Frühling 2021 GESCHICHTE LITERATUR- UND SPRACHWISSENSCHAFT MUSIK- UND THEATER WISSENSCHAFT BIOGRAFIEN PHILOSOPHIE - Chronos Verlag
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Frühling 2021 GESCHICHTE • LITERATUR- UND SPRACHWISSENSCHAFT • MUSIK- UND THEATERW ISSENSCHAFT • BIOGRAFIEN • PHILOSOPHIE Chronos Verlag Eisengasse 9 • CH-8008 Zürich Tel. + 41 / 44 / 265 43 43 Fax + 41 / 44 / 265 43 44 info@chronos-verlag.ch www.chronos-verlag.ch
Rückblick auf unseren Bücherherbst CLIVE H.Talât CHURCH Pascha (1874–1921) stand in Istanbul einem aus Krisen her HANSLUKAS KIESER HANSLUKAS KIESER RANDOLPH C. HEADneuartigen jungtürkischen Einparteiregime vor, vorgegangenen dessen radikale Politik das Zeitalter der Extreme, das Europa der Diktaturen, Weltkriege und Genozide eröffnete. Es nahm 1913–1918 Werner seitz unter dem Einfluss des Ideologen Ziya Gökalp ein faschistisches Staats, Gesellschafts und Geschichtsverständnis vorweg und schuf einen zentralistischen Einparteistaat, der Minderheiten beseitigte und sich alles, auch die Religionen, autoritär unterzuordnen trachte te. Seiner gewaltsamen Bevölkerungspolitik fielen die osmanischen Talât Pascha Paradox Schweiz Christen, allen voran die Armenier zum Opfer. Trotz der Weltkriegsniederlage bereitete Talât den Boden für die Kemalisten nach ihm, die fast alle seiner Partei angehört hatten. Gründer der modernen Türkei und Architekt Dank deutschen Behörden fand er 1918 Zuflucht in Berlin, von wo er in Absprache mit Kemal Atatürk und den Bolschewiki für den des Völkermords der kampf um die an den Armeniern fortgesetzten Krieg in Kleinasien agitierte, bevor er 1921 ermordet politische gleichstellung Talât Pascha wurde. Nach ihrem Sieg und dem Vertrag von Lausanne (1923) Eine politische Biografie Eine Aussensicht leiteten Talâts Nachfolger eine ultranationalistische Modernisierung ein, mit der sie bei vielen Applaus ernteten – auch beim vormaligen der frauen in der schweiz seit 1900 auf ihre Geschichte deutschen Bündnispartner, dessen Diplomatie noch bis ins frühe 21. Jahrhundert den Völkermord an den Armeniern leugnete. auf die Wartebank geschoben HansLukas Kieser ist Geschichtsprofessor in Newcastle/Australien und an der Universität Zürich. Er hat sich als Experte des nahöstlichen Umbruchs am Ende der osmanischen Ära international einen Namen gemacht. Seine Publikationen sind in mehreren Auflagen und Sprachen, darunter Türkisch und Kurdisch, erschienen. ISBN 978-3-0340-1597-4 9 783034 015974 Seit den 1950er-Jahren ist keine Talât Pascha (1874–1921) stand in 1971 war die Schweiz eines der englischsprachige Schweizer Istanbul einem aus Krisen her letzten Länder der Welt, die das Geschichte mehr erschienen. 2013 vorgegangenen jungtürkischen Frauenstimmrecht einführten. Die legte die Cambridge University Einparteiregime vor, dessen Publikation gibt einen Überblick radikale Politik das Zeitalter der Press eine «Concise History of über die jahrzehntelangen Ausein Extreme eröffnete. Es nahm ein fa Switzerland» vor. Verfasser sind andersetzungen um das Frauen schistisches Staats-, Gesellschafts- die Historiker Clive H. Church stimmrecht und beleuchtet die und Geschichtsverständnis vorweg und Randolph C. Head. Ihr Werk Hintergründe, welche die Schweiz und schuf einen zentralistischen erscheint nun aktualisiert für eine Einparteistaat, der Minderheiten im europäischen Vergleich zum deutschsprachige Leserschaft. beseitigte und sich alles, auch «gleichstellungspolitischen Son Die Autoren beschäftigen sich die Religionen, unterzuordnen derfall» machten. sowohl mit dem historischen trachtete. Seiner gewaltsamen Abschliessend wird der Einstieg der Geschehen als auch mit den wech- Bevölkerungspolitik fielen die Frauen in die Schweizer Politik und selnden Geschichtsbildern im Lauf osmanischen Christen, allen voran die Entwicklung ihrer Vertretung der Epochen. Ausgangspunkt sind die Armenier, zum Opfer. auf Bundes- und Kantonsebene die Veränderungen in Europa, die es Trotz der Weltkriegsniederlage während der letzten fünfzig Jahre den Kommunen nach 1200 ermög- bereitete Talât den Boden für die analysiert. lichten, zu gedeihen und sich zu ver- Kemalisten nach ihm, die fast alle Die bürgerliche Aufklärung postu- bünden. Zahlreiche dieser Bündnisse seiner Partei angehört hatten. Dank lierte die Gleichheit aller Menschen, verschwanden wieder, im Alpen- deutscher Behörden fand er 1918 doch die Französische Revolution raum aber hatten einige Bestand Zuflucht in Berlin, von wo er in Ab- schloss die Frauen von politischer und entwickelten sich zur Eidgenos- sprache mit Kemal Atatürk und den Partizipation aus. Während das senschaft. Die Autoren führen die Bolschewiki für den fortgesetzten Männerstimmrecht in der Schweiz Darstellung ihrer Geschichte bis an Krieg in Kleinasien agitierte, bevor vergleichsweise früh eingeführt die Gegenwart heran. Sie zeichnen er 1921 ermordet wurde. Nach ihrem wurde, kam man in Sachen Frauen- ein differenziertes Bild der Stärken Sieg und dem Vertrag von Lausanne stimmrecht bis in die 1960er-Jahre und Schwächen der Schweiz und (1923) leiteten Talâts Nachfolger eine nicht vom Fleck. Dies hatte mit der schliessen in der Überzeugung, dass ultranationalistische Modernisierung konservativen politischen Kultur das Land im sich wandelnden Eu- ein, mit der sie bei vielen Applaus zu tun. Nach der Einführung des ropa weiterhin eine besondere Rolle ernteten – auch beim vormaligen Frauenstimmrechts 1971 ging es spielen wird. deutschen Bündnispartner, des- im Nationalrat und in den meisten sen Diplomatie noch bis ins frühe Stadt- und Kantonsparlamenten mit 21. Jahrhundert den Völkermord an der Frauenvertretung relativ zügig den Armeniern leugnete. voran. Doch es brauchte mehrfach Druck von aussen. Clive H. Church, Randolph C. Head Hans-Lukas Kieser Werner Seitz Paradox Schweiz Talât Pascha Auf die Wartebank geschoben Eine Aussensicht auf ihre Geschichte Gründer der modernen Türkei und Der Kampf um die politische Architekt des Völkermords an den Gleichstellung der Frauen in der Aus dem Englischen übersetzt von Armeniern. Eine politische Biografie Schweiz seit 1900 Peter Jäger Aus dem Englischen übersetzt von Beat Rüegger Februar 2021. Gebunden. 308 S., 36 Abb. sw. 2020. Gebunden. 440 S., 30 Abb. sw. 2020. Gebunden. 296 S., 47 Tabellen und Grafiken CHF 48 / EUR 48. ISBN 978-3-0340-1594-3 CHF 48 / EUR 48. ISBN 978-3-0340-1597-4 CHF 38 / EUR 38. ISBN 978-3-0340-1605-6 ISBN 978-3-0340-1594-3 ISBN 978-3-0340-1597-4 ISBN 978-3-0340-1605-6 9 783034 2 015943 9 783034 015974 9 783034 016056
