1 /2019 Österreichisch-Japanische Gesellschaft
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1/19 Inhalt & Impressum INHALT C OVERFOTO : S HIZUKA G OZEN ............................. 1 JAHRESBRIEF DES PRÄSIDENTEN I NHALT + I MPRESSUM ..................................... 2 Wien, am 1. Jänner 2019 J AHRESBRIEF DES P RÄSIDENTEN .......................... 3 S CHÜLERAUSTAUSCH F UCHŪ – H ERNALS 2018 ........ 4 O RDENSVERLEIHUNG AN D R . D IETHARD L EOPOLD ...... 6 B ŌNENKAI 2018 ............................................ 8 O TAKU H EAVEN ............................................. 9 150 J AHRE DIPLOMATISCHE B EZIEHUNGEN ........... 10 J APAN UND DIE S AMURAI T EIL 2/4 ..................... 14 Werte Mitglieder der W O IST Ö STERREICH IN J APAN VERSTECKT .............. 18 Österreichisch-Japanischen D IE W IENER S ÄNGERKNABEN UND J APAN .............. 22 Gesellschaft, liebe Freundinnen N OBLER G LANZ UND EDLES D ESIGN ..................... 24 und Freunde Japans! S AMURAI M ANAGER ....................................... 28 V EREINE ALS M ITGLIEDER ................................ 30 I NSERATE UND W ORTANZEIGE ( N ) ....................... 31 Dr. Diethard Leopold B EITRITTSERKLÄRUNG ..................................... 32 W ieder ist ein Jahr vergangen, sollen. Ich hoffe, viele von Ihnen sind mit und ich hoffe, Sie hatten dabei! ruhige und schlöne Festtage sowie einen guten Jahresbeginn! Ich halte mich daher heuer ausnahms- IMPRESSUM weise nicht mit einem Rückblick auf das Eigentümer, Herausgeber Yoi Otoshi wo! und für den Inhalt verantwortlich: abgelaufene Jahr 2018 auf, sondern Österreichisch-Japanische Gesellschaft Dieses Jahr, 2019, ist das 150. Jubiläum möchte einfach auf einige Veranstaltun- Graphik und Layout: der feundschaftlichen Beziehungen gen hinweisen. Die folgende Liste ist Georg Schneider, ÖJG zwischen Japan und Österreich. Die ÖJG daher eine Auswahl. Wir werden Sie Druck: – in Kooperation mit der Japanischen natürlich per Email (und in besonderen online Druck GmbH Brown-Boveri-Str. 8, 2351 Wr. Neudorf Botschaft und dem Japanischen Kultur- Fällen natürlich auch per Post) regel- Redaktion dieser Ausgabe: und Informationszentrum – plant oder mäßig über die laufenden Ereignisse Dr. Elisabeth Noisser ko-organisiert daher besonders viele informieren. Bitte schauen Sie auch auf Beiträge von: Events, die dieses schöne Jahr feiern unsere Homepage: www.oejg.org Dr. Tina Breckwoldt, Simone Fuchslueger, Dorit Illini-Ganster, Dr. Susanne Krejsa- MacManus, Dr. Diethard Leopold, Dr. Reinhard Lindner, MBA, Dr. Evelyn Miksch, Georg Schneider, Reinhard K. Schneider, Dr. Matthias Pfaffenbichler. Termine Büro der ÖJG A-1040 Wien, Floragasse 7 Winter und Frühjahr 2019 Tel. + Fax: +43-1-504 05 45 E-mail: office@oejg.org Web: www.oejg.org entnehmen Sie bitte der HP der Gesellschaft auf www.oejg.org Sekretariatszeiten: Mo. und Mi. 14-17 Uhr Coverfoto: Tänzerin Shizuka Gozen mit Schwert und Tanzfächer Redaktionelles: Liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Beiträge für die Zeitschrift, bitten Sie aber den jeweiligen Redaktionsschluss der drei Ausgaben im Jahr einzuhalten! Ausgabe 2-2019 (Juni 2019), Redaktionsschluss: 17.5.2019 Ausgabe 3-2019 (Oktober 2019), Redaktionsschluss: 27.9.2019 Ausgabe 1-2020 (Jänner 2020), Redaktionsschluss: 14.12.2019 2
Bōnenkai 2018 1/19 30. Jänner: Jubiläumskunstobjekts im Kirschenhain / 26. September: „Robotics“ im Japanischen Kulturzen- Floridsdorf Eröffnung der zeitgenössischen Kunstaus- trum am Schottenring stellung Japan Unlimited im frei_raum Ende April: Q21 / MQ 7. März: Geistergeschichten aus Japan – Lesung Heringsschmaus mit Judith Brandner im Storchenhaus Anfang Oktober: Raiding / Burgenland 1 Woche lang JAPANNUAL, das Film- 10. März : festival des japanischen Films im Film- KIZUNA Gala-Konzert im Ehrbarsaal, casino, 1050 Wien Prayner Konservatorium Mai/Juni: Liederabend mit dem Ehepaar Hirano 26. Oktober: 11. bis 17. März: (Bassbariton und Piano) in der Klimt-Villa Tag der Offenen Tür unter dem Zeichen Japan-Woche mit diversen Workshops „Japan“ und Eröffnung der Ausstellung und Präsentationen, veranstaltet von der Ende Juni: Kuniyoshi – Witz und Widerstand im Ukiyo-e Firma AUSTRINOK (Ort noch nicht fixiert) Lesung von Masumi Schmidt-Muraki: im MAK Wien Die Gräfin kam aus Tokio – Mitsuko 29. März: Coudenhove-Kalergi Sollte sich Ihre E-Mail-Adresse geändert haben, Ball der Wiener Sängerknaben mit dem bitten wir Sie, diese an unser Sekretariat - Thema Japan im MuTh 5. oder 6. Juli: Sommerfest im Weltmuseum per E-Mail: office@oejg.org zu senden oder 4. April: telefonisch unter 01-504 05 45 - mitzuteilen. Eröffnung der Ausstellung der Kunst- 6. August: schätze der Hosokawa Daimyō-Familie Symposium zu Hiroshima und Atom- Die finanzielle Grundlage unserer im Weltmuseum: Dichterliebe – die kernkraft in der Bezirksvorstehung Gesellschaft sind Ihre Mitgliedsbeiträge. Sammlung Hosokawa Ottakring Da wir dieses Jahr ein besonders 4. bis 6. April: 20. und 21. September: anspruchsvolles Programm bieten, bitten Noh-Theater-Workshop mit Haruhisa Noh-Theater-Aufführungen der Gruppe wir Sie den Beitrag möglichst bald auf Kawamura Sensei aus Kyoto im Tanz- Te s s e n - k a i a u s Ao y a m a / To k y o i m unser Vereinskonto einzuzahlen. quartier im MQ ODEON-Theater Mit den besten Grüßen, 7. April: 6. September Noh-Tanz- und Gesangsperformance im Nagauta - Shamisen Konzert im Brahms-Saal Wienerberg-Kyudojo, Eibesbrunnerg. 13, des Wiener Musikvereins 1100 Wien, Ihr 24. (oder bei Schlechwetter: 25.) April: Mitte September: Dr. Diethard Leopold Kirschenhainfest und Einweihung des Sommerfest in der Japanischen Schule Präsident der Österreichisch-Japanischen Gesellschaft Neue Mitglieder Die Österreichisch-Japanische Gesellschaft heißt die in letzter Zeit beigetretenen neuen Mitglieder herzlich willkommen: Privatmitglieder Wir dürfen in eigener Sache die ÖJG-Anstecknadel beziehungsweise den ÖJG-Knopflochstecker (siehe Herr Przemyslaw Delfin Bild) bewerben. Sie können eines dieser schicken Frau Susanne Delfin "Zugehörigkeitssymbole" für 5 EUR (inkl. Porto und Versand) in unserem Sekretariat beziehen: Bitte um Frau Asako Fellner Bestellung per E-Mail (office@oejg.org) oder Tel/Fax: Herr Till Fellner +43/1/504 05 45 (während unserer Büro-Öffnungszeiten: Frau Klara Fuchs Montag und Mittwoch von 14 bis 17 Uhr). Nach Einlan- gen des überwiesenen Betrages wird Ihnen das gewünschte Abzeichen Herr Peter Holl zugeschickt. Bitte definieren Sie im Bereich Zusatztext Ihrer Überweisung ob Sie Frau Noriko Kawamura eine Anstecknadel oder einen Knopflochstecker wünschen. 3
