Mitteilungsblatt des Arbeitskreises Windegg - ZVR-Zahl 310685827 36.Ausgabe/Mai2014
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ZVR-Zahl 310685827 36. Ausgabe / Mai 2014 Mitteilungsblatt des Arbeitskreises Windegg im Schwertberger Kulturring Gut erkennbar sind heute noch die Werkzeugspuren an den Felswänden, die im Mittelalter bei der Errich- tung des Kellers im Burghof hinterlassen wurden. Damals wurde von Hand aus der Raum aus dem vollen Granitfelsen herausgearbeitet und diente den Burgbewohnern als äußerst notwendiger Vorratsraum mit gleichmäßig kühler Temperatur. AUS DEM INHALT Zusammengefasste Literatur über die Burg Windegg mit Schwerpunkt Burgkapelle Seite 2 – 19 von Leopold Josef Mayböck. Baubericht, Jahresrückblick und Spenderliste Rückblick auf Veranstaltungen ab Seite 24, Mitgliederinfos und Stundenübersicht Arbeitseinsätze und Arbeitspartien Seite 30 – 33, Tagungen, Gruppen und Führungen, Vorschau Besuchen Sie die GALERIE IM TURM Eintritt frei – geöffnet ab Sonntag, 4. Mai bis 26.Okt. 2014 jeden Sonn- und Feiertag 14 – 18 Uhr Bilder von Gerti Mayböck und von Franz Kletzenbauer, Schwertberg kreative, süße Kunstwerke aus Thurners Bäckerei – Konditorei, Schwertberg und von Franz Gschwandtner aus Allerheiligen liebenswerte Kunstwerke aus Kupfer
Zusammengefasste Literatur über die Burg Windegg mit Schwerpunkt Burgkapelle von Leopold Josef Mayböck Aus aktuellem Anlass möchte der Autor dieses Beitrages sich mit jener Literatur auseinandersetzen, die bislang über die ehemalige Regensburger Lehensfeste Windegg veröffentlicht wurde, wobei bewusst historische Ereignisse ausgeklammert werden, sondern nur Baugeschichte mit einem Schwerpunkt auf die ehemalige Torkapelle wiedergegeben werden. Bereits der Ritter Johann Seyfried Haager von Al- Schloss Windeck, jetzt nur noch Ruine, seit einem lentsteig und St. Veit schrieb im Jahre 1661 in seinem Brand im Anfang des vorigen Jahrhunderts. Es war Schlösserbüchlein, wo übrigens auch Windegg und sehr fest von Quadersteinen aufgebaut, noch stet der Schloss Schwertberg abgebildet wurden, folgenden Thurm und der größte Teil der Mauern. Auf der west- Spruch: „Den wer der vergangenen ding nit gedenkt, lichen Seite ist unten im Tale ein Damm aufgerichtet der verliehrt nützlich zu leben“. zum Schutze gegen die herabrollenden Steine.“ In einem Verzeichnis von Taxen (matricula epi- copila) mussten im Mittelalter etliche Pfarren im Machlandviertel dem Passauer Bischof einen Geld- dienst leisten, zu diesen gehörte auch die Schwertber- ger Kirche mit einer jährlichen Gabe von 5 Pfund Pfennigen. Angeführt wurde auch, dass im Schloss Windegg eine Kapelle bestand. Die zur Herrschaft Windegg gehörige wesentlich größere Pfarre Tragwein musste 8 Pfund Pfennige bezahlen. Windegg, 1661 Schlösserbuch 5. 1895 Johann Nep. Cori: (k.k. Militär- Bezirkspfarrer für OÖ. und Salzburg). Chronologische Auszüge aus diversen Veröffentli- Bau und Errichtung der deutschen Burgen im Mittelal- chungen: ter mit Beziehungen auf Oberösterreich. Mus. Jahr. Ber. 32. Zweite Ausgabe 172 Seiten, zahlreiche Abbil- 1. 1727 Johann Georg Adam v. Hoheneck: Genealo- dungen. gie (Kuefstein) S. 548. Die Vorliebe für den mittelalterlichen Burgenbau er- „Es lieget nach alter Manier mit hohen Thurm und wachte schon frühzeitig in mir. Ich wurde auf einer Gemauer beständiges Schloss Windeck auf einem gä- Burg geboren und aufgezogen. Schon als Kind schaute hen Felsen an dem nächst vorbey fließen Ayst Fluß an ich die altersgrauen Mauern mit ganz regem Interesse dem Fuß des bergigten Machland an der von Schwert- an, denn sie waren der Sage nach die Stätte der weisen berg hinein gehenden Strassen…“ Frau von Neuhaus, zudem bot die großteils unbewohn- 2. 1809 Ignaz Gielge: Topographisch – historische te Burg und ruinöse Anlage einen idealen, geheimnis- Beschreibung des Landes ob der Enns. vollen Spielplatz. „Windek ist zur Herrschaft Schwertberg einverleibt Im Kapitel Bergfried auf Seite 66 (Fig. 50.) eine Ab- worden, das Schloss stand auf einem Felsen mit Qua- bildung von Windegg, nach Vischer 1674. Über die dersteinen sehr fest nach alter Art aufgebaut, mit ho- Kapelle schreibt Cori auf S. 122: Zu den Gebäuden, hen Thürmen und einer Kapelle versehen, ein altes welche in keiner Burg von Bedeutung fehlen durften, Gemäuer.“ gehörte vor allem die Kapelle. Die meisten Burgkapel- len befanden sich innerhalb der Hauptburg, im Palas in 3. 1827 Benedikt Pillwein: Geschichte, Geographie, der Nähe des Saales, in einem Erker, über dem Tor, an Statistik ob der Enns, f. 30. der Ringmauer oder außerhalb der Umfassungsmauer, „Windegg ein Schloss und Dorf mit 25 Häusern, 40 als eigener Baukörper. Wohnparteien und 149 Einwohnern, eine Viertelstunde (Z. B. die Windegger –Torkapelle). nordöstlich von Schwertberg auf einen gähen Felsen Meist ausgestattet mit einem kleinen Altar, Sakra- nächst der Aist.“ mentshäuschen, Mauernischen für Heiligen Statuen, 4. 1856 Julius Strnadt: Geschichte der Herrschaft Leuchten, Lampen, an den Wänden Weihekreuze, Windeck und Schwertberg im Lande ob der Enns, K.k. Wandgemälde, Betstühle u. a. In vielen Burgen gab es Staatsdruckerei Wien, 59 Seiten. „In der Ortschaft einen eigenen Burgkaplan, er war nicht nur für die Windeck steht auf einem jähen Felsen des ehemalige religiösen Belange zuständig, sondern diente auch – 2
weil er der Kunst des Schreibens und Lesens kundig Eine historische Skizze von Rene von Rhyn in der war – dem Burgherrn als Schreiber und Ordner der Unterhaltungsbeilage der Linzer Tagespost Nr. 14, Dokumente im Archiv. Der Geistliche unterrichtete die Sonntag 3. April 1910. Kinder und beschäftigte sich manchmal auch mit Heil- Auszüge aus dem historischen Bericht: Ausflügler kunde, meist zusammen mit der Burgherrin. sollten nicht den Umweg scheuen, um die eine halbe Stunde nordöstlich vom Markt Schwertberg abseits 6. 1903 Karl Rosner: K. k. Baurat. Ruinen der Mittel- liegende Burgruine Windegg zu besichtigen, die wegen alterlichen Burgen Oberösterreichs, Wien S. 55. ihres ehrwürdigen Alters, ihrer romantischen Lage Windegg: diese Burg erreicht man von der Station und ihrer interessanten Geschichte es wohl verdient Schwertberg der Grein - Mauthausner Bahn, nach ei- besucht zu werden. nem Fußmarsch von ca.1,5 Stunden der über die Ort- In der Zeit von 1410 – 1483 als die Burg als Re- schaft Winden führt. Die Burg liegt auf der ziemlich gensburger Lehen die Herren von Wallsee innehatten, flachen Kuppe eines nach drei Seiten abfallenden Hü- soll in der berüchtigten Fehde des Georg von Puch- gels, der nur an der Ostseite einen steilen Hang zeigt. heim im Jahre 1453 gegen den Kaiser Friedrich III. Die ganze Burganlage wie sie derzeit ersichtlich ist, und seiner Verbündeten auch die Feste Windegg bela- besteht aus einem mäßig großen Viereck, an dessen gert worden sein, wobei die ganze Umgebung ge- Nordseite sich der Eingang befindet, dieser Zugang brandschatzt wurde. wird von einem überaus kräftigen Bergfried geschützt. Georg von Puchheim hatte Friedrich