Natur und Umwelt in Vorarlberg - 2012 w Analysen w Ziele w Visionen - Österreichische Ökologie ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Vorwort I m Naturschutz kann man es nur falsch der Versuch, Naturschutz einmal nicht fade machen. Meldet man sich laut zu Wort, darzustellen, nicht jene Verbreitung gefun- gilt man sofort als Extremist, Menschen- den hat, die wir uns wünschten. Einer unge- verachter, Bauernsekkierer und was noch wöhnlichen Initiative, Naturschutz in die alles. Tut man es leise, nimmt niemand breite Öffentlichkeit zu bringen, war – wenn davon Kenntnis. überhaupt – wieder einmal kein wirklicher Erfolg beschieden. Dazu begleiteten ein Seit Jahren versucht der Rat, diese Regel zu nicht gerade leiser Theaterdonner und Kritik durchbrechen. So ist die Wiesenmeister- das Erscheinen des Buches. Es gab „beleidig- schaft eingeführt worden, um durch Lob und te Leberwürste“, bissige Frustkommentare, positive Verstärkung klarzumachen, dass Kritik am Cover, einen wenig ehrgeizigen bunte Wiesen keine Selbstverständlichkeit Verlag. sind und Vielfalt bewusst wahrgenommen und gefördert werden muss. Die Beratung Der Naturschutzrat lässt sich nicht entmuti- der Landesregierung hinterließ ihre Spuren, gen. Er ist kein Weisenrat, aber eine Institu- wenn auch nicht immer besonders tief. Es tion, die Sinn macht. Vorarlberg wird darum gelang jedenfalls immer wieder, gemäß dem beneidet. Man kann die Frage stellen, was Leitmotiv des Rates „Schützen durch Über- alles passiert wäre, hätte es den Natur- zeugen“ Verständnis für die Anliegen des schutz nicht gegeben. Mähr hatte die Frei- Naturschutzes zu gewinnen, dessen Not- heit, zu schreiben was ihm wichtig erschien. wendigkeit darzustellen und letztlich Maß- Seine Analysen zum Vorarlberger Wesen nahmen auszulösen. und dessen Bedeutung für den Naturschutz sollten sich eigentlich auf den Nachtkästchen Gemäß dieser Motivation wurde auch das der Volksbildner, der Wirtschaftsführer, der Projekt einer Darstellung der Naturschutz- Politiker, genau genommen aller Vorarl- geschichte in Vorarlberg in belletristischer berger, die des Lesens mächtig sind, Form in Auftrag gegeben. Als erster Schritt befinden. Vollständigkeit war nicht verlangt. wurden Dokumente und Überlieferungen Mähr schöpfte auch ausgiebig und schlag- von Zeitzeugen recherchiert und in einem lichtartig aus seinen Erinnerungen als ORF- unveröffentlichten Manuskript zusammen- Reporter, was das Buch besonders interes- gestellt. Als zweiter Schritt wurden diese sant macht. Der ungewöhnliche Versuch, Unterlagen an Dr. Christian Mähr übergeben Naturschutz als interessantes Thema zu mit dem klaren Auftrag, ein attraktives un- propagieren und nicht nur als frusttriefendes terhaltsames Buch daraus zu machen. So Lamento hatte hier einen holprigen Start, entstand „Naturschutz in Vorarlberg – eine langfristig sind wir vom Erfolg überzeugt. Annäherung“, ein Buch, das man von der ersten bis zur letzten Seite durchlesen soll- Univ. Prof. Dr. Georg Grabherr te. Man muss allerdings zugestehen, dass Vorsitzender des Naturschutzrates
Impressum Medieninhaber, Herausgeber, Verleger Vorarlberger Naturschutzrat Jahngasse 9, 6850 Dornbirn Tel.: 05572/23 2 35 Fax: 05572/23 2 35 8 E-Mail: inatura@dornbirn.at Internet: www.naturschutzrat.at Konzeption, Redaktion, Gestaltung Daniela Grabher (Leitung) Katrin Löning Ulli Weber Österreichisches Ökologie Institut Geschäftsstelle Vorarlberg Kirchstr. 9/2, 6900 Bregenz Tel: 05574/52 0 85 Fax: 05574/52 0 85 4 E-Mail: oekoinstitut.vlbg@ecology.at Internet: www.ecology.at Bildnachweis Land Vorarlberg, Abt. IVe / UMG Markus Grabher, Rückseite Löning Katrin, Seite 6 Land Vorarlberg / Alexandra Serra, Seite 6 Aeschlimann Ruedi, Seite 6 PRISMA Unternehmensgruppe, Seite 8 Burtscher Markus, Seite 8 (2) Land Vorarlberg, Abt. IVe / Marlies Sperandio, Seite 10 Rusch Wolfgang, Seite 10 Land Vorarlberg, Seite 10 Projekt Schule am Bauernhof, Seite 12 Land Vorarlberg / Harald Zechmeister, Seite 12 Dietrich Vorarlberger Kostbarkeiten, Seite 12 Federspieler René, Seite 14 Burtscher Markus, Seite14 Wasem Ulrich / Eidg. Forschungsanstalt WSL, Seite 14 Pritz Franz, Seite 16 Erath Josef, Seite 16 Vorarlberg Tourismus, Seite 16 Cisco Ripac - pixelio.de, Seite 18 Schlager Wilhelm, Energieinstitut Vorarlberg, Seite 18 Energieinstitut Vorarlberg, Seite 18 Amt der Stadt Dornbirn, Seite 20 Klas Karin, Seite 20 Thurnher Hanno Filmproduktion, Seite 20 Caritas Vorarlberg, Seite 22 Ökologie Institut, Seite 22 Grabher Daniela / ghörig feschta, Seite 22 Löning Katrin, Seite 27 Verein Werbegemeinschaft Lech-Wege, Seite 28 Verein Werbegemeinschaft Lech-Wege, Gerhard Eisenschink, Seite 29 Vorauer Anton, Seite 30 Pagitz Konrad, Seite 30 Castle Tony, Seite 31 Albrecht Max, Seite 33 OeAV-Fachabteilung Raumplanung-Naturschutz / Ökologie Institut, Seite 35 Kunsthaus Bregenz Antony Gormley / Markus Tretter, Seite 37 UMG Grabher Markus, Seite 40, 42 Biosphärenpark Großes Walsertal, Seite 45 Moosbrugger Maria-Anna, Seite 47 Druck und Herstellung gugler crossmedia, 3390 Melk/Donau, klimaneutral gedruckt Vorarlberger Naturschutzrat, Juni 2013 2
Inhalt A Trends und Entwicklungen Biologische und landschaftliche Vielfalt 6 Siedlungsentwicklung und Raumplanung 8 Gewässer 10 Landwirtschaft 12 Wald und Forstwirtschaft 14 Tourismus 16 Energie 18 Verkehr 20 Abfallwirtschaft 22 B Unter der Lupe Die grüne Walz - Lehren aus dem Biotopinventar Der Lech - ein ganzer Fluss zur Erinnerung Die Entwicklung des Vorarlberger Naturschutzes Schipistenbeschneiung Silberstreif am Horizon(t) 26 28 32 34 36 C Perspektiven und Impulse Weißzone - wenig erschlossene Landschaften Regionalität und Nachhaltigkeit im Tourismus Perspektive Almwirtschaft 40 44 46 Vorarlberger Naturschutzrat 49 Literaturverzeichnis 50 3
