Neubau Perimeter B Einstufiger Studienauftrag im selektiven Verfahren - Universitätsspital Basel
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Inhaltsverzeichnis Vorworte Spital der Zukunft 3 Städtebau und Nutzung im Einklang 4 Informationen zum Verfahren Ausgangslage 6 Zielsetzung 7 Verfahren und Grundlagen 8 Beurteilungsgremium 9 Aufgabe Aufgabenstellung 10 Rahmenbedingungen 11 Studienauftrag 16 Beurteilung Beurteilung 17 Jurierung 18 Empfehlung und Weiterbearbeitung 19 Genehmigung Genehmigung Beurteilungsgremium 20 Projektteil Antrag zur Weiterbearbeitung 24 Nicht prämierte Beiträge 34 1
Das Spital der Zukunft bauen Das Universitätsspital Basel steht vor der grossen Aufgabe, die Weichen für eine hochwertige und moderne Gesundheits versorgung der Zukunft zu stellen. Dies betrifft uns alle: egal, ob als Bürgerinnen und Bürger, als Patientinnen und Pati- enten oder als Mitarbeitende. Dem Entwicklungsfeld Perimeter B kommt darin eine besondere Rolle zu. Es freut uns, im vor liegenden Jurybericht die hochstehenden Lösungsvorschläge und insbesondere das Siegerprojekt der Planergemeinschaft Herzog de Meuron / Rapp Architekten zu präsentieren. Der «Masterplan Campus Gesundheit» dient dem Ich danke den sieben Teams für die hervorragenden, Universitätsspital Basel als langfristig ausgerich- ideenreichen Lösungsansätze und für die sorgfältige tetes Planungsinstrument. Ergänzend zum bereits Auseinandersetzung mit der anspruchsvollen Auf beschlossenen und notwendigen Ersatzbau des gabe. Die Jury war beeindruckt vom hohen Niveau Klinikums 2 auf dem Perimeter A, kommt darin dem der eingereichten Arbeiten und vom Engagement Perimeter B eine Rolle mit viel Entwicklungspoten- der Büros. zial zu. Der im Februar 2018 öffentlich ausgeschrie- bene Studienauftrag soll die mögliche Bebauung Mit dem nun einstimmig auserkorenen, siegreichen entlang der Schanzenstrasse und der Klingelberg- Lösungsvorschlag der Planergemeinschaft Herzog strasse als Teil des Perimeters B festlegen. Ziel war de Meuron und Rapp Architekten erreichen wir es, im Rahmen der hochkomplexen Ausgangslage einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum Basler raumplanerische und städtebaulich attraktive und Campus Gesundheit. Das Projekt zeigt gekonnt auf, überzeugende Lösungsvorschläge zu evaluieren, die wie das Entwicklungspotenzial für das Universitäts- gleichzeitig höchstmögliche betriebliche Effizienz spital und den Forschungs- und Medizinplatz Basel garantieren. am bestehenden zentralen Standort optimal genutzt werden können. Dem ausgewählten Planerteam Für unsere Patientinnen und Patienten, Mitarbeiten- gratulieren wir herzlich zu seinem Erfolg. den und die ganze Region Basel planen wir bereits heute das Spital von morgen. Mit den anstehenden Infrastrukturprojekten schaffen wir Raum für qua litativ hochstehende Dienstleistungen und schaffen ideale Voraussetzungen für eine langfristige Siche- rung der regionalen und überregionalen medizini- Dr. Werner Kübler schen Versorgung. Spitaldirektor Mit dem Neubau im Perimeter B machen wir einen nächsten Schritt in dieser herausfordernden Aufga- be. Dieser Neubau kann zunächst auch notwendige Rochadeflächen für den Neubau des Klinikums 2 schaffen. Die Rochadeflächen mit anpassbaren Strukturen sollen dazu dienen, bei weiteren Bau- und Sanierungsphasen flexibel zu sein und pro duktive Prozesse sicherzustellen. Wie Vorstudien gezeigt haben, ist ein Neubau nachhaltiger und kostengünstiger als Provisorien, die wieder abge- baut werden müssen. 3
Städtebau und Nutzung im Einklang Architektur und Städtebau sind Disziplinen des Kollektivs. Das gilt umso mehr, wenn es sich um eine komplexe Aufgabenstel- lung handelt wie im vorliegenden Fall, der Konzeption eines neu- en Klinikgebäudes innerhalb eines bedeutungsvollen historischen Umfelds. Gelingt die Zusammenführung der unterschiedlichen Kompetenzen in ein von gegenseitigem Respekt getragenes Zu- sammenspiel, so kann etwas Überraschendes entstehen. Mit dem Masterplan Campus Gesundheit und dem Das Beurteilungsgremium ist sich bewusst, dass die rechtskräftigen Bebauungsplan 215 liegen die vorgegebenen Rahmenbedingungen der Aufgaben- Grundlagen für eine langfristige räumliche Weiter- stellung äusserst anspruchsvoll sind. Umso erfreuli- entwicklung des Universitätsspitals Basel bereits seit cher ist der Verlauf des Verfahrens und erst recht das geraumer Zeit vor. Während über die Entwicklung im Resultat zu werten. Es erfüllt uns mit grosser Freude, Perimeter A mit dem Neubau des Klinikums 2 be- dass wir nach sorgfältiger Abwägung ein Siegerteam reits Gewissheit darüber herrscht, wie sich das Areal auswählen konnten, dass die komplexen Anforde- am Petersgraben baulich entwickeln wird, waren rungen profund erforscht, daraus konzeptionell die im Perimeter B Entwicklungsfeld Klingelbergstras- richtigen Annahmen getroffen und einen Entwurf se / Schanzenstrasse die Konkretisierung der städte- präsentiert hat, der das Beurteilungsgremium auf baulichen Festlegungen über das vorliegende Vari- mehreren Ebenen zu begeistern vermag. Stellvertre- anzverfahren zu bestimmen. Dabei gab es eine Reihe tend sei hier auf die Fassadengestaltung zum Garten von Anforderungen zu berücksichtigen. Neben den verwiesen, die mit den auskragenden Balkonen und vielschichtigen Abläufen und funktionalen Aspekten den heiteren Stoffmarkisen auf die heutigen Schwes- eines Spitals und den offensichtlichen Bedürfnissen terhäuser verweist und gleichzeitig das atmosphä- der Patientinnen und Patienten waren dies auch Fra- risch dichte Bild eines zeitgenössischen Spitalbaus gen der etappenweisen Erneuerung unter laufendem evoziert. Das Beurteilungsgremium ist vollkommen Spitalbetrieb und selbstredend die Berücksichtigung überzeugt, dass mit dem auserkorenen Projekt von von Investitions- und Betriebskosten. Von zentraler Herzog de Meuron und Rapp Architekten die Grund- Bedeutung und als doppelte Herausforderung für lage für einen weiteren identitätsstiftenden Bau- die Teams hat sich der gebaute Kontext inner- und stein des Campus Gesundheit geschaffen wird. Ein ausserhalb des Areals erwiesen. Doppelt in dem Spitalgebäude, das die Gesamtkonzeption intelligent Sinne als dass es aufzuzeigen galt, wie die optimale weiterschreibt. funktionale Anbindung an die Bestandsgebäude des Areals in jeder Phase der Umsetzung gewährleistet wird und wie die beiden Baudenkmäler Holsteinerhof und Klinikum 1 in ihrem bauhistorischen Wert nicht geschmälert werden. 4