1/19 Zu Gast in Japan „Ich würde definitiv jedem Jugendlichen, der halbwegs hitzere- Wiener Jugendliche sistent ist, diese Reise … empfehlen, es ist wahrlich eine einzig- artige Erfahrung, die man als gewöhnlicher Tourist nicht machen kann. Ich werde die Erinnerung an diese zehn Tage als eine der besten meines Lebens für immer in meinem Herzen bewahren. Vielen Dank an meine unglaublich liebe Familie, die Sakurais, die zu Gast in Japan ich wirklich jeden Tag vermisse und an wirklich alle im Freund- schaftsverein Beteiligten für diese wundervolle Zeit; ich hoffe so ligen gemeinsamen Ausflügen zum „Heiligen Berg Fuji“. Der Ausflug zum bald wie möglich zurückzukommen.“ (Smilla G.) u n d B e s i c h t i g u n g e n e n t- Fuji gestaltete sich diesmal besonders standen berührend tiefe Freund- erfolgreich, da sich, überaus wohlwol- A m 20. Juli traten im Rahmen des schaften. Darüber hinaus sorgten die lend und außergewöhnlich für die Jugendaustauschprogramms zwi- Familien so sehr für das Wohl schen Hernals und Fuchū wieder ihrer jungen Gäste, dass jede/r „Von diesem Besuch und dem Kennenlernen einer neuen sechs Wiener Jugendliche eine zehn- Einzelne auch die heuer konse- Kultur werde ich mir viele Momente und Eigenschaften für tägige Reise zu ihren Gastfamilien in quent anhaltende Rekordhitze immer in meinem Herzen bewahren. Zum Beispiel die Fuchū an. Damit bestätigte sich ein wei- von 42 Grad Celsius anstands- japanische Höflichkeit. Sie hat mich wirklich sehr beeindruckt teres Mal der besondere Stellenwert der los bewältigen konnte. und ich merke wie ich ein bisschen von ihr auch in diese Kultur übernommen habe, wenn ich mit anderen Menschen mittlerweile seit mehr als 25 Jahren interagiere.“ (Hannah G.) bestehenden und engagiert gelebten Die Stadt Fuchū organisierte Partnerschaft der Stadt Fuchū in Metro- mit Unterstützung des ortsansäs- politan Tokyo und dem 17. Wiener sigen Freundschaftsvereins traditionell Jahreszeit, der Berggipfel sowohl von der Gemeindebezirk Hernals. ein umfassendes Rahmenprogramm. 5. Bergstation als auch vom Tal aus Dies beinhaltete den Besuch bei Bürger- zeigte. Ein weiteres Highlight bot die Im Mittelpunkt stand auch diesmal meister Takano, die Besichtigung des Gastfamilie Hanabusa, die mit tat- wieder das Zusammenleben in und mit Okunitama-Schreins sowie des Heimat- kräftiger Unterstützung der übrigen den Gastfamilien. Abgesehen von unzäh- museums und eine ganztägige Fahrt Familien einen besonderen Abend mit frisch zubereiteten Speisen, musikali- „Das schönste aber an diesem Projekt sind die Freundschaften, die sich bilden und bestehen schen Darbietungen und unterhalt- bleiben. Ich durfte in dieser relativ kurzen Zeit viele neue, liebenswerte Menschen kennenlernen ... samen Spielen organisierte. Es ist großartig, Menschen kennen zu lernen, die einer völlig anderen Kultur angehören, die andere Gewohnheiten haben und anderen Bräuchen nachgehen. Ich finde, dass solche Austauschprojekte Abgeschlossen wurde die Reise auch ganz wichtig sind, da sie einerseits zum Völkerverständnis beitragen und andererseits ein toller dieses Mal durch das traditionelle Start für internationale Freundschaften sind. Mein Japanaufenthalt wird immer eine ganz wertvolle „Dankeschön-Essen“ für die Gastfamilien, Erinnerung für mich bleiben. Dōmo arigatō gozaimasu!“ (Maya M.) bei dem sich auch auf beiden Seiten die 4
Zu Gast in Japan 1/19 „Ich bin meiner Gastfamilie wirklich dankbar, dass sie mir so einen guten Einblick in dieses Land gegeben hat und mir jeden Wunsch erfüllt hat. Da ich Japan schon sehr lange sehen wollte, hatte ich etwas Angst, dass es viel- leicht nicht so sein würde, wie ich es mir vorstellte. Aber jeder einzelne Moment war genauso wie ich es mir vorstellte und wenn es einmal nicht so war, war es sogar noch besser.“ (Sylvi G.) Wertvolles für ihr weiteres Leben mit- nehmen durften. Einige kurze Auszüge aus den Resümees der Jugendlichen mögen dies bestätigen (siehe Kästchen). Und eine weitere, besonders gute Nachricht zum Schluss: „Freundschaft hat keine Nationalität. Trotz der großen kulturellen Unterschiede zwi- schen Japan und Österreich war es kein Problem mich auszudrücken oder zu verständi- gen. Alle haben sich sehr bemüht, diesen Austausch möglich zu machen und haben sich richtig ins Zeug gelegt - und was dabei rausgekommen ist, ist unvergesslich! Danke, an eine oder andere Träne nicht vermeiden dieser Stelle. Danke an alle, die so fleißig und leidenschaftlich für dieses Projekt gear- ließ. beitet haben! Ich habe so viele neue Bekanntschaften und Freunde gefunden, mein Leben ist nun um einiges reicher.“ (Rosa F.) Sowohl beim Abschied als auch in ihren Berichten bedankten sich alle Jugend- sowie der Verantwortlichen in Fuchu. Die Planung für den nächsten Jugend- lichen für die unglaublich herzliche Auf- Allesamt bestätigen sie, dass diese Reise austausch im Jahr 2019 ist bereits erfolg- n a h m e u n d d i e a u ß e ro rd e n t l i c h e für sie eine Vielzahl beeindruckender reich im Laufen! Großzügigkeit der japanischen Familien Er lebnisse bot und sie auch viel Dorit Illini-Ganster Reinhard K. Schneider ELECTRIC & MORE Plug-in Hybrid Outlander 4WD 2 Elektromotoren 45 km elektrische Reichweite 5 Jahre Werksgarantie, 8 Jahre Garantie auf die Lithium-Ionen Hochvolt Batterie Jetzt ab € 38.450,– oder € 289,– /Monat* 5 * € 6.000,– Mitsubishi-Bonus, € 500,– Ökobonus und € 500,– Finanzierungsbonus in Preis und Leasingrate berücksichtigt. Aktionen gültig bis 30.04.2019 bei allen teilnehmenden Händlern. Ökobonus gültig bei Eintausch Ihres Gebrauchtwagens mit Euro 1 bis Euro 4. Finanzierungsbonus gültig bei Finanzierung über die DENZEL Bank. Die Finanzierung ist ein Angebot der Denzel Leasing GmbH. 36 Monate Laufzeit, € 11.535,– Anzahlung, € 18.898,18 Restwert, 15.000 km p.a., Rechtsgeschäftsgebühr € 241,33, effektiver Jahreszins 3,93%, Sollzinsen variabel 3,49%, Gesamtleasingbetrag € 26.915,–, Gesamtbetrag € 41.078,36. Alle Beträge inkl. NoVA und MwSt. Details zur Garantie auf unserer Website. Druck- und Satzfehler vorbehalten. Symbolabbildung. Kraftstoffverbrauch gewichtet komb.: 2,0 l/100 km; CO2-Emission gewichtet komb.: 46 g/km www.mitsubishi-motors.at