Natur und Umwelt Trends und Entwicklungen Biologische und landschaftliche Vielfalt Biodiversitätsstrategie für Vorarlberg stoffeinträge und Zerschneidung durch Zur Sicherung der Lebensräume seltener Straßen beeinträchtigen diese Lebensräume Tier- und Pflanzenarten hat die Umwelt- und können erreichte Erfolge in Kürze abteilung des Landes 2007 eine Strategie zunichtemachen. Die Entscheidung für die erarbeitet. Unter den umgesetzten Maßnah- Schnellstraße „Z-Variante“ wird vom Natur- men ist beispielsweise die Verbesserung des schutzrat abgelehnt, denn ein weiterer Managements in den Natura-2000-Gebieten Rückgang der Riedvogelwelt wäre zu und die Aktualisierung des Inventars beson- befürchten. ders schutzwürdiger Biotope zu nennen. Es war das erste Inventar dieser Art, das auch Auwald – Schutzgut ersten Ranges die alpine Vegetation mit einbezog und bei Auen mit naturnaher Dynamik sind in der Bewertung Vegetationsaufnahmen mit Vorarlberg an Rhein, Ill und den mittleren berücksichtigte. In diesem Sinne ist das Fließgewässern über weite Strecken ver- Vorarlberger Inventar ein Unikat. Die Strate- schwunden. Die bestehenden Auwaldreste gie soll auf Grundlage des aktuellen Inven- sind Schutzgüter ersten Ranges; dement- tars und neuen Entwicklungstrends überar- sprechend wurden einige als Schutzgebiete beitet werden. Förderprogramme sind dem ausgewiesen (Bregenzerachmündung, die anzupassen. Auen um die Dornbirnerach-Mäander, das Rheinholz und die Rheinvorstreckung). Engagement für Feuchtwiesen Weitere wertvolle Auwaldreste in Tallagen Im Rheintal und Walgau gibt es laut Biotop- sind aufgrund von Siedlungs- und Wirt- inventar ca. 1300 ha besonders schützens- schaftstätigkeiten aber einem hohen werte Feuchtwiesenbiotope, dies ist europa- Nutzungsdruck ausgesetzt. Im Walgau sind weit einer der höchsten Werte bezogen auf beispielsweise allein in den letzten 11 Jahren die Gesamtfläche. Mit der Streuwiesen- 28 ha Auwald gerodet worden. Der Natur- verordnung ist ein Großteil geschützt. schutzrat hat eine Kartierung des Bestandes Spezifische Maßnahmen wie Schwende- in den Tallagen beauftragt. Auf Basis dieser aktionen, Regulierungen von Goldrutenbe- Studie, dem Biotopinventar und der Wald- ständen und an Brutzeiten angepasste strategie ist ein Managementkonzept zu Bewirtschaftung zeigen erste Erfolge. Stick- entwickeln. Revierzählungen belegen den Rück- gang der im Ried ehemals häufig vorkommenden Bekassine. (Abb.1) 6
in Vorarlberg plus minus + Das aktualisierte Bio- - Das Vorkommen für topinventar wurde den Streuobstwiesen Gemeinden zur Verfü- typischer Vogelarten gung gestellt. In über nimmt ab. Eine Studie 2/ der Gemeinden in Dornbirn und 3 wurden Biotop- Lustenau belegt die exkursionen und Artenverarmung durch Forderungen Infoveranstaltungen den Verlust von Hoch- durchgeführt. stammobstbäumen. n Eine Fortschreibung der Strategie + Mit der „Plattform Au- - Noch immer ver- zur Sicherung der Biodiversität soll wald“ setzen sich NGOs schwinden prägende erstellt werden. Hierzu soll ein Be- und öffentlichen Stellen und ökologisch wert- teiligungsprozess nach Vorbild der für den Erhalt der ver- volle Landschafts- Energie-Zukunft Vorarlberg durch- bliebenen Au- und na- elemente wie Fels- geführt werden. Dies verlangt eine turnahen Wälder ein. blöcke, Lesestein- angemessene finanzielle und perso- + Mit der Initiative haufen, Hecken und nelle Ausstattung. „Gemeinsam für den Feldgehölze durch n Die Studie „Auswertung des Kiebitz“ setzen Natur- Pisten-Korrekturen und aktualisierten Biotopinventars“ schutzbund, der Verein landwirtschaftliche bietet konkrete Biotopschutzmaß- „Die Drossel“, die Kultivierungen. nahmen. Förderprogramme in Schweizer Ortsgemein- - In den letzten Land- und Forstwirtschaft sind im den und die Jäger- 11 Jahren sind im Sinne eines Biotopmanagements zu schaft Maßnahmen zur Walgau 28 ha Auwald adjustieren. Dies gilt vor allem für Förderung dieser für Betriebsgebiete, die Festlegung der Leistungsab- seltenen Vogelart um. Straßenbau und Sport- geltungen für Weideflächen auf den + Die Abteilung Umwelt- plätze gerodet worden. Alpen. schutz hat gemeinsam n Vision Rheintal hat Leitlinien zur mit ExpertInnen und Biotopvernetzung im Rheintal Betroffenen das Ak- erarbeitet. Diese sind zu tionsprogramm Vorarl- konkretisieren. berger Neophyten aus- gearbeitet. Umsetzung der Forderungen 2009 n Das alte und aktualisierte Biotop- Eine Analyse wurde beauftragt. Eine inventar ist in Hinblick auf eine daraus abgeleitete Strategie und ein wirkungsvolle Erhaltungsstrategie Maßnahmenplan werden derzeit zu analysieren. erarbeitet. n Das aktualisierte Biotopinventar ent- Exkursionen, Infoveranstaltungen und hält Handlungsanleitungen. Gemein- Naturschutzberatungen wurden durch- den sollen befähigt werden, diese geführt. umzusetzen. n Für die Grünzone im Rheintal muss Auf Grundlage des Prozesses Rheintal ein Landschaftsentwicklungskonzept Mitte wurde ein Rahmenplan verab- erarbeitet werden. Erst dann kön- schiedet, der jetzt in die Detailplanung nen Aussagen über naturverträgli- geht. In der Folge wird ein Landschafts- che Varianten für Straßenbau- entwicklungskonzept angestrebt. projekte und Umwidmungen 7 getroffen werden.
