MOND-, SONNE- UND PLANETENFOTOGRAFIE - Kai-Oliver Detken
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Himmelspolizey, 36, Oktober 2013 MOND-, SONNE- UND PLANETENFOTOGRAFIE Abb. 1: Jupiteraufnahme bei 4m-Brenn- weite und Canon-1000Da-Kamera. =jkl]=j^Y`jmf_]feal]af]j;;
Himmelspolizey, 36, Oktober 2013 Erste Versuche der- und Hochdrucklampen und die Die Bezeichnung ist dabei gewöh- mit einer DSLR-Kamera Linien des Airglow). Als EOS Clip- nungsbedürftig und bedarf einer Natürlich kann ein Planet auch be- Filter ermöglicht der CLS-Filter selbst Erläuterung. Dabei steht DMK für reits mit Hilfe einer DSLR-Kamera bei vorhandener Lichtverschmutzung monochrome Kamera, während DFK aufgenommen und abgebildet werden. die Fotografie mit astromodifizierten eine Farbkamera bezeichnet. Als wei- Dabei muss man viele Einzelaufnah- DSLR Kameras, bei gleichzeitig ver- tere Alternative sind auch DBK-Ka- men erstellen, die später entsprechend besserter Farbwiedergabe. Die Belich- meras einsetzbar, die eine Bayer-Mat- gestackt, d.h. übereinandergelegt, tungsdauer war sehr kurz mit 1/4 s, bei rix ohne Infrarot-Sperrfilter anbieten. werden müssen. Leider unterstützen immerhin 800 ASA. Trotz dieser nicht DMK kann man also beispielsweise typische Deep-Sky-Programme wie optimalen Ablichtungsmethode kann mit „digitale monochrome Kamera“ beispielsweise DeepSkyStacker (DSS) man bereits den Jupiter gut erkennen, übersetzen. Die anschließende Zahl [1] diese Art des Stackings nicht, da sie inklusive seiner beiden Hauptbänder. gibt Auskunft über die Auflösung. Die auf Sternjustage ausgerichtet sind und 21er Serie besitzt nur 640x480 Pixel, bei einer Planetenaufnahme nur ein Die Qual der Auswahl was einer Webcam gleichkommt, wäh- Objekt vorkommt. Programme wie Bessere Ergebnisse lassen sich nur rend die 31er Serie bereits eine Auflö- Fitswork [2] oder Registax [3] lassen mit einer Webcam oder CCD-Kamera sung von 1.024x768 Pixel besitzt. Die sich aber nutzen. Da mich die DSLR- erzielen, die entsprechende Filmse- 41er und 51er Serie steigern die Auf- Ergebnisse aber in gestackter Form quenzen aufnimmt. Alternativ lassen lösung weiter bis hin zu 1.600x1.200 nicht überzeugten, habe ich meistens sich diese Filmsequenzen auch durch Pixel. Nach dieser Bezeichnung folgt nur eine Aufnahme verwendet. Pro- aktuelle DSLR-Kameras, wie z.B. AU, AF oder AG. Während A für blematisch bleibt dabei die erwähnte Canon vom Typ EOS 1100D, 700D Anschluss steht, kann man am nach- Seeing-Problematik, da eine sehr hohe oder 60D erzeugen. Meine Canon folgenden Buchstaben ablesen, ob es Brennweite ein unscharfes Bild zur EOS 1000Da ist dazu leider nicht in sich um einen USB (U), Firewire (F) Folge hat, welches sich durch Luftun- der Lage, weshalb die Anschaffung oder Gigabit-Ethernet (G) Anschluss ruhen auch noch bewegt. Dies lässt einer CCD-Kamera in Erwägung handelt. Da USB die weiteste Verbrei- sich bei einer DSLR-Einzelaufnahme gezogen wurde, um auch in die Pla- tung besitzt, ist diese Variante auch nicht mehr kompensieren. Abbildung netenfotografie stärker einzusteigen. meistens zu empfehlen. Firewire hatte 1 zeigt eine solche Einzelaufnahme, Da in den Astro-Foren die Kameras