III. von 1440- Die in der Vischerischen Abbildung gezeichneten 1452 dem Kaiser als Rat gedient und ihn bei seinen Vorwerke sind verschwunden. Das Innere des Vier- kriegerischen Unternehmungen mit Geld und Söldnern ecks, dessen Umfassungsmauern noch heute eine be- unterstützt. Der Landesherr sicherte ihm stets zu, seine trächtliche Höhe zeigen, sind aber dicht verwachsen, Auslagen und erlittenen Schäden abzugelten. Als der so dass man von der inneren baulichen Gestaltung Puchheimer seine Forderungen stellte, weigerte sich nicht mehr viel erkennt. Das Eingangstor besitzt noch Kaiser Friedrich III. die Vereinbarungen einzuhalten, seinen aus Quadern hergestellten Halbkreisbogen und alle Bemühungen blieben ohne Erfolg deshalb ent- konnte durch drei vertikal übereinander angebrachte schloss sich der Puchheimer zu einer Fehde. Er sandte hölzerne starke Querriegel verschlossen werden. Die einen Ansagebrief an den Kaiser und kündigte seinen sämtlichen Mauern des Vierecks und des Donjon Untertanen und Dienern (Wallsee, Starhemberg, (Turm) sind an der Innen- und Außenseite mit regel- Scherffenberg u. a.) und ihren Gut zu Wasser und zu mäßig behauenen großen Quadern verkleidet, der Zwi- Land, hinter Mauern (Burgen), Zäunen und Gräben schenraum ist Bruchstein-Mauerwerk. Es ist keine Feind zu sein und nach ihrem Schaden trachten, soviel Spur von einem Außengraben, dem Vorwerk oder von er immer vermag. Ausgenommen von dieser Ansage der ehemals bestandenen Zugbrücke beim Eingang waren die Reichsfürsten und die Person des Kaisers mehr zu entdecken. selbst. Diese Burg war ein starkes Bollwerk, erstens durch (Otto Brunner: Land und die Stärke der über 2 m dicken Umfassungsmauer, des Herrschaft, Wiss. Buchgesell- hohen Bergfried, besonders aber durch die äußerst schaft Darmstadt 1984. S. 12- solide Bauweise. 16) (Ein Auszug aus der Baugeschichte von K. Rosner 1903) Im Jahre 1454 wurde ein K.k. Baurat K. Rosner war auf der Burg Windegg, Waffenstillstand abge- fertigte einen Grundriss Plan und zwei Zeichnungen schlossen. Doch es gab an. immer wieder neue auf- 7. 1903 Schwertberg und Windegg: Auszüge aus der flammende Konflikte, Linzer Tagespost Nr.32. 1467/68 gab es wieder einen Der Erbauer der Burg Windegg soll um 1170 ein Otto Angriff der Puchheimer mit von Lengenbach gewesen sein. ihren verbündeten Böhmen Belagerung einer Burg Anschlag vom 6. Mai 1621: Schloss Windegg ist zwar gegen die Getreuen des Kaisers, auch diesmal soll die fest erbaut aber gleichwohl eng und eine schlechte Burg Windegg angegriffen worden sein, der Pfleger Wohnung. Im unteren Stöckel auf den ersten Tor be- Wilhelm Gartlinger konnte mit seinen Männern die finden sich zwei kleine Stuben. Auf dem mittleren Tor Angreifer abwehren. Sehr zu leiden hatten damals die ebenfalls zwei Stuben, darunter eine Pfisterstuben Machländer Märkte, darunter auch Schwertberg und (Bäckerei) und die Kapelle. Tragwein sowie die bäuerliche Bevölkerung. Innerhalb des dritten Tor im oberen Schloss und Nach dem Aussterben der Herren von Wallsee 1483 Hauptstock nur drei Stuben, samt einigen Kammern, gelangte die Burgherrschaft Windegg an die Herren Kucheln, Ställen und Kellern. Der jeweilige Pfleger von Scherffenberg. hat eine saubere Wohnung im Meierhof (Niedermeier) 1506 wurde die Kapelle im Schloss Windegg er- nächst dem Schloss. wähnt, betreut wurde diese nicht von einem eigenen Kaplan, sondern vom jeweiligen Schwertberger Pfar- 8. 1910 Die Burgruine der Herrschaft Windegg: rer und dem Vikar von Tragwein, als Benefiziat wurde 3
damals noch die zum Edthof gehörige Hofstatt kommen eingestürzt. Zahlreiche Steine der völlig un- (Pasthuber) bei Winden genannt. gesicherten Maueroberfläche drohen jeden Augenblick Vicarius ein Geistlicher, der im Auftrag eines Pfarrers abzustürzen und viel Mauerwerk mitzureißen. eine Pfarrfiliale betreut. Benefiziat eine kirchliche Zwischen dem Bergfried und dem heute nicht mehr Stiftung dessen Aufgabe darin bestand sich um die zur erkennbaren kleinen Turm lag das Haupttor, das in Kirche (Kapelle) gehörige Pfründe zu kümmern, seine seiner Außenmauer noch voll erhalten ist. Abgaben (Dienste) gehörten der Kapelle. Von der Vorburg rechts im Bilde sind nur die Reste Seit alters her wurde in Windegg jährlich nach Pfings- der Grundmauern erhalten. ten an unseren Frauentag ein Ehehafttaiding abgehal- Grundriss der Ruine von Baurat Karl Rosner um 1900. ten, die von allen in der Herrschaft wohnenden Perso- (Bild 2.) Sehr flüchtige Auf- nen besucht werden musste. Ob diese Gerichtssitzung nahme, die in wesentlichen in einen der Höfe in der Burg stattfand ist nicht über- Maßen nicht stimmen dürften liefert, vermutlich fand diese aber bei der herrschaftli- und durch völliges Fehlen der chen Taverne am Fuße des Burgberges statt, da hier Eintragung der Grundmauer- mehr Platz vorhanden war um eine größere Men- reste im Inneren eine Vorstel- schenmenge aufzunehmen. lung von der Burganlage nicht Rene von Rhyn berichtet noch, dass im Jahre 1611 ermöglicht. Daher sei eine neue die Gegend um Windegg durch die zügellosen Horden Maßaufnahme des Baugrund- des Passauer Kriegsvolkes sehr zu leiden hatte. Dass risses erforderlich. am 28. und 29. Mai 1626 aufständische Bauern vorm Schloss Schwertberg und der Burg Windegg aufmar- schierten und vom Pfleger Kaspar Johann von Riedis- ser v. Riedißheim die Herausgabe von Waffen aus der Rüstkammer forderten. Im Sommer des Jahres 1741 kamen erstmals Französische und Bayrische Verbände in die Gegend von Schwertberg, Windegg und Trag- wein. Es gab zahlreiche Übergriffe und die Bevölke- rung hatte schwer zu leiden. Erst zu Beginn des Jahres Südseite 1742 vertrieben kaiserliche Truppen unter dem Befehl re. Nordseite, Donjon (Turm) des General Bärenklau und des berühmten Oberst Freiherr von Trenk mit seinen Husaren, die Eindring- (Bild 3. und 4.) Zeichnung von Baurat Karl Rosner um linge wieder. 1900 von der Süd- und Nordseite. Die Zeichnungen zeigen, dass seit 1900 wesentliche Teile des damaligen 9. 1925 Franz Sekker: Burgen und Schlösser, Städte Ruinenbestandes nicht verloren gegangen sind. und Klöster Oberösterreichs, in Georg Matthäus Vi- (Bild 5.) Ansicht der Ruine vom Westen, (Bild 6.) scher Topographia Austriae superioris modernae 1674, Ansicht vom Osten, alle Aufnahmen vom April 1944. Linz 1925, S. 338-341. (Bild 7., 8.) Die zahnartigen hohen Mauerreste der Die Burg Windegg nördlich von Schwertberg war Südwand des Bergfriedes. ein ungewöhnlicher Bau, das ganze äußere Bauwerk, (Bild 9.) Die Südwestecke des Bergfriedes, das Bild sowohl die Umfassungsmauern als auch der Bergfried zeigt deutlich, dass durch den Verlust der Quaderum- bestand aus regelmäßig behauenen Quadern. Man mauerung das verbliebene Mauerwerk in seinem Be- muss sich füglich wundern wie schnell das Zerstö- stand sehr gefährdet ist. Um den hohen Mauerzahn rungswerk vor sich ging, war die Burg nach Vischer dauernd zu erhalten, müssten also von dieser Ecke aus, im17. Jahrhundert äußerlich noch vollkommen unver- sehr umfangreiche und äußerst schwierige Stützmau- sehrt, so ist heute bis auf geringes Mauerwerk alles ern aufgeführt werden. Arbeiten, die jedenfalls nur in verschwunden. Friedenszeit möglich wären. 