Natur und Umwelt Trends und Entwicklungen Siedlungs- entwicklung und Raumplanung Wachsender Flächenverbrauch durch flächensparende überörtliche Planungen In Vorarlberg wurden in den letzten 15 Jah- von Gewerbeflächenpools und Ausgleichs- ren 776 ha Grünflächen in Bauland umge- mechanismen zwischen den Gemeinden widmet. Das entspricht etwa der Gemeinde- erreicht werden. Die Planungsprozesse für fläche von Bludesch. Dabei werden 1/3 der Rheintal Süd und Nord sollen dementspre- gewidmeten Flächen nicht einmal genutzt. chend alle Potenziale zur Einsparung des Zahlreiche Bauflächen kommen nicht auf Flächenverbrauchs nutzen. den Markt und somit steigt der Druck auf die Gemeinden, weiteres Bauland im Grünen zu Rheintal Mitte widmen. Allein im Rheintal wird bis 2030 ein 2006 starteten Dornbirn, Hohenems und zusätzlicher Bedarf für Betriebsgebiete von Lustenau einen gemeinde- und fachüber- mindestens 200 ha prognostiziert. Zusam- greifenden Planungsprozess zur Nutzung der men mit den Prognosen für das Bevölke- Gebiete zwischen den Gemeinden. Ziel war rungswachstum und dem Trend zum Ein- es, unter der Prämisse des prognostizierten und Zweipersonenhaushalt ist dies ein zwin- Bedarfs an Gewerbeflächen, die Siedlungs-, gender Grund, einen Vorarlberger Zielwert Verkehrs- und Freiraumentwicklung ganz- für die zukünftige Flächeninanspruchnahme heitlich zu betrachten. Ergebnis ist ein zu definieren. Dabei ist der Bedarf für Land- Rahmenplan, der die Trassenführung des wirtschaftsflächen und ökologisch wertvolle Autobahnanschlusses, das Radwegenetz, die Lebensräume zu berücksichtigen. Betriebsgebietsbereiche sowie die Flächen mit hohem ökologischen Wert und besonde- Bodenschutz durch Planungsprozesse rer Erholungseignung ausweist. Es wird Mit den gemeindeübergreifenden Planungs- empfohlen, vor konkreten baulichen und prozessen Rheintal Mitte und folgend auch widmungstechnischen Umsetzungen ein Rheintal Süd und Rheintal Nord werden zum Landschaftsentwicklungskonzept mit Maß- ersten Mal interkommunale Lösungsansätze nahmen zu entwickeln, das die Biodiversität zur Sicherung von Gewerbeflächen gesucht. und eine optimale Biotopvernetzung sichert. Reduktionen des Flächenverbrauchs können In Vorarlberg betrug die Zunahme der für die Bebau- ung gewidmeten Flächen in den letzten 15 Jahren 7,76 km2, das ist 1 ha oder ein Fuß- ballplatz pro Woche. (Abb.2) 8
in Vorarlberg plus minus + Das Projekt Vision - „Rheintal Mitte“ ist ein Rheintal bietet immer fachübergreifender wieder neue Denk- Planungsprozess zur anstöße zur Innenver- Nutzung des Gebiets dichtung wie beispiels- zwischen Dornbirn, weise „das Quartier der Hohenems und Lusten- Zukunft“ oder „Verdich- au, der Naturschutz- Forderungen tungen am Bahnhof- aspekte mit einbezo- sumfeld“ und trägt gen hat. Die Sicherung n Die Regierung muss zur Reduktion damit nachhaltig zur der Biodiversität wird des bislang ungebremsten Flächen- qualitativen Entwick- in der Umsetzung aber verbrauchs in den zentralen Sied- lung des Rheintals bei. nicht gleichrangig mit lungsräumen des Landes konkrete + Unter Koordination des den anderen Zielset- Ziele und einen Maßnahmenplan zur Landes wurden die zungen behandelt. Zielerreichung vorlegen. interkommunalen Pla- - Das „überwiegend n Vor weiteren Umsetzungsschritten nungsprozesse Rhein- öffentliche Interesse“ des Rahmenplans „Rheintal Mitte“ tal-Mitte, -Süd und ist in den Entscheidungen sind konkrete Maßnahmen zur -Nord sowie Walgau über Verbauungen und Sicherung der Biotopvernetzung, gestartet. Durch die andere „harte“ Eingrif- der Landwirtschaftsflächen und der überörtliche Gesamt- fe in die Natur weder landschaftlichen Qualität für schau des tatsächli- transparent noch Erholung zu setzen. Um eine chen Raumbedarfs und nachvollziehbar. Unter Marginalisierung zu vermeiden, der Qualitäten des Na- diesem Deckmantel muss dringend mit einer Entwick- turhaushaltes kann ein wird allzu oft zugun- lungsstrategie samt Qualitäts- regional abgestimmtes sten wirtschaftlicher standards auf diese Nutz- und Flächenmanagement oder Interessen Einzel- Schutzansprüche – bevor es zu entstehen. ner entschieden. großflächigen Gewerbegebiets- + Der Verein „Bodenfrei- - Es fehlt ein verbind- widmungen kommt – reagiert heit“ setzt sich dafür licher überörtlicher werden. ein, in der Öffentlich- Ziel- und Maßnahmen- keit ein Bewusstsein plan zur Sicherung der für den Erhalt von Biodiversität und der naturräumlich und ökologischen Vernet- kulturell wichtigen zung im Rheintal und Freiflächen zu schaffen. Walgau. Umsetzung der Forderungen 2009 n Überörtliche, regionale Entwick- Je nach Themenbereich liegen lungsplanungen sollen regionsspezi- regionale Ziele für die örtliche fische Ziele für die örtliche Raum- Raumplanung vor. planung vorgeben. n Flächenwidmungskompetenzen sollen Die Umsetzung dieser Forderung wird weitestgehend auf eine überörtliche, vom Land Vorarlberg abgelehnt. regionale Ebene angehoben werden. n Der Bilanzierung des Bodenschutz- Forderungen im Bodenschutzkonzept konzeptes müssen verbindliche 1992 werden als aktuell und um- Schlussfolgerungen mit evaluierba- fassend erachtet. Auf „neue Schluss- ren Zielen folgen. folgerungen“ wird daher verzichtet. 9
Natur und Umwelt Trends und Entwicklungen Gewässer Vorarlberger Wasserwirtschaftsstrategie Kraftwerk am Lech wird vorläufig verzichtet, Mit der neuen Wasserwirtschaftsstrategie um einen der letzten in weiten Abschnitten 2010 wurden der Öffentlichkeit die Ziele und natürlichen Alpenflüsse zu erhalten. Damit Grundsätze der Gewässerpolitik in Vorarl- schließt sich das Land einer wichtigen Forde- berg vorgestellt. Damit wurde eine Grundla- rung des Naturschutzes an. ge für die Nutzung und den Schutz der Ge- wässer geschaffen. Aus Sicht des Natur- Blauzone Rheintal schutzes besonders wichtige Ziele sind der Als räumliche Vorsorge für den Hochwasser- Erhalt des sehr guten Zustandes der Grund- schutz hat das Land die sogenannte „Blau- wasserkörper und die Erhöhung des Anteils zone Rheintal“ konzipiert. Knapp 56 km2 an Gewässern mit einem guten ökologischen sind als schutzwasserwirtschaftliche Vor- Zustand. rangflächen in dem neuen Landesraumplan vorgesehen. In diesen Gebieten soll eine Schutz der Gewässer weitere isolierte bauliche Entwicklung Als wichtigem Schritt zur Erreichung der vermieden werden. Diese Flächen bilden die Energieautonomie hat das Land grünes Licht Grundlage für Projekte wie z.B. den im für den weiteren Ausbau der Wasserkraft Entwicklungskonzept Alpenrhein vorgeschla- gegeben. Die Realisierung von weiteren genen Notentlastungsraum für ein extremes Kraftwerken an der Ill (Kapf), der unteren Hochwasser. Der Nutzen für die Natur ist Bregenzerach und der Meng wird geprüft. doppelt: Es kann künftig mancherorts auf Vom Ausbau der Kleinwasserkraft werden zusätzliche Gewässerverbauungen verzich- vorerst bis zum Jahr 2030 jene Gewässer- tet werden, andererseits erhält dies die abschnitte, die in einem sehr guten ökologi- Riedlandschaften als Frei- und Naturraum. schen Zustand sind, ausgenommen. Auf ein Kleinkraftwerke haben einen gerin- gen Nutzen, sie liefern nur 2,5% des Stroms aus Wasser- kraft. Dem steht der unverhältnis- mäßig hohe Natur- verbrauch der 104 Minianlagen gegenüber. (Abb.3) 10
