Verband der Lehrer Hessen - VDL Hessen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
6 Corona: Krise oder Chance? 16 Tagung: Seniorinnen und 25 Kolumne: Schulunterricht in Zeiten Senioren in Königswinter von Corona Verband der Lehrer Hessen Mitteilungsblatt für hessische Lehrkräfte #2/2020 Juni www.vdl-hessen.info ISSN 0935-1019
Inhalt Titelthema: Kolumne: Senioren in Königswinter: Corona: Krise oder Chance? Corona Extra? Sozialrecht und Rente 6 25 16 Foto: © AdobeStock Foto: VDR Vorwort ……………………………………………… 3 Der VDL trauert …………………………… 18 News, Tipps und Infos aus dem Verband …………… 4 dlh-Nachrichten II-2020 und III-2020 …… 19 Corona-Krise oder Corona-Chance? Neue dlh-Führungsspitze gewählt ………… 23 Ein Virus wirbelt alles durcheinander ……………… 6 Mitgliederwerbung ………………………… 24 Der VDL unterwegs: Kolumne: Schulunterricht in Zeiten … mit dem Social Media-Team ……………………… 12 von Corona ………………………………… 25 Aus dem Kreisverband Schwalm-Eder/Waldeck- Unterstützen Sie das Redaktionsteam ……… 26 Frankenberg: Leserbrief von Rüdiger Horstmann …… 14 Beitrittserklärung …………………………… 27 Aufgeblendet: Und plötzlich ist alles anders – coronae Konsequenzen …………………………… 15 10 gute Gründe ……………………………… 28 Seniorenvertretung: Die VDR-Seniorinnen und -Senioren tagten in Königswinter ……………… 16 Unser Titelthema ist mit einem gekennzeichnet IMPRESSUM „VDL informiert“ wird herausgegeben vom Landesvorsitzender Mitgliederbetreuung Redaktionsschluss für Verband der Lehrer Hessen Jörg Leinberger Tina Horneff Nr. 3/2020 ist Vorsitzender des VDL Hessen Am Reitplatz 14 der 28. August 2020 Die Schriftleitung behält sich das Recht vor, unverlangt Mainzstraße 24 65812 Bad Soden/Taunus zugesandte Beiträge zu kürzen oder abzulehnen. Nament- 63329 Egelsbach mitgliederbetreuung@vdl-hessen.info lich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die landesvorsitzender@vdl-hessen.info Meinung des Herausgebers wieder. Layout Schriftleitung und Gestaltungsfreunde Werbeagentur Seit dem 1.1.2020 gelten die Anzeigenpreise der Anzeigenverwaltung Daniela Boudgoust Mediadaten vom Januar 2020. Anzufordern unter Kerstin Jonas boudgoust@gestaltungsfreun.de anzeigen@vdl-hessen.info oder als Download schriftleitung@vdl-hessen.info unter www.vdl-hessen.info. anzeigen@vdl-hessen.info Druck Flyeralarm GmbH CO NEUTRAL 2 Bildmaterial: Portraitfotos der Vorstandschaft: Libelle Alfred-Nobel-Str. 18 2 DE201120951X01 Designwerkstatt – Isabelle Zellmer. Alle anderen siehe 97080 Würzburg by flyeralarm Kennzeichnung. VDL informiert 2/2020
„Liebe Kolleginnen und Kollegen!“ VORWORT Corona hatte uns alle lange Zeit im te mit einer professionellen Ausstattung! Griff und ins Homeoffice verbannt, doch Denn sonst können Digital Teaching und seit dem 18. Mai ist es soweit: Sukzessive E-Learning nur gegen die Wand fahren sind alle Schülerinnen und Schüler, die und zur Bildungsungerechtigkeit führen. nicht zu einem Abschlussjahrgang gehören und schon nach den Osterferien wieder Hessens Lehrkräfte brauchen endlich beschult wurden, wieder in die Schulen dienstliche Endgeräte, die durch einen zurückgekehrt. Es mochte sich für man- professionellen IT-Support gewartet wer- che Lehrkraft anfühlen wie ein Wagnis, den. Denn im Nachbar-Bundesland Thü- denn die Hygienekonzepte klangen wenig ringen wurde am 5. Juni vermeldet, dass vertrauenserweckend und durchführbar. der Datenschutzbeauftragte überprüfen Alleine schon warmes Wasser gibt es an würde, wie viele Lehrkräfte während des kaum einer Schule. Auch die Regelun- Corona-Lockdowns gegen Datenschutzbe- Kerstin Jonas gen zum Einsatz von Lehrkräften Ü60 stimmungen verstoßen hätten. und aus der Risikogruppe bzw. derer, die Der absurden Situation, dass im mit Angehörigen der Risikogruppe zu- Lehramt immer schon ein seltsames „bring BILDUNG ist unser Thema. sammenleben, sorgten anfangs für mehr your own device“ an der Tagesordnung GEMEINSAM setzen wir Durcheinander als Klarheit. Bis zu den war, setzt eine solche Entwicklung noch uns für die hessischen Lehrkräfte Sommerferien wird sich die eine oder an- die Krone auf. Es dürfte kaum ein Betrieb ein. MITGESTALTEN von dere schwierige Situation einstellen, das ist in der freien Marktwirtschaft geben, der Schule und Bildungspolitik allen Beteiligten klar. Es werden Corona- seine Angestellten ins Homeoffice ist unser Ziel. Infektionen im schulischen Alltag auftre- oder in die Telearbeit schickt, ohne dafür ten und mancherorts werden Quarantänen abgesicherte, voll ausgestattete Endgeräte und Umorganisationen an der Tagesord- bereit zu stellen. nung sein. Doch wir sind optimistisch, dass wir die Zeit bis zu den Sommerferien Der Bildungssektor darf nicht länger gut gestalten können – denn Bildung ist die bequeme Plattform zur Meinungsma- das höchste Gut, das wir unserem Nach- che im Landtags- oder Bundestagswahl- wuchs mitgeben können. kampf bleiben, auf der Stimmen gefangen, in die aber nicht investiert wird. Um Die 2. Ausgabe der VDL informiert wird auch künftig auf Extremsituationen zu einem großen Teil von Corona geprägt jeglicher Art vorbereitet zu sein, müssen sein. Es werden Akteure aus der Praxis zu alle Lehrkräfte für Zeiten des Digital Tea- Wort kommen, die ihre durchaus unter- chings und E-Learnings ausgestattet wer- schiedlichen Erfahrungen der letzten den. Jetzt! Ohne Wenn und Aber! Sofort! Wochen und Monate schildern. Und wenn wir schon beim Anschaffen R U B R I K VORWORT Wir Lehrkräfte standen und stehen häufig sind: Trennwände für alle Lehrkräfte und BILDUNG weiterhin ein im Fokus der medialen Gesellschaft. Mal jedes Pult wären eine schöne Überra- provozierender Gegenstand der negativ („Die sitzen doch alle bei vollen schung in den Klassenzimmern! Bis zum medialen Diskussion bleibt Bezügen in der Sonne anstatt zu arbei- Beginn des neuen Schuljahres 2020/21 und unser vielgliedriges Schul- ten!“), mal positiv („Unsere Lehrerin/unser sollte eine Beschaffung durch die Schul- system MITGESTALTEN. Lehrer ist immer erreichbar für uns!“). träger doch möglich sein, oder? Aber immer wurde und wird eine Tatsa- Herzliche Grüße che deutlich: Lehrermangel ist blöd, neue Wir sind der VDL Hessen! Wir wol- und bleiben bleiben Sie gesund 3 Lehrkräfte braucht das Land! Und: Das len GEMEINSAM wichtige Themen Ihre Kerstin Jonas Land braucht digital bewanderte Lehrkräf- aufgreifen und angehen, damit Schriftleitung des VDL Hessen