10. 1944 Dr. v. Juraschek e. h. Linz: Denkmalamt, (Bild 10.) Bild über die hochgelegene Eingangstür an Baubericht über den Zustand der Ruine Windegg. der Südwand des Bergfriedes, dieses zeigt die außer- Ansicht der Burg aus dem Jahre 1674 , G. M. Vischer. ordentlich sorgfältige Bearbeitung der Quadersteine in (Bild 1.) Zu diesem Baubericht wurden zahlreiche der Türeinfassung. Fotos vom damaligen Zustand der Ruine angefertigt, (Bild 11., 12.) Die Außenmauer des Haupttores vom die aber nicht zur Verfügung stehen – aber die Be- inneren Burghof aus und außen gegen den Burghof, schreibung dazu. beim letzten Bild ist die Quaderbehandlung überaus Beschreibung des derzeitigen Zustandes (1944): gut zu erkennen. Vom Palas links nur die beiden Außenmauern in fast (Bild 13.) Quadersteine mit Bossen. Solche Bos- voller Höhe erhalten, jedoch an der Südwestecke be- sensteine (Buckelquader) sind nicht nur wie hier an der reits eingestürzt und in weiten Teilen schwer einsturz- Mauerkante des Bergfried, sondern auch in Lagen zu gefährdet. Vom Bergfried die Süd- und Ostmauer in drei bis vier Schichten dekorativ über die ganze Mau- großer Höhe als Zahn erhalten, die Südwestecke voll- erfläche am Außenbau in Anwendung gekommen. 4
(Bild 14.) Tiefgehender Mauersprung an der Nordost- Nachdem die Burgruine Windegg seit über 50 Jah- ecke, die Ostwand löst sich von der Außenmauer des ren ohne Sicherungsarbeiten infolge ihrer Quader- Haupttores völlig ab. Das Gelände an dieser Stelle ist technik die Unbilden der Witterung verhältnismä- sehr steil, daher sind Sicherungsmaßnahmen an dieser ßig gut überstanden hat, hätte die Durchführung Stelle sehr schwierig. von Sicherungsmaßnahmen aber nur dann Sinn, (Bild 15.) Südwand des Palas, die Südwestecke ist wenn sie großzügig und mit Einsatz von sehr vielen vollkommen herab gestürzt, dadurch sind die anschlie- Arbeitskräften erfolgten. So müssten meiner Mei- ßenden Mauerteile schwer gefährdet. Unter dem gro- nung nach diese Arbeiten auf die Nachkriegszeit ßen spätgotischen Fenster ist bereits ein sehr bedrohli- verschoben werden, wobei man es dem Schicksal ches Loch in der Mauer. überlassen muss, ob die schwerstbedrohten Teile auch noch die nächsten Winter überstehen werden. Foto um 1950 Anmerkung von Konsulent Leopold Josef Mayböck. Erst 36 Jahre später (1980) begann auf freiwilliger Basis von einem ins Leben gerufenen Arbeitskreis Südmauer Windegg die damals drohende Sprengung der ein- von innen gesehen zigartigen aus der Romanik stammenden Burgrui- ne Windegg zu verhindern, indem bis dato mit ei- nem erheblichen finanziellen Aufwand und der Leistung von 135.000 freiwilligen Arbeitsstunden der Erhalt für die nachkommenden Generationen gesichert werden konnte. 11. 1946. Zeitungsartikel – Mühlviertler Bote 19. Oktober Das alte Raubnest Windegg – Bischofskugeln gegen Rittermauern. Ein dichter Waldschopf verbirgt die Überreste der Foto um 1950 Burg Windegg neugierigen Blicken. Nur der halbzer- Südmauer von außen fallene Turm des alten Raubnestes lugt vorwitzig über die Baumkronen. Die Ruine verrät noch mit welcher Sorgfalt die Herren von Windegg einst ihre Talsperre Foto DI Taschner erbauten. Sauber behauene Granitquader türmen den Fenster, Südmauer Palas Bergfried auf. Kunstreiche Steinmetze schufen hier vor von außen tausend Jahren ein Meisterwerk ihrer Zunft. Baumwurzeln zersprengten den vierkantigen Lu- (Bild 16., 17.) Das oben erwähnte spätgotische Fenster ginsland. Die Ringmauern aber mit heißen Kalk gekit- in der Südmauer des Palas von innen gesehen. tet, trotzen dem Zahn der Zeit. Schöne Tore und Die Bilder zeigen einerseits den völlig hoffnungslosen Fensterbögen zeugen von verblichenem Glanz. Tiefe Bauzustand an dieser Stelle, die untere Fensterbank Scharten wissen vom heftigen Ringen um diese Rie- hängt links über dem großen Mauerloch frei in der gelstellung der Ritterzeit hoch über der Straße nach Luft, der Fenstersturz ist gespalten und kann jederzeit Tragwein. In der Mitte des Burghofes führt ein schrä- durch das gelockerte Mauerwerk darüber zum Absturz ger Stollen in die Tiefe, wer mutig genug ist um in gebracht werden, wobei ein großer Teil des seitlichen diesen Schacht einzudringen, kommt in ein Kellerge- Mauerwerks mit abstürzen würde. Andererseits zeigen wölbe, dessen Mitte eine formschöne Steinsäule ziert. die Bilder auch deutlich, dass diese spätgotischen Von diesem Raum aus sollen Gänge bis zum Schloss Fenster zum Teil mit Ziegelmauerwerk erst nachträg- Schwertberg geführt haben. Sie sind längst eingestürzt, lich aus der älteren Quadermauer heraus gebrochen aber noch heute klingt es an manchen Stellen des und in einer wesentlich weniger sorgfältigen Mauer- Burgbergs hohl unter den Füßen. technik des 15. Jahrhunderts eingesetzt wurden. Der alte Bachinger dem das ehemalige Jagahäusel Die Sicherung müsste so erfolgen, dass man von oben der Burg gehört war ein seltsamer Mensch, Erfinder Stein um Stein abträgt, nummeriert und dann wieder und Weltreisender der viele Geschichten kannte. Aber bei der Einhaltung der gleichen Lagerung von unten auch seine Tochter weiß einiges um die Geschichte der nach Ausfüllung des großen Lochs wieder aufmauert. Burg Windegg, in ihrer Jugend sah man an den Wän- Aber diese Sicherung des Fensters hätte erst dann den eines Burgzimmers noch bunte Fresken. Seltsame Sinn, wenn vorher der Mauerabbruch an der benach- Menschengestalten leuchteten vom abbröckelnden barten Südwestkante gesichert werde, dazu sind aber Kalk, im Trümmerwerk des Burghofes lagen noch Stützbauten in 10 bis 15 Meter Höhe erforderlich. bunte Glasscherben und gebrannte Geschirrteile. An Weniger folgenschwer wäre der Einsturz des rechts in der Nordseite der Burgmauer befindet sich ein großes der gleichen Wand befindlichen spätgotischen Fens- Loch, diese Bresche schlug einst eine Steinkugel der ters, der ebenfalls jederzeit eintreten kann. Passauer Herren. Vom Bischofsberg herüber sausten 5
