Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose

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Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose
www.herbstzeitlose-magazin.de                        Ausgabe 06.2018 · Juni - Juli - August

 Gra  tis
   itnehmen
zum M

                                                                            NEU!

                     Mittendrin und
                     doch nicht dabei
  Hörzentrum Nordbayern ist Anlaufstelle für Hörminderungen in jedem Alter
Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose
2   HERBSTZEITLOSE
Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose
EDITORIAL

                      Foto: Carolin Nagel

Liebe Leserinnen und Leser,

schön, dass Sie bei uns sind und „Herzlich Willkommen“. Seit März 2014 gibt es unser
beliebtes Magazin Herbstzeitlose bereits in Erlangen und Umgebung. Von nun an wollen
wir viermal im Jahr auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser im Nürnberger Land, eine
bunte Mischung aus hintergründigen Geschichten, aktuellen Informationen, zahlreichen
Servicethemen aus den Bereichen Gesundheit, Recht, Finanzen, Reise und Erholung, Kul-
tur und Freizeitgestaltung bieten.
   Für die erste Ausgabe, die nun vor Ihnen liegt, haben wir mit Landrat Armin Kroder
beispielsweise darüber gesprochen, wie er dafür Sorge tragen will, dass sich die Alters-
gruppe 60+ auch in Zukunft im Nürnberger Land wohlfühlt. Außerdem widmen wir uns
einer Volkskrankheit, die in allen Altersklassen auftritt: Rund 15 Millionen Menschen
sind hierzulande inzwischen hörgeschädigt. Ab dem 65. Lebensjahr würde jeder Zweite
von einem Hörgerät profitieren. Abhilfe schafft das Hörzentrum Nordbayern, die An-
laufstelle für Hörminderungen in jedem Alter.
   Natürlich darf in der Herbstzeitlosen auch gerätselt und geschmunzelt werden. Das
Lösungswort unseres Kreuzworträtsels liefert zum Beispiel schon einmal einen kleinen
Vorgeschmack auf die Titelgeschichte in unserer Septemberausgabe. Wir sind gespannt,
ob Sie hinter dieses kleine Geheimnis kommen. Ihre Tipps können Sie uns gerne jederzeit
zukommen lassen.
   Und auch sonst freuen wir uns über Ihre Rückmeldungen. Lassen Sie uns wissen, was
Ihnen an der Herbstzeitlosen gefällt und was wir in Zukunft für Sie besser machen kön-
nen. Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren Sommer und viel Spaß beim Blättern in
dieser Ausgabe.

Herzlichst,

Stephan Bühring                             Michael Kniess
Herausgeber                                 Redaktionsleitung
Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose
INHALT AUSGABE SOMMER // JUNI – JULI – AUGUST 2018

                                             Inhalt

    8 Titel                                                 34 Ratgeber
    8 Mittendrin und doch nicht dabei                       34 Sicherheitstipps Ihrer Polizei

10 Aktuelles                                                36   Unterhaltung
10 „Senioren sind reiche                                    36   Kurzgeschichte
   Erfahrungsschätze“                                       42   Buchtipp
14 Sicher und komfortabel unterwegs                         43   Film & Fernsehen
   von 8 bis 80                                             44   Raten & Knobeln
17 Landschaft Lesen Lernen
18 Die Gedanken eines besorgten                             47 Kulturtipp
   Beobachters                                              47 Lust auf…Theater?
20 Persönliche Ansprache statt
   Check In-Roboter                                         48   Ausflugstipp
                                                            48   Fünf-Flüsse-Radweg aufgewertet
23 Modernes Leben                                           49   Tiergarten Nürnberg
23 Etwas ins Rollen bringen                                 50   Kräuterwandern und Jodelkurs
24 Digitales statt Bares                                    51   Blechbahnen in Aktion
26 Weder mit Flutlicht bestrahlt
   noch im Fanshop zu finden                                52 Veranstaltungen
28 Was, wo und wie Senioren                                 52 Veranstaltungskalender
   morgen essen möchten
                                                            63 Gut zu wissen
30 Gesundheit und Sport                                     63 Der kleine Herbstzeitlose-Kalender
30 Schmerzfrei durch künstliches
   Hüftgelenk
33 Schnell wieder aktiv werden

Impressum: Herausgeber (V. i. S. d. P.): Stephan Bühring Verlag: Stephan Bühring Verlag, Bayreuther Straße 1, 91054
Erlangen, Telefon 09131.53020-85, Fax 09131.53020-89, www.herbstzeitlose-magazin.de, info@herbstzeitlose-
magazin.de Redaktionsleitung: Michael Kniess Redaktion: Stephan Bühring, Andrea Löb, Carolin Nagel Autoren: Reimund
Mihatsch Anzeigen: Christine Lippitsch, Saskia Neurauter, Hella Schröder, Frank Lippitsch, Telefon 09131.53020-88
Produktion: bühring werbeagentur, Erlangen. Die Herbstzeitlose erscheint vier Mal im Jahr und wird im Landkreis
Nürnberger Land verteilt. Es gelten die AGB des Stephan Bühring Verlags und die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2018

4   HERBSTZEITLOSE
Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose
Grußwort von Staatsministerin
      Kerstin Schreyer
Sehr geehrte Damen und Herren,

die Menschen in unserer Gesellschaft werden immer älter –
und zudem ist die heutige Generation der Älteren die
gesündeste, fitteste und engagierteste aller Zeiten. Diese wun-
derbare Entwicklung gilt es weiter zu unterstützen. Es ist
wichtig, dass wir dabei die Chancen und Möglichkeiten eines
langen Lebens ebenso zum Thema machen wie herausfor-
dernde Situationen in der zweiten Lebenshälfte.

Die Lebensentwürfe und Bedürfnisse älterer Menschen sind so vielfältig wie das
Leben selbst. Die Politik muss diese Ambivalenz des Alters aufnehmen und ernst-
nehmen. Wir brauchen Angebote, die an die unterschiedlichen Bedürfnisse ange-
passt sind, wie zum Beispiel Seniorengenossenschaften, Nachbarschaftshilfen,
Quartierskonzepte oder neue Wohnformen, welche die persönliche Würde und
Selbstbestimmung in den Vordergrund stellen, auch wenn man auf Ünterstutzung
angewiesen ist.

Gleichzeitig müssen wir zukünftig aber auch deutlich mehr Räume für die Teilhabe
und Mitgestaltung älterer Menschen entwickeln und entstehen lassen. Ob in der
Familie, der Nachbarschaft oder in der Gemeinde – oft ist es gerade die Großel-
terngeneration, die in Krisensituationen unter die Arme greift, die das soziale Mit-
einander stützt und zusammenhält. Das Credo bayerischer Seniorenpolitik heißt
deshalb: Die Lebensleistung älterer Menschen anerkennen, ihre Selbstbestimmung
im Alter wahren und ihnen ein Leben in Würde ermöglichen.

Die besonderen Potentiale und das Erfahrungswissen älterer Menschen geben ein-
zigartige Impulse für die Weiterentwicklung von Gesellschaft und öffentlichem
Raum. Wir können alle dankbar für diese wertvolle Ressource sein.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lekture dieser Ausgabe der Herbstzeitlosen!

