Neutralität der Krypto-Branche bewährt sich in der Ukraine-Krise - Gettex

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Neutralität der Krypto-Branche bewährt sich in der Ukraine-Krise - Gettex
3. März 2022

                            Weekly Research Note KW 9

    Neutralität der Krypto-Branche bewährt sich in der Ukraine-
                               Krise

von Eliézer Ndinga, Director of Research

Eine von tragischen Ereignissen geprägte Woche liegt hinter uns. Der durch Russlands
Präsident Wladimir Putin losgetretene Krieg in der Ukraine droht die Weltwirtschaft einmal mehr
auf den Kopf zu stellen. Und dennoch haben Krypto-Assets in den ersten Tagen des Krieges
gleich mehrfach Anwendung gefunden und ihren Nutzen zur Dokumentation des Krieges und
zur Ermöglichung von Spenden in diesem und künftigen Konflikten unter Beweis gestellt.

Der Krieg und seine unmittelbaren Auswirkungen
Die russische Invasion der Ukraine hat eine Flüchtlingskrise ausgelöst und zieht schon jetzt
eine humanitäre Katastrophe nach sich: Zahllose Menschen wurden innerhalb des Landes
vertrieben und sind aus der Ukraine geflüchtet, dem illegalen Angriffskrieg fielen nach
ukrainischen Angaben bereits über hunderte Zivilisten zum Opfer. Es ist somit auch keine
Überraschung, dass der Konflikt auch zu einem Marktcrash geführt hat, der auch Krypto-Assets
und Aktienoptionen mitgerissen hat. Als einzige Ausnahme ist Erdöl mit einem Kursanstieg von
über 30 Prozent zu nennen. Der Aggressor Russland bleibt Europas wichtigster Gaslieferant
und ist auch bedeutender Exporteur von Metallen und – gemeinsam mit der Ukraine – Weizen.
Die Welt hält über den gerade erst losgetretenen Krieg und seine Bedeutung für eine
Weltwirtschaft, die schon vorher mit Inflation und Lieferkettenkrisen gepeinigt war, weiter den
Atem an.

Unmittelbar nach Beginn der Invasion verlor der russische Rubel fast 30 Prozent an Wert,
Finanzdienstleister bewerten den russischen Aktienmarkt als „nicht anlagefähig“1 und erwägen
– falls sie es nicht schon getan haben – russische Unternehmen komplett aus ihren Indizes zu
entfernen. Darüber hinaus haben die EU, die Vereinigten Staaten und verbündete Staaten
beschlossen, russische Banken aus SWIFT, dem wichtigsten internationalen Zahlungssystem,
auszuschließen, was vor allem einen schweren Einschnitt darstellt, da Russland für seine Öl-
und Gasexporte auf SWIFT angewiesen ist.

1https://www.reuters.com/business/exclusive-msci-says-removing-russia-indexes-natural-next-step-2022-
02-28/
In ähnlicher Weise plant die EU das Einfrieren der Vermögenswerte von Präsident Wladimir
Putin und seinem Außenminister, Sergei Lawrow – während die EU-Kommissionspräsidentin
Urusla von der Leyen vorschlug, auch das Vermögen der russischen Zentralbank zu blockieren.
Auch das Office of Foreign Assets Control (OFAC) des US-Finanzministeriums verhängte in
Zusammenarbeit mit Verbündeten und Partnern weitreichende wirtschaftliche Maßnahmen, die
sich gegen die zentrale Infrastruktur des russischen Finanzsystems richten. Diese von vielen
Amerikanern als umstritten angesehene Maßnahme ist jedoch nicht sofort wirksam, da es eine
30-tägige Frist gibt.

Quellen: Yahoo Finance, CoinGecko

Kryptonative Cloudspeicher zur Beweissicherung geopolitischer Konflikte
Noch vor dem russischen Einmarsch begann ein Berliner Startup namens Arweave, eine neue
Anwendung von Krypto-Technik zu etablieren: Auf Arweave wurden mittlerweile bereits 9
Millionen Daten2 mit Bezug zur Ukraine-Krise hochgeladen. Das Projekt beschreibt sich selbst
als „globale, permanente Festplatte, die auf einer Blockchain aufbaut“ und ist im Grunde eine
dezentrales Speicherprotokoll, das skalierbare und dauerhafte On-Chain-Aufbewahrung auf
nachhaltige Art und Weise bereitstellen soll. Dieser Anwendungsfall zeigt, wie wichtig krypto-
native Cloud-Lösungen auch im Lichte geopolitischer Konflikte und tyrannischer Regimes, die
die Geschichte gern zu ihren Gunsten umzuschreiben trachten, noch sein werden.

2   https://viewblock.io/arweave/ua-ru
Und nicht nur das: Arweave ist seit kurzem auch der Host von Daten, die ein Javascript-Tool
automatisch über Nachrichten aus einer Vielzahl von Quellen über den den Krieg abruft und
hochlädt. Unserer Überzeugung nach kommen die Anwendungsfälle der Blockchain-
Technologie und der Web3-Tools vor allem im Gefolge geopolitischer Konflikte zum Tragen, wie
wir es in unserem fünften State of Crypto3 dargelegt haben.