früher Geschwindigkeitsvorteile, die die bei einer Brennweite von 4 m ent- des Bremer Herstellers „The Imaging aber spätestens mit USB3.0 der Ver- standen ist. Sie wurde mittels eines Source“ - kurz TIS - präferiert und gangenheit angehören. Zudem werden Schmidt-Cassegrain-Teleskops vom auch in unserer Arbeitsgruppe Deep- immer weniger Firewire-Anschlüsse Typ Meade LX90GPS 8“ aufgenom- Sky-Fotografie eingesetzt werden, war in Laptops oder Computern verbaut, men. Die normale 2m-Brennweite der CCD-Hersteller schon mal schnell so dass man auf Zusatzsteckkarten des Teleskops wurde dabei durch eine gefunden. Zumal auch die Vorteile angewiesen ist. Gigabit-Ethernet wäre Barlowlinse verdoppelt, wodurch auch gegenüber einer herkömmlichen Web- ebenfalls eine Alternative, wobei aber das Öffnungsverhältnis sich von f/10 cam schnell ausgemacht wurden, wie USB2.0 auch in älteren Laptops vor- auf f/20 verschlechterte. Dies war wie höhere Auflösung, schnellere Bildrate, handen sein dürfte, die sonst nur einen erwähnt zu vernachlässigen, da der Ju- höhere Empfindlichkeit, kein Infrarot- Fast-Ethernet-Anschluss bieten. piter standardmäßig eine hohe Hellig- Sperrfilter sowie unkomprimierte Vi- Nach der Zahl wird auf die Chip- keit besitzt. Bei einem lichtschwachen deoaufzeichnung. Allerdings gibt es größe Bezug genommen. So steht 04 Deep-Sky-Objekt wäre dieses Öff- bei dieser CCD-Kamera eine schier beispielsweise für 1/4 Zoll, während nungsverhältnis untragbar gewesen. unerschöpfliche Anzahl unterschied- 03 hingegen 1/3 Zoll bezeichnet. Eine Hier strebt man eher Größenordnun- licher Modelle, weshalb die Auswahl Ausnahme der Regel ist die Bezeich- gen von f/6 oder besser an. Da es sich eine längere Zeit in Anspruch nahm. nung 618, da diese auf den neuen bei der Kamera um eine astronomisch Sony-Chip ICX618ALA direkt ein- verbesserte Version handelte (Canon Als wichtigste Vertreter aus geht. Anscheinend wollte man diese EOS 1000Da) und zusätzlich ein 28 Exemplaren können die fol- Kameras entsprechend deutlich ge- CLS-Filter von Astronomik verwen- genden genannt werden: genüber den anderen Serien hervorhe- det wurde, sind auch bereits Oberflä- a. DMK 21AU04.AS (640 x 480 Pixel) ben. Die abschließende Bezeichnung chendetails geringfügig ausmachbar. b. DMK 21AU618.AS (640 x 480 Pixel) AS steht für „astronomisch“. Diese Der CLS-Filter erhöht allgemein den c. DBK 21AU618.AS (640 x 480 Pixel) Kameras wurden daher besonders für Kontrast zwischen astronomischen d. DMK 31AU03.AS (1.024 x 768 Pixel) die Astrofotografie modifiziert. Da der Objekten und dem Himmelshin- e. DMK 41AU02.AS (1.280 x 960 Pixel) Hersteller eigentlich aus dem Bereich tergrund und blockiert künstliches f. DMK 51AU02.AS (1.600 x 1.200 Pixel) der Industriekameras kam, hat sich Störlicht (Emissionslinien von Nie- aufgrund der hervorragenden Eignung