Kerstin Schreyer
Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales

                                                                           HERBSTZEITLOSE   5
Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN

                              Meldungen

                                                                        spannt er einen weiten Bogen von den

                                                Foto: LRA/A. Gramlich
                                                                        klassischen demographischen Kennzahlen
                                                                        von Bevölkerungswachstum und Alters-
                                                                        struktur über den Arbeitsmarkt und die
                                                                        Einkommensverhältnisse bis hin zu den
                                                                        Leistungen der Sozialhilfe oder den Antei-
                                                                        len von Senioren und Menschen mit Be-
                                                                        hinderung an der Gesamtbevölkerung. Der
                                                                        Bericht kann auf der Internetseite des
                                                                        Landkreises abgerufen werden. u
Präsentieren den „Sozialbericht 2017“: Landrat                          www.nuernberger-land.de
Armin Kroder mit Abteilungsleiterin Catrin Grammel
und Anja Gruhl (links).
                                                                        Repräsentative Umfrage: Senioren
                                                                        sorgen sich vor Alzheimer
Neuer Sozialbericht für den                                             Mit zunehmendem Alter steigt die Sorge, an
Landkreis liegt vor                                                     Alzheimer zu erkranken. Das ergab eine re-
Das Sachgebiet „Sozialwesen“ des Land-                                  präsentative Umfrage im Auftrag der ge-
ratsamtes hat die neueste Ausgabe des So-                               meinnützigen Alzheimer Forschung Initia-
zialberichts für das Nürnberger Land vor-                               tive e.V. (AFI). Von den über 70-Jährigen
gestellt. Anja Gruhl und Abteilungsleiterin                             fürchten insgesamt 61 Prozent eine solche
Catrin Grammel übergaben Landrat                                        Erkrankung. In der Gesamtbevölkerung
Armin Kroder ein erstes Exemplar. Das                                   sind es noch 40 Prozent. Während sich
Nürnberger Land als sozialer Landkreis                                  Männer (33 Prozent) weniger Sorgen über
habe die soziale Lage und Entwicklung der                               eine Alzheimer-Erkrankung machen, liegt
Menschen im Blick und versuche diese -                                  dieser Wert bei Frauen (47 Prozent) deutlich
wo immer es möglich sei – positiv zu be-                                höher. Die Angst vor der Krankheit ist bei
einflussen, betonte Armin Kroder. Der So-                               Personen, die einen alzheimerkranken An-
zialbericht sei ein wichtiges Instrument,                               gehörigen haben, mit 58 Prozent viel stärker
um die zukünftige Entwicklung mit den                                   ausgeprägt als in der Gesamtbevölkerung. u
richtigen Maßnahmen gut zu begleiten.
   Der seit dem Jahr 2011 regelmäßig ver-                               Großes Kino unter freiem Himmel
öffentlichte Bericht gibt einen fundierten                              in Leinburg
Überblick über die aktuellen Trends der Be-                             Ab Ende August heißt es wieder: Platz neh-
völkerungsentwicklung, die soziale Lage                                 men, zurücklehnen und großes Open-Air-
der Einwohner und die Sozial- sowie die                                 Kino unter freiem Himmel genießen. Die
Infrastruktur des Landkreises. Dabei                                    N ERGIE Kinotour startet in ihre 14. Saison

6   HERBSTZEITLOSE
Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose
KURZ & KNAPP: MELDUNGEN

und lädt zum Filmspaß im Freien. Einer           eine Vorsorgevollmacht. Was vielen Men-
der 17 Spielorte wird im Nürnberger Land         schen nicht klar ist: Nach deutschem
sein: Am 26. August können Kinofans in           Recht können Ehepartner oder Angehörige
Leinburg einen Familienfilm genießen,            nicht automatisch die rechtliche Vertre-
den sie selbst auswählen können. Denn            tung übernehmen. Ohne Vorsorgevoll-
unter www.n-ergie-kinotour.de kann               macht dürfen Ehepartner oder Kinder
jeder bis zum 9. August seinen persönli-         nicht für sie handeln. Deshalb ist es wich-
chen Favoriten wählen. Der Kinoabend             tig, rechtzeitig eine Vorsorgevollmacht
startet bereits ab 18.00 Uhr mit einem           und eine Patientenverfügung zu erstellen.
bunten Rahmenprogramm. „Film ab“                 Damit können Menschen selbstverant-
heißt es bei Einbruch der Dunkelheit             wortlich festlegen, wer ihre Rechte wahr-
gegen 20.00 Uhr. Die Vorstellungen fin-          nehmen soll, wenn sie dazu nicht mehr in
den bei jeder Witterung statt. Der Eintritt      der Lage sind. Jeder Mensch sollte sich
in Höhe von fünf Euro bleibt in der gast-        frühzeitig Gedanken darüber machen, wer
gebenden Kommune. Sämtliche Einnah-              für ihn bei Krankheit oder im Alter die
men aus den verkauften Eintrittskarten           Entscheidungen treffen darf und dies
gehen an gemeinnützige Einrichtungen             schriftlich festlegen.
und Vereine. u                                      Aus diesem Grund bietet die Betreu-
                                                 ungsstelle des Landratsamtes Nürnberger
Informationsveranstaltungen                      Land in Kooperation mit dem Diakoniebe-
zu Vorsorgevollmacht und                         treuungsverein und dem Verein „Leben in
Patientenverfügung                               Verantwortung“ Informationsveranstal-
Was wird, wenn ich meine Angelegenhei-           tungen an, um über die Themen rund um
ten nicht mehr selbst regeln kann? Wer           Patientenverfügung und Vorsorgevoll-
entscheidet für mich? Oft ist man schnel-        macht zu informieren. Die kommenden
ler in dieser Situation, als man sich vorstel-   Termine sind der 19. Juli, der 20. Septem-
len kann. Eine plötzliche Krankheit, ein         ber sowie der 15. November, jeweils um
Schlaganfall oder ein Herzinfarkt treffen        15.30 Uhr im Landratsamt Nürnberger
die Menschen mitten im Leben. In diesen          Land im großen Sitzungssaal, 1. Stock,
Fällen hilft die frühzeitige Regelung durch      Waldluststraße 1 in Lauf. u

                                                                                HERBSTZEITLOSE   7
Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose
TITEL

            Mittendrin und doch
                nicht dabei
                     Das Hörzentrum Nordbayern ist die Anlaufstelle
                          für Hörminderungen in jedem Alter

R
      adfahren war schon immer die Lei-                 sind längst eine Volkskrankheit und treten
      denschaft von Hans W. – am liebs-                 in allen Altersklassen auf. Unter Schwerhö-
      ten durch die Fränkische Schweiz.                 rigkeit kann der ganze Körper leiden. Ein
Als dann aber seine Ohren nicht mehr so                 unbehandelter Hörverlust ist nicht selten
wollten wie früher, war das ein echtes Pro-             der Auslöser für seelische Probleme, bis
blem im Straßenverkehr. Der 65-Jährige                  hin zur Depression. Auch kann die stän-
aus Gräfenberg fühlte sich zunehmend un-                dige Konzentration auf das Zuhören zu
sicher auf seinen Radtouren. Und auch                   Verspannungen und Schmerzen führen.
beim Zusammensitzen mit der Familie                     Neueste Studien belegen zudem, dass
und mit Freunden verstand der Rentner                   Schwerhörigkeit darüber hinaus eine Al-
immer weniger. Hans W. hatte das Gefühl,                tersdemenz begünstigen kann. Und sie
nur noch die Hälfte mitzubekommen. Er                   macht es schwer bis unmöglich, aktiv am
begann, sich ausgeschlossen zu fühlen.                  gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
   So wie Hans W. geht es vielen Men-                       Im Hörzentrum Nordbayern arbeiten
schen in Deutschland. Hörminderungen                    50 Mitarbeitende aus allen Fachbereichen
                                                        von Medizin und Audiologie daran, das
                                                        Hörvermögen der Patienten zu optimieren
                                                        und ihnen so wieder ein Stück Lebensqua-
                                                        lität zurückzugeben. In der bayernweit ein-
                                                        zigartigen Einrichtung, angegliedert an die
                                                        Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und
                                                        Halschirurgie des Universitätsklinikums
                                                        Erlangen, sind sie in einem multiprofessio-
                                                        nellen Team Hand in Hand im Einsatz.
                                                            Für die Patienten ein großer Vorteil:
                                                        Diesen bietet sich das gesamte diagnosti-
                                                        sche, konservativ therapeutische und ope-
                                                        rative Spektrum der Hals-Nasen-Ohren-
„Wie bitte?“: Das Team um Professor Heinrich Iro (r.)
und Professor Ulrich Hoppe hilft umfassend und ef-      heilkunde und der Kopf-Halschirurgie
fektiv bei allen Hörproblemen jeden Alters.             unter einem Dach vereint. „Dabei bauen