die Mörser Geschoße der riesigen Klerisei. Der Bauaufnahme der Ruine Windegg im Jahre 1955. Krummstab bekämpft das Ritterschwert, das Raubnest Geländeform des Burgberges: Talspornanlage der „Tschernembl“ zerbrach. Zu Füßen der Feste, zwi- Flächenausmaß: Hauptburg 1.042 m ² schen dem Wirtshaus und den Grabenhäuseln breitete Vorburg samt Erdwall 3.518 m ² sich in grauer Vorzeit ein großer Teich, noch heute ist Umbaute Gesamtfläche 4.560 m ² der Wiesenboden dort sumpfig. Windegg war ein schönes Schloss und mag viele Feste erlebt haben. Der Raub war zu allen Zeiten ein einträgliches Gewerbe und aus Bauernschweiß wurde noch immer Herren- wein. Der alte Gastwirt Hochreiter Inhaber der ehemali- gen Hoftaverne von Windegg erzählt ein Erlebnis sei- ner Jugendtage. Als Bub fand ich in einem Burgstollen ein schönes Schwert mit goldenen Griff, dumm wie ich war habe ich dieses dem Zierdegger um 20 Kreuzer verkauft. Lange danach hat mich dieser Handel noch immer gereut. Nach einer lokalen Sage nach wurde vor vielen Jah- ren in Windegg eine Schatzkiste aufgespürt. Als man die Truhe in der Nacht heimlich wegführen wollte, brach der Wagen und die Schatzkiste fiel in einen tie- fen Brunnen indem sich ein Teufel befand, dieser aber gab das Gold nicht mehr heraus und die Schatzgräber mussten mit leeren Händen abziehen. Nach diesem zeitweiligen Ausflug in die Phantasie und einigen Anekdoten wenden wir uns wieder der Sachlichkeit zu. Der neue Teich in Plan Götting 1955 Windegg. Der Hauptburg von Windegg kommt insofern be- sondere Bedeutung im Lande ob der Enns zu, als hier Foto 1998 der quadratische Turm und die Ringmauer noch im Leopold J. romanischen Quaderbau errichtet worden sind und Mayböck diese beiden Hauptbauwerke zwar ruinös, aber ohne spätere Aufbauten auf uns gekommen sind. Den Rang 12. 1962 Georg Grüll: Burgen und Sitze im Bann- eines edlen Quadermauerwerkes können freilich auch kreise der Herrschaft Schwertberg. die Mauern von Windegg nicht beanspruchen, denn an Zeitschrift Oberösterreich, Jg. 12. Heft 1./2. S. 22-30. so mancher Stelle entspricht das Mauergefüge eher Das Zentrum zur Ausbildung des Schwertberger einer Schichten- als einer Quadermauer. Die 2,10m bis Herrschaftskomplexes bildete nicht Schloss Schwert- 2,30m starken Mauern bestehen verständlicherweise berg, sondern Burg Windegg, die nun schon seit lan- nicht nur aus Quadern sondern aus Quaderfüllmauern, ger Zeit in Trümmern liegt. Mit Gründung dieser Burg das heißt, dass zwischen den zweiseitigen Quaderscha- wurde im Rodungsgebiet zwischen Aist und Naarn ein len der Mauerkern mit Bruchsteinen und Kalkmörtel Mittelpunkt und Schutzraum für die dort bereits ansäs- ausgefüllt ist. sigen Bewohner geschaffen. Im Jahre 1449 gehörten Zum Brennen geeignetes Kalkgestein kommt im zur Burgherrschaft Windegg an die 220 Untertanen- Gneis- und Granitland des Mühlviertels nicht vor, häuser und ein Wildbann, dazu die Erbvogtei über die doch der mächtige Donaustrom wälzt in seinem Ge- drei Güter die zur Pfarrkirche (HL. Apostel Petrus und schiebe solche Steine heran. Also musste der Kalk von Paulus) Tragwein gehörten und die Vogtei über die den Kalköfen entlang der Donau herangeschafft wer- Pfarren Schwertberg und Tragwein. den. So ist es leicht zu verstehen, dass man mit Kalk 13. 1967 Wilhelm Götting – Georg Grüll: am Bauplatz sparsam umging, in erster Linie nur bei Burgen in Oberösterreich. Schriftenreihe der OÖ. Lan- der Quaderschale Kalkmörtel verwendete, daher der desbaudirektion Bd.21. Windegg S. 299-307. Spruch „ Außen hui, innen pfui“. Dieser Band gehört zu den wichtigsten Standardwer- Die zum Teil rostroten Quadersteine von Windegg ken der Burgenkunde Oberösterreichs. stammen von Steinbrüchen in allernächster Umge- bung, dieser hellgrau grobkörnige Granit eignet sich 6
gut als Mauerstein, nur im Laufe von Jahrhunderten 17. 1981 Manfred Grübl: Eine in Handschrift ver- wird dieser Granit rötlich. Der Steinmetz sagt „der fasste Chronik über die Geschichte der Burg Windegg. Stein rostet“. Unterstützt von den Herren Otmar Wandl Chronist, Ausführlich werden die einzelnen Gebäudekomple- Franz Reindl Obmann des Arbeitskreises Windegg, xe wie Bergfried, Palas, Nebengebäude, Keller und Konsulent Dir. Alfred Höllhuber aus Reichenstein und ehemalige Vorburg beschrieben, die ehemalige Torka- der Raiffeisenkasse Schwertberg, 47 Seiten. pelle wurde aber nicht erwähnt aber im Grundriss Plan Mit der Burg Windegg nördlich von Schwertberg be- eingezeichnet. sitzt Oberösterreich wohl das schönste Beispiel einer romanischen Burg mit Buckelquadermauerwerk. Be- 14. 1968 Georg Grüll: Burgen und Schlösser im trachtet man diese Mauern in ihrer „derben Schön- Mühlviertel, Birken Verlag Wien, S. 131. heit“ so möchte man meinen, dass das romanische Auf einer Kuppe nächst der Straße nach Kriech- Kernstück der alten Veste nicht wie andere Herrensitze baum und Tragwein liegt die Ruine Windegg, diese unter Zwang geschaffen wurde, sondern dass die Burg Anlage ursprünglich ganz aus Granitquadern erbaut, Windegg zum Schutze der Bewohner des Regensburger begann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu Besitzes notwenig war und von denen freiwillig, im verfallen. Reste des beiläufig trapezförmigen Baues Zuge der Kolonisation, als starke Fluchtburg erbaut sind aber noch erhalten. wurde. 15. 1976 Norbert Grabherr: Burgen und Schlösser in 18. 1987 Leopold Mayböck –Prof. Alfred Höllhuber Oberösterreich. OÖ. Landesverlag Linz S. 214. Der Markt Schwertberg und die Burg Windegg Auf einer Felskuppe nächst der Straße von Arbeitskreis Windegg im Schwertberger Kulturring, Schwertberg nach Tragwein, steht die Ruine der klei- Geschichtsblätter, Bd. 1. 232 Seiten. nen Burg Windegg. Der Grundriss gleicht einem Kurzer Auszug aus der mit 40 Seiten und 7 Planskiz- Kreissegment, nur der Turm ist vorgekröpft. Das ver- zen versehenen Arbeit von Prof. Alfred Höllhuber über wendete Baumaterial ist in seiner Qualität für das die Baugeschichte der Burg Windegg. Neben allen Mühlviertel einmalig, denn das gesamte Mauerwerk Belangen der Burgenkunde widmete sich der Autor besteht aus exakt behauenen Granitquadern. So stehen auch der ehemaligen Burgkapelle vor dem Tor. denn in Windegg nur noch die Ringmauern und eine Die Torkapelle ein rechteckiger Bau von 7,10m Wand des Turmes, von den an die Ringmauer ange- Länge und 5,90m Breite war an der nordöstlichen bauten Wohn- und Wirtschaftsbauten sind nur noch Schmalseite – nicht ganz symmetrisch – eine runde spärliche Reste vorhanden. Apsis von zwei Fünfteln eines Kreises vorgesetzt. Das Tor wirkt in seiner Während die Mauer der Altarnische nur 0,90m und die Einfachheit bestechend, hofseitige Mauer rd. 0,95m dick war, wurde die ein Rundbogen aus schwe- Schmalseite neben dem Tor auf 1,20m und die Front- ren Quadern mit einer mauer gar auf 1,50m verstärkt. Da nun die letztere Wandstärke von fast zwei wegen der Geländeform nicht weiter gegen den Gra- Metern, in der Wand sind ben gerückt werden konnte, verlor das Kirchenschiff noch Torangeln und die vorne links die an der rechten Seite 0,70 m betragende Löcher für den Torver- Rückversetzung neben dem Triumphbogen, so dass der schlussbalken vorhanden. Altarraum einseitig anschloss. Durch dieses Burgtor ge- Gesondert aufgeführte Romanische Burgkapellen langt man in das ver- die als vor gelagerter Frontbau die dahinter liegende wachsene und verunkrau- Festung (Burg) schützen sollte, findet man selten. tete Innere der Burgruine. Ulrich Stevens schreibt: „Die Schutzbedeutung der Burgtor, Foto L. Mayböck, 1980 Torkapellen ist sicher in der Weise real aufzufassen, dass ein Feind daran gehindert werden sollte, das Tor (Norbert Grabherr: Autor zahlreicher Publikationen und durch das zugängliche zu erstürmen. Eher muss veröffentlichte im Jahre 1975 das Historisch-topo- an eine apotropäische (Unheil abwehrende) Wirkung graphische Handbuch der Wehranlagen und Herrensit- gedacht werden, anstelle einer Kapelle konnten auch in ze Oberösterreichs. Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Nischen aufgestellte Heiligenfiguren wie z. B. Georg für Ur- und Frühgeschichte, Bd. VII-VIII. Wien 1975, und Michael diesen Schutz übernehmen. 228 S. ) (Ulrich Stevens, Burgkapellen im deutschen Sprachraum, 16. 1976 Benno Ulm: Das Mühlviertel. Köln 1978, 540 Seiten) Verlag St. Peter, Salzburg S. 234. Windegg, die Burg liegt auf einem aus dem Tale auf- 19. 1988 Herbert Erich Baumert – Georg Grüll: steigenden Felssporn. Im Grundriss ein verschobenes Burgen und Schlösser in Oberösterreich, Birken Ver- Quadrat. Sie ist in Oberösterreich bemerkenswerter lag Wien, 200 Seiten. einziger romanischer Buckelquaderbau, das Quader- S.175.Windegg – die auf einem aus dem Tal aufstei- mauerwerk wechselt oft zum Schichtenmauerwerk genden Felssporn gelegene kleine ma. Burg umfasste über, Mauerfüllung ohne ausreichende Mörtelbindung. eine umbaute Gesamtfläche von 3.200 m², die Fläche 7
