1 /2019 Österreichisch-Japanische Gesellschaft

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1 /2019 Österreichisch-Japanische Gesellschaft
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                    INHALT
    C OVERFOTO : S HIZUKA G OZEN ............................. 1
                                                                     JAHRESBRIEF DES PRÄSIDENTEN
    I NHALT + I MPRESSUM ..................................... 2                             Wien, am 1. Jänner 2019
    J AHRESBRIEF DES P RÄSIDENTEN .......................... 3
    S CHÜLERAUSTAUSCH F UCHŪ – H ERNALS 2018 ........ 4
    O RDENSVERLEIHUNG AN D R . D IETHARD L EOPOLD ...... 6
    B ŌNENKAI 2018 ............................................ 8
    O TAKU H EAVEN ............................................. 9
    150 J AHRE DIPLOMATISCHE B EZIEHUNGEN ........... 10
    J APAN UND DIE S AMURAI T EIL 2/4 ..................... 14                                                   Werte Mitglieder der
    W O IST Ö STERREICH IN J APAN VERSTECKT .............. 18                                                    Österreichisch-Japanischen
    D IE W IENER S ÄNGERKNABEN UND J APAN .............. 22                                                      Gesellschaft, liebe Freundinnen
    N OBLER G LANZ UND EDLES D ESIGN ..................... 24                                                    und Freunde Japans!
    S AMURAI M ANAGER ....................................... 28
    V EREINE ALS M ITGLIEDER ................................ 30
    I NSERATE UND W ORTANZEIGE ( N ) ....................... 31                                                            Dr. Diethard Leopold
    B EITRITTSERKLÄRUNG ..................................... 32

                                                                     W
                                                                               ieder ist ein Jahr vergangen,     sollen. Ich hoffe, viele von Ihnen sind mit
                                                                               und ich hoffe, Sie hatten         dabei!
                                                                               ruhige und schlöne Festtage
                                                                     sowie einen guten Jahresbeginn!             Ich halte mich daher heuer ausnahms-
    IMPRESSUM
                                                                                                                 weise nicht mit einem Rückblick auf das
    Eigentümer, Herausgeber
                                                                                  Yoi Otoshi wo!
    und für den Inhalt verantwortlich:
                                                                                                                 abgelaufene Jahr 2018 auf, sondern
    Österreichisch-Japanische Gesellschaft                           Dieses Jahr, 2019, ist das 150. Jubiläum    möchte einfach auf einige Veranstaltun-
    Graphik und Layout:                                              der feundschaftlichen Beziehungen           gen hinweisen. Die folgende Liste ist
    Georg Schneider, ÖJG
                                                                     zwischen Japan und Österreich. Die ÖJG      daher eine Auswahl. Wir werden Sie
    Druck:                                                           – in Kooperation mit der Japanischen        natürlich per Email (und in besonderen
    online Druck GmbH
    Brown-Boveri-Str. 8, 2351 Wr. Neudorf                            Botschaft und dem Japanischen Kultur-       Fällen natürlich auch per Post) regel-
    Redaktion dieser Ausgabe:                                        und Informationszentrum – plant oder        mäßig über die laufenden Ereignisse
    Dr. Elisabeth Noisser
                                                                     ko-organisiert daher besonders viele        informieren. Bitte schauen Sie auch auf
    Beiträge von:                                                    Events, die dieses schöne Jahr feiern       unsere Homepage: www.oejg.org
    Dr. Tina Breckwoldt, Simone Fuchslueger,
    Dorit Illini-Ganster, Dr. Susanne Krejsa-
    MacManus, Dr. Diethard Leopold, Dr. Reinhard
    Lindner, MBA, Dr. Evelyn Miksch, Georg
    Schneider, Reinhard K. Schneider, Dr. Matthias
    Pfaffenbichler.                                                                               Termine
    Büro der ÖJG
    A-1040 Wien, Floragasse 7                                                          Winter und Frühjahr 2019
    Tel. + Fax: +43-1-504 05 45
    E-mail: office@oejg.org
    Web: www.oejg.org                                                   entnehmen Sie bitte der HP der Gesellschaft auf www.oejg.org
    Sekretariatszeiten: Mo. und Mi. 14-17 Uhr

    Coverfoto: Tänzerin Shizuka Gozen mit
    Schwert und Tanzfächer
                                                                      Redaktionelles:
                                                                      Liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Beiträge für die Zeitschrift, bitten Sie aber
                                                                      den jeweiligen Redaktionsschluss der drei Ausgaben im Jahr einzuhalten!

                                                                      Ausgabe 2-2019 (Juni 2019), Redaktionsschluss: 17.5.2019
                                                                      Ausgabe 3-2019 (Oktober 2019), Redaktionsschluss: 27.9.2019
                                                                      Ausgabe 1-2020 (Jänner 2020), Redaktionsschluss: 14.12.2019

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1 /2019 Österreichisch-Japanische Gesellschaft
Bōnenkai 2018                                                                                                                          1/19

30. Jänner:                                   Jubiläumskunstobjekts im Kirschenhain /              26. September:
„Robotics“ im Japanischen Kulturzen-          Floridsdorf                                          Eröffnung der zeitgenössischen Kunstaus-
trum am Schottenring                                                                               stellung Japan Unlimited im frei_raum
                                              Ende April:                                          Q21 / MQ
7. März:                                      Geistergeschichten aus Japan – Lesung
Heringsschmaus                                mit Judith Brandner im Storchenhaus                  Anfang Oktober:
                                              Raiding / Burgenland                                 1 Woche lang JAPANNUAL, das Film-
10. März :                                                                                         festival des japanischen Films im Film-
KIZUNA Gala-Konzert im Ehrbarsaal,                                                                 casino, 1050 Wien
Prayner Konservatorium                        Mai/Juni:
                                              Liederabend mit dem Ehepaar Hirano                   26. Oktober:
11. bis 17. März:                             (Bassbariton und Piano) in der Klimt-Villa           Tag der Offenen Tür unter dem Zeichen
Japan-Woche mit diversen Workshops                                                                 „Japan“ und Eröffnung der Ausstellung
und Präsentationen, veranstaltet von der      Ende Juni:                                           Kuniyoshi – Witz und Widerstand im Ukiyo-e
Firma AUSTRINOK (Ort noch nicht fixiert)      Lesung von Masumi Schmidt-Muraki:                    im MAK Wien
                                              Die Gräfin kam aus Tokio – Mitsuko
29. März:                                     Coudenhove-Kalergi
                                                                                                   Sollte sich Ihre E-Mail-Adresse geändert haben,
Ball der Wiener Sängerknaben mit dem
                                                                                                   bitten wir Sie, diese an unser Sekretariat -
Thema Japan im MuTh                           5. oder 6. Juli:
                                              Sommerfest im Weltmuseum                             per E-Mail: office@oejg.org zu senden oder
4. April:                                                                                          telefonisch unter 01-504 05 45 - mitzuteilen.
Eröffnung der Ausstellung der Kunst-          6. August:
schätze der Hosokawa Daimyō-Familie           Symposium zu Hiroshima und Atom-                     Die finanzielle Grundlage unserer
im Weltmuseum: Dichterliebe – die             kernkraft in der Bezirksvorstehung                   Gesellschaft sind Ihre Mitgliedsbeiträge.
Sammlung Hosokawa                             Ottakring
                                                                                                   Da wir dieses Jahr ein besonders
4. bis 6. April:                              20. und 21. September:                               anspruchsvolles Programm bieten, bitten
Noh-Theater-Workshop mit Haruhisa             Noh-Theater-Aufführungen der Gruppe                  wir Sie den Beitrag möglichst bald auf
Kawamura Sensei aus Kyoto im Tanz-            Te s s e n - k a i a u s Ao y a m a / To k y o i m   unser Vereinskonto einzuzahlen.
quartier im MQ                                ODEON-Theater
                                                                                                   Mit den besten Grüßen,
7. April:
                                              6. September
Noh-Tanz- und Gesangsperformance im
                                              Nagauta - Shamisen Konzert im Brahms-Saal
Wienerberg-Kyudojo, Eibesbrunnerg. 13,
                                              des Wiener Musikvereins
1100 Wien,
                                                                                                                                            Ihr
24. (oder bei Schlechwetter: 25.) April:      Mitte September:                                                             Dr. Diethard Leopold
Kirschenhainfest und Einweihung des           Sommerfest in der Japanischen Schule                                                  Präsident der
                                                                                                          Österreichisch-Japanischen Gesellschaft

                                            Neue Mitglieder
     Die Österreichisch-Japanische Gesellschaft heißt die in letzter Zeit
         beigetretenen neuen Mitglieder herzlich willkommen:
    Privatmitglieder                       Wir dürfen in eigener Sache die ÖJG-Anstecknadel
                                           beziehungsweise den ÖJG-Knopflochstecker (siehe
    Herr Przemyslaw Delfin                 Bild) bewerben. Sie können eines dieser schicken
    Frau Susanne Delfin                    "Zugehörigkeitssymbole" für 5 EUR (inkl. Porto und
                                           Versand) in unserem Sekretariat beziehen: Bitte um
    Frau Asako Fellner                     Bestellung per E-Mail (office@oejg.org) oder Tel/Fax:
    Herr Till Fellner                      +43/1/504 05 45 (während unserer Büro-Öffnungszeiten:
    Frau Klara Fuchs                       Montag und Mittwoch von 14 bis 17 Uhr). Nach Einlan-
                                           gen des überwiesenen Betrages wird Ihnen das gewünschte Abzeichen
    Herr Peter Holl                        zugeschickt. Bitte definieren Sie im Bereich Zusatztext Ihrer Überweisung ob Sie
    Frau Noriko Kawamura                   eine Anstecknadel oder einen Knopflochstecker wünschen.