8   HERBSTZEITLOSE
Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose
TITEL

                                                                 gen“, betont Professor Heinrich Iro, Direk-

                                        Fotos: UK Erlangen
                                                                 tor der HNO-Klinik des Uni-Klinikums Er-
                                                                 langen. Gemeinsam mit Professor Ulrich
                                                                 Hoppe hat er deshalb das im November
                                                                 2017 eingeweihte Hörzentrum Nordbay-
                                                                 ern seit 2000 sukzessive aufgebaut. Orien-
                                                                 tiert am stets steigenden Bedarf: Rund 15
                                                                 Millionen Menschen sind hierzulande in-
                                                                 zwischen hörgeschädigt. Ab dem 65. Le-
                                                                 bensjahr würde jeder Zweite von einem
                                                                 Hörgerät profitieren.
                                                                    Für Professor Heinrich Iro sind insbe-
                                                                 sondere die Interdisziplinarität und die ge-
wir neben der umfassenden Expertise un-                          bündelte Kompetenz entscheidend: „Hier
serer Mitarbeitenden auf modernste Ge-                           arbeiten Ärzte, Techniker, Logopäden und
räte“, unterstreicht Professor Ulrich                            Therapeuten gemeinsam daran, sinnvolle
Hoppe, Leiter des Cochlear-Implant-Cen-                          Wege in der Behandlung von Hörstörun-
trums CICERO der HNO-Klinik des Uni-                             gen einzuleiten.“ Eine weitere Besonder-
Klinikums Erlangen.                                              heit: Im Hörzentrum Nordbayern besteht
                                                                 die Möglichkeit der umfassenden Kon-
           –––––––––––––––                                       trolle von Hörgeräten. „Nicht immer kom-
  Die richtige Auswahl erfordert                                 men die Betroffenen mit ihrem Hörgerät
      eine genaue Diagnostik                                     gut zurecht“, so Professor Ulrich Hoppe.
           –––––––––––––––                                       „Manchmal sind sie nicht optimal auf den
                                                                 individuellen Hörverlust programmiert. In
Hörscreening, Medikamente, operative                             solchen Fällen können wir meist schnell
Eingriffe, Hörgeräte, Implantate: Die Mög-                       Abhilfe schaffen.“
lichkeiten zur Verbesserung des Hörens                              Hans W. hat den Weg in das Hörzen-
sind umfassend. „Die Therapie eines Hör-                         trum Nordbayern bereits gefunden. Seit er
problems richtet sich aber stets nach des-                       wieder besser hört, fühlt sich der Rentner
sen Ursache und Ausmaß und muss an das                           auch wieder sicher auf seinem Rad. Und:
jeweilige Lebensalter angepasst sein. Ent-                       Er kann bei Familienfeiern endlich wieder
sprechend vielfältig sind die Behandlungs-                       an den richtigen Stellen mitlachen.u
methoden“, hebt Professor Ulrich Hoppe                           Michael Kniess
hervor. Sie reichen von einer professionel-
len Reinigung des Gehörgangs bis hin zum
Cochlea-Implantat – einer elektronischen                             Hörzentrum Nordbayern
Hörprothese, die die Funktion des beschä-                            Waldstraße 1, 91054 Erlangen
digten Innenohrs übernimmt.                                          Telefon 09131 85-40434
„Die Wahl der richtigen Therapie erfordert                           info@hoerzentrum-nordbayern.de
jedoch eine genaue Diagnostik, viel Erfah-                           www.hoerzentrum-nordbayern.de
rung und kann nur im Team optimal erfol-

                                                                                                 HERBSTZEITLOSE   9
Mittendrin und und doch nicht dabei - NEU! - Herbstzeitlose
AKTUELLES

         „Senioren sind reiche
          Erfahrungsschätze“
                      Landrat Armin Kroder im Herbstzeitlose-Interview

S
     eit 2008 lenkt Armin Kroder als Land-        „Wir wollen alle As-
     rat die Geschicke des Landkreises            pekte einer zu-
                                                  kunfts- und bedarfs-
     Nürnberger Land. Im Interview mit            orientierten Alten-
der Herbstzeitlosen erläutert der Freie-          hilfe im Landkreis im
Wähler-Politiker unter anderem, wie er            Auge       behalten“:
                                                  Landrat Armin Kro-
dafür Sorge tragen will, dass sich die Alters-    der will dafür Sorge
gruppe 60+ auch in Zukunft im Nürnber-            tragen, dass sich die
ger Land wohlfühlt. Außerdem fordert er           Altersgruppe 60+ im
                                                  Nürnberger      Land
einen Wandel des Images des Alterns in            wohlfühlt.
unserer Gesellschaft.

Herbstzeitlose: Sehr geehrter Herr Land-         auftragte installiert. Sie sind die Ansprech-
rat, es hat sich längst herumgesprochen:         partner für die Senioren vor Ort. Darüber
Bei uns lässt es sich sehr gut leben. Der        hinaus verfügt der Landkreis über einen
Landkreis freut sich über die Rekordzahl         Kreisseniorenbeirat und eine Projekt-
von 169.332 Einwohner. So viele Men-             gruppe Senioren. Vor allem mit der im
schen lebten nie zuvor zwischen Neuhaus          April 2015 geschaffenen Koordinations-
und Burgthann. Weshalb ist das Nürnber-          stelle für Seniorenarbeit am Landratsamt
ger Land auch für Senioren lebenswert?           Nürnberger Land wird in unserem Land-
Landrat Armin Kroder: Das Nürnberger             kreis der Altersgruppe 60+ besondere Auf-
Land bietet ein breites Angebot, das das         merksamkeit zuteil.
Leben in unseren Städten, Märkten und
Gemeinden attraktiv gestaltet. Das gilt für      Wie zeigt sich diese besondere Aufmerk-
Familien, für Kinder, für Unternehmen            samkeit in der Praxis?
und Selbständige, aber natürlich auch für        Die Koordinationsstelle hat beispielsweise
Senioren. Sie finden alles vor, was sie auch     den Seniorenwegweiser erstellt. Dieser be-
im fortgeschrittenen Alter brauchen. Der         inhaltet eine sehr detaillierte Übersicht
Landkreis ist hier gut aufgestellt und arbei-    aller Angebote für Senioren im Nürnberger
tet weiter an diesem Thema. Mittlerweile         Land: von Begegnungsmöglichkeiten,
haben sehr viele Gemeinden Seniorenbe-           über Fitness im Alter, Bildung, Reisen und

10   HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES

Erholung bis hin zum ehrenamtlichen             für den Landkreis erarbeitet wurde. Dieses
und bürgerschaftlichen Engagement. Den          basiert auf wissenschaftlichen Bestands-
Seniorenwegweiser können Interessierte          analysen und Prognosen. So wurde unter
sowohl als Broschüre bei uns bestellen, als     anderem eine Seniorenbefragung durchge-
auch im Internet einsehen – alles selbstver-    führt. Uns war es wichtig, nicht nur wis-
ständlich kostenfrei.                           senschaftliche Maßzahlen, sondern die
   Weil uns aber auch bewusst ist, dass das     persönliche Meinung der älteren Genera-
Älterwerden nicht nur seine schönen Sei-        tion zu einzelnen seniorenspezifischen
ten hat, haben wir im vergangenen Okto-         Themen zu hören. Herausgestellt haben
ber die Aktionswoche „Älterwerden im            sich elf Handlungsfelder mit entsprechen-
Nürnberger Land“ durchgeführt. Zu den           den Maßnahmenempfehlungen. Unsere
Schwerpunktthemen „Wohnen im Alter“,            Aufgabe besteht nun darin, diese Empfeh-
„Gesundheit im Alter“, „Potentiale des Al-      lungen umzusetzen und dafür Sorge zu tra-
ters“, „Rat und Unterstützung im Alter“         gen, dass sich die Altersgruppe 60+ im
sowie dem „Tag der offenen Tür“ verschie-       Landkreis Nürnberger Land wohlfühlt.
dener Anlaufstellen haben wir Senioren,
Angehörigen und Interessierten ein vielfäl-     Was kann ein solcher Wohlfühlfaktor sein?
tiges Programm geboten: Vorträge und In-        Dazu gehören beispielsweise die Barrierefrei-
formationsveranstaltungen, eine Filmvor-        heit von Bussen und Bahnen, von öffentli-
führung, Ausstellungen sowie Mitmachak-         chen Gebäuden oder auch die Sicherstel-
tionen. Kurzum: eine umfangreiche Pa-           lung der ärztlichen Versorgung, daher brau-
lette an Veranstaltungen und Angeboten.         chen wir das Krankenhaus in Hersbruck
                                                auch weiterhin. Die Arzneimittelversorgung
Welche weiteren Maßnahmen haben Sie             im ländlichen Raum gehört ebenfalls dazu,
sich insbesondere mit Blick auf die ältere      wie seniorengerechte Wohnungen, alterna-
Generation für Ihre verbleibende Amtszeit       tive Wohnformen für Senioren oder die Or-
auf die Agenda gesetzt?                         ganisation von Fahr- und Begleitdiensten
Das Thema „Demographischer Wandel“              sowie Nachbarschaftshilfe. Darüber hinaus
beschäftigt uns im Landkreis bereits seit ei-   wollen wir die Zusammenarbeit zwischen
nigen Jahren und es wird uns auch weiter-       Landkreis, Kommunen, professionellen
hin beschäftigen, weit über die gegenwär-       und ehrenamtlichen Mitarbeitenden in
tige Wahlperiode hinaus. Aus meiner Sicht       der Seniorenarbeit ebenso weiter stärken,
ist das ein Dauerthema. Wir möchten die         genauso wie die fachliche Beratung und
im Landkreis existierenden Strukturen für       Begleitung. Wir wollen alle Aspekte einer
Senioren so unterstützen, dass sie auf die      zukunfts- und bedarfsorientierten Alten-
zukünftigen gesellschaftlichen Entwick-         hilfe im Landkreis im Auge behalten.
lungen bestmöglich eingestellt sind. Wir
alle, also auch jüngere Generationen, sol-      Welches sind für Sie die „klassischen“ Se-
len langfristig davon profitieren.              niorenthemen?
Die entsprechenden Ansatzpunkte liefert         Im Grunde gibt es klassische Seniorenthe-
uns das Seniorenpolitische Gesamtkon-           men aus meiner Sicht nicht. Denn wir
zept, welches im Jahr 2011 zum ersten Mal       wollen ja alle einmal alt werden, am liebs-

