Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...

Die Seite wird erstellt Robert Strauß
 
WEITER LESEN
Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe

Impulse aus der Region Neckar-Alb

Nachhaltigkeit
ganz praktisch

                                                                          Sonde
                                                                         ausga r
                                                                              be
Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
2      Inhalt

 Impulse aus der                                                                         08
 Region Neckar-Alb

 Nachhaltigkeit
 ganz praktisch

                                                     Foto: robertsrob/istockphoto.com

                                                                                                                                      25

     TITELTHEMA                                                                         INHALT
     Nachhaltigkeit, das ist weit mehr als Umwelt-                                      05   Einleitung
     und Naturschutz. In dieser Sonderausgabe von
                                                                                        06   Nachhaltigkeit in der Region
     WNA stellen Firmen aus der Region ihren Weg
     zu mehr Nachhaltigkeit vor:                                                        08   Mehrwert von Nachhaltigkeit

     13    Stadthalle Reutlingen                                                        10   Schritte zum nachhaltigen Wirtschaften
                                                                                             Unternehmenswerte, Stakeholderanalyse,
     24    Patavo,                                                                           Zielanalyse
           IHK Reutlingen
                                                                                        12   Maßnahmen und Handlungsfelder
     16    Kreissparkasse Reutlingen,                                                        12 Handlungsfeld Ökonomie
           Bruderhaus Diakonie                                                               15 Handlungsfeld Ökologie
                                                                                             18 Handlungsfeld Arbeit
     17    Mey
                                                                                             20 Handlungsfeld Gemeinwesen
     19    Advanced UniByte,
                                                                                        22   Forderungen an die Politik
           SchwörerHaus
     21    Interstuhl,                                                                  25   Nachhaltigkeit in der IHK
           Fink Druck

     www.wirtschaft-neckar-alb.de
Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
Nachhaltigkeit ganz praktisch                  3

Glaubwürdig, ehrlich und berechenbar
Nachhaltigkeit ist keineswegs eine    wirkungen des eigenen Handels zu       Eine Arbeitsgruppe aus Vertrete-
Modeerscheinung der Gegenwart.        kennen und zu übernehmen. Der          rinnen und Vertretern regionaler
Schon im Leitbild des Ehrbaren        Ehrbare Kaufmann und die Ehrbare       Firmen und Institutionen haben
Kaufmanns konnte man vor 700          Kauffrau vereint Haltung und Hand-     das vorliegende Arbeitspapier er-
Jahren nachlesen, dass ein Kauf-      lung. Nur dann ergibt sich ein au-     arbeitet und zeigen damit auf, wie
mann glaubwürdig, ehrlich und be-     thentisches Bild.                      sich Nachhaltigkeit konkret in das
rechenbar zu sein hat. Diese Werte                                           eigene unternehmerische Handeln
haben in unserer globalisierten       Der Dreiklang der Nachhaltigkeit       integrieren lässt. Die Vollversamm-
und vernetzten Welt unverändert       aus Ökonomie, Ökologie und So-         lung der IHK hat die politischen
ihre Berechtigung. Sie sind aus       zialem lässt sich unmittelbar aus      Forderungen am 4. Dezember 2018
unserer Sicht gleichermaßen klas-     dem Leitbild des Ehrbaren Kauf-        beschlossen. Zehn Firmen haben
sisch wie innovativ.                  manns ableiten. Die Nachhaltigkeit     Beispiele für Nachhaltigkeit aus
                                      untermauert dabei den Gedanken,        ihrer Praxis beigesteuert. Wir dan-
Für Unternehmerinnen und Unter-       dass Betriebe nur dann dauerhaft       ken allen Engagierten aus den hei-
nehmer bedeuten sie, nicht nur        erfolgreich sein können, wenn sie      mischen Unternehmen, die diese
profitabel zu wirtschaften, sondern   ihre Unternehmensführung lang-         Broschüre unterstützt und möglich
auch die Verantwortung für die Aus-   fristig anlegen.                       gemacht haben.

Christian O. Erbe        Dr. Wolfgang Epp
IHK-Präsident            IHK-Hauptgeschäftsführer

                                                           Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
4   Nachhaltigkeit ganz praktisch

                               Vom Beispiel lernen

                                Die Umsetzung ist machbar
                                  Auch für kleine und mittlere Unternehmen muss es weder komplex
                                  noch aufwendig sein, Nachhaltigkeitsmaßnahmen umzusetzen.
                                  Es kommt darauf an, im Betrieb die richtigen Weichen zu stellen
                                  und sich konkrete Maßnahmen vorzunehmen.

                             Wer das Wort Nachhaltigkeit hört,       haltiges Wirtschaften bedeutet somit,
                             denkt wahrscheinlich zunächst einmal    dass Unternehmen ihr Kerngeschäft
                             an Umwelt- und Naturschutz. Hin-        wirtschaftlich erfolgreich, aber auch
                             ter dem Begriff verbirgt sich jedoch    sozial und ökologisch verantwortlich

                                                                                                              Fotos: Anton Balazh, gualtiero boffi/shutterstock.com
                                              weitaus mehr: Er be-   betreiben müssen.
                 Nachhaltigkeit ver-          schreibt ein umfas-
                schafft einen Wettbe- sendes Konzept, das            Mehrwert für das Unternehmen
               werbsvorteil gegenüber uns alle dazu auffor-          Handeln Unternehmen im Sinne der
                                              dert, unsere Art zu    Nachhaltigkeit, verpassen sie sich da-
                   Mitbewerbern.
                                              leben und zu wirt-     mit weit mehr als ein grünes Image:
                             schaften zukunftsfähig zu machen.       Firmen, die auf den Einsatz von Res-
                             Was heißt das für Unternehmen?          sourcen wie Energie oder Druckerpa-
                             Sie müssen natürlich profitabel wirt-   pier achten, sparen automatisch Geld.
                             schaften. Um ihren langfristigen Un-    Firmen, die moderne Arbeitszeitmo-
                             ternehmenserfolg zu sichern, müssen     delle schaffen und ihre Mitarbeiter
                             sie jedoch auch Verantwortung für       bei der Vereinbarkeit von Familie und
                             die gesellschaftlichen Auswirkungen     Beruf unterstützen, sind in Zeiten des
                             ihres Handelns übernehmen. Nach-        Fachkräftemangels attraktive Arbeit-
Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
Nachhaltigkeit ganz praktisch                    5

geber. Firmen, die nachhaltige Pro-
dukte oder Dienstleistungen anbieten,
werden von Kunden und Geschäfts-
partnern oftmals als besonders inno-
vativ wahrgenommen und verschaffen
sich damit einen Wettbewerbsvor-
teil gegenüber ihren Mitbewerbern.
Nachhaltigkeit ist also eben nicht nur
ein Deckmäntelchen für das gute Ge-
wissen, sondern hat nachvollziehbare
betriebswirtschaftliche Komponenten.

Papier für die Praxis
Das vorliegende Papier wurde vom
IHK-Netzwerk Nachhaltigkeit initi-
iert. Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit,
ein Zusammenschluss mehrerer Un-
ternehmen und Institutionen aus der
Region Neckar-Alb, die sich für Fra-
gen der Nachhaltigkeit interessieren,
hat das Projekt umgesetzt.

