Natur und Umwelt in Vorarlberg - 2012 w Analysen w Ziele w Visionen - Österreichische Ökologie ...

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Natur und Umwelt
                 in Vorarlberg

                 2012   w   Analysen   w   Ziele   w   Visionen

VORARLBERGER
NATURSCHUTZRAT
Natur und Umwelt in Vorarlberg - 2012 w Analysen w Ziele w Visionen - Österreichische Ökologie ...
Natur und Umwelt in Vorarlberg - 2012 w Analysen w Ziele w Visionen - Österreichische Ökologie ...
Vorwort

I
     m Naturschutz kann man es nur falsch       der Versuch, Naturschutz einmal nicht fade
     machen. Meldet man sich laut zu Wort,      darzustellen, nicht jene Verbreitung gefun-
     gilt man sofort als Extremist, Menschen-   den hat, die wir uns wünschten. Einer unge-
verachter, Bauernsekkierer und was noch         wöhnlichen Initiative, Naturschutz in die
alles. Tut man es leise, nimmt niemand          breite Öffentlichkeit zu bringen, war – wenn
davon Kenntnis.                                 überhaupt – wieder einmal kein wirklicher
                                                Erfolg beschieden. Dazu begleiteten ein
Seit Jahren versucht der Rat, diese Regel zu    nicht gerade leiser Theaterdonner und Kritik
durchbrechen. So ist die Wiesenmeister-         das Erscheinen des Buches. Es gab „beleidig-
schaft eingeführt worden, um durch Lob und      te Leberwürste“, bissige Frustkommentare,
positive Verstärkung klarzumachen, dass         Kritik am Cover, einen wenig ehrgeizigen
bunte Wiesen keine Selbstverständlichkeit       Verlag.
sind und Vielfalt bewusst wahrgenommen
und gefördert werden muss. Die Beratung         Der Naturschutzrat lässt sich nicht entmuti-
der Landesregierung hinterließ ihre Spuren,     gen. Er ist kein Weisenrat, aber eine Institu-
wenn auch nicht immer besonders tief. Es        tion, die Sinn macht. Vorarlberg wird darum
gelang jedenfalls immer wieder, gemäß dem       beneidet. Man kann die Frage stellen, was
Leitmotiv des Rates „Schützen durch Über-       alles passiert wäre, hätte es den Natur-
zeugen“ Verständnis für die Anliegen des        schutz nicht gegeben. Mähr hatte die Frei-
Naturschutzes zu gewinnen, dessen Not-          heit, zu schreiben was ihm wichtig erschien.
wendigkeit darzustellen und letztlich Maß-      Seine Analysen zum Vorarlberger Wesen
nahmen auszulösen.                              und dessen Bedeutung für den Naturschutz
                                                sollten sich eigentlich auf den Nachtkästchen
Gemäß dieser Motivation wurde auch das          der Volksbildner, der Wirtschaftsführer, der
Projekt einer Darstellung der Naturschutz-      Politiker, genau genommen aller Vorarl-
geschichte in Vorarlberg in belletristischer    berger, die des Lesens mächtig sind,
Form in Auftrag gegeben. Als erster Schritt     befinden. Vollständigkeit war nicht verlangt.
wurden Dokumente und Überlieferungen            Mähr schöpfte auch ausgiebig und schlag-
von Zeitzeugen recherchiert und in einem        lichtartig aus seinen Erinnerungen als ORF-
unveröffentlichten Manuskript zusammen-         Reporter, was das Buch besonders interes-
gestellt. Als zweiter Schritt wurden diese      sant macht. Der ungewöhnliche Versuch,
Unterlagen an Dr. Christian Mähr übergeben      Naturschutz als interessantes Thema zu
mit dem klaren Auftrag, ein attraktives un-     propagieren und nicht nur als frusttriefendes
terhaltsames Buch daraus zu machen. So          Lamento hatte hier einen holprigen Start,
entstand „Naturschutz in Vorarlberg – eine      langfristig sind wir vom Erfolg überzeugt.
Annäherung“, ein Buch, das man von der
ersten bis zur letzten Seite durchlesen soll-   Univ. Prof. Dr. Georg Grabherr
te. Man muss allerdings zugestehen, dass        Vorsitzender des Naturschutzrates
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Impressum

Medieninhaber, Herausgeber, Verleger
Vorarlberger Naturschutzrat
Jahngasse 9, 6850 Dornbirn
Tel.: 05572/23 2 35
Fax: 05572/23 2 35 8
E-Mail: inatura@dornbirn.at
Internet: www.naturschutzrat.at

Konzeption, Redaktion, Gestaltung
Daniela Grabher (Leitung)
Katrin Löning
Ulli Weber
Österreichisches Ökologie Institut
Geschäftsstelle Vorarlberg
Kirchstr. 9/2, 6900 Bregenz
Tel: 05574/52 0 85
Fax: 05574/52 0 85 4
E-Mail: oekoinstitut.vlbg@ecology.at
Internet: www.ecology.at

Bildnachweis
Land Vorarlberg, Abt. IVe / UMG Markus Grabher, Rückseite
Löning Katrin, Seite 6
Land Vorarlberg / Alexandra Serra, Seite 6
Aeschlimann Ruedi, Seite 6
PRISMA Unternehmensgruppe, Seite 8
Burtscher Markus, Seite 8 (2)
Land Vorarlberg, Abt. IVe / Marlies Sperandio, Seite 10
Rusch Wolfgang, Seite 10
Land Vorarlberg, Seite 10
Projekt Schule am Bauernhof, Seite 12
Land Vorarlberg / Harald Zechmeister, Seite 12
Dietrich Vorarlberger Kostbarkeiten, Seite 12
Federspieler René, Seite 14
Burtscher Markus, Seite14
Wasem Ulrich / Eidg. Forschungsanstalt WSL, Seite 14
Pritz Franz, Seite 16
Erath Josef, Seite 16
Vorarlberg Tourismus, Seite 16
Cisco Ripac - pixelio.de, Seite 18
Schlager Wilhelm, Energieinstitut Vorarlberg, Seite 18
Energieinstitut Vorarlberg, Seite 18
Amt der Stadt Dornbirn, Seite 20
Klas Karin, Seite 20
Thurnher Hanno Filmproduktion, Seite 20
Caritas Vorarlberg, Seite 22
Ökologie Institut, Seite 22
Grabher Daniela / ghörig feschta, Seite 22
Löning Katrin, Seite 27
Verein Werbegemeinschaft Lech-Wege, Seite 28
Verein Werbegemeinschaft Lech-Wege, Gerhard Eisenschink, Seite 29
Vorauer Anton, Seite 30
Pagitz Konrad, Seite 30
Castle Tony, Seite 31
Albrecht Max, Seite 33
OeAV-Fachabteilung Raumplanung-Naturschutz / Ökologie Institut, Seite 35
Kunsthaus Bregenz Antony Gormley / Markus Tretter, Seite 37
UMG Grabher Markus, Seite 40, 42
Biosphärenpark Großes Walsertal, Seite 45
Moosbrugger Maria-Anna, Seite 47

Druck und Herstellung
gugler crossmedia, 3390 Melk/Donau, klimaneutral gedruckt

Vorarlberger Naturschutzrat, Juni 2013
                                                                           2
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Inhalt

        A
             Trends und Entwicklungen
             Biologische und landschaftliche Vielfalt          6
             Siedlungsentwicklung und Raumplanung              8
             Gewässer                                         10
             Landwirtschaft                                   12
             Wald und Forstwirtschaft                         14
             Tourismus                                        16
             Energie                                          18
             Verkehr                                          20
             Abfallwirtschaft                                 22

        B    Unter der Lupe
             Die grüne Walz - Lehren aus dem Biotopinventar
             Der Lech - ein ganzer Fluss zur Erinnerung
             Die Entwicklung des Vorarlberger Naturschutzes
             Schipistenbeschneiung
             Silberstreif am Horizon(t)
                                                              26
                                                              28
                                                              32
                                                              34
                                                              36

        C    Perspektiven und Impulse
             Weißzone - wenig erschlossene Landschaften
             Regionalität und Nachhaltigkeit im Tourismus
             Perspektive Almwirtschaft
                                                              40
                                                              44
                                                              46

             Vorarlberger Naturschutzrat                      49
             Literaturverzeichnis                             50

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A
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Trends und
    Entwicklungen

