EDU.REGION Erfolgsstories 2012 deutsch

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Erfolgsstories
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Impressum
Medieninhaber und Herausgeber:               NÖ Landesakademie
                                             Körperschaft öffentlichen Rechts (Gesetz
                                             über eine NÖ Landesakademie 1995 idF 2008)
                                             Geschäftsführer: Dr. Christian Milota

                                             Neue Herrengasse 17A, 3109 St. Pölten
                                             T: 02742-294
                                             F: 02742-294-17404
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Erstellt von:                                 Volkswirtschaftliche Gesellschaft Wien/NÖ
                                              im Auftrag der NÖ Landesakademie,
                                              Okresní hospodářská komora Jihlava
                                              im Auftrag von Vysočina Education
                                              2012

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EATON

UNTERNEHMEN.EATON
Im Jahr 1945 wurde im niederösterreichischen Eugenia/Schrems (Bezirk Gmünd) eine
Produktionsstätte des deutschen Unternehmens Felten & Guilleaume (F&G) gegründet. Unter
der Leitung des Physikers Gottfried Biegelmeier wurde in diesem Werk 1958 der heute weltweit
verwendete Fehlerschutzstromschalter (FI-Schalter) erfunden.
Im Jahr 1998 übernahm die Moeller-Gruppe die Firma Felten & Guilleaume AG, Köln, mitsamt der
österreichischen Niederlassung in Schrems. Mit rund 1.300 Mitarbeitern fertigt die mittlerweile
unter dem Namen „Moeller Gebäudeautomation“ firmierende Produktion mit Hauptsitz in
Schrems Jahr für Jahr Millionen Schutzschalter nach verschiedensten nationalen und
internationalen Normen und zählt zu den größten Arbeitgebern der Region nördliches
Waldviertel.
2008 erwirbt die amerikanische Eaton Corporation 100 Prozent der Anteile der Moeller
Firmengruppe.    Moeller   gehört   somit   zu   einem   der   erfolgreichsten   amerikanischen
Industriekonzerne. Als diversifizierter Hersteller von Energiemanagementlösungen verfügt die
Eaton Corporation über mehr als 100 Jahre Erfahrung bei energieeffizienten Lösungen. Damit
hilft das Unternehmen seinen Kunden, elektrische, hydraulische und mechanische Energie
wirksam zu nutzen. 2011 erzielte die Eaton Corporation Umsätze von 16 Milliarden US-Dollar.
Das Unternehmen zählt weltweit zu den Technologieführern im Bereich elektrischer Systeme für
sichere Stromversorgung, -verteilung und -steuerung. Die Produktpalette umfasst darüber hinaus
Hydraulikkomponenten, Systeme und Dienstleistungen für industrielle und mobile Ausrüstungen;
Kraftstoffversorgungs-, Hydraulik- und Pneumatik-Systeme für die kommerzielle und militärische
Luftfahrt sowie Lkw- und Pkw-Antriebssysteme, die hohe Leistungsfähigkeit, niedrigen
Kraftstoffverbrauch und optimale Sicherheit bieten. Eaton beschäftigt rund 73.000 Mitarbeiter und
beliefert Kunden in mehr als 150 Ländern. Am Standort Schrems fertigt Eaton „Key
Components“, für die Assemblierung in europäischen Eaton Werken.

WALDVIERTEL.SÜDBÖHMEN
Bereits 1994 entschied man sich, eine Niederlassung im südböhmischen Suchdol nad Lužnicí zu
gründen, hauptsächlich aufgrund der vergleichsweise niedrigen Lohnkosten und der örtlichen
Nähe zum Werk in Schrems. Von Beginn an war sowohl ein niederösterreichischer als auch ein
tschechischer Geschäftsführer am Aufbau der Niederlassung beteiligt. Das tschechische Werk
ist auf Assemblierung spezialisiert, die Kernkomponenten werden aus Schrems geliefert und in
Suchdol nad Lužnicí zusammengebaut. Die Konzernsprache ist Englisch, einige Mitarbeiter in

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Schrems sprechen auch Tschechisch, die Kommunikation mit den tschechischen Kollegen erfolgt
jedoch in Deutsch oder Englisch.

AUSBILDUNG.EATON
Helga Mayer ist seit mehr als 20 Jahren im Personalbereich des Unternehmens tätig und erklärt,
wie wichtig gute Lehrlinge für ein Unternehmen wie Eaton sind. Seit über 40 Jahren bildet man
am Standort Schrems Lehrlinge in folgenden Berufen aus:
- Werkzeugbautechniker/in
- Maschinenbautechniker/in
- Produktionstechniker/in
- Kunststofftechniker/in
- Kunststoffformgeber/in
- Mechatroniker/in
- Elektroenergietechniker/in
Momentan befinden sich 49 Burschen und 4 Mädchen in einem Lehrverhältnis bei Eaton in
Schrems. 578 Lehrlinge (davon 33 Mädchen) haben ihre Lehrausbildung in der Schremser
Niederlassung abgeschlossen, 303 davon sind nach wie vor im Unternehmen tätig, über 30
ehemalige Lehrlinge haben im Unternehmen eine Managementfunktion inne. Auf „Karriere mit
Lehre“ wird bei Eaton großer Wert gelegt, viele Lehrlinge absolvieren später die Meisterprüfung,
einige holen die HTL nach, studieren dann oder besuchen zusätzliche Ausbildungskurse. Seit der
Übernahme durch Eaton haben die europäischen Mitarbeiter auch die Möglichkeit an
internationalen Karriereprogrammen teilzunehmen.
Die Ausbildung der Eaton-Lehrlinge in Schrems bietet neben den Basiskursen auch Labor-
Übungen,        EDV-   oder   lebenslaufspezifische   Kurse   an.   Darüber   hinaus   stehen   allen
MitarbeiterInnen kostenlose Englischkurse, Fahrtechnikkurse, Exkursionen zu anderen Betrieben
sowie diverse Sportveranstaltungen zur Verfügung.
Die drei wichtigsten Voraussetzungen, die Lehrlinge für eine Ausbildung bei Eaton mitbringen
sollten sind:
    - eine gute Vorbildung
    - ein hohes Lernengagement
    - und ein hohes Maß an Teamfähigkeit

SCHULE.WIRTSCHAFT
Eaton hatte viele Jahre eine enge Schulpartnerschaft mit der HAK Gmünd, aufgrund fehlender
Kapazitäten war diese aber dann nicht mehr im ursprünglichen Ausmaß möglich. Mit den
Handelsakademien bzw. Handelsschulen der Umgebung realisiert man Projekte, in deren
Rahmen einzelne Klassen bei Eaton beispielsweise eine Mitarbeiterbefragung realisieren und
diese am Ende vor Vertretern des Unternehmens und der Schule präsentieren. Die Schüler der
HAK/HAS Waidhofen/Thaya werden auch bei ihrer Abschlussarbeit von Eaton-Mitarbeiter
unterstützt. Für Schulen aus der Region werden Werksführungen und für einzelne SchülerInnen

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auch Schnupperwochen angeboten.
Außerdem nimmt man an Gender-Mainstreaming-Veranstaltungen wie dem „Girls’ Day“ teil, um
auch Mädchen für technische Lehrberufe zu begeistern.
Seit Jahren präsentiert sich Eaton an diversen Hochschulen, allen voran an der Technischen
Universität Wien, seit 2011/12 nimmt man auch am High Potential Programm der TU Wien
(„TUtheTOP“) teil und bietet den angehenden Diplomingenieurinnen Workshops, und
Werksexkursionen an.
In Bezug auf die Bewerbungssituation erzählt Frau Mayer auch, dass es derzeit kein Problem sei,
genügend geeignete Lehrlinge zu finden, dieses Jahr gab es 70 Bewerbungen, viele der
BewerberInnen hätten von der Schule eine gute „Basis“ bekommen, so Frau Mayer. Eaton sei in
den Schulen des Waldviertels bekannt und könne daher aus einer Vielzahl die besten
KandidatInnen auswählen und ihnen die Möglichkeit einer internationalen Karriere bieten.