Das Nachhaltigkeitspapier soll den in keinem Widerspruch stehen, Ge-
Firmen der Region als Praxisorien- winn zu erzielen und gleichzeitig das
tierung dienen. Es zeigt, was Neckar- Gemeinwohl zu berücksichtigen. Im
Alb in Sachen Nachhaltigkeit bereits Gegenteil: Nachhaltigkeit verschafft          Nachhaltigkeit
zu bieten hat und welche Potenziale Unternehmen aus betriebswirtschaft-
in der betrieblichen Praxis bestehen. licher Sicht einen echten Mehrwert
                                                                                   Hintergrund
Unternehmen erhalten Praxistipps: und trägt zum langfristigen Unter-               Nachhaltigkeit basiert auf der
Anhand konkreter                                         nehmenserfolg bei.        Idee, derzeitige Bedürfnisse zu
Fragestellung und        Gewinnerzielung und             Die hier vorgestell-      befriedigen, ohne zukünftigen
                                                                                   Generationen die Lebensgrund-
Beispielen zeigt das     Gemeinwohl müssen               ten Beispiele sind in
                                                                                   lage zu entziehen. Im englischen
Papier auf, wie sich    kein Widerspruch sein. die Handlungsfelder                 Sprachraum wird oft von „sustai-
Betriebe mit dem                                         Ökonomie, Ökologie,       nable development“ gesprochen.
Thema nachhaltiges Wirtschaften im Arbeit und Gemeinwesen unterteilt.              Nachhaltigkeit hat drei Dimensi-
Unternehmen beschäftigen und erste                                                 onen: Ökonomie, Ökologie und
Maßnahmen implementieren kön- Dabei müssen Nachhaltigkeitsmaß-                     Soziales. Dem Nachhaltigkeits-
                                                                                   begriff liegt eine Zeitdimension
nen. Firmen sollen befähigt werden, nahmen für kleine und mittlere Un-             zugrunde. Es geht um die Möglich-
die Leitlinien der Nachhaltigkeit in ihr ternehmen weder komplex noch auf-         keit, über heutige Handlungen zu-
Kerngeschäft und die Kultur des Un- wendig sein. Aufgrund ihrer kleineren          künftige Bedingungen positiv wie
ternehmens zu integrieren. Abgerun- Größe sind sie häufig sogar flexibler          negativ beeinflussen zu können.
det wird das Papier von Forderungen und haben somit gute Voraussetzun-
                                                                                   Ursprünglich stammt der Begriff
der Wirtschaft an die Politik. Sie zei- gen, um nachhaltig zu agieren und
                                                                                   aus der Forstwirtschaft des 18.
gen, wie Rahmenbedingungen helfen eine Vorbildfunktion einzunehmen.                Jahrhunderts und besagt, dass im-
können, nachhaltiges Wirtschaften Es kommt auf die richtige Idee und               mer nur so viel Holz gefällt werden
weiter zu befördern.                     die praktische Umsetzung an. Mit dem      solle, wie durch Aufforstung nach-
                                         passenden Konzept ist Nachhaltigkeit      wachsen könne. Dies wurde 1713
Gute Ideen                               für alle ein Gewinn – für das Unter-      vom sächsischen Oberberghaupt-
                                                                                   mann Hans Carl von Carlowitz
Die zehn Beispiele dieser Broschüre nehmen, die Mitarbeiter und das Ge-            erstmals so formuliert.
zeigen: Es muss für ein Unternehmen meinwohl.

                                                               Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
6      Nachhaltigkeit ganz praktisch

                                                                                                                        Fotos: Juergen Faelchle/shutterstock.com, PR
    Stellenwert steigt

    Nachhaltigkeit in der Region
    Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Region angekommen. Kom-
    munen und Hochschulen haben die Idee in ihrem Handeln ver-
    ankert und auch Firmen bekennen sich zur Nachhaltigkeit.

In Neckar-Alb finden Unternehmen       sich auch in der positiven Resonanz Das Land Baden-Württemberg en-
den Nährboden, auf dem nachhaltige     der Touristen wider. Der Landkreis gagiert sich im Themenfeld Nachhal-
Innovationen wachsen können. Mit       Reutlingen mit dem Biosphärengebiet tigkeit und setzt sich dafür ein, dass
ihrem Dreiklang aus Wirtschaft, Wis-   Schwäbische Alb gilt als Modellregion Nachhaltigkeit im Zentrum einer wett-
senschaft und Landschaft bietet die    einer nachhaltigen Entwicklung. Das bewerbsfähigen         Unternehmensfüh-
Region die Voraussetzungen für eine    UNESCO-Biosphärenreservat wurde rung steht. Mit einer Reihe von Aktivi-
hohe Lebensqualität. Davon profitie-   2017 zum Sieger des Bundeswettbe- täten begleitet etwa das Ministerium für
ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter   werbs „Nachhaltige                                     Wirtschaft, Arbeit und
und letztendlich die heimischen Un-    Tourismusdestinati-        Die Region: Nähr-           Wohnungsbau         das
ternehmen.                             on“ gekürt. Reutlin- boden für nachhaltige vielfältige gesellschaft-
                                       gen ist außerdem seit         Innovationen.            liche     Engagement
Einzigartiger Lebensraum               Mai 2012 Fair-Trade-                                   der     Unternehmen
Der Lebensraum Neckar-Alb ist durch    Stadt und fördert gezielt den fairen im Land. Dazu zählen insbesondere
hohe Umweltstandards und ein ge-       Handel auf kommunaler Ebene.           der LEA-Mittelstandspreis für soziale
sundes ökologisches Gleichgewicht                                             Verantwortung, die Bad Wimpfener
geprägt. Die UNESCO hat dies 2008      Die Initiative „Tübingen macht blau“ Gespräche, die CSR-Online-Plattform
durch das Projekt Biosphärengebiet     hat das Ziel, die energiebedingten des Landes sowie regelmäßige Regi-
gewürdigt. Berge und Täler, Streu-     CO2-Emissionen pro Kopf bis 2022 onalveranstaltungen. Der Informati-
obstwiesen und zahlreiche Flüsse ma-   um 25 Prozent gegenüber dem Wert onsaustausch unter den Akteuren, der
chen die schwäbische Landschaft ab-    von 2014 zu reduzieren. Sie zeigt, wie lösungsorientierte Dialog und die öf-
wechslungsreich und einzigartig. Die   wichtig Aspekte der Nachhaltigkeit in fentliche Anerkennung stehen dabei im
Bewahrung der Landschaft spiegelt      der Region sind.                       Mittelpunkt. Mit diesen landesweiten
Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
Nachhaltigkeit ganz praktisch                  7

STATEMENTS WIRTSCHAFT

           Inge Tress,                               Martin Fink,                             Sabine Schädle,
Tress Gastronomie GmbH & Co. KG              Fink GmbH Druck und Verlag              Holcim (Süddeutschland) GmbH
„Die Region Neckar-Alb ist geprägt             „In der Region sind viele               „Erfolgreiches Wirtschaften
 von einem ehrlichen und breiten             Unternehmen zu finden, die                hat nichts mit der Größe des
 Mittelstand mit Pioniergeist und           sich zum Ziel der nachhaltigen              Unternehmens zu tun. Der
  der Bereitschaft nachhaltiges              Entwicklung bekennen. Sich                Schnellere und Bessere hat
  Wirtschaften voranzutreiben.“               nachhaltig zu positionieren                die Nase vorn. Das gilt für
                                            bedeutet jedoch sich konstant           Produktinnovationen genauso wie
                                             und im Kern mit dem Thema               für Nachhaltigkeitsthemen. Und
                                          auseinanderzusetzen. Hier besteht          damit schafft man eine Vorreiter-
                                           noch Potenzial. Nachhaltigkeit ist        Rolle und Dynamik – im eigenen
                                          hier mehr als nur ein theoretisches            Haus und in der Region.“
                                                      Konstrukt.“

Aktivitäten ist es gelungen, den hohen    konzept entwickelt und ein Kompe- Nachhaltigkeit und auch die Theolo-
Stellenwert nachhaltigen Wirtschaftens    tenzzentrum für Nachhaltige Entwick- gische Hochschule Reutlingen sowie
in der Öffentlichkeit zu platzieren und   lung / School for Sustainability an der die Hochschule für Kirchenmusik der
die Förderung einer gesellschaftlich      Universität Tübingen aufgebaut. Auch Diözese Rottenburg-Stuttgart und
verantwortlichen Unternehmensfüh-         die Hochschule Reut-                                   die Hochschule für
rung als zentralen Baustein in der Re-    lingen ist in diesem      Gesellschaftlich ver- Kirchenmusik der
gierungsarbeit zu verankern.              Bereich aktiv und hat      antwortliche Unter-         Evangelischen Lan-
                                          sich der UN-Initiative      nehmensführung.            deskirche in Würt-
Auch die Wissenschaft spielt für die      „Principles for Re-                                    temberg basieren auf
nachhaltige Entwicklung in der Regi-      sponsible Management Education“ den Grundsätzen der Ethik und des
on eine wichtige Rolle. Eine Univer-      (PRME) verpflichtet.                    befreiten Denkens.
sität, sechs Hochschulen und weitere
Forschungs-, Transfer- und Bildungs-      Die Hochschule für Forstwirtschaft        Neben Politik, Wissenschaft und Ge-
einrichtungen bilden die Grundlage        Rottenburg stellt die Wissens- und        sellschaft spielt aber insbesondere die
der Wissensregion.                        Kompetenzvermittlung im Zeichen der       Wirtschaft eine wichtige Rolle. Der
                                          Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel der      Beitrag der Wirtschaft zu einer nach-
Die Universität Tübingen orientiert       Umgang mit der knappen Ressource          haltigen Entwicklung ist dabei kein
sich in ihrem Leitbild beispielswei-      Wasser oder Aspekte der internationa-     Selbstzweck, sondern sollte sich am
se an der Maxime einer nachhaltigen       len Entwicklungszusammenarbeit klar       Ideal des Ehrbaren Kaufmanns ori-
Entwicklung. Um diese Zielsetzung         in den Vordergrund. Die Hochschule        entieren, der die Verantwortung für
zu stärken und strukturell weiter zu      Albstadt-Sigmaringen bekennt sich         Menschen und Ökologie ebenso ver-
verankern, wurde ein Nachhaltigkeits-     in ihrem Leitbild zu den Prinzipien der   folgt wie den ökonomischen Erfolg.

