NICHTS. Was im Leben wichtig ist - von Janne Teller - Bühnenfassung von Andreas Erdmann nach der deutschen - Stadttheater Bremerhaven

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NICHTS. Was im Leben wichtig ist - von Janne Teller - Bühnenfassung von Andreas Erdmann nach der deutschen - Stadttheater Bremerhaven
NICHTS. Was im Leben
      wichtig ist
                von Janne Teller

Bühnenfassung von Andreas Erdmann nach der deutschen
          Übersetzung von Sigrid C. Engeler
NICHTS. Was im Leben wichtig ist - von Janne Teller - Bühnenfassung von Andreas Erdmann nach der deutschen - Stadttheater Bremerhaven
INHALTSVERZEICHNIS

Besetzung                                                                                   3

HINTERGRUNDINFORMATIONEN ZUR VORBEREITUNG AUF DEN THEATERBESUCH

Inhalt von „Nichts. Was im Leben wichtig ist“                                            4
Die Autorin Janne Teller                                                                 5
Interview mit Janne Teller in „Die Zeit“ vom 5. August 2010                              6
Die Inszenierung                                                                         8
Das Bühnenbild                                                                           9
Die wichtigsten Figuren in „Nichts. Was im Leben wichtig ist“                           10
Nihilismus                                                                              13
Nihilismus: Ein Vergleich – Aussagen von Friedrich Nietzsche und Pierre Anthon          14
Was hat Bedeutung?
Überlegungen der Expertenklasse zu „Nichts. Was im Leben wichtig ist“                   15
Gruppenzwang                                                                            16
Gruppenzwang bei Initiationsriten                                                       18

PRAKTISCHE ANREGUNGEN FÜR DIE NACHBEREITUNG IM UNTERRICHT

Nachgespräch/ Fragen zu dem Theaterbesuch                                               20
Übung 1: „Bedeutungs- bzw. Assoziationskette“ (Sprach- und Impulsspiel)                 21
Übung 2: „Nichts. Was im Leben wichtig ist“- Ein-Satz-Nacherzählung                     21
(Sprach- und Konzentrationsspiel)
Übung 3: „Ich lege auf den Berg von Bedeutung- Ich packe meinen Koffer“                 22
(Sprach-, Konzentrations- und Gedächtnisspiel)
Die Struktur des Berges aus Bedeutung                                                   23
Übung 4: „Gordischer Knoten“ (Problemlösungs- und Bewegungsspiel)                       24
Übung 5: „Das Asch-experiment“ (Gruppen-; Rollen- und Wahrnehmungsspiel)                24
Übung 6: „Paranoia“ (Gruppen-, Bewegungs- und Wahrnehmungsspiel)                        25
Gespräch über die Übung „Paranoia“                                                      26
Übung 7: „Das Opfer“ (Gruppen-, Bewegungs- und Wahrnehmungsspiel)                       26
Gespräch über die Übung „Das Opfer“                                                     27
Diskussion 1: Die Definition von Rache                                                  28
Diskussion 2: „Rache-Sprichwörter“ (Kleingruppenarbeit)                                 29
Abschließende Kreativ- und Schreibaufgabe: „Der Berg aus Bedeutung“                     30

        Redaktion: Indra Schiller / JUP! Stadttheater Bremerhaven / Theodor-Heuss-Platz /
         27568 Bremerhaven / jup@stadttheaterbremerhaven.de / 0471 – 48 206 269/272

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NICHTS. Was im Leben wichtig ist - von Janne Teller - Bühnenfassung von Andreas Erdmann nach der deutschen - Stadttheater Bremerhaven
„NICHTS. Was im Leben wichtig ist“ - PREMIERE: 24. APRIL 2014
                                      von Janne Teller
     Bühnenfassung von Andreas Erdmann nach der deutschen Übersetzung von Sigrid C. Engeler

BESETZUNG

Agnes …………..……………………………………………………………………..………..… Christine Karall
Mädchen……………………………………………………………………………………......Amanda da Glória
Junge………………………………………….……………..………………………….….Jan-Friedrich Schaper
Junge………………………………………………………………………………………...…….Artur Spannagel

Inszenierung…………………….………………………………………...…………………….......Tanja Spinger
Bühne & Kostüme…………………………………………………...…………………………….......Iris Holstein
Musikkomposition.…………………………………………………………...…………………...…...Felix Reisel
Theaterpädagogik…………………………………………………….…………..………………….Indra Schiller
Regieassistenz…………………………………………………………………...…..….Dagmar von der Trenck

Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde von uns entweder die männliche oder weibliche
Form von personenbezogenen Hauptwörtern gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung des jeweils
anderen Geschlechts. Frauen und Männer mögen sich von den Inhalten unserer Materialmappe gleichermaßen
angesprochen fühlen.

