Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich

Die Seite wird erstellt Chiara Kühn
 
WEITER LESEN
Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich
Ein Magazin des Naturschutzbundes Oberösterreich
Heft 97, März 2020

                                                          Neue
                                                    LE-Periode.
                                                   GEGEN DAS ARTENSTERBEN!

                                                      Idealisten.
                                                     MOORWIESENERHALTUNG
                                                           IM MÜHLVIERTEL
Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich
inhalt.
    GEMEINSAM MEHR ENTDECKEN.

          NATURSCHUTZBUND                                                                                                 LAND OBERÖSTERREICH
          VIELFALT ERLEBEN                                                                                                NATUR BELEBEN
                                                                                  04     vielfalt erleben.           12      natur beleben.

                                                                                  05     Nasse Füße für das          14      Mit der Sense für
                                                                                         Kamm-Torfmoos                       den Naturschutz

                                                                                  06     Wissenswert,                16     Interview mit
                                                                                         Ehrenzeichen,                      Ing. Neubacher
                                                                                         Nachbericht
                                                                                                                     19      Naturschutz hat
                                                                                  07     Warum ich?                          einen Preis. Philyra.
                                                                                         Der Baummarder                      Jetzt einreichen!

                                                                                  08     „Schnecken
                                                                                         checken“

                                                                                  09     Ein neuer Anlauf

                                                                                  10     Gegen das Arten-
                                                                                         sterben in der
                                                                                         Landschaft

              Der Naturschutzbund ist Anwalt der Natur:                                                                    LH-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner
              Wir erwerben und pflegen Grundstücke                                                                         setzt sich mit den Mitarbeiterinnen und
              und führen Artenschutzprojekte durch,                                                                        Mitarbeitern der Abteilung Naturschutz
              um die Vielfalt zu bewahren. Wir leisten                                                                     für den Erhalt bedrohter Arten und der
              Bildungsarbeit in Form von Exkursionen,                                                                      Biodiversität ein. Unter dieser Prämisse
              Ausstellungen und Vorträgen. Wir beraten                                                                     wird die Pflege von Naturschutzflächen
              in Naturschutzfragen und setzen uns gegen                                                                    gefördert – zum Wohle der Natur für
              Naturzerstörung ein.                                                                                         uns Menschen.

              naturschutzbund-ooe.at                                                                                       www.land-oberoesterreich.gv.at
              oberoesterreich@naturschutzbund.at                                                                           n.post@ooe.gv.at

                                                                                                                                                   53401-2001-1017
                                                                                                                                ClimatePartner.com/53401-1808-1012

     Ein Magazin des Naturschutzbundes Oberösterreich
     Heft 97, März 2020                                                                                                           PEFC zertifiziert.                              gedruckt nach der
                                                                                                                                  Dieses Produkt stammt                           Richtlinie „Druckerzeug-
                                                                                                                                  aus nachhaltig bewirt-                          nisse“ des österreichi-
                                                                                                                                  schafteten Wäldern und                          schen Umweltzeichens,
                                                                                                                                  kontrollierten Quellen.                         Gutenberg-Werbering
                                                                                                                                  www.pefc.at                                     GmbH, UW-Nr. 844

                                                                                                                     Impressum: Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Naturschutzbund Oberösterreich
                                                                Neue                                                 Schriftleitung: Josef Limberger Redaktion: Mag.a Heidelinde Kurz, Dr. Martin Schwarz,
                                                          LE-Periode.
                                                        GEGEN DAS ARTENSTERBEN!                                      Josef Limberger – alle: 4040 Linz, Knabenseminarstr. 2, Telefon 0732/779279. Abteilung
                                                                                                                     Naturschutz Schriftleitung:          Ing. Gerald Neubacher Redaktion: DI Dr.
                                                            Idealisten.           DAS COVER                          Stefan Reifeltshammer – alle: 4021 Linz, Bahnhofplatz 1, Telefon 0732/7720-0
                                                          MOORWIESENERHALTUNG
                                                                IM MÜHLVIERTEL                                       Gesamtherstellung: MACHER MEDIA HOUSE / bisskonzept media OG, City Tower 2,
                                                                                  Foto I S. Reifeltshammer           Lastenstr. 36, 4020 Linz. Hergestellt mit Unterstützung des Amtes der Oö.
                                                                                                                     Landesregierung, Abteilung Naturschutz. Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge
                                                                                  Gewöhnliche Kuhschellen            geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich
                                                                                                                     das Recht auf Kürzungen eingesandter Manuskripte vor. Alle Rechte sind vorbehalten.
                                                                                  (Pulsatilla vulgaris) Frühlings-   Im Sinne der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsneutrale Formulierungen
                                                                                  grüße aus Sierninghofen.           verzichtet. Es sind jeweils beide Geschlechter von der Formulierung umfasst.

2
Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich
editorial.
ES IST HÖCHSTE ZEIT ZU HANDELN

                                                                                                                                Text I Mag.
                                                                                                                                Stefan Guttmann,
Liebe Leserinnen und Leser!                                                                                                     Abteilung Naturschutz

Seit einem Jahr bin ich Gruppenleiter in der Abteilung Na-      fachlichen Beurteilungen plausibel zu formulieren, so legen
turschutz. Die Gruppe mit dem etwas sperrigen Namen             die Vorgaben aus den EU-Richtlinien die Prüflatte noch hö-
„Sachverständige und Planung“ ist für die fachlich-inhaltli-    her. Aktuelle Urteile des Europäischen Gerichtshofes zeigen
che Arbeit in unserer Abteilung zuständig. Genauso vielfältig   auf, dass auch der fachlichen Beurteilung oft komplexer Zu-
wie die Aufgaben sind auch die Ausbildungen beziehungs-         sammenhänge eine große Bedeutung zukommt. Da stoßen
weise die fachlichen „Herkünfte“ unserer Mitarbeiterinnen       wir gelegentlich an unsere Grenzen. Die Natur lässt sich in
und Mitarbeiter. Zoologen, Botaniker, Forstwirte arbeiten       der Regel nicht auf die zweite Kommastelle berechnen, die
in der Gruppe mit Landschaftsplanern, Bautechnikern und         Entwicklungen sind nicht immer genau zu prognostizieren.
GIS-Spezialisten zusammen. Sie alle eint ein hohes Engage-      Dem gegenüber steht das berechtigte Interesse eines Antrag-
ment – sie haben das Herz am richtigen Naturschutzfleck.        stellers nach klaren fachlichen Aussagen, am besten in einer
                                                                Sprache, die auch Nicht-Spezialisten verstehen.
Nicht alle unsere Tätigkeiten sind gleich gut nach außen
hin sichtbar. Das Initiieren und Betreuen von Artenschutz-      Nicht zuletzt gibt es eine Reihe von Tätigkeiten, die nach
projekten ist wohl eine der befriedigendsten Aufgaben. Ba-      außen hin kaum für einen größeren Personenkreis sichtbar
sierend auf unserer Artenschutzstrategie werden spezifische     sind, jedoch unabdingbare Voraussetzung für die zeitgemä-
Projekte konzipiert und mit externen Partnern durchge-          ße Erledigung unserer Aufgaben sind. Das Programmieren
führt. Vom Ackerwildkraut über die Wiesenbrüter bis hin         und Betreuen unserer Naturschutzdatenbank, die punkt-
zur Flussperlmuschel können so punktgenaue Maßnahmen            genaue Darstellung von geografischen Informationen auf
zum Erhalt dieser Arten umgesetzt werden. Beim „Vermark-        Karten sowie die zahlreichen Stellungnahmen für andere
ten“ dieser Projekte gibt es noch Luft nach oben. Wir soll-     Dienststellen sind nur einige Beispiele dafür.
ten noch mehr von den vielen, kleinen Erfolgen berichten –
gerade in der Zeit, wo uns die Berichte übers weltweite Ar-     Das alles kann nur funktionieren, wenn die Zusammen-
tensterben zusehends depressiv werden lassen.                   arbeit mit den Kolleginnen und Kollegen von der Gruppe
                                                                Recht und Vollziehung und der Fördergruppe so gut läuft,
Die Errichtung von Schutzgebieten nimmt vor allem in den        wie sie in unserer Abteilung tagtäglich funktioniert.
letzten Jahren viel Zeit in Anspruch. Ob Naturschutzgebiete
oder Natura-2000-Gebiete, ob ein weiterer Naturpark oder        So habe ich das letzte Jahr als eines erlebt, in dem die Kol-
                                                                                                                                In den Flysch-
ein zusätzliches Naturdenkmal. Will man diese Schutzgebie-      leginnen und Kollegen mit hoher Motivation ihren Beitrag
                                                                                                                                hügeln der
te nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg errichten, so    zum Schutz unserer Natur und Landschaft leisten. Ganz im
                                                                                                                                Ennstaler Voralpen
ist eine intensive Kommunikation notwendig. Es hat sich         Sinne unseres Leitspruches „Zum Wohle der Natur für uns
                                                                                                                                befindet sich ein
gezeigt, dass diese Zeit des Informierens und Diskutierens      Menschen“!
                                                                                                                                neues Europa-
gut investiert ist.
                                                                                                                                schutzgebiet für
                                                                                                                                Steinkrebse.
Die Ansprüche an fachlich fundierte, nachvollziehbare Gut-      Ihr Stefan Guttmann
achten werden immer höher. War es schon jeher Ziel, unsere      Abteilung Naturschutz                                           Foto I S. Guttmann

