Marder im Kanton Luzern - Otto Holzgang Josef Muggli Verbreitung Biologie Schutz Konflikte Jagd
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Impressum Fotonachweis: Autoren: Dr. Otto Holzgang, Josef Muggli Bezugsquelle: Dienststelle Landwirtschaft und M. Danegger/JUNIORS (S. 12, S. 14, S. 16, S. 24) Zeichnungen: Otto Holzgang Wald, Abteilung Fischerei und Jagd O. Giel/JUNIORS (S. 10) Gestaltung: Max Wettach, Luzern P. Hahn (S. 4, S. 24, S. 25, S. 26 mitte und unten, S. 28) Karten: O. Holzgang (Umschlag, S. 8, S. 9, S. 26 oben, S. 30, S. 31) Geoinformation und Vermessung Kanton Luzern (rawi) Preis: Fr. 8.– Zitiervorschlag: G. Kopp/JUNIORS (S. 20) O. Holzgang und J. Muggli: Marder im Kanton Luzern. J. Muggli (S. 22) Verbreitung, Biologie, Schutz, Konflikte, Jagd. Dienststelle H. Schmidbauer/JUNIORS (S. 27) Landwirtschaft und Wald, Abteilung Fischerei und Jagd, 34 Seiten, Luzern 2005 J.u.P. Wegner/JUNIORS (S. 4, S. 18).
Otto Holzgang Josef Muggli Marder im Kanton Luzern Hinweis: Bitte melden Sie sichere Beobach- tungen von Mardern und anderen Säugetierarten dem Schweizerischen Zentrum für die Kartographie der Fauna SZKF, Terreaux 14, 2000 Neuenburg Internet: www.cscf.ch
Vorwort I 5 Einleitung I 7 Verbreitung & Biologie I 9 Steinmarder I 10 Baummarder I 12 Hermelin I 14 Mauswiesel I 16 Iltis I 18 Dachs I 20 Fischotter I 22 Schutz I 25 Konflikte I 27 Jagd I 29 Anhang I 31
Vorwort Durch das Bundesgesetz über die Jagd und den Schutz der I5 wildlebenden Säugetiere und Vögel sind die Jägerinnen und Jäger nicht nur zur Jagd berechtigt, sondern auch zum Schutz bedrohter Tierarten verpflichtet. Um wild lebende Tiere nachhaltig zu nutzen und bedrohte Tierarten zu schützen, ist es unerlässlich, möglichst genaue Kenntnisse über die Häufigkeit und die Verbreitung dieser Tierarten zu haben. Für die vorliegende Publikation wurde erstmals vorhandenes Wissen über die Marder im Kanton Luzern zusammengetra- gen und dokumentiert. Zu der Familie der Marder gehören Steinmarder, Baummarder, Hermelin, Mauswiesel, Iltis, Dachs sowie der in der Schweiz ausgestorbene Fischotter. Mit dieser Broschüre wurde die Grundlage geschaffen, um die Nachhaltigkeit der Nutzung auch in Zukunft zu gewährleis- ten sowie den Schutz der Arten sicherzustellen. Die Erhaltung der Biodiversität ist eine Verpflichtung, die weit über die Anliegen der Jagd, der Jägerinnen und Jäger hinausgeht. Sie ist eine zentrale Aufgabe des umfassenden Naturschutzes und eine Verbundaufgabe verschiedenster Partner. Artenschutz ist langfristig nur durch Lebensraumschutz zu erreichen. Die Zusammenarbeit mit Land- und Waldwirt- schaft, Planungsbehörden sowie allen an der Natur interes- sierten Kreisen ist entscheidend. Es ist daher erfreulich, dass für die vorliegende Publikation ergänzend zur Jägerbefra- gung auch Hinweise verschiedenster anderer Naturbeobach- ter beigetragen haben. Otto Holzgang Josef Muggli
Einleitung Wie leicht sich wild lebende Tiere Anders beim Baummarder, Stein- I7 beobachten lassen, wird stark durch marder und Dachs. Diese Arten sind ihr Verhalten bestimmt. So präsen- jagdbar und Abschüsse sind von den tieren sich zum Beispiel Steinböcke Jägern in der kantonalen Jagdstatis- selbstbewusst auf Bergkämmen. tik zu erfassen. Ohne Zweifel erlaubt Um sie zu erkennen, braucht es nur die Jagdstatistik wertvolle Hinweise ein gutes Fernglas. Bei Rehen wird auf die Populationsentwicklung einer es schon schwieriger: Zur Futter- Tierart. aufnahme treten sie in der Dämme- rung vorsichtig aus ihrer Deckung. Die Broschüre will möglichst viele Noch seltener und fast immer nur der vorhandenen Lücken im Wissen als Zufallsbeobachtung bekommt um die Marder im Kanton Luzern man ein Hermelin oder einen Iltis zu schliessen. Sie ist daher als Modul Gesicht. Marder leben heimlich und des BUWAL-Projektes «Situation der sind meist nachtaktiv. Nicht gesehen Kleinraubtiere in der Schweiz und zu werden ist eine ihrer Strategien, Grundlagen für ein nationales Moni- um erfolgreich zu jagen oder nicht toring» zu verstehen. Durch eine um- selber zur Beute zu werden. Obwohl fassende Befragung der Jäger wurde Marder schwierig zu beobachten das grosse Wissen über das lokale sind, verraten sie ihre Anwesenheit Vorkommen aller Marder einheit- durch verschiedenste Spuren wie lich erfasst und zu einer kantonalen Fussabdrücke, Fährten, Frassspuren, Übersicht zusammengefasst. Nicht Losung, Schlafplätze und Baue. mehr die Jagdstatistik alleine liefert die Informationen, die als Grundlage Jäger und Jägerinnen müssen gute für die Bestandsüberwachung der Naturbeobachter sein, um auf der sechs beschriebenen Arten dient. Die Jagd Erfolg zu haben. Zwar hat die Erfahrung und das Wissen der Jäge- Jagd auf Pelztiere im Kanton Luzern rinnen, Jäger sowie weiterer Naturin- nicht mehr die gleiche Bedeutung teressierter tragen zum Gesamtbild wie vor 50 Jahren. Iltis, Hermelin und der Häufigkeit und Verbreitung der Mauswiesel sind seit 1988 geschützt. Marder bei. Trotzdem blieb das Interesse für diese Wildarten und die Erfahrung über ihre Lebensweise über Jäger- generationen erhalten. Auf ihren Reviergängen nehmen die Jäger und Jägerinnen Spuren wahr und machen Zufallsbeobachtungen. Es gibt aber keine Pflicht, diese Beobachtungen systematisch zu erfassen und zu do- kumentieren.