Himmelspolizey, 36, Oktober 2013 für Astrofotografie quasi ein neuer Eigenschaften DMK 21AU618.AS DMK 31AU03.AS DMK21AU04.AS Wirtschaftszweig für das Bremer Un- Max. Bildanzahl 60 fps 30 fps 60 fps ternehmen seit einigen Jahren ergeben. Min. Belichtung 1/10.000 s 1/10.000 s 1/10.000 s So werden heute die weltweit besten Max. Belichtung 60 min 60 min 60 min Mond- und Planetenaufnahmen in Sensorgröße 5,6 μm 5,6 μm 5,6 μm der Regel mit DMK-Kameras von TIS Lichtempfindlichkeit 0,015 lx 0,05 lx 0,03 lx erstellt. Im Jahr 2008 konnte man so- Max. Videoformat 640 x 480 1024 x 768 640 x 480 gar die Auszeichnung „Hot Product“ Infrarotfilter Keiner Keiner Keiner von der Zeitschrift Sky & Telescope Eigene Bewertung +++ + +++ für sich verbuchen [4], wodurch man Tabelle 1: TIS-Kameravergleich. spätestens seitdem internationales An- sehen mit seinen Kameras genießt. Nun musste eine Auswahl erfolgen, sie zu einem Gesamtbild zusammen- farbe besitzt (d.h. man muss i.d.R. nur da die unterschiedlichen Auflösungen baut. Ein weiterer Nachteil ist, dass eine Aufnahme mit dem Rotfilter ma- auch unterschiedliche Vor- und Nach- man bei monochromen Kameras ein chen), wollte ich die monochrome der teile besitzen. So ist zum einen die Filterrad mit RGB-Farbfiltern hinzu- farbigen Variante vorziehen. Bildrate pro Sekunde zu beachten, die kaufen muss, was ein weiteres Loch in gerade bei Planetenaufnahmen wich- den Geldbeutel reißt. Daher war ich Bildrate und Lichtempfindlich- tig ist, da Jupiter oder Saturn sich rela- anfangs der Meinung, es müsste auf keit entscheiden tiv schnell bewegen und man nur ein jeden Fall eine Farbkamera beschafft Dadurch kristallisierten sich drei knappes Zeitfenster hat, um die Auf- werden. Die Astroforen und Mitglie- USB-Kameras aus dem Gesamtan- nahmen durchführen zu können. Hier der der AVL-Arbeitsgruppe Deep- gebot von TIS letztendlich heraus, besitzt die 21er Serie Vorteile, da sie bis Sky- Fotografie überzeugten mich die in der Tabelle 1 direkt miteinan- 60 Bilder pro Sekunde (fps) schafft. aber, es doch mit einer monochromen der verglichen werden. Ausgewählt Auf der anderen Seite kann sie den Variante auszuprobieren, da diese völ- wurde die DMK 21AU618.AS, da sie Mond oder die Sonne nur in vielen lig ohne Filter (Bayer-Matrix, Infrarot) die höhere Bildrate sowie den größe- Mosaikbildern auf einem Bild kom- auskommt und dadurch eine dreifach ren Sensor gegenüber der 31er Serie plett ablichten, weshalb hier ein größe- höhere Empfindlichkeit gegenüber besitzt. Zusätzlich hat sie den neusten rer Chip der 31er oder 41er Serie einfa- einer Farbkamera besitzt. Zusätzlich Sony-Chip an Bord, der eine zweimal cher zu handhaben wäre. Während die reizte es mich in eine neue Aufnahme- so hohe Lichtempfindlichkeit besitzt, 31er Serie noch 30 fps erzielt, kommen art einzusteigen. Da der Mond ohne- wie sein älterer Vorgänger. In den aber die 41er und 51er Serie nur noch hin s/w wahrgenommen wird und die Fachzeitschriften und auf manchen auf bis zu 15 fps. Die 41er und 51er Sonne nur eine ausgeprägte Haupt- Webseiten (u.a. beim Hersteller) wird Serie kann daher nur für Sonne- und Mondaufnahmen genutzt werden. Beide Varianten fallen damit für die Planetenbeobachtung aus, wobei aber die 31er Serie einen guten Kompro- miss zwischen Planeten-, Sonne- und Mondfotografie darstellt. Als nächstes muss man sich die Frage stellen, ob man in Farbe oder Monochrom aufnehmen möchte. Farbaufnahmen werden ja auch bereits durch DSLR-Aufnahmen erzeugt. Zudem muss man ein Objekt nur ein- mal aufnehmen und nicht einmal pro Farbfilter. Das heißt, man hat eigent- lich pro Bild bei einer Farbaufnahme auch mehr Zeit, da man das zur Ver- fügung stehende Zeitfenster nicht mit anderen Farbfiltern teilen muss. Auch dauert die Bearbeitung der Aufnahme länger, weil drei RGB-Bilder getrennt Abb. 2: Datenblattvergleich der spektralen Empfindlichkeit zweier Chips. bearbeitet werden müssen, bevor man