Buchvorlagen zum Fernsehfilm «Frieden» in Neuauflage ten Zehntausende «Charlotte Weber und ihre Helferinnen GEGEN DEN STROM DER FINSTERNIS waren die Ausnahmen. Sie taten das, Madeleine Lerf Madeleine Lerf er Schweiz, doch nur was in einer Demokratie, die auf ihre . Die Autorin erin- humanitäre Tradition pocht, eigentlich Sommer 1945, der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Die Dimen- Berichten, Schulrap- das Selbstverständlichste sein sollte: sionen der europäischen Katastrophe werden fassbar. Gleich- grafien an die Zeit, Sie versuchten durch – amtlich nicht zeitig zeichnen sich die Konturen einer neuen weltpolitischen «Buchenwaldkinder» – eizer Heimen für Ver- geduldete – Selbstverwaltung den ihnen Ordnung ab. Die Schweiz beteiligt sich am Wiederaufbau, will e: Sie leitete das In- anvertrauten Menschen Selbstvertrau- aber ihre Unabhängigkeit bewahren und sich nicht dem Hilfs- eine Schweizer Hilfsaktion en, Selbstverantwortlichkeit und damit d Kinder auf Bienen- Selbstachtung wieder zu geben.» werk der Siegermächte (UNRRA) anschliessen. In dieser Situa- e und verwirklichte Brückenbauer, 13. Juli 1994 tion bietet das vom Bundesrat initiierte Hilfswerk Schweizer Humanitäres Engagement, politisches tlingsmädchen auf Spende den Alliierten an, für ein halbes Jahr 2000 Kinder aus Kalkül und individuelle Erfahrung sie betreute auf dem «Charlotte Webers dokumentarisches Konzentrationslagern zur Erholung aufzunehmen. CHARLOTTE WEBER ndliche, die mehrere Buch ist zum einen die Autobiographie Die Autorin untersucht die Entstehung, Planung und Umset- «Buchenwaldkinder» verbracht hatten. einer Frau, die sich mit offenem Herzen zung der Hilfsaktion, die in der Tradition der humanitären icher Umgang mit GEGEN DEN STROM und viel Verstand für Verfolgte ein- setzte. Zum anderen lässt die Autorin Kinderhilfe stand. Dabei kam vieles anders als geplant. Es wurden nicht 2000 Kinder, sondern 370 junge Erwachsene u neuem Vertrauen in kontrastierte mit den DER FINSTERNIS in ihrem exakt beschreibendem Text, der auch viele Auszüge aus Briefen aus dem Konzentrationslager Buchenwald aufgenommen. Die und Tagebüchern sowie Zeichnungen beteiligten Institutionen verfolgten unterschiedliche Ziele, was sch geprägten Vor- ALS BETREUERIN zu Konflikten, aber auch zu überraschenden Koalitionen führte. der Flüchtlinge enthält, den Alltag der n. IN SCHWEIZER FLÜCHTLINGS Kriegsjahre vor den Lesenden auf ein- Nach einem Jahr stellte die Schweizer Spende ihr Engagement HEIMEN 1942–1945 drückliche Weise aufscheinen.» ein, obwohl sich die grosse Mehrheit der aufgenommenen Der kleine Bund, 27. August 1994 Holocaustüberlebenden immer noch im Land befand. Das Buch iches Buch, das zeigt, wie sich das Verhältnis zwischen Betreuenden und Be- «‹Gegen den Strom der Finsternis› treuten gestaltete, wie es den Geretteten gelang, ein neues Le- CHARLOTTE WEBER cherung mit lässt ein Kapitel Schweizer Geschichte ichnungen, Bildern, ben aufzubauen, und woran sich die damals Beteiligten sechzig aufleben, das viele von uns gar nie Jahre später erinnern. So entsteht ein vielschichtiges Bild der des Schweigens wahrgenommen haben: den Alltag jüdischer Flüchtlinge in schweizeri- Hilfsaktion. Darüber hinaus ergeben sich aufschlussreiche Ein- chweizerischen schen Lagern.» blicke in die von der Forschung bisher wenig beachtete huma- Brigitte-Magazin Schweiz 10/94 nitäre Politik der Schweiz in der unmittelbaren Nachkriegszeit. , 8/1995 ISBN 978-3-905311-31-0 ZeitZeugnisse Veröffentlichungen des Archivs für Zeitgeschichte ETH Zürich 9 783905 311310 16.11.20 16:39 987 Lerf UG Drucl.indd 1 14.01.10 17:40 In den Jahren 1942–1945 suchten Sommer 1945, der Zweite Weltkrieg Zehntausende bedrohter Juden ist zu Ende. Die Dimensionen der Zuflucht in der Schweiz, doch nur europäischen Katastrophe werden wenige fanden hier Aufnahme. Die «Ein spannendes, sehr persönliches fassbar. Gleichzeitig zeichnen sich Buch, das durch seine interessante Autorin erinnert sich anhand von die Konturen einer neuen weltpo Anreicherung mit Dokumenten – Briefen, Berichten, Schulrapporten, litischen Ordnung ab. Die Schweiz Tagebuchaufzeichnungen, Bildern, Tagebüchern und Fotografien an beteiligt sich am Wiederaufbau, Briefen, Liedern – den Mantel des die Zeit, als sie als junge Frau in will aber ihre Unabhängigkeit be Schweigens über ein dunkles Kapitel Schweizer Heimen für vom Nazi der Schweizerischen Geschichte ein wahren und sich nicht dem Hilfs terror Verfolgte arbeitete. wenig lüftet.» Zeitschrift für werk der Siegermächte (UNRRA) Sie leitete das Interniertenheim Geschichtswissenschaft anschliessen. für Frauen und Kinder auf Bienen- In dieser Situation bietet das vom berg (Basel-Land), sie initiierte und «Ist ‹Gegen den Strom› bis hierher Bundesrat initiierte Hilfswerk verwirklichte ein Berufsschullager ein kurzweiliger, in tagebuchar- Schweizer Spende den Alliierten an, für Flüchtlingsmädchen auf Schloss tigen Episoden festgehaltener für ein halbes Jahr 2000 Kinder aus Hilfikon (Aargau) und sie betreute Bericht, so wird das Buch in den Konzentrationslagern zur Erholung auf dem Zugerberg über hundert Schilderungen der Jungen-Schick- aufzunehmen. Jugendliche, die mehrere Jahre in sale zu einem erschütternden Zeit- Die Autorin untersucht die Entste- Konzentrationslagern verbracht hat- dokument. Denn da lässt die Autorin hung, Planung und Umsetzung der ten. Ihr respektvoller und mensch die polnisch-jüdischen Knaben Hilfsaktion. Dabei kam vieles anders licher Umgang mit den Flüchtlingen, ihren qualvollen Überlebenskampf als geplant. Es wurden nicht 2000 denen sie zu neuem Vertrauen in die selbst erzählen. In Gedichten, Tage Kinder, sondern 370 junge Erwach- Zukunft verhelfen wollte, kontras- büchern und Zeichnungen berich- sene aus dem Konzentrationslager tierte mit den militärisch-verwal- ten sie von Hunger, Durst, Kälte und Buchenwald aufgenommen. tungstechnisch geprägten Vorstel- unendlicher Einsamkeit.» Das Buch zeigt, wie sich das Ver- lungen offizieller Instanzen. Sonntagsblick hältnis zwischen Betreuenden und Betreuten gestaltete, wie es den «Bei Charlotte Weber tritt die Kritik Geretteten gelang, ein neues Leben an der unmenschlichen, bürokrati- aufzubauen, und woran sich die da- schen Einstellung ihrer Vorgesetz- mals Beteiligten sechzig Jahre später ten in den Vordergrund. Als Betreue erinnern. So entsteht ein vielschich- rin hätte sie eine Politik vollziehen tiges Bild der Hilfsaktion. sollen, die sie mit ihrer eigenen Haltung nicht vereinbaren konnte. Eine Politik, die etwa veranlasste, dass die 350 Jugendlichen aus dem Konzentrationslager Buchenwald, Charlotte Weber die nach dem Krieg zur Erholung in Madeleine Lerf Gegen den Strom der Finsternis «Buchenwaldkinder» – die Schweiz eingeladen wurden, bei Als Betreuerin in Schweizer eine Schweizer Hilfsaktion Flüchtlingsheimen 1942–1945 ihrer Ankunft in Rheinfelden in ein Humanitäres Engagement, politisches mit Stacheldraht umgebenes Militär- Kalkül und individuelle Erfahrung lager eingewiesen wurden.» Basler Magazin Veröffentlichungen des Archivs für Zeitgeschichte 2020. Klappenbroschur. 3. Aufl. des Instituts für Geschichte der ETH Zürich, Band 5 288 S., 42 Abb. sw. 2020. Gebunden. 2. Aufl. 448 S., 13 Abb. sw. CHF 38 / EUR 38. ISBN 978-3-905311-31-0 CHF 68 / EUR 68. ISBN 978-3-0340-0987-4 ISBN 978-3-905311-31-0 ISBN 978-3-0340-0987-4 9 783905 3 311310 9 783034 009874
