Museen der Region - Ein Blick hinter die Kulissen des Museums zu Allerheiligen Stimmrecht für Frauen: ein Kampf über Jahrzehnte - Museumsverein ...
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Sonderpublikation Herbst 2020 Museen der Region Ein Blick hinter Stimmrecht Gebäckmodel: die Kulissen für Frauen: ein Liebe geht des Museums Kampf über nicht nur durch zu Allerheiligen Jahrzehnte den Magen Seite 5 Seite 11 Seite 12
2 MUSEEN DER REGION 29. September 2020 Mitglieder des Museumsvereins Schaffhausen haben unter anderem kostenlosen Eintritt in das Museum zu Allerheiligen und in das Museum im Zeughaus. Bild: Marcel Tresch Museumsverein Schaffhausen 0: TION 202 G L IEDER-AK REIS Mitgliedschaft bietet viele Vorteile NE U M IT E N P H A LB S E R S T E JAHR ZUM DA Profitieren Sie, geschätzte • Freier Eintritt an den Museums- • Zahlreiche Tipps zu interessanten Partner im selben Haushalt, zwei Leserin, geschätzter Leser, von tagen des Museums im Zeughaus Ausstellungen in der Region, in Ausweise): 100 Franken in Schaffhausen und Neuhausen der Schweiz und auch international • Jugendmitglied (bis 25 Jahre): unserer Neumitglieder-Aktion • Vereinseigene Vortragsveranstal- • Sonderpreise bei Neuerscheinun- 20 Franken und werden Sie Mitglied beim tungen und freier Eintritt zu den gen, die der Museumsverein ge- • Kollektivmitglied (juristische Museumsverein Schaffhausen. Vortragsveranstaltungen des Muse- sponsert hat Personen und öffentliche Institu- ums zu Allerheiligen • Jährliche Mitgliederversammlung tionen): 100 Franken Schaffhausen. Treten Sie dem Muse- • Mehrere ein- und mehrtägige • Unter museumsverein-sh.ch stehen umsverein Scha˜ ausen bei. Die Mit- Exkursionen pro Jahr zu interes- für Sie Infos und Links zu über Mit einer Mitgliedschaft leisten Sie gliedschaft bringt vielfältigen Nutzen: santen Ausstellungen und Aus- 100 regionalen Museen bereit einen wichtigen Beitrag ans kulturel- • Unbeschränkter freier Eintritt in ug ielen le Leben in der Region und nehmen die Sammlungen und Ausstellun- • Persönliche Einladung zu Vernis- Mitgliederbeiträge an den Veranstaltungen des Museums- gen des Museums zu Allerheiligen sagen und Veranstaltungen, die Sie • Einzelmitglied: 70 Franken vereins aktiv teil. Sie ist auch eine gute in Schaffhausen persönlich interessieren werden • Partnermitglied (für Ehepaare und Geschenkidee. (mvsh.) Anmeldetalon Museumsverein Schaffhausen Bitte senden Sie Ihren Anmelde- talon vollständig ausgefüllt per Post an: ☐ Einzelmitglied ☐ Partnermitglied ☐ Jugendmitglied ☐ Kollektivmitglied Museumsverein Schaffhausen Postfach 171 8201 Schaffhausen Name: Vorname: (Allfällige Fragen bitte an die Strasse: PLZ / Ort: Vereinssekretärin Brigitte Pfister, bi.pfister@bluewin.ch) Telefon: E-Mail: Bei Partnermitgliedschaft bitte zusätzliche Angaben zur Partnerin / zum Partner im selben Haushalt; bei Kollektivmitgliedern bitte den Namen der Firma oder der Institution angeben. Name: Vorname: Datum: Unterschrift:
29. September 2020 MUSEEN DER REGION 3 GRUSSWORT DES MUSEUMSVEREINS GRUSSWORT DES REGIONALEN NATURPARKS Andreas Hans Rudolf Schiendorfer Meier Präsident Präsident Regionaler Museumsverein Schaffhausen Naturpark Schaffhausen 2020 ist auch ein annus jubilaeus Brücke zwischen einst und heute «I st es möglich, im Jahr 2020 ein Grusswort zu schreiben, ohne das Wort des Jahres – für viele wohl Jahr 1045 dem Grafen Eberhard von Nellenburg das Recht verliehen, in Schaffhausen eine eigene Münze zu A ls die Idee eines Regionalen Naturparks in Schaffhausen vor rund zehn Jahren aufk m, wurden wir gemeinsam mit der kantonalen Denkmalpfle e, dem Heimatschutz und weiteren Fachpersonen umsetzen, das Unwort des Jahres – zu erwähnen? führen. Wir befi den uns im Jubilä- verschiedentlich Befürchtungen ge- werden die Ortsgeschichte und das In- Man könnte vielleicht den Blick auf die umsjahr. Nur selten wird der Urkun- äussert, dass die Gemeinden im Na- ventar der schützenswerten Bauten so diesjährigen Kulturhauptstädte Euro- dentext genau angeschaut. Der König turpark nicht zu einem Ballenberg aufbe eitet, dass es einfach verständ- pas richten. Mit Galway kam zum drit- handelte nämlich «aus Liebe zu der verkommen dürften und dass man lich und damit auch für breite Bevöl- ten Mal nach Dublin (1991) und Cork Königin Agnes, unserer geliebten Gat- sich nicht als Ausstellungsobjekt wie kerungskreise interessanter wird. Wer (2005) eine irische Stadt zum Zuge. Ir- tin, und auf ihre Bitte hin.» Mit ande- in einem Museum betrachten lassen hat hier früher gewohnt? Weshalb land scheint eine kulturelle Hochburg ren Worten: Ohne eine starke Frau im wolle und Handwerker mit Techni- sieht dieses Haus so speziell aus? Was zu sein. Der Museumsverein kann dies Hintergrund des Königs wäre die Ge- ken aus längst vergangenen Zeiten ih- hat es für eine Bedeutung im Dorf? nur bestätigen. 2019 war Irland für un- schichte Schaffhausens möglicherweise rer Tätigkeit nachkommen müssten. Wir vom Naturpark freuen uns seren Verein fast permanent ein attrak- völlig anders verlaufen. Wie sich nun zeigt, haben sich diese sehr, diese Brücke zwischen gestern tives Thema. Wir besuchten die neue Deshalb beschloss der Museums- Befürchtungen nicht bewahrheitet, und heute mitgestalten zu können, Dauerausstellung im Gewölbekeller der verein Schaffhausen, die mit dem Mu- und die entsprechenden Argumente denn die im Verhältnis überaus zahl- Stifts ibliothek und wandelten in Ir- seum zu Allerheiligen geplante Trilogie sind verstummt. Der Regionale Na- reichen Ortsbilder von nationaler land auf den Spuren des frühen Chris- «Frauen über Frauen» im Schaffhauser turpark Schaffhausen lebt, und die Bedeutung zeichnen unsere Region tentums, in Glendalough oder auf Jubiläumsjahr auszubauen und damit Beschäftigungsstruktur hat sich kaum aus. Gleichzeitig liegt es dem Natur- Skellig Michael beispielsweise. die Leistungen der Frauen auf verschie- hin zu alten Handwerken verlagert. park aber fern, in der Vergangenheit Die andere Kulturhauptstadt ist denen Ebenen sichtbar zu machen und Im Gegenteil: Man ist innovativ und zu verharren und lediglich das Alte zu Rijeka. Die zahlreichen bei uns leben- zu würdigen, nicht zuletzt unter der versucht Neues. Und trotzdem bleibt bewahren. Dem Regionalen Natur- den Kroatinnen und Kroaten stellen auf der Webseite frauen.sh. Die zusätz- die