Nachhaltigkeit ganz praktisch - Impulse aus der Region Neckar-Alb Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe ...
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Das Wirtschaftsmagazin für Reutlingen, Tübingen, Zollernalb | Sonderausgabe Impulse aus der Region Neckar-Alb Nachhaltigkeit ganz praktisch Sonde ausga r be
2 Inhalt Impulse aus der 08 Region Neckar-Alb Nachhaltigkeit ganz praktisch Foto: robertsrob/istockphoto.com 25 TITELTHEMA INHALT Nachhaltigkeit, das ist weit mehr als Umwelt- 05 Einleitung und Naturschutz. In dieser Sonderausgabe von 06 Nachhaltigkeit in der Region WNA stellen Firmen aus der Region ihren Weg zu mehr Nachhaltigkeit vor: 08 Mehrwert von Nachhaltigkeit 13 Stadthalle Reutlingen 10 Schritte zum nachhaltigen Wirtschaften Unternehmenswerte, Stakeholderanalyse, 24 Patavo, Zielanalyse IHK Reutlingen 12 Maßnahmen und Handlungsfelder 16 Kreissparkasse Reutlingen, 12 Handlungsfeld Ökonomie Bruderhaus Diakonie 15 Handlungsfeld Ökologie 18 Handlungsfeld Arbeit 17 Mey 20 Handlungsfeld Gemeinwesen 19 Advanced UniByte, 22 Forderungen an die Politik SchwörerHaus 21 Interstuhl, 25 Nachhaltigkeit in der IHK Fink Druck www.wirtschaft-neckar-alb.de
Nachhaltigkeit ganz praktisch 3 Glaubwürdig, ehrlich und berechenbar Nachhaltigkeit ist keineswegs eine wirkungen des eigenen Handels zu Eine Arbeitsgruppe aus Vertrete- Modeerscheinung der Gegenwart. kennen und zu übernehmen. Der rinnen und Vertretern regionaler Schon im Leitbild des Ehrbaren Ehrbare Kaufmann und die Ehrbare Firmen und Institutionen haben Kaufmanns konnte man vor 700 Kauffrau vereint Haltung und Hand- das vorliegende Arbeitspapier er- Jahren nachlesen, dass ein Kauf- lung. Nur dann ergibt sich ein au- arbeitet und zeigen damit auf, wie mann glaubwürdig, ehrlich und be- thentisches Bild. sich Nachhaltigkeit konkret in das rechenbar zu sein hat. Diese Werte eigene unternehmerische Handeln haben in unserer globalisierten Der Dreiklang der Nachhaltigkeit integrieren lässt. Die Vollversamm- und vernetzten Welt unverändert aus Ökonomie, Ökologie und So- lung der IHK hat die politischen ihre Berechtigung. Sie sind aus zialem lässt sich unmittelbar aus Forderungen am 4. Dezember 2018 unserer Sicht gleichermaßen klas- dem Leitbild des Ehrbaren Kauf- beschlossen. Zehn Firmen haben sisch wie innovativ. manns ableiten. Die Nachhaltigkeit Beispiele für Nachhaltigkeit aus untermauert dabei den Gedanken, ihrer Praxis beigesteuert. Wir dan- Für Unternehmerinnen und Unter- dass Betriebe nur dann dauerhaft ken allen Engagierten aus den hei- nehmer bedeuten sie, nicht nur erfolgreich sein können, wenn sie mischen Unternehmen, die diese profitabel zu wirtschaften, sondern ihre Unternehmensführung lang- Broschüre unterstützt und möglich auch die Verantwortung für die Aus- fristig anlegen. gemacht haben. Christian O. Erbe Dr. Wolfgang Epp IHK-Präsident IHK-Hauptgeschäftsführer Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
4 Nachhaltigkeit ganz praktisch Vom Beispiel lernen Die Umsetzung ist machbar Auch für kleine und mittlere Unternehmen muss es weder komplex noch aufwendig sein, Nachhaltigkeitsmaßnahmen umzusetzen. Es kommt darauf an, im Betrieb die richtigen Weichen zu stellen und sich konkrete Maßnahmen vorzunehmen. Wer das Wort Nachhaltigkeit hört, haltiges Wirtschaften bedeutet somit, denkt wahrscheinlich zunächst einmal dass Unternehmen ihr Kerngeschäft an Umwelt- und Naturschutz. Hin- wirtschaftlich erfolgreich, aber auch ter dem Begriff verbirgt sich jedoch sozial und ökologisch verantwortlich Fotos: Anton Balazh, gualtiero boffi/shutterstock.com weitaus mehr: Er be- betreiben müssen. Nachhaltigkeit ver- schreibt ein umfas- schafft einen Wettbe- sendes Konzept, das Mehrwert für das Unternehmen werbsvorteil gegenüber uns alle dazu auffor- Handeln Unternehmen im Sinne der dert, unsere Art zu Nachhaltigkeit, verpassen sie sich da- Mitbewerbern. leben und zu wirt- mit weit mehr als ein grünes Image: schaften zukunftsfähig zu machen. Firmen, die auf den Einsatz von Res- Was heißt das für Unternehmen? sourcen wie Energie oder Druckerpa- Sie müssen natürlich profitabel wirt- pier achten, sparen automatisch Geld. schaften. Um ihren langfristigen Un- Firmen, die moderne Arbeitszeitmo- ternehmenserfolg zu sichern, müssen delle schaffen und ihre Mitarbeiter sie jedoch auch Verantwortung für bei der Vereinbarkeit von Familie und die gesellschaftlichen Auswirkungen Beruf unterstützen, sind in Zeiten des ihres Handelns übernehmen. Nach- Fachkräftemangels attraktive Arbeit-
Nachhaltigkeit ganz praktisch 5 geber. Firmen, die nachhaltige Pro- dukte oder Dienstleistungen anbieten, werden von Kunden und Geschäfts- partnern oftmals als besonders inno- vativ wahrgenommen und verschaffen sich damit einen Wettbewerbsvor- teil gegenüber ihren Mitbewerbern. Nachhaltigkeit ist also eben nicht nur ein Deckmäntelchen für das gute Ge- wissen, sondern hat nachvollziehbare betriebswirtschaftliche Komponenten. Papier für die Praxis Das vorliegende Papier wurde vom IHK-Netzwerk Nachhaltigkeit initi- iert. Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit, ein Zusammenschluss mehrerer Un- ternehmen und Institutionen aus der Region Neckar-Alb, die sich für Fra- gen der Nachhaltigkeit interessieren, hat das Projekt umgesetzt. Das Nachhaltigkeitspapier soll den in keinem Widerspruch stehen, Ge- Firmen der Region als Praxisorien- winn zu erzielen und gleichzeitig das tierung dienen. Es zeigt, was Neckar- Gemeinwohl zu berücksichtigen. Im Alb in Sachen Nachhaltigkeit bereits Gegenteil: Nachhaltigkeit verschafft Nachhaltigkeit zu bieten hat und welche Potenziale Unternehmen aus betriebswirtschaft- in der betrieblichen Praxis bestehen. licher Sicht einen echten Mehrwert Hintergrund Unternehmen erhalten Praxistipps: und trägt zum langfristigen Unter- Nachhaltigkeit basiert auf der Anhand konkreter nehmenserfolg bei. Idee, derzeitige Bedürfnisse zu Fragestellung und Gewinnerzielung und Die hier vorgestell- befriedigen, ohne zukünftigen Generationen die Lebensgrund- Beispielen zeigt das Gemeinwohl müssen ten Beispiele sind in lage zu entziehen. Im englischen Papier auf, wie sich kein Widerspruch sein. die Handlungsfelder Sprachraum wird oft von „sustai- Betriebe mit dem Ökonomie, Ökologie, nable development“ gesprochen. Thema nachhaltiges Wirtschaften im Arbeit und Gemeinwesen unterteilt. Nachhaltigkeit hat drei Dimensi- Unternehmen beschäftigen und erste onen: Ökonomie, Ökologie und Maßnahmen implementieren kön- Dabei müssen Nachhaltigkeitsmaß- Soziales. Dem Nachhaltigkeits- begriff liegt eine Zeitdimension nen. Firmen sollen befähigt werden, nahmen für kleine und mittlere Un- zugrunde. Es geht um die Möglich- die Leitlinien der Nachhaltigkeit in ihr ternehmen weder komplex