                                                                  Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
8     Nachhaltigkeit ganz praktisch

                                                                                                                Foto: pogonici/shutterstock.com
Nachhaltiges Wirtschaften

 Das ist der Mehrwert

Gelebte unternehmerische Ver-           Unternehmen können durch nach- „License to Operate“, sicherzustellen,
antwortung spielt insbesondere          haltiges Wirtschaften gesellschaft- gewinnt nachhaltiges Wirtschaften
bei kleinen und mittelständischen       lichen Fortschritt gestalten, ihre unweigerlich an Bedeutung.
Unternehmen seit jeher eine große       Zukunftsfähigkeit überprüfen und
Rolle.                                  Verantwortung für das Gemeinwohl Die Übereinstimmung von innerer
                                        übernehmen: Einerseits durch ihre Haltung und konkreter Handlung ist
Viele regional verwurzelte kleine       Produkt- und Dienstleistungsangebo- nicht nur ein wichtiger Erfolgsfaktor
und mittelständische Unternehmen        te, andererseits durch ihr Engagement für den Ehrbaren Kaufmann, sondern
(KMU) gehen ihrer gesellschaftlichen    für das Umfeld, in                                    sichert   gleichzeitig
Verpflichtung bereits intuitiv nach –   dem sie agieren            Unternehmerische           den Erfolg eines mo-
und das oftmals sehr erfolgreich.       und das über das         Verantwortung ist ein dernen und verant-
                                        rein betriebswirt-          kontinuierlicher          wortungsbewussten
Denn durch eine gegenseitige Wert-      schaftliche Handeln              Prozess.             Unternehmens.     Mit
schätzung und eine nachhaltige Unter-   hinausgeht. Um als                                    dem Leitgedanken des
nehmenskultur entsteht im besten Fall   Unternehmen personelle (Kunden, Ehrbaren Kaufmanns können Un-
eine Win-win-Situation für Unterneh-    Mitarbeiter) und finanzielle Ressour- ternehmen den Weg vom kurzfristi-
men, Gesellschaft und Mitarbeiter/in-   cen (Kapital) zu binden und die gesell- gen Wirtschaftsdenken hin zu einer
nen zugleich.                           schaftliche Akzeptanz, die sogenannte nachhaltigen Unternehmensführung
Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
Nachhaltigkeit ganz praktisch                  9

                                                                    Plan
gehen. Dafür ist es notwendig, sowohl
Prozesse und Produkte als auch Unter-
nehmenswerte, Stakeholder und Ziele

                                           Act                                                      Do
zu hinterfragen.

Unternehmerische        Verantwortung
zieht sich durch alle Unternehmensbe-
reiche und ist weniger als ein einzelnes
Projekt, sondern vielmehr als konti-
nuierlicher Prozess zu betrachten, der

                                                                Check
in strategischen und systematischen
Schritten angegangen werden kann.
Es gibt eine Vielzahl an Methoden und
Tools, um sich dem Thema im Unter-
nehmen anzunehmen. Eine einfache
Methode zur systematischen Annähe-
rung ist die „Plan-Do-Check-Act-Me-
thode“, kurz PDCA, auch Demingkreis
genannt. Sie ist in nebenstehendem
Kasten und Schaubild vorgestellt.
                                            Der PDCA-Zyklus
  Maßnahmen müssen zu
   Unternehmenswerten,                     Der erste Schritt im PDCA-Zyklus ist die Bestandsaufnahme
  Stakeholdern und Zielen                  und Planung. Dabei wird die Ausgangssituation analysiert
         passen.                           und die Vorgehensweise für eine Änderung oder Verbesse-
                                           rung festgelegt. Das Ergebnis kann beispielsweise die Ermitt-
                                           lung der Tätigkeiten, Produkte oder Dienstleistungen sein,
Im ersten Schritt können Firmen
                                           die Umweltauswirkungen mit sich bringen. Zu den Planungs-
Handlungsfelder identifizieren, in de-
                                           schritten gehört es nachfolgend, die Grundsätze des Unter-
nen sie Verantwortung übernehmen
                                           nehmens zum Beispiel in dokumentierten Leitlinien festzu-
können und möchten. Um diese im
                                           schreiben sowie Ziele und Maßnahmen zur Zielerreichung
Unternehmen zu verankern, empfiehlt
                                           festzulegen. Im zweiten Schritt „Do“ folgt die Umsetzung des
es sich, diese Handlungsfelder und
                                           aufgestellten Plans in einem Testlauf. Hier können einzelne
daraus resultierenden Maßnahmen
                                           Maßnahmen des Umweltmanagementsystems umgesetzt
mit Bedacht auf die Unternehmens-
                                           werden. Anschließend folgt die Überprüfung. Es wird regel-
werte, relevanten Stakeholder und
                                           mäßig kontrolliert, ob die Maßnahmen zu den gewünschten
Ziele zu wählen. Die Handlungsfelder
                                           Verbesserungen geführt haben. Wo dies nicht der Fall ist,
sollten im Kernbereich der unterneh-
                                           sollten notwendige Maßnahmen ergriffen werden, um diese
merischen Tätigkeit liegen und das
                                           Ziele doch noch zu erreichen. Dies ist der vierte Schritt des
Unternehmen bei der Zielerreichung
                                           Zyklus. Die weitere Optimierung startet dann wieder mit der
unterstützen. Handlungsfelder und
                                           ersten Phase, also „Plan“.
konkrete Maßnahmen richten sich
also individuell nach Unternehmen
und Branche.

                                                           Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
10     Nachhaltigkeit ganz praktisch

So geht es richtig

 Schritte zum nachhaltigen Wirtschaften

Reflexion der Unternehmenswerte
und Ansprüche

                                                                                                                              Foto: Ilin Sergey/shutterstock.com
Als erster Schritt und Basis für die     Qualität der Maßnahmen und Prozes-          Bei der Reflexion über die Unterneh-
Anwendung der PDCA-Methode ist           se überprüfen und verbessern. So lässt      menswerte kann es helfen sich zu fra-
es empfehlenswert, sich die Unter-       sich vor allem die Wettbewerbs- und         gen, ob die die Werte schriftlich nie-
nehmenswerte bewusst zu machen           Zukunftsfähigkeit des Unternehmens          dergeschrieben sind, sie im eigenen
und daran die weitere Vorgehensweise     erhöhen. Der Arbeitskreis Nachhaltig-       Unternehmen tatsächlich bekannt
auszurichten. Wurden die individuell     keit hat dazu anhand von drei Fragen        sind, die Verletzung von Werten sank-
wichtigen Werte identifiziert und wer-   eine Selbstreflexion erstellt: Frage eins   tioniert wird und inwieweit die Unter-
den sie gelebt, kann man mithilfe der    lautet: „Für welche Werte stehen Sie        nehmenswerte von den verschiedenen
PDCA-Methode kontinuierlich die          und Ihr Unternehmen?“                       internen Gruppen auch gelebt werden.

 Selbstreflexion
 Für welche Werte stehen Sie und Ihr Unternehmen?
      Bewahrung der Schöpfung                   Glaubwürdigkeit                           Verantwortungsbewusstsein

      Ehrlichkeit                               Humanität                                 Vertrauen

      Einklang mit Natur/Umwelt                 Innovative Lösungen                       Weitsicht

      Fairness                                  Langfristigkeit                           Wertschätzung

      Frieden                                   Nachhaltigkeit                            Zuverlässigkeit

      Gegenseitigkeit                           Qualität

      Gemeinwohl                                Transparenz
Nachhaltigkeit ganz praktisch                   11

Stakeholderanalyse
Eine Analyse der internen und exter-     nehmen agiert. Stakeholder reichen            Stakeholder sind relevant, welche am
nen Anspruchsgruppen im unterneh-        vom Zulieferer bis hin zur Zivilge-           wichtigsten?“
merischen Umfeld kann Aufschlüsse        sellschaft. Ähnlich wie bei der Wer-
geben. Sie ist sinnvoll, um die Erwar-   teanalyse ist es für Unternehmen              Bei der Stakeholderanalyse sollte ge-
tungen der verschiedenen Gruppen         empfehlenswert sich auch hier zu ent-         fragt werden, welche Stakeholder für
kennenzulernen und diese, wo nötig,      scheiden, wer die wichtigsten Stake-          das Unternehmen relevant sind, in
zu berücksichtigen. Außerdem kann        holder und deren wesentliche Themen           welchem „Ökosystem“ das Unterneh-
man dadurch einen gesamtheitlichen       sind, und sich auf diese fokussieren.         men agiert und wie hoch Nachhaltig-
Überblick bekommen und festhalten,       Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit hat           keit von den verschiedenen Stakehol-
in welchem „Ökosystem“ das Unter-        dazu einen Selbsttest erstellt: „Welche       dern bewertet wird.