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Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen
    Biologische und
    landschaftliche
    Vielfalt
    Biodiversitätsstrategie für Vorarlberg          stoffeinträge und Zerschneidung durch
    Zur Sicherung der Lebensräume seltener          Straßen beeinträchtigen diese Lebensräume
    Tier- und Pflanzenarten hat die Umwelt-         und können erreichte Erfolge in Kürze
    abteilung des Landes 2007 eine Strategie        zunichtemachen. Die Entscheidung für die
    erarbeitet. Unter den umgesetzten Maßnah-       Schnellstraße „Z-Variante“ wird vom Natur-
    men ist beispielsweise die Verbesserung des     schutzrat abgelehnt, denn ein weiterer
    Managements in den Natura-2000-Gebieten         Rückgang der Riedvogelwelt wäre zu
    und die Aktualisierung des Inventars beson-     befürchten.
    ders schutzwürdiger Biotope zu nennen. Es
    war das erste Inventar dieser Art, das auch     Auwald – Schutzgut ersten Ranges
    die alpine Vegetation mit einbezog und bei      Auen mit naturnaher Dynamik sind in
    der Bewertung Vegetationsaufnahmen mit          Vorarlberg an Rhein, Ill und den mittleren
    berücksichtigte. In diesem Sinne ist das        Fließgewässern über weite Strecken ver-
    Vorarlberger Inventar ein Unikat. Die Strate-   schwunden. Die bestehenden Auwaldreste
    gie soll auf Grundlage des aktuellen Inven-     sind Schutzgüter ersten Ranges; dement-
    tars und neuen Entwicklungstrends überar-       sprechend wurden einige als Schutzgebiete
    beitet werden. Förderprogramme sind dem         ausgewiesen (Bregenzerachmündung, die
    anzupassen.                                     Auen um die Dornbirnerach-Mäander, das
                                                    Rheinholz und die Rheinvorstreckung).
    Engagement für Feuchtwiesen                     Weitere wertvolle Auwaldreste in Tallagen
    Im Rheintal und Walgau gibt es laut Biotop-     sind aufgrund von Siedlungs- und Wirt-
    inventar ca. 1300 ha besonders schützens-       schaftstätigkeiten aber einem hohen
    werte Feuchtwiesenbiotope, dies ist europa-     Nutzungsdruck ausgesetzt. Im Walgau sind
    weit einer der höchsten Werte bezogen auf       beispielsweise allein in den letzten 11 Jahren
    die Gesamtfläche. Mit der Streuwiesen-          28 ha Auwald gerodet worden. Der Natur-
    verordnung ist ein Großteil geschützt.          schutzrat hat eine Kartierung des Bestandes
    Spezifische Maßnahmen wie Schwende-             in den Tallagen beauftragt. Auf Basis dieser
    aktionen, Regulierungen von Goldrutenbe-        Studie, dem Biotopinventar und der Wald-
    ständen und an Brutzeiten angepasste            strategie ist ein Managementkonzept zu
    Bewirtschaftung zeigen erste Erfolge. Stick-    entwickeln.

                                                                               Revierzählungen
                                                                               belegen den Rück-
                                                                               gang der im Ried
                                                                               ehemals häufig
                                                                               vorkommenden
                                                                               Bekassine.
                                                                               (Abb.1)

                                                                                                     6
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in Vorarlberg

                                                         plus                        minus
                                                + Das aktualisierte Bio-      - Das Vorkommen für
                                                  topinventar wurde den         Streuobstwiesen
                                                  Gemeinden zur Verfü-          typischer Vogelarten
                                                  gung gestellt. In über        nimmt ab. Eine Studie
                                                  2/ der Gemeinden              in Dornbirn und
                                                     3
                                                  wurden Biotop-                Lustenau belegt die
                                                  exkursionen und               Artenverarmung durch
     Forderungen                                  Infoveranstaltungen           den Verlust von Hoch-
                                                  durchgeführt.                 stammobstbäumen.
     n Eine Fortschreibung der Strategie        + Mit der „Plattform Au-      - Noch immer ver-
       zur Sicherung der Biodiversität soll       wald“ setzen sich NGOs        schwinden prägende
       erstellt werden. Hierzu soll ein Be-       und öffentlichen Stellen      und ökologisch wert-
       teiligungsprozess nach Vorbild der         für den Erhalt der ver-       volle Landschafts-
       Energie-Zukunft Vorarlberg durch-          bliebenen Au- und na-         elemente wie Fels-
       geführt werden. Dies verlangt eine         turnahen Wälder ein.          blöcke, Lesestein-
       angemessene finanzielle und perso-       + Mit der Initiative            haufen, Hecken und
       nelle Ausstattung.                         „Gemeinsam für den            Feldgehölze durch
     n Die Studie „Auswertung des                 Kiebitz“ setzen Natur-        Pisten-Korrekturen und
       aktualisierten Biotopinventars“            schutzbund, der Verein        landwirtschaftliche
       bietet konkrete Biotopschutzmaß-           „Die Drossel“, die            Kultivierungen.
       nahmen. Förderprogramme in                 Schweizer Ortsgemein-       - In den letzten
       Land- und Forstwirtschaft sind im          den und die Jäger-            11 Jahren sind im
       Sinne eines Biotopmanagements zu           schaft Maßnahmen zur          Walgau 28 ha Auwald
       adjustieren. Dies gilt vor allem für       Förderung dieser              für Betriebsgebiete,
       die Festlegung der Leistungsab-            seltenen Vogelart um.         Straßenbau und Sport-
       geltungen für Weideflächen auf den       + Die Abteilung Umwelt-         plätze gerodet worden.
       Alpen.                                     schutz hat gemeinsam
     n Vision Rheintal hat Leitlinien zur         mit ExpertInnen und
       Biotopvernetzung im Rheintal               Betroffenen das Ak-
       erarbeitet. Diese sind zu                  tionsprogramm Vorarl-
       konkretisieren.                            berger Neophyten aus-
                                                  gearbeitet.

                   Umsetzung der Forderungen 2009

     n Das alte und aktualisierte Biotop-      Eine Analyse wurde beauftragt. Eine
       inventar ist in Hinblick auf eine       daraus abgeleitete Strategie und ein
       wirkungsvolle Erhaltungsstrategie       Maßnahmenplan werden derzeit
       zu analysieren.                         erarbeitet.
     n Das aktualisierte Biotopinventar ent-   Exkursionen, Infoveranstaltungen und
       hält Handlungsanleitungen. Gemein-      Naturschutzberatungen wurden durch-
       den sollen befähigt werden, diese       geführt.
       umzusetzen.
     n Für die Grünzone im Rheintal muss       Auf Grundlage des Prozesses Rheintal
       ein Landschaftsentwicklungskonzept      Mitte wurde ein Rahmenplan verab-
       erarbeitet werden. Erst dann kön-       schiedet, der jetzt in die Detailplanung
       nen Aussagen über naturverträgli-       geht. In der Folge wird ein Landschafts-
       che Varianten für Straßenbau-           entwicklungskonzept angestrebt.
       projekte und Umwidmungen
 7     getroffen werden.
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Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen
    Siedlungs-
    entwicklung und
    Raumplanung
    Wachsender Flächenverbrauch                     durch flächensparende überörtliche Planungen
    In Vorarlberg wurden in den letzten 15 Jah-     von Gewerbeflächenpools und Ausgleichs-
    ren 776 ha Grünflächen in Bauland umge-         mechanismen zwischen den Gemeinden
    widmet. Das entspricht etwa der Gemeinde-       erreicht werden. Die Planungsprozesse für
    fläche von Bludesch. Dabei werden 1/3 der       Rheintal Süd und Nord sollen dementspre-
    gewidmeten Flächen nicht einmal genutzt.        chend alle Potenziale zur Einsparung des
    Zahlreiche Bauflächen kommen nicht auf          Flächenverbrauchs nutzen.
    den Markt und somit steigt der Druck auf die
    Gemeinden, weiteres Bauland im Grünen zu        Rheintal Mitte
    widmen. Allein im Rheintal wird bis 2030 ein    2006 starteten Dornbirn, Hohenems und
    zusätzlicher Bedarf für Betriebsgebiete von     Lustenau einen gemeinde- und fachüber-
    mindestens 200 ha prognostiziert. Zusam-        greifenden Planungsprozess zur Nutzung der
    men mit den Prognosen für das Bevölke-          Gebiete zwischen den Gemeinden. Ziel war
    rungswachstum und dem Trend zum Ein-            es, unter der Prämisse des prognostizierten
    und Zweipersonenhaushalt ist dies ein zwin-     Bedarfs an Gewerbeflächen, die Siedlungs-,
    gender Grund, einen Vorarlberger Zielwert       Verkehrs- und Freiraumentwicklung ganz-
    für die zukünftige Flächeninanspruchnahme       heitlich zu betrachten. Ergebnis ist ein
    zu definieren. Dabei ist der Bedarf für Land-   Rahmenplan, der die Trassenführung des
    wirtschaftsflächen und ökologisch wertvolle     Autobahnanschlusses, das Radwegenetz, die
    Lebensräume zu berücksichtigen.                 Betriebsgebietsbereiche sowie die Flächen
                                                    mit hohem ökologischen Wert und besonde-
    Bodenschutz durch Planungsprozesse              rer Erholungseignung ausweist. Es wird
    Mit den gemeindeübergreifenden Planungs-        empfohlen, vor konkreten baulichen und
    prozessen Rheintal Mitte und folgend auch       widmungstechnischen Umsetzungen ein
    Rheintal Süd und Rheintal Nord werden zum       Landschaftsentwicklungskonzept mit Maß-
    ersten Mal interkommunale Lösungsansätze        nahmen zu entwickeln, das die Biodiversität
    zur Sicherung von Gewerbeflächen gesucht.       und eine optimale Biotopvernetzung sichert.
    Reduktionen des Flächenverbrauchs können

