Neues Herz - was nun? Informationsbroschüre für die Zeit nach der Herztransplantation

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Neues Herz - was nun? Informationsbroschüre für die Zeit nach der Herztransplantation
UniversitätsKlinikum Heidelberg

Neues Herz - was nun?

Informationsbroschüre für die Zeit nach
der Herztransplantation
Medizinische Klinik, Innere Medizin III
Herztransplantation Südwest e.V.
Neues Herz - was nun? Informationsbroschüre für die Zeit nach der Herztransplantation
Neues Herz - was nun? Informationsbroschüre für die Zeit nach der Herztransplantation
Prof. Dr. med.                     Prof. Dr. med.
                   H. A. Katus                        T. J. Dengler

Sehr geehrte Patientin,
sehr geehrter Patient!

Nachdem der große operative Eingriff    der am Ende dieser Broschüre angege-
der Herztransplantation überstan-       benen Telefonnummern anzurufen.
den ist, werden Sie jetzt noch wenige
Wochen stationär im Krankenhaus         Generell gilt: Es gibt keine dummen
sein. Unter anderem auch, um sich       oder peinlichen Fragen! Wann immer
an die neue Situation, die neuen        Sie in irgendeiner Form unsicher sind,
Medikamente und die erforderlichen      rufen Sie lieber einmal zu oft als ein-
Untersuchungen der Nachbetreuung        mal zu wenig in der Klinik an.
zu gewöhnen. Unmittelbar danach
ist eine Rehabilitationsmaßnahme
vorgesehen. In dieser Zeit sollen Sie
sich weiter festigen und lernen, mit
dem neuen Organ zu leben und die        H. A. Katus           T. J. Dengler
Wirkungsweise der Medikamente
einzuschätzen. Danach erfolgt zu
Hause eine Zeit der Regeneration
und Wiedereingliederung in Ihre ge-
wohnte Umgebung, wobei bestimmte
Verhaltensregeln, insbesondere zur
Vermeidung von Infektionen, zu be-
achten sind. Nachfolgend möchten wir
Ihnen und auch Ihrem behandelnden
Hausarzt einige Informationen über
die weitere stationäre und ambulante
Betreuung sowie Empfehlungen zur
Lebensführung zu Hause geben.
Außerdem können Sie in Grundzügen
Wissenswertes über die neuen Me-
dikamente und die Besonderheiten
von Immunsystem sowie Herz- und
Kreislauffunktion beim herztransplan-
tierten Patienten nachlesen.

Wenn Sie noch weitere Fragen haben,
wenden Sie sich bitte an die betreu-
enden Schwestern, Pfleger und Ärzte.
Auch wenn Sie zu Hause eine Frage
haben sollten, zögern Sie nicht, eine
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5 Herztransplantation

Inhaltsverzeichnis
Herztransplantation

Nach der Herztransplantation                                         Seite 6

Postoperativer stationärer Aufenthalt                                Seite 6

Einteilung der Abstoßungsreaktionen                                  Seite 9

Medikamentenübersicht                                               Seite 11

Physiotherapie                                                      Seite 12

Nach dem Klinikaufenthalt                                          Seite 14

Ambulante Nachbetreuung                                             Seite 14

Nachbetreuungsprogramme                                             Seite 18
(medizinisch, psychosomatisch, klinische Sozialarbeit)

Informationen                                                      Seite 24

Lebensführung                                                      Seite 24

Impfungen                                                          Seite 32

Endokarditisprophylaxe                                             Seite 34

Langzeitkomplikationen                                             Seite 36

Medikamente zur Immunsuppression                                   Seite 38

Selbsthilfeverein                                                  Seite 44

Auf einen Blick                                                    Seite 45

Allgemeines                                                        Seite 46
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   Nach der Herztransplantation
   Postoperativer stationärer Aufenthalt

   Verhaltensregeln und                      jedoch noch nicht verlassen werden.
   Hygienemaßnahmen                          Erhöhte Vorsicht ist geboten, wenn
   Nach der Transplantation bleiben          im Rahmen des stationären Aufent-
   Sie zunächst für einige Tage auf der      halts eine Abstoßungsreaktion des
   Intensivstation der Chirurgischen         Körpers gegen das transplantierte
   Universitätsklinik. Da Sie jetzt in ho-   Organ auftritt und Sie eine Behand-
   her Dosierung verschiedene Medika-        lung mit intravenösen Medikamen-
   mente erhalten, die eine Abstoßung        ten erhalten (selten!). Sie sollten
   des transplantierten Organs verhin-       während dieser Zeit die Station nur
   dern sollen, diese jedoch zugleich        in Ausnahmefällen verlassen und in
   die Gefahr einer Infektion erhöhen,       Ihrem Zimmer an den Herzmonitor
   werden hier neben strenger Überwa-        angeschlossen sein.
   chung der Herz-Kreislauf-Funktion
   spezielle Maßnahmen getroffen, um         Laboruntersuchungen
   das Infektionsrisiko zu minimieren.       Am Morgen wird meist täglich für
   Zu den Mahlzeiten bekommen Sie            Laboruntersuchungen Blut entnom-
   „sterile Kost”. Nach der Verlegung in     men. Dazu müssen Sie normalerwei-
   die Medizinische Klinik oder auf          se nicht nüchtern bleiben. Jedoch
   eine andere Station werden diese          müssen Blutentnahmen zur Bestim-
   strikten Vorsichtsmaßnahmen               mung der Medikamentenspiegel der
   bereits ein wenig gelockert. Die          die Immunabwehr unterdrückenden
   Schwestern, Ärzte sowie Besuch,           Medikamente („Immunsuppressiva”),
   den Sie – bitte in Maßen – nun auch       wie z.B. Sandimmun® (Ciclosporin),
   empfangen können, tragen keinen           Prograf ®/Advagraf ® (Tacrolimus),
   Mundschutz und sterilen Kittel.           Cellcept® (Mycophenolatmofetil),
   Besuch von erkrankten Personen,           Rapamune® (Sirolimus) oder Certi-
   z.B. mit Schnupfen, Grippe etc. oder      can® (Everolimus) erfolgen, bevor
   Mitpatienten mit ansteckenden             Sie das jeweilige Medikament ein-
   Krankheiten, sollte allerdings nicht      genommen haben („Talspiegel”).
   erfolgen. Ebenfalls bitten wir Sie,       Für die genaue Bestimmung des
   andere Krankenzimmer möglichst nicht      Talspiegels sollte die letzte Einnah-
   zu besuchen.                              me des Medikaments am Vorabend
   Je nach Gesundheitszustand kön-           möglichst genau 12 Stunden zuvor
   nen Sie auch Ihr Zimmer verlassen;        erfolgt sein. (Ausnahme:Advagraf ®
   in den ersten vier Wochen jedoch          und Rapamune®) Die Einnahme der
   am besten mit Mundschutz. Auch            Immunsuppressiva sollte abends
   ein Aufenthalt außerhalb des Ge-          nach Anweisung erfolgen, da sich Än-
   bäudes ist dann nach einiger Zeit         derungen in der Dosierung ergeben
   möglich; das Klinikgelände sollte         können. Wichtig ist auch, dass Sie
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7 Herztransplantation

