MOND-, SONNE- UND PLANETENFOTOGRAFIE - Kai-Oliver Detken

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MOND-, SONNE- UND PLANETENFOTOGRAFIE - Kai-Oliver Detken
                                                                                             Himmelspolizey, 36, Oktober 2013

MOND-, SONNE- UND
PLANETENFOTOGRAFIE
                                                                                 Abb. 1: Jupiteraufnahme bei 4m-Brenn-
                                                                                  weite und Canon-1000Da-Kamera.

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MOND-, SONNE- UND PLANETENFOTOGRAFIE - Kai-Oliver Detken
Himmelspolizey, 36, Oktober 2013                                                                                           

Erste Versuche                              der- und Hochdrucklampen und die             Die Bezeichnung ist dabei gewöh-
mit einer DSLR-Kamera                       Linien des Airglow). Als EOS Clip-        nungsbedürftig und bedarf einer
   Natürlich kann ein Planet auch be-       Filter ermöglicht der CLS-Filter selbst   Erläuterung. Dabei steht DMK für
reits mit Hilfe einer DSLR-Kamera           bei vorhandener Lichtverschmutzung        monochrome Kamera, während DFK
aufgenommen und abgebildet werden.          die Fotografie mit astromodifizierten     eine Farbkamera bezeichnet. Als wei-
Dabei muss man viele Einzelaufnah-          DSLR Kameras, bei gleichzeitig ver-       tere Alternative sind auch DBK-Ka-
men erstellen, die später entsprechend      besserter Farbwiedergabe. Die Belich-     meras einsetzbar, die eine Bayer-Mat-
gestackt, d.h. übereinandergelegt,          tungsdauer war sehr kurz mit 1/4 s, bei   rix ohne Infrarot-Sperrfilter anbieten.
werden müssen. Leider unterstützen          immerhin 800 ASA. Trotz dieser nicht      DMK kann man also beispielsweise
typische Deep-Sky-Programme wie             optimalen Ablichtungsmethode kann         mit „digitale monochrome Kamera“
beispielsweise DeepSkyStacker (DSS)         man bereits den Jupiter gut erkennen,     übersetzen. Die anschließende Zahl
[1] diese Art des Stackings nicht, da sie   inklusive seiner beiden Hauptbänder.      gibt Auskunft über die Auflösung. Die
auf Sternjustage ausgerichtet sind und                                                21er Serie besitzt nur 640x480 Pixel,
bei einer Planetenaufnahme nur ein          Die Qual der Auswahl                      was einer Webcam gleichkommt, wäh-
Objekt vorkommt. Programme wie                 Bessere Ergebnisse lassen sich nur     rend die 31er Serie bereits eine Auflö-
Fitswork [2] oder Registax [3] lassen       mit einer Webcam oder CCD-Kamera          sung von 1.024x768 Pixel besitzt. Die
sich aber nutzen. Da mich die DSLR-         erzielen, die entsprechende Filmse-       41er und 51er Serie steigern die Auf-
Ergebnisse aber in gestackter Form          quenzen aufnimmt. Alternativ lassen       lösung weiter bis hin zu 1.600x1.200
nicht überzeugten, habe ich meistens        sich diese Filmsequenzen auch durch       Pixel. Nach dieser Bezeichnung folgt
nur eine Aufnahme verwendet. Pro-           aktuelle DSLR-Kameras, wie z.B.           AU, AF oder AG. Während A für
blematisch bleibt dabei die erwähnte        Canon vom Typ EOS 1100D, 700D             Anschluss steht, kann man am nach-
Seeing-Problematik, da eine sehr hohe       oder 60D erzeugen. Meine Canon            folgenden Buchstaben ablesen, ob es
Brennweite ein unscharfes Bild zur          EOS 1000Da ist dazu leider nicht in       sich um einen USB (U), Firewire (F)
Folge hat, welches sich durch Luftun-       der Lage, weshalb die Anschaffung         oder Gigabit-Ethernet (G) Anschluss
ruhen auch noch bewegt. Dies lässt          einer CCD-Kamera in Erwägung              handelt. Da USB die weiteste Verbrei-
