Education in Programming Projects (EPP) - Förderung begabter Studierender durch praxisnahe Ausbildung oder Von der Ideenschmiede zur Softwareschmiede

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Forschung             Lehre         Wirtschaft      VKW intern

      Förderung begabter Studierender durch praxisnahe Ausbildung oder Von der
      Ideenschmiede zur Softwareschmiede

      Education in Programming
      Projects (EPP)
                                                        „grundlegende Kenntnisse der Programmie-           intensives Selbststudium von weit über den
                                                        rung am Beispiel der höheren Program-              Vorlesungsinhalt hinausgehendem Stoff ge-
                                                        miersprache Java“ zu vermitteln. In der Re-        zeigt, dass das am Biertisch entwickelte
                                                        alität ist es bei durchschnittlich ca. 700 Teil-   Konzept zum Nutzen aller Beteiligten um-
      DIPL.-WI.-ING. F. SCHLOTTMANN1, PROF.             nehmenden pro Wintersemester sehr                  setzbar ist.
      DR. D. SEESE2, DIPL.-MATH. TECHN. T.              schwierig, ein Niveau zu finden, das sowohl            Im aktuellen Wintersemester werden sich
      STÜMPERT2, DIPL.-WI.-ING. M.                      den absoluten Programmieranfänger, als             am Projekt EPP die Firmen entory AG, GIL-
      WIEDMANN3                                         auch die Studentin gleichermassen an-              LARDON AG financial software und intarsys
      1 Institut AIFB, Universität Karlsruhe +   GIL-   spricht, welche bereits in der Schule oder         consulting GmbH beteiligen. Leider über-
      LARDON AG financial software                      zuhause erste Programmiererfahrungen ge-           steigt trotz starkem Engagement der beitei-
      2 Institut AIFB, Universität Karlsruhe
                                                        sammelt hat. Aus diesem Grund wurde EPP            ligten Firmen die Zahl der am Projekt inter-
      3 entory AG
                                                        ins Leben gerufen. Die Idee entstand beim          essierten und befähigten Studierenden im-
                                                        Abschlusstreffen eines Praktikums im Som-          mer noch die maximale Aufnahmekapazität.
                  PP ist ein Kooperationsprojekt        mersemester 1999 in einem Karlsruher
          E       der Forschungsgruppe Komple-
                  xitätsmanagement des Instituts
                                                        Biergarten. Das Praktikum war in Koopera-
                                                        tion mit T-Systems (damals Firma debis),
                                                                                                             Herausforderung EPP - Erlernen von
                                                                                                             Projektmanagement und Teamarbeit
      AIFB mit den Firmen entory AG, GILLAR-            durchgeführt worden.Die Teilnehmer hatten
      DON AG financial software und intarsys            gerade erfolgreich einen servletbasierten,         Das primäre Ziel des Projektes EPP für die
      consulting GmbH. Das Projekt wird im Rah-         virtuellen Marktplatz für den Handel von           Studierenden ist der Erwerb von Kenntnis-
      men der Vorlesung „Programmieren I: Java“         Autoersatzteilen programmiert und zur Be-          sen über Grundlagen und Grundparadig-
      des Instituts AIFB durchgeführt. Für ausge-       geisterung der Kooperationspartner vorge-          men der Programmierung, über Objekto-
      wählte Studierende besteht die Möglichkeit,       stellt. In der gemeinsamen Diskussion mit          rientierte Analyse (OOA), Objektorientiertes
      fundierte Programmierkenntnisse bei der           den Betreuern des Praktikums, Dr. B. Kühn-         Design (OOD) und das Objektorientierte
      Durchführung realer Industrieprojekte zu er-      apfel (T-Systems), D. Seese und T. Stüm-           Programmieren (OOP), über die generelle
      werben. Durch aktive Teamarbeit erhalten          pert hatten die Teilnehmer die Idee, begab-        Vorgehensweise bei Informatikprojekten
      die Teilnehmenden natürlich auch einen            te Studenten durch Kooperation mit Firmen          und natürlich grundlegende Kenntnisse der
      Einblick in das Management von Informatik-        direkt und sehr frühzeitig an die mit realen       Programmiersprache Java.
      projekten und verbessern gleichzeitig ihre        Praxisprojekten verbundenen Probleme                  Dazu gilt es in Absprache mit dem AIFB
      soziale Kompetenz.                                heranzuführen. Im WS 99 wurde die erste            und den beteiligten Firmen geeignete Pro-
                                                        EPP-Veranstaltung, damals unter dem Titel          jekte auszuwählen. Auf einer Einführungs-
          Ideenschmiede am Biertisch                    „Experiment Projektnahe Programmierung“,           veranstaltung stellen sich dann die beteilig-
                                                        mit der entory AG durchgeführt. Am Projekt,        ten Firmen den potentiellen Teilnehmern vor
      Am Biertisch wurden schon so manche Pro-          das inzwischen in „Education in Program-           und präsentieren die zur Auswahl stehen-
      jekte diskutiert, und aus den Diskussionen        ming Projects (EPP)“ umbenannt wurde,              den Projekte. Die Auswahl der Teilnehmer
      gingen oftmals neue Ideen hervor. Da bildet       und auch als Begleitprojekt zur Vorlesung          erfolgt nach deren Bewerbung auf der
      die Vorlesung „Programmieren I: Java“ des         „Programmierung kommerzieller Systeme“             Grundlage der Ergebnisse einer Befragung
      AIFB, die in jedem Wintersemester für Wirt-       durchgeführt wird, haben bisher insgesamt          über ihre Vorkenntnisse. Die Teilnehmen-
      schaftsingenieure und Technische Volkswir-        114 Studierende teilgenommen. Sie haben            den werden je nach Vorlieben zu den vor-
      te im Grundstudium angeboten wird, sicher         damit nicht nur die Scheine zum Abschluss          gestellten Projekten in Gruppen (max. 4
      keine Ausnahme. Laut Studienführer hat die        dieser Vorlesungen erworben, sondern               Personen) eingeteilt, wobei darauf geachtet
      Vorlesung das Ziel, den Studierenden              durch eine praxisnahe Projektarbeit und ein        wird, dass jeder Gruppe mindestens ein

