NEUE TÖNE Kirchenmusik im Bistum Münster 2/2020 - Bistum Münster
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IMPRESSUM HERAUSGEBER Bischöfliches Generalvikariat Münster Hauptabteilung Seelsorge Rosenstraße 16, 48143 Münster REDAKTION Ulrich Grimpe (v.i.S.d.P) GESTALTUNG Bischöfliches Generalvikariat DRUCK Druckerei Joh. Burlage, Münster | www.burlage.de REDAKTIONSSEKRETARIAT Bischöfliches Generalvikariat Münster Hauptabteilung Seelsorge Referat Kirchenmusik Rosenstraße 16, 48143 Münster Fon 0251 495-570 kirchenmusik@bistum-muenster.de FOTOS Vermerke stehen bei den Bildunterschriften. TITELBILD Referat Kirchenmusik 2
VORWORT Sehr geehrte Damen und Herren, die Corona-Pandemie mit ihren unmittelbaren Beschränkungen hat uns nach wie vor im Griff und prägt das kirchenmusikalische Leben nachhaltig. Dabei bedeutet Chorsingen nicht nur Musi- zieren, sondern auch das Erleben von Gemeinschaft und gegen- seitiger Austausch. In dieser Ausgabe von „Neue Töne“ können Sie die vielseitigen Initiativen und Angebote rund um das Singen „online“ aus den vergangenen Monaten nachlesen. Ulrich Grimpe Auch wenn die gesetzlichen Bestimmungen und Vorgaben in- zwischen Lockerungen ermöglichen, werden wir wohl lernen müssen, bis auf weiteres mit dem Virus zu leben. Inwieweit ein Impfstoff vorliegt und zu- verlässige Medikamente helfen, bleibt abzuwarten. Abgewartet haben wir auch lange mit einer Entscheidung pro oder contra Kirchenmusik-Werkwoche im Oktober diesen Jahres. Bereits Ende 2019 waren die Planungen abgeschlossen und der Flyer gedruckt. Anfang Juni 2020 zeichnete sich eine Perspektive für eine Durchführung der Tagung unter „Corona-Be- dingungen“ ab. Kurz vor den Sommerferien folgte dann im Kreis Warendorf ein erneuter „lock-down“, sodass wir nun die Kirchenmusik-Werkwoche in der Landvolkshochschule in Warendorf-Freckenhorst abgesagt haben. Wir erleben in vielen Regionen des Bistums auch Zeichen des Neuaufbruchs in Liturgie und Kirchenmusik: Die Erfahrung des Singens mit großen Abständen, in Kleingruppen oder kleineren Ensembles zählt dazu – möglicherweise eine neue Perspektive für das Singen in unseren Pfarreien in der näheren Zukunft. Viele Informationen zum kirchenmusikalischen Leben im Bistum Münster „in Zeiten von Corona“ finden Sie in unserem neuen Heft. Es grüßt freundlich ULRICH GRIMPE Referent für Kirchenmusik 3
Inhaltsverzeichnis INHALT 3 VORWORT 41 DIÖZESAN-CÄCILIEN-VERBAND 5 CHOR – CORONA – KIRCHENMUSIK 42 Ein neuer Frühling 6 Virtueller Chor-(ona)-gesang 44 Pueri Cantores 9 Wie funktioniert eine Online- 45 Eine „Klopapier-Challenge“ erobert Chorprobe? die Chorlandschaft 11 Digitale Vielfalt: Gemeinsam singen trotz Kontaktsperre 46 BERICHTE AUS DEN KREIS- UND 14 Modellversuch: STADTDEKANATEN Chorproben im Miniformat 47 Kreisdekanat Borken 50 Kreisdekanat Coesfeld 16 KIRCHENMUSIK ONLINE IM 51 Kreisdekanat Kleve BISTUM MÜNSTER 52 Kreisdekanat Recklinghausen 17 Kirchenmusik online – ein Zukunfts- 55 Kreisdekanat Steinfurt modell? 57 Kreisdekanat Wesel 19 Musikalische Tagesimpulse online in Ahlen 60 INFORMATIONEN UND 21 „Musik ist Leben“ – ein Liedprojekt EMPFEHLUNGEN der Mini- und Maxifinken in Reken 61 Arbeitskreis Neues Geistliches Lied 23 Das „Rap-Huhn“ in Drensteinfurt (NGL) 26 Kirchenmusik mit Kontaktsperre in 61 Handbuch Seniorenchorleitung Haltern am See 62 Silberklang im Kirchenjahr 28 Digitaler Knabenchor in Kevelaer 62 Deep River 30 „Social Media“ im Xantener Dom 63 Da wohnt ein Sehnen 32 Online aus Recklinghausen: Die 63 Deutscher Orgeltag 2020 und sieben letzten Worte Jesu am Kreuz 2021 33 Begegnungen jenseits des Singens 64 ANSCHRIFTEN 34 AUS DEM REFERAT KIRCHEN- 65 Kreisdekanatspräsides und MUSIK Regionalkantoren 36 FAQ Tasteninstrumente und Corona 67 Bischöfliche Kirchenmusikschule 38 Präventionsschulungen für Kirchen- Münster musikerinnen und Kirchenmusiker 39 BISCHÖFLICHE KIRCHENMUSIK- SCHULE MÜNSTER 4
Chor – Corona – Kirchenmusik VIRTUELLER CHOR-(ONA)-GESANG VON THOMAS KLEINHENZ, LÜDINGHAUSEN Chorsingen online in Zeiten von Corona in Lüdinghausen. Foto: Kleinhenz Zurzeit werden die Jahresplanungen der Chöre aufgrund der Corona-Pandemie durcheinan- dergewirbelt. Chorproben und Konzerte können leider nicht stattfinden. Das Vokalensemble crescendo aus Lüdinghausen suchte daher neue Wege und hat quasi als „Wohnzimmerkon- zert“ ein Chorstück als Video eingesungen. Auf dem Programm stand das österliche Abend- lied „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“ op. 69 Nr. 3 von Joseph Gabriel Rheinberger. Im fertigen Video sieht es so aus, als ob alle Chormitglieder gleichzeitig von zuhause aus in den Chorgesang einstimmen. Dies ist aber wegen unterschiedlicher Übertragungs- geschwindigkeiten des Internets (Latenzzeit) überhaupt nicht möglich. Auch wenn hinterher alles gar nicht so aufwendig aussieht, so waren für die Erstellung des Videos doch viele Arbeitsschritte im Vorfeld nötig. Damit später alle Einsätze, das Tempo und die Tonhöhe zusammen harmonieren, wurde zunächst ein Video mit dem „trockenen“ Dirigat erstellt und dazu eine Klavierbegleitung der zu singenden Chorpartitur unterlegt. Zu diesem Video konnten die Chormitglieder alleine im „Home-Office“ ihre Chorstimme singen und sich dabei gleichzeitig mit Bild und Ton als Handy-Video aufnehmen. Die unterstützende Klavierbegleitung war dabei nur für die Chor- 6
sängerinnen und -sänger über Kopfhörer als Playback wahrnehmbar und ist im späteren Video nicht mehr zu hören. Weil die Tonqualität der einzelnen Videodateien sehr unterschiedlich war, wurden nun zunächst jeweils die Bild- und die Tonspur der Mitgliedervideos voneinander getrennt. Mit einem professionellen Audioprogramm (beispielsweise Adobe Audition) konnte jede Ton- spur einzeln nach Bedarf am Computer nachbearbeitet und, falls nötig, korrigiert werden (so etwas wünscht sich jeder Chorleiter …). Anschließend wurden alle 25 Tonspuren zeitgleich übereinandergelegt und zu einer einzigen Tonspur zusammengefasst. Singstimmen perfekt gemixt im Computer. In einem zweiten Schritt wurden mit Hilfe eines Videoschnittprogramms (beispielsweise Cyberlink PowerDirector) alle einzelnen Chorvideos – jetzt ohne Originalton – zu einem neuen Video angeordnet und jeweils zeitgenau angeglichen. Als zusätzliches Gimmick wurden einzel- ne Chorsänger beziehungsweise Chorstimmen bei größeren Singpausen im Bild ausgeblendet, so dass ein lebendiges Video entsprechend zu der Musik des Abendliedes von Rheinberger entstand. Abschließend wurde die in dem Audioprogramm bearbeitete und zusammengefass- te Tonspur aller 25 Stimmen noch in das Videoschnittprogramm passend eingefügt. 7