                                                                                                                                                3
1 /2019 Österreichisch-Japanische Gesellschaft
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„Ich würde definitiv jedem Jugendlichen, der halbwegs hitzere-
                                                                     Wiener Jugendliche
sistent ist, diese Reise … empfehlen, es ist wahrlich eine einzig-
artige Erfahrung, die man als gewöhnlicher Tourist nicht machen
kann. Ich werde die Erinnerung an diese zehn Tage als eine der
besten meines Lebens für immer in meinem Herzen bewahren.
Vielen Dank an meine unglaublich liebe Familie, die Sakurais, die
                                                                           zu Gast in Japan
ich wirklich jeden Tag vermisse und an wirklich alle im Freund-
schaftsverein Beteiligten für diese wundervolle Zeit; ich hoffe so
                                                                     ligen gemeinsamen Ausflügen                zum „Heiligen Berg Fuji“. Der Ausflug zum
bald wie möglich zurückzukommen.“            (Smilla G.)
                                                                     u n d B e s i c h t i g u n g e n e n t-   Fuji gestaltete sich diesmal besonders
                                                                   standen berührend tiefe Freund-              erfolgreich, da sich, überaus wohlwol-

      A
             m 20. Juli traten im Rahmen des              schaften. Darüber hinaus sorgten die                  lend und außergewöhnlich für die
             Jugendaustauschprogramms zwi-                Familien so sehr für das Wohl
             schen Hernals und Fuchū wieder               ihrer jungen Gäste, dass jede/r „Von diesem Besuch und dem Kennenlernen einer neuen
      sechs Wiener Jugendliche eine zehn-                 Einzelne auch die heuer konse- Kultur werde ich mir viele Momente und Eigenschaften für
      tägige Reise zu ihren Gastfamilien in               quent anhaltende Rekordhitze immer in meinem Herzen bewahren. Zum Beispiel die
      Fuchū an. Damit bestätigte sich ein wei-            von 42 Grad Celsius anstands- japanische Höflichkeit. Sie hat mich wirklich sehr beeindruckt
      teres Mal der besondere Stellenwert der             los bewältigen konnte.                      und ich merke wie ich ein bisschen von ihr auch in diese
                                                                                                Kultur übernommen habe, wenn ich mit anderen Menschen
      mittlerweile seit mehr als 25 Jahren
                                                                                                interagiere.“                              (Hannah G.)
      bestehenden und engagiert gelebten                  Die Stadt Fuchū organisierte
      Partnerschaft der Stadt Fuchū in Metro-             mit Unterstützung des ortsansäs-
      politan Tokyo und dem 17. Wiener                    sigen Freundschaftsvereins traditionell           Jahreszeit, der Berggipfel sowohl von der
      Gemeindebezirk Hernals.                             ein umfassendes Rahmenprogramm.                   5. Bergstation als auch vom Tal aus
                                                          Dies beinhaltete den Besuch bei Bürger-           zeigte. Ein weiteres Highlight bot die
      Im Mittelpunkt stand auch diesmal                   meister Takano, die Besichtigung des              Gastfamilie Hanabusa, die mit tat-
      wieder das Zusammenleben in und mit                 Okunitama-Schreins sowie des Heimat-              kräftiger Unterstützung der übrigen
      den Gastfamilien. Abgesehen von unzäh-              museums und eine ganztägige Fahrt                 Familien einen besonderen Abend mit
                                                                                                            frisch zubereiteten Speisen, musikali-
  „Das schönste aber an diesem Projekt sind die Freundschaften, die sich bilden und bestehen                schen Darbietungen und unterhalt-
  bleiben. Ich durfte in dieser relativ kurzen Zeit viele neue, liebenswerte Menschen kennenlernen ...      samen Spielen organisierte.
  Es ist großartig, Menschen kennen zu lernen, die einer völlig anderen Kultur angehören, die andere
  Gewohnheiten haben und anderen Bräuchen nachgehen. Ich finde, dass solche Austauschprojekte               Abgeschlossen wurde die Reise auch
  ganz wichtig sind, da sie einerseits zum Völkerverständnis beitragen und andererseits ein toller          dieses Mal durch das traditionelle
  Start für internationale Freundschaften sind. Mein Japanaufenthalt wird immer eine ganz wertvolle         „Dankeschön-Essen“ für die Gastfamilien,
  Erinnerung für mich bleiben. Dōmo arigatō gozaimasu!“                                    (Maya M.)        bei dem sich auch auf beiden Seiten die

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1 /2019 Österreichisch-Japanische Gesellschaft
Zu Gast in Japan                                                                                                                                                                                                       1/19

                                                                                                                                                         „Ich bin meiner Gastfamilie wirklich dankbar, dass sie mir
                                                                                                                                                         so einen guten Einblick in dieses Land gegeben hat und
                                                                                                                                                         mir jeden Wunsch erfüllt hat. Da ich Japan schon sehr
                                                                                                                                                         lange sehen wollte, hatte ich etwas Angst, dass es viel-
                                                                                                                                                         leicht nicht so sein würde, wie ich es mir vorstellte. Aber
                                                                                                                                                         jeder einzelne Moment war genauso wie ich es mir
                                                                                                                                                         vorstellte und wenn es einmal nicht so war, war es sogar
                                                                                                                                                         noch besser.“                                    (Sylvi G.)

                                                                                                                                                                 Wertvolles für ihr weiteres Leben mit-
                                                                                                                                                                 nehmen durften.

                                                                                                                                                                 Einige kurze Auszüge aus den Resümees
                                                                                                                                                                 der Jugendlichen mögen dies bestätigen
                                                                                                                                                                 (siehe Kästchen). Und eine weitere,
                                                                                                                                                                 besonders gute Nachricht zum Schluss:

                                                                                            „Freundschaft hat keine Nationalität. Trotz der großen kulturellen Unterschiede zwi-
                                                                                            schen Japan und Österreich war es kein Problem mich auszudrücken oder zu verständi-
                                                                                            gen. Alle haben sich sehr bemüht, diesen Austausch möglich zu machen und haben sich
                                                                                            richtig ins Zeug gelegt - und was dabei rausgekommen ist, ist unvergesslich! Danke, an
  eine oder andere Träne nicht vermeiden                                                    dieser Stelle. Danke an alle, die so fleißig und leidenschaftlich für dieses Projekt gear-
  ließ.                                                                                     beitet haben! Ich habe so viele neue Bekanntschaften und Freunde gefunden, mein
                                                                                            Leben ist nun um einiges reicher.“                                               (Rosa F.)
  Sowohl beim Abschied als auch in ihren
  Berichten bedankten sich alle Jugend-                                           sowie der Verantwortlichen in Fuchu.                                           Die Planung für den nächsten Jugend-
  lichen für die unglaublich herzliche Auf-                                       Allesamt bestätigen sie, dass diese Reise                                      austausch im Jahr 2019 ist bereits erfolg-
  n a h m e u n d d i e a u ß e ro rd e n t l i c h e                             für sie eine Vielzahl beeindruckender                                          reich im Laufen!
  Großzügigkeit der japanischen Familien                                          Er lebnisse bot und sie auch viel                                                                    Dorit Illini-Ganster
                                                                                                                                                                                    Reinhard K. Schneider

                                                                                                                                                                                                                                              ELECTRIC & MORE

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1 /2019 Österreichisch-Japanische Gesellschaft
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    © Japanische Botschaft

      Order of the Rising Sun
                                 Gold Rays with Neck Ribbon