Der einstufige Studienauftrag im selektiven Verfahren Allen Beteiligten gebührt grosser Dank; dem Team hat sich für die vorliegende Aufgabenstellung als der Verfahrensbegleitung, den stark involvierten geeignetes Instrument zur Ermittlung des bestmög- internen und externen Experten, dem hochprofessi- lichen Projektentwurfs erwiesen. Es hat sich bereits onellen Beurteilungsgremium und in erster Linie den in der ersten Zwischenbesprechung gezeigt, dass teilnehmenden Planerteams. Letztere haben mit ihren die Grundannahmen des gültigen Bebauungsplans unterschiedlichen Lösungsansätzen und den ambitiö- aufgrund des sehr hohen Nutzungsdrucks mit einer sen Vorschlägen das Beurteilungsgremium gefordert qualitativ hochwertigen städtebaulichen Setzung und und die profunde Diskussion erst ermöglicht. Exem- einem im Gesamtensemble verträglichen Gebäude- plarisch haben sie gezeigt, dass Architektur nicht auf volumen nicht vereinbar waren. In der Folge konnte sich allein gestellt, sondern auf die Mitwirkung aller das Beurteilungsgremium in allseitigem Einverständ- angewiesen ist. Als Disziplin des produktiven Ensem- nis die Rahmenbedingungen nachjustieren. Dieser blespiels kann in der Gemengelage Architekten, Bau- allseits offene Dialog innerhalb des Beurteilungsgre- herr, Nutzende, Betreiber und Beurteilungsgremium miums war von unschätzbarem Wert. Er hat wesent- tatsächlich Hervorragendes geschaffen werden! lich zum hervorragenden Ergebnis dieses komplexen Verfahrens beigetragen. Beat Aeberhard, Architekt ETH / SIA Kantonsbaumeister Basel-Stadt 5
Ausgangslage Am Life-Sciences-Standort Basel spielt das Univer Mit dem Masterplan Campus Gesundheit wurde sitätsspital Basel eine zentrale Rolle. Es erbringt das ganze Areal unter einem langfristigen Horizont Leistungen in der Gesundheitsversorgung ebenso betrachtet, und zur Konkretisierung der städtebauli- wie in der klinischen Lehre und Forschung, auch chen Festlegungen wurden zwei Perimeter definiert. über die Kantonsgrenzen hinaus mit Vernetzung und Im Perimeter A (Baufeld Petersgraben) basieren die Kooperationen. Das Universitätsspital Basel muss städtebaulichen Aussagen direkt auf dem Sieger und will sich zukunftsorientiert weiterentwickeln und projekt des Projektwettbewerbs Neubau Klinikum 2, damit seine zentrale Stellung im regionalen und von giuliani.hönger Architekten. überregionalen Versorgungsnetzwerk langfristig Mit dem vorliegenden Studienauftrag wurde ein sichern. Neubaukonzept entlang der Schanzen- und Klingel- Die Weiterentwicklung betrifft auch die Immobili- bergstrasse als Teil des Perimeters B gesucht. eninfrastruktur. Bei verschiedenen Bauten auf dem Mit dem Neubau im Perimeter B soll das Universi- Areal des Universitätsspitals Basel besteht grosser tätsspital Basel ideale Voraussetzungen erhalten, um Handlungsbedarf, unter anderem aufgrund von die anstehenden Erneuerungen und Erweiterungen Flächendefiziten, veralteter Infrastruktur und nicht zukunftsweisend umzusetzen, als Teil der Planung mehr einzuhaltender Standards. im Gesamtareal und unter Berücksichtigung von Spitalbetrieb, Flexibilität, Effizienz, Städtebau und Wirtschaftlichkeit. 6
Zielsetzung Im Rahmen der vorliegenden Ausschreibung eines • einen konsistenten Baustein des Campus Gesund- Studienauftrags wurde ein kompetentes und heit bildet; eingespieltes Generalplanerteam gesucht, welches • gestalterisch und städtebaulich überzeugt und den bezüglich seiner Erfahrungen und Ressourcen gebauten und geplanten Kontext inner- und ausser- qualifiziert ist, den sowohl technisch, funktional wie halb des Areals angemessen berücksichtigt; gestalterisch anspruchsvollen Neubau im Perimeter • eine betrieblich sinnvolle Anordnung der verschie- B in hoher Qualität zu planen und zu realisieren. denen Nutzungen während jeder Umsetzungspha- se erreicht; Ziel war es, die unterschiedlichen Anforderungen an • flexibel unter Berücksichtigung des gesamten Architektur, Städtebau oder Aussenräume mit Anfor- Lebenszyklus geplant ist; derungen aus Nutzung, Flexibilität, und Kosteneffizi- • eine rationelle Anordnung und patientenfreundliche enz in einer Projektstudie nach SIA 143 zu vereinen. Betriebsabläufe gewährleistet; Es galt, einen Projektvorschlag zu erarbeiten, der • eine rasche Realisierung unter Berücksichtigung einer nachhaltigen Investition ermöglicht; • einen angemessenen Umgang mit den Aussenräu- men findet und • eine energetisch optimierte Gesamtlösung und eine energiesparende und ökologische Bauweise garantiert. 7
Verfahren und Grundlagen Auftraggeberin Teilnahmeberechtigung Die Auftraggeberin dieses Verfahrens ist die Die Teilnehmenden mussten über einen Wohn- oder Geschäftssitz in der Schweiz oder in einem Vertrags- Healthcare Infra AG staat des GATT / WTO-Übereinkommens über das c/o Universitätsspital Basel öffentliche Beschaffungswesen, soweit dieser Staat Hebelstrasse 32 Gegenrecht gewährt, verfügen. Der Stichtag für den 4031 Basel Nachweis des Domizils war der Publikationstermin. vertreten durch das Universitätsspital Basel. Teambildung Verfahren Für die Zulassung zum Studienauftrag mussten sich Das Verfahren war ein selektiver, einstufiger, nicht Projektteams bilden, die im Auftragsfall die vollstän- anonymer Studienauftrag mit fünf bis maximal sie- digen Grundleistungen über die Phasen 3 bis 5 nach ben Generalplanerteams. Es fand ein Startkolloquium SIA 112-Modell Bauplanung abdecken können. mit Begehung, zwei Zwischenbesprechungen sowie einer Schlusspräsentation statt. Es wurden zum und Selektion im Verfahren keine mündlichen Auskünfte erteilt. Das Beurteilungsgremium wählte aufgrund der eingereichten Präqualifikationsunterlagen sieben Ge- Der Vertiefungsgrad des Studienauftrages richtete neralplanerteams zur Teilnahme am Studienauftrag sich nach dem Informationsbedarf der Auftraggebe- aus. Es bewertete deren Eignung nach der Qualität rin im Hinblick auf die zu fällenden Entscheide, unter ihrer Referenzobjekte, ihrer Erfahrung und Leistungs- anderem in Bezug auf die funktionalen, gestalteri- fähigkeit. schen oder ökonomischen Aspekte des Vorhabens. Die Auftraggeberin erachtete es als zielführend, auf- Entschädigung grund der Komplexität der Aufgabe, einen direkten Die Teilnahme an der Präqualifikation wurde nicht Dialog mit den Teams zu ermöglichen. entschädigt. Ablauf und Termine Die selektionierten Generalplanerteams erhielten Phase 1, Präqualifikation je CHF 85’000.– (exkl. MWST) als feste Aufwand Februar 2018 bis 10. April 2018 entschädigung für die Teilnahme am Studienauftrag. Unter Vorbehalt, dass die jeweiligen Projekte zur Phase 2, Studienauftrag Ausgabe Unterlagen Beurteilung zugelassen wurden. 3. Mai 2018 Startveranstaltung, Modellabgabe Stellungnahme SIA 7. Mai 2018 Die Kommission für Wettbewerbe und Studienauf- träge hat das Programm geprüft. Es ist konform zur Zwischenbesprechung 1 Ordnung für Architektur- und Ingenieurwettbewerbe 19. Juni 2018 SIA 143, Ausgabe 2009. Zwischenbesprechung 2 16. August 2018 Abgabe Pläne und Modelle 28. September 2018 und 5. Oktober 2018 Schlussbesprechung 26. Oktober 2018 1. Jurierungstag 30. Oktober 2018 2. Jurierungstag 29. Januar 2019 Bekanntgabe Entscheid Ende April 2019 Vernissage 8. Mai 2019 Ausstellung 9. bis 17. Mai 2019 8