8 I Methodik gen als unsicher eingestuft werden. Rund die Hälfte der ursprünglichen Die Jäger aller Jagdreviere im Kanton Mauswieselmeldungen hingegen ent- Luzern wurden gebeten, die aktu- puppten sich als Hermelinbeobach- ellsten Beobachtungen von Mardern tungen. Die Jägerumfrage erbrachte (hierzu gehören auch Abschüsse, Fall- insgesamt 1992 Nachweise. wild, Fallenfänge, Hinweise aufgrund von Spuren und beim Dachs die von Zudem wurden möglichst viele ande- ihm bewohnten Baue) auf Landes- re versierte Naturfreunde im Kanton karten 1:25‘000 einzuzeichnen. Alle Luzern ermutigt, ihre Beobachtungen 124 Jagdreviere im Kanton Luzern zu melden. So konnten weitere 208 beteiligten sich ohne Ausnahme an Nachweise gewonnen werden. In den der Befragung. Verbreitungskarten wurden zusätz- lich Datensätze des Natur-Museums Baum- und Steinmarder sind nicht Luzern sowie des Schweizerischen einfach zu unterscheiden, und Zentrums für die Kartographie der Mauswiesel und Hermelin werden Fauna (SZKF) integriert. Ausser beim oft verwechselt. Zur Absicherung der Fischotter wurden für die Verbrei- Artbestimmung wurden deshalb bei tungskarten nur Nachweise ab 1995 insgesamt 46 Revieren, also 37 % verwendet, um möglichst die aktuelle der Jagdreviere des Kantons Luzern, Verbreitung zu zeigen. Rückfragen gemacht. Beim Baum- marder mussten mit 6 % nur sehr wenige der gemeldeten Beobachtun- Anzahl Nachweise pro Tierart und Beobachtergruppe. In Klammern ist die Anzahl der Nachweise bis und mit 1994 angegeben. Anzahl Nachweise Art Jägerbefragung weitere Naturbeobachter Datenbank SZKF Total Steinmarder 628 (3) 35 (16) 13 (4) 676 (23) Baummarder 214 (1) 59 (-) 1 (-) 274 (1) Hermelin 155 (1) 56 (14) 25 (6) 236 (21) Mauswiesel 59 (-) 5 (2) 1 (1) 65 (3) Iltis 126 (-) 47 (10) 6 (1) 179 (11) Dachs 806 (-) 6 (1) 9 (1) 821 (2) Fischotter 4 (4) - (-) 1 (1) 5 (5) 1992 (9) 208 (43) 56 (14) 2256 (66)
Verbreitung und Biologie I9 Der Kot der Marder hat oft die Form einer gewundenen Wurst und läuft am Hinteren- de spitz zu. Der Durchmesser der Kotwalze beträgt meist weniger als 15 mm (Pilatus). Marder sind schwierig nachzuweisen. Mit Zu den Mardern zählen weltweit Die Reviere der Männchen sind viel- Hilfe von so genannten Fotofallen 67 kleine bis mittelgrosse, recht fach grösser als jene der Weibchen. kann man sie aber aufspüren (Inwil). ursprüngliche Arten. Sie haben eine Ein Männchen-Revier kann daher Vielzahl von Lebensräumen besie- mehrere Weibchen-Reviere umfassen. delt und fehlen einzig in Australien, Männchen sind rund einen Viertel Neuguinea, Madagaskar und der grösser und schwerer als Weibchen. Antarktis. In Europa kommen 12 Arten vor. Der kleinste und leichteste Ausser bei Iltis und Mauswiesel Vertreter ist mit rund 30 Gramm das kommt eine verlängerte Tragzeit vor. Mauswiesel, der grösste der bis zu Dies bedeutet, dass sich nach der 32 Kilogramm schwere Vielfrass Gulo Begattung das befruchtete Ei nur gulo, der Skandinavien bewohnt. In kurz weiterentwickelt und in die- der Schweiz leben gegenwärtig sechs sem Stadium oft mehrere Monate Arten. Alle sechs Arten kommen verharrt. Erst später nistet es sich in auch im Kanton Luzern vor. der Gebärmutter ein und entwickelt sich dann sofort weiter. Nur so ist es Der Körper der Marder ist meist lang möglich, dass beispielsweise beim gestreckt und die Beine sind kurz. Hermelin nach der Begattung im Drüsen beim After produzieren ein April bis Juli über 280 Tage verge- Sekret, das zur Abgrenzung des Re- hen können, bis die Jungen dann viers und zur gegenseitigen Markie- im März geboren werden. Eigentlich rung verwendet wird. Marder sind würde die Enwicklungszeit von der in der Regel nachtaktiv und richtige Befruchtung bis zur Geburt lediglich Einzelgänger. Meistens beanspruchen 10 Wochen betragen. sie ein Revier für sich und verteidi- gen dies auch; oft aber nur gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen.
Steinmarder Martes foina (Erxleben, 1777) 10 I Den Steinmarder erkennt man an seinem weissen Brustlatz, der gegen den Bauch hin meist eingebuchtet ist. Farbe und Form des Brustlatzes sind sehr variabel. Das Fell ist braun und wirkt leicht gräulich, weil die weissliche Unterwolle etwas durch- schimmert. Die rosa Nase und die unbehaarten Fusssohlen sind – vorausgesetzt man sieht sich Auge in Auge einem Marder gegenüber – gute Bestimmungsmerkmale. Der Steinmarder ist meist nachts aktiv und ein äusserst guter Kletterer, der sich gerne in Dachgeschossen auf- hält. Als ursprünglicher Felsbewoh- ner, von dort hat der Steinmarder sei- nen Namen, fühlt er sich in Dörfern und Städten wohl und bezieht gerne Quartier in menschlichen Behausun- gen, sei es zur Aufzucht von Jungen oder einfach als Tagesversteck. Mittlerweile ist der Steinmarder auch als «Automarder» bekannt. Seit etwa Ende der 70-er Jahre scheint er Ge- Gewicht 0,8–2,5 kg Länge Kopf – Rumpf 38–59 cm nuss an Plastik- und Gummiteilen zu 1 cm Schwanzlänge 20–32 cm finden und diese auch zu verbeissen. Reviergrösse 40–300 ha Besonders betroffen sind Autofahrer, Paarungszeit Juni–August die ihre Fahrzeuge zwischen März Tragzeit (verlängert) 8–9 Monate und Juni in unterschiedlichen Marder- Geburt März/April Anzahl Würfe pro Jahr 1 Revieren abstellen. Der Steinmarder Anzahl Junge pro Wurf 2–5 sichert, wie viele andere Tiere auch, Linke Vorderpfote Linke Hinterpfote Junge öffnen Augen im Alter von 34–38 Tagen sein Revier mit Düften. Findet nun Feste Nahrung im Alter von 7 Wochen ein ansässiger Revierinhaber ein Auto Entwöhnung im Alter von 3 Monaten mit den Gerüchen eines fremden Art- Geschlechtsreif im 2. Jahr Maximales Alter im Freiland 8–10 Jahre genossen im Motorraum, so bringt ihn dies in Rage – vermutlich werden die Aggressionen kurzerhand an den Schläuchen und Kabeln abreagiert.
Die Nahrung ist vielseitig und besteht 6000 bis 8000 Jahren in Europa ein- aufmerksam als auf andere Marder. I 11 aus Nagetieren, Vögeln, Insekten, wandern. Hier ist er mittlerweile weit Verschmutzte Wände entlang von Regenwürmern, ja sogar Früchten. verbreitet, fehlt aber auf den meisten Abflussrohren oder das Poltern auf Hühnereier sind für den Steinmar- Mittelmeerinseln sowie in Grossbri- dem Dachboden, das manchem der ein gefundenes Fressen, und er tannien, Island und Nordskandinavi- Menschen den Schlaf raubt, weisen ist auch geschickt genug, sie ohne en. In der Schweiz kommt er bis in schnell mal auf den Steinmarder als Beschädigung über weite Strecken mittlere Höhenlagen vor, vereinzelt «Übeltäter» hin. In den letzten Jah- im Maul zu transportieren. Sofern hat man ihn aber auch schon über ren wurden im Kanton Luzern jähr- kein Huhn erschrickt und hysterisch 3000 m ü.M. angetroffen. lich rund 150 Tiere geschossen und reagiert, bleibt es beim nächtlichen etwa 55 vor allem im Strassenverkehr Marder-Besuch normalerweise beim Im Kanton Luzern kommt der Stein- tödlich verunglückte Tiere geborgen. Eierraub. marder in allen Regionen vor, er ist weit verbreitet und häufig. Da er Der Steinmarder stammt ursprüng- gerne den Estrich als Tagesversteck lich aus Asien und konnte erst dank oder Ort für die Jungenaufzucht der nacheiszeitlichen Erwärmung vor wählt, wird man viel schneller auf ihn Aa ba ch Suh re Sursee Zuge em S pa c Hochdorf se her- r- e Willisau see us s Re Luzern me Kl. Em Vierwald- Ent stättersee len © GIS Kanton Luzern Schüpfheim Nachweise des Steinmarders
Baummarder Martes martes (L., 1758) 12 I Der Baummarder ist dem Stein- marder sehr ähnlich. Obwohl sich ihre Lebensräume überschneiden können, sind keine Kreuzungen zwischen Steinmarder und Baum- marder bekannt. Der Brustlatz des Baummarders ist jedoch in der Regel gelblich bis orangefarben und selten zweigeteilt. Die Ohren stehen stärker ab und sind gelb gesäumt. Von ganz nahe sieht man, dass seine Nase braun ist. Bei guten Spurenabdrü- cken kann man die sehr stark behaar- ten Fusssohlen erkennen. Das Fell ist dunkel- bis kastanienbraun und seine Unterwolle ist dunkler als beim Stein- marder. Das Fell des Baummarders ist viel wertvoller als jenes des Steinmar- ders. Der Baummarder wurde daher früher zum Teil intensiv bejagt und damit stark reduziert. Der Baummarder ist ein ausgepräg- ter Waldbewohner. Meist nachts durchstreift er zusammenhängende Gewicht 0,8–1,9 kg Laub- und Nadelwälder.Vom Wald- Länge Kopf – Rumpf 40–53 cm 1 cm rand entfernt er sich wenig und Schwanzlänge 20–26 cm Reviergrösse 100–3000 ha offenes Gelände durchquert er meist Paarungszeit Juli/August entlang von Hecken oder ähnlichen Tragzeit (verlängert) 8–9 Monate Deckung gebenden Strukturen. Nur Geburt März/April ausnahmsweise dringt er in Häuser Anzahl Würfe pro Jahr 1 ein. Er meidet bereits kleine mensch- Anzahl Junge pro Wurf 1–6 Linke Vorderpfote Linke Hinterpfote liche Siedlungen oder grösserflächige Junge öffnen Augen im Alter von 34–38 Tagen Feste Nahrung im Alter von 6 Wochen Landwirtschaftsgebiete ohne Hecken Entwöhnung im Alter von 2 Monaten oder Gehölze. Sein Lager schlägt er Geschlechtsreif mit 2–3 Jahren bevorzugt in Bäumen, luftige 10 m Maximales Alter im Freiland 8 –10 Jahre über dem Boden auf, er kann aber Durchschnittl. Alter im Freiland 6 Jahre auch Erdhöhlen aufsuchen.