S
        o wie das Jahr 2018 begann, so sollte     dritthöchste Klasse dar. Unter den bisheri-    beben von 2011 unternommen hatte, um
        es auch zu Ende gehen: Mit einer          gen Ordensträgern dieser Klasse finden sich    Benefizveranstaltungen zu organisieren.
        Ordensverleihung an ein ranghohes         nicht nur Gustave Eiffel und Clint Eastwood,   Der Botschafter dankte weiters für die Ver-
Mitglied des Vorstands der Österreichisch-        sondern auch James Curtis Hepburn, der         anstaltung mehrerer japanbezogener
Japanischen Gesellschaft in der Residenz          Entwickler des Hepburn-Systems zur             Ausstellungen, die sehr zu einem Anstieg
des Japanischen Botschafters. Während             Transliteration japanischer Schriftzeichen.    des Interesses für Japan in Österreich beige-
Anfang des Jahres ÖJG Vizepräsidentin Frau        Also eine durchaus ehrenwerte Gesellschaft     tragen haben. Als Vorsitzender des Öster-
Dr. Noriko Brandl eine Auszeichnung des           in die Dr. Leopold als einer von nur wenigen   reichischen Kyudo Verbandes hat sich Dr.
japanischen Außenministers erhielt, wurde         Östereichern bisher (unter ihnen auch die      Leopold auch um einen sportlichen Aus-
ÖJG Präsident Dr. Diethard Leopold am 11.         Japanologen Prof. Dr. Sepp Linhart und Prof.   tausch zwischen den beiden Ländern be-
Dezember 2018 eine noch höhere Ehre               Dr. Peter Pantzer) nun aufgenommen             müht, wie Herr Koinuma weiter betonte. Er
zuteil: Er erhielt den Order of the Rising Sun,   wurde.                                         freue sich aufrichtig, dass Herrn Dr. Leopold
Gold Rays with Neck Ribbon für seinen                                                            nun in Anerkennung für seine langjährigen
Beitrag zu den freundlichen Beziehungen           Dem Anlass entsprechend feierlich gestal-      Dienste diese Auszeichnung zuerkannt
und gegenseitigem Verständnis zwischen            tete sich auch die Verleihung der würde-       wurde und erwähnte auch jene Personen,
Japan und Österreich.                             vollen Auszeichnung in der Residenz des        die ihm bei seinen Verdiensten zur Seite
                                                  Japanischen Botschafters. In Anwesenheit       standen, wie seine Frau Waltraud und seine
Der Orden der Aufgehenden Sonne ist eine          zahlreicher geladener Gäste sprach             Familie. Der Botschafter beschloss seine Rede
der höchsten Auszeichnungen des Japani-           S.E. Kiyoshi Koinuma nach einem kurzen         mit dem Ausdruck der Freude auf eine weitere
schen Staates und wird seit 1875 im Namen         Begrüßungscocktail die einleitenden Worte.     Zusammenarbeit mit Dr. Leopold, vor allem
des Tenno an jene verliehen, die sich vor         Er lobte den Einsatz von Dr. Leopold als       im Hinblick auf das Jubiläumsjahr 2019.
allem um die Verbreitung japanischer Kultur       Präsident der ÖJG für einen Austausch auf
verdient gemacht haben. Er ist in sechs           Bürgerebene zwischen Österreich und            Botschaftssekretär Nishida bat nun Dr.
Klassen aufgeteilt (früher neun), die Version     Japan. Er würdigte vor allem die Anstren-      Leopold nach vorne, um die Verleihung des
am Halsband, Goldene Strahlen stellt die          gungen, die Dr. Leopold nach dem Erd-          Ordens vornehmen zu lassen. Nach Ver-

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1 /2019 Österreichisch-Japanische Gesellschaft
Order Of The Rising Sun                                                                                                                 1/19

lesung der Urkunde in japanischer und            denken. Für Dr. Leopold
deutscher Sprache überreichte SE Koinuma         führt der Weg genau zwi-
feierlich den Orden an Dr. Leopold. Das im       schen den beiden Denk-
Namen des Ordens genannte Halsband               weisen, einerseits als Indi-
sträubte sich ein wenig gegen die Befesti-       viduum, anderseits immer
gung am Nacken des neuen Ordensträgers,          eingebunden im Bezug
was wohl ein Hinweis darauf ist, dass es sich    auf unser Umfeld. Er kann
bei einer solchen Verleihung um keinen           sich kein anderes Land
alltäglichen Akt handelt. Unter dem Applaus      vorstellen, das ihn mit
des Publikums und dem Blitzlicht der Foto-       soviel Enthusiasmus und
grafierenden präsentierte sich dann stolz der    ästhetischen Erlebnissen
eben Ausgezeichnete seinen Gästen.               erfüllt wie Japan. Es be-
                                                 dürfe in einem erfüllten
Es folgte eine knappe, aber sehr persönlich      Leben immer der Beigabe
gehaltene Laudatio des ÖJG Ehrenpräsiden-        von etwas „Fremden” um
ten Roman Ziegler. Er betonte, was für ein       Fruchtbarkeit zu erzeugen
Glücksfall es sei, Dr. Leopold, einen großen     und in Dr. Leopolds Fall
Kenner Japans, als Präsident der ÖJG zu          wäre das wohl Japan gewe-
erleben. Dieser hätte es geschafft, ihm sogar    sen, ebenso wie übrigens
das Noh Theater und Kyudo näher zu brin-         im Falle seines Leibkün-
gen. Ziegler richtete seinen Fokus vor allem     stlers Egon Schiele. Auch
auf die Privatperson Dr. Leopold und             der hätte erst durch
würdigte dessen Großzügigkeit in vielerlei       seine Freundschaft mit
Hinsicht. Er freue sich, dass Leopolds Aktivi-   dem japanischstämmigen
täten nun auch von Japan erkannt und             Schauspieler Osen zu
entsprechend gewürdigt wurden.                   seiner wahren Kreativität
                                                 und fruchtbarsten Schaf-
Dr. Leopold selbst begann seine Dankes-          fensperiode gefunden.
                                                                                © Alexandra Faust
rede mit einem Hinweis darauf, dass er ob-
wohl „Kind der 68er Generation” nun              Dr. Leopold bezeichnet seine Begegnung             diesem Jahr, aber besonders 2019 die Kom-
aufrichtig und herzlich dankend diesen           mit Japan als seine „zweite Geburt”. Als er als    munikation und das Verständnis für Japan
Orden entgegennehme. Er teile ihn sich mit       28-jähriger die Möglichkeit erhielt in Japan       weiter vertiefen zu können.
Vorstand und Kuratorium der Öster-               zu unterrichten, wußte er noch nicht viel
reichisch-Japanischen Gesellschaft, sowie        von dem ihm damals fremden Land.                   Der Abend mündete in ein entspanntes und
deren Mitgliedern, ohne die seine Tätigkeit      Scherzend erinnerte er daran, dass er als          unterhaltsames Festdinner, das die Mög-
nicht möglich gewesen wäre. Nach dem             Grund für seinen Japanaufenthalt angab,            lichkeit zu neuen Begegnungen und inter-
gebührenden Dank an seine Frau Waltraud          herausfinden zu wollen, wie Japaner „Ich”          essanten Gesprächen bot.
und seine Familie, betonte er, dass er den       sagen. Er hätte immer ein gewissen Prob-                                     Georg Schneider
Orden nicht nur persönlich, sondern für          lem gehabt mit der westlichen Version des
eine ganze Gruppe von Menschen entge-            „Ichs”, er fand schon als kleiner Bub „die           Dr. Diethard Leopold unterrichtete von
gennehme. Das erinnere ihn daran, was er         nehmen sich viel zu wichtig”. Zwei Begeg-            1984 bis 1986 an der Universität in
gerne auf die Frage antwortet, was denn          nungen waren es, die schließlich schon als           Miyazaki und beschäftigt sich seit dieser
der grundsätzliche Unterschied zwischen          junger Mensch sein Japanbild geformt hät-            Zeit intensiv mit Kyudo. Er gründete den
                                                                                                      ersten Kyudoverein in Österreich, dessen
Europäern und Japanern ist, nämlich, dass        ten. Zum einen die Zen Meditation, die es
                                                                                                      Obmann er weiterhin ist. Durch seine
in Japan das „Ich” nicht so ausgeprägt sei       ihm ermögliche spirituelle Erfahrungen zu            Unterstützung konnte am Wienerberg ein
wie im Westen, dass sie „systemischer”           haben „ohne an etwas glauben zu müssen” ,            traditionelles Kyudojo errichtet werden,
                                                                       zum anderen eine TV            eine der schönsten Dojos im europäi-
 © Japanische Botschaft                                                                               schen Raum. Anfang der 90er Jahre lebte
                                                                       Sendung über Butō
                                                                                                      er weitere drei Jahre mit seiner Familie in
                                                                       Tanz, dessen schein-
                                                                                                      Japan, wo er an der Tohoku Universität
                                                                       bare Verrücktheit ihn          Deutsch und deutschsprachige Literatur
                                                                       faszinierte und dessen         unterrichtete. Seit 2008 kuratiert er in
                                                                       „Unnatürlichkeit” er           Wien Ausstellungen, die sehr oft mit
                                                                       damals als „völlig nor-        Japan zu tun haben, so wie vor einigen
                                                                                                      Monaten die Shunga Ausstellung im MAK.
                                                                       mal” empfand.
                                                                                                      Derzeit organisiert er eine Schiele Ausstel-
                                                                                                      lung in Tokyo und Kyoto. Seit 2009 be-
                                                                       Auch Diethard Leopold          kleidet Dr. Leopold das Amt des Präsiden-
                                                                       beendete seine Rede            ten der ÖJG. Unter seiner Führung hat
                                                                       mit einem Ausblick auf         sich die kulturelle Ausrichtung der
                                                                                                      Gesellschaft ungemein vertieft. Seine
                                                                       das kommende Ju-
                                                                                                      geplanten Noh-Theateraufführungen im
                                                                       biläumsjahr und ver-           Herbst im Odeon Theater werden weiter
                                                                       lieh der Hoffnung Aus-         zu dieser Vertiefung beitragen.
                                                                       druck, nicht nur in

