MOBILITÄT & KLIMASCHUTZ 2030 - EXPERTENBERICHT - Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC extra - ÖAMTC
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Dossier Dr. Gottfried Wanitschek, ÖAMTC-Präsident Gestern wie heute in unserem Fokus: die Mobilität von morgen D er öamtc ist mit seinen fast 2,2 sein, dass diese mit einem E-Auto oder auf Millionen Mitgliedern der größte e inem E-Bike kommen. Inhalt Mobilitätsclub des Landes. Mobilität Folge 1 ist heute für Menschen ein Grundbedürfnis – dass unsere pannenhelfer auch für Seite 03 Das geht uns alle an! und sie wird in Zukunft noch wichtiger wer- den Einsatz an Elektroautos geschult werden, Seite 04 ÖAMTC-Präsident Gottfried den. Die Förderung der Mobilität unter be- liegt auf der Hand. Dass unsere Clubmitglie- Wanitschek und ÖAMTC- sonderer Bedachtnahme auf eine Schonung der in S achen E-Mobilität stets up to date Direktor Oliver Schmerold der Ressourcen und der Ausgleich von gegen- sind, dafür sorgt in erster Linie das öamtc - über machbare und sätzlichen Interessen zwischen individueller Mobilitätsmagazin auto touring. Deshalb tes- leistbare Mobilität. Mobilität und Umweltschutz stehen in unse- ten unsere Kolleginnen und Kollegen aus der Seite 06 Fragen & Antworten ren Statuten festgeschrieben. Der öamtc be- Redaktion alle E-Autos und elektrisch betrie- zu Mobilität und Klimaschutz. kennt sich zu einer umwelt- und klimafreund- benen Motorräder, die auf den Markt kom- Seite 08 Lebenszyklus-Analyse: Antriebs- arten auf dem Öko-Prüfstand. lichen Mobilität mit allen Verkehrsmitteln, men, und geben die dabei gewonnenen Erfah- Seite 10 Einige der beteiligten Experten. nicht nur mit Autos, wie wir sie heute kennen. rungen an unsere Clubmitglieder weiter. Sie Er steht für eine intelligente Mobilitätszu- setzen aber auch Maßstäbe: Sie waren die ers- Folge 2 kunft, die Maß nimmt an der Umwelt, der ten, die E -Autos zwölf Monate langen Dauer- Seite 11 Es geht auch anders. Technologie und an den Konsumenten. tests unterzogen oder über eine Fahrt mit Seite 12 Was uns in Zukunft bewegt Schließlich soll man sich diese Mobilität auch einem elektrisch angetriebenen Fahrzeug zum – unterschiedliche Antriebs leisten können. Autosalon nach Paris berichteten. Darüber systeme. hinaus analysieren sie regelmäßig Zukunfts- Seite 14 So wird sich der Fahrzeug mobilität war und ist für den Men- technologien und beantworten Fragen wie bestand 2030 zusammensetzen. schen nicht nur Mittel zum Zweck, sie kann etwa jene, welche Vorteile Pedelecs im Ver- Seite 16 Alternative Kraftstoffe – was und soll auch Spaß machen. Wäre das nicht gleich zum Fahrrad bringen. sind „E-Fuels“? so, gäbe es weder den Red Bull Ring noch die Seite 18 Einige der beteiligten Experten. E-Mobility Play Days. Der öamtc unter- öster r eichs r egierung h at eine stützt diese Veranstaltung, weil das, was hier Mobilitätswende ausgerufen, die Entschei- Folge 3 gezeigt wird und ausprobiert werden kann, dungen dafür werden jetzt gerade getroffen. Seite 19 Mobilität muss leistbar bleiben. schon immer zu seinen Inhalten gehörte. Ich Welcher Maßnahmen es bedarf, dass sich Seite 20 Welche Maßnahmen darf an dieser Stelle an die Austro Solar erin- die Menschen ihre Mobilität weiter leisten zur Diskussion stehen. nern, eine Rallye mit Elektrofahrzeugen, die können, haben Top-Experten aus den Berei- Seite 22 Wen diese Maßnahmen besonders treffen würden. der Club in den späten 1980 er-Jahren mit chen Wissenschaft, Technologie, Umwelt Seite 24 Mögliche negative Konsequen- organisierte. Oder an das allererste Exemplar und Wirtschaft auf Einladung des öamtc zen einer Verteuerung der eines modernen Großserien-Elektroautos in analysiert. In diesem auto touring extra Mobilität für ganz Österreich. Österreich, das der öamtc in seinen Fuhr- lesen Sie ihre Expertisen in Kurzform. Den Seite 26 Wie es weitergehen soll. park integrierte. Zurzeit sind in diesem, neben voll s tän d igen Bericht können Sie auf www.oeamtc.at/mobilitaet 2030 abrufen. ÖAMTC/Lorenz immer mehr E-Autos, auch solche vertreten, die von Wasserstoff-Brennstoffzellen angetrie- ben werden. Wenn heute jemand eine Panne ich wünsche ihnen eine gute und siche- hat und die Gelben Engel ruft, dann kann es re Fahrt in die Zukunft! auto touring extra 02 september 2018
ÖAMTC DOSSIER Mobilität & Klimaschutz MOBILITAT 2030 FOLGE 1: Worum es geht und was wirklich etwas bringt. Das geht uns alle an! E Österreich muss s ist klar, dass sich etwas ändern muss. Angesichts der laufenden klimapolitischen Debatte entsteht der Eindruck, dass bis 2030 seine Autofahrer die Klimasünder der Nation sind. Dabei entfallen nur co2-Emissionen rund 15 Prozent der Treibhausgas-Emissionen auf Pkw. um mehr als ein Diese Debatte geht dabei so weit, dass manche Kräfte eine radikale „Mo- bilitätswende“ fordern und den Verbrennungsmotor – oder am besten Drittel senken. Das gleich das Auto – aus dem Verkehr ziehen wollen. So sieht bereits der 2017 soll vor allem mit vom Verkehrsministerium (bmvit) veröffentlichte „Aktionsplan für saube- Einschränkungen ren Verkehr“ vor, dass neu zugelassene Pkw ab 2030 komplett emissionsfrei beim Pkw-Verkehr sein sollen. Bis 2050 soll der gesamte Verkehrssektor in Österreich weit gehend klimaneutral sein. erreicht werden. Mit welchen Kraftstoffen Doch braucht es und Antriebstechnologien dazu wirklich Jetzt werden Entscheidungen getroffen wir in Zukunft unterwegs sein werden, solche Radikal- Bis 24 . September wird die Regierung für den Bereich Verkehr (und nur für ist noch offen. diesen!) Maßnahmen wie Zulassungsverbote für Benziner und Diesel, eine maßnahmen? Erhöhung der Mineralölsteuer oder Tempo 100 auf Autobahnen auflisten Top-Experten aus und bewerten. Dann entscheidet sie, was davon kommt. Technologie, Umwelt Aber braucht besserer Klimaschutz wirklich mehr Verbote für Autofah- und Wirtschaft rer? Und massive Verteuerungen? Oder steckt in Verbrennungsmotoren nicht noch genug Potenzial für technologische Verbesserungen? Was ist mit haben für den den neuen Kraftstoffen, an denen die Forscher arbeiten? Gibt es nicht besse- öamtc analysiert, re Wege, wie Konsumenten zum Klimaschutz beitragen können? wie unsere Mobilität Ihrem Club ist eine klimafreundliche Mobilitätszukunft wichtig – sie auch künftig ge- muss aber technisch machbar und für die Konsumenten leistbar sein. sichert werden kann. Expertenbericht Mobilität & Klimaschutz 2030 Der öamtc hat Österreichs Top-Experten rund um Technologie, Umwelt und Wirtschaft gebeten, in einer fundierten Studie unbeeinflusst zu analy- sieren, was mit einer „Mobilitätswende“ verbunden wäre und wie unsere Mobilität auch künftig gesichert werden kann. Dabei geht es allerdings nicht um die aktuelle Diskussion um nox und Diesel-Schummeleien (diese Themen sind technologisch bereits geklärt, meinen die Experten), sondern um Treibhausgase und Klimaschutz. Lesen Sie in diesem ersten von drei Teilen, warum der öamtc als Inter- essenvertretung von ca. 2,7 Millionen Verkehrsteilnehmern bei der politi- schen Diskussion um die Mobilität der Zukunft auf diese Fakten setzt und Shutterstock (1) welche co2-Bilanz die einzelnen Antriebstechnologien im gesamten Lebens zyklus tatsächlich aufweisen. Die Folgen 2 und 3 beschäftigen sich mit alter- nativen Antriebsarten und mit leistbarer Mobilität für die Zukunft. auto touring extra 03 september 2018