Fotos:
Probenfotos von Indra Schiller
Bühnenbild-Modellfoto von Iris Holstein
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HINTERGRUNDINFORMATIONEN ZUR
VORBEREITUNG AUF DEN THEATERBESUCH

INHALT VON „NICHTS. WAS IM LEBEN WICHTIG IST“

Die von Janne Teller geschriebene Geschichte „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ spielt in dem fiktiven
dänischen Ort Tæring. Die gesamten Ereignisse liegen bereits acht Jahre zurück und werden in
Rückblenden aus der Sicht von der Figur Agnes erzählt. Sie war damals Schülerin der Klasse 7A, die
den Mittelpunkt der Handlung in „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ darstellt.
Am ersten Schultag nach den Sommerferien verlässt Pierre Anthon die Klasse 7A, setzt sich auf einen
Pflaumenbaum vor die Schule und provoziert seine Mitschüler mit der Aussage, dass nichts im Leben
eine Bedeutung habe und wenn nichts eine Bedeutung habe, lohne es sich demnach auch nicht,
irgendetwas zu tun. Von seinen eigenen nihilistischen Thesen getrieben, fordert er seine ehemaligen
Klassenkameraden dazu auf, seinem Beispiel zu folgen.
Doch die 7A ist sich einig, dass es doch Dinge im Leben gibt, die eine Bedeutung haben. Das Mädchen
Sofie hat die Idee, dass die Klasse doch in einem stillgelegten Sägewerk einen Berg mit Gegenständen
auftürmen könne, die Bedeutung haben. Sind es zunächst irgendwelche Gegenstände, die wenig oder
gar nichts mit den Schülern der Klasse 7A zu tun haben, gehen die Schüler ziemlich schnell dazu über,
auch persönliche Gegenstände mit der entsprechenden persönlichen Bedeutung auf den Berg zu legen.
Daraus ergibt sich die Regel, dass derjenige den Nächsten bestimmen darf, der gerade etwas dem
Berg „opfern“ musste. Doch das ursprüngliche Ziel, Pierre Anthon davon zu überzeugen, dass es doch
Dinge mit Beutung im Leben gibt, gerät schnell in den Hintergrund, da die Schüler zunehmend von
persönlichen Rachegedanken gegenüber ihren eigenen Mitschülern getrieben werden. Dies führt zu
einer Eskalation von Grausamkeiten und Gewalt innerhalb des Klassenverbandes, bis hin zur Tötung
eines Hundes, der Entjungferung von Sofie und dem Abschneiden des Zeigefingers von Jan-Johan.
Nach der „Opferung“ des Zeigefingers werden die Eltern der 7A aufmerksam. Der Berg aus Bedeutung
wird im Sägewerk entdeckt und die Kinder werden für ihre Vergehen hart bestraft. Doch der Berg löst
ein Medieninteresse aus und ein Kunstmuseum aus New York ist sogar bereit, der Klasse den hohen
Preis von dreieinhalb Millionen Dollar dafür zu zahlen. So unterliegen die Schüler dem Irrtum, dass sie
mit dem Berg doch die Bedeutung gefunden haben. Als sie Pierre Anthon stolz davon berichten, zeigt
sich dieser unbeeindruckt und provoziert weiterhin seine ehemalige Klasse.
Zusätzlich verebbt das Medieninteresse ziemlich schnell, nachdem der Berg aus Bedeutung verkauft
wurde. Pierre Anthon sieht dies als Beweis für die Bedeutungslosigkeit des Berges an und auch die
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anderen Schüler an zu zweifeln, ob sie wirklich die Bedeutung gefunden haben. Aus den Zweifeln
entsteht letztlich große Wut darüber, was dem Berg doch schließlich alles geopfert wurde und dass dies
alles nicht umsonst gewesen sein könne. Als dann Pierre Anthon den Berg auch noch als „Misthaufen“
bezeichnet und behauptet, dass dieser gar keine wirkliche Bedeutung haben könne, wenn die Klasse
ihn sogar verkauft hat, richtet sich die gesamte Wut der 7A nun direkt gegen Pierre Anthon. Die Klasse
geht auf Pierre Anthon los, bis dieser schließlich leblos am Boden liegen bleibt. In derselben Nacht
brennt das Sägewerk mit dem Berg der Bedeutung und Pierre Anthons Körper nieder.