Staatsfinanzierung und Sozialkonflikte Sébastien Guex, Gisela Hürlimann, Matthieu Leimgruber (Hg./dir.) Seit Thomas Pikettys «Das Kapital im SJWSG/ASHES • Vol. 36 21. Jahrhundert» ist das Interesse an Steuern Steuern und Ungleichheit Fiscalité et inégalités und Wohlstandsverteilung virulent. Die Bei- träge analysieren das Verhältnis zwischen Steuern und Ungleichheit vom Hochmittel alter bis zur Gegenwart. Steuern und Ungleichheit verbindet ein inniges Verhältnis, das sich in unterschiedlichen Konstellationen zeigt. Das betrifft etwa historisch die staatlichen Herrschaftsträger, die Steuern und Abgaben durchsetzen und legitimieren können. Damit verknüpft ist die Frage, wer welche und wie viel Steuern bezahlt und wohin die Steuereinnahmen fliessen. Denn Steuern und andere staatliche Abgaben kön- nen bestehende wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten Schweizerisches Jahrbuch für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Annuaire suisse d’histoire économique et sociale zementieren, verschärfen oder reduzieren. Die HerausgeberInnen Inhaltsübersicht Joanna Haupt: Histoire d’un Oliver Hümbelin, Rudolf Farys Sébastien Guex, Gisela Hürlimann chiffre sensible: luttes politiques und Tina Richard: Steuerdaten- und Matthieu Leimgruber sind in Sébastien Guex, Gisela Hürli- autour des statistiques de salaire basierte Einblicke in die redis- unterschiedliche Projekte rund um mann, Matthieu Leimgruber: en Suisse, 1918–1994 tributiven Effekte des Schweizer die Steuer-, Finanz- und Sozialstaats- Einleitung / Introduction Ronny Grundig: Reiche im So- Steuersystems geschichte involviert, die stets auch Monique Bourin: Poids écono- zialismus? Erbschaftsteuerakten Oliver Landolt: Privilegien für Fragen politischer und sozialer mique et représentations sociales als Schlüssel zur Erforschung Reiche? Individuelle Bürgerrechts- (Un-)Gleichheit adressieren. de la fiscalité dans les pays de von Vermögensverhältnissen in und Steuerverträge in spätmittel- taille réelle au royaume de France der Deutschen Demokratischen alterlichen Kommunen (1250–1400) Republik Sylvain Praz: Sujétion fiscale et Daniel Schläppi: Ungleich vor Vivian Ballenegger: Imposer pratique d’imposition à l’égard dem Fiskus. Wie und auf wessen les successions pour réduire les des petits contribuables (1870– Kosten sich die Gemeinwesen der inégalités? Le cas du canton de 1952). alten Eidgenossenschaft alimen- Berne, 1852–1919 Tamara Boussac: Des New- tierten Paolo Bozzi: The Political Econ Yorkais contre l’aide sociale: lutte Jean-Yves Champeley: Jean- omy of Progressive Taxation in contre la pauvreté et rupture du Baptiste Dochier et la question Republican Italy 1944–1974 consentement à l’impôt (années de l’impôt à Romans à la fin de Aniko Fehr: La Reichtumssteuer- 1960) l’Ancien Régime Initiative du Parti socialiste: Isaac W. Martin: History, inequal Sébastien Savoy: Le cadastre origines, résistances et échec ity, and the US home mortgage sarde et la recherche de l’équité (1966–1977) interest deduction fiscale. Réussites et limites d’une Christian Frey, Melanie Häner, réforme administrative (Savoie, Christoph A. Schaltegger: Um- années 1730) verteilung durch die AHV Schweizerisches Jahrbuch für Wirtschafts- Sébastien Guex, Gisela Hürlimann, Matthieu Leimgruber (Hg./dir.) und Sozialgeschichte, Band 36 Mai 2021 Steuern und Ungleichheit Broschur. ca. 384 S. Fiscalité et inégalités ca. CHF 48 / ca. EUR 48 ISBN 978-3-0340-1629-2 ISBN 978-3-0340-1629-2 9 783034 016292 4
Postkartengrüsse aus der Belle Époque Heutzutage eine Whatsapp-Nachricht, früher ein Telefonanruf, vor hundert Jahren eine Postkarte: Das Medium hat sich geändert – das Bedürfnis, rasch und kostengünstig knapp gefasste Mitteilungen zu verschicken, ist geblieben. Ansichtskarten, die eine Land- ine Postkarte: Das Roland Böhmer schaft, eine Ortschaft oder einzelne Gebäude wiedergeben, sind für die Geschichtsfor- te Mitteilungen zu einzelne Gebäude «ICH WOLLT’S AUF TAUSEND ige Bildquelle. Die edlungsbild in den «ICH WOLLT’S schung eine wichtige und oft auch einzig KARTEN SCHREIBEN» AUF TAUSEND KARTEN ch und Winterthur che seltene Motive. nhang gestellt. Die m Kanton während SCHREIBEN» achsenden Gross- en Winterthur gab d Einwohnern und ntiert waren. Zwei Ansichtskarten aus dem Kanton Zürich artige Bildquelle. Die Publikation richtet den 1890–1930 Fokus auf den Kanton Zürich, dessen Land- e Entwicklung des hte der Postkarten schafts- und Siedlungsbild in den letzten AGZ hundert Jahren tiefgreifende Veränderungen erfahren hat. BAND 88 Roland Böhmer stellt aus jeder Zürcher Gemeinde und 17.11.20 10:26 Roland Böhmer jedem Quartier der Städte Zürich und Winterthur eine historische Ansichts- ist promovierter Kunsthistoriker karte vor. Unter den ausgewählten Sujets finden sich zahlreiche seltene und wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Denkmalpflege Motive. Bild- und Textseite der Karten werden erläutert und in einen grös des Kantons Zürich. seren Zusammenhang gestellt. Die knapp zweihundert Texte zeichnen ein anschauliches Bild der Lebensverhältnisse im Kanton während der Belle Jochen Hesse Époque, des Ersten Weltkriegs und der Zwanzigerjahre. Neben der rasant ist promovierter Kunsthistoriker wachsenden Grossstadt Zürich und dem wesentlich kleineren, von der Ma- und Leiter der Graphischen Sammlung und des Fotoarchivs der schinenindustrie dominierten Winterthur gab es damals rund ein Dutzend Zentralbibliothek Zürich. industriell geprägte Ortschaften mit einigen Tausend Einwohnern und vor allem auch weite, ländlich gebliebene Gebiete, die mit Abwanderung kon- frontiert waren. Zwei einleitende Kapitel runden die Thematik des Buches ab: Roland Böhmer fasst die Entwicklung des Kantons im genannten Zeitraum zusammen, Jochen Hesse beleuchtet die Geschichte der Postkarten und der Ansichtskartenverlage, die im Raum Zürich aktiv waren. Mitteilungen der Antiquarischen Roland Böhmer Gesellschaft in Zürich, Band 88 Januar 2021 «Ich wollt’s auf tausend Karten schreiben» Broschur. 272 S., 244 Farbabb. Ansichtskarten aus dem Kanton Zürich 1890–1930 CHF 48 / EUR 48 ISBN 978-3-0340-1612-4 ISBN 978-3-0340-1612-4 Mit einem Beitrag von Jochen Hesse 9 783034 016124 5
