Neues Herz - was nun? Informationsbroschüre für die Zeit nach der Herztransplantation
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UniversitätsKlinikum Heidelberg Neues Herz - was nun? Informationsbroschüre für die Zeit nach der Herztransplantation Medizinische Klinik, Innere Medizin III Herztransplantation Südwest e.V.
Prof. Dr. med. Prof. Dr. med. H. A. Katus T. J. Dengler Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient! Nachdem der große operative Eingriff der am Ende dieser Broschüre angege- der Herztransplantation überstan- benen Telefonnummern anzurufen. den ist, werden Sie jetzt noch wenige Wochen stationär im Krankenhaus Generell gilt: Es gibt keine dummen sein. Unter anderem auch, um sich oder peinlichen Fragen! Wann immer an die neue Situation, die neuen Sie in irgendeiner Form unsicher sind, Medikamente und die erforderlichen rufen Sie lieber einmal zu oft als ein- Untersuchungen der Nachbetreuung mal zu wenig in der Klinik an. zu gewöhnen. Unmittelbar danach ist eine Rehabilitationsmaßnahme vorgesehen. In dieser Zeit sollen Sie sich weiter festigen und lernen, mit dem neuen Organ zu leben und die H. A. Katus T. J. Dengler Wirkungsweise der Medikamente einzuschätzen. Danach erfolgt zu Hause eine Zeit der Regeneration und Wiedereingliederung in Ihre ge- wohnte Umgebung, wobei bestimmte Verhaltensregeln, insbesondere zur Vermeidung von Infektionen, zu be- achten sind. Nachfolgend möchten wir Ihnen und auch Ihrem behandelnden Hausarzt einige Informationen über die weitere stationäre und ambulante Betreuung sowie Empfehlungen zur Lebensführung zu Hause geben. Außerdem können Sie in Grundzügen Wissenswertes über die neuen Me- dikamente und die Besonderheiten von Immunsystem sowie Herz- und Kreislauffunktion beim herztransplan- tierten Patienten nachlesen. Wenn Sie noch weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an die betreu- enden Schwestern, Pfleger und Ärzte. Auch wenn Sie zu Hause eine Frage haben sollten, zögern Sie nicht, eine
5 Herztransplantation Inhaltsverzeichnis Herztransplantation Nach der Herztransplantation Seite 6 Postoperativer stationärer Aufenthalt Seite 6 Einteilung der Abstoßungsreaktionen Seite 9 Medikamentenübersicht Seite 11 Physiotherapie Seite 12 Nach dem Klinikaufenthalt Seite 14 Ambulante Nachbetreuung Seite 14 Nachbetreuungsprogramme Seite 18 (medizinisch, psychosomatisch, klinische Sozialarbeit) Informationen Seite 24 Lebensführung Seite 24 Impfungen Seite 32 Endokarditisprophylaxe Seite 34 Langzeitkomplikationen Seite 36 Medikamente zur Immunsuppression Seite 38 Selbsthilfeverein Seite 44 Auf einen Blick Seite 45 Allgemeines Seite 46
6 UniversitätsKlinikum Heidelberg Nach der Herztransplantation Postoperativer stationärer Aufenthalt Verhaltensregeln und jedoch noch nicht verlassen werden. Hygienemaßnahmen Erhöhte Vorsicht ist geboten, wenn Nach der Transplantation bleiben im Rahmen des stationären Aufent- Sie zunächst für einige Tage auf der halts eine Abstoßungsreaktion des Intensivstation der Chirurgischen Körpers gegen das transplantierte Universitätsklinik. Da Sie jetzt in ho- Organ auftritt und Sie eine Behand- her Dosierung verschiedene Medika- lung mit intravenösen Medikamen- mente erhalten, die eine Abstoßung ten erhalten (selten!). Sie sollten des transplantierten Organs verhin- während dieser Zeit die Station nur dern sollen, diese jedoch zugleich in Ausnahmefällen verlassen und in die Gefahr einer Infektion erhöhen, Ihrem Zimmer an den Herzmonitor werden hier neben strenger Überwa- angeschlossen sein. chung der Herz-Kreislauf-Funktion spezielle Maßnahmen getroffen, um Laboruntersuchungen das Infektionsrisiko zu minimieren. Am Morgen wird meist täglich für Zu den Mahlzeiten bekommen Sie Laboruntersuchungen Blut entnom- „sterile Kost”. Nach der Verlegung in men. Dazu müssen Sie normalerwei- die Medizinische Klinik oder auf se nicht nüchtern bleiben. Jedoch eine andere Station werden diese müssen Blutentnahmen zur Bestim- strikten Vorsichtsmaßnahmen mung der Medikamentenspiegel der bereits ein wenig gelockert. Die die Immunabwehr unterdrückenden Schwestern, Ärzte sowie Besuch, Medikamente („Immunsuppressiva”), den Sie – bitte in Maßen – nun auch wie z.B. Sandimmun® (Ciclosporin), empfangen können, tragen keinen Prograf ®/Advagraf ® (Tacrolimus), Mundschutz und sterilen Kittel. Cellcept® (Mycophenolatmofetil), Besuch von erkrankten Personen, Rapamune® (Sirolimus) oder Certi- z.B. mit Schnupfen, Grippe etc. oder can® (Everolimus) erfolgen, bevor Mitpatienten mit ansteckenden Sie das jeweilige Medikament ein- Krankheiten, sollte allerdings nicht genommen haben („Talspiegel”). erfolgen. Ebenfalls bitten wir Sie, Für die genaue Bestimmung des andere Krankenzimmer möglichst nicht Talspiegels sollte die letzte Einnah- zu besuchen. me des Medikaments am Vorabend Je nach Gesundheitszustand kön- möglichst genau 12 Stunden zuvor nen Sie auch Ihr Zimmer verlassen; erfolgt sein. (Ausnahme:Advagraf ® in den ersten vier Wochen jedoch und Rapamune®) Die Einnahme der am besten mit Mundschutz. Auch Immunsuppressiva sollte abends ein Aufenthalt außerhalb des Ge- nach Anweisung erfolgen, da sich Än- bäudes ist dann nach einiger Zeit derungen in der Dosierung ergeben möglich; das Klinikgelände sollte können. Wichtig ist auch, dass Sie
7 Herztransplantation sich bereits während der stationären • Immunsuppressiva-Spiegel (vor Betreuung an eine Trinkmenge von ca. morgendlicher Medikamenten- 3 Litern täglich gewöhnen, um die mög- einnahme) lichen Nebenwirkungen Ihrer Medika- montags, mittwochs und freitags bzw. mente auf die Nieren zu minimieren. bei Bedarf kleine Routine - Elektrolyte, Harnstoff, Kreatinin Der routinemäßige Stationsablauf - GOT, GPT, CK, LDH, γ-GT, AP, CHE • tägliche Gewichtskontrolle - Amylase, Bilirubin • eventuell Dokumentation der Flüs- 1 x wöchentlich CMV-Nachweis (pp65- sigkeitszufuhr sowie Ausfuhr (Urin) Antigennachweis) • 3 x täglich Kontrolle von Herzfre- 1 x Mini-AUC (über die Herztransplan- quenz und Blutdruck tationsambulanz) • 3 x täglich Temperatur bei Bedarf mikrobiologische Untersu- - falls T > 37° C rektale Messung chungen - falls T > 38° C Blutentnahme zur In- - Rachen- und Nasenabstrich fektionsdiagnostik (u.a. Blutkultur) - Sputum-, Stuhl- und Urinkultur • anfangs Monitorüberwachung - Pilzserologie (Candida- und • täglich EKG, später nach Anordnung Aspergillus-Titer, Candida-Antigen) • täglich Physiotherapie - Virusserologie (HSV-, VZV-, CMV- • ggf. Röntgen Thorax, EKG und Echo- und EBV-Titer) kardiogramm am Tag der Biopsie
8 UniversitätsKlinikum Heidelberg Abstoßungsdiagnostik/ Herzmuskelbiopsie Während des stationären Aufenthalts Am Morgen der Biopsie sollten Sie werden wöchentlich Myokardbiopsien 0,5 - 1,0 Liter Wasser (keine Säfte, Tee (Herzgewebeproben) im Herzkatheter- oder Kaffee) zu sich nehmen, da so labor (im UG der Medizinischen Klinik) eine bessere Füllung der Venen er- entnommen, wie Sie es schon aus reicht wird und die Untersuchung da- der Chirurgischen Klinik kennen. Sie durch erleichtert ist. Im Herzkatheter- sind unerlässlich, um eine mögliche labor wird unter Röntgenkontrolle über Abwehrreaktion des Körpers gegen eine Halsvene ein Katheter gelegt. Mit das neue Organ (so genannte „Absto- einer Biopsiezange werden kleine, ßung“) früh erkennen und behandeln etwa stecknadelkopfgroße Gewebe- zu können. Eine Abstoßung ist ein stückchen aus der rechten Herzkam- Vorgang, der nicht immer mit einem mer entnommen und feingeweblich Krankheitsgefühl verbunden sein vom Pathologen unter dem Mikroskop muss, also eventuell von Ihnen nicht auf Zeichen einer Abstoßung unter- zu spüren ist. sucht. Das Ergebnis liegt entweder noch am gleichen oder am nächsten Tag vor. Diese Abbildung zeigt zwei Biopsate im Größenvergleich mit einem Streichholzkopf.