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„Spezialist“, d.h. jemand, der schon größere
Erfahrungen mit objektorientierter Program-
mierung hatte, zugeordnet wird. Nun wird
jedes Einzelprojekt in vier Phasen eingeteilt:
1. In der Angebotsphase sollen sich die
Gruppen Gedanken über die funktionalen
Anforderungen Ihres Programmes machen,
mit dem Ziel, eine Aufwandsschätzung an-
zugeben.
2. Die Phase Grobkonzept stellt eine detail-
lierte Ausarbeitung der technischen Spezifi-
kation dar. Die Art und Weise der Präsenta-
tion - ob professionell als UML-Diagramm
oder als einfache Zeichnung - ist dabei voll
und ganz den Studierenden überlassen.
Wichtig ist ein überzeugendes Konzept.
3. In der nächsten Phase muss ein erster
Prototyp mit Kernfunktionalität vorgestellt
werden.                                             Abbildung 1: Navigation Map Designer
4. In der letzten Phase muss am Ende das
Programm den im Angebot angegebenen              bundenen XSL-Transformationen gefördert,        bei entory beweisen muss. Die Aufgaben-
Spezifikationen entsprechend präsentiert         soweit die Kenntnisse für das jeweilige Pro-    stellungen der entory AG für das EPP orien-
werden.                                          jekt relevant sind. XML spielt beispielsweise   tieren sich immer an aktuellen Projekten,
   Der Fokus bei den Projekten liegt dabei       eine große Rolle bei der Definition von         Produkten und Technologien, die zu diesem
nicht nur in der Aneignung fundierter Java-      Webservices.                                    Zeitpunkt im Umfeld des Unternehmens ei-
Kenntnisse, sondern speziell auch in zu-                                                         ne Rolle spielen. Daher gehört es bei die-
sätzlichen Faktoren wie z.B. Projektpla-           Beispielprojekte                              sen Lernprojekten für die Teilnehmer auch
nung, Teamarbeit, Eigenverantwortung und                                                         immer dazu, sich gemeinsam mit den Be-
interner sowie externer Kommunikation. Die       Projekte bei der entory AG                      treuern Gedanken über die vier genannten
Gruppen haben bezüglich der Art und              Termingerecht, zu den vereinbarten Kosten,      Dimensionen ihres Projekts zu machen und
Weise, wie sie ihr spezielles Problem lösen      mit der geforderten Qualität und dem richti-    steuernde Maßnahmen zu ergreifen. Die
sollen, gänzlich freie Hand. Natürlich gibt es   gen Leistungsumfang - das sind die Mess-        Zielsetzung ist keineswegs, dass die Arbei-
Hilfestellungen und Kontrollstrukturen: Als      latten, an denen sich jedes Fixpreisprojekt     ten der Studierenden nach ihrer Vollendung
direkter Ansprechpartner für die Studieren-
den und kompetente Hilfe mit nie ermüden-
der Geduld und Sorgfalt steht ein Tutor be-
reit. Die Tutoren werden dabei unter den
Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Vor-
jahres ausgewählt. Bei größeren program-
miertechnischen Problemen stehen jeder-
zeit Experten der Firmen zur Verfügung.
   Um den Einstieg in die Programmierung
zu erleichtern, findet am Anfang ein Crash-
kurs statt, bei dem allgemeine Kenntnisse
von Java, wie z.B. Kontrollstrukturen, die
Java API, aber auch der Umgang mit der
Entwicklungsumgebung (beispielsweise
JBuilder) erlernt werden. Teilweise werden
auch projektbezogene Kenntnisse erwor-
ben. Als Ergänzung fand im Wintersemes-
ter 2001/2002 eine Einführung in Qualitäts-
management und die Benutzung von JUnit
statt; überdies wird das Erlernen der Aus-
zeichungssprache XML und der damit ver-             Abbildung 2: JMondrian Swing GUI