Alles unter einem Dach Das Warenhaus scheint uns heute als Institu- Angela Bhend tion selbstverständlich. Erst in der zweiten Triumph der Hälfte des 19. Jahrhunderts jedoch verän- derte es die Konsumgewohnheiten grundle- Moderne gend. Moderne Basare hatten schon ein paar Jahrzehnte zuvor begonnen, die vom kleinen Einzelhändler dominierte Marktordnung zurückzudrängen. Doch mit der Erfindung Jüdische Gründer von Warenhäusern in der Schweiz, des Warenhauses wurden die herkömmlichen 1890–1945 Warenvertriebsformen umgewälzt, und Prachtbauten schufen eine neue Plattform für den hereinbrechenden Massenkonsum. In der Schweiz konnten sich die ersten Warenhäuser SCHRIFTENREIHE DES SCHWEIZERISCHEN an der Schwelle zum 20. Jahrhundert etablieren. Die ISRAELIT ISCHEN GEMEINDEBUNDS Mehrheit der helvetischen Warenhauspioniere stammte aus dem benachbarten Ausland, viele von ihnen waren Angela Bhend jüdische Einwanderer. Namen wie Brann, Mandowsky, Pilz oder Knopf sind war wissenschaftliche Mitarbeiterin heute in Vergessenheit geraten, aber auch bestehende Häuser wie Loeb und am Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der Manor oder die 2005 aufgelöste EPA sind weitgehend unerforscht geblieben. Universität Basel. Sie ist Mither- Obschon beim Publikum beliebt, war das Warenhaus von Beginn an umstrit- ausgeberin des Buches «Jüdischer Kulturraum Aargau» (2020). ten. Spätestens in den 1930er-Jahren wurde das für den Mittelstand angeb- lich existenzvernichtende Warenhaus Zielscheibe einer rechtsbürgerlichen Kampagne, die den Liberalismus der Gründerzeit suspendierte. 1933 verbot ein dringlicher Bundesbeschluss die Eröffnung und Erweiterung von Waren- häusern, Kaufhäusern, Einheitspreisgeschäften und Filialgeschäften. Das Buch thematisiert einen kaum erforschten Zweig der Kultur- und Wirt- schaftsgeschichte der Schweiz, der von einer jüdischen Minderheit mit geprägt wurde. Die Darstellung vereint Aspekte der Wirtschafts- und Sozial- geschichte, der Migrations- und der Architekturgeschichte. Beiträge zur Geschichte und Kultur der Angela Bhend Juden in der Schweiz, Band 19 April 2021 Triumph der Moderne Gebunden. ca. 320 S., ca. 120 Abb. Jüdische Gründer von Warenhäusern ca. CHF 58 / ca. EUR 58 ISBN 978-3-0340-1585-1 in der Schweiz, 1890–1945 ISBN 978-3-0340-1585-1 9 783034 015851 6
Der Schweizer Finanzplatz im Wandel LUKAS TOBLER Die 1980er-Jahre brachten einen funda- mentalen Wandel im Verhältnis zwischen Banken dem Schweizer Finanzplatz, dem Schweizer im Sturm Staat und der öffentlichen Wahrnehmung der Banken. Die späten Siebziger- und die Acht- zigerjahre waren geprägt von strukturellen Veränderungen der globalen Finanznetz- werke, wovon die Banken aufgrund ihrer in- Die Politisierung des ternationalen Ausrichtung stark profitierten. Schweizer Finanzplatzes in den 1970er- Innenpolitisch sorgte diese Entwicklung für und 1980er-Jahren eine zunehmende Radikalisierung der Ban- kenkritik auf politischer und gesellschaftli- cher Ebene und führte zu einer öffentlichen Debatte über Rolle und Funktion der Banken in der Schweiz. Lukas Tobler Die Veränderungen auf dem Schweizer Finanzplatz wurden von vielschich- studierte Geschichte und Politikwis- tigen internationalen und nationalen Vorgängen beeinflusst und gesteuert. senschaften an der Universität Lu- zern, wo er mit seiner Arbeit über die Aussenpolitisch waren die 1980er-Jahre geprägt von der neoliberalen Wende Politisierung der Schweizer Banken und daraus resultierenden Liberalisierungen im Bankengeschäft. Hinzu 2020 promovierte. Er arbeitet am Institut für Geschichtsdidaktik und kamen die Bekämpfung der Schuldenkrise in den Entwicklungsländern und Erinnerungskulturen an der Pädago- die zunehmende Kritik am schweizerischen Bankgeheimnis. Zum Gegen- gischen Hochschule Luzern. stand innenpolitischer Auseinandersetzungen wurden neben dem Bank- geheimnis der Angriff neuer Finanzinvestoren auf das Bankenkartell, das Verhältnis der Schweiz zum südafrikanischen Apartheidregime, Skandale um Vermögenswerte von ausländischen Diktatoren auf Schweizer Bankkonten und allgemein die Geschäftstätigkeit der Banken im globalen Süden. Anhand dieser Debatten und durch die Analyse von bisher unveröffentlichten Quel- len zeichnet das Buch ein detailliertes Bild der Politisierung der Schweizer Banken. April 2021 Lukas Tobler Gebunden. ca. 304 S., ca. 7 Abb. sw. Banken im Sturm ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Die Politisierung des Schweizer Finanzplatzes ISBN 978-3-0340-1631-5 in den 1970er- und 1980er-Jahren ISBN 978-3-0340-1631-5 9 783034 7 016315
Im Dienst der gehörlosen Mitmenschen Seit 75 Jahren gibt es den Schweizerischen Gehörlosenbund (SGB-FSS). Warum wurde er 1946 gegründet? Wer hat ihn geprägt? Was hat sich in dieser Zeit verändert – in der Gesellschaft und somit für die gehör losen Menschen in der Schweiz? Dieses Buch zeichnet die Geschichte des S GB-FSS nach, stellt die Meilensteine und Errungenschaften des Verbands vor und porträtiert Menschen und Vereine, die diese Geschichte prägten. Der SGB-FSS setzt sich als Dachverband ein für den Ab- bau von Barrieren, für die gleichen Rechte und Chancen von gehörlosen und hörbehinderten Menschen und die Anerkennung der Gebärdensprache. Gehörlose mussten und müssen sich mit Vorurteilen und Fremdbestimmung auseinandersetzen. Gehörlose wollen zugleich selbst Barbara Häne bestimmt leben und für ihre Rechte und Anliegen einstehen. Der SGB-FSS M. A., wissenschaftliche Mitarbeite- und die lokalen Gehörlosenvereine sind das Sprachrohr für diese Anliegen. rin, Zentrum für Jüdische Studien, Universität Basel. Der Kampf um die Anerkennung der Gebärdensprache spielt in der Geschichte des Gehörlosenbundes eine zentrale Rolle. Geprägt von den Katrin Müller Emanzipationsbewegungen der 1980er-Jahre setzte sich eine junge Genera- M. A. Geschichte, wissenschaftliche tion von Gehörlosen nachdrücklich für eine stärkere Verbreitung der Gebär- Mitarbeiterin, Departement Ge- schichte, Universität Basel. densprache ein. Heute ist die Gebärdensprache als eine vollwertige Sprach- form anerkannt und steht im Zentrum der Kultur der Gehörlosen. Anina Zahn Mit je einem QR-Code pro Sprache verweisen die Bücher auf eine Webseite, Dr., wissenschaftliche Mitarbeiterin, die den ganzen Inhalt in Gebärdensprachvideos wiedergibt. Departement Geschichte, Universität Basel. ISBN 978-3-0340-1622-3 Mai 2021 Barbara Häne, Katrin Müller, Anina Zahn Broschur. ca. 160 S., Zeichen setzen ca. 100 Abb. farbig und sw. ca. CHF 28 / ca. EUR 28 75 Jahre Schweizerischer Gehörlosenbund dt. ISBN 978-3-0340-1622-3 ISBN 978-3-0340-1623-0 9 783034 016223 Des signes tangibles La Fédération Suisse des Sourds fête ses 75 ans frz. ISBN 978-3-0340-1623-0 ISBN 978-3-0340-1624-7 9 783034 016230 Segni tangibili La Federazione Svizzera dei Sordi festeggia 75 anni ital. ISBN 978-3-0340-1624-7 9 783034 016247 8