Chor – Corona – Kirchenmusik Umfangreiche Kenntnisse in der Audio- und Bildbearbeitung sind zur Erstellung eines Chorvideos notwendig. Das Ergebnis ist auf der Internetseite der Kirchenmusik in St. Felizitas Lüdinghausen (www.kirchenmusik-felizitas.de) und auf der Plattform YouTube (siehe QR-Code) zu finden. Zugegeben: Vielleicht kostete es den ein oder anderen Sänger zunächst etwas Überwindung, ein persönliches Video mit seinem Gesang zu erstellen. Aber: Es hat allen Spaß gemacht! Und wir singen zusammen ... Hier geht es zum fertigen Video. 8
WIE FUNKTIONIERT EINE ONLINE-CHORPROBE? VON ANNEGRET WALBRÖHL, WESEL Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Chorprobe online durchzuführen. Alle haben ihre Vor- und Nachteile, jedoch kann keine die echte Chorprobe ersetzen. ERSTE MÖGLICHKEIT: VIDEOKONFERENZ Die Chorleitung verabredet mit dem Chor einen Zeitpunkt und eine Plattform für Videokonferenzen. Hinsichtlich des teils fortgeschrittenen Alters mancher Chorsängerinnen und -sänger ist es am einfachsten, wenn die Chorleitung per E-Mail einen Link versendet, der nur angeklickt werden muss, um an der Video- konferenz teilzunehmen. Haben alle die technischen Hürden überwunden, geschieht meist zunächst das, was in jeder Chorprobe geschieht: Man sieht sich, man begrüßt sich, alle reden munter durcheinander. Soll die Chorprobe dann starten, müssen alle ihr Mikrofon aus- schalten. Aufgrund der akustischen wie auch visuellen zeitlichen Verzögerung ist ein gemeinsames Singen unmöglich. Hier offenbart sich der große Nachteil: Die Chorsängerinnen und -sänger können nur das hören, was die Chorleitung vorsingt oder vorspielt. Sie können sich nicht untereinander hören. Auch die Chorleitung kann nicht hören, was die einzelnen Personen singen. Wirkliches Chorsingen ist so nicht möglich. Mit viel Disziplin kann man Töne lernen und Einzelstimmen üben, aber der Zusammenklang bleibt verwehrt. Der Chorprobe über das Internet? Da geht was … größte Vorteil dieser Methode ist, dass alle Beteiligten unmittelbar miteinander kommunizieren können. ZWEITE MÖGLICHKEIT: AUDIO-DATEIEN Die Chorleitung wählt ein Stück aus und nimmt die einzelnen Stimmen sowie auch das Stück als Ganzes am Klavier und/oder mit der Stimme auf. Dazu braucht es keine große Technik, auch mit dem Smartphone erhält man schon brauchbare Ergebnisse. Die Noten sowie die Audiodateien werden an die Chormitglieder verschickt. Diese studieren ihre Stimmen zu Hause ein. Ein Zusammenklang ist erst wieder in einer echten Chorprobe möglich. 9
Chor – Corona – Kirchenmusik VORTEILE Jeder kann in seinem eigenen Tempo zu einer individuell gewählten Zeit üben. Die akustischen Probleme einer Videokonferenz entfallen. NACHTEILE Die Chormitglieder können weder untereinander noch mit der Chorleitung unmittelbar kommunizieren. Ein Zusammenklang ist nicht möglich. Der Aufwand für die Chorleitung ist höher als in der Vorbereitung auf eine „normale“ Chorprobe. Die Methode erfordert viel Eigeninitiative seitens des Chores. DRITTE MÖGLICHKEIT: CHORPROBE IM LIVESTREAM Die Chorleitung bereitet eine komplette Chorprobe vor und überträgt die Durchführung der Chor- probe zu einem verabredeten Zeitpunkt per Videostream ins Internet (zum Beispiel YouTube). VORTEILE Die Methode kommt der „normalen“ Chorprobe am nächsten: Die Chorleitung sitzt vorn (wenn auch im Bildschirm) und macht zunächst ein paar Stimmbildungsübungen, probt Stimme für Stimme, einzeln, zusammen, Neues und Altbekanntes. Die Chorprobe ist nicht begrenzt auf die Chormitglieder. Jeder, der möchte, kann sich den Livestream im Internet anschauen. Das Video kann auch nach dem Livestream online bleiben und der Chor kann es immer wieder anschauen. NACHTEILE Hoher Aufwand für die Chorleitung. Die Chorprobe muss Schritt für Schritt durchgeplant sein. Technisches Equipment ist von großem Vorteil: Mit einem guten Mikrofon ist die Chor- leitung besser zu verstehen. Das macht es den Chormitgliedern leichter, der Chorprobe zu folgen. Eine Kommunikation untereinander ist nicht möglich. FAZIT Gemeinsamer Chorgesang ist online nicht möglich. Allerdings bieten die beschriebenen Ideen die Möglichkeit, Stimmen quasi „auf Vorrat“ zu proben für die Zeit, wenn gemeinsa- mes Singen wieder möglich sein wird. Außerdem können Chormitglieder untereinander so- wie mit der Chorleitung online auf einfachem Wege miteinander in Kontakt bleiben und das Miteinander, das ja einen erheblichen Teil der Chorgemeinschaft ausmacht, weiter pflegen. 10
DIGITALE VIELFALT: GEMEINSAM SINGEN TROTZ KONTAKTSPERRE VON WERNER HESPE, BOCHOLT Das Singen in Chorgemeinschaften ist zurzeit nur bedingt möglich. Chorleiterinnen, Chor- leiter und Chorverbände werden erfinderisch, setzen auf elektronische Medien, um Abhilfe zu schaffen. Die digitalen Initiativen sind vielfältig. Eine Auswahl überregionaler Aktivitäten seien hier beispielhaft beschrieben: Virtuelles Chorprojekt in Zeiten von Corona: „Deutschland singt“. „DEUTSCHLAND SINGT“ Viele Unterstützer und zahlreiche Prominente aus Kirche und Politik unterstützen „Deutsch- land singt“. Zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands soll am 3. Oktober 2020 ein großes Chorprojekt realisiert werden. Angesprochen sind neben Chormitgliedern auch Interessierte ohne Chorerfahrung; daraufhin sind auch Literatur-Auswahl und Probenarbeit abgestimmt. Auf der übersichtlichen Website werden Informationen (Links zu den Online- Proben, Tutorials, Noten) angeboten: www.3-oktober-deutschland-singt.de ONLINE MUSICAL Das Mitmach-Musical „Martin Luther King – ein Traum verändert die Welt“ geht 2020 auf Tournee. Für die Chorsänger, die bei den Aufführungen mitwirken möchten, bieten die Initiatoren nun online-Chorproben an, die mitreißend sind und durch die Moderatoren ein Feeling der Musik vermitteln: www.king-musical.de/de/mitsingen 11
