Neuerscheinungen Frühjahr 2020 - Verlag Bibliothek der Provinz - Verlag ...
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Neuerscheinungen Frühjahr 2020 Verlag Auersberg Ulrike wortatmen Seite 4 Bibliothek der Provinz GmbH. Diermaier Marianne Vergessen nicht Seite 4 edition linz – art edition – edition münchen – edition seidengasse – edition sommerfrische Verlagssitz: Die Fabrik Litschauerstr. 23, A-3950 Gmünd Christ Hans Der handkolorierte Guckkasten Seite 5 Postadresse: A 3970 Weitra, Großwolfgers 29, T +43 (0) 2856/37 94, F +43 (0) 2856/37 92 verlag@bibliothekderprovinz.at Eichhorn Hans Ungeboren Seite 5 bestellung@bibliothekderprovinz.at Farhang Maryam Me And The Persimmon Tree Seite 6 lektorat@bibliothekderprovinz.at presse@bibliothekderprovinz.at Franzobel Lumpenhanni Seite 6 www.bibliothekderprovinz.at Huszar Marius Sofa und Beichtstuhl Seite 7 Geschäftsführer: Richard Pils Zuständiges Gericht: Landesgericht Krems an der Donau Kautzky Anna Erika Aus der Tiefe – de profundis Seite 7 Firmenbuchnummer FN 386485 k Nebehay Stefan Mondholz Seite 8 Zuständiges Finanzamt Gmünd UID-Nr. ATU67603845 Peters Andreas Andrej Hotel zur Ewigen Lampe Seite 8 A 1140 Wien, Rettichgasse 12 (edition seidengasse) Sanders Eric Mord in München Seite 9 A 4040 Linz, Pfeifferstraße 1, T/F +43 (0) 732/71 61 11 (edition linz) D 80469 München, Pils, Auenstraße 102 (edition münchen) Sanders Eric Verschwörung in Wien Seite 9 café der provinz Sommerfeld Fährtenlesen Seite 10 Kaffee Tee Bücher Waffeln Crêpes Salate Streitler Nicole Kleeblatt Seite 10 A 1080 Wien, Maria-Treu-Gasse 3, T +43 (0) 1/944 22 72, www.cafederprovinz.at Öffnungszeiten: täglich 8–23 Uhr, Bio-Brunch: Sa, So und an den meisten Feiertagen 9–15 Uhr Wagner Manfred Brasilianische Reisen Seite 11 Verlagsauslieferung für Österreich und Südtirol: Winkler Josef Kalkutta 1/2/3/4 Seite 11 Mohr-Morawa Buchvertrieb GmbH., A 1230 Wien, Sulzengasse 2 T +43 (0) 1/680 14, F +43 (0) 1/688 71-30 Verlagsauslieferung für Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol: | Kinder Jugend KNV Zeitfracht GmbH. D 70565 Stuttgart, Schockenriedstraße 37, T +49 (0) 711/78 60-0 Helfer Monika Paulina und Swag Seite 12 Verlagsauslieferung überallhin mit Post oder Bücherwagen: Manfred Schlüter GURUKU GUGUKURU Seite 12 Verlag Bibliothek der Provinz T +43 (0) 2856/37 94, F +43 (0) 2856/37 92 bestellung@bibliothekderprovinz.at www.bibliothekderprovinz.at | | | Kunst Wissenschaft Musik Regionalia Verkehrsnummer: VN 129018 Brettschuh Gerald Leib und Seel Seite 13 Bei KNV Zeitfracht ist die Verkehrsnummer 7510 Cerny Heimo Die Forstheide Seite 13 Auskünfte über Veranstaltungen wie Lesungen, Ausstellungen und Präsentationen direkt beim Verlag oder unter: www.bibliothekderprovinz.at De Melo Leslie A Song in Praise of Beauty Seite 14 Bei Bedarf erhältlich: Kinderbuch-, Kunstbuchprospekt; Frühjahrs- und/oder Herbstvorschau, diverse Plakate, Folder … Deutsch Walter Kompositionen der Brüder Schrammel – Die Märsche Seite 14 Die Verkaufspreise einiger Titel, vor allem jener, die noch in Produktion sind, können sich noch ändern! Frommel Melchior Margret Bilger – in Wort und Bild Seite 15 Preisangaben daher wie bei der Wettervorhersage: Alle Angaben ohne Gewähr. Irrtümer, Änderungen und ähnliche Ärgernisse versuchen wir zu vermeiden. Gerum Reinhild Fein bist du, Sicht! Seite 15 Goldgruber Michael Traum.Land Seite 16 Die Bücher und Autoren der Bibliothek der Provinz sind mit Österreichischer Staatspreis, Schönste Bücher Österreichs, Büchner-Preis, Österreichischer Kunstpreis, Deutscher Jugendliteraturpreis für das Lebenswerk, Rauriser Literaturpreis, Heilingsetzer Semirah Drago Julius Prelog – Eine gemalte Biographie Seite 16 Bachmann-Preis, Veza-Canetti-Preis der Stadt Wien, Landeskulturpreise, Literaturpreis der A und Kulturstiftung Berlin, Outstanding Artist Award, Österreichischer Förderungspreis für Kinder- & Jugendliteratur, Luchs-Preis der ZEIT, Kinder- Höpfner Michael Durchwanderte Kreisläufe Seite 17 & Jugendbuchpreis der Stadt Wien, Premio Andersen, Josef Binder Award, Österreichischer Kinder- & Jugendbuchpreis, Klinkan Alfred Wasnichtsoallesrauskommt Seite 17 Printissimo, Beste Bücher für junge Leser u. dgl. m. ausgezeichnet. Pröller Ingrid menschlich – tierisch – malerisch Seite 18 Die Bücher des Verlages Bibliothek der Provinz finden Sie in gut sortierten Buchhandlungen, naturgemäß in unserer Rath Peter/Holey Joseph Möbel der Lüfte – Kristallluster in Europa Seite 18 Verlagsbuchhandlung in Großwolfgers, in den Ausstellungsräumen auf Schloss Raabs und auch im Internet, sowohl über unsere Webseite wie bei diversen Versanddiensten. – Wir würden uns freuen, Sie bei unseren Leseveranstaltungen und Saxinger Otto Rück-Spiegel Seite 19 Ausstellungen begrüßen zu dürfen. Üner Stefan Koloman Moser – Der fotografische Blick Seite 19 Abb. Cover: Rosa T. Eichhorn, aus dem Buch „Ungeboren“ von Hans Eichhorn 2 Verlag Bibliothek der Provinz Verlag Bibliothek der Provinz 3
Auersberg Ulrike Diermaier Marianne Christ Hans Eichhorn Hans wortatmen Vergessen nicht Der handkolorierte Guckkasten Ungeboren Gedichte Zeichen die wir malen, wischen wir wieder weg Gedichte Prosa 13/21 cm, 64 Seiten, Broschur, 20 ¤ 12/19 cm, 240 Seiten, Hardcover 20 ¤ 13/21 cm, 160 Seiten, Broschur, 15 ¤ 12/19 cm, 220 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 24 ¤ ISBN 978-3-99028-916-7 ISBN 978-3-99028-919-8 ISBN 978-3-99028-790-3 ISBN 978-3-99028-920-4 tinnitus Vergessen ist es nicht, wenn Erlebtes weitererzählt wird. ritt auf der kompassnadel Der Schmerz in der Hüfte pochte als dumpfer Glocken- Nicht vergessen die Alten, die in vergangener Sehnsucht schlägel in seinem Kopf. Und beim Blick aus dem Fenster es klimpert inwendig leben, nicht vergessen die Ereignisse in den Zeiten der „never mind“, sagt der inselkönig, denn das englische wurden Rauchfahnen oder weiße Schleier in der Waag- der takt knackt in meinen knochen Kriege, Mütter, Großmütter, Frauen, Kinder sind nicht ver- haben schon die urahnen von käptn Cook gelernt. seine rechten vorbeigeweht. Obwohl diese Kleinstadtlandschaft gänsehaut unter meinen fingernägeln gessen in den Geschichten, die sie erzählen und begleiten im bronzene bauchhaut wölbt sich glänzend über dem grünen mit ihren Schulgebäuden, Fabrikanlagen, Turnhallen und tinnitus in meinem herzen Wandel der Zeit. Nur wenn Geschichten von Leben erzäh- palmrock und der blendend weiße knochen im kraushaar Wohnsiedlungen sich wie immer höhnisch vor seinem len, bleiben sie für die Ewigkeit bei denen, die um sie wissen. bildet die perfekte ergänzung zu den makellosen zahnrei- Auge aufpflanzte und ihn beschämte, kam es ihm vor, als es flattert atemlos Vergessen ist nichts, sobald es erzählt wird. Auch die hen seines willkommlächelns, „sie brauchen sich nicht zu würde eine neue Leinwand aufgezogen, als genügte es, sich das ticken knickt meinen uhrzeigersinn Zukunft darf Vergessen nicht hinnehmen. Vergessen nicht! sorgen, werter herr, wir haben dem kannibalistischen usus einfach anzuziehen, die schwarzen oder gelben Gummi- echo unter meiner haut Geschichten aus einer Familie und ihrem Umfeld, Geschich- auf unserem paradiesischen