 Selbstreflexion
 Welche Stakeholder sind relevant, welche am wichtigsten?
      Bürger und Gesellschaft                    Mitarbeiter                                 Verbraucherorganisationen

      Eigentümer und Aktionäre                   NGOs und NPOs                               Wettbewerber

      Gewerkschaften                             Politik und Gesetzgeber                     Zertifizierungsstellen

      Handels-/Kooperationspartner               Presse und Öffentlichkeit

      Klienten und Kunden                        Standortgemeinde

      Lieferanten                                Verbände und Vereine

Zielanalyse
Im nächsten Schritt können die Ziele     und diese in spezifische Einzelziele un-      gerichtet sein. Bei der Zielsetzung bie-
des Unternehmens identifiziert und       terteilen. Die Ziele sollten bestenfalls      tet sich eine Mischung aus quantita-
priorisiert werden. Insbesondere klei-   mess- und prüfbar und dabei stets auf         tiven und qualitativen Zielen an. Der
ne und mittlere Unternehmen können       die gesamte Wertschöpfungskette von           Arbeitskreis Nachhaltigkeit hat einige
sich durchaus visionäre Ziele setzen     der Beschaffung bis zur Entsorgung            beispielhafte Ziele aufgelistet.

 Selbstreflexion
 Welches Ziel hat Ihr Unternehmen?
      Einzigartigkeit                            Reduktion von Emissionen                    Zufriedenheit der Stakeholder

      Hohes Qualitätsniveau                      Regionalität                                Keine Unfälle

      Imageverbesserung                          Schaffung von Arbeitsplätzen

      Marktanteile sichern                       Umsatzsteigerung

      Minimaler Ressourcenverbrauch              Schließung von Werkstoffkreisläufen

                                                                  Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
12     Nachhaltigkeit ganz praktisch

                  Maßnahmen und
                  Handlungsfelder: Ökonomie
     Nach der Identifikation und Analyse der Unternehmenswerte,
     Stakeholder und Ziele können Handlungsfelder abgeleitet und
     priorisiert werden. Dadurch können die Aktivitäten im Bereich
     Nachhaltigkeit systematisiert werden.

Im Themenfeld „Ökonomie“ stehen wie ein stetiger Blick auf die eigene       und der wertschätzende Umgang mit
die Beziehungen des Unternehmens Wertschöpfung sind dabei von großer        Partnern, Wettbewerbern und Kon-
zu Kunden, Wettbewerbern und Zu- Bedeutung. Die Internationalisierung       sumenten wichtig, sondern auch die
lieferern im Mittelpunkt, aber auch bietet Unternehmen vielfältige Mög-     Verantwortung, die das Unterneh-
die Frage, welche                                  lichkeiten in der Pro-   men für seine Produkte und Dienst-
Produkte und Dienst-                               duktion und Beschaf-     leistungen entlang der gesamten Lie-
                                                                                                                   Foto: Nadezhda Bolotina/shutterstock.com
                          Ziele müssen klar
leistungen ein Be-                                 fung, doch nicht an      ferkette zeigt.
                         formuliert sein und
trieb auf dem Markt                                jedem Standort der
anbieten soll und
                       Firmen   Verantwortung      Welt gelten die glei-    Folgende Fragestellungen können
kann. Denn verant-           übernehmen.           chen Anforderungen       Unternehmen unterstützen, mit der
wortungsvolles und                                 an Dienstleistungs-      Komplexität internationaler und na-
nachhaltiges Wirtschaften zeichnet standards, Produkteigenschaften und      tionaler Wertschöpfungsketten um-
sich insbesondere dadurch aus, dass Herstellungsbedingungen und häufig      zugehen:
ein Unternehmen gegenüber den sind diese verflochtenen, internati-
Marktpartnern entlang der gesam- onalen Wertschöpfungsketten nur            • Leisten die eigenen Dienstleistun-
ten Wertschöpfung Verantwortung schwer überprüfbar. Deshalb ist nicht         gen oder Produkte einen sinnvollen
übernimmt. Klare Zielsetzungen so- nur die Einhaltung von Gesetzen            Beitrag zur Gesellschaft?
Nachhaltigkeit ganz praktisch                 13

• Wie werden Nachhaltigkeitsaspekte        Betriebliche Maßnahmen, die dabei         • Soziale und ökologische Verantwor-
  in der Entwicklung der Produkte und      unterstützen können:                        tung: einfordern von Umwelt- und
  Dienstleistungen berücksichtigt?                                                     Sozialstandards in der eigenen Pro-
• Werden Regeln zur Wahrung von            • Zuständigkeiten für das Thema auf         duktion (Gütesiegel)
  Produktverantwortung und von               der Führungsebene festlegen und         • bei Auftragsvergabe Angebote auf
  Verbraucher-/Kundeninteressen              eine Aufsichtsfunktion etablieren         Nachhaltigkeitsaspekte und nicht
  verfolgt?                                • Einsatz nachhaltiger Produktbe-           ausschließlich auf den Preis prüfen
• In welchem Umfang spielt Nachhal-          standteile (zum Beispiel Verzicht auf   • Rückverfolgungssystem für Pro-
  tigkeit zum Beispiel in der Beschaf-       bestimmte Rohstoffe, Komplemen-           dukte einführen, zum Beispiel QR-
  fung und bei der Auswahl von Zulie-        tärprodukte)                              Codes
  ferern eine Rolle?                       • Verantwortliche und langfristige        • Fortwährende Analyse und Anpas-
• Pflegt das Unternehmen einen part-         Gestaltung der Wertschöpfungsket-         sung des Geschäftsmodells sowie
  nerschaftlichen, fairen Umgang mit         te durch Einhaltung von Ethik-Ko-         von Prozessen und Strukturen im
  Lieferanten und Kunden als Basis           dizes (zum Beispiel Verhaltenskodi-       Unternehmen: Warum ist das Un-
  für langfristige Partnerschaften?          zes für Lieferanten, Beachtung von        ternehmen erfolgreich am Markt
                                             Menschrechten)                            und welchen Beitrag leistet das Un-
                                           • Schulungen für Lieferanten, zum           ternehmen am Markt für das Ge-
                                             Beispiel zu Nachhaltigkeitsstan-          meinwohl?
                                             dards, damit diese ihre Nachhaltig-
                                             keitsleistungen eigenständig verbes-
                                             sern können

            Best Practice: Täglich nachhaltig

            Stadthalle Reutlingen GmbH
Branche: Veranstaltungen                   ziale und ökologische Verantwortung
Unternehmensgröße: 13 Mitarbei-            mit ökonomischen Vorteilen in Ein-
terinnen/Mitarbeiter                       klang bringt. Begonnen vom Einkauf
Standort: Reutlingen                       der Verbrauchsmaterialien, achten
Ansprechpartnerin: Anita Rist              wir darauf, dass nachhaltigen und
                                           regionalen Lieferanten und Anbietern
Wie alles begann …                         der Vorzug gegeben wird. Dadurch
Als Stadthalle haben wir den An-           gelingt uns eine hohe Attraktivität für
spruch, unserer ökonomischen Ver-          Besucher wie Veranstalter. Basierend
antwortung gegenüber Gesellschaft,         auf den drei Säulen Umweltfreund-
Öffentlichkeit und Geschäftspartnern,      lichkeit, soziale Verantwortung und
Kunden sowie Dienstleistern optimal        wirtschaftliche Rentabilität wurden
gerecht zu werden und uns stetig wei-      wir bereits mehrfach hintereinander       Location für große Events und mit nach-
terzuentwickeln. Wir verstehen uns in      und mit jeweils verbessertem Ergeb-       haltigem Anspruch. Für ihr Engagement
der Eventbranche als Impulsgeber für       nis „Green Globe“-zertifiziert.           wurde die Stadthalle Reutlingen mehrfach
                                                                                     zertifiziert. Foto: PR
nachhaltiges Wirtschaften.
                                           Erfolgsrezepte …
Auf die Plätze, fertig, los …              Nachhaltigkeit ist die Grundlage un-
Die nachhaltige Firmenphilosophie          seres täglichen Wirkens und wir sind
umfasst viele Einzelaktivitäten, die so-   stolz darauf!