1/19 Order Of The Rising Sun © Japanische Botschaft Order of the Rising Sun Gold Rays with Neck Ribbon S o wie das Jahr 2018 begann, so sollte dritthöchste Klasse dar. Unter den bisheri- beben von 2011 unternommen hatte, um es auch zu Ende gehen: Mit einer gen Ordensträgern dieser Klasse finden sich Benefizveranstaltungen zu organisieren. Ordensverleihung an ein ranghohes nicht nur Gustave Eiffel und Clint Eastwood, Der Botschafter dankte weiters für die Ver- Mitglied des Vorstands der Österreichisch- sondern auch James Curtis Hepburn, der anstaltung mehrerer japanbezogener Japanischen Gesellschaft in der Residenz Entwickler des Hepburn-Systems zur Ausstellungen, die sehr zu einem Anstieg des Japanischen Botschafters. Während Transliteration japanischer Schriftzeichen. des Interesses für Japan in Österreich beige- Anfang des Jahres ÖJG Vizepräsidentin Frau Also eine durchaus ehrenwerte Gesellschaft tragen haben. Als Vorsitzender des Öster- Dr. Noriko Brandl eine Auszeichnung des in die Dr. Leopold als einer von nur wenigen reichischen Kyudo Verbandes hat sich Dr. japanischen Außenministers erhielt, wurde Östereichern bisher (unter ihnen auch die Leopold auch um einen sportlichen Aus- ÖJG Präsident Dr. Diethard Leopold am 11. Japanologen Prof. Dr. Sepp Linhart und Prof. tausch zwischen den beiden Ländern be- Dezember 2018 eine noch höhere Ehre Dr. Peter Pantzer) nun aufgenommen müht, wie Herr Koinuma weiter betonte. Er zuteil: Er erhielt den Order of the Rising Sun, wurde. freue sich aufrichtig, dass Herrn Dr. Leopold Gold Rays with Neck Ribbon für seinen nun in Anerkennung für seine langjährigen Beitrag zu den freundlichen Beziehungen Dem Anlass entsprechend feierlich gestal- Dienste diese Auszeichnung zuerkannt und gegenseitigem Verständnis zwischen tete sich auch die Verleihung der würde- wurde und erwähnte auch jene Personen, Japan und Österreich. vollen Auszeichnung in der Residenz des die ihm bei seinen Verdiensten zur Seite Japanischen Botschafters. In Anwesenheit standen, wie seine Frau Waltraud und seine Der Orden der Aufgehenden Sonne ist eine zahlreicher geladener Gäste sprach Familie. Der Botschafter beschloss seine Rede der höchsten Auszeichnungen des Japani- S.E. Kiyoshi Koinuma nach einem kurzen mit dem Ausdruck der Freude auf eine weitere schen Staates und wird seit 1875 im Namen Begrüßungscocktail die einleitenden Worte. Zusammenarbeit mit Dr. Leopold, vor allem des Tenno an jene verliehen, die sich vor Er lobte den Einsatz von Dr. Leopold als im Hinblick auf das Jubiläumsjahr 2019. allem um die Verbreitung japanischer Kultur Präsident der ÖJG für einen Austausch auf verdient gemacht haben. Er ist in sechs Bürgerebene zwischen Österreich und Botschaftssekretär Nishida bat nun Dr. Klassen aufgeteilt (früher neun), die Version Japan. Er würdigte vor allem die Anstren- Leopold nach vorne, um die Verleihung des am Halsband, Goldene Strahlen stellt die gungen, die Dr. Leopold nach dem Erd- Ordens vornehmen zu lassen. Nach Ver- 6
Order Of The Rising Sun 1/19 lesung der Urkunde in japanischer und denken. Für Dr. Leopold deutscher Sprache überreichte SE Koinuma führt der Weg genau zwi- feierlich den Orden an Dr. Leopold. Das im schen den beiden Denk- Namen des Ordens genannte Halsband weisen, einerseits als Indi- sträubte sich ein wenig gegen die Befesti- viduum, anderseits immer gung am Nacken des neuen Ordensträgers, eingebunden im Bezug was wohl ein Hinweis darauf ist, dass es sich auf unser Umfeld. Er kann bei einer solchen Verleihung um keinen sich kein anderes Land alltäglichen Akt handelt. Unter dem Applaus vorstellen, das ihn mit des Publikums und dem Blitzlicht der Foto- soviel Enthusiasmus und grafierenden präsentierte sich dann stolz der ästhetischen Erlebnissen eben Ausgezeichnete seinen Gästen. erfüllt wie Japan. Es be- dürfe in einem erfüllten Es folgte eine knappe, aber sehr persönlich Leben immer der Beigabe gehaltene Laudatio des ÖJG Ehrenpräsiden- von etwas „Fremden” um ten Roman Ziegler. Er betonte, was für ein Fruchtbarkeit zu erzeugen Glücksfall es sei, Dr. Leopold, einen großen und in Dr. Leopolds Fall Kenner Japans, als Präsident der ÖJG zu wäre das wohl Japan gewe- erleben. Dieser hätte es geschafft, ihm sogar sen, ebenso wie übrigens das Noh Theater und Kyudo näher zu brin- im Falle seines Leibkün- gen. Ziegler richtete seinen Fokus vor allem stlers Egon Schiele. Auch auf die Privatperson Dr. Leopold und der hätte erst durch würdigte dessen Großzügigkeit in vielerlei seine Freundschaft mit Hinsicht. Er freue sich, dass Leopolds Aktivi- dem japanischstämmigen täten nun auch von Japan erkannt und Schauspieler Osen zu entsprechend gewürdigt wurden. seiner wahren Kreativität und fruchtbarsten Schaf- Dr. Leopold selbst begann seine Dankes- fensperiode gefunden. © Alexandra Faust rede mit einem Hinweis darauf, dass er ob- wohl „Kind der 68er Generation” nun Dr. Leopold bezeichnet seine Begegnung diesem Jahr, aber besonders 2019 die Kom- aufrichtig und herzlich dankend diesen mit Japan als seine „zweite Geburt”. Als er als munikation und das Verständnis für Japan Orden entgegennehme. Er teile ihn sich mit 28-jähriger die Möglichkeit erhielt in Japan weiter vertiefen zu können. Vorstand und Kuratorium der Öster- zu unterrichten, wußte er noch nicht viel reichisch-Japanischen Gesellschaft, sowie von dem ihm damals fremden Land. Der Abend mündete in ein entspanntes und deren Mitgliedern, ohne die seine Tätigkeit Scherzend erinnerte er daran, dass er als unterhaltsames Festdinner, das die Mög- nicht möglich gewesen wäre. Nach dem Grund für seinen Japanaufenthalt angab, lichkeit zu neuen Begegnungen und inter- gebührenden Dank an seine Frau Waltraud herausfinden zu wollen, wie Japaner „Ich” essanten Gesprächen bot. und seine Familie, betonte er, dass er den sagen. Er hätte immer ein gewissen Prob- Georg Schneider Orden nicht nur persönlich, sondern für lem gehabt mit der westlichen Version des eine ganze Gruppe von Menschen entge- „Ichs”, er fand schon als kleiner Bub „die Dr. Diethard Leopold unterrichtete von gennehme. Das erinnere ihn daran, was er nehmen sich viel zu wichtig”. Zwei Begeg- 1984 bis 1986 an der Universität in gerne auf die Frage antwortet, was denn nungen waren es, die schließlich schon als Miyazaki und beschäftigt sich seit dieser der grundsätzliche Unterschied zwischen junger Mensch sein Japanbild geformt hät- Zeit intensiv mit Kyudo. Er gründete den ersten Kyudoverein in Österreich, dessen Europäern und Japanern ist, nämlich, dass ten. Zum einen die Zen Meditation, die es Obmann er weiterhin ist. Durch seine in Japan das „Ich” nicht so ausgeprägt sei ihm ermögliche spirituelle Erfahrungen zu Unterstützung konnte am Wienerberg ein wie im Westen, dass sie „systemischer” haben „ohne an etwas glauben zu müssen” , traditionelles Kyudojo errichtet werden, zum anderen eine TV eine der schönsten Dojos im europäi- © Japanische Botschaft schen Raum. Anfang der 90er Jahre lebte Sendung über Butō er weitere drei Jahre mit seiner Familie in Tanz, dessen schein- Japan, wo er an der Tohoku Universität bare Verrücktheit ihn Deutsch und deutschsprachige Literatur faszinierte und dessen unterrichtete. Seit 2008 kuratiert er in „Unnatürlichkeit” er Wien Ausstellungen, die sehr oft mit damals als „völlig nor- Japan zu tun haben, so wie vor einigen Monaten die Shunga Ausstellung im MAK. mal” empfand. Derzeit organisiert er eine Schiele Ausstel- lung in Tokyo und Kyoto. Seit 2009 be- Auch Diethard Leopold kleidet Dr. Leopold das Amt des Präsiden- beendete seine Rede ten der ÖJG. Unter seiner Führung hat mit einem Ausblick auf sich die kulturelle Ausrichtung der Gesellschaft ungemein vertieft. Seine das kommende Ju- geplanten Noh-Theateraufführungen im biläumsjahr und ver- Herbst im Odeon Theater werden weiter lieh der Hoffnung Aus- zu dieser Vertiefung beitragen. druck, nicht nur in 7