DIE AUTORIN JANNE TELLER

Die dänische Schriftstellerin und Essayschreiberin Janne Teller wurde 8. April 1964 in Kopenhagen
geboren. Sie studierte Staatswissenschaften und arbeitete von 1988 bis 1995 als Konfliktberaterin für
die EU und für die UNO in Dar-es-Salaam, Brüssel, New York und Mosambik. Ab 1995 widmete sie sich
ausschließlich der Schriftstellerei. Sie lebt abwechselnd in New York, Kopenhagen und Berlin.
Janne Teller wurde für ihr literarisches Schaffen vielfach ausgezeichnet. In ihren Werken, die Romane,
Essays und Kurzgeschichten umfassen und die sich sowohl an erwachsene als auch jugendliche Leser
richten, geht sie meistens den großen Fragen des Lebens und relevanten gesellschaftlichen Themen
nach. Nicht selten löst sie damit heftige Diskussionen aus. So weigerte sich ihr Verlag zunächst,
„Nichts. Was im Leben wichtig ist“ zu veröffentlichen. Auch nach der Publikation hatte der Jugendroman
viele Gegner und löste heftigen Widerstand bei Lehrern, Bibliothekaren und Priestern aus. Dennoch
wurde Janne Teller 2001 für „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ mit dem Dänischen Kinderbuchpreis
ausgezeichnet. Mittlerweile gehört der Roman zu den am häufigsten verwendeten Büchern in den
dänischen Abiturprüfungen und wurde in 25 Sprachen übersetzt. Allein in Deutschland wurden bisher
über 200.000 Exemplare verkauft. Im Januar 2014 wurde Janne Teller in den Stiftungsrat des
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels berufen.

WERKLISTE
1999: Odins Insel
2000: Nichts. Was im Leben wichtig ist
2004: Krieg. Stell Dir vor, er wäre hier
2004: Die sieben Leben der Katze
2004: Europa. Alles, was dir fehlt
2008: Komm

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NICHTS. Was im Leben wichtig ist - von Janne Teller - Bühnenfassung von Andreas Erdmann nach der deutschen - Stadttheater Bremerhaven
2013: Afrikanske veje (dt. Übersetzung des Titels: Afrikanische Wege; bisher nicht in deutschsprachiger
Übersetzung erschienen)

AUSZEICHNUNGEN
2001: Jugendbuchpreis des dänischen Kulturministeriums für „Nichts. Was im Leben wichtig ist“
2008: Le Prix Libbylit für „Nichts. Was im Leben wichtig ist“
2010: Aufnahme von „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ in die Liste „Die schönsten deutschen
Bücher“ in der Kategorie Kinderbücher und Jugendbücher durch die Stiftung Buchkunst
2011: Michael L. Printz Honor Book für „Nichts. Was im Leben wichtig ist“
Quellen:
vgl.: http://www.janneteller.dk/?Deutsch
vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Janne_Teller

INTERVIEW MIT JANNE TELLER IN „DIE ZEIT“ VOM 5. AUGUST 2010

Am 5. August 2010 führte Janne Teller mit Susanne Gaschke von der Redaktion „Die Zeit“ ein Interview
zu ihrem Roman „Nichts. Was im Leben wichtig ist. Im Folgenden sind Ausschnitte des Interviews
zusammengestellt. Das gesamte Interview ist zu lesen unter
http://www.zeit.de/kultur/literatur/2010-08/janne-teller

"LEHRER SAGTEN, DIESES BUCH IST SCHÄDLICH"

Die Dänin Janne Teller hat den ungewöhnlichen und hoch umstrittenen Jugendroman "Nichts" geschrieben. Im
Interview spricht sie über Nihilismus und sinnlose Konventionen der Erwachsenen VON SUSANNE GASCHKE
                                   ZEIT ONLINE: Um Nichts hat es, seit das Buch vor zehn Jahren im dänischen
                                   Original erschien, in Skandinavien eine heftige Kontroverse gegeben. Immer
                                   wieder wurde von Behörden versucht, das Buch aus dem Schulunterricht
                                   herauszuhalten. Zugleich bekam es auch einen Literaturpreis des dänischen
                                   Kultusministeriums.