noch auf- keit, über heutige Handlungen zu- Kerngeschäft und die Kultur des Un- wendig sein. Aufgrund ihrer kleineren künftige Bedingungen positiv wie ternehmens zu integrieren. Abgerun- Größe sind sie häufig sogar flexibler negativ beeinflussen zu können. det wird das Papier von Forderungen und haben somit gute Voraussetzun- Ursprünglich stammt der Begriff der Wirtschaft an die Politik. Sie zei- gen, um nachhaltig zu agieren und aus der Forstwirtschaft des 18. gen, wie Rahmenbedingungen helfen eine Vorbildfunktion einzunehmen. Jahrhunderts und besagt, dass im- können, nachhaltiges Wirtschaften Es kommt auf die richtige Idee und mer nur so viel Holz gefällt werden weiter zu befördern. die praktische Umsetzung an. Mit dem solle, wie durch Aufforstung nach- passenden Konzept ist Nachhaltigkeit wachsen könne. Dies wurde 1713 Gute Ideen für alle ein Gewinn – für das Unter- vom sächsischen Oberberghaupt- mann Hans Carl von Carlowitz Die zehn Beispiele dieser Broschüre nehmen, die Mitarbeiter und das Ge- erstmals so formuliert. zeigen: Es muss für ein Unternehmen meinwohl. Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
6 Nachhaltigkeit ganz praktisch Fotos: Juergen Faelchle/shutterstock.com, PR Stellenwert steigt Nachhaltigkeit in der Region Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Region angekommen. Kom- munen und Hochschulen haben die Idee in ihrem Handeln ver- ankert und auch Firmen bekennen sich zur Nachhaltigkeit. In Neckar-Alb finden Unternehmen sich auch in der positiven Resonanz Das Land Baden-Württemberg en- den Nährboden, auf dem nachhaltige der Touristen wider. Der Landkreis gagiert sich im Themenfeld Nachhal- Innovationen wachsen können. Mit Reutlingen mit dem Biosphärengebiet tigkeit und setzt sich dafür ein, dass ihrem Dreiklang aus Wirtschaft, Wis- Schwäbische Alb gilt als Modellregion Nachhaltigkeit im Zentrum einer wett- senschaft und Landschaft bietet die einer nachhaltigen Entwicklung. Das bewerbsfähigen Unternehmensfüh- Region die Voraussetzungen für eine UNESCO-Biosphärenreservat wurde rung steht. Mit einer Reihe von Aktivi- hohe Lebensqualität. Davon profitie- 2017 zum Sieger des Bundeswettbe- täten begleitet etwa das Ministerium für ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werbs „Nachhaltige Wirtschaft, Arbeit und und letztendlich die heimischen Un- Tourismusdestinati- Die Region: Nähr- Wohnungsbau das ternehmen. on“ gekürt. Reutlin- boden für nachhaltige vielfältige gesellschaft- gen ist außerdem seit Innovationen. liche Engagement Einzigartiger Lebensraum Mai 2012 Fair-Trade- der Unternehmen Der Lebensraum Neckar-Alb ist durch Stadt und fördert gezielt den fairen im Land. Dazu zählen insbesondere hohe Umweltstandards und ein ge- Handel auf kommunaler Ebene. der LEA-Mittelstandspreis für soziale sundes ökologisches Gleichgewicht Verantwortung, die Bad Wimpfener geprägt. Die UNESCO hat dies 2008 Die Initiative „Tübingen macht blau“ Gespräche, die CSR-Online-Plattform durch das Projekt Biosphärengebiet hat das Ziel, die energiebedingten des Landes sowie regelmäßige Regi- gewürdigt. Berge und Täler, Streu- CO2-Emissionen pro Kopf bis 2022 onalveranstaltungen. Der Informati- obstwiesen und zahlreiche Flüsse ma- um 25 Prozent gegenüber dem Wert onsaustausch unter den Akteuren, der chen die schwäbische Landschaft ab- von 2014 zu reduzieren. Sie zeigt, wie lösungsorientierte Dialog und die öf- wechslungsreich und einzigartig. Die wichtig Aspekte der Nachhaltigkeit in fentliche Anerkennung stehen dabei im Bewahrung der Landschaft spiegelt der Region sind. Mittelpunkt. Mit diesen landesweiten
Nachhaltigkeit ganz praktisch 7 STATEMENTS WIRTSCHAFT Inge Tress, Martin Fink, Sabine Schädle, Tress Gastronomie GmbH & Co. KG Fink GmbH Druck und Verlag Holcim (Süddeutschland) GmbH „Die Region Neckar-Alb ist geprägt „In der Region sind viele „Erfolgreiches Wirtschaften von einem ehrlichen und breiten Unternehmen zu finden, die hat nichts mit der Größe des Mittelstand mit Pioniergeist und sich zum Ziel der nachhaltigen Unternehmens zu tun. Der der Bereitschaft nachhaltiges Entwicklung bekennen. Sich Schnellere und Bessere hat Wirtschaften voranzutreiben.“ nachhaltig zu positionieren die Nase vorn. Das gilt für bedeutet jedoch sich konstant Produktinnovationen genauso wie und im Kern mit dem Thema für Nachhaltigkeitsthemen. Und auseinanderzusetzen. Hier besteht damit schafft man eine Vorreiter- noch Potenzial. Nachhaltigkeit ist Rolle und Dynamik – im eigenen hier mehr als nur ein theoretisches Haus und in der Region.“ Konstrukt.“ Aktivitäten ist es gelungen, den hohen konzept entwickelt und ein Kompe- Nachhaltigkeit und auch die Theolo- Stellenwert nachhaltigen Wirtschaftens tenzzentrum für Nachhaltige Entwick- gische Hochschule Reutlingen sowie in der Öffentlichkeit zu platzieren und lung / School for Sustainability an der die Hochschule für Kirchenmusik der die Förderung einer gesellschaftlich Universität Tübingen aufgebaut. Auch Diözese Rottenburg-Stuttgart und verantwortlichen Unternehmensfüh- die Hochschule Reut- die Hochschule für rung als zentralen Baustein in der Re- lingen ist in diesem Gesellschaftlich ver- Kirchenmusik der gierungsarbeit zu verankern. Bereich aktiv und hat antwortliche Unter- Evangelischen Lan- sich der UN-Initiative nehmensführung. deskirche in Würt- Auch die Wissenschaft spielt für die „Principles for Re- temberg basieren auf nachhaltige Entwicklung in der Regi- sponsible Management Education“ den Grundsätzen der Ethik und des on eine wichtige Rolle. Eine Univer- (PRME) verpflichtet. befreiten Denkens. sität, sechs Hochschulen und weitere Forschungs-, Transfer- und Bildungs- Die Hochschule für Forstwirtschaft Neben Politik, Wissenschaft und Ge- einrichtungen bilden die Grundlage Rottenburg stellt die Wissens- und sellschaft spielt aber insbesondere die der Wissensregion. Kompetenzvermittlung im Zeichen der Wirtschaft eine wichtige Rolle. Der Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel der Beitrag der Wirtschaft zu einer nach- Die Universität Tübingen orientiert Umgang mit der knappen Ressource haltigen Entwicklung ist dabei kein sich in ihrem Leitbild beispielswei- Wasser oder Aspekte der internationa- Selbstzweck, sondern sollte sich am se an der Maxime einer nachhaltigen len Entwicklungszusammenarbeit klar Ideal des Ehrbaren Kaufmanns ori- Entwicklung. Um diese Zielsetzung in den Vordergrund. Die Hochschule entieren, der die Verantwortung für zu stärken und strukturell weiter zu Albstadt-Sigmaringen bekennt sich Menschen und Ökologie ebenso ver- verankern, wurde ein Nachhaltigkeits- in ihrem Leitbild zu den Prinzipien der folgt wie den ökonomischen Erfolg. Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