1/19 Bōnenkai 2018 Bōnenkai 2018 Z u einem gemütlichen Jahres- Der alljährliche Jahresrückblick, entwor- sprechend, den ÖJG Keksorden erhalten, ausklang bat am 14. Dezember fen von Fr. Dr. Brandl, die heuer nicht mit den sie in mühevoller Arbeit nachge- die ÖJG auch heuer wieder ihre dabei sein konnte, wurde von Frau Ayumi backen hatte. Mitglieder ins Restaurant Kojiro 3, zum Kondo präsentiert. Die vielen Aktivitäten Anlass der Jahresendfeier Bōnenkai. Mit der ÖJG wurden so in Bild und mit oft Zum Höhepunkt des geselligen Abends mehr Anmeldungen als in den vergan- angenehm ironischem Kommentar den folgte das nun fast schon traditionelle genen Jahren drohte die Feier den räum- anwesenden Mitgliedern wieder in Erin- „A oder B Quiz”, das auch heuer wieder lichen Rahmen des überschaubaren nerung gerufen. Diesmal wurde ein von JETRO Direktor Takashi Nozawa als Lokals zu sprengen, was jedoch vom besonderes Augenmerk auch auf die unübertroffenem Quizmaster gestaltet Personal elegant gelöst wurde, sodass zukünftigen Aktivitäten im Jubiläumsjahr wurde. Zwei der Gäste konnten sich mit auch unerwartete Gäste noch ihren 2019 gelegt, wo nun ein gut gelaunter den meisten richtigen Antworten als guten Platz fanden. Dr. Leopold Frau Kondo zu Hilfe kam, um Sieger durchsetzen, sodass es zu einem die Vorfreude auf die geplanten ÖJG spannenden Stechen kam. Ganz ehrlich, Nach dem Yuzu-Sekt Begrüßungscocktail Events zu steigern. hätten Sie die Stichfrage beantworten mit einführenden Worten von Botschaf- können: Wie viele Japaner und Japanerin- ter Koinuma, begann auch bald das Um die gute Laune nicht abreißen zu nen leben in Österreich? Einer der beiden mehrgängige Menü, mit dem der Koch lassen, hatte sich ÖJG Mitglied Yuri Iwata Quizprofis war der richtigen Antwort von des Kojiro 3 heuer für betont verzückte etwas besonderes ausgedacht. Sie rief zu 2979 knapp näher und durfte mit dem G e m ü te r s o rg te. B e s o n d e r s s e i n e einer neuerlichen Ordensverleihung an Hauptpreis in der Hand, einer edlen gebackene Meerbrasse (Tai no Sugata- Dr. Leopold auf, diesmal allerdings sollte Flasche japanischen Ki No Bi Kyoto Dry Age) kam bei den Gästen sehr gut an. er, der weihnachtlichen Jahreszeit ent- Gin den vergnüglichen Abend beenden. Georg Schneider 8
Otaku Heaven 1/19 OTAKU Heaven jedem Tag mehr, was wiederum die Nach- Seit 2017 ist Otaku Heaven auch Mitglied der frage nach hochwertigen und lizensierten Österreichisch-Japanischen Gesellschaft. Im Ein kleines Stück Akihabara Produkten aus Japan steigen lässt. Oktober 2018 schaffte es Otaku Heaven dann auch noch als erster und bisher mitten in Wien Aus diesem Grund wurde 2016 Otaku Heaven einziger Shop in Österreich als offizieller eröffnet und hat sich in der kurzen Zeit bis Good Smile Company Partner geführt zu Grundsätzlich ist der Begriff Otaku eine heute zum größten Onlineshop für Anime, werden, dieses Unternehmen ist der größte Herabwürdigung eines Sammlers japani- Manga und Merchandise etabliert. Auch das Hersteller von Anime-Figuren und Merchan- scher Produkte aus der Welt von Anime und kleine Ladengeschäft mitten in Wien, nur dise. Das spricht für die hohen Qualitätsstan- Manga und doch symbolisiert er genau die rund fünf Gehminuten vom neuen Wiener dards von Otaku-Heaven, die von japanisch- Zielgruppe für diese schier unendliche Hauptbahnhof entfernt, ist stets gut besucht. er Seite genauestens geprüft und bewertet Vielzahl von Artikeln die im Tokyoter Stadt- wurden. teil Akihabara gehandelt werden. Das Hauptaugenmerk wird hier nicht nur auf die individuellen Kundenwünsche Und damit ist noch lange kein Ende in Sicht, Mittlerweile beschränkt sich die Sammel- sondern auch auf die Echtheit der ange- Otaku Heaven und seine Mitarbeiter haben lust nicht mehr nur auf Japan, sondern ist botenen Produkte gelegt, denn leider sich das Ziel gesetzt auch weiterhin dem auch seit einigen Jahren richtig in Europa tummeln sich im Internet, besonders auf Kunden das Bestmögliche anzubieten, sei angekommen. den großen Verkaufsplattformen sehr viele das nun auf einer der vielen über das Jahr zwielichtige Händler, die mit einer Vielzahl verteilten Conventions, im Laden oder im Dies zeigen auch die steigenden Be- an gefälschter Ware (sogenannte Bootlegs) Onlineshop. sucherzahlen auf Otaku-Veranstaltungen den Markt überschwemmen. (sogenannten Conventions) und die immer Wir freuen uns, Ihnen Otaku Heaven hier größer werdende Nachfrage nach Produk- Daher ist es gerade jetzt wichtig, dass die vorstellen zu dürfen und möchten Sie auf ten aus dem Anime und Manga Bereich. Community einen Händler hat dem sie un- diesem Weg zu einem Besuch bei uns ani- eingeschränkt vertrauen kann und ihr oft mieren. Selbst wenn Sie kein Otaku sind, Alleine in Österreich umfasst die Community mühsam erspartes Geld nur für echte und tauchen Sie doch ein in die tolle japanische mehr als 50.000 Otakus und es werden mit lizensierte Ware ausgibt. Anime-Kultur. Karl Renar 9
1/19 150 Jahre Beziehungen 150 Jahre Japanisch-Österreichische Beziehungen Praktische Medienarbeit für Japanologiestudierende Geschichte, Forschung, Kunst, Literatur, Sport, Technik und Populärkultur aus über die Stationen einer langjährigen Freundschaft denen die Studierenden frei wählen und eigene Schwerpunkte setzen können. Anlässlich der 150. Unterzeichnung Teilnehmenden der Lehrveranstaltung sind Durch eine genaue Betrachtung und A des österreichisch-japanischen Freundschafts-, Handels- und Schiff- fahrtsvertrags von 1869 im Oktober 2019 größtenteils Masterstudierende und einige Bachelorstudierende der höheren Se- mester an der Japanologie der Universität Analyse verschiedenster journalistischer Web- sites und Online-Artikel bekommen die Studierenden ein besseres Gespür und Auge recherchieren Japanologiestudierende der Wien. Viele von ihnen studieren parallel für gelungene Beiträge, die sie sich op- Universität Wien unter Leitung der Journa- noch andere Fächer wie Germanistik, Kunst- tisch, sprachlich und inhaltlich zum Vorbild listin Judith Brandner zu ausgewählten geschichte und English and American für ihre Website machen. Die erste Aufgabe Themen der bilateralen Beziehungen zwi- Studies. Als „alte Hasen“ im Studium sind besteht darin, zum ausgewählten Thema schen Österreich und Japan. Gemeinsam die Studierenden mittlerweile bestens zu recherchieren und einen Pressetext zu gestalten sie eine multimediale Website. vertraut mit dem wissenschaftlichen Ar- verfassen. Auf die Pressetexte erhalten die beiten und Schreiben. Doch abgesehen Studierenden von Brandner konstruktives Aller Anfang ist schwer: von Judith Brandner und einem Studenten Feedback, überarbeiten die Texte und Journalistisches