Chor – Corona – Kirchenmusik DER GRÖSSTE VIRTUELLE CHOR DEUTSCHLANDS Die Deutsche Chorjugend hat in Zusammenarbeit mit dem sächsischen Chorverband und dem Deutschen Chorverband eine großangelegte und medial aufgearbeitete Aktion als Ersatz für das ausgefallene Deutsche Chorfest in Leipzig (Mai 2020) ins Leben gerufen: Den größten virtuellen Chor Deutschlands. Ein von Oliver Gies komponierter Projektsong stand als Noten-Download und als Video und Audio in verschiedenen Übungs-Versionen (Einzel- stimmen und Tutti) bereit, über 1.000 Teilnehmer haben ihre Videos hochgeladen, die dann zu einem etwa fünfminütigen Video zusammengefügt wurden: www.deutsche-chorjugend. de/virtueller-chor ONLINE-CHORPROBEN MIT ZOOM Der Deutsche Chorverband (DCV) zeigt sich bei einer Online-Recherche als sehr aktiv auf diesem Gebiet. Der Chorverband Nordrhein-Westfalen bietet ein Tutorial auf YouTube an, in dem erklärt wird, wie man online-Chorproben mit Zoom einrichtet und wie man als Chor- sänger daran teilnehmen kann: www.cvnrw.de oder www.youtube.com/user/cvnrw „ZUHAUSE GANZ CHOR“ Eine Sammlung von Aktionen für Chöre und Chorsänger bietet der Blog des Deutschen Chor- verbandes an: www.blog-dcv.de GOSPELSINGEN: ONLINE CHORPROBEN Auch private Initiatoren sind auf diesem Gebiet unterwegs, ein Beispiel aus Sachsen-Anhalt: Gospelchorleiter Axel Rose bietet seinen Chorsängern drei online-Chorproben an: https://gospel-wms.de „SINGEN AUF DEN ERSTEN BLICK“ Für alle, die gern singen und in die Notenwelt eintauchen wollen, startet ein kostenloser Video-Kurs des Chorverbandes Hamburg: „Mit täglich fünf Minuten Video und zehn Minuten üben schaffst du es ohne Vorkenntnisse in ein paar Wochen bis zum Vom-Blatt-Singen.“ https://chorverband-hamburg.de „CHORSINGEN UND CORONA“ Der Evangelische Chorverband Niedersachsen-Bremen bietet auf seiner Website ebenfalls Unterstützung an: Hilfen für die Gestaltung von online-Proben mit Kindern und Jugendlichen sowie neben allgemeinen Informationen zur momentanen Lage auch Anleitungen für Chor- proben über die Internet-Plattform „Zoom“: www.ecnb.de 12
Tolle Chorvideos vom Chorverband der „Pueri Cantores“ VIRTUELLE PUERI-CHÖRE Auf der Seite der „Pueri Cantores“ werden musikalische Ergebnisse von virtuellen Chören verlinkt. Diese dienen der gemeinsamen Arbeit von Chor und Chorleitung und der Öffent- lichkeitsarbeit. Sie sind dementsprechend hochwertig produziert: https://pueri-cantores.de . „EIN DEUTSCHES REQUIEM“ Eine Online-Begegnung mit Simon Halsey und dem Berliner Rundfunk-Chor bot „Interkultur“ an: Auf dem Programm stand „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms. Die Proben- phase vom 5. bis 10. Mai 2020 mündete in ein Sing-Along-Konzert. Sehens- und Hörenswert! www.youtube.com/interkultur 13
Chor – Corona – Kirchenmusik Chorproben mit Sicherheitsabstand in Recklinghausen. Foto: Thorsten Maus MODELLVERSUCH: CHORPROBEN IM MINIFORMAT VON THORSTEN MAUS, RECKLINGHAUSEN Als Alternative zur Gesamtprobe mit dem großen Chor stellten wir die Arbeit mit der „Bach- werkstatt“ der Propsteigemeinde St. Peter nach langer Pause auf Chorproben im Miniformat um. Unter Einhaltung der Hygienevorschriften wie Abstandsregeln sind Anfang Juni Proben in erlaubten Kleingruppen mit fünf Personen gestartet. Dem Angebot per E-Mail-Anfrage folgten innerhalb der ersten Tage rasch rund 20 Chormitglieder. In Phase eins (Juni) gibt es zunächst zwei Kleingruppen, die in folgender Reihenfolge zum Zuge kommen: Gruppe eins (19 Uhr bis 19.45 Uhr) – Stoßlüftung, Gruppe zwei (20 Uhr bis 20.45 Uhr), kurzer singender Abschluss im Chorraum der Kirche der jeweiligen Gruppe. Die Zusammensetzung legt der Chorleiter in Absprache fest, sodass eine ausgewogene Mischung aus Damen- und Herren- stimmen zusammenkommt. In Phase zwei wird ab August eine dritte Gruppe ergänzt, sofern sich keine neuen Richtlinien für eine Chorarbeit ergeben. 14
Inhalt der Proben sind neben Stimmbildung Chorwerke aus dem Repertoire (Kyrie von John Leavitt), die schnell mit ein wenig Klavierbegleitung und Übung auch mit „Angsthasen“ zu realisieren sind. So wird nicht alles Erlernte vergessen, und es gibt schnell Erfolgserleb- nisse in der ungewohnten und gewöhnungsbedürftigen Kleingruppe. In Ergänzung werden einstimmige liturgische Gesänge (Kantorenbuch, Gotteslob) mit dem Ziel einer zeitnahen Aufführung in den Wochenendgottesdiensten erarbeitet. Alles erfordert detaillierteres Absprechen und Planen als in gewohnt großer Runde, wo es nicht tragisch ist, wenn einmal jemand fehlt. Nachteil dieser Form des Probens ist das Ausbleiben größerer Werke, da die Choristen nach der langen Pause zunächst einfaches Training benötigen – auch die sonst „Fitteren“. Großer Vorteil ist die sich herausbildende zunehmende Flexibilität bei allen, ohne die es nicht funktionieren kann. Das intensive Proben ist effektiv: jede und jeder ist gefordert und keiner kann sich verstecken: Das Proben auf Abstand und mit einem Stimmenverhältnis von in der Regel 3:2 geht nur aktiv. Für den Chorleiter bedeutet es mehr Kleinarbeit in der Vor- und vor allem in der Nachbe- reitung. Gerade für die gehäuften liturgischen Einsätze müssen die Proben gut durchdacht sein, da nicht viel Raum für Spontanes bleibt. Im „Homeoffice“ gilt es, verstärkt Einzeich- nungen für die Chormitglieder vorzunehmen, wöchentlich neue Gruppen zu mischen, die auch funktionieren und Audio-Dateien anzufertigen, die ein ergänzendes Üben für Daheim ermöglichen. Mit ein wenig Mut zur Lücke und nach dem Motto „Wer rastet, der rostet“ erhoffen sich die Aktiven der „Bachwerkstatt“ chorische Normalität. Im März hatte der Chor Mendelssohns Psalm 42 neben Mozarts Großer Credo-Messe einstudiert – „süße Erinne- rung, neue Aussicht“! 15
Chor – Corona – Kirchenmusik KIRCHENMUSIK ONLINE IM BISTUM MÜNSTER
Seit Frühjahr 2020 sind die kirchenmusikalische Aktivitäten – insbesondere das (Chor-) Singen in den Pfarreien – zum Erliegen gekommen beziehungsweise stark eingeschränkt. Viele Chorleiterinnen und Chorleiter im Bistum Münster setzen auf ihre Kreativität und Einfallsreichtum. Dabei entstehen zahlreiche neue Impulse, das Singen und der Kontakt mit den Chormitgliedern aufrechtzuerhalten oder sogar neu zu beleben. Das Internet mit seinen virtuellen Möglichkeiten nimmt dabei einen besonderen Raum ein. Unsere nachfolgenden Berichte zeigen beispielhaft die Initiativen seit März 2020 auf, die in den Pfarreien des Bis- tums entstanden sind. KIRCHENMUSIK ONLINE – EIN ZUKUNFTS- MODELL? VON JUTTA BITSCH, MÜNSTER Anfang März 2020 deuteten sich die ersten Einschränkungen an, am 15. März 2020 folgte der plötzliche „Shutdown“. Nach einer kurzen „Schockstarre“ entwickelten sich in einigen Gemeinden im Stadtdekanat Münster erste Online-Gehversuche, um mit den Gemeindemit- gliedern auf anderem Weg in Kontakt zu treten. Schon bald wurde durch Live-Streaming die Möglichkeit eröffnet, via Internet an Eucharistiefeiern im Dom, in der Lambertikirche und in der Kirchengemeinde St. Clemens in Hiltrup-Amelsbüren teilzunehmen. In der Kirchengemeinde Liebfrauen-Überwasser wurde ein Angebot für Kinder „Micha, die Kirchenmaus“ gestartet, in dem die Kinder mitgenommen werden auf Entdeckungsrei- sen durch den Kirchenraum sowie zu biblischen und liturgischen Erfahrungen in der Kar- und Osterzeit. In St. Nikolaus, Wolbeck, wurde das schon vorher bestehende Angebot des Predigt-Pod- casts um Gebet und Musik erweitert sowie ein „frohundmunter-podcast“ für Familien neu installiert. Auch Orgelmusik gibt es von Zeit zu Zeit zu hören, dargeboten von Kirchenmusi- ker Thorsten Schwarte. In St. Mauritz stellt Kirchenmusiker Niklas Piel seit 24. März sonntags ein „Musikstück der Woche“ vor: eingespielt an der Orgel der Mauritzkirche und gibt Erläuterungen zur Ent- stehung, Form und musikalischen Details der Kompositionen. 17