       DIE GRÖSSTE GEFAHR FÜR UNSERE ZUKUNFT IST GLEICHGÜLTIGKEIT.
                                                       Dr. Jane Goodall

                                                                                                                                                     3
Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich
vielfalt erleben.
NATURSCHUTZBUND OBERÖSTERREICH

Weichtier des                                                                                    WUSSTEN SIE, DASS …
Jahres 2020/21                                                                                   … Feldhasen-Weibchen potentielle Freier in
                                                                                                 Boxkämpfen auf Ihre Eignung als Hasenvater
Die Weinbergschnecke (Helix pomatia) ist ein                                                     testen? Wer genau hinschaut, kann die Feldhasen
faszinierendes Weichtier und aufgrund ihrer Größe                                                jetzt auf Wiesen und Feldern bei hitzigen
auch mit dem bloßen Auge leicht zu erkennen.                                                     Boxkämpfen beobachten. Doch es sind nicht die
Aber wer hätte gedacht, dass Weinbergschnecken                                                   Männchen, die im Zweikampf ihre Vorderläufe
Tausende von Zähnen besitzen, aber nur einen                                                     gegeneinander trommeln. Die Häsin testet beim
Fuß, mit dem sie dafür aber auch in Rückenlage                                                   Boxen vielmehr, wie stark und ausdauernd der
und selbst über die schärfsten Messerklingen                                                     Partner in spe ist. Besteht er die „Box-Prüfung“,
kriechen können? Auch die Fortpflanzung                                                          darf er rammeln. Wenn nicht, sucht sie sich einen
der Weinbergschnecke bietet viele interessante                                                   anderen Sparringspartner, da die Häsin sich
Geheimnisse. Schließlich sind Weinbergschnecken                                                  innerhalb kürzester Zeit mehrmals paart, kann
bei der Paarung nicht Männchen, oder Weibchen,                                                   ihr Nachwuchs unterschiedliche Väter haben.
sondern beides, und zwar gleichzeitig. Einzigartig                                               Melden Sie Ihre Feldhasen-Beobachtung jetzt
im Tierreich, stacheln sie den Partner dabei zu                                                  ganz einfach mit der App auf Ihrem Smartphone
neuen Höchstleistungen an, indem sie ihm                                                         unter www.naturbeobachtung.at.
einen Kalkpfeil in den Fuß stechen!                                                              Text I Mag.a Gudrun Fuß
                                                                                                 Illustration I J. Limberger
Text I Mag.a Heidi Kurz
Illustration I J. Limberger

    HANDBUCH WOLF                                          ÖKO.L                                                      DIE WIESE – FILM (DVD)
    BIOLOGIE, ÖKOLOGIE UND MANAGEMENT                      ZEITSCHRIFT FÜR ÖKOLOGIE,                                  EIN PARADIES NEBENAN
                                                           NATUR- UND UMWELTSCHUTZ
    Henryk Okarma & Sven Herzog I 2019 I Kosmos Verlag I                                                              Jan Haft I 2019 I Deutsch I EAN 4006448767617 I
    320 S. I ISBN 978-3-440-16433-4 I Preis: 46,30 Euro    Die Zeitschrift ÖKO.L der Naturkundlichen                  Preis: 18,99 Euro
                                                           Station der Stadt Linz beschäftigt sich in dieser
    Prof. Okarma erforscht seit vielen Jahren das          Ausgabe mit den hochaktuellen Themen Bio-                  In nie gesehenen Bildern und mit großem,
    Verhalten von Wölfen, die sich ihren Lebens-           diversitätsverlust und Artensterben. Experten              technischem Aufwand gedreht, stellt die Do-
    raum mit Menschen teilen. Er beleuchtet das            aus vielen Bereichen berichten über die Ge-                kumentation einige der schönsten, liebens-
    Thema aus den unterschiedlichsten Sichtwei-            fährdungssituation ihrer Tier- oder Pflanzen-              wertesten und skurrilsten Bewohner unserer
    sen, beschreibt Probleme und Schwierigkei-             gruppe, die Ursachen und drohenden Folgen.                 Wiese vor. Die Hauptdarsteller des Filmes sind
    ten und entwickelt mögliche Lösungen. Ein              Diese Sonderausgabe ist bei Selbstabholung                 junge Reh-Zwillinge, die ein Leben zwischen
    hervorragendes Grundlagenwerk für alle, die            kostenlos im Botanischen Garten der Stadt                  Waldrand und Wiese führen und den Zu-
    sich objektiv eine Meinung zum Thema Wolf              Linz erhältlich.                                           schauer mitnehmen auf ihre Abenteuer.
    bilden möchten.

  4
Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich
NATURSCHUTZBUND
                                                                                 vielfalt erleben.

NASSE FÜSSE FÜR DAS KAMM-
TORFMOOS – MOORSANIERUNG
IM HÖRZINGER WALD
   Entwässerungs- und Aufforstungsmaßnahmen gefährden die Moore in unserer
   Kulturlandschaft stark, so auch das Moor im Hörzinger Wald. Jedoch konnte
   hier dank der äußerst kooperativen Grundbesitzer die Stiftung für Natur des                                         Text I Barbara Wurm,
                                                                                                                       MSc, Stiftung für Natur
   Naturschutzbundes Oberösterreich einen Teil der Moorfläche pachten                                                  des Naturschutzbun-
                                                                                                                       des Oberösterreich
   und Schritte zur Sanierung des Moores setzen.
Am Südrand des Hörzingerwaldes          im Hörzinger Wald zu sanieren,         die bis jetzt durchgeführten Arbeiten
im Gemeindegebiet von Nattern-          nicht zuletzt deshalb, weil dort das   aber nicht nur kosmetischer Natur
bach liegt eines der wenigen Durch-     Kamm-Torfmoos (Sphagnum affine),       bleiben, ist dieses Jahr auch die hy-
strömungsmoore Oberösterreichs.         eine in Oberösterreich stark gefähr-   drologische Sanierung des Moores
Bis in die 1950er Jahre wurde die       dete Art, noch häufig zu finden ist.   geplant. Hierfür sollen Wasserdurch-
Fläche zur Gewinnung von Einstreu-      Darüber hinaus kann mit der Erhal-     lässe durch den Forstweg vertieft
material einmal im Jahr gemäht. Mit     tung und Sanierung des Moores ein      bzw. erneuert werden, damit Was-
der Zeit wurde diese Bewirtschaf-       Beitrag zum Klimaschutz und zur        ser ins Moor strömen kann, und wo
tungsweise unrentabel und so kam        Stabilisierung des Landschaftswas-     möglich eine Abdichtung der Ent-
es zur Aufforstung auf einem Teil der   serhaushaltes geleistet werden.        wässerungsgräben erfolgen, damit
Moorfläche. Ein damals errichteter                                             Wasser nicht aus dem Moor entwei-
Forstweg schneidet bis jetzt den für    Noch vor ein paar Monaten war von      chen kann. So wird auch in Zukunft
ein Durchströmungsmoor unerlässli-      der gehölzfreien Moorfläche, die das   die zentrale, gehölzfreie Moorfläche
chen Wasserzustrom zum Teil ab. All     Kamm-Torfmoos als Lebensraum           erhalten bleiben.
diese Maßnahmen trugen zur Stö-         benötigt, nur noch ein kleiner Rest
rung des Wasserhaushaltes bei und       vorhanden.
führten Großteils zum Verschwinden
der typischen Pflanzen- und Tierwelt.   Mit Motorsäge und Muskelkraft so-
                                        wie mit der Hilfe zahlreicher Frei-
ARTENSCHUTZ – DAS GEBOT                 williger des Naturschutzbundes OÖ
DER STUNDE                              und der Grundeigentümer wurde bei
Die Stiftung für Natur des Natur-       mehrmaligen Arbeitseinsätzen die
schutzbundes Oberösterreich hat         Moorfläche von den nicht standort-                                             Müller im Thal –
es sich zum Ziel gesetzt, das Moor      typischen Gehölzen befreit. Damit                                              Hörzinger Wald

                                                                                                                       Kaum wieder zu
                                                                                                                       erkennen: Dersel-
                                                                                                                       be Ausschnitt der
                                                                                                                       Moorfläche im
                                                                                                                       Hörzinger Wald
                                                                                                                       (zu erkennen an
                                                                                                                       den Bäumen im
                                                                                                                       Hintergrund) vor
                                                                                                                       und nach der Ent-
                                                                                                                       buschungsmaß-
                                                                                                                       nahme.
                                                                                                                       Foto I G. Mühlberger