sich bei einer DSLR-Einzelaufnahme          gezogen wurde, um auch in die Pla-        tung besitzt, ist diese Variante auch
nicht mehr kompensieren. Abbildung          netenfotografie stärker einzusteigen.     meistens zu empfehlen. Firewire hatte
1 zeigt eine solche Einzelaufnahme,         Da in den Astro-Foren die Kameras         früher Geschwindigkeitsvorteile, die
die bei einer Brennweite von 4 m ent-       des Bremer Herstellers „The Imaging       aber spätestens mit USB3.0 der Ver-
standen ist. Sie wurde mittels eines        Source“ - kurz TIS - präferiert und       gangenheit angehören. Zudem werden
Schmidt-Cassegrain-Teleskops vom            auch in unserer Arbeitsgruppe Deep-       immer weniger Firewire-Anschlüsse
Typ Meade LX90GPS 8“ aufgenom-              Sky-Fotografie eingesetzt werden, war     in Laptops oder Computern verbaut,
men. Die normale 2m-Brennweite              der CCD-Hersteller schon mal schnell      so dass man auf Zusatzsteckkarten
des Teleskops wurde dabei durch eine        gefunden. Zumal auch die Vorteile         angewiesen ist. Gigabit-Ethernet wäre
Barlowlinse verdoppelt, wodurch auch        gegenüber einer herkömmlichen Web-        ebenfalls eine Alternative, wobei aber
das Öffnungsverhältnis sich von f/10        cam schnell ausgemacht wurden, wie        USB2.0 auch in älteren Laptops vor-
auf f/20 verschlechterte. Dies war wie      höhere Auflösung, schnellere Bildrate,    handen sein dürfte, die sonst nur einen
erwähnt zu vernachlässigen, da der Ju-      höhere Empfindlichkeit, kein Infrarot-    Fast-Ethernet-Anschluss bieten.
piter standardmäßig eine hohe Hellig-       Sperrfilter sowie unkomprimierte Vi-         Nach der Zahl wird auf die Chip-
keit besitzt. Bei einem lichtschwachen      deoaufzeichnung. Allerdings gibt es       größe Bezug genommen. So steht 04
Deep-Sky-Objekt wäre dieses Öff-            bei dieser CCD-Kamera eine schier         beispielsweise für 1/4 Zoll, während
nungsverhältnis untragbar gewesen.          unerschöpfliche Anzahl unterschied-       03 hingegen 1/3 Zoll bezeichnet. Eine
Hier strebt man eher Größenordnun-          licher Modelle, weshalb die Auswahl       Ausnahme der Regel ist die Bezeich-
gen von f/6 oder besser an. Da es sich      eine längere Zeit in Anspruch nahm.       nung 618, da diese auf den neuen
bei der Kamera um eine astronomisch                                                   Sony-Chip ICX618ALA direkt ein-
verbesserte Version handelte (Canon          Als wichtigste Vertreter aus             geht. Anscheinend wollte man diese
EOS 1000Da) und zusätzlich ein              28 Exemplaren können die fol-             Kameras entsprechend deutlich ge-
CLS-Filter von Astronomik verwen-           genden genannt werden:                    genüber den anderen Serien hervorhe-
det wurde, sind auch bereits Oberflä-        a. DMK 21AU04.AS (640 x 480 Pixel)       ben. Die abschließende Bezeichnung
chendetails geringfügig ausmachbar.          b. DMK 21AU618.AS (640 x 480 Pixel)      AS steht für „astronomisch“. Diese
Der CLS-Filter erhöht allgemein den          c. DBK 21AU618.AS (640 x 480 Pixel)      Kameras wurden daher besonders für
Kontrast zwischen astronomischen             d. DMK 31AU03.AS (1.024 x 768 Pixel)     die Astrofotografie modifiziert. Da der
Objekten und dem Himmelshin-                 e. DMK 41AU02.AS (1.280 x 960 Pixel)     Hersteller eigentlich aus dem Bereich
tergrund und blockiert künstliches           f. DMK 51AU02.AS (1.600 x 1.200 Pixel)   der Industriekameras kam, hat sich
Störlicht (Emissionslinien von Nie-                                                   aufgrund der hervorragenden Eignung
MOND-, SONNE- UND PLANETENFOTOGRAFIE - Kai-Oliver Detken
                                                                                                         Himmelspolizey, 36, Oktober 2013

für Astrofotografie quasi ein neuer               Eigenschaften       DMK 21AU618.AS        DMK 31AU03.AS             DMK21AU04.AS

