Motorrad fahren - auf sicherer Straße! - Ein Leitfaden für die Praxis - ADAC - Wir machen Mobilität sicher
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Motorrad fahren – auf sicherer Straße! Ein Leitfaden für die Praxis ADAC – Wir machen Mobilität sicher
Inhalt Vorworte Vorworte.................................................................................................... 3 Baustein für mehr Sicherheit Das Risiko fährt mit.................................................................................... 4 Motorrad fahren ist mehr als motorisierte Fort- Außerdem sollen Strecken im ADAC Straßentest bewegung – es steht für Leidenschaft, Freiheit künftig auch danach bewertet werden, wie ge- Motorrad fahren ist anders.......................................................................... 5 und Individualität. Leider fährt das Risiko dabei fährlich sie für „Biker“ sind. Typische Gefahren auf unseren Straßen....................................................... 6 immer mit. Die Wahrscheinlichkeit, mit dem Mo- Auf speziellen Fahrsicherheitsveranstaltungen So sehen Landstraßen für Motorradfahrende aus......................................... 7 torrad zu verunglücken, ist 14-mal höher als mit des ADAC können Motorradfahrer über Risiken Zielsetzung: Auf Sicherheit bauen............................................................... 8 einem Pkw. Alleine im Jahr 2008 kamen 656 informiert und auf Gefahrensituationen einge- Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben. stellt werden. Schließlich stellt das Motorradfah- Motorradunfälle – Zahlen & Fakten............................................................. 9 Motorradfahrer haben keine Knautschzone, ren hohe körperliche und mentale Anforderungen So können Straßen sicherer werden.......................................................... 11 keinen Sicherheitsgurt – in der Regel keinen Air- – kontinuierliches Training sollte deshalb selbstver- Ulrich Klaus Becker Geeignete Maßnahmen zur Mängelbeseitigung.......................................... 12 bag und auch kein ABS. Bei Kollisionen mit Hin- ständlich sein. ADAC-Vizepräsident für Verkehr Sicherer Seitenraum: Erdwall, Banketthärtung/Böschung...................... 12 dernissen im Straßenseitenraum oder bei Fron- talunfällen mit entgegenkommenden Fahrzeugen Ziel muss es sein, die Straßensicherheit für Unterfahrschutz: System „Euskirchen“.................................................. 13 sind die Folgen oft fatal. „Biker“ baulich zu verbessern, gleichzeitig aber Flexible Seitenraumelemente................................................................ 14 auch deren Lernbereitschaft und vor allem das Sicherung von Kreuzungen und Einmündungen....................................... 15 Der ADAC und der DVR haben nun eine Arbeits- Verantwortungsbewusstsein gegenüber sich und Beschilderung/Sicherung von Hindernissen.......................................... 16 gruppe einberufen, um mit Experten über geeig- ihren Familien nachhaltig zu erhöhen. nete Maßnahmen zu diskutieren, die Risiken für Deckenerneuerung und Markierung....................................................... 17 Motorradfahrer auf unseren Straßen zu minimieren. Diese Broschüre „Motorrad fahren – auf sicherer Modellversuch „Rüttelstreifen“............................................................. 18 Straße!“ soll dazu beitragen. Sie ist Baustein ei- Sicherheits-Checks für Motorradstrecken.................................................. 19 Die Ideen und Vorschläge sind vielfältig: Ein ner neuen ADAC-Kampagne, die in Zusammenar- Erfolgskontrolle garantiert optimalen Nutzen............................................. 20 großes Plus an Sicherheit brächte ein ausgebau- beit mit dem DVR entwickelt wurde. ter Unterfahrschutz an Leitplanken – besonders Bewusstsein – mit Kampagnen sensibilisieren........................................... 21 in Kurven. Hierfür will sich der ADAC einsetzen. Sicherheits-Training für Wiedereinsteiger................................................... 22 Ulrich Klaus Becker Fazit........................................................................................................ 23 ADAC Vizepräsident für Verkehr Folgenden Adressaten danken wir für die Zurverfügungstellung von Bildmaterial: FGSV Verlag, Köln „Vision Zero“ als Philosophie ADAC mwe-Archiv Als Landrat, Bürgermeister, Verwaltungschef Als Entscheider vor Ort können Ihnen Informa- ifz, Essen oder Kommunalpolitiker arbeiten Sie täglich an tionen zum optimalen Einsatz Ihrer knappen Fi- H. Nikolaus, Rheinbach dem großen Ziel, den Menschen in Ihren Städten nanzmittel eine wertvolle Hilfe im Sinne einer M. Mühlbauer, München und Gemeinden eine lebenswerte Umgebung zu sicheren und unfallfreien Mobilität sein. Diese Y. Dertinger, Schondorf/Ammersee schaffen. Hierzu zählt selbstverständlich auch Broschüre erläutert Ihnen deshalb die wesent- eine sichere und flexible Mobilität. Dank vielfäl- lichen Inhalte des Standards setzenden Merk- Herausgeber: Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC) – tiger Aktivitäten sind die Unfallzahlen seit vielen blattes zur Verbesserung der Verkehrssicherheit Ressort Verkehr, Am Westpark 8, 81373 München Jahren rückläufig. Diese positive Entwicklung auf Motorradstrecken (MVMot), das sich an Ihre Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. – gilt für fast alle Verkehrsteilnehmer – mit einer Fachleute richtet. r. Walter Eichendorf D Beueler Bahnhofsplatz 16, 53225 Bonn gravierenden Ausnahme: Die Zahl der schweren Präsident des DVR Motorradunfälle stagniert weiterhin auf sehr ho- Ich hoffe, diese Broschüre hilft Ihnen in Anleh- Redaktion: Dipl.