Mit virtuellen Räumen real Mehrwert schaffen - hegias
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Digitalisierung Mit virtuellen Räumen real Mehrwert schaffen Mit neuen Anwendungen und Weiterentwicklungen von Hard- und Software steht Virtual Reality in der Baubranche vor dem Durchbruch. Von der möglichen Breitenwirkung der Technik erfasst wird der gesamte Lebenszyklus von Gebäuden. Ein Schweizer Unternehmen gehört mit seiner Lösung auch international zu den Trendsettern. Von Stefan Schmid D as zweistöckige Apartment mit bester Aussicht auf den Vierwald- stättersee ist bereits eingerichtet. Für die Begehung des virtuellen Raums kommt der Controller in der rechten Hand in der Wohnung. Verblüfft bewegt man sich in der fotorealistisch anmutenden Re- alität des virtuellen Raums, der sich mit der Oculus-Brille in alle Richtungen und von jedem Standort betrachten lässt. Die Akzente setzen. Die Auswahl dazu bietet die Bibliothek eines virtuellen Tablets, das mit dem Controller in der linken Hand im Blickfeld verschoben werden kann. Um im Menu der Bibliothek blättern zu kön- zum Einsatz. Per Knopfdruck teleportiert Inneneinrichtung wäre vor dem Einzug nen, erzeugt der Controller in der rechten sich der Besucher an jede beliebige Stelle aber noch anzupassen, Shabby Chic müsste Hand einen imaginären Lichtstrahl, mit 16 baublatt
BRANCHE Obwohl es sich um virtuelle Wohnräume handelt, erhalten erste Ideen für das Erscheinungsbild von Wänden, Böden und Möblierung mit einem Blick durch die VR-Brille konkretere Gestalt. und was sie kosten könnten. «Man muss sich nichts mehr vorstellen, denn alle se- hen das Gleiche», sagt Marty. VR-Technik erhält Schub Noch Anfang des letzten Jahrzehnts war viel von VR die Rede, gleichwohl liessen dann für Branchen nutzbare Anwendun- gen auf sich warten. Es fehlte an Inhalten, obwohl Hard- und Software auf dem Markt erhältlich waren, erzählt Marty. Als nach- teilig erwiesen hätten sich Unklarheiten über die Vorteile der VR-Technik, etwa im Vergleich zu 3D-Anwendungen. VR sei ein Feld für Spezialisten gewesen. Und Marty verweist in einer Analogie auf die Entwick- lung des Internets, das anfangs noch sehr statisch war. Für Veröffentlichungen oder Veränderungen von Inhalten musste man praktisch Programmiererfahrung haben. Erst Content Management Systeme (CMS) vereinfachten die Publikation von Inhal- ten. Von Anfang an stand daher für die Bild: Marty Architektur Entwickler der Hegias AG die Idee im Vordergrund, ein CMS für die VR zu kon- zipieren. «Wir sind überzeugt, dass VR zu dem die Kacheln angewählt werden kön- nen. In ein paar Minuten findet man sich mit Tablet und Controllern zurecht. Objekt für subjektive Vorstellungen «Wir haben die Handhabung bewusst ein- fach gehalten, sodass auch Laien die Tech- nik rasch anwenden können», sagt Patrik Marty, Mitgründer und CEO der Hegias AG. Das Unternehmen bietet Anwendungen auf dem Feld der Virtual Reality (VR) an. Allzu oft sind die Vorstellungen von Bauherr- schaften und Architekten nicht deckungs- gleich. Die Vermittlung von Ideen, die erst auf Plänen existieren, kann mitunter schwierig sein. Fehlentscheide wegen Missverständnissen können Baukosten in die Höhe treiben. Die auf echten Plänen basierende Lösung des Jungunternehmens ist die gemeinsame visuelle Plattform, auf der sich die beteiligten Parteien austau- Bild: zvg schen können. Bauherrschaft, Architekt und Innendekorateurin diskutieren dann Das virtuelle Tablet bietet eine Musterauswahl an Parkett- und Riemenböden und vielen weiteren etwa gemeinsam über Änderungswünsche Materialien, deren Wirkung im Raum simuliert werden kann. baublatt 17