RECHTSFRAGEN IM SCHULALLTAG Vorsicht vor unseriösen Dienstleistern am Telefon Das Interesse an einer vorläufigen Berechnung Ihres Pen- sionsanspruchs ist verständlicherweise sehr hoch. Daher sei an dieser Stelle auf seriöse Methoden verwiesen: Zuständig für eine solche Berechnung ist das Regierungsprä- sidium Kassel. Dort sind Ihre dienstlichen Daten – hoffentlich vollständig und korrekt – hinterlegt. Mit dem Zweiten Dienst- rechtsmodernisierungsgesetz wurde 2013 in § 65 des Hessischen Beamtengesetzes beschlossen, dass diese Behörde auf schriftli- chen Antrag eine Auskunft zum Anspruch auf Versorgungsbezü- ge nach der Sach- und Gesetzeslage zum Zeitpunkt der Antrag- stellung erteilt. Ein solcher Antrag kann in der Regel ab dem 55. Lebensjahr oder bei bevorstehender Dienstunfähigkeit gestellt werden. Mit einer Bearbeitungszeit von mindestens drei Mona- ten ist zu rechnen. Antragsformulare zur Versorgungsauskunft nach § 65 HBe- Leider wurden wir in letzter Zeit wiederholt von amtVG und ein Merkblatt sind online unter https://rp-kassel. Kolleginnen und Kollegen darüber informiert, dass hessen.de erhältlich. Dort ist auch die postalische Adresse der sie aufgrund eines dubiosen Angebots zur Berech- Behörde genannt. nung ihrer Pensionsansprüche die Daten ihrer be- An dieser Stelle sei erwähnt, dass Ihr Lehrerverband VDL eben- ruflichen Laufbahn per Telefon weitergegeben hät- so eine vorläufige Berechnung oder auch eine Überprüfung Ihres ten. In der Folge erhielten sie eine Forderung über Behördenbescheids anbietet. Bei Bedarf wenden Sie sich bitte an 120 Euro für eine Dienstleistung, die aber gar nicht das Referat Recht und Besoldung des VDL. oder nur unzureichend erbracht worden sei. Wir gehen davon aus, dass mit diesen Informationen einige du- Eine exakte vorläufige Berechnung Ihrer künftigen Pensionsan- biose Forderungen von unseriösen Anbietern und Ausgaben sprüche setzt die Kenntnis einer Vielzahl von Daten voraus, die vermieden werden können. in der Regel nicht per Telefon zu ermitteln sind. Insofern kann es sich nicht um einen seriösen Dienstleister handeln, sondern um Ansprechpartner zum Rechtsschutz im VDL Hessen: eine Institution, die lediglich schnell 120 Euro einnehmen oder Manfred Timpe und Tobias Jost irgendwelche Finanzprodukte zur Vorsorge verkaufen möchte. rechtsschutz@vdl-hessen.info Vor solchen Tricks kann man nur warnen. R U B R I K NEWS, TIPPS UND INFOS AUS DEM VERBAND LANDESVORSTAND – IN EIGENER SACHE Sie engagieren sich gerne für sich und andere? Sie sind an Perso- nalratsarbeit oder sonstiger Gremienarbeit interessiert? Ihnen ist daran gelegen, selbst aktiv Ihre dienstliche Zukunft mitzugestal- ten? Dann sind Sie unsere Frau, bzw. unser Mann! Wenn Sie Interesse daran haben, in die Vorstands- oder Referat- sarbeit im VDL Hessen zu schnuppern oder aber auch die Ver- bandszeitschrift inhaltlich mit auszugestalten, dann melden Sie sich beim Landesvorsitzenden Jörg Leinberger oder seinen Stell- vertretern Tina Horneff, Tobias Jost und Manfred Timpe. Wir freuen uns auf Sie! 4 VDL informiert 2/2020
DER VDL GRATULIERT Der VDL Hessen gratuliert den Mitgliedern, die in den Monaten März, April und Mai einen besonderen Geburtstag feiern durften: h u t z D a t e nsc Sie vermissen Ihren Namen bei den Jubilarinnen und Jubila- ren? Dann ist Ihr Geburtsdatum nicht in der Mitgliederdaten- bank hinterlegt. Bitte teilen Sie es der Mitgliederbetreuung per E-Mail an mitgliederbetreuung@vdl-hessen.info mit. Wünschen Sie keine Auflistung Ihres Namens, können Sie uns das natürlich auch gerne mitteilen. MITGLIEDERBETREUUNG Die Mitgliederbetreuung bittet darum, dass jedwede Veränderungen wie z. B. Ansprechpartnerin die Wohnanschrift, ein Schulwechsel, Namensänderungen wegen Heirat, zur Mitgliederbetreuung im VDL Hessen: Kontoänderungen, Änderungen des Dienstverhältnisses (Vollzeit/Teilzeit/ Tina Horneff Pensionierung) an Tina Horneff weitergegeben werden. Am Reitplatz 14 • 65812 Bad Soden/Taunus mitgliederbetreuung@vdl-hessen.info neu +++ dlh-Ratgeber +++ 29. Auflage +++ neu +++ dlh-Ratgeber +++ Der dlh-Ratgeber (Autor: Herbert Grimme) ist in seiner 29. Auflage erschie- nen und kann bei der Mitgliederbetreuung geordert werden. Schreiben Sie einfach eine Mail an: mitgliederbetreuung@vdl-hessen.info. Sie erhalten den dlh-Ratgeber kostenlos und per Mail in digitaler Version. LANDESKASSE Die Landeskasse macht darauf aufmerksam, dass der Vollzeit und ein Beamtenverhältnis auf Probe verän- Lastschrifteinzug der Mitgliedsbeiträge aus System- dert haben, so teilen Sie uns dies bitte mit. gründen vierteljährlich erfolgt. Elternzeiten, Beendigungen der Elternzeit und Ein- Änderungen der Bankverbindung teilen Sie bitte recht- tritte in Pension/Ruhestand müssen der Landeskasse zeitig der Landeskasse mit. rechtzeitig mitgeteilt werden, sodass diese die Mit- gliedsbeiträge entsprechend anpassen kann. Für die jährliche Einkommenssteuererklärung stellt der VDL Hessen keine Bescheinigungen aus. Bitte rei- Die Landeskasse erstattet Mitgliedsbeiträge nicht rück- chen Sie Ihre Kontoauszüge in Kopie bei der Steuer- wirkend, wenn Mitglieder die Mitgliederbetreuung erklärung ein. Dies wird vom Finanzamt so angenom- oder Landeskasse nicht rechtzeitig über Änderungen men. des Beschäftigungsverhältnisses (Art, Umfang etc.) in- formiert haben. Bitte beachten Sie, dass Mitgliedsbeiträge von Lehr- Ansprechpartnerin zur Landeskasse kräften im Vorbereitungsdienst (LiV) automatisch 24 Foto: © www.pixabay.com im VDL Hessen: Monate nach Beitritt in den Verband auf den regulä- Jutta Kuhne und Michael Hans ren Mitgliedsbeitrag entsprechend der Eingruppierung landeskasse@vdl-hessen.info nach Angabe der Schulform erhöht werden. Sollte sich 06659-4584 5 der Beschäftigungsumfang nach 24 Monaten nicht auf
Corona-Krise oder Corona-Chance? Ein Virus wirbelt alles durcheinander Im Januar schauten wir alle gespannt, aber Der unsichtbare Feind kommt näher – mit reichlich Abstand, nach Wuhan. Eine Stadt, stetig und ungebremst die den wenigsten von uns namentlich etwas Vom 16. März an wurde bundesweit etwas beschlossen, was es sagte, erlangte zügig traurige Bekanntheit. Das so vorher noch nie gegeben hatte: eine komplette Schließung Corona-Virus fand zum ersten Mal mediale von Kindergärten und Schulen – wegen einer Pandemie. Beachtung. Rund 62.000 hauptberufliche und hauptamtliche Lehrkräfte 1 Im Februar versuchten wir Lehrkräfte noch, an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen 2 fanden unsere Schülerinnen und Schüler dahingehend sich – mit Ausnahme derjenigen, die im Abitur oder in Ab- zu beruhigen, dass Asien weit weg ist, und das schlussprüfungen eingesetzt waren – mit sofortiger Wirkung R U B R I K TITELTHEMA Virus nicht schlimmer ist als eine Grippe. im Homeoffice mit Digital Teaching. Rund 80.000 Schülerin- nen und Schüler aller allgemeinbildenden und beruflichen Anfang März explodierten die Infektionszahlen Schulen 3 befanden sich fortan im „Homeschooling“ oder in Südtirol, Italien, Frankreich und Spanien, E-Learning. Eine interessante und vor allem überraschende aber auch in Deutschland. Mit Blick auf Ausgangslage für das Konzept „Schule“. Denn sehr schnell die Sterblichkeitsraten und den dazugehörigen wurde deutlich, dass von Digitalisierung zwar viel geredet Infektionsverläufen verstummten die Beteuerun- wurde, sie aber noch in den wenigsten Schulen Einzug gen, dass es „nur ein Grippevirus“ sei. Denn gehalten hat. Ein im letzten Jahr beschlossener Digitalpakt 6 eins fehlte: eine wirksame Impfung gegen den klang zwar so, als ob er schnelle Abhilfe schaffen könnte in der unsichtbaren Feind. digitalen Diaspora, doch zeigte sich zügig, dass die Mühlen VDL informiert 2/2020