                                                                                                                                               Nr. 28   13
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      in irgendeiner Schublade Staub ansetzen,       (sog. Value Objects), die zwischen den            gegebene Problemstellung zu erfassen, so
      sondern sofort nutzenstiftende Forschungs-     Schichten ausgetauscht werden, in XML             dass im fiktiven Festpreisangebot der Leis-
      ergebnisse, Prototypen oder eingesetzte        Datenströme gewandelt werden können               tungsumfang in richtigem Maße abgegrenzt
      Tools darstellen.                              und umgekehrt. Dafür entwickelten im Pro-         wird. Natürlich helfen hier bereits die ersten
          Durch eigene Erfahrung können sie ne-      jekt JanuX mehrere Teams Konverteran-             Hinweise der Betreuer von entory, die Tü-
      ben der Programmiersprache Java lernen,        wendungen zur Wandlung zwischen den               cken und Risiken der Projektausschreibung
      dass Softwareprojekte nicht nach dem Pa-       unterschiedlichen Formaten.                       zu erkennen und das richtige Maß für das
      radigma des Wasserfallmodells bearbeitbar         Ein anderes Projekt war die JMondrian          Machbare zu finden.
      sind, sondern ein inkrementeller, iterativer   Swing GUI, mit der für das bisher nicht in           Zum zweiten Meilenstein liefern die Te-
      und risikogetriebener Prozess notwendig        Java implementierte Risikomanagement              ams eine erste Oberflächenstudie ihrer Auf-
      ist, um die Komplexität der Projekte hand-     Produkt Mondrian der entory AG ein Teil-          gabe als Ergebnis der Inceptionphase und
      habbar zu machen.                              schritt zur Portierung auf die neue J2EE Ba-      einen prototypischen Durchstich durch alle
          Zu den Themenstellungen in den zurück-     sistechnologie (siehe Abbildung 2) erreicht       Implementierungsschichten als Ergebnis
      liegenden Semestern gehörte beispiels-         wurde. Dazu sei angemerkt, dass ein erster        der Elaborationphase. Dieser funktionale
                                                                                                       Prototyp überdeckt die von den Teilnehmern
                                                                                                       identifizierten risikobehafteten Hauptanwen-
                                                                                                       dungsfälle. Beim Navigation Map Designer
                                                                                                       beispielsweise gehörte zum Prototypen ein
                                                                                                       geeigneter Algorithmus, der die kritische
                                                                                                       Problematik der überdeckungsfreien Dar-
                                                                                                       stellung eines Zustandsgraphen löste.
                                                                                                          In der Constructionphase lernen die
                                                                                                       Teams Elemente des eXtreme Program-
                                                                                                       ming anzuwenden: Insbesondere das
                                                                                                       Schreiben von Unit-Tests zu den Implemen-
                                                                                                       tierungsteilen wurde in EPP1 als fester Teil
                                                                                                       in die Aufgabenstellung aufgenommen.
                                                                                                       Dass gerade in EPP1 die Implementie-
                                                                                                       rungsphase für die Java-Neulinge nicht oh-
                                                                                                       ne engste Betreuung und Hilfestellung
                                                                                                       durch studentische Tutoren zu meistern wä-
                                                                                                       re, versteht sich von selbst.
                                                                                                          Für die entory AG beginnt damit die Syn-
         Abbildung 3: entory Web-Projektakte                                                           ergie von Wissenschaft und Wirtschaft be-
                                                                                                       reits in der Lehre und der Ausbildung der
      weise der Navigation Map Designer (siehe       Prototyp von Mondrian selbst aus einer Di-        zukünftigen Generation von Absolventen.
      Abbildung 1), mit dem für die NavigationEn-    plomarbeit in Zusammenarbeit zwischen             Dabei darf nicht aus den Augen verloren
      gine - ein J2EE basiertes Webframework,        der entory AG und dem AIFB entstanden ist,        werden, dass der Spassfaktor für die Teil-
      durch das sich Geschäftsprozesse als Web-      und sich das fertige Produkt seit Jahren bei      nehmer nicht zu kurz kommen darf - so en-
      komponenten abbilden lassen - XML Zu-          einer großen deutschen Bank im Einsatz            det die letzte Präsentation mit einem ge-
      standsgraphen für die Ablaufprozesse zu        befindet.                                         meinsamen Abschlussessen und klingt
      definieren sind. Diese Aufgabe war als er-        Ein letztes Beispiel für ein täglich im Ein-   nicht selten da aus, wo alles begonnen hat:
      stes Projekt übergreifend für aufeinander-     satz befindliches Resultat einer EPP-Grup-        im Biergarten.
      folgende Veranstaltungen von EPP1 (Pro-        pe ist die Web-Projektakte (siehe Abbildung
      grammieren I: Java) und 2 (Programmie-         3) - dabei handelt es sich um eine Applet-        Projekte bei GILLARDON AG financial
      rung kommerzieller Systeme) konzipiert         Entwicklung, mit der alle zu einem Projekt        software
      worden.                                        gehörenden Artefakte verwaltet werden. Die        Die bei GILLARDON im Rahmen von EPP
         Ebenfalls aus dem Bereich der Webser-       Projektakte ist zum festen Bestandteil im         durchgeführten Projekte betrafen drei in-
      vices entstand das Projekt JanuX: Die          Projektmanagement geworden und sorgt für          haltliche Themenschwerpunkte, die jeweils
      Schnittstelle zwischen der Web Schicht und     Standardisierung und Transparenz bei der          aus Sicht eines Finanzinstituts bzw. eines
      der Schicht der Geschäftslogik basiert in      Dokumentation.                                    Finanzdienstleisters formuliert sind:
      der Standard Architecture der entory AG auf       Bereits in der Angebotsphase lernen die           Erfassung und Analyse der Altersvorsor-
      dem Austausch von XML Daten. In diesem         Teams, wichtige und risikobehaftete Ele-          gesituation eines Privatkunden inklusive
      Zusammenhang müssen Datenobjekte               mente des Auftrags zu identifizieren und die      graphischer Auswertung (WS 2000/2001),