Dossier Die Mobilität der Zukunft muss leistbar sein öamtc-Präsident Gottfried Wanitschek und öamtc-Direktor Oliver Schmerold im Interview: Warum die geplante „Mobilitätswende“ nicht an den Verkehrsteilnehmern vorbei betrieben werden darf und worin die Zukunft klimafreundlicher Mobilität liegt. D er öamtc lässt experten beleuchten, wel- Für uns ist wichtig: Die Mobilität der Zukunft muss so- che Potenziale zur Vermeidung von co2 in den wohl machbar als auch leistbar sein. verschiedenen Antriebstechnologien stecken und welche Konsequenzen ein gänzlicher Ausschluss von Ver- —— Wird also über die Autofahrer „drübergefahren“? brennungsmotoren auf unsere Mobilität hätte. Es geht da- schmerold: So würde ich das nicht ausdrücken. Aber rum, der Politik seriös erhobene Fakten zur Verfügung zu für uns ist wichtig, dass die Politik Anliegen und Interes- stellen, ehe sie weitreichende Entscheidungen trifft. sen derer berücksichtigt, die Gegenstand der politischen Maßnahmen sein werden: die Konsumenten. Unsere —— Ist Österreichs Politik zu streng mit den Autofahrern? Mitglieder sind bereits durch den Diesel-Abgasskandal in gottfried wanitschek : Wir sind sehr für wirk höchstem Maß verunsichert. Wir fordern, dass die samen Klimaschutz. Entscheidend ist dabei, dass notwen- „Mobilitätswende“ in jedem Fall eine Weiterfahr- bzw. dige co2-Einsparungen grundsätzlich dort erfolgen, wo Weiterverkaufsgarantie für Bestandsfahrzeuge umfasst. die Kosten für Verbraucher und Staat am niedrigsten sind. Sonst wäre ein Milliardenschaden für die Autofahrer vor- Es kann nicht sein, dass die Autofahrer etwa enorme In- programmiert. vestitionen in Elektro-Autos tätigen müssen, der Klima effekt aber vergleichsweise gering ist, während in anderen —— Politiker und ngos fordern zum besseren Klima- ÖAMTC-Präsident Bereichen mit viel weniger Kosten für den Einzelnen viel schutz eine „Verhaltensänderung“ der Menschen ein. Was Gottfried mehr für den Klimaschutz erreicht werden könnte. Der sagen Sie dazu? Wanitschek, öamtc will in dieser Debatte die Stimme der Vernunft schmerold: Verhaltensänderungen werden ja in den ÖAMTC-Direktor sein. Extreme Positionen gibt es schon genug. unterschiedlichsten Bereichen gefordert. Funktioniert hat Oliver Schmerold oliver schmerold: Wir haben Österreichs Top-Fach- das aber noch nie. Eine Änderung des Mobilitätsverhal- leute für Mobilität und Technologie gebeten, in einem tens ist nur möglich, wenn es Alternativen gibt. Wie erklä- „Expertenbericht Mobilität 2030“ zu analysieren, ob eine ren Sie einem Pendler, der seinen 50 Kilometer entfernten „Mobilitätswende“ mit 100 Prozent emissionsfreien Neu- Arbeitsplatz nur mit dem Auto erreichen kann, dass er zulassungen im Jahr 2030 realistisch ist. Außerdem zeigen jetzt sein „Verhalten“ ändern muss? Man könnte Men- die Wissenschafter auf, welche Chancen die Weiterent- schen nur durch Verbote zwingen, ihr Verhalten zu ändern wicklung von Verbrennungsmotoren – Benzin und Diesel – und dagegen sprechen wir uns klar aus. – für den Klimaschutz bieten. Auf dieser Basis kann man dann seriös beurteilen, wie wir die Klimaziele erreichen. —— Was sind die absoluten No-Gos für die Politik? auto touring extra 04 september 2018
Dossier Eine intelligente Mobilitätszukunft nimmt Maß an Umwelt, Technologie und Konsumenten. EXPERTENBERICHT MOBILITÄT & Gottfried Wanitschek, ÖAMTC Präsident KLIMASCHUTZ 2030 Daten und Oliver Schmerold (links) und Gottfried Wanitschek stehen für eine klimafreund- Fakten: liche Mobilitätszukunft, die sowohl Experten- machbar als auch leistbar sein muss. bericht des ÖAMTC schmerold: Zulassungsverbote von Fahrzeugen mit stunde Strom in einem Elektroauto zu speichern, werden Im „Expertenbericht Verbrennungsmotoren ab einem politisch gesetzten Da- sinken. Demgegenüber werden die Reichweiten durch Mobilität & Klima- tum, Fahrverbote oder Steuererhöhungen für Verbrenner, größere Batterien steigen. schutz 2030“ un- um einen Umstieg auf alternative Antriebe zu erzwingen, Aus Sicht des öamtc braucht es einen Mix an An- terziehen namhafte lehnen wir jedenfalls klar ab. Das entspricht auch der triebstechnologien. Und da setzen wir – wie in vielen an- Wissenschafter und Meinung unserer Mitglieder. Knapp drei Viertel von deren gesellschaftlichen Bereichen – auf Forschung und Fachleute auf Ein- ladung des ÖAMTC ihnen finden den Vorschlag, 2030 keine Verbrennungs Innovation. die bisherigen motoren mehr einzusetzen, unrealistisch. Und man muss Die Möglichkeit, den co2-Ausstoß mit sogenannten politischen Ansätze auch ganz offen sagen: Gesetzliche Verbote für die Weiter- alternativen Kraftstoffen (biogenen und synthetischen) zu und Ziele für eine benutzung eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor wür- senken, ist ein wichtiges Zukunftsthema. Für uns Konsu- „Mobilitätswende“ den ja besonders sozial schwächere Schichten, Pendler menten hätte es den Vorteil, dass wir weiterhin den be- einem wissenschaft- lich und fachlich fun- und Familien treffen. währten Verbrennungsmotor nutzen, aber eben umwelt- dierten Faktencheck. freundliche Kraftstoffe tanken können. In unserem Ex- Sie berechnen unter —— Klimaschutz muss man sich also erst leisten können? pertenbericht spielen daher alternative Kraftstoffe eine anderem, welche schmerold: Die sogenannte Energie- bzw. Mobilitäts- große Rolle. Emissionsreduktio- wende ist sicher auch ein soziales Thema. Unsere Studien Entscheidend ist, dass die Mobilitätspolitik der Zu- nen und Mobilitäts- Szenarien bis 2030 zeigen: Wer einer niedrigeren sozialen Schicht angehört, kunft technologieneutral ist. Technologien wie den Diesel realistisch sind. Sie ist häufiger vom Pkw abhängig, hat eher einen Gebraucht- oder gleich alle Verbrennungsmotoren zu