                                                                            In Vorarlberg
                                                                            betrug die Zunahme
                                                                            der für die Bebau-
                                                                            ung gewidmeten
                                                                            Flächen in den
                                                                            letzten 15 Jahren
                                                                            7,76 km2, das ist
                                                                            1 ha oder ein Fuß-
                                                                            ballplatz pro Woche.
                                                                            (Abb.2)

                                                                                                   8
in Vorarlberg

                                                        plus                          minus
                                               + Das Projekt Vision             - „Rheintal Mitte“ ist ein
                                                 Rheintal bietet immer            fachübergreifender
                                                 wieder neue Denk-                Planungsprozess zur
                                                 anstöße zur Innenver-            Nutzung des Gebiets
                                                 dichtung wie beispiels-          zwischen Dornbirn,
                                                 weise „das Quartier der          Hohenems und Lusten-
                                                 Zukunft“ oder „Verdich-          au, der Naturschutz-
    Forderungen                                  tungen am Bahnhof-               aspekte mit einbezo-
                                                 sumfeld“ und trägt               gen hat. Die Sicherung
    n Die Regierung muss zur Reduktion           damit nachhaltig zur             der Biodiversität wird
      des bislang ungebremsten Flächen-          qualitativen Entwick-            in der Umsetzung aber
      verbrauchs in den zentralen Sied-          lung des Rheintals bei.          nicht gleichrangig mit
      lungsräumen des Landes konkrete          + Unter Koordination des           den anderen Zielset-
      Ziele und einen Maßnahmenplan zur          Landes wurden die                zungen behandelt.
      Zielerreichung vorlegen.                   interkommunalen Pla-           - Das „überwiegend
    n Vor weiteren Umsetzungsschritten           nungsprozesse Rhein-             öffentliche Interesse“
      des Rahmenplans „Rheintal Mitte“           tal-Mitte, -Süd und              ist in den Entscheidungen
      sind konkrete Maßnahmen zur                -Nord sowie Walgau               über Verbauungen und
      Sicherung der Biotopvernetzung,            gestartet. Durch die             andere „harte“ Eingrif-
      der Landwirtschaftsflächen und der         überörtliche Gesamt-             fe in die Natur weder
      landschaftlichen Qualität für              schau des tatsächli-             transparent noch
      Erholung zu setzen. Um eine                chen Raumbedarfs und             nachvollziehbar. Unter
      Marginalisierung zu vermeiden,             der Qualitäten des Na-           diesem Deckmantel
      muss dringend mit einer Entwick-           turhaushaltes kann ein           wird allzu oft zugun-
      lungsstrategie samt Qualitäts-             regional abgestimmtes            sten wirtschaftlicher
      standards auf diese Nutz- und              Flächenmanagement                oder Interessen Einzel-
      Schutzansprüche – bevor es zu              entstehen.                       ner entschieden.
      großflächigen Gewerbegebiets-            + Der Verein „Bodenfrei-         - Es fehlt ein verbind-
      widmungen kommt – reagiert                 heit“ setzt sich dafür           licher überörtlicher
      werden.                                    ein, in der Öffentlich-          Ziel- und Maßnahmen-
                                                 keit ein Bewusstsein             plan zur Sicherung der
                                                 für den Erhalt von               Biodiversität und der
                                                 naturräumlich und                ökologischen Vernet-
                                                 kulturell wichtigen              zung im Rheintal und
                                                 Freiflächen zu schaffen.         Walgau.

                  Umsetzung der Forderungen 2009

    n Überörtliche, regionale Entwick-       Je nach Themenbereich liegen
      lungsplanungen sollen regionsspezi-    regionale Ziele für die örtliche
      fische Ziele für die örtliche Raum-    Raumplanung vor.
      planung vorgeben.
    n Flächenwidmungskompetenzen sollen      Die Umsetzung dieser Forderung wird
      weitestgehend auf eine überörtliche,   vom Land Vorarlberg abgelehnt.
      regionale Ebene angehoben werden.
    n Der Bilanzierung des Bodenschutz-      Forderungen im Bodenschutzkonzept
      konzeptes müssen verbindliche          1992 werden als aktuell und um-
      Schlussfolgerungen mit evaluierba-     fassend erachtet. Auf „neue Schluss-
      ren Zielen folgen.                     folgerungen“ wird daher verzichtet.
9
Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

    Gewässer
    Vorarlberger Wasserwirtschaftsstrategie        Kraftwerk am Lech wird vorläufig verzichtet,
    Mit der neuen Wasserwirtschaftsstrategie       um einen der letzten in weiten Abschnitten
    2010 wurden der Öffentlichkeit die Ziele und   natürlichen Alpenflüsse zu erhalten. Damit
    Grundsätze der Gewässerpolitik in Vorarl-      schließt sich das Land einer wichtigen Forde-
    berg vorgestellt. Damit wurde eine Grundla-    rung des Naturschutzes an.
    ge für die Nutzung und den Schutz der Ge-
    wässer geschaffen. Aus Sicht des Natur-        Blauzone Rheintal
    schutzes besonders wichtige Ziele sind der     Als räumliche Vorsorge für den Hochwasser-
    Erhalt des sehr guten Zustandes der Grund-     schutz hat das Land die sogenannte „Blau-
    wasserkörper und die Erhöhung des Anteils      zone Rheintal“ konzipiert. Knapp 56 km2
    an Gewässern mit einem guten ökologischen      sind als schutzwasserwirtschaftliche Vor-
    Zustand.                                       rangflächen in dem neuen Landesraumplan
                                                   vorgesehen. In diesen Gebieten soll eine
    Schutz der Gewässer                            weitere isolierte bauliche Entwicklung
    Als wichtigem Schritt zur Erreichung der       vermieden werden. Diese Flächen bilden die
    Energieautonomie hat das Land grünes Licht     Grundlage für Projekte wie z.B. den im
    für den weiteren Ausbau der Wasserkraft        Entwicklungskonzept Alpenrhein vorgeschla-
    gegeben. Die Realisierung von weiteren         genen Notentlastungsraum für ein extremes
    Kraftwerken an der Ill (Kapf), der unteren     Hochwasser. Der Nutzen für die Natur ist
    Bregenzerach und der Meng wird geprüft.        doppelt: Es kann künftig mancherorts auf
    Vom Ausbau der Kleinwasserkraft werden         zusätzliche Gewässerverbauungen verzich-
    vorerst bis zum Jahr 2030 jene Gewässer-       tet werden, andererseits erhält dies die
    abschnitte, die in einem sehr guten ökologi-   Riedlandschaften als Frei- und Naturraum.
    schen Zustand sind, ausgenommen. Auf ein

                                                                           Kleinkraftwerke
                                                                           haben einen gerin-
                                                                           gen Nutzen, sie
                                                                           liefern nur 2,5% des
                                                                           Stroms aus Wasser-
                                                                           kraft. Dem steht
                                                                           der unverhältnis-
                                                                           mäßig hohe Natur-
                                                                           verbrauch der 104
                                                                           Minianlagen
                                                                           gegenüber.
                                                                           (Abb.3)

                                                                                                   10
in Vorarlberg

                                                       plus                          minus
                                              + Mit „Rhesi“ (Rhein,         - Der Abgrenzungsent-
                                                Erholung, Sicherheit)         wurf der Blauzonen
                                                wurde ein länderüber-         enthält etliche Kompro-
                                                greifendes Projekt            misse mit anderen
                                                gestartet, das künftig        räumlichen Nutzungs-
                                                die am Rhein erforderli-      ansprüchen. Aufgrund
                                                chen Hochwasseschutz-         von gegenläufigen In-
                                                maßnahmen mit ökolo-          teressen konnten nicht
     Forderungen                                gischen Verbesserungen        alle schutzwasserwirt-
                                                verknüpfen soll.              schaftlichen Abgrenzun-
     n 20% der Vorarlberger Gewässer –        + Im Projekt „Lebens-           gen in der Verordnung
       hauptsächlich im Rheintal – weisen       ader Bregenzerach“            umgesetzt werden.
       Belastungen der Wasserqualität auf.      wurde die Bregenzer-        - Betreiber von mehr als
       Die in der Wasserwirtschaftsstrate-      ach als Lebens- und           40 Kleinwasserkraft-
       gie 2010 angeführten Maßnahmen           Naherholungsraum für          werken halten die vor-
       zur Verbesserung der Wasserqua-          den Menschen aufge-           geschriebenen Maß-
       lität und insbesondere das Anlegen       zeigt und diskutiert.         nahmen zum Schutz
       von Gewässerrandstreifen mit einer       Ziel ist es, die Natur-       der Gewässer nicht ein.
       naturnahen Uferbegleitvegetation         und Erholungsräume          - Manche im nationalen
       können die Selbstreinigungskraft         an der Ach zu erhalten        Gewässerbewirtschaf-
       der Gewässer verbessern und sollen       und aufzuwerten.              tungsplan (NGP) vor-
       daher forciert umgesetzt werden.       + Die geplante Öffnung          gesehenen Maßnah-
     n Die im Nationalen Gewässerbewirt-        des verrohrten Forach-        men zur Erreichung
       schaftungsplan und den Gewässer-         grabens und die               eines guten ökologi-
       entwicklungskonzepten Ill,               natürliche Ausge-             schen Zustands konn-
       Bregenzerach und Leiblach                staltung des Grabens          ten mangels Beteili-
       formulierten Maßnahmen sind              wurde vom Wasser-             gung der betroffenen
       forciert umzusetzen.                     leben-Fonds als bestes        Gemeinden oder
                                                Vorarlberger                  Verbände nicht im
                                                Renaturierungsprojekt         erwünschten Ausmaß
                                                ausgezeichnet.                umgesetzt werden.