Leben hinter Anstaltsmauern Birgit Christensen | Sabine Jenzer | Thomas Meier | Christian Winkler 1884 nahm die Zwangsarbeits- und Straf anstalt Gmünden in Appenzell Ausserrhoden Versorgt in Administrative Zwangsmassnahmen im Kanton ihren Betrieb auf. Eingesperrt wurden hier Gmünden Appenzell Ausserrhoden 1884–1981 gerichtlich Verurteilte und Personen, die ihre Bussen nicht bezahlen konnten. In ers- ter Linie war Gmünden jedoch für die admi- nistrative Versorgung von «liederlichen» und «arbeitsscheuen» Menschen bestimmt, die der kommunalen Armenfürsorge «zur Last» fielen oder in den Armenhäusern «die Ord- nung störten». Wie kam es zur Gründung der Anstalt? Wie viele Män- ner und Frauen wurden auf Antrag der Gemeinden vom Regierungsrat für bis zu drei Jahre in Gmünden admi- nistrativ versorgt? Wer waren diese Menschen, und was wurde ihnen vorgeworfen? Woher kamen sie? Welche Birgit Christensen rechtlichen Grundlagen ermöglichten die Internierung von Personen, die geb. 1960, Dr. phil., lic. iur., frei- den Behörden aufgrund ihres nichtkonformen Lebenswandels ein Dorn im schaffende Philosophin und Juristin. Auge waren? Wie gestaltete sich der Alltag in Gmünden für die Internierten Sabine Jenzer und das wenige Personal? Wie veränderte sich die Infrastruktur der Anstalt geb. 1976, Dr. phil., Historikerin, im Lauf der Zeit? Welche Arbeiten der «Detenirten» sollten garantieren, dass wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Beratungsstelle für Landes- Gmünden kostendeckend war? Wie wirkte sich eine administrative Versor- geschichte, Projektleiterin an der gung auf das familiäre Umfeld und den Lebenslauf der Betroffenen aus? Pädagogischen Hochschule Luzern. Die gute Quellenlage, ergänzt um mündliche Aussagen von Zeitzeuginnen Thomas Meier und -zeugen, erlaubt es, die Entwicklung von Gmünden über ein Jahrhun- geb. 1953, Dr. phil., Historiker, dert nachzuzeichnen und Einblicke in verschiedene Bereiche der kleinen Geschäftsführer der Beratungsstelle für Landesgeschichte. Appenzeller Anstalt zu gewinnen. Christian Winkler geb. 1981, lic. phil., freischaffender Historiker und Archivar, erarbeitet historische Themen in Buchprojekten oder präsentiert sie in Ausstellungen. Juni 2021 Birgit Christensen, Sabine Jenzer, Thomas Meier, Christian Winkler Gebunden. ca. 224 S., ca. 25 Abb. sw. Versorgt in Gmünden ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Administrative Zwangsmassnahmen ISBN 978-3-0340-1618-6 im Kanton Appenzell Ausserrhoden, 1884–1981 ISBN 978-3-0340-1618-6 9 783034 016186 9
Neue Horizonte der Populärkulturforschung «Bring me that horizon!» Das geflügelte Wort Brigitte Frizzoni, Christine Lötscher (Hg.) von Jack Sparrow aus «Pirates of the Carib- Christine Lötscher (Hg.) Brigitte Frizzoni, bean» kann als Motto über den Beiträgen dieses Bandes stehen: Sie alle beschäftigen «Bring me that horizon!» sich mit neuen Horizonten der Populärkul- turforschung und mit den Impulsen, die «Bring me that horizon!» Neue Perspektiven auf Ästhetik und Praxis populärer Literaturen und Medien seit 1997 von Ingrid Tomkowiak und ihrem Wirken am ISEK – Populäre Kulturen an der Universität Zürich ausgegangen sind. Ihre Forschungsschwerpunkte werden in klassisch wis- senschaftlicher, in essayistischer, aber auch in künst- lerischer Weise aufgegriffen und weitergesponnen. Ästhetische Erfahrung und ästhetische Praxis werden theoretisch und analytisch reflektiert, aber auch selbst erprobt. Populäre Genres wie Western, Folk Horror und Road Movie werden auf ihre Imaginationen und Träume 21.04.20 14:33 Brigitte Frizzoni von Freiheit hin befragt und die Auseinandersetzung mit Materialität für alle ist Geschäftsführerin und Dozentin Sinne mündet in Rezepte und experimentelle Kunst. Durch das ganze Buch im Bereich Populäre Kulturen am Institut für Sozialanthropologie und geistern Konzepte wie Nostalgie und Metafiktionalität sowie populäre Figu- Empirische Kulturwissenschaft der ren – von Alice in Wonderland über Tove Janssons Mumins bis zu Globi und Universität Zürich. natürlich Jack Sparrow. Christine Lötscher ist Professorin für Populäre Litera- turen und Medien am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich und Literaturkritikerin. Lieferbar Brigitte Frizzoni, Christine Lötscher (Hg.) Broschur. 336 S., 59 Farbabb., 11 Abb. sw. «Bring me that horizon!» CHF 48 / EUR 48 Neue Perspektiven auf Ästhetik und Praxis populärer Literaturen und Medien ISBN 978-3-0340-1592-9 ISBN 978-3-0340-1592-9 9 783034 015929 10
Im Spannungsfeld von Industrie, Politik und Wissenschaft Supercomputing ist exklusives Rechnen an David Gugerli, Ricky Wichum den äussersten Grenzen der Berechenbar- An den Grenzen keit. Es ist also umstritten, politisch attrak- der Berechenbarkeit tiv und kostet viel Geld. David Gugerli und Supercomputing in Stuttgart Ricky Wichum zeigen, wie sich Höchstleis- tungsrechnen in Stuttgart seit 1970 ent- wickelt hat – mit vielen überraschenden Wendungen, Krisen im Betrieb und neuen technischen Grenzen. So landete der Ausbau des Rechenzentrums in den 1970er-Jahren bei der Installation eines veralteten Supercomputers, und die spektakuläre Anschaffung des schnellsten Rechners der Welt in den 1980er-Jahren erzeugte über viele Jahre hinweg eine aufregende Suche nach Nutzern und geeigneten Betriebsformen. Als Inter- netze in den 1990er-Jahren globale Verbindungen mög- David Gugerli lich machten, war Stuttgart ganz vorne dabei und musste nach transatlanti- geb. 1961, ist Professor für Tech- schen Experimenten feststellen, dass die Frage nach dem Supercomputing nikgeschichte an der ETH Zürich. Er beschäftigt sich gegenwärtig mit der im eigenen Land entschieden wird. Sorgfältig betreute «User» und ein ko- Frage, wie die Welt in den Computer operatives deutsches Angebot für Europa standen in den 2000er-Jahren im gekommen ist. Vordergrund. Inzwischen zeichnen sich bei der Hardware Wachstumsgren- Ricky Wichum zen ab, mit denen bisher niemand gerechnet hatte. Aus technikhistorischer geb. 1982, ist wissenschaftlicher Perspektive gilt weiterhin: Supercomputing geht nur dann, wenn Rechner, Mitarbeiter an der Professur für Technikgeschichte, ETH Zürich. Wissenschaft, Industrie und Politik immer wieder neu konfiguriert werden. Aktuell beschäftigt er sich mit dem Einsatz von Informationssystemen in der öffentlichen Verwaltung. Februar 2021 David Gugerli, Ricky Wichum Gebunden. ca. 160 S., ca. 18 Abb. farbig und sw. An den Grenzen der Berechenbarkeit ca. CHF 30 / ca. EUR 28 Supercomputing in Stuttgart ISBN 978-3-0340-1620-9 ISBN 978-3-0340-1620-9 Februar 2021 David Gugerli, Ricky Wichum Gebunden. ca. 160 S., 9 783034 016209 ca. 18 Abb. farbig und sw. Simulation for All ca. CHF 30 / ca. EUR 28 The Politics of Supercomputing in Stuttgart ISBN 978-3-0340-1621-6 ISBN 978-3-0340-1621-6 9 783034 11 016216