Vergangenheit für den Regionalen park Schaffhausen ist es ein Anliegen, eine kulturelle Bereicherung für uns lich entstandenen Herausforderungen Naturpark Schaffhausen ein wichti- innovative Ideen aus den Bereichen dar. Und mit der früheren kroatischen sind passend: Die Anerkennung der ges Thema. So ist die «Sensibilisierung Wirtschaft, kologie und Gesellschaft Hauptstadt Varaždin pflegt chaffhau- Frauen muss nach wie vor Schritt für für die Belange von Natur und Kultur zu fördern, Fortschritt und Verän- sen seit 2019 eine Städtepartnerschaft Schritt errungen werden. Deshalb hat – insbesondere der regionalen Tra- derungen zuzulassen und damit un- 2020 hätte diese im Rahmen der erst- es uns gefreut, dass sich eine Gruppe ditionen und Charakteristiken – als sere äusserst lebenswerte Region in maligen EU-Präsidentschaft roatiens junger Schaffhauserinnen zusammen- tragende Basis für Wirtschaft u d Ge- Schwung zu halten, damit sie lebendig und des Schaffhauser Stadtjubiläums getan hat, um das Jubiläum 50 Jahre sellschaft» ei es der Ziele. So wollen und für alle attraktiv bleibt. Angelehnt vertieft erden können. Doch be- Frauenstimmrecht zu feiern (beachten wir die Geschichte und die damit zu- an ein Gedicht von Hilde Domin kanntlich musste auch Schaffusia ver- Sie bitte die Seite 11). Darüber hinaus sammenhängende Kultur zum Thema liesse sich das wohl am besten folgen- schoben werden. plant der Museumsverein ein spezifi- machen und die regionalen Besonder- dermassen zusammenfassen: «Man Was niemand zu realisieren schien: sches Stadt-Schaffhausen-Jubiläums- heiten aufzeigen. muss weitergehen können / Und doch An den historischen Fakten änderte projekt. Es soll zu gegebener Zeit – und Im aktuell laufenden Projekt «Un- sein wie ein Baum / Als bliebe die sich dadurch nichts! Vor 975 Jahren darum nicht in dieser Beilage – vorge- ser Kulturerbe – Baukultur im Regi- Wurzel im Boden / Als zöge die Land- hat König Heinrich III. am 10. Juli im stellt werden. onalen Naturpark Schaffhausen», das schaft u d wir stünden fest.» NATURPARK-WIRT: Regionaler Genuss nach dem Museums- besuch - Schaffhausen mit allen Sinnen entdecken! www.naturpark-schaffhausen.ch/wirt
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29. September 2020 MUSEEN DER REGION 5 Von der Restaurierung von Kunstwerken bis hin zur Erhaltung von Objekten Ein Blick hinter die Kulissen des Museums Um den Erhalt der Ausstel- lungsstücke im Museum kümmern sich die Restaurato- rinnen und Restauratoren. Sie brauchen viel Geduld. Yves Keller Schaffhausen. Vom Innenhof des Museums zu Allerheiligen dringen la- chende und aufbrausende Kinderstim- men durch die offenen Museumstüren. In Schulklassen werden sie später durchs Museum gehen und hie und da gebeten, die Ausstellungsstücke nicht anzufassen. Drinnen sitzen an einem runden Bistrotisch Betty Sacher, die Abteilungsleiterin Sammlungen, und die Objektrestauratorin Ursula Satt- ler. Beide kommen ins Schwärmen, wenn sie von ihrem Beruf sprechen, In den Kunstdepots der Sammlung des Museums herrscht eine Temperatur von 18 Grad. Bilder: Yves Keller der vielseitiger ist, als man anneh- men mag – und doch eine unerwarte- dieses Fellstück sofort und froren es Betty Sacher: «Grob geschätzt, sind 80 bar sind. Ausstellungsstücke aus Silber te Hauptaufgabe hat: die Reinigung. ein, um die Motten abzutöten.» bis 90 Prozent der Ausstellungsobjekte zum Beispiel sind in braune Hüllen im Depot untergebracht. Das ist auch verpackt, um sie vor Luft chadstoffen Putzen, putzen, putzen Versteckt und temperiert die Aufgabe des Museums, wertvol- zu schützen. Neben der klassischen Restaurie- Tief unten in den verwinkelten Kel- le Gegenstände zu sammeln und zu rung von in Mitleidenschaft gezoge- lerräumen des Museums zu Allerheili- erhalten.» Der Raum ist temperiert. Sehr viel Geduld gefragt nen Kunstwerken steht im Museum gen liegt eines der Depots für die un- 18 Grad, 50 Prozent Luftfeuchtigkeit. Im ersten Stock des Museumsge- vor allem die möglichst gute Erhaltung zähligen Kunstobjekte, die nicht in den Auf fahrbaren Gestellen sind akribisch bäudes befi det sich das Konservie- der Objekte im Zentrum. Und das be- Ausstellungen gezeigt werden. Und sortiert Gemälde und Kunstschätze rungslabor. Hier, führt Ursula Sattler deute unter anderem oft den Griff zum das sei die grosse Mehrheit, bestätigt aufb wahrt, wobei viele nicht sicht- aus, könnten sie praktisch alle Materi- Staubwedel, sagt Betty Sacher: «Wir alien restaurieren. «Es gibt nichts, was reinigen alle Objekte schon bevor sie wir nicht haben. Das heisst, ich muss ins Depot kommen. Und auch in den im Atelier auf alle möglichen Mate- Depots haben wir ein regelmässiges rialien vorbereitet sein. Papier, Glas, Reinigungsprogramm mit Staubwi- Keramik, alles, was Sie sich vorstellen schen und Staubsaugen. Weil der Staub können.» Darauf öffnet sie eine grosse verschiedene Partikel binden und sich Box, in der ein Gemälde von Lucas mit der Zeit in die Oberfläche fressen Cranach dem Älteren liegt, und fährt und so Schäden am Objekt verursa- fort: «Für die neuen Retuschen dieses chen kann, ist die Reinigung ein wich- Gemäldes arbeitet die Gemälderes- tiger Teil unserer Aufgabe.» Nach einer tauratorin unter dem Mikroskop und kurzen Pause fügt sie schmunzelnd schafft so pro Tag etwa zwei Quadrat- und leicht überrascht, als ob sie das zentimeter.» Die stundenlange Arbeit jetzt gerade herausgefunden hätte, an: beginnt aber schon bevor am Kunst- «Wir putzen eigentlich überhaupt sehr werk Hand angelegt wird. «Das ist wie viel!» Ein Feind des Museums sind beim Menschen. Zuerst untersucht auch verschiedene Insekten. Deshalb der Arzt den Gesundheitszustand stellten sie immer wieder Insektenfal- und schaut, was fehlt, bevor er mit der len auf, um zu analysieren, wie gross Operation beginnt.» Auf die darauf- das Problem sei, erklärt Ursula Sattler. folgende Frage, ob sie sehr geduldige Im Museum Stemmler hätten sie ein- Menschen seien, lachen Ursula Sattler greifen müssen: «Da hatten wir einmal und Betty Sacher herzlich und Ursula Motten und konnten diese anhand von Sattler fügt an: «Ich würde sogar sa- Insektenfallen auf einem Murmeltier- gen ‹pedantisch›. Wir verrichten hier fell lokalisieren. Wir isolierten dann Betty Sacher (l.) und Ursula Sattler begutachten ein Objekt für die Restaurierung. wahre Detektivarbeit.»