BRANCHE einem Massenmedium werden kann», Bilder: zvg meint Marty. Und mit der möglichen Brei- tenwirkung verbindet er auch den An- spruch einer Demokratisierung von VR- Anwendungen. Jeder Anwender sollte mit wenig Aufwand und zu vergleichsweise geringen Kosten Inhalte in die VR hoch- laden und bearbeiten können. Ein CMS für Virtual Reality Erreicht werden soll der niederschwellige Zugang zur VR-Welt durch einen hohen Automatisierungsgrad, sodass Daten rasch für Begehungen virtueller Räume zur Ver- fügung stehen. Das Produktdesign ist zu- dem auf eine Weise ausgelegt, dass drei- dimensionale Pläne und IFC-Formate im Kontext von BIM unkompliziert mittels Browser in die Cloud transferiert werden können, wo die Daten jeweils auf dem aktuellen Stand sind. Über einen Link ver- schafft man sich Zugang. Dank der Cloud-Lösung braucht es lokal Virtual Reality ermöglicht auch einen Blick auf die Leitungssysteme, was bei baulichen Eingriffen nur minimale Rechnerleistung. Die Instal- im Bestand vorteilhaft ist. lation einer Software ist nicht erforder- lich. Auch können mehrere Nutzer eine Be- sprechungsgruppe bilden. Das Hin und Her mit dem Austausch von Dokumenten könn- te so bald der Vergangenheit angehören. Zentrales Element der Hegias-Lösung bildet schliesslich die Editierbarkeit. Da- mit wird die Möglichkeit umschrieben, über verschiedene Funktionen virtuelle Räume in unendlich vielen Varianten ver- ändern zu können. Die Navigation über Kacheln auf dem virtuellen Tablet ist laut Marty bewusst eine Anlehnung an das Nut- zerverhalten in der realen Welt, an das sich viele Nutzerinnen und Nutzer ge- wöhnt haben. «Was sich bewährt, nutzen wir und kombinieren es mit den Vorteilen von VR», lautet das Credo des Unterneh- mens beim VR-Design. Offene Lösung hat Priorität Die Hegias-Umgebung ist als offene und herstellerunabhängige Lösung konzipiert, in die neue Schnittstellen eingefügt wer- den können. «Wenn etwas komplementär VR, AR und MR: Die Unterschiede ist zur Hegias-Lösung, bauen wir das auch Virtual Reality (VR) ist eine Technik, mit der ein komplett künstlicher Raum berech- ein», betont Marty. Die Lösungen der Kon- net werden kann, den es physisch noch nicht gibt, aber in dem man sich unab- kurrenz basierten dagegen oft auf Game hängig von Ort und Zeit bewegen kann. Die Begriffe Augmented (AR) oder Mixed Engines, die für VR-Anwendungen gekauft Reality (MR) umschreiben etwas Ähnliches, der virtuelle Raum enthält aber auch und installiert werden müssen. Im Gegen- Elemente aus der echten Realität wie die Abbildung eines echten Raums, in den vir- satz zu Hegias mit lediglich je zwei akti- tuell eine Küche platziert wird. AR- und MR-Anwendungen basieren auf der realen ven Bedienknöpfen bei den Controllern, Umgebung. Während die VR-Technik vor allem bei Neubauten Verwendung findet, seien bei diesen Lösungen alle Buttons der werden AR- und MR-Anwendungen zukünftig bei Bestandsbauten oder im Facility Controller mit Funktionen ausgestattet, Management eingesetzt. (sts) was die Handhabung ohne Gamer-Erfah- rung gewöhnungsbedürftig mache. 18 baublatt