verbieten, wäre zeigen auch auf, wagen – mehrheitlich mit Abgasklassen bis Euro 4 – und der falsche Weg, weil man dann ja auch die Weiterent- welche Konse- möchte diesen auch „ausfahren“. Das ist ein legitimes An- wicklung dieser Antriebstechnologien verhindert. quenzen politische liegen – und das muss die Politik auch berücksichtigen. Steuerungsmaß- nahmen (z.B. durch —— Wann ist aus Sicht des öamtc die von der Regie- Kurt Pinter (2), ÖAMTC/Mikes (1) Verteuerungen ein- —— Liegt die Zukunft der klimafreundlichen Mobilität rung ausgerufene „Mobilitätswende“ ein Erfolg? zelner Antriebe) für in der Elektromobilität? wanitschek : Wenn alternative Antriebe und Kraftstof- Konsumenten und schmerold: Die Elektromobilität wird ein wichtiger fe technisch und von den Kosten her ohne Förderungen Wirtschaft haben. Teil der Zukunft der Mobilität im städtischen Bereich wettbewerbsfähig sind, dann sind die Ziele der viel zitier- sein. Hier stellt sich natürlich die Frage der Ladeinfra- ten „Mobilitätswende“ erreichbar. Eine intelligente Mobi- Weitere Infos unter struktur. Es wird nicht an jedem Parkplatz eine Lademög- litätszukunft nimmt Maß an Umwelt, Technologie und www.oeamtc.at/ lichkeit geben können. Die Kosten, um eine Kilowatt- Konsumenten. mobilitaet2030 auto touring extra 05 september 2018
Dossier Welchen Anteil an klima Werden Diesel- oder Wie viele Elektroautos schädlichen Emissionen hat Benzinfahrzeuge in gibt es in Österreich? eigentlich der Kfz-Verkehr? Österreich bald verboten? D D E er kfz-verkehr spielt in der De- er 2017 veröffentlichte nde 2017 waren rund 15.000 batte über die Energiewende zur Er- „Aktionsplan für sauberen Verkehr“ Elektrofahrzeuge in Österreich zuge- reichung der Pariser Klimaziele im des bmvit sieht vor, dass 2030 alle lassen. Ihre Zahl steigt zwar mit hohen Vergleich zu anderen Verursachern eine über- neu zugelassenen Pkw komplett emissions- Zuwachsraten, ist aber nach wie vor gering. große Rolle. Der Anteil des Pkw-Verkehrs in frei sein sollen. Das würde auch das Ende für Ihr Anteil liegt bei gerade 0,3 Prozent der ös- Österreich an den Treibhausgas- (thg -) Hybridfahrzeuge bedeuten. Die Umstellung terreichischen Pkw-Flotte. Die Zukunft der Emissionen lag aber laut Umweltbundesamt soll auf freiwilliger Basis erfolgen, der Ver- Elektromobilität hängt u.a. von der Entwick- 2015 nur bei rund 15 Prozent. Der Anteil kehrssektor in Österreich bis 2050 weitge- lung der Akku-Technologie, dem Ausbau der des gesamten Verkehrsbereichs betrug 28 %. hend klimaneutral sein. Ladeinfrastruktur und der Versorgung mit Weil große Teile der Industrie die Mög- Doch es gibt derzeit keinen vollwertigen Strom aus erneuerbaren Energien ab. lichkeit haben, am internationalen Emissi- Ersatz für Fahrzeuge mit Verbrennungs Im Sinn des Klimaschutzes darf der onshandel teilzunehmen, wird ihr Anteil an motor. Außerdem können sich erhebliche Strom für E-Mobilität nicht aus fossilen den thg -Emissionen in manchen Verglei- Teile der Bevölkerung kein emissionsfreies Quellen gewonnen werden, sondern muss chen wesentlich kleiner dargestellt (7,9 %) Neufahrzeug leisten. aus erneuerbaren Energien stammen. Weil als er faktisch ist (45,3 %). Seriöse Vergleiche Nicht übersehen darf man zudem: Auch die Potenziale der Wasserkraft in Österreich berücksichtigen daher in der Darstellung bei der Produktion und der Entsorgung die- aufgrund ihrer bereits starken Nutzung be- sämtliche thg -Emissionen, egal ob sie dem ser Fahrzeuge entstehen co2-Emissionen grenzt sind, sind Windkraft und Solarkraft Emissionshandel unterliegen oder nicht. (siehe nächste Seite). mögliche Alternativen. Im weltweiten Vergleich beträgt der An- Das Ende des Verbrennungsmotors aus- Wie erneuerbare Energien gespeichert teil Europas an den von Menschen verur- zurufen, wäre der falsche Weg. Aufgrund ih- werden können, ist aber noch zu großen Tei- sachten thg -Emissionen zehn Prozent. Da- rer hohen Energiedichte ermöglichen Benzin len ungeklärt. Der Betrieb eines Elektroautos von entfällt etwa ein Fünftel auf den Verkehr. und Diesel große Reichweiten, die derzeit würde den Strombedarf eines durchschnittli- Somit ist der europäische Pkw-Verkehr für mit anderen Antriebsarten zu vertretbaren chen Haushalts jedenfalls verdoppeln. etwa 1 % des weltweiten thg -Ausstoßes ver- Kosten nicht erreichbar sind. Zudem wer- antwortlich, der Pkw-Verkehr in Österreich den Verbrennungsmotoren stetig weiterent- für 0,3 Promille. Wenn in Österreich nie- wickelt und deutliche Effizienzsteigerungen mand mehr Auto fährt, wäre der Effekt für vorhergesagt. Die aktuell diskutierten no x- das weltweite Klima somit nicht messbar. Probleme beim Diesel sind technologisch durch die scr-Technik („AdBlue“) gelöst. Emissionen Österreich Emissionen global E-Autos in Österreich PKW EU PKW AT E-Autos 0,8% 0,03% 14.618 Fluorierte Abfallwirt. Gase EU Landwirt. PKW 8,8% 14,8% je Benziner Diesel USA tausend Gebäude LKW 15 restliche 12 Länder Industrie China 9 und Energie 6 3 2008 ’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 2015 stammten 14,8 Prozent der Treibhaus- Treibhausgas-Emissionen sind ein weltweites Trotz hoher Zuwachsraten ist die Anzahl gas-Emissionen in Österreich vom Pkw- Problem: 2015 betrug der Anteil des Pkw- der Stromer noch gering. 14.618 E-Autos Verkehr. In der medialen und öffentlichen Verkehrs in der EU 0,8 Prozent, Österreichs machen gerade einmal 0,3 Prozent des Debatte wird der Individualverkehr jedoch Pkw waren für 0,28 Promille verantwortlich. gesamten Pkw-Bestands aus. als Hauptverursacher dargestellt. Quelle: UBA Quellen: UNFCCC, EPA, EEA Quelle: Statistik Austria auto touring extra 06 september 2018
