N UTZU NG DES NATU R RAUMS - LEBENSRAUMVERLUST - HAFTUNGSFRAGEN - BESUCHERLENKUNG - Österreichische ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
NR. 45 03/2020 MANAGERINNEN FAC H J O U R N A L N AT U R R A U M - DAS DER N U T Z U N G D E S N AT U R R A U M S L E B E N S RAUMV E R LU ST – H A F TU N G S F RAG E N – B E S U C H E R L E N K U N G W O D I E N AT U R Z U H A U S E I ST
N AT U R R A U M M A N A G E M E N T Wegehaftung Baumhaftung Baumsicherheit Segen und Fluch Überlebenswichtig Ökosysteme brauchen Insekten Naturnutzung zwischen Wozu Besucherlenkung? Inhalt Im Zeitalter der Pandemie Intakte Natur als Bollwerk gegen Krankheiten Gastartikel über nötige Sicherungsmaßnahmen Für ein konfliktfreies Miteinander im Naturraum 3 4 8 6 9 11 10 Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber: Österreichische Bundesforste AG | Naturraummanagement Pummergasse 10–12 | 3002 Purkersdorf Tel.: +43 2231 600-3110 | E-Mail: naturraummanagement@bundesforste.at Redaktion: Mag.a Andrea Kaltenegger, DI Gerald Plattner Texte: Karin Astelbauer-Unger, DI Gerald Plattner, Dr. Wolfgang Stock Lektorat: Dr. Wolfgang Astelbauer Coverfoto: Martin Edlinger, Bergwanderer in den Kalkalpen Design: Roland Radschopf/Vienna, rolandradschopf.com Reinzeichnung: Breiner&Breiner, office@breiner-grafik.com Druck: Druckerei Berger, Horn Verlags-, Herstellungs- und Erscheinungsort: Purkersdorf Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: bundesforste.at/naturraummanagement > Impressum ÖBf-Fachjournal Natur.Raum.Management Foto: ÖBf-Archiv/Wolfgang Simlinger
AUSGABE 03/2020 – NR. 45 Naturnutzung zwischen Segen und Fluch Aufgrund der Corona-Pandemie war es von einem Tag auf den Städtern vermehrt genutzt. Während sich früher die „Massen“ anderen mit vielen tradierten Verhaltensweisen vorbei. Zahlreiche mehr verteilten, war plötzlich die Konzentration auf nahe Auswirkungen im Naturraum, auf die Tier- und Pflanzenwelt und gelegene Parks, Wälder und Wiesen nach dem langen „Einge- den Menschen waren die Folge. Einige davon möchte ich aus Sicht sperrtsein“ die einzige Möglichkeit, einen Ausgleich zu finden. Im der Umwelt beispielhaft erwähnen: Die Gegensatz zu geschlossenen Räumen Einstellung des starken Luftverkehrs mit mit zahlreichen Menschen ist dort die Leitartikel täglich bis zu weit über 100.000 Flugbe- Ansteckung bei Wahrung weniger wegungen weltweit quasi über Nacht, Grundregeln jedoch kaum eine Gefahr. das Schließen von Betrieben und Industri- Was liegt also näher, als den vor der en sowie die Reduktion des uns so Haustür befindlichen Naturraum vertrauten täglichen Lebens haben zu intensiver zu nutzen? einer deutlichen Verbesserung der Luftqualität und Reduktion der CO2-Emis- Der Naturraum wird aber jeweils auf sionen geführt: kein Smog in der oberita- Grundlage ganz unterschiedlicher lienischen Poebene, klare Nächte mit gut Interessen betrachtet: einmal als sichtbarem Sternenhimmel in Regionen, Sportgerät, dann wieder als Wildnis, als wo vorher kaum Sterne mehr auszuneh- Naturbeobachtungsraum, als Wirt- men waren. Auch Sie werden plötzlich die schaftsraum oder als Ruheoase, die jeder Ruhe auf unseren Straßen bemerkt und am liebsten exklusiv für sich genießen erlebt haben, wie mit einem Schlag (fast) möchte. Lokale zeitliche Konzentrationen keine Autos mehr fuhren. Vogelgezwit- von Menschen werden sofort als scher war in stadtähnlichem Wohngebiet Gerald Plattner Belastung empfunden, auch dann, wenn plötzlich der morgendliche Weckruf und Leiter Naturraummanagement sie nicht mit touristischen Einnahmen nicht das Röhren von Motoren. — verbunden sind. Naherholung kann aber gerald.plattner@bundesforste.at auch einen niederschwelligen Zugang Von starkem Verkehrslärm sind weit über bedeuten und damit zu einem nachhalti- 80 Mio. EU-Bürgerinnen und -Bürger geren Lebensstil führen. Nicht zweimal betroffen, dagegen „nur“ rd. 0,8 Mio. im Monat die Flugreise zum Ballermann durch Lärm aus Industrie, 10,7 Mio. durch solchen des Schienenver- „XY“ sollte das höchste Sozialprestige haben, sondern die kehrs, wie ich erst jüngst durch den Bericht über den Status der ressourcenschonende Freizeitnutzung in der Nähe des Wohnbe- europäischen Umwelt erfahren habe. Da gibt es interessante reichs. Zusammenhänge wie die kontinuierliche Steigerung des Bruttoin- landsproduktes, die zu mehr Wohlstand und einer Änderung des Was hat das jetzt mit Naturraummanagement zu tun? Auch die Lebensstils führte. Das ermöglichte mehr Freizeitkonsum mit Erholung muss Spielregeln unterliegen, deren Einhaltung vermehrten Reisen zu ferneren Zielen während eines Jahres und vornehmlich durch Aufklärung und Vorbildwirkung zu erreichen somit zu mehr Verkehr und höherer Fahrzeugdichte, womit sich sein sollte. Auch die Tiere in Naturräumen brauchen Raum und der Kreis zu den Umweltauswirkungen schließt. Zeit für Regeneration und Ruhe. Wenn sich alle an gewisse Regeln halten, kann der Ausgleich zwischen Naturnutzung und Natur- Aufgrund der „Reisebeschränkungen“ gewinnt der Naherho- schutz gelingen – da liegt aber noch ein weites Betätigungsfeld lungsraum wieder großen Wert und wird von Städterinnen und vor uns. Foto: W. Voglhuber, www.vogus.at 3