der im Grundriss ein verschobenes Quadrat bildende gerbau im Bereich der heutigen Burganlage. Hauptburg beträgt 1.042 m ². Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass der heutige spätromanische Bau einen älteren, nicht näher fassba- 20. 1990 Oskar Hille: Burgen und Schlösser von O- ren Bau ersetzt hat. Leider können nur wenige Indizien berösterreich, Ennsthaler Verlag 236 Seiten. hierfür angeführt werden. Der im Wesentlichen ein- S.225 Etwa 3 km östlich von Schwertberg liegt auf heitlich durchzogene Neubau, der vor allem durch sein einem sanft abfallenden Hügel die Ruine Windegg. ausgezeichnetes Quadermauerwerk besticht, zeigt an Die Quadermauern der ehemals bischöflich-Regens- seiner n. Front, die steil zum Tal abfällt, einige Abwei- burger Burg war 1680 noch unversehrt, aber die Ge- chungen und Unregelmäßigkeiten. Besonders in dem bäude im Inneren der Burg unbewohnt. kleinen, östlichen Palasraum, der durch die später ein- 21. 1991 Georg Clam Martinic (Graf): Österreichi- gezogene Quermauer vom großen Teil abgetrennt sches Burgenlexikon, Landesverlag, 496 Seiten. wurde, zeigen sich Spuren eines zeitlich differenten S. 266. Windegg – von der ehemaligen Burg (seit dem Bauwerkes…. 18. Jh. Ruine) sind der Bergfried, die Einsteigtür, Die Burgkapelle ist infolge des Quadermauerwerks Turm und Ringmauern und das Tor zur Hauptburg eindeutig zu einer Sekundärbauphase des Neubaus zu erhalten. zählen. Abschließend kann somit auf einen typenmä- ßig nicht einzugliedernden, wahrscheinlich aber eher 22. 1995 Gerhard Reichhalter: Die Burgruine Win- einfachen Burgbau d.V.d. 12. Jhs. geschlossen werden. degg, Gruber Burgblätter Heft 14, Herausgeber Franz Die im Vorfeld angelegte Kapelle ist im Zuge dieses Josef Hampapa, Burg Grub, 3761 Messern, 19 Seiten Neubaus wahrscheinlich in einer Erweiterungsphase 10 Fotos, 1 Baualtersplan und eine Rekonstruktions- vor der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden. zeichnung der Burg Windegg in der ersten Hälfte des Kapitel 9. Die Burgkapelle. 13. Jh. (Herr Gerhard Reichhalter Stadtarchäologe in Im nördlichen Vorfeld der Burg, im einspringenden Wien, ein anerkannter Experte Mittelalterlicher Wehr- Winkel zwischen der Tormauer und Bergfried erstreckt bauten in Österreich, Verfasser zahlreicher Publikatio- sich ein kleines Plateau, das im NO und NW von felsi- nen). Einige Auszüge aus der 10 Kapitel umfassenden gen Abfällen begrenzt wird. Hier liegt ca. 10 Meter Arbeit. Kapitel 1. Einleitung. von der Torfront und ca. 3,4 m vom Turm entfernt, Der Arbeitskreis Windegg. Im Gegensatz zur Mehr- ganz nach N geschoben die Burgkapelle. Ihre Längs- zahl anderer Burgen war Windegg in der jüngsten achse liegt ca. SW-NO, in einem Winkel von 32° Vergangenheit ein besseres Schicksal beschieden. (statt 90° - Osten), also nicht genau geostet. Der bereits Nachdem wegen Baufälligkeit schon Pläne zur Spren- stark verfallene Bau besteht aus einem einfachen Ap- gung vorhanden waren, konnte diese wertvolle Wehr- sidensaal mit 4,95 m innerer Länge (S-Wand) und anlage durch einen tatkräftigen Verein gerettet werden. angenommenen 3,80 m innere Breite. Das ehemalige Im Jahre 1980 konstituierte sich der „Arbeitskreis Außenmaß des Baues ist mit ca. 7,00 m Länge und ca. Windegg“. Seither wird die gefährdete Burganlage in 6 m Breite festzulegen (42 m²). Durch das völlige Feh- mühevoller Arbeit nach und nach gesichert, ergänzt len von Mauerwerk an der NW Seite ist eine exakte und für interessiertes Publikum zugänglich gemacht. Breite nicht mehr feststellbar. So konnten u.a. bereits zahlreiche Bauteile freigelegt Die Mauerstärken des Saales sind: SW-Wand 1,20 werden, die vordem unter ungeheuren Schuttmassen m, SO Wand 0,95 m, Apsidenwand 0,86 m. Die halb- begraben waren. Die aufgefundenen Quadersteine kreisförmige Apside ist an der erhaltenen ö. Ecke au- fanden großteils bei der Aufmauerung des Turmes und ßen 0,74 m, innen 0,64 m eingezogen, Mauerstärke anderer Bauteile Verwendung. Die verschüttete Zister- 0,92 m. ne wurde freigelegt, weitere Arbeiten sind im Laufen Vom gesamten bzw. in Planung. Zahlreiche Kleinfunde, vor allem Mauerwerk der Keramikreste, sollen in einem in Vorbereitung befind- Kapelle ist heute nur lichen Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht mehr ihre SO Hälfte werden. in der Höhe des Erd- Im Namen aller Burgenfreunde sei allen Mitglie- geschosses vorhan- dern des Arbeitskreises größte Anerkennung und den. Weite Teile, ein Dankeschön für diese Tätigkeit ausgesprochen. insbesonders der Kapitel 3. Lage und Anlage der Burg. größte Teil der Die Burg liegt auf einer Seehöhe von 353 m. Der Apside sind infolge im Zwiesel von Windegger Bach und Mayrgraben der Bodenbeschaf- gelegene Burgberg bildet eine felsige Rückfallkuppe, fenheit abgestürzt. die nach NO und O. sehr steil zur Straße Schwertberg- Der Bau ist weit an Tragwein abfällt. Die S. und W. Seite fallen weniger den n. Abfall, sogar steil ab, gegen NW ist der Hügel durch nur wenig tiefe in den abfallenden Einsattelung mit dem Hinterland verbunden. Felsenhang gestellt. Kapitel 4. Feststellung zu einem ehemaligen Vorgän- Die Apside 1980, Foto L. Mayböck 8