Sozialgeschichtlicher Blick auf die Arbeitslosigkeit 1975: Die Schweiz ist in der Krise. Um mit ANINA ZAHN den steigenden Arbeitslosenzahlen umzu WIDER DIE gehen, wird die obligatorische Arbeitslosen versicherung eingeführt. Zur selben Zeit VERUNSICHERUNG entstehen selbstorganisierte Gruppen von ARBEITSLOSENKOMITEES IN DER SCHWEIZ Arbeitslosen, die sich Arbeitslosenkomitees 1975–2002 nennen. Beharrlich protestieren sie gegen Verschlechterungen bei der Arbeitslosen- versicherung, auch in den darauf folgenden Krisen der 1980er- und 1990er-Jahre. Dieses Buch erzählt die Geschichte der Arbeitslosigkeit in einer entscheidenden Übergangsphase der Industrie gesellschaft aus der Sicht der Betroffenen. Was bedeutet soziale Sicherheit für Arbeitslose? Sozial- staatsgeschichte behandelte lange Zeit die Versicherun- gen und die institutionellen Entwicklungen. So auch bei Anina Zahn der Arbeitslosenversicherung. Eine Geschichte der Arbeitslosigkeit kann ist Historikerin. Sie promovierte jedoch nicht ohne die Arbeitslosen geschrieben werden. Deren Beziehung mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Basel. zum Sozialstaat wird deshalb am Beispiel von fünf Arbeitslosenkomitees in der Deutschschweiz und der Romandie bis zum Jahr 2002 untersucht. Wie interagierten sie mit den Behörden? Wogegen wandten sich ihre Proteste? Ihre Kritik: Der Sozialstaat sichert nicht nur, er kann auch verunsichern. Um dem entgegenzuwirken, schlossen sich Arbeitslose zusammen, ergriffen Referenden und bauten Beratungsstellen auf, die selbst Teil der Sozialpolitik wurden. März 2021 Anina Zahn Gebunden. ca. 384 S., ca. 20 Abb. sw. Wider die Verunsicherung ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Arbeitslosenkomitees in der Schweiz, 1975–2002 ISBN 978-3-0340-1632-2 ISBN 978-3-0340-1632-2 9 783034 016322 12
Fabrikarbeit und Wohnen im Wandel des Alltags Die Jahre der Hochkonjunktur werden häufig als eine ruhige Phase vor den stürmischen 1970er-Jahren dargestellt. Dabei kam es Andreas Fasel Fabrikgesellschaft gerade in dieser Zeit zu einem tiefgreifenden Rationalisierung, Sozialpolitik und Wohnungsbau in der Schweizer Maschinenindustrie, Wandel des Alltags, am Arbeitsplatz ebenso 1937–1967 wie zu Hause. Die Studie geht diesen Ver- änderungen nach. Sie fragt danach, wie sich die Arbeits- und Wohnverhältnisse in und um die Badener, Zürcher und Winterthurer Fabri- ken verändert haben. Im Siedlungsdreieck zwischen Baden, Zürich und Winter- thur spielten die grossen Fabriken der Maschinenindus trie bis vor kurzem ein wichtige Rolle. An ihren Stand orten übten die Betriebe eine durchdringende Hegemonie aus. Öffentliche Orte waren sie indes nicht. Von aussen glichen sie einer durch Zäune, Mauern und Tore abge- Andreas Fasel schlossenen Stadt in der Stadt. Die sozial- und mikrogeschichtliche Unter- studierte Geschichte und promo- suchung wagt einen Blick über die Fabrikmauer. Sie zeigt für den Zeitraum vierte 2020 mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Zürich. zwischen den 1930er- und den 1960er-Jahren, wie sich die Arbeit bei Brown, Boveri & Cie. (Baden), bei der Maschinenfabrik Oerlikon (Zürich) und bei Gebrüder Sulzer (Winterthur) allmählich veränderte und weshalb in dieser Zeit das sozial- und wohnungspolitische Engagement dieser Unternehmen zunehmend wichtig wurde. Die hier gestellten Fragen bleiben aktuell. Welche Folgen haben Neuerungen in der Arbeitswelt, wozu führt ein Aus- oder Abbau sozialpolitischer Angebote, welche Rolle spielt der Wohnungsbau? Ein Rückblick auf die vermeintlich stabilen Jahre der Hochkonjunktur lohnt sich. Juni 2021 Andreas Fasel Gebunden. ca. 320 S., ca. 10 Abb. sw. ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Fabrikgesellschaft ISBN 978-3-0340-1616-2 Rationalisierung, Sozialpolitik und Wohnungsbau in der Schweizer Maschinenindustrie, 1937–1967 ISBN 978-3-0340-1616-2 9 783034 016162 13
Zwischen Politik und Kommerz: der Spengler Cup Daniel Derungs Der 1921 als Touristen- und Gästeklub ge- gründete HC Davos ist der letzte hochalpine HCD Vertreter in der Spitzenklasse des Schweizer 1921–2021 Eishockeys. Diesen Sonderstatus verdankt der HCD einer Symbiose mit dem internatio nalen Turnier des Spengler Cups und dem Tourismus. Auf Trends wie die Professiona- lisierung konnte der Klub jeweils rechtzeitig aufspringen und so seine Existenz sichern. Zwei Jahre nach der Klubgründung wurde in der Alt- jahrswoche in Davos zum ersten Mal der Spengler Cup Die Geschichte des Hockey Clubs Davos: gesellschaftliche, wirtschaftliche und ausgetragen, der sich rasch als Fixpunkt in der Agenda politische Perspektiven des internationalen Eishockeys etablieren konnte. Der Spengler Cup ist eine essenzielle Einnahmequelle für den HCD. Ohne ihn wäre Spitzeneishockey in Davos nicht mehr möglich und der HCD wäre wie andere alpine Daniel Derungs Hockeyclubs in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Die Liveübertra- interessiert sich als Berner mit gung des Spengler Cups seit den 1960er-Jahren konnte die Popularität des Bündner Wurzeln von klein auf für Eishockey und Geschichte. Das Stu- HCD im Mittelland steigern und ermöglichte ihm den Anschluss ans Zeitalter dium der Zeitgeschichte schloss er der Medialisierung und Kommerzialisierung des Eishockeys. Die erstmalige mit einer Dissertation ab, die seine Passionen kombinierte. Austragung des Turniers 1923 hatte einen politischen Zweck, nämlich Vertre- ter der Konfliktparteien des Ersten Weltkriegs auf dem Eisfeld zusammenzu- bringen und im Geiste der 1920er-Jahre dem Weltfrieden zu dienen. Seither wurden im Rahmen des Spengler Cups zahlreiche politisch brisante Spiele ausgetragen. So nahm zur Zeit des Dritten Reichs noch bis 1941 eine Berliner Mannschaft am Turnier teil. Das Kräftemessen zwischen nordamerikani- schen Equipen und Mannschaften aus dem Ostblock wurde zur Legende. Mai 2021 Daniel Derungs Gebunden. ca. 336 S., ca. 28 Abb. sw. ca. CHF 48 / ca. EUR 48 HCD 1921–2021 ISBN 978-3-0340-1614-8 Die Geschichte des Hockey Clubs Davos: gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Perspektiven ISBN 978-3-0340-1614-8 9 783034 016148 14