EDU.REGION - Was wünschen Sie sich?
Für Frau Mayer wäre es sehr wichtig, dass den SchülerInnen vermittelt wird, welche
Möglichkeiten den AbsolventInnen eines Lehrberufes offen stehen. Man sollte die Jugendlichen
von dem Grundgedanken abbringen, dass eine Lehre etwas „Minderwertiges“ sei – ganz im
Gegenteil – AbsolventInnen mit Lehrabschluss seien in ihrem Selbstbewusstsein ganz anders
gestärkt als gleichaltrige Studierende, sie verfügen auch meist durch die Arbeitserfahrung über
mehr soziale Reife, so Helga Mayer.
Weiters würde sich die HR-Managerin wünschen, dass der Wirtschaftsstandort Schrems weiter
wächst und somit auch für Jugendliche der Region Waldviertel vielfältige Jobchancen bietet.

           Interviewpartnerin: Frau Helga Mayer, Human Resources Manager, Eaton
                                                        Interview im Februar 2012

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Egston System Electronics Eggenburg GmbH

UNTERNEHMEN.EGSTON
Die Egston System Electronics Eggenburg GmbH mit Sitz in Eggenburg im Bezirk Horn geht aus
dem 1960 gegründeten Unternehmen STT (Standard Telephon und Telegraphen AG) hervor, das
auf die Produktion von Kabelbäumen, Relais und Produkte für die Telekommunikation
spezialisiert war. Danach firmierte das Unternehmen unter dem Namen ITT und ab 1987 erfolgte
die Eingliederung in die Alcatel-Gruppe. 1991 erwarb der damalige Werksleiter Walter Wunderer
das Unternehmen im Zuge eines Management-Buy-Out und gründete die Egston System
Electronics Eggenburg GmbH mit 180 MitarbeiterInnen. Harald Hofmann ist seit 1989 in leitender
Position dieses Unternehmens tätig und war auch wesentlich an der Internationalisierung
beteiligt.
Ursprünglich fungierte das Unternehmen als „verlängerte Werkbank“ und wurde im Jahr 1990 auf
ein eigenständiges Industrieunternehmen umgebaut. Fehlende Funktionen wie Vertrieb, Einkauf,
Finanz, EDV und Entwicklung wurden neu installiert um das Management-Buy-Out realisieren zu
können. Zu Beginn wurden 90% des Umsatzes mit dem ehemaligen Mutterkonzern Alcatel
abgewickelt. Man wusste jedoch, dass dieser Anteil nach 5 Jahren bei 10% liegen würde. Daraus
resultierend mussten neue Geschäftsbereiche und Produktionen aufgebaut werden.
Bereits damals zählte Egston zu den erfolgreichsten Anbietern von induktiven Bauelementen und
High-Tech-Kabelsystemen in Österreich. 1991 wagte man den Schritt von Eggenburg nach
Tschechien, wo in Jemnice (Region Kraj Vysočina) eine Tochtergesellschaft gegründet und die
Produktion von induktiven Bauelementen begonnen wurde. Im Jahr 1994 wurde auch ein
Produktionsstandort in Znojmo eröffnet. Mittlerweile beschäftigt man in der Zentrale in Eggenburg
126 MitarbeiterInnen, produziert wird in Tschechien, China und Indien. Die Zentrale mit dem
„Know-how- und Kompetenzzentrum“ befindet sich weiterhin in Eggenburg und erwirtschaftet mit
ca. 1.200 MitarbeiterInnen weltweit einen Jahresumsatz von knapp 50 Millionen Euro.
Egston       gliedert   sich   in   5   verschiedene   Geschäftsbereiche:   Kabelsysteme,   induktive
Bauelemente, Netzgeräte, Automotive-Komponenten (z.B. Systeme für Hybridmotoren) und
Outsourcing. Im Rahmen des „Outsourcing“ bietet man Firmen mit Kostenproblemen bzw.
Kapazitätsengpässen an, ihre Produktionseinrichtungen zu übernehmen um sie damit wieder
konkurrenzfähig zu machen.

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WALDVIERTEL.KRAJ VYSOČINA.ZNOJMO
Ausschlaggebend für die Ansiedlung von Egston in Tschechien war einerseits das günstige
Lohnkostenverhältnis, andererseits auch die Nähe zur Zentrale in Eggenburg. Allerdings war der
Weg am Beginn sehr steinig. Man war mehr als 6 Monate auf der Suche nach einem Partner für
ein Joint-Venture im Bereich der Transformatorenfertigung. Viele tschechische Betriebe wurden
dafür besichtigt, jedoch waren diese 5-10 Mal größer als Egston und nicht spezialisiert auf einen
Bereich. Zudem wiesen sie einen stark erhöhten Personalstand auf, den man erst reduzieren
hätte müssen. Darüber hinaus ergaben sich Probleme aufgrund der unklaren Besitzverhältnisse
und wegen der Gefahr möglicher versteckter Umweltbelastungen auf dem Werksgelände.
Aufgrund dieser Schwierigkeiten bei der Unternehmenspartnersuche entschied sich Egston, ein
leerstehendes Objekt zu suchen, dieses fand man 1991 in der tschechischen Kleinstadt Jemnice
(Region Kraj Vysočina), wo man am 01.06.1992 mit nur 7 MitarbeiterInnen die Produktion
begann. 1994 wurde ein zweiter Standort in Znojmo eröffnet.
Der Aufbau der tschechischen Tochtergesellschaften erfolgte durch ein österreichisches Team,
die tschechischen MitarbeiterInnen wurden teilweise in Eggenburg ausgebildet. Aber auch hier
ergaben    sich     ungeahnte   Hürden:   Viele   MitarbeiterInnen   der   beiden   tschechischen
Produktionsstandorte meldeten sich oft krank, man konnte also nicht abschätzen, welche
Personalkapazitäten zu welchem Zeitpunkt zur Verfügung standen. Egston begann daher mit
Krankenstandskontrollen, führte ein Entlohnungssystem mit Anwesenheitsprämien ein und
reduzierte mit diesen Maßnahmen die Krankenstände bis zum heutigen Tag von 33% auf 8%.
Außerdem organisierte man Autobusse, die die MitarbeiterInnen zum Unternehmen brachten, da
das öffentliche Verkehrsnetz in der Region kaum ausgebaut war. Momentan arbeiten knapp 600
Personen in den beiden tschechischen Werken, Egston hat in Znojmo den „Business Park
Znojmo“ gegründet, wo Gebäude und Hallen an 17 tschechische und internationale Betriebe
vermietet werden.

AUSBILDUNG.EGSTON
Egston bildet in Eggenburg keine Lehrlinge aus, sowohl in Nö als auch in Tschechien habe man
aber viele MitarbeiterInnen, die sofort nach der Schule (z.B. HTL, HAK) bei Egston einsteigen.
Das Unternehmen legt großen Wert auf Sprachkompetenz, alle tschechischen MitarbeiterInnen
bekommen daher Deutschunterricht, die im Management tätigen Personen besuchen auch
Englischkurse.
Von zukünftigen BewerberInnen erwartet sich Ing. Hofmann:
- Einsatzfreude & Kreativität
- Teamfähigkeit
- umfassenden Hausverstand
- Verlässlichkeit
4-5 MitarbeiterInnen der Zentrale in Eggenburg sind regelmäßig in den beiden Werken in Znojmo
und in Jemnice vor Ort, um auch den Austausch zwischen den Standorten zu fördern.
Unterschiede in Bezug auf den kulturellen Hintergrund der BewerberInnen zeigen sich laut Herrn

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Ing. Hofmann beispielsweise daran, dass tschechische Ingenieure vor dem Fall des Eisernen
Vorhangs daran gewöhnt waren, zu improvisieren und diese wertvolle Fähigkeit zu
unkonventionellen   Problemlösungen      ins   Unternehmen    mitbrachten,   wovon    auch    die
österreichischen Ingenieure profitieren und lernen konnten.
Neueinsteiger erhalten ein Training-on-the-job, viele tschechische MitarbeiterInnen werden im
Know-how- und Kompetenzzentrum in der Zentrale in Eggenburg geschult, viele österreichische
MitarbeiterInnen besuchen Trainings in den tschechischen Werken.
Heute verlassen sich aber viele junge Menschen auf die Kommunikation per Computer, wodurch
die zwischenmenschliche Ebene vernachlässigt werde, was zu einer Verschlechterung der
Problemlösungskompetenz und der „Social Skills“ führe, so Ing. Hofmann.