statt wissenschaftliches hat noch niemand im Projektteam Er- stellen sie auf der Website online. Arbeiten – eine neue Herausforderung fahrungen in der Produktion journalisti- für Studierende scher Beiträge. In einer Lehrveranstaltung, Für das Hochladen der ersten Texte und die geblockt im Wintersemester 2018 an Bilder ist es notwendig, die Studierenden Es ist eine Herausforderung, sowohl für die der Japanologie der Universität Wien mit den technischen Aspekten der Website Studierenden als auch für die Leiterin. Die stattfindet, vermittelt Judith Brandner vertraut zu machen. Ein Dreierteam – den Studierenden Matthias Huber, David Miladinović und Das Modell der Daimyō-Residenz im Japanraum des Weltmuseums die Grundlagen des Julia Undeutsch – kümmert sich um die journalistischen technische Umsetzung der Website. In der Arbeitens. Lehrveranstaltung lernen die Studierenden mit WordPress zu arbeiten. Alexander Kuhn, Nach einer inhalt- Teil des Projektteams, hat bereits Er- lichen Einführung fahrungen im Umgang mit WordPress und zum thematischen zeigt seinen TeamkollegInnen notwendige Rahmen der Lehrver- Funktionen der Software. anstaltung – dem geschichtlichen Hin- Judith Brandner erklärt die Möglichkeiten tergrund Japans und zur Vorbereitung für journalistische Inter- seiner diplomati- views. Auf die multimedialen Beiträge der schen Beziehungen Website sollen nämlich nicht nur gut zum Ausland und zu recherchierte, gut geschriebene Texte und Österreich – stellt Bilder, sondern auch O-Töne aus Interviews Judith Brandner die mit ExpertInnen kommen. Dies macht angedachten Inhalte qualitativ hochwertige Audioaufnahmen der Website vor. notwendig. Daher lernen die Studierenden Diese umfassen ver- in der Lehrveranstaltung auch die Hand- schiedenste The- habung und Bedienung professioneller © Claudia Stoica menbereiche wie Aufnahmegeräte. Teil des Projektteams ist 10
150 Jahre Beziehungen 1/19 ©Judith Brandner gien nach Japan. Die Regierungen beider Lisa Braitner Länder stehen in engem Kontakt mit dem beschäftigt sich mit gemeinsamen Ziel, die Robotik-Forschung d e r Au s s te l l u n g voranzutreiben. Um aktuelle Kooperationen „Faszination Japan und Forschungen auf dem Gebiet der Robo- – M o n e t – Va n tik aufzuzeigen, recherchiert Alexander Gogh – Klimt“, die Kuhn sowohl auf österreichischer als vom 10. Oktober auch auf japanischer Seite und führt 2018 bis zum 20. Interviews mit ExpertInnen. In einem Jänner 2019 im weiteren Beitrag widmet sich Alexander Kunstforum Wien der Geschichte der japanisch-österreichi- zu sehen war. Die schen Beziehungen. Kunstausstellung widmete sich dem Alexander Pucher beschäftigt sich mit der Phänomen der Geschichte des Instituts für Ostasienwis- „Japomanie“ vom senschaften, der Japanologie und der Japan- späten 19. Jahrhun- forschung an der Universität Wien in Exper- dert bis zur Avant- teninterviews mit Wolfram Manzenreiter, Judith Brandner (Mitte) und stehend v.l.n.re: Yoshie Kagawa, Alexander Kuhn, garde. Durch den Sepp Linhart und Ingrid Getreuer-Kargl. Julia Znajkowska, Olivia Sayaka Weiß, Alexander Pucher, Simone Fuchslueger, Kontakt mit japani- Mag. Dr. Wolfram Manzenreiter ist Univer- Gregor Wakounig, Elena Koblizek, Lisa Maria Braitner. scher Kunst und sitätsprofessor für Japanologie und forscht Kultur bei der Welt- zu soziologischen und anthropologischen auch Gregor Wakounig, der durch seinen ausstellung 1873 in Wien entwickelte sich Aspekten des modernen Japan. Dr. Ingrid journalistischen Background Erfahrungen in Europa eine Sehnsucht nach exotischen Getreuer-Kargl ist außerodentliche Univer- im Umgang mit Bearbeitungsprogram- Luxusobjekten. Auch europäische Künstler sitätsprofessorin für Japanologie und be- men für Audiodateien gesammelt hat. In wie Klimt, Van Gogh, Monet, Degas, Manet fasst sich mit Geschlechterverhältnissen in einem Workshop macht er seine Teamkol- oder Kandinsky waren vom „fernen Osten“ Japan und der Geschichte Japans. Dr. Sepp legInnen mit der Software Audacity fasziniert. Die Ausstellung im Kunstforum Linhart ist ehemaliger Institutsvorstand bekannt und führt sie in die wesentlichen zeigte den Einfluss des Formenvokabulars und emeritierter Universitätsprofessor für Bearbeitungsfunktionen ein. Für die Web- japanischer Kunst auf die westliche Malerei Japanologie. Der erste Lehrstuhl für site schneiden und bearbeiten die und die Ästhetik der Moderne um die Japanologie in Wien wurde Ende der Studierenden ihre Interview-Audioauf- Jahrhundertwende. Im Kontext der Globa- 1930er-Jahre unter dem Kulturanthro- nahmen selbstständig. lisierung interessierte die Studentin Lisa pologen Oka Masao eingerichtet, der in Braitner die Rezeption der Kunstwerke Wien Völkerkunde studiert hatte. Unter Die Grundzüge des journalistischen heute. In einem Interview mit der Kuratorin seiner Leitung nahm das Institut für Schreibens vermittelt Judith Brandner den Evelyn Benesch ergründete sie außerdem, Japankunde am 1. April 1939 offiziell den Studierenden. Im Zentrum stehen dabei wie die Ereignisse rund um die Weltausstel- Betrieb auf. Durch die erschwerten Bedin- die sprachlichen und inhaltlichen Aspekte lung die Beziehungen zwischen der gungen der Kriegszeit musste das Institut journalistischer Texte, aber auch die Struk- japanischen und der österreichischen Kunst- ab 1944 schließen. Nach Kriegsende wurde tur und der Aufbau dieser. Am Ende des szene und den kulturellen Austausch vom die Japan-Forschung vorübergehend am Semesters – nachdem alle Beiträge auf der späten 19. Jahrhundert bis in die Gegen- Institut für Völkerkunde fortgeführt. 1965 Website veröffentlicht sind – diskutieren wart geprägt haben. entstand aus der Japan-Abteilung des In- die Studierenden mit der Leiterin, in- stituts für Völkerkunde das heute eigen- wiefern sich journalistisches und wis- Alexander Kuhn setzt sich in seinem ständige Institut für Japanologie unter senschaftliches Arbeiten und Schreiben Beitrag mit österreichisch-japanischen Alexander Slawik, dem ersten Assistenten unterscheiden. Ihr Fazit: Es gibt viele Kooperationen auf dem Gebiet der Robotik von Oka Masao. Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unter- auseinander. Japan zählt zu den führenden schiede. Fest steht jedenfalls: Aller Anfang Ländern im Bereich Robotik, was es Simone Fuchslueger beschäftigt sich mit ist schwer. weltweit zu einem attraktiven Handels- der Schriftstellerin Milena Michiko Flašar, und Forschungspartner macht. Über die die Tochter einer japanischen Mutter und Von Tomomi Iwakura bis Toni Sailer: Jahre entstanden verschiedene Partner- eines österreichischen Vaters ist. Flašar ist eine multimediale Website zu schaften zwischen japanischen und öster- 1980 in St. Pölten geboren und studierte japanisch-österreichischen reichischen Universitäten und Firmen. Das Germanistik und Romanistik in Wien und Beziehungen – das Projektteam und Japan Austria Science Exchange Center Berlin. Heute lebt sie als Schriftstellerin, seine Beiträge (JASEC) der TU Wien, die Ars Electronica Hausfrau und Mutter eines fünfjährigen und die Johannes-Kepler-Universität in Sohnes mit ihrer Familie in Wien. In ihren Neun Japanologie-Studierende widmen Linz stehen in enger Zusammenarbeit mit beiden aktuellen deutschsprachigen Ro- sich zusammen mit der Journalistin und japanischen Institutionen wie dem Nara- manen – Ich nannte ihn Krawatte (2011) Lehrveranstaltungsleiterin Judith Brandner Institute of Science and Technology und der und Herr Katō spielt Familie (2018) – ist der unterschiedlichen Bereichen der öster- Universität Tokio. Österreichische Firmen, Ort des Geschehens in Japan angesiedelt. reichisch-japanischen Beziehungen und wie die Ferrobotics Compliant Robot Tech- Die Figuren sind JapanerInnen und agieren gestalten eine multimediale Website. nology GmbH, exportieren ihre Technolo- als solche. Gleichzeitig handeln die Texte 11
1/19 150 Jahre Beziehungen von universell-menschlichen Themen, Bürgermeister Katsunori Aoki und sodass LeserInnen die Inhalte und Konflik- Bezirksvorsteher Georg Papai kurz nach der neuerlichen Unterzeichnung te auch unabhängig von Japan bei sich des Freundschaftsver trags am verorten können. Auf der Website zeichnet 9.11.2018 bei der Ehrungsfeier der Freundschaftsbeziehung. Simone Fuchslueger ein Portrait dieser spannenden österreichischen Schriftstel- lerin mit Japanbezug. Claudia Stoica taucht in einem Interview mit der Kuratorin Dr. Bettina Zorn in die Geschichte der Ostasiensammlung im Wiener Weltmuseum ein. Die Sammlung umfasst insgesamt rund 28.500 Objekte, wovon ca. 15.000 japanischer Herkunft sind. Einen Großteil der japanischen Sammlung bilden die Schenkungen von Erzherzog Franz Ferdinand und Heinrich von Siebold, Diplomat und Übersetzer an der österreichisch-ungarischen Botschaft in Tokio. Die Ausstellung bietet eine Vielfalt unterschiedlicher Artefakte, von Samurai- Rüstungen und Schwertern bis hin zu edlen Teeschalen und Schminkutensilien. Fotos diese Seite © Olivia Sayaka Weiß Das Modell einer Daimyō-Residenz, wel- ches auch in der Weltausstellung 1873 in Wien zu sehen war, bildet das Hauptau- mals nach Hiroshima. Kaoru Ogura, ein nannten Schwesterbezirke, die weltweit genmerk des Japanbereichs im Weltmuse- japanischer Dolmetscher, unterstützte ihn unzählige Städte, Orte und Bezirke ver- um. Die Weltausstellung trug wesentlich vor Ort bei seinem Vorhaben. Auch nach- schiedenster Länder miteinander verbindet. zum kulturellen und wirtschaftlichen Aus- dem Jungk Japan verlassen hatte, recher- Zwischen dem 21. Wiener Bezirk Floridsdorf tausch zwischen Japan und Österreich bei. chierte und dokumentierte Ogura die und dem Bezirk Katsushika in Tokio besteht sozialen Gegebenheiten weiter und seit über 30 Jahren eine Partnerschaft, die Yoshie Kagawa befasst sich mit dem öster- berichtete Jungk in über 200 Briefen für einen regen kulturellen Austausch reichischen Journalisten Robert Jungk und darüber. Aus der engen Zusammenarbeit sorgt. Bürgermeister Katsunori Aoki aus seinem Buch Strahlen aus der Asche (1959). und der daraus resultierenden tiefgehen- Japan und Bezirksvorsteher Georg Papai Jungk hatte das Bedürfnis, die Stimmen den Freundschaft zweier Menschen aus aus Österreich reisen in regelmäßigen Ab- der Überlebenden der Atombombe von Österreich und Japan entstand das be- ständen mit ihrer Delegation in das jeweils Hiroshima, die am 6. August 1945 abge- sagte Buch. Für ihren Bericht hat Yoshie in andere Land und besuchen den Partner- worfen wurde, festzuhalten. Die Aufzeich- Hiroshima die Witwe Oguras, Keiko Ogura, bezirk. Auf ihren Reisen lernen sie mehr nungen sollten als ewiges Mahnmal für die und Prof. Yuji Wakao getroffen. Wakao hat über ihre PartnerInnen, deren Kultur und nachkommenden Generationen dienen. 2018 den Briefwechsel Ogura-Jungk im die Arbeit im Partnerbezirk. In ihrem Zu diesem Zweck reiste Jungk 1957 erst- Verlag der Universität Nagoya auf Japanisch Beitrag erläutert Olivia nicht nur die herausgebracht. Im Entstehung dieser Partnerschaft, sondern Herr Göbel, Frau Akiba, Herr Aoki, Frau Fitzbauer, Herr Tsutsui, Herr Tsuchiya und Frau Weiß zweiten Teil ihres Bei- sie berichtet auch hautnah vom Besuch hinter dem eingravierten Stein mit Tora-san trags erzählt Yoshie der Delegation aus Katsushika von 7. bis Kagawa aus eigen- 11. November 2018 in Wien. er Betroffenheit die Geschichte ihrer Elena Koblizek beschäftigt sich mit dem Familie. Ihr Onkel japanischen Langbogenschießen und kul- wurde mit 13 Jahren turellen Freundschaftsbeziehungen zwi- Opfer der Atom- schen Japan und Österreich im Bereich des bombe. Yoshie erin- Bogenschießens. Der japanische Begriff nert sich an die kyūdō bezeichnet das Schießen mit einem Erzählungen ihrer ca. zwei Meter langen Bogen aus Fieber- Großmutter, die glas oder Carbon (ursprünglich aus Bam- ihren Sohn ver- bus) auf eine 28 Meter entfernte, schwarz- geblich in der zer- weiße Zielscheibe. Wörtlich übersetzt be- störten Stadt ge- deutet kyūdō „der Weg des Bogens“. Elena sucht hatte. praktiziert selbst seit mehreren Jahren kyūdō in Wien. In ihrem Beitrag gibt sie Olivia Sayaka Weiß einen Überblick zur Geschichte von kyūdō berichtet über die in Österreich und zeigt, welche Vereine Praxis der soge- und Events für kyūdō es heute in Öster- 12
150 Jahre Beziehungen 1/19 die Jahrhundertwende bis heute. Ihr Beitrag (eine vierteilige Radioserie, die im September 2017 auf Ö1 erstausges- trahlt wurde) basiert auf den Forschun- gen von Prof. Dr. Sepp Linhart, emeritierter Vorstand des Instituts für Japanologie. Im Mittelpunkt stehen die Veränderun- gen des Japanbildes im Westen, so auch in Österreich. www.univie.ac.at/japan-projects/ 150_Jahre/WP/splash.html Simone Fuchslueger, in Kooperation mit Judith Brandner und den am Projekt beteiligten Studierenden Fotos diese Seite ©Judith Brandner Prof. em. Dr. Peter Pantzer und Alexander Pucher mit dem Bericht der Iwakura-Mission reich gibt. Elena führt ein Interview mit Dr. Judith Brandner deckt als erfahrene Diethard Leopold, dem Gründer des öster- Journalistin und Leiterin zwei Themen- reichischen kyūdō-Verbandes, Übungslei- bereiche ab. Sie beschäf- Prof. em. Dr. Peter Pantzer mit der deutschen Fassung des Berichts der Iwakura-Mission ter im Wienerberg-Dojo und Präsident der tigt sich mit der Iwakura- Österreichisch-Japanischen Gesellschaft. Mission, die von 1871 Dr. Leopold hält Lehrgänge in Österreich bis 1873 stattfand. Bei und auf internationaler Ebene ab. Informa- dieser Mission reiste tionen zum Austausch mit JapanerInnen in eine hochrangige japani- österreichischen kyūdō-Vereinen bezieht sche Delegation nach Elena von zwei Lehrern der Tsukuba Uni- Nordamerika und Eu- versität in der Präfektur Ibaraki. ropa, um sich Wissen über den ‚Westen‘ für Gregor Wakounig beschäftigt sich mit die Modernisierung dem konstruierten, in Japan oftmals und den wirtschaft- anzutreffenden romantisch-verklärten lichen Aufstieg Japans Bild von Wien als Musikhauptstadt, auf anzueignen. Im Mai Japanisch ongaku no miyako genannt. 