Wirtschaftszweig für das Bremer Un-              Max. Bildanzahl            60 fps               30 fps                    60 fps
ternehmen seit einigen Jahren ergeben.           Min. Belichtung          1/10.000 s           1/10.000 s                1/10.000 s
So werden heute die weltweit besten              Max. Belichtung           60 min                60 min                    60 min
Mond- und Planetenaufnahmen in                     Sensorgröße             5,6 μm                5,6 μm                    5,6 μm
der Regel mit DMK-Kameras von TIS              Lichtempfindlichkeit        0,015 lx              0,05 lx                   0,03 lx
erstellt. Im Jahr 2008 konnte man so-           Max. Videoformat          640 x 480            1024 x 768                 640 x 480
gar die Auszeichnung „Hot Product“                 Infrarotfilter          Keiner                Keiner                    Keiner
von der Zeitschrift Sky & Telescope             Eigene Bewertung            +++                    +                        +++
für sich verbuchen [4], wodurch man
                                               Tabelle 1: TIS-Kameravergleich.
spätestens seitdem internationales An-
sehen mit seinen Kameras genießt.
   Nun musste eine Auswahl erfolgen,          sie zu einem Gesamtbild zusammen-           farbe besitzt (d.h. man muss i.d.R. nur
da die unterschiedlichen Auflösungen          baut. Ein weiterer Nachteil ist, dass       eine Aufnahme mit dem Rotfilter ma-
auch unterschiedliche Vor- und Nach-          man bei monochromen Kameras ein             chen), wollte ich die monochrome der
teile besitzen. So ist zum einen die          Filterrad mit RGB-Farbfiltern hinzu-        farbigen Variante vorziehen.
Bildrate pro Sekunde zu beachten, die         kaufen muss, was ein weiteres Loch in
gerade bei Planetenaufnahmen wich-            den Geldbeutel reißt. Daher war ich         Bildrate und Lichtempfindlich-
tig ist, da Jupiter oder Saturn sich rela-    anfangs der Meinung, es müsste auf          keit entscheiden
tiv schnell bewegen und man nur ein           jeden Fall eine Farbkamera beschafft          Dadurch kristallisierten sich drei
knappes Zeitfenster hat, um die Auf-          werden. Die Astroforen und Mitglie-         USB-Kameras aus dem Gesamtan-
nahmen durchführen zu können. Hier            der der AVL-Arbeitsgruppe Deep-             gebot von TIS letztendlich heraus,
besitzt die 21er Serie Vorteile, da sie bis   Sky- Fotografie überzeugten mich            die in der Tabelle 1 direkt miteinan-
60 Bilder pro Sekunde (fps) schafft.          aber, es doch mit einer monochromen         der verglichen werden. Ausgewählt
Auf der anderen Seite kann sie den            Variante auszuprobieren, da diese völ-      wurde die DMK 21AU618.AS, da sie
Mond oder die Sonne nur in vielen             lig ohne Filter (Bayer-Matrix, Infrarot)    die höhere Bildrate sowie den größe-
Mosaikbildern auf einem Bild kom-             auskommt und dadurch eine dreifach          ren Sensor gegenüber der 31er Serie
plett ablichten, weshalb hier ein größe-      höhere Empfindlichkeit gegenüber            besitzt. Zusätzlich hat sie den neusten
rer Chip der 31er oder 41er Serie einfa-      einer Farbkamera besitzt. Zusätzlich        Sony-Chip an Bord, der eine zweimal
cher zu handhaben wäre. Während die           reizte es mich in eine neue Aufnahme-       so hohe Lichtempfindlichkeit besitzt,
31er Serie noch 30 fps erzielt, kommen        art einzusteigen. Da der Mond ohne-         wie sein älterer Vorgänger. In den
aber die 41er und 51er Serie nur noch         hin s/w wahrgenommen wird und die           Fachzeitschriften und auf manchen
auf bis zu 15 fps. Die 41er und 51er          Sonne nur eine ausgeprägte Haupt-           Webseiten (u.a. beim Hersteller) wird
Serie kann daher nur für Sonne- und
Mondaufnahmen genutzt werden.