                                                                                                                                              5
Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich
Wissenswert AUSZEICHNUNG                                                                      Nachbericht
     INSEKT DES JAHRES 2020                  EHRENZEICHEN FÜR KONSULENT                          GESCHENK FÜR DIE NATUR
                                                REINHARD OSTERKORN
                                             Am Mittwoch, 27. November 2019 ver-
                                             gab der Naturschutzbund im Beisein des
                                             Präsidenten Roman Türk sowie Natur-
                                             schutzbund Oberösterreich-Obmann-Stv.
                                             Julia Kropfberger das Ehrenzeichen des
                                             Naturschutzbundes an Konsulent Rein-
                                             hard Osterkorn. Es wird für hervorragende
                                             Verdienste um den Natur-, Umwelt- und
                                             Landschaftsschutz in Österreich vergeben.
                                             Der diesjährige Preisträger ist eine Persön-
                                             lichkeit, die sich seit vielen Jahren für den
                                             Greifvogelschutz in Österreich einsetzt.
                                             Durch seine langjährige Erfahrung, For-
                                             schung und Aufbau der Greifvogel- und
                                             Eulenschutzstation in Linz-Ebelsberg hat
Text I Mag.a Gudrun Fuß                      er auf diesem Gebiet Herausragendes ge-         Text I Michaela Groß
Foto I J. Limberger                          leistet.                                        Foto I E. Krügl, VKB-Bank

Der auch als Maiwurm bekannte Schwarz-       EINE DER MODERNSTEN                             Am 4. Dezember 2019 wurde dem Natur-
blaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) wurde    STATIONEN ÖSTERREICHS                           schutzbund Oberösterreich von VKB-Vor-
stellvertretend für die über 40.000 in Ös-   Seit über 30 Jahren pflegen Reinhard Os-        standsdirektor Alexander Seiler ein Scheck
terreich lebenden Insektenarten zum In-      terkorn und sein Team verletzte Greifvögel      in Höhe von 3.000.- Euro für die Aktion
sekt des Jahres 2020 gewählt.                und Eulen in der Greifvogel- und Eulen-         „Naturfreikauf“ übergeben. Diese Spende
                                             schutzstation OAW wieder gesund. Im             wird für den Ankauf und die Sicherung
Er will jedoch gar nicht so recht in das     Herbst 2012 hat der Naturschutzbund             naturschutzfachlich wertvoller Flächen ver-
Bild eines Käfers passen. Schon die stark    Oberösterreich die Trägerschaft für diese       wendet.
verkürzten Flügeldecken, die große Teile     Station in Linz-Ebelsberg übernommen.
des Hinterleibes unbedeckt lassen und                                                        „Jetzt säen und später ernten – diese einfa-
an den Enden weit auseinanderklaffen,        Unzählige verunfallte Greife und Eulen,         che Grundregel trifft auf so vieles zu. Gera-
vermitteln ein ungewohntes Bild. Hinzu       darunter auch seltene Arten, wurden auf         de in Bezug auf den Schutz der Natur, un-
kommt, dass der Hinterleib der Weibchen      der Station gesund gepflegt und wieder in       serer Heimat, können Kleinigkeiten schon
mit der Entwicklung der Eier stark an-       die Freiheit entlassen. Auch Nachzuchten        viel bewirken. Daher haben wir uns diesen
schwillt. Mit einer Körperlänge von 30 bis   verlassen im Rahmen von Wiederbesied-           Herbst mit unseren Kunden zusammen-
35 mm sind sie durchaus Schwergewichte       lungs- und Bestandsstützungsprojekten die       getan: Unter dem Titel „Zukunft gestalten
im Käferreich, während die Männchen          Station. So wird die erfolgreiche Habichts-     geht auch anders“ haben wir Blumensamen
deutlich kleiner bleiben. Sein Körpergift    kauz-Wiederansiedelung im Wildnisgebiet         der gefährdeten Echten Schlüsselblume
Cantharidin wurde je nach Dosis sowohl       Dürrenstein in Niederösterreich auch mit        verteilt und gleichzeitig diesen Betrag für
als Heilmittel, Liebestrank, aber auch für   Nachzuchten der Greifvogel- und Eulen-          den Naturschutzbund Oberösterreich ein-
Giftmorde verwendet.                         schutzstation unterstützt.                      gesammelt“, so VKB-Vorstandsdirektor Al-
                                                                                             exander Seiler.
ÖLKÄFER UND WILDBIENEN
Der Schwarzblaue Ölkäfer ist auch aus                                                        EIN HERZLICHER DANK
ökologischer Sicht eine ganze besondere                                                      AN DIE VKB-BANK!
Art. Seine als Dreiklauer bezeichneten                                                       Josef Limberger, Obmann des Naturschutz-
Larven klettern auf Blüten und warten                                                        bundes Oberösterreich, welcher gemeinsam
dort auf bestimmte Wildbienen, um von                                                        mit seiner Stellvertreterin Julia Kropfberger
diesen in deren Nester getragen zu werden.                                                   die Spende entgegennahm, versicherte, dass
Dort ernähren sich die Larven von den                                                        mit dem Ankauf und der Bewahrung sol-
Bieneneiern und vom Pollenvorrat. Nach                                                       cher Flächen ein wichtiger Beitrag für den
der Überwinterung im Boden schlüpfen                                                         Schutz der Natur geleistet werden kann.
die Käfer von März bis Mai. Die Art lebt
an sandigen und offenen Stellen mit zahl-                                                    Die VKB-Bank hat bereits zum dritten
                                             Text I Michaela Groß
reichen Bienennestern. Ihr Bestand hat in    Foto I W. Bittmann                              Mal den Naturschutzbund Oberösterreich
den letzten Jahren stark abgenommen, da                                                      großzügig unterstützt. Vor einigen Jahren
sie an extensive Standorte wie Böschun-                                                      konnte mit einer Spende der VKB-Bank
gen, Magerrasen und Streuobstwiesen ge-                                                      ein Moor im Böhmerwald angekauft wer-
bunden ist. Der Verlust dieser Lebensräu-                                                    den. Kurz darauf gingen dort sowohl ein
me betrifft auch die Wildbienen, die sie                                                     Luchs als auch die äußerst seltene Wildkat-
zum Überleben benötigt.                                                                      ze in die Fotofalle.

 6
Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich
NATURSCHUTZBUND
                                                                                vielfalt erleben.

                     Warum ich?                                                                          Herzlichen
                                                                                                         Dank an Rupert
                                                                                                         Hartenberger,
             DER BAUMMARDER (MARTES
                             MARTES MARTES),
                                    MARTES                                                               der dieses ein-
                 AUCH EDELMARDER GENANNT                                                                 malige Bild eines
                                                                                                         Baummarders im
   Wie mein Name schon verrät, bin ich ein typischer                                                     Herbst auf www.
                                                                                                         naturbeobach-
   Waldbewohner und ein hervorragender Kletterer                                                         tung.at hochge-
   sowie Springer im Kronenbereich der Bäume.                                                            laden hat und so
                                                                                                         einen wichtigen
   Durch die zum Teil starke Fragmentierung von                                                          Beitrag zum
   zusammenhängenden Waldgebieten bin ich lokal                                                          wissenschaftli-
                                                                                                         chen Stand dieser
   schon sehr selten geworden.                                                                           Tierart leistet.
                                                                                                         Foto I R. Hartenberger
Bevorzugt lebe ich aufgrund der hö-     der Nahrungssuche nach Amphibi-
heren Strukturvielfalt in naturnahen    en, Kleinsäugern, Vögeln und de-
Wäldern, da hier mehr Baumhöhlen        ren Eier, Insekten, Waldbeeren und
aufzufinden sind. Darüber hinaus        Früchten helfen, sind sehr ausge-
besitzen solche Wälder eine diverse     prägt. Ich halte weder Winterschlaf
und ausgeprägte Krautschicht, wel-      noch -ruhe und streife als männli-                               Der Baummarder
che sich positiv auf das Vorkommen      cher Rüde nächtens mein Revier ab,                               (Martes martes)
meiner Hauptbeutetiere, die Mäuse,      welches im Alpenraum 1 bis 24 Qua-                               trägt einen
auswirkt.                               dratkilometer groß sein kann. Da-                                gelblichen „Latz“
                                        bei markiere ich meine Randzonen                                 (Kehle und
VERWECHSLUNGSGEFAHR                     und verteidige mein Habitat gegen                                Teile der Brust
Am ehesten verwechseln mich die         gleichgeschlechtliche   Artgenossen                              sind gelblich
Menschen mit dem Steinmarder            vehement.                                                        gefärbt). Dies ist
(Martes foina), der jedoch im Gegen-                                                                     ein Unterschei-
satz zu mir einen weißen Kehlfleck,     Die Ranzzeit reicht von Juni bis Au-                             dungsmerkmal
der gegabelt die Vorderbeine hinun-     gust, danach folgt eine acht bis neun                            zum verwandten
terläuft, besitzt. Außerdem bin ich     monatige Keimruhe im weiblichen                                  Steinmarder
etwas leichter im Gewicht und wirke     Uterus. Ab März des darauffolgen-                                (Martes foina).
von meiner ganzen Statur graziler als   den Jahres werden meist drei Junge                               Foto I J. Limberger
mein Verwandter.                        geboren, die bis in den Herbst vom
                                        Weibchen betreut werden.
DÄMMERUNGS- UND
NACHTAKTIVER ALLESFRESSER               Melden Sie Fotos von Säugetie-
Am Tag schlafe ich gerne in Specht-     ren oder dessen Spuren auf der
höhlen, Vogelnestern oder Eich-         Naturschutzbund-Plattform www.
hörnchenkobeln. Mein Geruchs-,          naturbeobachtung.at oder über die
Gehör-, und Tastsinn, die mir bei       App am Smartphone.