1873 traf die Mission Gerne besuchen TouristInnen aus Japan in Österreich-Ungarn klassische Konzerte und Opern in Wien. ein. Im Gespräch mit Sehnlich wünschen sich viele junge Judith Brandner JapanerInnen in Wien Musik zu studieren. berichtet der emeri- Für die Wiener Musikschulen stellt dies tierte Japanologe, Histo- einen enormen Wirtschaftsfaktor dar: In riker, Übersetzer und manchen Schulen ist der Zulauf so stark, Herausgeber des Log- dass dort sogar eigene DolmetscherInnen buchs über die Iwakura- angestellt sind, um den Unterricht rei- Mission Dr. Peter Pantzer bungslos zu gestalten. Gregor interviewt vom zwiespältigen Urteil JapanerInnen unterschiedlichen Alters, die der Mission in Öster- nach Wien gekommen sind, um Musik zu reich-Ungarn. Darüber studieren. Wie hat sich das Klischeebild der hinaus befasst sich Musikhauptstadt durch den Alltag in Wien Brandner mit dem verändert? Und steht die klassische Musik Japanbild in der west- nach mehreren Jahren Wien tatsächlich lichen Populärmusik noch im Mittelpunkt des Lebens der von seinen Anfängen JapanerInnen? Dies sind Fragen, denen nach der Wiener Welt- Gregor in seinem Beitrag nachgeht. ausstellung 1873 um 13
Japan 3/18 Freundschaftskonzert und die Samurai Teil 2/4 Die Bewaffnung der Samurai Kampfmethoden. In der Regel wartete der Das klassische japanische Schwert ist eine Kämpfer, nachdem er seine Ausgangsposi- einschneidige, leicht gebogene Hiebwaffe tion mit erhobenem Schwert eingenom- mit einer etwa 65 bis 70 Zentimeter langen A ls wichtigstes Instrument seines men hatte, solange bis der Gegner die schmalen Klinge und langem Griff, um so Standes betrachtete der Samurai Nerven verlor und „sich öffnete“. Dann mit beiden Händen geführt werden zu sein Schwert. Ihm wurde als der folgte der entscheidende Schlag bzw. können. Seit dem 16. Jahrhundert trug der „Seele“ des Samurai besondere Aufmerk- Schnitt, oder eine Serie davon - meist mit Samurai üblicherweise zwei Schwerter. Ein samkeit geschenkt, es war das Symbol seines tödlichem Ausgang. Man hielt das Schwert solches Schwertpaar wird Daisho genannt kriegerischen Geistes. und besteht aus einem Langschwert (Katana) und einem gewöhnlich mit beiden Händen, doch bis zu Das Schwert war somit mehr als nur eine erlaubte sein Gewicht auch den Kampf mit 30 Zentimeter kürzeren Waffe, es war zugleich der Mittelpunkt nur einer Hand. Die ersten Schwerter hat- Kurzschwert (Wakizashi). Die beiden eines ausgedehnten Ehrenkultes. Von ten eine gerade Klinge, die zu beiden Seiten Schwerter wurden mit der Schneide nach seinem Schwert getrennt zu oben im Gürtel getragen und waren die werden, be- bedeutendsten deutete für materiellen einen Samurai Daisho Besitz- den Verlust seiner Ehre. tümer des Samurai. geschliffen war. Fast gleichzeitig mit dem Die Fechtkunst hielt der Samurai für die Aufkommen der Samurai als wesentlicher Beim rituellen Selbstmord, dem Harakiri bedeutendste Manifestation seiner Rit- Machtfaktor in der japanischen Geschichte oder (besser) Seppuku, benutzten die terkultur. Sie unterschied sich ganz tauchten auch die geschwungenen Samurai das kurze Schwert zum Auf- entscheidend von allen europäischen Schwerter dieser Reiterkrieger auf. schlitzen des Bauches. 14
Japan und die Samurai 1/19 Die Klinge des Schwertes musste elastisch denen er 50 bis 100 Meter weit schießen den konnte. War sie beschädigt, so genug sein, um im Kampf nicht zu konnte. Daneben waren die Samurai aber brauchte man nur neue Lamellen einzu- brechen, gleichzeitig aber hart genug, um auch noch mit Lanzen und ab dem 16. flechten. eine feindliche Rüstung durchschneiden zu Jahrhundert mit Gewehren bewaffnet. können. Die japanischen Schwertschmiede Als Kopfschutz trugen die Samurai einen lösten das Problem durch ein kompliziertes Die Samurai schützten sich vor den geg- Helm mit Schirm und gepanzertem Nacken- Schmiedeverfahren. Bei diesem wurden nerischen Waffen durch Rüstungen. Die schutz. Das Aufeinandertreffen der Stahlschichten von unterschiedlichem Konstruktion der japanischen Rüstung war japanischen Samurai mit europäischen Kohlenstoffgehalt zusammengeschmiedet, bestimmt durch das Prinzip der bewusst Händlern und Soldaten im 16. Jahrhundert so dass eine Abfolge von dünnen Schich- angewandten „Nachgiebigkeit“. Die Rüs- brachte auch abendländische Einflüsse in ten aus hartem Stahl und weichem Eisen tung schützte ihren Träger nicht allein der japanischen Bewaffnung. Es entstand herauskam. War eine so hergestellte Klinge durch ihre Masse, sondern auch durch ihre die so genannte Südbarbaren-Rüstung scharf geschliffen, so widerstand der Stahl Elastizität. Anders als europäische Rüstun- (Namban Gusoku), die sich an europäi- dem Stumpfwerden, während das weiche gen mit ihren massiven Stahlplatten, be- schen Rüstungen orientierte. Dabei wurde Eisen das Brechen verhinderte. Am meis- stand die Rüstung der Samurai aus etwa der Rumpfbereich zum Schutz gegen Mus- ten wurden Schwerter bewundert, die sich daumengroßen Stücken von gut ausge- ketenkugeln nach dem Vorbild europäi- bereits in der Schlacht bewährt hatten, sie härtetem Rindsleder und kurzen, lackier- scher Bruststücke mit ganzen Eisenplatten wurden in den Samurai-Familien über viele ten Eisenstreifen, die mit seidenen Kor- verstärkt. Für den Helm in der Form des Generationen hinweg vererbt. deln zusammengeflochten wurden. An Kabuto war die europäische Schützen- besonders schutzbedürftigen Stellen wur- haube mit ihrer hoch ansteigenden Neben der Ausbildung im Fechten war die den diese mit großen Eisenstücken ver- Helmkalotte Modell gestanden. Zusätzlich Unterweisung im Bogenschießen sehr stärkt. Ein eiserner Kragen mit metallenem zu seinem Helm aus genieteten Eisenteilen wichtig. Mit bis zu zwei Meter langen Bö- Latz, der zusätzlichen Schutz verlieh, be- benutzte der Samurai-Krieger eine Maske gen schoss man einen Meter lange Pfeile. wahrte den Träger vor Enthauptung. Das aus lackiertem Eisen, die fest genug sein Die Pfeilspitzen waren oft mit Widerhaken Resultat war ein bewegliches zugleich musste, um auch eine Lanzenspitze ver- versehen. Der japanische Bogen hat eine widerstandsfähiges, mit Metallteilen ver- biegen zu können. Die Maske zeigte asymmetrische Form und wird im unteren stärktes Gewebe aus Seidenschnüren. Das gewöhnlich Gesichtszüge von brutaler Drittel gefasst, damit er auch vom Pferd Zusammenfügen von mehr als 1000 Metall- Wildheit, die den Gegner in Schrecken aus gebraucht werden kann. Die Sehne des oder Lederteilen mit Seidenkordeln er- versetzten sollte. Bogens