Dossier Was würde ein Ende des Lassen sich die Und was sagen die Club- Verbrennungsmotors für die CO2-Emissionen von mitglieder zur geplanten Arbeitsplätze bedeuten? Verbrennungsmotoren „Mobilitätswende“? weiter senken? A D utomobilität und Antriebs- ie aktuelle am.puls -Umfrage A technologien beschäftigen in der hei- llein das Energieeffizienzsteige zum Thema „Ende der Verbren- mischen Industrie rund 450.000 rungspotenzial durch motorische nungsmotoren“ des öamtc zeigt: Personen, das sind knapp 11 Prozent der un- Maßnahmen bei Pkw liegt bei 15 bis —— Rund drei Viertel (71 %) halten den selbstständig Erwerbstätigen in Österreich. 25 Prozent. Darüber hinaus sind durch den Vorschlag, „keine Verbrennungsmotoren ab Ein Ende des Verbrennungsmotors hätte gra- Einsatz biogener oder nachhaltig erzeugter 2030 zuzulassen“ für nicht realistisch. vierende Auswirkungen auf Wirtschaft und Kraftstoffe deutliche Reduktionen der co2- —— 68 Prozent können sich jedoch vorstel- Arbeitsplätze. Allein beim steirischen Auto- Emissionen möglich. Denn alle Kraftstoffe, len, dass dies zu einem späteren Zeitpunkt cluster ac styria stehen nach Schätzungen bei deren Herstellung bereits vorhandenes realisierbar ist. Für 81 Prozent der Befragten, derzeit 10.000 Arbeitsplätze und eine Milli- co2 gebunden wird und die nicht aus fossi- die einen späteren Zeitpunkt für realistisch arde Euro Umsatz mit Verbrennungsmoto- len Quellen stammen, verbessern die Treibh- halten, liegt dieser rund um 2050. ren in Zusammenhang. Bei ktm hängen ausgas-Bilanz. —— Knapp die Hälfte (45 %) findet, dass nach Angaben des Unternehmens 95 Pro- Die bisherige Entwicklung zeigt jeden- für das Ende von Verbrennungsmotoren kei- zent der Arbeitsplätze und 95 Prozent des falls: Die Bedeutung des Pkw-Verkehrs als ne Jahreszahl festgelegt werden soll. 35 Pro- Umsatzes am Verbrennungsmotor. Verursacher für Luftverschmutzung ist in zent würden sich bei einer Beschränkung auf Laut einer Studie des deutschen ifo-Insti- den vergangenen Jahren erheblich gesunken. die Beurteilung von Experten verlassen. tuts (2017) wären in Deutschland vor allem Vor allem das Euroklassen-System mit im- —— Eine Auswirkung der aktuellen Dis- kleine und mittlere Unternehmen von einem mer niedrigeren Schadstoffgrenzwerten ist kussion auf den Wiederverkaufswert von Ende des Verbrennungsmotors betroffen. eine Erfolgsgeschichte. In technologischer Pkw mit Verbrennungsmotoren erwarten Besonders für diese ist es sehr schwer, neben Hinsicht hat vor allem die Mikroelektronik zwei Drittel der Befragten (66 %). Jene, die der Verbrennungsmotortechnologie noch mit Lambda-Regelung und Benzin-Ein- negative Auswirkungen erwarten, schätzen andere Kompetenzfelder aufzubauen. Ob spritzanlage eine erhebliche Steigerung der den Verlust für das eigene Auto mehrheitlich bei einer Umstellung von Verbrennern auf Qualität der Motorensteuerung ermöglicht. (60 %) zwischen 10 % und 30 % ein. E-Autos die Produktion in Europa auf dem Das ist übrigens eine Disziplin, in der öster- —— In den Bereichen Industrie (48 %) bisherigen Niveau weitergeführt werden reichisches Know-how eine besondere Rolle und Lkw-Verkehr (46 %) könnte am leich- könnte, ist nach den Befunden der Wirt- spielt. testen co2 eingespart werden, meinen die schaftsforscher fraglich. Dies liegt daran, dass Befragten. Autocluster und Vorleistungsketten in Euro- pa erst aufgebaut werden müssten. Auto-Arbeitsplätze CO2-Ziele der EU ÖAMTC-Umfrage finde ich realistisch 170 NEFZ WLTP 22 % 150 Automotiver Sektor 450.000 130 Beschäftigte finde ich nicht realistisch Österreich gesamt 4.260.500 110 78 % 90 von den 78 % zu einem späteren Zeitpunkt ja 68 % nein 32 % 70 2004 ’07 ’10 ’13 ’16 2021 2025 2030 Knapp 11 Prozent der österreichischen Be- CO2-Rückgang bei Neuwagen: Nach dem Die ÖAMTC-Umfrage zum Thema Verbren- schäftigten sind im automotiven Bereich tä- Auslaufen des „95-Gramm-Zieles“ für 2020 nungsmotoren zeigt: Die Österreicher sind tig. Mit einem Aus für den Verbrennungsmo- will die EU den Autoherstellern bis 2030 eine skeptisch, was die geplante „Mobilitätswen- tor würden Tausende Arbeitsplätze wackeln. Reduktion um 30 Prozent verordnen. de“ betrifft. Quellen: IV, Statistik Austria Quelle: EU Quelle: ÖAMTC AM.PULS auto touring extra 07 september 2018
Dossier Ganz CO2-frei gibt’s nicht Wie klimafreundlich sind die einzelnen Antriebe wirklich? Eine wissenschaftliche Analyse über den gesamten Lebenszyklus hinweg zeigt, dass es das co2-freie Auto nicht gibt. Alle Antriebe verursachen Treibhausgas-Emissionen. S chöne neue auto-welt: wenn wir alle mit Elektrofahrzeugen unterwegs sind, Die Treibhausgas- gibt es keine klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen mehr. Aber stimmt das auch? Emissionen von Antriebssystemen in Der öamtc lud den österreichischen Top-Experten auf diesem Gebiet zum Öko-Check der Lebenszyklus- ein: Dipl.-Ing. Dr. techn. Gerfried Jungmeier von der Forschungsgruppe „Zukunftsfähige Analyse: Nicht nur Energiesysteme und Lebensstile“ der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz ist auf Verbrennungs komplexe Sachverhalte rund um Antriebs- und Transportsysteme spezialisiert. motoren mit Benzin, Diesel oder Erdgas verursachen Treib- Emissionen auch bei Produktion und Entsorgung hausgase. Auch Elektrofahrzeuge Er macht auf etwas aufmerksam, das in der öffentlichen Diskussion oft übersehen wird: Ein mit Strom- oder Kraftfahrzeug verursacht nicht nur im Fahrbetrieb Emissionen. Man muss sich auch dessen Brennstoffzellen- Produktion, seine Entsorgung und die Kraftstoff- bzw. Energieversorgungskette ansehen. Antrieb produzieren solche Emissionen „Transportsysteme weisen je nach Antriebssystem und Kraftstoff unterschiedliche Treib – bei Produktion hausgas-Emissionen und einen unterschiedlichen Primärenergieverbrauch auf, die an unter- und Entsorgung schiedlichen Orten und in unterschiedlichen zeitlichen Phasen im Lebenszyklus der Transport- sogar deutlich systeme auftreten. So tritt bei konventionellen fossilen Transportsystemen ein Großteil der mehr. In der Frage co2-Emissionen im Fahrbetrieb auf, bei elektrisch betriebenen Transportsystemen erfolgt dies der Entsorgung der Akkus von E-Fahr- jedoch in der Bereitstellungskette der Stromerzeugung“, sagt Jungmeier. zeugen rechnet Studienautor Jungmeier mittel- Bei konventionellen fossilen Transportsystemen tritt fristig mit einer Recycling-Lösung. ein Großteil der CO2-Emissionen im Fahrbetrieb auf, bei elektrisch betriebenen Transportsystemen in der Bereitstellungskette der Stromerzeugung. Gerfried Jungmeier Analyse „von der Wiege bis zur Bahre“ Für den großen „Expertenbericht Mobilität & Klimaschutz 2030“ des öamtc erstellte der Forscher mit seinem Team daher eine Lebenszyklus-Analyse für unterschiedliche Antriebe eines Pkw der Kompaktklasse – vom Benzin- bis zum Wasserstoffantrieb. Erst dank einer sol- chen Analyse können die Umweltauswirkungen von Herstellung, Betrieb und Entsorgung bzw. Verwertung eines Antriebssystems seriös untersucht und bewertet werden. Die wissen- schaftliche Analyse unterschiedlicher Systeme „von der Wiege bis zur Bahre“ ergibt ein diffe- renziertes Bild – mit einem klaren Ergebnis: Kein Auto-Antrieb ist in Sachen Treibhausgase emissionsfrei (siehe Grafiken rechts). Auch bei Elektroautos fallen relevante Treibhausgas-Emis- sionen an. Und: Je nach Kraftstoff liefert auch der vielgescholtene Verbrennungsmotor höchst unterschiedliche Ergebnisse bei den Treibhausgas-Emissionen. Fazit: Bei den Treibhausgasen sollte auch die Politik genauer hinschauen, bevor sie hauptsächlich auf für die Konsumenten teure neue Antriebe setzt. auto touring extra 08 september 2018