                                                                               HERBSTZEITLOSE   11
AKTUELLES

ten bei bester Gesundheit. Daher betreffen    lungs- und Beratungsangebote gibt.
uns die Themen früher oder später alle            Dies gilt aber nicht nur für Senioren.
gleichermaßen. Nehmen wir das Beispiel        Der Umgang mit Internet oder Multime-
Gesundheitsversorgung: Die Modernisie-        dia, der sicherlich auch Nachteile hat, wird
rung unseres Krankenhauses in Lauf            für uns alle immer mehr zur Notwendig-
kommt genauso älteren Menschen zugute,        keit, um nicht in Isolation zu geraten oder
wie jungen Familien, die sich bei uns im      von neuen Entwicklungen abgekoppelt zu
Landkreis niederlassen. Die Themen Ge-        werden. Gleichzeitig ist das Internet für Se-
sundheit und Pflege betreffen meiner Mei-     nioren, die nicht mehr so mobil sind, ein
nung nach alle Generationen. Das gilt im      Tor zur Welt. Es kann Dreh- und Angel-
Übrigen auch für das Thema altersgerech-      punkt von Kommunikation und Teilhabe
ter und bezahlbarer Wohnraum. Oder            werden, zum Beispiel beim Skypen mit
nehmen wir das Beispiel Internet: Im Zuge     räumlich weit entfernten Verwandten
der Digitalisierung sollen auch Dienstleis-   oder beim Austausch mit gleichgesinnten
tungen von Behörden verstärkt digital an-     Netzwerkpartnern. Das Netz bietet älteren
geboten werden. Menschen, denen der           Menschen viel Nützliches, das das Leben
Umgang mit dem Internet nicht geläufig        erleichtert und auch ein selbstbestimmtes
ist, könnten davon ausgeschlossen wer-        Älterwerden zu Hause unterstützt: vom
den, wenn es nicht entsprechende Schu-        Einkaufen übers Netz, am besten beim
                                              Händler vor Ort, der die Waren ins Haus
                                              liefert, bis hin zur Telemedizin.

                                              Worin liegen Ihrer Ansicht nach vor dem
                                              Hintergrund des demografischen Wandels
                                              die größten Herausforderungen für un-
                                              sere Gesellschaft?
                                              Die Auswirkungen des demografischen
                                              Wandels werden alle Lebensbereiche be-
                                              treffen: Arbeitsmarkt, Wirtschaft, soziale
                                              Sicherungssysteme, kommunale Planung.
                                              Als große Herausforderungen sehe ich
                                              dabei: die Vereinbarkeit von Pflege und
                                              Beruf, präventive Maßnahmen zur Ge-
                                              sunderhaltung, das Einstellen der sozialen
                                              Sicherungssysteme auf den demografi-
                                              schen Wandel, die verstärkte Teilhabe äl-
                                              terer Menschen am tagtäglichen Leben –
                                              und insbesondere die verstärkte Nutzung
                                              der Potenziale und Ressourcen der Älteren.
                                              Das bedeutet aber auch: Das Image des Al-
                                              terns in unserer Gesellschaft bedarf eines
                                              Wandels. Senioren sind reiche Erfahrungs-

12   HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES

schätze, die die Jüngeren unter uns noch
stärker als bisher würdigen und nützen
                                                     „Erfolgreich.
können. Die Menschen werden statistisch           Familienfreundlich“
gesehen ja zum Glück immer älter, nur
sind unsere Gesellschaft und dementspre-
chend auch die wirtschaftlichen Infra-
strukturen oft auf eine junge und mobile                 Preisträger aus dem
Bevölkerung ausgerichtet.                                 Nürnberger Land
    Ein Beispiel sind Einkaufsmöglichkeiten,

                                                M
die sich oft nicht in fußläufiger Entfernung              it dem Titel „Erfolgreich. Famili-
zu Wohngebieten befinden. Das gilt insbe-                 enfreundlich“ darf sich das Se-
sondere für die kleinen Ortschaften, aber                 nioren- und Pflegezentrum
auch für Städte. Diese Funktionstrennung -      Rupprechtstegen ab sofort schmücken.
hier wohnen, dort einkaufen, wiederum           Beim gleichnamigen bayerischen Unter-
woanders arbeiten - war über Jahrzehnte so      nehmenswettbewerb wurde das Senioren-
gewollt, bedingt aber, dass man auf Mobili-     zentrum von Arbeits- und Familienminis-
tät angewiesen ist. In unserer älter werden-    terin Kerstin Schreyer und Wirtschaftsmi-
den Gesellschaft, in der es nicht mehr          nister Franz Josef Pschierer in München
selbstverständlich ist, sich hinter das Lenk-   ausgezeichnet. Norbert Reh, stellvertreten-
rad zu setzen, ist ein Umdenken nötig.          der Landrat, der an der Preisverleihung
    Wir müssen diese Funktionstrennung          teilnahm, zeigte sich stolz über den heimi-
wieder aufbrechen und Wohngebiete so            schen Titelträger: „Eines der zwanzig fami-
umgestalten, dass eine Versorgung mit den       lienfreundlichsten Unternehmen in Bay-
Dingen des täglichen Bedarfs, mit Ärzten        ern kommt aus dem Nürnberger Land –
und Apotheken, aber auch mit Blick auf          das passt sehr gut zu unserem familien-
Freizeitangebote wieder vor Ort gegeben         freundlichen und sozialen Landkreis und
ist. Ich denke an den Dorfladen, das Wirts-     zu unserem Bündnis für Familie.“
haus an der Ecke, den kleinen Buchhänd-             Das Seniorenzentrum bietet seinen Mit-
ler, und, und, und. Bei uns im Landkreis        arbeitenden unterschiedlichste Angebote
haben wir diese Infrastruktur glücklicher-      zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie:
weise bereits wieder, siehe die Dorfläden in    Es gibt ein flexibles Gleitzeitsystem im
Schönberg und Simonshofen, oder noch            Schichtbetrieb, der Arbeitsbeginn ist den
an sehr vielen Stellen. Ich kann mir vor-       Kindergartenöffnungszeiten und die
stellen, dass der Lieferservice für Senioren    Dienstzeiten sind an die Fahrpläne des Öf-
nicht nur – wie bislang ja schon prakti-        fentlichen Personennahverkehrs ange-
ziert – bei Apotheken ein gutes Modell ist.     passt. Mütter und Väter werden bei einer
                                                notwendigen Kinderbetreuung von der
Zu guter Letzt: Was macht Ihren Landkreis       Schichtarbeit entbunden. Ferner können
für Sie persönlich besonders lebenswert?        die Beschäftigten ihre zu pflegenden An-
Hier können wir gut leben sund arbeiten,        gehörigen bei Bedarf mit in die Arbeit
ganz einfach, das ist unsere Heimat. u          bringen und Unterstützung in der Tages-
Interview: Michael Kniess                       pflege erhalten. u HZL

                                                                               HERBSTZEITLOSE   13
AKTUELLES

      Sicher und komfortabel
      unterwegs von 8 bis 80
         Bürgerbeteiligung zum Radverkehrskonzept für den Landkreis –
                               Auftakt in Lauf