geht es auch uns Menschen gut. Geht es der Natur gut, Im Zeitalter der Pandemie Intakte Natur als Bollwerk gegen Krankheiten „Wir führen einen Krieg gegen die Zukunft“, ist im Tier übertragen werden. 75 Prozent der beim Men- kürzlich erschienenen Buch des deutschen Histori- schen neu auftretenden Krankheiten haben ihren kers und Schriftstellers Philipp Blom Das große Ursprung bei Tieren. Die im Frühjahr erschienene Welttheater zu lesen. Die Menschheit zerstört bzw. WWF-Analyse The Loss of Nature and Rise of Pande- verbraucht nach und nach alle lebensnotwendigen mics warnt vor wachsenden globalen Gesundheitsri- Ressourcen. Die Verschmutzung der Luft und der siken aufgrund von Umweltzerstörung. Denn die Meere, Rodungen, Monokulturen, Bodenversiegelun- Gefahr weiterer Zoonosen nehme zu. Im schlimmsten gen, der Einsatz von Pestiziden etc. haben bei Fauna Fall sei COVID-19 nur ein Vorgeschmack darauf, was und Flora zu einem massiven uns drohen könnte, so die Einschätzung des WWF. Die Fachleute sind sich einig: Mit Artenverlust geführt. Dem UN-Bericht 2019 über die „Der Zusammenhang zwischen Gesundheit und der zunehmenden Vernichtung von Verfolgung der Ziele für Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen ist offen- Ökosystemen und Biodiversität nachhaltige Entwicklung sichtlich“, meint der deutsche Biologe Prof. Dr. Josef steigen die Wahrscheinlichkeit und zufolge sind derzeit eine Settele, der als Co-Chair die Arbeit am Global Million Pflanzen- und Assessment Report on Biodiversity and Ecosystem die Wucht von Pandemien. Wir Tierarten vom Aussterben Services des Weltbiodiversitätsrates geleitet hat brauchen eine weltweite bedroht. (IPBES, ipbes.net > Assessing Knowledge), in einem Transformation hin zu einer Interview für die Plattform RiffReporter. „Die große nachhaltigen Lebensweise. In den letzten drei Jahrzehn- Mehrheit an Krankheitserregern harrt noch der ten haben sich aufgrund der Entdeckung, wir kratzen da erst an der Oberfläche. Globalisierung, schlechter Hygienebedingungen in Viele Fachleute sind aber vom Ausbruch des Coro- den sogenannten Entwicklungs- und Schwellenlän- na-Virus nicht wirklich überrascht.“ Die Menschheit dern sowie der Vernichtung und Umgestaltung von schaffe geradezu die Bedingungen dafür, dass sich Lebensräumen Epidemien (AIDS, SARS, MERS, Ebola, Krankheiten ausbreiten. Die Barrieren zwischen dem Vogelgrippe, Schweinegrippe, Zika, West-Nil-Virus Menschen und den Wirtstieren, in denen solche Viren etc.) gehäuft. Stets war die unnatürliche Nähe von zirkulieren, werden reduziert. Lebensraumverlust Menschen und Wildtieren der Grund für die Übertra- führt zu höheren Populationsdichten und zu mehr gung. Das Sars-CoV-2-Virus etwa dürfte über einen Kontakten mit Menschen. Die Arten, die überleben, Foto: ÖBf-Archiv/Wolfgang Simlinger Zwischenwirt von Fledermäusen auf den Menschen ändern ihr Verhalten und teilen sich in zunehmen- übergesprungen sein. dem Maße Lebensräume mit anderen Tieren – und mit dem Menschen. Mehr als die Hälfte aller bekannten Erreger, die Erkrankungen beim Menschen hervorrufen, sind Laut WWF werden jährlich etwa 16 Millionen Hektar sogenannte Zoonose-Erreger. Diese Bakterien, Pilze, Wald zerstört und im Zuge dessen meist Straßen 4 Viren und Parasiten können zwischen Mensch und gebaut. Auf diesen gelangen mehr Menschen in
AUSGABE 03/2020 – NR. 45 handels und eine effektivere Kontrolle des legalen Handels mit Wildfleisch bewerkstelligen zu können. RISI KOMI N IMI ERUNG Um besser verstehen zu können, wie die Interaktion zwischen Menschen und Wildtieren funktioniert, Um die Risiken weiterer Zoonosen zu verringern, brauche man auch mehr Geld für die Erforschung von schlägt der WWF folgende Maßnahmen vor: Wildtierkrankheiten und die Gesundheitsvorsorgefor- > entschiedenes Vorgehen gegen den illegalen schung, so Andrew Cunningham. Nur dann könne Wildtierhandel sowie bessere Kontrollen des legalen man Maßnahmen entwickeln, die das Übertragen von Artenhandels mit Produkten wie etwa Wildfleisch; zoonotischen Krankheitserregern auf Menschen > Biodiversität schützen und anerkennen, dass diese verhindern, ohne die Wildtiere zu beeinträchtigen, in für Ökosysteme und menschliche Gesundheit denen die Erreger auf natürliche Weise vorkommen. unabdingbar ist; > die Gesundheit von Menschen, Wildtieren und Umwelt zukünftig konsequent zusammendenken. D E R O N E - H E A LT H - A N S AT Z Der