9 Herztransplantation Nach der Herztransplantation Einteilung der Abstoßungs- reaktionen Die Abstoßungsreaktion wird in 4 Schweregrade eingeteilt, wobei Grad 0 R keine Abstoßung und Grad 1 R eine milde Abstoßung bedeuten, die beide keiner Therapie bedürfen. Grad 2 R entspricht einer moderaten Abstoßung und Grad 3 R einer schweren Absto- ßung. Diese erfordern vorübergehend eine Behandlung, so dass sie mit Medikamenten (meistens mit einer Cortisonstoßtherapie) innerhalb von 1 bis 2 Wochen ausheilt. Zur Überprü- fung des Behandlungserfolgs muss eine erneute Kontrollbiopsie 2 bis 3 Wochen nach Beendigung der Corti- sontherapie durchgeführt werden. Die Abbildungen auf Seite 10 zeigen eine feingewebliche Aufarbeitung (Histologie) typischer Biopsate mit milder (oben) und schwerer (unten) Abstoßung. Die kleinen „dunklen“ Zellen um das Muskelgewebe sind eImmunzellen (Abwehrzellen), die Zei- chen einer Abstoßungsreaktion sind. Grad Bedeutung Therapie 0R Keine Abstoßung nein 1R Milde Abstoßung nein 2R Moderate Abstoßung ja 3R Schwere Abstoßung ja
10 UniversitätsKlinikum Heidelberg Milde Abstoßung (Grad 1R – 20-fache Vergrößerung) Schwere Abstoßung (Grad 3R – 5-fache Vergrößerung)
11 Herztransplantation Nach der Herztransplantation Medikamentenübersicht Für Ihre Medikamenteneinnahme erhalten Sie anfangs einen individuellen Plan, auf dem alle Ihre Medikamente sowie der Zeitpunkt der Einnahme aufgeführt sind. Sie sollten während der Zeit auf der Station lernen, sich diese Medika- mente zum richtigen Zeitpunkt in der angegebenen Dosierung selbst zu richten. Anfänglich helfen Ihnen die Schwestern oder Ärzte auch gerne dabei. Wir emp- fehlen Ihnen, die Beipackzettel der wichtigen Medikamente (Sandimmun®, Pro- graf®, Cellcept®, Rapamune®, Imurek®, Decortin® H, Valcyte®, Certican®) einmal in Ruhe zu studieren, um die möglichen Nebenwirkungen ein wenig einschätzen zu können. Bei Fragen stehen Ihnen die Ärzte, Schwestern und Pfleger der Sta- tion sowie die Transplantationsambulanz selbstverständlich gerne zur Verfü- gung. Immunsuppressiva Typische zusätzliche Medikamente Medikamentöse Therapie zur Vor- beugung von Abstoßungsreaktionen • Delix® (Blutdrucksenkung) • Pravasin® (Cholesterinsenkung, • Sandimmun® auch wenn die Werte vor der Trans- • Prograf®/Advagraf® plantation normal waren) • CellCept®, Myfortic® • Ideos® (Vitamin D und Calcium zum • Decortin® Erhalt der Knochenmasse) • Rapamune ® • Ampho-Moronal® und Hexoral® • Certican® (Pilz-Prophylaxe) nur für 6 Monate • Valcyte ® (Zytomegalie-Virus- Detaillierte Angaben finden Sie im prophylaxe) nur für 6 Monate Abschnitt Medikamente ab Seite 38. • Kepinol® -Forte (Cotrimoxazol) (Toxoplasmoseprophylaxe) nur für 6 Monate • Bakterielle Endokarditis-Prophylaxe (siehe Seite 34/35) Darüber hinaus können im Einzelfall noch weitere Medikamente erforder- lich sein, um Langzeitkomplikationen zu vermeiden.
12 UniversitätsKlinikum Heidelberg Nach der Herztransplantation Physiotherapie Bewegung stellt einen wesentlichen tungsschulung vermittelt. Aspekt nach, aber auch schon vor der Sobald die Operation beendet ist, wird Herztransplantation dar. Sie selbst die physiotherapeutische Behandlung können hierdurch den Erfolg der Ope- auf der Intensivstation in der Chirur- ration positiv beeinflussen, da sich gischen Klinik fortgeführt. Wenn mög- viele Körperfunktionen durch Bewe- lich, werden Sie bereits am ersten Tag gung verbessern. Im Rahmen einer nach der Operation mit Hilfe wieder schweren Herzerkrankung kommt es auf die Beine gebracht. Nach der Ver- zu einer Abnahme der körperlichen legung in die Medizinische Klinik wird Aktivität, da jede Anstrengung durch das Aufbautraining fortgeführt. Mit schwere Atemnot begrenzt wird, so dem neuen Herz sind prinzipiell sofort dass sowohl Leistungsfähigkeit als stärkere Belastungen möglich, wie ein auch Muskulatur abnehmen. Die kör- Gehtraining in der Ebene und auf der perliche Fitness ist aber entscheidend Treppe sowie mit dem Fahrradergome- für die rasche Genesung nach der ter. Weiterhin erfolgen Übungen zur Operation. Dieser Widerspruch und Muskelkräftigung und -dehnung mit Teufelskreislauf kann durch Sie mit Kleinhanteln und Theraband, um Sie Hilfe eines kontrollierten Trainings auf die häuslichen Anforderungen vor- durchbrochen werden. Langfristig wer- zubereiten. Sofern nach der Operation den nach der Transplantation durch noch Wassereinlagerungen im Körper regelmäßiges körperliches Training die vorhanden sein sollten, werden diese negativen Einflüsse der Medikamente unterstützend mit einer manuellen sowie Blutdruck, Cholesterin, Blutzu- Lymphdrainage ausgeschwemmt. cker und Psyche günstig beeinflusst. Schließlich lernen Sie, anhand Ihrer Bereits in der Vorbereitungsphase der Atemfrequenz und Ihrem subjektiven Herztransplantation werden Sie bis Belastungsempfinden, Anstrengungen zur Operation im Krankenhaus von un- richtig einzuschätzen und Warnhin- seren PhysiotherapeutInnen der Abtei- weise einer Überlastung des Körpers lung für Sportmedizin betreut. Es wird zu erkennen. Dieses ist besonders mit Ihnen in Abhängigkeit von Ihrer wichtig, da das neue Herz „dener- aktuellen Belastbarkeit ein individu- viert“ ist, d.h. die Herzfrequenzregu- elles Übungsprogramm durchgeführt, lation über die durchtrennten Herz- welches einerseits die Muskulatur nerven aufgehoben ist und es erst zu kräftigt, z.B. mit Theraband, Hanteln einem verzögerten Anstieg von Herz- oder Bettfahrrad, andererseits die frequenz und Blutdruck nach Freiset- Atmung durch spezielle Übungen oder zung von Stresshormonen aus der Geräte, wie z.B. dem Triflo, verbessert. Nebenniere kommt. Mit den erlernten Auch werden Übungen zur Entspan- Übungen können Sie in Zukunft ein nung, Körperwahrnehmung und Hal- regelmäßiges körperliches Ausdauer-
13 Herztransplantation und Krafttraining selbständig weiter- Bei aller Energie, die mit dem neuen führen. Am Anfang werden Sie hierbei Herzen in Ihnen sprudeln wird, denken rasch Fortschritte verspüren, später Sie aber bitte auch daran, dass die eher langsamer. Lassen Sie sich hier- Einhaltung von Ruhephasen ebenso durch nicht entmutigen! Sie steigern wichtig ist und Sie sich ausreichend langfristig Ihre Leistungsfähigkeit und Zeit zum Ausruhen und Regenerieren Belastbarkeit und erzielen einen posi- nehmen sollten. Für eine verdiente tiven Effekt auf Ihr Wohlbefinden und Pause ist zuvor allerdings eine Belas- Ihre Lebensqualität. Das Training kön- tung erforderlich! nen Sie auch wohnortnah in einer der zahlreichen Herzsportgruppen durch- führen. Bei der Kontaktaufnahme sind wir Ihnen gerne behilflich.