                                                                                                                                                     7
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                                       Bōnenkai 2018
Z
       u einem gemütlichen Jahres-                    Der alljährliche Jahresrückblick, entwor-     sprechend, den ÖJG Keksorden erhalten,
       ausklang bat am 14. Dezember                   fen von Fr. Dr. Brandl, die heuer nicht mit   den sie in mühevoller Arbeit nachge-
       die ÖJG auch heuer wieder ihre                 dabei sein konnte, wurde von Frau Ayumi       backen hatte.
Mitglieder ins Restaurant Kojiro 3, zum               Kondo präsentiert. Die vielen Aktivitäten
Anlass der Jahresendfeier Bōnenkai. Mit               der ÖJG wurden so in Bild und mit oft         Zum Höhepunkt des geselligen Abends
mehr Anmeldungen als in den vergan-                   angenehm ironischem Kommentar den             folgte das nun fast schon traditionelle
genen Jahren drohte die Feier den räum-               anwesenden Mitgliedern wieder in Erin-        „A oder B Quiz”, das auch heuer wieder
lichen Rahmen des überschaubaren                      nerung gerufen. Diesmal wurde ein             von JETRO Direktor Takashi Nozawa als
Lokals zu sprengen, was jedoch vom                    besonderes Augenmerk auch auf die             unübertroffenem Quizmaster gestaltet
Personal elegant gelöst wurde, sodass                 zukünftigen Aktivitäten im Jubiläumsjahr      wurde. Zwei der Gäste konnten sich mit
auch unerwartete Gäste noch ihren                     2019 gelegt, wo nun ein gut gelaunter         den meisten richtigen Antworten als
guten Platz fanden.                                   Dr. Leopold Frau Kondo zu Hilfe kam, um       Sieger durchsetzen, sodass es zu einem
                                                      die Vorfreude auf die geplanten ÖJG           spannenden Stechen kam. Ganz ehrlich,
Nach dem Yuzu-Sekt Begrüßungscocktail                 Events zu steigern.                           hätten Sie die Stichfrage beantworten
mit einführenden Worten von Botschaf-                                                               können: Wie viele Japaner und Japanerin-
ter Koinuma, begann auch bald das                     Um die gute Laune nicht abreißen zu           nen leben in Österreich? Einer der beiden
mehrgängige Menü, mit dem der Koch                    lassen, hatte sich ÖJG Mitglied Yuri Iwata    Quizprofis war der richtigen Antwort von
des Kojiro 3 heuer für betont verzückte               etwas besonderes ausgedacht. Sie rief zu      2979 knapp näher und durfte mit dem
G e m ü te r s o rg te. B e s o n d e r s s e i n e   einer neuerlichen Ordensverleihung an         Hauptpreis in der Hand, einer edlen
gebackene Meerbrasse (Tai no Sugata-                  Dr. Leopold auf, diesmal allerdings sollte    Flasche japanischen Ki No Bi Kyoto Dry
Age) kam bei den Gästen sehr gut an.                  er, der weihnachtlichen Jahreszeit ent-       Gin den vergnüglichen Abend beenden.
                                                                                                                             Georg Schneider

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Otaku Heaven                                                                                                                     1/19

OTAKU Heaven                                   jedem Tag mehr, was wiederum die Nach-          Seit 2017 ist Otaku Heaven auch Mitglied der
                                               frage nach hochwertigen und lizensierten        Österreichisch-Japanischen Gesellschaft. Im
Ein kleines Stück Akihabara                    Produkten aus Japan steigen lässt.              Oktober 2018 schaffte es Otaku Heaven
                                                                                               dann auch noch als erster und bisher
mitten in Wien                                 Aus diesem Grund wurde 2016 Otaku Heaven        einziger Shop in Österreich als offizieller
                                               eröffnet und hat sich in der kurzen Zeit bis    Good Smile Company Partner geführt zu
Grundsätzlich ist der Begriff Otaku eine       heute zum größten Onlineshop für Anime,         werden, dieses Unternehmen ist der größte
Herabwürdigung eines Sammlers japani-          Manga und Merchandise etabliert. Auch das       Hersteller von Anime-Figuren und Merchan-
scher Produkte aus der Welt von Anime und      kleine Ladengeschäft mitten in Wien, nur        dise. Das spricht für die hohen Qualitätsstan-
Manga und doch symbolisiert er genau die       rund fünf Gehminuten vom neuen Wiener           dards von Otaku-Heaven, die von japanisch-
Zielgruppe für diese schier unendliche         Hauptbahnhof entfernt, ist stets gut besucht.   er Seite genauestens geprüft und bewertet
Vielzahl von Artikeln die im Tokyoter Stadt-                                                   wurden.
teil Akihabara gehandelt werden.               Das Hauptaugenmerk wird hier nicht nur
                                               auf die individuellen Kundenwünsche             Und damit ist noch lange kein Ende in Sicht,
Mittlerweile beschränkt sich die Sammel-       sondern auch auf die Echtheit der ange-         Otaku Heaven und seine Mitarbeiter haben
lust nicht mehr nur auf Japan, sondern ist     botenen Produkte gelegt, denn leider            sich das Ziel gesetzt auch weiterhin dem
auch seit einigen Jahren richtig in Europa     tummeln sich im Internet, besonders auf         Kunden das Bestmögliche anzubieten, sei
angekommen.                                    den großen Verkaufsplattformen sehr viele       das nun auf einer der vielen über das Jahr
                                               zwielichtige Händler, die mit einer Vielzahl    verteilten Conventions, im Laden oder im
Dies zeigen auch die steigenden Be-            an gefälschter Ware (sogenannte Bootlegs)       Onlineshop.
sucherzahlen auf Otaku-Veranstaltungen         den Markt überschwemmen.
(sogenannten Conventions) und die immer                                                        Wir freuen uns, Ihnen Otaku Heaven hier
größer werdende Nachfrage nach Produk-         Daher ist es gerade jetzt wichtig, dass die     vorstellen zu dürfen und möchten Sie auf
ten aus dem Anime und Manga Bereich.           Community einen Händler hat dem sie un-         diesem Weg zu einem Besuch bei uns ani-
                                               eingeschränkt vertrauen kann und ihr oft        mieren. Selbst wenn Sie kein Otaku sind,
Alleine in Österreich umfasst die Community    mühsam erspartes Geld nur für echte und         tauchen Sie doch ein in die tolle japanische
mehr als 50.000 Otakus und es werden mit       lizensierte Ware ausgibt.                       Anime-Kultur.
                                                                                                                                Karl Renar

                                                                                                                                           9
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       150      Jahre
     Japanisch-Österreichische
                                       Beziehungen
Praktische Medienarbeit für Japanologiestudierende                                                   Geschichte, Forschung, Kunst, Literatur,
                                                                                                     Sport, Technik und Populärkultur aus
über die Stationen einer langjährigen Freundschaft                                                   denen die Studierenden frei wählen und
                                                                                                     eigene Schwerpunkte setzen können.
       Anlässlich der 150. Unterzeichnung              Teilnehmenden der Lehrveranstaltung sind      Durch eine genaue Betrachtung und

A      des österreichisch-japanischen
       Freundschafts-, Handels- und Schiff-
fahrtsvertrags von 1869 im Oktober 2019
                                                       größtenteils Masterstudierende und einige
                                                       Bachelorstudierende der höheren Se-
                                                       mester an der Japanologie der Universität
                                                                                                     Analyse verschiedenster journalistischer Web-
                                                                                                     sites und Online-Artikel bekommen die
                                                                                                     Studierenden ein besseres Gespür und Auge
recherchieren Japanologiestudierende der               Wien. Viele von ihnen studieren parallel      für gelungene Beiträge, die sie sich op-
Universität Wien unter Leitung der Journa-             noch andere Fächer wie Germanistik, Kunst-    tisch, sprachlich und inhaltlich zum Vorbild
listin Judith Brandner zu ausgewählten                 geschichte und English and American           für ihre Website machen. Die erste Aufgabe
Themen der bilateralen Beziehungen zwi-                Studies. Als „alte Hasen“ im Studium sind     besteht darin, zum ausgewählten Thema
schen Österreich und Japan. Gemeinsam                  die Studierenden mittlerweile bestens         zu recherchieren und einen Pressetext zu
gestalten sie eine multimediale Website.               vertraut mit dem wissenschaftlichen Ar-       verfassen. Auf die Pressetexte erhalten die
                                                       beiten und Schreiben. Doch abgesehen          Studierenden von Brandner konstruktives
Aller Anfang ist schwer:                               von Judith Brandner und einem Studenten       Feedback, überarbeiten die Texte und
Journalistisches statt wissenschaftliches              hat noch niemand im Projektteam Er-           stellen sie auf der Website online.
Arbeiten – eine neue Herausforderung                   fahrungen in der Produktion journalisti-
für Studierende                                        scher Beiträge. In einer Lehrveranstaltung,   Für das Hochladen der ersten Texte und
                                                       die geblockt im Wintersemester 2018 an        Bilder ist es notwendig, die Studierenden
Es ist eine Herausforderung, sowohl für die            der Japanologie der Universität Wien          mit den technischen Aspekten der Website
Studierenden als auch für die Leiterin. Die            stattfindet, vermittelt Judith Brandner       vertraut zu machen. Ein Dreierteam –
                                                                             den Studierenden        Matthias Huber, David Miladinović und
 Das Modell der Daimyō-Residenz im Japanraum des Weltmuseums                  die Grundlagen des     Julia Undeutsch – kümmert sich um die
                                                                              journalistischen       technische Umsetzung der Website. In der
                                                                              Arbeitens.             Lehrveranstaltung lernen die Studierenden
                                                                                                     mit WordPress zu arbeiten. Alexander Kuhn,
                                                                              Nach einer inhalt-     Teil des Projektteams, hat bereits Er-
                                                                              lichen Einführung      fahrungen im Umgang mit WordPress und
                                                                              zum thematischen       zeigt seinen TeamkollegInnen notwendige
                                                                              Rahmen der Lehrver-    Funktionen der Software.
                                                                              anstaltung – dem
                                                                              geschichtlichen Hin-   Judith Brandner erklärt die Möglichkeiten
                                                                              tergrund Japans und    zur Vorbereitung für journalistische Inter-
                                                                              seiner diplomati-      views. Auf die multimedialen Beiträge der
                                                                              schen Beziehungen      Website sollen nämlich nicht nur gut
                                                                              zum Ausland und zu     recherchierte, gut geschriebene Texte und
                                                                              Österreich – stellt    Bilder, sondern auch O-Töne aus Interviews
                                                                              Judith Brandner die    mit ExpertInnen kommen. Dies macht
                                                                              angedachten Inhalte    qualitativ hochwertige Audioaufnahmen
                                                                              der Website vor.       notwendig. Daher lernen die Studierenden
                                                                              Diese umfassen ver-    in der Lehrveranstaltung auch die Hand-
                                                                              schiedenste The-       habung und Bedienung professioneller
                                                           © Claudia Stoica   menbereiche wie        Aufnahmegeräte. Teil des Projektteams ist