Arzt in bewegter Zeit Mehr als die Hälfte seines Arbeitslebens verbringt der aus grossbürgerlicher Familie stammende Schaffhauser Hermann Peyer (1874–1923) fern seiner Heimatstadt. Er betätigt sich als Praxisarzt in Port Elizabeth, als Eisenbahnarzt in Namibia, als Rot-Kreuz- Arzt in Montenegro und wird zu Beginn des Ersten Weltkriegs Chef des dortigen Militär- sanitätsdienstes. Dazwischen wirkt er als Kurarzt in Mürren, das von illustren Gästen aus der englischen Gesellschaft besucht Biographie wird. Peyer erlebt den Burenkrieg in Südafrika, den Deutsch- Namibischen Krieg in Deutsch-Südwestafrika und die Belagerung von Skutari durch Montenegro im Ersten Bal- kankrieg, manchmal ferner, manchmal näher und einmal Hans Berger-Peyer unmittelbar am Ort des Geschehens. studierte Geschichte, Schweizer Er trifft Einheimische, Engländer und Deutsche, hohe Kolonialbeamte, Of- Geschichte und Germanistik an der Universität Zürich. Er promovierte fiziere, Ärzte und den montenegrinischen König mit seiner Entourage. Er mit einer Dissertation zum «Alten begegnet schwarzen Kriegsgefangenen beim Eisenbahnbau und in Konzen- Zürichkrieg im Rahmen der europäi- schen Politik» (1978). Er war trationslagern, montenegrinischen Soldaten im Kampf und der englischen 1976– 2011 Lehrer für Geschichte Elite in Mürren. Er ist beteiligt an den ersten Diamantenfunden in Namibia und Deutsch und 1984–2009 Pro und betätigt sich dort auch als Farmer. rektor am Freien Gymnasium Zürich. In über dreihundert Briefen und Karten berichtet Peyer von seiner Arbeit, sei- nen Eindrücken, Begegnungen und Erlebnissen nach Hause. Diese faszinie- renden Quellen zur Kolonial-, Militär-, Medizin- und Tourismusgeschichte geben, ergänzt durch Tagebücher, Akten und Fotografien Peyers und einge- bettet in den geschichtlichen Zusammenhang, Einblick in das Leben eines aussergewöhnlichen Arztes in bewegter Zeit. März 2021 Hans Berger-Peyer Gebunden. ca. 320 S., ca. 200 Abb. farbig und sw. Südafrika, Namibia, Mürren, Montenegro ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Der Schaffhauser Arzt Hermann Peyer (1874–1923) ISBN 978-3-0340-1613-1 ISBN 978-3-0340-1613-1 9 783034 016131 15
Macht ausüben in Liechtenstein Das Fürstentum Liechtenstein, 1719 entstan- LUKAS HÖHENER Arthur Brunhart (Hg.) den aus der Vereinigung der reichsunmittel Herrschaft baren Herrschaft Schellenberg und der und Repräsentation Grafschaft Vaduz, feierte zwischen 1999 und Dynastien, Prestige und Macht 2019 mehrere aus historisch-staatspoliti- in Liechtenstein 1400–1900 scher Sicht bedeutende Jubiläen. Den Anfang der damit verbundenen Anlässe bildete eine PÄDAGOGEN IN DER POLITIK vom Historischen Lexikon des Fürstentums Liechtenstein durchgeführte wissenschaft liche Tagung. Die Referate griffen zentrale Aspekte der seit dem Spät- mittelalter in Schellenberg und Vaduz wie dann in Liech- tenstein regierenden Adelshäuser auf. Das heute wie damals hochaktuelle Rahmenthema bildete die Frage nach der gegenseitigen Bedingtheit von Herrschaft und Formen dynastischer und politischer Repräsentation. Es ging dabei um Kernprobleme des «Landes» und der Landesherrschaft, um Integration und Herrschaft als soziale Praxis, um mentale, symbolische oder politische Repräsentation, um dynastisch-familiäre Selbstbehauptung, um Herrschaftswechsel und Huldigungen als konstitutive Rechtsakte. Die an regenden, innovativen Beiträge veranschaulichen die Themen am Beispiel der seit dem 14. Jahrhundert in Folge regierenden Dynastien Werdenberg- Vaduz, Brandis, Sulz, Hohenems und Liechtenstein. Februar 2021 Arthur Brunhart (Hg) Gebunden. 264 S., 58 Abb. farbig und sw. Herrschaft und Repräsentation ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Dynastien, Prestige und Macht in Liechtenstein, 1400–1900 ISBN 978-3-0340-1633-9 ISBN 978-3-0340-1633-9 9 783034 016339 16
Wider das Vergessen Katholisch bleiben MURENSIA 8 MURENSIA 9 Kurztext M. KEUSCH, C. KÜNZLE M. KEUSCH, C. KÜNZLE MELANIE KEUSCH, CORNELIA KÜNZLE DOMINIK SAUERLÄNDER Verzeichnetes Die Reformation VERZEICHNETES TOTENGEDENKEN VERZEICHNETES TOTENGEDENKEN Totengedenken in den Freien Ämtern Nekrolog und Jahrzeitbuch von Beispiel einer gescheiterten Hermetschwil (12.–17.Jahrhundert) Landreformation MURENSIA 8 MURENSIA 9 ISBN 978-3-0340-0000-0 9 783034 000000 Das Totengedenken hatte im mittelalterlichen Die Reformation hatte sich seit 1523 von der Zür Alltagsleben grosse Bedeutung. Mit zunehmender cher Landschaft aus rasch in der Landvogtei der Verschriftlichung wurden Bücher angelegt, die die Freien Ämter verbreitet. Nur die Ämter Meienberg Namen der Toten aufführten, derer gedacht und und Bettwil blieben beim alten Glauben. In den für deren Seelenheil gebetet wurde – so auch im anderen Ämtern wandte sich ein Grossteil der Be Benediktinerinnenkloster in Hermetschwil. völkerung dem neuen Glauben zu. In Muri selber Gegenstand der Untersuchung sind der Nekrolog, gab es eine starke reformierte Minderheit. der aus dem 12. Jahrhundert stammt und bis etwa Im ersten Kappeler Landfrieden wurden die neuen 1320 in Gebrauch war, sowie das Jahrzeitbuch I, das Glaubensverhältnisse in den Freien Ämtern von den von 1441 bis 1707 geführt wurde. Über die Namen der katholischen Orten akzeptiert. Dies änderte sich Verstorbenen hinaus liefern beide Bücher Angaben nach dem zweiten Kappeler Krieg. Die katholischen zu Stiftern, Stiftungsgütern und zum Umkreis, aus Orte nahmen die Freien Ämter nicht in den Land- dem die Wohltäter des Klosters stammten. Sie sind frieden auf und rekatholisierten sie konsequent. Beispiele dafür, wie die Ökonomie der Memoria Die Ereignisse sind in verschiedenen älteren Ar- funktionierte. Zugleich geben sie Auskunft über Stif- beiten ausführlich dargelegt. Neuere Forschungs- terpersönlichkeiten – zum Beispiel über Mechthild ergebnisse ermöglichen es nun, das Beispiel einer von Schönenwerd (13. Jahrhundert) und Anna Brun- gescheiterten Landreformation im Freiamt in den ner von Glarus (1655–1697), beide Ordensschwestern grösseren Zusammenhang zu stellen, nach den aus wohlhabenden Verhältnissen. Ursachen und Folgen zu fragen und weitere, bisher weniger beachtete Aspekte zu diskutieren. Melanie Keusch, Cornelia Künzle Dominik Sauerländer Verzeichnetes Totengedenken Die Reformation in den Freien Ämtern Nekrolog und Jahrzeitbuch von Hermetschwil Beispiel einer gescheiterten Landreformation (12.–17. Jahrhundert) Murensia, Band 8. April 2021. Broschur ca. 64 S., ca. 20 Abb. Murensia, Band 9. April 2021. Broschur ca. 64 S. ca. 20 Abb. ISBN CHF978-3-0340-1444-1 12 / EUR 12. ISBN 978-3-0340-1444-1 CHF978-3-0340-1628-5 ISBN 12 / EUR 12. ISBN 978-3-0340-1628-5 9 783034 014441 9 783034 016285 17