Beide Varianten fallen damit für die
Planetenbeobachtung aus, wobei aber
die 31er Serie einen guten Kompro-
miss zwischen Planeten-, Sonne- und
Mondfotografie darstellt.
   Als nächstes muss man sich die
Frage stellen, ob man in Farbe oder
Monochrom aufnehmen möchte.
Farbaufnahmen werden ja auch bereits
durch DSLR-Aufnahmen erzeugt.
Zudem muss man ein Objekt nur ein-
mal aufnehmen und nicht einmal pro
Farbfilter. Das heißt, man hat eigent-
lich pro Bild bei einer Farbaufnahme
auch mehr Zeit, da man das zur Ver-
fügung stehende Zeitfenster nicht mit
anderen Farbfiltern teilen muss. Auch
dauert die Bearbeitung der Aufnahme
länger, weil drei RGB-Bilder getrennt          Abb. 2: Datenblattvergleich der spektralen Empfindlichkeit zweier Chips.
bearbeitet werden müssen, bevor man
Himmelspolizey, 36, Oktober 2013                                                                                          

bei der max. Belichtungszeit oft der        ger als bei den Vorgängern ausfallen.    saikbilder erstellt werden, wenn man
falsche Wert (30 s) für die 618er Se-       Anhand der Kurven wird auf jeden         größere Objekte komplett darstellen
rie angegeben. In Wirklichkeit kann         Fall deutlich, dass die max. Empfind-    will. Das ist zwar mühsam, aber durch-
er die gleichen Belichtungszeiten wie       lichkeit des Chips von grün (500 nm)     aus machbar, da es auch hier Software
seine Vorgänger anbieten. Allerdings        nach rot (600 nm) verschoben ist und     wie z.B. Firecapture [7] gibt, die einen
macht es bei einer ungekühlten CCD-         auch im nahen Infrarot-Bereich (800      solchen Prozess unterstützt. Alternativ
Kamera wenig Sinn die maximale              nm) noch nahezu 60% erreicht wird.       kann man natürlich auch verschiedene
Belichtungsdauer von 60 min auszu-          [9] Das heißt, der neue Chip ist hier    TIS-Kameras für unterschiedliche An-
reizen. Tests in der Fachzeitschrift in-    etwa doppelt so empfindlich wie der      wendungsfälle anschaffen, was als Vor-
terstellarum [5, 6] haben ergeben, dass     Chip einer DMK31-Kamera. Bei der         schlag von einem Anbieter kam, aber
das Aufnahmerauschen ab 1-2 min             allgemeinen       Lichtempfindlichkeit   kostentechnisch auch nicht wirklich
deutlich ansteigt. Das sind allerdings      kann man sogar den dreifachen Wert       eine Empfehlung sein kann.
genau die Zeiten, die mit meiner azi-       ansetzen. Das bedeutet wiederum kür-
mutalen Montierung noch interessant         zere Belichtungszeiten und detaillier-   Erste Fotoerfahrungen
für Deep-Sky-Objekte sein könnten,          tere Abbildungen. Dieser Vorteil hat     und -ergebnisse
weshalb ich die Kamera auch zukünf-         dann letztendlich den Ausschlag für        Nachdem die Ausrüstung endlich
tig „Artfremd“ für Deep-Sky-Objekte         die CCD-Kamera ergeben, auch wenn        nach monatelanger Analyse bestellt
einsetzen werde.                            man mit den beiden anderen Kameras       werden konnte, musste man sich nun
   Abbildung 2 verdeutlicht noch ein-       ähnlich gute Bilder machen kann.         mit der praktischen Erprobung aus-
mal die höhere Empfindlichkeit des             Der einzige Nachteil der 618er Ka-    einandersetzen. Abbildung 3 zeigt,
neuen ICX618ALA-Sensors, der bei der        mera bleibt die geringe Auflösung von    wie die CCD-Kamera an meinem
DMK21AU618.AS-Kamera verwen-                640x480 Pixel. Damit lassen sich zwar    ED70-Refraktor befestigt wird, der
det wird, gegenüber dem ICX204AL,           Planeten hervorragend ablichten, aber    für Übersichtsaufnahmen Verwen-
den die DMK31AU03.AS-Kamera                 größere Objekte wie der Mond oder        dung findet. Hauptsächlich wird aber
einsetzt. Auch das Bildrauschen soll        die Sonne werden nur als Ausschnitt      die CCD-Kamera im Zusammenspiel
bei längeren Belichtungszeiten gerin-       wiedergegeben. Dadurch müssen Mo-        mit meinem 8“ LX90 SC-Teleskop ge-

 Abb. 3: CCD-Kamera von TIS mit Filterrad am ED70-Refraktor.