US-amerikanische Epidemiologe Dr. Lawrence Brilliant, der im Rahmen eines WHO-Projekts in den 1970er-Jahren mitgeholfen hat, die Pocken zu besie- entlegene Waldregionen, in denen sie oft mit gen, meint, dass wir heute im Zeitalter der Pandemien Tierarten konfrontiert werden, gegen die sie keine leben und unser Verhalten darauf ausrichten sollten: Immunabwehr haben. Straßennetze ermöglichen „Wir müssen verstehen, dass wir alle – Menschen, eine schnelle Ausbreitung von Krankheiten in urbane Tiere, Pflanzen – in ein und derselben Welt leben. Wir Bereiche. In direktem Zusammenhang mit Waldro- müssen uns von der Vorstellung befreien, dass der dungen stehen auch Krankheiten, die von Zecken und Mensch eine besondere Art ist. Für Viren ist er es Mücken übertragen werden, zum Beispiel die nicht!“ Da die Gesundheit von Menschen eng mit Lyme-Borreliose und Malaria. jener ihrer Umwelt zusammenhängt, müsse man entsprechend dem One-Health-Konzept handeln, welches das Ziel hat, die Gesundheit von Menschen, IN SICHERHEIT UND FORSCHUNG (Wild-)Tieren, Pflanzen und Umwelt zu optimieren INVESTIEREN (who.int/news-room/q-a-detail/one-health). Auch der Umgang des Menschen mit Tieren, die für Der Österreichische Biodiversitätsrat fordert von der den Verzehr vorgesehen sind, spielt bei der Entste- Bundesregierung, die Biodiversitäts- und Klimakrise hung von Krankheiten eine Rolle. Das Zusammensper- mit der gleichen Vehemenz wie die COVID-19-Pande- ren von Wildtieren in kleinen Käfigen auf Märkten wie mie zu bekämpfen. Es sei notwendig, umgehend und den „Wet Markets“ (Blut und Dreck werden hier entschlossen eine ökologische und gesellschaftliche ständig mit Wasser weggespült, weil man die Transformation einzuleiten, die beiden Herausforde- verkauften Tiere an Ort und Stelle schlachtet) rungen gerecht wird (biodiversityaustria.at > Aktuelles). begünstige das Übertragen von Krankheitserregern von einer Spezies auf andere und schließlich auf den Menschen, erklärt der Wildtierepidemiologe Prof. Andrew Cunningham der Zoological Society of London (ZSL). Die Covid-19-Pandemie nahm höchst- wahrscheinlich auf einem Wildtiermarkt in der chinesischen Millionenstadt Wuhan ihren Anfang. Die Jagd, der Handel und der Transport von Wildtieren wurden zwar mittlerweile in China verboten, aber der globale Handel blüht weiter. Der Schwarzhandel mit Wildtieren war schon vor der Corona-Krise nach dem Grafik: WWF Deutschland Drogen-, Menschen- und Waffenhandel das viertluk- rativste Geschäft der Welt. Die sogenannten Entwick- lungs- und Schwellenländer sollten daher technische wie finanzielle Unterstützung erhalten, um eine Schließung des illegalen und unregulierten Wildtier- 5
Hubertussee in der Steiermark Wozu Besucherlenkung? Für ein konfliktfreies Miteinander im Naturraum WO H L FÜ H LW E G E Wanderwegenetz die größte Rolle. Es muss allerdings ständig betreut und erhalten werden. Diese Arbeit Der Naturschutz will mit Besucherlenkung besonders wird in erster Linie von den alpinen Vereinen – meist sensible Lebensräume schonen sowie Störungen für ehrenamtlich – erledigt. „Die alpinen Vereine leisten gefährdete Tier- und Pflanzenarten möglichst vermei- in diesem Bereich einen Riesenbeitrag für die den. Besucherlenkung in Form von Themenwegen zum Erholungsmöglichkeiten der Bevölkerung sowie der Beispiel kommt natürlich auch den Menschen zugute, Gäste aus dem In- und Ausland. Für diese Infrastruk- die in der Natur unterwegs tur sollten daher der Tourismus und die öffentliche Im Optimalfall sollten die Erho- sind, weil sie verhindert, dass Hand mehr Geld bereitstellen“, meint DI Peter lungsaktivitäten in der Natur nicht zu viele Menschen am selben Kapelari, Leiter des Referats für Hütten und Wege des Ort sind. Dann sei das Alpenvereins. Allein der Alpenverein wendet für die beschränkt, sondern so gelenkt Naturerlebnis ein viel intensi- Wegebetreuung pro Jahr eine Million Euro auf. Dazu werden, dass es zu keinen großen veres, meint DI Andrea kommen noch die Kosten, die bei Sofortmaßnahmen Störungen kommt. Doch dies ist in Lichtenecker, Geschäftsführe- etwa nach Sturm- und Starkregenereignissen sowie rin der Naturfreunde Internati- wegen des Auftauens von Permafrostböden anfallen. der Praxis nicht immer leicht zu onale (NFI), die in Kooperation Die klimawandelbedingten Sanierungskosten haben bewerkstelligen. mit den Österreichischen sich in den letzten zehn Jahren vervierfacht! Bundesforsten die „Wohlfühl- Wege“ entwickelt hat (siehe auch NRM-Journal 2/2019). Im Sommer bleiben die meisten Menschen auf den Bis dato wurden in den letzten vier Jahren 14 Wohlfühl- Wegen. Im Winter ist die Situation heikler, weil man Wege ausgesucht und mit Stationen für verschiedens- vermehrt auf Wildtiere Rücksicht zu nehmen hat. Bei te Aktivitäten wie Naturerfahrungsspiele sowie