sich bereits während der stationären       • Immunsuppressiva-Spiegel (vor
Betreuung an eine Trinkmenge von ca.           morgendlicher Medikamenten-
3 Litern täglich gewöhnen, um die mög-         einnahme)
lichen Nebenwirkungen Ihrer Medika-        montags, mittwochs und freitags bzw.
mente auf die Nieren zu minimieren.        bei Bedarf kleine Routine
                                           - Elektrolyte, Harnstoff, Kreatinin
Der routinemäßige Stationsablauf           - GOT, GPT, CK, LDH, γ-GT, AP, CHE
• tägliche Gewichtskontrolle               - Amylase, Bilirubin
• eventuell Dokumentation der Flüs-        1 x wöchentlich CMV-Nachweis (pp65-
  sigkeitszufuhr sowie Ausfuhr (Urin)      Antigennachweis)
• 3 x täglich Kontrolle von Herzfre-       1 x Mini-AUC (über die Herztransplan-
  quenz und Blutdruck                      tationsambulanz)
• 3 x täglich Temperatur                   bei Bedarf mikrobiologische Untersu-
  - falls T > 37° C rektale Messung        chungen
  - falls T > 38° C Blutentnahme zur In-   - Rachen- und Nasenabstrich
  fektionsdiagnostik (u.a. Blutkultur)     - Sputum-, Stuhl- und Urinkultur
• anfangs Monitorüberwachung               - Pilzserologie (Candida- und
• täglich EKG, später nach Anordnung         Aspergillus-Titer, Candida-Antigen)
• täglich Physiotherapie                   - Virusserologie (HSV-, VZV-, CMV-
• ggf. Röntgen Thorax, EKG und Echo-         und EBV-Titer)
  kardiogramm am Tag der Biopsie
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Abstoßungsdiagnostik/
Herzmuskelbiopsie
Während des stationären Aufenthalts            Am Morgen der Biopsie sollten Sie
werden wöchentlich Myokardbiopsien             0,5 - 1,0 Liter Wasser (keine Säfte, Tee
(Herzgewebeproben) im Herzkatheter-            oder Kaffee) zu sich nehmen, da so
labor (im UG der Medizinischen Klinik)         eine bessere Füllung der Venen er-
entnommen, wie Sie es schon aus                reicht wird und die Untersuchung da-
der Chirurgischen Klinik kennen. Sie           durch erleichtert ist. Im Herzkatheter-
sind unerlässlich, um eine mögliche            labor wird unter Röntgenkontrolle über
Abwehrreaktion des Körpers gegen               eine Halsvene ein Katheter gelegt. Mit
das neue Organ (so genannte „Absto-            einer Biopsiezange werden kleine,
ßung“) früh erkennen und behandeln             etwa stecknadelkopfgroße Gewebe-
zu können. Eine Abstoßung ist ein              stückchen aus der rechten Herzkam-
Vorgang, der nicht immer mit einem             mer entnommen und feingeweblich
Krankheitsgefühl verbunden sein                vom Pathologen unter dem Mikroskop
muss, also eventuell von Ihnen nicht           auf Zeichen einer Abstoßung unter-
zu spüren ist.                                 sucht. Das Ergebnis liegt entweder
                                               noch am gleichen oder am nächsten
                                               Tag vor.

Diese Abbildung zeigt zwei Biopsate im Größenvergleich mit einem Streichholzkopf.
Neues Herz - was nun? Informationsbroschüre für die Zeit nach der Herztransplantation
9 Herztransplantation

Nach der Herztransplantation
Einteilung der Abstoßungs-
reaktionen

Die Abstoßungsreaktion wird in 4
Schweregrade eingeteilt, wobei Grad
0 R keine Abstoßung und Grad 1 R eine
milde Abstoßung bedeuten, die beide
keiner Therapie bedürfen. Grad 2 R
entspricht einer moderaten Abstoßung
und Grad 3 R einer schweren Absto-
ßung. Diese erfordern vorübergehend
eine Behandlung, so dass sie mit
Medikamenten (meistens mit einer
Cortisonstoßtherapie) innerhalb von
1 bis 2 Wochen ausheilt. Zur Überprü-
fung des Behandlungserfolgs muss
eine erneute Kontrollbiopsie 2 bis 3
Wochen nach Beendigung der Corti-
sontherapie durchgeführt werden.

Die Abbildungen auf Seite 10 zeigen
eine feingewebliche Aufarbeitung
(Histologie) typischer Biopsate mit
milder (oben) und schwerer (unten)
Abstoßung. Die kleinen „dunklen“
Zellen um das Muskelgewebe sind
eImmunzellen (Abwehrzellen), die Zei-
chen einer Abstoßungsreaktion sind.

 Grad                Bedeutung            Therapie

 0R                  Keine Abstoßung      nein

 1R                  Milde Abstoßung      nein

 2R                  Moderate Abstoßung   ja

 3R                  Schwere Abstoßung    ja
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10 UniversitätsKlinikum Heidelberg

              Milde Abstoßung (Grad 1R – 20-fache Vergrößerung)

              Schwere Abstoßung (Grad 3R – 5-fache Vergrößerung)
11 Herztransplantation

Nach der Herztransplantation
Medikamentenübersicht

Für Ihre Medikamenteneinnahme erhalten Sie anfangs einen individuellen Plan,
auf dem alle Ihre Medikamente sowie der Zeitpunkt der Einnahme aufgeführt
sind. Sie sollten während der Zeit auf der Station lernen, sich diese Medika-
mente zum richtigen Zeitpunkt in der angegebenen Dosierung selbst zu richten.
Anfänglich helfen Ihnen die Schwestern oder Ärzte auch gerne dabei. Wir emp-
fehlen Ihnen, die Beipackzettel der wichtigen Medikamente (Sandimmun®, Pro-
graf®, Cellcept®, Rapamune®, Imurek®, Decortin® H, Valcyte®, Certican®) einmal
in Ruhe zu studieren, um die möglichen Nebenwirkungen ein wenig einschätzen
zu können. Bei Fragen stehen Ihnen die Ärzte, Schwestern und Pfleger der Sta-
tion sowie die Transplantationsambulanz selbstverständlich gerne zur Verfü-
gung.

Immunsuppressiva                        Typische zusätzliche Medikamente
Medikamentöse Therapie zur Vor-
beugung von Abstoßungsreaktionen        • Delix® (Blutdrucksenkung)
                                        • Pravasin® (Cholesterinsenkung,
•   Sandimmun®                            auch wenn die Werte vor der Trans-
•   Prograf®/Advagraf®                    plantation normal waren)
•   CellCept®, Myfortic®                • Ideos® (Vitamin D und Calcium zum
•   Decortin®                             Erhalt der Knochenmasse)
•   Rapamune ®                          • Ampho-Moronal® und Hexoral®
•   Certican®                             (Pilz-Prophylaxe) nur für 6 Monate
                                        • Valcyte ® (Zytomegalie-Virus-
Detaillierte Angaben finden Sie im        prophylaxe) nur für 6 Monate
Abschnitt Medikamente ab Seite 38.      • Kepinol® -Forte (Cotrimoxazol)
                                          (Toxoplasmoseprophylaxe) nur für
                                          6 Monate
                                        • Bakterielle Endokarditis-Prophylaxe
                                          (siehe Seite 34/35)

                                        Darüber hinaus können im Einzelfall
                                        noch weitere Medikamente erforder-
                                        lich sein, um Langzeitkomplikationen
                                        zu vermeiden.
12 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Nach der Herztransplantation
Physiotherapie

Bewegung stellt einen wesentlichen         tungsschulung vermittelt.
Aspekt nach, aber auch schon vor der       Sobald die Operation beendet ist, wird
Herztransplantation dar. Sie selbst        die physiotherapeutische Behandlung
können hierdurch den Erfolg der Ope-       auf der Intensivstation in der Chirur-
ration positiv beeinflussen, da sich       gischen Klinik fortgeführt. Wenn mög-
viele Körperfunktionen durch Bewe-         lich, werden Sie bereits am ersten Tag
gung verbessern. Im Rahmen einer           nach der Operation mit Hilfe wieder
schweren Herzerkrankung kommt es           auf die Beine gebracht. Nach der Ver-
zu einer Abnahme der körperlichen          legung in die Medizinische Klinik wird
Aktivität, da jede Anstrengung durch       das Aufbautraining fortgeführt. Mit
schwere Atemnot begrenzt wird, so          dem neuen Herz sind prinzipiell sofort
dass sowohl Leistungsfähigkeit als         stärkere Belastungen möglich, wie ein
auch Muskulatur abnehmen. Die kör-         Gehtraining in der Ebene und auf der
perliche Fitness ist aber entscheidend     Treppe sowie mit dem Fahrradergome-
für die rasche Genesung nach der           ter. Weiterhin erfolgen Übungen zur
Operation. Dieser Widerspruch und          Muskelkräftigung und -dehnung mit
Teufelskreislauf kann durch Sie mit        Kleinhanteln und Theraband, um Sie
Hilfe eines kontrollierten Trainings       auf die häuslichen Anforderungen vor-
durchbrochen werden. Langfristig wer-      zubereiten. Sofern nach der Operation
den nach der Transplantation durch         noch Wassereinlagerungen im Körper
regelmäßiges körperliches Training die     vorhanden sein sollten, werden diese
negativen Einflüsse der Medikamente        unterstützend mit einer manuellen
sowie Blutdruck, Cholesterin, Blutzu-      Lymphdrainage ausgeschwemmt.
cker und Psyche günstig beeinflusst.       Schließlich lernen Sie, anhand Ihrer
Bereits in der Vorbereitungsphase der      Atemfrequenz und Ihrem subjektiven
Herztransplantation werden Sie bis         Belastungsempfinden, Anstrengungen
zur Operation im Krankenhaus von un-       richtig einzuschätzen und Warnhin-
seren PhysiotherapeutInnen der Abtei-      weise einer Überlastung des Körpers
lung für Sportmedizin betreut. Es wird     zu erkennen. Dieses ist besonders
mit Ihnen in Abhängigkeit von Ihrer        wichtig, da das neue Herz „dener-
aktuellen Belastbarkeit ein individu-      viert“ ist, d.h. die Herzfrequenzregu-
elles Übungsprogramm durchgeführt,         lation über die durchtrennten Herz-
welches einerseits die Muskulatur          nerven aufgehoben ist und es erst zu
kräftigt, z.B. mit Theraband, Hanteln      einem verzögerten Anstieg von Herz-
oder Bettfahrrad, andererseits die         frequenz und Blutdruck nach Freiset-
Atmung durch spezielle Übungen oder        zung von Stresshormonen aus der
Geräte, wie z.B. dem Triflo, verbessert.   Nebenniere kommt. Mit den erlernten
Auch werden Übungen zur Entspan-           Übungen können Sie in Zukunft ein
nung, Körperwahrnehmung und Hal-           regelmäßiges körperliches Ausdauer-
13 Herztransplantation