SCHULE.WIRTSCHAFT
Egston hat keine direkten Schulkooperationen, bietet aber Schulen (vor allem den HTLs in
Hollabrunn und Karlstein) Exkursionen in das tschechische Werk nach Znojmo an. Jeden
Sommer absolvieren ca. 20 HTL-SchülerInnen ihr Praktikum bei Egston in Eggenburg, einige
kommen jedes Jahr und steigen nach der Schule direkt ins Unternehmen ein. Die HTL vermittle
zwar das nötige Grundwissen, aber die Praxis komme dabei natürlich zu kurz, so Ing. Hofmann.
AbsolventInnen der HAK arbeiten vor allem in den Bereichen Einkauf, Finanzen und Customer
Services. In Tschechien beschäftige man viele AbsolventInnen von technischen Gymnasien, da
es dort keine kombinierte theoretisch-praktische Lehrausbildung gibt.
Bei den Vorstellungsgesprächen bei Egston werden die BewerberInnen vor allem mit
allgemeinen und fachlichen Fragen konfrontiert, die zeigen sollen, wie gut sie bereits über ihren
zukünftigen Tätigkeitsbereich Bescheid wissen und wie es um ihre Problemlösungskompetenz
bestellt ist.

EDU.REGION - Was wünschen Sie sich?
Für Ing. Hofmann, der auch der Präsident der österreichisch-tschechischen Gesellschaft
Wirtschaft (ÖTGW) ist, steht in Bezug auf grenzüberschreitendes Arbeiten die Sprachkompetenz
im Vordergrund. In diesem Zusammenhang wurde in Mitterretzbach 2010 ein deutsch-
tschechischer Kindergarten eröffnet, der garantieren soll, dass die Kinder in den Grenzregionen
von Beginn an zweisprachig aufwachsen und somit auch das Zusammenwachsen der beiden
Länder fördern. Ing. Hofmann würde sich mehr Projekte dieser Art wünschen, damit die
Kommunikation in beiden Sprachen selbstverständlich wird und die jungen Menschen auch in
Zukunft gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Für Ing. Hofmann wäre es auch wichtig, die Lehrlingsausbildungssysteme der beiden Länder zu
diskutieren. In Tschechien kann man keine kombinierte theoretisch-praktische Lehre absolvieren
kann, man besucht dort einfach eine Berufsschule ohne in einem Unternehmen tätig zu sein. Die
österreichischen Lehrlinge profitieren vom dualen Ausbildungssystem, das Theorie und Praxis
optimal vereint und möglicherweise als Vorbild für eine Umstrukturierung des tschechischen
Ausbildungssystems dienen könnte. Abschließend merkt Ing. Hofmann an, dass es ihm auch in

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Projekten wie EDU.REGION darum gehe, „Etwas in die Tat umzusetzen“ und nicht nur Konzepte
auf dem Papier zu präsentieren.

      Interviewpartner: Ing. Harald Hofmann, Geschäftsführer Egston Ges.m.b.H.
                                                     Interview im Februar 2012

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ELK Fertighaus AG

UNTERNEHMEN.ELK
Die ELK Fertighaus AG mit Stammsitz in Schrems im Waldviertel baut seit mehr als 30 Jahren
Fertigteil- und Blockhäuser, seit kurzem auch Passivhäuser. Das Familienunternehmen wurde
1959 von Johann Weichselbaum als Export-Import-Betrieb für Produktionsmaschinen und -
einrichtungen gegründet und ist seitdem im Besitz seiner Familie. Seit 1980 werden am Standort
Schrems „Häuser fürs Leben“ errichtet, der Jahresumsatz lag zuletzt bei über 240 Millionen Euro.
Die   Elk-Gruppe   ist   Marktführer   am     europäischen Fertighausmarkt und verfügt über
Produktionsstätten in Österreich (Schrems in Niederösterreich und Veitsch in der Steiermark),
Deutschland und Tschechien (Planá nad Lužnicí in Südböhmen). ELK-Lizenznehmer gibt es in
über 10 EU-Ländern sowie auch in Russland oder Syrien.
An den österreichischen Standorten sind derzeit 640 MitarbeiterInnen beschäftigt, die 800
Fertighäuser pro Jahr produzieren, in den beiden tschechischen Werken arbeiten insgesamt 270
Personen. ELK-Häuser werden mittlerweile in alle Welt exportiert, der Fokus liegt auf
Mitteleuropa, jedoch hat man auch schon Häuser nach Korea geliefert. Seit kurzem errichtet ELK
auch sogenannte „Fertighotels“ und Zweckgebäude für Unternehmen. ELK ist Mitglied der
österreichischen "klima:aktiv“-Partnerschaft und achtet besonders auf die Verbesserung der
Energieeffizienz sowie auf die Förderung neuer Umwelttechnologien.

WALDVIERTEL.SÜDBÖHMEN
Bereits im Jahr 1990 begann ELK mit der Fertighausproduktion in Planá nad Lužnicí in der
tschechischen   Region     Jihočeský   kraj   (Südböhmen),   später   kam   auch   eine   weitere
Tochtergesellschaft unter österreichischer Führung hinzu. Ein Werk in Planá nad Lužnicí ist auf
die Produktion von Fertighäusern spezialisiert, das andere befindet sich im selben Ort und
produziert Fenster und Türen für die ELK-Häuser.
Mit der Ansiedlung in Tschechien wollte man einerseits den Lohnvorteil ausnutzen, andererseits
hat die Niederlassung im Nachbarland auch eine strategische Bedeutung für das Unternehmen.
Aufgrund des mittlerweile sehr großen Bekanntheitsgrads von ELK in Tschechien und der dort
angesiedelten Häuserproduktion können die TschechInnen nun Häuser erwerben, die in ihrem
Heimatland hergestellt wurden und somit auch zum tschechischen Wirtschaftswachstum
beitragen. Die Verkaufszahlen entwickelten sich sehr positiv und die Absatzsteigerungen

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übertrugen sich auch auf die benachbarte Slowakei, wo die Marke ELK mittlerweile ebenfalls
sehr gut eingeführt ist.