14 UniversitätsKlinikum Heidelberg Nach dem Klinikaufenthalt Ambulante Nachbetreuung Ungefähr vier Wochen nach der Ope- Werte” zur Verfügung, um die gemes- ration beginnt üblicherweise eine senen Werte einzutragen. Rehabilitationsmaßnahme. Die Re- habilitation soll dazu dienen, dass Ambulanzbesuche sich Ihr Gesundheitszustand weiter Auch nach der Entlassung aus der sta- stabilisiert (Herz-Kreislauf-Training tionären Behandlung und nach Ende zum körperlichen Aufbau). Die Me- der Rehabilitation werden regelmäßig dizinische Klinik kooperiert mit der Biopsien durchgeführt (meist mitt- Gotthard-Schettler-Klinik (Bad Schön- wochs oder donnerstags nach Termin- born) sowie der Rehabilitationskli- absprache). Die Abstände werden im nik Heidelberg-Königstuhl. Während Laufe der Zeit nach der Transplanta- des Aufenthalts ist das Tragen eines tion und je nach Ergebnis der bishe- Mundschutzes nicht mehr erforder- rigen Biopsien jedoch immer länger. lich; auch werden während dieser Zeit Der Termin für die erste ambulante keine Biopsien durchgeführt. Biopsie wird Ihnen bei der Entlassung mitgeteilt. Bitte finden Sie sich am Vorbereitungen zur Entlassung vereinbarten Tag gegen 8 Uhr vor dem Von Ihren Angehörigen sollte wenige Herzkatheterlabor im Untergeschoss Tage vor Ihrer Rückkehr ein gründlicher ein. Wir empfehlen auch hier, vorher Hausputz durchgeführt werden; spezi- bereits 0,5 – 1 Liter Wasser (keine elle Maßnahmen, Umbauten o. ä. sind Säfte, Kaffee etc.) zu trinken, damit nicht erforderlich, es genügt die nor- die Venen gut gefüllt sind. Ihre Medi- male Hygiene zu Hause (Staubsaugen, kamente - mit Ausnahme der nachfol- Bettbezüge wechseln etc.) gend aufgeführten - können Sie am Allerdings sollten Schnittblumen und Morgen bereits einnehmen; wie oben Topfpflanzen aus dem direkten Wohn- bereits erwähnt, am besten mit reich- bereich (Pflanzen in Hydrokultur sind lich Flüssigkeit (Wasser). möglich) entfernt werden. Zur regelmäßigen Kontrolle von Blut- druck und Puls muss ein Blutdruck- Diese Medikamente bei Ihrem ambu- messgerät (am besten digital) zuhau- lanten Besuch bitte nicht vorher ein- se vorhanden sein. Es sollte schon vor nehmen, sondern erst nach der Blut- der Entlassung durch Ihren Hausarzt entnahme: verordnet werden und wird üblicher- weise von der Krankenkasse bezahlt. • Sandimmun® Sie sollten damit morgens, mittags • Prograf ®/Advagraf ® und abends Puls und Blutdruck mes- • CellCept®/Myfortic® sen und dokumentieren. Wir stellen • Certican® ihnen gerne kostenlos ein Heft “Meine • Rapamune®
15 Herztransplantation Bringen Sie diese Medikamente je- auch die Dosis des Kortisonpräparats doch bitte mit und nehmen Sie diese (Decortin®, Urbason®) über einen nach der Biopsie ein. Ein Frühstück be- bestimmten Zeitraum erhöht und an- kommen Sie im 1. Obergeschoss in der schließend bis zu einer vereinbarten Cafeteria der Klinik. Erhaltungsdosis wieder reduziert. Sie erhalten jedes Mal einen ärztlichen Vor dem Frühstück bringen Sie, falls Kurzbrief für sich und Ihren Hausarzt sie dazu aufgefordert werden, die mit den Laborwerten sowie der ge- während der Biopsie entnommenen nauen Angabe Ihrer Medikation. Blutproben ins Labor. Die Abstoßungsbehandlung für höher- gradige Abstoßungen besteht dann Sie können dann zur Echokardiogra- in der stationären Aufnahme und der phie/Ultraschall, zum EKG und ggf. täglichen intravenösen Injektion von zum Röntgen gehen. Diese Untersu- 1000 mg Urbason® für drei Tage. chungen finden alle in unmittelbarer Gegebenenfalls finden, vor allem Nähe der Transplantationsambulanz kurz nach der Transplantation, son- statt. Mit den erhaltenen Befunden stige Kontrolluntersuchungen (Labor, melden Sie sich dann in der Herztrans- EKG, bei Bedarf auch andere Untersu- plantationsambulanz. Ihre möglichen chungen) statt. Dabei ist es nicht not- Beschwerden, Laborwerte und alles wendig, dass Sie nüchtern erscheinen. Weitere werden dann mit den Ärzten Wie schon während Ihres stationären der Transplantationsambulanz bespro- Aufenthalts dürfen Sie jedoch die chen und eventuelle Änderungen der morgendliche Dosis der verordne- Therapie festgelegt. ten Immunsuppressiva erst nach der Blutentnahme (wegen der korrekten Normalerweise können Sie nach der Spiegelbestimmung) einnehmen. Die Befundbesprechung sofort nach Hau- übrigen Medikamente können Sie se fahren. Sie werden am Abend oder bereits zu Hause mit dem Frühstück am nächsten Vormittag telefonisch einnehmen. über das Biopsieergebnis und eventu- elle noch nötige Änderungen der The- Allerdings werden wir auch häufig rapie informiert. Ihren Hausarzt mit der Kontrolle der Laborwerte betrauen. Hierbei bitten Sollte sich bei der histologischen wir um die Übersendung einer Kopie Untersuchung des Biopsats keine oder der Befunde an die Herztransplan- nur eine leichte Abstoßung zeigen, tationsambulanz. Zur Kontrolle der wird lediglich ein baldiger Termin zur Blutspiegel ihrer Immunsuppressiva Kontrollbiopsie vereinbart. Bei Vorlie- empfehlen wir die Übersendung von gen einer Abstoßung wird eventuell entsprechenden Blutröhrchen (EDTA)