und Krafttraining selbständig weiter-     Bei aller Energie, die mit dem neuen
führen. Am Anfang werden Sie hierbei      Herzen in Ihnen sprudeln wird, denken
rasch Fortschritte verspüren, später      Sie aber bitte auch daran, dass die
eher langsamer. Lassen Sie sich hier-     Einhaltung von Ruhephasen ebenso
durch nicht entmutigen! Sie steigern      wichtig ist und Sie sich ausreichend
langfristig Ihre Leistungsfähigkeit und   Zeit zum Ausruhen und Regenerieren
Belastbarkeit und erzielen einen posi-    nehmen sollten. Für eine verdiente
tiven Effekt auf Ihr Wohlbefinden und     Pause ist zuvor allerdings eine Belas-
Ihre Lebensqualität. Das Training kön-    tung erforderlich!
nen Sie auch wohnortnah in einer der
zahlreichen Herzsportgruppen durch-
führen. Bei der Kontaktaufnahme sind
wir Ihnen gerne behilflich.
14 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Nach dem Klinikaufenthalt
Ambulante Nachbetreuung

Ungefähr vier Wochen nach der Ope-        Werte” zur Verfügung, um die gemes-
ration beginnt üblicherweise eine         senen Werte einzutragen.
Rehabilitationsmaßnahme. Die Re-
habilitation soll dazu dienen, dass       Ambulanzbesuche
sich Ihr Gesundheitszustand weiter        Auch nach der Entlassung aus der sta-
stabilisiert (Herz-Kreislauf-Training     tionären Behandlung und nach Ende
zum körperlichen Aufbau). Die Me-         der Rehabilitation werden regelmäßig
dizinische Klinik kooperiert mit der      Biopsien durchgeführt (meist mitt-
Gotthard-Schettler-Klinik (Bad Schön-     wochs oder donnerstags nach Termin-
born) sowie der Rehabilitationskli-       absprache). Die Abstände werden im
nik Heidelberg-Königstuhl. Während        Laufe der Zeit nach der Transplanta-
des Aufenthalts ist das Tragen eines      tion und je nach Ergebnis der bishe-
Mundschutzes nicht mehr erforder-         rigen Biopsien jedoch immer länger.
lich; auch werden während dieser Zeit     Der Termin für die erste ambulante
keine Biopsien durchgeführt.              Biopsie wird Ihnen bei der Entlassung
                                          mitgeteilt. Bitte finden Sie sich am
Vorbereitungen zur Entlassung             vereinbarten Tag gegen 8 Uhr vor dem
Von Ihren Angehörigen sollte wenige       Herzkatheterlabor im Untergeschoss
Tage vor Ihrer Rückkehr ein gründlicher   ein. Wir empfehlen auch hier, vorher
Hausputz durchgeführt werden; spezi-      bereits 0,5 – 1 Liter Wasser (keine
elle Maßnahmen, Umbauten o. ä. sind       Säfte, Kaffee etc.) zu trinken, damit
nicht erforderlich, es genügt die nor-    die Venen gut gefüllt sind. Ihre Medi-
male Hygiene zu Hause (Staubsaugen,       kamente - mit Ausnahme der nachfol-
Bettbezüge wechseln etc.)                 gend aufgeführten - können Sie am
Allerdings sollten Schnittblumen und      Morgen bereits einnehmen; wie oben
Topfpflanzen aus dem direkten Wohn-       bereits erwähnt, am besten mit reich-
bereich (Pflanzen in Hydrokultur sind     lich Flüssigkeit (Wasser).
möglich) entfernt werden.
Zur regelmäßigen Kontrolle von Blut-
druck und Puls muss ein Blutdruck-        Diese Medikamente bei Ihrem ambu-
messgerät (am besten digital) zuhau-      lanten Besuch bitte nicht vorher ein-
se vorhanden sein. Es sollte schon vor    nehmen, sondern erst nach der Blut-
der Entlassung durch Ihren Hausarzt       entnahme:
verordnet werden und wird üblicher-
weise von der Krankenkasse bezahlt.       •   Sandimmun®
Sie sollten damit morgens, mittags        •   Prograf ®/Advagraf ®
und abends Puls und Blutdruck mes-        •   CellCept®/Myfortic®
sen und dokumentieren. Wir stellen        •   Certican®
ihnen gerne kostenlos ein Heft “Meine     •   Rapamune®
15 Herztransplantation

Bringen Sie diese Medikamente je-         auch die Dosis des Kortisonpräparats
doch bitte mit und nehmen Sie diese       (Decortin®, Urbason®) über einen
nach der Biopsie ein. Ein Frühstück be-   bestimmten Zeitraum erhöht und an-
kommen Sie im 1. Obergeschoss in der      schließend bis zu einer vereinbarten
Cafeteria der Klinik.                     Erhaltungsdosis wieder reduziert. Sie
                                          erhalten jedes Mal einen ärztlichen
Vor dem Frühstück bringen Sie, falls      Kurzbrief für sich und Ihren Hausarzt
sie dazu aufgefordert werden, die         mit den Laborwerten sowie der ge-
während der Biopsie entnommenen           nauen Angabe Ihrer Medikation.
Blutproben ins Labor.                     Die Abstoßungsbehandlung für höher-
                                          gradige Abstoßungen besteht dann
Sie können dann zur Echokardiogra-        in der stationären Aufnahme und der
phie/Ultraschall, zum EKG und ggf.        täglichen intravenösen Injektion von
zum Röntgen gehen. Diese Untersu-         1000 mg Urbason® für drei Tage.
chungen finden alle in unmittelbarer      Gegebenenfalls finden, vor allem
Nähe der Transplantationsambulanz         kurz nach der Transplantation, son-
statt. Mit den erhaltenen Befunden        stige Kontrolluntersuchungen (Labor,
melden Sie sich dann in der Herztrans-    EKG, bei Bedarf auch andere Untersu-
plantationsambulanz. Ihre möglichen       chungen) statt. Dabei ist es nicht not-
Beschwerden, Laborwerte und alles         wendig, dass Sie nüchtern erscheinen.
Weitere werden dann mit den Ärzten        Wie schon während Ihres stationären
der Transplantationsambulanz bespro-      Aufenthalts dürfen Sie jedoch die
chen und eventuelle Änderungen der        morgendliche Dosis der verordne-
Therapie festgelegt.                      ten Immunsuppressiva erst nach der
                                          Blutentnahme (wegen der korrekten
Normalerweise können Sie nach der         Spiegelbestimmung) einnehmen. Die
Befundbesprechung sofort nach Hau-        übrigen Medikamente können Sie
se fahren. Sie werden am Abend oder       bereits zu Hause mit dem Frühstück
am nächsten Vormittag telefonisch         einnehmen.
über das Biopsieergebnis und eventu-
elle noch nötige Änderungen der The-      Allerdings werden wir auch häufig
rapie informiert.                         Ihren Hausarzt mit der Kontrolle der
                                          Laborwerte betrauen. Hierbei bitten
Sollte sich bei der histologischen        wir um die Übersendung einer Kopie
Untersuchung des Biopsats keine oder      der Befunde an die Herztransplan-
nur eine leichte Abstoßung zeigen,        tationsambulanz. Zur Kontrolle der
wird lediglich ein baldiger Termin zur    Blutspiegel ihrer Immunsuppressiva
Kontrollbiopsie vereinbart. Bei Vorlie-   empfehlen wir die Übersendung von
gen einer Abstoßung wird eventuell        entsprechenden Blutröhrchen (EDTA)
16 UniversitätsKlinikum Heidelberg