Als Fundament der Apside waren tiefe Substrukti- onen nötig, die noch teilweise erhalten sind. Mauerbettungen Foto M. J. Grübl Die ehemalige NW- Wand der Kapelle fehlt völlig. Von der Apside sind geringe Steinsetzungen ihrer n. Teile tief im Hang sichtbar. Die Lage der Kapelle im Vorfeld der Hochburg, isoliert außerhalb des Beringes wirft einige Fragen Die Burg Windegg um 1200 (Rekonstruktionsversuch) von Leopold Mayböck bzw. Probleme auf. Sie ist derart situiert, dass zwi- schen ihr und Bergfried ein Raum von 3,40 m für den 23. 2003 Dehio-Oberösterreich-Mühlviertel: Torweg verbleibt. Ob der Bau von Beginn an mit der Herausgeber dieses Handbuches der Kunstdenkmäler Hochburg baulich verbunden war, ist nicht nachzuwei- das Bundesdenkmalamt, Verlag Berger. Horn/Wien, sen, eher aber unwahrscheinlich. Die Lage der Kapelle 1058 Seiten. S 863-865 Burgruine Windegg. am Torweg lässt also Schutzfunktion für Weg und Tor Unter den Personen die bei der einzelnen Bearbeitung vermuten. Man erhoffte sich durch so einen geweihten der Objekte Hilfe leisteten, auch Leopold Mayböck Kapellenbau den Schirm und Schutz Gottes, wenn von aus Schwertberg. außen eine Bedrohung sich ankündigte. Baugeschichte: Erbaut 12./1.D.13.Jh. mit späteren Umbauten, 1594 noch unter den Verteidigungs- und Fluchtburgen des Machlandviertels. Im Laufe des 17. und 18. Jhs. nur noch als Getreidespeicher und Woh- nung der herrschaftlichen Jäger und armer Leute in Verwendung. Verfall ab dem 3.Viertel des 18. JHs. seit 1980 Restaurierung und teilweisen Wiederaufbau. Bemerkenswert ist die kleine romanische Anlage aus Quadermauerwerk bezüglich des NW-seitig angebau- ten Bergfried und den spärlichen Resten der nördlichen Vorburg. Auch die aus Quadermauerresten bestehende romanischen Kapelle, ein ehemaliger kleiner längs- Rekonstruktionsversuch der Burg Windegg 1. H .d.13.Jhs. rechteckiger Saalbau mit Halbrund Apsis. Gerhard Reichhalter 24. 2010 Mag. Dr. Thomas Kühtreiber: Burgenbau in Oberösterreich, Forum OÖ. Geschichte. Archäolo- gie am Institut für Mittelalterliche Realienkunde in Krems, Internationaler Burgenfachmann verweist in seinen Arbeiten auch auf die Burgruine Windegg, (hat bislang auch zweimal einen Vortrag in Windegg ab- gehalten). 25. 2011 Dipl. Ing. Patrik Schicht: Buckelquader in Österreich. Mittelalterliches Mauerwerk als Bedeu- tungsträger. Michael Imhof Verlag, 224 Seiten. Auf Seite 90-91 Burgruine Windegg. Kunsthistorisch bemerkenswert ist das Burgtor, dessen äußerer Rundbogen aus perfekt gearbeiteten Keilsteinen gefügt ist, innen wird die Mauernische scheitrecht überfangen. Das Mauerwerk besteht allge- mein aus großformatigen Granitquadern, die im Be- reich der geplanten Gebäude bzw. im Turminneren grob blockhaft zugerichtet sind. Am Bergfried finden sich an drei Kanten Ketten von Buckelquader. Die Bosse sind durch groben Randschlag sorgfältig isoliert, teilweise zeigen sie steile Anläufe zu Polstern. Die Burgruine Windegg, Grundriss, Gerhard Reichhalter Kanten sind jeweils geflächt, die Bossen gestockt. Die 1991-1994 breiten Randschläge passen bemerkenswert gut zu 9
regionalen antiken Gegenstücken im Großraum des zweimal die „Capella in Windeck“ und Capella römischen Lauriacum / Enns. In einer weiteren Bau- castri in Winndeckh erwähnt. phase wurde eine winzige Vorburg mit spätromani- (Rudolf Zinnhobler: die Passauer Bistumsmatrikeln Bd.2. scher Burgkapelle vorgelagert. 1972. S. 62) Einige Daten über die ehemalige Burgkapelle 1506 wurde die Burgkapelle in Windegg wiederum Windegg von Leopold Josef Mayböck erwähnt. Inhaber der Regensburger Lehensfeste war damals Bernhard von Schärffenberg, verwaltet wurde Leider gibt es bis dato nur spärliche Nachrichten über die Burg vom Pfleger Jörg der Seebacher. Es gab kei- die ehemalige romanische Torkapelle von Windegg. nen eigenen Burgkaplan, die Kapelle wurde damals Sie dürfte in der zweiten Erweiterungsphase im ersten vom jeweiligen Pfarrer von Schwertberg und dem Drittel des 13. Jhs. errichtet worden sein. In einer Zeit Vikar der Pfarre Trag(w)ein geistlich betreut. Als wo der Edelfreie Regensburger Domvogt Otto V. von Benefiziat wurde die zum Edthof gehörige Hofstatt in Lengenbach (1185-1236) Lehensinhaber der Burgherr- der Nähe des Dorfes Winden erwähnt, später wurde schaft Windegg war, da er viele Burgen besaß ließ er dieses Bauernhaus als Pasthub bezeichnet. die damals nicht unbedeutende Feste Windegg von Die Burgkapelle dürfte im 16. und zu Beginn des einer Burggrafenfamilie verwalten, die sich von Win- 17. Jahrhunderts noch benützt worden sein. Aber unter degg nannten. der Herrschaft der Freiherren von Tschernembl (1557- Der Lengenbacher war auch Inhaber von Burg 1620) nicht mehr als katholische sondern als protestan- Spilberg, zudem in der Riedmark und im Traunviertel tische Kapelle. Auch den Pfarrkirchen von Schwert- begütert war, hielt sich häufig im Lande ob der Enns berg und Trag(w)ein mit Filiale Allerheiligen stand auf, wo er auch als oberster Richter mehrmals auf- ein protestantischer Pastor vor. In Schwertberg war scheint. Er war durchaus auch finanziell in der Lage dies Niklas Fabrif und in Tragwein von 1584-1609 einen, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechenden, Pastor Georg Rosenschön. In den Jahren 1609 bis 1610 repräsentativen Neubau und späteren Zubau in Win- blieb die Pfarre Tragwein unbesetzt, erst zwischen degg vornehmen zu lassen. 1610 und 1616 betreute der Hagenberger lutherische Die Ambititonen und Bestrebungen des Lengenba- Hofprediger Christoph Gilbert de Spaignan diese Pfar- chers, der über ausgezeichnete Kontakte zum Staufer re und somit auch die Windegger Burgkapelle. Kaiser Friedrich II. besaß, gingen in die Richtung für Die Burgkapelle zu Windegg als Taufkapelle: seine Besitzungen die Reichsunmittelbarkeit zu erlan- Das Taufbuch der Pfarre Tragwein berichtet, dass 1610 gen. Was ihm aber die erbitterte Gegnerschaft des neun Kinder die zur Pfarre gehörten nicht in Tragwein Österreichischen Herzog Friedrich II. dem Streitbaren getauft wurden, sondern in der Burgkapelle zu Win- einbrachte. In den Jahren 1233-36 kam es zu militäri- degg, zwei Kinder noch im Jänner 1611. schen Auseinandersetzungen, wobei auch Gebiete 1611 26.Jänner: Mathias ein Sohn des Ehepaares Hans innerhalb des Regensburger Lusses verwüstet wurden und Margaretha Raab aus der Gschwendt bei Allerhei- und Otto V. einen gewaltsamen Tod fand. ligen wurde in der Schlosskapelle zu Windegg getauft. Es könnte durchaus möglich sein, dass in der Zeit Taufzeuge: Mathias Kramer Bürger und Zechmeister um 1230 die Torkapelle errichtet wurde, als zusätzli- des Gotteshauses Tragwein. cher Schutzbau vor dem Burgtor der Feste Windegg. 1611 28. Jänner: Um 14 Uhr nachmittags wurde in der Leider gibt es über das Patrozinium keine Überliefe- Schlosskapelle Windegg die kleine Barbara getauft, sie rung, nur eine kleine Randnotiz im Nachlass Strnadt, war die Tochter des Hans Zauner und seiner Frau Bar- der den Hl. Georg (23. April, Märtyrer und Nothelfer) bara die vom Stanger Gut auf der Hochwart (Haar- ein beliebter Ritterheiliger, als möglichen Schutzheili- land) abstammte. gen annimmt. Vorübergehend wurde die alte Burgkapelle von Win- Die Torkapelle war nicht degg vom Schwertberger Pastor als Taufkapelle ver- besonders groß, die wendet, damals betreute der Schwertberger Pastor Ausmaße betrugen: Niklas Fabrif vorübergehend die Pfarre Tragwein. Außen ca. 9 m lang, 6 m Vermutlich wollte er sich den Weg nach Tragwein breit, die Apsis besaß eine sparen, wählte daher die alte Kapelle in Windegg für Breite von 3,80 m. Innen diese Handlung und führte dort das Sakrament der mit Apsis ca. 6,10 m Taufe durch. Länge, 3,8m Breite, die Im Jahre 1621 bis 1623 betreute erstmals wieder ein Apsis war 1,80 m breit, katholischer Pfarrer Christoph Moriz Starck zugleich ergibt einen Kapellenraum die beiden Pfarren Schwertberg und Tragwein. In den von ca. 21,5 m². späteren Urbaren der Grundherrschaft Schwertberg/ Zeichnung der Kapelle, Reichhalter 1991 Windegg scheint die Kapelle in Windegg nicht mehr 1410 gelangten die Herren von Wallsee in den Besitz auf, sie dürfte ihre Funktion verloren haben. der Regensburger Burg Windegg und besaßen diese Kurzer Steckbrief über die Geschichte der Burg- bis zu ihrem Aussterben 1483. In dieser Zeit wurde kapellen: 10