                                   Janne Teller: Ja, es ist schon erstaunlich, dass ein Buch heutzutage in
                                   Westeuropa derart bekämpft werden kann. Nicht wegen brutaler oder sexistischer
                                   oder verhetzender Inhalte, sondern nur wegen der Fragen, die es aufwirft. Es gab
                                   in verschiedenen Ländern Schwierigkeiten, nicht nur in Dänemark […]. Die
                                   Hauptdebatte fand zwischen Lehrern, Bibliothekarinnen und Pädagogen statt, von
                                   denen viele meinten, das Buch mute jungen Lesern zu viel zu.

Janne Teller, geboren 1964 in Kopenhagen © Morten Holtum Nielsen

ZEIT ONLINE: Es gibt ja auch drastische Szenen darin: Um ihren Mitschüler Pierre Anthon zu überzeugen, dass
seine nihilistischen Parolen Unfug sind, beginnt eine siebte Klasse ein seltsames Projekt. Die Schüler häufen
einen "Berg aus Bedeutung" an, für den jeder einzelne schlimme Opfer bringen muss. […]

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Teller: Witzigerweise ist Nichts heute auf vielen Lehrplänen zu finden und wird häufig als Prüfungsstoff
verwendet. […] Aber über Jahre gab es erbitterten Widerstand. Manche Lehrer und Bibliothekare sagen: Dieses
Buch ist schädlich für junge Leser, weil es ihnen jede positive Einstellung zum Leben raubt. Das sehe ich völlig
anders, und glücklicherweise habe ich recht. Junge Leute stellen sich alle fundamentalen Fragen ganz von allein.
[…] Das, was Pierre Anthon und seine Mitschüler tun, […] ist es doch, die Frage "Hat das Leben überhaupt einen
Sinn" in die Frage umzuformen, welchen Sinn es haben sollte.[…]

ZEIT ONLINE: Soweit er die Schule und die Langeweile des Außenpostens beschreibt, ist Ihr Roman realistisch.
Aber die Tatsache, dass der Schulverweigerer Pierre Anthon von Eltern, Pädagogen und Behörden völlig in Ruhe
gelassen wird, erscheint geradezu als Fantasy-Element.

Teller: Ich sehe es als eine Art modernes Märchen. Ich will gar nicht mit Wahrscheinlichkeit oder Plausibilität
argumentieren: Ich finde am wichtigsten, dass Literatur ihre eigene Logik hat. Weil sie nicht abgebildete Realität
ist, kann sie uns Einsichten in unsere eigene Wirklichkeit vermitteln. Wie ein magischer Spiegel. Während ein
realistischer Spiegel uns nur die Oberfläche zeigt.

ZEIT ONLINE: Es scheint auch recht fantastisch, dass die Kinder so viel darauf geben, was ihr merkwürdiger,
nihilistischer Mitschüler meint. Was ist mit diesen Kindern passiert, was haben Sie ihnen beim Schreiben
angetan, warum sind sie dermaßen fanatisch?

Teller: […] Ich glaube, hier liegt der Fanatisierungsfaktor: die gefährliche Sehnsucht der Kinder, ihre
durchstrukturierte Welt und all die Erwartungen, die in sie gesetzt werden, hinter sich zu lassen und Pierre
Anthon zu folgen. Ihre eigenen Zweifel, ob irgendetwas Bedeutung hat, fanatisieren sie, ihre Furcht, dass Pierre
Anthon Recht haben könnte. Das ist der Grund, warum ihr Projekt dermaßen eskaliert, und warum kein einzelner
es zu stoppen versucht: Verglichen mit dem großen, leeren, hoffnungslosen Nichts eines Lebens ohne Sinn ist es
ja fast nicht schlimm, einen Finger zu opfern. Eigentlich kämpft jeder gegen den Pierre Anthon in seinem eigenen
Kopf. Diese Kinder werden Fanatiker, ihn dort herauszubekommen – wie so viele Erwachsene, die mit ihren
religiösen oder anderweitigen Wahrheiten den Zweifel zu überdröhnen versuchen.

ZEIT ONLINE: Hat jeder Menschen diesen Pierre Anthon mit dem drohenden Nichts und der Sinnlosigkeit im
Kopf?

Teller: Auf jeden Fall. Nur nimmt er manchmal viel Raum ein, manchmal wenig. Und uns Erwachsenen gelingt es
in der Regel, so viel Lärm zu erzeugen, uns so beschäftigt zu halten, dass wir ihn überhören können, zumindest
eine Weile – bis uns irgendwas auf die Füße fällt, das uns erinnert. Dann müssen wir ihm ins Auge blicken, ob wir
wollen oder nicht.