14       Nr. 28
siehe Abbildung 4,
   Erfassung und Analyse der Vermögensverhältnisse eines Privat-
kunden als Basis für Financial Planning (WS 2001/2002),
   Kalkulation einer Absatzfinanzierung von Kraftfahrzeugen durch
                                                                         Chefredaktion Bastian Schwark (V.i.S.d.P.)
ein Finanzinstitut in Konkurrenzsituation zu einer Finanzierung durch                  Christian Bock
die KFZ-Herstellerbank (SS 2002).
   In allen Projekten, die sich dank aktueller Produkt- sowie Projekt-          Layout Sebastian Leibold
anforderungen aus dem GILLARDON-Produktportfolio ergaben, be-                          Marcel Kling
stand das Ziel für die EPP-Teilnehmer darin, jeweils eine funktions-                   Christian Bock
fähige Komponente als Web-Lösung von der Anforderungsanalyse
bis hin zum lauffähigen Produkt zu entwickeln. Der Kunde aus Sicht          Redaktion Sven Rothfuß
der Projektgruppe war stets ein Finanzdienstleister, der das fertige
                                                                          Herausgeber Verein Karlsruher
Softwareprodukt bei GILLARDON erwerben wollte.
                                                                                      Wirtschaftswissenschaftler e.V.
   Die Teilnehmer wurden zum Projektbeginn jeweils in kleine Grup-
pen von 2-4 Teilnehmern aufgeteilt, die sich komplett selbst organi-             Druck Idee, Satz & Druck
sieren mussten und von Projektbeginn bis Projektende eigenverant-                      Scheffelstr. 52
wortlich die ihnen übertragenen Aufgaben bewältigten. Um neben                         76135 Karlsruhe
den zu erlernenden technischen Fähigkeiten (OOP, JAVA, Power-
Point-Präsentationstechniken, dazu je nach Team z. T. Datenbank-               Auflage 2500 Exemplare
kenntnisse, C++, UML, HTML, XML) gleichzeitig die soziale Kompe-
tenz und den Umgang mit Konkurrenzsituationen zu trainieren, wur-               Bezug Der Karlsruher Transfer erscheint
                                                                                      einmal pro Semester. Er kann kos-
den gezielt bestimmte Teilaufgaben zwischen den Gruppen
                                                                                      tenlos von Interessenten bezogen
komplementär und andere substitutiv vergeben. D. h. es gab Teil-                      werden.
aufgaben, bei denen mehrere Teams zusammenarbeiten mussten,                           ISSN 0937-0803