                                                                                               Himmelspolizey, 36, Oktober 2013

                                                                                     nutzt, um hohe Brennweiten erzielen
                                                                                     zu können. Dabei wird das anfangs er-
                                                                                     wähnte Seeing durch Videosequenzen
                                                                                     ausgetrickst. Innerhalb von ein paar
                                                                                     Minuten ist die CCD-Kamera in der
                                                                                     Lage an die 2.000 Bilder mit bis zu 60
                                                                                     fps aufzunehmen, von denen später
                                                                                     die besten durch entsprechende Pro-
                                                                                     gramme herausgefiltert werden. Meine
                                                                                     DSLR-Kamera kann im Vergleich
                                                                                     dazu nur 3,5 Bilder/sec anfertigen und
                                                                                     ist damit dieser CCD-Kamera in der
                                                                                     Planetenfotografie hoffnungslos un-
                                                                                     terlegen. Nachdem die Kamera end-
                                                                                     lich einsatzbereit war, wollte ich mich
                                                                                     abends zuerst auf die Planeten Jupiter
                                                                                     und Saturn konzentrieren. Jupiter ver-
Abb. 4: Jupiter-Aufnahme mit DMK 21AU618.AS und 2m-Brennweite.                       schwand Ende April langsam von der
                                                                                     Bildfläche und Saturn kam langsam
                                                                                     wieder hinzu. Da beide Planeten rela-
                                                                                     tiv tief am Himmel standen, war das
                                                                                     Seeing nicht optimal und Bäume stan-
                                                                                     den teilweise im Weg. Da eine Aufnah-
                                                                                     meserie aber im Gegensatz zu Deep-
                                                                                     Sky-Aufnahmen relativ zügig vor sich
                                                                                     geht, konnten erste Aufnahmen mit
                                                                                     2m-Brennweite erstellt werden. Dabei
                                                                                     musste man allerdings erst einmal das
                                                                                     Objekt finden und im Zentrum hal-
                                                                                     ten, was mit zunehmender Brennweite
                                                                                     schwieriger wird. Zusätzlich wurde ein
                                                                                     älterer Laptop mit der TIS-Software
                                                                                     IC Capture [10] bereitgestellt, das mit
                                                                                     der CCD-Kamera direkt verbunden
Abb. 5: Saturn-Aufnahme mit DMK 21AU618.AS und 2m-Brennweite.
                                                                                     war. Ein weiterer Stromanschluss war
                                                                                     nicht für die Kamera notwendig. Das
                                                                                     heißt, man musste nun auf der einen
                                                                                     Seite Einstellungen in IC Capture vor-
                                                                                     nehmen, die Ergebnisse am Laptop
                                                                                     überprüfen und auf der anderen Seite
                                                                                     die Nachführung des Teleskops im
                                                                                     Auge behalten, da der Planet immer
                                                                                     wieder aus dem Fokus zu verschwin-
                                                                                     den drohte. Kein leichtes Unterfangen,
                                                                                     wenn man nur zwei Hände hat.