                                      Text: Michael Kniess

N
         och müssen Fahrradfahrer im              taktveranstaltung im Laufer Rathaus am 8.
         Landkreis stark sein, wenn sie Bil-      Mai.
         der aus Kopenhagen sehen. In Dä-             Dabei hob der stellvertretende Landrat
nemarks Hauptstadt gehören nicht nur gut          Norbert Reh (SPD) in seinem Grußwort
ausgebaute Fahrradwege mit Spuren so              hervor: „Bequem und sicher mit dem
breit wie eine deutsche Landstraße zum            Fahrrad unterwegs zu sein ist Lebensqua-
Straßenbild. An speziellen Haltestangen           lität. Ein solches Konzept ist deshalb wich-
vor Ampeln können Fahrradfahrer sogar             tig, um die Weichen für die nächsten Jahr-
die Rotphase entspannt abwarten, ohne             zehnte zu stellen.“ Zugleich betonte er,
absteigen zu müssen. Doch solche Vor-             dass der Radverkehr in der Entwicklung
züge, welche die selbsternannte Fahrrad-          des Nürnberger Landes nicht erst eine
hauptstadt Europas bietet, sollen bald            Rolle spiele, seitdem der Landkreis der Ar-
auch im Nürnberger Land zum Radler-All-           beitsgemeinschaft       fahrradfreundliche
tag gehören.                                      Kommunen in Bayern e.V. (AGFK Bayern)
   Dafür lässt der Landkreis derzeit ein          beigetreten sei. „Daher hat der Kreistag be-
Radverkehrskonzept für das Nürnberger             schlossen, das bisherige eher freizeitorien-
Land durch das Institut für innovative            tierte Radwegekonzept in ein modernes,
Städte (i.n.s.) erstellen. Das Besondere: Alle    alltagstaugliches Radverkehrskonzept zu
Bürger sind eingeladen, sich im Rahmen            überführen, welches das gesamte Kreisge-
von Bürgerforen und über ein eigens ein-          biet umfasst“, so Norbert Reh.
gerichtetes Onlineportal selbst aktiv in die          Auch Laufs Erster Bürgermeister Bene-
Gestaltung dieses Konzeptes einzubringen.         dikt Bisping (Grüne) wies auf die Bedeu-
Im Mittelpunkt werden dabei insbeson-             tung hin, dabei alle Aspekte des Radfah-
dere die Fragen stehen, was getan werden          rens zu beleuchten und den Alltagsverkehr
muss, um mehr Menschen jeden Alters               in den Mittelpunkt zu rücken: „Es geht
zum Umstieg auf das Fahrrad zu bewegen            längst nicht mehr nur um die Frage, wel-
und wie eine gute Radverkehrsinfrastruk-          cher Weg wohin gebaut wird. Wir müssen
tur aussieht. Den Startschuss gab eine Auf-       allen Anforderungen gerecht werden, egal

14   HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES

ob es sich um den Freizeitfahrer handelt,     in den Blick genommen werden, welche
den Touristen oder den Arbeitnehmer, der      der sich bietenden vielfältigen innovati-
den Weg zum Büro mit dem Rad zurückle-        ven Möglichkeiten wir für den Landkreis
gen möchte.“ Eines steht für ihn fest: „Das   als sinnvoll erachten.“
Rad ist das Transportmittel der Zukunft im       An entsprechenden Anregungen und
Wettbewerb mit der Bahn.“                     Ideen mangelt es nicht. Vom Angebot,
                                              sich in kleinen Arbeitsgruppen aus ver-
           –––––––––––––––                    schiedenen Perspektiven damit auseinan-
 Servicestationen, Schließanlagen             derzusetzen, wie Fahrradfahren im Nürn-
       und mehr Sicherheit                    berger Land attraktiver und sicherer wer-
           –––––––––––––––                    den kann, machten die Bürger in Lauf rege
                                              Gebrauch. Entscheidend sei es, ein umfas-
Dass es für eine funktionierende Fahrra-      sendes Fahrradstellplatzkonzept zu entwi-
dinfrastruktur mehr als breite und komfor-    ckeln, so der Befund der Beteiligten. Ge-
table Fahrradwege und abgesenkte Bord-        rade an zentralen Stellen, wie Bahnhöfen,
steine braucht, machte Thiemo Graf deut-      sei dies von Bedeutung, weil die meisten
lich. In seinem Eröffnungsvortrag gab der     Menschen nur kurze Strecken mit dem
Geschäftsführer des beauftragten Instituts    Fahrrad zurücklegen wollten. Auch die
i.n.s. Anregungen für erfolgreiche Kon-       Forderung nach einem fahrradfreundli-
zepte: „Natürlich ist infolge der stetigen    cheren Tarif im öffentlichen Personennah-
Zunahme des Radverkehrs und der immer         verkehr wurde laut. Auf diese Weise könne
höheren Geschwindigkeiten allen voran         das Einzugsgebiet von Haltestellen erwei-
ein gut ausgebautes und beschildertes Rou-    tert werden.
tennetz bis hin zu Fahrradschnellstraßen         In punkto Service gelte es Servicestatio-
nötig. Genauso muss aber auch die Frage       nen zur Erledigung kleinerer Reparaturen

                                                                             HERBSTZEITLOSE   15
AKTUELLES

einzurichten, genauso wie Ladestationen         für Autofahrer im Umgang mit Radfahrern
für eBikes. Des Weiteren brauche es             wurden angeregt. Inwieweit dieser Vor-
Schließanlagen an zentralen Stellen wie         schlag am Ende Eingang in das neue Rad-
dem Laufer Marktplatz, um getätigte Ein-        verkehrskonzept für den Landkreis findet,
käufe zwischen dem Besuch von zwei              bleibt abzuwarten.
Läden sicher verstauen zu können. Kritik            Sicher ist jedoch, dass es viel zu tun
gab es an der aus Sicht der Bürger noch un-     geben wird für die Steuerungsgruppe, die
zureichenden Beschilderung und an teils         mit der Umsetzung befasst sein wird, wenn
zu vielen Schlaglöchern auf der Fahrbahn.       das Konzept 2019 steht. Für Thiemo Graf
Darüber hinaus müsse ein Fokus des              ist damit ein Ziel verbunden: „Wir wollen
neuen Radverkehrskonzepts der Lücken-           mit dieser Form der Bürgerbeteiligung die
schluss sein: Noch immer endeten zu viele       Grundlage schaffen, damit im Landkreis in
Radwege im Landkreis an den Ortseingän-         Zukunft mehr Menschen zwischen 8 und
gen. Eine durchgängige Verbindung zwi-          80 Jahren mit einem Lächeln auf das Rad
schen Altdorf und Lauf sei gerade für           steigen und sich komfortabel und sicher
Pendler wichtig, um sie zum Umsteigen           damit bewegen können.“ Und wer weiß,
auf das Fahrrad zu bewegen.                     vielleicht blickt man irgendwann in der dä-
   Und auch die Sicherheit stand im Fokus       nischen Hauptstadt sogar neidisch auf Bil-
der Diskussion. Das eine: die klare Tren-       der aus dem Nürnberger Land. u
nung von Fuß- und Radwegen zur Vermei-          www.von8bis80.de
dung von Unfällen. Das andere: die Ent-
schärfung von für Radfahrer gefährlichen          Ihre Beteiligung ist gefragt
Einmündungen, etwa in Rückersdorf an              Das nächste Bürgerforum findet am 27.
der Abzweigung nach Röthenbach. Sogar             Juni um 19.00 Uhr in Schwarzenbruck
Fahrradtrainings für Jung und Alt sowie           im Sitzungssaal des Rathauses statt.