AUSBILDUNG.ELK
In der ELK-Unternehmenszentrale in Schrems sind derzeit 220 Angestellte und 420
ArbeiterInnen beschäftigt. Insgesamt werden derzeit bei ELK 22 Lehrlinge in folgenden Berufen
ausgebildet:
       Bürokaufmann/frau
       Einkäufer/in
       EDV-SystemtechnikerIn
       FertigteilhausbauerIn
Von diesen Lehrlingen sind 5 im Büro tätig, 17 arbeiten in der Produktion der Fertigteil-, Block-
und Passivhäuser.
Da das Berufsbild „FertighausbauerIn“ ein sehr komplexes ist, gestaltet es sich auch
außerordentlich schwierig, gute Lehrlinge in der Region Schrems zu finden, die auch gewillt und
dazu in der Lage sind, die Ausbildung abzuschließen und in diesem Bereich zu arbeiten. ELK
stellt jährlich 6-8 neue Lehrlinge ein, würde aber – vor allem im Bereich der Fertigung – mehr
jungen Menschen die Chance auf eine zukunftsträchtige Lehrausbildung anbieten, dies sei aber
aufgrund des Mangels an geeigneten LehrstellenbewerberInnen derzeit nicht möglich, so Ing.
Fischl. Vor ein paar Jahren sei der Andrang noch größer gewesen, mittlerweile sei aber sowohl
die Zahl als auch die Qualität der BewerberInnen gesunken. Darüber hinaus gäbe es momentan
auch keine Bewerbungen von jungen Frauen, die sich vorstellen könnten, den Beruf der
Fertighausbauerin zu erlernen.
Von zukünftigen LehrstellenbewerberInnen erwartet sich das Unternehmen:
- eine positive Arbeitseinstellung und Durchhaltevermögen
- gutes Benehmen sowie Respekt im Umgang mit Anderen
- Schulkenntnisse (vor allem in Lesen und Mathematik)
Die Vorbildung sei an sich nur eine Richtschnur, allerdings sei es momentan wirklich schwierig,
Lehrlinge (auch im nicht-technischen Bereich) mit allen zuvor genannten Eigenschaften zu
finden. Darüber hinaus trifft der Fachkräftemangel ELK derzeit sehr stark, viele BewerberInnen
seien nicht mobil, was besonders im Bereich des Fertigteilhausbaus problematisch sei, weil man
auf Baustellen in ganz Österreich und teilweise auch im Ausland unterwegs sei, so Ing. Fischl.

SCHULE.WIRTSCHAFT
Die ELK Fertighaus AG hat Schulkooperationen mit der HTL Mödling und der HTL Krems.
Regelmäßig gibt es für diese Schulen Vorträge oder andere Veranstaltungen. Viele HTL-
SchülerInnen absolvieren auch ihre Pflichtferialpraktika bei ELK in Schrems. Mit der HTL Mödling
gibt es auch eine Kooperation für Maturaprojekte, wo die angehenden AbsolventInnen
beispielsweise technische Details für die Passivhäuser von ELK entwerfen. Ing. Fischl merkt hier
auch an, dass es Aufgabe der Wirtschaft sei, sich um Kooperationen mit Schulen zu kümmern,

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wenn man in weiterer Folge dadurch neue MitarbeiterInnen gewinnen möchte. Kooperationen mit
Haupt- oder Polytechnischen Schulen aus dem Waldviertel unterhält ELK derzeit nicht.

EDU.REGION – Was wünschen Sie sich?
Ing. Fischl betont hier, wie wichtig es sei, jungen Menschen die Möglichkeiten aufzuzeigen, die
eine Lehre bieten kann und das schlechte Image der Lehrberufe zu verbessern. In diesem
Zusammenhang würde er sich auch mehr motivierte BewerberInnen wünschen, die tatsächlich
einen Beruf erlernen wollen, denn viele wären mit dem „Leistungsprinzip“ nicht vertraut. Daher
wäre es möglicherweise auch sinnvoll, bereits früher (Unterstufe Gymnasium bzw. in der 6.
Schulstufe)   mit   Schulveranstaltungen    (wie   z.B.   Vorträgen   von   Führungskräften   oder
Facharbeitern) zu beginnen, damit die SchülerInnen bereits in jungen Jahren einen praktischen
Einblick in das Berufsleben und die Perspektiven eines Lehrberufs bekommen.
Aufgrund des Mangels an höheren Schulen (vor allem HTLs) im Waldviertel, wäre es sinnvoll, in
dieser Region eine HTL anzusiedeln um so dringend benötigte Fachkräfte direkt in der Region
auszubilden und damit den Unternehmensstandort Waldviertel langfristig aufzuwerten.

                    Interviewpartner: Ing. Walter Fischl, COO, ELK Fertighaus AG
                                                         Interview im Oktober 2011

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PENN GmbH

UNTERNEHMEN.PENN
Penn ist ein mittelständisches Waldviertler Familienunternehmen, das Rudolf Penn Senior 1965
als Einmannschmiedebetrieb von seinem Großvater übernommen und erweitert hatte. Das
Unternehmen ist heute auf die Produktion von geschmiedeten Fertigteilen und Werkzeugen aus
Stahl für die Bau- und Automobilindustrie spezialisiert. Der Hauptsitz befindet sich seit 1991 in
Imbach bei Krems, das Gebäude wurde jedoch bei der Hochwasserkatastrophe im Jahr 2002
schwer beschädigt und musste wieder neu aufgebaut werden. Derzeit sind in drei Standorten in
Niederösterreich (Imbach, Stratzdorf, Hohenstein) ca. 130 MitarbeiterInnen beschäftigt. Ungefähr
60% aller in Österreich hergestellten Produkte werden an die Bauindustrie geliefert, der Rest
geht an große KFZ-Unternehmen sowie an die Landmaschinenindustrie. Die gesamte Penn-
Gruppe erwirtschaftet jährlich über 100 Millionen Euro Umsatz und investiert laufend in
modernste Produktionsanlagen, pro Jahr werden ca. 50.000 Tonnen Stahl verarbeitet.
Das rund 11.000m 2 große Penn-Werk im niederösterreichischen Stratzdorf wurde 2008 in Betrieb
genommen und beherbergt die derzeit schnellste und modernste Umformmaschine der Welt, es
handelt sich dabei um eine so genannte Warmpresse, die höhere Kapazitäten und eine
gesteigerte Effizienz bei der Produktion von Schmiedeteilen ermöglicht.

WALDVIERTEL.REGION VYSOČINA
Bereits vor der Wende 1989 war der visionäre Firmengründer Rudolf Penn senior davon
überzeugt, dass es sinnvoll wäre, mit tschechischen Betrieben zusammenzuarbeiten. Er war
einer der ersten Österreicher, der einen tschechischen Betrieb in Jihlava in der Region Vysočina
erwarb. Er beteiligte sich anfangs mit 50% an einer alten Schmiede, die auf die Produktion von
Waffen und militärischen Geräten spezialisiert war und stellte sie auf eine Kommerzschmiede
um, die Geräte für die Bau- und KFZ-Industrie produzierte. Herr Penn erhöhte seinen Anteil
schrittweise, reduzierte die MitarbeiterInnenzahl drastisch von 900 auf ungefähr 400 Personen
und konnte den Umsatz durch Modernisierungen im Maschinenbereich rasch um ein Vielfaches
steigern.
Im Zuge der Grenzöffnung wurde ein Privatisierungsprogramm gestartet und die Schmiede
wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Penn hat laufend Aktien erworben und ist heute
Hauptaktionär mit 97% der Anteile. Der tschechische Betrieb in Jihlava beherbergt eine der
modernsten Schmieden Europas. Derzeit sind dort rund 800 MitarbeiterInnen tätig, die zu 80%

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für die Automobilindustrie produzieren, die restlichen 20% entfallen auf die Bau- sowie die
Landmaschinenindustrie.
Ausschlaggebend für die Ansiedlung in Tschechien vor der Wende waren für Rudolf Penn sen.
neben seinem Innovationsgeist auch die vergleichsweise niedrigen Lohnkosten und die gut
ausgebildeten tschechischen Maschinenbaufachkräfte.
Rudolf Penn Junior leitet das tschechische Werk in Jihlava seit 1996, er spricht sehr gut
Tschechisch, alle anderen Führungskräfte stammen aus Tschechien. Anfangs hätte man
versucht, die leitenden Positionen in Jihlava mit österreichischen Führungskräften zu besetzen,
aber diese wurden von den tschechischen MitarbeiterInnen nicht akzeptiert, so Gernot Penn. Die
jetzige Konstellation sei optimal und auch die Kommunikation zwischen den Werken funktioniere
sehr gut.
Innerhalb der Penn Gruppe arbeiten die Werke stets zusammen, vor allem wenn es um die
Optimierung von bestehenden Produktionsverfahren geht. Viele Teile werden in Tschechien
geschmiedet und anschließend in Niederösterreich weiterverarbeitet. Die Nähe zu den Kunden
sowie die Flexibilität sind für Gernot Penn entscheidend für den Erfolg seines Unternehmens.