6 MUSEEN DER REGION 29. September 2020 Die Schweiz im Miniaturformat 4400 Jahre alt Eine Perle Neuhausen. Eine kleine Perle direkt am Rheinfall ist die Miniaturwelt von und Erstaunen bei den Besucherinnen und Besuchern. Die beiden Welten von Frauenfeld. Das Museum für Archäo- Schaffhausen. Das Museum im Zeug- Smilestones in Neuhausen. Hier gibt es Smilestones – vom Säntis zum Rheinfall logie Thurgau liegt in der Altstadt von haus offeriert eine ganze Kette von wun- für Jung und Alt ganz viele Werte und und Alpenpanorama Eigernordwand – Frauenfeld. Es entführt Jung und Alt derschönen und attraktiven Perlen, in- Sehenswürdigkeiten der Schweiz im Mi- bilden eine ganz besondere Perle direkt auf eine spannende Reise in die Zeit der dem es in den historischen Gebäuden des niaturformat 1:87 zu bestaunen. Viele am grössten Wasserfall Europas. Pfahlbauer, Kelten und Römer. Höhe- Kantonalen Zeughauses in Schaffhausen lustige und originelle Szenen mit ganz punkte sind neben einem 4400-jährigen und im Museum am Rheinfall auf dem vielen Details sorgen für Überraschung smilestones.ch Goldbecher die organischen Funde, die SIG-Areal sechs Ausstellungen und drei sich im feuchten Boden erhalten haben. Schaudepots historischer Sammlungen Darunter sind römische Weinfässer präsentiert. Es zeigt ausserdem die tech- und eine 2000 Jahre alte Panfl te. Der nische Entwicklung der Ausrüstung und Eintritt ist frei. Das gesparte Geld kann Bewaffnung der Schweizer Armee im dafür nach der Besichtigung im Muse- 19. und 20. Jahrhundert und vermittelt ums-Shop ausgegeben werden. Infos Wissen sowie historische Zusammen- zum Rahmenprogramm mit Führun- hänge zur militärischen, politischen und gen, Exkursionen und Kindernachmit- sozialen Entwicklung der Schweiz und tagen unter nachstehender Adresse. ihrer Armee. archaeologie.tg.ch museumimzeughaus.ch Frauen erobern die Kunst Warth-Weiningen. Das Kunstmuseum sionellen Ausbildungen in europäischen in der Kartause Ittingen ist die bedeu- Kunstmetropolen, sie behaupteten sich tendste Institution für bildende Kunst auch erfolgreich in der damaligen Aus- im Thurgau. Die Ausstellung «Thurgau- stellungsszene. In der Zwischenkriegs- er Köpfe – Frauen erobern die Kunst» zeit fi den sich auch viele Fotografin en. skizziert, wie sich die Möglichkeiten Leben und Werk von Martha Gubler für Künstlerinnen zwischen 1880 und (1902–2005), Saskia Egloff (1902–1994) 1980 verändert haben. Modellhaft wird oder Susi Iff- olb (*1932 in Schaffhau- aufgezeigt, wie sich Frauen zunehmend sen) zeigen dabei exemplarisch auf, wie und auf vielfältige Weise ihre Position im breit das Feld der Fotografie sein konnte. Entdecken Sie Giuseppe Valadier kulturellen Leben in der Ostschweiz und über deren Grenzen hinaus erkämpft ha- Erst die Generation der nach dem Zwei- ten Weltkrieg tätigen Künstlerinnen, Schlatt / Altparadies. Durch Werke aus ihre Inhalte auszeichnen. Eines dieser ben. Während der sogenannten Grün- zu denen etwa Eva Wipf (1929–1978), 750 Jahren bietet die Eisenbibliothek Exponate ist die faszinierende Beschrei- derzeit konnten nur Töchter aus der bür- Inge Schön (1916–1995) oder Charlotte der Georg Fischer AG sehr spannende bung des Glockengusses für den Peters- gerlichen Oberschicht als Künstlerinnen Kluge-Fülscher (1929–1998) gehörten, Einblicke in die Geschichte der Werk- dom in Rom von Giuseppe Valadier. tätig werden, und meist waren solche erreichten formell einen gleichberech- stoffe und Technik. Neben alten und sel- Das 1786 erschienene Buch mit präzisen Aktivitäten unbelastet von kommerzi- tigten Stand mit den männlichen Kolle- tenen Büchern zeigt sie eindrucksvolle handschriftlichen Beschreibungen und ellem Erfolgsstreben. Eine Generation gen. Die Ausstellung im Kunstmuseum Handschriften von vielen bedeutenden exquisiten Illustrationen ist ein Unikat. später fanden Künstlerinnen wie Helen Thurgau dauert bis zum 18. Oktober. Persönlichkeiten der Technik, die sich Dahm (1878–1968) oder Martha Haffter sowohl durch ihre Gestaltung als auch eisenbibliothek.ch (1873–1951) nicht nur Wege zu profes- kunstmuseum.ch
29. September 2020 MUSEEN DER REGION 7 Das Dorf Gailingen gehörte einst zu den grössten jüdischen Gemeinden in der Region Auf den Spuren der jüdischen Geschichte Das jüdische Museum und der Friedhof in Gailingen zeigen, wie das Zusammenleben von Religionen sowohl gelingen als auch scheitern konnte. Lara Gansser Gailingen. «Die Geschichten des Ju- dentums lösen oft Betroffenheit und Fassungslosigkeit aus», erzählt Sarah Schwab, wissenschaftliche Mitarbeite- rin beim Verein für Jüdische Geschich- te. «Durch Rassismus und Antisemi- tismus ist heute nichts mehr übrig von dem friedlichen Zusammenleben, das hier einst herrschte.» Alltagsleben und Religionspraxis Seit 13 Jahren kümmert sich Joa- chim Klose ehrenamtlich um das jüdi- sche Museum in Gailingen, neu wird er Die Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Gailingen bleiben auch nach Jahren unverändert. Bilder: Lara Gansser von Sarah Schwab unterstützt. «Mich hat jüdische Geschichte schon immer teil. «Der Friedhof hat einen hohen his- an», erklärt Joachim Klose. Bis heute daraufhin die tragische Wende: Juden interessiert», so Joachim Klose, der we- torischen Wert», so Sarah Schwab. Die ist nicht bekannt, woher diese Familien erhielten Berufsverbote, durften keine sentlich am Aufb u des Museums be- Gräber im Judentum dürfen weder ver- stammen, weshalb sie sich ausgerech- Arier mehr heiraten, Wohnungen wur- teiligt war. Das jüdische Museum ist in ändert noch aufgelöst werden. «Dafür net in Gailingen ansiedelten und war- den beschädigt oder gar entzogen. 1940 sieben Themenräume, welche sich auf darf man sich theoretisch auch heute um die jüdische Gemeinde gerade hier waren die letzten verbliebenen Juden zwei Schwerpunkte fokussieren, geglie- noch hier bestatten lassen», erzählt Jo- zu einer der grössten im süddeutschen aus Gailingen deportiert worden. dert: Religionspraxis vor Ort sowie All- achim Klose. Gailingen hatte sehr früh Raum heranwuchs. Während Joachim Viele jüdische Nachkommen fragen tagsleben und politisches Leben in der die Erlaubnis für eine eigene Begräb- Klose denkt, die Gemeinde sei auf- sich heute, woher sie eigentlich kom- Gemeinde. Während sich ein Raum nisstätte. Das älteste noch vorhandene grund der Grenznähe und dem dicht men. Der Friedhof dient als Bezugs- der Assimilation, dem Weg zur Gleich- Grab stammt aus dem Jahr 1657. bewaldeten Rauhenberg bei Gailingen punkt und bietet den Nachfahren die stellung der Juden, widmet, befi den besonders geschützt gewesen, tendiert Möglichkeit, mehr über die Geschichte sich im nächsten Bekenntnisse zur Ju- Vieles auch heute unbekannt die wissenschaftliche Mitarbeiterin ihrer Familie zu erfahren. Die Besuche- denverfolgung. Eine Besonderheit ist Wie kamen die Juden überhaupt dazu, dass die Juden von den kompli- rinnen und Besucher lernen im Muse- das Ritualbad Mikwe. in das süddeutsche Dorf nahe der zierten Herrschafts erhältnissen im um sowie auf dem Friedhof viel über Mit etwa 1200 bis 1300 Gräbern ist Schweizer Grenze? «Kurz nach dem 18. Jahrhundert profitierten. Gailingen die Religion und die Geschichte des der Friedhof in Gailingen auch heute Dreissigjährigen Krieg siedelten sich gehörte damals zu Randegg und damit Judentums sowie die Verfl chtung mit noch der grösste im badischen Landes- fünf Familienverbände in Gailingen zur österreichischen Oberherrschaft der Schweiz. Jedes Jahr vor dem Neu- die schnell die nötigen Schutzbriefe jahrsfest der Juden fi det auf dem jüdi- ausgestellt und mehrmals erneuert hat. schen Friedhof eine Gedenkfeier statt. Mehr über die Geschichte erfahren Friedhof und Museum besuchen «Generell wissen wir über die An- Sehr beeindruckend ist die Flo- fänge des Judentums in Gailingen ra auf dem Friedhofsgelände. «Er ist wenig», so Sarah Schwab. Ab dem sozusagen ein kleines Naturbiotop», 19. Jahrhundert bestand die Bevöl- schwärmt Sarah Schwab. Mit den Jah- kerung des Dorfs zu etwa 60 Prozent ren haben sich viele seltene Pflanzen- aus Juden, darunter vielen Händlern arten, darunter grosse Orchideen, aber und Kaufle ten. Besonders die jüdi- auch Insekten angesiedelt. schen Ärzte waren in der Region hoch Um den Friedhof zu besichtigen, anerkannt. Im Jahr 1862 wurden die kann der Schlüssel bei der Gemein- Juden endlich den Christen rechtlich de oder dem Verein für Jüdische Ge- gleichgestellt. Mit dem Nationalsozi- schichte bezogen werden. Zudem bie- alismus und den damit verbundenen tet der Verein Gruppenführungen im Der jüdische Friedhof kann auf Anfrage besichtigt werden. systemischen Einschränkungen folgte Museum sowie auf dem Friedhof an.