           Schulterhöhe
           15 Zentimeter
                                                                                            Ohren
                                                                                deutlich hervortretend

                                                                                                         Text I Mag.a Heidi Kurz
                                                                                                         | naturschutzbund |
                                                                                                         Oberösterreich

                                                       Kopf-Rumpflänge
                                                                40 bis 53 Zentimeter                     Illustration I J. Limberger

                                                                                                                               7
Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich
Die Masken-
          schnecke
   (Isognomostoma
  isognomostomos)
ist an der Gehäu-
seoberfläche stark
           behaart.
     Foto I J. Volkmer

                         „SCHNECKEN CHECKEN“ –
                         EIN VIELFALTLEBEN-PROJEKT
      Text I Johannes
                            In Österreich sind über 450 Schneckenarten heimisch. Viele davon sind mittlerweile
 Volkmer MSc.,Biologe       sehr selten geworden und stark gefährdet. Untersuchungen über die Verbreitung
                            dieser interessanten Tiere sind somit von großem Interesse.
                         Der Naturschutzbund Oberösterreich       die Wulstige Kornschnecke (Granaria      des Anhangs 2 streng geschützt und
                         konnte 2019 eine schneckenkund-          frumentum) und die Gerippte Bän-         in Österreich vom Aussterben be-
                         liche Untersuchung von mehreren          derschnecke (Cepaea vindobonensis).      droht. In Oberösterreich wurde die
                         Flächen des Naturschutzbundes so-                                                 Vierzähnige Windelschnecke bislang
                         wie der Stiftung für Natur des Na-       Besonders erwähnenswert ist auch die     an nur drei Standorten nachgewie-
                         turschutzbundes Oberösterreich in-       Streuwiese am Keltenhügel nördlich       sen. Sie bewohnt ausschließlich sehr
                         itiieren. Im Zuge dieses „Schnecken      des Irrsees. Dort konnte die extrem      nasse Feuchtwiesen mit relativ hohem
                         checken“-Projektes im Rahmen von         seltene Vierzähnige Windelschnecke       Kalkgehalt und beständig hohem
                         vielfaltleben wurden neun ausgewähl-     (Vertigo geyeri) gefunden werden. Die-   Grundwasserspiegel. Zudem reagiert
                         te Gebiete auf das Vorkommen von         se nur etwa 1,5 Millimeter kleine, ku-   sie äußerst empfindlich auf externe
                         Land- und Süßwasserschnecken un-         gelig geformte Schnecke ist nach der     Störeinflüsse wie Verschmutzung und
                         tersucht. Diese Flächen liegen in ganz   Flora-Fauna-Habitatschutz-Richtlinie     Entwässerung ihrer Lebensräume.
                         Oberösterreich verteilt und schließen
                         Feuchtwiesen,       Halbtrockenrasen,
                         Moore und Wälder mit ein. Das Ziel
                         war das Aufzeigen der spezifischen
                         Schneckenfauna der jeweiligen Le-
                         bensräume, um die Managementplä-
                         ne der Flächen auch aus malakologi-
                         scher Sicht optimieren zu können.

                         INSGESAMT 61 ARTEN
                         NACHGEWIESEN
                         Das entspricht knapp einem Drittel
     Als eine von        der bislang 202 in Oberösterreich
  wenigen Land-          nachgewiesenen Schneckenarten. Als
 schneckenarten          die artenreichsten Standorte präsen-
 kann die Kleine         tierten sich der Hangwald in Kra-
Walddeckelschne-         mesau mit 24 Arten, die Feuchtwie-
cke (Cochlostoma         sen in den Kremsauen mit 17 Arten
    septemspirale)       sowie die Magerwiese in Luftenberg
     ihr Gehäuse         mit 16 Arten. An diesen drei Standor-
       mit einem         ten konnten zudem sehr seltene und
  runden Deckel          zum Teil stark gefährdete Arten nach-
    verschließen.        gewiesen werden. So zum Beispiel
     Foto I J. Volkmer   der Steinpicker (Helicigona lapicida),

 8
Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich
NATURSCHUTZBUND
                                                                                   vielfalt erleben.

EIN NEUER ANLAUF                                                                                                          LINKS: Luftauf-
                                                                                                                          nahme vom Areal
                                                                                                                          rund um die
                                                                                                                          kleine historische
   Nach Fertigstellung eines Fischaufstieges, der sich harmonisch in die Landschaft                                       Mühle. Schön
                                                                                                                          zu sehen ist der
   beim NATURA-2000 und Naturschutzgebiet „Koaserin“ (im Besitz des                                                       Fischaufstieg, der
   Naturschutzbundes Oberösterreich und in Betreuung der Stiftung für Natur des                                           sich harmonisch
                                                                                                                          in die Landschaft
   Naturschutzbundes) einfügt und der Fischen den ungehinderten Aufstieg in den                                           fügt.
   Leitenbach ermöglicht, soll nun die Sanierung der historischen Mühle in Angriff                                        Foto I J. Limberger

   genommen werden.
                                                                                                                          RECHTS: Singender
Nach der Einrichtung einer Naturer-      EHRENAMTLICHE HELFER UND                des Baches durch Einflüsse von außen,    Feldschwirl.
lebnisinsel auf der anderen Seite des    SPONSOREN GESUCHT!                      die Fischfauna und über das Gebiet       Foto I J. Limberger
Schutzgebietes und der Errichtung        Falls Sie Interesse daran haben, eine   der „Koaserin“, seine Flora und Fauna,
von zwei Aussichtswarten wäre dies       einzigartige Mühle zu erhalten und      berichtet werden. Kleinere Gruppen
der krönende Abschluss, der viele        mitzuhelfen (ob finanziell oder durch   sollen dann hier übernachten kön-
neue Möglichkeiten eröffnet.             Mithilfe), melden Sie sich bitte beim   nen. Dadurch sind auch mehrtägige
                                         Naturschutzbund.                        Seminare zu naturschutzrelevanten
HELFEN SIE MIT, DIESES JUWEL                                                     Themen, Schulungen u.a.m. möglich.
ZU ERHALTEN UND ZU ERLEBEN               In Zukunft soll hier in verschiedenen   Kurzum, ein Hotspot für das Gebiet
Die kleine Mühle, die aus der Bieder-    Ausstellungen, zum Beispiel über die    soll entstehen, in dem Naturschutz
meierzeit stammt und unter Denk-         Flussperlmuschel, die Veränderung       vermittelt und gelebt werden soll.
malschutz steht, soll zu einem Na-
tur-Kompetenzzentrum         ausgebaut
werden und als Treffpunkt für Schul-
klassen und Jugendliche, als Aus-           Naturschutzbund Oberösterreich
stellungsort und Ausgangspunkt für
                                            Michaela Groß
geführte Exkursionen ins Gebiet die-        Knabenseminarstraße 2, 4040 Linz
nen. Aber vor allem würde hier auch         0732 779279
eine Mühle mit großem architekto-           oberösterreich@naturschutzbund.at
nischen und historischen Reiz erhal-
ten werden. Im Leitenbach lebt noch         Spenden mit dem Verwendungszweck: Mühle                                       Text I Josef Limberger,

die sehr seltene Flussperlmuschel           IBAN: AT74 2032 0000 0011 3605                                                Obmann
                                                                                                                          | naturschutzbund |
(Margaritifera margaritifera).                                                                                            Oberösterreich

                                                                                                                                                9
Neue LE-Periode. Idealisten - GEGEN DAS ARTENSTERBEN! MOORWIESENERHALTUNG IM MÜHLVIERTEL - Land Oberösterreich
Ein kleiner
    Wiesenbach
  bringt Vielfalt
 und Struktur in
 die Landschaft.
    Foto I J. Limberger