AUSBILDUNG.PENN
Penn bildet WerkzeugbautechnikerInnen und MaschinenbautechnikerInnen aus, pro Jahr werden
vier neue Lehrlinge aufgenommen. Das Niveau der BewerberInnen hätte sich in den letzten
Jahren allerdings verschlechtert, so der Geschäftsführer, vor allem bei jenen Personen, die von
Fachschulen kommen. Auch sei es in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden,
geeignete und motivierte Lehrlinge zu finden. Dies könnte laut Gernot Penn auch darin begründet
sein, dass viele Jugendliche eher in die HTL gehen wollen, als eine Lehre zu beginnen. In den
Medien werden typische Karrieren „vom Lehrling zum Konzernchef“ nur sehr selten dargestellt,
somit wären viele junge Menschen auch schlecht über die Karriereperspektiven informiert, die
eine Lehre mit sich bringen könnte und wählen eher den Weg einer weiterführenden
Schulausbildung.
Von zukünftigen LehrstellenbewerberInnen erwartet sich das Unternehmen neben einer
„gewissen Grundintelligenz“:
- Zielstrebigkeit
- Fleiß
- brauchbare Schulkenntnisse
In der letzten Zeit habe man einige HTL-Absolventen im Bereich Werkzeugbau eingestellt und
sehr gute Erfahrungen gemacht, so Gernot Penn. Die Lehrausbildung im Unternehmen sei
qualitativ hochwertig, dafür erwarte man aber auch von den Lehrlingen eine entsprechende
Leistung. Das Unternehmen bietet laufend unterschiedlichste externe Weiterbildungskurse (auch
in Hinblick auf „Soft Skills“) für die Lehrlinge an, die gut angenommen werden. Viele Lehrlinge
nehmen auch erfolgreich an Lehrlingswettbewerben teil und bekommen bei Erfolgen als Anreiz
einen extra Bonus von der Geschäftsführung. In den letzten Jahren haben einige Lehrlinge
bereits unter dem von der Geschäftsleitung vorgestellten Motto „vom Lehrling zur Führungskraft“

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Karriere im Unternehmen gemacht und bekleiden bereits mit Mitte 20 verantwortungsvolle
Führungspositionen. Sie agieren gleichzeitig auch als Vorbild für neue Generationen von
Lehrlingen und beweisen, dass der Weg vom Lehrling zur Führungskraft bei Penn für fleißige und
fähige MitarbeiterInnen offen steht.

SCHULE.WIRTSCHAFT
Penn unterhält derzeit keine direkten Schulkooperationen, arbeitet aber mit einigen Hauptschulen
aus den Bezirken Zwettl und Krems in Bezug auf Betriebsbesichtigungen und Schnuppertage
zusammen. Bei Lehrstellenbörsen im Heimatbezirk oder in den Nachbarbezirken stellt sich das
Unternehmen mit den Lehrberufen WerkzeugbautechnikerIn und MaschinenbautechnikerIn bei
den Jugendlichen vor.

EDU.REGION - Was wünschen Sie sich?
Herr Penn betont immer wieder, wie wichtig es sei, die Lehrberufe in Österreich aktiver zu
bewerben und durch gute Beispiele (in Medienberichten oder Aktionen in Sozialen Netzwerken,
wo „Role models“ vorgestellt werden, die eine Karriere vom Lehrling zum Konzernchef gemacht
haben) die Attraktivität der Lehre zu steigern um so auch den künftigen Bedarf an Fachkräften in
Österreich decken zu können. Auch in den Schulen sollten die Möglichkeiten, die eine Lehre
bieten kann, bereits sehr früh besprochen und mittels Vortragender auch praxisnahe präsentiert
werden.

    Interviewpartner: Gernot Penn, Geschäftsführer Penn GmbH / www.penn.at
                                                 Interview im November 2011

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20
PLOBERGER GmbH

UNTERNEHMEN.PLOBERGER
Ploberger ist ein Unternehmen mit Hauptsitz in Retz, das auf den technischen Großhandel mit
Werkzeugen, Maschinen, Werkstattbedarf und Arbeitsschutz spezialisiert ist.
Die Ursprünge des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1864 zurück, als Jakob König
(abstammend aus Miroslav – heute Tschechien) in Retz eine Eisenhandlung gründete. Diese
wurde durch die nachfolgenden Generationen der Familie König erfolgreich um mehrere
Standorte erweitert und ausgebaut. Im Jahr 1996 wurde ein Reorganisationsprozess eingeleitet
aus dem unter anderem das Unternehmen Ploberger – in seiner heutigen Funktion und Tätigkeit
– hervorging. Nach nur 15 Jahren zählt Ploberger mit mehr als 30.000 Kunden in 4 Ländern
Europas zu den führenden Adressen im technischen Handel an Handwerk, Gewerbe und
Industrie. Primäre Zielgruppen sind die Branchen Bau, Metall, Automotive und Holz. Die
Unternehmenszentrale und der Hauptlogistikstandort befinden sich in Retz/Niederösterreich.
Derzeit beschäftigt Ploberger über 130 MitarbeiterInnen in Österreich, Ungarn, Tschechien und
der Slowakei und erwirtschaftet einen Umsatz von rund € 23 Millionen im Jahr. Ein ständiges
Wachstum an Umsatz und Beschäftigten kennzeichnen den Erfolg des Unternehmens.

WEINVIERTEL.SÜDMÄHREN
Ploberger gründete im Jahr 2004 eine Niederlassung im südmährischen Znojmo, seit 2006
betreibt man zusätzlich auch ein Vertriebsbüro in Nový Jičín/Ostrava im Dreiländereck
Tschechien, Polen und Slowakei. Der Schritt nach Tschechien war eine logische Konsequenz,
definierte man den damaligen und künftigen Heim- oder Kernmarkt im Radius von 300 Kilometer
um Retz. Damit eingeschlossen ist nun die Expansion nach Tschechien (2004), in die Slowakei
(2006), nach Ungarn (2010) sowie Slowenien (geplant 2013). Vorteilhaft bei der Gründung sowie
beim Auf- und Ausbau des Tochterunternehmens in Tschechien waren und sind sprachliche und
kulturelle Kenntnisse. Der Geschäftsführer verfügt über einen Wohnsitz in Znojmo, seine Familie
ist zweisprachig, er selbst spricht gut Tschechisch.
Die Notwendigkeit eines Standortes in Tschechien ergab, dass im Unternehmenskonzept klar
definierte Ziel, in jedem Land als „einheimisches/nationales Unternehmen“ zu agieren, was auch
verlangt, dass Entscheidungsträger oft vor Ort sind.
Die Wahl des Standortes Znojmo erfolgte auch aus geographischen Überlegungen (Entfernung
nach Retz nur ca. 16 km) sowie aus Überlegungen heutiger und künftiger Personalressourcen
(40.000 Einwohner) in der Region. Derzeit sind in Tschechien 45 MitarbeiterInnen beschäftigt,
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2012 ist eine Erweiterung auf 52 geplant.
Unterstützung nahm Ploberger bei der Gründung der tschechischen Niederlassung nicht in
Anspruch, man erledigte alle Formalitäten und auch die Personalauswahl selbst. In der
tschechischen Niederlassung sind nur TschechInnen beschäftigt, die Führungsmannschaft in
Znojmo/Nový Jičín spricht jedoch sehr gut Deutsch. Herr Macht gibt im Interview an, dass
Personalführung sowie Mitarbeitercoaching und -entwicklung in Tschechien wesentliche
Komponenten des Unternehmenserfolgs darstellen. Bei einheimischen Unternehmen seien
Strukturen tendenziell hierarchischer, der Umgangston oft ein wenig „rauer“ sowie Fluktuationen
wesentlich höher als bei Ploberger in Retz. Das Management-Team der Zentrale in Retz
(Geschäftsführer, IT-Leiter, Marketingleiter) ist in regelmäßigen Abständen in Znojmo, um auch
eine gute interne Kommunikation zu gewährleisten. Wesentliche Zentralfunktionen in Retz
(Marketing, Einkauf, Filialbetreuung und Logistik) sind auch mit Tschechen/innen besetzt. Viele
gemeinsame Veranstaltungen, Schulungen und andere Aktivitäten fördern den Zusammenhalt.