Dossier Treibhausgas-Bilanz ausgewählter Antriebe im Lebenszyklus 50 Produktion Betrieb Entsorgung / Verwertung Bei einer Kilometerleistung Benziner von 13.000 km und 15 Jahren Betriebsdauer ergibt sich Erdgas ein überraschendes Bild: Die 40 wenigsten Treibhausgase Diesel verursacht ein Dieselmotor, angetrieben mit synthetischem Kraftstoff (aus Hackgut), gefolgt von E-Autos (je nach Strommix) 30 und Brennstoffzelle. Basisannahmen Brennstoffzelle (AT) Fahrleistung: 13.000 km pro Jahr E-Auto (EU) für alle Antriebe Betriebsdauer: 20 E-Auto (AT) 15 Jahre (+1 Jahr Produktion +1 Jahr Entsorgung/ Verwertung) Batteriekapazität: 35 kWh 10 Batterielebensdauer: Synthetischer Diesel (Hackgut) 150.000 km, danach Austausch eines Drittels der Elemente. Angabe in Das Recycling von Batterien t CO2-Äq. wird am Ende ihrer Lebens- 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 zeit als gelöst angenommen. Zeit (Jahre) Treibhausgas-Emissionen unterschiedlicher Antriebe umgelegt auf Gramm pro Kilometer Benziner Auch eine Darstellung der im Gesamt-Lebenszyklus Erdgas anfallenden Treibhausgase, umgerechnet auf gefah- rene Kilometer, zeigt: Synthetische und Biokraftstoffe Hybrid/Benziner haben hinsichtlich der CO2-Reduktion ein ähnliches Diesel Potenzial wie Elektroantriebe. Biokraftstoff Hackgut Hybrid/Diesel Plug-In-Benziner Brennstoffzelle (AT) Plug-In-Diesel E-Auto (Strommix EU) Biodiesel (Rohstoffmix AT) Biogas Maissilage E-Auto (Strommix AT) Biokraftstoff Stroh Biokraftstoff Holz E-Auto (Wasserkraft) Synthetischer Diesel (Hackgut) Angabe in g CO2-Äq./km Grafik: ÖAMTC 0 50 100 150 200 250 n synthetisch und biogen n elektrisch n hybrid n fossil auto touring extra 09 september 2018
Dossier Die Experten für Österreichs Mobilität Für den „Expertenbericht Mobilität & Klimaschutz 2030“ bat der öamtc Österreichs führende Persönlichkeiten in den Bereichen Antriebstechnologien, Automobiltechnik und Energieforschung um ihre Beiträge. Hier stellen wir einige von ihnen vor. „Durch die „Bei der ökologischen Hybridisierung haben Bewertung von Antriebs Verbrennungsmotoren technologien muss man noch enormes Potenzial, sich vor Pauschalurteilen den CO2-Ausstoß des Pkw hüten. Alles hängt zu senken: von gut 10 % von den jeweiligen beim einfachen 48-Volt- Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. G Dipl.-Ing. Dr. techn. erfried Jungmeier Randbedingungen und Hybrid bis weit über 50 % Bernhard Geringer Forschungsgruppe Fragestellungen ab.“ beim steckdosen-geladenen Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe und Auto- „Zukunftsfähige Energie- systeme und Lebensstile“, Plug-in-Hybrid.“ mobiltechnik, TU Wien Joanneum Research For- schungsgesellschaft mbH „Der Verbrennungs- „Bevor man motor ist auch ein Motor ausschließlich auf für Wertschöpfung Batterie-Elektromobilität und Beschäftigung in setzt, müssen die Rohstoff- Österreich.“ und die Recycling-Frage geklärt sein.“ Dipl.-Ing. Stefan Pierer Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Vorstandsvorsitzender Dr. techn. Dr. h.c. Wilke (1), fotofurgler (1), KTM (1), foto-freisinger (1), TU Wien (1), Muik (1) KTM AG Wilfried Eichlseder Rektor der Montan universität Leoben „Synthetische und „Für die Zukunft der alternative Kraftstoffe Elektromobilität braucht haben ein Potenzial für es einen massiven Zuwachs die Zukunft unserer nachhaltig erzeugter Mobilität.“ elektrischer Energie.“ Univ.-Prof. Dr. Dipl.-Ing. Peter Traupmann Hermann Hofbauer Geschäftsführer Österrei- Studiendekan Verfahrens- chische Energieagentur technik, TU Wien auto touring extra 10 september 2018
ÖAMTC DOSSIER Mobilität & Klimaschutz MOBILITAT 2030 FOLGE 2: Was technisch machbar ist und welche Chancen E-Fuels bieten. Es geht auch anders E Braucht es für ine pflicht zum umstieg auf Elektro-Autos? Deutlich höhere Tarife bei Mineralölsteuer, Nova und motorbezogener Versicherungs- klimafreundliche steuer? Road Pricing auf dem gesamten Straßennetz? Fahrverbote Mobilität wirklich für Verbrennungsmotoren in der Stadt? Tempolimits von 30 km/h im Einschränkungen, Ortsgebiet und 80 km/h auf der Autobahn? Sieht so die Zukunft der Mobi- lität im Jahr 2030 aus? Verbote und höhere Kosten für die Nutzer? Führende Technologische Evolution nutzen Fachleute setzen Weniger Treibhausgas-Emissionen lassen sich nicht nur durch Verbote er reichen, sondern viel intelligenter durch das Nutzen der technologischen stattdessen auf Entwicklung. „Viele übersehen die große Dynamik beim Fahrzeugbau und Verbrennungsmotoren die technologische bei der Weiterentwicklung der Antriebstechnologien“, erläutert öamtc- verbieten? Für Experten Entwicklung von Direktor Oliver Schmerold. ist das der falsche Weg in eine klimafreundliche Zu- Antriebsarten und Bei Verbrennungsmotoren stehen nicht nur weitere umweltfreundliche kunft. Moderne, vielfältige Verbesserungen durch motorische Maßnahmen auf dem Programm (siehe Kraftstoffen. Seite 12). Parallel zum reinen Elektroantrieb leisten Hybrid-Lösungen einen Antriebe und alternative Kraftstoffe ermöglichen wesentlichen Beitrag zu klimafreundlicher Mobilität. eine emissionsärmere Im „Expertenbericht Mobilität & Klimaschutz 2030“ zeigen Österreichs Zukunft der Mobilität. führende Köpfe zum Thema Mobilität auf, dass eine sinnvolle und mach bare „Mobilitätswende“ offen sein muss für alle Technologien, Konzepte und wissenschaftlichen Erkenntnisse. Neue Kraftstoffe Die wissenschaftliche Analyse zeigt: Die Zukunft der Mobilität wird durch einen Mix unterschiedlicher Antriebstechnologien geprägt sein. Auch die Energiequellen, die zur Fortbewegung genutzt werden, werden vielfältiger: Neben dem Ausbau nachhaltiger Stromquellen und einer nachhaltigen Was- serstoffproduktion ist hier auf das große Potenzial von sogenannten „alterna- tiven Kraftstoffen“, also biogenen Kraftstoffen der zweiten und dritten Generation und „E-Fuels“, zu verweisen (siehe Seite 16 ). Notwendig ist auch mehr Ehrlichkeit in der Debatte. Die Klimafreund- lichkeit unterschiedlicher Antriebssysteme muss über den gesamten Lebens- zyklus hinweg beurteilt werden – und nicht nur während des Fahrbetriebs. Denn über Produktion, Betrieb und Entsorgung betrachtet, hat jede An- triebsform relevante Treibhausgas-Emissionen. Umso wichtiger ist die umfassende Analyse der Antriebe der Zukunft, wie sie der „Expertenbericht Mobilität & Klimaschutz 2030“ zur Verfügung stellt. Zukunft kommt nicht vom Verbieten, sondern vom Erforschen und Verbessern. So bleiben wir auch in Zukunft in Bewegung. auto touring extra 11 september 2018