                                                                            Erhältlich im gut sortieren
                                                                                                       et
                                                                            Buchhandel und im Intern

                               „Bamberg –                                   unter www.gmeiner-v   erl ag.de

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                                   16 HERBSTZEITLOSE
                                   Gmeiner  Verlag, Meßkirch 2017, 192 Seiten.               14,95
AKTUELLES

 Landschaft Lesen Lernen
              Kulturlandschaftselemente für die Zukunft sichern

K
        ulturlandschaften prägen Regionen      Gegebenheiten und die geschichtliche Ent-
        und machen diese unverwechselbar.      wicklung der Region vor. Bei einer Berei-
        Sie bilden einen Teil der regionalen   sung des Nürnberger Landes hatte der
Identität und vermitteln ein Gefühl von        Fachmann bereits erste Kulturlandschafts-
Heimat. Aus diesem Grund haben sich die        elemente ausgemacht, wie Hutanger, Sand-
mittelfränkischen LEADER-Regionen, da-         gruben, das Kommunbrauwesen in Neu-
runter der Landkreis Nürnberger Land, die      haus oder verschiedene Hopfenbauten.
Region Bamberg und drei Regionen aus              Wer Interesse hat, sich als ehrenamtli-
der Oberpfalz zum Ziel gesetzt, ihre vor-      cher Erfasser zu engagieren, ist jederzeit will-
handenen Kulturlandschaftselemente auf-        kommen und kann sich beim LAG-Manage-
zunehmen, in einer Datenbank zu erfassen       ment telefonisch unter 09123 950-6068
und damit für die Zukunft zu sichern.          über die Details informieren. Um den Aus-
Damit dies gelingen kann, ist die Unter-       tausch und die Vernetzung zu erleichtern,
stützung möglichst zahlreicher ehrenamt-       soll es regelmäßige Treffen der Ehrenamtli-
licher Erfasser gefragt. Eine erste Schulung   chen geben. Kreisheimatpflegerin Karin
hierzu fand bereits im Landkreis statt.        Raab und LAG-Managerin Christina Rein-
Rund dreißig Interessierte waren der Ein-      hardt, die das LEADER-Projekt im Nürnber-
ladung der Lokalen Aktionsgruppe Nürn-         ger Land betreuen, sind gespannt, welche
berger Land gefolgt.                           Elemente die ehrenamtlichen Erfasser in
   „Landschaft kann sich verändern, aber       den nächsten Jahren dokumentieren und
sie sollte sich treu bleiben“, betonte dabei   somit für die Zukunft sichern werden. u HZL
Ursula Eberhard vom Bayerischen Landes-
verein für Heimatpflege, der das Projekt
ebenso unterstützt wie das Bayerische Lan-
desamt für Denkmalpflege. Immer häufi-
ger verschwindet kulturelles Erbe und
gerät in Vergessenheit. Ferner geht mehr
                                               Foto: LRA Nürnberger Land/Bernd Hölzel

und mehr Wissen über die regionale Ge-
schichte verloren – und genau dem will
das LEADER-Projekt entgegenwirken.
   Auf die Methodik der Erfassung ging
Armin Röhrer, Projektmanager und wis-
senschaftliche Begleitung des LEADER-Pro-
jektes, ein. Er stellte die naturräumlichen

                                                                                        HERBSTZEITLOSE   17
AKTUELLES

        Die Gedanken eines
       besorgten Beobachters
        Früherer NN-Chefredakteur geht auf die Suche nach Orientierung
                         in Zeiten der Verunsicherung

G
         lobalisierung und Digitalisierung   die sich einer staatlichen Kontrolle entzie-
         verändern in unvorstellbarem Aus-   hen, mittelfristig auf das Kapitalsystem
         maß unsere Welt – pausenlos. Ihr    auswirken. Da ist eine Fragmentierung der
Tempo erschwert den Informationsaus-         Gesellschaft mit Parteien und Kirchen, die
tausch darüber extrem. Nicht zuletzt die     stetig Mitglieder verlieren.
vielen Scheinwelten im Internet schüren         Da sind Populisten, die unabhängige
vor allem bei älteren Menschen die Angst     Gerichte und Medien als Störfaktor be-
vor dem Verlust sämtlicher Gewissheiten.     trachten. Da sind Demokratie und Men-
Der frühere Chefredakteur der Nürnberger     schenrechte, die massiv infrage gestellt
Nachrichten (NN), Wolfgang Schmieg,          werden. Da sind deutsche Waffenlieferun-
fragte Mitte Mai in der Volkshochschule      gen in nahöstliche Krisengebiete. Da ist
Erlangen deshalb aus der Perspektive eines   ein immenses Bevölkerungswachstum ge-
neugieren, abwägenden, kritischen und        rade in der islamischen Welt und in Afrika.
besorgten Beobachters: „Überfordert uns      Da sind Menschen, die sich in Flüchtlings-
die technische und gesellschaftliche Ent-    strömen auf den Weg machen, um eine
wicklung? Wer schützt uns vor den Ver-       neue Perspektive für ihr aussichtsloses
führern im Netz? Und wer oder was kann       Leben zu finden. Da ist die Blutspur des is-
den vielen verunsicherten Menschen Ori-      lamistischen Terrorismus. „All das können
entierung bieten?“                           wir inzwischen Tag für Tag als unmittelbare
    In seinem Vortrag wies Wolfgang          Augenzeugen der Weltpolitik in Echtzeit
Schmieg auf eine ganze Reihe von Krisen-     auf Smartphones, PCs und im Fernsehen
symptome und Herausforderungen hin.          zu verfolgen“, so Wolfgang Schmieg.
Da sind Produktionsprozesse, die immer          Angesichts dieser Herausforderungen
weiter dorthin verlagert werden, wo gerin-   sei es kein Wunder, sich überfordert zu
gere Löhne gezahlt und geringere Steuern     fühlen. Sein Befund: „Wir haben in dieser
erhoben werden sowie geringere Umwelt-       Unübersichtlichkeit den Sinn für Gemein-
auflagen zu erfüllen sind. Da sind schmel-   schaft und Solidarität verloren.“ Dem sei
zende Polkappen und gerodete Tropenwäl-      nur mit einer öffentlichen Debatte entge-
der „für die Fleischtöpfe der Reichen“. Da   genzuwirken, die auch vor unbequemen
ist die Frage, wie sich Kryptowährungen,     Fragen nicht zurückschrecke. Als großen

18   HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES

Fehler bezeichnete er deshalb den Um-          Neuer wichtiger zu sein scheint, als der
stand, dass sich die etablierten Parteien      Ausstieg Donald Trumps aus dem Klimaab-
genau davor drückten. Dieselbe Kritik äu-      kommen stimmt mich nachdenklich“, so
ßerte Wolfgang Schmieg in Bezug auf den        Wolfgang Schmieg.
Umgang der Politik mit der Digitalisie-           In der Pflicht sieht er alle demokratisch
rung: „Im Koalitionsvertrag wird die Digi-     Gesinnten, dieser Desorientierung entge-
talisierung nur von der technischen Seite      genzuwirken: „Wir müssen bereit sein, uns
gedacht. Kein Wort wird dagegen darüber        stärker einzumischen. Nur eine breite De-
verloren, welche wirtschaftlichen, politi-     batte kann verhindern, dass sich unsere
schen und sozialen Folgen mit der Digita-      Gesellschaft in Einzelteile zerlegen lässt.
lisierung verbunden werden.“                   Das ist mühsam, kostet Zeit und gibt es
                                               nicht zum Nulltarif.“ Mit diesem Plädoyer
           –––––––––––––––                     endeten die Gedanken eines besorgten Be-
         Mangel an Klarheit,                   obachters, der den Finger in die vielfälti-
           Mangel an Zeit                      gen Wunden unserer Zeit legte. u
           –––––––––––––––                     M. Kniess

Seine eindringliche Frage: „Wo bleibt der
Ehrgeiz unserer Großen Koalition, sich
Ziele zu setzen, die über eine Legislaturpe-
riode hinausgehen?“ Der französische
Staatspräsident Emmanuel Macron habe
die Digitalisierung längst zur Chefsache
gemacht. Ähnlich klare Sätze vermisst er
bei der deutschen Bundeskanzlerin. Und
auch in seinem Metier, dem Journalismus,
ist Wolfgang Schmieg etwas abhandenge-
kommen. Die mangelnde Zeit für tiefgrün-
dige Recherche, der Kostendruck der Ver-
lage – für den früheren NN-Chefredakteur
keine guten Voraussetzungen, um verun-
sicherten Menschen verlorengegangene
Orientierung zurückzugeben.
    „Die Nachrichtenflut, die heute über
uns hereinbricht, macht uns nicht zu bes-
ser informierten Menschen“, gab Wolf-
gang Schmieg zu bedenken. Durch Algo-
rithmen sortierte Newshäppchen führten
nicht zu mehr Erkenntnisgewinn, sondern
erhöhten vielmehr den allgemeinen Hys-
teriespiegel. „Der Umstand, dass heute auf
der Jagd nach Klicks der Fuß von Manuel

                                                                              HERBSTZEITLOSE   19
AKTUELLES

            Persönliche Ansprache
            statt Check In-Roboter
     Chancen und Herausforderungen der Tourismuswirtschaft in Franken