AUSBILDUNG.PLOBERGER
Ploberger bildet seit 1996 Lehrlinge in den Berufen Großhandelskauffrau/mann und
Bürokauffrau/mann aus. Zumeist kommen diese aus den Hauptschulen, polytechnischen Schulen
oder den Handelsschulen/Handelsakademien (auch Schulabbrecher) der Umgebung. Die Firma
hat auch bereits in Retz einen tschechischen Lehrling zum Großhandelskaufmann ausgebildet.
Derzeit beschäftigt Ploberger insgesamt 5 Lehrlinge.
Von zukünftigen LehrstellenbewerberInnen erwartet sich das Unternehmen:
- eine solide und vernünftige Allgemeinbildung
- gutes Auftreten und soziale Kompetenz
- logisches Denkvermögen und gute Mathematikkenntnisse
Das Zeugnis sei sekundär, wichtiger sei es, dass die Person oben genannte Kriterien möglichst
erfüllt und den Wissenstest beim Bewerbungsgespräch gut absolviere, so Günther Macht. Die
Firma bietet allen Lehrlingen vorab die Möglichkeit von Schnupper- und Praxistagen. Leider habe
es in den letzten Jahren zu wenige InteressentInnen für Lehrstellen gegeben, obwohl man bereit
wäre, mehr qualifizierte Lehrlinge aufzunehmen. Grund dafür ist, dass man bei Ploberger den
künftigen Führungskräftenachwuchs möglichst aus den eigenen Reihen rekrutieren möchte.
Einige in den letzten Jahren gewonnenen Lehrlingspreise dokumentieren die Qualität der
Ausbildung im Unternehmen.
Im Rahmen der zunehmenden Internationalisierung des Unternehmens ist dabei aber die
„Sprachausbildung“ ein wesentlicher Bestandteil, und bietet der Bildungsmarkt in Tschechien
vielfach schon heute ein größeres und interessanteres schulisches Angebot als jener in
Österreich, so Herr Macht.

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SCHULE.WIRTSCHAFT
Ploberger ist – im Kreis           der   im     Rahmen      des   EDU.REGION      Projekts   befragten
niederösterreichischen Unternehmen – das erste, das eine Kooperation mit einer tschechischen
Schule unterhält. Es besteht eine           Partnerschaft mit der Handelsakademie Znojmo. 1 Das
Weinviertler Unternehmen unterstützt die Schule nicht nur durch Sponsoring, sondern auch bei
Maturaarbeiten und Schulprojekten. Die HAK in Znojmo sei eine innovative, aufgeschlossene und
mit modernster (in der Wirtschaft täglich angewandter) Technik ausgestattete Schule – so
Günther Macht. Auch Betriebsbesuche und Projekttage für SchülerInnen finden bei Ploberger in
Retz statt.
Im     Bereich    des    Schulsponsorings     unterstützt   Ploberger   auch   andere   Schulen   und
Bildungseinrichtungen sowie Landeslehrlingswettbewerbe.

EDU.REGION - Was wünschen Sie sich?
Herr Macht, der selbst in Österreich und Tschechien wohnt und dessen Familie zweisprachig ist,
wünscht sich – insbesondere für den Grenzraum – einen wesentlich stärkeren Fokus auf eine
bikulturelle und bi- bzw. multilinguale Ausbildung. Dies wäre am optimalsten bereits mit
mehrsprachigen Kindergärten und dann weiterführenden Schulen bis hin zur Matura realisierbar,
da die Kinder so die einzigartige Möglichkeit bekommen, neben dem spielerischen Erlernen und
Festigen der Sprache auch Einblicke in andere Kulturen zu bekommen. In Retz und Umgebung
gibt es heute einen derartigen Kindergarten, eine erfolgreiche Tourismusschule und eine
Handelsakademie. Es wäre eine mögliche Chance und eine einzigartige Positionierung als Schul-
und Wohnstadt, wenn man dieses schulische Angebot intensiv ausbauen und somit für andere
Regionen als Vorbild fungieren würde.

                              Interviewpartner: Günther Macht,
         Geschäftsführer Ploberger GmbH / www.ploberger.net
                                  Interview im November 2011

1
    http://www.oaznojmo.eu

                                                                                                    23
24
POLLMANN International

UNTERNEHMEN.POLLMANN
Pollmann International ist ein mittelständisches, international agierendes Familienunternehmen
mit Hauptsitz in Karlstein an der Thaya im Waldviertel. Die Gründung erfolgte im Jahr 1888 durch
Franz Pollmann, der sich auf die Herstellung feinmechanischer Geräte und Uhren spezialisierte.
Heute hat das Unternehmen in Karlstein 480 MitarbeiterInnen und wird von den Cousins Ing.
Robert und Ing. Markus Pollmann sowie zwei weiteren Geschäftsführern geleitet.
Pollmann International ist Hersteller und Zulieferer für die Automobil-, Konsum-, Elektronik- und
Medizintechnikindustrie mit einer Kernkompetenz in der Entwicklung und Produktion von Metall-
und    Kunststoffverbundkomponenten        im   Zusammenhang         mit   elektro-/mechanischen
Erzeugnissen. Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Bereich Schiebedach-Mechaniken, im
Non-Automotive-Bereich werden Komponenten für die Bereiche Prothetik, Rehabilitation und
Verschluss-Systeme für Haushaltsgeräte produziert.
Seit   1991   hat   Pollmann    in   der   südböhmischen     Stadt    Jindřichův   Hradec   eine
Produktionsniederlassung mit mehr als 240 MitarbeiterInnen. Zusätzlich zu den Werken in
Karlstein und Tschechien beschäftigt das Unternehmen über 400 MitarbeiterInnen in China und
50 in den USA und erwirtschaftet an diesen vier Standorten einen Jahresumsatz von mehr als 77
Millionen Euro.

WALDVIERTEL.SÜDBÖHMEN
Ausschlaggebend für die Ansiedlung Pollmanns in Tschechien waren die Nähe zum Headquarter
in Karlstein/Thaya sowie ein Produktionskostenvorteil. Der Standort in Jindřichův Hradec wurde
1991 erworben und diente anfangs als erweiterte Werkstätte. Im Laufe der Jahre wurde die
Produktion jedoch sukzessive ausgebaut und erweitert und ist heute eine eigenständige
Niederlassung. Eine große Herausforderung für Pollmann auf dem Weg nach Tschechien war –
wie auch in Österreich - der herrschende TechnikerInnenmangel. Auch in Tschechien siedeln
sich die guten TechnikerInnen lieber in Ballungsräumen wie Prag oder Brünn an und eher selten
in kleineren Städten wie Jindřichův Hradec, das ungefähr 22.000 Einwohner zählt.
Herr Dr. Wurz, Personal-Manager bei Pollmann in Karlstein, schildert eines der Probleme in
Bezug auf die MitarbeiterInnen der tschechischen Niederlassung: Die Verwurzelung der
Bevölkerung in der Region Jindřichův Hradec sei nicht so stark wie bei den BewohnerInnen des

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Waldviertels, wo viele Familien seit Generationen leben und arbeiten und mit der Region stark
verbunden seien. Die geringere Verwurzelung in Südböhmen würde (ähnlich wie im Waldviertel)
– wenn man nicht als attraktiver Arbeitgeber auftritt - zu Abwanderung in Ballungsräume führen,
daher sei es auch für die Führungskräfte eine Herausforderung, die MitarbeiterInnen zu
motivieren. Das Management müsse daher aktiv führen und mit dem Instrument der
Zielvereinbarung arbeiten, um die MitarbeiterInnen an das Unternehmen zu binden. Pollmann hat
am     tschechischen        Standort   ausschließlich   einheimische   Führungskräfte,   da   diese
Muttersprachler sind und somit eine höhere Akzeptanz bei den MitarbeiterInnen finden.
Ungefähr 2% der österreichischen Pollmann-MitarbeiterInnen sprechen Tschechisch auf gutem
Niveau. Grundsätzlich erfolgt die Kommunikation zwischen den österreichischen und den
tschechischen MitarbeiterInnnen jedoch auf Deutsch oder Englisch.