              Umsetzung der Forderungen 2006/2009
     n Vorarlberg muss sicherstellen, dass   Die Ausweisung der „Blauzonen“ im
       die noch vorhandenen natürlichen      Rheintal durch eine Verordnung ist in
       Retentions- und Überflutungsräume     Vorbereitung.
       an allen Gewässern erhalten wer-      Die Ausweisung der „Blauzonen“ im
       den. Die vorhandenen Räume sollen     Walgau ist für 2013 geplant.
       kartiert und durch raumplanerische
       Maßnahmen gesichert werden.
     n Projekte zum Ausbau der Wasser-       Bis 2030 sollen jene Gewässer, welche
       kraft dürfen nur dann bewilligt       sich in einem sehr guten ökologischen
       werden, wenn keine ökologisch         Zustand befinden, von einer Nutzung
       gravierenden Folgen für die Gewäs-    ausgeschlossen werden.
       ser entstehen. Ökologisch beson-
       ders wertvolle und sensible Gewäs-
       serabschnitte sollten planlich aus-
       gewiesen und von weiterer Nutzung
       durch Wasserkraft ausgenommen
       werden (»no-go-areas«).
11
Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

    Landwirtschaft
    Ökosystemleistungen und Landwirtschaft           vielen Melkalpen bestehenden Problem muss
    Für ein Land wie Vorarlberg ist die nachhal-     gegengesteuert werden. Die Heimbetriebe
    tige Bewirtschaftung der Bergregionen            müssen sich wieder vermehrt an den Anfor-
    einschließlich der Alpflächen von großer         derungen der Alpwirtschaft orientieren. Eine
    Bedeutung. Vom Erhalt attraktiver Kultur-        laufende Studie des Naturschutzrates zeigt
    landschaften mit blumenreichen Wiesen und        die Bedeutung einer standortangepassten
    Alpen profitiert besonders auch der Touris-      Nutzung der Alpweiden für die ökologische
    mus. Es ist wichtig, diese Multifunktionalität   Vielfalt auf den Vorarlberger Alpen. Die
    der Landwirtschaft (Lebensmittelproduktion       Förderinstrumente sollten an diese Bedeu-
    und Erhaltung der Kulturlandschaft) der          tung der Alpwirtschaft angepasst werden.
    Gesellschaft darzustellen. Der Ausgleich         Eine stärkere Berücksichtigung des Bewirt-
    zwischen Nützen und Schützen ist ein vor-        schaftungsaufwandes könnte der Aufgabe
    dringlicher Auftrag an die Politik. Vorarlberg   kleiner Betriebe entgegenwirken. Leistungen
    kann hierzu einiges vorweisen: So nehmen         müssen stärker ergebnisorientiert abgegol-
    90% der Landwirtschaftsbetriebe im Großen        ten werden, indem die vorhandene Arten-
    Walsertal am ÖPUL-Programm „Gesamt-              vielfalt und Bodenfruchtbarkeit honoriert
    betrieblicher Naturschutzplan“ teil. Oder:       werden.
    Acht Prozent der Landwirtschaftsflächen
    Vorarlbergs werden gemäß Naturschutzkri-         Nachhaltige Landwirtschaft erhalten
    terien bewirtschaftet.                           Vermarktungsinitiativen tragen zur Siche-
                                                     rung nachhaltiger Landwirtschaft bei: Mit
    Heimbetrieb und Alpe bilden eine Einheit         dem Projekt „Landgut“ wurde eine Logistik
    Tiere, die auf hohe Milchleistung gezüchtet      für Qualitätsprodukte aus Vorarlberger
    werden, verursachen ein Problem auf den          Landwirtschaft für die Gastronomie geschaf-
    Alpen: Die Tiere müssen auf der Alpe mit         fen. Mit dem Projekt „Vorarlberger Riebel-
    Kraftfutter zugefüttert werden und nutzen        mais“ wurden alte Kultursorten gesichert
    oftmals nur mehr die gut erreichbaren            und werden nun wieder angebaut. Der Ver-
    Flächen. So werden die Flächen überdüngt         ein „bewusstmontafon“ unterstützt die Ver-
    und übernutzt, andere ungünstige Flächen         marktung von bäuerlichen Spezialitäten wie
    wachsen mangels Nutzung zu. Diesem auf           z.B. dem „Sura Kees“.

                                                                             26% der Fläche
                                                                             aller schutzwürdi-
                                                                             gen Biotope im
                                                                             Land liegen auf
                                                                             Alpen und nehmen
                                                                             einen Anteil von
                                                                             8% der Alpfutter-
                                                                             flächen ein.
                                                                             (Abb.4)

                                                                                                    12
in Vorarlberg

                                                        plus                        minus
                                                + Mit der Strategie           - Es fehlen Richtlinien
                                                  „Ökoland Vorarlberg“          für das Weide- und
                                                  soll bis 2020 die Zahl        Düngemanagement
                                                  der Biobetriebe ver-          auf den Alpen. Dies
                                                  doppelt werden. Dies          wäre ein wertvoller
                                                  ist ein wichtiger und         Beitrag zur Sicherung
                                                  richtiger Schritt zu          des Pflanzenreichtums
     Forderungen                                  einer umweltschonen-          der Vorarlberger
                                                  den Landwirtschaft.           Alpweiden.
     n Um die Vielfalt auf Alpen und in der     + 91 Betriebe züchten         - Etliche Streue- und
       Landwirtschaft generell zu ent-            wieder das selten             Magerwiesen – neben
       wickeln, muss die Förderlandschaft         gewordene Original            den ungedüngten Alp-
       entsprechend angepasst werden.             Braunvieh, das ohne           weiden die Hotspots
       Die vorhandene Artenvielfalt sowie         Kraftfutter auskommt          der Biodiversität des
       Bodenfruchtbarkeit und der Arbeits-        und ideal für die Alp-        Vorarlberger Kulturlan-
       aufwand sollen stärker berücksich-         wirtschaft geeignet ist.      des – weisen an ihren
       tigt werden.                             + Seit 2009 wird die            Nährstoffeinträge auf.
     n Das Land Vorarlberg soll Richtlinien       Milch von 24 Bio-Land-        Dies ist eine Folge von
       für ein Weide- und Düngemanage-            wirten aus den Regio-         fehlenden Puffer- bzw.
       ment aus ökologischer und                  nen Vorderer Bregen-          Abstandsstreifen zu
       betrieblicher Sicht auf den Alpen          zerwald und Rheintal          angrenzenden intensiv
       entwickeln und das bestehende              vom größten heimi-            landwirtschaftlich
       Beratungsangebot ausbauen.                 schen milchverarbei-          genutzten Flächen.
     n Zur Teilnahme an Umweltprogram-            tenden Betrieb gesam-
       men sollte ein Mindeststandard hin-        melt, verarbeitet und
       sichtlich biologischer Vielfalt bzw.       vermarktet.
       Ausstattung mit Strukturelementen        + Rund 60 Bauernhöfe
       verlangt werden.                           öffnen Schulklassen
     n Im Ackerbau sollen vorbeugende             ihre Pforten. Mit der
       Maßnahmen gegen Humusschwund               Initiative „Schule am
       und zur Verbesserung der CO2-              Bauernhof“ soll jedes
       Bilanz gefördert sowie der Frucht-         Vorarlberger Schulkind
       wechsel im Maisanbau (Maiswurzel-          in die Arbeit am Bau-
       bohrer) vorgeschrieben werden.             ernhof hineinschnup-
                                                  pern können.

                   Umsetzung der Forderungen 2009
     n Das Verbot des Ausbringens von         Das Verbot wird jährlich zu wenig
       alpfremdem Dünger ist eine             überprüft und die Prüfquote wurde
       wichtige Auflage der Förderung         nicht erhöht. Einmalig wurden 2011
       der Alpung und Behirtung und soll      30% der Alpen überprüft.
       stärker kontrolliert werden.
     n In der Tierzucht müssen die Alp-       Für ältere Kühe wird ein höherer
       tauglichkeit und die Tiergesund-       Beitrag aus dem Tiergesundheitsfonds
       heit einen höheren Stellenwert         gewährt. Dies ist aber nur ein kleiner
       bekommen und sollen vom Land           Schritt in Richtung alptaugliche Milch-
       aktiv unterstützt werden.              viehzucht.