Beurteilungsgremium Zur Beurteilung der eingereichten Arbeiten setzt der Beratende Experten Veranstalter folgendes Beurteilungsgremium ein. Roland Geiser, USB Raum- und Baukoordination Fachgremium Richard Birrer, USB (bis Juli 2018) Beat Aeberhard (Vorsitz) Infrastruktur Architekt ETH / SIA, Kantonsbaumeister BS Alessandro Cerminara, USB (ab Juli 2018) Lorenzo Giuliani Infrastruktur Architekt ETH / SIA / BSA, Zürich Dr. Astrid Beiglböck, USB Fawad Kazi Tumorzentrum Architekt ETH / SIA, Zürich Prof. Katharina Rentsch, USB Quintus Miller Labormedizin Architekt ETH / SIA / BSA, Basel Juliane Sutter, USB Stefan Traxler Betriebsplanung Architekt BDA, Frankfurt am Main Massimo Fontana Anne Marie Wagner Landschaftsarchitektur Architektin EPF / SIA / BSA, Basel Daniel Meyer Thomas Blanckarts (Ersatz) Bauingenieurwesen Architekt ETH / SIA, Basel Daniel Stadler Bernhard Gysin (Ersatz, bis Oktober 2018) Gebäude- & Energietechnik Architekt ETH / SIA, Basel Dr. Daniel Schneller, BVD Sachgremium Denkmalpflege Robert-Jan Bumbacher, USB Dr. Thomas Lutz, BVD Präsident des Verwaltungsrats Denkmalpflege Prof. Albert Urwyler, USB Jürg Degen, BVD Mitglied des Verwaltungsrats Planungsamt Dr. Werner Kübler, USB Susanne Brinkforth, BVD CEO, Spitaldirektor Stadtgärtnerei Prof. Christoph A. Meier, USB Cornelius Bodmer, Metron CMO, Ärztlicher Direktor Verfahrensbegleitung Dr. Serge Reichlin, USB (bis Mai 2018) Begleitung des Studienauftrags Leiter Direktionsstab Das Verfahren wurde extern durch die Metron Archi- Dr. Henrik Pfahler, USB (Ersatz, ab Oktober 2018) tektur AG begleitet. Leiter Direktionsstab Nico Abt, Metron Irmtraut Gürkan, USB (Ersatz) Verfahrensbegleitung Vorsitzende VR Immobilien Ausschuss Daniel Gerber, Metron Dr. Volker Büche, USB (ab Mai 2018) Bauökonomie Leiter Strategische Betriebsplanung Organisation USB Das Verfahren wurde intern durch die Abteilung Arealplanung und Bauprojektsteuerung begleitet. Bernhard Gysin, USB (bis Oktober 2018) Leiter Arealplanung und Bauprojektsteuerung Susanne Trombini, USB Arealplanung und Bauprojektsteuerung Fernando Imhof, USB (ab Oktober 2018) Leiter Immobilien 9
Aufgabenstellung Bestandteil der Aufgabe war primär die Entwicklung Raumprogramm eines städtebaulich und architektonisch vorzüglichen Im Rahmen des Studienauftrags wurde bis zur Projektes innerhalb des Perimeters B des Bebauungs- Zwischenbesprechung 1 im Sinne eines Prüfauf- plans 215, welches die Anforderungen an ein zu- trags über die Realisierung der Minimalforderung kunftsweisendes, flexibles Spitalgebäude in vorbildli- des Soll-Raumprogramms Bebauungsplan BASIS cher Weise erfüllt. Die Auftraggeberin erwartete von hinaus aufgezeigt, in welcher Art aus Sicht der Pro- den Ergebnissen die notwendigen Entscheidungs- jektverfasser zusätzliche Flächen (Raumprogramm grundlagen für die definitiv möglichen Nutzflächen Bebauungsplan PLUS) realisiert werden könnten. im Bereich Schanzenstrasse / Klingelbergstrasse. Voraussetzung hierfür war eine Überschreitung der Höhenbegrenzung des Bebauungsplans 215 im Das Vorhaben stand im Kontext der Gesamtent Baufeld des Perimeters B. wicklung auf dem Areal des Universitätsspitals Basel. Nebst der definitiven Platzierung verschiedener Be- reiche, wie unter anderem dem Tumorzentrum und den Räumen der Labormedizin, sind in einer ersten Phase ab 2025 (im Weiteren als Phase 1 bezeichnet) Rochadeflächen für die Erneuerung des Klinikums 2 bereitzustellen. Mit der Fertigstellung des Klinikums 2 ab 2030 (Phase 2) können diese Flächen einer defini- tiven Nutzung zugeführt werden. In der Folge werden sowohl die in Phase 1 platzierten Bereiche auf ihre Sollgrösse erweitert als auch zusätzliche Bereiche neu integriert. 10
Rahmenbedingungen Der Bebauungsplan 215 vom 20. Mai 2015 definiert die städtebaulichen Rahmenbedingungen für die zukünf- tige Entwicklung des Universitätsspitals Basel in der innerstädtischen Lage an der Schnittstelle zur mittelalter- lichen Altstadt. Grundlagen bilden die Erkenntnisse aus der Testplanung, dem Masterplan Campus Gesundheit und dem zweistufigen Projektwettbewerb für die Erneuerung des Klinikums 2. Der Bebauungsplan definiert zwei Perimeter entsprechend der vorhandenen Planungssicherheit. Im Perimeter A (Baufeld Petersgraben, Neubau Klinikum 2) basieren die städtebaulichen Aussagen direkt auf dem Projekt des Wettbewerbs zum Neubau Klinikum 2. Die räumlichen Grenzen der Bebauung sind hier durch Mantellinien definiert. Im Perimeter B (Entwicklungsfelder Schanzenstrasse / Klingelbergstrasse sowie Hebelstrasse) sind die städtebaulichen Grundlagen der definierten Entwicklungsfelder jeweils über einen Studienauftrag festzulegen. Bebauungsplan 215 Im Sinne des Prüfauftrags wurden die Vorgaben zur maximalen Gebäude- und Wandhöhe zu Gunsten einer effizienteren Ausnutzung des Baufeldes sowie eines grösseren gestalterischen Spielraums geprüft. Im An- schluss an die Zwischenbesprechung 1 wurden auf Basis der Erkenntnisse die Höhenvorgaben für alle Teams verbindlich für die weitere Bearbeitung festgeschrieben. 11
Perimeter Der Perimeter für den Neubau entspricht dem Entwicklungsfeld Schanzenstrasse / Klingelbergstrasse. Entlang der Hebelstrasse muss die Gebäudeflucht überwiegend auf der Parzellengrenze liegen. Die Überbauung darf im gestrichelten Bereich minimal überschritten werden, sofern dies nicht zu einer qualitativen Beeinträchti- gung des Spitalgartens führt. Im erweiterten Betrachtungsperimeter sollen die oberirdischen Verbindung zum Klinikum 1 und die Übergänge zum Garten und zum Holsteinerhof bearbeitet werden. Die Bestandsbauten Schwesternhaus und Bettenhaus 3 werden zurückgebaut. Erdgeschoss 1. Untergeschoss 2. Untergeschoss Perimeter A + B Entwicklungsfeld (EF) Schanzen- / Klingelbergstrasse Cityparking / Hunziker-Kanal ELT / NEA-Stützpunkt 1 Verbindungsgang MTA Erschliessung für Anlieferung ober-/ unterirdisch City-Park sfahrt City-Park sfahrt City-Park sfahrt Fussgängerverbindung Fussgängerverbindung ing ing ing Au Au Au durch Gebäude Ein- und Ein- und Ein- und orientierender Inhalt Betrachtungsperimeter Bestand denkmalgeschützte Bauten trasse trasse trasse / Klingelbergs / Klingelbergs / Klingelbergs EF Schanzen- EF Schanzen- EF Schanzen- hrt hrt hrt Ausfa Ausfa Ausfa Ein- arking Ein- arking Ein- arking und und und City-P City-P City-P Quelle: Geodaten Kanton Basel-Stadt Erdgeschoss und Untergeschosse im Perimeter B 12