                                                                                        Die TIS-Software IC Capture, die
                                                                                     kostenlos mitgeliefert wird, bietet we-
                                                                                     nig Einstellungsmöglichkeiten an, was
                                                                                     der Handhabung entgegenkommt. So
                                                                                     sollte die Verstärkereinstellung und der
                                                                                     Helligkeitsregler anfangs möglichst
                                                                                     herunter geregelt sein. Auch die auto-
                                                                                     matische Belichtung macht nur beim
Abb.6: Mond Krater Copernicus mit dem Krater Fauth (oberhalb) und den Kratern Gay-   ersten Ausprobieren Sinn, um z.B. das
Lussac (unterhalb).                                                                  Objekt aufzufinden, und sollte dann
Himmelspolizey, 36, Oktober 2013                                                                                        

manuell eingestellt werden. Hierbei
kann man auf Belichtungen von 1/30
sec oder schneller gehen. Das abgebil-
dete Live-Bild sollte dann bereits mög-
lichst viele Details erkennbar machen.
So macht es beispielsweise keinen
Sinn, den Planeten extra dunkler auf-
zunehmen, um später die Helligkeit
bei der Bildverarbeitung zu erhöhen.
Als Faustregel gilt, dass z.B. bei Sa-
turn die Cassini-Trennung erkennbar
sein sollte und bei Jupiter seine bei-
den großen Bänder. Das Histogramm
des Live-Bildes sollte bei ca. 75% lie-
gen. Pro Farbe sollten dann 1.000 bis
1.500 Bilder angefertigt werden, wobei
RGB ausreichend ist. Ein weiteres Lu-
minanzbild ist erst einmal nicht not-
wendig. Neben IC Capture können
auch andere Ansteuerungsprogramm
genutzt werden. So ist z.B. ein Vorteil
der Software Firecapture [7], dass ein
Auto-Alignment unterstützt wird, um
den Planeten bei der Aufnahme ruhig
in der Mitte zu halten. Zusätzlich sind
weitere RGB-Einstellungen machbar         Abb. 7: Sonnen-Aufnahme mit DMK21AU618.AS und 420mm- sowie 2m-Brennweite.
und die Belichtungsdaten werden auf-
gezeichnet. Bei der Verwendung von
IC Capture muss man sich hingegen         etwas länger aufgenommen werden.          und mehr pro Farbkanal beinhalten
die Aufnahmedaten notieren, da es         Man sieht deutlich die Cassini-Teilung    kann. So habe ich in kürzester Zeit bei
nachträglich keine Möglichkeit gibt,      und die verschiedenen Wolkenbänder.       15 verschiedenen Aufnahmeserien an
diese irgendwo auszulesen. Bisher habe    Es entstanden so ca. 600 Bilder pro       die 53 GByte an Daten erzeugt. Frag-
ich alle Aufnahmen mit IC Capture         Farbkanal, die aus den Gesamtbildern      lich ist, ob man die AVI-Dateien alle
angefertigt, da dies anfangs die ein-     positiv ausgewertet werden konnten.       aufbewahren muss oder lieber nur die
fachste Möglichkeit der Bildaufnahme      Als Stacking-Programm kam Auto-           Endergebnisse. Das muss dann jeder
darstellt.                                Stakkert!2 [8] zum Einsatz, welches       für sich entscheiden.