13
Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

    Wald und
    Forstwirtschaft
    Zustand des Waldes                              tauglichkeit für Wildtiere, besonders die für
    Der Vorarlberger Wald besitzt den höchsten      Biomassenutzung        angelegten    Feiner-
    Natürlichkeitsgrad in Österreich. Durch eine    schließungen, wie bei den Krumbacher
    Kartierung wurden 128 Waldtypen in Vorarl-      Moorwäldern ersichtlich wurde. In der Um-
    berg nachgewiesen, wobei Buchen-, Bu-           weltdiskussion steht derzeit der Klima-
    chen-Tannen- und in den Hochlagen natürli-      wandel mit seinen Auswirkungen im Vorder-
    che Fichtenwälder den größten Flächenanteil     grund. Aktuelle Computermodelle prognosti-
    haben. Die ebenfalls ausgedehnten Lat-          zierten für das Doppel-CO2-Szenario jedoch
    schengehölze und Legerlengebüsche zeich-        keine großen Veränderungen der Wald-
    nen sich durch ihre bedeutende Schutzfunk-      gesellschaften im Land.
    tion aus. Der Schutzwaldcharakter zwingt zu
    einem besonders sensiblen Umgang mit den        Kritik an der Waldstrategie
    Wäldern. In der Forststrategie 2018 kommt       Die Waldstrategie 2018 ist ein wegweisen-
    dies im Zielkatalog deutlich zum Ausdruck.      des Dokument, der Naturschutzrat unter-
    Dass die Schutzfunktion am besten durch         stützt weitgehend deren Ziele. Andererseits
    naturnahe Wälder erfüllt wird, findet im Ziel   ist eine gewisse Widersprüchlichkeit unver-
    „Erhalt der hohen Natürlichkeit“ seinen Aus-    kennbar. Ein Beispiel: Beim Thema „Walder-
    druck. Andererseits erhält die Nutzung des      schließung“ gilt: „Basiserschließung auch in
    Waldes als Energieträger einen deutlichen       der Nordhälfte Vorarlbergs weitestgehend
    Schub in Richtung Intensivierung.               abgeschlossen.“ Diese Formulierung lässt
                                                    einen weiten Spielraum offen und die bis-
    Aktuelle und zukünftige Probleme                herigen Beispiele machen skeptisch. Ein
    Es ist zum einen die Rodung von Wäldern         Gesamtplan zur Einsichtnahme und Beurtei-
    etwa für Bauland zu nennen – konkret der        lung aus naturschutzfachlicher Sicht ist
    Verlust von Auwäldern. Zum anderen              hierzu erforderlich.
    verringern Forststraßen die Lebensraum-

                                                                             Die Belastung der
                                                                             Wälder durch
                                                                             Wildverbiss ist nicht
                                                                             geringer geworden,
                                                                             trotz steigender
                                                                             Abschusszahlen.
                                                                             (Abb.5)

                                                                                                     14
in Vorarlberg

                                                          plus                        minus
                                                 + Die Wildregion Dorn-        - Der untragbare Wildein-
                                                   birn weist kontinuier-        fluss pendelt in den letz-
                                                   lich mit nur 10%              ten 10 Jahren zwischen
                                                   untragbarem Wildver-          44 und 50 Prozent, weit
                                                   biss die besten Werte         weg vom 30%-Ziel der
                                                   in Vorarlberg auf. Auf        Forststrategie 2018.
                                                   hohen Pachtzins wird        - In den letzten 11 Jahren
     Forderungen                                   hier zugunsten einer          wurden allein im Walgau
                                                   verantwortungsvollen          ca. 28 ha Auwald im
     n Aufgrund der Wildschadenssituation          Bejagung verzichtet.          öffentlichen Interesse
       sind dringender als je zuvor Maß-         + Seit Beginn der Um-           für Sportplätze, Lager-
       nahmen mit Jägern und Grundei-              weltförderung in Natu-        plätze, Betriebsgebiete,
       gentümern zu setzen, um wieder              ra-2000-Gebieten wur-         Wasser- oder Straßen-
       einen ausgewogenen Wildbestand zu           den 207 Altholzinseln         bau gerodet und zer-
       erreichen. Positive Beispiele, Modelle      und mehr als 200 ha           stört.
       und Konzepte gibt es bereits genü-          über das ganze Land         - Pilotprojekte mit Fütte-
       gend.                                       verteilte Naturwald-          rungsstrategien zur
     n Es muss eine Datengrundlage zu              zellen gefördert.             Reduktion und Vertei-
       Futterverbrauch und Nährstoffeinträ-      + Die Gemeinde                  lung des Wildbestandes
       gen durch Rotwildfütterung, die das         Bludesch hat ein Stück        auf ein verträgliches
       gesamte Rotwildgebiet des Landes            Auwald renaturiert. Ein       Niveau mit dem Ziel der
       erfasst, geschaffen werden.                 ehemaliger Gießen-            natürlichen Verjüngung
     n Auwaldbestände im Walgau und                bach wird dort wieder         der Tanne wurden
       Rheintal sind stark gefährdet. Das          mit Kühlwasser eines          bisher nicht entwickelt.
       Bewusstsein für den ökologischen            Kraftwerkes dotiert,
       Wert dieser artenreichen Ökosyste-          wodurch der Auwald-
       me muss gestärkt werden.                    charakter wiederher-
                                                   gestellt wurde.

                   Umsetzung der Forderungen 2009
     n Maßnahmen zur Holzmobilisierung          Die angegebene Studie zum
       (Feinerschließung) müssen auf ihre       „Biomassepotenzial“ geht nicht auf
       langfristigen Auswirkungen auf die       die ökologischen Auswirkungen ein.
       Natürlichkeit der Wälder untersucht
       werden. Eine wissenschaftliche
       Abschätzung der Risiken, die durch
       den steigenden Energieholzbedarf
       entstehen, ist erforderlich.
     n Wirksame Maßnahmen zur Sicherung         Bisher wurde kein Pilotprojekt zur
       des Tannenbestands durch natürliche      Reduktion des Wildbestandes ent-
       Verjüngung sind erforderlich. Pilot-     wickelt.
       projekte zur Reduktion des Wildbe-
       standes auf ein verträgliches Niveau
       sollen entwickelt werden (u.a. Fütte-
       rungsstrategien zur Reduktion und
       Verteilung des Wildbestandes).
15
Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

    Tourismus
    Weißzone - Sicherung unberührter               Bregenzerach – Besucherlenkung und
    Landschaftsräume                               Naturzonen
    Der Druck zum Ausbau von Tourismusanla-        Das knapp 70 km lange Fließgewässer ver-
    gen lässt nicht nach. In den sensiblen Hoch-   fügt über sehr naturnahe Abschnitte mit
    gebirgslagen verschwinden nach und nach        besonders wertvollen Lebensräumen. Die
    wertvolle Lebensräume. Neue Ski-Verbin-        Bregenzerachschlucht sowie die Mündung
    dungen, zahlreiche zusätzliche Speicher-       sind zudem aufgrund ihrer Ausstattung als
    teiche, Erweiterungen von Skitrassen wurden    Natura-2000-Gebiet ausgewiesen. Gleich-
    in den letzten Jahren genehmigt. Die größten   zeitig ist der Fluss ein wichtiger Freizeit- und
    Beeinträchtigungen stellen die Erschließun-    Erholungsraum. Im Projekt „Lebensader
    gen kaum berührter Landschaften dar, wie       Bregenzerach“ wurden die Nutzungsan-
    zum Beispiel die Verbindung der Skigebiete     sprüche seitens Gemeinden, Tourismus,
    Lech-Warth über das Auenfeld. Um einen         Vereinen und Bevölkerung in ihrer Gesamt-
    Überblick über die wenigen erhaltenen uner-    heit betrachtet. Auf dieser Grundlage kann
    schlossenen Gebiete in Vorarlberg zu bekom-    nun eine Besucherlenkung mit Ausweisung
    men, hat der Naturschutzrat 2008 die Studie    von Zonen der ökologisch verträglichen
    „Landschaftskammern in Vorarlberg – Ab-        Freizeitnutzung sowie von reinen Natur-
    grenzung und Erschließung“ in Auftrag gege-    zonen erfolgen. 2009 wurde von fünf an den
    ben. Das Land hat diese Studie als Grundla-    Unterlauf der Ach grenzenden Gemeinden
    ge für den Landesraumplan „Weißzone“ zur       von Kennelbach bis zur Mündung eine
    Erhaltung der unerschlossenen Gebiete her-     Charta zur naturnahen Nutzung der Bregen-
    angezogen. Vorausgesetzt, die Weißen Zo-       zerach als Erholungsraum unterzeichnet.
    nen werden nicht als Handelsgut für großräu-   Auch hier sollte über ökologisch sinnvolle
    mige touristische Ausbauprojekte herange-      Besucherlenkung und Naturzonen nachge-
    zogen, stellen sie einen Meilenstein in der    dacht werden.
    Sicherung alpiner Landschafträume dar!