Wintersportarten im freien Gelände werden jedoch Entspannungsübungen ausgestattet. Im Lauf dieses große Flächen genutzt. In diesen Bereichen müsse Jahres werden noch vier weitere WohlfühlWege in man auf Information setzen und um Verständnis Salzburg, Tirol, Niederösterreich und in der Steiermark werben sowie für geschickt lenkende Infrastrukturen eröffnet, dann endet das Projekt. sorgen, meint Peter Kapelari. In den Tiroler Brenner- bergen beispielsweise hat man eine Wald-Wei- de-Trennung eingeführt, um keine Weidetiere mehr Foto: ÖBf-Archiv/Wolfgang Simlinger FÜR GEMEINSAME LÖSUNGEN im Schutzwald zu haben. Die Reinweideflächen wurden so angelegt, dass sich im Winter Aufstiegs- Dem Österreichischen Alpenverein ist es ein Anlie- und Abfahrtsschneisen für Schitourengeherinnen gen, dass Freizeitnutzung konfliktfrei, naturverträg- und -geher ergeben. lich und mit größtmöglicher Rücksichtnahme auf ökologisch wertvolle Lebensräume erfolgt. Vor allem Mit restriktiven Maßnahmen geht der Alpenverein 6 im Sommer spielt bei der Besucherlenkung das sehr sparsam um. Betretungsverbote werden nur für
AUSGABE 03/2020 – NR. 45 ökologisch wertvolle Lebensräume ausgesprochen. Der stiegs- und Abfahrtsrouten: mit vorgeschlagenen Alpenverein fordert die Freizeitnutzenden auch dazu Aufstiegsrouten, großen Tafeln, Foldern, Medienarbeit, auf, auf jagdliche Infrastrukturen Rücksicht zu nehmen. Internetpräsenz, eigenen digitalen und analogen „Aber mit Wildschutzgebieten unter Strafandrohung Karten etc. Eine Evaluierung des Landes Tirol im letzten haben wir keine Freude“, stellt Kapelari klar. Winter hat ergeben, dass sich das Gros der Sporttrei- Besucherlenkung ist eine permanente Aufgabe, die benden an die markierten viel Kreativität, Kommunikationsaufwand, Geduld und Aufstiegsspuren hält und WEITERFÜHRENDE LINKS Mühe erfordert. Wenn alle Beteiligten offen über ihre freiwillige sowie behördlich Bedenken, Ängste und Bedürfnisse reden, könne man verordnete Schutz- und Kostenloser Download der Publikation gemeinsam gute Lösungen finden, ist Peter Kapelari Ruhegebiete berücksichtigt. Good Practices der Besucherlenkung im überzeugt. Man müsse jedoch alle Maßnahmen Alpintourismus, Reihe „Alpine Raumord- ständig evaluieren und immer wieder nachbessern. Das ist die positive Nach- nung“, Nr. 34: alpenverein.at > Natur & Für die heurige Sommersaison rechnet man mit richt. Die schlechte Nach- Umwelt > Naturverträglicher Bergsport > einem besonders großen Ansturm auf den Natur- richt ist, dass das Brixental Besucherlenkung raum. Viele Österreicherinnen und Österreicher und seine Seitentäler sowohl werden wegen der Corona-Krise zu Hause Urlaub aufgrund der guten woipertouringer.at machen. Der Alpenverein rechnet damit, dass Werbung als auch wegen bergwelt-miteinander.at Wildcampieren ein großes Thema werden wird. der gesellschaftlichen Entwicklung hin zu mehr Naturerlebnissen – Schitou- rengehen boomt nach wie vor – im Winter regelrecht Ü B E R N U T Z T E R N AT U R R A U M gestürmt werden. Vor allem die Tagesausflüglerinnen und -ausflügler sprengen die Parkplatzkapazitäten. Die Viel Erfahrung mit Besucherlenkung hat auch Folge: Wild geparkte Autos verhindern immer wieder, Christian Rieser, Leiter des Forstreviers Brixental, dass Einsatzfahrzeuge sowie Grundstücksbesitzerin- ÖBf-Forstbetrieb Unterinntal. Er arbeitet bereits seit nen und -besitzer in die Täler kommen können. zwanzig Jahren in diesem touristisch sehr stark Einzelne betroffene Grundeigentümer erwägen daher genutzten Gebiet und beobachtet, dass sich die eine Beschränkung der Besucherfrequenz. In puncto Bevölkerung immer mehr von der Natur entfremdet Besucherlenkung ausschließlich auf Aufklärungsarbeit und sich die freiheitsliebenden Einheimischen immer und Eigenverantwortung zu bauen würde in den schwerer lenken lassen. Kaum jemandem sei noch touristisch überlaufenen Gebieten über kurz oder lang bewusst, dass der Naturraum auch ein Arbeitsplatz möglicherweise nicht ausreichen, meint Christian ist, wo Lebensmittel produziert werden oder Holz Rieser. Der Naturraum drohe übernutzt zu werden. geerntet wird. Viele Menschen wollen ihr Ego befriedigen, indem sie „irgendwo hinaufsausen“ – sei es mit dem Rad oder mit Nordic-Walking-Stöcken. Christian Rieser: „Ich rede deshalb mit jedem, der sich in unserem Forstrevier nicht richtig verhält. Ich erkläre, wie alles zusammenhängt und wer durch das jeweilige Fehlverhalten belastet wird.“ Sind Freizeit- nutzende abseits vertraglich geregelter Bestimmun- gen unterwegs, wird das auch mit den Gemeinden und Tourismusverbänden besprochen, mit denen die ÖBf sehr gut zusammenarbeiten. Diese stellen Information etwa über Wegsperren wegen Holznut- N E U E R WO H L FÜ H LW E G D U RC H zung auf ihre Internet-Plattformen. Dennoch gehört DIE MARCHAUEN es zum Alltag, dass solche Ankündigungen negiert werden. Selbst Tafeln mit der Aufschrift „Befristetes Der im Frühling 2020 eröffnete barrierefreie forstliches Sperrgebiet – bitte nicht betreten, WohlfühlWeg bei Marchegg führt durch das Lebensgefahr!