eiland schon seit längerem stiefel aus dem Regal zu holen oder meinetwegen sogar die tinnitus in meinem herzen ten von Menschen, die viel in ihrem Dasein erlebt haben, abgeschworen und ernähren uns rein vegetarisch! wir ver- Innviertler Lederschuhe, um dann hinaus zu stapfen in die Unglaubliches, in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, der fügen über die schönsten paradeiser, die saftigsten gurken, Farbpalette und auf der Leinwand einen Tanz zu beginnen, ich scanne mein gehirn nach deinem bild Zwischenkriegszeit und während des zweiten Weltkriegs als die knackigsten paprika und die zartesten kohlrabi im der, geschuldet der Wetterlage, wir befinden uns in einem es eilt als schatten stets eine attosekunde voraus Beteiligte an Fronten, Gefangenschaft oder als Flüchtende gesamten archipel! woher das wohl rührt, fragen sie? kein strengen Winter mit Temperaturen um die 40 Grad Minus und schwimmt als chimäre voran und zu Hause unter der Terrorherrschaft der Nazis. Mit wunder, düngen wir sie doch sorgsam mit fettem men- in Moskau und mit Schneechaos in Neapel, einfach begon- ich kann das objekt der begierde nicht finden einem kleinen Buben, Jakob, und der Ich-Erzählerin einge- schenfleisch!“ nen werden muss und der nicht so schnell seinen Abschluss leitet, bringt das Buch Erlebnisse aus dem Alltag eines Kin- wir lagen vor madagaskar finden wird. Katzen werden vorkommen, biologisch ange- tinnitus an allen ecken des, leitet über in die Zeit seiner eigenbrötlerischen Vorfah- und weit und breit keine pest an bord. bauter Bergtee an den Hängen des Olymps und im Fern- ren, die die weite Welt in ihren Fantasien ersehnen und doch ich werde das reisebüro verklagen! sehprogramm werden viele Kochsendungen für Schnell- meine netzhaut gibt dein bild nicht frei nie wegkommen aus ihrem Dorf bis auf den einen, der den gerichte zu sehen sein, um den eilenden Menschen eine es fiebriert unter meinem wimpernschlag ersten Weltkrieg mitgemacht hat und dem Vater der Groß- welch schicksal! Perspektive hinterher zu schmeißen, um schließlich auf ich greife nach der gekräuselten oberfläche mutter, der im ersten Weltkrieg in Sibirien als Kriegsgefan- die äquatortaufe glänzend bestanden das Kochen gänzlich verzichten zu können. Es wird uns es zerrinnt unter meinen Händen gener landet. Der Großvater des Buben spielt eine Rolle, der und heiße immer noch adolf! nichts anderes übrig bleiben, als mit den Grundzügen für als 18Jähriger eingezogen wird, dem Tod in Stalingrad nur ein Gesicht zu beginnen, ein Gesicht, das einem mit der knapp entrinnt und schwer verletzt am Ende des Krieges wie zum knacken von kokosnüssen taugt kein konservenöffner. Zeit als vertraut erscheinen mag, während bitte nicht der durch ein Wunder gerettet wird. Die Familie der Großmut- hiezu benötigt die hausfrau einen baumlangen maori, der Blick nach draußen vergessen werden soll, wo jetzt die ter, die mit den Nazis nichts zu tun haben will und die die machete handzuhaben versteht wie einst im mai! Schneeflocken regelrecht vorbeizischen. Du hörst keine woanders Urgroßmutter selbst, die auf Grund eines Ereignisses lernt, was ist bloß über den steuermann gekommen? ihn, der uns Ratten, du siehst keine Krähen, du siehst die Katze langge- den Mund zu halten, um nicht sich selbst und die Familie zu durch die wüstesten taifune des gelben meeres mit sicherer streckt auf dem Polstermöbel und du versuchst. in den ich schaue hinauf gefährden. Ereignisse und Begebenheiten vor dem Krieg und hand hindurchgeleitet hat, überfällt in schöner regelmäs pochenden, dröhnenden Hüftschmerz zu schlüpfen, um und laufe nachher sind prägend für die Kinder und werden in ihrem sigkeit beim anblick des kreuz des südens ein tropenkoller! ihn endlich von innen darzustellen. Immerhin, du hast gefahr mich in den himmel zu verlieben Gedächtnis verankert. Die Zeit nach dem Krieg scheint eine dann schüttet er die vergorene ernte einer ganzen zucker- begonnen, und die runden Betonpfeiler des Schulgebäudes andere zu sein, Leute kommen auf den Hof, um versorgt zu rohrplantage in sich hinein und nimmt das entermesser mögen noch so gedankenverloren herumstehen, sie führen ich schaue hinauf werden, „Fechter“, die es damals zuhauf gibt, aber nicht nur zwischen die zähne. wegen fortgesetzter insubordination etwas im Schilde. Das herauszulesen, herauszuhören, und baue die, sondern auch angesehene Leute, die schätzen, verköstigt schickt ihn schließlich der skipper über die planke, welche wird die Aufgabe der nächsten Tage sein. mir meinen elfenbeinturm zu werden und im offenen Haus der Großeltern die Unter- er aber aufgrund alkoholbedingter orientierungslosigkeit Ein Gesicht zeichnen! Irgendeines? Frau oder Mann? Die haltungen genießen. Die Verführbarkeit und das blinde verfehlt. stattdessen stürzt er kopfüber in eine danebenste- Fragen überforderten jedenfalls schon am Ausfang und so im himmel Nachlaufen der Massen in der NS-Zeit wird thematisiert hende pfütze, wo er sein schändliches leben aushaucht. schien es nur recht und billig, sie einfach zu übergehen. und der weiterhin verrohte Umgang der Menschen mit denn merke: was ein echter seebär ist, kann kein wasser Sich wieder den Lärm des Schneepfluges, der durch die anderen, was mitunter als Spaß empfunden wird. Das Leben vertragen! … Zufahrtsstraßen kurvte und auf das Schönste sein orange der Kinder auf dem Hof mit den Tieren als Spielgefährten blinkendes Licht zur Geltung brachte, in Erinnerung ru- und den prägenden Erlebnissen spiegelt die Fantasie, den fen. Darum ging es doch: Eine Dekoration auszubreiten, Einfallsreichtum, das Selbstvertrauen, die Freiheiten und Rahmenbedingungen zu schaffen, auf Grund derer das eine Welt, die es Jahre später in dieser Form nicht mehr gibt, Gesicht wie durch ein Wunder, wie durch sich selbst, auf Kontrolle durch Erwachsene ist dürftig, aber zum Sammeln einmal die Leinwand beherrschte oder vielleicht nicht be- von Erfahrungen durchaus positiv. Die Ich-Erzählerin spielt herrschte, aber so auffällig unauffällig und hartnäckig sei- dabei eine zentrale Rolle und als Lehrerin. ne Stelle einnahm, dass jeder Betrachter sich sagen mus- ste, ja, da ist etwas, das ist ein Gesicht, das ist ein Corpus und wo so etwas vorhanden ist, dort ist es … 4 l i t e r at u r F rühjahr 2 0 2 0 Verlag Bibliothek der Provinz Verlag Bibliothek der Provinz l i t e r at u r F rühjahr 2 0 2 0 5