Eichhörnchen und andere Kleinsäu- Der Baummarder kommt fast in ganz Nachweise aus den Regionen Oberes I 13 ger, Insekten, Regenwürmer, Vögel, Europa vor, sogar auf einigen Mittel- Wiggertal-Luthertal und dem Entle- Beeren und Früchte stehen je nach meerinseln und in Grossbritannien. buch. Beide Regionen weisen grosse, saisonalem Angebot auf seinem In der Schweiz bewohnt er wohl die zusammenhängende Waldkomplexe Speiseplan. Der Baummarder ist ein meisten Wälder bis zur Baumgrenze. auf und bilden deshalb einen idealen ausgezeichneter Kletterer. Problem- Solange Verbindungen zu grösseren Lebensraum für den Baummarder. los gelangt er an die Nester von Wäldern bestehen, kann er auch in Auch aus der Region Unteres Wigger- Höhlenbrütern und angelt sich mit landwirtschaftlichen Gebieten und tal, die ebenfalls noch grössere Wälder einer Vorderpfote Eier oder Junge. am Rande von menschlichen Siedlun- aufweist, gibt es mehrere dicht bei- Ein satter Baummarder ruht sich gen angetroffen werden. einander liegende Nachweise. In den oft stundenlang aus. Bei schönem übrigen Regionen sind insgesamt we- Wetter sonnt er sich dazu auf einem Vom Baummarder gibt es im Kanton niger Nachweise vorhanden und kon- geeigneten Ast. Luzern Nachweise aus allen Regio- zentrieren sich in erster Linie auf Ge- nen. Auffallend sind jedoch die vielen biete mit grösseren Waldkomplexen. Wi Aa gg ba er ch Suh re Sursee Zuge em S pa c Hochdorf se her- r- e Willisau see us s Re Luzern e Kl. Emm Vierwald- stättersee © GIS Kanton Luzern Schüpfheim Nachweise des Baummarders
Hermelin Mustela erminea (L., 1758) 14 I Der lang gestreckte Körper, die kurzen Beine und die schwarze Schwanzquaste sind typisch für das Hermelin. Rücken und Flanken sind rotbraun und mit einer klaren Trenn- linie vom weisslichen oder gelblichen Bauch abgesetzt. Im Winter wechselt das Hermelin je nach Region sein Fell teilweise oder ganz in ein weisses Tarnkleid. Die Schwanzquaste bleibt aber ganzjährig schwarz. Am Tag und in der Nacht durch- streift das einzelgängerische Herme- lin sein Revier auf der Suche nach seiner bevorzugten Nahrung, den Wühlmäusen. In einer Nacht legt es durchschnittlich 1,3 km zurück, die grössten Distanzen liegen bei 10 –15 km. Man trifft es bevorzugt in Wiesen und Gebüschen an, kann es aber auch in Wäldern beobachten. Die Nähe des Menschen scheut es nicht. Im Sommer tauchte beispiels- weise mittags ein Tier auf einem viel Gewicht 85–350 g besuchten Campingplatz auf. Das Länge Kopf – Rumpf 17–37 cm 1 cm Nest legt es in Erdlöchern oder ober- Schwanzlänge 7–13 cm irdischen Verstecken an. In den Alpen Reviergrösse 2–40 ha Paarungszeit März–Juli existiert eine Zwergform, die von der Tragzeit (verlängert) 220–380 Tage Grösse her dem Mauswiesel ähnelt. Geburt März–Mai Anzahl Würfe pro Jahr 1 Neben den Wühlmäusen – und hier Anzahl Junge pro Wurf 3–9 Linke Vorderpfote Linke Hinterpfote vor allem den Schermäusen – werden Junge öffnen Augen im Alter von 35–42 Tagen Feste Nahrung im Alter von 26–27 Tagen andere kleinere Säuger oder sonstige Entwöhnung im Alter von 7–12 Wochen Wirbeltiere nicht verschmäht. Das Geschlechtsreif mit 10 Monaten ( ) Hermelin stöbert auf ausgedehnten 4–6 Wochen ( ) Streifzügen seine Beute auf und tötet Maximales Alter im Freiland 6–8 Jahre sie mit einem blitzschnellen Biss in Durchschnittl. Alter im Freiland 1–2 Jahre die Hinterhaupt-Nacken-Region. Zum Fressen schleift das Hermelin Beute- tiere, die dreimal so schwer wie es selbst sein können, in ein Versteck.
Beim Hermelin kennt man auch die Das Hermelin kommt natürlicherwei- Das Hermelin ist auch im Kanton I 15 so genannte Säuglingsträchtigkeit. se auf der nördlichen Hemisphäre Luzern weit verbreitet. Es gibt Nach- Nestjunge Weibchen können bereits vor und ist zwischen dem nördlichen weise aus allen Regionen von den im Alter von 4 –6 Wochen begattet Polarkreis und dem 40. Breitengrad Tieflagen bis in höhere Lagen. Der und trächtig werden. Wegen der weit verbreitet. In Europa fehlt es im höchste Nachweis stammt mit 1680 verlängerten Tragzeit werden jedoch grössten Teil Italiens, Südfrankreichs m ü.M. aus der Nähe des Mittaggüp- die Jungen erst im folgenden Jahr und Spaniens. In der Schweiz kann fis im Eigental. Das Hermelin kommt ausgetragen. Das Weibchen ist zu man das Hermelin bis auf 3000 m im Kanton Luzern sehr wahrschein- diesem Zeitpunkt dann bereits ausge- ü.M. antreffen. Allerdings meidet lich auch oberhalb der Waldgrenze wachsen. es grosse Waldgebiete und weite vor, wurde aber dort bis jetzt noch Kulturlandschaften. Verbreitet und nicht nachgewiesen. häufig ist es überall dort, wo Dauer- wiesen und Dauerweiden die Ost- schermaus begünstigen. Wi Aa gg ba er ch Suh re Sursee Zuge em S pa c Hochdorf se her- r- e Willisau see ss u Re Luzern Kl. Emme Vierwald- stättersee Ent len © GIS Kanton Luzern Schüpfheim Nachweise des Hermelins
Mauswiesel Mustela nivalis (L., 1766) 16 I Das Mauswiesel ist das kleinste Raubtier in der Schweiz. Der Schwanz ist kürzer als beim Hermelin und die Spitze nie schwarz. Auch das Maus- wiesel kann je nach Region in ein weisses Winterfell wechseln. Beim winterbraunen Mauswiesel ist die Trennungslinie zwischen der braunen Ober- und der weissen Unterseite meist wellenförmig. Beim winterweis- sen Mauswiesel hingegen verläuft die Linie im Sommerkleid wie beim Hermelin gerade. Das Mauswiesel ist vor allem tags- über und in der Dämmerung aktiv, im Winter zum Teil aber auch nachts. Das Mauswiesel kann von der Ebene bis in die Berge vorkommen, so- fern es ausreichend Deckung und genügend Wühlmäuse oder andere Kleinnager findet. Ob offene Land- schaft oder Wald spielt dann keine grosse Rolle. Ruheplätze liegen oft in Hecken, Gebüschen, Steinmauern, Gewicht 30 –120 g Steinhaufen, Hochstauden- und Un- Länge Kopf – Rumpf 12–22 cm 1 cm krautfluren. Die Nester legt es jedoch Schwanzlänge 3–6 cm meist unterirdisch in Wurzelhöhlen, Reviergrösse 1–25 ha Paarungszeit Feb.–Sept. erweiterten Wühlmausnestern oder Tragzeit 33–37 Tage anderen geeigneten Schlupfwinkeln Geburt April–Oktober an. Anzahl Würfe pro Jahr 1–2 Anzahl Junge pro Wurf 4–10 Linke Vorderpfote Linke Hinterpfote Aufgrund seiner kleinen Körpergrös- Junge öffnen Augen im Alter von 21–25 Tagen Feste Nahrung im Alter von 14 Tagen se muss das Mauswiesel im Ver- Entwöhnung im Alter von 10 Wochen hältnis zum eigenen Körpergewicht Geschlechtsreif mit 3–4 Monaten viel Nahrung zu sich nehmen. Der Maximales Alter im Freiland 2–3 Jahre durchschnittliche Nahrungsbedarf Durchschnittl. Alter im Freiland 1 Jahr liegt etwa bei einem Drittel seines Körpergewichts, während der Säu- gezeit verdoppelt er sich. Vor allem Wühlmäuse stehen auf dem Speise- plan, aber auch Spitzmäuse, Vögel, Eidechsen, Insekten, Würmer oder sogar Aas werden bei Gelegenheit