Bestehende Bauten und Anlagen Das Siegerprojekt aus dem mehrstufigen Wettbewerbsverfahren Neubau Klinikum 2 orientiert sich zum Petersgraben hin mit einem Flachbau der weiterhin den Haupteingang und die Zufahrt zum Notfall verortet. Im Inneren des Areals ist der Hochbau mit den Bettenstationen angeordnet. Dieser bildet mit dem Hauptbau des Klinikums 1 ein Ensemble um den Spitalgarten. OP W es t 3) Kli nik (B um s3 1( au K1 ) nh tte Be OP H) Os Pr s (S t ed VE ige hau LF rki rch e tern wes Kli Sch Hol ZLF nik stei um n 2( (HH erhof K2 ) ) Ma rkg räfl erh of ( MG H) Bestehende Bauten und Anlagen 13
Denkmalgeschützte Bauten Das Areal des Universitätsspitals Basel liegt an der Schnittstelle zwischen der Altstadt und den Stadterweite- rungsquartieren des 19. Jahrhunderts, zwischen den historischen Stadtmauern am Petersgraben und der eins- tigen äusseren Stadtmauer, die seinerzeit entlang der Schanzenstrasse verlief. Auf dem Areal finden sich ver- schiedene qualitativ hochstehende und wertvolle Bauten. Der Markgräflerhof und der Holsteinerhof stehen wie das Klinikum 1 unter kantonalem Denkmalschutz und prägen das Gesicht des Spitalareals zusammen mit der Lage in der Stadt und dem grossen Garten massgebend. Der Markgräflerhof und das Klinikum1 sind zudem im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) mit dem Erhaltungsziel A aufgeführt. e ss ra st en nz ha Sc Kli RH ng St elb EI .J N oh e rg an str ns ass -R St he .J e oh in we sse an ga g ns ien Ma Sp -V in it or al le st ss Kl st ad in ra gä ik ss er t um e ig 1 ed Pr To t en ta nz sse stra e rg Pr He ed ige gelb be rk ls irc tr as he K l in se Bl um en en ab ra gr Hol in rs st e te ine rho Pe He f bel str ass e se tras Pet ers gas se e in s Ma r kg önb räf ler Sch He hof He bel rb str er ass gs e ga ss e Ber nou llis tras Spi se ege lho f periMeter denKMalGesChütZt bebaubare FläChe sChutZabstände Denkmalgeschützte Gebäude 14
Der Holsteinerhof ist ein ehemaliger herrschaftlicher Das bestehende unterirdische Parkhaus City ist von Wohnsitz bestehend aus einem zweigeschossigen der Schanzenstrasse und Klingelbergstrasse her Hauptgebäude an der Hebelstrasse, Annexbau und erschlossen und soll auf allen betrieblich möglichen Gartenanlage. Die Baulichkeiten erhielten ihre baro- Geschossen direkt angebunden sein. cke Gestalt im Wesentlichen um 1750 und weisen eine überdurchschnittlich reiche Ausstattung jener Aussen- und Freiräume Zeit auf. Die einst direkt an die Stadtbefestigung Der Spitalgarten ist Erholungs- und Aufenthaltsraum grenzende Anlage zählt zu den bedeutendsten Basler für Patienten, Besucher, das Spitalpersonal und Baudenkmälern des 18. Jahrhunderts und seit 1915 die Öffentlichkeit. Der Baum- und Pflanzenbestand zu den kantonal geschützten Objekten. wirkt identitätsstiftend. Auch die Durchquerung und Zugänge der verschiedenen Ebenen waren und sind Das Klinikum 1 auf der anderen Seite des Perimeters, wichtiger Bestandteil der Planung im Perimeter B. das zwischen 1939 –1945 durch die Architektenge- Insbesondere beim Holsteinerhof ist eine sorgfältige meinschaft E. und P. Vischer, Hermann Baur sowie Gestaltung des Grünraums und der Übergänge sowie Bräuning, Leu, Dürig erbaut wurde, zählt zu den prä- der vorgelagerten Gartensituation ein wichtiger Be- genden Spitalbauten aus der Zeit der Moderne. Das standteil der Aufgabe. Gebäude wurde zwischen 1995 und 2003 unter Be- rücksichtigung seiner Qualitäten umfassend saniert. Nachhaltigkeit Bei der Weiterentwicklung des Areals des Universi- Betriebliche Rahmenbedingungen tätsspitals Basel hat die wirtschaftliche Instandhal- Grosse Teile des Projektperimeters sind unterirdisch tung und energiesparende Bauweise einen hohen unterbaut mit für das Spital essenziellen Infrastruk- Stellenwert. Auch eine wirtschaftliche, ökologische turbauten (Materialtransportanlage, Spontantrans- Energieversorgung sowie eine nachhaltige Planung portanlage, Energieleittunnel, unterbrechungsfreie sind eminente Voraussetzungen. Grundlagen dazu Stromversorgung) und dem Parkhaus City inklusive bildet die SIA-Empfehlung 112 / 1 für nachhaltiges dessen Ein- und Ausfahrt. Diese Bauteile sind zwin- Bauen im Hochbau. gend baulich, ingenieurmässig, logistisch und in der Bauetappierung zu berücksichtigen. Entwicklungen in der Nachbarschaft Auf der Höhe der nördlichen Ein- und Ausfahrt des Anbindung Neubau an Bestand Parkhauses City entlang der Klingelbergstrasse wer- Die Nutzungen im Neubau Perimeter B stehen in den in naher Zukunft zwei Neubauten entstehen, die Beziehung zum Gesamtspital. Für optimale Abläufe zu einer neuen städtebaulichen Disposition führen ist der Neubau sowohl unterirdisch für Personal, werden. Im Dreieck Schanzenstrasse / Klingelbergs- Patienten und Materialflüsse (Materialtransportan- trasse entsteht das Labor- und Forschungsgebäude lage, Spontantransportanlage) als auch oberirdisch BSS der ETH Zürich. Weiter östlich an der Klingel- zwingend an das Klinikum 1 anzubinden. Oberirdisch bergstrasse ist das neue Biozentrum der Universität sind möglichst viele Geschosse des Neubaus mit Basel projektiert. einer bettengängigen Verbindung an das Klinikum 1 anzubinden. Es sind sowohl die notwendige Durch- Südlich des Perimeters an der Hebelstrasse wird auf fahrtshöhe (Feuerwehrzufahrt) von der Schanzen- der gegenüberliegenden Parzelle aktuell die Erweite- strasse in die Kernzone des Spitalgartens als auch rung des Bernoullianums geprüft. Sämtliche Vorha- maximale Rampensteigungen (Bettentransport) im ben wurden auf der abgegebenen Modellgrundlage Gebäudeinneren zu berücksichtigen. nach aktuellem Kenntnisstand berücksichtigt. Das Areal ist von allen Seiten für Fussgänger erreich- bar. Es sind öffentliche und behindertengerechte Fussgängerverbindungen von der Schanzenstrasse durch den Spitalgarten zur Schönbeinstrasse und parallel zur Hebelstrasse verlaufend auf dem Areal vorzusehen. Durch den Spitalgarten soll zudem eine Fussgängerverbindung von der Schanzenstrasse zum Petersgraben ermöglicht werden. Die Zufahrt für PKWs zum Zubringen von Patienten, Taxis und Patiententransporte muss für den Perimeter B oberirdisch nachgewiesen werden. Gewünscht ist eine für die Nutzung notwendige und für die Adressbildung sinnvolle Vorfahrt mit Raum zum aus- und einsteigen lassen und nach Möglichkeit auch für Kurzzeitparkierung. 15