Dossier Was uns in Verbrennungsmotor: Immer besser Zukunft bewegt Egal, ob Diesel, Benzin oder Erdgas (cng): Der Verbrennungsmotor hat nach den Be- funden der Experten aus technologischer Sicht jedenfalls Zukunft. Durch die Verbren- nung zündfähiger Kraftstoffgemische setzt er Neue technologische Entwicklungen bringen spannende und Wärmeenergie unmittelbar in mechanische Energie um. Das Prinzip bleibt gleich, aber vielseitige Antriebe. Die Elektrifizierung ist auf dem Vormarsch, der Verbrennungsmotor erfindet sich neu: aber auch der Verbrennungsmotor hat noch Zukunft. Ein Die Motoren des Jahres 2030 werden sich wesentlicher Schritt ist die Einführung des 48-Volt-Bordnetzes. von den heutigen modernen Motoren in Sachen Emissionen und Effizienz noch ein- mal deutlich unterscheiden. Dafür sorgen einerseits motorische Ver- besserungsmaßnahmen – wie bessere Ventil- steuerung, Aufladung oder Verdichtung. An- dererseits werden wir in Zukunft nicht nur mit Benzin oder Diesel, sondern auch mit alternativen Kraftstoffen wie Bio-Kraftstof- fen und nachhaltig erzeugten synthetischen Kraftstoffen (siehe Seite 16) unterwegs sein. cng -Fahrzeuge stoßen nahezu keine Schadstoffe (Partikel, no x) aus und haben überdies niedrigere co 2-Werte als Benziner. Werden sie mit Biogas oder E-Gas („Grünes Gas“) betrieben, ist die co 2-Bilanz nahezu null. Sie sind daher auch künftig eine Alter- native zur E-Mobilität. Mild-Hybrid-Antrieb: Zarte Impulse Bei sogenannten Mild-Hybrid-Fahrzeugen springt der Elektromotor dem Verbrenner unter- stützend bei. Er sorgt damit für etwas mehr Durchzugsvermögen. Mild-Hybride nützen meis- tens die 48-Volt-Technologie, die effizientere Energienutzung und höheres elektrisches An- triebspotenzial als die übliche Niedrigspannung von 12 Volt bietet. Der 48v-Startergenerator startet einerseits den Motor und wirkt andererseits als Dynamo, der Drehenergie in elektrische Energie umsetzen kann. Bei Bremsvorgängen wandelt er die Bewegungsenergie in elektrische Energie um, bei Beschleunigungsvorgängen kann er den Verbrennungsmotor unterstützen. Voll-Hybrid-Antrieb: Bremsen bringt’s! Bei den so genannten Voll-Hybrid-Fahrzeugen leistet der Elektromotor einen kräftigen Beitrag zum Vorankommen. Das bedeutet: Das Fahrzeug kommt, zumindest auf kurzen Strecken, auch allein mit der Kraft des Elektromotors weiter. Der Akku wird durch Bremsenergie-Rück- gewinnung („Rekuperation“) oder den Antrieb durch den Verbrennungsmotor („Auflasten“) aufgeladen. Plug-in-Hybrid: Anstecken, aufladen, abfahren Der sogenannte Plug-in-Hybrid (phev) ist eine Variante des Voll-Hybrid-Konzepts. Sein Vor- teil: Der Stromspeicher kann auch via Steckdose geladen werden. Mit der Kapazität des Akkus steigt die elektrische Reichweite, sodass Plug-in-Fahrzeuge nicht nur kurze, sondern auch län- gere Distanzen – typischerweise etwa 50 km – ausschließlich mit elektrischem Antrieb zu- rücklegen können. Dazu braucht man natürlich eine entwickelte Lade-Infrastruktur. auto touring extra 12 september 2018
Dossier Radikalmaßnahmen? Unnötig! 28 Prozent weniger CO2 beim Pkw – alleine durch Weiterentwicklung der Antriebe! Was unabhängige Experten, gestützt auf Prognosen der Technischen Universitäten in Wien und Graz, berechnet haben, ist ein wesentlicher Meilenstein beim Thema Klimaschutz und Auto. Denn bisher war – auch ohne fachliche Grundlage – allzu oft nur von Einschränkungen und Verboten die Rede. Damit keine Zweifel aufkommen: Ja, wir brauchen auch weiterhin den Ausbau und dichtere Takte bei Bahn, Bus und U-Bahnen. Ebenso wie die Förderung von E-Mobilität und des Radfahrens sowie Anreize zur Hebung des Pkw-Besetzungs- grades. Auch die Schaffung eines Marktes Brennstoffzelle: Gib (Wasser-)Stoff, Baby! für neue Mobilitäts-Angebote dürfen wir nicht abblasen. Bei Brennstoffzellen-Fahrzeugen (fcev, „Fuel Cell Electric Vehicle“) wird die elektrische Ener- Aber klar ist: Mit der natürlichen technolo- gie aus Wasserstoff und Sauerstoff erzeugt. Das Fahrzeug hat einen Wasserstoff-Tank, der Sau- gischen Evolution und den beschriebenen erstoff kommt aus der Luft. Die Energie entsteht durch eine elektrochemische Reaktion in der Begleitmaßnahmen ist das CO2-Einspa- Brennstoffzelle und wird durch den Elektromotor direkt in Bewegung umgewandelt oder in rungsziel von 36 Prozent beim Pkw bis einer Batterie zwischengespeichert. Der große Vorteil dieses Antriebs: Im Vergleich zum batte- 2030 in greifbarer Nähe. Und wenn wir rieelektrischen Fahrzeug läuft der Tankvorgang mit Wasserstoff wesentlich schneller ab. endlich die vollen Potenziale von Bio- und Er ist ähnlich kurz wie bei Benzin- und Dieselfahrzeugen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die E-Kraftstoffen nutzen, können wir die Kli- Reichweite der Fahrzeuge hoch ist. Derzeit steckt dieser Antrieb aber noch in den Startlöchern. maziele beim Pkw sogar übertreffen! Den- noch wird es bald Kritik geben. „Es müssen harte Maßnahmen her“, wird es heißen. „Nur Steuererhöhungen, Road Pricing und City-Mauten können Abhilfe schaffen.“ Batterieelektrisches Fahrzeug: Auch Fahrverbote, strengere Tempolimits Lautlos durch die Stadt oder die Abschaffung der großen Pendler- pauschale werden gefordert werden. Ein batterieelektrisches Fahrzeug (bev) wird von einem Dann wird offensichtlich: Wer diese Forde- oder mehreren Elektromotoren angetrieben. Die Spei- rungen erhebt, dem geht es eigentlich nicht cherung der elektrischen Energie erfolgt in einer Batte- um den Schutz unseres Klimas. Der will rie. Für dieses Antriebskonzept ist es unverzichtbar, Verkehrspolitik gegen das Auto machen. dass ausreichend Lade-In frastruktur vorhanden ist, und auch, dass die Batterie eine zufriedenstellende Reichweite zur Verfügung stellen kann. Für Exper- ten sind batterieelektrische Fahrzeuge künftig vor allem in Städten ein Thema. Renault (1), Toyota (1), Hyundai (1) Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung auto touring extra 13 september 2018