                          GEGEN DAS ARTENSTERBEN
                          IN UNSERER LANDSCHAFT
Text I Josef Limberger,
                             Auszüge aus dem von Naturschutzbund, der Abteilung Naturschutz und vielen
               Obmann
   | naturschutzbund |
                             Expertinnen und Experten erarbeiteten Forderungs- und Vorschlagspapier für die
         Oberösterreich      nächste LE-Periode (LE = landwirtschaftliche Entwicklung). Es ist höchst an der
                             Zeit, die Weichen in Richtung Ökologisierung der Landwirtschaft zu stellen.
                          Im Jahr 2019 trafen sich dazu 35           Tierarten sind. In direktem Zusam-      vielen Beschäftigten im Naturschutz
                          Biologen und betroffene Stakeholder        menhang mit dieser Abnahme an           leidvoll bekannt. SUSKE (2019)
                          aus verschiedenen Bereichen, um ein        Biomasse steht die Landnutzung. Für     gibt in seiner Evaluierungsstudie an,
                          Forderungs- und Vorschlagspaket für        insektenfressende Vogelarten geben      dass Mähwiesen und Mähweiden mit
                          die nächste LE-Periode zu erstellen.       BOWLER et al. (2019) in der Periode     zwei Nutzungen stark abgenommen
                          In weiteren Treffen im kleinen Kreis       1990 bis 2015 eine Abnahme an Vö-       haben. Hinsichtlich der an solche
                          wurde weiter ausgefeilt und konkre-        geln von 13 % für Europa an. Dabei      Grünlandlebensräume gebundenen
                          tisiert. In den nächsten Ausgaben des      waren die Abnahmeraten am höchs-        Brutvogelarten leitet sich ein öster-
                          Informativs wollen wir in Auszügen         ten bei Offenlandarten, insbesondere    reichweiter, hoher Handlungsbedarf
                          darüber berichten.                         bei Vogelarten des Grünlandes.          für Grünlandtypen ab. BERGMÜL-
                                                                                                             LER & NEMETH (2019) geben in
                          EINLEITUNG (GEKÜRZT)                       Dass dieser Prozess des Verlustes an    ihrer Evaluierungsstudie für das noch
                          Dramatische Verluste an Biodiversität      hochwertigem, biodiversitätsreichem     laufende Programm an: „Eine Unter-
                          in Europa rücken in den letzten Jah-       Grünland keineswegs abgeschlos-         teilung des FBI (Anmerkung: Farm-
                          ren in den öffentlichen Fokus. Schlag-     sen ist, zeigt auch der Grüne Bericht   land Bird Index) nach Nutzungsart
                          worte wie „Insektensterben“ und            Oberösterreich (AMT DER OBER-           zeigt auf, dass die Entwicklung im
                          „Vogelsterben“ sind allgegenwärtig.        ÖSTERREICHISCHEN LANDES-                Grünland stärker negativ verlaufen ist
                          Wissenschaftliche Studien, die teil-       REGIERUNG 2017). Dort zeigt             als in Ackergebieten, wenn man nur
                          weise ganz Europa abdecken, sind die       sich im Zeitraum 2013 bis 2016,         Arten berücksichtigt, die in beiden
                          Grundlage für diese öffentlich geführ-     dass die Tendenz zur Intensivierung     Lebensräumen noch relativ verbreitet
                          ten Diskussionen. So berichten etwa        anhält: Die Zahl der Betriebe mit       sind. Es ist derzeit im Grünland noch
                          SEIBOLD (2019) von einer dramati-          fünf mähdigen Wiesen nimmt zu,          stärkerer Handlungsbedarf gegeben.“
                          schen Abnahme der Insektenbiomasse         gleichzeitig nehmen Mähwiesen und       Dr. Lugmair Albin, Ingenieurbüro f.
                          im Grünland aber auch in Wäldern.          Mähweiden mit zwei Nutzungen            Biologie Lugmair, Mag.a Wolkerstor-
                          Dies ist als starker Treiber für die Ab-   erheblich ab. Enormer Druck auf         fer Claudia, Greenteam Arming &
                          nahme an Biodiversität anzusehen,          zweimähdiges Grünland, das in vie-      Eichberger OG, Mag. Lenglachner
                          da Insekten eine wesentliche Nah-          len Fällen dem FFH-Typ „Magere          Ferdinand, Büro f. Vegetationskunde
                          rungsgrundlage für zahlreiche weitere      Flachlandmähwiese“ entspricht, ist      und Naturschutzplanung.

10
NATURSCHUTZBUND
                                                                                vielfalt erleben.

Auswertungen der Entwicklung des Ackerlandes und
des Grünlandes in Österreich von 1960 bis 2016

Diese dokumentieren deutlich dramatische Entwicklungen
(Daten aus Grüner Bericht 2013 bis 2019).

• Die Fläche des genutzten Ackerlandes         2.500.000
  nahm um 18,36 % ab.
• Die Fläche des Dauergrünlands
  nahm um 45,22 % ab.
                                               2.000.000
• Extensives Grünland reduzierte
  sich um 55,03 %.
• Intensiv genutztes Grünland
  nahm um 37,96 % zu.
                                               1.500.000
• Die Flächengröße einmähdiger
  Wiesen nahm von 282.186 Hektar
  auf 31.123 Hektar ab, dies bedeutet
  eine Reduktion von 88,97 %!
                                               1.000.000
• Streuwiesen – ein Verlust von 76,48 %.
• Ungenütztes Grünland (Brachen)
  nahm von 1980 bis 2016 von
  44.393 Hektar auf 119.133 Hektar zu.
                                                 500.000
• Dieser einschneidende Verlust an extensiv
  genutzten Grünlandlebensräumen bei
  gleichzeitiger Zunahme an Intensivgrünland
  und der Zunahme an Brachen führt zu
  einer erheblichen, oft auch großflächigen           0
  Reduktion an hochwertigen Lebensräumen                   1960     1970       1980      1990      1999      2010         2016
  wie Magerwiesen, Niedermooren,                                                                                                 Entwicklung des
  Streuwiesen, Flachlandmähwiesen. Die                        Grünland gesamt                        Grünland einmähdig          Ackerlandes und
  naturschutzfachlich negative Entwicklung                    Grünland intensiv                      Grünland ungenützt          Grünlandes in
  fand europaweit auch Eingang in die                         Grünland extensiv                      Streuwiesen                 Österreich von
  Gesetzgebung der Europäischen Union,                                                               Ackernutzung                1960 bis 2016.
  indem alle genannten Lebensräume (und                                                                                          Grafik I C. Wolkerstorfer;
  viele weitere) Eingang in die sogenannte                 Grafische Darstellung der Entwicklung des Ackerlandes
                                                                                                                                 (Quelle: Grüner Bericht
                                                           und Grünlandes in Österreich 1960–2016.
  FFH-Richtlinie (AMTSBLATT DER EUROPÄISCHEN               Quelle: Grüner Bericht Österreich aus den Jahren 2013, 2014,          Österreich aus den
  GEMEINSCHAFT, 1992) fanden.                              2015, 2016, 2017, 2018 und 2019                                       Jahren 2013, 2014,
                                                                                                                                 2015, 2016, 2017,
                                                                                                                                 2018 und 2019.)

                                                                                                                                 Intensiv genutzte
                                                                                                                                 Ackerland-
                                                                                                                                 schaften prägen
                                                                                                                                 unser Land.
                                                                                                                                 Foto I J. Limberger

                                                                                                                                                    11
natur beleben.
LAND OBERÖSTERREICH

                                                         NEWS
                                                         RAUS IN DIE NATUR(PARKE)
                                                         UND DRAUF SCHAUEN!
       Naturschutz-                                      Text I Barbara Derntl, Clemens Schnaitl und Rainer Silber
                                                         Foto I R. Maybach

       Tipps vor Ort                                     Frühling mitten im Winter, dann wieder Spätfröste Ende
                                                         April und ein unverkennbarer Trend zur immer zeitigeren
       Am Stand der Abteilung Naturschutz erfahren       Naturentwicklung. Durch die Klimaerwärmung erfährt
       Sie bei den Veranstaltungen Spannendes über       aktuell auch die „Phänologie“ eine Renaissance. Diese
                                                         Wissenschaft untersucht die Zusammenhänge zwischen
       aktuelle Artenschutzprojekte. Sie finden diesen   dem saisonalen Zyklus von Pflanzen und Tieren mit der
       vom 3.-5. April auf der Messe „Blühendes          Witterung. Vor allem Pflanzen wirken als sehr empfindliche
       Österreich“ in Wels und am 20. Juni beim          Messinstrumente und reagieren mit zunehmend früherer
                                                         Blüte oder Fruchtreife. Die Oö. Naturparke greifen in einem
       „Fest der Natur“ im Linzer Volksgarten.           Gemeinschaftsprojekt diese spannenden Themen auf. Ziel ist
       Holen Sie sich am „Fest der Natur“ bei            es, die Menschen für die Naturbeobachtung zu begeistern.
       verschiedenen Naturschutzorganisationen und       NATURPARK-SCHULEN ALS „FORSCHUNGSSTATIONEN“
       -vereinen Tipps zum Naturschutz und begeben       Wichtige Partner sind die Naturpark-Schulen. Die Schüler
       Sie sich auf eine kulinarische Entdeckungsreise   beobachten und dokumentieren an eigens gepflanzten „10
       ins Genussland Oberösterreich.                    Jahreszeiten‐Hecken“ den Blattaustrieb, die Blüte, die Frucht-
                                                         reife oder den Blattfall der Gehölze und liefern so wichtige
       Text I Andrea Dumphart
                                                         Beiträge zum besseren Verständnis der Auswirkungen von
                                                         Klimaveränderungen auf die biologische Vielfalt. Die Kin-
                                                         der setzen sich intensiv mit den Gehölzen auseinander und
                                                         lernen spielerisch die Arten und Blütenbesucher kennen.