                                                                   Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
14      Nachhaltigkeit ganz praktisch

                                                           Best Practice: Verantwortungsbewusst handeln

                                                           PATAVO GmbH
                                              Branche: Ingenieurbüro für Energie-        die Beleuchtung auf effiziente LEDs
                                              effizienz                                  umgestellt. Es folgten abschaltbare
                                              Unternehmensgröße: sechs Mitar-            Steckerleisten, die Einführung von
                                              beiterinnen/Mitarbeiter                    100 Prozent Recyclingpapier und die
                                              Standort: Pliezhausen                      Umstellung auf stromsparende Mini-
                                                                                         PCs. Zudem verfolgt das Unterneh-
                                              Wie alles begann …                         men das Projekt „papierloses Büro“
                                              Klimaschutz, Ressourcenscho-               und die Mitarbeiter achten in der
                                              nung und Energieeffizienz, die den         Mittagsause verstärkt auf die Müll-
                                              Arbeitsalltag des Unternehmens             vermeidung.
                                              bestimmen, sollten auch intern im
                                              Büro aufgenommen werden. Dazu              Erfolgsrezepte …
                                              wurden technische Veränderungen in         Führungskräfte müssen die Umge-
Nachhaltigkeit im Alltag. Thomas Röger
                                              den Büroräumen vorgenommen und             staltungen vorleben. Alle Mitarbeiter
und Andrea Jäger von PATAVO beim Leucht-
mittelvergleich. Foto: PR                     Maßnahmen zum verantwortungsbe-            sollen miteinbezogen werden, das Sys-
                                              wussten Handeln ausgearbeitet.             tem verstehen und Ideen einbringen
                                                                                         können. Neue Mitarbeiter bekommen
                                              Auf die Plätze, fertig, los …              eine Einweisung zum Ablauf. Laufen-
                                              Die Maßnahmen wurden schritt-              de Kosten konnten durch die Energie-
                                              weise ergriffen: Zunächst wurde            einsparung reduziert werden.

                                                          Best Practice: Digitale Prozesse sparen Ressourcen

                                                          IHK Reutlingen
                                              Branche: Körperschaft                      zuverlässig zu gestalten. So wurde
                                              Unternehmensgröße: 150 Mitarbei-           der Einladungs- und Rückmeldepro-
                                              terinnen/Mitarbeiter                       zess für Netzwerk-Veranstaltungen
                                              Standorte: Reutlingen, Albstadt            komplett digitalisiert. Bei knapp 50
                                                                                         Netzwerken mit über 2.000 Teilneh-
                                              Wie alles begann …                         mern und über 200 Netzwerkveran-
                                              Als Interessensvertreter, Politikberater   staltungen pro Jahr konnten dadurch
                                              und Dienstleister stehen wir in der        mehr als 400.000 Blatt Papier einge-
                                              Verantwortung, nachhaltig zu agieren.      spart werden.
                                              Wir möchten das Leitbild des Ehrba-
                                              ren Kaufmanns wahren und darüber           Erfolgsrezepte …
                                              hinaus den Gedanken der Nachhaltig-        Das Projekt wurde bereichsüber-
Digital 2020. Mit digitalen Prozessen spart   keit in unseren Mitgliederkreis tragen.    greifend mit der Scrum-Methode
die IHK Ressourcen ein.
                                                                                         eingeführt. So wurden alle Bereiche
                                              Auf die Plätze, fertig, los …              einbezogen und die Mitarbeiter konn-
                                              Mit dem Projekt „IHK digital 2020“         ten den Verlauf und die Ergebnisse
                                              hat sich die IHK unter anderem das         des Projekts eigenständig und flexibel
                                              Ziel gesetzt, neue digitale Abläufe        steuern. Weitere Digitalisierungspro-
                                              transparent, schlank, sicher und           jekte sind in Planung.
Nachhaltigkeit ganz praktisch                 15

                                                                                                                      Foto: pogonici/shutterstock.com
                Handlungsfeld Ökologie
In Deutschland fällt dem Umwelt-        Relevante Fragestellungen sind:          Betriebliche Maßnahmen, die das
und Klimaschutz zunehmend eine                                                   Umweltbewusstsein im Unterneh-
strategische Bedeutung für zent-        • Welche (natürlichen) Ressourcen        men stärken können:
rale wirtschaftliche und politische       werden wie und in welchem Umfang
Aufgaben zu.                              genutzt?                               • Nutzung von Sekundärrohstoffen
                                        • Wie können Ressourcen geschont           oder nachwachsenden Rohstoffen
Das Themenfeld „Ökologie“ beinhal-        und ihr Verbrauch reduziert wer-       • Nutzung und Verwendung von regi-
tet die Umweltaspekte der gesamten        den?                                     onalen Produkten und Lebensmit-
Wertschöpfungskette eines Unterneh-     • Gibt es eine Bilanzierung der Treib-     teln
mens – von der ressourcenbewussten        hausgase und gibt es Ziele zur Redu-   • Ressourceneffizienz in Produktion
Organisation der betrieblichen Ab-        zierung?                                 und Verwaltung, zum Beispiel durch
läufe über die Ausgestaltung von Pro-   • Welche Maßnahmen zur Energie-            papierloses Arbeiten
dukten und Dienstleistungen bis hin       und Ressourceneffizienz können         • Schulungen für Mitarbeiter, zum
zu deren Vermarktung. Die Auswir-         umgesetzt werden?                        Beispiel zum Thema Recycling und
kungen eines Unternehmens auf die       • Wie können regenerative Energien         Ressourceneffizienz
Umwelt sind abhängig vom Geschäfts-       verwendet werden?                      • Nutzung von erneuerbaren Energi-
modell.                                 • Können die Produkte selbst zur           en und Ökostrom
                                          Energie- und Ressourcenschonung        • Maßnahmen für umweltschonende
                                          beitragen?                               Logistik
                                        • Kann externes Wissen zur Erhöhung      • Sanktionen bei Nichteinhaltung von
                                          der Energie- und Ressourceneffizi-       Umweltstandards
                                          enz genutzt werden (zum Beispiel
                                          Netzwerke)?

                                                               Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
16      Nachhaltigkeit ganz praktisch

                                                          Best Practice: Fuhrparkmanagement

                                                          Kreissparkasse Reutlingen
                                               Branche: Kreditinstitut                  auf rund 460.000 Kilometer und 125
                                               Unternehmensgröße: 943 Mitarbei-         Tonnen Treibhausgase. Ziel war es,
                                               terinnen/Mitarbeiter                     den CO2-Ausstoß zu minimieren.
                                               Standort: 42 Filialen im Landkreis       Dazu wurde der Fuhrpark um zwei
                                               Reutlingen                               Pedelecs, zwei Erdgasfahrzeuge, zwei
                                               Ansprechpartnerin: Ute Geiser            Hybrid- und ein Elektroauto erwei-
                                                                                        tert. In Metzingen nutzt die Kreisspar-
                                               Wie alles begann …                       kasse Carsharing. Mitarbeiter können
                                               Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist in    Fahrräder leasen. Zusätzlich erden
                                               der Geschäftsstrategie und im Leitbild   die unvermeidbaren Treibhausgase
                                               verankert. 2013 wurde die „Gesamt-       finanziell kompensiert.
                                               konzeption Nachhaltigkeit“ einge-
Spenden für Klimaschutzprojekte. Michael       führt. Dazu gehörten eine verantwor-     Erfolgsrezepte …
Bläsius, Vorsitzender des Vorstands der        tungsvolle Unternehmensführung,          Mit 2.000 Euro jährlich werden zwei
Kreissparkasse Reutlingen, und Stefan
Baumeister, Geschäftsführer von Mycli-         nachhaltige Finanzprodukte und ein       Klimaschutzprojekte auf Madagaskar
mate, bei der Spendenübergabe für zwei         verantwortungsvoller Umgang mit          und in Kenia unterstützt. Beide Pro-
Projekte. Foto: PR                             Ressourcen.                              jekte helfen, der Abholzung lokaler
                                                                                        Wälder entgegenzuwirken und die
                                               Auf die Plätze, fertig, los …            Lebensbedingungen der Menschen
                                               32 Firmenfahrzeuge kommen im Jahr        vor Ort zu verbessern.