8 Nachhaltigkeit ganz praktisch Foto: pogonici/shutterstock.com Nachhaltiges Wirtschaften Das ist der Mehrwert Gelebte unternehmerische Ver- Unternehmen können durch nach- „License to Operate“, sicherzustellen, antwortung spielt insbesondere haltiges Wirtschaften gesellschaft- gewinnt nachhaltiges Wirtschaften bei kleinen und mittelständischen lichen Fortschritt gestalten, ihre unweigerlich an Bedeutung. Unternehmen seit jeher eine große Zukunftsfähigkeit überprüfen und Rolle. Verantwortung für das Gemeinwohl Die Übereinstimmung von innerer übernehmen: Einerseits durch ihre Haltung und konkreter Handlung ist Viele regional verwurzelte kleine Produkt- und Dienstleistungsangebo- nicht nur ein wichtiger Erfolgsfaktor und mittelständische Unternehmen te, andererseits durch ihr Engagement für den Ehrbaren Kaufmann, sondern (KMU) gehen ihrer gesellschaftlichen für das Umfeld, in sichert gleichzeitig Verpflichtung bereits intuitiv nach – dem sie agieren Unternehmerische den Erfolg eines mo- und das oftmals sehr erfolgreich. und das über das Verantwortung ist ein dernen und verant- rein betriebswirt- kontinuierlicher wortungsbewussten Denn durch eine gegenseitige Wert- schaftliche Handeln Prozess. Unternehmens. Mit schätzung und eine nachhaltige Unter- hinausgeht. Um als dem Leitgedanken des nehmenskultur entsteht im besten Fall Unternehmen personelle (Kunden, Ehrbaren Kaufmanns können Un- eine Win-win-Situation für Unterneh- Mitarbeiter) und finanzielle Ressour- ternehmen den Weg vom kurzfristi- men, Gesellschaft und Mitarbeiter/in- cen (Kapital) zu binden und die gesell- gen Wirtschaftsdenken hin zu einer nen zugleich. schaftliche Akzeptanz, die sogenannte nachhaltigen Unternehmensführung
Nachhaltigkeit ganz praktisch 9 Plan gehen. Dafür ist es notwendig, sowohl Prozesse und Produkte als auch Unter- nehmenswerte, Stakeholder und Ziele Act Do zu hinterfragen. Unternehmerische Verantwortung zieht sich durch alle Unternehmensbe- reiche und ist weniger als ein einzelnes Projekt, sondern vielmehr als konti- nuierlicher Prozess zu betrachten, der Check in strategischen und systematischen Schritten angegangen werden kann. Es gibt eine Vielzahl an Methoden und Tools, um sich dem Thema im Unter- nehmen anzunehmen. Eine einfache Methode zur systematischen Annähe- rung ist die „Plan-Do-Check-Act-Me- thode“, kurz PDCA, auch Demingkreis genannt. Sie ist in nebenstehendem Kasten und Schaubild vorgestellt. Der PDCA-Zyklus Maßnahmen müssen zu Unternehmenswerten, Der erste Schritt im PDCA-Zyklus ist die Bestandsaufnahme Stakeholdern und Zielen und Planung. Dabei wird die Ausgangssituation analysiert passen. und die Vorgehensweise für eine Änderung oder Verbesse- rung festgelegt. Das Ergebnis kann beispielsweise die Ermitt- lung der Tätigkeiten, Produkte oder Dienstleistungen sein, Im ersten Schritt können Firmen die Umweltauswirkungen mit sich bringen. Zu den Planungs- Handlungsfelder identifizieren, in de- schritten gehört es nachfolgend, die Grundsätze des Unter- nen sie Verantwortung übernehmen nehmens zum Beispiel in dokumentierten Leitlinien festzu- können und möchten. Um diese im schreiben sowie Ziele und Maßnahmen zur Zielerreichung Unternehmen zu verankern, empfiehlt festzulegen. Im zweiten Schritt „Do“ folgt die Umsetzung des es sich, diese Handlungsfelder und aufgestellten Plans in einem Testlauf. Hier können einzelne daraus resultierenden Maßnahmen Maßnahmen des Umweltmanagementsystems umgesetzt mit Bedacht auf die Unternehmens- werden. Anschließend folgt die Überprüfung. Es wird regel- werte, relevanten Stakeholder und mäßig kontrolliert, ob die Maßnahmen zu den gewünschten Ziele zu wählen. Die Handlungsfelder Verbesserungen geführt haben. Wo dies nicht der Fall ist, sollten im Kernbereich der unterneh- sollten notwendige Maßnahmen ergriffen werden, um diese merischen Tätigkeit liegen und das Ziele doch noch zu erreichen. Dies ist der vierte Schritt des Unternehmen bei der Zielerreichung Zyklus. Die weitere Optimierung startet dann wieder mit der unterstützen. Handlungsfelder und ersten Phase, also „Plan“. konkrete Maßnahmen richten sich also individuell nach Unternehmen und Branche. Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
10 Nachhaltigkeit ganz praktisch So geht es richtig Schritte zum nachhaltigen Wirtschaften Reflexion der Unternehmenswerte und Ansprüche Foto: Ilin Sergey/shutterstock.com Als erster Schritt und Basis für die Qualität der Maßnahmen und Prozes- Bei der Reflexion über die Unterneh- Anwendung der PDCA-Methode ist se überprüfen und verbessern. So lässt menswerte kann es helfen sich zu fra- es empfehlenswert, sich die Unter- sich vor allem die Wettbewerbs- und gen, ob die die Werte schriftlich nie- nehmenswerte bewusst zu machen Zukunftsfähigkeit des Unternehmens dergeschrieben sind, sie im eigenen und daran die weitere Vorgehensweise erhöhen. Der Arbeitskreis Nachhaltig- Unternehmen tatsächlich bekannt auszurichten. Wurden die individuell keit hat dazu anhand von drei Fragen sind, die Verletzung von Werten sank- wichtigen Werte identifiziert und wer- eine Selbstreflexion erstellt: Frage eins tioniert wird und inwieweit die Unter- den sie gelebt, kann man mithilfe der lautet: „Für welche Werte stehen Sie nehmenswerte von den verschiedenen PDCA-Methode kontinuierlich die und Ihr Unternehmen?“ internen Gruppen auch gelebt werden. Selbstreflexion Für welche Werte stehen Sie und Ihr Unternehmen? Bewahrung der Schöpfung Glaubwürdigkeit Verantwortungsbewusstsein Ehrlichkeit Humanität Vertrauen Einklang mit Natur/Umwelt Innovative Lösungen Weitsicht Fairness Langfristigkeit Wertschätzung Frieden Nachhaltigkeit Zuverlässigkeit Gegenseitigkeit Qualität Gemeinwohl Transparenz
Nachhaltigkeit ganz praktisch 11 Stakeholderanalyse Eine Analyse der internen und exter- nehmen agiert. Stakeholder reichen Stakeholder sind relevant, welche am nen Anspruchsgruppen im unterneh- vom Zulieferer bis hin zur Zivilge- wichtigsten?