Kirchenmusik online im Bistum Münster Musikalisch umfangreich gestaltete Videos „Kreuzklang“ und Familiengottesdienste sind aus Münster Hl. Kreuz mit Jutta Bitsch an der Orgel und am Klavier abrufbar. Der „KreuzKlang“ mit Orgel- und Klavierimprovisationen sowie geistlichen Impulsen von Seelsorgerinnen und Seelsorgern und Pfarreiratsmitgliedern begleitet seit 22. März die Besucher des YouTube-Kanals der Kirchengemeinde Heilig Kreuz. Dort können auch die Gottesdienste aufgerufen werden, die in den Kar- und Ostertagen aufgezeichnet wurden. Besonders für die Kinder aus der Kinderschola der Gemeinde ergab sich in den Gottesdiens- ten der Osterzeit die Gelegenheit zur Mitwirkung durch selbst erstellte Videos mit Liedern, die in den Gottesdienstablauf integriert wurden. Die Kirchengemeinden des gesamten Stadtdekanats gestalteten in einem Gemeinschafts- projekt die diesjährige Osternacht, die live aus der Martinikirche und aus Beiträgen der verschiedenen Gemeinden zusammengestellt und auf bibel.tv übertragen wurde. Die Gemeinschaft Emmanuel hat mit Beginn der Krise seine Lobpreisgottesdienste zum Mitfeiern ebenfalls online gestellt. Viele Angebote werden auch über den Neustart der öffentlichen Gottesdienste im Mai fortgesetzt – nicht zuletzt aufgrund der weiterhin zahlreichen Aufrufe sowie der positiven Resonanz. Aus der Not heraus geboren wurde ein für die meisten noch völlig unbekanntes Terrain betreten, das sicherlich – nicht nur in „Krisenzeiten“ – Zukunft hat! 18
MUSIKALISCHE TAGESIMPULSE ONLINE IN AHLEN VON ANDREAS BLECHMANN, AHLEN Mit den Einschränkungsmaßnahmen der Bundesregie- rung im März 2020 reagierte die Gemeinde St. Bartho- lomäus in Ahlen mit dem Aussetzen sämtlicher Gottes- dienste in allen Kirchen der Pfarrei. Es wurde direkt ein Online-Gottesdienst installiert. Die Pfarrei entschied sich, diesen sonntäglichen Gottesdienst auf professio- nellem technischen Niveau zu halten und beauftragte erfahrene Medien- und Audiotechniker aus Ahlen. Plötzlich mussten sämtliche kirchenmusikalische Ak- tivitäten, die unter normalen Bedingungen existieren, beendet werden: Chorproben, musikalische Instrumen- talgruppen und Konzerte, wie die Marktmusik Ahlen, mussten abgesagt werden. Andreas Blechmann aus Ahlen setzt auf digitale Kirchenmusik. Foto: privat Seit vielen Jahren befürworte ich eine mediale Erweiterung der Gottesdienste und Kirchen: zusätzlich auch Online-Gottesdienste, Chats, Medienwände, Umfrage-Apps, Karaoke, Geocaching zu kirchlichen Gebäuden und anderes mehr. Im Zuge der Kontakteinschränkungen wollte ich ein musikalisches Angebot bieten: Mit Musikern aus dem eigenen kirchlichem Umfeld und auch mit Personen aus dem profes- sionellen Umfeld konnte ich ein Programm als Tagesimpuls bereitstellen. Zu einem Text des Tages konnten Besucher ein Audiofile, ein selbst erstelltes YouTube- Video oder andere Formate aufrufen. Dazu benutze ich die Einstellung „nur bei Aufrufen des Links“, damit die Videos später (nach der Krise) nicht mehr aufgerufen werden. Zu den Videos von professioneller Seite, wie Christian Kappe (Trio) oder Sabeth Perez (Zusammen- arbeit mit WDR Bigband), gesellten sich Eigenproduktionen wie „Die sieben letzten Worte Jesu“ zu Karfreitag oder das „Christ ist erstanden“ Choralvorspiel in drei Teilen auf drei ver- schieden Orgeln von drei Organistinnen und Organisten in Ahlen zu Ostern. Auch eine musikalische Fahrradtour gesellte sich zu den Impulsen. Diese wurden auch für die Online-Gottesdiensten verwendet. So bekamen die Online-Besucher auch Bilder und musikalische Eindrücke aus verschiedenen Ahlener Kirchen zu sehen. Zur Zeit sind die Files unter www.marktmusik-ahlen.de aufrufbar. 19
Kirchenmusik online im Bistum Münster An dieser Stelle möchte ich auf Equipment und einige technische Begebenheiten hin- weisen. Videobearbeitung VSDC Video Editor – (kostenlos) sehr umfangreiches empfehlenswertes Programm, Ein- arbeitungszeit einplanen Video Pad Video Editor (etwa 20 Euro) schnelle, gute Ergebnisse sind möglich, einfach zu bedienen (Windows Moviemaker und ähnliches ist hierzu nicht zu empfehlen) Erweiterungen für das Smartphone für professionelle Audio-/Video-Aufnahmen Mikrofon: MikrofonRode Videomicro (etwa 40 Euro) Licht: Yongnuo YN300 Air Pro LED Video Foto Kamera Licht (etwa 55 Euro) Videokonferenz, Video Call Jitsi Meet (kostenlos) einen Call mit Namen versehen, aufrufen (nur mit Google Chrome), eventuell Password eingeben (Sicherheit gegen Fremdbesuch) und los geht´s. www.jitsi.org Livestream Für einen schnellen kostenfreien Livestream empfehle ich Facebook/Instagram oder YouTube. Die Freischaltung dauert etwa 24 Stunden. 20
„MUSIK IST LEBEN“ – EIN LIEDPROJEKT DER MINI- UND MAXIFINKEN IN REKEN VON UDO NOBIS, REKEN Am 2. Mai veröffentlichte die Kirchengemeinde St. Heinrich in Reken das Video „Musik ist Leben“ als musikalischen Gruß zum 4. Sonntag der Osterzeit. Seit dem Wegfall der Gottesdienste Mitte März hat die Pfarrei an jedem Sonn- und Festtag ein Video für die Pfarr- gemeinde auf YouTube, bei Facebook und auf der Homepage der Kirchengemeinde online gestellt. „Musik ist Leben“ – komponiert von den Mini- und Maxifinken, Reken. Foto: Udo Nobis Im April wanderte im westlichen Münsterland eine „Stay-at-home-Fotochallenge“ von Verein zu Verein und nach etlichen anderen Gruppen der Gemeinde waren auch unsere Kinderchöre, die Mini und Maxifinken, an der Reihe. Aufgabe war, innerhalb von 48 Stunden eine Fotocollage aus Einzelfotos der Chorkinder zu erstellen und alle aufzufordern, zuhause zu bleiben. Minifink Paula hatte eine gute Idee für einen Spruch: „Musik ist Leben, Musik muntert auf, wir Mini- und Maxifinken bleiben in Reken zuhaus!“ Nachdem die Collage fertig war, kam uns die Idee, aus dem Spruch ein Lied zu machen und dies auf Video aufzuneh- men. Wir verarbeiteten den Spruch zum Refrain des neuen Liedes. Emma von den Maxifin- ken hatte dazu ein paar Zeilen für die Strophen gedichtet. 21