                                                         NATURKALENDER-APP
                                                         Mittels einer Naturkalender-App werden auch Erwachsene
                                                         für die vergleichende Naturbeobachtung begeistert. Damit
                                                         kann man dutzende Tier- und Pflanzenarten fotografieren
                                                         und eintragen, in welcher Entwicklungsphase sie sich gerade
                       NIX WIE                           befinden. Jede Beobachtung liefert einen wertvollen Beitrag
                                                         für die Natur- und Klimaforschung. Denn die Beobachtun-
                       RAUS IN DIE                       gen werden in einer europäischen phänologischen Daten-
                                                         bank verarbeitet, die von der Zentralanstalt für Meteorologie
                       NATUR!                            und Geodynamik betreut wird.

                                                         KLIMAVORTRÄGE UND WORKSHOPS
NATURSCHAUSPIEL bietet mit dem                           Heuer finden u.a. gemeinsame Workshops mit LehrerInnen
neuen Spielplan 2020 über 100 verschiedene               und NaturvermittlerInnen sowie Fachvorträge zum Thema
Touren zu den schönsten Naturschauplätzen                „Klimawandel und Herausforderungen für Natur und Land-
                                                         wirtschaft“ statt (Termine: 27.-29. April). Weiters ist eine
Oberösterreichs.. Heuer erstmals als Ganz-               informative Projektbroschüre geplant.
jahres-Angebot für Kinder, Jugendliche
und Erwachsene – in und rund um
Schutzgebiete Natur mit
                                                              APP-Download und Projekt-Infos
erfahrenen Guides
hautnah erleben                                               www.naturkalender-oberoesterreich.at
und erforschen.                                               Projektpartner: Naturparke Mühlviertel,
Text I M. Heinisch                                            Obst-Hügel-Land und Attersee-Traunsee,
                                                              Büro LACON, ZAMG
                                                              Finanzierung: LE-Projekt mit Unterstützung
                                                              von EU und Land Oberösterreich

 12
Manfred Temper
bewirtschaftet mit
 seiner Familie die
Niedermoorwiese
seit vielen Jahren.
Foto I S. Reifeltshammer

                            MIT DER SENSE FÜR DEN NATURSCHUTZ
                                Mit einer gehörigen Portion Idealismus und schweißtreibender Arbeit
                                bewirtschaften Anna und Manfred Temper ihre Langwiese im Naturschutzgebiet
     Text I DI Dr. Stefan
                                „Moorwiese Unterweg“. Dadurch wird der Lebensraum sehr seltener und vom
       Reifeltshammer,
  Oö. Landschaftsent-
                                Aussterben bedrohter Arten erhalten.
        wicklungsfonds
 Abteilung Naturschutz      Nahe der Ortschaft Unterweg in der       de zum Wald beeinflusst neben der         SCHWEISSTREIBENDE
                            Gemeinde St. Georgen am Walde            Nutzung ein kleiner Bach und die          HANDARBEIT
                            (Bezirk Perg) befindet sich in einer     Beschattung des Waldes den Vegeta-
                            zwischen Wechselwiesen und Wald          tionsbestand, der hier als Hochstau-      Dass sich die Fläche heute so einen
                            gelegenen etwa 180 Meter langen          denflur eines verbrachten Calthion        hohen ökologischen Wert hat, ist
                            und 60 Meter breiten Geländemulde        ausgeprägt ist.                           den Grundstückseigentümern Anna
                            ein Mosaik an ökologisch wertvollen                                                und Manfred Temper und deren
                            Vegetationsbeständen. Während der        Insgesamt wurden bis jetzt mehr           Vorfahren zu verdanken. Sie bewirt-
                            östliche Teil der Mulde eine blüten-     als 130 verschieden Pflanzenarten         schaften einen Nebenerwerbsbetrieb
                            reiche Magerwiese mit fetteren An-       in der Niedermoorwiese festge-            mit 14 Hektar Acker und Wiesen mit
                            teilen ist, verändert sich der Vegeta-   stellt (Kleesadl 2012, 2016; Strauch      Milchkuhhaltung. Die „Langwiese“,
                            tionsbestand in der Mitte der Fläche     2018). Darunter befinden sich Be-         wie sie die Geländemulde bezeich-
                            aufgrund von Quellaustritten und         sonderheiten wie der Rundblättrige        nen, ist in das Wirtschaften einge-
                            deren diffuser Wasserabflüsse hin        Sonnentau (Drosera rotundifolia), das     bunden, indem das Mähgut von der
                            zum Niedermoor. Zwischen Mager-          Sumpfblutauge (Potentilla palustris),     Wiese an die Kühe verfüttert wird.
                            wiese und Niedermoor liegen Über-        Arnika (Arnica montana), Fieberklee       Zwar gab es in den 1960er Jahren die
                            gangsbereiche welche als Borstgras-      (Menyanthes trifoliata) und Orchide-      Idee auf der Fläche Fischteiche zu er-
                            rasen oder in kleinen Teilbereichen      enarten wie das Gefleckte Fingerkna-      richten, doch wurde dieses Vorhaben
                            Pfeifengraswiesen ausgebildet sind.      benkraut (Dactylorhiza maculata)          nach einigen Grabungsversuchen
                                                                     oder Breitblatt-Fingerknabenkraut         wieder aufgegeben. Die Futterwer-
                            Die Übergangsbereiche von der Ge-        (Dactylorhiza majalis) um eine Aus-       bung fordert einiges an Anstrengung:
                            ländemulde zur nördlich angrenzen-       wahl zu nennen. Aber auch zoolo-          Gemäht wird einmal jährlich ab dem
                            den Wechselwiese sind durch steilere     gisch stellt die Fläche in Hinblick auf   1. Juli, wobei die Sensenmahd einen
                            Böschungen mit Teils anstehendem         Libellen und Heuschrecken einen           Tag beansprucht. Das Mähgut wird
                            Weinsberger Granit und offenen           Hotspot dar. Der hohe ökologische         auf der Fläche vorselektiert, das heißt
                            Bodenflächen charakterisiert, so-        Wert der Fläche war auch der Grund        Sumpf-Kratzdisteln (Cirsium palust-
                            dass sich dort ein schütterer Ma-        dafür, dass die Fläche im Mai 2019        re) werden vor dem Einbringen
                            gerrasen etabliert hat. Im südlichen     als Naturschutzgebiet verordnet           vom restlichen Futter getrennt. Das
                            Übergangsbereich der Geländemul-         wurde.                                    Einbringen selbst erfolgt nach einer

  14
LAND OÖ
                                                                      natur beleben.

Abtrocknungsphase mittels Handre-                                                      Sumpf-Blutauge
chen, Gabel und „Radlbock“. Alles                                                      (Potentilla
was nicht verfüttert wird, findet als                                                  palustris)
Einstreu Verwendung. Für eine ma-
schinelle Befahrung ist die etwa ein                                                   Foto I S. Reifeltshammer
Hektar große Fläche zu nass. Selbst
zu Fuß steckt man schnell im Moor
fest. Dass die Fläche ohne Mahd
schnell verbuschen würde, ist auch
Herrn Temper bewußt: „Schau, a
Fichtn geht da auf. Wannst da nix
tuast, wachst des zua“. Um den
enormen Mehraufwand der Bewirt-
schaftung etwas abzufedern, wird die                                                   Rundblättriger
Bewirtschaftung der Fläche seit 1991                                                   Sonnentau
mit Naturschutzförderungen unter-                                                      (Drosera
stützt.                                                                                rotundifolia)
                                                                                       auf Torfmoos
Familie Temper weiß um den hohen                                                       (Sphagnum spec.)
ökologischen Wert ihrer Wiese Be-                                                      Foto I S. Reifeltshammer
scheid. „Es gibt hier Schmetterlinge,
die es sonst nicht gibt und auch die
Pflanzenvielfalt ist nicht alltäglich“
meint Herr Temper. Auf festgestellte
Veränderungen angesprochen meint
er, „dass die letzten Jahre etwas tro-
ckener gewesen sein würden und                                                         Von diffusen
dass die Schlangen weniger wurden“.                                                    Wasserabflüssen
Die Niedermoorwiese hat für den                                                        durchzogene
Betrieb der Familie Temper den Vor-                                                    Fläche kann
teil, dass sie im ÖPUL als verpflicht-                                                 nicht maschinell
ende Greeningfläche angerechnet                                                        bewirtschaftet
wird, und so keine landwirtschaftlich                                                  werden.
wichtigeren Flächen umgenutzt wer-                                                     Foto I S. Reifeltshammer
den müssen. Im Namen des Natur-
schutzes ist Familie Temper großer
Dank für ihre mühevolle Arbeit und
ihren Idealismus auszusprechen.