gefressen. Ist viel Nahrung vorhan- Von offenen Landschaften bis hin zu Luzerner Rigigemeinden ist uns bis I 17 den, legt das Mauswiesel Vorräte an. Wäldern kann das Mauswiesel bei- jetzt keine Beobachtung bekannt. Die Das Mauswiesel ist in hohem Grad nahe alle Biotope besiedeln, voraus- wenigen Nachweise und die grossen von den Wühlmäusen abhängig. Je gesetzt es findet genügend Nahrung Lücken widerspiegeln vermutlich vor nach Beuteangebot können die Po- und Deckung. In landwirtschaftlich allem die schwere Beobachtbarkeit pulationen stark schwanken und das intensiv genutzten Regionen werden des Mauswiesels, da es sich häufig Mauswiesel kann sehr häufig, dann Flächen besiedelt, wenn sie genü- unterirdisch in den Mausgängen aber auch wieder selten sein. gend Deckung gebende Strukturen fortbewegt. Im Winter, wenn man wie Hecken, Gebüsche, Steinmauern anhand von Spuren die anderen Mar- Das Mauswiesel ist auf der nördli- und -haufen, Hochstauden- und der recht gut nachweisen kann, ist es chen Halbkugel weit verbreitet. In Unkrautfluren enthalten. beim Mauswiesel wiederum schwie- den subtropischen und tropischen rig. Es bewegt sich bei tiefem Schnee Gebieten fehlt es. In der Schweiz Vom Mauswiesel gibt es im Kanton meist unter dessen Oberfläche fort. kommt es von der Ebene bis in Luzern mit einer Ausnahme Nachwei- Höhen von etwa 2700 m ü.M. vor. se aus allen Regionen. Nur aus den Wi Aa gg ba er ch Suh re Sursee Zuge em S pa c Hochdorf se her- r- e Willisau see us s Re Luzern Kl. Emme Vierwald- Ent stättersee len © GIS Kanton Luzern Schüpfheim Nachweise des Mauswiesels
Iltis Mustela putorius (L., 1758) 18 I Das Gesicht des Iltis ist charakte- ristisch gezeichnet: Um die Schnauze ist das Fell weiss, und bei älteren Tie- ren sind auch die Ohrränder und die Regionen hinter den Augen heller als der Rest des Gesichts. Der Schwanz ist weniger buschig und kürzer als bei Stein- und Baummarder. Der Iltis ist ein Einzelgänger, der je- weils einen kleinen Ausschnitt seines Lebensraumes intensiv nach Nahrung absucht und dann in ein anderes Gebiet wechselt. Im Winter schränkt er seine Aktivität stark ein. Vor dem Menschen und seinen Einrichtungen wie Scheunen oder Schuppen zeigt er keine besondere Scheu. Im Winter sind dies sogar bevorzugte Verstecke. Im Gegensatz zu Stein- und Baum- marder klettert er aber sehr schlecht. Dafür schwimmt und taucht er gut. Der Iltis ist die Stammform des Frett- chens, das als Haustier oder für die Kaninchenjagd gezüchtet wird. Gewicht 0,5–2 kg Länge Kopf – Rumpf 23–50 cm 1 cm Minutiös sucht der Iltis grosse Flä- Schwanzlänge 7–20 cm chen stöbernd nach Nahrung ab. Grösse Streifgebietes 10–1200 ha Paarungszeit Feb.–August Dabei steckt er seine Schnauze in Tragzeit 40–43 Tage Löcher, unter das Laub und unter Geburt April–Sept. Grasbüschel. Oft gräbt er seine Anzahl Würfe pro Jahr 1 Beute auch aus ihren oberflächlichen Anzahl Junge pro Wurf 3–7 Linke Vorderpfote Linke Hinterpfote Ruheplätzen aus. Frösche und Kröten Junge öffnen Augen im Alter von 30 Tagen Feste Nahrung im Alter von 20 Tagen stehen in der Schweiz weit oben auf Entwöhnung im Alter von 5–6 Wochen dem Menüplan. Erbeutete Amphibien Geschlechtsreif mit 10 Monaten werden besonders auf sandigem Bo- Maximales Alter im Freiland 7 Jahre den gerollt und gewalkt, vermutlich Durchschnittl. Alter im Freiland 1 Jahr um das schleimige, übel riechende Hautsekret zu entfernen. Im Win- ter frisst er auch gerne Spitzmäuse, Mäuse, Hühnereier, Katzenfutter und Fleischabfälle. Bei Bedrohung oder Erregung kann der Iltis aus seinen Analdrüsen ein typisches, äusserst
übel riechendes Sekret absondern. der Verlust an Feuchtgebieten und sern gemacht. Die in letzter Zeit neu I 19 Deshalb wird er zum Teil auch Stink- der damit verbundene Rückgang der angelegten Teiche und Weiher und marder genannt. Amphibien dazu beigetragen. Der die Renaturierungen von Fliessgewäs- Iltis lebt meist unterhalb von 1300 m sern verschaffen dem Iltis Verstecke Der Iltis ist in Europa weit verbreitet. ü.M. In den Streusiedlungsgebieten und Futter und werten daher seinen Er fehlt jedoch auf den Mittelmeerin- der nördlichen Voralpen und des hö- Lebensraum entscheidend auf. Auf seln, dem Balkan, in Irland und heren Mittellandes besitzt er vermut- der anderen Seite fallen viele Iltisse Nordskandinavien. Noch zu Beginn lich noch gute Vorkommen. dem Strassenverkehr zum Opfer (siehe des 20. Jahrhunderts war der Iltis S. 26), eine Tatsache, die sich wohl in in der Schweiz häufig. Bis Ende der Der Iltis kommt im ganzen Kanton den nächsten Jahren nicht entschei- 1970 er -Jahre nahmen aber die Be- Luzern vor. Die meisten Beobach- dend verändern wird. stände vor allem in tiefer gelegenen tungen wurden in der Nähe von Landesteilen stark ab. Vermutlich hat fliessenden oder stehenden Gewäs- Wi Aa gg ba er ch Suh re Sursee Zuge em S pa c Hochdorf se her- r- e Willisau see us s Re Luzern me Kl. Em Vierwald- stättersee © GIS Kanton Luzern Schüpfheim Nachweise des Iltis
Dachs Meles meles (L., 1758) 20 I Der Kopf des Dachses ist auf- fällig schwarzweiss gestreift. Der Körper ist an der Oberseite grau und am Bauch, im Gegensatz zu vielen anderen Tieren, schwarz gefärbt. Die Vorderfüsse weisen starke Krallen auf, die weit nach vorne ragen. Das Trittsiegel ist daher unverwechselbar. Der Dachs verbringt den Tag in seinem selbst gegrabenen Bau. Die Baue legt er oft in Hecken und Wäl- dern in nach Süden exponierten Hän- gen mit sandigen Böden an. Unter Umständen werken mehrere Familien und Generationen an einem Bau. Dieser kann deshalb über 100 Jahre alt sein und bis zu 50 weit verzweigte Röhren mit zahlreichen geräumigen Kesseln umfassen. In der Dämmerung verlässt der Dachs den Bau, um auf Nahrungssuche zu gehen. Dabei be- gibt er sich auch auf Wiesen, Weiden, Getreidefelder, Garten- oder Parkan- lagen. Offene Flächen ohne Deckung Gewicht 7–17 kg werden gemieden. Pro Nacht kann er Länge Kopf – Rumpf 60–90 cm 1 cm bis zu 11 km zurücklegen, von seinem Schwanzlänge 15–20 cm Bau entfernt er sich dabei selten mehr Grösse des Streifgebietes bis 1000 ha Paarungszeit Feb.–Mai, als 1600 Meter. Den Kot setzt er in Juli–Sept. bis zu 15 cm tiefen Gruben in einiger Tragzeit (verlängert) 8–12 Monate Entfernung vom Bau ab. Geburt Jan.–März Anzahl Würfe pro Jahr 1 Linke Vorderpfote Linke Hinterpfote Der Dachs ernährt sich sehr vielfältig Anzahl Junge pro Wurf 2–5 Junge öffnen Augen im Alter von 28–35 Tagen von Regenwürmern, Mais, Kirschen, Feste Nahrung im Alter von 10 Wochen Zwetschgen, Insekten, Schnecken, Entwöhnung im Alter von 3–5 Monaten Wirbeltieren, Eicheln, Bucheckern, Geschlechtsreif mit 12–15 Monaten Hasel- und Walnüssen. In weicher Maximales Alter im Freiland 16 Jahre Erde sticht der Dachs mit der Nase Durchschnittl. Alter im Freiland 4 Jahre nach Engerlingen, Würmern und Knollen. Dabei entstehen kleine, schräge Trichter, an deren Rand ein kleiner Erdhaufen aufgeworfen ist. Im Herbst muss sich der Dachs meh- rere Kilogramm Speck anfressen,