8 MUSEEN DER REGION 29. September 2020 Thermenmuseum Schleitheim-Iuliomagus 2000-jährige, faszinierende Bäderkultur der Römer Mosers Wirken Bade-Eleganz Neuhausen. Das kleine Wohnmuseum Schleitheim. Es war der Blickfang im Täglich geöffnet. Mai – September: 8:00 – 20:00 Uhr, Oktober – April: 8:00 – 17:00 Uhr Zum Salzbrunnen, 8226 Schleitheim www.pro-iuliomago.ch vermittelt Eindrücke vom Leben und Heissbad der römischen Badeanlage bei Wirken Heinrich Mosers (1805–1874) Schleitheim vor ungefähr 2000°Jahren. und seines Sohnes Henri (1844–1923). Gut sichtbar stand das ein Meter hohe Mit historischen Details angereicherte Bleibecken im Zentrum der halbrun- Szenen führen mitten hinein ins Moser- den Apsis und diente den Badegästen Museum für Archäologie sche Familienleben und zu den Wirk- als Brunnen zur Erfrischung. Die mit stätten von Vater und Sohn in Russland, Jagdszenen und Weinranken äusserst den Regionen Zentralasiens sowie der kunstvoll verzierte Wanne war zweifel- Schweizer Heimat. Das Familienzimmer los das Werk von Spezialisten, die eigens zeigt Heinrich Moser als Ehemann, Va- für diesen Au˛ rag herangezogen wor- ter und Bauherr des grossen Familiensit- den waren. O˝ ensichtlich hatten die Er- zes Charlottenfels. ˜ ematisiert werden bauer das nötige Kleingeld, um sich ein auch der unerwartete Tod der Ehefrau solch exquisites Stück leisten zu können. Freie Strasse 24 und Mutter Charlotte im Jahre 1850 so- Trotz seiner Eleganz musste das Bleibe- CH-8500 Frauenfeld Öffnungszeiten: wie die Ehe- und Vaterfreuden, die Mo- cken später jedoch einem grösseren Ba- Di - Fr: 14:00 - 17:00 Uhr ser als Mittsechziger nochmals erlebte. debecken weichen. Sa - So: 13:00 - 17:00 Uhr charlottenf els- museum.ch p ro- iuliomago.ch Thurgauer Köpfe Frauen erobern die Kunst L e t z te Tage ! Kunstmuseum Thurgau Kartause Ittingen Bis 18. Oktober 2020 museenthurgau.ch Medienpartner
29. September 2020 MUSEEN DER REGION 9 Die Ziele des Museumsvereins Schaffhausen «Wir sind alles – ausser verstaubt» Schaffhausen. Dass der Museums- verein Schaffhausen jedes Jahr 50 bis 80 neue Mitglieder für sich gewinnen kann, kommt nicht von ungefähr: Ohne das Gründungsziel «Unterstützung des Museums zu Allerheiligen und der Schaffhauser Museumslandschaft» aus dem Blick zu verlieren, bemüht sich der Vorstand, den Mitgliedern ein viel- fältiges Programm und unvergessliche Kulturerlebnisse zu bieten. Im Zentrum stehen einerseits die Ausstellungen und Veranstaltungen im Museum zu Aller- heiligen und anderseits die Exkursio- nen und Kulturreisen mit Vorstandsmit- glied Peter Jezler. Daneben hat es Platz für Spezialanlässe und thematische Schwerpunkte wie «Frauen über Frau- en». Nach einer Reorganisation will der Museumsverein (noch) attraktiver für Familien und Jugendliche werden. Wir schaffen das. Gemeinsam. (mvsh.) Juni 2019: Mit Peter und Elke Jezler auf den Spuren des frühen Mönchtums in Glendalough (Irland). Bilder: mvsh. Führung von Céline Berner über Frauen in der Kunst. Kultur und Natur Griechenlands mit Babis Bistolas. Felix Graf liest aus «Die Launen des Windes». Frauen in der Technik in der Eisenbibliothek.
Sonderbeilage «Museumsverein Schaffhausen» 10 MUSEEN DER REGION Inserat 29. September 2020 Randenstrasse 34, 8200 Schaffhausen Entwicklung Das Museum im Zeughaus präsentiert regelmässig Von der Ausstellungen zu historischen und aktuellen Themen. Entwicklung, der Blister-Reinraumprodukti- on und der Siegel-Technologie bis zu umfassenden Leistungen im Verpackungsservice: Standardblister Alles aus einer Hand! «Bomben auf Schaffhausen» am 1. April 1944 Medizinalblister Siegeldeckel Der Systemlieferant für Medizinal-Verpackungen MEDIPACK AG l Mühlentalstrasse 184 – 188 l 8200 Schaffhausen Tel. +41 (0)52 630 36 36 l info@medipack.ch l www.medipack.ch Lohnverpacken Heiss-Siegelmaschinen «Coronakrise 2020» Geöffnet jeden Dienstag und jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr. Führungen sind jederzeit möglich. PETG Folienextrusion QS System nach ISO 13485:2016 www.museumimzeughaus.ch Jüdisches Museum Gailingen Gailingen am Hochrhein war über Jahrhunderte die Heimat einer der größten jüdischen Land- gemeinden im süddeutschen Raum. Das Museum dokumentiert mit zahlreichen authentischen Exponaten die Lebenswelt der Juden in Gailingen sowie in den weiteren jüdischen Gemeinden IMPRESSUM Sonderbeilage im Hegau, Randegg, Wangen und Worblingen. Das Museum zeigt, wie das Zusammenleben verschiedener Religionen in einem kleinen Ort «Museen der Region» Ausgabe 40, 29. September 2020 sowohl gelingen als auch scheitern konnte. Von der Geschichte der Gailinger Synagoge und der gelebten Religiosität, über das Alltagsleben mit Vereinen, Arbeit und Festen bis zur Verfolgung Objektleitung: Sandra Gurtner und Deportation während des Nationalsozialismus wird thematisch ein weiter Bogen gespannt. Artikel / Inhalt: Marcel Tresch, Nathalie Homberger, Lara Gansser, Yves Keller Besucher/-innen können das «jüdische Gailingen» räumlich erfah- ren: Das Museum befindet sich im ehemaligen jüdischen Schul- Frontseite: Johann Jakob Rüeger, Schaffhauser Chronist (Bild: Marcel Tresch) und Gemeindehaus, das auch ein Ritualbad beherbergt. Am Ort befindet sich auch ein jüdischer Friedhof. Produktion: Mirjam Held Jüdisches Museum Gailingen Anzeigenverkauf: Francesco Berenati, Sandra Gurtner Ramsener Straße 12, D-78262 Gailingen, www.jm-gailingen.de Öffnungszeiten: montags bis freitags, sowie sonntags 9 bis 16 Uhr Kontakt: Verlag Bock AG Wiesengasse 20 8222 Beringen Audioguides in Deutsch, Englisch und Hebräisch 052 632 30 30 info@bockonline.ch bockonline.ch häs c h xe h ?