wurde mit dem Daumen bis hinter forderte jedoch einen enormen Arbeits- das Ohr gezogen. Jeder Samurai trug in und Zeitaufwand. Die Beinschienen der der Schlacht 20 bis 30 Pfeile bei sich, mit Rüstung waren mit Eisen verstärkt, der Die Ashikaga-Zeit rockartige Schenkelpanzer konnten für Holzschnitt mit Krieger in Rüstung mit Pfeil und Bogen den Fußkampf ab- Zu Beginn des 14. Jahrhunderts machten gelegt werden. sich die Hōjō-Herrscher so unbeliebt, Der Armschutz dass Kaiser Go Daigo (1288-1339) den der Rüstung be- Versuch unternahm, ihre Macht zu be- stand aus Ketten- seitigen. Die Rebellion gegen ihr Regime geflecht oder scheiterte jedoch. Die Anführer dieses dickem Stoff, der Putschversuches wurden in die Verban- m i t E i s e n p l ät t- nung geschickt, Hōjō Takatori setzte dar- chen verstärkt war. auf Kaiser Go Daigo ab und brachte den Die Schultern wur- Prinzen Kazuhito als Kaiser Kogon auf den durch epau- den Thron. Der abgesetzte Kaiser wurde lettenartige Plat- 1332 auf die Insel Chiburi verbannt, t e n a u s E i s e n- konnte jedoch in einem Fischerboot ent- lamellen geschützt. kommen und begann, Unzufriedene um Von der Elastizität sich zu sammeln. Mit diesen Truppen abgesehen, hatte marschierte Go Daigo auf Kyoto zu. Die die japanische Rüs- Hōjō schickten gleichzeitig eine Armee tung den Vorteil, unter dem Kommando von Ashikaga dass sie mit etwa Takauji (1305-1358) gegen die Haupt- 13 Kilogramm nicht stadt. Aber anstatt Go Daigo zu besonders schwer bekämpfen, lief Ashikaga Takauji zum Ex- war. Dazu kam, Kaiser über. Die kaiserlichen Truppen dass sie, wenn sie marschierten nach Kamakura und griffen nicht gebraucht die Stadt an. Als Hōjō Takatori keine wurde, ohne wei- Möglichkeit für eine weitere Verteidi- teres zusammen- gung mehr sah, beging er Selbstmord. gefaltet und in Kamakura wurde von den siegreichen einer handlichen Truppen angezündet, und damit endete Kiste verpackt wer- die Herrschaft der Hōjō. 15
1/19 Japan und die Samurai So wurde Kaiser Go Daigo erneut alleiniger Tenno niederließ, ist ein deutlicher Aus- dem Stadtteil in Kyoto, der die Regierung Herr Japans. Er versuchte seine Pläne für druck der neuen Machtverhältnisse. Der beherbergte, nennt man die nun begin- eine Wiederherstellung der Kaiser- abgesetzte Kaiser Go Daigo entkam 1337 nende Periode die Muromachi-Zeit herrschaft zu verwirklichen und baute die nach Süden und nahm die heiligen Em- (1336-1573). 1339 war Kaiser Go Daigo Verwaltung wieder wie vor der Einführung bleme der kaiserlichen Gewalt mit sich. In gestorben. Der Konflikt zwischen den Dynas- der Militärregierung auf. Sein Regie- den Hügeln von Yoshino verschanzte er tien konnte jedoch nicht beigelegt werden, rungsstab setzte sich nur aus Hofadeligen sich und gründete dort einen eigenen Hof. denn es ging nicht mehr allein darum, den zusammen, und Ashikaga Takauji hatte Das Land zerfiel für die nächsten 56 Jahre Sieg der einen Linie über die andere zu sich- lediglich beratende Stimme. Der Kaiser in zwei Lager, die sich einen erbitterten ern. Die Feudal-Clans suchten hauptsächlich wollte jedoch nicht nur die alten kaiser- Bürgerkrieg lieferten. Während dieser Zeit ihre eigenen Ziele zu verfolgen bzw. eine lichen Regierungseinrichtungen wieder- regierten zwei Kaiser gleichzeitig. Einer aus Vorherrschaft ihrer Rivalen zu vereiteln. Der herstellen, sondern er ver- Bürgerkrieg dehnte sich über suchte auch die Herrschaft das ganze Reich aus, und man über die Institutionen der wechselte je nach Laune und Militärmacht zu gewinnen. Zweckmäßigkeit von der einen So verlieh er seinem Sohn, auf die andere Seite. Es kam zu Prinz Morinaga, den Titel einer Neuverteilung der poli- Shōgun und ernannte in tischen Macht, die sich immer großem Ausmaß Höflinge zu stärker auf die Provinzen Militärgouverneuren in den konzentrierte. Neuer Kaiser Provinzen. Die großen militä- der Süd-Dynastie wurde Go rischen Führer, die wesentlich Murakami, der erst 12 Jahre zum Sturz der Hōjō beigetra- alte Sohn von Go Daigo. gen hatten, fühlten sich für ihre Dienste ungenügend In den Jahren 1351, 1353, belohnt und waren unzu- 1355 und 1361 wurde Kyoto frieden. Besonders Ashikaga jeweils für kurze Zeit den Takauji, der ein Abkömmling Ashik aga entrissen, die der Minamoto war, wandte Armeen der Süd-Dynastie sich gegen Go Daigo und konnten sich jedoch niemals ging daran, sich selbst ein für längere Zeit in der Haupt- neues Shōgunat zu schaffen. stadt halten. 1392 schließlich kam ein Vergleich zwischen 1335 revoltierte Hōjō Tokiyuki den beiden rivalisieren- und besetzte Kamakura. den Kaisern zustande. Go Der Kaiser baute erneut auf Kameyama musste die A s h i k a g a Ta k a u j i , d e r kaiserlichen Embleme an Kamakura auch eroberte. den nördlichen Kaiser Go Aber statt nach der Erfüllung Komatsu zurückgeben und seiner Aufgabe nach Kyoto zu seinen Gunsten abdanken. zurückzukehren, blieb er in Die Nachfolger von Go Kamakura und setzte seine Komatsu sollten abwechselnd Truppen Richtung Kyoto in aus einer der beiden Linien Bewegung. Kaiser Go Daigo der kaiserlichen Familie musste aus der Hauptstadt gewählt werden. Aber diese fliehen. In den harten Kämp- Klausel wurde nie erfüllt. fen um Kyoto konnte sich Keiner der Nachkommen Ashikaga Takauji schließlich von Go Kameyama bestieg Samurai auf Pferd ©Johannes Haubner, Die Macht des Bogens jemals den Thron, und die durchsetzen. Er errichtete seine Residenz im Muromachi-Quartier der südlichen Dynastie und einer aus der nördliche Dynastie wurde endgültig zur und erklärte Kaiser Go Daigo 1336 für nördlichen Dynastie. Die südliche Dynastie legitimen Linie, wobei ihre Kaiser niemals abgesetzt. Takauji ernannte den Prinzen betrachtete sich als die legitime, da sie selbst Anteil an der Regierung hatten. Sie Toyohito aus der älteren Dynastie unter ihren Anspruch auf Go Daigo zurückführte. waren alle - mit Ausnahme des 18-jährigen dem Namen Kōmyō zum Kaiser. Dieser Die nördliche Dynastie wurde von den Kaisers Kogon - noch Kinder, als sie den neue Herrscher sollte seine Stellung für Ashikaga-Shōgunen unterstützt. Thron bestiegen. Ihre Existenz diente rechtmäßig erklären, und zwei Jahre später hauptsächlich dazu, die Machtausübung erlangte Takauji den Titel Shōgun. Dieses durch die Ashikaga-Shōgune zu ver- Der Beginn der schleiern, die die wahren Herren waren. Amt wurde in der Folge bis 1573, also mehr als 200 Jahre lang, von der Ashikaga- Muromachi- Zeit Familie ausgeübt. Die Tatsache, dass sich Ashikaga Takauji errichtete seine Militär- Reste der kaiserlichen Zentralregierung Takauji in unmittelbarer Nähe des Kaiser- regierung in Kyoto, während er Kamakura blieben natürlich erhalten, doch die höfi- palastes, geradezu vor den Augen des durch einen Regenten verwalten ließ. Nach schen Familien hatten nun jeglichen politi- 16
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