Farhang Maryam Franzobel Huszar Marius Kautzky Anna Erika Me And The Persimmon Tree Lumpenhanni Sofa und Beichtstuhl Aus der Tiefe – de profundis Gedichte und Bilder Von der kleinen Leute Größe Neues vom Taxisteher Ein Werdegang – Gedichte Symphonischer Monolog 12/19 cm, 116 Seiten, vierfärbig Hardcover, 18 ¤ 12/19 cm, 76 Seiten, Softcover, 13 ¤ 13/21 cm, 88 Seiten, Broschur, 13 ¤ ISBN 978-3-99028-910-5 12/19 cm, 60 Seiten, vierfg. Abb., Hardcover, 13 ¤ ISBN 978-3-99028-922-8 ISBN 978-3-99028-923-5 deutsch, englisch, farsi ISBN 978-3-99028-921-1 Als vor ein paar Jahren mein Buch „Der Taxisteher“ er- Heraus aus dunklem Schatten 1) Die gebeugte Schauspielerin in einem Kostüm aus großen schien, hatte das für mich fast ausschließlich angenehme erstrahlt ganz hell ein Licht, Der Hahn Kitteln und Schürzen plagt sich mit einer Kiste. Folgen. Es wurde in verschiedenen Zeitungen, im Radio es birgt in sich viel Wärme, der Hof Getragene Musik War da etwas? Schatten sprechen nicht, und im Fernsehen äußerst positiv besprochen, ja sogar im schenkt Trost … schenken doch habe ich was gehört. Meine Ohren sind unerbitt- Magazin des Linz Tourismus wohlwollend erwähnt und Es ist Dein Angesicht. das Licht, die Hoffnung und den Persimonbaum. lich. Vielleicht der Bürgermeister? Wenn jemand hundert lag in den Buchhandlungen unserer Stadt auf. Viele mei- Hahn der Morgenstunde wird, kommt nicht der Tod, sondern der Gemeinderat und ner Fahrgäste sprachen mich darauf an und ein großer Mein Auge sucht dies Antlitz lässt das Licht und die Geburt in seinen Krähruf fließen bringt Geschenkkörbe mit Sachen, die du nicht mehr essen Teil der Linzer Taxlerzunft kaufte und las es. Es gab nur in mancher Dunkelheit. kannst. Wenn eines hundert wird … Ahhhh. Haben Sie zwei negative Kritiken; von Kollegen, die meinten, es sei Bald ist es fern, dann wieder nah. 2) mich jetzt erschreckt. Sie sind aber nicht der Bürgermeister. darin zu viel Kultur und zu wenig von den unangenehmen Still, und ganz wunderbar. Rosa Persimone Was wollen Sie? Einbruch? Bei mir gibt es nichts. Schauen Seiten, die unsere Branche doch zweifellos auch aufweise. Persimone, gebürtig aus der Sonnenfarbe Sie sich um. Und natürlich hatten die beiden damit nicht unrecht. Ich So wunderbar in seiner Güte heute ist sie rosig Ob das ich bin auf dem Bild? Wer denn sonst? War ich jung. habe das in diesem neuen Buch berücksichtigt. so voll von Zärtlichkeit – Ich sag nicht, dass ich hübsch war, aber hässlich auch nicht. Genau genommen gab es noch eine dritte negative Kritik; bald aber taucht es wieder ein 3) Eine gute Partie hätt ich machen können, einen Partiefüh- und die stammte von Mario, dem Computerexperten aus in jene tiefe Dunkelheit. Begegnung rer hab ich gekriegt. Einen Bauer hätt ich kriegen können, Tirol, der seit Jahren jeden Dienstag nach Linz kommt, Ich und der Persimonbaum einen Beamten, Geschäftsmann, aber der eine hat krumme um im Rechenzentrum zu arbeiten. Auch er hatte mein Ob aber Schatten, ob warmes Licht ich sehe mich an Beine gehabt, der andere rote Haar, der dritte einen Bläh- Buch gekauft und mich in der Woche darauf mit gespielt – alles ist Gnade –, und ich grüße hals. Mein Mann war ein Bild. Da gibt es nichts. Grobes vorwurfsvollem Blick wissen lassen, dass er auf der letz- fürchte dich nicht. Gesicht mit Zügen, hohe Backen, weiches Kinn, kein ver- ten Heimreise mit der Lektüre des Taxistehers nur bis zur 4) brannter Nasenrücken. Eine Erscheinung. Wie ich ihn zum Bayrisch-Tirolerischen Grenze gekommen sei; d.h. er hat- Mitternacht ersten Mal gesehen hab, den Josef, steh ich im Arbeitskittel te ihn im Zug zügig durchgelesen. in der Tiefe der Nacht sitze ich am Stuhl und mit der Scheibtruhe auf dem Misthaufen. Eine Corona Die Welt, die Zeit und ihre Räume, er beäugt mich hinterm Baum Bitte mehr solch negative Kritiken! aus Fliegen um den Kopf, das Knarren der Stalltüre im Ge- sie wandern wie im Flug vorbei. ich spüre ihn sicht, die Armut in den Händen. Ich war ja nur das Mensch. Hingegen seine (Bundes-)Landsfrau Alexandra – sie Ein Blick zurück – aber ich werfe Ihm keinen Blick zu Und er? Frisches weißes Hemd, gebügelte Hose, geschnäuzt kommt ebenfalls allwöchentlich nach Linz – las das Buch schenkt Jugendträume und gekampelt. Sie werden lachen, ich hätt ihn gefressen. erst einige Wochen nach dem Kauf. Doch seither nimmt für einen kurzen Augenblick. 5) Mitten im Krieg war das. Mir ist die Scheibtruhe aus der sie mir jedes meiner Bücher ab, egal ob Prosa oder Ge- Gelber Winkel Hand gefallen. Und dann kalbt die Kuh, die Fanny. Ich, das reimtes, ob von mir verfasst oder nur herausgegeben. Die Welt von gestern, im Morgengrauen Mensch, am Misthaufen mit der Scheibtruhe, dieses Bild Auch „musikalische“ Folgen hatte mein Erzählband in wie schnell ist sie entschwunden. er sitzt auf dem Stuhl im Winkel von Mann am Hof, und der Bauer schreit, schnell Hanni, Form einer großartigen CD: Mozarts Klarinettenkonzert Nur Erinnerung bleibt wach ich spüre ihn schnell, hol den Viehdoktor, mit der Fanny gibt’s Kompli- in A-Dur, gespielt von – Jazzfreunde, aufgehorcht! – Ben- und trägt in stillen Stunden aber ich werfe ihm keinen Blick zu kationen. Eine Kuh war wichtiger als die Gefühlswallung ny Goodman; in Anbetracht des Aufnahmedatums (Juli ein leises Glück dir nach. einer Dirn. Hab ich mich aufs Rad schwingen und fahren 1956) wahrscheinlich bereits eine echte Rarität. 6) Jagd auf Lila müssen wie eine gesengte Sau, weil ich gewusst hab, diesen Auslöser für dieses Geschenk war im Taxisteher die Ge- Die Blume erstrahlt im Haus Mann, ich könnt ihn fressen, den muss ich haben, ob er schichte über meine Begegnung mit der Star-Klarinettistin ich durchstreife sie will oder nicht. Das dürfen Sie mir glauben, weil es wahr Sharon Kam: die ironische, Mitleid heischende Schilde- Abgesang ist. Und wie ich zurück gekommen bin samt Doktor, war rung eines verpassten Kunstgenusses. 7) er weg. Die Fanny hat ihr Kalb gekriegt, aber das Bild von Helmut G., einer meiner liebsten Stammkunden, hatte Nun bin ich alt geworden. Einsamkeit Mann war nicht mehr da. Da waren Haselsträucher, der daran so großen Gefallen gefunden, dass es ihm, wie er er- Mein Gang ist schwer. Winter Huflattich, Kuhfladen und Tränen im Gesicht. Doch, da klärte, ein Bedürfnis war, mir jenes Kleinod zu schenken. Bald aber heben Seele sich und Geist, hüllenloser Persimonbaum war er. Und dann hat er sich zu mir gesetzt und hat gesagt, Und so besitze ich nun Wolfgang Amadeus Mozarts an die er hat mich berührt – mein Atem, tanzender Sinnestaumel im Fensterrahmen Du willst es doch auch, dass ich neben Dir sitze. Ich hab mir Seele rührendes Werk in zwei Versionen: mit Kam und mit himmelwärts. berühren einander nichts anmerken lassen. Aber das war gleich. Du bist also Goodman; eine schöner als die andere. (Aber ich könnte in der Stille da das Mensch hat er gesagt, und dass ich mich einmal an- nicht entscheiden, welche die eine oder die andere ist.) So sage ich Dank der gemeinsamen Einsamkeit schauen lassen soll. Dann hat er gesagt, eh sauber. Und dass nackt es mir gefällt, hat er gesagt. Mehr hat es nicht gebraucht… verschenke ich aus Liebe 6 l i t e r at u r F rühjahr 2 0 2 0 Verlag Bibliothek der Provinz Verlag Bibliothek der Provinz l i t e r at u r F rühjahr 2 0 2 0 7
