müssen          regelmäßige Besucher der Seiten aus England,
                      sie synchronisiert werden. Die Liedtexte müssen       Niederlande, Frankreich und den USA.
                      passgenau eingefügt werden.
                                                                            Seit wieder Präsenzgottesdienste möglich sind,
                      Der Samstagnachmittag ist für ihn nun seit Mo-        geht die Zahl derer, die sich die Videos ganz
                      naten „verplant“. Das Aufnehmen und Schneiden         anschauen, deutlich zurück, Es sind aber jeden
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                                                                                                          Hinter den Kulissen
Sonntag immer noch zwischen 20 und 40 Endgerä-       70 Personen zum Gottesdienst kommen. Nach den
te, die vom Glockenläuten bis zur Ausgangsmusik      Sommerferien ist die Kirche auch wieder „voll“.
„dranbleiben“.                                       Leider darf noch immer nicht gesungen werden,
                                                     was einer so gesangsfreudigen Gemeinde wie der
Viele signalisieren, dass sie über dieses Angebot    unseren doch sehr wehtut.
sehr froh sind, weil es doch im begrenzten Maß die
Teilnahme am Gottesdienst ermöglicht. Wichtig ist    Solange die Kräfte reichen und wir noch nicht
ihnen dabei vor allem, dass sie mit dem Kirchraum    wieder „im Vollbetrieb“ fahren dürfen, soll es
einen bekannten Ort und bekannte Personen und        weiterhin die Video- und Präsenzgottesdienste
Stimmen sehen und hören.                             parallel geben.

Seit dem 07.06.2020 finden Gottesdienst auch         „Gottes Wort ist nicht gebunden“ (2.Tim. 2,9) –
wieder in der Kirche statt.                          nicht an nur ein Haus, oder ein „Medium“. Möge auf
Das Presbyterium hat ein stimmiges Hygienekon-       den Gottesdiensten, in welcher Form auch immer
zept entwickelt und so können jeden Sonntag ca.      Sein Segen ruhen.

                                     Joscha Denker beim Zusammenstellen des Gottesdienstvideos
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              Konfirmation 2020
Information

              Endlich Konfirmation                                 Leider können an den Gottesdiensten nur die Gäste
                                                                   der Familien teilnehmen.
              Leider fiel die Konfirmation in diesem Jahr dem
              Lockdown zum Opfer.                                  Wir hoffen sehr, dass wir auch unter erschwerten
                                                                   Bedingungen einen würdigen und schönen Gottes-
              Anfangs bestand der Wunsch, abzuwarten, bis wir      dienst zu dem besonderen Anlass feiern können,
              in gewohnter Form einen großen Festgottesdienst      der in guter Erinnerung bleibt.
              feiern können. Nach den Sommerferien wurde al-
              len aber immer klarer, dass die Zeit doch zu lange   Konfirmiert werden in diesem Jahr:
              werden würde. Nach ausführlicher Beratung mit
              Eltern und KonfirmandInnen wurde nun mit dem         Lucy Balhorn, Tom Beck, Jonathan Fuest, Emely
              Reformationstag, der in diesem Jahr auf einen        Höfeler, Jan-Ole Hübner, Jana Kapitzke, Emma
              Samstag fällt, sicher ein guter Termin gefunden.     Koch, Sophie Kuberka, Julia Oberste-Dommes,
                                                                   Hannah Sattler, Nils Schiefke, Jeremy Steinert,
              Um verantwortungsvoll den Gottesdienst feiern        Fay Steinwachs, Jasper Weyand.
              zu können, wurden die KonfirmandInnen in drei
              Kleingruppen aufgeteilt. Am Samstag, 31.10.2020
              wird es nun um 10.30 Uhr, 12.00 Uhr und 13.30
              Uhr Konfirmationsgottesdienste geben.
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                                            Mini-Gottesdienst

                                                                                                        Kindergarten
Die Minigottesdienste im Kindergarten Bandwirker-   In den letzten Wochen wurde anhand schöner
straße haben seit einiger Zeit eines etwas andere   Bilder die Schöpfungsgeschichte erzählt.
Struktur.                                           Nach der Andacht besteht für Eltern die Mög-
Soweit es geht, kommt Pastor Denker jeden Don-      lichkeit, mit Jochen Denker einen Termin für ein
nerstag um 9.00 Uhr in den Morgenkreis einer der    Gespräch zu vereinbaren, wenn das gewünscht ist.
beiden Gruppen.
Anschließend gehen die größeren Kinder zu einer
kleinen Andacht in einen anderen Raum mit.
Die Atmosphäre ist durch die kleineren Gruppen
persönlicher und intensiver als in der großen
Runde im Turnraum.