Kirchenmusik online im Bistum Münster Aufwendige Ton- und Videomontage für ein Musikvideo Mit kleinen Ergänzungen von der Vorsitzenden des Kirchenchores, Veronika Niewerth, entstanden daraus die ersten zwei Strophen und Paula fügte noch eine dritte Strophe hinzu. Für die Aufnahme wurde die Notenvorlage und ein Playback erstellt und den Kindern zu- geschickt. Die Kinder haben mithilfe des Playback das Lied zuhause aufgenommen. Parallel dazu erfolgte die Aufnahme der Tonspuren für die Instrumente. Aus den eingegangenen Videos wurden die Tonspuren ausgelöst und als Mastertonspur abgemischt und unter das Video gelegt. Als Titelbild ist die Collage, in dem das Lied seinen Ursprung hatte, zu sehen. Die Videos der Kinder wurden einzeln in den Film eingebettet. Im letzten Schritt wurden die Liedabschnitte von den einzelnen Kindern optisch und akustisch hervorgehoben. Die aufwendigen Ton- und Videoschnittarbeiten hat dankenswer- terweise Pastor Thomas Hatwig übernommen. Link zum Video: https://youtube/8boB8zb3wR4. Kurz nach der Veröffentlichung des Videos wurden die Mini- und Maxifinken zur Teilnah- me an der „Klopapierchallenge“ herausgefordert. Im Hintergrund des Videos zur „Klopapier- challenge“ erklingt natürlich unser Corona-Lied „Musik ist Leben“. 22
DAS „RAP-HUHN“ IN DRENSTEINFURT VON MIRIAM KADUK, DRENSTEINFURT Neben der willkommenen Gelegenheit, endlich mal Liegengebliebenes am Schreibtisch ab- zuarbeiten und richtig viel Zeit zum Üben an der Orgel und dem Klavier zu haben, habe ich im März 2020 für die Erwachsenen- und Kinderchöre eine Art Chor-Homeoffice eingerichtet, damit der wöchentliche Kontakt und die Beschäftigung mit dem Chorsingen für die Sänge- rinnen und Sänger nicht verloren geht. Die meisten saßen ja – zumindest in der Anfangszeit von Corona – den ganzen Tag zu Hause. Für die Erwachsenen gibt es seitdem eine extra WhatsApp-Gruppe, in die nur der Ad- ministrator (Chorleitung) Beiträge posten kann, zum Beispiel Videobotschaften von mir persönlich mit Liedern zum Mitsingen, Stimmbildungsübungen, Berichte und Artikel zum Lesen rund um das Chorsingen und Corona. Das erste Video bestand aus einer Diashow vom leeren Probenraum, dem leeren Pfarrbüro, dem verwaisten Notenraum, den herum stehen- den Musicalrequisiten – weil das Musical im März abgesagt worden war – und am Schluss ein Foto von blühenden Osterglocken draußen am Pfarrheim – ein kleiner Hoffnungsschim- mer. Das Ganze mit Klaviermusik untermalt. Blumengrüße per Post für die Chormitglieder. Foto: Miriam Kaduk 23
Kirchenmusik online im Bistum Münster Für das Vokalensemble gab es nach gut sechs Wochen Corona eine Foto-Collage, damit sich jeder mit seiner aktuellen Frisur, die Männer teilweise mit neuem Bart, zeigen konnte. Schön war es für alle, sich nach Längerem mal wiederzusehen! Und jeder sollte ein Foto aus dem Garten schicken. Das ganze habe ich dann als Video zusammengefügt und einen Konzertmitschnitt von „Alle Dinge dieser Welt“ (John Rutter) unterlegt. Manche Chorsänger beim Kirchenchor besitzen kein Smartphone, geschweige denn Internet. Aus diesem Grund erhielt jeder aus dem Kirchenchor zu Ostern eine Foto-Post- karte mit Frühlingsfotos aus Drensteinfurt. Besonders die Älteren freuten sich, dass sie nicht vergessen wurden. Im Sommer kommt nochmal ein Brief per Post mit einem vagen Ausblick auf die nächsten Monate, ein paar Sonnenblumensamen zum Einpflanzen und einem Ge- tränkegutschein, einzulösen bei der nächsten Chorprobe, wann auch immer sie stattfinden wird. Wenn Geburtstage sind, steht das auch im WhatsApp-Chat – mit der Bitte, das jewei- lige Chormitglied anzurufen (Glückwünsche per Telefon sind ja infektionsfrei). Gerade der zwischenmenschliche soziale Aspekt ist für etliche Chorsänger wichtig, und der fehlt den Menschen zur Zeit besonders. Mit dem Vokalensemble plane ich noch vor den Sommerferien einen virtuellen Chor. Dazu muss jeder zu Hause ein Chorstück in seiner Stimmlage selbst einsingen und aufneh- men. Ein technisch versierter Chorsänger hat sich bereit erklärt, das Ganze zusammenzu- schneiden und abzumischen, so dass daraus ein virtueller Chor entsteht. Die Kinderchorarbeit findet über eine Cloud im Inter- net statt. Der Link hierzu kam per E-Mail an die Eltern. Auch schon vor Corona erfolgte die gesamte Korrespon- denz mit den Eltern per Internet. In diese Cloud wird wöchentlich ein Video mit einem Chorlied für Kinder zum Mitsingen hochgeladen. Die meisten Lieder sind den Kindern aus der Chorprobe bekannt und sind mit Bildern illustriert, damit man sich den Text besser merken kann. Die Lieder beziehen sich inhaltlich teilweise auf den Schulalltag, in dem bei einigen Liedern auch Fotos von der Schule, dem Probenraum und dem Schulbus mit einge- baut wurden. Oft habe ich Bilder auch selbst gemalt. Das Malen entdeckte ich während Corona sozusagen für mich wieder. Für das erste Video mit selbst gemalten Bildern habe ich mir sogar Malstifte meiner Nichte ausgeliehen. Im Marienmonat Mai gab es für die Kinder auch ein Mariengruß: „… du unsres Lebens Süßigkeit“. Marienlied. Dafür habe ich Fotos von Marienbildern und 24
Videocollage „Das Rap-Huhn“ mit 70 Bildern 25
Kirchenmusik online im Bistum Münster der Marienstatue in der Kirche gemacht und für Kinder noch mit Süßigkeiten dekoriert: für die Liedzeile „… du unsres Lebens Süßigkeit“. Die Rückmeldungen von Eltern und Kindern waren durchweg positiv. Mein aufwändigstes Video war „Das Rap-Huhn“ mit 70 Bildern. Dafür habe ich mich sogar verkleidet, einen Schnabel gebastelt und Fotos im Garten gemacht. Inzwischen werden seit Mai wieder Gottesdienste mit Orgelbegleitung in Drensteinfurt gefeiert. Eine Vorstandssitzung vom Kirchenchor hat bereits stattgefunden. Ich bin begeis- tert von meinen neuen Entdeckungen, was die technischen Möglichkeiten zur Übermittlung und Vermittlung von Musik und Kommunikation betrifft. „Corona sei Dank“ habe ich jetzt damit angefangen. Für meine kirchenmusikalische Arbeit werde ich viel davon weiter ver- wenden. Die Videos, die ich über die Patronatslieder zweier unserer Filialkirchen erstellt habe, deren Patrozinium (St. Georg und St. Pankratius) in der Coronazeit lagen, wurden auf der neuen Internetseite der Kirchengemeinde veröffentlicht. Hilfreich fand ich in den letzten Monaten auch die zahlreichen Anregungen von der Internetseite „ChorVerband NRW“, mit Ideen und Tutorials zu den digitalen Medien, aus- gerichtet auf die Chorarbeit während Corona. KIRCHENMUSIK MIT KONTAKTSPERRE IN HALTERN AM SEE VON THOMAS DREES, HALTERN AM SEE Die klassische Chor- und Orchesterprobe, in der alle Sängerinnen, Sänger, Musikerinnen und Musiker zusammen in einem Probenraum sind, ist für die kommende Zeit nicht möglich. Das betrifft auch die Mitgestaltung sämtlicher Gottesdienste, Konzerte und auch das „kühle Getränk“ in geselliger Runde nach der Probe. Die Schutzmaßnahmen geben zurzeit einen Raumbedarf von 10m² pro Person vor und stellen uns vor neue Herausforderungen. In der jungen Kantorei probe ich mit zwei bis drei Kindern in unserem 40m² großen Pro- benraum. Durch die geringe Anzahl der Personen ist durchaus eine effektive Stimmbildung möglich. Ich studiere in zwei Gruppen mit zwei Personen jeweils ein Lied mit vier Strophen ein. Jedes Kind bekommt dabei eine eigene Liedstrophe. Die Kinder können mit Hilfe unse- res YouTube-Videokanals das Lied zu Hause vorbereiten. Als Nebeneffekt zeichne ich die 26