Nebehay Stefan Peters Andreas Andrej Sanders Eric Sanders Eric Mondholz Hotel zur Ewigen Lampe Mord in München Verschwörung in Wien Gedichte und Paraphrasen Lyrik Orient Express I – Drehbuch-Roman Orient Express II – Drehbuch-Roman 13/21 cm, 88 Seiten, vierfg. Abb., Broschur, 13 ¤ 13/21 cm, 80 Seiten, Broschur, 13 ¤ 15/21 cm, 380 Seiten, Broschur, 28 ¤ 15/21 cm, 462 Seiten, Broschur, 30 ¤ ISBN 978-3-99028-924-2 ISBN 978-3-99028-925-9 ISBN 978-3-99028-906-8 ISBN 978-3-99028-907-5 DIE TÄNZERIN DU Deutsche Fassung: Axel Ruoff. Lektorat: Erika Sieder. Deutsche Fassung: Dr. Erika Sieder. Lektorat: Axel Ruoff. Originaltitel: Mazes I: Murder in Munich, London 2017. Originaltitel: Mazes II: Conspiracy in Vienna, London 2017. Auf einem Seil, gespannt atmest Sonne, ich den Mond, Der Thriller wurde 2017 gemeinsam mit Band 1 – Mazes Zwischen Gestern und Morgen Wir leben aber von einer Liebe. Der Thriller wurde 2017 gemeinsam mit Band 2 – Mazes II: I: Murder in Munich bei der British Academy of Film and Zwischen Erinnern und Erwarten Anna Achmatowa Conspiracy in Vienna bei der British Academy of Film and Television Arts (BAFTA), 195 Picadilly Circus, London prä- Zwischen Zeugung und Tod Television Arts (BAFTA), 195 Picadilly Circus, London prä- sentiert. Sei Hunger an meinem Mond, bin sentiert. Tanzt sie Durst an deiner Sonne. Ich hungre „VERSCHWÖRUNG IN WIEN – Orient Express II“ ist Im Pulsschlag des Herzens an deinem Mond, du dürstest an „MORD IN MÜNCHEN – Orient-Express I“ ist ein Dreh- ein Drehbuch-Roman, dessen Handlung vor dem auto- Im Rhythmus des Atems meiner Sonne über dem Hotel zur buch-Roman, der vor dem Hintergrund des beginnenden biographischem Hintergrund in die Zeit des beginnen- Im Takt der Gezeiten Ewigen Lampe. Sie nahmen dich Faschismus in Europa spielt. Der autobiographische Hinter- den Faschismus in Europa führt und die in „MORD IN beim Wort, sie nahmen dich bei grund zeigt den von politischen Machtkämpfen geprägten MÜNCHEN – Orient Express I“ begonnene Geschichte Tanzt sie jedem Buchstaben und du vermochtest Alltag in Deutschland, Österreich, Ungarn und Holland. zu Ende bringt. Zum Steigen und Fallen der Sonne nichts Dunkles zu sagen. Die Jagd- Die Fortsetzung in Band 2 „VERSCHWÖRUNG IN WIEN – In Deutschland beherrschen politische Machtkämpfe den Zum Wachsen und Schwinden des Mondes Lieder von Erich Mielke legten sich Orient-Express II“ macht die beklemmende Unmittelbarkeit Alltag. Zum kreisenden Gang der Gestirne wie Amalgam oder Zinn auf die Zunge. des Zweiten Weltkriegs spürbar. Ein Mordanschlag in Budapest konnte vereitelt werden. Dein Traum aber blieb, der Schlaf. Wird Ronald Burnley, britischer Geheimdienst-Agent, ge- Die Nazis bezeichnen sich als demokratische Partei, doch Tanzt sie meinsam mit den europäischen Kollegen auch den nächs- ihre Führungsriege unterstützt die von ihren Mitgliedern Vom Anfang dem Ende entgegen ten verhindern können? Werden britische, französische, ausgeübte Gewalt und das Chaos. Hier wiederfindend österreichische und ungarische Geheimdienstagenten den Den Anfang Ein Mordanschlag konnte vereitelt werden. Ob Ronald Burn- Wettlauf mit der Zeit gewinnen? Wie groß ist die Gefahr, Die Poesie ist das Einzige mir noch verbliebene Glück. HAIN ley, der britische Geheimdienstagent, gemeinsam mit seinen in welcher Ronald Burnley schwebt? europäischen Kollegen den nächsten verhindern kann? Warum ist das Frühere, welches mit Rebekka Hertzbergs Für Erich Jooß †, Ilse Aichinger † Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. glitzernden Augen, die wie ein Stern zwischen dahinzie- henden Wolken immer wieder in seinem Gedächtnis auf- TAGESLAUF Du bist tot, vornübergebeugt leuchten, nicht fassbar. stürzest du in den Ungrund Morgens hinterblieben bin ich im Messen wir Blutdruck leeren Korridor deines Hauses Und erzählen einander von unseren Alpträumen schreite den Raum ab in der rumänischen Kirche aus dem Mittags Viti-Raum der Lebendigen in Eric Sanders Verzehren wir Kürbissuppe und Fisch den Morti-Raum der Toten mit Geburtsdatum: 12. Dezember 1919 Und überlegen den Kauf neuer Winterreifen der Kerze in der Hand. Die Geburtsort: Wien Stimme eines Predigers echot Geburtsname: (Erich) Ignaz Schwarz Abends Kardiograffitis gegen die Wand: 1930er Jahre: Freizeit, Sport, Kultur im Jüdischen Vereins- Reden wir beim Wein Es kommt die Stunde und ist haus Herklotzgasse; Skifahren, Eislaufen, Privatunter- Von unseren Kindern und von Vergangenem schon jetzt, dass die Toten hören richt: Klavierspielen, Französisch die Stimme: Talitha kumi! ich 1938:Verlust der österrreichischen Staatsbürgerschaft, seit Nachts trage die Kerze zurück. Sie 1947 Großbritannien, Altern wir stumm geht vom Wort aus. 1933: Bar Mizwa In unseren Betten 1944: Namensänderung auf Eric Ian Sanders ab 2018 Doppelstaatsbürgerschaft Großbritannien- Österreich 8 l i t e r at u r F rühjahr 2 0 2 0 Verlag Bibliothek der Provinz Verlag Bibliothek der Provinz l i t e r at u r F rühjahr 2 0 2 0 9
Sommerfeld Peter Streitler Nicole Wagner Manfred Winkler Josef Fährtenlesen Kleeblatt Brasilianische Reisen Kalkutta I/II/III/IV Reisebilder Roman Eine Hochzeitsreise nach Rio de Janeiro, Tagebücher Forscher, Künstler, Diplomaten und der Kaiser von Brasilien 12/19 cm, 340 Seiten, Hardcover, 28 ¤ 12/19 cm, 212 Seiten, Hardcover, 20 ¤ ISBN 978-3-99028-926-6 ISBN 978-3-99028-932-7 12/19 cm, 212 Seiten, vierfg. Abb.,Hardcover, 20 ¤ Kalkutta I ISBN 978-3-99028-927-3 12/19 cm, 120 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 20 ¤ Jahrzehnte ist es her, dass es mich verschlagen hat. Als Der Kleeblat-Roman kreist um vier Hauptfiguren: Kon- ISBN 978-3-902416-80-3 Fremder war ich angekommen, hier, im Kargen, wo damals rad, Marie, Tobias und Adele. Konrad ist Scheidungsan- noch ein militärisch bewachter Zaun das Gebiet im Nor- walt mit einem ausgeprägten Faible für Literatur, Marie Es geht tatsächlich um Reisen nach und in Brasilien, eine Kalkutta II den des Dorfes hermetisch abschottete, zu einer Zeit, als Verlagslektorin, Tobias Literaturredakteur und Adele ungewöhnliche Hochzeitsreise, um Forschungsreisen 12/19 cm, 120 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 20 ¤ kaum jemand daran dachte, dass Nicht-hier-her-Gehörige Deutschlehrerin an einer AHS. Diese vier Figuren, die sich kreuz und quer durch Brasilien, um Künstlerreisen und ISBN 978-3-99028-048-5 sich an einen solchen Ort verirren würden. Unwissend und während des Studiums kennen gelernt haben, bilden die schwierige diplomatische Tätigkeiten über einen ganzen neugierig war ich damals kurz nach meiner Ankunft zu vier Klee-Blätter des Kleeblatt-Romans. Konrad und Ma- Ozean hinweg. Ort und Zeit der Handlung ist Brasilien in Kalkutta III dem hohen Zaun hingegangen, der, wie meine erste Erkun- rie sind verheiratet und haben eine Sohn Adrian. Tobias der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo aus einer völlig 12/19 cm, 108 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 20 ¤ digung zeigte, eine Ausbreitung des Dorfes über den Fried- lebt mit Susanne in einem gemeinsamen Haushalt und sie verschlossenen und unzugänglichen portugiesischen Ko- ISBN 978-3-99028-322-6 hof hinaus, zum hügelig aufsteigenden und dicht bewach- haben zwei Kinder, Octavian und Philippa. Adele war frü- lonie, das größte und bevölkerungsreichste unabhängige senen Hinterland hin, abrupt beendete. Ich hatte die mir her die Partnerin Tobias‘, lebt jetzt aber mit Nikolaus, mit Land Lateinamerikas wurde. Kalkutta IV absurd erscheinende Grenze noch nicht erreicht, von dem dem sie eine gemeinsame Tochter Lena hat, in einer offe- Meine persönlichen Forschungen begannen mit den Bra- 12/19 cm, 200 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 24 ¤ Zaun trennten mich vielleicht zwei oder drei Meter, da nen Lebensgemeinschaft. Diese vier Figuren werden in all