                                                          Best Practice: Energie regenerativ erzeugen

                                                          Bruderhaus Diakonie Reutlingen
                                               Branche: Sozialwirtschaft                aus regenerativ erzeugter Energie
                                               Unternehmensgröße: 4.000 Mitar-          gedeckt werden. Das gelingt mit
                                               beiterinnen und Mitarbeiter              Strom aus Wasserkraft und eigenen
                                               Standort: Reutlingen                     Photovoltaikanlagen. Im Bereich der
                                               Ansprechpartner: Armin Koch              Wärmeenergie wurden nicht-fossile
                                                                                        Brennstoffe reduziert und etwa auf
                                               Wie alles begann …                       dem Gaisbühl-Gelände durch ein mit
                                               2012 wurde bei der Bruderhaus Dia-       Hackschnitzel betriebenes Heizwerk
                                               konie das Umweltmanagementsystem         ersetzt. 70 Prozent des Geländes
                                               EMAS eingeführt. Das hat geholfen,       werden so mit regenerativ erzeugter
                                               den Ausstoß an CO2 zu reduzieren.        Wärmeenergie versorgt.
                                               Ein Augenmerk liegt auf der Ermitt-
Die Bruderhaus Diakonie erzeugt selber         lung von Verbrauchskennzahlen bei        Erfolgsrezepte …
regenerative Energie. Hier ist die Steuerung   Wärme, elektrischer Energie, Abfall,     Das Umweltmanagement lebt durch
des Holzhackschnitzel-Heizwerks zu sehen.
Foto: PR                                       Mobilität und Wasser. Der Verbrauch      die Beteiligung aller. In jeder EMAS-
                                               soll kontinuierlich reduziert werden.    zertifizierten Dienststelle gibt es ein
                                                                                        Umweltteam, das sich regelmäßig
                                               Auf die Plätze, fertig, los …            trifft und umweltrelevante Themen
                                               Der Energiebedarf soll zunehmend         bearbeitet.
Nachhaltigkeit ganz praktisch                 17

                                  Best Practice: Der „Schwäbische Bumerang“

                                  Mey Unternehmensgruppe
    Branche: Textil und Bekleidung
    Unternehmensgröße: ca. 1.000
    Mitarbeiter/innen
    Standort: Albstadt-Lautlingen
    Ansprechpartnerin: Isabell Haasis                      Bereitstellung der
                                                           Mey Bügel zur
                                                                                                         Auslieferung der
                                                                                                         Artikel auf
                                                           Wiederverwendung.                             Mey Bügeln.

    Wie alles begann …
                                                                                BÜGELKREISLAUF
    Der „Schwäbische Bumerang“ ist eine
    von Mey entwickelte Innovation aus
    dem Jahr 1997, welche nicht nur das                 ZOLLERNALB                                           FACHHANDELS-
    umweltbewusste Handeln, sondern                     WERKSTÄTTEN                                          PARTNER

    auch das soziale Engagement bei Mey                 Aufbereitung der
                                                        Mey Bügel.                Rücksendung der
                                                                                                             Sammelt die Mey Bügel.

    unterstreicht.                                                                Mey Bügel
                                                                                  mit Paketdienst.

    Auf die Plätze, fertig, los …                     Erfolgsrezepte …                               „Schwäbische Bumerang“. Das
                                                                                                     Unternehmen Mey hat für den Bügel einen
    Die mit Ware bestückten Bügel                     Der „Schwäbische Bumerang“ ist ein             Kreislauf entwickelt. Grafik: PR
    kommen in den Handel. Dort werden                 schlüssiges Konzept, das sich seit sei-
    sie gesammelt und zur Aufbereitung                ner Einführung im Jahr 1997 bewährt
    in die Werkstatt für Menschen mit                 hat. Jährlich bleiben so mehr als zwei
    Behinderung nach Albstadt geschickt.              Millionen Bügel im Kreislauf und
    Bei Mey schließt sich der Kreislauf:              50 Tonnen Abfall werden eingespart.
    Die wiederaufbereiteten Bügel werden              Weiterhin sichert das System wert-
    mit neuer Ware bestückt und fügen                 volle Arbeitsplätze in der Region.
    sich so wieder in den Kreislauf ein.
Foto: ponsulak/shutterstock.com

                                                                                 Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
18    Nachhaltigkeit ganz praktisch

                                                                                                           Foto: NPFire/shutterstock.com
                                                                                   Betriebliche Maßnahmen, die die
                                                                                   Attraktivität des Unternehmens für
                                                                                   Fachkräfte steigern können:

                                                                                   • Einführung von Gesundheits-
                                                                                     managementsystemen
                                                                                   • Angebote zur beruflichen und per-
                                                                                     sönlichen Weiterentwicklung (Aus-
               Handlungsfeld Arbeit                                                  und Weiterbildungsangebote)
                                                                                   • Vereinbarkeit von Familie und Be-
                                                                                     ruf, zum Beispiel durch flexible
Eine der wertvollsten Ressourcen ei-    nachhaltige       Arbeitgeberkommuni-        Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle, Kin-
nes Unternehmens sind seit jeher die    kation sowie strategisches Employer          derbetreuung und Jobsharing für
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.       Branding, um das Unternehmen lang-           Führungskräfte
Beim Handlungsfeld Arbeit liegt der     fristig als attraktiven und nachhaltigen   • Schaffung eines Arbeitsumfelds, in
Fokus auf eben dieser Ressource. Der    Arbeitgeber zu positionieren, kann ge-       dem Mitarbeiterinnen und Mitar-
demografische Wandel und der damit      genüber den Mitbewerbern von Vor-            beiter zufrieden und motiviert ihrer
einhergehende Wettbewerb um Fach-       teil sein. Zugleich gilt es, die vorhan-     Arbeit nachgehen
kräfte und Nachwuchs gehört zu den      denen Mitarbeiter/innen langfristig an     • Maßnahmen zur Antidiskriminie-
größten Herausforderungen der Zu-       das Unternehmen zu binden.                   rung und Chancengleichheit
kunft. Auch die Region Neckar-Alb                                                  • Eingliederung von Personen mit
ist davon nicht ausgenommen. Bis zu     Zu den wichtigsten Fragen für ein            geistigen oder psychischen Handi-
28.700 Fachkräfte werden nach jetzi-    Unternehmen gehören folglich:                caps und Behinderungen im Unter-
gen Prognosen im Jahr 2030 in Neckar-                                                nehmen
Alb fehlen (Fachkräftemonitor des       • Welchen Stellenwert haben Themen         • Pflege von Angehörigen ermögli-
BWIHK, 2018). Bisher gibt es seitens      wie Chancengerechtigkeit, Gesund-          chen durch zum Beispiel gleitende
Gesellschaft, Politik und Wirtschaft      heit, Weiterbildung, Vereinbarkeit         Arbeitszeiten, Pflegeteilzeit, Son-
nur wenige Lösungsstrategien, um          von Familie und Beruf sowie Inklu-         derurlaub, Informationsplattformen
dieser Problematik entgegenzuwirken.      sion im Unternehmen?                       und Veranstaltungen zum Thema
Faktoren wie Arbeitgeberattraktivi-     • Wie geht das Unternehmen mit den           Pflege
tät, auch in Bezug auf das nachhalti-     Auswirkungen des demografischen          • Förderung der intrinsischen Mo-
ge Engagement eines Unternehmens,         Wandels um?                                tivation durch Anreizsysteme und
werden deshalb immer wichtiger. Eine                                                 Schulungen zur Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ganz praktisch                      19

          Best Practice: Familienfreundlich

          Advanced UniByte GmbH
Branche: IT (IT-Infrastruktur-          Räume angemietet und das „TigeR-
Lösungen und Managed Services)          Konzept“ des Tagesmüttervereins
Unternehmensgröße: 190 Mitarbei-        Reutlingen gemeinsam realisiert. Im
terinnen/Mitarbeiter                    Neubau in Metzingen verfügt „TigeR“
Standort: Metzingen, drei Nieder-       über viel Platz mit Außenbereich
lassungen in Deutschland                und befindet sich mitten im Firmen-
Ansprechpartnerinnen: Stefanie          geschehen. Inzwischen gibt es zwei
Hempel, Delphine Spethmann              Gruppen mit 19 Plätzen, geöffnet
                                        auch für externe Kinder.
Wie alles begann …
Mitarbeiterinnen gaben den Anstoß       Erfolgsrezepte …
zur firmeneigenen Kinderbetreuung.      Bei der Evaluation unterstützte ein ex-
Nach der Evaluation von Möglichkei-     terner Berater. Bei der Entscheidung      Kinder gehören bei Advanced UniByte
ten und der Präsentation auf der Jah-   wurde ein Budget für die Realisierung     dazu. Bundesliga-Spielerin und Kollegin
                                                                                  Delaila Amega mit einem Kind aus dem
reszielplanung fiel die Entscheidung    festgelegt, über das die Verantwortli-    TigeR. Foto: PR
auf das Projekt „TigeR – Tagespflege    chen fast frei verfügen konnten. Die
in anderen geeigneten Räumen“. An-      Mitsprache bei der Auswahl des Be-
fang 2014 ging es los.                  treuungspersonals war ganz wichtig.
                                        Die Tagesmütter sind fester Bestand-
Auf die Plätze, fertig, los …           teil des Unternehmens und bei inter-
Direkt im Gebäude wurden weitere        nen Veranstaltungen mit dabei.