BRANCHE VR-Anwendungen ermöglichen es Betrach- Bild: zvg tern, in virtuellen Innen- und Aussenräu- men rumzulaufen. Teleportation ist eine zusätzliche Funktion, mit der Treppen oder lange Strecken auf grossen Arealen über- wunden werden können. Für Diskussio- nen im Zusammenhang mit Bauprojekten und die Entwicklung eines Raumgefühls hält Marty den Ansatz für zweckmässig. Einsicht dank Blick in VR-Brille Seit der Gründung 2017 haben sich viele neue Anwendungsfelder ergeben. Marty hat aber beobachtet, dass beispielsweise Musterbauten immer noch auf traditionelle Weise physisch erstellt werden. Bei einen Museumsbau konnten sich beispielsweise Bauherrschaft und Architekt während an- derthalb Jahren nicht über die Deckenhöhe Über die VR-Lösung von Hegias können auch ganze Areale in der Entwicklung mit unterschiedlichen des zentralen Ausstellungsraums einigen, Skalierungen begangen werden. Damit können klassische Architekturmodelle ersetzt werden. sodass schliesslich für 300 000 Franken ein Musterbau im Massstab 1 : 1 in Erwägung gezogen wurde. Die Spezialisten der He- bewerben, schätzt Marty. Ein virtuelles 3D- Die VR-Entwicklung steht damals in der gias AG bereiteten die Daten innerhalb Gipsmodell von der aktuellen Situation Schweiz erst am Anfang, weshalb die He- eines Tages für die VR-Anwendung auf – könnte als Grundlage dienen für virtuelles gias AG Pionierarbeit leisten muss. Der Test samt virtuellen Bildern an der Wand. Kos- Prototyping. Die Eingaben im VR-Format einer VR-Brille ist für beide gleichsam ein ten: einige hundert Franken. Mehrere Va- stünden Jurys rasch zur Verfügung, was Blick auf ein neues Betätigungsfeld. Ein rianten der Kubatur standen zur Auswahl, auch den logistischen Aufwand senken erstes VR-Projekt im Baubereich entwickelt was bei einem realen Musterbau wohl könnte. Doch auch bei kleineren Eingrif- die Agentur für das Architekturbüro von nicht möglich gewesen wäre. Die defini- fen in Bauten könnte VR bei Abklärungen Martys Bruder. Über ein weiteres VR-Pro- tive Raumhöhe war in einer halben Stunde im Vorfeld helfen, die Nerven von Bauherr- jekt im Zusammenhang mit der Eröffnung gefunden. schaften zu schonen. Das kann bei der des Gotthard-Basistunnels erfährt Andreas Anwendungen für die Hegias-Lösung Positionierung eines Steamers sein oder Schmeil von den Aktivitäten des Duos. sind praktisch über den gesamten Lebens- bei der Ausstattung von Nasszellen. Auch Als sich herausstellt, dass er langjährige zyklus von Gebäuden denkbar, sowohl bei Architekten sehen VR mittlerweile weni- Forschungserfahrung im VR-Bereich vor- Neu- als auch bei Bestandsbauten (siehe ger als Bedrohung denn als Chance. In vir- weisen konnte, geriet das Verkaufsgespräch Seite 21 «Nachgefragt»). Potenzial sieht tuellen Räumen liesse sich über Varianten für den neu entwickelten Browser-basier- Marty auch bei der Entwicklung von Are- diskutieren, an die vorher noch niemand ten 3D-Editor zur Nebensache. Die Grün- alen. Und er nennt ein weiteres Beispiel gedacht hat. Es entstehe Raum für eine dung des Startups zu dritt ist danach rasch einer praktischen Anwendung. Auf einer vielfältigere Architektur, wie Marty einen vollzogen. Industriebrache war unter anderem der Kunden zitiert. Während sich Marty bei der Hegias AG Umbau einer denkmalgeschützten