Studienauftrag Präqualifikation Zwischenbesprechung 2 Das Beurteilungsgremium hat an seiner Sitzung vom Am 16. August 2018 wurde die Weiterentwicklung 10. April 2018 aus 19 eingegangenen Bewerbungen der Projektvorschläge präsentiert. Die Lösungsvor- die folgenden Teams auf der Basis der Submissions- schläge und unterschiedlichen Strategieansätze kriterien für die Teilnahme am Studienauftrag präqua- wurden sehr geschätzt. lifiziert: Die Freigabe der Höhenbegrenzung aus der Zwi- • Boltshauser Architekten AG, 8003 Zürich schenbesprechung 1 zeigte eine Entspannung und • PG Herzog de Meuron / Rapp Architekten, Verbesserung der Projektbeiträgen hinsichtlich der 4142 Münchenstein 1 städtebaulichen Setzung und der Berücksichtigung • dany waldner ag + Morger Partner Architekten AG, der denkmalgeschützten Bauten. Am Soll-Raum 4051 Basel programm PLUS und an der Freigabe der Höhen • Burckhardt+Partner AG, 4002 Basel entwicklung wurde aufgrund des qualitativen • Generalplaner Gmür, 4001 Basel Entwicklungspotentials im Perimeter B festgehalten. • PG Nissen Wentzlaff Architekten BSA SIA AG / Den Teams wurden im Nachgang eine allgemeine Ludes Architekten - Ingenieure GmbH, 4052 Basel und eine individuelle Rückmeldung zugestellt. • ARGE Harry Gugger Studio Ltd. / Itten+Brechbühl AG, 4002 Basel Abgabe und Vorprüfung Einzelne Generalplanerteams haben sich aufgrund Die Abgabe der Pläne erfolgte am 28. September der Exklusiv-Regelung für die Phase 2 des Studien- 2018. Alle Teilnehmer haben ihre Unterlagen frist- auftrags mit anderen Subplanern ergänzt. gerecht und vollständig eingegeben und erhalten gemäss Programm die ausgelobte Entschädigung. Studienauftrag Am 7. Mai 2018 fand am Universitätsspital Basel die Schlusspräsentation Startveranstaltung mit einer Einführung vor Ort und Am 26. Oktober 2018 konnten die Teams in einer der Ausgabe der Modelle statt. halbstündigen Präsentation ihren endgültigen Projekt- vorschlag dem Beurteilungsgremium präsentieren. Zwischenbesprechung 1 Am 19. Juni 2018 stellten die Teams die Resultate vom Prüfauftrag des Soll-Raumprogramms BASIS und PLUS vor. Dabei wurde in der Diskussion klar ersichtlich, dass nur mit einer Freigabe der Höhenbe- grenzung aus dem Bebauungsplan über 25 Meter eine sowohl städtebauliche wie auch für die Nutzung funktionale und ansprechende Lösung möglich sein wird. Nur so kann eine angemessene Reaktion auf die denkmalgeschützten Bauten des Klinikums 1 und dem Holsteinerhof umgesetzt und trotzdem die notwendigen Funktionsflächen ausgewiesen werden. Das Beurteilungsgremium entschied sich für die Fortführung des Studienauftrages auf dem Soll- Raumprogramm PLUS. Somit wurde die Höhenbe- grenzung von 25 Meter aus dem Bebauungsplan freigegeben. Es erfolgte eine allgemeine und eine individuelle Rückmeldung an alle Teams. 16
Beurteilung Beurteilungskriterien Vorprüfung Die Bewertung der Projekte erfolgte anhand der Alle sieben Projekte wurden unter Berücksichtigung nachstehend aufgeführten Beurteilungskriterien. Die des Studienauftragsprogramms «Neubau Perimeter B» Reihenfolge der Kriterien ist keine Wertung. vom 7. Mai 2018 geprüft. Die formelle Vorprüfung hat die Vollständigkeit der Unterlagen, die fristge- • Architektur / städtebauliche Qualitäten rechte Abgabe und die Erfüllung der formalen Anfor- • Spitalbetriebliche Organisation (im Gebäude und derungen festgestellt. In der materiellen Vorprüfung Anbindung an Bestand) wurden unter anderem die Erfüllung des Funktions- • Freiraumkonzept und Umgang mit Garten und Raumprogramms sowie die baurechtlichen • Patientenattraktivität und erschliessungstechnischen Rahmenbedingun- • Etappierbarkeit / Aufrechterhaltung des Betriebs zu gen geprüft. jedem Zeitpunkt • Erfüllung des Raumprogramms in beiden Phasen • Wirtschaftlichkeit in der Erstellung und im Betrieb • Prozesseffizienz der Patientenabläufe • Bauliche und betriebliche Flexibilität im Hinblick auf die absehbaren zwei Nutzungsphasen • Umgang mit baugeschichtlichem Kontext und Denkmalschutz • Nachhaltigkeit 17
Jurierung Das Beurteilungsgremium hat sich am 30. Oktober Engere Wahl und Kontrollrundgang (im Plenum) 2018 zum 1. Jurierungstag und am 29. Januar 2019 Das Beurteilungsgremium entschied einstimmig, zum 2. Jurierungstag getroffen. zwei Projekte vertieft zu prüfen und für die engere Wahl vorzusehen: Dem Antrag der Vorprüfung, sämtliche Projekte zur Beurteilung zuzulassen, ist durch das Beurteilungs- Projekt 2, PG Herzog de Meuron / Rapp Architekten gremium einstimmig stattgegeben worden. Projekt 3, dany waldner ag + Morger Partner Archi- Das Verfahren des Studienauftrags «Neubau Perime- tekten AG ter B» fand nach der Ordnung für Architektur- und Aufgrund der Diskussion im Beurteilungsgremium Ingenieurstudienaufträge SIA 143, Ausgabe 2009 und anhand der im Programm aufgeführten Beurtei- statt. Die Unabhängigkeit des Beurteilungsgremiums lungskriterien wurde einstimmig das Projekt 2, PG wurde gewahrt und die Gleichbehandlung der teil- Herzog de Meuron / Rapp Architekten zur Weiterbe- nehmenden Teams war sichergestellt. arbeitung empfohlen. Das Beurteilungsgremium zeigt sich beeindruckt Im Kontrollrundgang entschied das Beurteilungs über die Qualität der eingereichten Projekte. Die gremium einstimmig unter Abwägung von Vergleich- Eingaben ermöglichten eine umfassende Auslege- barkeit das Projekt 3, dany waldner ag + Morger ordnung und bildeten die jeweilige Grundlage für Partner Architekten AG zurück in den Rundgang 2 zu engagierte und profunde Diskussionen. stellen. Rundgang 1 (im Plenum) Die ausgelobte Entschädigung in der Höhe von Aufgrund städtebaulicher, architektonischer und / 85’000.– CHF (exkl. MwSt.) erhalten alle sieben ein- oder betrieblicher Schwächen schieden folgende gereichten Projekte. Projekte im ersten Rundgang aus: Das Beurteilungsgremium bedankt sich bei allen Teil- Projekt 1, Boltshauser Architekten AG nehmenden und Beteiligten für das grosse Engage- ment und die wertvollen Beiträge. Projekt 5, Generalplaner Gmür Projekt 7, ARGE Harry Gugger Studio Ltd. / Itten+Brechbühl AG Rundgang 2 (im Plenum) Es wurden einstimmig vier Projekte aufgrund der Prüfung der Wirtschaftlichkeit, der betrieblichen An- forderungen und der Rahmenbedingungen für den 2. Rundgang ausgewählt: Projekt 2, PG Herzog de Meuron / Rapp Architekten Projekt 3, dany waldner ag + Morger Partner Archi- tekten AG Projekt 4, Burckhardt+Partner AG Projekt 6, PG Nissen Wentzlaff Architekten BSA SIA AG / Ludes Architekten - Ingenieure GmbH 18