D
        er Tourismus ist ein bedeutender    bewerbsfähigkeit am Tourismusstandort
        Wirtschaftsfaktor Bayerns und       verbessert werden kann.
        Mittelfrankens. Der Freistaat ist       Die eigenen Stärken bei der Vermark-
nach wie vor Tourismusziel Nummer eins      tung auszubauen ist das zentrale Anliegen
in Deutschland und auch Mittelfranken ist   von Olaf Seifert. „In Deutschland ist Fran-
dabei mit auf der Überholspur: Die Zahl     ken bereits als eigenständige Marke etab-
der Übernachtungen hat im Jahr 2017 er-     liert. Mit Blick auf den weltweiten Markt
neut die Sieben-Millionen-Marke über-       ist Bayern jedoch die treibende Lokomo-
schritten. Und doch steht die Tourismus-    tive, an deren Zugkraft wir uns auch künf-
wirtschaft vor der Herausforderung, sich    tig anschließen müssen“, betonte der Ge-
nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen zu      schäftsführer des Tourismusverbands Fran-
können. Der Wettbewerb um nationale         ken. Gleichzeitig mahnte er jedoch, aus
und internationale Gäste ist hart. Die      fränkischer Sicht darauf zu achten, dass
Chancen und Potenziale der mittelfränki-    dabei Bayern nicht nur mit dem Oktober-
schen Tourismuswirtschaft waren Thema       fest oder den Alpen gleichgesetzt werde,
eines Kongresses der vbw – Vereinigung      sondern auch mit fränkischen Attributen.
der Bayerischen Wirtschaft im April in      Hier sieht Olaf Seifert auch die Politik ge-
Nürnberg. Im Mittelpunkt stand eine von     fordert, entsprechende Förderprogramme
Stephan Sohr, Chefredakteur der Nürnber-    zur Markenbildung aufzulegen: „Was
ger Zeitung, moderierte Podiumsdiskus-      haben Koch und Kellner davon, wenn sie
sion, die Denkanstöße gab, wie die Wett-    am Ende alleine am Tisch sitzen?“
                                                An die Betreiber von Hotels und Gastro-

20   HERBSTZEITLOSE
AKTUELLES

nomiebetrieben gerichtet appellierte er,                                     für gute, handwerklich hergestellte Pro-
trotz des „Erfolgsfaktors Digitalisierung“                                   dukte mehr Geld zu verlangen.“
für die Tourismuswirtschaft, die Bedeu-                                         Und noch eines ist dem 1. Vizepräsi-
tung des Persönlichen nicht zu vernach-                                      denten des Bayerischen Hotel- und Gast-
lässigen: „Auf der einen Seite sind Bewer-                                   stättenverbands DEHOGA Bayern ein
tungsportale das beste Marktforschungsin-                                    Dorn im Auge: „Für das Airbnb-Segment
strument, das es gibt.“ Auf der anderen                                      müssen endlich gleiche gesetzliche Rah-
Seite könne es nicht das Ziel sein, dass die                                 menbedingungen wie für die Hotellerie
Gäste am Ende von Check In-Robotern be-                                      gelten. Es kann nicht sein, dass Airbnb-An-
dient werden: „Wir müssen den persönli-                                      bieter nicht der Gewerbeaufsicht unterlie-
chen Touch erhalten. Die Digitalisierung                                     gen oder einer Brandschutzbeschau.“ Mit
darf allenfalls Hilfestellung sein, um mehr                                  Blick auf seine 700 Mitarbeiter hob Tho-
Zeit für den Gast zu haben.“                                                 mas Förster hervor: „Diese sind unser
                                                                             Gold, das wir in der Schatulle haben. Ein
               –––––––––––––––                                               Großteil von ihnen wünscht sich eine Fle-
         Plädoyer für handwerklich                                           xibilisierung der Arbeitszeit. Wir brauchen
            hergestellte Produkte                                            demnach ein neues Arbeitszeitgesetz.“
               –––––––––––––––                                                  Weg von einer täglichen hin zu einer
                                                                             wöchentlichen Höchstarbeitszeitgrenze, die
Letzteren sieht Thomas Förster mit in der                                    es ermöglicht, auch länger als zehn Stun-
Pflicht, wenn es darum geht, die Wettbe-                                     den am Stück arbeiten zu dürfen, ist auch
werbsfähigkeit am heimischen Tourismus-                                      eines der Kernanliegen von Harald Hubert.
standort auch in der Zukunft zu erhalten.                                    Der Vorstandsvorsitzende der vbw Bezirks-
„In Frankreich oder in der Schweiz sind die                                  gruppe Mittelfranken verwies zugleich da-
Menschen bereit, gut und gerne das Dop-                                      rauf, dass es in puncto Mitarbeitergewin-
pelte für eine gute Küche zu bezahlen“,                                      nung mit einigen Mythen aufzuräumen
hob der Nürnberger Gastronomie-Unter-                                        gelte: „Wer heute nach Fachpersonal für
nehmer hervor. „Das Werteverständnis                                         seine Betriebe sucht, braucht nicht mit dem
hierzulande muss sich ändern. Wenn bei                                       Mindestlohn um die Ecke zu kommen.“
uns der Preis für das Schäufele um nur 20                                       Ein weiterer Erfolgsfaktor ist für ihn
Cent steigt, führt das zu einem Aufschrei.                                   eine Verlängerung der Wertschöpfungsket-
Gleichzeitig müssen wir uns auch trauen,                                     ten, etwa die Ergänzung der Übernachtung
                                                                             um weitere Dienstleistungen,

Fotos: FrankenTourismus (Holger Leue, FRS/Hub, NLT/Hub, Andreas Hub)
                                                                                                           HERBSTZEITLOSE   21
AKTUELLES

wie Kochkurse oder geführte Wanderun-         überwiegen: „Wir haben ein völlig neues
gen. Nicht zu vergessen: eine gute Erreich-   Gästeverhalten. Informiert wird sich heute
barkeit. Denn was nütze eine gute Home-       in erster Linie nicht mehr über die Home-
page oder ein beeindruckender Facebook-       page, sondern über Bewertungsportale wie
Account, wenn das Tagungshotel am Land        ein Hotelzimmer aussieht oder wie sauber
vom Handynetz abgeschnitten sei.              der Wellnessbereich ist.“
                                                  Klar ist für ihn, dass der Tourismusstand-
           –––––––––––––––                    ort am Scheideweg steht. Jetzt, in Zeiten des
     500 bayerische Gemeinden                 Erfolgs, gelte es die Weichen für die Zukunft
          ohne Wirtshaus                      zu stellen. Ziel der Politik müsse es unter
           –––––––––––––––                    anderem sein, auch kleinen Betrieben den
                                              Zugang zur digitalen Welt zu erleichtern.
Dass eine schlecht gestaltete Internetprä-    Denn auch für die Lebensqualität sei die
senz womöglich von der eigentlichen Qua-      Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstand-
lität des Betriebs abhalte, glaubt Norbert    orts von Bedeutung, so ein Resümee des
Dünkel hingegen nicht. Der CSU-Landtags-      Kongresses. Was wäre etwa Franken ohne
abgeordnete für den Wahlkreis Nürnberger      seine Gasthaustradition? Alleine 500 baye-
Land sieht im World Wide Web stattdessen      rische Gemeinden ohne Wirtshaus zeigen:
die positiven Beeinflussungsmöglichkeiten     Es gibt noch viel zu tun. u Michael Kniess
MODERNES LEBEN

 Etwas ins Rollen bringen
                 Lebenskräfte neu entdecken beim Murmel-Spiel