   Abbildung 4 zeigt nun die erste        auf Planetenaufnahmen spezialisiert          Nachdem die Planetenaufnahmen
Jupiter-Aufnahme, die man gut mit         ist und bessere Ergebnisse als Registax   geklappt hatten, habe ich mir auch
der DSLR-Variante vergleichen kann.       [2] erzielt. Ich war für das erste Mal    Mond und Sonne einmal vorgenom-
Neben zwei Monden, die zusätzlich         schon begeistert. Weitere Details las-    men. Bei gleicher Brennweite und
mit aufgenommen wurden, lassen sich       sen sich nun nur noch durch die Ver-      1.497 brauchbaren Bildern wurde ohne
jetzt schon mehr Bänder und Details       längerung der Brennweite erzielen, was    Filter die Aufnahme der Abbildung 6
erkennen, als noch in Abbildung 1         als nächstes auf dem Programm stand.      des Krater Copernicus gemacht. Er
sichtbar waren. Auch die Helligkeit          Insgesamt sollte eine Aufnahmeserie    wird auf diesem Bild mit dem Kra-
und der Kontrast sind höher. Die Be-      bei den Planeten Jupiter und Saturn       ter Fauth (oberhalb) und den Kratern
lichtung pro Bild beträgt 1/125 sec,      als Daumenregel bei 2-4 m Brenn-          Gay-Lussac (unterhalb) abgebildet. Als
wobei ca. 400 Bilder pro Farbe ver-       weite nicht länger als 6-8 min dauern,    Stacking-Programm kam Registax6
wendet wurden. Als Filter kam der         so dass pro Farbkanal 1-2 min anfallen    [2] zum Einsatz, welches für Mond-
L-RGB-Filtersatz (Typ II) von Astro-      dürfen. Das klingt zwar recht kurz,       und Sonnenbilder in jedem Fall zu
nomik zum Einsatz, der manuell im         kann bei mehreren Aufnahmeserien          empfehlen ist. Dieses Bild ist wie auch
Filterrad genutzt wurde. Abbildung 5      und verschiedenen Einstellungen aber      die anderen Beispiele kein Ausschnitt,
zeigt bei gleicher Brennweite den Sa-     schon mal bis zu zwei Stunden dauern.     sondern stellt 1:1 die Auflösung der
turn, bei einer Belichtung von 1/300      Auch der benötigte Festplattenspei-       CCD-Kamera dar. Man kann sich
sec pro Bild. Er bewegt sich nicht ganz   cher steigt beträchtlich an, da ein er-   also am Mond quasi von Krater zu
so schnell wie Jupiter und kann daher     zeugte AVI-File mal eben 700 MByte        Krater hangeln und bekommt auch
                                                                                                     Himmelspolizey, 36, Oktober 2013

                                            Sonnenflecken lassen sich daher nur          nun auch einer der Saturn-Monde ins
                                            durch die Hinzunahme einer größeren          Bild gemogelt (unten links). Auch die
                                            Brennweite exakter abbilden. Beide           Cassini-Teilung tritt nun deutlicher
                                            Bilder wurden mit einem Rotfilter auf-       hervor sowie die verschiedenen Wol-
                                            genommen und in der Abbildung 7              kenstrukturen bis hin zu den Polkap-
                                            kombiniert. Während die Übersichts-          pen. So eine Aufnahme wäre mit einer
                                            aufnahme mit einer Baader-Sonnen-            DSLR-Einzelbildaufnahme in jedem
                                            filterfolie bei 1/1.430 sec aus 3.200        Fall nicht möglich gewesen.
                                            Bildern entstanden ist, kam die Detai-
                                            laufnahme mit einer 8“-Glasfolie bei         Fazit
                                            1/630 sec aus 445 Bildern zustande.             Die CCD-Technik schreitet immer
                                               Als nächstes Ziel stand die Erhö-         weiter voran und bietet dem Amateur-
                                            hung der Brennweite durch meine              astronomen inzwischen Möglichkeiten,
                                            2x-Barlowlinse von TeleVue auf dem           die früher nur den großen Sternwarten
                                            Programm. Ich wollte Saturn unbe-            vorbehalten waren. Durch bessere Nach-
                                            dingt noch deutlicher und näher ab-          führungen, neue Tracking-Software,
                                            lichten, als mir das vorher gelungen         mächtige Bearbeitungsprogramme und
 Abb. 8: Saturn-Aufnahme mit                war. Und Anfang Juni bot sich nach           Filmsequenzaufnahmen, die das Seeing
 DMK 21AU618.AS und 4m-Brennweite.          anderthalb Monaten auch diese Mög-           praktisch kompensieren, lassen sich Bil-