                                                                Pastor Jochen Denker beim Minigottesdienst
                                                                im Kindergarten Bandwirkerstraße
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              Presbyterium
Information

              Es gibt Tage, da weiß man auch nach ein paar           um 10:00 Kindergottesdienst im Gemeindehaus.
              Monaten noch sehr genau, was man gemacht,              Gruppen, Chöre, Kreise und jetzt auch das Café
              gefühlt und gedacht hat. Einer dieser Tage ist für     Calvin sind in veränderter Form und mit sehr unter-
              mich Freitag, der 13. März 2020. Wir sitzen um         schiedlichen Hygienekonzepten wieder gestartet.
              16 Uhr mit dem alten und neuen Presbyterium in         Wir wägen gut ab, da uns sehr wichtig ist, dass
              Raum 2 im Gemeindehaus. Draußen pulsiert das           sich die Menschen in der Gemeinde geschützt und
              gemeindliche Freitagnachmittagsleben im Café           sicher fühlen sollen, wenn sie sich treffen und an
              Calvin, Gemeindeamt und im Kinderkreis.                Angeboten teilnehmen. Das macht die Beratungen
              Wir beraten und wissen, dass wir eine Entscheidung     nicht unbedingt einfacher.
              treffen müssen, die heißt: Ab Sonntag wird kein        Es gibt viele Momente, die mich in den letzten
              Gottesdienst mehr in der Kirche gefeiert. Ehrlich      Monaten besonders berührt haben.
              gesagt, unvorstellbar und dennoch beginnt da eine      Beispielsweise…
              Zeit mit Online Gottesdiensten in einer in Technik     …die Männer und Frauen vom Besuchsdienst der
              verbundenen Gemeinde.                                  Gemeinde, die es geschafft haben, ein Telefon-
              Seitdem reiht sich eine Beratung und Entscheidung      netzwerk zu vielen Alleinstehenden aufzubauen,
              an die andere und die Arbeit im Presbyterium hat       begleitet von schönen Postkartenaktionen.
              sich verändert.                                        …die Teams aus dem Kindergottesdienst, dem Kin-
              Wir haben die Goldkonfirmation absagen müssen,         derkreis und der Rasselbande, die mit kleinen und
              haben Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten in geist-      größeren Aktionen den Kontakt zu den Kindern
              licher Verbundenheit und mit Postkartenaktionen        gehalten haben.
              „gemeistert“. Am 3. Mai, dem geplanten Konfirma-       …das Internet- und Technikteam, die zuverlässig
              tionstag, war ich in Gedanken sehr bei den Konfir-     und unermüdlich alles tun, damit wir online in
              mandinnen und Konfirmanden mit ihren Familien.         Verbindung sind und auch auf dem Sofa Gottes-
              Da konnten wir noch nicht einmal absehen, wann         dienst feiern können.
              und wie die Konfirmation gefeiert werden kann.         …die vielen ermutigenden Mails und Anrufe aus
              Unsere ausscheidenden Presbyterinnen konnten           der Gemeinde, die unsere Arbeit im Presbyterium
              wir bis heute noch nicht so richtig verabschieden      gedanklich und im Gebet begleitet haben. All das
              und die neuen Presbyter*innen wurden in einer          hilft, die Anstrengung der letzten Monate zu tra-
              Telefonkonferenzschaltung in ihr Amt eingeführt.       gen und macht den Blick frei auf das Geschenk in
              Formal zwar alles korrekt, aber gefühlt ein sehr       der Krise. Gemeinsam. Glauben. Leben. - digital,
              holpriger Übergang.                                    am Telefon, mit dem Gruß auf der Postkarte, mit
              Das neu zusammengesetzte Presbyterium tagte            einem kurzen: „ich denk an dich!“.
              dann bis Mai in Video-Konferenzen. Ein Segen,          Und was bewegt uns jetzt, Anfang September?
              dass es diese Möglichkeit gibt, so konnten die         Weihnachten 2020!!!
              vielen organisatorischen Dinge auf unkomplizier-       Wie werden wir die Advents-und Weihnachtszeit
              te Weise besprochen und umgesetzt werden. Uns          in der Gemeinde erleben? Weihnachtsgottesdienste
              wurde in der Zeit aber umso deutlicher, dass wir ein   mit 600 Menschen wird es nicht geben, auch der
              geistlich leitendes Gremium sind, wir den direkten     kleine Weihnachtsmarkt kann nicht stattfinden.
              Austausch brauchen und die gegenseitige Stärkung       Ich freu mich darauf, wenn wir uns mit der Ge-
              und Ermutigung fehlen. Inzwischen treffen wir uns      meinde auf den Weg machen und suchen, was für
              im Gemeindehaus, mit großem Abstand aber „in           unser Weihnachtsgefühl wirklich wichtig ist und
              echt“ und das tut gut.                                 uns Unvorhergesehenes, Besonderes, Wertvolles
              Seit Anfang Juni gestalten wir wöchentlich zwei        und Unerwartetes schenken lassen…
              Gottesdienste, online und in der Kirche und in-
              zwischen feiern auch die Kinder wieder sonntags                                         Mirjam Steinhard
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