an die Ambulanz. Besprechen Sie            Auch sollten Sie die Herztransplan-
dies mit ihrem Hausarzt. Zusätzlich        tationsambulanz informieren, wenn
möchten wir Sie und Ihren behandeln-       sich Ihr Gewicht innerhalb kurzer Zeit
den Hausarzt bitten, Veränderungen         erhöht (z.B. 2 kg an einem Tag), wenn
der Medikamente nur in Absprache           Sie plötzlich Atemnot oder Ödeme
mit der Transplantations-Ambulanz          („Wassereinlagerungen“ in den Bei-
vorzunehmen, um bei der teilweise          nen) bekommen oder wenn Sie Sym-
großen Anzahl an Medikamenten un-          ptome einer Infektion oder andere
erwünschte Wechselwirkungen zu             ungewöhnliche Veränderungen be-
vermeiden. Wir bitten Sie, zu jedem Ih-    merken.
rer Besuche in der Ambulanz das Heft
mitzubringen, in dem Sie die zu Hause      Für Rückfragen der Sie dann behandeln-
gemessenen Werte von Körpergewicht         den Kollegen stehen wir jederzeit unter
(1 x täglich), Temperatur (2 x täglich),   den bekannten Telefonnummern zur
Blutdruck (3 x täglich) und Puls (3 x      Verfügung.
täglich) eintragen. Ein geeignetes Heft
zum Eintragen erhalten Sie kostenlos
von uns („Meine Werte“). Falls Ihre
Temperatur über 37,5° C ansteigt,
messen Sie bitte nach zwei Stunden
nochmals nach. Ist sie dann immer
noch erhöht, nehmen Sie bitte Verbin-
dung mit der Herztransplantations-
ambulanz auf. Bei Temperaturen über
38,5° C und eventuellen schwereren
Krankheitssymptomen dürfen Sie
keine Zeit verlieren, sondern müssen
sofort – am besten nach einem kurzen
Anruf – in die Klinik kommen. Dies gilt
auch nachts (über die Notambulanz),
da solche schweren Infektionen sofort
behandelt werden müssen.

Bei Verletzungen, Unfällen, geplanten
Operationen oder Krankenhausaufent-
halten sollten Sie die Herztransplanta-
tionsambulanz benachrichtigen, damit
diese gegebenenfalls mit Ihren ande-
ren Ärzten Kontakt aufnehmen kann.
17 Herztransplantation
18 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Nach dem Klinikaufenthalt
Medizinisches Nachbetreuungsprogramm

Viele internistische Probleme be-         Ausgangsstatus der Herzkranzgefäße
einflussen das Langzeitergebnis           des Spenderorgans zu haben. Der
des Transplantats. Deshalb müssen         Patient wird dazu in der Tagesklinik im
Patienten und Ärzte gemeinsam in          Erdgeschoss der Medizinischen Klinik
regelmäßigen Untersuchungen sicher-       aufgenommen. Am Tag der Aufnahme
stellen, dass die gute Funktion des       werden die Biopsie und die Herz-ka-
Spenderherzens erhalten bleibt und        theteruntersuchung durchgeführt. Am
keine gesundheitlichen Komplika-          Folgetag erfolgt die Bestimmung der
tionen auftreten.                         Immunsuppressionsspiegel sowie die
                                          Durchführung einer Herzultraschallun-
Grundsätzlich gilt: Je länger der zeit-   tersuchung. Über das Biopsieergebnis
liche Abstand zur Transplantation,        und die Immunsuppressionspiegel
desto länger die Zeitintervalle der       (evtl. Änderung der Medikation sowie
Nachsorgeuntersuchungen. Zudem            Vereinbarung des nächsten Untersu-
werden die Abstände zwischen den          chungstermins) wird der Patient durch
Terminen dem individuellen Gene-          den zuständigen Transplantationsas-
sungsverlauf angepasst. Die Termine       sistenten telefonisch informiert.
sind in der Regel mittwochs oder don-
nerstags nach Terminabsprache. In         Die Koronarangiographie wird routi-
den ersten 4 Wochen nach Transplan-       nemäßig im 1., 2., 5. sowie 10. Jahr
tation werden zunächst wöchentlich        nach der Transplantation wiederholt.
und dann alle 4 Wochen bis zum 6.         Parallel zur Koronarangiographie wird
Monat, danach alle 8 Wochen bis zum       zu diesem Zeitpunkt auch die Herz-
12. Monat nach Transplantation Kon-       MRT-Untersuchung durchgeführt. Bei
trollbiopsien durchgeführt, um eine       auffälligen Herzkranzgefäßen (so
Immunreaktion des Körpers gegen           genannte Transplantatvaskulopathie)
das neue Organ (Abstoßungsreaktion)       wird die Untersuchung allerdings
rechtzeitig erkennen zu können. Je        jedes Jahr wiederholt, um relevante
nach den Ergebnissen dieser Gewebe-       Engstellen an den Herzkranzgefäßen
untersuchungen werden die Abstände        rechtzeitig zu erkennen bzw. mit
verlängert oder beibehalten. Bei stär-    einem Stent zu versorgen.
keren Abstoßungsreaktionen ist ein
stationärer Aufenthalt erforderlich.      Ab dem 11. Jahr nach Transplantation
Drei Monate nach Transplantation wird     findet bei unauffälligen Befunden
neben der Biopsie auch eine Koronar-      keine weitere Biopsie und Katheterun-
angiographie (Darstellung der Herz-       tersuchung mehr statt.
kranzgefäße mittels Kontrastmittel)       Daneben ist eine regelmäßige Blut-
und Magnetresonanztomographie             untersuchung erforderlich, um auch
(Kardio-MRT) durchgeführt, um einen       hier rechtzeitig auf eventuelle Ent-
19 Herztransplantation

wicklungen reagieren zu können. In        Diese Jahresuntersuchung umfasst die
jährlichem Rhythmus nach der Trans-       folgenden Maßnahmen:
plantation findet die so genannte „Jah-   • Langzeit-EKG
resuntersuchung” (JU) im Rahmen des       • Knochendichtemessung
Nachsorgeprogramms statt. Dazu wer-       • Kreislauftest
den die Patienten entweder stationär      • Röntgenbild der Lunge
oder ambulant in die Klinik bestellt.     • Belastungs-EKG
Die Patienten sollten zur Untersu-        • Links- und Rechtsherzkatheter
chung aktuelle Berichte des Zahn- und     • Herzecho
Augenarztes, den Befund einer Ober-       • Blutuntersuchungen
bauchsonographie, das Ergebnis einer      • Abschlussgespräch
urologischen Krebs-Vorsorge-Untersu-
chung (bei Männern), eine gynäkolo-
gische Untersuchung (bei Frauen, ab
45 Jahren auch mit Mammographie),
ein Haemoccult-Ergebnis (Stuhlprobe)
und einen Befund eines Hautarztes
mitbringen.
20 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Nach dem Klinikaufenthalt
Psychosoziales Betreuungsprogramm