silienaquarellen des Malers Thomas Ender, die ich im Auf- ISBN 978-3-99028-833-7 traten zwei Uniformierte mit angelegter Waffe aus den ihren Beziehungen zueinander gezeigt, die teilweise von trag der Wiener Akademie der bildenden Künste in meh- Büschen und herrschten mich an. Verschwinden solle ich. der Gegenwart bis ins Jahr 2000 zurückreichen. Als Wien- reren Ausstellungen in Rio de Janeiro, São Paulo und Wien Kalkutta I/II/III/IV im Schuber Schnell. Roman spielt die Topografie der Stadt eine ganz wesent- zeigen konnte. Doch bald gingen meine Recherchen weit 12/19 cm, 548 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 90 ¤ Obwohl aus einem Land gebürtig, dem man hier aus guten liche Rolle. Die Figuren werden immer wieder bei ihrer über Thomas Ender hinaus, bis das vorliegende Buch mit ISBN 978-3-99028-908-2 Gründen nicht gut gesonnen war, dessen Zugehörigen man Durchkreuzung der Stadt und an wesentlichen neuralgi- seinen vielen Berichten und Ereignissen über ein heute nicht über den Weg traute, war ich geblieben. Meine Hart- schen Punkten gezeigt. Außerdem spielen kulturelle und fast unbekanntes Brasilien zusammen kam. Das Buch ist näckigkeit im Bleiben hatte sich bezahlt gemacht. Das Aus- politische Entwicklungen in Österreich und vor allem in ein buntes Kaleidoskop an Geschichten, die manchmal (…) Schließlich kam nach so manchen Tagen „schrecklicher Ein- harren im Dürftigen mit all den anderen, den Einheimi- Wien der Gegenwart und seit dem Jahr 2000 eine wesent nebeneinander stehen und dann wieder zusammenfinden. samkeit“, wie sie Mircea Eliade in seinem „Indischen Tagebuch“ schen, hatte mich in gewisser Hinsicht zu einem der liche Rolle. So wird der Aufstieg der HPÖ (Hass-Partei) und Mittelpunkt allen Geschehens ist das Schloss „Boa Vista“ beschreibt, der Tag meiner Abreise aus Kalkutta. Meine vier voll- Ihrigen werden lassen. Heute bin ich Teil des Dorfes und ihres Parteiobmanns Mache nachgezeichnet. Als die gros- bei Rio de Janeiro, in dem Pedro und Leopoldine viele Jahre geschriebenen Notizbücher hatte ich nach und nach im Goethe- vermiete zwei kleine, aus kaum behauenen Steinen se Koalition an der Spitze des Staates zerbricht, fürchtet lebten und das noch bis fast zum Ende des 19. Jahrhunderts Institut, im sogenannten „Max Mueller Bhavan“ kopiert, und die geschichtete Häuser, ehemalige Stallungen vielleicht, die literarische Intelligenzia, dass die HPÖ die Neuwahlen die Residenz des Kaisers von Brasilien war. In der Zeit der Vervielfältigungen vorsichtshalber der Praktikantin Dorothea Unterkünfte auf Zeit einst für durchziehende Hirten. Die gewinnt und die Führung des Staates übernehmen könnte. Republik wurde es zum Brasilianischen Nationalmuseum überlassen, die einmal, so erzählte sie mir, bei Monsun von ihrer sich da für einige Tage oder Wochen gar einmieten, sind Dagegen formt sich jedoch eine Opposition, die aus dem und es ist vor wenigen Monaten mit all seinen Sammlun- Wohnung zur Arbeit gegangen war, daß ihr, durch die überflute- Touristen, die, wie ich vermute, eher das Abgeschiedene Kulturbereich stammt und schließlich Maches Aufstieg gen bis auf seine Grundmauern niedergebrannt. ten Straßen watend, das Wasser bis zu den Hüften gereicht hatte. suchen. zum Bundeskanzler verhindern kann. Federführend da- Auch wenn manches fantastisch erscheint, so ist das Buch Ich hätte es nicht überlebt, wenn meine Kalkutta-Tagebücher ver- Vor drei Jahren, oder sind es deren vier?, erhielt ich Nach- bei ist Tobias, der mit seiner Literaturbeilage Prisma ganz durchwegs ein historischer Tatsachenbericht. Vieles habe lorengegangen wären, die abertausenden Eindrücke und richt von einem Interessenten. Er und seine Frau würden wesentlich für die Durchsetzung der literarischen Avant- ich aus Originalbriefen und Zeitungen aus der Zeit zusam- Beobachtungen hätten mich, wären sie verlorengegangen, noch gerne eines der beiden Steinhäuser zur Miete nehmen. Für garde und deren politische Überzeugungen eintritt. Auch men gestellt und ich habe auch einige, sonst nur einem wis- im nachhinein erdrückt und ich hätte, da ich mir nichts merken drei Wochen etwa. Im September möchten sie kommen. die anderen drei Kleeblätter sind an der Organisation senschaftlichen Publikum zugängige Dissertationen und kann, das schreckliche Gefühl ganz und gar umsonst mutter Es handelte sich, wie zu erzählen sein wird, nicht um den eines zweiten Lichtermeers beteiligt. Dessen Folge ist, dass Diplomarbeiten zu Recherchen herangezogen. Eine Zeit- seelenallein in Kalkutta gewesen zu sein. Beim Verlust dieser Rei- klassischen Typus des Süd-Frankreich- Reisenden. Auf die HPÖ auf 8% der Stimmen abstürzt und eine Regierung tafel, Quellen und Literatur runden die Arbeit ab. Trotz- setagebücher wäre ich nach Kalkutta zurückgekehrt und mit Hilfe eine Weise, die mir heute noch Rätsel aufgibt, war ich in zustande kommt, die die besten Köpfe des Landes versam- dem habe ich mich bemüht, lebendig und unterhaltsam zu meines nachtragenden, erbarmungslosen Schutzengels aus dem deren Sache hineingeraten. Hiervon berichten kann ich, melt: Philosophen und Dichter bilden einen wesentlichen schreiben. Fenster des Hotels „Bengali Club“ in den Tod gestürzt, es sei teils weil die beiden sich mir anvertraut hatten in langen Teil der Regierungsmannschaft. Am Schluss des Romans Am Anfang war die eher ungewöhnliche Hochzeit von Leo denn, ich hätte beim Abflug aus London mit den British Airways Nächten, teils weil der Mann umfangreiche Aufzeichnun- kommen die Beziehungen der vier Hauptfiguren etwas ins poldine, der Tochter des österreichischen Kaisers Franz I. der Stewardess in den Oberarm gebissen. (…) gen (Tagebücher?) zurückließ, die die Post Monate nach Wanken, doch Marie und Konrad treffen unabhängig von- mit Pedro, dem Kronprinzen von Portugal, die statt in deren Abreise als unzustellbar an mich retournierte. einander eine weise Entscheidung und verhindern damit Lissabon in Rio de Janeiro stattfand. Die portugiesische So sehr die zu mir zurückgekehrten Aufzeichnungen Zeug- einen Domino-Effekt, der sich angekündigt hatte. Königsfamilie war 1808 vor Napoleon geflüchtet und leb- nis geben von einer blühenden, ja geradezu wuchernden te seither in ihrer Kolonie Brasilien im Exil. Zugleich mit Fantasie des Verfassers, die ich im Gang der nächtlichen Leopoldine wurde auch eine Forschungsexpedition nach Gespräche schon bemerkt hatte, so sehr überraschte mich Brasilien geschickt, um für die kaiserlichen Gärten und der Umstand, dass deren Rohmaterial aus Begebenheiten Sammlungen exotische Pflanzen, fremde Tiere und seltene gewoben worden war, die sich tatsächlich hier zugetragen Mineralien, aber auch Schmuck, Waffen und merkwürdi- ge Gegenstände von unbekannten Völkern im Inneren von haben. Woher nur hatten die beiden ihre Informationen … Brasilien, nach Europa zu bringen… 10 l i t e r at u r F rühjahr 2 0 2 0 Verlag Bibliothek der Provinz Verlag Bibliothek der Provinz l i t e r at u r F rühjahr 2 0 2 0 11