Fabrik- um finanzielle und administrative Belange halle vorgesehen, in der Schiffscontainer Dritte Finanzierungsrunde läuft sowie ums Marketing kümmert, sind die als Hotelzimmer aufeinandergestapelt wer- «Wir haben darauf geachtet, dass für un- Gründerkollegen vor allem in der Entwick- den sollten. Nach eingehender Begutach- sere Zielgruppen ein realer Mehrwert ent- lung und im Support tätig. Ein Grossteil tung des Projekts mittels VR-Brille liess steht», beschreibt Marty den praktischen der rund 30 Mitarbeiter ist in der Entwick- sich die zuständige Denkmalpflege davon Fokus bei der Entwicklung der Lösung. Da- lungsabteilung in Lugano beschäftigt. Soft- überzeugen, dass der historische Charak- bei pocht Betriebswirt Marty auf Praxis- ware-Entwicklungen im VR-Umfeld er- ter des Industriebaus auch nach dem Um- tauglichkeit und Bedienerfreundlichkeit fordern hohe Investitionen. In der dritten bau lesbar bleibt und daher behörden- der Lösungen. Im Austausch mit Kunden Finanzierungsrunde, die kurz vor dem seitig keine Einwände bestanden. erfasst er Bedürfnisse, die bei der Entwick- Abschluss steht, konnte die Hegias AG lung als Basis für konzeptionelle Anforde- 1,8 Millionen einsammeln. Wettbewerbe mit VR-Technik rungen dienen. Als Kunde der Agentur von Auch Schattenwürfe bei Hochhäusern Tuan Nguyen hat Marty den späteren Mit- In Standalone-VR-Brillen integriert können mittels VR simuliert werden mit gründer kennengelernt. Sie erkennen ge- Von den Einschränkungen, die Corona mit Berechnung der Sonneneinstrahlung im meinsame Interessen und entwickeln bald sich bringt, ist auch das Startup betroffen. Tages- und Jahresverlauf, was Diskussio- zusammen für unterschiedlichste Bran- Letztes Jahr war vorgesehen, das Produkt nen eine gemeinsame visuelle Basis gibt. chen und Unternehmen Multimedia-Pro- auf Fach- und Publikumsmessen einem Künftig vermehrt eine wichtige Rolle spie- jekte und trendige Gewinnspiele. VR wäre breiten Publikum zu präsentieren. Den- len dürfte die VR-Technik auch bei Wett- eine mögliche Ergänzung des Angebots. noch sollen das Momentum des Corona- baublatt 19
BRANCHE soll aber auch lokal tätigen Kleinunterneh- men wie Schreinern oder Küchenbauern eine Plattform bieten. Ein langfristiges Projekt ist die Erhöhung des Automati- sierungsgrads, indem zweidimensionale Pläne für Anwendungen bei Bestandsbau- Bei VR-Brillen der neusten Generation ten in 3D-Formate umgewandelt werden. ist die Rechnerleistung bereits integriert, Was momentan noch als Service angebo- sodass Inhalte ohne externen PC direkt aus der ten wird, soll mittels Machine Learning Cloud gestreamt werden können. automatisiert werden. Auch sollen Avatare mittels Machine Learning und Artificial Intelligence (AI) fit gemacht werden für bedingten Digitalisierungsschubs sowie die sche Veränderungen an Gewerken im den Einsatz in virtuellen Räumen. finanziellen Mittel für Weiterentwicklun- Rahmen von BIM können als BCF-Daten Zudem ist geplant, die Zusammenarbeit gen genutzt werden. Zu den anstehenden gespeichert und in der Fachplanung mit mit Nomoko zu intensivieren. Das Schwei- Projekten gehört die Intensivierung der CAD abgearbeitet werden. Ein weiteres zer Startup schafft mit sogenannten «Di- Kundenbetreuung über App für sogenann- Projekt sind Plugins für die CAD-Software, gital Twins» detailgetreue Abbilder der