denn im Winter schränkt er seine Ak- Teil Skandinaviens und Russlands. Der Der Dachs ist im Kanton Luzern weit I 21 tivität stark ein. Oft hält er sogar eine Himalaya begrenzt in Asien das Ver- verbreitet und häufig, er kommt in Winterruhe. Mais ist daher eine will- breitungsgebiet im Süden. allen Regionen vor. Im Vergleich zu kommene Nahrungsquelle. An die den anderen Mardern ist der Dachs Kolben gelangt er, indem er sich hoch In der Schweiz kommt der Dachs bis relativ einfach nachzuweisen. Mit aufrichtet und die Stängel durch sein auf Höhen von 2300 m ü.M. vor. In einer exakten Kartierung und mehr- Körpergewicht umknickt. höheren Lagen sucht er bisweilen maliger Kontrolle im Frühjahr und im auch Unterschlupf in Alphütten und Sommer kann man feststellen, ob ein Der Dachs ist in Europa und Asien Ställen. Der Rand von Städten oder Bau besetzt ist und ob es auch Junge weit verbreitet, er lebt sogar in Irland Siedlungsgebieten kann bei gutem gibt. und Japan. In Europa fehlt er auf Angebot an Gärten und Parkanlagen einigen Inseln sowie im nördlichen bewohnt werden. Aa ba ch Suh re Sursee Zuge em S pa c Hochdorf se her- r- e Willisau ss see eu R Luzern Vierwald- stättersee © GIS Kanton Luzern Schüpfheim Nachweise des Dachses
Fischotter Lutra lutra (L., 1758) 22 I zu steigern, mussten sie verwittert, also geruchlich getarnt, werden. Die Rezeptur für diese Verwitterung liest sich wie ein Speisezettel aus einer Hexenküche: «Man lasse 125 Gramm reines Schweinefett in einem neuen, ganz reinen Tiegel zergehen, thue dann eine Hand voll Baldrianwurz, 1/4 g Bibergeil und 1/5 g Kampher, alles gröblich gestossen, hinzu, lasse es unter beständigem Rühren mit einem reinen, schalenlosen Hölzchen so lange über Kohlen, oder besser noch in einem Bratofen kochen, bis es gelblich wird ...». Damit nicht ge- nug! Die behördlichen «Anstrengun- gen» zur Bekämpfung der Fischotter wurden mit der Bezahlung von Ab- schussgeldern zusätzlich unterstützt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde im Kanton Luzern für jeden erlegten Fischotter eine Prämie von Fr. 30.– bezahlt. Zu dieser Zeit muss der Fischotter aber bereits sehr selten gewesen sein. So wurde z.B. im Amt Der Fischotter ist gesamt- Der Fischotter, auch Wassermar- Willisau trotz seiner fischreichen schweizerisch ausgestorben. der genannt, war bis im 19. Jahrhun- Fliessgewässer über viele Jahre nie dert an allen Gewässern der Schweiz eine Abschussprämie ausbezahlt. Quellen (1) A. de Claparède (1885): Zur Frage der Verfolgung der den vorhanden. Um die Fischereierträge schweiz. Fischereien schädlichen Thiere. Auftrag des schweiz. Handels- und Landwirtschaftsdepartements, Bern 1885. zu verbessern, wurden um 1900 Das endgültige Verschwinden des (2) E. Bieri-Hunkeler (1999): Der letzte Fischotter – Erinnerungen von Hans Graf. Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Ausrottungsaktionen durch den Staat Fischotters aus den Gewässersyste- Luzern, Band 36: 285–288. unterstützt. In einer Publikation des men des Kantons Luzern lässt sich (3) Joseph Hofer, Fischermeister, Oberkirch, persönliche Mittei- lung (2005). schweizerischen Handels- und Land- nur in Fragmenten dokumentieren. (4) Josef Schumacher, Schuhmacher und Fischer, Entlebuch, persönliche Mitteilung. wirtschaftsdepartements «zur Frage Eine amüsante Wilderergeschichte (5) W. Krebser (1952): Eidg. Inspektion für Forstwesen, Jagd und Fischerei, Notizen Staatsarchiv Luzern. der Verfolgung der den schweiz. über einen gefangenen Fischotter (6) H. Bachmann (1994): Jagdliches aus Inwil 1944 –1994, Inwil. Fischereien schädlichen Thiere» aus im Wauwilermoos ist aus dem Jahre dem Jahre 1885 war der Fischotter 1927 bekannt (2). Der letzte mit Si- als Fischfeind prominent vertreten cherheit im Kanton Luzern bestätigte (1). Empfehlungen zur Jagd mit Fischotter ertrank um 1936 in einer speziellen Otterhunden fehlten in tiefen Hechtreuse am Sempachersee. dieser Anleitung ebenso wenig wie Dieses Tier wurde präpariert und be- die exakte Beschreibung von Schwa- findet sich heute in der Ornithologi- nenhals und Tellereisen. Um die schen Sammlung Sursee (siehe Foto Fangeffizienz dieser Totschlag-Fallen links). Im Einzugsgebiet der Kl. Emme
wurde um 1950 im Winter ein Einzel- dung des Rotbachs in die Reuss (6). zum endgültigen Niedergang der Ot- I 23 tier beobachtet und man versuchte Mit diesen Beobachtungen verliert terbestände. 1975 schätzte man den erfolglos, diesen Otter zu erlegen (4). sich die Spur des Fischotters im Kan- Bestand noch auf 15 Tiere und seit Im Rahmen einer gesamtschweizeri- ton Luzern. 1990 gibt es keine Hinweise mehr auf schen Umfrage im Auftrag der Eidg. das Vorkommen des Fischotters in der Inspektion für Forstwesen, Jagd und Die Unterschutzstellung 1952 kam zu Schweiz. Beobachtungen am natur- Fischerei aus dem Jahre 1952 sind spät, um diese faszinierende Tierart nahen Südufer des Neuenburgersees vertrauenswürdige Beobachtungen zu retten. Damals schätzte man seinen von 2004 müssen noch bestätigt wer- aus dem Raum Perlen und Root an Bestand in der Schweiz noch auf etwa den, sind aber ein kleiner Lichtblick der Reuss aktenkundig (5). Diese 100 Tiere. Die zunehmende Belastung dafür, dass der Fischotter dereinst wie- Nachweise eines Ottervorkommens mit ungereinigtem Siedlungsabwas- der zu unserer Fauna gehören könnte. decken sich geografisch mit Beob- ser, bei damals noch fehlenden Klär- Bleibt zu hoffen, dass dannzumal der achtungen durch Inwiler Jäger im anlagen, sowie technische Eingriffe Fischotter mehr Toleranz findet als in Winter 1945/46 im Raum der Mün- in die Gewässerlebensräume führten der Vergangenheit. Wi Aa gg ba er ch Suh re 1927 Sursee Zuge em S pa c Hochdorf se her- 1945 r- e Willisau 1936 see 1952 us s Re Luzern me Kl. Em 1950 Vierwald- stättersee Ent len © GIS Kanton Luzern Schüpfheim Nachweise des Fischotters