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150 Jahre Beziehungen                                                                                                                             1/19

 ©Judith Brandner                                                                                                gien nach Japan. Die Regierungen beider
                                                                                     Lisa Braitner               Länder stehen in engem Kontakt mit dem
                                                                                     beschäftigt sich mit        gemeinsamen Ziel, die Robotik-Forschung
                                                                                     d e r Au s s te l l u n g   voranzutreiben. Um aktuelle Kooperationen
                                                                                     „Faszination Japan          und Forschungen auf dem Gebiet der Robo-
                                                                                     – M o n e t – Va n          tik aufzuzeigen, recherchiert Alexander
                                                                                     Gogh – Klimt“, die          Kuhn sowohl auf österreichischer als
                                                                                     vom 10. Oktober             auch auf japanischer Seite und führt
                                                                                     2018 bis zum 20.            Interviews mit ExpertInnen. In einem
                                                                                     Jänner 2019 im              weiteren Beitrag widmet sich Alexander
                                                                                     Kunstforum Wien             der Geschichte der japanisch-österreichi-
                                                                                     zu sehen war. Die           schen Beziehungen.
                                                                                     Kunstausstellung
                                                                                     widmete sich dem            Alexander Pucher beschäftigt sich mit der
                                                                                     Phänomen der                Geschichte des Instituts für Ostasienwis-
                                                                                     „Japomanie“ vom             senschaften, der Japanologie und der Japan-
                                                                                     späten 19. Jahrhun-         forschung an der Universität Wien in Exper-
                                                                                     dert bis zur Avant-         teninterviews mit Wolfram Manzenreiter,
Judith Brandner (Mitte) und stehend v.l.n.re: Yoshie Kagawa, Alexander Kuhn,         garde. Durch den            Sepp Linhart und Ingrid Getreuer-Kargl.
Julia Znajkowska, Olivia Sayaka Weiß, Alexander Pucher, Simone Fuchslueger,          Kontakt mit japani-         Mag. Dr. Wolfram Manzenreiter ist Univer-
Gregor Wakounig, Elena Koblizek, Lisa Maria Braitner.                                scher Kunst und             sitätsprofessor für Japanologie und forscht
                                                                                     Kultur bei der Welt-        zu soziologischen und anthropologischen
auch Gregor Wakounig, der durch seinen                       ausstellung 1873 in Wien entwickelte sich           Aspekten des modernen Japan. Dr. Ingrid
journalistischen Background Erfahrungen                      in Europa eine Sehnsucht nach exotischen            Getreuer-Kargl ist außerodentliche Univer-
im Umgang mit Bearbeitungsprogram-                           Luxusobjekten. Auch europäische Künstler            sitätsprofessorin für Japanologie und be-
men für Audiodateien gesammelt hat. In                       wie Klimt, Van Gogh, Monet, Degas, Manet            fasst sich mit Geschlechterverhältnissen in
einem Workshop macht er seine Teamkol-                       oder Kandinsky waren vom „fernen Osten“             Japan und der Geschichte Japans. Dr. Sepp
legInnen mit der Software Audacity                           fasziniert. Die Ausstellung im Kunstforum           Linhart ist ehemaliger Institutsvorstand
bekannt und führt sie in die wesentlichen                    zeigte den Einfluss des Formenvokabulars             und emeritierter Universitätsprofessor für
Bearbeitungsfunktionen ein. Für die Web-                     japanischer Kunst auf die westliche Malerei         Japanologie. Der erste Lehrstuhl für
site schneiden und bearbeiten die                            und die Ästhetik der Moderne um die                 Japanologie in Wien wurde Ende der
Studierenden ihre Interview-Audioauf-                        Jahrhundertwende. Im Kontext der Globa-             1930er-Jahre unter dem Kulturanthro-
nahmen selbstständig.                                        lisierung interessierte die Studentin Lisa          pologen Oka Masao eingerichtet, der in
                                                             Braitner die Rezeption der Kunstwerke               Wien Völkerkunde studiert hatte. Unter
Die Grundzüge des journalistischen                           heute. In einem Interview mit der Kuratorin         seiner Leitung nahm das Institut für
Schreibens vermittelt Judith Brandner den                    Evelyn Benesch ergründete sie außerdem,             Japankunde am 1. April 1939 offiziell den
Studierenden. Im Zentrum stehen dabei                        wie die Ereignisse rund um die Weltausstel-         Betrieb auf. Durch die erschwerten Bedin-
die sprachlichen und inhaltlichen Aspekte                    lung die Beziehungen zwischen der                   gungen der Kriegszeit musste das Institut
journalistischer Texte, aber auch die Struk-                 japanischen und der österreichischen Kunst-         ab 1944 schließen. Nach Kriegsende wurde
tur und der Aufbau dieser. Am Ende des                       szene und den kulturellen Austausch vom             die Japan-Forschung vorübergehend am
Semesters – nachdem alle Beiträge auf der                    späten 19. Jahrhundert bis in die Gegen-            Institut für Völkerkunde fortgeführt. 1965
Website veröffentlicht sind – diskutieren                     wart geprägt haben.                                 entstand aus der Japan-Abteilung des In-
die Studierenden mit der Leiterin, in-                                                                           stituts für Völkerkunde das heute eigen-
wiefern sich journalistisches und wis-                       Alexander Kuhn setzt sich in seinem                 ständige Institut für Japanologie unter
senschaftliches Arbeiten und Schreiben                       Beitrag mit österreichisch-japanischen              Alexander Slawik, dem ersten Assistenten
unterscheiden. Ihr Fazit: Es gibt viele                      Kooperationen auf dem Gebiet der Robotik            von Oka Masao.
Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unter-                      auseinander. Japan zählt zu den führenden
schiede. Fest steht jedenfalls: Aller Anfang                 Ländern im Bereich Robotik, was es                  Simone Fuchslueger beschäftigt sich mit
ist schwer.                                                  weltweit zu einem attraktiven Handels-              der Schriftstellerin Milena Michiko Flašar,
                                                             und Forschungspartner macht. Über die               die Tochter einer japanischen Mutter und
Von Tomomi Iwakura bis Toni Sailer:                          Jahre entstanden verschiedene Partner-              eines österreichischen Vaters ist. Flašar ist
eine multimediale Website zu                                 schaften zwischen japanischen und öster-            1980 in St. Pölten geboren und studierte
japanisch-österreichischen                                   reichischen Universitäten und Firmen. Das           Germanistik und Romanistik in Wien und
Beziehungen – das Projektteam und                            Japan Austria Science Exchange Center               Berlin. Heute lebt sie als Schriftstellerin,
seine Beiträge                                               (JASEC) der TU Wien, die Ars Electronica            Hausfrau und Mutter eines fünfjährigen
                                                             und die Johannes-Kepler-Universität in              Sohnes mit ihrer Familie in Wien. In ihren
Neun Japanologie-Studierende widmen                          Linz stehen in enger Zusammenarbeit mit             beiden aktuellen deutschsprachigen Ro-
sich zusammen mit der Journalistin und                       japanischen Institutionen wie dem Nara-             manen – Ich nannte ihn Krawatte (2011)
Lehrveranstaltungsleiterin Judith Brandner                   Institute of Science and Technology und der         und Herr Katō spielt Familie (2018) – ist der
unterschiedlichen Bereichen der öster-                       Universität Tokio. Österreichische Firmen,          Ort des Geschehens in Japan angesiedelt.
reichisch-japanischen Beziehungen und                        wie die Ferrobotics Compliant Robot Tech-           Die Figuren sind JapanerInnen und agieren
gestalten eine multimediale Website.                         nology GmbH, exportieren ihre Technolo-             als solche. Gleichzeitig handeln die Texte

                                                                                                                                                           11
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von universell-menschlichen Themen,                                                                                                 Bürgermeister Katsunori Aoki und
sodass LeserInnen die Inhalte und Konflik-                                                                                           Bezirksvorsteher Georg Papai kurz
                                                                                                                                    nach der neuerlichen Unterzeichnung
te auch unabhängig von Japan bei sich                                                                                               des Freundschaftsver trags am
verorten können. Auf der Website zeichnet                                                                                           9.11.2018 bei der Ehrungsfeier der
                                                                                                                                    Freundschaftsbeziehung.
Simone Fuchslueger ein Portrait dieser
spannenden österreichischen Schriftstel-
lerin mit Japanbezug.