16 UniversitätsKlinikum Heidelberg an die Ambulanz. Besprechen Sie Auch sollten Sie die Herztransplan- dies mit ihrem Hausarzt. Zusätzlich tationsambulanz informieren, wenn möchten wir Sie und Ihren behandeln- sich Ihr Gewicht innerhalb kurzer Zeit den Hausarzt bitten, Veränderungen erhöht (z.B. 2 kg an einem Tag), wenn der Medikamente nur in Absprache Sie plötzlich Atemnot oder Ödeme mit der Transplantations-Ambulanz („Wassereinlagerungen“ in den Bei- vorzunehmen, um bei der teilweise nen) bekommen oder wenn Sie Sym- großen Anzahl an Medikamenten un- ptome einer Infektion oder andere erwünschte Wechselwirkungen zu ungewöhnliche Veränderungen be- vermeiden. Wir bitten Sie, zu jedem Ih- merken. rer Besuche in der Ambulanz das Heft mitzubringen, in dem Sie die zu Hause Für Rückfragen der Sie dann behandeln- gemessenen Werte von Körpergewicht den Kollegen stehen wir jederzeit unter (1 x täglich), Temperatur (2 x täglich), den bekannten Telefonnummern zur Blutdruck (3 x täglich) und Puls (3 x Verfügung. täglich) eintragen. Ein geeignetes Heft zum Eintragen erhalten Sie kostenlos von uns („Meine Werte“). Falls Ihre Temperatur über 37,5° C ansteigt, messen Sie bitte nach zwei Stunden nochmals nach. Ist sie dann immer noch erhöht, nehmen Sie bitte Verbin- dung mit der Herztransplantations- ambulanz auf. Bei Temperaturen über 38,5° C und eventuellen schwereren Krankheitssymptomen dürfen Sie keine Zeit verlieren, sondern müssen sofort – am besten nach einem kurzen Anruf – in die Klinik kommen. Dies gilt auch nachts (über die Notambulanz), da solche schweren Infektionen sofort behandelt werden müssen. Bei Verletzungen, Unfällen, geplanten Operationen oder Krankenhausaufent- halten sollten Sie die Herztransplanta- tionsambulanz benachrichtigen, damit diese gegebenenfalls mit Ihren ande- ren Ärzten Kontakt aufnehmen kann.
17 Herztransplantation
18 UniversitätsKlinikum Heidelberg Nach dem Klinikaufenthalt Medizinisches Nachbetreuungsprogramm Viele internistische Probleme be- Ausgangsstatus der Herzkranzgefäße einflussen das Langzeitergebnis des Spenderorgans zu haben. Der des Transplantats. Deshalb müssen Patient wird dazu in der Tagesklinik im Patienten und Ärzte gemeinsam in Erdgeschoss der Medizinischen Klinik regelmäßigen Untersuchungen sicher- aufgenommen. Am Tag der Aufnahme stellen, dass die gute Funktion des werden die Biopsie und die Herz-ka- Spenderherzens erhalten bleibt und theteruntersuchung durchgeführt. Am keine gesundheitlichen Komplika- Folgetag erfolgt die Bestimmung der tionen auftreten. Immunsuppressionsspiegel sowie die Durchführung einer Herzultraschallun- Grundsätzlich gilt: Je länger der zeit- tersuchung. Über das Biopsieergebnis liche Abstand zur Transplantation, und die Immunsuppressionspiegel desto länger die Zeitintervalle der (evtl. Änderung der Medikation sowie Nachsorgeuntersuchungen. Zudem Vereinbarung des nächsten Untersu- werden die Abstände zwischen den chungstermins) wird der Patient durch Terminen dem individuellen Gene- den zuständigen Transplantationsas- sungsverlauf angepasst. Die Termine sistenten telefonisch informiert. sind in der Regel mittwochs oder don- nerstags nach Terminabsprache. In Die Koronarangiographie wird routi- den ersten 4 Wochen nach Transplan- nemäßig im 1., 2., 5. sowie 10. Jahr tation werden zunächst wöchentlich nach der Transplantation wiederholt. und dann alle 4 Wochen bis zum 6. Parallel zur Koronarangiographie wird Monat, danach alle 8 Wochen bis zum zu diesem Zeitpunkt auch die Herz- 12. Monat nach Transplantation Kon- MRT-Untersuchung durchgeführt. Bei trollbiopsien durchgeführt, um eine auffälligen Herzkranzgefäßen (so Immunreaktion des Körpers gegen genannte Transplantatvaskulopathie) das neue Organ (Abstoßungsreaktion) wird die Untersuchung allerdings rechtzeitig erkennen zu können. Je jedes Jahr wiederholt, um relevante nach den Ergebnissen dieser Gewebe- Engstellen an den Herzkranzgefäßen untersuchungen werden die Abstände rechtzeitig zu erkennen bzw. mit verlängert oder beibehalten. Bei stär- einem Stent zu versorgen. keren Abstoßungsreaktionen ist ein stationärer Aufenthalt erforderlich. Ab dem 11. Jahr nach Transplantation Drei Monate nach Transplantation wird findet bei unauffälligen Befunden neben der Biopsie auch eine Koronar- keine weitere Biopsie und Katheterun- angiographie (Darstellung der Herz- tersuchung mehr statt. kranzgefäße mittels Kontrastmittel) Daneben ist eine regelmäßige Blut- und Magnetresonanztomographie untersuchung erforderlich, um auch (Kardio-MRT) durchgeführt, um einen hier rechtzeitig auf eventuelle Ent-
19 Herztransplantation wicklungen reagieren zu können. In Diese Jahresuntersuchung umfasst die jährlichem Rhythmus nach der Trans- folgenden Maßnahmen: plantation findet die so genannte „Jah- • Langzeit-EKG resuntersuchung” (JU) im Rahmen des • Knochendichtemessung Nachsorgeprogramms statt. Dazu wer- • Kreislauftest den die Patienten entweder stationär • Röntgenbild der Lunge oder ambulant in die Klinik bestellt. • Belastungs-EKG Die Patienten sollten zur Untersu- • Links- und Rechtsherzkatheter chung aktuelle Berichte des Zahn- und • Herzecho Augenarztes, den Befund einer Ober- • Blutuntersuchungen bauchsonographie, das Ergebnis einer • Abschlussgespräch urologischen Krebs-Vorsorge-Untersu- chung (bei Männern), eine gynäkolo- gische Untersuchung (bei Frauen, ab 45 Jahren auch mit Mammographie), ein Haemoccult-Ergebnis (Stuhlprobe) und einen Befund eines Hautarztes mitbringen.