Empfehlung und Weiterbearbeitung Das Beurteilungsgremium empfiehlt in der Schluss- Im Rahmen der Weiterbearbeitung sollen folgende abstimmung, das Projekt 2 und somit das Team PG Aspekte optimiert beziehungsweise geprüft werden: Herzog de Meuron / Rapp Architekten unter Berück- • Optimierung des statischen Rasters hinsichtlich sichtigung der nachfolgenden Empfehlung mit der Nutzung Phase 1 und Flexibilität in der Phase 2; Weiterbearbeitung zu beauftragen. • Optimierung der Entfluchtung aller Sicherheits- Das Beurteilungsgremium ist überzeugt, einen treppenhäuser, auch hinsichtlich Querungen von starken städtebaulichen Beitrag mit einem hohen Nutzeinheiten (EG-UG); Mass an Nutzungsflexibilität, sinnvoll aufgezeigten • Optimierung der Fassade im Hinblick auf Unter- Spitalprozessen und angemessener Wirtschaftlich- halts- und Betriebskosten; keit gefunden zu haben. • Überprüfung der Dimensionen der innenliegenden Lichthöfe, wenn möglich ist eine Vergrösserung Es liegt ein klarer und konsequenter Entwurf vor, anzustreben; welcher auch aufgrund der Belegung der Nutzflächen • Optimierung des 2h Schattens. in der Phase 1 und in der Phase 2 auf Entwicklungen und allfällige Veränderungen im Spitalbetrieb nach- haltig reagieren kann. 19
Genehmigung Beurteilungsgremium Beat Aeberhard (Vorsitz) Lorenzo Giuliani Fawad Kazi Qintus Miller Stefan Traxler Anne Marie Wagner Thomas Blanckarts (Ersatz) Bernhard Gysin (Ersatz) Robert-Jan Bumbacher Prof. Albert Urwyler Dr. Werner Kübler Prof. Christoph A. Meier Dr. Serge Reichlin (bis Mai 2018) Dr. Volker Büche (ab Mai 2018) Irmtraut Gürkan (Ersatz) Dr. Henrik Pfahler (Ersatz ab Oktober 2018) Basel, den 23. April 2019 20
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Projektteil 23
Antrag zur Weiterbearbeitung 24
Projekt 2 PG Herzog de Meuron / Rapp Architekten Generalplanung / Gesamtleitung Rapp Architekten AG Architektur / Städtebau Herzog & de Meuron Ltd. Landschaftsarchitektur Vogt Landschaftsarchitekten Spitalbetriebsplanung Teamplan GmbH Bauingenieurwesen ZPF Ingenieure AG Heizungs-, Lüftungs- und Klimaplanung Hochstrasser Glaus & Partner Consulting AG Elektroplanung SYTEK AG Sanitär- und Medizinalgasplanung Schudel + Schudel Ing. SIA Gebäudeautomation / MSRL Hochstrasser Glaus & Partner Consulting AG Fachkoordination Haustechnik Rapp Gebäudetechnik AG 25
Projekt 2: PG Herzog de Meuron / Rapp Architekten Modellfoto 1:1000, Städtebaulicher Kontext Campus Gesundheit und Campus Schällemätteli (Hochschulareal St. Johann) Modellfoto 1:500, Areal Campus Gesundheit 26
Städtebau es mit dem Turm auf den Neubau des Klinikums 2. Ausgehend von der städtebaulichen Vision eines Die Gartenfassaden des Sockelbaus erinnern an den Life-Sciences-Campus, der sich durch eine Gruppe heutigen Bestand und lassen so die ursprüngliche höherer Häuser stadträumlich auszeichnet, wird eine Idee der Anlage weiterleben — eine bemerkenswerte Komposition von drei Baukörpern vorgeschlagen: Form von Kontinuität, wenn der historische Bestand ein Sockelbau mit Turm und Pavillon. nicht erhalten werden kann. Der drei- bis viergeschossige Sockelbau übernimmt Die Nähe zum Holsteinerhof ist adäquat, der Gar- die Höhe der heutigen Schwesternhäuser und beglei- ten des Holsteinerhofs wird jedoch verkleinert. Die tet die Geometrie der Schanzenstrasse in einer fein Passerelle zum Klinikum 1 ist überzeugend, da die konkaven Form, er endet volumetrisch angemessen geschützte Fassade von Hermann Baur nur minimal zum Holsteinerhof. gestört wird. Die Anbindung zum Klinikum 1 in der Flucht der Freiraum Fassade zur Schanzenstrasse beeinträchtigt die Ab- Die Führung der Besucher von Süden wie von Nor- wicklung der geschützten Fassade nur minimal und den zum Haupteingang ist sehr klar. Der Eingang ist schliesst gleichzeitig den Spitalgarten ab. grosszügig dimensioniert und optimal positioniert. Der 13-geschossige Turm schafft ein klares Vis-à- Torartig wird man an der Schanzenstrasse durch die vis zum Klinikum 2. Zusammen mit dem Sockelbau neue Passerelle in den Spitalgarten geführt. Orga- spannt er den Freiraum des Spitalgartens auf und nisch geformte Wege führen durch die Anlage und sichert ihn weiterhin als Herz des Areals. Zur Stadt verbinden den Altbau mit dem Neubau. definiert der Turm einen Platz mit dem Hauptzugang; Die südliche Stirnfassade endet auf der Flucht des die Kreuzung Klingelbergstrasse / Schanzenstras- Holsteinerhofs, was zu einer räumlichen Klarheit in se wird dadurch aufgewertet und es entsteht ein der Hebelstrasse führt. Breite Sitzstufen transfor eindeutiges Gegenüber zum Neubau BSS ETH. Die mieren den Eingangsbereich zum Aufenthalts- und Setzung des Turms ist funktional und stadträumlich Begegnungsort und schaffen so eine klar erkennbare präzise. Der 2h Schatten des Turms tangiert minimal Adresse. Die Verbindung von der oberen zur unteren Wohnliegenschaften an der Klingelbergstrasse. Parkebene ist über die neue Treppe, welche am Ende der Terrasse positioniert ist, gut und stimmig gelöst. Architektur Der Dachgarten hat eine adäquate Grösse und wird Der Sockelbau ist vom Boden leicht abgehoben und durch den Pavillonbau gut zoniert. übernimmt den topographischen Sprung entlang der Schanzenstrasse. Eine grosszügige Eingangshalle Statik durchquert das Gebäude am Ausgleichpunkt der Das Tragwerk gliedert sich in einen viergeschossigen Höhenkoten Garten / Strasse und verbindet – wie im Sockelbau und den Turm mit 13 Geschossen. Eine Klinikum 1 – Stadt- und Hofeingang. Die Fassade zur intensive Analyse der vielfältigen Randbedingungen Stadt ist mit Brise Soleils fein strukturiert, mineralisch im Untergrund legt die Position des Turms auf dem und hell; zum Garten erinnern auskragende Balkone Perimeter fest, so dass eine relativ einfache Grün- und Stoffmarkisen an die heutigen Schwesternhäuser dung dafür realisierbar ist. und lassen die ursprünglichen Ideen der Anlage, Luft, Licht, Erholung der Patienten im Garten, weiterleben. Das gesamte Gebäude ist mit einem Platten-Stüt- zen-System als Skelettbau konzipiert; die auskragen- Zwei Innenhöfe und offene Wartebereiche bringen den Bereiche des Turms werden elegant mit schräg Tageslicht und Orientierung in die langen Gänge des gestellten Stützen gelöst. Die vorgeschlagenen tiefen Baukörpers. Biomorphe Geometrien werden statischen Massnahmen für die anspruchsvollen immer wieder eingesetzt: für die Treppenhäuser, die Bereiche über dem Parkhaus City, dem bestehenden Eingangshalle und den Dachpavillon. Sie verweisen Energieleittunnel-Kanal und der Überschneidung mit ihrer geschwungenen Form auf den Verlauf der Sockelbau mit der Tiefgarageneinfahrt sind nach- ehemaligen Stadtmauer. vollziehbar und effizient. Ein zurückgesetztes hohes Geschoss mit Veranstal- tungsräumen trennt den über den Dächern auskra- Gebäudetechnik genden Kubus vom Sockelbau. Eine öffentliche oder Die Gewerke sind umfangreich beschrieben. Die halb-öffentliche Nutzung an dieser Schnittstelle ist Konzepte sind durchdacht und teilweise mit Berech- ideal; ein Dachgarten auf dem Sockelbau bietet einen nungen und Kennzahlen hinterlegt. Die Anbindungen geschützten Aussenraum für das Personal wie für die an Energieleittunnel, Materialtransportanlage und Patienten und erweitert den Spitalgarten visuell aus Pathologie sind gewährleistet. der Perspektive der umliegenden höheren Häuser. Alternativer Ansatz einer zusätzlichen, redundanten Wärmeerzeugung mittels Erdsonden, die jedoch auf- Denkmalschutz grund der bestehenden Energieerschliessung nicht Das vorgeschlagene Projekt wird einerseits mit dem zum Tragen kommen wird. Sockelbau der ursprünglichen Planung der Spitalanla- ge von Hermann Baur gerecht, andererseits reagiert 27