“ werden ignoriert. Die ÖBf legen Herzstück der Marchauen und u. a. zur größten auf daher oft Ausweichkorridore oder -schneisen an. Bäumen nistenden Storchenkolonie Mitteleuropas. Foto: Andrea Lichtenecker Gehzeit: ca. 1,5 Std. Im Winter kämpft der Verein „Netzwerk Naturraum Wegbeschreibung: wohlfuehlwege.at/marchauen Brixental“, dem auch die ÖBf angehören, bereits seit mehr als zehn Jahren (siehe NRM-Journal 1/2012) sehr erfolgreich gegen den Wildwuchs von Schitourenauf- 7
Dem Staat müsste ein gut betreutes Wanderwegenetz auch budgetär mehr wert sein. Wegehaftung Welche Sicherungsmaßnahmen sind nötig? Spezialist für Viele Wanderwege im alpinen Raum liegen in Sicherung der Wegebenutzung gegen Absturzgefah- Wegehaftungsrecht Höhenlagen mit temperaturbedingt schwieriger ren. Die die Wegehalterin/den Wegehalter treffende Dr. Wolfgang Stock Bodenbildung. Die daher oft nur dünnen Auflagen Pflicht zur Sicherung des Weges bedeutet aber nicht ––– sind stark erosionsgefährdet. Hochgebirgsböden die Verpflichtung, Wandernde vor jeder möglichen freizeitrecht.at haben auch nur wenig Speichervermögen. Das Gefahr zu schützen. Eine solche Forderung würde der dadurch fast ungehinderte Abfließen des Nieder- Wegehalterin/dem Wegehalter unerträgliche Lasten schlagwassers kann Muren- aufbürden, die in keinem angemessenen Verhältnis Verantwortungsvolle Wegehalterin- abgänge und Hochwasser- zum Schutzeffekt stünden; eine vollkommene nen und -halter haben viel zu tun. schäden nach sich ziehen. Verkehrssicherung ist auf Wegen nicht zu erreichen Auch Steinschlag und (RIS-Justiz RS0023233). Jurist Dr. Wolfgang Stock geht in Felsstürze können Wandernde seinem Gastartikel sowohl auf die auf (hoch-)alpinen Wegen Für die Wartung von Wanderwegen existieren keine Istsituation als auch auf mögliche gefährden. Im Wald stellen gesetzlichen Vorgaben. In der Gerichtspraxis haben umstürzende Bäume und sich aber Regeln herausgebildet: Wegehalterinnen Änderungen der Wegehaftungs herabfallende Äste Gefahren und Wegehalter sind zu periodischen Kontrollen bestimmungen ein. für Wegebenutzerinnen und verpflichtet. Beispielsweise kann zur Vermeidung -benutzer dar. Auf Wiesenwe- eines Felssturzes eine jährliche Kontrolle des oberhalb gen können Starkregenereignisse zu einer Versump- des Weges befindlichen Terrains auf lockeres oder fung führen. brüchiges Gestein geboten sein. Nach bekannt Fotos: Naturfreunde Oberösterreich, Bergwaldprojekt/Naturfreunde Österreich, Furgler, Graz gewordenen Naturkatastrophen ist eine anlassfallbe- dingte, rasche Überprüfung des Wegzustandes WARTEN VON WAN DERWEGEN vorzunehmen: Gibt es Vermurungen, umgestürzte Bäume, weggerissene Stege, weggeschwemmte Die in § 1319a ABGB (Allgemeines bürgerliches Trittsteine usw.? Im Gebirge können allerdings eine Gesetzbuch) gesetzlich vorgeschriebene Haftung für ständige Überwachung und Instandhaltung nicht Wege ist ein Unterfall der allgemeinen Verkehrssiche- verlangt werden. Auch Gefahrenabwehrmaßnahmen, rungspflicht. Wer – wenn auch erlaubterweise und die für andere Verkehrsträger (Straßen, Bahntrassen) zum Vorteil der Benutzerinnen und Benutzer – eine üblich sind, etwa Steinschlagnetze, Auffangmauern Gefahrenquelle schafft, muss dafür sorgen, dass oder die Verlegung in Tunnel, sind für Wanderwege daraus kein Schaden entsteht. Dies allerdings nur unrealistisch. Dies muss auch allen, die wandern dann, wenn die Maßnahmen zur Vermeidung einer gehen, bewusst sein. Sie haben daher bei der Bege- Gefahr auch möglich und zumutbar sind. Die Haftung hung von Wanderwegen besonders vorsichtig zu sein. gilt nicht nur für die Wegfläche selbst, sondern auch für die Wegverkehrssicherheit im Rahmen der Im Wald gilt die Weg(rand)haftung nur auf Forststra- sogenannten Wegrandhaftung (Beeinträchtigungen ßen und markierten Wegen im Wald; das sind Wege, der Sicherheit durch Lawinen, Steinschlag, Felsstürze, welche die Waldeigentümerin/der Waldeigentümer 8 abbrechende Äste und umstürzende Bäume) und die durch entsprechende Kennzeichnung ausdrücklich