AUSBILDUNG.POLLMANN
Pollmann bildet bereits seit 1940 Lehrlinge aus, im Jahr 2011 wurden 11 neue Lehrlinge
eingestellt, insgesamt sind derzeit 31 Lehrlinge in 7 Lehrberufen im Unternehmen tätig, darunter
auch einige junge Frauen, die einen technischen Beruf erlernen.
Folgende Lehrberufe werden derzeit in Karlstein angeboten:
      Werkzeugbautechniker/in
      Technische/r Zeichner/in
      Kunststofftechniker/in
      Lagerlogistiker/in
      Mechatroniker/in
      Dreher/in
      Elektroinstallationstechniker/in
      Bürokaufmann/frau
Von zukünftigen LehrstellenbewerberInnen erwartet sich das Unternehmen:
- selbstsicheres Auftreten und gutes Benehmen
- Interesse für den technischen Lehrberuf (im besten Fall technisches Basiswissen aufgrund von
Hobbys oder Freizeitaktivitäten)
- gute Schulkenntnisse (vor allem in Mathematik)
Denn, so der Personalist, „Wissen ist die Voraussetzung für das Können“, daher sollten
angehende Lehrlinge bereits gute Schulkenntnisse und etwas technisches Interesse mitbringen,
damit eine solide Ausgangsbasis für den Lehrberuf gegeben ist.
Die Firma ist seit 5 Jahren Leitbetrieb des „Qualifizierungsverbundes Waldviertel“ und kann somit
für alle MitarbeiterInnen verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten. Einige Pollmann-
MitarbeiterInnen besuchen Tschechischkurse, da sie oft in der tschechischen Partnerfirma sind
oder mit den dortigen KollegInnen zusammenarbeiten. Viele der tschechischen MitarbeiterInnen
kommen immer wieder zu Seminaren und anderen Weiterbildungsmaßnahmen zu Pollmann
nach Karlstein. Um die interkulturelle Kommunikation und den Austausch zwischen den beiden

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Standorten zu fördern, werden gemeinsame Betriebsausflüge sowie Weihnachtsfeiern
organisiert.

SCHULE.WIRTSCHAFT
Pollmann sieht sich als Schulpartner, vor allem der HTL Karlstein sowie der HAK/HAS in
Waidhofen an der Thaya. SchülerInnen dieser Schulen kommen regelmäßig zu Schnuppertagen
oder auch zu Ferialpraktika zu Pollmann. Das Unternehmen nimmt an Berufsinfomessen,
Jobmessen und auch an Gender-Mainstreaming-Veranstaltungen wie beispielsweise dem „Girls
Day“ teil, um das Bewusstsein für Frauen in technischen Berufen zu erhöhen. Den angehenden
Lehrlingen werden Praktikumsmöglichkeiten und Betriebsbesichtigungen angeboten um das
Unternehmen, die Ausbildungsmöglichkeiten und die Arbeitsmethoden besser kennenlernen zu
können. Viele HTL-SchülerInnen absolvieren bei Pollmann das vorgeschriebene Pflichtpraktikum,
einige davon treten dann auch später in das Unternehmen ein.

EDU.REGION - Was wünschen Sie sich?
Am wichtigsten, so Dr. Wurz, sei es, Kinder bereits frühzeitig im Kindergarten - mit Technik
vertraut zu machen, um ein gewisses Technikbewusstsein zu fördern. Hier ist insbesondere auch
wichtig, bei den Eltern ein notwendiges Technikbewusstsein zu schaffen. Ein wesentlicher Punkt
sei es auch, das Image der Lehre bei den jungen Leuten und vor allem auch bei deren Eltern zu
verbessern.
Darüber hinaus brauche die Region bzw. das ganze Waldviertel verstärkt regionale
Weiterbildungsangebote – wie zum Beispiel berufsbegleitende Fachhochschulstudiengänge für
MitarbeiterInnen von Firmen aus der Region. Dr. Wurz äußert in diesem Zusammenhang auch
die Idee einer österreichisch-tschechischen Handelsakademie, die zusätzlich Englisch als
Arbeitssprache anbietet, denn besonders im sprachlichen Bereich wäre speziell in den
Grenzregionen mehr zu tun. Aufgrund der Dienstleistungs- und ArbeitnehmerInnenfreiheit wäre
eine Etablierung einer österreichisch-tschechischen Schule der Beweis für ein grenzenloses
Europa, so HR-Manager Dr. Wurz.

                    Interviewpartner: Dr. Ernst Wurz, Leiter Personalentwicklung
und Personell Development, Pollmann International, Interview im September 2011

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Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte

UNTERNEHMEN.RAIFFEISENBANK REGION WALDVIERTEL MITTE
Die Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte entstand im Jahr 1971 als jüngstes Mitglied der
Raiffeisen-Familie und betreibt mittlerweile 35 Bankstellen in den Bezirken Zwettl, Horn und
Krems. Die Hauptanstalt befindet sich in Zwettl.
Die Bank ist klar auf das Kreditgeschäft ausgerichtet. Mit starker regionaler Fokussierung
finanziert Raiffeisen vor allem Projekte im privaten und gewerblichen Wohnbau, im
Firmenkundenbereich, im Agrarbereich und zuletzt auch verstärkt in erneuerbaren Energien.
Vom Know-how als ausgewiesene Förderungsspezialisten profitieren sowohl Privat- als auch
Firmenkunden.
Das derzeitige Kreditvolumen der Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte beträgt mehr als 700
Millionen Euro. Ein Finanzierungsvolumen von rund 25 bis 50 Millionen für den tschechischen
Markt wird angepeilt. In den letzten Jahren wurden gemeinsam mit zahlreichen Investoren aus
dem Inland, Tschechien und der Slowakei einige von der Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte
mit initiierte Photovoltaik-Projekte umgesetzt.
Früher waren die damaligen Spar- und Darlehenskassen im Waldviertel noch stärker vom
dörflichen Charakter beeinflusst. Es gab sogenannte „Sonntagskassen“, wo man sich am
Sonntagvormittag nach dem Kirchgang im Wirtshaus traf, um sein Erspartes anzulegen oder
Kredite in Anspruch zu nehmen. Es war sozusagen ein geschlossenes Geldkreislaufsystem.
Anders als heute gab es nur am Sonntag „Kassastunden“. Aus den Sonntagskassen entwickelten
sich dann die Banken mit den sehr professionellen Dienstleistungen, wie wir sie heute kennen.
Derzeit gibt es in Österreich 535 selbstständige und lokal tätige Raiffeisenbanken mit 1.689
Zweigstellen, die die erste Stufe der Bankengruppe bilden, gefolgt von den acht Landesbanken
auf der zweiten Stufe. Die Raiffeisenbanken eines Bundeslandes sind die Eigentümer ihrer
jeweiligen   Raiffeisenlandesbank. Die     Raiffeisen   Zentralbank   steht   im   Eigentum    der
Raiffeisenlandesbanken und bildet mit den zentralen Serviceaufgaben die dritte Stufe der
Raiffeisen Bankengruppe.