W
            er erinnert sich nicht an das
            Spielen mit Murmeln, Klickern
            oder Schussern oder wie sie auch
sonst heißen? Aber können wir Erwachsene
uns auch noch so ins Spiel vertiefen, wie
wir es früher als Kinder taten? Vielen älte-
ren Menschen fällt es schwer, mit anderen
unbeschwert ins Spiel zu kommen.
    Vielleicht hatten sie in ihrer Lebensge-
schichte wenig Zugang zu eigenen kreati-
ven Kräften und Fähigkeiten erhalten.
Oder das „Spiel“ wurde als Gegensatz zum
Ernst des Lebens gesehen und allenfalls          den Mitspielern möglichst viele Murmeln
kleinen Kindern zugestanden, ansonsten           abzuluchsen. Anderen dienen Murmeln
aber eher abfällig als vertane Zeit beurteilt.   eher zur meditativen, beruhigenden Be-
Der irische Dramatiker George Bernard            schäftigung. Murmeln sind Sinnbilder für
Shaw, immerhin 94 Jahre alt geworden,            unser Leben.
sagte dagegen: „Wir hören mit dem Spielen           Sie stehen dafür, dass wir imstande
nicht auf, weil wir alt werden. Wir werden       sind, etwas ins Rollen zu bringen, etwas
alt, weil wir mit dem Spielen aufhören.“         bewirken können. Gleichzeitig stärken
                                                 Murmeln unsere Sehnsucht, mit mög-
           –––––––––––––––                       lichst wenig Schwerfälligkeit und mit gro-
     Für einen Moment die Zeit                   ßer Leichtigkeit in Schwung zu kommen,
    und alle Probleme vergessen                  mit uns selbst in Gleichklang zu sein.
           –––––––––––––––                       Spielfreude kommt auf, wenn man ganz
                                                 aufmerksam mit allen Sinnen dabei ist,
Spielen könnte also auch eine Art „Jung-         wenn man für einen Moment die Zeit
brunnen“ sein. Dafür ist nicht mehr nötig        und alle Probleme vergessen kann, wenn
als eine Handvoll Murmeln, mit denen             man kreative neue Ideen bekommt und
man sich ganz gut allein beschäftigen und        spürt jung und lebendig zu sein. Beim
sie zum Beispiel auf einem Tablett ins Rol-      Spielen lassen sich fast schon verschüttete
len bringen kann.                                Lebenskräfte entdecken, besonders dann,
    Die einen entwickeln beim Murmel-            wenn Jung und Alt miteinander ins Spiel
spielen Ehrgeiz und Wettkampfgeist, um           kommen. u HZL

                                                                               HERBSTZEITLOSE   23
MODERNES LEBEN

              Digitales statt Bares
                      Klingelbeutel 4.0: Die digitale Kollekte hält Einzug
                                  in deutsche Gotteshäuser

E
      s gibt Dinge, die sind so sicher, wie      liedern findet: Diese Idee hatte Pastor und
      das Amen in der Kirche. Wenn im            Superintendent Ottomar Fricke. Als sol-
      Sonntagsgottesdienst der Klingelbeu-       cher ist er nicht nur für seine Gemeinde-
tel durch die Kirchenbänke gereicht wird,        mitglieder in Walsrode zuständig, sondern
raschelt es in den Portemonnaies. Münzen         hat zugleich die geistliche Aufsicht und
und manchmal auch Scheine wandern de-            Verwaltung des gleichnamigen Kirchen-
zent in den Spendentopf, bevor man               kreises inne. Seine Beobachtung: „Es ist
guten Gewissens den Segen Gottes emp-            Realität, dass manch Gottesdienstbesucher
fängt. Doch das vermeintlich aus keinem          beim Blick in ihre Geldbörse feststellt, dass
Gottesdienst wegzudenkende Klimpern              er gerade kein passendes Bargeld dabei hat,
könnte über kurz oder lang verstummen.           weil man sich inzwischen daran gewöhnt
Was in skandinavischen oder anglikani-           hat, überall bargeldlos zahlen zu können.“
schen Kirchen bereits längst zum Alltag ge-
hört, hält langsam auch in Deutschland                      –––––––––––––––
Einzug: die digitale Kollekte.                       Kollekte als wesentlicher Teil
    Weil die Zahl der Bankfilialen, aber                  des Gottesdienstes
auch der Geldautomaten zurückgeht, viele                    –––––––––––––––
Geldinstitute inzwischen für Bargeldein-
zahlungen Gebühren erheben und es                Dass die Resonanz noch sehr verhalten ist
immer weniger funktionierende Einzah-            und die meisten Kirchgänger ihre Spende
lungsmaschinen gibt, suchen auch Kir-            trotz des modernen Angebots lieber nach
chengemeinden hierzulande nach ande-             wie vor in den Klingelbeutel werfen, beun-
ren, modernen Varianten des Kollekten-           ruhigt Ottomar Fricke nicht. Er betont:
sammelns. Eine mögliche Lösung wird              „Früher sammelte man in den Gottes-
derzeit in der evangelischen Kirchenge-          diensten Naturalien für die Armen, Weisen
meinde in Walsrode (Niedersachsen) getes-        und Bedürftigen. Bei der Ablösung durch
tet. Zusätzlich zur Opfergabe im Klingel-        Geld werden ganz sicher auch viele noch
beutel können Gottesdienstbesucher dort          eine lange Zeit Getreide mitgebracht
seit kurzem mit einer Handy-App Geld für         haben, während andere schon Münzen ge-
den guten Zweck spenden.                         geben haben. Genauso wie der Übergang
    Portemonnaie stecken lassen, stattdes-       damals seine Zeit gebraucht hat, entwi-
sen das Smartphone zur Hand nehmen,              ckeln wir jetzt eben Stück für Stück den
den quadratischen QR-Code einscannen,            Übergang zur bargeldlosen Gabe.“ Ob sich
den man auf einer Karte bei den Kirchen-         die Kollekten-App in der vorhandenen

24   HERBSTZEITLOSE
MODERNES LEBEN

Form durchsetzen wird, ist den-
noch fraglich. Es gibt Verbesse-
rungsbedarf. Die Smartphone-
Kollekte ist eine normale Über-
weisung. Die Kirche weiß also,
anders als beim Klingelbeutel-
ausleeren, wer wieviel gegeben
hat. Hinzu kommen die dicken
Kirchenmauern, die manchem
Smartphone keinen Empfang er-
möglichen. Und wird die Über-
weisung erst einige Tage später
getätigt, entsteht ein neues Pro-
blem. Statt am Montag ist das
Geld erst mit Zeitverzögerung
auf dem Kirchenkonto. Weil der nächste          Grund unabdingbar. Der Geistliche hebt
Gottesdienst bereits wieder ansteht, müs-       hervor: „Ein Gottesdienst ist mehr als nur
sen ständig neue QR-Codes erstellt wer-         innere Kontemplation. Dieser hat zwin-
den, um die Spende auch der jeweils rich-       gend immer auch etwas mit dem gelebten
tigen Kollekte zuordnen zu können. Ein          Glauben zu tun. Man denke nur an das
Vorteil könnte dagegen sein, dass die           Fürbittgebet, in dem sich der Not anderer
Spende so steuerlich absatzbar ist.             Menschen zugewendet wird. Oder eben,
    Mit all jenen Herausforderungen – von       indem man bei der Kollekte tatsächlich
technischen Voraussetzungen über den            etwas gibt.“
Datenschutz bis zu Anschaffungskosten –            Neue, praktikable Wege zu finden, hat
setzt sich Stefanie Hoffmann Tag für Tag        sich deshalb auch die Evangelische Bank
auseinander. In der Evangelischen Kirche        zur Aufgabe gemacht. Dafür erarbeitet die
Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlau-         Abteilung E-Business der kirchlichen Ge-
sitz (EKBO) ist sie die „Pfarrerin für Kirche   nossenschaftsbank aktuell in einem Pro-
im digitalen Raum“. Ihr Hauptanliegen:          jekt mit der EKBO ein umfassendes Ange-
„Wir müssen die sich in der sich digitali-      bot für digitale Kollekten. Bis Ende 2018
sierenden Welt bietenden Möglichkeiten          sollen Lösungen bereitstehen. Weiter ist
nutzen, um Gemeindeleben lebendiger zu          man bereits im Bistum Münster. Dort
machen und Menschen zu beteiligen.“             können Katholiken über ein Online-Spen-
Gleichzeitig sei es auch die Verantwortung      denportal Geld für Projekte anweisen, für
der Kirche, möglichst vielen Menschen           die auch in den Gottesdiensten gesam-
eine weitestgehend barrierearme Teil-           melt wird. Doch egal ob es am Ende eine
nahme an allen Elementen des Gottes-            App, ein Automat, ein Onlineportal oder
dienstes zu ermöglichen.                        der digitale Klingelbeutel ist: Die eine, alle
    Ein vorläufiges Nebeneinander von           überzeugende Lösung wird es nicht
klassischem und digitalem Klingelbeutel         geben. Das bleibt so sicher wie das Amen
ist auch für Ottomar Fricke aus diesem          in der Kirche. u Michael Kniess

                                                                                HERBSTZEITLOSE   25
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