Himmelspolizey, 36, Oktober 2013 bei der max. Belichtungszeit oft der ger als bei den Vorgängern ausfallen. saikbilder erstellt werden, wenn man falsche Wert (30 s) für die 618er Se- Anhand der Kurven wird auf jeden größere Objekte komplett darstellen rie angegeben. In Wirklichkeit kann Fall deutlich, dass die max. Empfind- will. Das ist zwar mühsam, aber durch- er die gleichen Belichtungszeiten wie lichkeit des Chips von grün (500 nm) aus machbar, da es auch hier Software seine Vorgänger anbieten. Allerdings nach rot (600 nm) verschoben ist und wie z.B. Firecapture [7] gibt, die einen macht es bei einer ungekühlten CCD- auch im nahen Infrarot-Bereich (800 solchen Prozess unterstützt. Alternativ Kamera wenig Sinn die maximale nm) noch nahezu 60% erreicht wird. kann man natürlich auch verschiedene Belichtungsdauer von 60 min auszu- [9] Das heißt, der neue Chip ist hier TIS-Kameras für unterschiedliche An- reizen. Tests in der Fachzeitschrift in- etwa doppelt so empfindlich wie der wendungsfälle anschaffen, was als Vor- terstellarum [5, 6] haben ergeben, dass Chip einer DMK31-Kamera. Bei der schlag von einem Anbieter kam, aber das Aufnahmerauschen ab 1-2 min allgemeinen Lichtempfindlichkeit kostentechnisch auch nicht wirklich deutlich ansteigt. Das sind allerdings kann man sogar den dreifachen Wert eine Empfehlung sein kann. genau die Zeiten, die mit meiner azi- ansetzen. Das bedeutet wiederum kür- mutalen Montierung noch interessant zere Belichtungszeiten und detaillier- Erste Fotoerfahrungen für Deep-Sky-Objekte sein könnten, tere Abbildungen. Dieser Vorteil hat und -ergebnisse weshalb ich die Kamera auch zukünf- dann letztendlich den Ausschlag für Nachdem die Ausrüstung endlich tig „Artfremd“ für Deep-Sky-Objekte die CCD-Kamera ergeben, auch wenn nach monatelanger Analyse bestellt einsetzen werde. man mit den beiden anderen Kameras werden konnte, musste man sich nun Abbildung 2 verdeutlicht noch ein- ähnlich gute Bilder machen kann. mit der praktischen Erprobung aus- mal die höhere Empfindlichkeit des Der einzige Nachteil der 618er Ka- einandersetzen. Abbildung 3 zeigt, neuen ICX618ALA-Sensors, der bei der mera bleibt die geringe Auflösung von wie die CCD-Kamera an meinem DMK21AU618.AS-Kamera verwen- 640x480 Pixel. Damit lassen sich zwar ED70-Refraktor befestigt wird, der det wird, gegenüber dem ICX204AL, Planeten hervorragend ablichten, aber für Übersichtsaufnahmen Verwen- den die DMK31AU03.AS-Kamera größere Objekte wie der Mond oder dung findet. Hauptsächlich wird aber einsetzt. Auch das Bildrauschen soll die Sonne werden nur als Ausschnitt die CCD-Kamera im Zusammenspiel bei längeren Belichtungszeiten gerin- wiedergegeben. Dadurch müssen Mo- mit meinem 8“ LX90 SC-Teleskop ge- Abb. 3: CCD-Kamera von TIS mit Filterrad am ED70-Refraktor.