20 UniversitätsKlinikum Heidelberg Nach dem Klinikaufenthalt Psychosoziales Betreuungsprogramm Seit Bestehen des Transplantations- stärkeren psychischen Belastungen zentrums Heidelberg 1989 hat die vorübergehend auf eine unserer in- Klinik für Psychosomatische und ternistisch-psychosomatischen Stati- Allgemeine Klinische Medizin (Me- onen (Station von Weizsäcker/Station dizinische Klinik II, Leitung Prof. Dr. Siebeck) in der Medizinischen Klinik W. Herzog) einen festen Platz in der aufgenommen werden. interdisziplinären Betreuung von Herztransplantationspatienten und Ein schwerer Krankheitsverlauf in der deren Angehörigen. Der Aufbau von Wartezeit vor Transplantation und evtl. frühzeitigen und kontinuierlichen auch die Angst, diese nicht zu über- Kontakten mit den betroffenen Pati- leben, waren für Sie und Ihre Familie enten und deren Angehörigen und die oft äußerst belastend. Hinzu kamen psychosoziale Begleitung über einen Befürchtungen, die die Operation längeren Zeitraum hinweg haben sich selbst und die Zeit danach betrafen. bewährt. Die Bereitstellung eines Die körperlichen Beschwerden führten differenzierten psychosomatischen zu einschneidenden Veränderungen Angebots unterstützt die Krankheits- in Ihrer Familie. Sie bedeuteten meist verarbeitung des Patienten und stärkt das frühzeitige Ende Ihrer Berufstätig- das Arbeitsbündnis zwischen Patient keit, und nicht selten konnten Sie so- und Behandlungsteam. ziale Kontakte nur noch eingeschränkt weiterführen. Nach einer zumeist lan- Ihnen und Ihren Angehörigen bieten gen Krankheitsphase mit körperlichen wir eine regelmäßige psycho-soziale Einschränkungen, möchten Sie nun Betreuung während der gesamten Zeit nach der Herztransplantation wieder vor und nach der Herztransplantation aktiv am Leben teilnehmen. Hierbei an. Das Angebot umfasst je nach können wir Sie bei der Bewältigung Bedarf die Möglichkeit einer psycho- von Ängsten und Unsicherheiten wie therapeutischen Unterstützung, auch bei der Auseinandersetzung mit die Beratung in sozialen und sozial- der Akzeptanz des Spenderorgans un- rechtlichen Fragen, Maßnahmen zur terstützen, ebenso wie bei der Wieder- häuslichen Versorgung oder die Ver- eingliederung in den Alltag, die Fami- mittlung eines Kontaktes zur Selbst- lie, den Freundeskreis und den Beruf. hilfegruppe „Herztransplantation Südwest e.V.“. Dieses Angebot können In einem multiprofessionellen Team Sie in Einzel-, Paar- oder Familienge- von Ärzten, Psychologen und Sozial- sprächen im Rahmen des stationären arbeitern haben wir ein psychosoma- Aufenthaltes oder in unserer Psycho- tisches Behandlungskonzept entwi- somatischen Ambulanz in Anspruch ckelt, das einen Vorbildcharakter über nehmen. Auch können Patienten mit Heidelberg hinaus erhalten hat.
21 Herztransplantation Das sogenannte „integrierte Heidel- Ziele der psychosomatischen Betreuung berger Modell“ ist zu einem wesent- von Patienten und deren Angehörigen lichen Bestandteil der Behandlung von sind: Patienten geworden, die sich im Trans- • Vorbereitung zur und Einstellung plantationsprozess befinden. auf die Herztransplantation • Psychische und soziale Stabilisierung Ein wesentlicher Teil des seit 1992 • Besprechen und Unterstützung bei bestehenden Betreuungsprogramms der Lösung von möglichen ist das monatlich stattfindende Grup- Schwierigkeiten pentreffen. Die Herz-Transplantations- - im eigenen Krankheitsverlauf gruppe wendet sich an Patienten, bei - bei medizinischen Abläufen denen eine Herztransplantation an- - in der Familie gezeigt ist oder bereits durchgeführt - mit dem sozialen Umfeld wurde sowie an deren Angehörige. Sie - im Beruf wird von einer erfahrenen Ärztin und • Raum für Kontakte mit Gleich- einer Sozialarbeiterin geleitet. Hier ha- betroffenen ben Sie Gelegenheit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Regel- Ansprechpartnerinnen mäßig werden Referenten eingeladen, • Dr. med. Dipl.-Psych. B. Schlehofer die Ihnen wissenswerte Informationen Tel. 06221/56-38669 vermitteln, wie z.B. Kardiologen, • Dipl.-Soz.-Arb. R. Hoevels Kardio-Chirurgen, der Transplantations- Psychotherapie (HPG) koordinator, die Klinikethikerin oder Tel. 06221/56-38660 die Mitglieder des Selbsthilfevereins. • Leitstelle der Psychosomatischen Ambulanz, Innere Medizin II Tel. 06221/56-8774 Integriertes Heidelberger Modell Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin Medizinische Universitätsklinik Heidelberg schwere Herzinsuffizienz Entscheidung zur Herztransplantation Wartephase Herztransplantations-Operation nach Herztransplantations-Operation Ambulante Phase Psychosoziales Interview Ambulante bzw. stationäre Einzel-/Paar-/Familiengespräche Transplantationsgruppe für Patienten und deren Angehörige
22 UniversitätsKlinikum Heidelberg Nach dem Klinikaufenthalt Klinische Sozialarbeit – Patientenberatung Ihre Erkrankung und die daraus So erreichen Sie uns folgende Behandlung haben vermut- Zur Terminvereinbarung können Sie lich stark in Ihr Leben und das Ihrer uns über die angegebenen Telefon- Angehörigen eingegriffen. Vielleicht nummern anrufen oder Ihr Stations- kommen Fragen und Zweifel auf, die team darum bitten. Ihr privates und berufliches Leben betreffen. Sollten Sie uns nicht direkt erreichen, können Sie uns auf dem Anrufbeant- Wussten Sie schon, dass es hierfür in worter eine Nachricht hinterlassen. der Medizinischen Universitätsklinik Wir setzen uns dann gerne mit Ihnen Heidelberg eine Anlaufstelle gibt? in Verbindung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihre Ansprechpartner der Klinischen Sozialarbeit ergänzen Herr Striebinger mit ihrem psychosozialen Beratungs- Tel. 06221/56-8764 angebot die medizinische und pflege- rische Versorgung und bieten Ihnen Frau Mitsch und Ihren Angehörigen Informationen, Tel. 06221/56-6452 persönliche Gespräche und Hilfen an. Wir beraten Sie zu den Bereichen • Medizinische Rehabilitation (Anschlussheilbehandlung, onko- logische Nachsorgemaßnahmen) • Sozialversicherungsrechtliche Angelegenheiten (Kranken-, Pflege-, Rentenver- sicherung, Schwerbehinderten- gesetz) • Berufliche Wiedereingliederung • Häusliche Versorgung (Sozialstation, Mobile Hilfs- dienste, Haushaltshilfe, Hilfs- mittel) • Stationäre Versorgung (Pflegeheim, Hospiz, Kurz- zeitpflege) • Finanzielle Hilfsmöglichkeiten
23 Herztransplantation