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WALDVIERTEL.SÜDBÖHMEN
Die Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte unterstützt und betreut auch Waldviertler Firmen, die
sich in Tschechien engagieren bzw. das beabsichtigen. Sogenannte Centrope-Consultants in der
Raiffeisenlandesbank und in den tschechischen Raiffeisen-Niederlassungen bieten den
österreichischen KundInnen Unterstützung bei der Kontoeröffnung in Tschechien und verfügen
über ein gutes Netzwerk an Rechtsanwälten und Förderstellen, wovon die KundInnen
uneingeschränkt profitieren können. Derzeit gibt es in der Raiffeisenbank in Zwettl eine
tschechischsprachige Mitarbeiterin, weitere sollen aber folgen.
Da sehr viele – vor allem junge - TschechInnen in die Städte ziehen, ist die Alterspyramide in den
ländlichen Regionen genauso wie im Waldviertel sehr unausgeglichen, so Mag. Preiß, und die
Bevölkerung dieser Gebiete nimmt langsam ab.
Die Raiffeisenbank möchte auch in den tschechischen Eigenheimbau investieren und
Wohnbaufinanzierungen anbieten, allerdings fehle es des Öfteren an der entsprechenden
Verkehrsinfrastruktur, so Mag. Preiß, und ohne diese ist das Bauen im ländlichen Raum nicht
attraktiv. Er weist auch darauf hin, dass die Firmenkunden seiner Bank zunehmend mehr
Geschäftsbeziehungen mit der Slowakei unterhalten als mit den viel näheren tschechischen
Nachbarn.

AUSBILDUNG.RAIFFEISENBANK REGION WALDVIERTEL MITTE
Die Raiffeisenbank bildet in der Hauptanstalt in Zwettl Lehrlinge zum/r Bankkauffrau/mann aus,
jedes Jahr wird ein neuer Lehrling aufgenommen. Derzeit absolvieren drei Personen die
Lehrausbildung in Zwettl. Herr Mag. Preiß betont, dass es ein Überangebot an Interessierten
gäbe, die sehr gerne eine Lehrausbildung im Bankbereich absolvieren möchten. Somit kann sich
die Bank die besten BewerberInnen aussuchen. Generell habe man sehr gute Erfahrungen mit
der Lehrlingsausbildung gemacht, so Mag. Preiß, man fördere auch die Lehre mit Matura. Die
Lehrlingsausbildung findet teilweise im Raiffeisen-Bildungszentrum in Wien statt, darüber hinaus
besuchen die Lehrlinge auch die Berufsschule und sind somit vor allem am Beginn eher selten in
der Bank. Mag. Preiß achtet sehr auf die Qualität der Ausbildung, daher bekommt jeder Lehrling
eine/n MentorIn an die Seite, zudem gibt es in der Bank auch eine verantwortliche Person, die
speziell für Lehrlingsangelegenheiten zuständig ist.
Die für ihn wichtigsten Qualifikationen, die ein Lehrling mitbringen sollte, sind:
- ein gesunder Hausverstand (auch was Zahlen betrifft)
- eine gute Erziehung (gute Manieren)
- Zielstrebigkeit als wichtige Charaktereigenschaft (Karrierewille und Engagement)
Oft würden sich hier gravierende Defizite zeigen, so Mag. Gerhard Preiß. Er bezeichnet gut
ausgebildete MitarbeiterInnen als „das Kapital eines erfolgreichen Unternehmens."
Mehr als 75% der derzeitigen MitarbeiterInnen sind Absolventen einer HAK oder HLW,
sechs Angestellte haben ein abgeschlossenes Universitäts- oder FH-Studium.

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SCHULE.WIRTSCHAFT
Die Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte unterhält keine speziellen Schulpartnerschaften,
unterstützt   jedoch    die   allermeisten    örtlichen   Schulen    finanziell.   Generell   können
SchülerInnengruppen den Bankbetrieb in der Praxis kennenlernen und durch Vorträge mehr über
die Jobmöglichkeiten in einer Bank erfahren. Darüber hinaus wird jedes Jahr für zahlreiche
Schüler ein Ferialpraktikumsplatz bei der Raiffeisenlandesbank vermittelt.
An einer Lehrausbildung interessierte SchülerInnen können für eine Woche in der Hauptanstalt in
Zwettl schnuppern. Die Bank bietet auch Bewerbungsworkshops für SchülerInnen an, in denen
externe TrainerInnen den SchülerInnen das Um und Auf einer guten Bewerbung vermitteln.

EDU.REGION – Was wünschen Sie sich?
Herr Mag. Preiß würde sich die Initiierung sinnvoller Kooperationen beispielsweise in der Form
wünschen, dass die Schule der Bank sehr gute SchülerInnen benennt, die dann bei Interesse als
FerialpraktikantInnen in der Raiffeisenbank tätig sein könnten.
Für die Region würde er sich eine Internetplattform wünschen, wo tschechische BewerberInnen
offene Stellen im nördlichen Niederösterreich finden können und niederösterreichische
Unternehmen sich tschechischen InteressentInnen präsentieren können. Das würde auch dazu
beitragen, die Vernetzung zwischen der tschechischen Grenzregion und dem Waldviertel zu
verbessern.
In Bezug auf die Schulen könnte sich Mag. Preiß eine österreichisch-tschechische HAK mit
Englisch als Arbeitssprache vorstellen.

                       Interviewpartner: Mag. Gerhard Preiß, Geschäftsleiter,
                                     Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte
                                                Interview im November 2011

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Sonnentor Kräuterhandels GmbH

UNTERNEHMEN.SONNENTOR
Das   Unternehmen      Sonnentor     wurde    im   Jahr    1988   von      Johannes   Gutmann   im
niederösterreichischen Sprögnitz (Bezirk Zwettl) gegründet, basierend auf der Vision der
überregionalen und internationalen Vermarktung von Naturprodukten der Bauernhöfe in der
Region Zwettl. Bereits vier Jahre später wurde ein alter Bauernhof in Sprögnitz angekauft und
schrittweise in ein modernes Produktionszentrum umgewandelt.
Sonnentor ist österreichischer Marktführer auf dem Gebiet des Biofachhandels mit Kräutern, Tee
und Gewürzen und veredelt und vermarktet bäuerliche Bio-Spezialitäten. Das Sortiment von etwa
700 Produkten wird jährlich um ca. 20 Produkte erweitert.
Die Unternehmenszentrale befindet sich nach wie vor in Sprögnitz, weiters gibt es Sonnentor
Joint-Ventures im südmährischen Čejkovice, in Rumänien, Albanien und ein Anbauprojekt in
Tansania, um     den steigenden Rohwarenbedarf decken zu können. In der Zentrale arbeiten
derzeit über 170 MitarbeiterInnen, 150 Biobauern liefern ihre Naturprodukte an Sonnentor. Der
Gründer Johannes Gutmann leitet das Unternehmen zusammen mit Ewald Redl als
Geschäftsführer.
Die Qualität der Sonnentor-Produkte wird vor der Weiterverarbeitung stets von unabhängigen
Labors geprüft. Das Sortiment reicht von Tees und Gewürzen über Kaffee und Süßigkeiten bis
hin zu Pflegeprodukten. Da sich Sonnentor der Nachhaltigkeit verschrieben hat, verzichtet man
auf die Automatisierung vieler Arbeitsschritte, nutzt stattdessen viele Spezialmaschinen
überbetrieblich und schafft so langfristig und nachhaltig Arbeitsplätze.
Sonnentor erhielt im Jahr 2010 zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Preis für das beste
österreichische Unternehmen (Austria’s Leading Companies) in der Kategorie Goldener Mittelbau
oder den Newcomerpreis für den Franchise-Geber des Jahres. Außerdem wurde Gründer
Johannes Gutmann 2011 „Entrepreneur of the Year“.
Der Umsatz lag im Geschäftsjahr 2010/2011 bei 23,3 Mio. Euro, bei einer Exportquote von 75%.
Die Hauptexportländer sind Deutschland und die Schweiz, darüber hinaus werden die Waren in
mehr als 40 andere Länder geliefert. Allein im letzten Jahr kamen über 27.000 BesucherInnen,
um den Waldviertler Betrieb zu sehen und eine Werksführung mitzuerleben.

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