Einzelstimmbildung in Haltern mit Thomas Drees. Foto: Thomas Drees Proben auf, und unser Pastoralassistent schneidet das Material zu einem Lied zusammen, welches in unseren Videogottesdiensten oder auch im YouTube-Kanal zu sehen ist. Für die Kinder ist dies ein großer Ansporn. Mit den Erwachsenen unserer Kantorei probe ich jeweils mit vier Personen in der Kirche mit den erforderlichen Sicherheitsvorschriften. Die Zusammensetzung der Vierer-Ensembles ergibt sich je nach Voranmeldung. Ziel ist es, die kommenden Gottesdienste musikalisch zu gestalten und auch musikalisches Material für die Videogottesdienste zu erarbeiten. Die Sängerinnen und Sänger bereiten die Literatur mit Hilfe von mir vorbereiteten Audio/ Videoaufnahmen zu Hause vor. Das Einsingen und Übungen zur Stimmbildung werden durch Videos bereitgestellt. Damit wir Musikerinnen und Musiker in der Gemeinde präsent sind, haben meine Kollegin Elina Semenova und ich unsere Senioreneinrichtungen mit zwei Frei- luftkonzerten erfreut. Wir standen dabei im Innenhof der Einrichtung und die Bewohnerin- nen und Bewohner konnten bei geöffneten Fenstern der Musik lauschen und einige Volks- lieder mit großer Freude mitsingen. In Planung ist in ein „Corona- Konzert“. Mit den vielen kleinen Ensembles werden wir ein abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit diesen Projekten den Zusammenhalt der Kantorei St. Sixtus in Haltern am See stärken und über diese schwierige Zeit hinweg kommen werden. 27
Kirchenmusik online im Bistum Münster Online-Plattform für die Chorknaben in Kevelaer. Foto: privat DIGITALER KNABENCHOR IN KEVELAER VON SEBASTIAN PIEL, KEVELAER Auch in Kevelaer stehen alle Choraktivitäten unter den Zeichen der Pandemie. Chorsingen stellt aus virologischer Perspektive zur Zeit einen unwägbaren Risikofaktor dar, weshalb bis auf Weiteres keine übliche Form von Chorprobe stattfinden kann. Allerdings bedeutet das Hobby „Chor“ zu verlieren für viele junge Sänger mehr als eine beliebige Freizeitbeschäf- tigung aufgeben zu müssen. Es bedeutet auch Gemeinschaft und eine sehr persönliche Verbindung zur Musik zu verlieren. Unter dieser Voraussetzung musste sich der Knabenchor Kevelaer, wie viele andere Chöre auch, etwas einfallen lassen: Um der Distanz etwas ent- gegenzusetzen, haben wir eine Homepage für alle Sänger eingerichtet. Auf dieser Seite wer- den regelmäßig kleine Videos von der Chorleitung hochgeladen, um weiter zu musizieren. Diese Videos setzen sich vor allem aus kurzen Stimmbildungseinheiten, die man zu Hause umsetzen kann, zusammen und aus kleinen Chorproben, in denen viel Vorgesungen und 28
zum Nachsingen animiert wird. Aber auch kurze Lerneinheiten für die jüngsten Sänger sind mit dabei, um ihnen weiterhin einfache musiktheoretische Kenntnisse zu vermitteln und auf die Proben mit den Großen vorzubereiten. Neben diesem Input durch die Chorleitung gibt es auf der Homepage auch Foren, in denen die Sänger sich miteinander austauschen, Videos hochladen oder Bilder senden kön- nen. Ein adäquater Ersatz ist das nicht und die Sänger sehnen sich nach echtem Musizieren. Jedoch scheint dies momentan eine der wenigen Möglichkeiten zu sein, damit die Bindung an das Team nicht völlig verloren geht und musikalische Bildung im Chorbereich weiterhin gewährleistet werden kann. Die nächsten Schritte sind nun, durch Einzelunterricht wieder zum richtigen Singen miteinander zu kommen. Im weiteren Verlauf werden mit einzelnen Solisten herausgehobene Gottesdienste gestaltet, die dann von den anderen Sängern ge- streamt oder im Fernsehen angeschaut werden können. 29
Kirchenmusik online im Bistum Münster Dom digital – eines der Zukunftsprojekte in Xanten. Foto: privat „SOCIAL MEDIA“ IM XANTENER DOM VON MATTHIAS ZANGERLE, XANTEN Wie findet die Vermittlung und Übertragung von Gottesdiensten mit ihren musikalischen Gestaltungskomponenten in einer Zeit statt, in der eine Versammlung als Gemeinde im Gottesdienst oder im Konzert nicht möglich ist? Die Corona-Pandemie hat uns diese Thema- tik deutlich vor Augen geführt. Auch wenn die Realpräsenz von Priester und Gemeinde für Gottesdienste unverzichtbar ist, tauchen in diesen Wochen zwangsläufig Begriffe wie Digita- lisierung, Streaming und Aufnahmetechnik auf. Die Antwort der zu Beginn gestellten Frage liegt auf der Hand: Digitalisierung und die Chancen und Möglichkeiten der zunehmenden Vernetzung prägen unsere Gegenwart. Kaum ein Feld in unserer Gesellschaft bleibt davon unberührt. Diese Veränderung birgt Chancen, sich im Bereich von „Social Media“ zu präsen- tieren und so bestimmte Themenbereiche dem Nutzer nach Hause zu bringen. 30
Im Seelsorgeteam und bei den Verantwortlichen der Xantener Dommusik geht man davon aus, dass es in Zukunft wichtiger wird, neben seelsorglichen und theologischen Inhalten, auch die damit verbundene Kirchenmusik mit ihren vielen Facetten im Netz zu präsentieren. Hierzu gibt es die Überlegung, den Xantener Dom, auch im Zuge der in den nächsten Jahren anstehenden Arbeiten (Renovierungs- und Restaurationsarbeiten der Dom- bauhütte/Umsetzung eines neuen Lichtkonzeptes/Errichtung einer Schwalbennestorgel und Chororgel), technisch in die Lage zu versetzen, ein Orgelkonzert, eine musikalische Andacht, verschiedene Gottesdienstformen auditiv und visuell mit einem hochwertigen Equipment zu vermitteln. Was also mancherorts schon etabliert ist, soll auch in Xanten Einzug halten. Stand uns zunächst bei den ersten Schritten nur eine Kamera zur Verfügung, so kam bald eine zweite hinzu, damit aus zwei Perspektiven aufgenommen werden konnte. Später wurde ein zusätzliches Aufnahmegerät mit einbezogen, um die Tonqualität zu verbessern. Aus diesen ersten Schritten erwächst nun der Wunsch, hochwertige Mikrofone zu installieren, verbunden mit einem möglichst einfachen Handling, um die oben genannten Gottesdienst- und Konzertformate aufzunehmen und online zu stellen. 31