                                                                             Anschrift Karlsruher Transfer
                                                                                       Verein Karlsruher
                                                                                       Wirtschaftswissenschaftler e.V.
                                                                                       Waldhornstraße 27
                                                                                       76131 Karlsruhe
                                                                                       Tel.: 0721/608-3078
                                                                                       Fax: 0721/379824
                                                                                       transfer@vkw.org
                                                                                       www.vkw.org/transfer
                                                                                       wap.vkw.org

                                                                                Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht
                                                                                unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die
                                                                                veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich
                                                                                geschützt. Vervielfältigungen jeglicher Art nur mit
   Abbildung 4: Altersvorsorge                                                  Genehmigung der Redaktion und der Autoren.

da ihre Komponenten voneinander abhängig waren, während die Lö-
sungen der Teams bei anderen Teilaufgaben konkurrierten. Das
wechselnde Kooperationsumfeld wurde von den Teilnehmern selbst
durchweg als positiv beurteilt und sehr interessiert aufgenommen.
   Insgesamt erlernten die Studierenden, sich in einem sehr libera-
len, aber gleichzeitig inhaltlich und technisch sehr interessanten so-
wie anspruchsvollen Arbeitsumfeld selbst zu organisieren, um die ih-
nen übertragenen Aufgaben in Eigenregie zu lösen. Die Endpräsen-
tationen, in denen die Studierenden ihre Lösungen den anwesenden
Kunden (vertreten durch mehrere GILLARDON- und Uni-Mitarbei-
ter) anpriesen, entpuppten sich als Highlight für die Präsentierenden.
Forschung           Lehre         Wirtschaft         VKW intern