der Bürokratie – insbesondere während einer Pandemie – Umsetzung des Präsenzunterrichts etc. Ich habe im Laufe der recht langsam mahlen. Corona-Phase Ende April zwei neue zusätzliche Deutsch- klassen erhalten, da ein Kollege die Abschlussschüler*Innen Nachfolgend berichtet eine Gesamtschulkollegin aus ihren in der Präsenzphase unterrichten musste. Ich musste flexibel turbulenten und nicht immer erfreulichen Erfahrungen der sein und mich mit der veränderten Situation arrangieren. letzten Wochen, ein HR-Lehrer schildert, wie ein Lehrerleben Den entsprechenden Moodle-Zugang des Kollegen erhielt ich jenseits des Kreidezeitalters aussehen kann und ein Schulleiter gleich mit. Parallel zum Mailverkehr – mein Mail-Account war darf träumen, wie Digitalisierung noch zielführender werden inzwischen randvoll – arbeitete ich nun noch mehr mit der könnte. Unterrichtsplattform Moodle, in die ich mich erst in der Coro- na-Phase selbst zusätzlich eingearbeitet hatte. Natürlich nebst Über (unbeantwortete) Kontaktversuche, Videokonferenz-Tools zwecks Austauschs mit Kolleg*Innen Drucker-Probleme, Arbeitszeit und Moodle – eine und dem Stellvertreter der Schulleitung am Freitagnachmittag Gesamtschulkollegin berichtet aus der Praxis und Cisco Webex Tool. Als digitale Anfängerin mit solchen Kollegin E. berichtet stellvertretend für viele Lehrkräfte in Tools unterlief mir natürlich sofort ein Fehler: Ich habe leider Hessen aus ihrem dienstlichen Alltag mit Corona. Auf nur den mir zugesendeten Link geöffnet und im Stress ihren Wunsch hin, darf sie das auch anonym, emotional und vergessen, das ganze Programm downzuloaden. Ergebnis? Ich ungefiltert – einfach authentisch. Die Redaktion der bekomme nur einen Teil der Konferenz mit. Auch gut. VDL informiert ist sich sicher, dass sich einige Leserinnen und Leser im Geschilderten wiederfinden werden. Multitasking als Dauerzustand – überall klingelt es gleichzeitig „Ich unterrichte aktuell eine 9. Realschulklasse im Fach Dank Corona habe ich auch an meinem ersten Webinar mit Deutsch. Mit Beginn der digitalen Lernphase veränderte sich weiteren hundert Lehrerkolleg*Innen teilgenommen. Ein das Lernverhalten meiner Schülerinnen und Schüler. Ein Verlag referierte zum Thema „Ideen für den Distanzunter- kleiner Streifzug durch meine vergangenen Wochen lesen Sie richt“. Zeitgleich dazu klingelte mein Mail-Account wegen nachfolgend: Nachfragen meiner Schüler*Innen zu gestellten Aufgaben. Ich war plötzlich irgendwie immer erreichbar und gefordert im Mädchen nehmen Schule ernster, Multitasking. Weil ich viele Ergebnisse von ihnen nicht lesen Jungen fehlt es an Selbstorganisation konnte per jpg, riet ich ihnen dazu, die Handy App CamScan Je länger das „Homeschooling“ bzw. das zu verwenden. Lernen zu Hause andauerte, desto weniger machten viele Schüler*Innen Der Austausch mit Kolleg*Innen hat sich seit Corona inten- für die Schule. Vor allem die Jungen siviert. Ich telefoniere und maile regelmäßig mit den entspre- zeigten einen raschen Motivations- chenden Klassenlehrkräften zu schwierigen Schüler*Innen. „Kollegin E.“ darf offen sprechen abfall und fehlende Selbstorganisation. Eine junge Kollegin hilft mir beim weiteren Einarbeiten in Zunächst versuchte ich, den Kontakt zu die digitale Unterrichtsplattform Moodle, damit ich verstehe, meinen Schüler*Innen telefonisch zu halten. Nicht selten be- wie ich die Bewertungsmodi einstellen kann, wo ich BigBlue- kam ich auf die Nachfrage, warum der Jugendliche noch nichts Button auf der Klassenseite platzieren kann und wie ich den gearbeitet hätte und ob er vielleicht krank sei, auch schon Präsentator einstelle. Natürlich hatte ich auch dazu schon eine zu hören „Nein, ich bin gerade erst aufgestanden und noch digitale Fortbildung gemacht mit den Kolleg*Innen, nach- müde.“. Meist ging zuvor ein Elternteil an das Telefon und dem ich mich über das „Lehrerzimmer“ in Moodle angemel- musste erst mal im Haus suchen und nachsehen, ob denn der det hatte. Aber wenn man nicht sofort regelmäßig mit dem Sohnemann schon wach ist. So erwies sich der Anruf System arbeitet, ist so ein Theoriewissen recht schnell wieder als Kontakthaltemöglichkeit oftmals als wenig hilfreich. Dann verschwunden. Ich bin ja kein Digital Native, aber ich lerne probierte ich die Kommunikation per Mail aus. Aber auch so täglich dazu. entzogen sich einige Schüler*Innen. Ich erhielt schlicht keine Antworten und wurde ignoriert. Für einige Jugendliche Toll fand ich, dass sich die Mädchen im Jahrgang 9 beim galt das Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“, wenn es um Einarbeiten in Moodle als technisch sehr fit zeigten. Daher das Thema „Schule“ ging. Andere Jugendliche berichteten mir, wurden sie schnell zu Beratern vieler männlicher Klassenka- sie müssten den PC mit vier Leuten zuhause teilen, ein eigener meraden. Das hat mich erstaunt und gefreut. Eine neue Form sei gar nicht vorhanden. Bei mancher Rückmeldung hatte der Zusammenarbeit von Schülern und Schülerinnen hatte ich den Eindruck, die Eltern hatten die Aufgabe gelöst, anstatt begonnen! das Kind. Und noch oben drauf: Versuchskaninchen Aber auch die Arbeitssituation einer Lehrerin im Homeoffice für dienstliche E-Mail-Adressen bzw. Digital Teaching war nicht gerade leicht. Wöchentlich Ach ja, und dann waren wir mitten in der Corona-Phase kam eine Flut von Mails aus dem Kultusministerium, Informa- plötzlich an unserer Schule die Probanden im Testlauf für die tionen zu Weiterbildungen vom Staatlichen Schulamt, Briefe Umstellung der dienstlichen E-Mail-Adressen, private und an die Eltern zum Weiterleiten und an uns Kolleg*Innen zur dienstliche Mails trennen, Achtung – das Fixdate zum Ummel- 7 aktuellen Lage und wie es weitergehen könnte, Genaueres zur den nicht vergessen, sonst wäre es zu spät!