-Ing. Ralf Stock, ADAC Zentrale München hem Niveau. Fast 1.000 in jedem Jahr getötete nung an unsere Sicherheitsphilosophie „Vision Prof. Dr.-Ing. Jürgen Follmann, Hochschule Darmstadt motorisierte Zweiradfahrer können nicht hinge- Zero“ bei Ihren Bemühungen, die Verkehrs Dipl.-Phys. Rolf Frieling, Biker Union, Motorrad Initiative Deutschland e.V., Frankfurt a. M. nommen werden. Hier sind besondere Anstren- sicherheit für Motorradfahrer in Ihrer Kommune Dr.-Ing. Achim Kuschefski, Institut für Zweiradsicherheit (ifz), Essen gungen nötig. zu erhöhen. Dr. rer. soc. Detlev Lipphard, DVR Bonn Dipl.-Ing. Helmut Nikolaus, FGSV-AA 3.9, Leitung Motorradunfälle, Rheinbach/Bonn Ein vielversprechender Weg sind spezielle Maß- In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg Michael Lenzen, Bundesverband der Motorradfahrer e.V. (BVDM), Budenheim nahmen, um Straßen gezielt für Motorradfahrer bei Ihrer Verkehrssicherheitsarbeit! Axel Heuber, Freier Journalist, Nürnberg sicherer zu machen. Hierzu liegen langjährige Cand.-Ing. Steffi Jähnke, TU Dresden Praxiserfahrungen vor. Zum Beispiel kann eine Unfallkurve mit einem Unterfahrschutz sehr Bestellnummer: 2831842 wirkungsvoll entschärft werden. Wussten Sie, Schutzgebühr: 7,50 Euro dass durch eine einfache Montage unterhalb © 2010 ADAC e.V. München der Schutzplanke ein solcher Unfallbrennpunkt schnell aus den Schlagzeilen verschwindet? Dr. Walter Eichendorf Die Fachbroschüre kann direkt beim ADAC e.V. bezogen werden: Dass diese einmalige Investition von etwa Präsident, Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR) Am Westpark 8, 81373 München, Fax: (089) 76 76 45 67, verkehr.team@adac.de, info@dvr.de 5 000 € nachhaltige Sicherheitsgewinne erbringt? 2 3
Das Risiko fährt mit Motorrad fahren ist anders Motorrad fahren ist für viele ein Hobby. Die Motorisierte Zweiräder wie Mofas, Mopeds, Beweggründe reichen von Reisen und Touren, Roller oder Motorräder sind Einspurfahrzeuge. Treffen mit Gleichgesinnten, Beherrschen der Getötetenrisiko 2008 Bei ihnen fehlt eine schützende Karosserie mit Technik, der sportlichen Herausforderung bis 6 entsprechender Knautschzone. Bei niedrigen 5,36 zum Hauch von Freiheit und Abenteuer. Gerade Geschwindigkeiten (< 20 km/h) sind sie instabil Getötete pro 100 Mio. Pkm 5 im ländlichen Raum dient das motorisierte Zwei- – der Fahrer erlangt den Gleichgewichtszustand 4 rad aber auch der Sicherstellung preisgünstiger nur durch ständige Korrekturen. Mobilität. 3 2 1,85 Erst oberhalb von 40 km/h wirken ausreichend 1,60 Sicherheit für vier Millionen Motorräder Kreiselkräfte durch die sich drehenden Räder: 1 Nun erreicht das Motorrad einen weitgehend 0,28 Kein Wunder, dass der Motorrad-Bestand seit 0 stabilen Zustand und läuft geradeaus. Zum 1990 um 175 % auf rund vier Millionen Maschi- Pkw Fahrrad Fußgänger Motorrad Durchfahren einer Kurve muss das motorisierte nen stieg. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl Zweirad allerdings in Schräglage gebracht wer- der getöteten Pkw-Fahrer um 62 %, die der Mo- den. Nicht zuletzt dadurch unterscheiden sich torradfahrer*) aber nur um 38 %. Trotz rückläufi- motorisierte Zweiräder grundlegend von den ger Unfälle – die Zahl von 656 Motorrad-Opfern zweispurigen Verkehrsmitteln – wie etwa dem Pkw. (2008) ist immer noch erschreckend hoch. Dabei kann so viel getan werden: Optische Füh- Zur Verdeutlichung: Spurrillen kennt jeder und rung durch Fahrbahnmarkierungen, senkrechte jeder weiß, dass sein Pkw dort ein ungewünsch- Leitpfosten, Verbesserung der Beschilderung tes Spurverhalten zeigt. Genauso verhalten sich F ür Autofahrer ungefährlich, für Motorradfahrer oder auch Maßnahmen zur Erhöhung der Fahr- motorisierte Zweiräder, wenn sie durch äußere eine tödliche Falle: Schutzplankenpfosten bahngriffigkeit und die Beseitigung von Hinder- Einflüsse wie z.B. Kanaldeckel, Schlaglöcher, nissen – all das sind bauliche und technische Bitumen oder dickschichtige Fahrbahnmarkie- Möglichkeiten, die Sicherheit der Motorradfah- rungen „gestört“ werden. Dies ist besonders rer auf unseren Straßen zu erhöhen. kritisch in Kurvenbereichen und beim Bremsen. Deshalb ist die Oberflächengüte des Fahrbahn- Leitfaden für „entscheidende“ Personen belages für ein Zweirad viel entscheidender als für einen Pkw. Aber nicht nur die Fahrbahne- Dieser Leitfaden „Motorrad fahren – auf siche- benheiten, sondern auch deren Griffigkeit be- rer Straße“ dient als Arbeitsgrundlage und Rat- stimmen den Kraftschluss (Kontakt) zwischen