Schutz ohne Deckungsstrukturen, während I 25 der Baummarder mit Vorliebe die zusammenhängenden Waldkomplexe der voralpinen Hügelzone bewohnt. Der Steinmarder dürfte einfacher zu beobachten sein. Nicht selten ist eine Begegnung mitten im Siedlungsge- biet auf dem nächtlichen Heimweg nach Wirtschaftsschluss. Aufmerk- samkeit erfordert die Beobachtung des Hermelins und des Mauswiesels. Sprichwörtlich wieselflink sind sie in den unterschiedlichsten Lebensräu- In der Kulturlandschaft sowie in unseren Dör- Auch für die Marder gilt: Ohne men unterwegs, um ihre Hauptbeu- fern und Städten findet sich der Steinmarder Schutz ihrer Lebensräume ist der te, verschiedenste Mäusearten, zu ohne Probleme zurecht (Geiss). Schutz der einzelnen Arten nicht jagen. möglich! Der Kanton Luzern ist reich an verschiedenen Landschaftstypen, Damit die Marder auch langfristig in Höhenstufen und Geländestruktu- gesicherten Beständen überleben, ist ren. Sein Gebiet erstreckt sich von es wichtig, dass die Lebensräume der landwirtschaftlich intensiv genutzten verschiedenen Teilpopulationen mit- Tieflagen über voralpine Wald- und einander vernetzt bleiben. Nur so ist Moorgebiete bis zur alpinen Zone es möglich, dass ein Austausch von der Pilatuskette und des Brienzergra- Tieren stattfindet und die genetische tes. Geprägt wird das Relief durch Vielfalt erhalten bleibt. Bei techni- eine Vielzahl von Fliessgewässern. schen Eingriffen in Gewässern und Obwohl die verschiedenen Marder beim Bau von Strassen sind daher unterschiedliche Ansprüche an ihren ihre Wechselsysteme zu berücksich- Lebensraum haben, erstaunt es tigen. daher nicht, dass alle in der Schweiz vorkommenden Marder im Kanton Luzern in gesicherten Populationen nachgewiesen werden. Marder sind anpassungsfähig und finden sich in den unterschiedlichs- ten, oft auch suboptimalen Lebens- räumen zurecht. Bevorzugt besiedeln Vor allem in der Nähe von Gewässern ist sie aber jene Landschaftstypen, der Iltis zu beobachten. Dies erstaunt nicht, welche die artspezifisch optimalen gehören doch Frösche und andere Amphibien Lebensraumstrukturen aufweisen. zu seiner bevorzugten Nahrung Zusammenhängende, naturnahe Waldkom- Der Iltis bevorzugt für seine Wechsel (Südwestufer Baldeggersee). plexe mit vereinzelten alten Bäumen sind der das verzweigte Gewässernetz und bevorzugte Lebensraum des Baummarders (Wiggertal). meidet offene Geländekammern
26 I Mit entsprechenden Massnahmen Mauswiesel und Hermelin brauchen bei Bachdurchlässen, durch spezielle Jagdgebiete mit guter Deckung, um Kleintierdurchlässe sowie mit Wild- ihren Feinden entkommen zu kön- tierüber- oder -unterführungen ist nen. Strauchartige Restflächen wie zu verhindern, dass diese Wechsel Brombeergestrüpp, Hochstaudenflu- unterbrochen werden. Jedes Jahr re, Gebüschgruppen, Buntbrachen, werden Dutzende Dachse, Iltisse, Bachufervegetationen, Altgrasbe- Hermeline und Steinmarder im stände, Hecken mit Krautsäumen, Viele Marder, wie hier dieser Iltis, werden Kanton Luzern überfahren. Eine Waldränder mit gut ausgebildetem während ihren nächtlichen Streifzügen über- geschickte Platzierung der oben Saum oder hoch stehende Heu- fahren (Inwil). genannten Massnahmen mit entspre- grasbestände bieten Deckung und chenden Umgebungsarbeiten hilft, sind gleichzeitig auch interessant diesen Blutzoll zu verringern. für Mäuse, also die Beutetiere der Wiesel. Asthaufen mit Grobholz, Damit der Baummarder weiterhin Trockenmauern oder Steinhaufen mit unsere Wälder besiedelt, ist es sehr mindestens kopfgrossen Steinen sind wichtig, zusammenhängende ebenfalls gute Verstecke und sollten Waldkomplexe durch Erschliessungen in unmittelbarer Nähe zu Wühlmaus- nicht weiter zu zerschneiden. Gut beständen platziert werden und Verschiedene Landschaftstypen von voralpi- strukturierte Wälder sind reich an ausreichend vernetzt sein. nen Berglandschaften bis hinab zur Ebene Beutetieren und bieten so dem werden vom Mauswiesel besiedelt, solange Baummarder eine gute Nahrungs- Viele der oben genannten Lebens- es genügend Nahrung und Deckung findet grundlage. Eine gute Waldstruktur raumelemente helfen auch dem (Entlebuch). wird beispielsweise mit Bäumen un- Iltis. Wichtig sind für ihn zusätzlich Menschliche Siedlungen scheut das Herme- terschiedlichsten Alters, einer hohen Feuchtgebiete mit gutem Amphibien- lin nicht. Das weisse Tarnkleid macht es im Baum- und Strauchartenvielfalt und vorkommen. Winter fast unsichtbar, wenn es auf Wiesen, wenig aufgeräumten Windwurfflä- unter Bäumen und entlang von Gebüschen chen erreicht. Der Einsatz von Mäusegiften mit seine Beute jagt (Rooter Berg). Antikoagulans sollte unbedingt ver- mieden werden, sobald eine geringe Chance besteht, dass Hermelin oder Mauswiesel vergiftete Beutetiere erreichen können. Die Substanzen werden auch über Wühl-, Gelbhals- oder Waldmäuse von Hermelin und Mauswiesel aufgenommen, sind hoch toxisch und führen sehr oft zum Tod. Aber auch die Einnahme einer nicht tödlichen Menge kann problematisch sein, da das Gift unter Umständen die Fortpflanzung negativ beeinflusst.
Konflikte Stein- oder Hausmarder Der Steinmarder hat mittlerweile I 27 Dörfer und Städte erfolgreich besie- delt – Konflikte mit dem Menschen und seinem Eigentum sind daher bei- nahe unausweichlich. Nicht von unge- fähr wird der Steinmarder auch als «Haus»- oder sogar als «Automarder» bezeichnet. Als «Automarder» ist er seit den 1970er-Jahren bekannt, weil er gerne im Motorraum an diversen Plastik- und Gummiteilen knabbert. Durchtrennte Zündkabel, abgerissene Plastik-Manschetten, durchlöcherte Kühlschläuche oder zerfledderte Däm- mdecken sind die Folge des nächtli- chen Tuns. Junge Steinmarder im Motorraum. Als «Hausmarder» wird er bezeichnet, weil er gerne den Estrich als Tagesver- Wir sind jedoch seinem Tun nicht zurückschneiden und an Pfosten, steck oder auch zur Jungenaufzucht hilflos ausgeliefert. Am erfolgreichs- Pfeilern oder Baumstämmen braucht benützt. Meist verrät er seine Anwe- ten ist im Falle des «Automarders» es in etwa 2 m Höhe eine Metall- senheit durch anhaltende nächtliche eine dicht abschliessbare Garage. manschette. Diese kann entweder Ruhestörungen. Das Rumpeln und Steht diese nicht zur Verfügung, 70-100 cm lang sein oder nur 50 cm Rumoren hat schon manchem Men- kann man zu folgenden Massnah- lang, dafür aber mit einem 35 cm schen den Schlaf geraubt. Der Stein- men greifen: Sicherungssysteme mit überstehenden Kragen. Vorgängig marder kann aber auch beträchtlichen dem Weidezaun-Prinzip (ein Strom- muss aber der Marder aus dem Haus Schaden anrichten, wenn er beispiels- schlag verhindert, dass der Steinmar- vertrieben werden. Da sich zwischen weise Isoliermaterial grossflächig aus- der in den Motorraum steigt); mit März und August Jungtiere im trägt oder Dampfsperren zerstört. Gittern geschützte Kühlerschläuche Gebäude befinden können, sollten Zudem hat er die unangenehme und mardersichere Kabelhülsen; ein während dieser Zeit keine Arbeiten Eigenschaft, Beutetiere in sein Ver- Stück Maschendraht, das mindestens durchgeführt werden. steck zu bringen. Verwesungsgeruch die Grösse des Motorraums abdeckt, kann die unangenehme Folge sein. unter das Auto legen. Sowohl bei «Auto-» als auch «Haus- marder» bringt der Einsatz von Auch beim «Hausmarder» besteht Ultraschall, Hunde- und Menschen- das Erfolgsrezept darin, ihm den haaren, Geruchs- und Bitterstoffen Zugang zum Dach zu versperren. meist keine Abhilfe. Auch Fangen Das kann sehr aufwändig sein, denn oder Schiessen eines Steinmarders jede Lücke, die grösser als 5 cm ist, hilft nicht immer. Oft wird einfach muss verschlossen werden. Auch der das frei gewordene Revier dankbar Weg zum Dach muss unpassierbar vom nächsten Steinmarder in Besitz sein: Bei Bäumen muss man die Äste genommen.