Stress pur! Man musste sich entweder dauerhaft über die Und zugleich beantwortete ich mir die Frage selbst: „Corona- Homepage der Schule per Webmailer mit Passwort anmelden ‚Homeschooling‘ und E-Learning sind nur eine neue Arbeits- oder selbst alles neu einrichten, z. B. mit Outlook oder beschaffungsmaßnahme für Lehrkräfte!“ Thunderbird, um Dienstmails zu lesen. Alles ohne Hilfe, selbst ist die Frau. Dann Testlauf, klappt es mit der privaten Mail – an die Freundin? Klar. Sie berichtet, an ihrer Schule arbeite Eine eindrucksvolle Schilderung aus dem Alltag seit Mitte sie täglich mit IServ. Warum arbeiten die Schulen mit unter- März für viele von uns Lehrkräften. Dass es auch anders laufen schiedlichen digitalen Plattformen? Gestern kam per Mail eine kann, können Sie im nachfolgenden Abschnitt lesen. neue Anweisung, wie sollten doch die NextCloud über das Medienzentrum downloaden, dann könnten Anhänge der Nicht alle Schulen in Hessen leben noch im Dienstmails so geöffnet werden. Ich richte es ein, es ist mir Kreidezeitalter – vier Fragen an Claus Eschenauer aber zu viel. Wer blickt da noch durch? Seit wann ist Nachdem die Schulen geschlossen blieben, legte Hessen eine Lehrlraft ein professioneller Systemadministrator? vielerorts einen Crashkurs in Sachen E-Learning ein. Neben Und um es mal auf den Punkt zu bringen: Es gab Tage, an dem Material, das Schulen und Lehrkräfte bereitstellten, gab denen ich den Eindruck hatte, dass alle Leute Feierabend und gibt es im Netz eine Vielzahl an Apps und Plattformen, haben, nur ich nicht. Ein Beispiel? Gerne: Mein Drucker ging die beim Lernen unterstützen sollen. Ein erfahrener Lehrer in plötzlich nicht mehr. Irgendetwas stimmte nicht und der Sachen Digitalisierung ist das VDL-Vorstandsmitglied Claus Scanner ließ sich nicht mehr manuell am Gerät bedienen wie Eschenauer (34). VDL informiert sprach mit dem Lehrer für bisher. In Zeiten digitalen Lernens und des Versendens von GL, AL, Sport und Musik an der Comenius-Schule (Grund- Unterrichtsmaterialien per Mail und Moodle ein klitzekleiner, und Mittelstufenschule) in Herborn, der in digitaler Hinsicht aber nicht unerheblicher Weltuntergang. Ich rief also den nicht bei Null starten musste. Er sagt, dass manche Schulen Epson-Kundendienst an, um einen Termin am PC auszuma- schon in der „Neuzeit“ angekommen und nicht mehr im Krei- chen. Doch da meldete sich keiner mehr. Feierabend bei dezeitalter verhaftet sind. Und seine Schule ist eine davon. Epson. Zu dumm, wenn man selbst aber noch so viel zu tun, VDL informiert: Herr Eschenauer, wie haben Sie die Schließung zu korrigieren und rückzumelden hat am PC, obwohl es ist Ihrer Schule Mitte März erlebt? schon wieder 18.30 Uhr ist und der Tag am PC wie im Flug verging. Plötzlich erlebe ich üble Schulterschmerzen. Corona- Claus Eschenauer: Ich war zu dieser Zeit Folgen durch das Dauersitzen am Rechner! exakt eine Woche in Elternzeit. Da ich aber Klassenlehrer einer 6. Klasse bin Vorurteile gegen Lehrkräfte sind haltlos: und seit knapp drei Jahren gemeinsam Corona bringt Mehrarbeit an allen Ecken und Enden mit der Schulleitung die Digitalisie- Seit der Corona-Phase weiß ich, wie es ist, sieben Tage pro rung an der Schule vorangetrieben habe Woche digital zu arbeiten. Und entgegen aller Vorurteile und u. a. den Schulserver IServ betreue, gegenüber Lehrkräften sogar mehr als zehn Stunden pro Tag. Bessere „digitalen Zu- war man doch schnell wieder „online“ Denn die Klassenlehrer*Innen wollten sonntags den neuen stände“: Claus Eschenauer um zu beraten oder Hilfestellungen bei gibt positives Feedback Wochenplan ausfüllen und abschicken und baten um zeitnahe der technischen Umsetzung diverser Rückmeldung dafür. Vorhaben zu geben. Glücklicherweise konnten freitags vor der Schulschließung noch die Kinder ihre Arbeitsmaterialien mit Da wir ja nicht inhaltlich neue Themen bearbeiten, sondern nach Hause nehmen. alte Inhalte wiederholen und festigen sollten, musste man schon intensiv suchen, um ansprechende Materialien zu Klappt das E-Learning überhaupt? finden, bei denen den Schüler*Innen nicht langweilig wird. Schnell wurde ich fündig bei der Suche nach neuen Online- Ich hoffe doch. In verschiedenen Telefonaten, sowie Videokon- Plattformen und Lehrer-Foren, wo sich Lehrkräfte mit ab- ferenzen mit meinen Schülerinnen und Schülern hing es nach wechslungsreichen Ideen austauschten. Trotzdem stellen sich einer kleinen Eingewöhnungsphase eigentlich nicht mehr an mir viele Fragen. Was bedeutet eigentlich Arbeitszeit, wann den Endgeräten. Es war eher wie im regulären Präsenzunter- endet, wann beginnt sie? Wer legt das fest? richt: wer wollte, hat es schon irgendwie geschafft, seine Auf- gaben zu bearbeiten und hochzuladen. Nun ja, und wer sonst R U B R I K TITELTHEMA Und dann kam der Moment, in der sich die Lehrkräfte auch eher keine Hausaufgaben erledigt, hat dieses Verhalten fragten, warum sie das alles eigentlich machen … nun auch während des „Homeschoolings“ nicht verändert. Aber der „allerschönste“ Moment der vergangenen Wochen war folgender: Mein Mann rief aus dem Wohnzimmer „Du, Inwieweit nutzen Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen die hör mal zu, was es da Neues aus Wiesbaden gibt! Die Schüler Möglichkeiten der digitalen Technik? werden alle versetzt in diesem Sommer, egal was sie gearbeitet Unsere Schule ist sehr gut ausgestattet. Ich würde sogar sagen, haben und die Mitarbeit in der Corona-Phase ist jetzt offiziell sie ist tatsächlich im 21. Jahrhundert angekommen. Wir haben vom Ministerium als „freiwillig“ eingestuft für Schüler und zwei große PC-Räume, zwei Laptop-Koffer, jeder Klassenraum 8 Schülerinnen!“ Wie ein Blitz fährt es mir durch den Kopf „Wa- besitzt ein Smartboard, obwohl wir hier auch schon auf die rum sollen die Schüler denn dann überhaupt noch was tun?“. deutlich moderneren und komfortableren Panels umschwen- VDL informiert 2/2020