te Standalone-VR-Brillen inklusive einer welche die Arbeit mit der Hegias-Software physischen Welt samt Immobiliendaten zu Streaminglösung. weiter vereinfachen soll. Standort, Preisen oder bau- und zonen- Weil bei der aktuellsten Entwicklung der rechtlichen Aspekten und 3D-Modellen für VR-Brille mit der «Oculus Quest 2» die Hersteller einbeziehen Visualisierungen und Analysen. Rechenpower bereits integriert ist, können Ein Ausbau der Bibliothek ist ebenfalls vor- Inhalte und zusätzliche Rechenleistung gesehen. Diese könnten Hersteller künftig Standard etablieren direkt aus der Cloud gestreamt werden, so- nutzen, um eigene Objekte und Materia- Aufgrund der anwenderfreundlichen Aus- dass es keinen externen PC mehr braucht. lien hochzuladen und für die Umgestal- richtung mit Automatisierung, Cloud-Spei- Im Fokus steht auch der Ausbau des Issue tung virtueller Räume zur Verfügung zu cherung und Editierbarkeit unterstellt Managements, über das Informationen hin- stellen. Der namhafte Hersteller Villeroy & Marty der Hegias-Lösung weltweit eine terlegt und in die Autorensoftware zurück- Bloch hat vor kurzem Interesse an einer gewisse Einzigartigkeit. VR habe das Po- transferiert werden können. Architektoni- solchen Lösung bekundet. Die Bibliothek tenzial, sich in der Immobilienbranche als Bilder: zvg Mit dem Blick durch die VR-Brille in berechnete Räume lassen sich vorab die Wohnbedürfnisse von potenziellen Mietern oder Käufern visualisieren, was zu einer grösseren Vielfalt architektonischer Gestaltungen beitragen könnte. 20 baublatt
BRANCHE Standard zu entwickeln. Beim Einsatz der passungen bei den Bibliotheksinhalten sich Mitgründer Nguyen vom Pult nebenan VR-Technik könnte sich allmählich ein kann die Basissoftware für eine Fülle wei- für die Begehung zugeschaltet. Der Zutritt Standard entwickeln, den das Startup mit- terer Anwendungen eingesetzt werden, in die Wohnung wäre aber praktisch von prägen will. «Als Bauherr will ich mich vom Blick in die Organe des Körpers oder überall auf der Welt möglich. Das Gestal- von Anfang an im Objekt bewegen können. in Verbrennungsmotoren bis hin zum De- tungsspiel mit Komplementärfarben an Ich würde das als Bauherr nie mehr akzep- sign von Konsumgütern. Wänden oder der Wahl des Parketts kann tieren, wenn ich diese Möglichkeit nicht von vorne beginnen. Heller kanadischer hätte. Irgendwann wird niemand mehr Avatar bittet zur Besichtigung Ahorn wäre passend im Wohnzimmer. bauen, ohne vorher das Objekt virtuell be- In der virtuellen Wohnung über dem Vier- Oder doch nicht? Getreu dem Hegias-Motto gutachtet zu haben», ist Marty überzeugt. waldstättersee, die mit einigen Klicks leer- «Building Imagination» braucht sich der Die Kräfte konzentriert die Hegias AG geräumt wurde, steht nun ein Avatar. Am Besucher nichts mehr vorstellen. Dafür auf Anwendungen im Baubereich und in Hauptsitz des Unternehmens, einem win- aber bleibt die Qual der Wahl – auch in der Immobilienwirtschaft. Doch mit An- zigen Büro im Zentrum von Zürich, hat der berechneten Realität. ■ Nachgefragt … bei Patrik Marty Wo kommen die Produkte der Hegias welche VR-Brille jemand verwendet. Wir AG zum Einsatz? sind offen gegenüber allen marktgängi- Mittlerweile decken die Anwendungen gen Soft- und Hardware-Lösungen. den gesamten Lebenszyklus von Ge- bäuden ab. Das beginnt bei einem virtu- Welches