AUSGABE 03/2020 – NR. 45 der Benützung durch die Allgemeinheit gewidmet Zur subjektiven Komponente: Ein Prinzip unserer hat. Die oben erwähnten Grundsätze der Angemes- Rechtsordnung ist der Zusammenhang zwischen senheit und Zumutbarkeit gelten gleichermaßen für Müssen und Können. Der OGH judiziert zum Beispiel, die Beurteilung der Frage, welche Maßnahmen zur dass die Wegehalterverpflichtung (= Müssen) Abwehr von Gefahren aus dem daneben liegenden gerechterweise nur von jemandem verlangt werden Wald zu treffen sind. Nicht markierte Waldwege sind kann, dem eine Verfügungsmacht über den Weg juristisch wie ein wegeloser Wald zu sehen. Wer im zusteht (= Können). Wenn man dieses Prinzip wegelosen Wald wandert, muss selbst auf alle ihm weiterdenkt, müsste dem Staat die Aufrechterhal- durch den Wald drohenden Gefahren achten (§ 176 tung eines gut gewarteten und weitgehend sicheren Abs. 1 Forstgesetz). Wanderwegenetzes auch budgetär mehr wert sein. „Wanderwege-Finanzierungsgesetze“ seitens des Verantwortungsvolle Wegehalterinnen/Wegehalter Bundes (für Wanderwege im Wald) und der Länder haben jedenfalls viel zu tun: von der Beseitigung von (für sonstige Wanderwege) könnten abseits von Lockergestein oberhalb von Wegen im alpinen situativen Förderungen eine nachhaltige Entwick- Bereich und von Gefahrenbäumen auf Wanderwegen lung sicherstellen. Modell dafür könnten die in im Wald über die eventuelle Neutrassierung eines Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Weges in stark vernässten Talbereichen bis zur Sperre in der Steiermark abgeschlossenen landesweiten und allenfalls sogar Auflassung von Wegen in Wegehalterhaftpflichtversicherungen sein. Gefahrenbereichen. MÖGLICHE RECHTSENTWICKLUNG BAUMHAFTUNG Wie kann die Rechtsordnung Wegehalterinnen/ Wegehalter in ihrer Aufgabe unterstützen? Eine Knapp ein Viertel der Waldfläche Österreichs unterliegt theoretisch der Baumhaf- mögliche Antwort wäre, sie von der Haftung zu tung. Die Rechtslage in puncto Baumhaftung wird als unbefriedigend empfunden. befreien oder diese zumindest stark zu reduzieren. Haftungsängste, die oft auf Unkenntnis und Fehlinformation basieren, führen zu Die Folge wären allerdings Wege, denen man nicht einem ökologisch problematischen Verlust von Baumbeständen. Es kommt zu mehr so recht vertrauen kann, womit sie auch ihre Fällungen, die zur Haftungsvermeidung gar nicht erforderlich wären. Die im Vorjahr besucherlenkende Funktion verlieren würden: Jede erschienene Studie des Umweltbundesamts „Baumhaftung – Baumsicherung und Wanderin bzw. jeder Wanderer sucht sich dann deren ökologische Wirkungen“ bietet einen Überblick über die rechtlichen Grundla- seinen eigenen, vertrauenswürdigen Pfad durch den gen und die Praxis der Baumsicherung in Österreich. Im Mittelpunkt stehen die Naturraum. „Wildes“, wegeloses Wandern würde im ökologischen Auswirkungen von Sicherungsschnitten und vorsorglichen Fällungen. alpinen Raum die Erosion verstärken, im Wald die Zudem werden Lösungsvorschläge unterbreitet. Um Kosten für Gemeinden und Beunruhigung des Wildes erhöhen und abseits von Waldbesitzerinnen/Waldbesitzer zu minimieren sowie wertvolle Bäume zu erhalten, markierten Wiesenwegen zu Eingriffen in fremden werden u. a. Haftungsänderungen, Verbesserungen im Baummanagement und eine Besitz führen. Eine solche kaum wünschenswerte Stärkung der Eigenverantwortung von Waldbesucherinnen/-besuchern angeregt. Entwicklung kann also nicht das Ziel sein. Was aber dann? Kostenloser Download der Studie: umweltbundesamt.at > Studien & Reports > Wald Welche Wegesicherungsmaßnahmen im konkreten Fall zu treffen sind, richtet sich danach, was ange- Weitere Infos messen (objektive Komponente) und zumutbar Siehe Seite 11 sowie auf baumkonvention.at > Download & Info > Zeitschrift (subjektive Komponente) ist. Damit gibt die Rechtsla- SACHVERSTÄNDIGE, Heft 1, 2020, Seite 2–9 ge eine sehr realitätskonforme Handlungsweise vor und hält überzogene Erwartungen (Begradigung Johannes Stabentheiner/Karin Büchl-Krammerstätter (Hg.), Kriterien für eine aller Straßenkurven, Beleuchtung aller Wanderwege differenzierte Baumhaftung, Tagungsband zum Symposium „Baumsicherung“ am usw.) ab. Der Oberste Gerichtshof (OGH) prüft diese 24. und 25. Oktober 2019 in Hainburg, 38 €, Bestellungen: Komponenten im Hinblick auf ein angemessenes baumkonvention.at/buch/ Verhältnis zum Schutzeffekt für die Wegenutzenden. Eine Ausdehnung der objektiven Komponente im Die Forstliche Ausbildungsstätte Traunkirchen bietet im Herbst 2020 Baum Hinblick auf ein angemessenes Verhältnis zum management-Kurse: fastort.at/index.php/kurskalender. Verlusteffekt eines Gutes (etwa eines ökologisch wertvollen Fels- oder Feuchtbereichs) wäre eine sinnvolle Ergänzung dieses Abwägungsgedankens. 9