in Vorarlberg plus minus + Mit „Rhesi“ (Rhein, - Der Abgrenzungsent- Erholung, Sicherheit) wurf der Blauzonen wurde ein länderüber- enthält etliche Kompro- greifendes Projekt misse mit anderen gestartet, das künftig räumlichen Nutzungs- die am Rhein erforderli- ansprüchen. Aufgrund chen Hochwasseschutz- von gegenläufigen In- maßnahmen mit ökolo- teressen konnten nicht Forderungen gischen Verbesserungen alle schutzwasserwirt- verknüpfen soll. schaftlichen Abgrenzun- n 20% der Vorarlberger Gewässer – + Im Projekt „Lebens- gen in der Verordnung hauptsächlich im Rheintal – weisen ader Bregenzerach“ umgesetzt werden. Belastungen der Wasserqualität auf. wurde die Bregenzer- - Betreiber von mehr als Die in der Wasserwirtschaftsstrate- ach als Lebens- und 40 Kleinwasserkraft- gie 2010 angeführten Maßnahmen Naherholungsraum für werken halten die vor- zur Verbesserung der Wasserqua- den Menschen aufge- geschriebenen Maß- lität und insbesondere das Anlegen zeigt und diskutiert. nahmen zum Schutz von Gewässerrandstreifen mit einer Ziel ist es, die Natur- der Gewässer nicht ein. naturnahen Uferbegleitvegetation und Erholungsräume - Manche im nationalen können die Selbstreinigungskraft an der Ach zu erhalten Gewässerbewirtschaf- der Gewässer verbessern und sollen und aufzuwerten. tungsplan (NGP) vor- daher forciert umgesetzt werden. + Die geplante Öffnung gesehenen Maßnah- n Die im Nationalen Gewässerbewirt- des verrohrten Forach- men zur Erreichung schaftungsplan und den Gewässer- grabens und die eines guten ökologi- entwicklungskonzepten Ill, natürliche Ausge- schen Zustands konn- Bregenzerach und Leiblach staltung des Grabens ten mangels Beteili- formulierten Maßnahmen sind wurde vom Wasser- gung der betroffenen forciert umzusetzen. leben-Fonds als bestes Gemeinden oder Vorarlberger Verbände nicht im Renaturierungsprojekt erwünschten Ausmaß ausgezeichnet. umgesetzt werden. Umsetzung der Forderungen 2006/2009 n Vorarlberg muss sicherstellen, dass Die Ausweisung der „Blauzonen“ im die noch vorhandenen natürlichen Rheintal durch eine Verordnung ist in Retentions- und Überflutungsräume Vorbereitung. an allen Gewässern erhalten wer- Die Ausweisung der „Blauzonen“ im den. Die vorhandenen Räume sollen Walgau ist für 2013 geplant. kartiert und durch raumplanerische Maßnahmen gesichert werden. n Projekte zum Ausbau der Wasser- Bis 2030 sollen jene Gewässer, welche kraft dürfen nur dann bewilligt sich in einem sehr guten ökologischen werden, wenn keine ökologisch Zustand befinden, von einer Nutzung gravierenden Folgen für die Gewäs- ausgeschlossen werden. ser entstehen. Ökologisch beson- ders wertvolle und sensible Gewäs- serabschnitte sollten planlich aus- gewiesen und von weiterer Nutzung durch Wasserkraft ausgenommen werden (»no-go-areas«). 11
Natur und Umwelt Trends und Entwicklungen Landwirtschaft Ökosystemleistungen und Landwirtschaft vielen Melkalpen bestehenden Problem muss Für ein Land wie Vorarlberg ist die nachhal- gegengesteuert werden. Die Heimbetriebe tige Bewirtschaftung der Bergregionen müssen sich wieder vermehrt an den Anfor- einschließlich der Alpflächen von großer derungen der Alpwirtschaft orientieren. Eine Bedeutung. Vom Erhalt attraktiver Kultur- laufende Studie des Naturschutzrates zeigt landschaften mit blumenreichen Wiesen und die Bedeutung einer standortangepassten Alpen profitiert besonders auch der Touris- Nutzung der Alpweiden für die ökologische mus. Es ist wichtig, diese Multifunktionalität Vielfalt auf den Vorarlberger Alpen. Die der Landwirtschaft (Lebensmittelproduktion Förderinstrumente sollten an diese Bedeu- und Erhaltung der Kulturlandschaft) der tung der Alpwirtschaft angepasst werden. Gesellschaft darzustellen. Der Ausgleich Eine stärkere Berücksichtigung des Bewirt- zwischen Nützen und Schützen ist ein vor- schaftungsaufwandes könnte der Aufgabe dringlicher Auftrag an die Politik. Vorarlberg kleiner Betriebe entgegenwirken. Leistungen kann hierzu einiges vorweisen: So nehmen müssen stärker ergebnisorientiert abgegol- 90% der Landwirtschaftsbetriebe im Großen ten werden, indem die vorhandene Arten- Walsertal am ÖPUL-Programm „Gesamt- vielfalt und Bodenfruchtbarkeit honoriert betrieblicher Naturschutzplan“ teil. Oder: werden. Acht Prozent der Landwirtschaftsflächen Vorarlbergs werden gemäß Naturschutzkri- Nachhaltige Landwirtschaft erhalten terien bewirtschaftet. Vermarktungsinitiativen tragen zur Siche- rung nachhaltiger Landwirtschaft bei: Mit Heimbetrieb und Alpe bilden eine Einheit dem Projekt „Landgut“ wurde eine Logistik Tiere, die auf hohe Milchleistung gezüchtet für Qualitätsprodukte aus Vorarlberger werden, verursachen ein Problem auf den Landwirtschaft für die Gastronomie geschaf- Alpen: Die Tiere müssen auf der Alpe mit fen. Mit dem Projekt „Vorarlberger Riebel- Kraftfutter zugefüttert werden und nutzen mais“ wurden alte Kultursorten gesichert oftmals nur mehr die gut erreichbaren und werden nun wieder angebaut. Der Ver- Flächen. So werden die Flächen überdüngt ein „bewusstmontafon“ unterstützt die Ver- und übernutzt, andere ungünstige Flächen marktung von bäuerlichen Spezialitäten wie wachsen mangels Nutzung zu. Diesem auf z.B. dem „Sura Kees“. 26% der Fläche aller schutzwürdi- gen Biotope im Land liegen auf Alpen und nehmen einen Anteil von 8% der Alpfutter- flächen ein. (Abb.4) 12
in Vorarlberg plus minus + Mit der Strategie - Es fehlen Richtlinien „Ökoland Vorarlberg“ für das Weide- und soll bis 2020 die Zahl Düngemanagement der Biobetriebe ver- auf den Alpen. Dies doppelt werden. Dies wäre ein wertvoller ist ein wichtiger und Beitrag zur Sicherung richtiger Schritt zu des Pflanzenreichtums Forderungen einer umweltschonen- der Vorarlberger den Landwirtschaft. Alpweiden. n Um die Vielfalt auf Alpen und in der + 91 Betriebe züchten - Etliche Streue- und Landwirtschaft generell zu ent- wieder das selten Magerwiesen – neben wickeln, muss die Förderlandschaft gewordene Original den ungedüngten Alp- entsprechend angepasst werden. Braunvieh, das ohne weiden die Hotspots Die vorhandene Artenvielfalt sowie Kraftfutter auskommt der Biodiversität des Bodenfruchtbarkeit und der Arbeits- und ideal für die Alp- Vorarlberger Kulturlan- aufwand sollen stärker berücksich- wirtschaft geeignet ist. des – weisen an ihren tigt werden. + Seit 2009 wird die Nährstoffeinträge auf. n Das Land Vorarlberg soll Richtlinien Milch von 24 Bio-Land- Dies ist eine Folge von für ein Weide- und Düngemanage- wirten aus den Regio- fehlenden Puffer- bzw. ment aus ökologischer und nen Vorderer Bregen- Abstandsstreifen zu betrieblicher Sicht auf den Alpen zerwald und Rheintal angrenzenden intensiv entwickeln