ken. Unser Schulserver IServ wurde ebenfalls entsprechend Kollegen arbeiten viel zusätzlich und ausgebaut und ist nun ein stabiles, sicheres und selbsterklä- nebenher, damit die Endgeräte wie rendes System, welches den klassischen Schulserver für die Tabletts, PCs und Panels laufen. Das Netzwerkverwaltung mit den Vorteilen einer privaten Cloud Schulbudget gibt für den Posten „Tech- vereint. Sowohl die Kommunikation als auch die Schul- und nischen IT-Support“ auch nur ca. 1.500 Unterrichtsorganisation haben wir mithilfe des IServ digitali- Euro her, der ist schnell verbraucht. siert. Buchungen von Räumen, Laptopwagen, Klassenarbeiten – alles digital. Über eine immer gleich strukturierte Webober- Micha Gabriel bringt guteWir haben auch einen seit mehr als fläche können alle IServ-Funktionen genutzt werden – inner- Argumente für seinen zehn Jahren äußerst engagierten Schul- Vorschlag halb und außerhalb des Schulgebäudes. Dabei kann unter träger mit dem Lahn-Dill-Kreis. Unsere der Web-Adresse der Schule unser IServ entweder über jeden Schule hatte vor zehn Jahren schon Internetbrowser oder über die App IServ erreicht werden. Der zehn Smartboards und fünf Betreuer beim Kreis für die 92 Login funktioniert quasi wie bei den klassischen GMX oder Schulen. Nur jetzt sind es überall mehr Endgeräte geworden WEB.de-Mailadressen. und der Support müsste ausgebaut werden. Das Manko ist häufig, dass der ‚schwarze Peter‘ zwischen Kreis und Land hin- Dementsprechend muss Ihre Schule doch sehr gut klar gekommen und hergeschoben wird. Denn wenn wir ehrlich sind, haben sein in der Krise, oder nicht? wir bei uns fast vollständig ‚bring your own device‘. Im Prinzip hat jede Schülerin oder Schüler mittlerweile ein Endgerät, Nun ja. Als ich hierhin versetzt wurde, dachte ich anfangs, ich Glasfaser ist bis zum Keller der Schule auch vorhanden. Nur, sei im Paradies. Von meiner vorherigen Schule kannte ich kei- wer schließt es jetzt an? Land oder Kreis? Es ist schade, dass nerlei dieser Möglichkeiten. Ich kann mir nun gar nicht mehr Gelder, die man dafür eigentlich hätte, nur schwierig anders vorstellen, wie der Unterricht vor drei Jahren an meiner „alten“ verwendet werden können. Das kleine Schulbudget z. B. kann Schule war, an der es außer den obligatorischen zwei PC-Räu- nicht umgewandelt werden bzw. die Genehmigung dauert men, einem Laptop-Wagen und jeweils zwei (!!!) Fernseher lange. Meiner Meinung nach benötigen wir dringend einen und mobile Smartboards keinerlei IT-Ausstattung gab. Aber, ‚IT-Hausmeister‘. Dieser kann sich auch z. B. zwei größere so schön das alles ist, es ersetzt nicht das, was Schule eigentlich Schulen oder mehrere kleine aufteilen oder ist vielleicht für wirklich ist, nämlich mehr als Wissensvermittlung. Der phy- alle weiterführenden Schulen in einer Stadt wie Herborn zu- sische Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern ist enorm ständig. Möchten wir die Digitalisierung an Schulen vorantrei- wichtig, ebenso die ständige Möglichkeit einer Rückmeldung ben, führt hier kein Weg dran vorbei. und eben auch das Einbringen seiner Persönlichkeit. Ich war mal bei einem Seminar bei der NATO, hier hat man uns stän- – dig gepredigt, es gebe zwei Formen von Zusammenkünften: Ein Schulleiter, der eigentlich schon traumhafte Voraussetzun- „in the meetings“ und „between the meetings“. Gerade letztes gen für digitales Lernen an seiner Schule geschaffen hat, wagt ist nicht nur für Geschäfts- und diplomatische Beziehungen es, den digitalen Traum noch weiter zu träumen. Warum? Weil wichtig, sondern für unsere generellen sozialen Kontakten. auch an der Comenius-Schule Herborn nicht aller Tage Abend Niemals zuvor hatte ich mit meinen Zehntklässler*Innen ist. Es geht immer noch besser, noch professioneller, noch solche intensiven Pausengesprächen, wie seit der schrittweisen sicherer. Öffnung vom 27. April. – Wenn man dem Kollegen Eschenauer Glauben schenken darf, ist die Comenius-Schule Herborn das, was sich viele Kollegin- nen und Kollegen in Hessen wünschen: ein digitales Paradies. Doch erfahrungsgemäß gibt es auch in paradiesischen Be- reichen immer noch etwas, was zu verbessern wäre. Daher befragte die VDL informiert den Schulleiter der Comenius- Schule in Herborn, Micha Gabriel, was die Schleife auf seinem digitalen Wunsch-Paket sein könnte. Micha Gabriel: „Wir brauchen einen IT-Hausmeister“ VDL informiert: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: was würden Sie sich als Schulleiter einer hessischen Schule für die Digitalisierung wünschen? Micha Gabriel: Wenn ich dürfte, hätte ich eigentlich nur einen Wunsch: Wir benötigen eine IT-Fachkraft. Denn wenn man ehrlich ist, muss man sich die Stunden für den IT-Support 9 irgendwie aus den Rippen schneiden und Kolleginnen und
sondern vor allem auch sehr kurzfristig planen und organi- sieren. Konkrete Konzepte und einheitliche Vorgehensweisen seitens der Schulämter und des Ministeriums wären hierbei wünschenswert und hilfreich gewesen. Nicht selten mussten sich Schulleitungen auf ihre eigene Einschätzung der Lage und ihr Bauchgefühl verlassen. Auch hier erreichten uns Fragen zum Umgang mit Risikolehrkräften, die im Präsenzunterricht eingesetzt werden wollten, Schülerninnen und Schüler, die zur Risikogruppe gehören etc.. Aber auch kreative Ideen kamen in dieser Zeit zutage. So wur- de uns geschrieben, wie vielfältig Lehrkräfte Einsatz zeigten, um gerade die Kinder mit Aufgaben zu versorgen, die nicht über die digitalen Möglichkeiten Zuhause verfügten, oder deren Eltern nicht in der Lage waren Moodle, Jitsi, Zoom & Co. zu installieren.“ Risikogruppe, Digital Teaching und die Aussichten auf das kommende Schuljahr – eine betroffene Lehrkraft berichtet Kollegin S. unterrichtet als HR-Lehrerin an einer großen Ko- operativen Gesamtschule in Hessen. Sie gehört zur sogenann- Nachfragen, Probleme und Erfahrungen – ten Risikogruppe und arbeitet seit dem schulischen Shutdown Schilderungen aus der Mitgliederbetreuung im Digital Teaching von zu Hause aus. Ihre Erfahrungen aus Tina Horneff hat die Äußerungen der Mitglieder gesammelt, den vergangenen Wochen hat sie uns geschildert: die sie in den letzen Wochen erreicht hat: „Ich betreue meine Klasse und die anderen Schüler*innen „Im Grundschulbereich wurde uns zugetragen, dass es zu seit Wochen digital: SchulCloud, Videokonferenzen mit der einer hohen Arbeitsbelastung aufgrund der Tatsache kam, ganzen Klasse und Teilgruppen, Powerpoint, Erklärvideos, dass durch häufig kleine Kollegien wenige Lehrkräfte für den kreative Arbeitsaufträge