sind die Trends bei VR? ellen Gipsmodell für Arealentwicklun- Corona hat den grundsätzlichen Trend gen über die Entwurfsplanung bis hin zur Digitalisierung beschleunigt. Das zu Fachplänen. Möglich sind auch BIM- gilt auch für die Baubranche, die dies- Kollaborationsmeetings mit gemeinsa- bezüglich bisher eher zurückhaltend mer Begehungen mehrerer Personen. Bei war. Dann gibt es den Trend zu digita- der Inneneinrichtung geht es um die len Twins. Dabei handelt es sich um ein Auswahl von Materialien oder die Pla- Patrik Marty ist Mitründer der Hegias AG sowie virtuelles Gebäude, das aktiv Informati- nung von Küchen und Bädern. Beim deren CEO und Chief Marketing Officer. onen vermittelt und sozusagen mit Nut- Verkauf oder der Vermietung können zern redet und so auch während jeder Interessierte einen ersten Eindruck vom Lebensphase einer Immobilie virtuell echten Raum erhalten oder dann in Seite der Bauherrschaften bestehen oft begangen werden können. Ein wichtiger der virtuellen Wohnung Umbauten und Schwierigkeiten, sich auf Basis von Trend ist die Kollaboration, bei der man Renovationen planen. zweidimensionalen Plänen die räumli- von dezentralen Standorten aus Bau- chen Dimensionen eines Objektes vor- projekte begehen und Details bespre- Wer sind Ihre Kunden? stellen zu können. Denn grundsätzlich chen kann. Es lässt sich viel Zeit und Ziel ist es, dass unsere Kunden die Lö- gibt es zwei Möglichkeiten, bei einem Geld sparen, denn heute erfordern Bau- sung über den gesamten Lebenszyklus Bauprojekt räumliche Eindrücke zu ver- projekte noch viele Sitzungen und Be- von Gebäuden nutzen können. Die Im- mitteln. Entweder man erstellt aufwen- sprechungen vor Ort. Es braucht aus un- plenia AG zum Beispiel hat sie beim Pro- dig einen teuren Musterbau. Oder man serer Sicht keine Musterbauten mehr, jekt «Lokstadt» in Winterthur von der macht es virtuell. Virtual Reality ist da- was Baumaterial spart. Die Lösung bie- Arealentwicklung über die Ausführung her schneller und günstiger, aber auch tet bei Gestaltung und Bauausführung und teilweise bis hin zur Vermarktung nachhaltiger, weil es weniger Ressour- die Möglichkeit, Fehler früh zu erken- eingesetzt. Zu unseren Kunden gehören cen braucht. nen und auszumerzen. Denn laut Schät- grosse Bauinvestoren und private Bau- zungen sind in der Schweiz rund zehn herrschaften sowie General- und Total- Mit welcher Hard- und Software Prozent der Baukosten auf Planungsfeh- unternehmen, aber auch Architekten, In- arbeitet die Hegias AG? ler zurückzuführen. Zwar können mit genieure und Immobilienmakler. Wir wollen Virtual Reality demokratisie- Kollisionschecks im Rahmen von BIM ren, denn Technik und Kommunikati- Bauten frühzeitig optimiert werden, Was sind für Anwender die Vorteile? onskanäle sollen für alle zugänglich sein, doch mit Begehungen in virtuellen Räu- Der grosse Vorteil ist, dass sich niemand unabhängig von der verwendeten Soft- men wird man auf mögliche Baufehler mehr etwas vorstellen muss, denn jeder und Hardware. Es spielt keine Rolle, mit und Missverständnisse aufmerksam, die sieht das Gleiche. Dadurch entstehen welcher CAD-Software jemand arbeitet der automatisierte Kollisionscheck nicht weniger Missverständnisse. Gerade auf und mit welchem 3D-Programm oder erkennt.(sts) baublatt 21
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