Claudia Stoica taucht in einem Interview
mit der Kuratorin Dr. Bettina Zorn in die
Geschichte der Ostasiensammlung im
Wiener Weltmuseum ein. Die Sammlung
umfasst insgesamt rund 28.500 Objekte,
wovon ca. 15.000 japanischer Herkunft
sind. Einen Großteil der japanischen
Sammlung bilden die Schenkungen von
Erzherzog Franz Ferdinand und Heinrich
von Siebold, Diplomat und Übersetzer an
der österreichisch-ungarischen Botschaft
in Tokio. Die Ausstellung bietet eine Vielfalt
unterschiedlicher Artefakte, von Samurai-
Rüstungen und Schwertern bis hin zu
edlen Teeschalen und Schminkutensilien.
                                                                                                                                   Fotos diese Seite © Olivia Sayaka Weiß
Das Modell einer Daimyō-Residenz, wel-
ches auch in der Weltausstellung 1873 in
Wien zu sehen war, bildet das Hauptau-                           mals nach Hiroshima. Kaoru Ogura, ein                 nannten Schwesterbezirke, die weltweit
genmerk des Japanbereichs im Weltmuse-                           japanischer Dolmetscher, unterstützte ihn             unzählige Städte, Orte und Bezirke ver-
um. Die Weltausstellung trug wesentlich                          vor Ort bei seinem Vorhaben. Auch nach-               schiedenster Länder miteinander verbindet.
zum kulturellen und wirtschaftlichen Aus-                        dem Jungk Japan verlassen hatte, recher-              Zwischen dem 21. Wiener Bezirk Floridsdorf
tausch zwischen Japan und Österreich bei.                        chierte und dokumentierte Ogura die                   und dem Bezirk Katsushika in Tokio besteht
                                                                 sozialen Gegebenheiten weiter und                     seit über 30 Jahren eine Partnerschaft, die
Yoshie Kagawa befasst sich mit dem öster-                        berichtete Jungk in über 200 Briefen                  für einen regen kulturellen Austausch
reichischen Journalisten Robert Jungk und                        darüber. Aus der engen Zusammenarbeit                 sorgt. Bürgermeister Katsunori Aoki aus
seinem Buch Strahlen aus der Asche (1959).                       und der daraus resultierenden tiefgehen-              Japan und Bezirksvorsteher Georg Papai
Jungk hatte das Bedürfnis, die Stimmen                           den Freundschaft zweier Menschen aus                  aus Österreich reisen in regelmäßigen Ab-
der Überlebenden der Atombombe von                               Österreich und Japan entstand das be-                 ständen mit ihrer Delegation in das jeweils
Hiroshima, die am 6. August 1945 abge-                           sagte Buch. Für ihren Bericht hat Yoshie in           andere Land und besuchen den Partner-
worfen wurde, festzuhalten. Die Aufzeich-                        Hiroshima die Witwe Oguras, Keiko Ogura,              bezirk. Auf ihren Reisen lernen sie mehr
nungen sollten als ewiges Mahnmal für die                        und Prof. Yuji Wakao getroffen. Wakao hat              über ihre PartnerInnen, deren Kultur und
nachkommenden Generationen dienen.                               2018 den Briefwechsel Ogura-Jungk im                  die Arbeit im Partnerbezirk. In ihrem
Zu diesem Zweck reiste Jungk 1957 erst-                          Verlag der Universität Nagoya auf Japanisch           Beitrag erläutert Olivia nicht nur die
                                                                                             herausgebracht. Im        Entstehung dieser Partnerschaft, sondern
Herr Göbel, Frau Akiba, Herr Aoki, Frau Fitzbauer, Herr Tsutsui, Herr Tsuchiya und Frau Weiß zweiten Teil ihres Bei-   sie berichtet auch hautnah vom Besuch
hinter dem eingravierten Stein mit Tora-san                                                  trags erzählt Yoshie      der Delegation aus Katsushika von 7. bis
                                                                                             Kagawa aus eigen-         11. November 2018 in Wien.
                                                                                             er Betroffenheit die
                                                                                             Geschichte ihrer          Elena Koblizek beschäftigt sich mit dem
                                                                                             Familie. Ihr Onkel        japanischen Langbogenschießen und kul-
                                                                                             wurde mit 13 Jahren       turellen Freundschaftsbeziehungen zwi-
                                                                                             Opfer der Atom-           schen Japan und Österreich im Bereich des
                                                                                             bombe. Yoshie erin-       Bogenschießens. Der japanische Begriff
                                                                                             nert sich an die          kyūdō bezeichnet das Schießen mit einem
                                                                                             Erzählungen ihrer         ca. zwei Meter langen Bogen aus Fieber-
                                                                                             Großmutter, die           glas oder Carbon (ursprünglich aus Bam-
                                                                                             ihren Sohn ver-           bus) auf eine 28 Meter entfernte, schwarz-
                                                                                             geblich in der zer-       weiße Zielscheibe. Wörtlich übersetzt be-
                                                                                             störten Stadt ge-         deutet kyūdō „der Weg des Bogens“. Elena
                                                                                             sucht hatte.              praktiziert selbst seit mehreren Jahren
                                                                                                                       kyūdō in Wien. In ihrem Beitrag gibt sie
                                                                                          Olivia Sayaka Weiß           einen Überblick zur Geschichte von kyūdō
                                                                                          berichtet über die           in Österreich und zeigt, welche Vereine
                                                                                          Praxis der soge-             und Events für kyūdō es heute in Öster-

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150 Jahre Beziehungen                                                                                                                         1/19

                                                                                                    die Jahrhundertwende bis heute. Ihr
                                                                                                    Beitrag (eine vierteilige Radioserie, die
                                                                                                    im September 2017 auf Ö1 erstausges-
                                                                                                    trahlt wurde) basiert auf den Forschun-
                                                                                                    gen von Prof. Dr. Sepp Linhart, emeritierter
                                                                                                    Vorstand des Instituts für Japanologie.
                                                                                                    Im Mittelpunkt stehen die Veränderun-
                                                                                                    gen des Japanbildes im Westen, so auch
                                                                                                    in Österreich.

                                                                                                    www.univie.ac.at/japan-projects/
                                                                                                    150_Jahre/WP/splash.html
                                                                                                                            Simone Fuchslueger,
                                                                                                     in Kooperation mit Judith Brandner und den
                                                                                                            am Projekt beteiligten Studierenden

 Fotos diese Seite ©Judith Brandner
 Prof. em. Dr. Peter Pantzer und Alexander Pucher mit dem Bericht der Iwakura-Mission