und das bestehende vom größten heimi- landwirtschaftlich Beratungsangebot ausbauen. schen milchverarbei- genutzten Flächen. n Zur Teilnahme an Umweltprogram- tenden Betrieb gesam- men sollte ein Mindeststandard hin- melt, verarbeitet und sichtlich biologischer Vielfalt bzw. vermarktet. Ausstattung mit Strukturelementen + Rund 60 Bauernhöfe verlangt werden. öffnen Schulklassen n Im Ackerbau sollen vorbeugende ihre Pforten. Mit der Maßnahmen gegen Humusschwund Initiative „Schule am und zur Verbesserung der CO2- Bauernhof“ soll jedes Bilanz gefördert sowie der Frucht- Vorarlberger Schulkind wechsel im Maisanbau (Maiswurzel- in die Arbeit am Bau- bohrer) vorgeschrieben werden. ernhof hineinschnup- pern können. Umsetzung der Forderungen 2009 n Das Verbot des Ausbringens von Das Verbot wird jährlich zu wenig alpfremdem Dünger ist eine überprüft und die Prüfquote wurde wichtige Auflage der Förderung nicht erhöht. Einmalig wurden 2011 der Alpung und Behirtung und soll 30% der Alpen überprüft. stärker kontrolliert werden. n In der Tierzucht müssen die Alp- Für ältere Kühe wird ein höherer tauglichkeit und die Tiergesund- Beitrag aus dem Tiergesundheitsfonds heit einen höheren Stellenwert gewährt. Dies ist aber nur ein kleiner bekommen und sollen vom Land Schritt in Richtung alptaugliche Milch- aktiv unterstützt werden. viehzucht. 13
Natur und Umwelt Trends und Entwicklungen Wald und Forstwirtschaft Zustand des Waldes tauglichkeit für Wildtiere, besonders die für Der Vorarlberger Wald besitzt den höchsten Biomassenutzung angelegten Feiner- Natürlichkeitsgrad in Österreich. Durch eine schließungen, wie bei den Krumbacher Kartierung wurden 128 Waldtypen in Vorarl- Moorwäldern ersichtlich wurde. In der Um- berg nachgewiesen, wobei Buchen-, Bu- weltdiskussion steht derzeit der Klima- chen-Tannen- und in den Hochlagen natürli- wandel mit seinen Auswirkungen im Vorder- che Fichtenwälder den größten Flächenanteil grund. Aktuelle Computermodelle prognosti- haben. Die ebenfalls ausgedehnten Lat- zierten für das Doppel-CO2-Szenario jedoch schengehölze und Legerlengebüsche zeich- keine großen Veränderungen der Wald- nen sich durch ihre bedeutende Schutzfunk- gesellschaften im Land. tion aus. Der Schutzwaldcharakter zwingt zu einem besonders sensiblen Umgang mit den Kritik an der Waldstrategie Wäldern. In der Forststrategie 2018 kommt Die Waldstrategie 2018 ist ein wegweisen- dies im Zielkatalog deutlich zum Ausdruck. des Dokument, der Naturschutzrat unter- Dass die Schutzfunktion am besten durch stützt weitgehend deren Ziele. Andererseits naturnahe Wälder erfüllt wird, findet im Ziel ist eine gewisse Widersprüchlichkeit unver- „Erhalt der hohen Natürlichkeit“ seinen Aus- kennbar. Ein Beispiel: Beim Thema „Walder- druck. Andererseits erhält die Nutzung des schließung“ gilt: „Basiserschließung auch in Waldes als Energieträger einen deutlichen der Nordhälfte Vorarlbergs weitestgehend Schub in Richtung Intensivierung. abgeschlossen.“ Diese Formulierung lässt einen weiten Spielraum offen und die bis- Aktuelle und zukünftige Probleme herigen Beispiele machen skeptisch. Ein Es ist zum einen die Rodung von Wäldern Gesamtplan zur Einsichtnahme und Beurtei- etwa für Bauland zu nennen – konkret der lung aus naturschutzfachlicher Sicht ist Verlust von Auwäldern. Zum anderen hierzu erforderlich. verringern Forststraßen die Lebensraum- Die Belastung der Wälder durch Wildverbiss ist nicht geringer geworden, trotz steigender Abschusszahlen. (Abb.5) 14
in Vorarlberg plus minus + Die Wildregion Dorn- - Der untragbare Wildein- birn weist kontinuier- fluss pendelt in den letz- lich mit nur 10% ten 10 Jahren zwischen untragbarem Wildver- 44 und 50 Prozent, weit biss die besten Werte weg vom 30%-Ziel der in Vorarlberg auf. Auf Forststrategie 2018. hohen Pachtzins wird - In den letzten 11 Jahren Forderungen hier zugunsten einer wurden allein im Walgau verantwortungsvollen ca. 28 ha Auwald im n Aufgrund der Wildschadenssituation Bejagung verzichtet. öffentlichen Interesse sind dringender als je zuvor Maß- + Seit Beginn der Um- für Sportplätze, Lager- nahmen mit Jägern und Grundei- weltförderung in Natu- plätze, Betriebsgebiete, gentümern zu setzen, um wieder ra-2000-Gebieten wur- Wasser- oder Straßen- einen ausgewogenen Wildbestand zu den 207 Altholzinseln bau gerodet und zer- erreichen. Positive Beispiele, Modelle und mehr als 200 ha stört. und Konzepte gibt es bereits genü- über das ganze Land - Pilotprojekte mit Fütte- gend. verteilte Naturwald- rungsstrategien zur n Es muss eine Datengrundlage zu zellen gefördert. Reduktion und Vertei- Futterverbrauch und Nährstoffeinträ- + Die Gemeinde lung des Wildbestandes gen durch Rotwildfütterung, die das Bludesch hat ein Stück auf ein verträgliches gesamte Rotwildgebiet des Landes Auwald renaturiert. Ein Niveau mit dem Ziel der erfasst, geschaffen werden. ehemaliger Gießen- natürlichen Verjüngung n Auwaldbestände im Walgau und bach wird dort wieder der Tanne wurden Rheintal sind stark gefährdet. Das mit Kühlwasser eines bisher nicht entwickelt. Bewusstsein für den ökologischen Kraftwerkes dotiert, Wert dieser artenreichen Ökosyste- wodurch der Auwald- me muss gestärkt werden. charakter wiederher- gestellt wurde. Umsetzung der Forderungen 2009 n Maßnahmen zur Holzmobilisierung Die angegebene Studie zum (Feinerschließung) müssen auf ihre „Biomassepotenzial“ geht nicht auf langfristigen Auswirkungen auf die die ökologischen Auswirkungen ein. Natürlichkeit der Wälder untersucht werden. Eine wissenschaftliche Abschätzung der Risiken, die durch den steigenden Energieholzbedarf entstehen, ist erforderlich. n Wirksame Maßnahmen zur Sicherung Bisher wurde kein Pilotprojekt zur des Tannenbestands durch natürliche Reduktion des Wildbestandes ent- Verjüngung sind erforderlich. Pilot- wickelt. projekte zur Reduktion des Wildbe- standes auf ein verträgliches Niveau sollen entwickelt werden (u.a. Fütte- rungsstrategien zur Reduktion und Verteilung des Wildbestandes). 15