Dachs 28 I Wiesen, Weiden und Getreidefelder gehören Der Dachs kann gelegentlich Schä- Bei tiefgründigem Boden kann es zu den wichtigen Streifgebieten des Dachses. den in landwirtschaftlichen Kulturen vorkommen, dass sich der Dachs Unter Obstbäumen sucht er genüsslich nach verursachen, so auch in den letzten mitten im Kulturland seinen Bau gefallenen Früchten (Seetal). Jahren wurden auch im Kanton Lu- gräbt, vielleicht etwas im Schutze zern immer wieder Schäden festge- eines einsam stehenden Gebüsches. stellt. Vor allem gefährdet ist milch- Hier besteht dann die Gefahr, dass reifer Mais in Waldrandnähe. Das der Bauer mit dem Traktor im Bereich Schadenrisiko kann stark vermindert des Baus einsinkt. Am sinnvollsten werden, wenn man Mais nicht in wäre es, gerade an diesem Ort im Waldrandnähe anpflanzt oder zwi- Sinne des ökologischen Ausgleichs schen Wald und Acker einen 10 – 20 m eine grosszügigere Gebüschgruppe breiten Streifen als Wiesland unbea- zu pflanzen und entsprechend zu ckert lässt. Hiermit erhalten die Jäger pflegen. Eine andere Möglichkeit eine Chance, auf dem Ansitz die in besteht darin, einen künstlichen das Maisfeld einwechselnden Dachse Dachsbau an einem anderen Ort zu erlegen, und somit den Bestand anzubieten. örtlich zu regulieren.
Jagd Dachs Marder hatten und haben zum Teil planung, methodisch sehr schnell an I 29 250 auch jetzt noch eine grosse Bedeu- Grenzen stösst? Bleiben wir ehrlich: 200 tung als Pelzlieferanten. Bekannt Der Bestand von Kleinraubtieren lässt 150 ist sicher der Amerikanische Nerz sich nicht zählen! Die vorliegende Ar- 100 Mustela vison, der in aller Welt in beit erhebt auch nicht den Anspruch, 50 Zuchten gehalten wird oder der in quantitative Aussagen über die Be- 0 der Taiga Sibiriens vorkommende standesgrössen der einzelnen Arten 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 Zobel Martes zibellina, einer der zu machen. Primär geht es darum, Anzahl geschossener Dachse pro Jahr. Die wertvollsten Pelzträger überhaupt. die aktuelle Verbreitung der Arten geringe Jagdstrecke um 1980 erklärt sich Aber auch das Winterfell des Her- zu dokumentieren. Trotzdem lassen durch die damaligen Massnahmen zur Be- melins war begehrt und wurde in die Anzahl der Beobachtungen, die kämpfung der Tollwut. Bei der Begasung von Fuchsbauten verendeten auch viele Dachse. Umhängen verarbeitet. Lange Zeit räumliche Verbreitung und bei den Die vermehrten Abschüsse nach 1985 weisen war es Statussymbol der Regierenden jagdbaren Arten auch die Jagdstatis- auf eine Erholung des Bestandes hin. Zudem und Mächtigen! tik Rückschlüsse auf die Häufigkeit profitierte der Dachs in der gleichen Zeitpe- riode vom stark intensivierten Maisanbau. einer Art zu. Zur Begrenzung der Schäden wurde die Jagd Für die Jagd auf Wildkaninchen und intensiviert. zur Rattenbekämpfung benutzt der Die Daten der Jagdstatistik sind vor- Mensch zum Teil das Frettchen, die sichtig zu interpretieren. Nicht alleine domestizierte Form des Iltis. Neu- die Häufigkeit einer Tierart bestimmt erdings wird es sogar als Haustier die Zahl der erlegten Tiere. Ebenso gehalten. wichtig ist es zu wissen, mit welcher Intensität die Jagd überhaupt ausge- Ist die Jagd auf Marder in der heu- übt wurde. Dachse z.B. sind in der tigen Zeit verantwortbar und not- Lage, an Maiskulturen erhebliche wendig? Diese Frage lässt sich nicht Schäden anzurichten. Steinmarder, für alle Arten pauschal beantworten. die früher mit ihrem Gepolter auf Auch für die Jagd auf Kleinraubtiere dem Dachboden für die eine oder gilt der Grundsatz, dass jede jagdli- andere Spukgeschichte verantwort- che Nutzung klar definierte Kriterien lich waren, «vergreifen» sich heute der Nachhaltigkeit zu erfüllen hat. an Gebäudeisolationen und Brems- Bevor eine Tierart bejagt wird, muss kabeln von Autos. Der Jagddruck auf darüber Gewissheit bestehen, dass Dachse und Steinmarder ist daher sie durch die Bejagung nicht gefähr- ziemlich hoch. Der Abschuss durch det wird. Dass die Jagd keine Zufalls- die Jägerinnen und Jäger dient der nutzung, sondern ein geplanter Ein- Schadenabwehr, und die Häufigkeit griff in einen bekannten Bestand sein der Schäden ist ein indirekter Nach- muss, ist bei der Jagd auf Huftiere weis für die Häufigkeit der Tierart. mittlerweile eine Selbstverständlich- Die Jagdstatistik spiegelt also einiger- keit. Dieser Grundsatz muss auch für massen die Populationsentwicklung die Jagd auf Kleinraubtiere gelten. von Steinmarder und Dachs. Nur, wie lässt sich die Jagd planen, wenn eine Bestandeserhebung, als wichtigste Grundlage für jede Jagd-
30 I Schäden, die beide Tierarten verursa- Steinmarder 300 chen können, örtlich auch notwen- 250 dig. Dabei kann es aber nie um eine 200 jagdliche Regulation dieser Arten ge- 150 hen. Dazu wäre auf grossen Flächen, 100 die Revier- oder sogar Kantonsgren- 50 zen überschreiten, ein fortwährend 0 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 hoher Jagddruck erforderlich. Selbst bei dieser intensiven Bejagung ist Anzahl geschossener Steinmarder pro Jahr. damit zu rechnen, dass die jagdliche Die höchsten Strecken wurden in jenen Sterblichkeit durch höhere Reproduk- Jahren ausgewiesen, in welchen durch die Tollwutbekämpfung der Fuchs- und Dachsbe- tionsraten und geringere Konkurrenz stand stark reduziert wurde. Es ist durchaus um die Ressourcen kompensiert möglich, dass der Steinmarder von der würde. geringen Räuberdichte profitierte. Gleichzei- tig zeigte er eine immer häufigere Präsenz im Siedlungsgebiet und die vergleichsweise Wenn die Jagd auf Steinmarder und hohen Strecken im letzen Jahrzehnt sind massgeblich durch die Bejagung zur Schaden- Dachs ohne grosse Auswirkungen abwehr zu erklären. auf die Gesamtpopulation bleibt, so Anders beim Baummarder. Er lebt haben die geringen Abschusszahlen vorzugsweise in Waldkomplexen und beim Baummarder, es sind ein bis 80 Baummarder durch ihn verursachte Schäden sind zwei Dutzend pro Jahr auf der gan- 70 keine bekannt. Baummarder wurden 60 zen Kantonsfläche, mit Sicherheit damals vor allem ihres wertvollen 50 keinen Einfluss auf die Populations- 40 Pelzes wegen gejagt, daher auch 30 entwicklung. Die Jagd auf den Baum- der Name Edelmarder. Die sinkende 20 marder im bisherigen Umfang ist 10 Nachfrage nach Pelzen und der dar- somit verantwortbar. Aufgrund der 0 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 aus resultierende Preiszerfall waren 2000 Lebensraumveränderungen (fort- mindestens teilweise für die rück- schreitende Zersiedlung, Flächenver- Anzahl geschossener Baummarder pro Jahr. läufige Jagdstrecke verantwortlich. lust, Lebensraumzerschneidung, Bei jährlichen Jagdstrecken von weniger als Dagegen dürften Veränderungen des 20 Baummardern ist eine seriöse Interpretati- Druck infolge Erholung usw.) ist aber Lebensraumes oder andere bisher on der Jagdstatistik nicht möglich. Auffallend die Entwicklung kritisch im Auge zu ist trotzdem die zeitgleiche Bestandeszunah- unbekannte Faktoren die Populations- behalten. me wie beim Steinmarder. Möglicherweise entwicklung beeinflussen. Wie weit hat auch der Baummarder von der geringen die Jagdstatistik bei dieser Ausgangs- Fuchsdichte nach dem Tollwutseuchenzug Wenn auch die Methode zur Erfas- profitiert. Heute werden die wenigen Baum- lage zuverlässige Interpretationen marder eher zufällig bei der Ansitzjagd auf sung der Marder in der vorliegenden über die Bestandsentwicklung zu- den Fuchs erbeutet. Publikation keine zuverlässigen quan- lässt, ist daher unklar. titativen Aussagen zum Bestand einer Art zulässt, so wird doch erkennbar, Ohne Zweifel reagieren häufige Arten dass Iltis, Hermelin und Mauswie- weniger empfindlich auf jagdliche sel die lückenhafteste Verbreitung Eingriffe als seltene Arten. Unter die- zeigen. Neben der Erhaltung und sem Gesichtspunkt ist die Bejagung Verbesserung des Lebensraums ist des Dachses und des Steinmarders der Verzicht auf die Jagd auf diese unbedenklich und in Anbetracht der Arten ohne Zweifel gerechtfertigt.