reich gibt. Elena führt ein Interview mit Dr.              Judith Brandner deckt als erfahrene
Diethard Leopold, dem Gründer des öster-                   Journalistin und Leiterin zwei Themen-
reichischen kyūdō-Verbandes, Übungslei-                    bereiche ab. Sie beschäf-                   Prof. em. Dr. Peter Pantzer mit der deutschen Fassung
                                                                                                                             des Berichts der Iwakura-Mission
ter im Wienerberg-Dojo und Präsident der                   tigt sich mit der Iwakura-
Österreichisch-Japanischen Gesellschaft.                   Mission, die von 1871
Dr. Leopold hält Lehrgänge in Österreich                   bis 1873 stattfand. Bei
und auf internationaler Ebene ab. Informa-                 dieser Mission reiste
tionen zum Austausch mit JapanerInnen in                   eine hochrangige japani-
österreichischen kyūdō-Vereinen bezieht                    sche Delegation nach
Elena von zwei Lehrern der Tsukuba Uni-                    Nordamerika und Eu-
versität in der Präfektur Ibaraki.                         ropa, um sich Wissen
                                                           über den ‚Westen‘ für
Gregor Wakounig beschäftigt sich mit                       die Modernisierung
dem konstruierten, in Japan oftmals                        und den wirtschaft-
anzutreffenden romantisch-verklärten                       lichen Aufstieg Japans
Bild von Wien als Musikhauptstadt, auf                     anzueignen. Im Mai
Japanisch ongaku no miyako genannt.                        1873 traf die Mission
Gerne besuchen TouristInnen aus Japan                      in Österreich-Ungarn
klassische Konzerte und Opern in Wien.                     ein. Im Gespräch mit
Sehnlich wünschen sich viele junge                         Judith Brandner
JapanerInnen in Wien Musik zu studieren.                   berichtet der emeri-
Für die Wiener Musikschulen stellt dies                    tierte Japanologe, Histo-
einen enormen Wirtschaftsfaktor dar: In                    riker, Übersetzer und
manchen Schulen ist der Zulauf so stark,                   Herausgeber des Log-
dass dort sogar eigene DolmetscherInnen                    buchs über die Iwakura-
angestellt sind, um den Unterricht rei-                    Mission Dr. Peter Pantzer
bungslos zu gestalten. Gregor interviewt                   vom zwiespältigen Urteil
JapanerInnen unterschiedlichen Alters, die                 der Mission in Öster-
nach Wien gekommen sind, um Musik zu                       reich-Ungarn. Darüber
studieren. Wie hat sich das Klischeebild der               hinaus befasst sich
Musikhauptstadt durch den Alltag in Wien                   Brandner mit dem
verändert? Und steht die klassische Musik                  Japanbild in der west-
nach mehreren Jahren Wien tatsächlich                      lichen Populärmusik
noch im Mittelpunkt des Lebens der                         von seinen Anfängen
JapanerInnen? Dies sind Fragen, denen                      nach der Wiener Welt-
Gregor in seinem Beitrag nachgeht.                         ausstellung 1873 um

                                                                                                                                                         13
Japan
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                                                                            und die

                                                      Samurai
                                                                                                          Teil 2/4

Die Bewaffnung der Samurai                    Kampfmethoden. In der Regel wartete der         Das klassische japanische Schwert ist eine
                                              Kämpfer, nachdem er seine Ausgangsposi-         einschneidige, leicht gebogene Hiebwaffe
                                              tion mit erhobenem Schwert eingenom-            mit einer etwa 65 bis 70 Zentimeter langen

A
      ls wichtigstes Instrument seines        men hatte, solange bis der Gegner die           schmalen Klinge und langem Griff, um so
      Standes betrachtete der Samurai         Nerven verlor und „sich öffnete“. Dann           mit beiden Händen geführt werden zu
      sein Schwert. Ihm wurde als der         folgte der entscheidende Schlag bzw.            können. Seit dem 16. Jahrhundert trug der
„Seele“ des Samurai besondere Aufmerk-        Schnitt, oder eine Serie davon - meist mit      Samurai üblicherweise zwei Schwerter. Ein
samkeit geschenkt, es war das Symbol seines   tödlichem Ausgang. Man hielt das Schwert        solches Schwertpaar wird Daisho genannt
kriegerischen Geistes.                                                                        und besteht aus einem Langschwert
                                                                                                                   (Katana) und einem

                                              gewöhnlich mit beiden Händen, doch              bis zu
Das Schwert war somit mehr als nur eine       erlaubte sein Gewicht auch den Kampf mit        30 Zentimeter kürzeren
Waffe, es war zugleich der Mittelpunkt         nur einer Hand. Die ersten Schwerter hat-       Kurzschwert (Wakizashi). Die beiden
eines ausgedehnten Ehrenkultes. Von           ten eine gerade Klinge, die zu beiden Seiten    Schwerter wurden mit der Schneide nach
seinem Schwert getrennt zu                                                                    oben im Gürtel getragen und waren die
werden, be-                                                                                                           bedeutendsten
deutete für                                                                                                               materiellen
einen Samurai                                                    Daisho                                                       Besitz-
den Verlust seiner Ehre.                                                                      tümer des                  Samurai.
                                              geschliffen war. Fast gleichzeitig mit dem
Die Fechtkunst hielt der Samurai für die      Aufkommen der Samurai als wesentlicher          Beim rituellen Selbstmord, dem Harakiri
bedeutendste Manifestation seiner Rit-        Machtfaktor in der japanischen Geschichte       oder (besser) Seppuku, benutzten die
terkultur. Sie unterschied sich ganz          tauchten auch die geschwungenen                 Samurai das kurze Schwert zum Auf-
entscheidend von allen europäischen           Schwerter dieser Reiterkrieger auf.             schlitzen des Bauches.

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Japan und die Samurai                                                                                                                       1/19

Die Klinge des Schwertes musste elastisch                denen er 50 bis 100 Meter weit schießen              den konnte. War sie beschädigt, so
genug sein, um im Kampf nicht zu                         konnte. Daneben waren die Samurai aber               brauchte man nur neue Lamellen einzu-
brechen, gleichzeitig aber hart genug, um                auch noch mit Lanzen und ab dem 16.                  flechten.
eine feindliche Rüstung durchschneiden zu                Jahrhundert mit Gewehren bewaffnet.
können. Die japanischen Schwertschmiede                                                                       Als Kopfschutz trugen die Samurai einen
lösten das Problem durch ein kompliziertes               Die Samurai schützten sich vor den geg-              Helm mit Schirm und gepanzertem Nacken-
Schmiedeverfahren. Bei diesem wurden                     nerischen Waffen durch Rüstungen. Die                 schutz. Das Aufeinandertreffen der
Stahlschichten von unterschiedlichem                     Konstruktion der japanischen Rüstung war             japanischen Samurai mit europäischen
Kohlenstoffgehalt zusammengeschmiedet,                    bestimmt durch das Prinzip der bewusst               Händlern und Soldaten im 16. Jahrhundert
so dass eine Abfolge von dünnen Schich-                  angewandten „Nachgiebigkeit“. Die Rüs-               brachte auch abendländische Einflüsse in
ten aus hartem Stahl und weichem Eisen                   tung schützte ihren Träger nicht allein              der japanischen Bewaffnung. Es entstand
herauskam. War eine so hergestellte Klinge               durch ihre Masse, sondern auch durch ihre            die so genannte Südbarbaren-Rüstung
scharf geschliffen, so widerstand der Stahl               Elastizität. Anders als europäische Rüstun-          (Namban Gusoku), die sich an europäi-
dem Stumpfwerden, während das weiche                     gen mit ihren massiven Stahlplatten, be-             schen Rüstungen orientierte. Dabei wurde
Eisen das Brechen verhinderte. Am meis-                  stand die Rüstung der Samurai aus etwa               der Rumpfbereich zum Schutz gegen Mus-
ten wurden Schwerter bewundert, die sich                 daumengroßen Stücken von gut ausge-                  ketenkugeln nach dem Vorbild europäi-
bereits in der Schlacht bewährt hatten, sie              härtetem Rindsleder und kurzen, lackier-             scher Bruststücke mit ganzen Eisenplatten
wurden in den Samurai-Familien über viele                ten Eisenstreifen, die mit seidenen Kor-             verstärkt. Für den Helm in der Form des
Generationen hinweg vererbt.                             deln zusammengeflochten wurden. An                    Kabuto war die europäische Schützen-
                                                         besonders schutzbedürftigen Stellen wur-             haube mit ihrer hoch ansteigenden
Neben der Ausbildung im Fechten war die                  den diese mit großen Eisenstücken ver-               Helmkalotte Modell gestanden. Zusätzlich
Unterweisung im Bogenschießen sehr                       stärkt. Ein eiserner Kragen mit metallenem           zu seinem Helm aus genieteten Eisenteilen
wichtig. Mit bis zu zwei Meter langen Bö-                Latz, der zusätzlichen Schutz verlieh, be-           benutzte der Samurai-Krieger eine Maske
gen schoss man einen Meter lange Pfeile.                 wahrte den Träger vor Enthauptung. Das               aus lackiertem Eisen, die fest genug sein
Die Pfeilspitzen waren oft mit Widerhaken                Resultat war ein bewegliches zugleich                musste, um auch eine Lanzenspitze ver-
versehen. Der japanische Bogen hat eine                  widerstandsfähiges, mit Metallteilen ver-            biegen zu können. Die Maske zeigte
asymmetrische Form und wird im unteren                   stärktes Gewebe aus Seidenschnüren. Das              gewöhnlich Gesichtszüge von brutaler
Drittel gefasst, damit er auch vom Pferd                 Zusammenfügen von mehr als 1000 Metall-              Wildheit, die den Gegner in Schrecken
aus gebraucht werden kann. Die Sehne des                 oder Lederteilen mit Seidenkordeln er-               versetzten sollte.
Bogens wurde mit dem Daumen bis hinter                   forderte jedoch einen enormen Arbeits-
das Ohr gezogen. Jeder Samurai trug in                   und Zeitaufwand. Die Beinschienen der
der Schlacht 20 bis 30 Pfeile bei sich, mit              Rüstung waren mit Eisen verstärkt, der               Die Ashikaga-Zeit
                                                         rockartige Schenkelpanzer konnten für
Holzschnitt mit Krieger in Rüstung mit Pfeil und Bogen                            den Fußkampf ab-            Zu Beginn des 14. Jahrhunderts machten
                                                                                  gelegt werden.              sich die Hōjō-Herrscher so unbeliebt,
                                                                                  Der Armschutz               dass Kaiser Go Daigo (1288-1339) den
                                                                                  der Rüstung be-             Versuch unternahm, ihre Macht zu be-
                                                                                  stand aus Ketten-           seitigen. Die Rebellion gegen ihr Regime
                                                                                  geflecht oder                scheiterte jedoch. Die Anführer dieses
                                                                                  dickem Stoff, der           Putschversuches wurden in die Verban-
                                                                                  m i t E i s e n p l ät t-   nung geschickt, Hōjō Takatori setzte dar-
                                                                                  chen verstärkt war.         auf Kaiser Go Daigo ab und brachte den
                                                                                  Die Schultern wur-          Prinzen Kazuhito als Kaiser Kogon auf
                                                                                  den durch epau-             den Thron. Der abgesetzte Kaiser wurde
                                                                                  lettenartige Plat-          1332 auf die Insel Chiburi verbannt,
                                                                                  t e n a u s E i s e n-      konnte jedoch in einem Fischerboot ent-
                                                                                  lamellen geschützt.         kommen und begann, Unzufriedene um
                                                                                  Von der Elastizität         sich zu sammeln. Mit diesen Truppen
                                                                                  abgesehen, hatte            marschierte Go Daigo auf Kyoto zu. Die
                                                                                  die japanische Rüs-         Hōjō schickten gleichzeitig eine Armee
                                                                                  tung den Vorteil,           unter dem Kommando von Ashikaga
                                                                                  dass sie mit etwa           Takauji (1305-1358) gegen die Haupt-
                                                                                  13 Kilogramm nicht          stadt. Aber anstatt Go Daigo zu
                                                                                  besonders schwer            bekämpfen, lief Ashikaga Takauji zum Ex-
                                                                                  war. Dazu kam,              Kaiser über. Die kaiserlichen Truppen
                                                                                  dass sie, wenn sie          marschierten nach Kamakura und griffen
                                                                                  nicht gebraucht             die Stadt an. Als Hōjō Takatori keine
                                                                                  wurde, ohne wei-            Möglichkeit für eine weitere Verteidi-
                                                                                  teres zusammen-             gung mehr sah, beging er Selbstmord.
                                                                                  gefaltet und in             Kamakura wurde von den siegreichen
                                                                                  einer handlichen            Truppen angezündet, und damit endete
                                                                                  Kiste verpackt wer-         die Herrschaft der Hōjō.