Dossier Klimaschutz durch technische Evolution Für den „Expertenbericht Mobilität & Klimaschutz 2030“ zeigen führende Fachleute auf, wie unsere Fahrzeug-Flotte künftig aussehen wird – und was das für unser Klima bedeutet. W ird auf österreichs strassen im Jahr 2030 alles FCEV - Wasserstoff so sein wie heute? Oder bringt die technologische Ent- BEV - Strom PHEV - Diesel wicklung eine ganz andere Zusammensetzung der Fahr- PHEV - Benzin zeug-Flotte? Und was bedeutet das fürs Klima? Der öamtc wollte es HEV - Diesel für seinen „Expertenbericht Mobilität & Klimaschutz 2030“ genau HEV - Benzin wissen und lud Österreichs führende Fahrzeugtechnik-Wissenschafter VKM - Diesel ein, ihre Prognose über die künftige Antriebs-Szene vorzulegen: Univ.- VKM - Benzin * Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Bernhard Geringer, Vorstand des Instituts *) Erdgas (CNG) und für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik (ifa) an der tu Wien, Flüssiggas (LPG) und Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Helmut Eichlseder, Leiter des können wegen der Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik technologischen (ivt) an der tu Graz, lieferten mit ihren Teams eine umfassende Un- Ähnlichkeit der tersuchung – mit bemerkenswerten Erkenntnissen. Die wichtigsten Antriebe beim Benzinmotor mitbe- Ergebnisse auf einen Blick: rücksichtigt werden. —— Alleine durch die technologische Entwicklung wird bereits bis zum Jahr 2025 der Anteil an Hybridfahrzeugen bei Neuzulassungen stark steigen – auf 45 Prozent. 2030 werden sie den überwiegenden Teil der Antriebe bilden, so die Wissenschafter: 51 %. Ein wesentlicher Grund dafür ist die breite Anwendung der 48-Volt-Technologie, die eine höhere Bordversorgung als die übliche Niedrigspannung von 12 Volt bietet. Die 48-Volt-Technologie wird 2030 auch in kleineren Fahrzeugklassen kostenverträglich verfügbar sein, so die Prognose der Experten. Die meisten dieser Fahrzeuge werden sogenannte Mild- Hybrid-Fahrzeuge sein (siehe Seite i2). —— Der Neuzulassungs-Anteil an Voll-Hybrid-Fahrzeugen wird jedoch vergleichsweise gering sein. Für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge (siehe Seite i2) gehen die Wissenschafter von einem Anteil von 20 % im Jahr 2030 aus. „Diese Fahrzeuge werden vor allem in den größeren Fahrzeugklassen ein fixes Angebot im Technologiesegment bilden“, sind sich Eichlseder und Geringer einig. —— Aufwärts geht es auch mit batterieelektrischen Fahrzeugen (bev). Sie werden 2030 ein Viertel der Neuzulassungen ausmachen – und uns in kleiner Stückzahl als suv oder prestigeträchtiges Hoch leistungsfahrzeug begegnen. Deutlich stärker werden sie jedoch als Kleinautos in der Stadt sichtbar sein, sofern es dort eine ausreichende Lade-Infrastruktur geben wird. Ein wichtiger Faktor für die Zukunft auto touring extra 14 september 2018
Dossier dieser Fahrzeuge ist die Entwicklung neuer Neuzulassungen nach Antriebsart Batterien – allen voran die Lithium-Feststoff- Batterie. 350.000 Und natürlich ist für die Experten klar: Sinn ergeben batteriebetriebene Fahrzeuge serstoff aus Sicht des Klimaschutzes nur dann, wenn m der Strom dafür aus erneuerbaren Energie- 300.000 el quellen stammt. Sonst ist es fürs Klima ein zin el Verlustgeschäft. n 250.000 el —— Zurückhaltend fällt die wissenschaftli- in che Prognose für die Brennstoffzellen-Fahr- 200.000 zeuge aus. Trotz ihrer großen Potenziale, so die Wissenschafter, werden diese vor allem aus Kosten- und Infrastrukturgründen wei- 150.000 terhin einen geringen Anteil an den neu zu- gelassenen Pkw ausmachen. Größere Chan- cen für den Brennstoffzellenantrieb sehen 100.000 Eichlseder und Geringer im Langstrecken- und Güterverkehr. 50.000 —— Klares Ergebnis ihrer Untersuchungen: Der Verbrennungsmotor wird auch bis 2030 zentraler Antrieb für unsere Fahrzeuge 0 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 sein. Die Wissenschafter prognostizieren, dass dann noch bei 72 % der neu zugelasse- nen Fahrzeuge ein Verbrennungsmotor im Entwicklung der Neuzulassungen bis 2030: Künftig werden mehrheitlich Hybrid- Autos auf unseren Straßen unterwegs sein. Der Verbrennungsmotor bleibt auch Einsatz sein wird – in Plug-in-Hybriden, für sie unverzichtbar. Hybriden und als alleiniger Antrieb. Für Langstrecken- und Vielfahrer wird 2030 nach wie vor der Dieselmotor – zu- meist in einem Voll- oder Plug-in-Hybrid- Fahrzeug – mit einem Neuzulassungs-Anteil von etwa 25 % ein wesentlicher Antrieb sein Pkw-CO2-Emissionen nach Technologie und vorwiegend in Mittel- und Oberklasse- fahrzeugen zum Einsatz kommen. 9.000 8.452 - 28% 8.000 Technologische 7.000 Entwicklung reduziert CO2 6.084 um 28 Prozent 6.000 Für das Klima bringen der technologische 5.000 Wandel und die geänderte Zusammenset- in kt 4.000 zung der Auto-Flotte des Jahres 2030 gute Nachrichten: Die co 2-Emissionen sinken 3.000 um beachtliche 28 Prozent. Das co 2-Ein- sparungsziel beim Pkw rückt damit in greif- 2.000 bare Nähe (siehe Kommentar Seite i3). Nützt Österreich das Potenzial der alter- 1.000 nativen Kraftstoffe (siehe Seite 16) für Ver- 0 brennungsmotoren, lassen sich weitere co 2- 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Reduktionen erzielen. Das wäre der beste Weg in die Zukunft für Österreichs Auto Grafiken: ÖAMTC fahrer: Sie könnten ohne hohe Umstiegskos- Die technologische Entwicklung macht’s möglich: Die CO2-Emissionen unserer Fahrzeugflotte werden bis 2030 um beachtliche 28 % sinken. Das ten weiter eine bewährte Antriebstechnolo- Einsparungsziel von 36 % rückt damit in greifbare Nähe. Die Einsparungs gie (den Verbrennungsmotor) nutzen – und potenziale alternativer Kraftstoffe sind da noch gar nicht berücksichtigt. der co 2-Ausstoß sinkt trotzdem massiv. auto touring extra 15 september 2018
Dossier Alternativen im Tank Für immer mehr Experten sind sie der Schlüssel für individuelle Mobilität und Klimaschutz: Alternative Kraftstoffe und „E-Fuels“ können einen entscheidenden Beitrag zur Senkung von co2-Emissionen leisten. auto touring sprach dazu mit einem der Top-Experten, univ.-prof. dr. hermann hofbauer von der Technischen Universität Wien. —— Herr Professor, welche Vorteile haben Technolog. Evolution alternative Kraftstoffe bzw. „E-Fuels“? Konservativ & technolog. Evolution hermann hofbauer: Sie können einen Ambitioniert & technolog. Evolution wesentlichen Beitrag zur co 2-Reduktion bei Visionär & technolog. Evolution konsumentenfreundlicher Weiternutzung des Verbrennungsmotors leisten. Wir haben für den „Expertenbericht Mobilität & Kli- maschutz 2030“ des öamtc eine Potenzial- abschätzung dieser Kraftstoffe bis 2030 vor- genommen, die zeigt, dass mit E-Fuels in Zukunft einiges möglich ist. —— Was haben Ihre Berechnungen ergeben? Wir haben ermittelt, welcher Anteil fossiler Kraftstoffe im Pkw-Bereich in den Jahren 2017 bis 2030 durch alternative Kraftstoffe Kraftstoff-Experte Univ.