                                            lichkeit. Es wurden nun ca. 900 Bilder       der aus dem eigenen Garten aufnehmen,
visuell ganz neue Perspektiven gebo-        einer Farbsession ausgewertet bei einer      die an Satellitenaufnahmen vergangener
ten. Die Vergrößerungsleistung und          Belichtung von 1/6 sec pro Bild. Hier-       Zeiten erinnern. Um zufriedenstellende
Bildschärfe waren dabei meinen bis-         bei war es natürlich noch schwieriger        Ergebnisse erreichen zu können, ist aber
herigen DSLR-Bildern in jedem Fall          den Planeten während der verschiede-         eine ausreichende Vorplanung notwen-
überlegen.                                  nen Farbaufnahmen nicht zu verlieren,        dig. Die wichtigste Fragestellung bei der
   Auch die Sonne wurde nicht ver-          da er immer wieder aus dem Blickfeld         Anschaffung einer CCD-Kamera ist da-
schont und mit den Brennweiten 420          wanderte - und das trotz Goto-Ein-           bei: was will ich eigentlich hauptsächlich
mm (Übersichtsaufnahme durch den            richtung! Jede Bodenerschütterung            fotografieren (Planeten, Mond, Sonne,
ED70-Refraktor) und 2.000 mm                wirkte sich zudem sehr ungünstig             DeepSky)? Während Mond und Sonne
(Detailaufnahme der Sonnenflecken           auf das Live-Bild aus, da mein Tele-         eigentlich eine höhere Auflösung benö-
durch das SC-Teleskop) aufs Korn ge-        skop auf der Terrasse stand und die          tigen, erfordern Planeten eine höhere
nommen. Hieran wird deutlich wie            Bodenplatten bei kleinsten Bewegun-          Lichtempfindlichkeit und schnelle Bild-
sich die Brennweiten-Unterschiede           gen die Vibration weitergaben. Daher         raten. Für DeepSky werden wiederum
auswirken. Auch bei 420 mm lässt sich       kamen auch Bildserien heraus, die            Langzeitaufnahmen notwendig, die eine
die Sonne nicht mehr ganz aufneh-           einen Farbkanal zu wenig enthielten.         Kühlung des Chips erforderlich machen.
men. Gleichzeitig entfällt auch das hi-     Nach einiger Zeit hatte ich aber den         Letztendlich hat jede Kamera ihren
nein zoomen in ein Bild, wie man das        Bogen raus und konnte die Aufnah-            Himmel, man sollte nur wissen wofür sie
von der DSLR-Kamera gewöhnt ist, da         meserie erfolgreich abschließen. Ne-         jeweils geeignet ist. Die Bildverarbeitung
bereits mit maximaler Auflösung das         ben deutlich mehr Details und einer          nimmt dann einen weiteren Schwer-
Bild erzeugt wurde. Die hier gezeigten      größeren Planetenstruktur, hat sich          punkt ein, um zufriedenstellende End-
                                                                                         resultate erreichen zu können. Hier galt
Literaturhinweise                                                                        es, die nächsten Hürden zu meistern, da
[1]     DeepSkyStacker: http://deepskystacker.free.fr/german/index.html                  auch diverse Programme existieren, die
[2]     Registax: http://www.astronomie.be/registax/index.html
[3]     Fitswork: http://www.fitswork.de/software/                                       an unterschiedlichen Stellen eingesetzt
[4]     Gerd Neumann: High-End-Kameras für Mond, Planeten und Sonnenfotografie.          werden können. Eine kleine Auswahl
        www.gerdneumann.net, aufgerufen: 08.08.2013, Hamburg 2013                        wurde in diesem Kapitel schon erwähnt.
[5]     Ullrich Dittler: CCD-Kameras für Mond- und Planetenjäger - die ungekühlten
        Astrokameras von Imaging Source. Fachzeitschrift interstellarum, Ausgabe 58,     In einem Fortsetzungsartikel wird an
        Juni/Juli 2008, Oculum-Verlag, Erlangen 2008                                     späterer Stelle detaillierter berichtet wer-
[6]     Ullrich Dittler: Hochauflösend & ungekühlt - Die Kameras DFK 51AU02 und DMK      den, wie man seine Aufnahmen in das
        51AU02 von The Imaging Source im Test. Fachzeitschrift interstellarum, Ausgabe
        82, Juni/Juli 2012, Oculum-Verlag, Erlangen 2008
                                                                                         richtige Licht stellen kann.
[7]     Firecapture: http://firecapture.wonderplanets.de                                                          /EM3PMZIV(IXOIR
[8]     AutoStakkert!2: http://www.autostakkert.com
[9]     W. Paech: Die neue DMK 21AU618.AS mit dem ICX618ALA Chip von Sony. Baader
        Planetarium, Mammendorf 2011
[10]    IC Capture: http://www.theimagingsource.com/de_DE/products/software
        /enduser/iccapturetis/
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