24 UniversitätsKlinikum Heidelberg Informationen Lebensführung Nach der Transplantation bestehen für Sie zwei medizinische Gefährdungen: Einerseits die Abstoßungsreaktion, andererseits mögliche Infektionen durch die Unterdrückung des Abwehrsystems des Körpers. Sie sind durch die sogenannte Im- verbunden, das bedeutet nicht, dass munsuppression durch weitaus mehr sofort eine Erkrankung eintritt. So- Krankheitserreger gefährdet als ande- mit liegt es vor allem an Ihnen, selbst re Menschen, auch durch solche, die mitzudenken, mögliche Gefahrenquel- normalerweise keine Erkrankungen len mit gesundem Menschenverstand hervorrufen (Pilze, Viren, seltene selbst einzuschätzen und Ihr Verhalten Bakterien). Während, wie bereits dementsprechend abzuwägen. Die oben erwähnt, das Auftreten einer Empfehlungen erfolgen der Übersicht- Abstoßungsreaktion nicht beeinflusst lichkeit halber gegliedert in einzelne werden kann (außer durch grob fahr- Verhaltensbereiche sowie Räume des lässige Nichteinnahme der Medika- Hauses. Im Allgemeinen gelten die hier mente), können Infektionen, vor allem aufgeführten Vorsichtsregeln für die in den ersten Monaten nach Trans- ersten 6 Monate nach der Transplan- plantation, durch korrektes, vorsich- tation, da hier eine besondere Ge- tiges Verhalten vermieden werden. fährdung besteht. Danach können Sie Die nachfolgenden Empfehlungen großzügiger verfahren. Besondere Vor- können natürlich nicht jeglichen As- sicht vor möglichen Infektionen ist für pekt des täglichen Lebens behandeln. Sie jedoch lebenslang zu empfehlen. Zudem gibt es in den Lebensumstän- den eines jeden Patienten individu- Im Haus daheim elle Unterschiede. Deswegen raten Generell gilt, dass für alle ständigen wir Ihnen, vielleicht schon während Bewohner von Haus oder Wohnung, des stationären Aufenthaltes einmal das heißt Sie selbst, Ihren Partner und einen normalen Tagesablauf gedank- ggf. Familienangehörige, zuhause kein lich durchzuspielen und sich etwaige Mundschutz erforderlich ist. Besu- Fragen aufzuschreiben, die Sie dann cher bei Ihnen sollten jedoch einen mit den Ärzten besprechen können. Mundschutz tragen und die Hände Außerdem sind wir für Anregungen desinfizieren. Ähnlich wie bereits im und Ergänzungen (aus ihrer Erfahrung) Krankenhaus ist besondere Vorsicht zu unserer Patienteninformation sehr bei erkrankten Personen geboten; dankbar. Weiterhin können wir Ihnen Haustiere sollten Ihre Besucher bitte natürlich Ihr Leben nicht im kleinsten nicht mitbringen. Detail vorschreiben, alle angeführten Gefahrenquellen sind mit einer gewis- sen Wahrscheinlichkeit einer Infektion
25 Herztransplantation Ein separates Zimmer für Sie oder son- Tier und vor allem mit den Ausschei- stige Umgestaltungen Ihrer Wohnung dungen („Katzenklo“) meiden. Ein sind nicht erforderlich. Einige Dinge Risiko besteht bei Vögeln und Katzen. sollten jedoch im gesamten Wohnbe- Prinzipiell sollte in der Wohnung ein reich beachtet werden: Pflanzenerde hohes Maß an Hygiene herrschen; stellt eine besondere Infektionsquelle das beinhaltet häufiges Staubsaugen dar (Pilze). In der Wohnung empfehlen und feuchtes Aufwischen. Abfälle, wir Ihnen deshalb die Entfernung von insbesondere Biomüll, können größe- Schnittblumen und Topfpflanzen aus re Mengen an Pilzsporen enthalten. dem direkten Wohnbereich des trans- Daher sollten Sie die Entsorgung von plantierten Patienten und eine Um- Abfällen und den Gang zum Müllcon- stellung auf Hydrokulturen, zu denen tainer möglichst anderen überlassen. es speziell entkeimende Düngemittel Ähnliches gilt für Baumaßnahmen gibt. Haustiere müssen nicht generell oder größere Erdbewegungen im Gar- abgeschafft werden, aber vor allem ten – hier bitte fernhalten und Türen/ während des ersten halben Jahres Fenster geschlossen lassen. sollten Sie direkten Kontakt mit dem
26 UniversitätsKlinikum Heidelberg Schlafzimmer Erlaubt sind dagegen z.B. Äpfel, Wie oben angegeben ist eine häufige Bananen, Gurken, Kiwi, Orangen Reinigung zu empfehlen. Zudem sollten (wenn geschält) oder gekochte die Bettbezüge in der Frühphase wö- Tomaten und Spargel. Gedünstete chentlich gewechselt werden. Haustiere Lebensmittel sind ebenfalls unge- gehören nicht ins Bett! Für die Klei- fährlich, dasselbe gilt für Marmelade. dungsstücke in den Schränken gelten Konserven aller Art, sofern unver- keine besonderen Empfehlungen. Sexu- dorben, sind ebenfalls bedenkenlos elle Aktivitäten können aufgenommen verzehrbar. werden, sobald Sie dies wünschen. Während der ersten 6 Monate empfeh- Ebenfalls nicht empfehlenswert sind len wir den Gebrauch von Kondomen Schimmel- und Weichkäse (enthal- zum Infektionsschutz. Bei weiblichen ten Pilze), Mayonnaise sowie Nüsse. Patienten ist die Einnahme einer Anti- Frisches Brot ist ohne größeres Risiko, babypille möglich, zur Präparatauswahl es muss jedoch unbedingt frei von sprechen Sie uns bitte direkt an. Schimmel sein. Milch ist ungefähr- lich, sofern sie pasteurisiert ist. Milch Badezimmer direkt vom Erzeuger ist zu meiden! Generell sollten Sie eine hohe körper- Frische Wurst vom Metzger ist erlaubt, liche Hygiene einhalten. In den ersten Eier sollten unbedingt nur gekocht ver- 3 Monaten sollte das Badezimmer un- zehrt werden. ter Zusatz eines Desinfektionsmittels gewischt werden. Duschen und Baden Nach 6 Monaten können diese Vor- ist sofort möglich. schriften ebenfalls großteils gelockert werden, die Zubereitung oben ge- Küche und Nahrungsmittel nannter Lebensmittel sollte allerdings Auswahl und Zubereitung von Nah- immer nach gründlicher Säuberung rungsmitteln bedürfen vor allem in erfolgen. den ersten 6 Monaten nach Transplan- tation besonderer Sorgfalt. Neben der Infektionsgefahr ist bei Als Grundregel kann gelten: Alles, was Nahrungsmitteln auch eine ausgewo- nicht gekocht oder geschält werden gene, fettarme Ernährung zu beachten. kann, stellt eventuell eine Gefährdung Übergewicht ist ein wichtiger Risiko- dar. Gründliches Waschen genügt nicht! faktor nach der Herztransplantation! Wir empfehlen während dieser Zeit den Verzicht auf: frischen Salat, Obst Generell raten wir Ihnen dringend, (Kirschen, Trauben, Erdbeeren, Him- eine ausgewogene, nicht zu fettreiche beeren, Pflaumen), rohe Tomaten oder und vor allem nicht zu kalorienreiche rohes Fleisch (Tartar). Ernährung einzuhalten, um einerseits
27 Herztransplantation einer Verkalkung der Kranzgefäße des Alkohol kann in Maßen genossen neuen Herzens vorzubeugen und um werden, eine Flasche Bier (nicht regel- andererseits nicht zu sehr an Gewicht mäßig) sowie ein Glas Wein oder Sekt zuzunehmen, was besonders bei Ein- bei festlichem Anlass sind durchaus nahme von Cortisonpräparaten sehr akzeptabel. leicht geschieht. Wenn bei Ihnen eine Vom Rauchen ist allerdings unbedingt Zuckerkrankheit besteht (entweder abzuraten! Ebenso vom Genuss von seit der Transplantation oder auch Grapefruitsaft, da hierdurch Prograf/ schon vorher), ist eine ganz beson- Advagraf- und Sandimmun-Spiegel im ders sorgfältige Zusammenstellung Blut verändert werden. der Ernährung notwendig. In diesem speziellen Fall werden wir Sie jedoch gesondert beraten.