Kirchenmusik online imonline Kirchenmusik BistumimMünster Bistum Münster ONLINE AUS RECKLINGHAUSEN: DIE SIEBEN LETZTEN WORTE JESU AM KREUZ VON THORSTEN MAUS Für Ende März 2020 war ursprünglich ein Chorkonzert mit Werken von Mendels- sohn und Mozart in der Propsteikirche St. Peter in Recklinghausen geplant. Alles war inhaltlich vorbereitet, der Chor einstudiert, das Orchester mit Noten ver- sorgt. Dann machte der Corona-Einbruch ein Umdenken nötig. Aus dem zunächst gedanklich verschobenen, dann ab- gesagten Konzert und dem vorhandenen Wunsch eines alternativen Angebotes für die Gläubigen und Konzertbesucher, Onlinekonzert in Recklinghausen mit Propst Jürgen Quante und Organist entschieden sich Propst Jürgen Quante Thorsten Maus und Thorsten Maus für ein besonderes Format: Die sieben letzten Worte Jesu am Kreuz wurden jeweils einleitend durch den Geistlichen rezitiert, bevor eigens dafür verfasste Textmeditationen als geistlicher Impuls erklangen. An der Orgel entstanden im Folgenden in Orgelimprovisationen Klangbilder, die die Stimmung des jeweiligen Zitates Jesu aufgriffen. Das geistliche Konzert wurde am Palmsonntag per Videostream live übertragen und ist auch über den YouTube-Kanal der Propsteigemeinde Recklinghausen weiterhin in dieser Form und in Einzeldateien abrufbar. Aufgrund der positiven Reaktionen ist eine Fortsetzung dieser Art geplant. Aktuell läuft die Planung für ein gestreamtes Stummfilm-Konzert. So werden nach und nach Orgelmusik-Videos abrufbar sein und ermöglichen den Kontakt zur Kirchenmusik in St. Peter, denn auch die Reihe der „Internationalen Orgelmatineen“ liegt seit Anfang April auf Eis. Im Rückblick sei bemerkt, dass ich mir den zeitlichen Aufwand des Projektes trotz einiger Erfahrungen mit CD-Einspielungen mit dem Dialogverlag bei weitem geringer vorgestellt hatte. Von ersten Absprachen mit dem beauftragten Betrieb Sounds4You bis zum fertigen Ergebnis vergingen etliche Stunden: technische Vorbereitung, Testen der richtigen Mikro- fone für den Sprecher und für die Orgel, Kameraeinstellungen im Raum, an der Orgel, mehr- faches Abhören und Durchsehen der Zwischenergebnisse, Korrekturangaben zum Schnitt, Diskussionen zum Abmischen. Am Ende ist der Zuspruch Ansporn für neue Ideen; zeitlich gesehen jedoch viel schwerer zu realisieren außerhalb von Corona-Zeiten. 32
BEGEGNUNGEN JENSEITS DES SINGENS – EIN PERSÖNLICHER ERFAHRUNGSBERICHT VON BERNHARD RATERMANN, WARENDORF Für viele Chormitglieder gehört der Sonntagsgottesdienst am Anfang der Woche einfach „dazu“. Ab Mitte März war ein Gottesdienstbesuch nicht mehr möglich. Mir kam die Idee, die Chormitglieder einzuladen, den Sonntagsgottesdienst um 9.30 Uhr im ZDF zu verfolgen. Jeweils zum Wochenende habe ich per E-Mail die Einladung verschickt. Da im Chor nicht nur Katholiken singen, habe ich bewusst auch zu den evangelischen Gottesdiensten eingeladen. Einige Rückmeldungen zeigten mir, dass die Idee dankbar aufgegriffen wurde. Eine bemerkenswerte Begegnung: Auf dem Vorplatz eines Seniorenheims in Warendorf standen mehrere Mitglieder eines Chores unserer Pfarrei beisammen. Einer von ihnen be- reitete sein Schifferklavier vor. „Was habt ihr vor?“, war meine Frage. „Josef hat Namenstag. Wir wollen uns an sein Fenster stellen und ihm ein Ständchen singen.“ Das hat mich sehr berührt, da in dieser Zeit ein Besuchsverbot galt. Am 21. März fiel mir zum Frühlingsbeginn das Lied „Es geht eine helle Flöte, der Frühling ist über dem Land“ ein. Kurzentschlossen nahm ich im Probenraum das Lied per Video auf und schickte es per WhatsApp an den Kinderchor. Daraufhin bekam ich berührende Re- aktionen. Mitglieder, die einen runden Geburtstag feiern, werden in unserem Chor von zwei Vor- standsmitgliedern besucht. Am Karsamstag war ich an der Reihe: Zu dieser Zeit galt nach wie vor das Kontaktverbot, also versuchte ich das Geburtstagskind telefonisch zu erreichen – lei- der ohne Erfolg. So blieb mir nur, eine E-Mail zu versenden. Darauf bekam ich nach einigen Tagen ein herzliches Dankeschön. Ich merkte, wie gut ein kurzer Gruß tut. Deshalb sah ich in der Mitgliederliste nach, wer als nächstes Geburtstag feiert und machte mir entsprechende Vermerke im Kalender. Angeregt durch Lesungen in der Liturgie fallen mir Chorwerke ein, die bereits meine Chö- re gesungen hatten. Auf YouTube oder in Mediatheken suche ich das Werk und versende den Link an die Chormitglieder, teilweise auch mit Noten. Einige schrieben mir, dass sie sich erinnerten und mit Freude mitsingen konnten. 33
AUS DEM REFERAT KIRCHENMUSIK
WERKWOCHE FÜR KIRCHENMUSIK FÄLLT AUS Eine Kirchenmusikwerkwoche in Corona-Zeiten? So, wie wir die Tagung bisher erlebt haben – eine große singende Chorgemeinschaft, eng sitzend in der Gartenhalle der Landvolkshoch- schule in Freckenhorst – in Zeiten von Corona nicht durchführbar. Anfang Juni 2020 haben wir eine Neuplanung der Werkwoche vorgenommen, die zur Verfügung stehenden Räume besichtigt und mit Zollstöcken die Abstände der Teilnehmenden markiert: Sitzen mit drei Meter Abstand seitlich und in „Ausstoßrichtung“ vier Meter nach vorne. Das bedeutet: Sin- gen mit großen Abständen, Beachtung zahlreicher Hygienevorschriften, Mund-Nasen-Schutz und regelmäßige Desinfektion der Hände. Zwischenzeitlich ereilte den Kreis Warendorf eine neue Corona-Welle. Auslöser war die fleischverarbeitende Industrie im benachbarten Kreis Gütersloh. Als Gründe dafür werden die besonderen klimatischen Bedingungen in den dortigen Hallen und die Aerosole verant- wortlich gemacht. Inwieweit diese Situation auf unser Singen in Chorgruppen übertragbar ist, können wir nicht beurteilen. In Abstimmung mit dem Krisenstab des Bischöflichen Generalvikariates Münster haben wir nun die Werkwoche abgesagt. Eine Entscheidung, die uns nicht leicht fiel. Wir hoffen, mit den Referentinnen und Referenten eine Neuplanung vornehmen zu können und freuen uns über Ihr Interesse, wenn wir wieder starten können. 35
Kirchenmusik online Aus dem im Bistum Referat Münster Kirchenmusik Besteht ein Ansteckungsrisiko mit dem Corona-Virus über Klaviaturen? FAQ TASTENINSTRUMENTE UND CORONA In den vergangenen Wochen erreichte das Referat Kirchenmusik zahlreiche Anfragen zur Reinigung und Desinfektion von Instrumenten. Wir haben eine FAQ mit aktuell vorliegenden relevanten Informationen zusammengestellt. Besteht ein Ansteckungsrisiko mit dem Corona-Virus über die Klaviaturen von Orgeln, E-Pia- nos und dergleichen? Das Gesundheitsamt Münster hat uns am 5. Mai 2020 mitgeteilt, es fände über Kontaktflächen wie beispielsweise Klaviertasten „keine relevante Übertragung“ statt. Ein Händewaschen mit Seife (mindestens 30 Sekunden) vor und nach dem Spiel der Orgel wird nachdrücklich empfohlen. Ist eine Desinfektion von Tasten notwendig, wenn ich nur alleine die Orgel spiele? Auch hier teilt uns das Gesundheitsamt mit, dass eine Desinfektion von Flächen nicht notwendig sei und die Tastatur nicht besonders gereinigt werden müsste. Ein gelegentliches nebelfeuchtes Abwischen im Intervall könne sinnvoll sein. 36