1
    Abfrage Naturschutzdatenbank, Land Oberösterreich vom 23.8.2019

                                                                                                        15
Ing. Gerald
Neubacher, Leiter
   der Abteilung
    Naturschutz
Foto I S. Reifeltshammer

                            INTERVIEW MIT ING. NEUBACHER
                                Seit etwas mehr als einem Jahr ist Ing. Gerald Neubacher Leiter der Abteilung
                                Naturschutz beim Amt der Oö. Landesregierung. Grund genug um im Interview
                                auf dieses Jahr zurück und in die Zukunft zu blicken.
     Text I DI Dr. Stefan
       Reifeltshammer,
  Oö. Landschaftsent-       Wie hat sich die Übernahme der           Ich glaube unsere größte Herausforde-    Ich bin froh darüber, dass das Ver-
        wicklungsfonds      Leitung der Abteilung Naturschutz        rung ist der Artenschutz. Wir haben      tragsverletzungsverfahren im August
 Abteilung Naturschutz
                            für Dich gestaltet und was waren         es in den letzten Jahrzehnten nicht      2019 beigelegt werden konnte. Der
                            die ersten Themen, die Du zu             geschafft, massive Artenrückgänge zu     nächste Schritt wird die nationale
                            bewältigen hattest?                      verhindern. Als Gegenstrategie ist mir   Verordnung der Natura2000 Gebiete
                                                                     wichtig, in Oberösterreich nicht nur     in Europaschutzgebiete in intensivem
                            Die Übernahme hat sich so gestaltet,     auf der Metaebene zu diskutieren oder    Kontakt mit den Grundstückseigen-
                            dass ich nur wenige Themen nicht ge-     Strategiepapiere zu erarbeiten, son-     tümern und Interessensvertretungen
                            kannt habe, da ich ja schon seit 1997    dern den Artenschutz gemeinsam mit       sein, weil nur ein gemeinsamer Weg
                            in der Abteilung angestellt bin und      den betroffenen Grundeigentümern         langfristig die Schutzwirkung der
                            meinen Vorgänger Dr. Schindlbauer        und mit den Interessensgruppen auf       FFH und Vogelschutzrichtlinie ge-
                            seit 2001 sehr intensiv begleiten habe   die Fläche zu bringen.                   währleisten kann.
                            dürfen.
                                                                     Das Vertragsverletzungsverfahren         Große Beutegreifer wie Bär,
                            Vor welchen Herausforderungen            gegen die Republik Österreich zu         Luchs und Wolf erregen häufig
                            steht der Naturschutz aktuell in         Natura2000 wurde eingestellt. Wie        mediale Aufmerksamkeiten.
                            Oberösterreich?                          geht es weiter mit Natura2000?           Welche Strategie verfolgt die

  16
LAND OÖ
                                         natur beleben.

Abteilung Naturschutz zu diesem
Thema?

Grundsätzlich muss man dazu sagen,
dass die Beutegreifer Bär, Luchs und
Wolf nicht im Naturschutzrecht gere-
gelt sind, sondern im Jagdrecht. Wir
haben natürlich ein Interesse, dass
gefährdeten Arten soweit als mög-
lich bei uns Fuß fassen können. Die
Rückkehr des Bären war aus vielerlei
Gründen nicht erfolgreich. Wir versu-
chen aber gemeinsam im Dialog mit
Grundeigentümern, Jagdberechtigten
und NGO’s Akzeptanz für die Arten
zu steigern, sodass ein gemeinsames
Nebeneinander von Tier und Mensch
möglich ist.

Auch andere Tierarten wie                                 Naturschutzför-
Prädatoren oder auch der Biber                            derungen müssen
kommen immer wieder durch                                 den Artenschutz
den Menschen in Bedrängnis.                               auf der Fläche
Welchen Standpunkt nimmt der                              wieder leistbar
Naturschutz im Spannungsfeld der                          machen: Schön-
Interessensvertretungen ein?                              bär (Callimorpha
                                                          dominula) in einer
Grundsätzlich ist eine gefährdete Art                     Niedermoorwiese
aus naturschutzfachlicher Sicht zu                        Foto I S. Reifeltshammer
schützen und in einen günstigen Erhal-
tungszustand zu bringen. Es gibt aber
Arten, und dazu zählt die Erfolgsge-
schichte des Bibers, wo nach 30 bis 40
Jahren ein sehr günstiger Zustand der
Population erreicht wurde und sich die
Frage stellt, wie wir damit in Zukunft
umgehen. Es gibt Akzeptanzschwie-
rigkeiten bei gewissen Tierarten, weil
sie Schäden oder einfach nur Ärgernis
verursachen. In konkreten Problem-
situationen muss es erlaubt sein dar-
über nachdenken, Tierarten in einem
günstigen Erhaltungszustand auch zu
Bewirtschaften oder zu entnehmen.

Wie möchtest Du das Interesse
der Öffentlichkeit am Naturschutz
wecken und die Naturschutzziele
breiter bekannt und Akzeptant                             Freilebende
machen?                                                   Bären (Ursus arctos
                                                          arctos) gibt es in
Bewusstseinsbildung hat für mich                          Österreich nur
hohe Priorität, denn nur mit einer                        noch mit unter
breiten Akzeptanz in der Öffentlich-                      10 Individuen in
keit kann Naturschutz erfolgreich um-                     den Karawanken,
gesetzt werden. Einerseits haben wir                      Karnischen und
zwei große Veranstaltungen, das Fest                      Gailtaler Alpen
der Natur, welches wir selber durch-                      Foto I B. Schön

                                                                            17
führen und die Messe Blühendes Ös-
                           terreich an der wir teilnehmen und
                           den direkten Kontakt zu den Men-
                           schen suchen.

                           Andererseits bewegen uns weg von
                           analogen Medien hin zu digitalen.
                           Zeitgemäß betreiben wir socialmedia
                           Kanäle wie Facebook, Instagram oder
                           youtube und was mir besonders wich-
                           tig ist, wir versuchen mit ein bis zwei
                           Kurzfilmen im Jahr die Aufmerksam-
                           keit auf den Artenschutz zu lenken.
                           Weiters wollen wir mit dem Natur-
                           schutzpreis Philyra Naturschutzthe-
                           men positionieren. Hier wollen wir
                           besonders die Jugend – die zukünfti-
                           gen Gestalter – ansprechen.

                           Wie siehst Du die Zusammenarbeit
                           mit NGO’s insbesondere in Hinblick
                           auf neue gesetzliche Regelung
          Mit dem          der Zuerkennung von Beteiligten-
    youtube-Kanal          und Beschwerderechten an
     sollen Natur-         Umweltorganisationen?
     schutzinhalte
 ansprechend breit         Für mich steht die wichtige Arbeit der
   gestreut werden         NGO’s außer Zweifel. Auch wenn wir
                           nicht immer einer Meinung sind, ver-
    Foto I Gettyimages,
            Screenshot     stärken wir gemeinsam das Bewusst-
           youtube.com     sein für Naturschutzziele. Aus diesem
                           Grund werde ich immer sehr offen zu
                           NGO’s sein und ständigen Kontakt
                           üben.

                           Mit der Zuerkennung von Beteiligten-
                           und Beschwerderechten der NGO’s ist
                           ein großer Schritt Richtung Umset-
                           zung der Aarhus-Konvention gesetzt
                           worden. Ich finde es positiv, durch die
                           Beteiligung der NGO’s eine zusätzli-
                           che Kontrolle im Verfahrensablauf zu
                           haben, um eine gute Entscheidung zu
                           treffen.

                           Was möchtest Du nach 10
                           Jahren als Leiter der Abteilung
                           Naturschutz erreicht haben?

                           Mein Ziel wäre, wenn ich nach 10
                           Jahren rückblickend sagen kann, dass
                           ich drei maßgebliche Ziele erreicht
                           habe: Eines ist, dass alle Mitarbeite-
                           rinnen und Mitarbeiter motiviert ein
     Bauwerke des          gemeinsames Ziel verfolgen. Das zwei-
 Bibers werden oft         te ist, dass wir einen großen Schritt in
       als Ärgernis        Richtung Artenschutzumsetzung er-
   gesehen, tragen         reicht haben und das Dritte, dass das
    aber durchaus          Bewusstsein zur Notwendigkeit des
 auch zur Lebens-          Naturschutzes in der Öffentlichkeit
raumverbesserung           noch viel stärker verankert ist.
                bei
Foto I S. Reifeltshammer   Herzlichen Dank für das Interview.