29. September 2020 MUSEEN DER REGION 11 Ein neuer Verein widmet sich der historischen Aufarbeitung des Frauenstimmrechts in Schaffhausen Das Produkt eines jahrzehntelangen Kampfes Steinig war der Weg für das die Schweizer Männer bei der ersten Frauenstimmrecht in der schweizweiten Volksabstimmung das Schweiz sowie in Schaffhau- Frauenstimmrecht ab. Kleinere Erfol- ge stellten sich erst später ein, als die sen. 2021 findet das 50-Jahr- Waadt, Neuenburg und Genf auf kanto- Jubiläum statt. naler Ebene das Stimmrecht einführten. Auch im Kanton Schaffhausen gab es Nathalie Homberger diesbezüglich zwei Abstimmungen, die jedoch beide erfolglos blieben. Im Zuge Schaffhausen. Noch nicht lange ist es der Jugendunruhen von 1968 wurden her, dass in der Schweiz Frauen wäh- die Stimmen für das Frauenstimmrecht len gehen dürfen. Genauer gesagt: Am immer lauter, bis das Parlament in Bun- 7. Februar 1971 wurde durch eine eid- desbern eine Abstimmungsvorlage zur genössische Abstimmung das Frauen- Einführung des Frauenstimmrechts Die erste Neuhauserin (Name unbekannt), die 1971 wählte. Bild: zVg./ Bruno und Eric Bührer stimmrecht eingeführt. Der Kampf erarbeitete. Am 7. Februar 1971 nahm um dieses Recht begann schweizweit das männliche Stimmvolk die Vorlage erst aktiv den Frauen das Stimmrecht lungsarbeit mit Oberstufen sowie der sowie in Schaffhausen schon sehr früh, mit 65,7 Prozent Ja-Stimmen an. Die geben», sagte Anna-Pierina Godenzi, Kantonsschule wichtig. Denn während zog sich aber über Jahrzehnte hinweg. Kantone führten kurz vorher, nach- Mitinitiantin des Vereins «50 Jahre ihrer Schulzeit, inklusive Gymnasium, Unter anderem gab es 1868 eine kan- her oder zeitgleich das kantonale oder Frauenstimmrecht Schaffhausen». «In sei dieser Teil der Schweizer Geschich- tonale Verfassungsrevision, bei der kommunale Frauenstimmrecht ein. Schaffhausen brauchte es vier Anläufe, te nicht zur Sprache gekommen. Das Zürcher Bürgerinnen das Frauenstimm- um das Recht umzusetzen. Aber diese möchte der Verein für jetzige und zu- recht (vergebens) verlangten. Bis zum Schaffhauser Geschichte aufarbeiten waren notwendig, um die Stimmbür- künftige Schulklassen ändern, so die Ende der 1920er-Jahre wurden in ver- Die Schweiz hinkte in dieser Thematik ger allmählich von der Richtigkeit zu Schaffhauserin. Der Verein möchte schiedenen Kantonen Anträge gestellt, allen anderen europäischen Ländern überzeugen.» Zusammen mit Romina mit seiner Arbeit auch eine Brücke die jedoch verworfen wurden. 1929 weit hinterher. Wieso kam das Frauen- Loliva, Fanny Nussbaumer und Nicole zum Jetzt schlagen. Das Ereignis vor wurde auf Bundesebene die erste Pe- stimmrecht hier erst so spät? «Wir Reisser gründete sie den gemeinnützi- bald 50 Jahren war ein Höhepunkt im tition für das Stimmrecht eingereicht. leben in einer direkten Demokratie, gen Verein, um diesen Teil der Schaff- Gleichstellungskampf. «Damals konnte Auch dies blieb erfolglos. 1959 lehnten und die Schweizer Männer mussten hauser Geschichte aufzuarbeiten, der die Verschiebung der Rollenbilder be- bis anhin kaum Beachtung fand. ginnen und zum heutigen Zustand und Das erste Projekt des Vereins ist die zur jetzigen Diskussionsgrundlage füh- Realisierung einer Ausstellung zum ren.» Zudem geht es um die kollektive Frauenstimmrecht in Schaffhausen im Erinnerung: Was heute selbstverständ- September 2021. Zwei Bereiche wer- lich ist, ist ein Produkt eines jahrzehn- den dabei im Fokus stehen. Einerseits telangen Kampfes. wollen die vier Initiantinnen diesen Abschnitt der Kantonsgeschichte einer Weitere Informationen zum Verein sind un- breiten Bevölkerung zugänglich ma- ter www.1971.sh zu finden. chen und die kantonalen Eigenheiten der Thematik, wie beispielsweise die Abstimmungen und die darin verwi- Frauen über Frauen ckelten Argumente sowie Gegenargu- mente, aufzeigen. Andererseits werden Am 8. März 2020 startete der Muse- individuelle Geschichten im Zusam- umsverein die Reihe «Frauen über menhang mit dem Ereignis ins Licht Frauen». Monatlich sollen die Leis- gerückt. «Viele Persönlichkeiten, wie tungen der Frauen auf einem an- beispielsweise die Schriftstellern Ruth deren Gebiet sichtbar gemacht und Blum, haben sich stark für das Frauen- damit gewürdigt werden. Nach den stimmrecht engagiert. Diese Personen Frauen in der Kunst, in der Ur- und gilt es in den Fokus zu stellen.» Frühgeschichte, in der Medizin und Pfle e sowie in der Technik folgt am Brücke zur heutigen Diskussion 8. Oktober um 18.30 Uhr im Mu- Bei der Ausstellung soll es aber seum zu Allerheiligen ein Vortrag nicht bleiben. «Die Recherchen ha- über die Architektin Berta Rahm. ben uns gezeigt, dass es noch viel Luft Weitere Informationen zur Frauen- nach oben gibt», so Anna-Pierina Go- serie sind unter www.frauen.sh zu Im Herbst 1971 konnten sich zum ersten Mal Frauen für die National- und denzi. Das Viererteam ist bereits in fi den. Anmeldungen sind unter Ständeratswahlen zur Verfügung stellen. Annemarie Vogelsanger war eine von zwei Gesprächen für weiterführende Publi- info@frauen.sh möglich. Kandidatinnen für den Kanton Schaffhausen. Archivbild: Schaffhauser Bock kationen. Zudem ist ihnen die Vermitt-
12 MUSEEN DER REGION 29. September 2020 Das Buch «Honig den Armen, Marzipan den Reichen» übertrifft die hochgesteckten Erwartungen Die Liebe geht nicht nur durch den Magen Im Museum zu Allerheiligen nicht nur als Beitrag zur Schaffhauser in Schaffhausen wurde Mitte Kulturgeschichte und Katalog für die September das neue Stan- 750 Exemplare umfassende Model- sammlung des Museums zu Allerhei- dardwerk für Gebäckmodel ligen betrachtet, sondern gewisserma- vorgestellt: «Honig den Ar- ssen als neues Gebäckmodel-Lexikon. men, Marzipan den Reichen» Victor Manser vom Historischen und von den Schaffhauser Autoren Völkerkundemuseum St. Gallen bringt Hans-Peter Widmer und es auf den Punkt: «Das Standardwerk Cornelia Stäheli. wird für mich ein wichtiges Nach- schlagewerk sein.» Andreas Schiendorfer* Anita Auer, die Leiterin der städ- tischen Museen in Villingen-Schwen- Schaffhausen. «Auf alle Fälle ist es ningen, teilt mit, sie habe schon einige richtig, Dir meine Begeisterung für ähnliche Model(abdrücke) in der ei- das Werk mitzuteilen, das ein Stück genen Sammlung ausmachen können. Kulturgeschichte enthält», schreibt Beat Mahler, Glarner Landesarchivar, Sr. Dominica vom Kloster St. Kat- freut sich darüber, dass eine von ihm harina in Wil. «Für mich war es so vermittelte Fotografie Eingang ins spannend, dass ich es nicht wegle- Buch gefunden hat und beweist, dass gen konnte, ehe ich alles gelesen und auch er das Werk gründlich studiert durchgeschaut hatte. Jetzt liegt es auf hat: «Auch für den Kanton Glarus re- für die Mitschwestern.» Ganz ähn- levant ist auf Seite 113 der Eintrag zur lich tönt es in einem Brief aus Wien: Familie Tschudi.» «Die Freude war riesig, dieses wun- Eine letzte Zuschrift sei noch zi- derbare Modelbuch in Händen zu tiert, weil sie einen zusätzlichen As- halten», erklärt die Volkskundlerin pekt aufzeigt: Sie stammt von Christa Verkehrte Welten: Esel mit Auge auf dem Bauch sowie Dudelsack und Distel. Um Gertrud Kühnel. «Sofort fing ich an Fischer aus Stuttgart, der Autorin des 1570 wohl in Schaffhausen entstanden. Bild: Sammlung Schweizerisches Nationalmuseum zu lesen, unglaublich diese Vielfalt der kunstvollen Models, interessant und spannend, vieles ist nicht einmal den Volkskundlern bekannt.» Es ist eine Besonderheit des Coro- na-Jahres 2020, dass die Autoren Hans-Peter Widmer und Cornelia Stäheli schon vor der – um ein halbes Jahr verschobenen – Buchpräsenta- tion zahlreiche Reaktionen auf die verschickten Vorabexemplare erhalten hatten. Durchwegs positive. Natür- lich, überbewerten darf man solche Lobeszeugnisse nicht. Sie stammen von Gleichgesinnten, alten Bekann- ten, Freunden, von Liselotte Binder, Dürstelerhaus Gossau ZH, beispiels- weise. «Vielen herzlichen Dank für das grossartige Buch. Wie würde sich mein verstorbener Mann freuen.» Das neue Standardwerk Summa summarum machen sol- che Reaktionen vor allem eines deut- lich: Das Buch «Honig den Armen, Marzipan den Reichen» übertrifft die hochgesteckten Erwartungen der Ge- bäckmodel-Gemeinde aus fast dem ganzen deutschsprachigen Raum. Es Cornelia Stäheli und Hans-Peter Widmer präsentieren ihr Gebäckmodelbuch, welches auch dank Daniel Grütter, Adrian wird, verfasst von zwei Schaffhausern, Baschung, Hanspeter Lanz sowie Hans-Rudolf Wiedmer (v. l.) so gut gelungen ist. Bild: zVg.