Natur und Umwelt Trends und Entwicklungen Tourismus Weißzone - Sicherung unberührter Bregenzerach – Besucherlenkung und Landschaftsräume Naturzonen Der Druck zum Ausbau von Tourismusanla- Das knapp 70 km lange Fließgewässer ver- gen lässt nicht nach. In den sensiblen Hoch- fügt über sehr naturnahe Abschnitte mit gebirgslagen verschwinden nach und nach besonders wertvollen Lebensräumen. Die wertvolle Lebensräume. Neue Ski-Verbin- Bregenzerachschlucht sowie die Mündung dungen, zahlreiche zusätzliche Speicher- sind zudem aufgrund ihrer Ausstattung als teiche, Erweiterungen von Skitrassen wurden Natura-2000-Gebiet ausgewiesen. Gleich- in den letzten Jahren genehmigt. Die größten zeitig ist der Fluss ein wichtiger Freizeit- und Beeinträchtigungen stellen die Erschließun- Erholungsraum. Im Projekt „Lebensader gen kaum berührter Landschaften dar, wie Bregenzerach“ wurden die Nutzungsan- zum Beispiel die Verbindung der Skigebiete sprüche seitens Gemeinden, Tourismus, Lech-Warth über das Auenfeld. Um einen Vereinen und Bevölkerung in ihrer Gesamt- Überblick über die wenigen erhaltenen uner- heit betrachtet. Auf dieser Grundlage kann schlossenen Gebiete in Vorarlberg zu bekom- nun eine Besucherlenkung mit Ausweisung men, hat der Naturschutzrat 2008 die Studie von Zonen der ökologisch verträglichen „Landschaftskammern in Vorarlberg – Ab- Freizeitnutzung sowie von reinen Natur- grenzung und Erschließung“ in Auftrag gege- zonen erfolgen. 2009 wurde von fünf an den ben. Das Land hat diese Studie als Grundla- Unterlauf der Ach grenzenden Gemeinden ge für den Landesraumplan „Weißzone“ zur von Kennelbach bis zur Mündung eine Erhaltung der unerschlossenen Gebiete her- Charta zur naturnahen Nutzung der Bregen- angezogen. Vorausgesetzt, die Weißen Zo- zerach als Erholungsraum unterzeichnet. nen werden nicht als Handelsgut für großräu- Auch hier sollte über ökologisch sinnvolle mige touristische Ausbauprojekte herange- Besucherlenkung und Naturzonen nachge- zogen, stellen sie einen Meilenstein in der dacht werden. Sicherung alpiner Landschafträume dar! Die Förderung des Landes für Touris- musbetriebe und Freizeitanlagen ist in den letzten drei Jahren um das Fünffache gestiegen. Künftig sollte die Tourismusförderung an ökologische Anforderungen gebunden werden. (Abb.6) 16
in Vorarlberg plus minus + 12 Tourismusbetriebe - Mit der Genehmigung aus sechs Destinatio- der Schigebietsverbin- nen starteten 2011 mit dung Lech-Warth über dem Vorarlberg Tou- das Auenfeld wird eine rismus das Netzwerk weitere Landschafts- t5 zur Entwicklung der kammer intensiv touri- nachhaltigen Ausrich- stisch erschlossen. Forderungen tung ihrer Betriebe. Große landschaftliche Die Ergebnisse bilden Eingriffe und Dauerbe- n Es muss sichergestellt werden, eine gute Grundlage lastungen werden in dass die Freizeit-Nutzungen an der für die Ausarbeitung Kauf genommen. Bregenzerach auch künftig ihren von Förderrichtlinien. - Die Beschneiung ein- sanften Charakter behalten. Außer- + „Respektiere deine zelner Teilflächen hat halb des Natura-2000-Gebiets Grenzen“ wurde auf sich zur Gesamtbe- sollten Naturzonen in einem Sommerlebensräume schneiung von Schige- Besucherlenkungskonzept vor- und speziell das Moun- bieten entwickelt. Das gesehen werden. Es soll keine tainbiken ausgeweitet. bedeutet einen erhöh- weitere Erschließung mit Freizeit- Eine Umfrage bestätigt ten Jahreswasserbe- infrastrukturen – etwa Toiletten- den Erfolg: 50% der darf, eine Vergröße- anlagen, Kiosken oder Fahrwegen Befragten kennen die rung der Nutzinhalte erfolgen. Kampagne, bei 57% und der Dammhöhen n Die Richtlinien und Inhalte für davon hat sie zu einer von Speicherteichen Tourismus-Förderungen durch das Verhaltensänderung sowie einen erhöhten Land Vorarlberg sind an die Ziele geführt. Energiebedarf. der Energieautonomie und die Ziele + Seit 2009 konnten die - Bei der Novellierung des Naturschutzes anzupassen. Standorte des Radver- des Naturschutzgeset- leihsystems für Gäste zes wurde für Kletter- im Bregenzerwald von steige u.a. Eingriffe 9 auf 13 erweitert keine Bewilligungs- werden. pflicht eingeführt. Umsetzung der Forderungen 2009 n Investitionsförderungen für Errich- Die Förderung an die Einhaltung von tung und Sanierung von Gebäuden Umweltstandards zu knüpfen ist aus und Einrichtungen, die touristi- Sicht der Wirtschaftsabteilung des schen Zwecken dienen, sollen sich Landes nicht notwendig und würde an den ökologischen Kriterien der zudem einen hohen Prüfaufwand mit Wohnbauförderung orientieren. sich bringen. n Tourismusförderungen aller Art Es ist geplant, die Förderungen auf sollen nur bei Einhaltung nachge- ihre Kompatibilität zur neuen wiesener Umweltstandards verge- Tourismusstrategie (Nachhaltigkeit, ben werden. Regionalität und Gastlichkeit) zu überprüfen. n Klima-Anpassungsstrategien kön- Der globale Klimawandel und seine nen und sollen auf regionaler Ebe- möglichen Auswirkungen auf den ne ausgearbeitet werden. Tourismus werden derzeit im Rahmen eines vom Land mitfinanzierten Projekts untersucht. 17
Natur und Umwelt Trends und Entwicklungen Energie Schritt für Schritt zur Energieautonomie im Bereich Wärmedämmung oder beim In einem zweijährigen Prozess wurde ein Stromverbrauch werden von den Tourismus- strategischer Plan zur Erreichung der 2009 betrieben zu wenig genutzt. Die Region beschlossenen Energieautonomie Vorarl- Lech-Warth hat sich 2009 entschlossen, als bergs ausgearbeitet. So soll zwischen 2005 Modellregion für den Alpentourismus, neben und 2020 eine Steigerung erneuerbarer En- dem Ausbau der Biomassenutzung auch Pro- ergie um 624 GWh pro Jahr angestrebt wer- jekte zur Steigerung der Energieeffizienz zu den. Dies entspricht dem 6-fachen der Ener- entwickeln und umzusetzen. Der spezifische gieerzeugung des Kraftwerks Alberschwende Stromverbrauch in der Region Lech-Warth oder 6% des gesamten Energieverbrauchs ist auch unter Berücksichtigung der Nächti- in Vorarlberg. Parallel zur Erhöhung der Nut- gungszahlen im Vergleich zum Landesdurch- zung erneuerbarer Energie soll der jährliche schnitt sehr hoch. Pro Jahr werden hier 59 Energieverbrauch um 1.450 GWh gesenkt GWh Strom verbraucht, die Hälfte davon werden. Bedeutende Einsparungen wurden vom Gastgewerbe und ein Fünftel geht auf bereits im Bereich Raumwärme erreicht, wo das Konto von Skiliften und Beschneiung. der Verbrauch gegenüber 2005 um etwa 6% Lech und Warth haben sich das Ziel gesetzt, gesunken ist. Der Treibstoffverbrauch ist den Stromverbrauch bis 2015 auf 55 GWh seit 2005 um 13%, der Stromverbrauch der und den Wärmeverbrauch um 10% bzw. auf Haushalte um 4% und der Energieverbrauch 80 GWh zu reduzieren. In mehr als 100 En- der Industrie um 2% gestiegen. ergieberatungen konnten in den letzten bei- den Jahren schon zahlreiche Maßnahmen in- Energiemodellregion Lech-Warth itiiert werden. Die Unterstützung dieser Allgemein ist in alpinen Tourismusregionen wichtigen Initiative durch das Umweltmini- der Energieverbrauch sehr hoch, viele Po- sterium lief 2012 aus. Die Weiterführung tentiale zur Einsparung von Energie – etwa dieses Projekts soll gesichert werden. Durch eine jährliche Sanierungsrate von 3% aller Wohn- häuser, die älter als 20 Jahre sind, soll der Verbrauch an Heizenergie bis 2020 um 20% gesenkt werden. (Abb.7) 18