                                                                              Die Förderung des
                                                                              Landes für Touris-
                                                                              musbetriebe und
                                                                              Freizeitanlagen ist
                                                                              in den letzten drei
                                                                              Jahren um das
                                                                              Fünffache gestiegen.
                                                                              Künftig sollte die
                                                                              Tourismusförderung
                                                                              an ökologische
                                                                              Anforderungen
                                                                              gebunden werden.
                                                                              (Abb.6)

                                                                                                      16
in Vorarlberg

                                                      plus                         minus
                                              + 12 Tourismusbetriebe      - Mit der Genehmigung
                                                aus sechs Destinatio-       der Schigebietsverbin-
                                                nen starteten 2011 mit      dung Lech-Warth über
                                                dem Vorarlberg Tou-         das Auenfeld wird eine
                                                rismus das Netzwerk         weitere Landschafts-
                                                t5 zur Entwicklung der      kammer intensiv touri-
                                                nachhaltigen Ausrich-       stisch erschlossen.
     Forderungen                                tung ihrer Betriebe.        Große landschaftliche
                                                Die Ergebnisse bilden       Eingriffe und Dauerbe-
     n Es muss sichergestellt werden,           eine gute Grundlage         lastungen werden in
       dass die Freizeit-Nutzungen an der       für die Ausarbeitung        Kauf genommen.
       Bregenzerach auch künftig ihren          von Förderrichtlinien.    - Die Beschneiung ein-
       sanften Charakter behalten. Außer-     + „Respektiere deine          zelner Teilflächen hat
       halb des Natura-2000-Gebiets             Grenzen“ wurde auf          sich zur Gesamtbe-
       sollten Naturzonen in einem              Sommerlebensräume           schneiung von Schige-
       Besucherlenkungskonzept vor-             und speziell das Moun-      bieten entwickelt. Das
       gesehen werden. Es soll keine            tainbiken ausgeweitet.      bedeutet einen erhöh-
       weitere Erschließung mit Freizeit-       Eine Umfrage bestätigt      ten Jahreswasserbe-
       infrastrukturen – etwa Toiletten-        den Erfolg: 50% der         darf, eine Vergröße-
       anlagen, Kiosken oder Fahrwegen          Befragten kennen die        rung der Nutzinhalte
       erfolgen.                                Kampagne, bei 57%           und der Dammhöhen
     n Die Richtlinien und Inhalte für          davon hat sie zu einer      von Speicherteichen
       Tourismus-Förderungen durch das          Verhaltensänderung          sowie einen erhöhten
       Land Vorarlberg sind an die Ziele        geführt.                    Energiebedarf.
       der Energieautonomie und die Ziele     + Seit 2009 konnten die     - Bei der Novellierung
       des Naturschutzes anzupassen.            Standorte des Radver-       des Naturschutzgeset-
                                                leihsystems für Gäste       zes wurde für Kletter-
                                                im Bregenzerwald von        steige u.a. Eingriffe
                                                9 auf 13 erweitert          keine Bewilligungs-
                                                werden.                     pflicht eingeführt.

                   Umsetzung der Forderungen 2009

     n Investitionsförderungen für Errich-   Die Förderung an die Einhaltung von
       tung und Sanierung von Gebäuden       Umweltstandards zu knüpfen ist aus
       und Einrichtungen, die touristi-      Sicht der Wirtschaftsabteilung des
       schen Zwecken dienen, sollen sich     Landes nicht notwendig und würde
       an den ökologischen Kriterien der     zudem einen hohen Prüfaufwand mit
       Wohnbauförderung orientieren.         sich bringen.
     n Tourismusförderungen aller Art        Es ist geplant, die Förderungen auf
       sollen nur bei Einhaltung nachge-     ihre Kompatibilität zur neuen
       wiesener Umweltstandards verge-       Tourismusstrategie (Nachhaltigkeit,
       ben werden.                           Regionalität und Gastlichkeit) zu
                                             überprüfen.
     n Klima-Anpassungsstrategien kön-       Der globale Klimawandel und seine
       nen und sollen auf regionaler Ebe-    möglichen Auswirkungen auf den
       ne ausgearbeitet werden.              Tourismus werden derzeit im Rahmen
                                             eines vom Land mitfinanzierten
                                             Projekts untersucht.
17
Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

    Energie
    Schritt für Schritt zur Energieautonomie        im Bereich Wärmedämmung oder beim
    In einem zweijährigen Prozess wurde ein         Stromverbrauch werden von den Tourismus-
    strategischer Plan zur Erreichung der 2009      betrieben zu wenig genutzt. Die Region
    beschlossenen Energieautonomie Vorarl-          Lech-Warth hat sich 2009 entschlossen, als
    bergs ausgearbeitet. So soll zwischen 2005      Modellregion für den Alpentourismus, neben
    und 2020 eine Steigerung erneuerbarer En-       dem Ausbau der Biomassenutzung auch Pro-
    ergie um 624 GWh pro Jahr angestrebt wer-       jekte zur Steigerung der Energieeffizienz zu
    den. Dies entspricht dem 6-fachen der Ener-     entwickeln und umzusetzen. Der spezifische
    gieerzeugung des Kraftwerks Alberschwende       Stromverbrauch in der Region Lech-Warth
    oder 6% des gesamten Energieverbrauchs          ist auch unter Berücksichtigung der Nächti-
    in Vorarlberg. Parallel zur Erhöhung der Nut-   gungszahlen im Vergleich zum Landesdurch-
    zung erneuerbarer Energie soll der jährliche    schnitt sehr hoch. Pro Jahr werden hier 59
    Energieverbrauch um 1.450 GWh gesenkt           GWh Strom verbraucht, die Hälfte davon
    werden. Bedeutende Einsparungen wurden          vom Gastgewerbe und ein Fünftel geht auf
    bereits im Bereich Raumwärme erreicht, wo       das Konto von Skiliften und Beschneiung.
    der Verbrauch gegenüber 2005 um etwa 6%         Lech und Warth haben sich das Ziel gesetzt,
    gesunken ist. Der Treibstoffverbrauch ist       den Stromverbrauch bis 2015 auf 55 GWh
    seit 2005 um 13%, der Stromverbrauch der        und den Wärmeverbrauch um 10% bzw. auf
    Haushalte um 4% und der Energieverbrauch        80 GWh zu reduzieren. In mehr als 100 En-
    der Industrie um 2% gestiegen.                  ergieberatungen konnten in den letzten bei-
                                                    den Jahren schon zahlreiche Maßnahmen in-
    Energiemodellregion Lech-Warth                  itiiert werden. Die Unterstützung dieser
    Allgemein ist in alpinen Tourismusregionen      wichtigen Initiative durch das Umweltmini-
    der Energieverbrauch sehr hoch, viele Po-       sterium lief 2012 aus. Die Weiterführung
    tentiale zur Einsparung von Energie – etwa      dieses Projekts soll gesichert werden.

                                                                            Durch eine jährliche
                                                                            Sanierungsrate von
                                                                            3% aller Wohn-
                                                                            häuser, die älter als
                                                                            20 Jahre sind, soll
                                                                            der Verbrauch an
                                                                            Heizenergie bis
                                                                            2020 um 20%
                                                                            gesenkt werden.
                                                                            (Abb.7)

                                                                                                    18
in Vorarlberg

                                                         plus                      minus
                                                + Auf ein Kraftwerk am       - Wirksame Maßnah-
                                                  Lech wird vorläufig          men, sowohl Anreize
                                                  verzichtet, um einen         als auch gesetzliche
                                                  der letzten in weiten        Rahmenbedingungen
                                                  Abschnitten natürli-         zur Senkung des
                                                  chen Alpenflüsse zu          Stromverbrauchs der
                                                  erhalten.                    Haushalte, des Ener-
     Forderungen                                + Im Jahr 2010 wurde           gieverbrauchs der
                                                  der kommunale                Industrie (Gewerbe)
     n Die Förderungen und Gesetze des            Gebäudeausweis               und des Treibstoffver-
       Landes sollen auf ihre Auswirkungen        eingeführt. Seither          brauchs fehlen.
       auf das Ziel der Energieautonomie          wird die Förderhöhe        - Es besteht ein zu
       geprüft werden. Mit der Energieauto-       für die Sanierung bzw.       wenig beachtetes
       nomie unvereinbare Förderungen             den Bau von Kommu-           Risiko der Überdün-
       und Gesetze sollen dem Ziel                nalgebäuden nach             gung und einer damit
       entsprechend angepasst werden.             Kriterien der Energie-       verbundenen Bela-
     n Die Weiterführung der Initiative zur       effizienz und ökologi-       stung der Gewässer
       Steigerung der Energieeffizienz in         schen Baustoffwahl           durch Verwertung von
       der Region Lech-Warth, als Modell          ausgerichtet.                nicht hofeigenen
       für alpine Tourismusregionen, soll                                      Substraten in
       gesichert werden.                                                       Biogasanlagen und
     n Das Land soll eine strategische                                         anschließender
       Studie zur Prognose und Einschät-                                       Ausbringung.
       zung der möglichen ökologischen
       Auswirkungen des Ausbaus der
       erneuerbaren Energien (Biomasse)
       in Vorarlberg in Auftrag geben.
     n Bei Bau- und Sanierungsvorhaben
       des Landes soll der Passivhausstan-
       dard verpflichtend eingeführt werden.