Himmelspolizey, 36, Oktober 2013 nutzt, um hohe Brennweiten erzielen zu können. Dabei wird das anfangs er- wähnte Seeing durch Videosequenzen ausgetrickst. Innerhalb von ein paar Minuten ist die CCD-Kamera in der Lage an die 2.000 Bilder mit bis zu 60 fps aufzunehmen, von denen später die besten durch entsprechende Pro- gramme herausgefiltert werden. Meine DSLR-Kamera kann im Vergleich dazu nur 3,5 Bilder/sec anfertigen und ist damit dieser CCD-Kamera in der Planetenfotografie hoffnungslos un- terlegen. Nachdem die Kamera end- lich einsatzbereit war, wollte ich mich abends zuerst auf die Planeten Jupiter und Saturn konzentrieren. Jupiter ver- Abb. 4: Jupiter-Aufnahme mit DMK 21AU618.AS und 2m-Brennweite. schwand Ende April langsam von der Bildfläche und Saturn kam langsam wieder hinzu. Da beide Planeten rela- tiv tief am Himmel standen, war das Seeing nicht optimal und Bäume stan- den teilweise im Weg. Da eine Aufnah- meserie aber im Gegensatz zu Deep- Sky-Aufnahmen relativ zügig vor sich geht, konnten erste Aufnahmen mit 2m-Brennweite erstellt werden. Dabei musste man allerdings erst einmal das Objekt finden und im Zentrum hal- ten, was mit zunehmender Brennweite schwieriger wird. Zusätzlich wurde ein älterer Laptop mit der TIS-Software IC Capture [10] bereitgestellt, das mit der CCD-Kamera direkt verbunden Abb. 5: Saturn-Aufnahme mit DMK 21AU618.AS und 2m-Brennweite. war. Ein weiterer Stromanschluss war nicht für die Kamera notwendig. Das heißt, man musste nun auf der einen Seite Einstellungen in IC Capture vor- nehmen, die Ergebnisse am Laptop überprüfen und auf der anderen Seite die Nachführung des Teleskops im Auge behalten, da der Planet immer wieder aus dem Fokus zu verschwin- den drohte. Kein leichtes Unterfangen, wenn man nur zwei Hände hat. Die TIS-Software IC Capture, die kostenlos mitgeliefert wird, bietet we- nig Einstellungsmöglichkeiten an, was der Handhabung entgegenkommt. So sollte die Verstärkereinstellung und der Helligkeitsregler anfangs möglichst herunter geregelt sein. Auch die auto- matische Belichtung macht nur beim Abb.6: Mond Krater Copernicus mit dem Krater Fauth (oberhalb) und den Kratern Gay- ersten Ausprobieren Sinn, um z.B. das Lussac (unterhalb). Objekt aufzufinden, und sollte dann
Himmelspolizey, 36, Oktober 2013 manuell eingestellt werden. Hierbei kann man auf Belichtungen von 1/30 sec oder schneller gehen. Das abgebil- dete Live-Bild sollte dann bereits mög- lichst viele Details erkennbar machen. So macht es beispielsweise keinen Sinn, den Planeten extra dunkler auf- zunehmen, um später die Helligkeit bei der Bildverarbeitung zu erhöhen. Als Faustregel gilt, dass z.B. bei Sa- turn die Cassini-Trennung erkennbar sein sollte und bei Jupiter seine bei- den großen Bänder. Das Histogramm des Live-Bildes sollte bei ca. 75% lie- gen. Pro Farbe sollten dann 1.000 bis 1.500 Bilder angefertigt werden, wobei RGB ausreichend ist. Ein weiteres Lu- minanzbild ist erst einmal nicht not- wendig. Neben IC Capture können auch andere Ansteuerungsprogramm genutzt werden. So ist z.B. ein Vorteil der Software Firecapture [7], dass ein Auto-Alignment unterstützt wird, um den Planeten bei der Aufnahme ruhig in der Mitte zu halten. Zusätzlich sind weitere RGB-Einstellungen machbar Abb. 7: Sonnen-Aufnahme mit DMK21AU618.AS und 420mm- sowie 2m-Brennweite. und die Belichtungsdaten werden auf- gezeichnet. Bei der Verwendung von IC Capture muss man sich hingegen etwas länger aufgenommen werden. und mehr pro Farbkanal beinhalten die Aufnahmedaten notieren, da es Man sieht deutlich die Cassini-Teilung kann. So habe ich in kürzester Zeit bei nachträglich keine Möglichkeit gibt, und die verschiedenen Wolkenbänder. 