Alpenbockkäfer, Hummeln Überlebenswichtig Ökosysteme brauchen Insekten Von 1989 bis 2016 reduzierte sich allein der Bestand Will man dem Insektensterben Einhalt gebieten, wird fliegender Insekten in manchen Regionen Deutsch- man vonseiten der Politik ausreichende Forschungs- lands um 76 Prozent. Man geht davon aus, dass die mittel bereitstellen sowie in eine insekten- und Situation in Österreich eine klimafreundliche Landwirtschaft investieren müssen. Auf jeden Menschen kommen an ähnliche ist. Hauptursache Der Anfang 2020 gegründete „Österreichische des Rückgangs ist der Verlust Wildbienenrat“ fordert unter der Devise „Bestäuber- die 1,4 Milliarden Insekten, von von Lebensraum: Industrielle schutz ist ein Gebot der Stunde!“ eine Forschungs- denen es etwa 5,5 Millionen Arten Landwirtschaft, Pestizid- und und Bildungsoffensive. gibt. Doch den Insekten geht es Düngemitteleinsatz, Flächen- versiegelung und Lichtver- Je größer die Artenvielfalt unter den Bestäubern ist, nicht gut. Weltweit ist ein massives schmutzung setzen den desto höher ist die Bestäubungsrate. Honigbienen Insektensterben zu beobachten. Insekten stark zu. Je weniger reichen als alleinige Bestäuber nicht aus. Sie sind naturnahe Landschaften es auch gar nicht für jede Pflanzenart anatomisch gibt, desto schlechter ist es um die Insektenvielfalt passend ausgestattet. Die Bestäuber sind jeweils auf bestellt. Auch der Klimawandel kann sich auf die die Blüten spezieller Pflanzenarten zugeschnitten. Insektenwelt negativ auswirken. Man darf also nicht nur an den Schutz der Honigbie- ne denken. Von den 54.125 in Österreich lebenden Tierarten sind 40.000 (!) Insektenarten. In Österreich ist die Datenlage bezüglich Insekten unbefriedigend. Noch AKTIV FÜR WILDBIENEN in diesem Sommer wird das Umweltbundesamt einen umfassenden Bericht über die Situation der Im Rahmen des ÖBf-Projekts „Aktiv für Wildbienen“ Insekten in Österreich veröffentlichen. Laut Auskunft wurden 2016 gemeinsam mit dem Naturschutzbund des Umweltbundesamts arbeitet man derzeit auch Österreich von Wildbienenexpertinnen und -exper- an einem „Aktionsplan Insektenvielfalt“ (Arbeitstitel), ten an ausgesuchten Flächen in sieben ÖBf-Forstbe- der bis Jahresende vorliegen soll. trieben die vorkommenden Wildbienenarten erhoben. Darauf aufbauend hat man Pflegekonzepte In Österreich fehlen in den Roten Listen noch immer mit praktisch umsetzbaren Maßnahmen ausgearbei- wichtige Insektengruppen, etwa die Wildbienen, weil tet, die für ÖBf-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter im man über sie nicht genügend bzw. keine digitalisier- „Naturschutzpraxisbuch“ aufgelistet sind. In jedem Fotos: ÖBf-Archiv, Martina Schwantzer ten Informationen hat. Österreich wird von etwa 700 ÖBf-Revier können nun gezielt Naturschutzaktivitä- Wildbienenarten bevölkert, zu denen auch die ten sowohl im Zuge der Waldnutzung als auch im Hummeln zählen. Hummelforscher MMag. Dr. Offenland erfolgen, die der Förderung von Wildbie- Johann Neumayer koordiniert derzeit die Erstellung nen dienen. Wildbienen brauchen nämlich auf einer Roten Liste für alle Hummelarten, die bis zum engem Raum Nistmöglichkeiten und ein ausreichen- Frühjahr 2022 fertig sein soll. des Nahrungsangebot. In den letzten Jahren wurden 10 daher beispielsweise Wiesen und Waldränder
AUSGABE 03/2020 – NR. 45 wildbienenfreundlicher bewirtschaftet. Man kann Landes Tirol sowie der Naturkundlichen Sammlung auch entlang von Forststraßen besonnte Bienen- der Tiroler Landesmuseen und dem Alpenzoo buchten mit Totholz für Nistplätze und mit Laub- Innsbruck wurden 2019 mit und Wildobstbäumen sowie blütenreichen Sträu- Bewilligung der zuständi- WEITERFÜHRENDE chern anlegen und von März bis September/Oktober gen Behörden in Tirol einige I N F O R M AT I O N E N ein durchgängiges Blütenangebot zu schaffen Käfer gesammelt, die dem versuchen. schwedischen Tierpark global2000.at/publikationen/insektenatlas „Nordens Ark“, der Erfah- bienen.info/bienensterben-wie-wichtig-ist- rung in der Aufzucht von der-bienenschutz/ A L P E N B O C K- P R OJ E K T Bockkäfern hat, zur Vermeh- Kostenloser Download des neuen 52-seitigen rung übergeben. Hier Praxisleitfadens „Insekten-Soforthilfe“: Der prächtige Alpenbock (Rosalia alpina), ein bis zu können sich Larven unter naturverbindet.at 4 cm großer Käfer mit charakteristischer Blaufär- Laborbedingungen in einem Kostenloser Download der von den ÖBf in Auftrag bung, bevorzugt sonnige Buchen- und Buchenmisch- Jahr statt in drei bis vier gegebenen Studie des Umweltbundesamts wälder. Seine Larven entwickeln sich im Totholz Jahren entwickeln. Mit den „Wildbienenparadies Österreich? Aktuelle Umwelt- großer Buchen und Ahorne. In Österreich ist er in den in Schweden gezüchteten situation – Identifikation von Gefahren und Südlichen und Nördlichen Kalkalpen zu finden, Käfern möchte man den Lösungen im Wald“: bundesforste.at > Service & allerdings nur mehr selten. Intensive Waldbewirt- Tiroler Bestand sichern. Presse > Publikationen > Studien schaftung, die Umwandlung von Buchenmischwäl- Auch in Schweden, wo der dern in Nadelholzbestände sowie das Entfernen von Alpenbock bereits ausge- Buchtipp: Heinz Wiesbauer, Wilde Bienen. Biologie, Totholz und/oder großer Solitärbäume bedrohen den storben ist, will man Tiroler Lebensraumdynamik und Gefährdung, 2., erw. Aufl., Alpenbock. Käfer