Seit Bestehen des Transplantations-       stärkeren psychischen Belastungen
zentrums Heidelberg 1989 hat die          vorübergehend auf eine unserer in-
Klinik für Psychosomatische und           ternistisch-psychosomatischen Stati-
Allgemeine Klinische Medizin (Me-         onen (Station von Weizsäcker/Station
dizinische Klinik II, Leitung Prof. Dr.   Siebeck) in der Medizinischen Klinik
W. Herzog) einen festen Platz in der      aufgenommen werden.
interdisziplinären Betreuung von
Herztransplantationspatienten und         Ein schwerer Krankheitsverlauf in der
deren Angehörigen. Der Aufbau von         Wartezeit vor Transplantation und evtl.
frühzeitigen und kontinuierlichen         auch die Angst, diese nicht zu über-
Kontakten mit den betroffenen Pati-       leben, waren für Sie und Ihre Familie
enten und deren Angehörigen und die       oft äußerst belastend. Hinzu kamen
psychosoziale Begleitung über einen       Befürchtungen, die die Operation
längeren Zeitraum hinweg haben sich       selbst und die Zeit danach betrafen.
bewährt. Die Bereitstellung eines         Die körperlichen Beschwerden führten
differenzierten psychosomatischen         zu einschneidenden Veränderungen
Angebots unterstützt die Krankheits-      in Ihrer Familie. Sie bedeuteten meist
verarbeitung des Patienten und stärkt     das frühzeitige Ende Ihrer Berufstätig-
das Arbeitsbündnis zwischen Patient       keit, und nicht selten konnten Sie so-
und Behandlungsteam.                      ziale Kontakte nur noch eingeschränkt
                                          weiterführen. Nach einer zumeist lan-
Ihnen und Ihren Angehörigen bieten        gen Krankheitsphase mit körperlichen
wir eine regelmäßige psycho-soziale       Einschränkungen, möchten Sie nun
Betreuung während der gesamten Zeit       nach der Herztransplantation wieder
vor und nach der Herztransplantation      aktiv am Leben teilnehmen. Hierbei
an. Das Angebot umfasst je nach           können wir Sie bei der Bewältigung
Bedarf die Möglichkeit einer psycho-      von Ängsten und Unsicherheiten wie
therapeutischen Unterstützung,            auch bei der Auseinandersetzung mit
die Beratung in sozialen und sozial-      der Akzeptanz des Spenderorgans un-
rechtlichen Fragen, Maßnahmen zur         terstützen, ebenso wie bei der Wieder-
häuslichen Versorgung oder die Ver-       eingliederung in den Alltag, die Fami-
mittlung eines Kontaktes zur Selbst-      lie, den Freundeskreis und den Beruf.
hilfegruppe „Herztransplantation
Südwest e.V.“. Dieses Angebot können      In einem multiprofessionellen Team
Sie in Einzel-, Paar- oder Familienge-    von Ärzten, Psychologen und Sozial-
sprächen im Rahmen des stationären        arbeitern haben wir ein psychosoma-
Aufenthaltes oder in unserer Psycho-      tisches Behandlungskonzept entwi-
somatischen Ambulanz in Anspruch          ckelt, das einen Vorbildcharakter über
nehmen. Auch können Patienten mit         Heidelberg hinaus erhalten hat.
21 Herztransplantation

Das sogenannte „integrierte Heidel-         Ziele der psychosomatischen Betreuung
berger Modell“ ist zu einem wesent-         von Patienten und deren Angehörigen
lichen Bestandteil der Behandlung von       sind:
Patienten geworden, die sich im Trans-      • Vorbereitung zur und Einstellung
plantationsprozess befinden.                   auf die Herztransplantation
                                            • Psychische und soziale Stabilisierung
Ein wesentlicher Teil des seit 1992         • Besprechen und Unterstützung bei
bestehenden Betreuungsprogramms                der Lösung von möglichen
ist das monatlich stattfindende Grup-          Schwierigkeiten
pentreffen. Die Herz-Transplantations-         - im eigenen Krankheitsverlauf
gruppe wendet sich an Patienten, bei           - bei medizinischen Abläufen
denen eine Herztransplantation an-             - in der Familie
gezeigt ist oder bereits durchgeführt          - mit dem sozialen Umfeld
wurde sowie an deren Angehörige. Sie           - im Beruf
wird von einer erfahrenen Ärztin und        • Raum für Kontakte mit Gleich-
einer Sozialarbeiterin geleitet. Hier ha-      betroffenen
ben Sie Gelegenheit, sich mit anderen
Betroffenen auszutauschen. Regel-           Ansprechpartnerinnen
mäßig werden Referenten eingeladen,         • Dr. med. Dipl.-Psych. B. Schlehofer
die Ihnen wissenswerte Informationen          Tel. 06221/56-38669
vermitteln, wie z.B. Kardiologen,           • Dipl.-Soz.-Arb. R. Hoevels
Kardio-Chirurgen, der Transplantations-       Psychotherapie (HPG)
koordinator, die Klinikethikerin oder         Tel. 06221/56-38660
die Mitglieder des Selbsthilfevereins.      • Leitstelle der Psychosomatischen
                                              Ambulanz, Innere Medizin II
                                              Tel. 06221/56-8774

Integriertes Heidelberger Modell
Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin
Medizinische Universitätsklinik Heidelberg

     schwere Herzinsuffizienz  Entscheidung zur Herztransplantation 
             Wartephase  Herztransplantations-Operation 
         nach Herztransplantations-Operation  Ambulante Phase

                             Psychosoziales Interview

          Ambulante bzw. stationäre Einzel-/Paar-/Familiengespräche

          Transplantationsgruppe für Patienten und deren Angehörige
22 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Nach dem Klinikaufenthalt
Klinische Sozialarbeit – Patientenberatung

Ihre Erkrankung und die daraus          So erreichen Sie uns
folgende Behandlung haben vermut-       Zur Terminvereinbarung können Sie
lich stark in Ihr Leben und das Ihrer   uns über die angegebenen Telefon-
Angehörigen eingegriffen. Vielleicht    nummern anrufen oder Ihr Stations-
kommen Fragen und Zweifel auf, die      team darum bitten.
Ihr privates und berufliches Leben
betreffen.                              Sollten Sie uns nicht direkt erreichen,
                                        können Sie uns auf dem Anrufbeant-
Wussten Sie schon, dass es hierfür in   worter eine Nachricht hinterlassen.
der Medizinischen Universitätsklinik    Wir setzen uns dann gerne mit Ihnen
Heidelberg eine Anlaufstelle gibt?      in Verbindung.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter    Ihre Ansprechpartner
der Klinischen Sozialarbeit ergänzen    Herr Striebinger
mit ihrem psychosozialen Beratungs-     Tel. 06221/56-8764
angebot die medizinische und pflege-
rische Versorgung und bieten Ihnen      Frau Mitsch
und Ihren Angehörigen Informationen,    Tel. 06221/56-6452
persönliche Gespräche und Hilfen an.

Wir beraten Sie zu den Bereichen
• Medizinische Rehabilitation
    (Anschlussheilbehandlung, onko-
    logische Nachsorgemaßnahmen)
• Sozialversicherungsrechtliche
    Angelegenheiten
    (Kranken-, Pflege-, Rentenver-
    sicherung, Schwerbehinderten-
    gesetz)
• Berufliche Wiedereingliederung
• Häusliche Versorgung
    (Sozialstation, Mobile Hilfs-
    dienste, Haushaltshilfe, Hilfs-
    mittel)
• Stationäre Versorgung
    (Pflegeheim, Hospiz, Kurz-
    zeitpflege)
• Finanzielle Hilfsmöglichkeiten
23 Herztransplantation
24 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Informationen
Lebensführung

Nach der Transplantation bestehen für Sie zwei medizinische Gefährdungen:
Einerseits die Abstoßungsreaktion, andererseits mögliche Infektionen durch
die Unterdrückung des Abwehrsystems des Körpers.