und Übungen. Außerdem kontrolliere Präsenzunterricht zur Verfügung standen. Daneben galt es ich alle bearbeiteten, hochgeladenen Schüler*innenarbeiten die Notbetreuung mit abzudecken und gleichzeitig Kinder im und Rückmeldungen inhaltlicher und persönlicher Art. Meine „Homeschooling“ mit Aufgaben zu versorgen. Arbeitsbelastung liegt durch diese Einzelbetreuung deutlich über der normalen Arbeitszeit! Es erweist sich aber aus der Auch im Sekundarstufenbereich wur- Vielzahl an Rückmeldungen von Eltern als hoch effizient. den ähnliche Probleme sichtbar, vor allem dort, wo Schulen nicht über ein In der öffentlichen Darstellung vermisse ich bisher Diskussio- großes Kollegium verfügten und allen nen in Bezug auf den Arbeitsschutz und die Fürsorgepflicht voran Teilzeitkräfte über ihre Stun- jenseits der Hygienepläne, die den aktuellen Ernstfall regeln, denverpflichtung hinaus eingeplant trotzdem noch zu kurz greifen und keinesfalls so auf Dauer wurden. Die Problematik verschärfte weitergeführt werden können. Tina Horneff berichtet sich, als in der Phase der Abschluss- Konkret meine ich: In keiner Berufssparte ist es erlaubt, dass aus der Mitgliederbe- treuung prüfungen zusätzliche Aufsichten on 16 Personen über sechs Stunden in einem Raum zusammen- top hinzukamen. arbeiten. Die Empfehlung, pro Stunde einmal zu lüften, ist Und auch die Tatsache, dass erst relativ spät Lehrkräfte als sys- kein Infektionsschutz und im Durchzug zu sitzen vertragen die temrelevant eingestuft wurden und somit Anspruch auf einen wenigsten auf Dauer. Gerade, wenn man die Erkenntnisse über Betreuungsplatz für ihre eigenen Kinder hatten, bescherte so Aerosole in geschlossenen Räume betrachtet, ist es im Prinzip manchen Kolleginnen und Kollegen bis dahin schlaflose Näch- ein Wahnsinn, was man von Lehrer*innen erwartet. Da es R U B R I K TITELTHEMA te. Oft erreichten uns hierzu Nachfragen, wie mit der erhöhten keine Maskenpflicht in der Klasse gibt, sind Lehrkräfte völlig Stundenverpflichtung umzugehen sei und was man tun könne, ungeschützt dem Covid-19-Virus ausgesetzt. Man nimmt wenn man arbeiten gehen solle, jedoch keine Betreuung für durch die Separierung der Gruppen billigend die Durchseu- sein eigenes Kind habe. chung einer Gruppe in Kauf. Das Augenmerk liegt einzig und allein auf der Vermeidung der Infizierung weiterer Klassen- Mit Beginn des Präsenzunterrichts jagte dann ein Hygieneplan gruppen. Dieses Vorgehen ist perfide. den nächsten und wurde mehrfach ersetzt und aktualisiert. Die verordneten Hygiene- und Abstandsregeln sind absolut 10 Damit der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden konn- notwendig, damit der Alltag irgendwann wieder eintreten te, mussten Schulleitungen in dieser Zeit nicht nur flexibel, kann. Die Regelungen für Schulen hingegen entbehren leider VDL informiert 2/2020
dieser Konsequenz. Die großen An- Nichts desto trotz müssen die Forderungen des VDL strengungen der einzelnen Schulen, Hessens und seiner Mitglieder noch deutlich basaler beginnen die Verordnungen zur Hygiene und als „nur“ nach einem professionellen IT-Support. Corona hat Vermeidung von Kontakten anderer nicht nur viele Wünsche und Begehrlichkeiten geweckt, Klassengruppen in den Gängen und auf sondern auch handfeste Forderungen mit sich gebracht – siehe den Höfen umzusetzen, sind notwendig, Kasten unten. aber leider nicht immer realistisch. „Kollegin S.“ berichtet Zusammengetragen und redaktio- aus Sicht einer zur Risiko- nell bearbeitet von Kerstin Jonas gruppe gehörende Über Schutzmaßnahmen für Risiko- schriftleitung@vdl-hessen.info gruppen-Zugehörige, die irgendwann auch wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren möchten, ist bisher noch gar nicht gesprochen worden. Wer schafft für uns Betroffenen mehrere FFP2-Masken zum Wechseln an? Wer schafft für uns Schutzschilde an? Wer schafft für uns Plexiglas-Trennscheiben an? Und wann kommt eine digitale Grundausstattung für uns Lehrkräfte für das Digital Teaching? Wann ist die Zeit des „bring your own device“ ohne professionellen IT-Support vorbei?“ – Wenn eines in dieser außergewöhnlichen Zeit deutlich wurde dann, dass alle Lehrkräfte mit großer Einsatzbereitschaft vor Ort an ihren Schulen und von Zuhause aus tätig waren! Forderungen an das Kultusministerium, die zahlreichen Schulträger und die Landesregierung Hessen während der Corona-Krise und ihren Folgen ӹ Tragen Sie Sorge dafür, dass die digitale Ausstattung an ӹ Schaffen Sie Stellen für einen professionellen IT-Support ALLEN Schulformen weiter voranschreitet! an allen Schulformen! Lehrkräfte sind keine Vollzeit-Sys- temadministratoren! ӹ Stellen Sie SchulleiterInnen und erweiterte Schulleitungs- mitglieder bis zu einer Rückkehr zu schulischer Norma- ӹ Nehmen Sie die Sorgen und Ängste in der Lehrerschaft lität frei von eigenen Unterrichtsstunden, damit genü- ernst, wenn es um potenzielle Ansteckungsgefahren geht! gend Zeit für organisatorische Aufgaben bleibt! Dies gilt Lockern Sie nicht unnötig und übereilt Abstands- und besonders für Schulleitungen von kleinen Schulen, deren Hygieneregelungen! Unterrichtsverpflichtung noch am höchsten ist! ӹ Sorgen Sie dafür, dass alle Lehrerpulte in allen Klassen- ӹ Treiben Sie die Versorgung von Lehrkräften UND Schüler- räumen spätestens zu beginn des neuen Schuljahres Innen mit digitalen Endgeräten voran, damit E-Learning 2020/21 mit Trennwänden ausgestattet werden! nicht nur in der Theorie stattfindet! ӹ Beschaffen Sie ausreichend FFP2-Masken für alle ӹ Stellen Sie sicher, dass alle Schulen komplikationslos und Risikogruppen-Zugehörigen an, sodass diese auch mehr- kostenfrei mit der entsprechenden Software für E-Lear- fach pro Tag gewechselt werden können! ning und digitale Konferenzen ausgestattet werden! ӹ Versorgen Sie die Lehrkräfte mit Schutzvisieren für den ӹ Sichern Sie die Professionalität der Lehrkräfte durch We- Unterricht, damit zum Einen die Mimik erkennbar und binare zur Nutzung von E-Learning-Software! zum Anderen das Atmen und Sprechen leichter ist! 1 Ohne Lehrerinnen und Lehrer an Schulen für nichtärztliche Heilberufe. 11 2,3 Quelle: © Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden, 2020. Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.