          Best Practice: Bewegung

          SchwörerHaus KG
Branche: Bau- und Immobilien            verschiedenen Abteilungen vorstellten
Unternehmensgröße: 1.349 Mitar-         und erklärten. Mit der AOK wur-
beiterinnen/Mitarbeiter                 den Schulungen durchgeführt und
Standort: Hohenstein-Oberstetten        ein Demovideo mit zwölf einfachen
                                        Übungen fürs Intranet gedreht. Plaka-
Wie alles begann …                      te, auf denen jede Übung erklärt wird,
Viele Mitarbeiterinnen und Mitar-       runden das Angebot ab.
beiter klagten immer wieder über
Verspannungen. Gewünscht war ein        Erfolgsrezepte …
Angebot für „geschwind zwischen-        Der „SchwörerMove“ wird auch ein
drin“, also eine 5- bis 10-minütige     Jahr nach Einführung praktiziert.
Bewegungspause für alle – von der       Bei einer Nachschulung der Scouts
Produktion bis in die Verwaltung.       wurden Übungsalternativen gezeigt.        Bewegung bei der Arbeit ist wichtig.
                                                                                  Mitarbeiter der Schreinerei und Flying-
                                        Die Bewegungs-Scouts geben sich
                                                                                  Space-Fertigung praktizieren den
Auf die Plätze, fertig, los …           gegenseitig Tipps und erweiterten ihr     „SchwörerMove“ vor den Werkshallen.
Es begann mit einem Workshop zu         Repertoire. Die kleinen Bewegungs-        Foto: PR
„Heben & Tragen“. Daraus entwickelte    pausen sind gut für die Gesundheit
sich der „SchwörerMove“, den Frei-      und fördern das soziale Miteinander
willige als Bewegungs-Scouts in den     und die Kreativität.

                                                                Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
20     Nachhaltigkeit ganz praktisch

                                                                                                                            Foto: patpitchaya/iStockphoto.com
                      Handlungsfeld Gemeinwesen
Beim Handlungsfeld Gemeinwesen               Fragen, die an dieser Stelle gestellt werden können sind:
wird die Beziehung des Unterneh-
mens zum direkten gesellschaftlichen         •   Welche Rolle nimmt das Unternehmen in der Kommune, Region und even-
Umfeld betrachtet. Es wird in Augen-             tuell darüber hinaus ein?
schein genommen, inwiefern der Be-           •   Welchen gesellschaftlichen Beitrag leistet das Unternehmen?
trieb ins lokale Umfeld eingebunden
wird und welchen Beitrag es an den           Betriebliche Maßnahmen, um einen Beitrag am Standort zu leisten:
regionalen, aber auch internationalen
Standorten leisten kann. Unterneh-           •   Bildungs-, Kinder- und Jugendförderung, Unterstützung von Vereinen,
men können sich in vielerlei Hinsicht            Kunst und Kultur, Investitionen in die regionale Versorgungs- und Infra-
am Standort einbringen. Die Ge-                  struktur
schäftstätigkeit selbst sollte dabei stets   •   Investitionen in wissenschaftliche Forschung
im Vordergrund stehen. Es gilt dabei         •   Einsatz für Natur-, Umwelt- und Katastrophenschutz
beispielsweise zu beachten, ob die           •   Förderung der sozialen Kompetenz und des ehrenamtlichen Engagements
Produkte und Dienstleistungen helfen,            der Mitarbeiter
Probleme am Standort zu lösen ,oder
ob das Unternehmen sein Umfeld mit
Emissionen und Lärm belastet.
Nachhaltigkeit ganz praktisch                  21

               Best Practice: Verantwortung für den Standort

               Interstuhl Büromöbel GmbH & Co. KG
Branche: Herstellung von Büro-            dingungen in Tieringen zu verbessern
möbeln                                    und überregional ein Vorbild zu sein
Unternehmensgröße: 850 Mitarbei-          für Partner und andere Unternehmen.
terinnen/Mitarbeiter                      Man engagiert sich dafür, die Bleibe-
Standort: Meßstetten-Tieringen            perspektiven im ländlichen Raum zu
                                          verbessern. Dies beinhaltet das
Wie alles begann …                        Sozial- und Gemeinwesen genauso
Die Firma, hervorgegangen aus einer       wie Sportangebote, Bildung, Familien-
Dorfschmiede, prägt den Ort Tie-          orientierung oder die Infrastruktur.
ringen. Aber vor allem hat Tieringen
Interstuhl geprägt. So ist das Engage-    Erfolgsrezepte …
ment die logische Folge der eigenen       Es ist gelungen, an einem eigentlich
Verwurzelung und Entwicklung.             strukturschwachen Standort soziale        Verantwortung für den Standort. Dieses
                                                                                    Verständnis ist Helmut und Joachim Link,
                                          und unternehmerische Bedürfnisse
                                                                                    den geschäftsführenden Gesellschaftern
Auf die Plätze, fertig, los …             so miteinander zu verweben, dass          von Interstuhl, wichtig. Foto: PR
Der Interstuhl Generationen-Vertrag       beide Seiten profitieren. Das Ergebnis:
umfasst drei Engagement-Bereiche:         Weniger Landflucht junger Men-
Für die Menschen aller Generatio-         schen und keine Nachwuchssorgen.
nen, für ein Gemeinwesen mit allen        Interstuhl ist vom Fachkräftemangel
Generationen und für künftige Ge-         weniger betroffen als andere Firmen
nerationen. Ziel ist es, die Lebensbe-    im ländlichen Raum.

               Best Practice: Lokale Wirtschaft stärken

               Fink GmbH Druck und Verlag
Branche: Druck und Verlagswesen           mal 100 km entwickelt und hergestellt
Unternehmensgröße: Druckerei:             – von der Seife über die natürlichen
50, Verlag: 310 Mitarbeiterinnen/         Schmierstoffe der Maschinen, die Ma-
Mitarbeiter                               schinen selbst, das Papier, die Farben
Standort: Pfullingen                      bis hin zu den Verpackungen und
                                          Paletten. Dabei war viel Aufklärungs-
Wie alles begann …                        arbeit bei Kunden und Lieferanten zu
Aus einem internen Jahresmotto für        leisten – keiner kennt die Zulieferer
2017 entstand „100% lokal“. Wir wol-      seiner Lieferanten.
len die lokale Wirtschaft stärken und
                                                                                    100% lokal. Bei Fink in Pfullingen kommen
ein Netzwerk zwischen Lieferanten         Erfolgsrezepte …                          die Rohstoffe und Materialien aus einem
und Kunden entstehen lassen sowie         Das Erfolgskonzept liegt in der           Umkreis von 100 Kilometern. Foto: PR
endlich mal das Richtige tun.             Einbindung von Lieferanten, Produ-
                                          zenten und Kunden. Der Kunde kann
Auf die Plätze, fertig, los …             sein Produkt als „100% lokal“ zerti-
Sämtliche Rohstoffe und alle Materi-      fizieren lassen – nach den Kriterien
alien, die bei Fink für die Herstellung   von Fink – und erhält ein Zertifikat
der Druckprodukte benötigt werden,        mit sämtlichen Produktangaben sowie
werden in einem Umkreis von maxi-         Produktionsnummern.

                                                                  Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
22      Nachhaltigkeit ganz praktisch

                                                                                                              Fotos: Artem Avetisyan, D-Krab/shutterstock.com
Was Firmen erwarten

 Forderungen an die Politik
     Für viele Betriebe gehört die Übernahme sozialer und ökologi-
     scher Verantwortung zur unternehmerischen Selbstverständ-
     lichkeit. Dabei ist das Engagement oftmals von finanziellen und
     personellen Ressourcen abhängig. Die Politik kann hier noch
     stärker unterstützen.