geber für Entscheider aus Politik und Verwaltung Reifen und Fahrbahn und sind für die Sicherheit sowie für die Unfallkommissionen zur Identifika- beim Motorradfahren eine entscheidende Ein- tion von Unfallhäufungen mit Motorradfahrerbe- olche Straßenkreuze sollen die Straßen S flussgröße. teiligung auf Landstraßen. nicht mehr „schmücken” Glattpolierte Fahrbahnen oder wechselnde Fahr- *) auch wenn die männliche Form gewählt wird, sind auch die Motorradfahrerinnen einbezogen. bahngriffigkeiten, z.B. durch Bitumen oder guss- eiserne Kanaldeckel erhöhen das Sturz- oder Unfallrisiko in erheblichem Maße. 8.000 Kommt es dann zu einem Sturz bzw. einem Ab- Tödlich Verunglückte: Entwicklung der Zahl der Verkehrsopfer 6.256 kommen von der Fahrbahn, dann ist dies häufig 7.000 mit einem Aufprall auf Hindernisse (Schutzplan- 6.000 ke, Baum, Verkehrschild etc.) verbunden. Der „Sturzraum“ - hier Straßenseitenraum – wurde 5.000 im Regelfall noch nicht für die Belange des mo- Pkw insgesamt torisierten Zweirades konzipiert, geschweige 4.000 Motorräder außerorts denn realisiert. Deshalb ist es nicht verwunder- Motorräder innerorts lich, dass viele Motorradfahrer schwere Verlet- 3.000 zungen, oftmals mit Todesfolge, davontragen. 2.000 2.368 Für alle Verantwortlichen sollte daher oberstes Gebot sein, dass neben der Vermeidung von Un- 752 1.000 491 fällen durch ebene und griffige Fahrbahnen dem 165 Seitenraum durch Entfernen von Hindernissen 307 0 eine besondere Bedeutung zukommt. Kräfte-Parallelogramm bei der Kurvenfahrt 1990 1992 1994 1996 1998 2002 2004 2006 2008 4 5
Typische Gefahren auf unseren Straßen So sehen Landstraßen für Motorradfahrende aus Schlechter Fahrbahnbelag Jeder Autofahrer kennt Spurrillen, in denen sein Pkw ein unerwünschtes Spurverhalten zeigt. Auch Zweiräder verhalten sich schnell mal „ne- ben der Spur“, wenn sie durch äußere Einflüs- se – die meist schwer vorhersehbar sind – „ge- stört“ werden. Dies ist in Kurvenbereichen und beim Bremsen besonders kritisch. Die Oberflächengüte des Fahrbahnbelages ist für Motorräder deshalb von größerer Bedeutung als für Pkw. Das so genannte „Kraftschluss- Derartige Straßenschäden können für Unzulängliche Sichtweite – kein Unterfahrschutz Motorradfahrer verheerende Folgen haben vermögen“ (Haftung) zwischen Rad und Stra- ße wird dabei nicht nur durch die Ebenheit der Fahrbahn, sondern auch durch deren Griffigkeit bestimmt – so erhöhen auch glatt polierte Stra- ßenbeläge das Sturz- oder Unfallrisiko in erheb- lichem Maße. F lickenteppiche bergen für Motorradfahrer bei Nässe große Gefahren efahren auf Landstraßen: G „Problem Kurve“ Landstraßen sind die bevorzugten Strecken vie- ler Zweiradfans – aber gerade hier können sich zahlreiche gefährliche Situationen ergeben, mit ute optische Führung – lebensrettender G K einerlei Schutz für Motorradfahrer bei Glätte denen Motorradfahrer schnell überfordert sind. Unterfahrschutz fehlt jedoch und Aquaplaning Oftmals grenzen Felder bis an die Fahrbahn, deren Bewuchs die Sichtweite beschränkt und in kurvigen Strecken die Sicht auf den weiteren Straßenverlauf beeinträchtigt. Die größten Gefahren lauern neben der Straße. Ein Großteil der schweren Unfallfolgen bei einem Sturz von Motorradfahrern bzw. einem Abkom- men von der Fahrbahn entsteht beim Aufprall auf Hindernisse, wie z.B. Mauern, Schutzplanken- pfosten, Brückengeländer, Bäume oder Stromlei- tungsmasten. Gerade bei scharfkantigen Gegen- ichtbeeinträchtigung in Kurven durch bepflanzte S purrillen und Bitumenauftrieb (glattpolierte Flächen!) S Fehlender Unterfahrschutz kann Leben kosten ständen wirken hohe Kräfte auf kleinen Anprall- Seitenräume (z. B. Raps- und Getreidefelder) machen sicher erscheinende Straßen zur tödlichen Falle flächen – die Folge sind immer wieder schwere Verletzungen, vielfach mit Todesfolge. Der Vermeidung von Unfällen mit Aufprall auf Bei einer Häufung von Unfällen innerhalb eines Hindernisse neben der Fahrbahn kommt eine Streckenabschnittes oder an einer Einzelkurve besondere Bedeutung zu. Straßenseitenräume kann die Streckencharakteristik eine mögliche sind im Regelfall noch nicht für die Belange des Ursache darstellen: Sind möglicherweise die motorisierten Zweirades konzipiert – geschwei- Abfolge der Kurvenradien oder die Abstände ge denn optimiert. Für die Verantwortlichen der Kurven ungünstig? Oftmals ist es aber auch sollte es daher oberstes Gebot sein, neben der die Kombination verschiedener Faktoren, die zu Vermeidung von Unfällen durch ebene und grif- Unfällen führt – z.B. wenn zu schlechter Einseh- fige Fahrbahnen auch die Seitenräume von Hin- barkeit der Strecke und mangelhafter Griffigkeit dernissen zu befreien. Zu beachten sind dabei auch noch eine überhöhte Geschwindigkeit beide Fahrtrichtungen. kommt. Gefährliche Asphaltkosmetik ravierende Fahrbahnmängel: Griffigkeitswechsel, G Spurrillen und „Flickenteppiche“ auf der Fahrbahn 6 7