Anhang Dank I 31 Glossar Die vielen Beobachtungen sind das Herz- Peter Stauffer, Waler Steffen, Franz Steiger, Deckhaar/Wollhaar: Deckhaare stück der vorliegenden Arbeit. Ein grosser Ernst Stöckli, Ruedi Stöckli, Zeno Suter, sind länger, dicker und starrer als die Dank gebührt allen, die uns ihre Nachweise Hans Tanner, Max Thürig, Hugo Troxler, Karl Wollhaare und liegen über diesen und zur Verfügung gestellt haben. Stellvertre- Walker, Josef Waller, Hans Wicki, Hans schützen sie vor mechanischer Abnut- tend für die luzernische Jägerschaft die Wicki, Otto Wicki, Max Widmer, Anton zung. Wollhaare sind kurz, dünn und Obmänner der Jagdreviere: Zemp, Josef Zemp, Paul Zemp, Richard oft gekräuselt und bilden die weiche Adolf Achermann, Josef Achermann, Zihlmann, Ernst Zwahlen. «Unterwolle», die eine für die Tem- Hansjörg Adler, Werner Albisser, Elmar Weitere Beobachter sind: peraturregulation wichtige ruhende Amrein, Erwin Aregger, Erwin Aregger, Paul Arnold, Raffael Aye, Hans Bachmann, Luftschicht in sich festhält. Moritz Arnold, Heinz Bachmann, Roman Simon Bachmann, Sepp Baumeler, Werner Bachmann, Josef Bättig, Hannes Baumann, Binzegger, Simon Birrer, Heinz Bolzern, Fallwild: Tot aufgefundene Tiere, die Fridolin Bieri, Hanspeter Birrer, Isidor Birrer, Adrian Borgula, Felix Caduff, Simon Capt, z.B. überfahren, angeschossen, vergif- Beat Bridel, Peter Brun, Louis Bucher, Hugo Hansruedi Dietrich, Peter Dollinger, Roman tet oder von Hunden getötet wurden Buck, Martin Bühlmann, Alfred Chappuis , Graf, Hans Hediger, Markus Heer, René Theodor Dahinden, Hans Dambach, Bruno Heim, Otto Holzgang, Max Hüni, Josef oder an Krankheiten oder Hunger Dober, Hansruedi Dubach, Xaver Dubach, Kaufmann, Bruno Keist, Matthias verendet sind. Josef Duss, Franz Emmenegger, Josef Kestenholz, Pius Korner-Nievergelt, Pius Emmenegger, Paul EmmeneggerSchaller, Kunz, Josef Muggli, Markus Muri, Rainer Erni, Fredy Felder, Werner Fluder, Ueli Neuenschwander, Pirmin Nietlisbach, Franz Galliker, Toni Gander, Ambros Gisler, Monika Pfunder, Paul Reichert, Thomas Georges Gisler, Anton Greber, Kurt Grünig, Röösli, Sepp Rütter, Walter Ryf, Volker Urs Häfeli, Alois Häfliger, Franz Häfliger, Salewski, Michael Schaub, Luc Schifferli, Theodor Häfliger, Walter Häfliger, Markus Silvano Stanga, Thomas Stirnimann, Bruno Kopf-/Rumpflänge: Länge eines Haller, Hans Häller, Josef Hardegger, Alois Strebel, Alois Studhalter, Bernard Volet, Tieres, gemessen von der Nasenspitze Hediger, Josef Heini, Ferdy Helfenstein, Peter Wiprächtiger, Niklaus Zbinden. Walter Hofstetter, Anton Hügi, Anton bis zum Schwanzansatz. Finanzielle und fachliche Unterstüt- Hunkeler, Fritz Hüsler, Kurt Jans, Josef Jurt, Fritz Kammermann, Fridolin Kaufmann, zung: Revier: Gegen Artgenossen verteidig- Franz Keller, Jürg Keller, Markus Koch, Dienststelle Landwirtschaft und Wald ter Lebensraum. Alfred Koffel, Martin Kottmann, Jakob (lawa), BUWAL (Bundesamt für Umwelt, Streifgebiet: Über einen längeren Kunz, Walter Kurmann, Hans Lötscher, Wald und Landschaft), Drosera SA Herbert Ludin, Karl Luginbühl, Hansruedi St. Maurice, Bürogemeinschaft Faune Zeitraum genutzter Lebensraum, der Lustenberger, René Lustenberger, Hansruedi Concept, Natur-Museum Luzern, nicht gegen Artgenossen verteidigt Marbach, Thomas Marti, Josef Mehri, Alfred SGW (Schweizerische Gesellschaft für wird. Meier, Anton Meier, Josef Meierhans, Theo Wildtierbiologie), Simon Capt vom SZKF Meierhans, Josef Muggli, Beni Müller, Ernst (Schweizerisches Zentrum für die Kartogra- Tragzeit: Zeitdauer von der Paarung Müller, Hubert Müller, Erich Niklaus, Walter phie der Fauna, www.cscf.ch). bis zur Geburt der Jungen. Palmers, Josef Pfulg, Angelika Portmann, Monika Pfunder für Eingabe und Kontrolle Fritz Portmann, Peter Räber, Josef Renggli, Verlängerte Tragzeit: Das be- der Daten; Heinz Bachmann, Matthias Xaver Roos, Josef Röösli, Kurt Röthlisberger, fruchtete Ei entwickelt sich nur kurz Kestenholz, Beatrice Muggli, Monika Pfun- Franz Scheidegger, Erhard Scherer, Franz und verharrt dann in diesem Stadium der und Dominik Thiel für ihre wertvollen Scheuber, Willi Schmid, Hermann Schöpfer, Kommentare zu früheren Versionen; Hugo längere Zeit. Erst später nistet es sich Fridolin Schwarzentruber, Isidor Schwegler, Baumann für die Koordination der Heraus- in der Gebärmutter ein und entwickelt Josef Schwegler, Franco Scodeller, Hans gabe. sich dann sofort weiter. Seeberger, Werner Sieger, Julius Stampfli, Winterruhe: Im Gegensatz zu Tieren mit Winterschlaf reduzieren winter- Literatur ruhende Tiere ihre Körpertemperatur Hausser, J. (Hrsg.) (1995): Säugetiere Schmid, H. (2005): Der Fischotter. nicht drastisch. Winterruhende Tiere der Schweiz. Birkhäuser Verlag, Basel. Wildbiologie 1/2005: 1 – 20. führen während des Winters eine zu- Marchesi, P. & Lugon-Moulin, N (2004): Tschudin, M. (2001): Auto- und Haus- rückgezogene Lebensweise, sie haben Landsäugetiere des Rhonetals. Rotten marder. Wildbiologie 2/2001: 1 – 12. ein grösseres Schlafbedürfnis als im Verlag, Visp. Sommer und bleiben bei ungünstiger Witterung in ihrem Nest oder Bau. Müri, H. (2005): Wiesel-Patchwork. Milan 2: 16 – 19.
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