Die Kapellen im allgemeinen und die Burgkapellen bei Gefahr die notwendige Kraft verleihen, die bei im besonderen sind seit jeher Stiefkinder der kunsthis- Bedarf nötig war, äußere Feinde abzuwehren. torischen Forschung. Die Kenntnis über sie würde Otto Piper schreibt über die Kapellen: Zu den alten einen tieferen Einblick in die Frömmigkeit des mittel- Ritterpflichten gehörte ein fleißiges Bezeigen der alterlichen Rittertums gewähren. Frömmigkeit, Beten, Beichten, Messe hören, u. a. Na- Im Unteren Mühlviertel gehören die Reste der hezu jede vollständige Burg besaß eine Burgkapelle Burgkapelle von Windegg zweifelsfrei zu den ältesten oder einen sakralen Raum. Die an verschiedenen Orten sakralen Bauwerken die noch aus romanischer Zeit errichtet wurden, am häufigsten bevorzugte man die so stammen. Freistehende oder angebaute Kapellen aus genannten Hauskapellen im Palas, manchmal wurde dieser Zeit gab es noch. die Burgkapelle als selbständiger Bau außerhalb des Arbing 1137, ursprünglich freistehende ehemalige bering errichtet. romanische Burgkapelle, einige Zeit als Taufkapelle Die bauliche Ausstattung einer Kapelle bestand in der der Pfarre Naarn genützt, später zur Pfarrkirche umge- Regel aus Wandmalereien, aufgemalten Weihekreu- baut, Johannes dem Täufer geweiht. zen, Altarnische, einen kleinen Altar, Altarstein, Sak- Marbach-Schloss 1145,(Capella Simonis et Juda), ramentshäuschen, ausgesparte Wandnischen für sakra- wurde aber 1686-1689 abgerissen und neu an der süd- le Gerätschaften, Kruzifixe, Sitzgelegenheiten, Gebets- östlichen Ecke des Schlosses errichtet. stuhl, einen Eingang, ein oder mehrere Fenster, auch Burg Spilberg, Capella in Castro Spilberg. kleine Glocken kamen vor. eine ursprünglich romanische Burgkapelle die an der (Otto Piper: Burgenkunde, Verlag Weidlich 1967, Nach- Westmauer des Bering errichtet wurde, noch drei druck von 1912, S. 531) Trichterfenster vorhanden. (Ein Glockenfragment wurde vom Autor L. Mayböck 1348 wurde ein im Jahre 1984 in der Burgruine Mitterberg, bei Perg- Otto von Spilberg kirchen, Gemeinde Perg, geborgen. Dieser äußerst als Burgpfarrer seltene Fund besteht aus hellgrauen, feinen Guss, ist erwähnt.1490 unter kelchformähnlich ca. 18 cm breit und ebenso hoch. den Scherffenberg Inv. Nr. 15 f. Fundschicht I. ist im Heimathaus, Stadt- im Stile der Spät- museum Perg ausgestellt.) gotik umgebaut, und eine Gruft er- richtet. Maßstab 1 : 3 Spilberg, 1987, Foto L. Mayböck Literatur: OÖ. Kulturzeitschrift Jg. 12, Heft 1./2. 1962, S. 22. Zinnhobler-Bistumsmatrikeln Bd. 2. S. 62. Dehio Mühl- viertel 2003. Ulm. Ulrich Stevens schreibt: Eine Burg ist eine mittelalter- liche Architekturform in der gleichzeitig Wehrwille Zeichnung Glockenfragment Mitterberg von L. Mayböck und Wohnabsicht des Besitzers oder der Besitzergrup- Erich Lehner – Burgkapellen in Niederösterreich: pe verkörpert wird. Zur Erfüllung dieser Aufgaben (Diss. Techn .Univ. Wien 1985, 590 Seiten) stehen drei verschiedene Architekturelemente zur Ver- Burgkapellen gehören zu den mittelalterlichen Klein- fügung. Erstens: für Verteidigung Mauern, Wehrgän- sakralbauten, meist mit einer schlichten architektoni- ge und Turm. Zweitens: zum Wohnen Haus (Palas) schen Gestaltung und klaren räumlichen Aufbau. Für diverse Nebengebäude. Drittens: zum Schutz und Schmuck und Ausgestaltungsbedürfnisse war nur we- geistlichen Beistand: die Kapelle, diese unterschieden nig Raum vorhanden. In der Romanik gab es fast aus- sich wiederum in sechs Typen: schließlich den Typ des Langhauses mit eingezogener 1. Torkapelle, 2. Turmkapelle, 3. Hauskapelle inner- Halbkreisapsis, eher selten ein Rechteckchor. Die halb des Palas-Komplexes, 4. Kapelle als Zentral- meisten dieser alten Kapellen besaßen noch eine Holz- oder Longitudinalbau innerhalb der Burg, frei oder in decke, der Eingang wurde meist praktisch angelegt, die Verbindung mit dem Palas, 5. Doppelkapelle, 6. frei- Trichterfenster gaben meist nur spärliches Licht. Die stehende Kapelle. eher spärliche Einrichtung wurde durch Fresken an den Eine Burgkapelle stellt in der Regel auch einen Wänden, Seko Malereien, Weihekreuze u. a. ergänzt, Repräsentationsbau dar, würde diese nur zur Abhal- Bilder sprachliche Darstellung von biblischen Szenen tung von Gottesdiensten und als Andachts- und Ge- waren damals sehr beliebt. In der Romanik spielte, um betsstätte dienen, genüge eine Tragealtar. Besonders die symbolisch göttliche Wehrkraft zu erhalten, der Burgkapellen die am Zugang einer Burg stehen sollen Bau einer Kapelle vor dem Burgtor eine wesentliche einen monumentalen Ausdruck verleihen, zudem auf Rolle. die Hauptaufgabe einer Burgkapelle bestand in die Macht und den Herrschaftsanspruch des Inhabers der kirchlich religiösen Versorgung der Burgbewoh- hinweisen, ebenso die göttliche Legitimierung erwir- ner. Bereits im 7. Jahrhundert wurde dem Adel gestat- ken. Der Schutzpatron sollte den Bewohnern der Burg tet auf dem Lande Oratorien zu haben, in welchen 11
Messen gefeiert werden konnten, allerdings mit Ein- 4. Reichenstein – Burgruine, Gde. Tragwein, Burgka- schränkungen, da ja meist keine Pfarrrechte bestanden. pelle beim ehemaligen Tor, Frühgotik, Hl. Nikolaus, Der Großteil der Burgkapellen entstand in der Zeit 15. Jh. Capella in Reyhenstein“ spätere Umbauten und des Spätmittelalters. Viele noch aus der Romanik 1567 Aufstockung, Sel. Jungfrau Maria um-benannt, stammende, wurden großteils dem Zeitgeschmack der von 1785-1816 Lokalpfarre, danach Filialkirche der Gotik nach umgestaltet, Gewölbe, Konsolen, Rippen Pfarre Pregarten. u.a. In jeder größeren Burg gab es einen sakralen Im Reichensteiner Urbar von 1559 werden auch die Raum, der Typ Hauskapelle wurde immer beliebter. „Stifts Gueter zum Schloß Reichenstain zu der Capel- Auch schon damals war der Burgenbau und die Er- len daselbst“ genannt. richtung einer Burgkapelle genehmigungspflichtig, der Neun Untertanengüter mussten Abgaben an die Bauherr musste beim zuständigen Bistum (Passau) und Schlosskapelle leisten: beim jeweiligen Pfarrer um eine Bewilligung ansu- In der Tragweiner Pfarre: Der Gatterer und Schicken chen. Besonders die Bestellung eines eigenen Burg- am Aschberg u. der Steinbruckmüller an der Waldaist. kaplan bedurfte einer Sondergenehmigung, zudem In der Gutauer Pfarre: Der Gaisrucker und der Gabriel musste die Erhaltung des Burgpfaffen gewährleistet Tischler vom Hof. werden. Da der Pfarrer in dessen Pfarrbereich die Ka- In der Wartberger Pfarre: Wolfgang am Manchberg, pelle lag, auch mit zukünftigen Einbußen an Einnah- Steffan am Feld und der Paul am Meitschenhof. men rechnen musste. Da ja in Zukunft gewisse liturgi- In der Neumarkter Pfarre: Michael Baumgartner von sche Handlungen wie Hochzeiten, Taufen und Toten- seinem Gut. messen aber auch normale Gottesdienste, Bet- und „Summa aller unser Frauen Dienste im Amt Reichen- Gedenktage in der Burgkapelle abgehalten wurden, stein, samt den Stifts Unterthannen so zu der Capeln entgingen dem Pfarrer die Stola Gebühren und sonsti- im Schloss gehörn samt d. Weihnachts Ehrung thuet.