“ merischen Umfeld kann Aufschlüsse sellschaft. Ähnlich wie bei der Wer- geben. Sie ist sinnvoll, um die Erwar- teanalyse ist es für Unternehmen Bei der Stakeholderanalyse sollte ge- tungen der verschiedenen Gruppen empfehlenswert sich auch hier zu ent- fragt werden, welche Stakeholder für kennenzulernen und diese, wo nötig, scheiden, wer die wichtigsten Stake- das Unternehmen relevant sind, in zu berücksichtigen. Außerdem kann holder und deren wesentliche Themen welchem „Ökosystem“ das Unterneh- man dadurch einen gesamtheitlichen sind, und sich auf diese fokussieren. men agiert und wie hoch Nachhaltig- Überblick bekommen und festhalten, Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit hat keit von den verschiedenen Stakehol- in welchem „Ökosystem“ das Unter- dazu einen Selbsttest erstellt: „Welche dern bewertet wird. Selbstreflexion Welche Stakeholder sind relevant, welche am wichtigsten? Bürger und Gesellschaft Mitarbeiter Verbraucherorganisationen Eigentümer und Aktionäre NGOs und NPOs Wettbewerber Gewerkschaften Politik und Gesetzgeber Zertifizierungsstellen Handels-/Kooperationspartner Presse und Öffentlichkeit Klienten und Kunden Standortgemeinde Lieferanten Verbände und Vereine Zielanalyse Im nächsten Schritt können die Ziele und diese in spezifische Einzelziele un- gerichtet sein. Bei der Zielsetzung bie- des Unternehmens identifiziert und terteilen. Die Ziele sollten bestenfalls tet sich eine Mischung aus quantita- priorisiert werden. Insbesondere klei- mess- und prüfbar und dabei stets auf tiven und qualitativen Zielen an. Der ne und mittlere Unternehmen können die gesamte Wertschöpfungskette von Arbeitskreis Nachhaltigkeit hat einige sich durchaus visionäre Ziele setzen der Beschaffung bis zur Entsorgung beispielhafte Ziele aufgelistet. Selbstreflexion Welches Ziel hat Ihr Unternehmen? Einzigartigkeit Reduktion von Emissionen Zufriedenheit der Stakeholder Hohes Qualitätsniveau Regionalität Keine Unfälle Imageverbesserung Schaffung von Arbeitsplätzen Marktanteile sichern Umsatzsteigerung Minimaler Ressourcenverbrauch Schließung von Werkstoffkreisläufen Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
12 Nachhaltigkeit ganz praktisch Maßnahmen und Handlungsfelder: Ökonomie Nach der Identifikation und Analyse der Unternehmenswerte, Stakeholder und Ziele können Handlungsfelder abgeleitet und priorisiert werden. Dadurch können die Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit systematisiert werden. Im Themenfeld „Ökonomie“ stehen wie ein stetiger Blick auf die eigene und der wertschätzende Umgang mit die Beziehungen des Unternehmens Wertschöpfung sind dabei von großer Partnern, Wettbewerbern und Kon- zu Kunden, Wettbewerbern und Zu- Bedeutung. Die Internationalisierung sumenten wichtig, sondern auch die lieferern im Mittelpunkt, aber auch bietet Unternehmen vielfältige Mög- Verantwortung, die das Unterneh- die Frage, welche lichkeiten in der Pro- men für seine Produkte und Dienst- Produkte und Dienst- duktion und Beschaf- leistungen entlang der gesamten Lie- Foto: Nadezhda Bolotina/shutterstock.com Ziele müssen klar leistungen ein Be- fung, doch nicht an ferkette zeigt. formuliert sein und trieb auf dem Markt jedem Standort der anbieten soll und Firmen Verantwortung Welt gelten die glei- Folgende Fragestellungen können kann. Denn verant- übernehmen. chen Anforderungen Unternehmen unterstützen, mit der wortungsvolles und an Dienstleistungs- Komplexität internationaler und na- nachhaltiges Wirtschaften zeichnet standards, Produkteigenschaften und tionaler Wertschöpfungsketten um- sich insbesondere dadurch aus, dass Herstellungsbedingungen und häufig zugehen: ein Unternehmen gegenüber den sind diese verflochtenen, internati- Marktpartnern entlang der gesam- onalen Wertschöpfungsketten nur • Leisten die eigenen Dienstleistun- ten Wertschöpfung Verantwortung schwer überprüfbar. Deshalb ist nicht gen oder Produkte einen sinnvollen übernimmt. Klare Zielsetzungen so- nur die Einhaltung von Gesetzen Beitrag zur Gesellschaft?
Nachhaltigkeit ganz praktisch 13 • Wie werden Nachhaltigkeitsaspekte Betriebliche Maßnahmen, die dabei • Soziale und ökologische Verantwor- in der Entwicklung der Produkte und unterstützen können: tung: einfordern von Umwelt- und Dienstleistungen berücksichtigt? Sozialstandards in der eigenen Pro- • Werden Regeln zur Wahrung von • Zuständigkeiten für das Thema auf duktion (Gütesiegel) Produktverantwortung und von der Führungsebene festlegen und • bei Auftragsvergabe Angebote auf Verbraucher-/Kundeninteressen eine Aufsichtsfunktion etablieren Nachhaltigkeitsaspekte und nicht verfolgt? • Einsatz nachhaltiger Produktbe- ausschließlich auf den Preis prüfen • In welchem Umfang spielt Nachhal- standteile (zum Beispiel Verzicht auf • Rückverfolgungssystem für Pro- tigkeit zum Beispiel in der Beschaf- bestimmte Rohstoffe, Komplemen- dukte einführen, zum Beispiel QR- fung und bei der Auswahl von Zulie- tärprodukte) Codes ferern eine Rolle? • Verantwortliche und langfristige • Fortwährende Analyse und Anpas- • Pflegt das Unternehmen einen part- Gestaltung der Wertschöpfungsket- sung des Geschäftsmodells sowie nerschaftlichen, fairen Umgang mit te durch Einhaltung von Ethik-Ko- von Prozessen und Strukturen im Lieferanten und Kunden als Basis dizes (zum Beispiel Verhaltenskodi- Unternehmen: Warum ist das Un- für langfristige Partnerschaften? zes für Lieferanten, Beachtung von ternehmen erfolgreich am Markt Menschrechten) und welchen Beitrag leistet das Un- • Schulungen für Lieferanten, zum ternehmen am Markt für das Ge- Beispiel zu Nachhaltigkeitsstan- meinwohl? dards, damit diese ihre Nachhaltig- keitsleistungen eigenständig verbes- sern können Best Practice: Täglich nachhaltig Stadthalle Reutlingen GmbH Branche: Veranstaltungen ziale und ökologische Verantwortung Unternehmensgröße: 13 Mitarbei- mit ökonomischen Vorteilen in Ein- terinnen/Mitarbeiter klang bringt. Begonnen vom Einkauf Standort: Reutlingen der Verbrauchsmaterialien, achten Ansprechpartnerin: Anita Rist wir darauf, dass nachhaltigen und regionalen Lieferanten und Anbietern Wie alles begann … der Vorzug gegeben wird. Dadurch Als Stadthalle haben wir den An- gelingt uns eine hohe Attraktivität für spruch, unserer ökonomischen Ver- Besucher wie Veranstalter. Basierend antwortung gegenüber Gesellschaft, auf den drei Säulen Umweltfreund- Öffentlichkeit und Geschäftspartnern, lichkeit, soziale Verantwortung und Kunden sowie Dienstleistern optimal wirtschaftliche Rentabilität wurden gerecht zu werden und uns stetig wei- wir bereits mehrfach hintereinander Location für große Events und mit nach- terzuentwickeln. Wir verstehen uns in und mit jeweils verbessertem Ergeb- haltigem Anspruch. Für ihr Engagement der Eventbranche als Impulsgeber für nis „Green Globe“-zertifiziert. wurde die Stadthalle Reutlingen mehrfach zertifiziert. Foto: PR nachhaltiges Wirtschaften. Erfolgsrezepte … Auf die Plätze, fertig, los … Nachhaltigkeit ist die Grundlage un- Die nachhaltige Firmenphilosophie seres täglichen Wirkens und wir sind umfasst viele Einzelaktivitäten, die so- stolz darauf! Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