Sie sind durch die sogenannte Im-        verbunden, das bedeutet nicht, dass
munsuppression durch weitaus mehr        sofort eine Erkrankung eintritt. So-
Krankheitserreger gefährdet als ande-    mit liegt es vor allem an Ihnen, selbst
re Menschen, auch durch solche, die      mitzudenken, mögliche Gefahrenquel-
normalerweise keine Erkrankungen         len mit gesundem Menschenverstand
hervorrufen (Pilze, Viren, seltene       selbst einzuschätzen und Ihr Verhalten
Bakterien). Während, wie bereits         dementsprechend abzuwägen. Die
oben erwähnt, das Auftreten einer        Empfehlungen erfolgen der Übersicht-
Abstoßungsreaktion nicht beeinflusst     lichkeit halber gegliedert in einzelne
werden kann (außer durch grob fahr-      Verhaltensbereiche sowie Räume des
lässige Nichteinnahme der Medika-        Hauses. Im Allgemeinen gelten die hier
mente), können Infektionen, vor allem    aufgeführten Vorsichtsregeln für die
in den ersten Monaten nach Trans-        ersten 6 Monate nach der Transplan-
plantation, durch korrektes, vorsich-    tation, da hier eine besondere Ge-
tiges Verhalten vermieden werden.        fährdung besteht. Danach können Sie
Die nachfolgenden Empfehlungen           großzügiger verfahren. Besondere Vor-
können natürlich nicht jeglichen As-     sicht vor möglichen Infektionen ist für
pekt des täglichen Lebens behandeln.     Sie jedoch lebenslang zu empfehlen.
Zudem gibt es in den Lebensumstän-
den eines jeden Patienten individu-      Im Haus daheim
elle Unterschiede. Deswegen raten        Generell gilt, dass für alle ständigen
wir Ihnen, vielleicht schon während      Bewohner von Haus oder Wohnung,
des stationären Aufenthaltes einmal      das heißt Sie selbst, Ihren Partner und
einen normalen Tagesablauf gedank-       ggf. Familienangehörige, zuhause kein
lich durchzuspielen und sich etwaige     Mundschutz erforderlich ist. Besu-
Fragen aufzuschreiben, die Sie dann      cher bei Ihnen sollten jedoch einen
mit den Ärzten besprechen können.        Mundschutz tragen und die Hände
Außerdem sind wir für Anregungen         desinfizieren. Ähnlich wie bereits im
und Ergänzungen (aus ihrer Erfahrung)    Krankenhaus ist besondere Vorsicht
zu unserer Patienteninformation sehr     bei erkrankten Personen geboten;
dankbar. Weiterhin können wir Ihnen      Haustiere sollten Ihre Besucher bitte
natürlich Ihr Leben nicht im kleinsten   nicht mitbringen.
Detail vorschreiben, alle angeführten
Gefahrenquellen sind mit einer gewis-
sen Wahrscheinlichkeit einer Infektion
25 Herztransplantation

Ein separates Zimmer für Sie oder son-   Tier und vor allem mit den Ausschei-
stige Umgestaltungen Ihrer Wohnung       dungen („Katzenklo“) meiden. Ein
sind nicht erforderlich. Einige Dinge    Risiko besteht bei Vögeln und Katzen.
sollten jedoch im gesamten Wohnbe-       Prinzipiell sollte in der Wohnung ein
reich beachtet werden: Pflanzenerde      hohes Maß an Hygiene herrschen;
stellt eine besondere Infektionsquelle   das beinhaltet häufiges Staubsaugen
dar (Pilze). In der Wohnung empfehlen    und feuchtes Aufwischen. Abfälle,
wir Ihnen deshalb die Entfernung von     insbesondere Biomüll, können größe-
Schnittblumen und Topfpflanzen aus       re Mengen an Pilzsporen enthalten.
dem direkten Wohnbereich des trans-      Daher sollten Sie die Entsorgung von
plantierten Patienten und eine Um-       Abfällen und den Gang zum Müllcon-
stellung auf Hydrokulturen, zu denen     tainer möglichst anderen überlassen.
es speziell entkeimende Düngemittel      Ähnliches gilt für Baumaßnahmen
gibt. Haustiere müssen nicht generell    oder größere Erdbewegungen im Gar-
abgeschafft werden, aber vor allem       ten – hier bitte fernhalten und Türen/
während des ersten halben Jahres         Fenster geschlossen lassen.
sollten Sie direkten Kontakt mit dem
26 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Schlafzimmer                             Erlaubt sind dagegen z.B. Äpfel,
Wie oben angegeben ist eine häufige      Bananen, Gurken, Kiwi, Orangen
Reinigung zu empfehlen. Zudem sollten    (wenn geschält) oder gekochte
die Bettbezüge in der Frühphase wö-      Tomaten und Spargel. Gedünstete
chentlich gewechselt werden. Haustiere   Lebensmittel sind ebenfalls unge-
gehören nicht ins Bett! Für die Klei-    fährlich, dasselbe gilt für Marmelade.
dungsstücke in den Schränken gelten      Konserven aller Art, sofern unver-
keine besonderen Empfehlungen. Sexu-     dorben, sind ebenfalls bedenkenlos
elle Aktivitäten können aufgenommen      verzehrbar.
werden, sobald Sie dies wünschen.
Während der ersten 6 Monate empfeh-      Ebenfalls nicht empfehlenswert sind
len wir den Gebrauch von Kondomen        Schimmel- und Weichkäse (enthal-
zum Infektionsschutz. Bei weiblichen     ten Pilze), Mayonnaise sowie Nüsse.
Patienten ist die Einnahme einer Anti-   Frisches Brot ist ohne größeres Risiko,
babypille möglich, zur Präparatauswahl   es muss jedoch unbedingt frei von
sprechen Sie uns bitte direkt an.        Schimmel sein. Milch ist ungefähr-
                                         lich, sofern sie pasteurisiert ist. Milch
Badezimmer                               direkt vom Erzeuger ist zu meiden!
Generell sollten Sie eine hohe körper-   Frische Wurst vom Metzger ist erlaubt,
liche Hygiene einhalten. In den ersten   Eier sollten unbedingt nur gekocht ver-
3 Monaten sollte das Badezimmer un-      zehrt werden.
ter Zusatz eines Desinfektionsmittels
gewischt werden. Duschen und Baden       Nach 6 Monaten können diese Vor-
ist sofort möglich.                      schriften ebenfalls großteils gelockert
                                         werden, die Zubereitung oben ge-
Küche und Nahrungsmittel                 nannter Lebensmittel sollte allerdings
Auswahl und Zubereitung von Nah-         immer nach gründlicher Säuberung
rungsmitteln bedürfen vor allem in       erfolgen.
den ersten 6 Monaten nach Transplan-
tation besonderer Sorgfalt.              Neben der Infektionsgefahr ist bei
Als Grundregel kann gelten: Alles, was   Nahrungsmitteln auch eine ausgewo-
nicht gekocht oder geschält werden       gene, fettarme Ernährung zu beachten.
kann, stellt eventuell eine Gefährdung   Übergewicht ist ein wichtiger Risiko-
dar. Gründliches Waschen genügt nicht!   faktor nach der Herztransplantation!
Wir empfehlen während dieser Zeit
den Verzicht auf: frischen Salat, Obst   Generell raten wir Ihnen dringend,
(Kirschen, Trauben, Erdbeeren, Him-      eine ausgewogene, nicht zu fettreiche
beeren, Pflaumen), rohe Tomaten oder     und vor allem nicht zu kalorienreiche
rohes Fleisch (Tartar).                  Ernährung einzuhalten, um einerseits
27 Herztransplantation

einer Verkalkung der Kranzgefäße des    Alkohol kann in Maßen genossen
neuen Herzens vorzubeugen und um        werden, eine Flasche Bier (nicht regel-
andererseits nicht zu sehr an Gewicht   mäßig) sowie ein Glas Wein oder Sekt
zuzunehmen, was besonders bei Ein-      bei festlichem Anlass sind durchaus
nahme von Cortisonpräparaten sehr       akzeptabel.
leicht geschieht. Wenn bei Ihnen eine   Vom Rauchen ist allerdings unbedingt
Zuckerkrankheit besteht (entweder       abzuraten! Ebenso vom Genuss von
seit der Transplantation oder auch      Grapefruitsaft, da hierdurch Prograf/
schon vorher), ist eine ganz beson-     Advagraf- und Sandimmun-Spiegel im
ders sorgfältige Zusammenstellung       Blut verändert werden.
der Ernährung notwendig. In diesem
speziellen Fall werden wir Sie jedoch
gesondert beraten.
28 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Hier noch ein paar praktische Tipps     • Geschirrtücher, Küchenhand-
zur sicheren Küchenhygiene:               tücher und Spüllappen sehr häufig
• Beim Einkauf leicht verderblicher       wechseln (hier ist eine 95°-Wäsche
   Lebensmittel auf rasche Kühlung        immer noch empfehlenswert), auch
   achten.                                die Spülbürsten öfters erneuern
• Bei der Arbeit in der Küche stets       und zwischendurch heiß reinigen
   auf besondere Sauberkeit achten;       (evtl. Spülmaschine). Schwammtü-
   zwischendurch immer wieder reini-      cher sind im Küchenbereich proble-
   gen, da angetrocknete Lebensmit-       matisch.
   telreste Keimherde sein können.      • Lebensmittel sorgfältig vor Ver-
• Nie auf Lebensmittel husten oder        unreinigungen und lnfektions-
   niesen, da die im menschlichen         möglichkeiten schützen; das kann
   Nasen- und Rachenbereich befind-       z.B. schon durch Zudecken erreicht
   lichen Keime nach Vermehrung           werden.
   Lebensmittelvergiftungen auslösen    • Bei zusammengesetzten Speisen
   können.                                wie Kartoffel- oder Nudelsalat die
• Bei der Aufbewahrung im Kühl-           gegarten Komponenten vor der
   schrank Rohware getrennt von           Weiterverarbeitung kühlen.
   verzehrfertigen Speisen lagern.      • Speisen, die nicht durcherhitzt
• Werkzeug, Schneidbretter und            werden, sollten nicht unter Verwen-
   Maschinenteile sofort mit sehr         dung roher Eianteile hergestellt
   heißem Wasser spülen, evtl. in der     werden.
   Spülmaschine reinigen.
29 Herztransplantation