Krypto-Spenden zugunsten der ukrainischen Bevölkerung
Der Silberstreif am Horizont ist die beispiellose weltweite finanzielle Unterstützung für die
ukrainische Regierung durch Krypto-Zahlungen, hauptsächlich Bitcoin und Ether. In die gleiche
Richtung zielt RELI3F, eine Web3-Initiative, die weltweite humanitäre Hilfe leistet.4 Laut Elliptic
haben die ukrainische Regierung und Nichtregierungsorganisationen, die das Militär
unterstützen, seit dem Beginn der russischen Invasion bereits 24,6 Millionen Dollar5 durch mehr
als 26.000 Kryptoasset-Spenden gesammelt. Allerdings wurden an die ETH-Adresse
gelegentlich auch NFTs gesendet, bei denen es sich um Viren handeln könnte. Natürlich ziehen
solche große Spendenbeträge auch immer potentielle Cyberangriffe mit sich, daher sollte die
ukrainische Regierung diese NFTs nicht anrühren.

3 https://connect.21shares.com/web3-magazine
4 https://twitter.com/andrwwang/status/1497269918907002882?s=20&t=QKkLA8BBzw2TJVCX6SbYTg
5 https://www.elliptic.co/blog/live-updates-millions-in-crypto-crowdfunded-for-the-ukrainian-military
Kurz vor der Invasion am 8. Februar 2022 stimmte Russland zu6, bestehende Gesetze zu
ändern, um Kryptowährungen als eine Form der Währung anzuerkennen. Diese Einwilligung
stellt eine deutliche Gegenreaktion auf den Vorschlag der Zentralbank von Russland7 dar, die
Aktivitäten von Minern und verschiedene andere Krypto-Geschäfte zu verbieten, da diese das
Finanzsystem des Landes gefährden könnten. Ironischerweise scheinen Kryptowährungen
beiden Seiten des Konflikts zu dienen, was im Grunde ein lebender Beweis dafür ist, dass die
Krypto-DNA keine Voreingenommenheit in sich trägt und vielmehr eine neutrale, unparteiische
Technologie darstellt.

Russische CBDCs zur Sanktionsvermeidung?
Entgegen der landläufigen Meinung scheint es aktuell sehr wahrscheinlich, dass Russland auf
lange Sicht auf CBDCs, digitales Zentralbankgeld, zurückgreifen wird, um den seit der Invasion
auferlegten Sanktionen zu entgehen. CBDCs sind für Regierungen wie Russland sinnvoller, da
sie leicht zu kontrollieren und zu überwachen sind. Ganz im Gegensatz zu den dezentralen
Krypto-Assets, die lückenlos nachverfolgt werden können. Ganz zu schweigen von den
Plattformen, auf denen diese Krypto-Assets gehandelt werden. Eine einzige Klage gegen eine
bestimmte Gruppe von Nutzern kann Börsen wie Kraken dazu zwingen, Konten und Krypto-
Wallets zu sperren (wie wir es diesen Monat in Kanada gesehen haben). Unserer Überzeugung
nach wird dieser Konflikt die russischen CBDC-Entwicklungen und die Koalition mit dem
digitalen Yuan durch die neue Seidenstraße, die Belt and Road Initiative, beschleunigen.

Kryptowährungen finden neue einflussreiche Befürworter
Auch außerhalb des russisch-ukrainischen Konflikts hat sich der Einsatz von Kryptowährungen
ausgeweitet. Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock bereitet sich offenbar8 darauf vor,
seinen Anlegerkunden den Handel mit Kryptowährungen anzubieten. So will das Unternehmen
Anlegern wohl die Möglichkeit geben, Kredite mit Krypto-Sicherheiten aufzunehmen. Der
Handel soll über das hauseigene Portfolio-Management-System Aladdin erfolgen – Aladdin
steht für Asset, Liability, Debt and Derivative Investment Network.

Singapurs größte Bank DBS arbeitet daran, ihre Kryptowährungsbörse über ihren derzeitigen
Anlegerstamm institutioneller Kunden hinaus zu erweitern9 und ermöglicht sofortige Online-
Einzahlungen und -Transaktionen, ohne sich auf Bankvermittler zu verlassen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate befinden sich vermutlich kurz vor dem Ziel auf dem Weg
zur Lizenzierung von Dienstleistern für virtuelle Vermögenswerte (VASPs), die bis zum Ende

6 https://cointelegraph.com/news/russian-gov-t-and-central-bank-agree-to-treat-bitcoin-as-currency
7 https://cointelegraph.com/news/russian-central-bank-proposes-blanket-ban-on-crypto-mining-and-
trading
8 https://www.coindesk.com/business/2022/02/09/blackrock-planning-to-offer-crypto-trading-sources-say/
9 https://cointelegraph.com/news/singaporean-megabank-dbs-works-on-expanding-bitcoin-trading-to-retail
des ersten Quartals erfolgen soll.10 Dies geschieht in dem Bestreben, die größten Krypto-
Unternehmen der Welt für den Wirtschaftsraum der Emirate zu gewinnen.

Fazit
Eine erhöhte Akzeptanz – sei sie durch Konflikte oder Wettbewerb inspiriert – dürfte
Regierungen und Institutionen gleichermaßen eine bessere Perspektive auf die zahlreichen
Anwendungsmöglichkeiten von Kryptowährungen geben – Anwendungen, die die finanzielle
Inklusion auf der Mikroebene grundlegend vorantreiben und auf Makroebene die
Volkswirtschaften wiederbeleben.

Rechtliche Hinweise:
Das in dieser Pressemitteilung enthaltene Material dient ausschließlich Informationszwecken.
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weltweit genutzt.

Weitere Informationen: https://21shares.com/

10https://www.bloomberg.com/news/articles/2022-02-17/uae-readies-national-crypto-licensing-in-push-to-
embrace-fintech
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