Das erwarten Betriebe in der Region      nachhaltiges Engagement darstellen.      freiwillig, insofern sollte ihnen auch
Neckar-Alb von einer nachhaltigen        Gesetzliche Standards und Berichts-      die Entscheidung über die Standards
Politik:                                 pflichten sollten demnach so aufge-      und Berichterstattung obliegen.
                                         baut sein, dass diese die Bandbreite   • Eine Einführung weiterer, wenn
1. Gute und verlässliche Rahmenbe-       an freiwilligem und innovativem          auch freiwilliger Standards zur Er-
dingungen sowie ausreichend Ge-          Engagement und CSR-Maßnahmen             füllung der Berichtspflicht, ist nicht
staltungsräume für unternehmens-         der Unternehmen stärken.                 erforderlich. Die Auswahlmöglich-
spezifische Verantwortung.             • Bei der Entscheidung für eine An-        keiten sind bereits gegeben.
                                         wendung von regionalen, nationa-       • Von der Politik geschaffene verläss-
Was kann getan werden?                   len, europäischen oder internatio-       liche Rahmenbedingungen können
• Einheitliche Standards und gesetz-     nalen Berichtsrahmen helfen freie        Unternehmen dabei unterstützen,
  liche Vorgaben können durch einen      Wahlmöglichkeiten den Unterneh-          verantwortungsvoll und langfristig
  erhöhten Zeit- und Kostenaufwand       men dabei, ihren spezifischen An-        erfolgreich zu handeln.
  zu einer bürokratischen Belastung      forderungen gerecht werden zu kön-
  werden und somit eine Hürde für        nen. Viele Firmen engagieren sich
Nachhaltigkeit ganz praktisch                 23

2. Zusammenarbeit schaffen: Vernet-        al- und Umweltstandards zu fördern,        3. Unternehmen vernetzen: Etablie-
zung der Politik mit Wirtschaft und        sowohl national als auch internatio-       rung von Nachhaltigkeitspartner-
Gesellschaft sowie Förderung einer         nal. Es ist nicht zielführend, die dies-   schaften bei Unternehmen
landesweiten kohärenten, intermi-          bezügliche Verantwortung einseitig
nisteriellen Zusammenarbeit                auf Unternehmen zu übertragen. An-         Was kann getan werden?
                                           sonsten könnte insbesondere KMUs           • Auf kommunaler Ebene wurden
Was kann getan werden?                     der internationale Marktzugang deut-         bereits      Nachhaltigkeitspartner-
• Die Politik sollte das ökonomische,      lich erschwert werden, da sie nicht          schaften etabliert. Dies könnte auf
  soziale und ökologische Engage-          über ausreichend Marktmacht, Kapi-           Unternehmen übertragen werden.
  ment der Unternehmen der Region          talkraft und Personalstärke verfügen,        Nachhaltigkeitspartnerschaften zwi-
  Neckar-Alb sichtbar anerkennen           um vorgeschriebene Standards in an-          schen Unternehmen können den
  und im Sinne einer Verantwortungs-       deren Ländern einzufordern.                  beteiligten Firmen die Möglichkeit
  partnerschaft ihren Teil zur nach-     • Die interministerielle Zusammen-             geben, einen Dialog zum nachhal-
  haltigen Entwicklung beitragen.          arbeit sollte weiterhin gestärkt wer-        tigen Wirtschaften einzuführen und
• Damit Unternehmen ihrer Verant-          den, damit beispielsweise Förder-            eine strategische Zusammenarbeit
  wortung nachkommen können, ist           programme, Informationsangebote              zur Etablierung und Umsetzung von
  das Engagement interner Stakehol-        und -plattformen besser aufeinan-            Maßnahmen zu erarbeiten.
  der ebenso gefragt wie das externer.     der abgestimmt werden können.              • Im Mittelpunkt dieser Herange-
  Neben Inhaberinnen und Inhabern        • Initiativen wie das Nationale CSR-           hensweise können dabei die beste-
  sowie Mitarbeiterinnen und Mit-          Forum, das sich aus Experten aus             henden Nachhaltigkeitsstrategien
  arbeitern sollten auch Lieferanten,      Wirtschaft, Gewerkschaften, NROs,            der beteiligten Unternehmen ste-
  Kunden, Politik und Öffentlichkeit       der Wissenschaft und Vertretern der          hen. Im Rahmen der Partnerschaft
  ihrer gesellschaftlichen Verantwor-      Bundesministerien zusammensetzt,             kann ein Fachaustausch sowie eine
  tung nachkommen.                         können auch auf regionaler Ebene             gegenseitige Beratung zu den vor-
• Zu den Aufgaben des Staates gehört       weiter ausgebaut werden, um die              handenen Konzepten durchgeführt
  es, die Einhaltung von Menschen-         regionale und interministeriale Ko-          werden, um eine Weiterentwicklung
  rechten durchzusetzen sowie Sozi-        operation zu fördern.                        und Verbesserung der strategischen
                                                                                        Ausrichtung zu ermöglichen.
                                                                                      • Aufbauend auf diesem Fachaus-
                                                                                        tausch können die Unternehmen ein
                                                                                        gemeinsames Handlungsprogramm
                                                                                        entwickeln, sodass eine konkre-
                                                                                        te Ziel- und Maßnahmenplanung
                                                                                        entsteht. Das Handlungsprogramm
                                                                                        kann dabei Maßnahmen in beiden
                                                                                        Unternehmen enthalten, die im An-
                                                                                        schluss im Rahmen der Partnerschaft
                                                                                        gemeinsam umgesetzt werden. ›

                                                                   Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
24    Nachhaltigkeit ganz praktisch

Wie könnte die Politik nachhaltige      4. Unterstützung anbieten: Unter-           • Kostenfreie Nachhaltigkeitschecks
Unternehmenspartnerschaften un-         nehmen befähigen, die Leitlinien der          und Beratungsangebote können
terstützen?                             Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft            Unternehmen dabei unterstützen,
• Inhaltliche Beratung und Begleitung   und die Unternehmenskultur zu in-             Potenziale im Bereich der ökonomi-
  des Prozesses                         tegrieren.                                    schen, ökologischen, gesellschaftli-
• Finanzierung und Organisation des                                                   chen, aber auch sozialen Nachhaltig-
  Erfahrungsaustauschs zwischen den     Was kann getan werden?                        keit aufzudecken und Maßnahmen
  Partnerunternehmen                    • Die Unterstützung insbesondere              in diesen Bereichen zu etablieren.
• Vorbereitungs- und Qualifizie-          kleiner und mittlerer Unterneh-           • Der Ausbau von Informationsveran-
  rungsseminare vor dem Erfahrungs-       men sollte ein zentrales Anliegen           staltungen, Best-Practice-Beispiele
  austausch                               der Politik und ihrer CSR-Strate-           und der Auf- und Ausbau von Netz-
• Vernetzung der beteiligten Unter-       gie sein. Mittels der angebotenen           werken, wie zum Beispiel dem IHK-
  nehmen durch Workshops                  KMU-Praxistage in den einzelnen             Netzwerk Nachhaltigkeit und dem
• Unterstützung bei der Informations-     Regionen können Themen rund um              dazugehörigen Forum Nachhaltig-
  und Öffentlichkeitsarbeit               unternehmerische Nachhaltigkeit             keit mit Best-Practice-Vorträgen
• Finanzierung einer öffentlichkeits-     verständlich aufbereitet werden und         von regionalen Unternehmen, sind
  wirksamen Veranstaltung                 der Best-Practice Transfer befördert        Maßnahmen, die das nachhaltige
• Finanzierung einer Pilotmaßnahme        werden. Dieses Angebot könnte wei-          Engagement von Unternehmen zu-
  im Bereich unternehmerische Nach-       ter ausgebaut werden.                       sätzlich unterstützen können.
  haltigkeit in jedem Unternehmen       • Unternehmen sollte der Zugang
                                          zu Informationen im Bereich un-           5. Anreize schaffen: Anreizsysteme
                                          ternehmerische Nachhaltigkeit er-         schaffen, um Unternehmen für das
                                          leichtert werden. Ein Überblick über      Thema Nachhaltigkeit zu sensibili-
                                          Infoportale, Initiativen, Siegel, Stan-   sieren.
                                          dards, Preise und Wettbewerbe ist
                                          von Vorteil.                              Was kann getan werden?
                                                                                    • Positive Anreize, wie Nachhaltig-
                                                                                      keitswettbewerbe, können Unter-
                                                                                      nehmen zusätzlich für das Thema
                                                                                      Nachhaltigkeit sensibilisieren und
                                                                                      bei der Umsetzung unterstützen.
                                                                                      Wettbewerbe können entscheidend
                                                                                      dazu beitragen, dass nachhaltiges

                                                                                                                             Fotos: Leigh Prather, Rawpixel.com/shutterstock.com
                                                                                      Handeln von den Unternehmen
                                                                                      umgesetzt und mit Leben gefüllt
                                                                                      wird.
                                                                                    • Nachhaltigkeitswettbewerbe     und
                                                                                      -preise wie der CSR-Preis der
                                                                                      Bundesregierung, der deutsche
                                                                                      Nachhaltigkeitspreis, der LEA-
                                                                                      Mittelstandspreis für soziale Ver-
                                                                                      antwortung in Baden-Württemberg
                                                                                      oder die verschiedenen Wettbewer-
                                                                                      be des Ministeriums für Umwelt,
                                                                                      Klima und Energiewirtschaft Ba-
                                                                                      den-Württemberg können positive
                                                                                      Anreize setzen.
Sie können auch lesen