Zielsetzung: Auf Sicherheit bauen Motorradunfälle – Zahlen & Fakten Nach der EU-Charta sollte bis 2010 die Zahl der Fakt ist… Verkehrstoten um 50% gesenkt werden. Dieses Motorradunfälle mit Personenschäden außerorts (ohne Ziel hätte nur erreicht werden können, wenn 2 008 war fast jeder siebte getötete Verkehrs- Autobahnen) in Deutschland nach Kreisen 2007 Unfälle mit Personenschaden Motorradunfälle und ihre besonders schweren teilnehmer ein Motorradfahrer. Unfallfolgen durch effektive Maßnahmen spür- 2 008 gab es fast 30.500 Unfälle mit Perso- bar verringert worden wären. Dennoch ist man nenschaden, an denen Motorräder beteiligt dieser Zielsetzung mit annähernd 40% nahe ge- waren. kommen. Eine Verlängerung dieses Programms 1 0 % aller Straßenverkehrsunfälle mit Perso- bis 2020 ist in Vorbereitung. nenschaden waren Motorradunfälle. 6 56 Motorradfahrer (14,6%) kamen 2008 Der ADAC und der DVR möchten ihren Beitrag ums Leben. leisten – und legen in dieser Broschüre den In 2010 wird vermutlich dieser Anteil nur un- Fokus auf straßenbauliche und verkehrstechni- wesentlich darunter liegen. sche Maßnahmen, um mehr Motorradsicherheit zu erreichen. Dabei kann mit zum Teil einfachen Diese Zahlen belegen die Schwere und ver- Mitteln signifikante Wirkung erzielt werden: hältnismäßig hohe Zahl von Motorradunfällen, die in ihrer saisonalen Häufigkeit auch von der Eigene Linksabbiegespur schafft Sicherheit Witterung abhängen – denn viele „Biker“ sind Auf der Strecke: Hobbyfahrer, die ihre Maschine nur bei schönem Wetter aus der Garage holen. Verbesserung der Fahrbahndecke Vollflächige Erneuerung statt Flicken Fahrern fehlt Erfahrung Doppelte Mittelmarkierung Durchgezogene Mittelmarkierung Gerade die Kombination aus Unerfahrenheit in Kurven (saisonales Fahren) und Übermut (Fahrspaß) Rüttelstrecke vor sehr gefährlichen wird vielen Motorradfahrern zum Verhängnis. Stellen Problembewusstsein ist hilfreich, hat eine große Ausbau von Kurven ADAC-Unfallanalyse doch überraschende Fakten gebracht (siehe Grafik rechts). An Kreuzungen und Einmündungen: Die „nicht angepasste Geschwindigkeit“ wird Abbiegespuren an kritischen Knoten von der Polizei häufig als Unfallursache genannt, ei der Betrachtung Deutschlands auf Landkreisebene B wird deutlich, dass sich die Motorradunfälle hauptsäch- Einsatz von flexiblen Pollern statt starrer obwohl immer wieder auch andere Gründe vorla- lich auf den beliebten Strecken im Süden (Chiemgau), Verkehrszeichen gen – z.B. ein unvorhergesehenes Ereignis, das Südwesten (Schwarzwald) und Westen (Eifel, Bergisches Beeinflussung der Fahrweise durch beim möglicherweise unerfahrenen Motorrad- Land) Deutschlands konzentrieren. Motorradunfälle Beschilderung fahrer zu einem Fehlverhalten geführt hat. spielen in Ostdeutschland eine geringere Rolle. Quelle: ADAC, Verkehr Im Seitenraum: indernisfreier Seitenraum H Neue Maschine, vierfaches Risiko garantiert optimale Sicherheit E ntschärfen des Straßenseitenraumes am Oft sind die Fahrer alleine schuld: Denn jeder Fakt ist … Kurvenaußenrand vierte Unfall geschieht ohne Beteiligung eines Unterfahrschutz an Leitplanken anderen Verkehrsteilnehmers. Immer wieder Ü ber zwei Drittel der tödlich verunglückten Verdichtet gestellte Leitpfosten aus flexib- sind „Biker“ mit einem neuen Motorrad dabei Motorradfahrer kamen auf Land- und Bun- lem Material besonders gefährdet – das Unfallrisiko bei Fah- desstraßen ums Leben. Leiteinrichtungen aus flexiblem Material rern neuer Maschinen ist bis zu viermal höher Z urückzuführen ist das auf die höheren Fahr- Schutzmaßnahmen vor Hindernissen als das der Besitzer älterer Zweiräder… geschwindigkeiten gegenüber dem Innerorts- Die Grundlagen der Sicherheitsarbeit, die Vorge- Bereich sowie auf das Vorhandensein von Außerdem: hensweise und die Maßnahmen sind im „Merk- Kreuzungen und Einmündungen im Vergleich blatt zur Verbesserung der Verkehrssicherheit zur Autobahn. Geschwindigkeitskontrollen auf Motorradstrecken (MVMot 2007)“ der FGSV 8 3 % der getöteten Motorradfahrer verun- Fahrzeugkontrollen ausgeführt. glückten bei grundsätzlich guten und trocke- nen Straßenverhältnissen; fast immer tags- über! 33 % der Motorradunfälle im Jahr 2008 waren auf eine für die Verhältnisse nicht an- gepasste Geschwindigkeit zurückzuführen. 8 9
Motorradunfälle – Zahlen & Fakten So können Straßen sicherer werden Fakt ist… Auf der Strecke n Kreuzungen und A Im Seitenraum Einmündungen 1 0 % der Unfälle 2008 sind begründet durch U ngenügender Sicherheitsabstand: Fehlein- Fehleinschätzung des Gegenverkehrs. schätzung des eigenen Bremsvermögens so- Mehr als 55 % aller selbstverschuldeten wie falsche Dosierung der Bremsen bis zum Unfälle sind Alleinunfälle, was auf fehlende Überbrems-Sturz. Routine und Überschätzung der eigenen Fer- Selbstüberschätzung: das trügerische Gefühl tigkeiten zurückgeführt werden kann. der Sicherheit durch längere Fahrpraxis oder Bei 47 % aller Unfälle tragen die Motorradfah- eine bisherige Saison ohne gefährliche Situ- rer die Hauptschuld. ationen. V erbesserung der Fahr- A ufstellmöglichkeiten an E ntschärfen des Straßen- Die Gruppe der 25- bis 55-jährigen männli- Falsche Bewertung der eigenen körperlichen bahnoberfläche: Gefähr- besonders gefährlichen seitenraumes: Unterfahr- chen