29. September 2020 MUSEEN DER REGION 13 Buches «Stolze Reiter, schöne Damen. Holzmodel deponieren konnte. Des- Die Bilderwelt der Gebäckmodel»: halb fi den sich auf den Modeln hin «Welchen Reichtum haben Sie da zu- und wieder Hinweise auf ihre Besitzer. sammengetragen. Nur ich, selbst da- von betroffen, kann ermessen, welcher Wertvolle fachliche Unterstützung Zeitaufwand dahintersteckt.» Neben dem Sammler Hans-Peter Widmer und der Kunsthistorikerin Krönung eines Lebenswerks Cornelia Stäheli als Ko-Autoren ha- Seit über 50 Jahren befasst sich ben in beratender Funktion vor allem Hans-Peter Widmer mit Gebäckmo- Hanspeter Lanz und Adrian Baschung deln. Nicht primär aus Liebe zu den vom Nationalmuseum Zürich sowie schmackhaften Süssspeisen, sondern Daniel Grütter, Kurator Kulturge- aus Liebe zur Kunst und aus Faszi- schichte Museum zu Allerheiligen, nation für die Ikonographie. 1988 zum Gelingen der Publikation bei- entschloss er sich zu einer systemati- getragen. Dank gebührt zudem Ver- schen Datenerhebung mit dem Ziel, lagsleiter Hans-Rudolf Wiedmer vom möglichst alle in Museen und Privat- Chronos Verlag Zürich. Zur Finan- sammlungen greifb ren Stücke zu eru- zierung trugen zahlreiche Sponsoren ieren, um einen repräsentativen Index und Privatpersonen bei, so unter an- der Motive und Motivvarianten erstel- derem die Sturzenegger-Stiftung, die len und sie nach Möglichkeit aufgrund Jakob-und-Emma-Windler-Stiftung, von Brand- oder Ritzzeichen oder an- Stadt und Kanton Schaffhausen sowie derer Informationen einer Werkstätte der Museumsverein Schaffhausen. oder gar einem bestimmten Künstler zuordnen zu können. Cornelia Stäheli, Hans-Peter Widmer. Bei den Tonmodeln nahm die klei- Honig den Armen, Marzipan den Reichen. ne Reiater Gemeinde Lohn dank der Schweizer Gebäckmodel des 16. und hochwertigen Lehmvorkommen von Hahnreiter. Um 1660 in Zürich entstanden. Bild: Sammlung Museum zu Allerheiligen 17. Jahrhunderts. Zürich (Chronos Ver- Mitte 17. bis Mitte 19. Jahrhundert lag) 2020, ISBN 978-3-0340-1556-1. eine zentrale Position ein. 1999 konn- in den süddeutschen Raum, doch nicht zuletzt bei Hochzeiten (in Form 176 Seiten, 48 Franken (für Mitglieder des te dies im Rahmen einer unter Peter auch für die Bedeutung von Gebäck- von Allianzwappen) oder wichtigen Museumsvereins für 30 Franken im Muse- Bretscher als Museumskurator rea- modeln in dieser Region. Von Rosen- gesellschaftlichen Anlässen Verwen- umsshop erhältlich). lisierten Ausstellung im Museum zu baum stammt unter anderem der auf dung. Dabei übertrug man die Anfer- Allerheiligen veranschaulicht werden. dem Buchumschlag abgebildete Mo- tigung der Gebäcke in der Regel spezi- * Andreas Schiendorfer ist Präsident des Hans-Peter Widmer und Cornelia del des Samson mit dem Löwen. alisierten Bäckern, bei denen man die Museumsvereins Schaffhausen. Stäheli verfassten dazu die Begleit- publikation «Schaffhauser Tonmodel. Zucker als seltener Rohstoff Kleinkunst aus der Bossierer-Werk- Der Titel der Publikation verweist statt Stüdlin in Lohn», eine Publikati- auf die Exklusivität von Zucker: Erst on, die nach wie vor im Museumsshop 1899 wurde nach früheren zaghaf- erhältlich ist. ten Versuchen die erste Schweizer Gut 20 Jahre später liegt nun auch Zuckerfabrik in Aarberg gegründet, die Publikation über die Holzmodel Frauenfeld folgte 1959. Während des des 16. und 17. Jahrhunderts vor. gesamten Mittelalters und bis in die Wiederum kann man mit lokalpa- frühe Neuzeit hinein war Zucker ein triotischer Freude feststellen, dass teures Importprodukt. Fernhandels- Schaffhausen – neben Zürich, Luzern kaufle te wie Lütfried Muntprat oder und St. Gallen – in der Produktion der Rudolf Mötteli brachten ihn, als Ge- lange als Luxusgüter gehandelten Ge- genfracht für Leinwand, Wolltücher, bäckmodel eine wichtige Rolle spielte. Samt und Seide sowie Metallwaren, Unter den Goldschmieden, Me- aus Barcelona respektive Genua in dailleuren, Stempelschneidern, Glo- die Schweiz und die Bodenseeregion. ckengiessern und Bäckern, die auch Nicht zuletzt bei Süssspeisen wie Gebäckmodel anfertigten, konnte bis Lebkuchen, Tirggel oder Anisgebäck jetzt mit «Ysenschnider» Lorenz Ro- musste man sich mit Zuckerersatz be- senbaum (ca. 1500 – ca. 1575) aller- helfen, mit dem billigen Honig oder dings nur ein einziger Schaffhauser dem teuren, vornehmen Marzipan. zweifelsfrei bestimmt werden. Ro- Ist heute das Backen mit Modeln senbaums Vater war als Goldschmied mancherorts eine Landfrauenspezi- aus Ravensburg nach Schaffhausen alität, so war dies früher wegen des gezogen; er selbst übte das Medail- teuren Rohstoffes vor allem Klöstern leur-Handwerk zeitweise auch in sowie in den Städten den Zünften und Augsburg aus, ein Indiz für die engen reichen Adels- und Bürgerfamilien Drei Lachse im fallenden Wasser: Das Gebäckmodel entstand um 1550 in der Stadt Handelsbeziehungen Schaffhausens vorbehalten. Die Gebäckmodel fanden Schaffhausen. Bild: Privatsammlung
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29. September 2020 MUSEEN DER REGION 15 Spiegeleien Überreste 1150 Jahre Rafz Schlossmuseum Winterthur. «Anfassen erwünscht!» Das Stein am Rhein. Sakir Gökcebag liess Rafz. Diese Landwirte beim Sensenwet- Beringen. In den Räumlichkeiten des Motto steht über allem, was Ihnen im sich von der traditionellen Fachwerk- zen sind Teil des Festumzugs, der 1970 Schlosses, in dem sich das Ortsmuseum Swiss Science Center Technorama be- bauweise des Hauses inspirieren. Seine zur 1100-Jahr-Feier von Rafz stattfand. Beringen beÿndet, werden altes Hand- gegnet. Sei es in der Ausstellung mit Installation mit Zollstöcken fügt sich Der Ort wurde 870 zum ersten Mal er- werk, Landwirtscha° , Haushalte sowie vielen Experimentierstationen auf drei rhythmisch in die vorgegebene Wand- wähnt. Die für 2020 geplanten, mehrtei- die Geschichte der Kirche, des Militärs, Stockwerken oder in den Laboren, in gliederung ein. Gleichzeitig erö˙ net ligen Feierlichkeiten zum 1150-Jahr-Ju- der Feuerwehr und vieles mehr erklärt. denen selbstständig experimentiert wer- diese ganz spezielle Kunst eine neue biläum der Gemeinde sind allesamt der Bilder zeigen örtliche Persönlichkei- den kann. Spektakuläre Vorführungen architektonische Leseweise und Raum- Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. ten, Strassen, Gassen und Häuser der wie die Blitz-Show bringen alle zum wahrnehmung. Zollstock für Zollstock Vor 50˝Jahren aber wurde gross gefeiert, Vergangenheit. In der Kunstabteilung Staunen. Das gilt auch für die Sonder- wird die Wandˆ äche zu einem Orna- unter anderem mit einem Umzug zu Ge- sind zahlreiche Werke von namha° en ausstellung «Spiegeleien», die weiterhin ment. Der Künstler, der 1965 im türki- schichte, Landwirtscha° und Handwerk Künstlerinnen und Künstler aus Berin- auf dem Programm steht. Sie versam- schen Denizli geboren ist, verwendet von Rafz. Daran erinnert eine Sonder- gen vertreten. ˛ ematisiert werden im melt über 40 denkanregende und nicht Alltagsgegenstände, die er durch Rei- ausstellung mit Fotos, Dokumenten und Weiteren die beiden Nachbargemeinden minder vergnügliche Experimente aus hung zu grossˆ ächigen, spektakulären Objekten aus der Chronikstube, die dem Löhningen und Guntmadingen sowie der virtuellen Welt hinter den Spiegeln. Mustern verbindet. Ortsmuseum angegliedert ist. der gesamte Klettgau. technorama.ch museum- lind w urm.ch ortsmuseum- raf z.ch museum- beringen.ch b ff nung a Neuerö k t o b e r 2. O 2020 Kofpwetlen Zum Glcük liset Ihr Geihrn gard mit www.technorama.ch