                                                                                                                                                    15
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So wurde Kaiser Go Daigo erneut alleiniger         Tenno niederließ, ist ein deutlicher Aus-         dem Stadtteil in Kyoto, der die Regierung
Herr Japans. Er versuchte seine Pläne für          druck der neuen Machtverhältnisse. Der            beherbergte, nennt man die nun begin-
eine Wiederherstellung der Kaiser-                 abgesetzte Kaiser Go Daigo entkam 1337            nende Periode die Muromachi-Zeit
herrschaft zu verwirklichen und baute die          nach Süden und nahm die heiligen Em-              (1336-1573). 1339 war Kaiser Go Daigo
Verwaltung wieder wie vor der Einführung           bleme der kaiserlichen Gewalt mit sich. In        gestorben. Der Konflikt zwischen den Dynas-
der Militärregierung auf. Sein Regie-              den Hügeln von Yoshino verschanzte er             tien konnte jedoch nicht beigelegt werden,
rungsstab setzte sich nur aus Hofadeligen          sich und gründete dort einen eigenen Hof.         denn es ging nicht mehr allein darum, den
zusammen, und Ashikaga Takauji hatte               Das Land zerfiel für die nächsten 56 Jahre         Sieg der einen Linie über die andere zu sich-
lediglich beratende Stimme. Der Kaiser             in zwei Lager, die sich einen erbitterten         ern. Die Feudal-Clans suchten hauptsächlich
wollte jedoch nicht nur die alten kaiser-          Bürgerkrieg lieferten. Während dieser Zeit        ihre eigenen Ziele zu verfolgen bzw. eine
lichen Regierungseinrichtungen wieder-             regierten zwei Kaiser gleichzeitig. Einer aus     Vorherrschaft ihrer Rivalen zu vereiteln. Der
herstellen, sondern er ver-                                                                                        Bürgerkrieg dehnte sich über
suchte auch die Herrschaft                                                                                         das ganze Reich aus, und man
über die Institutionen der                                                                                         wechselte je nach Laune und
Militärmacht zu gewinnen.                                                                                          Zweckmäßigkeit von der einen
So verlieh er seinem Sohn,                                                                                         auf die andere Seite. Es kam zu
Prinz Morinaga, den Titel                                                                                          einer Neuverteilung der poli-
Shōgun und ernannte in                                                                                             tischen Macht, die sich immer
großem Ausmaß Höflinge zu                                                                                           stärker auf die Provinzen
Militärgouverneuren in den                                                                                         konzentrierte. Neuer Kaiser
Provinzen. Die großen militä-                                                                                      der Süd-Dynastie wurde Go
rischen Führer, die wesentlich                                                                                     Murakami, der erst 12 Jahre
zum Sturz der Hōjō beigetra-                                                                                       alte Sohn von Go Daigo.
gen hatten, fühlten sich für
ihre Dienste ungenügend                                                                                            In den Jahren 1351, 1353,
belohnt und waren unzu-                                                                                            1355 und 1361 wurde Kyoto
frieden. Besonders Ashikaga                                                                                        jeweils für kurze Zeit den
Takauji, der ein Abkömmling                                                                                        Ashik aga entrissen, die
der Minamoto war, wandte                                                                                           Armeen der Süd-Dynastie
sich gegen Go Daigo und                                                                                            konnten sich jedoch niemals
ging daran, sich selbst ein                                                                                        für längere Zeit in der Haupt-
neues Shōgunat zu schaffen.                                                                                         stadt halten. 1392 schließlich
                                                                                                                   kam ein Vergleich zwischen
1335 revoltierte Hōjō Tokiyuki                                                                                     den beiden rivalisieren-
und besetzte Kamakura.                                                                                             den Kaisern zustande. Go
Der Kaiser baute erneut auf                                                                                        Kameyama musste die
A s h i k a g a Ta k a u j i , d e r                                                                               kaiserlichen Embleme an
Kamakura auch eroberte.                                                                                            den nördlichen Kaiser Go
Aber statt nach der Erfüllung                                                                                      Komatsu zurückgeben und
seiner Aufgabe nach Kyoto                                                                                          zu seinen Gunsten abdanken.
zurückzukehren, blieb er in                                                                                        Die Nachfolger von Go
Kamakura und setzte seine                                                                                          Komatsu sollten abwechselnd
Truppen Richtung Kyoto in                                                                                          aus einer der beiden Linien
Bewegung. Kaiser Go Daigo                                                                                          der kaiserlichen Familie
musste aus der Hauptstadt                                                                                          gewählt werden. Aber diese
fliehen. In den harten Kämp-                                                                                        Klausel wurde nie erfüllt.
fen um Kyoto konnte sich                                                                                           Keiner der Nachkommen
Ashikaga Takauji schließlich                                                                                       von Go Kameyama bestieg
                                     Samurai auf Pferd ©Johannes Haubner, Die Macht des Bogens                     jemals den Thron, und die
durchsetzen. Er errichtete
seine Residenz im Muromachi-Quartier                    der südlichen Dynastie und einer aus der     nördliche Dynastie wurde endgültig zur
und erklärte Kaiser Go Daigo 1336 für                   nördlichen Dynastie. Die südliche Dynastie   legitimen Linie, wobei ihre Kaiser niemals
abgesetzt. Takauji ernannte den Prinzen                 betrachtete sich als die legitime, da sie    selbst Anteil an der Regierung hatten. Sie
Toyohito aus der älteren Dynastie unter                 ihren Anspruch auf Go Daigo zurückführte.    waren alle - mit Ausnahme des 18-jährigen
dem Namen Kōmyō zum Kaiser. Dieser                      Die nördliche Dynastie wurde von den         Kaisers Kogon - noch Kinder, als sie den
neue Herrscher sollte seine Stellung für                Ashikaga-Shōgunen unterstützt.               Thron bestiegen. Ihre Existenz diente
rechtmäßig erklären, und zwei Jahre später                                                           hauptsächlich dazu, die Machtausübung
erlangte Takauji den Titel Shōgun. Dieses                                                            durch die Ashikaga-Shōgune zu ver-
                                                        Der Beginn der                               schleiern, die die wahren Herren waren.
Amt wurde in der Folge bis 1573, also
mehr als 200 Jahre lang, von der Ashikaga-              Muromachi- Zeit
Familie ausgeübt. Die Tatsache, dass sich               Ashikaga Takauji errichtete seine Militär-   Reste der kaiserlichen Zentralregierung
Takauji in unmittelbarer Nähe des Kaiser-               regierung in Kyoto, während er Kamakura      blieben natürlich erhalten, doch die höfi-
palastes, geradezu vor den Augen des                    durch einen Regenten verwalten ließ. Nach    schen Familien hatten nun jeglichen politi-

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