Motorradfahrer ist in mehr als 60% der Verfassung: Kondition und Konzentration dung der Motorradfahrer Kreuzungen und Einmün- schutz an Leitplanken Fälle betroffen. sind eng verknüpft. Fitness, Tagesform oder durch Schlaglöcher dungen Am meisten gefährdet sind Männer zwischen Abbau von Reserven werden oft falsch be- 35 und 55 Jahren (40 % der getöteten Biker). wertet und Leistungsgrenzen dadurch über- 71 % aller Unfälle zwischen Pkw und Motor- schritten. rad mit Personenschaden wurden von Auto- fahrern verursacht. Mehr Praxis, mehr Sicherheit In erster Linie waren hierfür „Vorfahrts- oder Vor- rangfehler“ sowie „Fehler beim Abbiegen, Wen- Fazit von Psychologen und Verkehrspädagogen: den, Ein- oder Anfahren“ verantwortlich. Immer „Eine realistische Selbsteinschätzung der ver- V ollflächige Erneuerung E insatz von flexiblen E ntschärfen des Straßen- wieder fehlt dabei der Blick für den Motorrad- unfallten Fahrer gibt es in den meisten Fällen der Fahrbahndecke – Pollern statt starrer seitenraumes am Kurven- fahrer. Trägt dieser die Verantwortung für sein nicht.“ Erst nach fünf- bis zehnjähriger Fahrpra- keine Flickenreparaturen Verkehrszeichen außenrand: Erdwall Fehlverhalten, sind es folgende Faktoren, die xis haben die „Biker“ so viel Erfahrung gesam- typischerweise zu einem Unfall führen: melt, dass das Unfallrisiko signifikant sinkt. F alsche Blickführung bei der Kurvenfahrt. Schräglage, die für den Kurvenradius zu ge- ring ist. Doppelte Mittel- eeinflussung der Fahr- B L eiteinrichtungen aus flex- markierung weise durch Beschilderung iblem Material – Flexipoller an besonders unübersicht- lichen Straßenabschnitten Getötete Motorradfahrer 2008 Alterverteilung der tödlich verunglückten Pkw und Motorradfahrer 2008 Auf Autobahnen: 40 (6 %) 55 und älter 35 bis unter 55 Innerorts: 165 (25 %) 21 bis unter 35 urchgezogene Mittel- D L eiteinrichtungen aus flex- markierung in Kurven iblem Material – Balisetten unter 21 Getötete Fahrer von Pkw Getötete Fahrer von Motorrädern Auf Landstraßen: 451 (69 %) 0 10 20 30 40 50 Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt Motorradunfälle nach der Ortslage, Unfälle unter Beteiligung von Motorzweirädern A nlage einer Rüttelstrecke vor unfallauffälligen Stellen 10 11
Geeignete Maßnahmen zur Mängelbeseitigung Sicherer Seitenraum: Erdwall Unterfahrschutz: System „Euskirchen“ Erdwälle können manchmal anstelle von Schutz- Pkw/Lkw-Verkehr festzustellen ist und der Eine technische Lösung (System „Euskirchen“) planken eingesetzt werden. Sie gewinnen an Kurvenverlauf unproblematisch wirkt. ist die Anbringung eines Unterfahrschutzes an Bedeutung, wenn keine Unfallauffälligkeit im bestehenden Schutzplanken. Das System kann aber dann angewendet werden, wenn die Ober- fläche keine hervorstehenden Konstruktionstei- le aufweist. Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass der Abstand zwischen Schutzplanke und Unterfahrschutz sowie zur Oberkante des Ban- ketts maximal 50 mm beträgt. Somit können die Konstruktionsteile für aufrecht anprallende Motorradfahrer abgeschirmt werden. Die Ein- richtung ist bei „Einfacher Schutzplanke“ und „Einfacher Distanzschutzplanke“ auch in der Nachrüstung möglich. V orher: Langgezogene Kurve mit Bäumen und Richtungs- nterfahrschutz: U tafeln auf Stahlpfosten als Hindernisse im Seitenraum System „Euskirchen Plus“ In Vorbereitung befindet sich das System „Eu- Kurvige Fahrbahn ohne Unterfahrschutz inderung des Unfallrisikos auf der kritischen M skirchen Plus“ mit einem Schutzüberzug aus Passage durch Aufschüttung eines Erdwalls im Seitenraum Lochblech, mit dem das Verletzungsrisiko durch einen Anprall im oberen Systembereich mini- miert werden kann. Wesentlicher Vorteil dieses Systems: Bestehende Schutzeinrichtungen kön- nen kostengünstig und mit geringem Monta- icherer Seitenraum: S geaufwand nachgerüstet werden. Banketthärtung/ Böschung Kosten für Unterfahrschutz Oftmals haben Landstraßentrassierungen (Stra- abgedrängt, kommt er meist im ausgefahrenen N achrüstung von bestehenden Schutz- ßenverlauf) in den Kurven keine Aufweitungen. Bankett zum Sturz. Mit einfachen baulichen planken mit Unterfahrschutz: ca. 30 € pro Dadurch geraten Lkw oftmals auf unbefestigte Mitteln lassen sich diese Bereiche durch den lfd. Meter. Bankette, die dann im Laufe der Zeit regelrecht Einbau von auf Magerbeton gebetteten Beton- B ei einer durchschnittlichen Kurve von ausgefräst werden. Wird ein Motorradfahrer in gittersteinen entschärfen. ca. 150 m Länge ist somit mit ca. der Kurve von einem entgegenkommenden Lkw 5.000 € zu rechnen. achher: Neue Schutzplanke mit Unterfahrschutz gegen N Anprall an Hindernisse und zum Schutz von Radfahrern und Fußgängern Diese relativ geringe Investitionssumme verhindert, dass ein gestürzter Motorrad- fahrer unter die Leitplanke schlittert oder gegen einen Schutzplankenpfosten prallt und dabei schwer verletzt oder gar getö- tet wird – von 30 € pro Meter Straße kann also ein Leben abhängen. Vorbildlich realisierte Projekte findet man bei- spielsweise am Würgauer Berg in Bayern (B22), auf der Schwarzwald-Hochstraße in Baden- Württemberg (B462) und im Pfälzer Wald in Rheinland-Pfalz (B48). Ein gehärtetes Straßenbankett zwischen Fahrbahn und Böschungsmulde schafft einen Puffer zu seitlichen Hindernissen eitenraum der kurvigen Strecke mit Unterfahrschutz an S Schutzplanken abgesichert mit System „Euskirchen Plus“ 12 13