Projekt 2: PG Herzog de Meuron / Rapp Architekten Funktionsanordnung und Prozesse Betrieblich-bauliche Effizienz Die Schnittstellenthematik und Verknüpfung der Funktionale Erscheinung und Logistik Prozesskaskaden sind richtig erkannt und explizit Der Planungsentwurf überzeugt durch ein hohes dargestellt. Vorgaben wie zum Beispiel der Umgang Planungsverständnis für die klinischen Zusammen- mit radioaktiven Stoffen sind bereits offenkundig hänge am Universitätsspital Basel. Makroeffizienz- umgesetzt. Wegelängen sind erkennbar optimiert. überlegungen sind richtig erkannt und platziert. Der Zusammengefasst ist dies aus strategischer Betriebs- Flächenquotient Geschossfläche / Nutzfläche liegt bei sicht der beste Planungsentwurf. 1,86 und zeigt somit ein gutes Aufteilungsverhältnis. Etappierung (Phasenbelegung) Die Situation der beiden Haupteingänge Schanzen Die Belegung zeigt über beide Phasen, dass das strasse und Spitalgarten ist übersichtlich; der zentrale Planungsverständnis und die Zusammenhänge in der Informations- / Anmeldetresen ist gut positioniert und Makrobelegung des Gebäudes mit Funktionseinhei- die Wegleitung der Patienten sehr gut gelöst. Die ten gut verstanden wurde. Der Vorschlag zeigt über Hauptvertikalerschliessungen für gehfähige, rollstuhl- beide Etappen eine funktionierende Lösung. bedürftige und liegende Patienten sind direkt erreich- bar. Gesamtwürdigung Die Gliederung in drei Baukörper, die unterschiedliche Das Gebäude schliesst über drei Geschosse (zwei stadträumliche Funktionen abdecken und die unter- oberirdisch, eines unterirdisch) an das Klinikum 1 an, einander ausgewogene Verhältnisse aufweisen, ist so dass eine grundsätzliche Flexibilität gegeben ist. städtebaulich überzeugend. Ihre Lage stellt sowohl Die hauptsächlichen Patienten-, Personal- und Logis- zur städtischen Umgebung als auch zum Spital tikströme werden im Gebäudeteil mit dem darüber areal präzise räumliche und atmosphärische Bezüge liegenden Turm zu erwarten sein. Entsprechend stark her. Die Position des Turms ist städtebaulich explizit wurde dieser Teil mit den quantitativ notwendigen gewählt um den Platz zur Stadt zu fassen, ein Gegen- Aufzügen und Verteillogistiksystemen geplant. Die über zum Klinikum 2 zu schaffen und eine angemes- benötigten Vertikalerschliessungen sind überwiegend sene Distanz zum Klinikum 1 zu gewährleisten. richtig abgebildet. Die Materialversorgung ist nach- vollziehbar dargestellt und klar betrieblich gegliedert. Im Inneren ist die Position des Haupterschliessungs- kernes des Turms betrieblich ideal, er dockt an der Durch Leit- und Anmeldepunkte an allen Kreuzungs- Eingangshalle an und wird somit an der Topographie oder Verzweigungspunkten erschliesst sich das justiert. Der Entscheid der Verfasser, die Position des Gebäude vollumfänglich. Die Laufwege sind klar und Turms gegenüber dem 2h-Schatten vorzuziehen, eindeutig, das Gebäude insgesamt sehr gut durch- ist nachvollziehbar. Die Konsequenzen der Verletzung dacht. sind noch nicht abschätzbar und gehören zu dem Der Sockelbau und der Pavillon mit der Nephrologie weiteren politischen und rechtlichen Prozess. Der beinhalten alle definitiven Nutzungen, die Rochade- Beitrag überzeugt durch die präzise städtebauliche flächen befinden sich im Turm. Die innere Organisati- Konfiguration, die aus dem Kontext entliehene Archi- on folgt einer hohen Funktionalität und wird betrieb- tektursprache und das hohe Planungsverständnis lich sehr gut bewertet. für die klinischen Prozesse des Spitals. Trotz hoher Komplexität ist das Projekt in der Lage, klar struk- Funktionalität und Flexibilität turierte Grundrisse mit angemessenen räumlichen Die Primärfunktionalität des Gebäudes leitet sich aus Qualitäten anzubieten. Die Anordnung der Nutzungen der Primärstruktur des Gebäudes ab. Dazu zählen die und Prozesse im Gebäude sind sehr gut gelöst. Geschosshöhen und der verwendete Stützenraster. Eine hohe Primärfunktionalität lässt auf eine bauliche Die Zugänge, die Erschliessung aller Nutzungen Flexibilität schliessen und in der Folge eine über die sowie die Materialversorgung sind betrieblich klar ge- Zukunft notwendige Ausbau- und Umnutzungs gliedert und nachvollziehbar dargestellt. Die Sorgfalt flexibilität. Der Turm basiert auf einer niederinstallier- mit der das Raumprogramm umgesetzt worden ist ten Nutzung, der Sockelbau auf einer hochinstallier- und weitgehend erfüllt wird, ist lobenswert. ten Nutzung und lässt somit sämtliche medizinischen Die wiederkehrenden Elemente mit biomorphen Umnutzungen zu. Geometrien, die den gesamten Raum prägen wie Das Tumorzentrum und die Nephrologie können Eingangshalle und Treppenhäuser, oder die plastisch durch die gezeigte Eingangssituation gut getrennt wirkenden Brise-soleils bringen eine angemessene voneinander erreicht werden. Für die Labormedizin und bewusst gestaltete Atmosphäre ins Projekt; der ist dieser Planungsentwurf grundsätzlich sehr gut Ausdruck der Fassaden in ihren Massstäben und ihrer geeignet, insgesamt zeigt sich die Belegung als hoch Materialität wird gewürdigt. funktional. Der ganze Entwurf ist geprägt von einer sorgfältigen und tiefen Auseinandersetzung mit der Aufgabe auf allen Ebenen, vom Städtebau bis zur Logistik und Konstruktion. Das Ergebnis entspricht somit den hohen Erwartungen sowohl der Stadt wie auch dem Universitätsspital Basel. 28
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Nicht prämierte Beiträge Reihenfolge ohne Wertung 34