Unterwegs mit dem Social-Media-Team Mutmacher in Zeiten von Corona – der dlh hält zusammen Mitte März brach unsere gewohnte Doch mit jedem Tag, der verstricht, wurde Schulwelt auseinander. Der Lockdown traf deutlicher, dass es kein schnelles Aufwa- Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte glei- chen aus dem bösen Traum geben wird. In R U B R I K VDL UNTERWEGS chermaßen – zwar nicht aus heiterem Him- den sozialen Medien kam erster Frust auf mel, aber trotzdem unvorbereitet und hart. – gleichermaßen bei den dort aktiven Ju- Für alle Angehörigen der Schulgemeinde gendlichen und den Lehrkräften. ergab sich die eine neue Situation: „Home- schooling“ und Homeoffice. Kurzerhand fanden sich ein paar Vertre- terinnen und Vertreter der dlh-Verbände Sicherlich war die Stimmung bei den meis- glb, hphv und VDL (vertreten durch Tina ten Beteiligten im Zeitraum vor Ostern Horneff, Kerstin Jonas und Michael Hans), noch recht gut, man hoffte ja noch auf um einen gemeinsamen Mutmacher in die 12 ein rasches Ende des Corona-Albtraums. digitale Welt zu schicken. VDL informiert 2/2020
– Ausflüge zu Facebook und Instagram Das fotografische Erstlingswerk wurde mit guten Start in die Teilbeschulungen nach Hilfe der jungen hphv-Kollegin Victoria und mit Corona zu wünschen und für die Höhl realisiert und fand sowohl auf Face- Einhaltungen von Regeln im Umgang mit- book, als auch auf Instagram regen Zu- einander zu sensibilisieren. Für den VDL spruch. zogen sich Tina Horneff und Kerstin Jonas ihre schönsten Alltagsmasken an. So war es auch nicht verwunderlich, dass sich zur Wiederaufnahme des Schulbe- Den VDL finden Sie auf Instagram unter @vdl_hessen triebs wieder Vertreterinnen und Vertreter und auf Facebook unter @verbandderlehrerhessen. der drei dlh-Verbände zusammenfanden, um sich mit der künftigen „Dienstbeklei- Besuchen Sie uns und verfolgen Sie unsere Aktivitäten dung“ abzulichten. Ziel des zweiten Mut- in den sozialen Medien! machers war, allen Kolleginnen, Kollegen sowie Schülerinnen und Schülern einen 13
Aus den dlh-Kreisverbänden R U B R I K DLH-KREISVERBÄNDE 14 VDL informiert 2/2020
AUFGEBLENDET Und plötzlich ist alles anders – coronae Konsequenzen Man kann es nicht anders sagen: Das Virus hat Hessen nicht nur kalt erwischt, es hatte auch Überraschungen im Gepäck Digitale Diaspora: Recht zügig wurde te wohl für keine(n) LiV die Traumvor- Grund dafür sahen sie in der fehlenden deutlich, dass die digitale Ausstattung an stellung gewesen sein. Zum Einstieg in Möglichkeit, letzte Unterrichtsbesuche Hessens Schulen nicht unterschiedlicher das Berufsleben wünscht sich jeder junge durchzuführen. Lehrkräfte wurden re- sein könnte. Die zahlreichen Schulträger Mensch etwas mehr Alltagsroutine und gelrecht dazu genötigt, ihre Probezeit sorgen auch für äußerst verschiedene weniger Notbetrieb. Und auch für LiV, auf Antrag zu verlängern. Diese Variante Ausgangssituationen vor Ort. Während die bereits am Ende ihrer Ausbildung ist jedoch nicht rechtens! Daher ist allen vereinzelt Schulen komplett mit iPads stehen, sind die Aussichten nicht rosiger: Betroffenen zu raten, sich nicht zu einer versorgt wurden (die auch an die Schü- Unterrichtsbesuche fanden kaum noch Verlängerung überreden zu lassen. Die lerinnen und Schüler verliehen werden statt, Prüfungsmodalitäten haben sich Bewährungsfeststellung kann auch ohne können), verfügt der größte Teil aller Bil- spontan geändert und ein wirkliches Er- weitere Bewährungsüberprüfungen er- dungsinstitutionen nicht über ein einzi- proben verschiedener Lern- und Lehr- folgen. ges Tablet. Dementsprechend hoch ist die methoden konnte auch nicht erfolgen. Anzahl derjenigen Kinder und Jugend- Verschiebung der Personalratswahlen: lichen, die über keine Ausstattung für Aussetzen des Sitzenbleibens: Schnell Für uns VDLer war dieser Punkt sicher- E-Learning verfügen können. Hier sind stand fest, dass alle Schülerinnen und lich ein sehr bedauerlicher (man kann vor allem Kinder aus sozial schwachen Schüler „das Klassenziel“ erreichen wer- sich aktuell nicht entscheiden, was be- Familien und Geflüchteten zu nennen. den am Ende des Schuljahres. Das Sit- dauerlich und was noch bedauerlicher So schilderte eine syrische Mutter, dass zenbleiben wurde für die Corona-Zeit ist), denn in der Vorbereitung der Perso- ihre fünf schulpflichtigen Kinder sich ausgesetzt, alle Kinder und Jugendli- nalratswahlen 2020 stecke ein gutes Jahr ein Handy teilen müssen, um zumindest chen rücken eine Jahrgangsstufe weiter. Ausnahme: Eltern stellen den Antrag lesen zu können, was sie von der Schu- auf freiwillige Wiederholung einer Jahr- dlh-express le geschickt bekommen. Da die Familie SONDERAUSGABE 1/2020 gangsstufe. Dadurch entsteht den Betrof- d 13. Mai un 12. aber weder über einen Computer noch ssen 20he 20 en #p hl fenen auch kein Nachteil, denn das Wie- e rs o wa n a l ra t s über einen Drucker oder einen Inter- derholen der Jahrgangsstufe wird nicht Tablets angesch Klonen afft. Fortbildungen Lehrkräfte müssen netanschluss verfügt, können die Kinder oder kürzen? besucht. Und wo wohl zaubern bleibt das WLAN? können!? ihre Aufgaben nicht erledigen. Eine Ver- in die Schulbesuchsjahre eingerechnet. sorgung mit ausgedruckten Materialien Unter Lehrkräften sorgte die Regelung durch die Schulen (eine Grundschule vielerorts für wenig Begeisterung, da sie Kann mal bitte jemand das Stress-Karussel l Individuelle Wege zu individuellen Zielen! sich über die fachlich-pädagogische Ein- anhalten? und eine Kooperative Gesamtschule) er- folgte über mehrere Wochen nicht. schätzung von Lehrerinnen und Lehrern hinweg setzt. Mehrfach wurden Fragen Hier könnte eine Profi-Lehrkraft stehen! Bildungsungerechtigkeiten: Durch Teil- nach einer „Versetzung auf Probe“ laut, Ich mag meinen Job. Deshalb Warum werden kämpfe ich für gleichwertige Wie fokussiert man gute Bedingungen! Leistungen sich bei all dem unterschiedlich Trubel aufs beschulungen – so wichtig sie auch für wie es sie im Nachbar-Bundesland Bay- bezahlt? Wesentliche? den Infektionsschutz sind – wird eine ern gibt. Bewährt sich ein Schüler bin- dlh-exp ress / erhebliche Anzahl an Schülerinnen und nen drei Monaten, darf er in der höheren 1 Schüler inhaltlich abgehängt werden. Jahrgangsstufe bleiben. Bewährt sich eine Kinder aus bildungsferneren Eltern- Schülerin nicht im 1. Quartal des neuen Arbeit. Alle Listen und Materialien plötz- häusern oder aus Familien mit Migrati- Schuljahres, so geht sie zurück in die alte lich wegpacken zu müssen, war mindes- ons- und Fluchthintergrund, können im Klassenstufe. Aber solche eine Regelung tens so betrüblich wie die Tatsache, dass häuslichen Rahmen nicht so unterstützt wird wohl ein Wunschtraum bleiben. überall an den Schulen und in den Perso- werden, wie es für einen gesicherten nalvertretungsgremien trotz Fortbestand Lernzuwachs nötig wäre. Oftmals schei- Bewährungsfeststellungen für Beam- der Gremien personelle Veränderungen tert es schon an einem ruhigen Arbeits- tinnen und Beamten auf Probe: Zahl- z. B. durch Pensionierungen vorgenom- platz, um überhaupt in häusliches Lernen reiche BeamtInnen auf Probe wurden men werden mussten. starten zu können. durch die Corona-Maßnahmen in helle Aufregung versetzt, da einige Schullei- Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgeho- Veränderungen für Lehrkräfte im Vor- tungen vorschnell verlangten, dass die ben! Oder um es mit Paulchen Panthers 15 bereitungsdienst: Ausgerecht jetzt in Feststellung der Bewährung und Verbe- Worten zu sagen: „Heute ist nicht alle den Vorbereitungsdienst zu starten, dürf- amtung um ein Jahr verschoben werden. Tage; wir kommen wieder, keine Frage!“