Lektüre für ein gelingendes Leben Daniel Derungs Das Buch beleuchtet Aspekte von Bildung, die zurzeit eher wenig beachtet werden. Es nennt Zielsetzungen, welche sich an der Gestaltung eines «gelingenden Lebens» orientieren, und fragt nach Möglichkeiten der Annäherung an sie. Besonders richtet es die Aufmerksamkeit auf den Umgang mit Literatur: Welche Chancen zeichnen acht Bildung als Verantwortung sames Lesen aus, und welche Konsequenzen Anregungen für Unterrichtende und alle, die sich mit Literatur beschäftigen ergeben sich daraus für die Wahl von Texten? Es werden auch Werke vorgestellt, die wich- Jürg Beat Honegger Die Geschichte des Hockey Clubs Davos: Gesellschaftliche, wirtschaftliche und tige Themen veranschaulichen und sich für die Lektüre im Unterricht eignen. politische Perspektiven «Bildung» wird hier in einem weiten Sinn als ein Vor- gang verstanden, der uns Menschen und unser Verhältnis Jürg Beat Honegger zueinander und zur Welt formt. Irgendwelche Bildung geschieht immer und geb. 1945 in Zürich, Studium in überall. Um positive Entwicklungen zu fördern, gilt es die Vielfalt bildender Zürich und Paris. Dissertation: «Das Phänomen der Angst bei Franz Wirkungen ins Bewusstsein zu heben. Dabei tauchen ungewohnte Zusam- Kafka» (1975). Bis 2006 Lehrer für menhänge wie derjenige zwischen Bildung und Bildern auf. Es ist aber auch Deutsch, Philosophie und Psycholo- gie sowie Schüler- und Elternberater an solche zu erinnern, deren Bedeutung bekannt sein dürfte und die den- an einem Zürcher Gymnasium. noch gerne übergangen werden: Bezüge etwa zwischen Bildungsprozessen und der ganzheitlichen Entwicklung von Personen und deren Zugang zu Ressourcen und Resilienz. Anders als bei der Konzentration auf «Kompeten- zen» (Skills) und quantitative Messbarkeit kommt es bei einer differenzierte- ren Sicht von Bildung mindestens so sehr auf Inhalte an. Entsprechend dem hier vertretenen humanistischen Menschenbild wird die Aufmerksamkeit weniger auf die Förderung der ökonomischen Brauchbarkeit von Menschen gerichtet als vielmehr auf eine Bildung, welche auch Aspekte wie Selbst- kenntnis und die Verwurzelung in Zeit und Geschichte berücksichtigt. Solche Bildung, bei der das Lesen eine besondere Rolle spielen kann, hilft, auch mit den Schattenseiten des Lebens zurechtzukommen und sich konstruktiv und engagiert an ihm zu beteiligen. April 2021 Jürg Beat Honegger Gebunden. ca. 480 S. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Bildung als Verantwortung ISBN 978-3-0340-1626-1 Anregungen für Unterrichtende und alle, die sich mit Literatur beschäftigen ISBN 978-3-0340-1626-1 9 783034 016261 18
Illusion Geschichte Geschichte ist gefragt und Dienerin man- ches Herrn. Es werden ihr Eigenschaften und Fähigkeiten verliehen; man verehrt oder fürchtet sie. An der Existenz der Geschichte zweifelt kaum jemand und viele stellen sie sich als höhere Macht vor. Die Geschichtsgläubigkeit des modernen Menschen ist NORBERT FURRER an die Seite oder an die Stelle des traditionellen Gottes- glaubens getreten – die Geschichtsphilosophie vertritt die Theologie, historische Notwendigkeit und historisches Gesetz die Heilsordnung, der Gang der Geschichte die DIE GESCHICHTSGLÄUBIGKEIT göttliche Vorsehung. Die Sakralisierer der Geschichte imi- DES MODERNEN MENSCHEN tieren die Riten, tragen die Gewänder, benutzen die Bilder und reden die Sprache der kirchlichen Religiosität. Gehuldigt wird der Geschichte in den Nationalstaaten: Jeder von ihnen schafft sich seine Geschichte, schart die Bürger um sie und pflanzt sie deren Kindern ein. Das Norbert Furrer Buch zeigt, wie wir mit dem Wort «Geschichte» umgehen und wie und wo geb. 1951, Studium der Geschichte, wir der Gottheit «Geschichte» huldigen; es beleuchtet die gesellschaftlichen der Linguistik, der russischen Spra- che und Literatur an den Universitä- Dimensionen und Akteure dieser Huldigung; es interessiert sich für die Sym- ten Lausanne und Moskau. Bis 2016 ptome der chronischen «Berauschung an der Geschichte». Näher betrachtet Dozent für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Bern. werden der omnipräsente Leninkult in der UdSSR und die vielfältigen For- men des «Geschichtsdienstes» in der Schweiz: Denkmäler, Historiengemälde und -filme, historische Museen, Romane und Bühnenwerke, Jubiläen und Gedenkmünzen, historischen Persönlichkeiten gewidmete Banknoten und Briefmarken, Namen von Strassen und Plätzen, lokale, kantonale und schwei- zerische Geschichtsvereine. Zum Schluss wird nach Antworten der Historiker auf die verführerischen Erzählungen der Geschichtsmythen gefragt. März 2021 Norbert Furrer Gebunden. ca. 288 S., 12 Abb. farbig und sw. Statt Gott CHF 48 / EUR 48 Die Geschichtsgläubigkeit des modernen Menschen ISBN 978-3-0340-1617-9 ISBN 978-3-0340-1617-9 9 783034 016179 19
Leistung der Schule messen In vielen Ländern werden standardisierte SUSANNE ENDER SUSANNE ENDER Tests eingesetzt, um die Leistungen der Schülerinnen und Schüler an festgelegten BILDUNGS- Standards zu messen. International verglei- STANDARDISIERUNG chende Leistungsmessungen wie PISA haben IM POLITISCH- diese Entwicklung angestossen und voran- POLITISCH- ADMINISTRATIVEN KONTEXT ADMINISTRATIVEN getrieben. Während die Schweiz 2015 noch BILDUNGSSTANDARDISIERUNG IM KONTEXT als Land ohne nationales Testsystem hervor- EINE ANALYSE DES DISKURSES AUF INTERNATIONALER EBENE UND IN DER SCHWEIZ stach, fügt sie sich heute in die Reihe der SEIT ENDE DER 1980ER-JAHRE Länder mit solchen Tests ein. Ist die Schweiz damit Teil eines entstehenden globalen Bil- dungswesens geworden? In dieser Studie wird die Schweizer Bildungsstandardi- sierung in die Geschichte des Schweizer Bildungswesens eingeordnet. In drei Zeiträumen werden Projekte betrach- tet, in denen schweizerische und internationale Akteure Susanne Ender zusammenarbeiteten und zur Standardisierung beitrugen: die statistischen hat Kulturwissenschaften und Er- Bildungsindikatoren Ende der 1980er-Jahre, die erste PISA-Studie im Jahr ziehungswissenschaft studiert. Sie arbeitet am Institut für Bildungs 2000 und das Schweizer Bildungsmonitoring ab 2009. Als Akteure stehen das evaluation in Zürich und beschäftigt Bundesamt für Statistik, die Schweizerische Konferenz der Kantonalen Erzie- sich mit aktuellen bildungspoli- tischen Fragen in den Bereichen hungsdirektoren und die OECD im Mittelpunkt. Bildungsevaluation und Leistungs- Die Autorin trägt in ihrer Studie zur Erforschung der jüngeren Entwicklun- messung. gen im Schweizer Bildungswesen bei und bearbeitet bislang kaum erschlos- sene Quellen. In theoretischer Hinsicht geht sie über den bereits erforschten Einfluss internationaler Geschehnisse auf nationale hinaus und betrachtet Bildungsstandardisierung als «travelling policy». So lässt sich internationale Bildungsgeschichte als Teil der Schweizer Bildungsgeschichte und Schwei- zer Bildungsgeschichte als Teil der internationalen Bildungsgeschichte auffassen. Historische Bildungsforschung, Band 7 Susanne Ender Februar 2021 Gebunden. ca. 288 S. Bildungsstandardisierung im politisch-administrativen Kontext ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Eine Analyse des Diskurses auf internationaler Ebene und in der Schweiz ISBN 978-3-0340-1615-5 seit Ende der 1980er-Jahre ISBN 978-3-0340-1615-5 9 783034 016155 20
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