-Prof. Dr. Hermann Hofbauer von der TU Wien: ersetzt werden kann. In einer konservativen „Alternative Kraftstoffe sind eine attraktive Variante lassen sich damit, zusätzlich zu den Perspektive für die Zukunft der Mobilität.“ co 2-Einsparungen durch die technologische Entwicklung, 482 Kilotonnen co 2-Äquiva- lent einsparen, was einer gesamten co 2-Re- duktion gegenüber 2017 von rund 34 % entsprechen würde. In einer ambitionierte- ren Variante könnten durch alternative Kraftstoffe weitere 2.670 kt co 2-Äquivalent eingespart werden, was zusammen mit der prognostizierten Bestandsentwicklung einer Reduktion gegenüber 2017 von rund 60 % Prognos-Studie: Benzin und Diesel bis 2050 fast klimaneutral Kräftigen Rückenwind für E-Fuels liefert auch eine Studie der scher. Man müsse jedoch umgehend damit beginnen, entsprechende deutschen Prognos AG gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Forschungs- und Entwicklungskapazitäten aufzubauen. Die Studie Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) sowie dem betont auch den großen Vorteil von E-Fuels: Die Infrastruktur aus Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) im Auftrag der Pipelines, Tanklagern, Heizöltanks, Tankstellen und die bestehende deutschen Mineralölwirtschaft (Status und Perspektiven flüssiger Flotte könnten weiter genutzt werden. Aus heutiger Sicht könnten die Energieträger in der Energiewende, 2018). Die Umstellung von Treib- synthetischen Kraftstoffe zu Kosten zwischen 70 Cent und 1,30 Euro und Kraftstoffen auf erneuerbare Energie ist zu vertretbaren Kosten je Liter erzeugt werden. „Voraussetzung ist ein großindustrieller Ein- und wettbewerbsfähigen Preisen bis 2050 möglich, zeigen die For- stieg in die Technologie“, so Experte Jens Hobohm von Prognos. auto touring extra 16 september 2018
Dossier CO2-Einsparungspotenzial durch alternative Kraftstoffe Von Biosprit bis E-Fuels 9.000 Die Experten unterscheiden zwischen verschiedenen alternativen Kraftstoffen: 8.000 Technologische Evolution 7.000 -34% 6.000 kt CO2 -Äq. 5.000 -60% 4.000 3.000 2.000 -89% 1.000 0 Jahr 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 ■■ Bio-Kraftstoffe der ersten Generation Technolog.Einsatz Konservativ & technolog. Evolution von alternativen Ambitioniert &im Evolutionim Pkw-Bereich Kraftstoffen technolog. 2017 bisVisionär Evolution Zeitraum 2030& technolog. Evolution (conventional biofuels) sind aus landwirt- nach Varianten: Zusätzlich zu Einsparungen durch die technologische Entwicklung bei schaftlichen Roh- oder Reststoffen (Zu- Antrieben können E-Fuels je nach Umsetzung weitere CO2-Reduktionen bringen. cker, Stärke, Raps, Sonnenblumen etc.) hergestellte Bio-Kraftstoffe, etwa Bio- entsprechen würde. Und in einer visionären biogenen Brennstoffen basieren, sind einer- ethanol oder Biodiesel. Diese Kraftstoffe Variante können, neben den Einsparungspo- seits sehr stark von den Kosten dieser bioge- werden bereits jetzt zu 5 Volumsprozent tenzialen der technologischen Entwicklung, nen Brennstoffe und andererseits von der (Bioethanol) und 7 Volumsprozent (Bio- zusätzlich 5.175 kt co 2-Äquivalent einge- Komplexität der Prozesskette abhängig. diesel) beigemischt. spart werden. Das entspräche einer Gesamt- Die Produktionskosten für alternative ■■ Bio-Kraftstoffe der zweiten und dritten Reduktion gegenüber 2017 von rund 89 %. Kraftstoffe liegen in der Regel über den Generation (advanced biofuels) sind aus Netto-Kosten der derzeit im Verkauf befind ligno-zellulosen Materialien – das sind —— Wie kommt die Forschung voran, um lichen Kraftstoffe. Es ist daher sinnvoll und z.B. Holz- und Pflanzenabfälle – herge- diese Einsparungseffekte für das Klima nützen legitim, entsprechende steuerliche Begünsti- stellte Bio-Kraftstoffe, die im Gegensatz zu können? gungen zu setzen… zur ersten Generation nicht in Konkurrenz Derzeit leider nur sehr zögerlich. Von 2005 zu Lebens- bzw. Futtermitteln stehen. bis 2015 waren die Bedingungen sehr gut, es —— …wie es sie ja schon gegeben hat. Dabei handelt es sich um über Syn- wurden Forschungsaktivitäten zur Bio-Kraft- Genau, bei der Einführung der Bio-Bei thesen hergestellten Kraftstoffe (z.B. stoff-Herstellung gefördert und auch erhebli- mischung im Jahr 2005 für Bio-Diesel und Fischer-Tropsch-Kraftstoffe, gemischte che Fortschritte erzielt. So wurden die 2007 für Bio-Ethanol. Mit solchen Anreizen Alkohole, Synthetic Natural Gas/SNG), Grundlagen für die Bio-Kraftstoff-Herstel- lassen sich die alternativen Kraftstoffe ver- Bioethanol aus ligno-zellulosen Materiali- lung der zweiten und dritten Generation ent- mehrt einsetzen, ohne dabei die Konsumen- en und hydrierte Pflanzenöle (HVO). wickelt, die nicht mehr in Konkurrenz zu ten finanziell zu belasten. Bio-Kraftstoffe der dritten Generation Lebensmitteln oder Futtermitteln stehen. sind Bio-Kraftstoffe, die z.B. aus Algen Hier ist Österreich bei einigen Technolo —— Was ist Ihre Zukunftserwartung? hergestellt werden. gien, wie zum Beispiel der Herstellung von Alternative Kraftstoffe sind eine attraktive ■■ E-Fuels sind Kraftstoffe, bei denen mit- synthetischen Kraftstoffen, weltweit mit Perspektive für die Zukunft der Mobilität. Sie tels Strom durch Elektrolyse aus Wasser federführend. Nun wäre der nächste Schritt ermöglichen den Konsumenten einerseits die zunächst Wasserstoff und durch Syn- zu machen, diese Erkenntnisse und dieses weitere Nutzung von Verbrennungsmotoren these mit CO2 „Grünes Gas“ hergestellt Wissen in Pilot- und Demonstrationsanlagen und bieten andererseits trotzdem erhebliche werden (Power-to-Gas oder Power-to- umzusetzen und anschließend die ersten in- Einsparungs-Chancen bei den co 2-Emissio- Liquid). Wenn der Strom aus erneuer- Helmut Eckler, (1), BP (1) Grafik: ÖAMTC dustriellen Anlagen zu realisieren. Hier stockt nen. Das ist eine echte Win-win-Situation. baren Energieträgern stammt und das es allerdings in Österreich zurzeit. Pilot- und CO2 der Atmosphäre entnommen wird Demo-Anlagen mit österreichischem Know- —— Was soll die Politik jetzt tun? bzw. aus Biomasse stammt, lassen sich how wurden allerdings schon in Schweden, Damit wir die Potenziale alternativer Kraft- Verbrennungsmotoren damit klimaneutral Japan und den usa errichtet. stoffe nützen können, sind neben den ange- betreiben. sprochenen steuerlichen Anreizen gezielte In- —— Wer zahlt die Mehrkosten, die durch vestitionen in die Forschung notwendig. E-Fuels entstehen können? Diese Forschung zahlt sich für Klima und Die Kosten der Bio-Kraftstoffe, die auf festen Konsumenten aus. auto touring extra 17 september 2018
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