15 verschiedenen Aufnahmeserien an diese irgendwo auszulesen. Bisher habe Es entstanden so ca. 600 Bilder pro die 53 GByte an Daten erzeugt. Frag- ich alle Aufnahmen mit IC Capture Farbkanal, die aus den Gesamtbildern lich ist, ob man die AVI-Dateien alle angefertigt, da dies anfangs die ein- positiv ausgewertet werden konnten. aufbewahren muss oder lieber nur die fachste Möglichkeit der Bildaufnahme Als Stacking-Programm kam Auto- Endergebnisse. Das muss dann jeder darstellt. Stakkert!2 [8] zum Einsatz, welches für sich entscheiden. Abbildung 4 zeigt nun die erste auf Planetenaufnahmen spezialisiert Nachdem die Planetenaufnahmen Jupiter-Aufnahme, die man gut mit ist und bessere Ergebnisse als Registax geklappt hatten, habe ich mir auch der DSLR-Variante vergleichen kann. [2] erzielt. Ich war für das erste Mal Mond und Sonne einmal vorgenom- Neben zwei Monden, die zusätzlich schon begeistert. Weitere Details las- men. Bei gleicher Brennweite und mit aufgenommen wurden, lassen sich sen sich nun nur noch durch die Ver- 1.497 brauchbaren Bildern wurde ohne jetzt schon mehr Bänder und Details längerung der Brennweite erzielen, was Filter die Aufnahme der Abbildung 6 erkennen, als noch in Abbildung 1 als nächstes auf dem Programm stand. des Krater Copernicus gemacht. Er sichtbar waren. Auch die Helligkeit Insgesamt sollte eine Aufnahmeserie wird auf diesem Bild mit dem Kra- und der Kontrast sind höher. Die Be- bei den Planeten Jupiter und Saturn ter Fauth (oberhalb) und den Kratern lichtung pro Bild beträgt 1/125 sec, als Daumenregel bei 2-4 m Brenn- Gay-Lussac (unterhalb) abgebildet. Als wobei ca. 400 Bilder pro Farbe ver- weite nicht länger als 6-8 min dauern, Stacking-Programm kam Registax6 wendet wurden. Als Filter kam der so dass pro Farbkanal 1-2 min anfallen [2] zum Einsatz, welches für Mond- L-RGB-Filtersatz (Typ II) von Astro- dürfen. Das klingt zwar recht kurz, und Sonnenbilder in jedem Fall zu nomik zum Einsatz, der manuell im kann bei mehreren Aufnahmeserien empfehlen ist. Dieses Bild ist wie auch Filterrad genutzt wurde. Abbildung 5 und verschiedenen Einstellungen aber die anderen Beispiele kein Ausschnitt, zeigt bei gleicher Brennweite den Sa- schon mal bis zu zwei Stunden dauern. sondern stellt 1:1 die Auflösung der turn, bei einer Belichtung von 1/300 Auch der benötigte Festplattenspei- CCD-Kamera dar. Man kann sich sec pro Bild. Er bewegt sich nicht ganz cher steigt beträchtlich an, da ein er- also am Mond quasi von Krater zu so schnell wie Jupiter und kann daher zeugte AVI-File mal eben 700 MByte Krater hangeln und bekommt auch
Himmelspolizey, 36, Oktober 2013 Sonnenflecken lassen sich daher nur nun auch einer der Saturn-Monde ins durch die Hinzunahme einer größeren Bild gemogelt (unten links). Auch die Brennweite exakter abbilden. Beide Cassini-Teilung tritt nun deutlicher Bilder wurden mit einem Rotfilter auf- hervor sowie die verschiedenen Wol- genommen und in der Abbildung 7 kenstrukturen bis hin zu den Polkap- kombiniert. Während die Übersichts- pen. So eine Aufnahme wäre mit einer aufnahme mit einer Baader-Sonnen- DSLR-Einzelbildaufnahme in jedem filterfolie bei 1/1.430 sec aus 3.200 Fall nicht möglich gewesen. Bildern entstanden ist, kam die Detai- laufnahme mit einer 8“-Glasfolie bei Fazit 1/630 sec aus 445 Bildern zustande. Die CCD-Technik schreitet immer Als nächstes Ziel stand die Erhö- weiter voran und bietet dem Amateur- hung der Brennweite durch meine astronomen inzwischen Möglichkeiten, 2x-Barlowlinse von TeleVue auf dem die früher nur den großen Sternwarten Programm. Ich wollte Saturn unbe- vorbehalten waren. Durch bessere Nach- dingt noch deutlicher und näher ab- führungen, neue Tracking-Software, lichten, als mir das vorher gelungen mächtige Bearbeitungsprogramme und Abb. 8: Saturn-Aufnahme mit war. Und Anfang Juni bot sich nach Filmsequenzaufnahmen, die das Seeing DMK 21AU618.AS und 4m-Brennweite. anderthalb Monaten