28 UniversitätsKlinikum Heidelberg Hier noch ein paar praktische Tipps • Geschirrtücher, Küchenhand- zur sicheren Küchenhygiene: tücher und Spüllappen sehr häufig • Beim Einkauf leicht verderblicher wechseln (hier ist eine 95°-Wäsche Lebensmittel auf rasche Kühlung immer noch empfehlenswert), auch achten. die Spülbürsten öfters erneuern • Bei der Arbeit in der Küche stets und zwischendurch heiß reinigen auf besondere Sauberkeit achten; (evtl. Spülmaschine). Schwammtü- zwischendurch immer wieder reini- cher sind im Küchenbereich proble- gen, da angetrocknete Lebensmit- matisch. telreste Keimherde sein können. • Lebensmittel sorgfältig vor Ver- • Nie auf Lebensmittel husten oder unreinigungen und lnfektions- niesen, da die im menschlichen möglichkeiten schützen; das kann Nasen- und Rachenbereich befind- z.B. schon durch Zudecken erreicht lichen Keime nach Vermehrung werden. Lebensmittelvergiftungen auslösen • Bei zusammengesetzten Speisen können. wie Kartoffel- oder Nudelsalat die • Bei der Aufbewahrung im Kühl- gegarten Komponenten vor der schrank Rohware getrennt von Weiterverarbeitung kühlen. verzehrfertigen Speisen lagern. • Speisen, die nicht durcherhitzt • Werkzeug, Schneidbretter und werden, sollten nicht unter Verwen- Maschinenteile sofort mit sehr dung roher Eianteile hergestellt heißem Wasser spülen, evtl. in der werden. Spülmaschine reinigen.
29 Herztransplantation • Zum schnellen Abkühlen zubereitete Lebensmittel evtl. in kleine Behälter füllen. • Beim Warmhalten von Speisen (nur wenn unbedingt notwendig) nie unter 60° C absinken lassen. • Geflügel stets ganz auftauen, da bei evtl. vorhandenen, noch gefro- renen Stellen, Garzeit und Tempe- ratur nicht immer ausreichen, alle Erreger von Infektionen abzutöten. • Auftauflüssigkeiten von Fleisch und Geflügel sofort wegschütten. Vertropfte Auftauflüssigkeit mit Küchenpapier sofort aufnehmen und heiß nachwischen. • Vorarbeiten mit Fleisch und Geflügel auf speziellem Arbeits- platz (z.B. auf Folienunterlage) durchführen. • Werden Teige mit Ei auf der Arbeits- platte verarbeitet, so muss diese anschließend heiß gereinigt werden. • Speisereste und Abfälle rasch entsorgen. • Vorräte sorgfältig lagern und regel- mäßig das Verfallsdatum kontrol- lieren.
30 UniversitätsKlinikum Heidelberg Außer Haus Hobbys/Sport In der Rehaklinik und anschließend Selbstverständlich können und sol- zu Hause halten wir das Tragen eines len Sie auch nach der Transplantation Mundschutzes für nicht mehr erforder- Ihren Hobbys und sportlichen Betäti- lich. Dieses ist höchstens notwendig, gungen wieder nachgehen. Bei Hobbys wenn Sie sich erkältet haben oder mit einer gewissen Verletzungsgefahr, anderweitig ansteckende Personen z.B. Heimwerken, sollten Sie jedoch sich dort mit Ihnen aufhalten. Zudem Verletzungen vorbeugen, z.B. Tragen sollten Sie in diesen ersten 3 Mona- von Handschuhen. Bei Tätigkeiten mit ten große Menschenansammlungen großer Staubentwicklung (Holz, Stein, (Volksfest, großes Kaufhaus, Restau- Mauerwerk) ist ein Mundschutz wegen rant, Sportstadion) wenn möglich der Infektionsgefahr durch Pilze erfor- meiden, insbesondere während der derlich. Sportliche Betätigung üben Sie „Schnupfen-Saison“. Handschuhe bitte entsprechend Ihrer körperlichen sind grundsätzlich nicht erforderlich. Belastbarkeit aus. Falls Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten an Wettkämpfen Schule/Beruf teilnehmen möchten, dann besteht die Fernziel nach der Transplantation ist Möglichkeit, dies bei der Deutschen natürlich die völlige Wiedereingliede- Sportvereinigung für Organtransplan- rung in das soziale Leben, wenn mög- tierte zu tun. In der Anfangszeit sind lich unter Aufnahme des Berufslebens. maximale Anstrengungen zu vermeiden Eventuell werden Sie aufgrund beson- (in den ersten 6 Wochen keine Gewichte derer Risiken (Verletzungen, Infek- über 10 kg heben und den Brustkorb tionen) Ihren alten Beruf nicht mehr keinem starken Druck oder Zug ausset- genauso wie früher ausüben; es gibt zen, OP-Wunde). Bei der Benutzung von jedoch eine Vielzahl von Möglichkeiten Gemeinschaftssportanlagen (vor allem der Umbesetzung oder Umschulung. Umkleiden und Duschen) bedenken Sie Fragen Sie hierzu die Mitarbeiter der bitte das besondere Infektionsrisiko. Klinischen Sozialarbeit (siehe Seite Öffentliche Schwimmbäder oder Seen 22). Eine Rückkehr ins Berufsleben sollten Sie während der ersten 6 Mo- oder in die Schule halten wir allerdings nate meiden, auch danach ist eine ge- frühestens nach einem halben Jahr wisse Vorsicht anzuraten. Gartenarbeit nach der Transplantation für möglich. sollte in den ersten 6 Monaten nur mit In einigen Fällen wird jedoch vielleicht Handschuhen und Mundschutz ver- eine Berentung nicht zu umgehen sein; richtet werden. Der reine Aufenthalt im vor allem bei älteren Patienten, die eigenen Garten kann auch ohne Mund- aufgrund Ihrer schweren Erkrankung schutz erfolgen. Kompostanlagen etc. vor der Transplantation länger aus dem sollten gemieden werden, da sich hier Berufsleben ausgeschieden waren. Schimmelpilze tummeln.
31 Herztransplantation Verkehrsmittel/Reisen/Urlaub Denken Sie auch an Sonnencreme mit In den ersten drei Monaten nach der hohem Lichtschutzfaktor (> 30) und Transplantation sollten Sie nicht selbst z.B. eine Mütze zum Sonnenschutz. Auto fahren. Auch sollten Sie in dieser Eine direkte Sonneneinstrahlung auf Zeit wegen des erhöhten Infektions- die Haut sollte nach Möglichkeit risikos nur öffentliche Verkehrsmittel vermieden werden. (Zug, Bus, Straßenbahn) benutzen, wenn dies erforderlich ist. Während dieser Zeit sollten Sie auch von län- geren Reisen absehen, später steht ei- ner Urlaubsreise aber nichts im Wege, auch Flugreisen sind möglich. Aller- dings sollten die hygienischen Stan- dards des Urlaubszieles ausreichend sein, um eine Gefährdung durch Infek- tionen möglichst gering zu halten.
32 UniversitätsKlinikum Heidelberg Informationen Impfungen Mit Ausnahme der jährlichen Grippe- Vor der Reise: impfung würden wir jede geplante • Rechtzeitige Impfberatung/Impfung Impfung vorher gerne mit Ihnen und • Ausreichende Medikamenten- Ihrem Hausarzt besprechen. ausstattung (Immunsuppressiva, Antibiotika). Übersetzung von Arzt- Reisemedizinische Empfehlungen: bericht/Patientenausweis • Hepatitis-A-Impfung: relativ gut • Bescheinigung über Kontraindika- wirksam, indiziert bei Expositions- tion zur Gelbfieberimpfung (wird risiko nicht in allen Ländern anerkannt) • Hepatitis-B-Impfung: geringe • Weitere Informationen im Internet: Ansprechrate, indiziert bei Exposi- www.who.int/ith tionsrisiko www.gesundes-reisen.de • Cholera: kaum Wirksamkeit, kein Risiko von Impfschäden Allgemein empfohlene Impfungen • Gelbfieber: Impfung kontraindiziert gegen: • Typhus: nur Polysaccharid-Impf- • Influenza jährlich nach WHO stoffe, orale Impfung verboten! • Diphtherie bzw. Tot-Impfung (Tetanus-Diphtherie) falls nicht Allgemeinmaßnahmen konsequent vorgeimpft wahrnehmen: • Tetanus: • Nur abgekochtes Wasser! Keine - Grundimmunisierung falls nicht ungewaschenen Lebensmittel! vorgeimpft oder letzte Impfung Externa zum Schutz vor Insekten- vor mehr als 10 Jahren stichen, Malariaprophylaxe nach - Auffrischung falls letzte Impfung WHO-Empfehlung. vor mehr als 5 Jahren • Malaria-Prophylaxe: Chloroquin bei - passive Immunisierung bei Bedarf Transplantierten möglich, Immun- suppressionspiegel müssen über- wacht werden.