16 MUSEEN DER REGION 29. September 2020 Neu ab 23.04.2 017 JEDEN SONNTAG GEÖFFNET VON 9 – 18 UHR Neu ab Spar Stettemerstrasse 40 eu ab017 JEDEN SONNTAG GEÖFFNET VON 99 –– 18 UHR N.0 23.04.2 4 . JEDEN SONNTAG GEÖFFNET VON 18 UHR 2017 Wir freuen uns auf Ihren Besuch. 23 TAG GEÖFFNET VON 9 – 18 UHR Öffnungszeiten JEDEN SONNTAG GEÖFFNET 017 VON Montag – Freitag Samstag 6.30 – 19.00 Uhr Sonntag 9 – 6.30 Spar Spar 18 – UHR 18.00 Uhr Stettemerstrasse Stettemerstrasse 9.00 – 18.00 Uhr 40 40 par Stettemerstrasse 40 Wir freuen uns auf Ihren Besuch. SPAR SupermarktSpar Schaffhausen, Stettemerstrasse 40, Wir freuen uns auf Ihren Besuch. 8207 Schaffhausen, Tel. 052 640 12 28, Fax 052 640 12 29 reuen uns auf Ihren Besuch. Stettemerstrasse 40 Öffnungszeiten Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Öffnungszeiten Montag – Freitag Samstag 6.30 – 18.00 Uhr en Montag – Freitag Samstag 6.30 – 18.00 Uhr stag 6.30 6.30 – 18.00 – Uhr19.00 Uhr Sonntag 9.00 – 18.00 Uhr eitag 6.30 – 19.006.30 Samstag Uhr– 18.00 Uhr Sonntag 9.00 – 18.00 Uhr tag Uhr 9.00 – 18.00 SPAR Uhr Supermarkt9.00 Sonntag Schaffhausen, Stettemerstrasse 40, 8207 Schaffhausen, Tel. 052 640 12 28, Fax 052 640 12 29 – 18.00 Uhr SPAR Supermarkt Schaffhausen, Stettemerstrasse 40, 8207 Schaffhausen, Tel. 052 640 12 28, Fax 052 640 12 29 Schaffhausen, Stettemerstrasse , 8207 Schaffhausen, Tel. 05240,640 8207 12Schaffhausen, 28, Fax 052Tel. 640052 12640 29 12 28, Fax 052 640 12 29
29. September 2020 MUSEEN DER REGION 17 Zwischen Vergangenheit, Gegenwart und dem «museumplus» im Dorf unter der Enge Konträres reinbringen, um neugierig zu machen Das um das Jahr 1000 erbaute Schloss der Hünen beherbergt seit 1989 das Ortsmuseum Beringen, das für die nahe Zukunft noch Grösseres plant. Marcel Tresch Beringen. Thomas Maag ist seit ei- nem Jahrzehnt Vorstandsmitglied des örtlichen Museumsvereins, fünf Jahre davon als Präsident. Der 55-Jährige ist im Dorf unter der Enge aufge- wachsen und kennt entsprechend viele Geschichten von Menschen, die hier aufgewachsen sind. «Viele von ihnen habe ich persönlich gekannt, von vie- len anderen wiederum habe ich gehört oder gelesen», so der Geschäftsführer eines Ausbildungszentrums für Berufe in der Elektro- und Maschinenindus- Die jüngste Ausstellung zeigt Werke der Beringer Künstlerin Melinda Niggli, eingebettet in das Ortsmuseum. Bilder: Marcel Tresch trie sowie des Formenbaus in Neuhau- sen. Gern erinnert er sich an sein El- werbe, Feuerwehr, Numismatik, Haus- sen ist, keine Phase gegeben hat, in der bildeten die Schulklassen – vor allem ternhaus zurück, wo oft und gern das wirtschaft, Trachten, Tram und Bahn, er sich nicht in irgendeiner Form für von älteren Menschen besucht wird. Sein und Wirken der Alten, keinesfalls Militär oder Kunst: Das sind alles etwas in seiner Gemeinde engagierte. Die Museumsführer seien ebenfalls äl- abwertend gemeint, ein Thema war. Sammlungen mit sich über Jahrzehnte, Für ihn ist das Schloss sogar wie ein tere Leute. Das hat auch seinen Grund. Die oft sehr lebhaften Geschichten, teils auch Jahrhunderte ergänzenden Sinnbild seines eigenen Lebens gewor- «Wir leben vor allem von den Führun- lebendig und derart erzählt, als wä- Objekten und Gegenständen. den. Die Geschichte eines Reisenden gen unserer Leute und den Erinnerun- ren sie erst gestern gewesen, hatten zeige zum einen bei dessen Rückkehr gen der Besucher», so Thomas Maag. und haben ihn schon immer fasziniert. Vor allem von Älteren besucht in die Heimat, wo er geboren wurde Noch mehr sogar, wenn dazu alte Fo- «Das Ganze muss jeweils mit der und wo er herkomme. Zum andern «museumplus» wird bald realisiert tos, Bilder, Gegenstände und sonstiges Geschichte in unserer Region verbun- zeigten Ausstellungen, wie sich seine Um jüngeres Publikum für das «Beweismaterial» vorgelegt wurde. den sein und damit einen direkten Be- Gemeinde in der Zeit seiner Abwe- Museum zu interessieren, muss dieses zug zum eigenen Umfeld haben», sagt senheit verändert habe und gewachsen aus Sicht des Vereinspräsidenten neue Keine Sammlung von Einzelstücken Thomas Maag. Dass er vor fünf Jahren sei. Dabei entstünde automatisch eine Wege gehen: «Dazu müssen wir Kon- Thomas Maag besass schon als jun- Präsident des Museumsvereins Be- Verbindung zwischen seiner Vergan- träres reinbringen, um neugierig zu ger Erwachsener (und bis heute noch) ringen wurde, führt er zum einen auf genheit und der Gegenwart. Thomas machen, wie zuletzt mit der Ausstel- Oldtimer, entweder mit zwei oder vier seine Reisetätigkeit und zum andern Maag macht keinen Hehl daraus, dass lung von der jungen Beringer Künst- Rädern. Seither faszinieren ihn Dinge, darauf zurück, dass es, seit er erwach- das Ortsmuseum – eine Ausnahme lerin Melinda Niggli.» Dabei wurden die alt sind und Geschichten erzählen. ihre Werke nicht einfach in einem Allerdings hält er es privat mit diesen Raum, sondern über das ganze Schloss Dingen so, wie er es als Präsident des verteilt präsentiert. Ein gelungener Museumsvereins ebenso sieht: «Es ist Kontrast zwischen Vergangenheit und manchmal schwierig, die Waage zwi- Moderne, der bei den Besucherinnen schen dem Sammeln und Ausstellen und Besuchern bestens ankam. Über zu halten.» Dies verstünden zwar nicht die nahe Zukunft muss sich Thomas immer alle, doch mit dem Gezeigten Maag jedoch keine Gedanken machen, im Schloss lasse sich das für diejenigen denn bereits wurde das Erweiterungs- leichter zeigen als in Worten erklären. projekt «museumplus» lanciert. Dabei Ein Museum brauche seiner Meinung wird das Schloss, geprägt durch viele nach keine Sammlung von Einzelstü- kleine und verwinkelte Räume, durch cken, die irgendwo in der Ecke stehen einen grosszügigen Anbau erweitert. und verstauben. Er erklärt dies mit den So entsteht Raum für Wechselausstel- themenbezogenen Sammlungen im ei- lungen, Konzerte, Vernissagen und so genen Ortsmuseum. Ob Archäologie weiter. Mit der Realisierung ab Febru- und Geologie, Forst- und Landwirt- ar 2021 soll das ergänzende Museum schaft, Weinbau, Handwerk und Ge- Thomas Maag (55) ist seit fünf Jahren Präsident des Museumsverein Beringen. im Herbst 2022 eröffnet werden.