  18
plan ar z,
                                                                                                                      ..                                na

                                                                                                                                                         isl
                                                                                                             ekt     M
                                                                                                         Pr z,
                                                                                                           oj

                                                                                                                                                     Kre
                                                                                                              e
                                                                                                         bis DJ uni

                                                  s.einsfbeilndtlichkeit
                                                    Bewuss ung
                                                    Of
                                                                 t-
                                                                                                                                    bis
                                                                                                                                ern Shyerige
                                                                                                                                   eue stem
                                                                                                                                      rte e -
                                                                                                                                         Sys
                                      he zu                                                                                                 tem
                             Recherc                                                                                                            e
                                G eubnundge-
                                    :au
                              begr
                                  :

                                      Biodiversi.. tat..
                                           in OO

                                                                                                                                                       jetzt
                                                                                           erk-
                                                                                      Aufmsamkei:t                                                    projekt
                                                                                            ffen
                                                                                       scha
                                                                                      WIE
                                                                                         ?                                                          einreichen!
                                                                                                                                                      pro Kategorie

                                                                                                                                                      PHILYRA.AT

       NATURSCHUTZ HAT EINEN PREIS.
       PHILYRA. JETZT EINREICHEN!
             Unsere oberösterreichische Heimat und ihre Artenvielfalt liegen Ihnen am Herzen?
             Sie setzen sich bereits für den Naturschutz ein oder wollen gerne ein Projekt
             starten? Dann bewerben Sie sich und gewinnen Sie 5.000,- Euro!
             Reichen Sie jetzt Ihr Projekt für den Naturschutzpreis des Landes OÖ ein.
       Mit der Philyra zeichnet die Abteilung                          wirtschaftlichen Berufs- und Fach-             Nicht nur mit einem Projekt tragen
       Naturschutz des Landes OÖ beson-                                schule Ritzlhof. Eine fachkundige Jury         Sie zum Naturschutz bei: Verbreiten
       dere Projekte aus, die Vorbildwirkung                           aus Naturschutzexperten und -exper-            Sie gute Nachrichten und erzählen
       haben und Bewusstsein in der Bevöl-                             tinnen kürt die Gewinner und Gewin-            Sie Ihrer Familie, Ihren Freunden und
       kerung schaffen. Nicht nur die Erhal-                           nerinnen am 25. September 2020 im              Kollegen persönlich oder auf Social
       tung der Arten und Landschaften in                              festlichen Rahmen mit einer Urkunde            Media vom Naturschutzpreis und sor-
       unserem Bundesland selbst, sondern                              und der goldenen Philyra-Statuette.            gen Sie für mehr Bewusstsein in der
       auch die Erzeugung von Bewusstsein                                                                             Bevölkerung.
       und medialer Aufmerksamkeit sind                                KLINGT SPANNEND?
       wesentliche Teile des Naturschutzes.                            Starten Sie jetzt Ihr Projekt! Einreich-       Weitere Informationen sowie das Ein-
                                                                       schluss ist der 6. Juli 2020.                  reichformular unter philyra.at.
       WIE KANN MAN GEWINNEN?
       Ausgezeichnet werden Projekte mit
       Vorbildwirkung und dem Ziel, Be-
       wusstsein für den Naturschutz in                                    Auszeichnungen in drei Kategorien
       Oberösterreich zu schaffen. Dabei ist
                                                                           In drei Kategorien kann jeder mitmachen und mit
       ein klarer Oberösterreich-Bezug wich-                               seinem Projekt 5.000,- Euro pro Kategorie gewinnen:
       tig. Zudem sollen die Projekte öffent-
       lichkeitswirksam und innovativ sein.                                • Schüler
       Die Teilnahme ist durch eigene Einrei-                                sowie ganze Klassen zwischen 14-19 Jahren
                                                                                                                                                                  facebook.com/
       chung oder durch Vorschlag möglich.                                 • Meinungsmacher                                                                       philyraOOE
                                                                             in sozialen Medien sowie Blogger
       WAS KANN MAN GEWINNEN?
       Als Preis winkt neben der Summe von                                 • Naturschützer
       5.000,- Euro ein eigens gesetzter Baum                                aus Leidenschaft: sowohl Privatpersonen,
       mit Widmung als dauerhaftes Denk-                                     als auch Institutionen & Unternehmen
       mal im Naturschutz-Park der Land-
Philyra_Inserat_Informativ 2020_200116.indd 1                                                                                                                              25.02.20 10:53

                                                                                                                                                                             19
JA, ich möchte etwas tun!
Ich möchte zur Rettung und Bewahrung unserer Natur beitragen und werde
den Naturschutzbund Oberösterreich gerne aktiv unterstützen.                                                                                                           Bitte
                                                                                                                                                                   ausreichend
   Mitgliedschaft*                            Ich erkläre mein Einverständnis,                                                                                      frankieren.
   36,- Euro / Jahr                           dass der jährliche Mitgliedsbetrag vom unten
                                              angeführten Konto eingezogen wird. Wenn
   Familienmitgliedschaft*                    mein Konto die erforderliche Deckung nicht
   44,- Euro / Jahr                           aufweist, besteht seitens des Kreditinsti-
                                              tutes keine Verpflichtung zur Einlösung.**
   Mitgliedschaft Wenigverdiener*
   24,- Euro / Jahr                           Ist stimme zu, künftig elektronische
                                              und postalische Zusendungen vom
   Förderer*
   100,- Euro/ Jahr
                                          *
                                              Naturschutzbund zu erhalten.
                                              Zutreffendes bitte ankreuzen.
                                                                                                                An
                                         **   Falls gewünscht, bitte ankreuzen.

                                                                                                                Naturschutzbund Oberösterreich
Vor- und Nachname
                                                                                                                Knabenseminarstraße 2
Geburtsdatum                             E-Mail
                                                                                                                A-4040 Linz
Adresse

IBAN                                      BIC

Unterschrift

TERMINE UND VERANSTALTUNGEN
                             28. MÄRZ 2020                                                               26. APRIL 2020                                  19. JUNI 2020

   Foto I H. Kurz                                                                 Foto I H. Kurz                                  Foto I H. Kurz

   BIBER & ANDERE SÄUGETIERE                                                      VÖGEL                                           ANKÜNDIGUNG
   WANDERUNG IM NSG KOASERIN                                                      GEFIEDERTE GÄSTE IM HAUSGARTEN                  ORDENTLICHE HAUPTVERSAMMLUNG
   Die Exkursion zum Thema „Biber und andere                                      Bei dieser kleinen Wanderung durch den          • Begrüßung und Eröffnung
   Säugetiere von Feuchtlebensräumen“ führt die                                   Park lernen wir die wichtigsten Gartenvögel     • Bericht des Obmanns und
   Teilnehmer in das Naturschutzgebiet Koaserin                                   anhand von Stimme und Aussehen kennen             des Kassenreferenten
   bei Peuerbach.                                                                 und erfahren wie ein vogelfreundlicher Garten   • Bericht der Rechnungsprüfer
                                                                                  aussehen soll.                                    und Entlastung des Vorstands
   ZEIT I 8:00 bis 11:00 Uhr
                                                                                                                                  • Bericht zur Stiftung für Natur des
                                                                                  ZEIT I 9:00 bis 11:00 Uhr                         Naturschutzbundes Oberösterreich
   TREFFPUNKT I Naturerlebnisinsel des
   Naturschutzbundes, neben Haus                                                  TREFFPUNKT I Parkplatz, Am Freizeitpark 2       • Wahl des Vorstands der Stiftung für Natur
   Haargassen 1, 4722 Peuerbach                                                   (Badesee), 4221 Steyregg                        • Allfälliges.

   LEITUNG I Konsulent Josef Limberger,                                           AUSRÜSTUNG I Fernglas und                       ZEIT I 16:00 Uhr Uhr
   Obmann Naturschutzbund Oberösterreich                                          Bestimmungsbuch falls vorhanden
                                                                                                                                  ORT I Naturschutzbund-Büro, Sitzungssaal,
   Die Exkursion findet im Rahmen von                                             LEITUNG I Mag.a Heidi Kurz,                     Knabenseminarstraße 2, 4040 Linz
   „Die Säugetiere Oberösterreichs erleben                                        Naturschutzbund Oberösterreich
   und erheben“ statt und ist kostenlos!

                                                                                                              Empfänger
       ANMELDUNG I erforderlich unter 0732 77 92 79
       oder oberoesterreich@naturschutzbund.at
       Die Veranstaltung wird gefördert vom Land Oberösterreich,
                                                                                                                                                                                  Knabenseminarstr. 2, A-4040 Linz
                                                                                                                                                                                  Naturschutzbund Oberösterreich,

       Abteilung Naturschutz.

       UNKOSTENBEITRAG I Erwachsener € 8,- / Kind (6 bis 12 Jahre) € 4,-
                                                                                                                                                                                  Österreichische Post AG

       Naturschutzbund-Mitglieder bei Vorlage der Mitgliedskarte gratis!
                                                                                                                                                                                  MZ 02Z030927 M
Sie können auch lesen