33 Herztransplantation In besonderen Situationen empfohlene Unter Immunsuppression sind folgende Impfungen gegen: Impfungen verboten, da eine große • Pneumokokken bei gehäuften Gefahr der Impfschäden durch Lebend- Atemwegsinfektionen (Bronchitis, impfstoffe besteht! Lungenentzündung) • Röteln, Masern, Mumps, Varizellen • FSME bei Expositionsrisiko (attenuierte Lebendviren) (Zecken-Meningitis, eine 4. Imp- • Oraler Typhusimpfstoff fung nach einem Jahr beachten) • Gelbfieber • Polio bei fehlendem Impfschutz (attenuiertes Lebendvirus) (nur intramuskuläre Impfung, • Orale Polioschluckimpfung Schluckimpfung verboten!) • Tuberkulose (BCG) • Haemophilus, Pertussis bei Kindern ohne Impfschutz • Meningokokken bei spezieller epidemiologischer Situation
34 UniversitätsKlinikum Heidelberg Informationen Endokarditisprophylaxe (entsprechend der aktuellen Leitlinien • Patienten mit überstandener Endo- der American Heart Association, April karditis 2007) • Patienten mit angeborenen Herz- fehlern In der Prophylaxe der infektiösen - Zyanotische Herzfehler, die nicht Endokarditis ist es zu einem Paradig- oder palliativ mit systemisch- menwechsel gekommen, da einerseits pulmonalem Shunt operiert sind die Anzahl der zu behandelnden Pa- - Operierte Herzfehler mit Implanta- tienten sehr hoch ist, um eine infekti- tion von Conduits (mit oder ohne öse Endokarditis zu verhindern, und Klappe) oder residuellen Defekten, andererseits das Risiko für tödliche d.h. turbulenter Blutströmung im anaphylaktische Reaktionen durch die Bereich des prothetischen Materials Antibiotikagabe nicht zu vernachlässi- • Alle operativ oder interventionell gen ist. Entgegen der bisherigen Emp- unter Verwendung von prothe- fehlungen ist nach den aktuellen Leit- tischem Material behandelten linien der American Heart Association Herzfehler in den ersten 6 Monaten und dem Positionspapier der Deut- nach der Operation schen Gesellschaft für Kardiologie aus • Herztransplantierte Patienten, die dem Jahr 2007 eine Prophylaxe der einen Herzklappenfehler entwickelt infektiösen Endokarditis lediglich für haben ein definiertes Hochrisikopatienten- kollektiv vorgesehen. Es besteht aber Endokarditisprophylaxe bei Hochrisiko- selbstverständlich die Möglichkeit patienten ist erforderlich/sinnvoll: einer individuellen Abwägung, die En- Generell sollte die Antibiotikaprophy- dokarditisprophylaxe fortzuführen, vor laxe 30-60 Minuten vor einem Eingriff allem bei Patienten, bei denen entspre- erfolgen. Nur für den Fall, dass dies chend der bisherigen Leitlinien eine vor dem Eingriff nicht geschehen ist, Endokarditisprophylaxe empfohlen und erscheint die Einnahme bis zu 2 Stun- komplikationslos durchgeführt wurde. den nach dem Eingriff noch sinnvoll. Hochrisikopatienten für einen Zu den Eingriffen zählen: schweren oder letalen Verlauf einer 1. Zahneingriffe infektiösen Endokarditis sind: Alle Eingriffe mit Manipulation • Patienten mit mechanischem oder am Zahnfleisch, der periapikalen biologischem Klappenersatz Zahnregion oder mit Schleimhaut- • Patienten mit rekonstruierten Klap- verletzung, wie z.B. Zahnsteinent- pen unter Verwendung von allopro- fernung, Wurzelbehandlung, Zahn- thetischem Material in den ersten 6 extraktion, Parodontalkürettage, Monaten nach der Operation Nicht notwendig: lokale Anäs-
35 Herztransplantation thetikainjektion, zahnärztliche 3. Eingriffe an infizierter Haut Röntgenaufnahmen, Platzierung/ Hautanhangsgebilden, muskulo- Anpassung von Prothesen oder skelettalem Gewebe kieferorthopädischen Veranke- Inzision von infiziertem Gewebe, rungselementen, Platzierung von Abszess-Spaltung kieferorthopädischen Klammern 4. Im Rahmen der Geburt oder Nahtentfernung Keine Indikation: Lippentraumata, Keine generelle Endokarditisprophy- Traumata der oralen Mukosa, phy- laxe mehr erforderlich: siologischer Milchzahnverlust ggf. 1. Eingriffe am Gastrointestinaltrakt zusätzliche Prophylaxe mit antisep- Magen- oder Darmspiegelung (auch tischer Mundspülung, z.B. PVP-Jod nicht bei Biopsieentnahme) Wichtig: gute Mundhygiene und so- 2. Eingriffe am Urogenitaltrakt lide Zahnsanierung haben beson- Zystoskopie (auch nicht bei Biop- dere Bedeutung für die Prophylaxe sieentnahme) einer infektiösen Endokarditis 2. Eingriffe am Atemtrakt Z.B. Bronchoskopie mit Probe- nentnahmen (nicht bei rein di- agnostischer Bronchoskopie), Nasennebenhöhlen-Eingriffe, Ton- sillektomie, Adenotomie Eingriffe an Zähnen, Mundhöhle, Respirationstrakt und Ösophagus Antibiotikum Erwachsene Kinder Standard oral Amoxicillin 2g 50 mg/kg i.v. Ampicillin 2g 50 mg/kg oder Ceftriaxon 1g 50 mg/kg Penicillinallergie oral Clindamycin 600 mg oder Clarithromycin 500 mg 15 mg/kg i.v. Clindamycin 600 mg oder Ceftriaxon 1g 50 mg/kg
36 UniversitätsKlinikum Heidelberg Informationen Langzeitkomplikationen Chronische Transplantatvaskulopa- Behandlung bzw. Vermeidung dieser thie (Gefäßveränderungen) Faktoren von enormer Bedeutung. Bei einem Verdacht auf Diabetes mel- Die chronische Transplantatvaskulo- litus (Zuckerkrankheit) sollte ein soge- pathie umfasst eine im Langzeitverlauf nannter Glucosetoleranz-Test (oGTT) langsam fortschreitende strukturelle durchgeführt werden. Dieser wird Veränderung an den Gefäßen, die nicht auch routinemäßig 6 Monate nach durch andere Ursachen wie Abstoßung Transplantation sowie im Rahmen der oder Medikamentennebenwirkungen Jahresuntersuchungen durchgeführt erklärt werden kann. (nicht jedoch bei bereits manifestem Neben einer „chronischen Trans- Diabetes mellitus). plantatabstoßung“ können andere Zur möglichst frühen Diagnose einer (beeinflussbare) Risikofaktoren wie Transplantatvaskulopathie werden Bluthochdruck, erhöhte Fettwerte eine Herzkatheteruntersuchung sowie (Hypercholesterinämie, Hypertrigly- ein MRT mindestens nach 3 Monaten, zeridämie), Übergewicht, Rauchen und 1, 2, 5 und 10 Jahren durchgeführt. Diabetes mellitus zu chronischen Ver- änderungen am Spenderherzen führen. Deshalb ist es für die Prognose und die
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