14 Nachhaltigkeit ganz praktisch Best Practice: Verantwortungsbewusst handeln PATAVO GmbH Branche: Ingenieurbüro für Energie- die Beleuchtung auf effiziente LEDs effizienz umgestellt. Es folgten abschaltbare Unternehmensgröße: sechs Mitar- Steckerleisten, die Einführung von beiterinnen/Mitarbeiter 100 Prozent Recyclingpapier und die Standort: Pliezhausen Umstellung auf stromsparende Mini- PCs. Zudem verfolgt das Unterneh- Wie alles begann … men das Projekt „papierloses Büro“ Klimaschutz, Ressourcenscho- und die Mitarbeiter achten in der nung und Energieeffizienz, die den Mittagsause verstärkt auf die Müll- Arbeitsalltag des Unternehmens vermeidung. bestimmen, sollten auch intern im Büro aufgenommen werden. Dazu Erfolgsrezepte … wurden technische Veränderungen in Führungskräfte müssen die Umge- Nachhaltigkeit im Alltag. Thomas Röger den Büroräumen vorgenommen und staltungen vorleben. Alle Mitarbeiter und Andrea Jäger von PATAVO beim Leucht- mittelvergleich. Foto: PR Maßnahmen zum verantwortungsbe- sollen miteinbezogen werden, das Sys- wussten Handeln ausgearbeitet. tem verstehen und Ideen einbringen können. Neue Mitarbeiter bekommen Auf die Plätze, fertig, los … eine Einweisung zum Ablauf. Laufen- Die Maßnahmen wurden schritt- de Kosten konnten durch die Energie- weise ergriffen: Zunächst wurde einsparung reduziert werden. Best Practice: Digitale Prozesse sparen Ressourcen IHK Reutlingen Branche: Körperschaft zuverlässig zu gestalten. So wurde Unternehmensgröße: 150 Mitarbei- der Einladungs- und Rückmeldepro- terinnen/Mitarbeiter zess für Netzwerk-Veranstaltungen Standorte: Reutlingen, Albstadt komplett digitalisiert. Bei knapp 50 Netzwerken mit über 2.000 Teilneh- Wie alles begann … mern und über 200 Netzwerkveran- Als Interessensvertreter, Politikberater staltungen pro Jahr konnten dadurch und Dienstleister stehen wir in der mehr als 400.000 Blatt Papier einge- Verantwortung, nachhaltig zu agieren. spart werden. Wir möchten das Leitbild des Ehrba- ren Kaufmanns wahren und darüber Erfolgsrezepte … hinaus den Gedanken der Nachhaltig- Das Projekt wurde bereichsüber- Digital 2020. Mit digitalen Prozessen spart keit in unseren Mitgliederkreis tragen. greifend mit der Scrum-Methode die IHK Ressourcen ein. eingeführt. So wurden alle Bereiche Auf die Plätze, fertig, los … einbezogen und die Mitarbeiter konn- Mit dem Projekt „IHK digital 2020“ ten den Verlauf und die Ergebnisse hat sich die IHK unter anderem das des Projekts eigenständig und flexibel Ziel gesetzt, neue digitale Abläufe steuern. Weitere Digitalisierungspro- transparent, schlank, sicher und jekte sind in Planung.
Nachhaltigkeit ganz praktisch 15 Foto: pogonici/shutterstock.com Handlungsfeld Ökologie In Deutschland fällt dem Umwelt- Relevante Fragestellungen sind: Betriebliche Maßnahmen, die das und Klimaschutz zunehmend eine Umweltbewusstsein im Unterneh- strategische Bedeutung für zent- • Welche (natürlichen) Ressourcen men stärken können: rale wirtschaftliche und politische werden wie und in welchem Umfang Aufgaben zu. genutzt? • Nutzung von Sekundärrohstoffen • Wie können Ressourcen geschont oder nachwachsenden Rohstoffen Das Themenfeld „Ökologie“ beinhal- und ihr Verbrauch reduziert wer- • Nutzung und Verwendung von regi- tet die Umweltaspekte der gesamten den? onalen Produkten und Lebensmit- Wertschöpfungskette eines Unterneh- • Gibt es eine Bilanzierung der Treib- teln mens – von der ressourcenbewussten hausgase und gibt es Ziele zur Redu- • Ressourceneffizienz in Produktion Organisation der betrieblichen Ab- zierung? und Verwaltung, zum Beispiel durch läufe über die Ausgestaltung von Pro- • Welche Maßnahmen zur Energie- papierloses Arbeiten dukten und Dienstleistungen bis hin und Ressourceneffizienz können • Schulungen für Mitarbeiter, zum zu deren Vermarktung. Die Auswir- umgesetzt werden? Beispiel zum Thema Recycling und kungen eines Unternehmens auf die • Wie können regenerative Energien Ressourceneffizienz Umwelt sind abhängig vom Geschäfts- verwendet werden? • Nutzung von erneuerbaren Energi- modell. • Können die Produkte selbst zur en und Ökostrom Energie- und Ressourcenschonung • Maßnahmen für umweltschonende beitragen? Logistik • Kann externes Wissen zur Erhöhung • Sanktionen bei Nichteinhaltung von der Energie- und Ressourceneffizi- Umweltstandards enz genutzt werden (zum Beispiel Netzwerke)? Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
16 Nachhaltigkeit ganz praktisch Best Practice: Fuhrparkmanagement Kreissparkasse Reutlingen Branche: Kreditinstitut auf rund 460.000 Kilometer und 125 Unternehmensgröße: 943 Mitarbei- Tonnen Treibhausgase. Ziel war es, terinnen/Mitarbeiter den CO2-Ausstoß zu minimieren. Standort: 42 Filialen im Landkreis Dazu wurde der Fuhrpark um zwei Reutlingen Pedelecs, zwei Erdgasfahrzeuge, zwei Ansprechpartnerin: Ute Geiser Hybrid- und ein Elektroauto erwei- tert. In Metzingen nutzt die Kreisspar- Wie alles begann … kasse Carsharing. Mitarbeiter können Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist in Fahrräder leasen. Zusätzlich erden der Geschäftsstrategie und im Leitbild die unvermeidbaren Treibhausgase verankert. 2013 wurde die „Gesamt- finanziell kompensiert. konzeption Nachhaltigkeit“ einge- Spenden für Klimaschutzprojekte. Michael führt. Dazu gehörten eine verantwor- Erfolgsrezepte … Bläsius, Vorsitzender des Vorstands der tungsvolle Unternehmensführung, Mit 2.000 Euro jährlich werden zwei Kreissparkasse Reutlingen, und Stefan Baumeister, Geschäftsführer von Mycli- nachhaltige Finanzprodukte und ein Klimaschutzprojekte auf Madagaskar mate, bei der Spendenübergabe für zwei verantwortungsvoller Umgang mit und in Kenia unterstützt. Beide Pro- Projekte. Foto: PR Ressourcen. jekte helfen, der Abholzung lokaler Wälder entgegenzuwirken und die Auf die Plätze, fertig, los … Lebensbedingungen der Menschen 32 Firmenfahrzeuge kommen im Jahr vor Ort zu verbessern. Best Practice: Energie regenerativ erzeugen Bruderhaus Diakonie Reutlingen Branche: Sozialwirtschaft aus regenerativ erzeugter Energie Unternehmensgröße: 4.000 Mitar- gedeckt werden. Das gelingt mit beiterinnen und Mitarbeiter Strom aus Wasserkraft und eigenen Standort: Reutlingen Photovoltaikanlagen. Im Bereich der Ansprechpartner: Armin Koch Wärmeenergie wurden nicht-fossile Brennstoffe reduziert und etwa auf Wie alles begann … dem Gaisbühl-Gelände durch ein mit 2012 wurde bei der Bruderhaus Dia- Hackschnitzel betriebenes Heizwerk konie das Umweltmanagementsystem ersetzt. 70 Prozent des Geländes EMAS eingeführt. Das hat geholfen, werden so mit regenerativ erzeugter den Ausstoß an CO2 zu reduzieren. Wärmeenergie versorgt. Ein Augenmerk liegt auf der Ermitt- Die Bruderhaus Diakonie erzeugt selber lung von Verbrauchskennzahlen bei Erfolgsrezepte … regenerative Energie. Hier ist die Steuerung Wärme, elektrischer Energie, Abfall, Das Umweltmanagement lebt durch des Holzhackschnitzel-Heizwerks zu sehen. Foto: PR Mobilität und Wasser. Der Verbrauch die Beteiligung aller. In jeder EMAS- soll kontinuierlich reduziert werden. zertifizierten Dienststelle gibt es ein Umweltteam, das sich regelmäßig Auf die Plätze, fertig, los … trifft und umweltrelevante Themen Der Energiebedarf soll zunehmend bearbeitet.