In unserer Pfarrei teilen sich mehrere Organistinnen und Organisten den Orgeldienst am Wochenende. Wie sieht es mit der Tastenreinigung aus? Das Freiburger Universitätsklinikum sagt gemeinsam mit anderen Instituten in einer Stellungnahme vom 19. Mai 2020, dass das Risiko der Kontaktübertragung eine Rolle spiele, wenn verschiedene Personen nacheinander auf demselben Instrument spielten. Vor Spiel- beginn müsse deshalb jede Spielerin und jeder Spieler eine mindestens 30sekündige Hand- reinigung durchführen. Zusätzlich sollten die Tasten selbst mit Reinigungstüchern vor und nach dem Spielen einer Person gesäubert werden. Generell bedeutet jeglicher Feuchtigkeitseintrag auf Klaviaturen und (Register-) Schalter an einer Orgel oder E-Piano eine Gefahr der Schädigung der Holzmechanik, der Polsterun- gen sowie elektrischer Komponenten. Im Zweifelsfall sollte der zuständige Orgelbauer oder der Musikalienhandel einbezogen werden. Wir empfehlen deshalb, die Dienst- und Einsatz- pläne der Organistinnen und Organisten dahingehend zu überdenken, dass möglichst nur eine Person einem Instrument zugeordnet wird. Wie steht es mit dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes während des Orgelspielens? Die genannten Freiburger Institute sagen, die hauptsächliche Übertragung von Viren er- folge im Allgemeinen über Tröpfchen und Aerosole, die beim Husten und Niesen entstünden und beim Einatmen und über die Bindehaut des Auges aufgenommen würden. Das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes verringert die Gefahr der Tröpfchenübertragung und ist immer anzuraten, insbesondere wenn mehrere Personen die Orgel spielen. Ich begleite eine Trompeterin/einen Trompeter oder eine Sängerin/einen Sänger an der Orgel. Welches Verhalten ist empfehlenswert? Die Freiburger Institute weisen darauf hin, dass ein Abstand von zwei Metern zu den Mitspielenden bei der Begleitung von Solistinnen oder Solisten eingenommen werden sollte. Eine Tröpfchenübertragung durch Luftbewegungen aus dem Blasinstrument und dem Mund der Sängerin oder des Sängers seien in diesem Abstand nach Messungen der Institute nicht zu befürchten. Allerdings sei eine mögliche Ansteckung durch Aerosole im Raum nicht aus- zuschließen. Deshalb werde auch hier zur Risikoreduzierung das Tragen des Mund-Nasen- Schutzes im Sinne eines gegenseitigen Fremd- und Eigenschutzes der Spielenden angeraten. 37
Aus dem Referat Kirchenmusik PRÄVENTIONSSCHULUNGEN FÜR KIRCHEN- MUSIKERINNEN UND KIRCHENMUSIKER Die Referentinnen Maria Wagner und Ursula Bergel bieten am 24. und 25. August 2020, jeweils im Pfarrheim von St. Martinus, Greven eine zwölfstündige Präventionsschulung an. Die Schulung richtet sich an hauptamtliche Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker. Die Inhalte der Schulung entsprechen in Art und Umfang dem Curriculum für die Schulungen zur Prävention sexualisierter Gewalt von Kindern und Jugendlichen des Bistums Münster. Informationen zu den Inhalten können auch unter: www.praevention-im-bistum-muens- ter.de nachgelesen werden. Eine Vertiefungsschulung von sechs Stunden Dauer findet ebenfalls in Greven am 15. März 2021 statt. Teilnahmekosten entstehen nicht. Bitte melden Sie sich im Referat Kirchen- musik an: kirchenmusik@bistum-muenster.de. Informationen zu den Inhalten und den Schulungsbedingungen können bei Pastoralreferentin Maria Wagner, St. Martinus, Greven, E-Mail: pr-m-wagner@gmx.de erfragt werden. 38
BISCHÖFLICHE KIRCHENMUSIK- SCHULE MÜNSTER
Folgende Personen legten im Rahmen des Kirchenmusik-Zertifikatskurses im Frühjahr 2020 ihre Prüfung ab: Michael Austenfeld, Münster (Handorf) St. Petronilla Arnim Bartetzky, Moers St. Josef Maximilian Leindecker, Warendorf (Freckenhorst) St. Bonifatius und St. Lambertus Rafael D. Marihart, Horstmar St. Gertrudis Der Zertifikatskurs Kirchenmusik ist eine qualifizierende Ausbildung für Kirchenmusi- kerinnen und -musiker, die bereits eine Anstellung in einer Kirchengemeinden im Bistum Münster inne haben. Er entspricht der Rahmenordnung für die Vergabe von Zertifikaten der Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat Münster. Die Auszubildenden werden durch einen Mentor in ihrer kirchenmusikalischen Praxis begleitet. Im Mittelpunkt stehen dabei die individuellen Aufgabenstellungen in der jeweiligen Kirchengemeinde. Die Ausbildungsdauer einschließlich Ausbildungsdokumentation und Prüfungsvorbereitung um- fasst mindestens 60 Unterrichtsstunden. Am Schluss der Ausbildung stehen Prüfungen im Orgelspiel, chorpraktischen Klavierspiel und Chorleitung an. Maximilian Leindecker legte seine Prüfung im Orgelspiel im Rahmen einer kirchenmusikalischen Andacht im Mai 2020 in Hoetmar St. Lambertus ab. 40
DIÖZESAN- CÄCILIEN-VERBAND 41
Diözesan-Cäcilien-Verband Diözesanpräses Clemens Lübbers. Foto: Referat Kirchenmusik EIN NEUER FRÜHLING VON CLEMENS LÜBBERS Liebe Leserin, lieber Leser, eine ver-rückte Zeit, in der wir uns zur Zeit befinden, der wir in Kurzform den Namen ‚Coro- na‘ gegeben haben. Auch wenn wir die ersten Lockerungsübungen veranstalten: Was macht dieses Virus mit Ihnen, mit uns? Was macht es mit uns, wenn wir über Monate – oder noch länger? – nicht mehr miteinander singen und musizieren dürfen? Eine Tätigkeit, die zwar auch Anstrengung erfordert, Disziplin verlangt, aber uns vor allem emotional angeht, weil sie unser Herz und unsere Seele berührt. Ein Online-Singen und -Musizieren, so kreativ es sich aktuell auch an vielen Orten zeigt, kann die gemeinschaftliche Chor- und Orchesterprobe nicht ersetzen. Es lässt sich leicht sagen: ‚Durch den Verzicht erlebe ich gerade eine Ent- schleunigung und erfahre ich, was ‚Auszeit‘ bedeuten kann.‘ Das mag der eine oder die an- dere tatsächlich momentan so empfinden, dann sicherlich auch als Bereicherung. Wenn mit dem Nicht-Gegebensein von Probenterminen jedoch das monatliche Gehalt ausbleibt – in Gänze oder zum Teil –, wird das Erlebnis von ‚Auszeit‘ wohl einen negativen Beigeschmack erhalten. Zurück zu meiner eingangs gestellten Frage: Was macht die Corona-Pandemie mit uns? Durchwirbelt uns der Heilige Geist gerade so richtig? Vielleicht mit der Frage: Wie lebt ihr euer Leben? Wie geht ihr mit der Schöpfung um? Atmet sie noch den Geist, den Gott, der Schöpfer, ihr am Anfang eingehaucht hat? 42
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