Projekt 1 Boltshauser Architekten AG Generalplanung / Gesamtleitung Boltshauser Architekten AG Architektur / Städtebau Boltshauser Architekten AG Landschaftsarchitektur Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt Spitalbetriebsplanung Hospitaltechnik Planungsgesellschaft MBH Bauingenieurwesen Basler & Hofmann AG Heizungs-, Lüftungs- und Klimaplanung Meierhans + Partner AG Elektroplanung IBG B. Graf Engineering Sanitär- und Medizinalgasplanung Balzer Ingenieure AG Gebäudeautomation / MSRL IBG B. Graf Engineering Fachkoordination Haustechnik Meierhans + Partner AG 35
Projekt 1: Boltshauser Architekten AG Modellfoto 1:1000, Städtebaulicher Kontext Campus Gesundheit und Campus Schällemätteli (Hochschulareal St. Johann) Modellfoto 1:500, Areal Campus Gesundheit 36
Städtebau Freiraum Grundidee der städtebaulichen Setzung ist ein langes, Der gewählte Abstand zum Klinikum 1 erscheint radial geformtes Volumen. Seiner Rolle als Vermittler adäquat, die Nutzung als Gästeparkplatz überzeugt zwischen den Bestandsbauten wird der Neubau mit jedoch weder funktional noch gestalterisch. Der ganz seiner vorgeschlagenen Positionierung jedoch nicht im Norden des Gebäudes gelegene Haupteingang ist gerecht; die respektvolle Distanz zum Klinikum 1 zwar in Bezug auf den öffentlichen Verkehr gut posi- vermag stadträumlich nicht wirklich zu überzeugen. tioniert, doch die beengten Platzverhältnisse werden Das südliche Ende des gebogenen Volumens endet den Anforderungen an einen repräsentativen und gut abrupt an der Hebelstrasse, auch die Staffelung der funktionieren Eingang nicht gerecht. Obergeschosse beurteilt das Beurteilungsgremium bezüglich Reaktion auf den Holsteinerhof als kritisch. Statik Generell wurde eine flexible Gebäudestruktur entwi- Architektur ckelt, welche sich auf einem sinnvollen Raster von Das sehr eigenständige Erscheinungsbild des neuen 8.1 m aufbaut. Das Tragwerk wurde sorgfältig und Gebäudes mit hohem Glasanteil, den weiss gestriche- nachvollziehbar bearbeitet und leistet konstruktiv nen Stahlstützen und den umlaufenden vorgehängten einen interessanten Vorschlag. Fragwürdig bleibt das Balkonen setzt sich deutlich von seiner Umgebung sichtbare Deckenprinzip mit offener Installation im ab. Spitalbau, auch hinsichtlich des Brandschutzes. In Bezug auf die zu erstellende Geschossfläche wird Gebäudetechnik sehr viel Nutzfläche angeboten, jedoch zu Lasten von Alle Gebäudetechnikgewerke sind abgebildet, betrieblichen Funktionalitäten. Dies nicht nur in Bezug beschrieben und ausführlich auf Prinzipschemas auf Prozesse, sondern auch bezüglich Orientierung dargestellt. Die Umsetzung Gebäudetechnik hält sich und innenräumlichen Qualitäten. an die Vorgaben, mit Ausnahme der Netzersatzan- Die grosse Gebäudetiefe und die vorgeschlagene lage, welche im Untergeschoss statt auf dem Dach hohe Flächeneffizienz führen zu vielen Raumeinheiten geplant ist. ohne jeglichen Bezug zu Tageslicht oder auch oft zu schmalen und ungünstigen Raumproportionen. Denkmalschutz Der Projektvorschlag versucht, gemäss der ursprüng- lichen Planung von Hermann Baur, den Neubau als Flügel des Klinikums 1 auszubilden. Dies gelingt jedoch nicht, da das Volumen zu dominant erscheint. Die Materialisierung der Fassaden in Metall wirkt im Umfeld der mineralischen Fassaden von Klinikum 1 und Holsteinerhof als Fremdkörper. 37
Projekt 1: Boltshauser Architekten AG Funktionsanordnung und Prozesse Gesamtwürdigung Die vollständige Abkehr von einer Entwurfsidee zum Funktionale Erscheinung und Logistik Zeitpunkt der zweiten Zwischenbesprechung ist dem Das bereitgestellte Flächenangebot und die Stock- nun vorliegenden Projekt vielfach anzusehen. Die werkshöhen berücksichtigten die Funktionszu- städtebauliche Setzung vermag als Gegenüber zum ordnungen unzureichend. Der Flächenquotient Spitalareal nicht wirklich zu überzeugen. Der neue Geschossfläche / Nutzfläche liegt bei tiefen 1,6. Aus Freiraum bildet trotz Passerelle keinen befriedigenden betrieblich-baulicher Sicht bedeutet dies kaum Flexi- Abschluss des Spitalgartens. Die sowohl im Längs- bilität für weitere Planungsschritte oder notwendige wie auch im Querschnitt vorgenommenen Abstaffe- Funktionsrochaden. lungen lösen keine der relevanten Fragen, weder Auf den Fluren ist eine Trennung von Patienten-, bezüglich Spitalgarten noch in Bezug auf den Hol- Personal- und Materialströmen nicht möglich. Eine steinerhof. Die äussere Anmutung, insbesondere Führung der Patienten über Leitstellen im Gebäude Materialität und die umlaufenden Balkone, werden ist nicht erkennbar. Die gezeigten Kerne in der Mit- kritisch beurteilt. telzone sind nicht ausreichend dimensioniert, zudem Es gelingt den Verfassern, auf ihrer vorgeschlagenen fehlen Materialversorgungsaufzüge. Eine Beurteilung Geschossfläche das grosse Raumprogramm vollstän- der Materialversorgung ist auf Grund der fehlenden dig und vielerorts funktional zu organisieren, doch Versorgungslogistik wie zum Beispiel der Materi- es bleiben zum Teil betrieblich relevante Mängel in al- und Spontantransportanlage nicht möglich, die beiden vorgegebenen Betriebsphasen bestehen. Förderanlagensysteme sind nicht dargestellt. Auf die grosse Gebäudetiefe wird mit vier- und Die gezeigte Planung lässt eine intuitive Orientierung dreibündigen Geschossdispositionen reagiert. Dabei bis zur Organisations- oder Funktionseinheit zu, die entstehen mancherorts sehr ungünstige Raumpro- zweite Funktionsebene ist weniger klar organisiert. portionen mit wenig Tageslicht. Die innenräumli- Funktionalität und Flexibilität chen Qualitäten vermögen generell nicht wirklich zu Es gibt logische Brüche bei der Funktionsbelegung überzeugen. sowie bei der Schnittstellenanbindung der Bereiche Insgesamt erkennt das Beurteilungsgremium einen untereinander. Die Aufteilung der Labormedizin auf Projektvorschlag mit einer sehr eigenständigen drei Stockwerke ist nicht nachvollziehbar, Schreib- städtebaulichen Grundhaltung, der in einigen Berei- plätze am Fenster werden in einem medizinischen chen stufengerecht, vollständig und sorgfältig aus Labor nicht benötigt. Eine Isolierung der Radiologie gearbeitet wurde, dies trotz überraschender Kehrt- ist nicht ideal. wende nach der zweiten Zwischenbesprechung. Das Gebäude ist mit dem gezeigten Raster sehr flexi- bel. Umplanungen im Sinne von zukünftiger Entwick- lung, Strukturveränderungen (Umbauten) sind durch den richtungsungebundenen Raster möglich. Betrieblich-bauliche Effizienz Die gezeigte Planung lässt noch keine Schlüsse auf betriebliche Effizienzen zu. Etappierung (Phasenbelegung) Aufgrund der bereits nachgewiesenen Flexibilität sind die Belegungen in beiden Phasen wie vorge- schlagen möglich, aber nicht im Sinne der betriebli- chen Effizienz. 38
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