Seniorenvertretung Sozialrecht und Rente in Deutschland! Die VDR-Senioren tagten in Königswinter Vom 8. bis 10. März 2020 trafen sich 15 Vertreterinnen und Vertreter der VDR-Landesverbände aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Niedersachen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Hessen und Baden-Württemberg mit der Bundes-Senioren-Vorsitzenden Christa Nicklas und dem Bundesvor- sitzenden des VDR Jürgen Böhm in der dbb-akademie Königswinter. Die Veranstaltung startete – nach einer kurzen renten für das Beamtenrecht im Deutschen Beam- Begrüßungs- und Vorstellungsrunde – mit einer tenbund, Thilo Hommel, gewinnen. Busfahrt nach Bonn zum Besuch der Ausstellung Oliver Kluxen ging in seinen Beiträgen ausführlich „Beethoven Welt.Bürger.Musik“ samt Führung. auf die Entstehung und Geschichte der sozialen Si- Zum 250. Geburtstag des großen Komponisten, Pia- cherungssysteme seit Bismarckszeiten sowohl in der nisten und Visionärs Ludwig van Beethoven, der 22 Bundesrepublik als auch in der DDR ein. Jahre in seiner Vaterstadt Bonn zugebracht hat, wur- In seiner Beschreibung vom Wesen eines Sozialstaa- den den Teilnehmenden einzigartige Originalexpo- tes ging Kluxen von folgender Definition aus: „Ein R U B R I K VDR-SENIORENVERTRETUNG nate und Porträts, die die Persönlichkeit des Genies Sozialstaat ist ein Staat, der in seinem Handeln so- vorstellen, präsentiert. ziale Sicherheit und soziale Gerechtigkeit anstrebt, Der Tag klang am Abend bei einem hervorragenden um die Teilhabe alle an den politischen und gesell- Büffet in der Akademie und anregenden Gesprä- schaftlichen Entwicklungen zu leisten“. Bezeichnend chen mit interessanten Neuigkeiten für SeniorenIn- für ihn, den Sozialstaat, sei die konkrete Gesamtheit nen aus den einzelnen Bundesländern aus. staatlicher Einrichtungen, Normen und Steuerungs- maßnahmen, um das Ziel zu erreichen, Lebensrisi- Den zweiten Seminartag begann die Bundes-Se- ken und soziale Folgewirkungen abzufedern. nioren-Vorsitzende Christa Nicklas mit der Feststel- lung, dass in Rente oder Pension gegangene Lehr- Viele dieser aufgeführten Vorgaben finden sich in kräfte im VDR und seinen Tochterverbänden eine der Verfassung und Sozialsystem der Bundesrepu- beachtliche Größe darstellen. blik Deutschland wieder. Doch die sozialen Siche- rungsstrukturen beider deutscher Staaten waren 16 Für das diesjährige Seminar konnte Christa Nicklas nicht ohne weiteres kompatibel. Dennoch bekräf- den Journalisten Dr. Oliver Kluxen und den Refe- tigte Kluxen seine eigene Einschätzung: Die Renten- VDL informiert 2/2020
überleitung sei insgesamt ein erfolgreicher Prozess gewesen und eine große Kraftanstrengung der So- lidargemeinschaft, für die wir sehr dankbar und auf die wir alle stolz sein können. Die in Deutschland eingerichteten Alterssysteme ordnete Kluxen nach der berufsständigen Zugehö- rigkeit ihrer Mitglieder ein. So unterschied er die gesetzliche Rentenversicherung für alle Arbeitneh- merInnen, die Beamtenversorgung der Kommunen, der Länder und des Bundes, ferner die freiwillige betriebliche Altersversorgung, die Zusatzversor- gung im öffentlichen Dienst, die Alterssicherung der Landwirte sowie die Versorgungswerke freie Berufe Christa Nicklas organisierte und moderierte die Seniorentagung. wie z. B. ÄrztInnen, RechtsanwältInnen oder Apot- Bild rechts: Blick auf die dbb-akademie in Königswinter (Fotos: VDR) hekerInnen. Dr. Kluxen referierte, dass die Leistungen der auf- sieben zu drei Stimmen wurde Christa Nicklas in gezählten Institutionen von mehreren Faktoren ab- ihrem Amt bestätigt und wird bis 2022 Bundes-Se- hängig seien, wie z. B. der der Altersstruktur, der niorenvertreterin des VDR sein. Lebenserwartung, dem Rentenzahlungsbeginn, der durchschnittlichen Rentenbezugsdauer. Der Gesetz- Der Tag klang wieder beim gemeinsamen Abend- geber sei fest entschlossen, die existierenden Unter- essen und einem gemütlichen Beisammensein aus. schiede zwischen West- und Ostrente bis 2025 zu Am letzten Seminartag referierte Thilo Hommel, beseitigen. Referent für Beamtenrecht beim Deutschen Beam- Jürgen Böhm klinkte sich im Anschluss in die The- tenbund in Berlin, über die jüngsten Entwicklungen matik ein und bekannte sich vorbehaltslos zur Beibe- im Beihilferecht. Vor allem die Förderalismusreform haltung des Beamtenstatus für Lehrkräfte. Auch am habe, so Hommel, die Zersplitterung der Beihilfe- Referendariat dürfe nicht gerüttelt werden. Böhm regelungen mit verursacht, indem sich in den Bun- befürchtet einen Domino-Effekt: Falle dieser wich- desländern sehr unterschiedliche Strukturen aus- tige Ausbildungsabschnitt, stehe auch der Beamten- gebildet haben. Zurzeit beobachte der dbb sogfältig status der Lehrerinnen und Lehrer zur Disposition. Entwicklungen und Veränderungen auf folgenden Gebieten: Große Bedeutung gewinne in jüngerer Zeit auch das Thema Lehrergesundheit. Digitalisierung (z. B. Apps zur Beantragung von Bei- hilfe), die Entwicklung und Erstattungsleistungen Viele Lehrkräfte würden am Limit arbeiten und be- und Gebührenordnungen in den medizinischen Be- fürchten, die bis zum 67. Lebensjahr ausgeweitete rufen. Für die Zahl Pflegebedürftiger erwartet Hom- Dienstzeit früher beenden zu müssen. mel zeitnah eine Verdoppelung. Ausdrücklich warnte Böhm vor einer zunehmenden Zur Bürgerversicherung, die im Bundestag und in unsachlicher Diskussion um den Vergleich von Ren- den Länderparlamenten vor allem bei Sozialdemo- ten mit Pensionen. So werde die Durchschnittsrente kraten und Grünen Zustimmung findet, äußerte sich von 1.224 Euro mit einer Durchschnittspension von Hommel ablehnend. Sie biete keine Lösung sondern 2.600 Euro verglichen. Böhm verwies dazu auf eine generiere lediglich neue Probleme. Broschüre des dbb, in der die im Umlauf befindli- chen Irrtümer nachvollziehbar wiederlegt worden Zum Ende der Veranstaltung hin, gab Christa Nick- sind. las den Teilnehmenden aus den einzelnen Bundes- ländern das Wort, die aus der Seniorenarbeit berich- Im Anschluss unternahm der Bundesvorsitzende ei- teten. nen Streifzug durch mehrere Themen, die den VDR Besuchen und seine Landesverbände beschäftigen (Weltfrau- Wolfgang Stelzer Sie unsere senioren@vdl-hessen.info Website! entag, Hygienemaßnahmen in den Schulen, Corona, Digitalisierung, PISA-Studie). Lesen Sie den ausführ- Am Nachmittag wurde die Wahl der Seniorenver- lichen Bericht über die 17 treterin/des Seniorenvertreters eingeläutet. Es kan- Seniorentagung auf didierten Christa Nicklas und Grete Rhenius. Mit www.vdl-hessen.info
Sie können auch lesen