auch diese Mög- praktisch kompensieren, lassen sich Bil- lichkeit. Es wurden nun ca. 900 Bilder der aus dem eigenen Garten aufnehmen, visuell ganz neue Perspektiven gebo- einer Farbsession ausgewertet bei einer die an Satellitenaufnahmen vergangener ten. Die Vergrößerungsleistung und Belichtung von 1/6 sec pro Bild. Hier- Zeiten erinnern. Um zufriedenstellende Bildschärfe waren dabei meinen bis- bei war es natürlich noch schwieriger Ergebnisse erreichen zu können, ist aber herigen DSLR-Bildern in jedem Fall den Planeten während der verschiede- eine ausreichende Vorplanung notwen- überlegen. nen Farbaufnahmen nicht zu verlieren, dig. Die wichtigste Fragestellung bei der Auch die Sonne wurde nicht ver- da er immer wieder aus dem Blickfeld Anschaffung einer CCD-Kamera ist da- schont und mit den Brennweiten 420 wanderte - und das trotz Goto-Ein- bei: was will ich eigentlich hauptsächlich mm (Übersichtsaufnahme durch den richtung! Jede Bodenerschütterung fotografieren (Planeten, Mond, Sonne, ED70-Refraktor) und 2.000 mm wirkte sich zudem sehr ungünstig DeepSky)? Während Mond und Sonne (Detailaufnahme der Sonnenflecken auf das Live-Bild aus, da mein Tele- eigentlich eine höhere Auflösung benö- durch das SC-Teleskop) aufs Korn ge- skop auf der Terrasse stand und die tigen, erfordern Planeten eine höhere nommen. Hieran wird deutlich wie Bodenplatten bei kleinsten Bewegun- Lichtempfindlichkeit und schnelle Bild- sich die Brennweiten-Unterschiede gen die Vibration weitergaben. Daher raten. Für DeepSky werden wiederum auswirken. Auch bei 420 mm lässt sich kamen auch Bildserien heraus, die Langzeitaufnahmen notwendig, die eine die Sonne nicht mehr ganz aufneh- einen Farbkanal zu wenig enthielten. Kühlung des Chips erforderlich machen. men. Gleichzeitig entfällt auch das hi- Nach einiger Zeit hatte ich aber den Letztendlich hat jede Kamera ihren nein zoomen in ein Bild, wie man das Bogen raus und konnte die Aufnah- Himmel, man sollte nur wissen wofür sie von der DSLR-Kamera gewöhnt ist, da meserie erfolgreich abschließen. Ne- jeweils geeignet ist. Die Bildverarbeitung bereits mit maximaler Auflösung das ben deutlich mehr Details und einer nimmt dann einen weiteren Schwer- Bild erzeugt wurde. Die hier gezeigten größeren Planetenstruktur, hat sich punkt ein, um zufriedenstellende End- resultate erreichen zu können. Hier galt Literaturhinweise es, die nächsten Hürden zu meistern, da [1] DeepSkyStacker: http://deepskystacker.free.fr/german/index.html auch diverse Programme existieren, die [2] Registax: http://www.astronomie.be/registax/index.html [3] Fitswork: http://www.fitswork.de/software/ an unterschiedlichen Stellen eingesetzt [4] Gerd Neumann: High-End-Kameras für Mond, Planeten und Sonnenfotografie. werden können. Eine kleine Auswahl www.gerdneumann.net, aufgerufen: 08.08.2013, Hamburg 2013 wurde in diesem Kapitel schon erwähnt. [5] Ullrich Dittler: CCD-Kameras für Mond- und Planetenjäger - die ungekühlten Astrokameras von Imaging Source. Fachzeitschrift interstellarum, Ausgabe 58, In einem Fortsetzungsartikel wird an Juni/Juli 2008, Oculum-Verlag, Erlangen 2008 späterer Stelle detaillierter berichtet wer- [6] Ullrich Dittler: Hochauflösend & ungekühlt - Die Kameras DFK 51AU02 und DMK den, wie man seine Aufnahmen in das 51AU02 von The Imaging Source im Test. Fachzeitschrift interstellarum, Ausgabe 82, Juni/Juli 2012, Oculum-Verlag, Erlangen 2008 richtige Licht stellen kann. [7] Firecapture: http://firecapture.wonderplanets.de /EM3PMZIV(IXOIR [8] AutoStakkert!2: http://www.autostakkert.com [9] W. Paech: Die neue DMK 21AU618.AS mit dem ICX618ALA Chip von Sony. Baader Planetarium, Mammendorf 2011 [10] IC Capture: http://www.theimagingsource.com/de_DE/products/software /enduser/iccapturetis/
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