                   Umsetzung der Forderungen 2009

     n Der hohe Natürlichkeitsgrad des         Das Land hat eine Potentialabschätzung
       Vorarlberger Waldes darf nicht          der in Vorarlberg nutzbaren
       gefährdet werden. Eine wissen-          Holzbiomasse beauftragt. Eine Studie
       schaftliche Abschätzung der durch       zur Ermittlung der Auswirkungen auf die
       den steigenden Energieholzbedarf        Natürlichkeit des Waldes wurde bisher
       entstehenden Risiken ist                nicht beauftragt.
       erforderlich.
     n Projekte zum Ausbau der Wasser-         Bis 2030 werden jene Gewässer, welche
       kraft dürfen nur dann bewilligt         sich in einem sehr guten ökologischen
       werden, wenn keine ökologisch           Zustand befinden, von einer Nutzung
       gravierenden Folgen für die             ausgeschlossen.
       Gewässer entstehen.
19
Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

    Verkehr
    Nein zur Riedstraße Variante Z                 her setzt die Politik aber fast nur auf
    Die Auswirkungen während der 5-jährigen        Bewusstseinsbildung und Anreize, um die
    Bauphase der 7,5 km langen und auf einer       Menschen für Alternativen zum Auto zu mo-
    Länge von 3,3 km vierspurig unterflur-         tivieren. Um spürbare Fortschritte zu erzie-
    geführten Variante Z auf den Naturraum         len, braucht es Maßnahmen, die den um-
    sind unkalkulierbar. Eine Gefährdung der für   weltfreundlichen Verkehr gegenüber dem
    das Ried typischen Vogelfauna ist sehr         motorisierten Individualverkehr bevorteilen.
    wahrscheinlich. Die Folgen der Bauphase        Die Kräfte sollen vermehrt auf den Ausbau
    wurden zu optimistisch bewertet. Die Verän-    des Radwegenetzes und die Entschleunigung
    derungen des Grundwasserstandes, dessen        des innerörtlichen Autoverkehrs konzentriert
    Dynamik durch ein Bauvorhaben dieses Aus-      werden. Die Pflicht zum Bau von zusätzli-
    maßes und die ökologischen Folgen wurden       chen Autoinfrastrukturen im Wohnungsbau
    gar nicht untersucht. Auch das Gesamtspek-     soll entschärft werden.
    trum an Störungen und Beeinträchtigungen
    des Naturraums durch den laufenden             Positive Zwischenbilanz zum 3-2-1-Ziel
    Betrieb der Straße wie Beleuchtung bei den     Im Verkehrskonzept 2006 hat Vorarlberg
    Tunneleinfahrten, Lärm, Schadstoffeinträge     das Ziel festgelegt, den Anteil der täglich
    in Boden und Gewässer ist erheblich. Auch      zurückgelegten Wege pro Person bis zum
    der Mäander der Dornbirnerach mit seinem       Jahr 2015 beim Radverkehr um 3, beim öf-
    Auwald würde von der ZVariante massiv          fentlichen Verkehr um 2 und bei den Pkw-
    betroffen.                                     Mitfahrern um 1 Prozent zu steigern. Seither
                                                   wurde der Ausbau des öffentlichen Verkehrs
    Gegenmaßnahmen zum Autoverkehr                 noch verstärkt, die Radinfrastrukturen ver-
    Ziel der Energieautonomie im Bereich Mobi-     bessert sowie das Radfahren intensiv bewor-
    lität ist, den Energieverbrauch bis 2020 um    ben. In einer groß angelegten Befragung
    20 Prozent gegenüber 2005 zu senken. Bis-      konnte eine positive Bilanz gezogen werden.

                                                                         Seit 2003 ist der
                                                                         Pkw-Anteil um
                                                                         1% gesunken, bei
                                                                         Fahrrad und ÖPNV
                                                                         erfolgten Zuwächse.
                                                                         (Abb.8)

                                                                                                  20
in Vorarlberg

                                                        plus                        minus
                                               + Maßnahmen zur Stär-       - Mobilitätsmanagement
                                                 kung des Langsamver-        bei Verkehrserregern:
                                                 kehrs (Rad und zu           Vorarlberg setzt statt
                                                 Fuß): Der „Shared           auf Verpflichtung auf
                                                 Space“ in Dornbirn          Freiwilligkeit, bietet
                                                 Kreuzung Moosmahd-          aber keine finanziellen
                                                 straße - Bahnhofstraße      Anreize für betriebli-
           Forderungen                           und verkehrsraumge-         ches Mobilitätsmana-
                                                 stalterische Maßnah-        gement oder andere
     n Eine Gefährdung der für das Ried          men zur Verringerung        betriebliche Maßnah-
       typischen Vogelfauna durch Bau            der Durchfahrtsge-          men zur Senkung des
       und Betrieb der Straßenverbindung         schwindigkeit an der        motorisierten Individu-
       Variante Z ist abzulehnen. Kurzfri-       L3 haben sich bisher        alverkehrs.
       stig realisierbare Maßnahmen zur          bewährt.                  - Es gibt keine Pflicht zu
       Verkehrsentlastung sollen bald um-      + Beim Mobilitätsmana-        Begleitmaßnahmen zur
       gesetzt werden.                           gement gibt es erfreu-      Reduktion des Pkw-
     n Um Erfolge beim Klimaschutz und           liche Entwicklungen im      Verkehrs bei verkehrs-
       den Energiezielen zu erreichen,           Rahmen von Großver-         intensiven Tourismus-
       muss der umweltfreundliche                anstaltungen, z.B.          projekten wie z.B.
       Verkehr durch sogenannte Komple-          Bezirksmusikfeste im        dem Ausbau von
       mentär-Maßnahmen, die den                 Bregenzerwald, Großen       Schigebieten oder der
       motorisierten Individualverkehr           Walsertal, Klostertal,      Neuansiedelung von
       zurückdrängen, gepusht werden.            etc.                        sonstigen Verkehrs-
     n Der Ausbau der überörtlichen            + Der Verkehrsverbund         erregern ohne UVP-
       Radwege soll mit möglichst                Vorarlberg hat zur          Pflicht.
       geringen Auswirkungen auf die             Beratung von Unter-       - Funktionskonzept
       Natur erfolgen. Auf die Ausstattung       nehmen und Forcie-          Rheintal-Walgau:
       der Radwege mit einer Straßen-            rung der umwelt-            Manche Gemeinden
       beleuchtung und die Asphaltierung         freundlichen Anreise zu     neigen zur Zurück-
       der Wege soll in ökologisch               Veranstaltungen ei-         haltung bei wirkungs-
       sensiblen Gebieten verzichtet             gens einen Mobilitäts-      vollen Maßnahmen zur
       werden.                                   berater eingestellt.        Lenkung des Durch-
                                                                             gangsverkehrs auf das
                                                                             übergeordnete Ver-
                                                                             kehrsnetz.

                   Umsetzung der Forderungen 2009

     n Die Zerschneidung und Beeinträch-      Der mögliche Neubau einer zusätzli-
       tigung der landschaftlichen Qualität   chen Straße mit zum großen Teil Au-
       der Riedgebiete muss dringend ver-     tobahncharakter im Ried würde eine
       mieden werden. Die entsprechen-        massive Zerschneidung und Beein-
       den Lösungen sollen in den Prozes-     trächtigung der landschaftlichen
       sen „Mobil im Rheintal“ und „Rhein-    Qualität bewirken.
       tal Mitte“ angestrebt werden.
21
Natur und Umwelt

Trends und Entwicklungen

      Abfallwirtschaft
    Vorarlberg weist mit 85 kg österreichweit      freundlicheren Produkten. Kriterien der
    das geringste Pro-Kopf Aufkommen an            Abfallvermeidung sind Teil der ökologischen
    Restabfällen auf. Der Gesamtabfall stieg von   Beschaffung, über die Gemeinden 2010
    99.031 Tonnen bzw. 274,27 kg pro Kopf im       Produkte im Wert von über 3 Mio. Euro
    Jahr 2005 auf rund 115.306 Tonnen bzw.         bestellt haben. 93% des Umsatzes ging an
    308,9 kg pro Kopf im Jahr 2012. Ein Meilen-    Unternehmen im Land.
    stein ist jedoch das Ende der Ablagerung
    unbehandelter Abfälle. Bis zum Jahr 2005       "Re-Use" und "ghörig feschta"
    wurden in Vorarlberg jährlich bis zu 58.000    Regionale Re-Use-Netzwerke zur Samm-
    Tonnen Restabfälle direkt und unbehandelt      lung, Aufbereitung und Wiederverwendung
    auf Deponien abgelagert. Nach einer Über-      von    Altwaren     können   Abfallmengen
    gangsphase bis 2009 werden keine prob-         reduziert, Materialien und Energie für die
    lematischen Fraktionen mehr abgelagert.        Herstellung neuer Produkte eingespart
    Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur        werden. 2012 wurde im Auftrag des Vorarl-
    Senkung von CO2 und anderen umwelt-            berger Umweltverbandes eine Machbarkeits-
    schädlichen Emissionen aus den Deponie-        studie „Re-Use Vorarlberg“ mit Einbindung
    körpern Vorarlbergs geleistet.                 sozialer Integrationsunternehmen gestartet.