• Zum schnellen Abkühlen zubereitete
  Lebensmittel evtl. in kleine Behälter
  füllen.
• Beim Warmhalten von Speisen (nur
  wenn unbedingt notwendig) nie
  unter 60° C absinken lassen.
• Geflügel stets ganz auftauen, da
  bei evtl. vorhandenen, noch gefro-
  renen Stellen, Garzeit und Tempe-
  ratur nicht immer ausreichen, alle
  Erreger von Infektionen abzutöten.
• Auftauflüssigkeiten von Fleisch
  und Geflügel sofort wegschütten.
  Vertropfte Auftauflüssigkeit mit
  Küchenpapier sofort aufnehmen
  und heiß nachwischen.
• Vorarbeiten mit Fleisch und
  Geflügel auf speziellem Arbeits-
  platz (z.B. auf Folienunterlage)
  durchführen.
• Werden Teige mit Ei auf der Arbeits-
  platte verarbeitet, so muss diese
  anschließend heiß gereinigt werden.
• Speisereste und Abfälle rasch
  entsorgen.
• Vorräte sorgfältig lagern und regel-
  mäßig das Verfallsdatum kontrol-
  lieren.
30 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Außer Haus                                 Hobbys/Sport
In der Rehaklinik und anschließend         Selbstverständlich können und sol-
zu Hause halten wir das Tragen eines       len Sie auch nach der Transplantation
Mundschutzes für nicht mehr erforder-      Ihren Hobbys und sportlichen Betäti-
lich. Dieses ist höchstens notwendig,      gungen wieder nachgehen. Bei Hobbys
wenn Sie sich erkältet haben oder          mit einer gewissen Verletzungsgefahr,
anderweitig ansteckende Personen           z.B. Heimwerken, sollten Sie jedoch
sich dort mit Ihnen aufhalten. Zudem       Verletzungen vorbeugen, z.B. Tragen
sollten Sie in diesen ersten 3 Mona-       von Handschuhen. Bei Tätigkeiten mit
ten große Menschenansammlungen             großer Staubentwicklung (Holz, Stein,
(Volksfest, großes Kaufhaus, Restau-       Mauerwerk) ist ein Mundschutz wegen
rant, Sportstadion) wenn möglich           der Infektionsgefahr durch Pilze erfor-
meiden, insbesondere während der           derlich. Sportliche Betätigung üben Sie
„Schnupfen-Saison“. Handschuhe             bitte entsprechend Ihrer körperlichen
sind grundsätzlich nicht erforderlich.     Belastbarkeit aus. Falls Sie im Rahmen
                                           Ihrer Möglichkeiten an Wettkämpfen
Schule/Beruf                               teilnehmen möchten, dann besteht die
Fernziel nach der Transplantation ist      Möglichkeit, dies bei der Deutschen
natürlich die völlige Wiedereingliede-     Sportvereinigung für Organtransplan-
rung in das soziale Leben, wenn mög-       tierte zu tun. In der Anfangszeit sind
lich unter Aufnahme des Berufslebens.      maximale Anstrengungen zu vermeiden
Eventuell werden Sie aufgrund beson-       (in den ersten 6 Wochen keine Gewichte
derer Risiken (Verletzungen, Infek-        über 10 kg heben und den Brustkorb
tionen) Ihren alten Beruf nicht mehr       keinem starken Druck oder Zug ausset-
genauso wie früher ausüben; es gibt        zen, OP-Wunde). Bei der Benutzung von
jedoch eine Vielzahl von Möglichkeiten     Gemeinschaftssportanlagen (vor allem
der Umbesetzung oder Umschulung.           Umkleiden und Duschen) bedenken Sie
Fragen Sie hierzu die Mitarbeiter der      bitte das besondere Infektionsrisiko.
Klinischen Sozialarbeit (siehe Seite       Öffentliche Schwimmbäder oder Seen
22). Eine Rückkehr ins Berufsleben         sollten Sie während der ersten 6 Mo-
oder in die Schule halten wir allerdings   nate meiden, auch danach ist eine ge-
frühestens nach einem halben Jahr          wisse Vorsicht anzuraten. Gartenarbeit
nach der Transplantation für möglich.      sollte in den ersten 6 Monaten nur mit
In einigen Fällen wird jedoch vielleicht   Handschuhen und Mundschutz ver-
eine Berentung nicht zu umgehen sein;      richtet werden. Der reine Aufenthalt im
vor allem bei älteren Patienten, die       eigenen Garten kann auch ohne Mund-
aufgrund Ihrer schweren Erkrankung         schutz erfolgen. Kompostanlagen etc.
vor der Transplantation länger aus dem     sollten gemieden werden, da sich hier
Berufsleben ausgeschieden waren.           Schimmelpilze tummeln.
31 Herztransplantation

Verkehrsmittel/Reisen/Urlaub               Denken Sie auch an Sonnencreme mit
In den ersten drei Monaten nach der        hohem Lichtschutzfaktor (> 30) und
Transplantation sollten Sie nicht selbst   z.B. eine Mütze zum Sonnenschutz.
Auto fahren. Auch sollten Sie in dieser    Eine direkte Sonneneinstrahlung auf
Zeit wegen des erhöhten Infektions-        die Haut sollte nach Möglichkeit
risikos nur öffentliche Verkehrsmittel     vermieden werden.
(Zug, Bus, Straßenbahn) benutzen,
wenn dies erforderlich ist. Während
dieser Zeit sollten Sie auch von län-
geren Reisen absehen, später steht ei-
ner Urlaubsreise aber nichts im Wege,
auch Flugreisen sind möglich. Aller-
dings sollten die hygienischen Stan-
dards des Urlaubszieles ausreichend
sein, um eine Gefährdung durch Infek-
tionen möglichst gering zu halten.
32 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Informationen
Impfungen

Mit Ausnahme der jährlichen Grippe-      Vor der Reise:
impfung würden wir jede geplante         • Rechtzeitige Impfberatung/Impfung
Impfung vorher gerne mit Ihnen und       • Ausreichende Medikamenten-
Ihrem Hausarzt besprechen.                  ausstattung (Immunsuppressiva,
                                            Antibiotika). Übersetzung von Arzt-
Reisemedizinische Empfehlungen:             bericht/Patientenausweis
• Hepatitis-A-Impfung: relativ gut       • Bescheinigung über Kontraindika-
   wirksam, indiziert bei Expositions-      tion zur Gelbfieberimpfung (wird
   risiko                                   nicht in allen Ländern anerkannt)
• Hepatitis-B-Impfung: geringe           • Weitere Informationen im Internet:
   Ansprechrate, indiziert bei Exposi-      www.who.int/ith
   tionsrisiko                              www.gesundes-reisen.de
• Cholera: kaum Wirksamkeit, kein
   Risiko von Impfschäden                Allgemein empfohlene Impfungen
• Gelbfieber: Impfung kontraindiziert    gegen:
• Typhus: nur Polysaccharid-Impf-        • Influenza jährlich nach WHO
   stoffe, orale Impfung verboten!       • Diphtherie bzw. Tot-Impfung
                                            (Tetanus-Diphtherie) falls nicht
Allgemeinmaßnahmen konsequent               vorgeimpft
wahrnehmen:                              • Tetanus:
• Nur abgekochtes Wasser! Keine             - Grundimmunisierung falls nicht
   ungewaschenen Lebensmittel!           		 vorgeimpft oder letzte Impfung
   Externa zum Schutz vor Insekten-      		 vor mehr als 10 Jahren
   stichen, Malariaprophylaxe nach          - Auffrischung falls letzte Impfung
   WHO-Empfehlung.                       		 vor mehr als 5 Jahren
• Malaria-Prophylaxe: Chloroquin bei        - passive Immunisierung bei Bedarf
   Transplantierten möglich, Immun-
   suppressionspiegel müssen über-
   wacht werden.
33 Herztransplantation