Helfer Monika (Text) Schlüter Manfred (Text & Bilder) Brettschuh Gerald Cerny Heimo Schreyer Ingrid (Bilder) GURUKU GUGUKURU Leib und Seel Die Forstheide Paulina und Swag Gedichte für Kinder … Eine Werkmonografie Erzählungen 24/28 cm, 80 Seiten, vierfärbig, Softcover, 28 € 16,8/24 cm, 88 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 24 ¤ ISBN 978-3-99028-888-7 21/27 cm, 176 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 28 ¤ ISBN 978-3-99028-929-7 ISBN 978-3-99028-889-4 22/24 cm, 48 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 20 € ISBN 978-3-99028-928-0 Brettschuh hält Bewegungen fest, manchmal als im Kopf fixierte Momentaufnahmen wie in den „Box-Bildern“ Mit Beiträgen von Alfred R. Benesch, Robert Danner, Va- Heimatkunde lerie Freinberger, Matthias Hatschek, Franz Hochholzer, Paulina war mager, ihre Beine wie Stecken, klein die Hände (davon später mehr). Dann wiederum werden aus Bewe- und die Füße, sie hatte eine Stachelfrisur und einen breiten gungen heraus entstandene Posen festgehalten, speziell in Dominic Hörlezeder, Eva Mayer und Roland Dirnberger, Im Pfirsich der Kern. Claudia Ott, Gerald Pfiffinger, Franz Reiterer, Gudrun Mund. Jeden Morgen brachte sie der Vater in den Kinder- unzähligen Aktbildern, die den (weiblichen) Körper pur Am Himmel der Stern. Schwarz, Helga Steinacher, Bernhard Wagner & Werner garten. Er hatte es sehr eilig, weil er gleich auf den Bau ins Bild setzen, stellen, legen. Menschen in unterschied- Die Blume in der Vase. Weißmair. musste. Zum Schuften nämlich. Mama gab es keine mehr. lichsten Haltungen bevölkern aber auch jene Bilder, die in Der Popel in der Nase. Sie war vor zwei Jahren abgereist, weil der Papa zu wenig dieser Ausstellung die Abteilung „Figuren“ bilden. Geld verdiente. Es gefiel ihr nicht, dass sie nur drei Kleider Die kartografische Bezeichnung „Forstheide“ für das Der Ball im Tor. ausgedehnte Waldgebiet südwestlich von Amstetten ist besaß und sieben Paar Schuhe. Sie wollte nämlich alles Jedenfalls geht es um den Gebrauch der Körper. Bekleide- mindestens zehnfach haben. Der Wurm im Ohr. österreichweit einmalig. In seiner heutigen Ausdehnung ter und nackter Körper. Die gebraucht werden für Bilder, Im Wolkengrau der Regen. ist der Heidewald das Relikt eines einst größeren Kultur- In Vaters Herz nahm Paulina den größten Platz ein. Aber die mittels dieser Körper Unterschiedliches erzählen, Im Gotteshaus der Segen. und Naturraums, der schon vor 7000 Jahren bewohnt leider hatte er so wenig Zeit. Immer Überstunden, müde höchst Unterschiedliches. Gebraucht im Sinn von benö- am Abend. Manchmal mit Kollegen auf ein Paar Biere. tigt. Für Bild-Geschichten, deren Motive dem Alltag und bewirtschaftet war. Ein bis heute erkennbares Netz Das Blatt am Baum. von Altwegen lässt erkennen, dass im Mündungsdreieck Und Paulina dann: Allein zu Hause. Sie war es gewohnt. ebenso entnommen sind wie der Fantasie, mit immer Im Schlaf der Traum. von Ybbs und Url zu allen Zeiten Menschen ihre Spuren Wärmte das Essen auf, das ihr Papa zubereitet hatte, Reis wieder sich auflösenden Grenzen zwischen der Außen- und Erbsen, immer fest umrühren, damit nichts anbrennt. Der Reim in dem Gedicht. hinterlassen haben, nicht zuletzt auch die Römer. Allen und der Innenwelt, den diversen Erfahrungssphären des Spiegeleier konnte sie von allein. Die Nase im Gesicht. diesen Spuren akribisch nachgegangen ist der Historiker Künstlers. Es sind Szenen, in welchen Menschen wie Du Der Vater küsste Paulina auf den breiten Mund und winkte und Ich auf solche treffen, die ganz anders scheinen, aber Heimo Cerny im 1. Teil des Buchs. Das Haar in der Suppe. Im 2. Teil wird das breite Spektrum gegenwärtiger Nut- ihr, bis sie in der Kindergartengarderobe verschwand. Dort – möglicherweise – auch sind wie Du und Ich. Wer kennt Am Hering die Schuppe. zung und künftiger Entwicklungskonzepte aus Sicht ihrer stank es aus den Kindergummistiefeln. Sie setzte sich auf sich schon wirklich? die schmale Bank und überlegte, was sie heute machen Der Fluss in seinem Bett. jeweiligen Interessensvertreter wie Eigentümer, Raum- sollte. Der Papa würde heute überhaupt keine Zeit haben. Das Ypsilon vorm Zett. und Landschaftsplanung, Jagd- und Forstwirtschaft, Öko Gerald Brettschuh ist der Erfinder und Choreograph die- Am Abend käme die Nachbarsfrau, um zu schauen, ob ser vom Gebrauch der Körper handelnden Szenen. Er ist logie, Naturschutz, Naturvermittlung und Bürgerinitiative alles in Ordnung ist. Die Nachbarsfrau redete viel, sie war Das Muh im Maul der Kuh. beleuchtet … der Schöpfer, aber in vielen Fällen auch das zentrale neugierig und wollte alles vom Papa erfahren. Ob er eine In meinem Herzen … Geschöpf. Als Brettschuh-Körper in mehr oder weniger Freundin hat oder so. Paulina plapperte nichts aus. Sie verkleidenden Verkleidungen. Entkleidungen. Porträt war die Freundin vom Papa, die Einzige. Dann hatte sie Du! und Selbstporträt präsentieren sich als symbiotische Ver- aber gesehen, dass der Papa eine Frau küsste, vor ihrem schmelzungen. Mietshaus. Paulina hatte gerade den Staublappen aus dem Fenster geschüttelt. Also, was sollte sie jetzt tun. Manfred Schlüter Gedichte! Die Kinder im Kindergarten waren bereits Vom traurigen Regenbogen. Vom pensionierten in einer Reihe Wetterhahn. GURUKU GURUKU GUGUKURU aufgestellt und die Kindergartentante rief ihren Namen. Vom Flunderwunder. Vom kleinen Pfeilchen, das gegen den Strom schwamm. „Paulina!“ Vom Stelldichein der stummen Sänger. Von dem, was uns das Obernashorn GUGUKURU „Paulina wo bist du?“ schon immer mal erzählen wollte. Vom Suchen und Finden Gedichte „Paulina, wenn du dich wieder und versteckst, vielem mehr ... bin ich sauer.“ für Kinder und andere „Paulina komm sofort, oder es passiert was!“ Menschen Manfred Schlüter Paulina steckte den Kopf in einen fremden Kindermantel, der nach Pizza roch, und weinte ein bisschen. Dann schlich sie sich aus dem Gebäude, lief die Allee entlang, am Miets- haus vorbei, in dem sie wohnte, an der Baustelle vorbei, in der ihr Papa im Bagger saß und Steine von einer Stelle zu einer anderen beförderte. Paulina lief und lief. Da kam ein großer Hund, der wie ein Wolf aussah, schwer zerzaust, echt Swag, er war wunderschön… Verlag Bibliothek der Provinz Verlag Bibliothek der Provinz 12 k i n d e r | j u g e n d F rühjahr 2 0 2 0 Verlag Bibliothek der Provinz Verlag Bibliothek der Provinz k u n s t | w i s s e n s c h a f t | m u s i k | r e g i o n a l i a F rühjahr 2 0 2 0 1 3