      Alle Projekte mündeten in eine Lösung, die      erst so richtig bewusst, wie viel man eigent-            fokussiert und umgesetzt. Dadurch war es
      nach umfassender Weiterentwicklung und          lich in diesem Projekt „Education in Pro-                den Studierenden hier möglich zu erken-
      entsprechender Qualitätssicherung in das        gramming Projects“ mitgenommen hat. Da-                  nen, dass man in der Praxis nicht einfach ad
      Produktspektrum bei GILLARDON aufge-            bei gibt nicht das Erlernen von Program-                 hoc losprogrammieren kann, sondern dass
      nommen wurden, so dass sich neben der           mier-Techniken den Ausschlag, sondern im                 das eigentliche Schreiben des Programms
      Förderung praxisnaher Ausbildung ein wei-       Vordergrund steht insbesondere das zielge-               nur ein Teil eines ganzen Systems ist, das
      terer Vorteil aus Sicht der Firma ergab. Bei-   richtete Arbeiten im Team an einem Soft-                 bei den Anforderungen beginnt und über die
      spielsweise wurde das erste oben genann-        ware-Problem.                                            Architektur bis hin zur fertigen Software-Lö-
      te Projekt „Altersvorsorge“ in modifizierter       Da Voraussetzung für die Teilnahme an                 sung geht.“4
      Form direkt im Anschluss an das WS              EPP eine gewisse Eloquenz in den Berei-                     Das am Biertisch geschmiedete „Eisen“
      2000/2001 auf der Ausstellung CeBIT 2001        chen Programmierung und Software-Ent-                    EPP hat sich als glücksbringendes „Hufei-
      am GILLARDON-Stand präsentiert und von          wicklung war, konnte man sich im Laufe des               sen“ erwiesen, das den am Projekt Teilneh-
      „echten“ GILLARDON-Kunden als sehr an-          Projekts sehr stark auf Inhalte wie Projekt-             menden ein weitaus besseres Verständnis
      sprechend beurteilt. Dieser Erfolg im ersten    management konzentrieren. Die wesentli-                  für die Praxis der Programmierung ver-
      durchgeführten Projekt führte aus Sicht des     che Arbeit bestand daher darin, wie man an               mittelt, als das im Rahmen einer Vorlesung
      Unternehmens letztlich zur Fortsetzung des      das Problem herangeht und wie man dann                   möglich wäre. Da ein Pferd jedoch bekannt-
      Engagements in den EPP-Folgeprojekten.          Software-Konzepte zu fertigen Program-                   lich vier Beine, hat freuen wir uns über jede
         Die intarsys consulting GmbH nahm im         men weiterentwickelt. Dass man dabei nicht               neue Idee, die uns weiter voranbringen
      letzten Jahr erstmalig am Projekt EPP teil.     nur bei den theoretischen Modellen stehen                kann.5
      Im ersten Semester bestand die Aufgabe für      bleibt, sondern die direkte Umsetzung mit
      die überschaubare Gruppe von zwei Stu-          ihren Problemen durchführt, scheint eine
      denten darin, ein Konsolenprogramm („File       der großen Stärken der Idee des EPP zu
      System Monitor“) mit einer Swing GUI aus-       sein.
      zustatten. Das Konsolenprogramm wird als           Projekte im Bereich Programmentwick-
      Clientkomponente eines Outputmanage-            lung sind im Vergleich zu denen in anderen
      mentsystems vor allem in Banken einge-          Branchen sehr schwierig zu planen. Daher
      setzt.                                          ist es wichtig, dass man neben der reinen
         Nach der Analysephase mit den Firmen-        Programmierung auch Konzepte zur Hand