in Vorarlberg plus minus + Auf ein Kraftwerk am - Wirksame Maßnah- Lech wird vorläufig men, sowohl Anreize verzichtet, um einen als auch gesetzliche der letzten in weiten Rahmenbedingungen Abschnitten natürli- zur Senkung des chen Alpenflüsse zu Stromverbrauchs der erhalten. Haushalte, des Ener- Forderungen + Im Jahr 2010 wurde gieverbrauchs der der kommunale Industrie (Gewerbe) n Die Förderungen und Gesetze des Gebäudeausweis und des Treibstoffver- Landes sollen auf ihre Auswirkungen eingeführt. Seither brauchs fehlen. auf das Ziel der Energieautonomie wird die Förderhöhe - Es besteht ein zu geprüft werden. Mit der Energieauto- für die Sanierung bzw. wenig beachtetes nomie unvereinbare Förderungen den Bau von Kommu- Risiko der Überdün- und Gesetze sollen dem Ziel nalgebäuden nach gung und einer damit entsprechend angepasst werden. Kriterien der Energie- verbundenen Bela- n Die Weiterführung der Initiative zur effizienz und ökologi- stung der Gewässer Steigerung der Energieeffizienz in schen Baustoffwahl durch Verwertung von der Region Lech-Warth, als Modell ausgerichtet. nicht hofeigenen für alpine Tourismusregionen, soll Substraten in gesichert werden. Biogasanlagen und n Das Land soll eine strategische anschließender Studie zur Prognose und Einschät- Ausbringung. zung der möglichen ökologischen Auswirkungen des Ausbaus der erneuerbaren Energien (Biomasse) in Vorarlberg in Auftrag geben. n Bei Bau- und Sanierungsvorhaben des Landes soll der Passivhausstan- dard verpflichtend eingeführt werden. Umsetzung der Forderungen 2009 n Der hohe Natürlichkeitsgrad des Das Land hat eine Potentialabschätzung Vorarlberger Waldes darf nicht der in Vorarlberg nutzbaren gefährdet werden. Eine wissen- Holzbiomasse beauftragt. Eine Studie schaftliche Abschätzung der durch zur Ermittlung der Auswirkungen auf die den steigenden Energieholzbedarf Natürlichkeit des Waldes wurde bisher entstehenden Risiken ist nicht beauftragt. erforderlich. n Projekte zum Ausbau der Wasser- Bis 2030 werden jene Gewässer, welche kraft dürfen nur dann bewilligt sich in einem sehr guten ökologischen werden, wenn keine ökologisch Zustand befinden, von einer Nutzung gravierenden Folgen für die ausgeschlossen. Gewässer entstehen. 19
Natur und Umwelt Trends und Entwicklungen Verkehr Nein zur Riedstraße Variante Z her setzt die Politik aber fast nur auf Die Auswirkungen während der 5-jährigen Bewusstseinsbildung und Anreize, um die Bauphase der 7,5 km langen und auf einer Menschen für Alternativen zum Auto zu mo- Länge von 3,3 km vierspurig unterflur- tivieren. Um spürbare Fortschritte zu erzie- geführten Variante Z auf den Naturraum len, braucht es Maßnahmen, die den um- sind unkalkulierbar. Eine Gefährdung der für weltfreundlichen Verkehr gegenüber dem das Ried typischen Vogelfauna ist sehr motorisierten Individualverkehr bevorteilen. wahrscheinlich. Die Folgen der Bauphase Die Kräfte sollen vermehrt auf den Ausbau wurden zu optimistisch bewertet. Die Verän- des Radwegenetzes und die Entschleunigung derungen des Grundwasserstandes, dessen des innerörtlichen Autoverkehrs konzentriert Dynamik durch ein Bauvorhaben dieses Aus- werden. Die Pflicht zum Bau von zusätzli- maßes und die ökologischen Folgen wurden chen Autoinfrastrukturen im Wohnungsbau gar nicht untersucht. Auch das Gesamtspek- soll entschärft werden. trum an Störungen und Beeinträchtigungen des Naturraums durch den laufenden Positive Zwischenbilanz zum 3-2-1-Ziel Betrieb der Straße wie Beleuchtung bei den Im Verkehrskonzept 2006 hat Vorarlberg Tunneleinfahrten, Lärm, Schadstoffeinträge das Ziel festgelegt, den Anteil der täglich in Boden und Gewässer ist erheblich. Auch zurückgelegten Wege pro Person bis zum der Mäander der Dornbirnerach mit seinem Jahr 2015 beim Radverkehr um 3, beim öf- Auwald würde von der ZVariante massiv fentlichen Verkehr um 2 und bei den Pkw- betroffen. Mitfahrern um 1 Prozent zu steigern. Seither wurde der Ausbau des öffentlichen Verkehrs Gegenmaßnahmen zum Autoverkehr noch verstärkt, die Radinfrastrukturen ver- Ziel der Energieautonomie im Bereich Mobi- bessert sowie das Radfahren intensiv bewor- lität ist, den Energieverbrauch bis 2020 um ben. In einer groß angelegten Befragung 20 Prozent gegenüber 2005 zu senken. Bis- konnte eine positive Bilanz gezogen werden. Seit 2003 ist der Pkw-Anteil um 1% gesunken, bei Fahrrad und ÖPNV erfolgten Zuwächse. (Abb.8) 20
in Vorarlberg plus minus + Maßnahmen zur Stär- - Mobilitätsmanagement kung des Langsamver- bei Verkehrserregern: kehrs (Rad und zu Vorarlberg setzt statt Fuß): Der „Shared auf Verpflichtung auf Space“ in Dornbirn Freiwilligkeit, bietet Kreuzung Moosmahd- aber keine finanziellen straße - Bahnhofstraße Anreize für betriebli- Forderungen und verkehrsraumge- ches Mobilitätsmana- stalterische Maßnah- gement oder andere n Eine Gefährdung der für das Ried men zur Verringerung betriebliche Maßnah- typischen Vogelfauna durch Bau der Durchfahrtsge- men zur Senkung des und Betrieb der Straßenverbindung schwindigkeit an der motorisierten Individu- Variante Z ist abzulehnen. Kurzfri- L3 haben sich bisher alverkehrs. stig realisierbare Maßnahmen zur bewährt. - Es gibt keine Pflicht zu Verkehrsentlastung sollen bald um- + Beim Mobilitätsmana- Begleitmaßnahmen zur gesetzt werden. gement gibt es erfreu- Reduktion des Pkw- n Um Erfolge beim Klimaschutz und liche Entwicklungen im Verkehrs bei verkehrs- den Energiezielen zu erreichen, Rahmen von Großver- intensiven Tourismus- muss der umweltfreundliche anstaltungen, z.B. projekten wie z.B. Verkehr durch sogenannte Komple- Bezirksmusikfeste im dem Ausbau von mentär-Maßnahmen, die den Bregenzerwald, Großen Schigebieten oder der motorisierten Individualverkehr Walsertal, Klostertal, Neuansiedelung von zurückdrängen, gepusht werden. etc. sonstigen Verkehrs- n Der Ausbau der überörtlichen + Der Verkehrsverbund erregern ohne UVP- Radwege soll mit möglichst Vorarlberg hat zur Pflicht. geringen Auswirkungen auf die Beratung von Unter- - Funktionskonzept Natur erfolgen. Auf die Ausstattung nehmen und Forcie- Rheintal-Walgau: der Radwege mit einer Straßen- rung der umwelt- Manche Gemeinden beleuchtung und die Asphaltierung freundlichen Anreise zu neigen zur Zurück- der Wege soll in ökologisch Veranstaltungen ei- haltung bei wirkungs- sensiblen Gebieten verzichtet gens einen Mobilitäts- vollen Maßnahmen zur werden. berater eingestellt. Lenkung des Durch- gangsverkehrs auf das übergeordnete Ver- kehrsnetz. Umsetzung der Forderungen 2009 n Die Zerschneidung und Beeinträch- Der mögliche Neubau einer zusätzli- tigung der landschaftlichen Qualität chen Straße mit zum großen Teil Au- der Riedgebiete muss dringend ver- tobahncharakter im Ried würde eine mieden werden. Die entsprechen- massive Zerschneidung und Beein- den Lösungen sollen in den Prozes- trächtigung der landschaftlichen sen „Mobil im Rheintal“ und „Rhein- Qualität bewirken. tal Mitte“ angestrebt werden. 21