Geeignete Maßnahmen zur Mängelbeseitigung lexible Seitenraumelemente: F icherung von Kreuzungen und S Flexipoller und Balisette Einmündungen Vorher: Kritische Zufahrt hinter einer Kurve achher: Anlegen einer Aufstellmöglichkeit für N Linksabbieger; Erkennbarkeit der Zufahrt durch ie Verletzungsgefahr an solchen Flexipollern geht D überhohe Leitpfosten verbessert Balisette-Versuchsstrecke auf Schwarzwald-Hochstraße gegen Null Bei Inseln an Kreuzungen und Einmündungen in Kurven sollten nach Möglichkeit starre Ver- kehrszeichen durch flexible Elemente ersetzt werden. Statt steiler Bordsteine empfehlen sich hier flache Aufwölbungen. Für Leiteinrichtungen sollten flexible Materiali- en (Kunststoffpoller) eingesetzt werden. Flexib- le Poller werden häufig verwendet, wenn keine Schutzplanken vorhanden sind, keine Unfallauf- fälligkeit im Pkw/Lkw-Verkehr festgestellt wer- den konnte – der Kurvenverlauf für Motorradfah- rer allerdings problematisch erscheint V orbildliche Aufstellmöglichkeit für Linksabbieger an einer kritischen Zufahrt ut gemeint, aber letztendlich schlecht umgesetzt: G Flexipoller haben sich bewährt und kosten wenig „rot-weiße Kurvenleittafeln“ sind hier überflüssig 160 cm Vorher: Fahrbahnteiler mit Verkehrszeichen auf achher: Entfernen der Verkehrszeichen und N Stahlpfosten Ersetzen durch flexible, rot-weiß-reflektierende Poller 75 cm ute Nachtsichtbarkeit garantiert: Retroreflektierende G Flexipoller Flexipoller Balisette 14 15
Geeignete Maßnahmen zur Mängelbeseitigung eschilderung schlecht erkennbarer B Deckenerneuerung und Markierung Kreuzungen und Einmündungen Kurvenbereiche sollten bei einer abschnittswei- sen Deckensanierung vordringlich behandelt werden. Dabei sind Griffigkeitswechsel (auch Fräsungen) in Kurven zu vermeiden, die Fahr- bahndecke muss zusammenhängend erneuert werden. V ollflächige Erneuerung und Deckensanierung zur Schaffung einer niveaugleichen Fahrbahnoberfläche Fahrbahnränder und Spurrillen müssen saniert werden, um Längsfugen in der Fahrlinie zu ver- esonders auffällige B chlecht erkennbare Zufahrten und Einmündungen können durch individuelle S Gestaltung (mit Leucht- Beschilderung frühzeitig vorangekündigt werden meiden. Diese sollten zeitnah beseitigt werden. gelbfolie) Bereiche mit häufig wechselnden Griffigkeiten müssen insbesondere in Kurven saniert und an die Querneigung angepasst werden. Sicherung von Hindernissen riffigkeitstest fiel mangelhaft aus – Deckensanierung G bereits nach acht Wochen durchgeführt Vorher: Bauwerk unmittelbar im Straßenseitenraum achher: Hindernis beseitigt und durch Herumzie- N hen der Schutzplanke mit Unterfahrschutz gesichert efährliche Deckenausbesserung ohne Rand- G ier wird am falschen Fleck gespart – gefährlich für H profilierung Motorradfahrer 16 17
Sicherheits-Checks für Motorradstrecken odellversuch „Rüttelstreifen“ (vor M Um die Motorradsicherheit zu erhöhen, emp- besonders unfallauffälligen Kurven) fiehlt der ADAC den Straßenbauverwaltungen Ablauf eines Sicherheits-Checks und Straßenbehörden Sicherheits-Checks (Au- für Motorradstrecken In Sonderfällen können Rüttelstreifen zur Durch- dits: sollen künftig „Bestandsaudits“ genannt setzung der verkehrssicheren Geschwindig- werden) von höher frequentierten Strecken GrafikSicherheitsanalyse fehlt Unfallanalyse, keiten in Betracht gezogen werden. Eingesetzt durchzuführen – und die daraus folgenden Knotenpunktgrundformen, werden dürfen sie allerdings nur auf der Gera- Maßnahmen zügig umzusetzen. Mit dem neuen Trassierung etc. den vor Kurven. Zudem muss ein ausreichender Ansatz „fehlerverzeihende Straße“ konnte im Sicherheitsabstand zum Bremsen vor der Kurve ADAC-Straßentest bereits vor zwei Jahren über- vorhanden sein. Um ein Umfahren zu verhin- zeugend dargestellt werden, welchen Beitrag die Durchführung dern, sind die Rüttelstreifen über die gesamte Straße zur Reduzierung der Unfallschwere leis- Maßnahmen Bestandsaudit Maßnahmenprogramm, Fahrbahnbreite anzubringen. In Deutschland ten kann. Befahrung, Begehung, Kostenschätzung, liegen hierzu positive Erfahrungen aus Modell- Mängelerfassung, Finanzplanung Dokumentation versuchen vor, die in Nordrhein-Westfalen (B514 bei Kalldorf) und im Pfälzer Wald (B48) realisiert M odellprojekt Euskirchen (Straßen NRW) wurden. Bewertung 4 Handlungsebenen Beginn Kurve -95,00 m -50,00 m 45,00 m 5,00 m 40,00 m 5,00 m 5,00 m 35,00 m –– Fehlender Unterfahrschutz – 30,00 m Vorhandener Unterfahrschutz 5,00 m Schlaglöcher 25,00 m a=1,5 cm 0,50 m 20,00 m Gute Akzeptanz durch Motorradfahrer 5,00 m 5,00 m 0,00 m A nkündigungstafel auf „Rüttelstreifen“ uer- bzw. Rüttelstreifen (ca. 1,5 cm hohe und 50 Q urch das Auftragen des Unfallgeschehens im D (Pfälzer Wald, B48) cm breite Asphaltstreifen!) reduzieren wirksam die Streckenverlauf über mehrere Jahre unter Berücksichti- Geschwindigkeit gung der getroffenen Maßnahmen ist deren Wirksam- keit abzulesen. 18 19