ausbringen. Stuttgart 2020 Die ÖBf beteiligen sich nun an einem Projekt zum Ab Juli 2020 ist der Alpenzoo Innsbruck um eine Schutz dieses Käfers. Gemeinsam mit dem Naturpark Attraktion reicher: Eine Station mit vier Baumstäm- Karwendel, der heuer zum Naturpark des Jahres men mit Alpenbocklarven informiert u. a. über den gekürt wurde, der Umweltschutzabteilung des Lebenszyklus des Käfers. BAUMSIC H ER H EIT – NAC HGEFRAGT B EI DI J Ü RGEN WEB ER entfernen sind. Man DI Jürgen Weber muss dokumentieren, Experte für Jürgen Weber ist für die Begutachtung von Bereich und Waldbestände, in denen es um dass man nicht Baumsicherheit, Bäumen zuständig. Die ÖBf bieten Gemein- die Sicherung von Wegen geht (siehe Seite 8). säumig war. Wenn ÖBf-Dienstleistungen, den, Infrastrukturunternehmen wie der man sich überfordert ––– ASFINAG, Immobilienverwaltungen und Immer öfter werden vorsichtshalber Bäume fühlt, kann man sich bundesforste.at/ Privatpersonen als Dienstleistung Baumüber- gefällt. an die Fachleute der baumbegutachtung prüfungen an. Sie erstellen auch Baumkatas- Das ist im Osten häufiger der Fall als im Bundesforste ter und führen zum Teil Baumkontrollen in Westen. Eine Studie der Kepler-Universität wenden. Üblicherweise kann jedoch auch ein Wäldern durch, etwa im Nationalpark Linz liefert Vorschläge für die Konkretisierung Laie sehr gut erkennen, ob ein Baum gefähr- Donauauen, wo größere Besucherströme der bestehenden Gesetze, durch die verhin- lich ist. Nach Stürmen müssen Bereiche im unterwegs sind. dert werden soll, dass es zu übereilten Wald mit erhöhter Verkehrsfrequenz umge- Baumfällungen kommt. hend kontrolliert werden. In Österreich Welche Kriterien gibt es für die Baumsicherheit? herrschen keine amerikanischen Verhältnisse: Je nachdem, ob es sich um Bäume im Wald Was empfehlen Sie Waldbesitzerinnen und Die Gerichte urteilen nach Menschenverstand oder im städtischen Bereich handelt, sind die -besitzern? und Zumutbarkeit. Selbstverantwortung wird Kontrollkriterien unterschiedlich streng. Für Sie sollten überprüfen, ob bei Wegen, die der großgeschrieben. Wenn es heute auch den urbanen Bereich gibt es eine eigene Wegehaftung unterliegen, überhaupt ein häufiger und schneller zu Klagen wegen ÖNORM, die genau vorschreibt, wie Bäume zu Risiko besteht, und ihre Maßnahmen nach der verabsäumter Sicherung eines Wegs kommen kontrollieren sind. Die Vorgaben unterschei- Verkehrsfrequenz richten. Bereiche mit hoher mag, sprechen die Urteile eine deutliche den etwa zwischen Schäden im Kronen-, Frequenz sollten einmal im Jahr abgegangen Sprache. Die meisten Haftungsansprüche Foto: Jürgen Weber Stamm- und Wurzelbereich. Ein besonderer werden. In einem detaillierten Begehungspro- werden abgelehnt. Die freie Natur ist kein Fall sind waldähnliche Bereiche im urbanen tokoll hält man fest, welche Bäume zu Vergnügungspark.
Das nächste NRM-Journal erscheint im Oktober 2020 zum Thema „Mikrohabitate“. Der Kontakt mit unseren Leserinnen und Lesern ist uns wichtig. Wir freuen uns über Hinweise, Vorschläge oder Kritik. Leserbriefe bitte an naturraummanagement@bundesforste.at Alle Informationen zur Datenschutzerklärung finden Sie auf bundesforste.at/naturraummanagement. Bei weiteren Fragen steht Ihnen unser Datenschutzbeauftragter (datenschutzbeauftragter@bundesforste.at) gerne zur Verfügung. Wenn Sie das NRM-Journal nicht mehr erhalten wollen, geben Sie uns dies bitte telefonisch (0 22 31/600-3110) oder per E-Mail (naturraummanagement@bundesforste.at) bekannt. N EU: LEH RGANG „WALD U N D GESU N DH EIT“ Der Wald wird immer stärker als Therapieort und gesundheitsfördernde Umgebung gesehen und genutzt. Damit wird der Wald für eine völlig neue Zielgruppe, nämlich für MedizinerInnen, Lebens- und SozialberaterInnen, Therapeutinnen und Therapeuten etc., zum Arbeitsort. Nach Absolvierung dieses erstmals von den ÖBf und dem WIFI NÖ veranstalteten Lehrgangs „Wald und Gesundheit“ werden die Teilnehmenden das Gesamtkonzept Wald als Lebens- und Wirtschaftsraum sowie als Erholungsort verstehen und das erworbene Wissen in ihre eigene Tätigkeit integrieren können. 60 Lehreinheiten im Rahmen von Wochenendkursen vom 21. August bis 20. September 2020 Kursort: Purkersdorf bei Wien, Wienerwald Kosten: 1.990 Euro Kostenloser Infotermin: 5. August 2020, 17–19 Uhr Anmeldung (auch für den Infotermin): noe.wifi.at/kurs/13031x-lehrgang-wald-und-gesundheit#ideal-fuer bundesforste.at/naturraummanagement UW 686 DAS Papier: Claro-Bulk Druck: F. Berger & Söhne Ges. m. b. H., 3580 Horn Das Unternehmen ist PEFC-zertifiziert und hat für dieses Produkt Papier eingesetzt, das nachweislich aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammt. Die Her- stellung erfolgte nach der Umweltzeichen-Richtlinie UZ 24 für schadstoffarme Druckerzeugnisse.
Sie können auch lesen