18 MUSEEN DER REGION 29. September 2020 • Dauer- und Sonderausstellungen Unsere Erfahrung, Ihre Lebensfreude. • Führungen nach Absprache Unsere Erfahrung, Ihre Lebensfreude. Gesundheit ist unsere Kompetenz, die Lebensqualität von Tel. 079 333 91 55 Menschen zu verbessern ist unser Bestreben. Dafür setzen Gesundheit wir ist unsere uns ein, aus Kompetenz, Überzeugung dieLeidenschaft. und mit Lebensqualität von • Öffnungen: Menschen zu verbessern ist unser Bestreben. Dafür setzen am letzten Sonntag des wir uns ein, aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Monats, 14 – 17 Uhr Der Museumsverein freut Cilag AG www.museum-beringen.ch sich auf Ihren Besuch. Cilag AG Verzell mer, wies gsi isch ... Verzell mer, wies gsi isch … Schwerpunkte: • Geologie Janssen_Cilag_Image_Lebensfreude_A6_hoch_RZ.indd 3 und Archäologie 05.11.15 09:07 • alte Schule • Bedrucken Janssen_Cilag_Image_Lebensfreude_A6_hoch_RZ.indd 3 von Maltersäcken 05.11.15 09:07 • Wannenmacher • Strassenbahn Schaffhausen–Schleitheim STSS • dazu zahlreiche weitere volkskundliche Bereiche. Einmalig: Täuferzimmer mit einem Original «Schleitheimer Bekenntnis». Jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr, bei Sonderausstellungen jeden Sonntag geöffnet. Besuche auf Anfrage jederzeit möglich unter 052 680 13 47 oder 079 438 22 16. www. museum-schleitheim.ch Jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr, bei Sonderausstellungen jeden Sonntag geöffnet. Besuche auf Anfrage jederzeit möglich unter 052 680 13 47 oder 079 438 22 16. www. museum-schleitheim.ch Wir danken für das grosse Engagement Die Georg Fischer AG unterstützt jährlich mit einem namhaften Betrag Aktivitäten und Institutionen in Kultur, Kunst, Gesellschaft und Sport. GF in Schaffhausen. Ein verlässlicher Partner seit 1802. 190718_Inserat_Museumsverein_Schaffhausen.indd 1 18.07.2019 10:14:24
29. September 2020 MUSEEN DER REGION 19 Die Schiffsglocke der «Jura» Kreuzlingen. Am 12. Februar 1864 sank das Dampfschiff «Jura» nach einem hef- tigen Zusammenstoss mit der «Stadt Zü- rich» auf den Grund des Bodensees. Erst nach ungefähr 100 Jahren wurde das Schiffs rack wieder entdeckt und ent- wickelte sich in der Folge zu einem der wohl bekanntesten Süsswasserwracks in Europa. Die zum Dampfschiff dazuge- hörende Schiffs locke blieb jedoch län- ger verschollen. Erst vor wenigen Jahren tauchte sie auf und kann seit 2016 im Seemuseum Kreuzlingen bestaunt wer- den. Unter jura.seemuseum.ch können Interessentinnen und Interessenten neu digital eintauchen. Dort beleuchtet ein «Digitorial» die faszinierende Geschich- te des Dampfschiffs « ura». 150 Jahre Rosgartenmuseum Konstanz. Das Rosgartenmuseum ist im ganzen Haus und im Sonderausstel- seemuseum.ch mit seiner umfangreichen Sammlung, lungssaal einmalige Schätze des Südens: aktiven Forschung und den grossen Son- Gemälde und Skulpturen bedeutender derausstellungen eines der bedeutends- süddeutscher Meister, frühe Buchkunst, ten kunst- und kulturhistorischen Mu- Glas, Gold- und Silberarbeiten und his- seen im Bodenseeraum. Untergebracht torische Zeugnisse aus 1000 Jahren Ge- in einem originalgetreu erhaltenen spät- schichte des Bodenseeraums. Der neue mittelalterlichen Zunfthaus, sind Räume Audioguide, Videoclips und spannende wie der Leiner-Saal des Museumsgrün- Führungen erzählen von der Sammel- ders Ludwig Leiner (Büste) mit seinen leidenschaft der Leiners, von kostbaren neugotischen Vitrinen und herausra- Gemälden, falschen Papststühlen und genden vor- und frühgeschichtlichen versteinerten Krokodilen: Museumsge- Funden bezaubernde Zeugnisse aus der schichten mitten aus dem Leben. Gründungszeit. Die Jubiläumsausstel- lung zeigt aus der eigenen Sammlung rosgartenmuseum.de Grosse jüdische Landsgemeinde Gailingen. Der kleine Ort Gailingen am Hochrhein war über Jahrhunderte die Heimat einer der grössten jüdi- schen Landgemeinden im süddeutschen Fischsaurier Neue Saurierart Raum. Das Museum dokumentiert mit zahlreichen authentischen Exponaten Schaffhausen. «Sütterlin, Sie haben ei- Schleitheim. Schleitheimia schutzi – so die Lebenswelt der Juden in Gailingen nen Saurier gefunden!» Dies sagte vor heisst die von einem internationalen sowie in den weiteren jüdischen Ge- bald 60 Jahren Seminarlehrer Hans Früh Forscherteam neu entdeckte Saurier- meinden im Hegau, in Randegg, Wan- zu seinem Schüler Walter Sütterlin auf art. Der Name leitet sich vom Fundort gen und Worblingen. Das Museum zeigt, der Geologie-Exkursion nach Beggin- in Schleitheim und von seinem ersten wie das Zusammenleben verschiedener gen. In den folgenden Monaten wurden Entdecker, Emil Schutz aus Neunkirch, Religionen in einem kleinen Ort sowohl Gailingen» räumlich erfahren werden: über 50 Wirbel eines Fischsauriers aus- ab. Dieser sammelte bereits 1954 Re- gelingen als auch scheitern konnte. Es Das Museum befi det sich im Bürger- gegraben. Leider wurden nur Schwanz- likte dieses Tieres in einem Acker auf verbindet die regionale Geschichte der haus, dem gut erhaltenen ehemaligen wirbel gefunden. Der vordere Teil des «Santierge» (Sankt Georgen). Damals Juden in Gailingen mit der Geschichte jüdischen Schul- und Gemeindehaus, imposanten Tieres wurde beim Stras- wurden die Funde einem Plateosaurus Badens, Deutschlands und der nur ei- das auch ein Ritualbad (Mikwe) und senbau zerstört. Über 200 Millionen zugeschrieben. Neue Ausgrabungen im nen Steinwurf entfernten Schweiz. Von im Leopold-Guggenheim-Saal Kult- Jahre lag der Saurier unentdeckt, bis zu Jahr 2016 auf «Santierge» bestätigten der Geschichte der Gailinger Synagoge gegenstände und Mobiliar der jüdischen diesem Tag im Mai 1962 (Bild: Schwanz- nun die Vermutung, dass es sich um und der gelebten Religiosität über das Gemeinde Kreuzlingen/Schweiz beher- wirbel eines Fischsauriers im Museum eine bisher unbekannte Saurierart han- Alltagsleben mit Vereinen, Arbeit und bergt. Am Ort befi det sich auch ein jü- zu Allerheiligen). Eine kleine Exkursion delt. Diverse Fundobjekte sind im Mu- Festen bis zur Verfolgung und Depor- discher Friedhof, der seit dem 17. Jahr- mit schwergewichtigen Folgen. seum Schleitheimertal zu sehen. tation während des Nationalsozialismus hundert besteht. wird thematisch ein weiter Bogen ge- allerheiligen.ch museum- schleitheim.ch spannt. Ausserdem kann das «jüdische jm-gailingen.de
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