Natur und Umwelt Trends und Entwicklungen Abfallwirtschaft Vorarlberg weist mit 85 kg österreichweit freundlicheren Produkten. Kriterien der das geringste Pro-Kopf Aufkommen an Abfallvermeidung sind Teil der ökologischen Restabfällen auf. Der Gesamtabfall stieg von Beschaffung, über die Gemeinden 2010 99.031 Tonnen bzw. 274,27 kg pro Kopf im Produkte im Wert von über 3 Mio. Euro Jahr 2005 auf rund 115.306 Tonnen bzw. bestellt haben. 93% des Umsatzes ging an 308,9 kg pro Kopf im Jahr 2012. Ein Meilen- Unternehmen im Land. stein ist jedoch das Ende der Ablagerung unbehandelter Abfälle. Bis zum Jahr 2005 "Re-Use" und "ghörig feschta" wurden in Vorarlberg jährlich bis zu 58.000 Regionale Re-Use-Netzwerke zur Samm- Tonnen Restabfälle direkt und unbehandelt lung, Aufbereitung und Wiederverwendung auf Deponien abgelagert. Nach einer Über- von Altwaren können Abfallmengen gangsphase bis 2009 werden keine prob- reduziert, Materialien und Energie für die lematischen Fraktionen mehr abgelagert. Herstellung neuer Produkte eingespart Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur werden. 2012 wurde im Auftrag des Vorarl- Senkung von CO2 und anderen umwelt- berger Umweltverbandes eine Machbarkeits- schädlichen Emissionen aus den Deponie- studie „Re-Use Vorarlberg“ mit Einbindung körpern Vorarlbergs geleistet. sozialer Integrationsunternehmen gestartet. Gute Beispiele für Abfallvermeidung Die Initiative „ghörig feschta“ unterstützt die Die Kampagne „RIKKI - Schlauberger ver- Ausrichtung nachhaltiger Veranstaltungen. meiden Abfall“ und der ÖkoBeschaf- Ein besonderes Augenmerk wird auf die Ver- fungsService als Einkaufsform für Gemein- wendung regionaler Produkte und den den sind Bespiele für Abfallvermeidung bewussten Umgang mit Abfällen gelegt. Eine durch Bewusstseinsbildung und wichtige Beratungsstelle hilft bei Fragen zu nachhalti- Impulse für die Entwicklung von umwelt- gen Events. Trotz dem gering- sten Pro-Kopf Aufkommen an Restabfällen nimmt die Abfallmenge in Vorarlberg stetig zu. So stiegen seit 1998 z.B. die Ver- packungsabfälle um 78%, das Alt- papier um 26%, während der Rest- müll gleich blieb. (Abb.9) 22
in Vorarlberg plus minus + Der Vorarlberger Ab- - Die absolute und spe- fallwirtschaftsplan zifische Gesamtabfall- 2006 wurde erstmals menge steigt auch in im Rahmen einer Stra- Vorarlberg ständig an. tegischen Umweltprü- Von 99.000 Tonnen fung (SUP) erarbeitet, bzw. 273,5 kg pro wobei umweltbezoge- Kopf im Jahr 2005 auf Forderungen ne, soziale und wirt- rd. 111.100 Tonnen schaftliche Aspekte bzw. 301,2 kg pro n Die Optimierungspotentiale bei der einbezogen wurden. Kopf im Jahr 2009. getrennten Sammlung von Bioabfall Damit ist Vorarlberg Zwischen 2005 und und Altstoffen sollen ausgeschöpft neben Wien und Salz- 2009 nahm die absolu- werden. burg in Österreich te Abfallmenge um n Die Bewusstseinsbildungskampagne Vorreiter. 12.000 Tonnen bzw. als Basis für Verhaltensänderung mit + Von der Initiative die Pro-Kopf Abfall- Fokus auf Abfallvermeidung soll fort- „Tischlein-Deck-Dich“ menge um 27,7 kg zu. geführt werden. Dafür werden saiso- werden nicht verkaufte - Die Menge an Ver- nale Schwerpunktsetzungen wie z.B. Produkte aus dem Le- packungskunststoffen Mehrweggetränkeverpackungen im bensmittelhandel statt steigt ebenso: Zwi- Sommer oder Lebensmittelabfälle im vernichtet an Bedürfti- schen 2005 und 2009 Winter vorgeschlagen. ge verteilt. nahm die Menge der n Regionale Initiativen zur ökologi- + Vorarlberg wies mit Altkunststoffe aus der schen Produktgestaltung z.B. hohe 85,7 kg 2009 öster- Systemabfuhr um Lebensdauer, Reparaturfähigkeit und reichweit das geringste 1.500 Tonnen bzw. um Wiederverwendung sollen unter- Pro-Kopf Aufkommen 18% zu. stützt werden. an Restabfällen aus der Systemabfuhr auf. Es werden über 71% der Abfälle wiederver- wertet. n Es liegen keine Forderungen aus früheren Berichten vor. 23
B 24
Unter der Lupe 25
Natur und Umwelt Unter der Lupe Die grüne Walz – Lehren aus dem Biotopinventar Georg Grabherr Langsam beginnt für mich die Zeit Rück- Tropenwald kümmern, die letzten Sibirischen ist emeritierter schau zu halten und die Frage stellt sich für Tiger retten, uns um das Edelweiß kümmern Universitätsprofessor mich, den Biologen, Pflanzennarr und Natur- oder gar 2 Millionen Euro für die Erhaltung des für Vegetationsökologie schützer, was hat mich geprägt, beein- Bodenseevergissmeinnichts ausgeben? Ökolo- und Naturschutz- druckt, habe ich etwas weiterzugeben – in gen verwenden heute Konzepte wie die forschung an der Wissenschaftlerkreisen würde man jetzt von Sicherung ökosystematischer Serviceleistun- Universität Wien und der „take home message“ sprechen. Was gen und Güter, die ohne Tiere, Pflanzen, Bak- Vorsitzender des rate ich den Naturschützern, den Ökologen, terien, Pilze nicht möglich sind. So gesehen Vorarlberger den Biologen? wird biologische Vielfalt zum Überlebensthe- Naturschutzrats ma, deren Erhaltung zum Muss. Vom Prinzip her sind die Geheimnisse des Lebens bis auf die molekulare Ebene ent- Aber wie? Mit dieser Frage kommt das Bioto- schlüsselt und es geht nur mehr darum, die pinventar ins Spiel. Vegetation und Tierwelt Variabilität, Heterogenität und Evolution der sind an Habitate gebunden und nicht zufällig Prozesse und deren Steuerung zu quantifi- verteilt. Jede Region hat ganz spezifische Ei- zieren und letztlich zu nutzen. Der Homo genheiten, aber auch eine Vielfalt an Elemen- creator ist keine Fiktion mehr. Sogar die ten, die sie mit Nachbarregionen bis hin zur Möglichkeit wird angedacht, Lebewesen zu kontinentalen Dimension verknüpft. Vieles ist entwerfen, die es bis jetzt in der Natur nicht beschrieben, analysiert, man kann es lesen, gegeben hat. Alles zum Wohle des Menschen. lernen. Und dann steht auch der Student, Sachverständige, Experte vor einer Wiese, Überlebensthema biologische Vielfalt checkt die Pflanzenarten, die als Kennarten Diese enormen Möglichkeiten die Lebewelt der betreffenden Lebensgemeinschaft be- zu beeinflussen, gehen parallel mit globalen, trachtet werden können und stellt fest – eine durch den Menschen ausgelösten Verände- fehlt! Oder, eine Art gehört eigentlich nicht rungen des Klimas, der Biodiversität, der hierher. Vielleicht ist es das Wichtigste über- Güte der Luft und des Bodens. Noch bis vor haupt, dieses Prinzip selbst sich gestaltender wenigen Jahrzehnten betrachtete man es als Lebensgemeinschaften als reales, aber nicht unmöglich, dass der Mensch die Umwelt scharf fassbares Phänomen wahrzunehmen global verändern könnte. Der Klimawandel und dabei die Vokabeln der Natur, die Arten beweist, dass es geht. Wahrlich, das Anthro- als Baustein dieses Naturganzen zu erfassen. pozän, wie die Jetztzeit schon genannt wird, ist angebrochen. Man hofft auch, die selbst Vier Jahre Vorarlberg von oben bis verursachten Umweltprobleme mit Hilfe der unten sicher nicht risikofreien Bio- bzw. Gentech- Als ich den Auftrag zum Biotopinventar im nologie lösen zu können. Jahr 1983 übernahm: vier Jahre Vorarlberg von oben bis unten. Alles (wohl besser fast In gewissem Sinne stellt man was an, um alles) habe ich selbst gesehen, von den schon „Angestelltes“ zu bewältigen. Ist in kleinen Binsen in den Pflasterritzen vor dem dieser Arena des ökologischen Flick- Landhaus bis zu den Kieselkalkfelsen am schusterns noch Platz für Natur, biologische Ofenpass mit den phantastischen Primel- Vielfalt? Was fangen wir mit dieser Vielfalt hybriden, das Grünland in den agrarischen überhaupt an? Warum sollen wir uns um den Intensivgebieten des Rheintals und des 26
Sie können auch lesen