Erfolgskontrolle garantiert optimalen Nutzen Bewusstsein – mit Kampagnen sensibilisieren Um die Verkehrssicherheit auf einzelnen Stre- Ist eine spürbare Erhöhung der Verkehrssicher- Um eine Bewusstseinsänderung bei Motorrad- ckenabschnitten zu erhöhen und vor Ort die heit, insbesondere durch das Auftreten schwe- fahrern und Autofahrern zu erreichen, können beste Maßnahme zu realisieren, müssen Al- rer Unfallfolgen an betroffenen Streckenab- zusätzlich zu den in diesem „Leitfaden für die ternativen zielgerichtet bewertet werden. Er- schnitten, nicht festzustellen, sind im Einzelfall Praxis“ empfohlenen Maßnahmen auch speziel- fahrungsgemäß ist jedoch die Wirkung von durch eine vergleichende Analyse der Unfalldia- le Kampagnen zum Umdenken anregen und das Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrs- gramme des Vorher- bzw. Nachher-Zeitraums Problembewusstsein schärfen. Motorradfahrer sicherheit sehr unterschiedlich. Zuverlässige Veränderungen im Unfallgeschehen zu analysie- müssen ihr Können realistisch einschätzen, um Aussagen über die Wirksamkeit umgesetzter ren, um verbliebene Mängel in der Verkehrssi- sich besser zu schützen und Unfälle nach Mög- Maßnahmen erfordern eine regelmäßige Be- cherheit zu konkretisieren. lichkeit zu vermeiden. trachtung auftretender Motorradunfälle an den relevanten Streckenabschnitten im Zeitraum Ergänzende Maßnahmen (z. B. Verdichten icht zu unterschätzen: N nach der Einrichtung von Maßnahmen. von senkrechten Leitpfosten, Verlängerung der „Faktor Mensch“ von passiven Schutzeinrichtungen: Unterfahr- Dabei lässt sich eine konkrete Aussage über schutz) können sinnvoll sein, um eine nachhal- Außerdem sollten sie mögliche Fehler anderer Kulmbacher Motorradsternfahrt die Wirksamkeit erst nach einem Zeitraum tige Erhöhung der Verkehrssicherheit zu errei- Verkehrsteilnehmer einkalkulieren und z.B. nicht 2010 wird zum 10. Mal die Motorradsternfahrt von mindestens drei Jahren treffen. Mit Hilfe chen. immer auf ihre berechtigte Vorfahrt vertrauen. in Kulmbach stattfinden. Es wird ein attraktives der software-gestützten Unfallauswertung wird Schließlich tragen bei Kollisionen zwischen Pkw Programm für tausende von Motorradfahrern eine schnelle und effektive Auswertung im und Motorrad in 71 % der Fälle die Autofahrer und Zweirad-Fans aus ganz Europa geboten. Nachher-Zeitraum gewährleistet. die Hauptschuld. Bauliche Verbesserungen sind Durchgeführt wird die Sternfahrt in Zusammen- die eine Seite – der Faktor Mensch spielt bei arbeit mit dem Bayerischen Innenministerium, der Reduktion von Unfällen allerdings auch eine der oberfränkischen Polizei und dem Landes- gewichtige Rolle. verband Bayerischer Fahrlehrer e.V., dem ADAC Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen im Vorher-Nachher-Vergleich der Unfalltypenkarten Nordbayern sowie mit der Unterstützung der German Safety Tour Kulmbacher Brauerei. Der DVR, die Polizei und die Unfallforschung der Versicherer (UDV) mit Unterstützung der Fach- Kampagne „Schärft eure Sinne“ Zeitschriften „Tourenfahrer“ und „Motorradfah- Bereits seit dem Jahr 2006 ruft das Institut für rer“ haben die „German Safety Tour“ ins Leben Zweiradsicherheit e.V. (ifz) in Zusammenarbeit gerufen. Ziel der Kampagne ist es, die steigen- mit dem DVR zur Kampagne „Schärft eure Sinne! de Zahl der Motorradunfälle zu verringern. In Ko- Motorradfahrer werden leicht übersehen“ auf. operation mit dem Institut für Zweiradsicherheit (ifz) und der Zeitschrift „Motorrad“ wurde außer- ADAC-Motorrad-Pressetour „Motorrad fahren – dem eine Broschüre mit dem Titel „Motorrad- auf sicherer Straße“ fahren – gut und sicher“ entwickelt, die auch als Im Oktober 2009 veranstaltete der ADAC unter Beilage verteilt wurde. der Schirmherrschaft des Bayerischen Staats- ministers des Innern eine Pressetour in der Fränkischen Schweiz und präsentierte dabei Maßnahmen zur Entschärfung von Motorrad- strecken. eispielhaft sind in der Grafik die Ergebnisse aus dem Modellprojekt Euskirchen (Straßen NRW) eines Vorher-/Nachher- B Vergleiches über einen Zeitraum von fünf Jahren vor bzw. nach der Realisierung von Maßnahmen zusammengestellt. Es zeigte sich, dass die Schutzplankenpfostenummantelungen nicht wirksam waren. Deutlich wird der herausragende Beitrag des Unterfahrschutzes zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. Da aber selbst durch umfangreiche Maßnahmen- bündel nur sehr schwer eine unfallfreie Strecke erreicht werden kann, muss gerade auf die Verringerung der Unfall- schwere ein besonderes Augenmerk gelegt werden. 20 21