De Melo Leslie Deutsch Walter Frommel Melchior Gerum Reinhild A Song in Praise of Beauty Die Kompositionen der Margret Bilder in Wort und Bild Fein bist du, Sicht! Werke aus den Jahren 1995 – 2018 Gebrüder Schrammel Gedichte, Briefauszüge, Kunst, Biographie 1 000 Einsichten Märsche 29/29 cm, 192 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 28 ¤ 17/24 cm, 360 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 24 ¤ 17/20 cm, 312 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 34 ¤ ISBN 978-3-99028-853-5, deutsch, englisch ISBN 978-3-99028-898-6 ISBN 978-3-99028-912-9 21/30 cm, 400 Seiten, Hardcover, 38 ¤ ISBN 978-3-99028-930-3; Summary in Englisch von Mit Beiträgen von | With contributions by: Angelica Bäu- Das vorliegende Buch widmet sich der österreichischen Douglas Montjoue Künstlerin Margret Bilger und eröffnet mit seiner inhalt- „1000“ Einsichten präsentiert die Münchner Künstlerin mer, Berthold Ecker, Karl A. Irsigler, Hartwig Knack & Michaela Nagl. lichen Schwerpunktsetzung einen neuen Blick auf ihr Reinhild Gerum in dieser Publikation, entstanden aus Den Anstoß für das vorliegende editorische Unternehmen übermalten Ansichtskarten von Meisterwerken, Madon- umfassendes Gesamtwerk. Denn obwohl das Œuvre der gab 1965 die Begegnung mit dem Wiener Symphoniker nen, Monumenten, Räumen, Städten und Landschaften. Raum, Figur, plastisches Gestalten und perspektivische 1904 geborenen und 1971 verstorbenen Künstlerin sowohl Lois (Alois) Böck (1911 – 1989). Dessen Suche nach den „1000“ ist auch nach biblischer Zählung eine Überfülle. Erfassung, wie sie seit der Frührenaissance entwickelt und zu Lebzeiten als auch posthum facettenreich beleuchtet Handschriften der Brüder Johann und Josef Schrammel 15 Jahre lang dauerte dieses Projekt mit einem aussterben- in der abendländischen Kultur gebräuchlich wurden, sind wurde, waren die nunmehr publizierten Gedichte bislang führte zu bisher unbeachtet gebliebenen Quellen und zur in seiner Kunst einem neuen Diskurs unterworfen. Fläche, ein weitgehend unbekannter Schaffensbereich Bilgers den Medium – der Ansichtskarte –, das nun vollendet ist. Erstellung eines Verzeichnisses ihrer Kompositionen . formale Reduktion und ein sehr vitales Kolorit stehen im gewesen. So hatte die Künstlerin auch nie eine Öffentlich- Wie auf einem roten Faden reihen sich diese aus künstle- Vordergrund der Bildwirkung. keit für diesen Corpus an knapp 450 Gedichten aus einem rischen Kartenbearbeitungen entstandenen neuen Kunst- Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Wissen über das kom- Das malerische Werk behauptet sich gleichberechtigt Zeitraum von knapp fünf Jahrzehnten gesucht. Vielmehr Miniaturen durch die Galerieräume auf. Sie machen nicht positorische Werk der Brüder Schrammel geprägt von den neben der Zeichnung und dem großen Bereich des plasti- wirken die Texte wie intime Zeugnisse eines Selbstge- nur die Verdichtungen und Transformationen der Vorla- Klavierausgaben deutscher und österreichischer Musikver- schen Gestaltens, der selbst wieder in verschiedene Grup- lage, von gedruckten Ausgaben für „Schrammelquartett“ wahrseins, das die Künstlerin nur behutsam und gegen- gen sichtbar, sondern es erscheinen mitunter auch völlig pierungen gegliedert ist, die materialbedingt vorgegeben und von den zahlreichen handschriftlichen Quartett- über einzelnen ausgewählten Menschen – etwa in Form neue Formationen, zuweilen auch Gesichter und Tiere. sein mögen, aber auch in ihrer Intention variieren. Von der Noten meist anonymer Schreiber. Erst durch das seit 1964 von Briefen – vertrauensvoll offenbarte. Es ist ein beson- „Fein bist du, Sicht!“ wird zum Ausruf vor einer schier Kleinplastik bis zur Monumentalskulptur und Installation erwachende Interesse an den Handschriften der Brüder deres Verdienst dieses Buches, die Lyrik Bilgers als Ergeb- unendlichen Zahl an bearbeiteten Ansichtskarten, die alle- im öffentlichen Raum, von figurativer Abstraktion bis hin Schrammel, verbunden mit der Suche nach bisher nicht nis jahrelanger Recherchen im Nachlass sowie in Archiven samt kleine Kunstwerke – Einsichten und Feinsichten – zu rein figürlichen Darstellungen ist das gesamte Spektrum beachteten Kompositionen und der klanglichen Wieder- und Museen in Bezug auf die unterschiedlichen Quellen sind. der bildhauerischen Möglichkeiten erfasst. Ein ähnlicher herstellung des originalen Satzbildes, beginnt die wissen- vorlegen und dabei auch die speziellen Kontexte der Als Installationskünstlerin ist Reinhild Gerum eigentlich Befund gilt auch für die Zeichnung und die Malerei, wie schaftliche Beschäftigung. Die Darstellung jeder einzelnen Gedichte sichtbar machen zu können. Ebenso gelungen für das schonungslose Aufzeigen der conditio humaine überhaupt sämtliche Medien inklusive der Fotografie und Komposition erfolgt als individuelles Werk vor dem Hin- erscheint in der Publikation die Zusammenführung des bekannt. Sie thematisiert vor allem die menschlichen skripturaler Aspekte genutzt und partiell miteinander ver- tergrund historischer Persönlichkeiten und Ereignisse, lyrischen Schaffens mit der erstmaligen Vorstellung des Abgründe in Gewalt und Sexualität. Gerum arbeitet seit schränkt werden. welche das geistige und materielle Umfeld der Brüder Werks in seiner gesamten Bandbreite von Holzrissen und Jahrzehnten zwei Tage die Woche auch als Kunsttherapeu- Schrammel bilden. Biographische, kulturelle, soziale und -schnitten, Aquarellen, Zeichnungen, Malereien, Webar- tin in der Psychiatrie bzw. in einer Haftanstalt und ist mit wirtschaftliche Dokumente und Berichte ergänzen jede beiten und Hinterglasbildern und Glasfenstern. In Verbin- allen nur erdenklichen Abgründen der menschlichen Exis- (Berthold Ecker) einzelne Komposition, und sind gleichsam Maßstab ihrer dung mit einer ausführlichen Biografie und ausgesuchten tenz vertraut. Es ist durchaus hilfreich, dieses Vorwissen Bedeutung im Musikleben der Wiener Gesellschaft. Texten über die Künstlerin entstand eine Monografie, die mitzunehmen, wenn man sich den 1 000 übermalten Kar- einen weiteren wichtigen Beitrag in der Bilger-Forschung ten nähern möchte. Umso poetischer, zarter sind diese Die inhaltlichen und dokumentarischen Voraussetzungen Übermalungen. Sie geben eine neue Sicht auf Ansichten leisten kann. … für die Erstellung der vorliegenden Publikation liegen in von Kunst, Landschaften, Monumenten und architektoni- den ersten Forschungsschritten von Lois Böck und seines schen Räumen. Feine Einsichten von Ansichten, die mit Symphoniker-Kollegen und Freundes Anton Pürkner Ölkreiden verdeckt, mit Leerstellen konzentriert oder (1909 – 1991). Die Ergebnisse ihrer Spurensuche zum ori- wieder ausgekratzt wurden. ginalen Instrumentalsatz der Brüder Schrammel – um „Ich wusste, als ich damit angefangen habe, dass die deren Werke im authentischen Klangstil aufführen zu kön- Ansichtskarte aussterben wird.“ Das war vor 15 Jahren, als nen – bilden den Fundus der vorliegenden Dokumenta- die digitale Revolution längst alle zu erfassen begann, tion. Was durch das Verlagswesen als „Schrammelquar- Facebook oder Twitter jedoch noch nicht existierten, von tett“ angeboten wird, bestehend aus zwei Violinen, Snapchat ganz zu schweigen. „Jetzt bin ich froh, dass ich Harmonika und Kontragitarre, ist nicht die Instrumental- besetzung der von den Zeitgenossen bejubelten „Schram- damit fertig bin. Unsere Kommunikationskultur ist in nur meln“. Ihren Ruhm haben sie sich von 1884 bis 1891 mit zwei Jahrzehnten vollkommen anders geworden. Wir schi- zwei Violinen, cken keine Karten mehr. Wir sind in einer Kommunikati- G-Klarinette und Kontragitarre erspielt. Da die Original- onskultur des Sich-selbst-Zeigens. Das Selfie hat die Karte sätze der Brüder Schrammel nie gedruckt wurden, war die abgelöst. Das Selfie braucht nur mehr die Kulisse des Hin- Suche nach den Autographen eine notwendige musikhisto- tergrunds, aber am Ende ist alles auswechselbar. Die Glo balisierung und die digitale Kommunikationskultur hat rische Aufgabe. uns die Aura dieser Ansichtskarten genommen.“ 14 k u n s t | w i s s e n s c h a f t | m u s i k | r e g i o n a l i a F rühjahr 2 0 2 0 Verlag Bibliothek der Provinz Verlag Bibliothek der Provinz k u n s t | w i s s e n s c h a f t | m u s i k | r e g i o n a l i a F rühjahr 2 0 2 0 1 5