Nachhaltigkeit ganz praktisch 17 Best Practice: Der „Schwäbische Bumerang“ Mey Unternehmensgruppe Branche: Textil und Bekleidung Unternehmensgröße: ca. 1.000 Mitarbeiter/innen Standort: Albstadt-Lautlingen Ansprechpartnerin: Isabell Haasis Bereitstellung der Mey Bügel zur Auslieferung der Artikel auf Wiederverwendung. Mey Bügeln. Wie alles begann … BÜGELKREISLAUF Der „Schwäbische Bumerang“ ist eine von Mey entwickelte Innovation aus dem Jahr 1997, welche nicht nur das ZOLLERNALB FACHHANDELS- umweltbewusste Handeln, sondern WERKSTÄTTEN PARTNER auch das soziale Engagement bei Mey Aufbereitung der Mey Bügel. Rücksendung der Sammelt die Mey Bügel. unterstreicht. Mey Bügel mit Paketdienst. Auf die Plätze, fertig, los … Erfolgsrezepte … „Schwäbische Bumerang“. Das Unternehmen Mey hat für den Bügel einen Die mit Ware bestückten Bügel Der „Schwäbische Bumerang“ ist ein Kreislauf entwickelt. Grafik: PR kommen in den Handel. Dort werden schlüssiges Konzept, das sich seit sei- sie gesammelt und zur Aufbereitung ner Einführung im Jahr 1997 bewährt in die Werkstatt für Menschen mit hat. Jährlich bleiben so mehr als zwei Behinderung nach Albstadt geschickt. Millionen Bügel im Kreislauf und Bei Mey schließt sich der Kreislauf: 50 Tonnen Abfall werden eingespart. Die wiederaufbereiteten Bügel werden Weiterhin sichert das System wert- mit neuer Ware bestückt und fügen volle Arbeitsplätze in der Region. sich so wieder in den Kreislauf ein. Foto: ponsulak/shutterstock.com Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
18 Nachhaltigkeit ganz praktisch Foto: NPFire/shutterstock.com Betriebliche Maßnahmen, die die Attraktivität des Unternehmens für Fachkräfte steigern können: • Einführung von Gesundheits- managementsystemen • Angebote zur beruflichen und per- sönlichen Weiterentwicklung (Aus- Handlungsfeld Arbeit und Weiterbildungsangebote) • Vereinbarkeit von Familie und Be- ruf, zum Beispiel durch flexible Eine der wertvollsten Ressourcen ei- nachhaltige Arbeitgeberkommuni- Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle, Kin- nes Unternehmens sind seit jeher die kation sowie strategisches Employer derbetreuung und Jobsharing für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Branding, um das Unternehmen lang- Führungskräfte Beim Handlungsfeld Arbeit liegt der fristig als attraktiven und nachhaltigen • Schaffung eines Arbeitsumfelds, in Fokus auf eben dieser Ressource. Der Arbeitgeber zu positionieren, kann ge- dem Mitarbeiterinnen und Mitar- demografische Wandel und der damit genüber den Mitbewerbern von Vor- beiter zufrieden und motiviert ihrer einhergehende Wettbewerb um Fach- teil sein. Zugleich gilt es, die vorhan- Arbeit nachgehen kräfte und Nachwuchs gehört zu den denen Mitarbeiter/innen langfristig an • Maßnahmen zur Antidiskriminie- größten Herausforderungen der Zu- das Unternehmen zu binden. rung und Chancengleichheit kunft. Auch die Region Neckar-Alb • Eingliederung von Personen mit ist davon nicht ausgenommen. Bis zu Zu den wichtigsten Fragen für ein geistigen oder psychischen Handi- 28.700 Fachkräfte werden nach jetzi- Unternehmen gehören folglich: caps und Behinderungen im Unter- gen Prognosen im Jahr 2030 in Neckar- nehmen Alb fehlen (Fachkräftemonitor des • Welchen Stellenwert haben Themen • Pflege von Angehörigen ermögli- BWIHK, 2018). Bisher gibt es seitens wie Chancengerechtigkeit, Gesund- chen durch zum Beispiel gleitende Gesellschaft, Politik und Wirtschaft heit, Weiterbildung, Vereinbarkeit Arbeitszeiten, Pflegeteilzeit, Son- nur wenige Lösungsstrategien, um von Familie und Beruf sowie Inklu- derurlaub, Informationsplattformen dieser Problematik entgegenzuwirken. sion im Unternehmen? und Veranstaltungen zum Thema Faktoren wie Arbeitgeberattraktivi- • Wie geht das Unternehmen mit den Pflege tät, auch in Bezug auf das nachhalti- Auswirkungen des demografischen • Förderung der intrinsischen Mo- ge Engagement eines Unternehmens, Wandels um? tivation durch Anreizsysteme und werden deshalb immer wichtiger. Eine Schulungen zur Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ganz praktisch 19 Best Practice: Familienfreundlich Advanced UniByte GmbH Branche: IT (IT-Infrastruktur- Räume angemietet und das „TigeR- Lösungen und Managed Services) Konzept“ des Tagesmüttervereins Unternehmensgröße: 190 Mitarbei- Reutlingen gemeinsam realisiert. Im terinnen/Mitarbeiter Neubau in Metzingen verfügt „TigeR“ Standort: Metzingen, drei Nieder- über viel Platz mit Außenbereich lassungen in Deutschland und befindet sich mitten im Firmen- Ansprechpartnerinnen: Stefanie geschehen. Inzwischen gibt es zwei Hempel, Delphine Spethmann Gruppen mit 19 Plätzen, geöffnet auch für externe Kinder. Wie alles begann … Mitarbeiterinnen gaben den Anstoß Erfolgsrezepte … zur firmeneigenen Kinderbetreuung. Bei der Evaluation unterstützte ein ex- Nach der Evaluation von Möglichkei- terner Berater. Bei der Entscheidung Kinder gehören bei Advanced UniByte ten und der Präsentation auf der Jah- wurde ein Budget für die Realisierung dazu. Bundesliga-Spielerin und Kollegin Delaila Amega mit einem Kind aus dem reszielplanung fiel die Entscheidung festgelegt, über das die Verantwortli- TigeR. Foto: PR auf das Projekt „TigeR – Tagespflege chen fast frei verfügen konnten. Die in anderen geeigneten Räumen“. An- Mitsprache bei der Auswahl des Be- fang 2014 ging es los. treuungspersonals war ganz wichtig. Die Tagesmütter sind fester Bestand- Auf die Plätze, fertig, los … teil des Unternehmens und bei inter- Direkt im Gebäude wurden weitere nen Veranstaltungen mit dabei. Best Practice: Bewegung SchwörerHaus KG Branche: Bau- und Immobilien verschiedenen Abteilungen vorstellten Unternehmensgröße: 1.349 Mitar- und erklärten. Mit der AOK wur- beiterinnen/Mitarbeiter den Schulungen durchgeführt und Standort: Hohenstein-Oberstetten ein Demovideo mit zwölf einfachen Übungen fürs Intranet gedreht. Plaka- Wie alles begann … te, auf denen jede Übung erklärt wird, Viele Mitarbeiterinnen und Mitar- runden das Angebot ab. beiter klagten immer wieder über Verspannungen. Gewünscht war ein Erfolgsrezepte … Angebot für „geschwind zwischen- Der „SchwörerMove“ wird auch ein drin“, also eine 5- bis 10-minütige Jahr nach Einführung praktiziert. Bewegungspause für alle – von der Bei einer Nachschulung der Scouts Produktion bis in die Verwaltung. wurden Übungsalternativen gezeigt. Bewegung bei der Arbeit ist wichtig. Mitarbeiter der Schreinerei und Flying- Die Bewegungs-Scouts geben sich Space-Fertigung praktizieren den Auf die Plätze, fertig, los … gegenseitig Tipps und erweiterten ihr „SchwörerMove“ vor den Werkshallen. Es begann mit einem Workshop zu Repertoire. Die kleinen Bewegungs- Foto: PR „Heben & Tragen“. Daraus entwickelte pausen sind gut für die Gesundheit sich der „SchwörerMove“, den Frei- und fördern das soziale Miteinander willige als Bewegungs-Scouts in den und die Kreativität. Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