“ ge Spenden. In der Burgkapelle durften nur Angehöri- Gelddienst: 37 Gulden, 3 Schilling 13 Pfennige. ge der Besitzer Familie, Pfleger, Jäger, Bedienstete Naturaldienst: 5 Mut, 9 Metzen, 2 Viertel Metzen und Personen des Meierhofes, Taverne, Hausmühle Korn; 6 Mut, 22 Metzen Hafer; 4 Herbsthähne; 8 Hüh- u.a. bei den jeweiligen Abhaltungen von religiösen ner; 1 Käse und 140 Stück Eier. Zeremonien teilnehmen, alle die innerhalb des Herr- (OÖLA. Urb. Reichenstein 1559, Archiv Starhemberg schaftlichen Dominikalbereiches lebten. Deshalb war Hs.139.) es üblich, dass der Pfarrer für die in Zukunft entgange- nen Einkünfte von den Burgherren entschädigt werden musste. Im Bezirk Freistadt sind sieben Burg- und Schlosskapellen erwähnt und noch heute ganz oder teilweise erhalten: 1. Freistadt Stadt, in der Landesfürstlichen Burg über dem Tor eine Kapelle. Zwei kreuzrippengewölbte Jo- chen, 5/8 Schluss, gewölbter Altarraum 14. Jh. oben: Reichenstein um 1920, Zeichnung Karl Radler. 2. Ruttenstein – Burgruine rechts: Kapelle Reichenstein Gemeinde Pierbach. Foto L. Mayböck, 1987 Reste der Kapelle an der 5. Hagenberg – Schloss, Gde. Hagenberg, ehemalige Ringmauer, Ende 13. Jh. Burgkapelle wurde um 1600 in ein protestantisches 1 jochig mit 5/8 Schluss, Bethaus umgewandelt, seit 1785 Pfarrkirche. ehemaliges Kreuzrippenge- (Dehio S. 120) wölbe auf unterschiedlich 6. Weinberg – Schloss, Gde. Kefermarkt, „Capella geformten Konsolen. castri in Weinberg“ 15. Jahrhundert, 1489 Stiftung einer Kaplanstelle. 1635 neue Kapelle im nördlichen oben: Ruttenstein Kapelle, Halbkreisturm erbaut. (Dehio S. 344) Foto L. Mayböck 1987 7. Zellhof – Schloss, Gde. Bad Zell, freistehende Schlosskapelle 1618 errichtet, nur mehr Reste erhalten. 3. Prandegg – Burgruine (Dehio S. 81) Gemeinde Schönau. Reste der ehemaligen Hauska- Im Bezirk Perg sind elf Burg- Schlosskapellen pelle in der hinteren Altburg, erwähnt: Obergeschoß, rechteckiger 1. Greinburg, Gde. Stadt Grein, Renaissance Kapelle Raum, Hornkonsole mit Rip- im Südwestturm, Netzgewölbe um 1625, 1jochig mit penansätzen, 14. Jh. 5/8 Schluss und hoher Stichkappentonne, frühbarocker rechts: Prandegg, Konsole in der Stuck. (Dehio S. 224) Kapelle, Foto L. Mayböck 1997 2. Kreuzen ehemalige Doppelburg, Ruine, 12
Gemeinde Bad Kreuzen, im 14. Jh.„Duae capella in brunn segnen, zu Maria Lichtmess Kerzen segnen, zu castro Creuzing“ die St. Blasius Salz, am Palmsonntag, am Aschermittwoch zwei Kapellen werden und zu Ostern ebenfalls einen Segen erteilen, Taufen 1690 noch genannt, im und Trauungen vornehmen. Nicht erlaubt war dem 19. Jh. bei einer weite- Kaplan die Beichte abzunehmen, sowie die Spende der ren Demolierung der Sterbesakramente und das Recht ein Begräbnis abzu- Burg werden auch die halten, dies oblag weiterhin beim jeweiligen Pfarrer Kapellen abgetragen. von St. Thomas. Als Entschädigung gab der Burkhard (Zinnhobler - der Gneusser dem Kloster Waldhausen zwei freieigene Bistumsmatrikeln S. 6) Lehen zu Heutal in der Pfarre Laa an der Thaya. Zeichnung der Burg Kreuzen, 1850 (OÖUB. 7. S. 633 n. 620) 3. Klam – Schloss, Gde. Klam, die ältere Kapelle im 1384 verkaufte ein Hanns Gneusser die freieigene Palas wurde 1360 erwähnt, 1416 Capella S. Helena Feste Saxenegg an den Österreichischen Herzog Alb- castri in Chlam, flache Balkendecke, Altarnische, recht III. und wurde einige Jahre später als Pfandherr- Fresken um 1380. schaft auf Zeit ausgegeben. In den Hussitenkriegen Um 1491 wurde wurde die Burg belagert und so stark beschädigt, dass eine neue größere die damaligen Inhaber Zelkinger auf Weinberg die spätgotische Ka- Burg aufgaben und mit landesfürstlicher Genehmigung pelle zum Hl. 1438 großteils abbrechen ließen. „die vest Sechsenekg Kreuz errichtet. die etwas pawfellig ist als wir vernemen abzeprechen (Burg Clam – und zuvernichten darczu ihm unser leut helfen sullen.“ Georg Clam, 1992 Im Jahre 1473 übertrug Christoph von Zelking die S. 13) Messestiftung von der ehemaligen Burgkapelle Saxe- Schloss Klam um 1820, OÖ. Landesmuseum negg auf die neu errichtete Kirche in Kefermarkt. Über Aquarell Ernst Welker die Freiherren von Prüschenk kam 1525 die Witwe Anna von Prag auf Windhaag in den Besitz der „pro- 4. Klingenberg – Burgruine chen vessten Sächsenegkh“. Der Gutsbestand gehört Gemeinde St. Thomas seit 1782 zum Linzer Domkapitel. Als im Jahre 1848 Im 16. Jh. eine die Grundherrschaf- Hauskapelle im Palas ten aufgehoben erwähnt. wurden, feierten die Bürger aus Münz- Klingenberg im 18. Jh. bach und Bauern aus Federzeichnung der Umgebung am Fuße der Ruine Sa- 5. Saxenegg – Burgruine, Gde. St. Thomas, im Jahre xenegg am so genan- 1354 wurde vom Ritter Burkhard dem Gneusser mit nten Tanzanger ein dem Umbau und Vergrößerung der damals noch frei- großes Freiheitsfest. eigenen Burg Saxenegg begonnen. Nach einer Bauzeit Saxenegg 1664, Stich Clemens Beutler von vier Jahren waren die Arbeiten abgeschlossen, auch eine Burgkapelle deren Standort heute nicht mehr 6. Innernstein – Schloss, Gemeinde Münzbach einwandfrei nachgewiesen werden kann, wurde errich- Hauskapelle, ein tet. Die nötige Erlaubnis dazu gewährte der Passauer rechteckiger Raum Bischof Gottfried und das Kloster Waldhausen wel- mit historischer Glie- ches Inhaber der Pfarre St. Thomas war. derung aus Holzele- Leopold J. Mayböck: Geschichte der Burgherrschaft menten 19. Jh. Saxenegg, 85 Seiten Manuskript 2006) (Dehio S. 461) Da Burkhard der Gneusser und seine Frau Anna geb. Schloss Innernstein Prüschenk die Burg Saxenegg ständig bewohnten, Foto L .Mayböck 2000 ersuchte er den Passauer Bischof und das Kloster Waldhausen um Erlaubnis einen Burgkaplan anstellen 7. Windhaag – Ruine, Gde. Windhaag bei Perg. zu dürfen. Am 24. März 1359 bestätigte der Passauer In der alten Burg soll sich bereits eine Hauskapelle Bischof Gottfried den Vergleich den der Gneusser mit befunden haben. Im Jahre 1512 ließ Freiherr Laßla von den Waldhausnern geschlossen hatte. Er durfte in sei- Prag vor der Burg eine freistehende Kapelle zum Hl. nem Hause Saxenegg einen ewigen Burgkaplan haben, Petrus erbauen. 1524 erfolgte eine Erneuerung und die auch seine Nachfolger. Dieser durfte jederzeit in der Witwe Anna von Prag stellte einen eigenen Schloss- Kapelle eine Messe für die Burgbewohner, Hausgesin- kaplan ein, der die Bewohner der Burg, des Meierho- de und Meierhofleut lesen, alle Sonntag den Weih- fes und die sonstigen Bewohner um die Burg betreuen 13
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