Goldgruber Michael Heilingsetzer Semirah (Hg.) Höpfner Michael Klinkan Alfred Traum.Land Drago Julius Prelog Durchwanderte Kreisläufe Wasnichtsoallesrauskommt Essays Eine gemalte Biographie Wandered Cycles | Vagava Attraverso i Circuiti Bilder und Texte 15/21 cm, 136 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 22 ¤ 21/26 cm, 136 Seiten, vierfärbig., Hardcover, 22 ¤ 17/21 cm, 160 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 30 ¤ 24/29 cm, 312 Seiten, vierfärbig, Hardcover, 38 ¤ ISBN 978-3-99028-914-3 ISBN 978-3-99028-895-5, deutsch, englisch, italienisch ISBN978-3-99028-892-4 ISBN 978-3-99028-901-3, deutsche Ausgabe ISBN 978-3-99028-903-7, englische Ausgabe Mit Beiträgen von Bodo Hell, Christian Bauer, Michael Mit Beiträgen von Christian Bauer, Günther Oberhollen- Mit Beiträgen von Ulrich Becker, Fred Bervoets, Ernest Mit Beiträgen von Semirah Heilingsetzer, Wolfgang Hilger, zer (Hg.), Lorenzo Giusti, Michael Höpfner Van Buynder, Jan Cox, Wolfgang Drechsler, Alfred Klin- Goldgruber, Kurt Kotrschal, Günther Oberhollenzer … Martin Hochleitner & Drago J. Prelog. kan, Peter Peer, Drago Prelog, Adriaan Raemdonck, „ICH BILDE NICHT AB – ICH SETZE ZEICHEN“ Der gebürtige Niederösterreicher Michael Höpfner wan- Die Foto-und Filmarbeiten von Michael Goldgruber Roman Scheidl, Wolfgang Schlag, Paul De Vree & Turi Das Verhältnis Bildgeschehen zu Bildrand, rituelle Ele- dert seit zwanzig Jahren durch entlegene Regionen der umkreisen den Menschen und seinen Blick auf die Natur, Werkner, hg. von Günther Holler-Schuster mente und eine ausgeprägt piktographische Bildauffas- Welt wie etwa die Hochebenen in Tibet, die Flussläufe in seinen Gang in die Landschaft. Als Wanderer und Bergstei- Vor etwa 25 Jahren starb Alfred Klinkan, 2020 wäre er 70 sung bestimmen das Werk. In den frühen Arbeiten (1959) Albanien oder durch Täler in den Alpen. Er durchschreitet ger, als Forscher und Künstler untersucht Goldgruber, wie Jahre alt geworden. Er war ein künstlerischer Einzelgän- strebten Linienknäuel, sich auflösend, programmatisch die Landschaften in wochenlangen Märschen zu Fuß und sich der Mensch einen Kulturraum schafft. In der Publika- vom Zentrum zum Bildrand (ZENTRALFORMATIO- ger, gleichzeitig aber ein Vorreiter der „Neuen Malerei“ in hält sie fotografisch, in Zeichnungen und Tagebuchnoti- Österreich, die er in der Folge wesentlich mittrug. In den tion setzt sich der Künstler vor allem mit der niederöster- NEN). In den danach folgenden SKRIPTURALEN Arbei- zen fest. Seine Wanderungen versteht Höpfner als Suche frühen 1970er-Jahren studierte er in Wien an der Akade- reichischen Natur-und Kulturlandschaft auseinander. ten breitete sich das Bildgeschehen über die gesamte Flä- nach der menschlichen Beziehung zur Natur, in den Arbei- Dafür entstanden auch zahlreiche neue Arbeiten. che aus, etwaige Kompositionsschwerpunkte wurden mie der bildenden Künste bei Mikl und Hollegha und ten erzählt er von Stille, Wortlosigkeit und Einsamkeit, So faszinieren Goldgruber die „Restmodule“ sogenannter durch Struktur und Rhythmik ersetzt. setzte damit auf Malerei, was in Zeiten der Performance-, von existenziellen Erfahrungen, physisch wie mental, von Wildnis, wie sie es in Niederösterreich noch gibt – wie etwa In den UMLAUFBILDERN, begonnen in den Siebzigerjah- Konzept- und beginnenden Medienkunst bereits anachro- einfachen Größenordnungen wie Zeit und Raum, Leere das Gebiet Dürrenstein –, insbesondere aber auch die ren des vorigen Jahrhunderts, konzentriert sich das nistisch anmutete. und Distanz. Übergangsgebiete von der Wildnis zur Kulturlandschaft. Geschehen den Bildrand entlang. In den HAUT- und RIN- Die nahezu psychedelischen Farbexplosionen der 1980er- Diese möchte Goldgruber jenseits eines touristischen Bli- DENBILDERN ragen die Farbkrusten dem Betrachter ent- „Gehen, wie es ich betreibe, ist immer auch eine künstle- Jahre waren in den 1970er-Jahren zwar schon latent vor- ckes erkunden. Am Beispiel der Gebirgszüge Rax, Ötscher gegen. Dazwischen liegende Werkabschnitte wie etwa die rische Handlung, die sich auflehnt, protestiert, das Erfah- handen, aber Klinkan war damals eher mit Experimenten und den Yppsitzer Alpen umkreist er das Spannungsfeld BERG-, „STEFFL“- und PROFILBILDER sind keineswegs rene neu einschreiben möchte … auch gegen zeitgenös beschäftigt, die sowohl malerische als auch konzeptuelle als konventionelle Abbilder, sondern als Piktogramme zu sische ideologische und gesellschaftliche Ansichten“, Überlegungen bündelten. Der provokante Unterton seiner rund um klischeehaft transportierte Begriffe wie Ursprüng- verstehen. Die langjährige, durch Lehrtätigkeit bedingte betont Höpfner. „Gehen ist für mich auch ein Ausweichen frühen Arbeiten, der in verblüffendem Kontrast zur lichkeit, Urtümlichkeit und Urlandschaft mit (panoroma- Auseinandersetzung mit der Materie Schrift führte aus bestehenden Mustern. Ich wollte als Künstler nicht ins scheinbaren Naivität seiner Bildsprache steht, erklärt sich tischen) fotografischen und filmischen Arbeiten. Was ist schließlich zur Entwicklung des „PERSÖNLICHEN Atelier gehen, sondern hinaus auf der Suche nach dem aus dem Eindruck der Dynamiken rund um das Protest- eine Wildnis? Wie sieht diese aus? Ist sie nicht nur ein ALPHABETS“ als Bildthema. verlorenen Verhältnis zur Natur. Diese Entfremdung war jahr 1968. Konstrukt von uns Menschen? In diesem Kontext interes- siert ihn auch der Wolf als Modell des wilden Tieres, der in und ist immer ein Antrieb für mich.“ Ein kindlicher Witz, der bisweilen ins Obszöne kippte, „SCHRIFT IST MEIN THEMA; MEINE OBSESSION. ICH durchzieht sein Werk von Beginn an. Erinnerungen an die unseren Breiten wieder heimisch wird. KREISE IMMER WIEDER UM DIESES SUJET, WANDLE Märchenwelt der Kindheit und die Beschäftigung mit Der Blick des Künstlers ist nicht der des Umweltaktivisten ES AB UND FINDE NEUE FORMEN. DAS BILD HAT UNS Fabeln und Mythen unterstreichen die Vielfalt des oder Gesellschaftskritikers, der Umweltsünden, Mediali- DIE SCHRIFT GESCHENKT – ICH GEBE SIE DEM BILD Klinkan’schen Kosmos. sierung oder wirtschaftliche Nutzung von Natur mit erho- ZURÜCK.“ benem Zeigefinger anprangert. Es ist aber auch nicht der kritiklose, naive Blick eines unbedarften Wanderers, son- dern vielmehr der geschärfte Blick eines leidenschaftlichen Naturmenschen und Beobachters. Goldgruber möchte uns sensibilisieren, darüber nachzudenken, wie stark die all- tägliche Wahrnehmung durch den menschlichen Blick konditioniert ist, wie nachhaltig Naturräume eine kultu- relle Prägung erfahren, wie vielfältig landschaftliche Kul- turräume heute sein können. 16 k u n s t | w i s s e n s c h a f t | m u s i k | r e g i o n a l i a F rühjahr 2 0 2 0 Verlag Bibliothek der Provinz Verlag Bibliothek der Provinz k u n s t | w i s s e n s c h a f t | m u s i k | r e g i o n a l i a F rühjahr 2 0 2 0 1 7
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