20 Nachhaltigkeit ganz praktisch Foto: patpitchaya/iStockphoto.com Handlungsfeld Gemeinwesen Beim Handlungsfeld Gemeinwesen Fragen, die an dieser Stelle gestellt werden können sind: wird die Beziehung des Unterneh- mens zum direkten gesellschaftlichen • Welche Rolle nimmt das Unternehmen in der Kommune, Region und even- Umfeld betrachtet. Es wird in Augen- tuell darüber hinaus ein? schein genommen, inwiefern der Be- • Welchen gesellschaftlichen Beitrag leistet das Unternehmen? trieb ins lokale Umfeld eingebunden wird und welchen Beitrag es an den Betriebliche Maßnahmen, um einen Beitrag am Standort zu leisten: regionalen, aber auch internationalen Standorten leisten kann. Unterneh- • Bildungs-, Kinder- und Jugendförderung, Unterstützung von Vereinen, men können sich in vielerlei Hinsicht Kunst und Kultur, Investitionen in die regionale Versorgungs- und Infra- am Standort einbringen. Die Ge- struktur schäftstätigkeit selbst sollte dabei stets • Investitionen in wissenschaftliche Forschung im Vordergrund stehen. Es gilt dabei • Einsatz für Natur-, Umwelt- und Katastrophenschutz beispielsweise zu beachten, ob die • Förderung der sozialen Kompetenz und des ehrenamtlichen Engagements Produkte und Dienstleistungen helfen, der Mitarbeiter Probleme am Standort zu lösen ,oder ob das Unternehmen sein Umfeld mit Emissionen und Lärm belastet.
Nachhaltigkeit ganz praktisch 21 Best Practice: Verantwortung für den Standort Interstuhl Büromöbel GmbH & Co. KG Branche: Herstellung von Büro- dingungen in Tieringen zu verbessern möbeln und überregional ein Vorbild zu sein Unternehmensgröße: 850 Mitarbei- für Partner und andere Unternehmen. terinnen/Mitarbeiter Man engagiert sich dafür, die Bleibe- Standort: Meßstetten-Tieringen perspektiven im ländlichen Raum zu verbessern. Dies beinhaltet das Wie alles begann … Sozial- und Gemeinwesen genauso Die Firma, hervorgegangen aus einer wie Sportangebote, Bildung, Familien- Dorfschmiede, prägt den Ort Tie- orientierung oder die Infrastruktur. ringen. Aber vor allem hat Tieringen Interstuhl geprägt. So ist das Engage- Erfolgsrezepte … ment die logische Folge der eigenen Es ist gelungen, an einem eigentlich Verwurzelung und Entwicklung. strukturschwachen Standort soziale Verantwortung für den Standort. Dieses Verständnis ist Helmut und Joachim Link, und unternehmerische Bedürfnisse den geschäftsführenden Gesellschaftern Auf die Plätze, fertig, los … so miteinander zu verweben, dass von Interstuhl, wichtig. Foto: PR Der Interstuhl Generationen-Vertrag beide Seiten profitieren. Das Ergebnis: umfasst drei Engagement-Bereiche: Weniger Landflucht junger Men- Für die Menschen aller Generatio- schen und keine Nachwuchssorgen. nen, für ein Gemeinwesen mit allen Interstuhl ist vom Fachkräftemangel Generationen und für künftige Ge- weniger betroffen als andere Firmen nerationen. Ziel ist es, die Lebensbe- im ländlichen Raum. Best Practice: Lokale Wirtschaft stärken Fink GmbH Druck und Verlag Branche: Druck und Verlagswesen mal 100 km entwickelt und hergestellt Unternehmensgröße: Druckerei: – von der Seife über die natürlichen 50, Verlag: 310 Mitarbeiterinnen/ Schmierstoffe der Maschinen, die Ma- Mitarbeiter schinen selbst, das Papier, die Farben Standort: Pfullingen bis hin zu den Verpackungen und Paletten. Dabei war viel Aufklärungs- Wie alles begann … arbeit bei Kunden und Lieferanten zu Aus einem internen Jahresmotto für leisten – keiner kennt die Zulieferer 2017 entstand „100% lokal“. Wir wol- seiner Lieferanten. len die lokale Wirtschaft stärken und 100% lokal. Bei Fink in Pfullingen kommen ein Netzwerk zwischen Lieferanten Erfolgsrezepte … die Rohstoffe und Materialien aus einem und Kunden entstehen lassen sowie Das Erfolgskonzept liegt in der Umkreis von 100 Kilometern. Foto: PR endlich mal das Richtige tun. Einbindung von Lieferanten, Produ- zenten und Kunden. Der Kunde kann Auf die Plätze, fertig, los … sein Produkt als „100% lokal“ zerti- Sämtliche Rohstoffe und alle Materi- fizieren lassen – nach den Kriterien alien, die bei Fink für die Herstellung von Fink – und erhält ein Zertifikat der Druckprodukte benötigt werden, mit sämtlichen Produktangaben sowie werden in einem Umkreis von maxi- Produktionsnummern. Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
22 Nachhaltigkeit ganz praktisch Fotos: Artem Avetisyan, D-Krab/shutterstock.com Was Firmen erwarten Forderungen an die Politik Für viele Betriebe gehört die Übernahme sozialer und ökologi- scher Verantwortung zur unternehmerischen Selbstverständ- lichkeit. Dabei ist das Engagement oftmals von finanziellen und personellen Ressourcen abhängig. Die Politik kann hier noch stärker unterstützen. Das erwarten Betriebe in der Region nachhaltiges Engagement darstellen. freiwillig, insofern sollte ihnen auch Neckar-Alb von einer nachhaltigen Gesetzliche Standards und Berichts- die Entscheidung über die Standards Politik: pflichten sollten demnach so aufge- und Berichterstattung obliegen. baut sein, dass diese die Bandbreite • Eine Einführung weiterer, wenn 1. Gute und verlässliche Rahmenbe- an freiwilligem und innovativem auch freiwilliger Standards zur Er- dingungen sowie ausreichend Ge- Engagement und CSR-Maßnahmen füllung der Berichtspflicht, ist nicht staltungsräume für unternehmens- der Unternehmen stärken. erforderlich. Die Auswahlmöglich- spezifische Verantwortung. • Bei der Entscheidung für eine An- keiten sind bereits gegeben. wendung von regionalen, nationa- • Von der Politik geschaffene verläss- Was kann getan werden? len, europäischen oder internatio- liche Rahmenbedingungen können • Einheitliche Standards und gesetz- nalen Berichtsrahmen helfen freie Unternehmen dabei unterstützen, liche Vorgaben können durch einen Wahlmöglichkeiten den Unterneh- verantwortungsvoll und langfristig erhöhten Zeit- und Kostenaufwand men dabei, ihren spezifischen An- erfolgreich zu handeln. zu einer bürokratischen Belastung forderungen gerecht werden zu kön- werden und somit eine Hürde für nen. Viele Firmen engagieren sich