    Gute Beispiele für Abfallvermeidung            Die Initiative „ghörig feschta“ unterstützt die
    Die Kampagne „RIKKI - Schlauberger ver-        Ausrichtung nachhaltiger Veranstaltungen.
    meiden Abfall“ und der ÖkoBeschaf-             Ein besonderes Augenmerk wird auf die Ver-
    fungsService als Einkaufsform für Gemein-      wendung regionaler Produkte und den
    den sind Bespiele für Abfallvermeidung         bewussten Umgang mit Abfällen gelegt. Eine
    durch Bewusstseinsbildung und wichtige         Beratungsstelle hilft bei Fragen zu nachhalti-
    Impulse für die Entwicklung von umwelt-        gen Events.

                                                                              Trotz dem gering-
                                                                              sten Pro-Kopf
                                                                              Aufkommen an
                                                                              Restabfällen nimmt
                                                                              die Abfallmenge in
                                                                              Vorarlberg stetig
                                                                              zu. So stiegen seit
                                                                              1998 z.B. die Ver-
                                                                              packungsabfälle
                                                                              um 78%, das Alt-
                                                                              papier um 26%,
                                                                              während der Rest-
                                                                              müll gleich blieb.
                                                                              (Abb.9)

                                                                                                     22
in Vorarlberg

                                                             plus                     minus
                                                    + Der Vorarlberger Ab-      - Die absolute und spe-
                                                      fallwirtschaftsplan         zifische Gesamtabfall-
                                                      2006 wurde erstmals         menge steigt auch in
                                                      im Rahmen einer Stra-       Vorarlberg ständig an.
                                                      tegischen Umweltprü-        Von 99.000 Tonnen
                                                      fung (SUP) erarbeitet,      bzw. 273,5 kg pro
                                                      wobei umweltbezoge-         Kopf im Jahr 2005 auf
     Forderungen                                      ne, soziale und wirt-       rd. 111.100 Tonnen
                                                      schaftliche Aspekte         bzw. 301,2 kg pro
     n Die Optimierungspotentiale bei der             einbezogen wurden.          Kopf im Jahr 2009.
       getrennten Sammlung von Bioabfall              Damit ist Vorarlberg        Zwischen 2005 und
       und Altstoffen sollen ausgeschöpft             neben Wien und Salz-        2009 nahm die absolu-
       werden.                                        burg in Österreich          te Abfallmenge um
     n Die Bewusstseinsbildungskampagne               Vorreiter.                  12.000 Tonnen bzw.
       als Basis für Verhaltensänderung mit         + Von der Initiative          die Pro-Kopf Abfall-
       Fokus auf Abfallvermeidung soll fort-          „Tischlein-Deck-Dich“       menge um 27,7 kg zu.
       geführt werden. Dafür werden saiso-            werden nicht verkaufte    - Die Menge an Ver-
       nale Schwerpunktsetzungen wie z.B.             Produkte aus dem Le-        packungskunststoffen
       Mehrweggetränkeverpackungen im                 bensmittelhandel statt      steigt ebenso: Zwi-
       Sommer oder Lebensmittelabfälle im             vernichtet an Bedürfti-     schen 2005 und 2009
       Winter vorgeschlagen.                          ge verteilt.                nahm die Menge der
     n Regionale Initiativen zur ökologi-           + Vorarlberg wies mit         Altkunststoffe aus der
       schen Produktgestaltung z.B. hohe              85,7 kg 2009 öster-         Systemabfuhr um
       Lebensdauer, Reparaturfähigkeit und            reichweit das geringste     1.500 Tonnen bzw. um
       Wiederverwendung sollen unter-                 Pro-Kopf Aufkommen          18% zu.
       stützt werden.                                 an Restabfällen aus
                                                      der Systemabfuhr auf.
                                                      Es werden über 71%
                                                      der Abfälle wiederver-
                                                      wertet.

     n Es liegen keine Forderungen aus früheren Berichten vor.

23
B
    24
Unter der Lupe

25
Natur und Umwelt

       Unter der Lupe
                            Die grüne Walz –
                            Lehren aus dem
                            Biotopinventar
      Georg Grabherr        Langsam beginnt für mich die Zeit Rück-          Tropenwald kümmern, die letzten Sibirischen
         ist emeritierter   schau zu halten und die Frage stellt sich für    Tiger retten, uns um das Edelweiß kümmern
   Universitätsprofessor    mich, den Biologen, Pflanzennarr und Natur-      oder gar 2 Millionen Euro für die Erhaltung des
für Vegetationsökologie     schützer, was hat mich geprägt, beein-           Bodenseevergissmeinnichts ausgeben? Ökolo-
      und Naturschutz-      druckt, habe ich etwas weiterzugeben – in        gen verwenden heute Konzepte wie die
       forschung an der     Wissenschaftlerkreisen würde man jetzt von       Sicherung ökosystematischer Serviceleistun-
   Universität Wien und     der „take home message“ sprechen. Was            gen und Güter, die ohne Tiere, Pflanzen, Bak-
       Vorsitzender des     rate ich den Naturschützern, den Ökologen,       terien, Pilze nicht möglich sind. So gesehen
            Vorarlberger    den Biologen?                                    wird biologische Vielfalt zum Überlebensthe-
        Naturschutzrats                                                      ma, deren Erhaltung zum Muss.
                            Vom Prinzip her sind die Geheimnisse des
                            Lebens bis auf die molekulare Ebene ent-         Aber wie? Mit dieser Frage kommt das Bioto-
                            schlüsselt und es geht nur mehr darum, die       pinventar ins Spiel. Vegetation und Tierwelt
                            Variabilität, Heterogenität und Evolution der    sind an Habitate gebunden und nicht zufällig
                            Prozesse und deren Steuerung zu quantifi-        verteilt. Jede Region hat ganz spezifische Ei-
                            zieren und letztlich zu nutzen. Der Homo         genheiten, aber auch eine Vielfalt an Elemen-
                            creator ist keine Fiktion mehr. Sogar die        ten, die sie mit Nachbarregionen bis hin zur
                            Möglichkeit wird angedacht, Lebewesen zu         kontinentalen Dimension verknüpft. Vieles ist
                            entwerfen, die es bis jetzt in der Natur nicht   beschrieben, analysiert, man kann es lesen,
                            gegeben hat. Alles zum Wohle des Menschen.       lernen. Und dann steht auch der Student,
                                                                             Sachverständige, Experte vor einer Wiese,
                            Überlebensthema biologische Vielfalt             checkt die Pflanzenarten, die als Kennarten
                            Diese enormen Möglichkeiten die Lebewelt         der betreffenden Lebensgemeinschaft be-
                            zu beeinflussen, gehen parallel mit globalen,    trachtet werden können und stellt fest – eine
                            durch den Menschen ausgelösten Verände-          fehlt! Oder, eine Art gehört eigentlich nicht
                            rungen des Klimas, der Biodiversität, der        hierher. Vielleicht ist es das Wichtigste über-
                            Güte der Luft und des Bodens. Noch bis vor       haupt, dieses Prinzip selbst sich gestaltender
                            wenigen Jahrzehnten betrachtete man es als       Lebensgemeinschaften als reales, aber nicht
                            unmöglich, dass der Mensch die Umwelt            scharf fassbares Phänomen wahrzunehmen
                            global verändern könnte. Der Klimawandel         und dabei die Vokabeln der Natur, die Arten
                            beweist, dass es geht. Wahrlich, das Anthro-     als Baustein dieses Naturganzen zu erfassen.
                            pozän, wie die Jetztzeit schon genannt wird,
                            ist angebrochen. Man hofft auch, die selbst      Vier Jahre Vorarlberg von oben bis
                            verursachten Umweltprobleme mit Hilfe der        unten
                            sicher nicht risikofreien Bio- bzw. Gentech-     Als ich den Auftrag zum Biotopinventar im
                            nologie lösen zu können.                         Jahr 1983 übernahm: vier Jahre Vorarlberg
                                                                             von oben bis unten. Alles (wohl besser fast
                            In gewissem Sinne stellt man was an, um          alles) habe ich selbst gesehen, von den
                            schon „Angestelltes“ zu bewältigen. Ist in       kleinen Binsen in den Pflasterritzen vor dem
                            dieser Arena des ökologischen Flick-             Landhaus bis zu den Kieselkalkfelsen am
                            schusterns noch Platz für Natur, biologische     Ofenpass mit den phantastischen Primel-
                            Vielfalt? Was fangen wir mit dieser Vielfalt     hybriden, das Grünland in den agrarischen
                            überhaupt an? Warum sollen wir uns um den        Intensivgebieten des Rheintals und des            26
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