      vertretern O. Scheffczyk und J. Steinbach       hat, wie man Projekte möglichst gut durch-                 Weitere Informationen im Internet
      erwies sich die Einarbeitung in den bereits     führt. Diese Tatsache, so wichtig sie auch                   [url:com]
      existierenden Programmcode und die Inte-        für das Berufsbild des Wirtschaftsingenieurs                 www.aifb.uni-karlsruhe.de/CoM/
      gration der Ergänzungen als die grösste         ist, kann nur sehr schwer in Vorlesungen                     [url:entory]
      Herausforderung, die erfolgreich gemeistert     vermittelt werden. Eigene praktische Erfah-                  www.entory.com/
      wurde und in einer gelungenen Endpräsen-        rungen in diesem Bereich lassen sich nicht                   [url:epp]
      tation endete.                                  durch theoretisches Wissen ersetzen. Von                     www.aifb.uni-karlsruhe.de/CoM/EPP/
         Im zweiten Semester erstellten die Stu-      daher kann man sagen, dass das EPP eine
                                                                                                                   [url:gillardon]
      denten eine Entwicklungsumgebung für die        gelungene Sache ist, die Studenten, denen
                                                                                                                   www.gillardon.de/
      hauseigene Skriptsprache ScriptML™ und          wesentliche Vorlesungsinhalte prinzipiell
                                                                                                                   [url:intarsys]
      eine Demoinstallation des Konzeptes e-Sig-      schon bekannt sind, die Möglichkeit bietet,
                                                                                                                   www.intarsys.de/
      ning. Dieses Konzept umfasst Erweiterun-        auch über den „Tellerrand“ der universitären
                                                                                                                   [url:progI]
      gen des Outputmanagementsystems                 Ausbildung hinauszuschauen und sich mit
                                                                                                                   www.aifb.uni-karlsruhe.de/JumpTo/prog1/
      EForm™, die es im Verbund ermöglichen,          ganz praktischen Problemen auseinander-
      eine Unterschrift über das Intranet zu erfas-   zusetzen.
      sen, einem zentral aufbereiteten Dokument          Die ausgewählten Praxispartner haben
      hinzuzufügen und das Ganze anschließend         sich hierbei als Idealbesetzung erwiesen.
      lokal auf dem Client zu drucken. Beide Ar-      Gerade in diesen Unternehmen werden As-
      beiten werden bei der intarsys produktiv        pekte wie Projektmanagement und Soft-
      eingesetzt.                                     ware-Development konzeptionell sehr stark

        Resümee: Erfahrungsbericht eines              4 Matthias Scherer, Projektteilnehmer WS01/02, SS02,
                                                      EPP-Tutor WS 02/03
        Teilnehmers                                   5 Über Anregungen und Hinweise freuen sich F. Schlott-

                                                      mann (fsc@aifb.uni-karlsruhe.de), D. Seese
      „Wenn man rückblickend die vergangenen          (seese@aifb.uni-karlsruhe.de),       T.     Stümpert
                                                      (tst@aifb.uni-karlsruhe.de, M. Wiedmann (Markus.Wied-
      Monate Revue passieren lässt, wird einem        mann@entory.com)

16       Nr. 28
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