Nachhaltigkeit ganz praktisch 23 2. Zusammenarbeit schaffen: Vernet- al- und Umweltstandards zu fördern, 3. Unternehmen vernetzen: Etablie- zung der Politik mit Wirtschaft und sowohl national als auch internatio- rung von Nachhaltigkeitspartner- Gesellschaft sowie Förderung einer nal. Es ist nicht zielführend, die dies- schaften bei Unternehmen landesweiten kohärenten, intermi- bezügliche Verantwortung einseitig nisteriellen Zusammenarbeit auf Unternehmen zu übertragen. An- Was kann getan werden? sonsten könnte insbesondere KMUs • Auf kommunaler Ebene wurden Was kann getan werden? der internationale Marktzugang deut- bereits Nachhaltigkeitspartner- • Die Politik sollte das ökonomische, lich erschwert werden, da sie nicht schaften etabliert. Dies könnte auf soziale und ökologische Engage- über ausreichend Marktmacht, Kapi- Unternehmen übertragen werden. ment der Unternehmen der Region talkraft und Personalstärke verfügen, Nachhaltigkeitspartnerschaften zwi- Neckar-Alb sichtbar anerkennen um vorgeschriebene Standards in an- schen Unternehmen können den und im Sinne einer Verantwortungs- deren Ländern einzufordern. beteiligten Firmen die Möglichkeit partnerschaft ihren Teil zur nach- • Die interministerielle Zusammen- geben, einen Dialog zum nachhal- haltigen Entwicklung beitragen. arbeit sollte weiterhin gestärkt wer- tigen Wirtschaften einzuführen und • Damit Unternehmen ihrer Verant- den, damit beispielsweise Förder- eine strategische Zusammenarbeit wortung nachkommen können, ist programme, Informationsangebote zur Etablierung und Umsetzung von das Engagement interner Stakehol- und -plattformen besser aufeinan- Maßnahmen zu erarbeiten. der ebenso gefragt wie das externer. der abgestimmt werden können. • Im Mittelpunkt dieser Herange- Neben Inhaberinnen und Inhabern • Initiativen wie das Nationale CSR- hensweise können dabei die beste- sowie Mitarbeiterinnen und Mit- Forum, das sich aus Experten aus henden Nachhaltigkeitsstrategien arbeitern sollten auch Lieferanten, Wirtschaft, Gewerkschaften, NROs, der beteiligten Unternehmen ste- Kunden, Politik und Öffentlichkeit der Wissenschaft und Vertretern der hen. Im Rahmen der Partnerschaft ihrer gesellschaftlichen Verantwor- Bundesministerien zusammensetzt, kann ein Fachaustausch sowie eine tung nachkommen. können auch auf regionaler Ebene gegenseitige Beratung zu den vor- • Zu den Aufgaben des Staates gehört weiter ausgebaut werden, um die handenen Konzepten durchgeführt es, die Einhaltung von Menschen- regionale und interministeriale Ko- werden, um eine Weiterentwicklung rechten durchzusetzen sowie Sozi- operation zu fördern. und Verbesserung der strategischen Ausrichtung zu ermöglichen. • Aufbauend auf diesem Fachaus- tausch können die Unternehmen ein gemeinsames Handlungsprogramm entwickeln, sodass eine konkre- te Ziel- und Maßnahmenplanung entsteht. Das Handlungsprogramm kann dabei Maßnahmen in beiden Unternehmen enthalten, die im An- schluss im Rahmen der Partnerschaft gemeinsam umgesetzt werden. › Wirtschaft Neckar-Alb | Sonderausgabe Nachhaltigkeit | 2019
24 Nachhaltigkeit ganz praktisch Wie könnte die Politik nachhaltige 4. Unterstützung anbieten: Unter- • Kostenfreie Nachhaltigkeitschecks Unternehmenspartnerschaften un- nehmen befähigen, die Leitlinien der und Beratungsangebote können terstützen? Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft Unternehmen dabei unterstützen, • Inhaltliche Beratung und Begleitung und die Unternehmenskultur zu in- Potenziale im Bereich der ökonomi- des Prozesses tegrieren. schen, ökologischen, gesellschaftli- • Finanzierung und Organisation des chen, aber auch sozialen Nachhaltig- Erfahrungsaustauschs zwischen den Was kann getan werden? keit aufzudecken und Maßnahmen Partnerunternehmen • Die Unterstützung insbesondere in diesen Bereichen zu etablieren. • Vorbereitungs- und Qualifizie- kleiner und mittlerer Unterneh- • Der Ausbau von Informationsveran- rungsseminare vor dem Erfahrungs- men sollte ein zentrales Anliegen staltungen, Best-Practice-Beispiele austausch der Politik und ihrer CSR-Strate- und der Auf- und Ausbau von Netz- • Vernetzung der beteiligten Unter- gie sein. Mittels der angebotenen werken, wie zum Beispiel dem IHK- nehmen durch Workshops KMU-Praxistage in den einzelnen Netzwerk Nachhaltigkeit und dem • Unterstützung bei der Informations- Regionen können Themen rund um dazugehörigen Forum Nachhaltig- und Öffentlichkeitsarbeit unternehmerische Nachhaltigkeit keit mit Best-Practice-Vorträgen • Finanzierung einer öffentlichkeits- verständlich aufbereitet werden und von regionalen Unternehmen, sind wirksamen Veranstaltung der Best-Practice Transfer befördert Maßnahmen, die das nachhaltige • Finanzierung einer Pilotmaßnahme werden. Dieses Angebot könnte wei- Engagement von Unternehmen zu- im Bereich unternehmerische Nach- ter ausgebaut werden. sätzlich unterstützen können. haltigkeit in jedem Unternehmen • Unternehmen sollte der Zugang zu Informationen im Bereich un- 5. Anreize schaffen: Anreizsysteme ternehmerische Nachhaltigkeit er- schaffen, um Unternehmen für das leichtert werden. Ein Überblick über Thema Nachhaltigkeit zu sensibili- Infoportale, Initiativen, Siegel, Stan- sieren. dards, Preise und Wettbewerbe ist von Vorteil. Was kann getan werden? • Positive Anreize, wie Nachhaltig- keitswettbewerbe, können Unter- nehmen zusätzlich für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren und bei der Umsetzung unterstützen. Wettbewerbe können entscheidend dazu beitragen, dass nachhaltiges Fotos: Leigh Prather, Rawpixel.com/shutterstock.com Handeln von den Unternehmen umgesetzt und mit Leben gefüllt wird. • Nachhaltigkeitswettbewerbe und -preise wie der CSR-Preis der Bundesregierung, der deutsche Nachhaltigkeitspreis, der LEA- Mittelstandspreis für soziale Ver- antwortung in Baden-Württemberg oder die verschiedenen Wettbewer- be des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Ba- den-Württemberg können positive Anreize setzen.
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