In besonderen Situationen empfohlene   Unter Immunsuppression sind folgende
Impfungen gegen:                       Impfungen verboten, da eine große
• Pneumokokken bei gehäuften           Gefahr der Impfschäden durch Lebend-
   Atemwegsinfektionen (Bronchitis,    impfstoffe besteht!
   Lungenentzündung)                   • Röteln, Masern, Mumps, Varizellen
• FSME bei Expositionsrisiko             (attenuierte Lebendviren)
   (Zecken-Meningitis, eine 4. Imp-    • Oraler Typhusimpfstoff
   fung nach einem Jahr beachten)      • Gelbfieber
• Polio bei fehlendem Impfschutz         (attenuiertes Lebendvirus)
   (nur intramuskuläre Impfung,        • Orale Polioschluckimpfung
   Schluckimpfung verboten!)           • Tuberkulose (BCG)
• Haemophilus, Pertussis bei
   Kindern ohne Impfschutz
• Meningokokken bei spezieller
   epidemiologischer Situation
34 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Informationen
Endokarditisprophylaxe

(entsprechend der aktuellen Leitlinien    • Patienten mit überstandener Endo-
der American Heart Association, April       karditis
2007)                                     • Patienten mit angeborenen Herz-
                                            fehlern
In der Prophylaxe der infektiösen           - Zyanotische Herzfehler, die nicht
Endokarditis ist es zu einem Paradig-       oder palliativ mit systemisch-
menwechsel gekommen, da einerseits          pulmonalem Shunt operiert sind
die Anzahl der zu behandelnden Pa-          - Operierte Herzfehler mit Implanta-
tienten sehr hoch ist, um eine infekti-     tion von Conduits (mit oder ohne
öse Endokarditis zu verhindern, und         Klappe) oder residuellen Defekten,
andererseits das Risiko für tödliche        d.h. turbulenter Blutströmung im
anaphylaktische Reaktionen durch die        Bereich des prothetischen Materials
Antibiotikagabe nicht zu vernachlässi-    • Alle operativ oder interventionell
gen ist. Entgegen der bisherigen Emp-       unter Verwendung von prothe-
fehlungen ist nach den aktuellen Leit-      tischem Material behandelten
linien der American Heart Association       Herzfehler in den ersten 6 Monaten
und dem Positionspapier der Deut-           nach der Operation
schen Gesellschaft für Kardiologie aus    • Herztransplantierte Patienten, die
dem Jahr 2007 eine Prophylaxe der           einen Herzklappenfehler entwickelt
infektiösen Endokarditis lediglich für      haben
ein definiertes Hochrisikopatienten-
kollektiv vorgesehen. Es besteht aber     Endokarditisprophylaxe bei Hochrisiko-
selbstverständlich die Möglichkeit        patienten ist erforderlich/sinnvoll:
einer individuellen Abwägung, die En-     Generell sollte die Antibiotikaprophy-
dokarditisprophylaxe fortzuführen, vor    laxe 30-60 Minuten vor einem Eingriff
allem bei Patienten, bei denen entspre-   erfolgen. Nur für den Fall, dass dies
chend der bisherigen Leitlinien eine      vor dem Eingriff nicht geschehen ist,
Endokarditisprophylaxe empfohlen und      erscheint die Einnahme bis zu 2 Stun-
komplikationslos durchgeführt wurde.      den nach dem Eingriff noch sinnvoll.

Hochrisikopatienten für einen             Zu den Eingriffen zählen:
schweren oder letalen Verlauf einer       1. Zahneingriffe
infektiösen Endokarditis sind:               Alle Eingriffe mit Manipulation
• Patienten mit mechanischem oder            am Zahnfleisch, der periapikalen
   biologischem Klappenersatz                Zahnregion oder mit Schleimhaut-
• Patienten mit rekonstruierten Klap-        verletzung, wie z.B. Zahnsteinent-
   pen unter Verwendung von allopro-         fernung, Wurzelbehandlung, Zahn-
   thetischem Material in den ersten 6       extraktion, Parodontalkürettage,
   Monaten nach der Operation                Nicht notwendig: lokale Anäs-
35 Herztransplantation

   thetikainjektion, zahnärztliche           3. Eingriffe an infizierter Haut
   Röntgenaufnahmen, Platzierung/               Hautanhangsgebilden, muskulo-
   Anpassung von Prothesen oder                 skelettalem Gewebe
   kieferorthopädischen Veranke-                Inzision von infiziertem Gewebe,
   rungselementen, Platzierung von              Abszess-Spaltung
   kieferorthopädischen Klammern             4. Im Rahmen der Geburt
   oder Nahtentfernung
   Keine Indikation: Lippentraumata,         Keine generelle Endokarditisprophy-
   Traumata der oralen Mukosa, phy-          laxe mehr erforderlich:
   siologischer Milchzahnverlust ggf.        1. Eingriffe am Gastrointestinaltrakt
   zusätzliche Prophylaxe mit antisep-          Magen- oder Darmspiegelung (auch
   tischer Mundspülung, z.B. PVP-Jod            nicht bei Biopsieentnahme)
   Wichtig: gute Mundhygiene und so-         2. Eingriffe am Urogenitaltrakt
   lide Zahnsanierung haben beson-              Zystoskopie (auch nicht bei Biop-
   dere Bedeutung für die Prophylaxe            sieentnahme)
   einer infektiösen Endokarditis
2. Eingriffe am Atemtrakt
   Z.B. Bronchoskopie mit Probe-
   nentnahmen (nicht bei rein di-
   agnostischer Bronchoskopie),
   Nasennebenhöhlen-Eingriffe, Ton-
   sillektomie, Adenotomie

Eingriffe an Zähnen, Mundhöhle, Respirationstrakt und Ösophagus

                            Antibiotikum        Erwachsene       Kinder
Standard             oral   Amoxicillin         2g               50 mg/kg
                     i.v.   Ampicillin          2g               50 mg/kg
                            oder
                            Ceftriaxon          1g               50 mg/kg

Penicillinallergie   oral   Clindamycin         600 mg
                            oder
                            Clarithromycin      500 mg           15 mg/kg
                     i.v.   Clindamycin         600 mg
                            oder
                            Ceftriaxon          1g               50 mg/kg
36 UniversitätsKlinikum Heidelberg

Informationen
Langzeitkomplikationen

Chronische Transplantatvaskulopa-         Behandlung bzw. Vermeidung dieser
thie (Gefäßveränderungen)                 Faktoren von enormer Bedeutung.
                                          Bei einem Verdacht auf Diabetes mel-
Die chronische Transplantatvaskulo-       litus (Zuckerkrankheit) sollte ein soge-
pathie umfasst eine im Langzeitverlauf    nannter Glucosetoleranz-Test (oGTT)
langsam fortschreitende strukturelle      durchgeführt werden. Dieser wird
Veränderung an den Gefäßen, die nicht     auch routinemäßig 6 Monate nach
durch andere Ursachen wie Abstoßung       Transplantation sowie im Rahmen der
oder Medikamentennebenwirkungen           Jahresuntersuchungen durchgeführt
erklärt werden kann.                      (nicht jedoch bei bereits manifestem
Neben einer „chronischen Trans-           Diabetes mellitus).
plantatabstoßung“ können andere           Zur möglichst frühen Diagnose einer
(beeinflussbare) Risikofaktoren wie       Transplantatvaskulopathie werden
Bluthochdruck, erhöhte Fettwerte          eine Herzkatheteruntersuchung sowie
(Hypercholesterinämie, Hypertrigly-       ein MRT mindestens nach 3 Monaten,
zeridämie), Übergewicht, Rauchen und      1, 2, 5 und 10 Jahren durchgeführt.
Diabetes mellitus zu chronischen Ver-
änderungen am Spenderherzen führen.
Deshalb ist es für die Prognose und die
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