Sicherheits-Training für Wiedereinsteiger Fazit Als größter Anbieter offeriert der ADAC eine Mensch, Maschine & Straße 6 Punkte für mehr Sicherheit Vielzahl an verschiedenen Kursen für Motorrad- ADAC fahrer. Das ADAC Motorrad-Training wird bun- Motorrad Training Deutschland ist hinter Italien das Motorradland E xperten, Arbeitsgruppen und Politik für das desweit auf insgesamt 45 Trainingsanlagen in in Europa. Mehr als 6 Millionen motorisierte Thema sensibilisieren. verschiedenen Varianten angeboten. Die Kurse Kiel-Boksee Zweiräder sind bei uns zugelassen, davon 4,1 B ei den Verantwortlichen auf die Anwendung reichen von Einsteiger- und Wiedereinsteiger- Schleswig- Millionen Motorräder mit amtlichem Kennzei- des Merkblattes MVMot als Stand der Tech- Holstein Mecklenburg- Trainings über Basis- und Intensiv-Trainings bis chen und ca. 2 Millionen Kleinkrafträder und nik drängen. Aurich Vorpommern zu Perfektions-Trainings. Unter Anleitung von Hamburg Roller. Die Verpflichtung aller Beteiligten, an ei- U rsachen für Unfälle sowie Zahlen und Fak- Lüneburg Experten wird in abwechslungsreichen Übungen Bremen Bremen ner Verbesserung der Sicherheit zu arbeiten, ist ten analysieren und diskutieren. die Kurventechnik gelernt – oder wie auf unter- Brandenburg eine Aufgabe von gesellschaftlicher Bedeutung. M ängel an Fahrbahnen erkennen und be- schiedlichen Belägen und bei verschiedenen Niedersachsen Berlin-Tegel Und die Experten sind sich einig: Durch das ge- seitigen. Berlin Geschwindigkeiten effektiv gebremst und aus- Petershagen Hannover-Messe zielte Angehen der Faktoren „Mensch, Maschi- V erkehrsteilnehmer informieren und trainie- Braunschweig Berlin-Brandenburg/Linthe gewichen werden kann. ne und Straße“ können große Fortschritte in der ren. Nordrhein- Sachsen- Sonsbeck Westfalen Paderborn Anhalt Unfallprävention erzielt werden. Investitionen in S traßenbauliche und verkehrstechnische Maß- Auch der DVR bietet Kaarst Recklinghausen Leipzig-Halle die Straße in Form von verkehrstechnischen nahmen für mehr Sicherheit gezielt umsetzen. Rüthen Kassel ein breites Ange- Grevenbroich Olpe Frankenberg Maßnahmen bieten stets den Vorteil einer dau- Sachsen bot an Sicherheits- Weilerswist Hessen Nohra erhaften Wirkung (Stichwort: Nachhaltigkeit). Empfehlungen an die Entscheider: trainings. Wetzlar Fulda Thüringen Schleiz Sachsenring Laubach www.dvr.de/sht Koblenz Rhein-Main/Gründau Frankfurt Das Ziel: eine öffentliche Diskussion Beachten Sie die folgenden 10 Gebote: E ntschärfen des Kurvenaußenrandes durch Rheinland- Pfalz Bensheim Forchheim Für die Zukunft wird es wichtig sein, Straßen- Unterfahrschutz Saarland bauverwaltungen, Straßenbaumeister und Stra- Austauschen von Kurvenleittafeln durch fle- Saarbrücken Hockenheimring Kronau ßenplaner sowie die Unfallkommissionen für xible Poller Bayern Regensburg Baden-Baden die Notwendigkeit einer Beseitigung von Stra- Entschärfen von Hindernissen im Seiten- Stuttgart-Leonberg Landshut ßenschäden und einer Verbesserung des Stra- raum bzw. am Fahrbahnrand Baden- ßenseitenraums zu sensibilisieren. Gleichzeitig A nlegen einer Rüttelstrecke vor unfallauffäl- Württemberg Augsburg Simbach/Braunau (A) Zudem gibt es Spezialtrainings, z.B. von Frauen Breisach Balingen muss eine Diskussion in Politik und Fachöffent- ligen Stellen für Frauen, für Roller-, Enduro- oder Trial-Fahrer. Markdorf lichkeit entfacht werden. Die Forderungen von V erbessern der Fahrbahnoberfläche Kempten Saalfelden (A) Experten müssen außerdem an behördliche Ent- V ollflächiges Erneuern der Fahrbahndecke Seit dem Start der Motorrad-Trainings 1979 ha- scheidungsträger herangetragen werden. Nur so A nlegen eines Erdwalls statt einer Schutz- ben mehr als 250.000 Fahrerinnen und Fahrer kann die Finanzierung notwendiger Maßnahmen planke an einem ADAC-Kurs teilgenommen. nachhaltig gesichert werden. A nbringen von Leitprofilen an Schutzplanken A ufbringen einer Mittelmarkierung als „Dop- ADAC-Fahrsicherheitstrainings pellinie“ Informationen und Buchung S chaffen von Aufstellmöglichkeiten an ge- unter Tel. 0 180 5 12 10 12* fährlichen Zufahrten unter www.adac.de/fahrsicherheitstrainings oder in allen ADAC-Geschäftsstellen *14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz; max. 42 Cent/Min. aus Mobilfunknetzen Mensch M as ch ße ine S tra 22 23
Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC) Ressort Verkehr Am Westpark 8 81373 München Tel: (089) 76 76 62 71 Fax: (089) 76 76 45 67 E-Mail: verkehr.team@adac.de Internet: www.adac.de/verkehrs-experten/ Deutscher Verkehrssicherheitsrat Beueler Bahnhofsplatz 16 53225 Bonn E-Mail: info@dvr.de Internet: www.dvr.de Biker Union e.V. Fuchstanzweg 19 65760 Eschborn E-Mail: hauptverwaltung@bikerunion.de Internet: www.bikerunion.de Die Grundlage für die gemeinsame Arbeit von Straßenbaubehörden, Stra- Bundesverband der Motorradfahrer ßenverkehrsbehörden und Verkehrspoli- In den 14 Morgen 9 zei ist das MVMot 2007 der FGSV. Das 55257 Budenheim Merkblatt gilt als Stand der Technik und Tel: (061 39) 29 32 09 ist in einigen Bundesländern als Verwal- Fax: (061 39) 29 32 10 tungsanweisung eingeführt. E-Mail: geschaeftsstelle@bvdm.de Internet: www.bvdm.de Institut für Zweiradsicherheit Gladbecker Straße 425 45329 Essen Tel: (02 01) 83 53 9 – 0 E-Mail: info@ifz.de Internet: www.ifz.de Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen online im Internet: www.fgsv.de 2831842/04.10/25’
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