ZEIT ONLINE: Ist der Roman als Jugendbuch eigentlich richtig eingeordnet? Oder ist es einfach ein Roman, der
von jungen Leuten handelt?

Teller: Für mich ist es ein Crossover, ein Buch für jugendliche und erwachsene Leser. […] Ursprünglich hatte ich
beim Schreiben tatsächlich ein junges Publikum im Blick. […] Im Kopf noch einmal 14 zu sein, hat es mir erlaubt,
die großen, existenziellen Fragen mit völlig offenen Augen zu betrachten. Ich musste einsehen, dass ich keine
definitiven Antworten hatte, obwohl ich in meinem Erwachsenenleben dauernd so tue.

ZEIT ONLINE: Das heißt, das Buch hatte auch für Sie eine klärende Wirkung?

Teller: Nichts wurde zu meiner eigenen Sinnsuche. Es war eine außergewöhnliche und sehr anstrengende
Erfahrung: Aber ich habe mit dem Pierre Anthon in meinem Kopf Frieden geschlossen. Ich habe keine Angst
mehr vor ihm, sondern bin ihm eher dankbar, dass er all die Fenster in meinem dunkel-gefährlich-verlockenden
Existenzialistendachboden geöffnet hat. Es mag ja stimmen, dass das Leben keine höhere Bedeutung hat –
wenn man die ganz große Perspektive betrachtet. Pierre Anthon hat mir die Augen dafür geöffnet, wie

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faszinierend und fantastisch das Leben ist – wenn wir es nicht erdrücken und ersticken mit Einschränkungen, die
sich aus sinnlosen Konventionen ergeben. Das Gespräch führte Susanne Gaschke

DIE INSZENIERUNG

Eigentlich ist die Bühnenfassung von „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ für fünf Schauspieler
geschrieben. Dabei übernimmt eine Schauspielerin die Rolle der Agnes, die anderen spielen die
restlichen Rollen. In der Regel spielt dabei ein männlicher Schauspieler u.a. die Rolle des Pierre
Anthon. In der Inszenierung von Tanja Spinger ist dies nicht der Fall. Hier sprechen und spielen alle
Schauspieler die Texte von Pierre Anthon, entweder einzeln oder chorisch zusammen. Dies ist darin
begründet, dass der Grundansatz der Inszenierung acht Jahre NACH den „Vorfällen in der 7A“ angelegt
ist. Im Roman wird erst am Ende durch die Figur Agnes erläutert, dass die Geschichte bereits nun acht
Jahre her sei. Tanja Spinger setzt die Inszenierung allerdings genau dort an, indem sie vier junge
Erwachsene - ehemalige Schüler der 7A - zeigt, die sich nach acht Jahren wieder treffen. Diese vier
Personen erzählen nun die Geschehnisse um den Berg aus Bedeutung rückblickend. Dabei schlüpfen
sie alle in die unterschiedlichen Erzählperspektiven der verschiedenen Figuren/Schüler der 7A.
Die Texte von Pierre Anthon wirken dadurch wie eine unheimliche Stimme aus der Vergangenheit und
wie das schlechte Gewissen, das alle ehemaligen Schüler seit acht Jahren mit sich tragen. Obwohl alle
Schauspieler sowohl die Perspektiven von Pierre Anthon als auch der restlichen Schüler der 7A
einnehmen, haben sie dennoch jeder eine Grund- bzw. Hauptrolle:

- Christine Karall ist Agnes
- Amanda da Glória ist Sofie
- Jan-Friedrich Schaper ist der fromme Kai
- Artur Spannagel ist Jan-Johan

Durch den rückblickenden Erzählstil der Inszenierung wird zwar in die einzelnen Szenen
hineingesprungen, aber diese nicht 1:1 nachgespielt, wie sie im Roman beschrieben sind, d.h. es
werden KEINE Opferungsszenen gezeigt und es wird auch kein realistischer, mit Requisiten
angehäufter Berg aus Bedeutung auf der Bühne entstehen. Vielmehr möchte Tanja Spinger mit ihrem
Prinzip, die Geschehnisse rückblickend zu erzählen, erreichen, dass sich die Zuschauer selbst
vorstellen sollen, wie sich die Ereignisse um die Klasse 7A evtl. hätten abspielen können. Denn das
eigene Kopfkino soll beim Zuschauen angeregt werden. Durch das spezielle Bühnenbild allerdings wird
dennoch deutlich, dass die Figuren Opfer bringen mussten.
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DAS BÜHNENBILD

Das von Iris Holstein konzipierte Bühnenbild ist eine Raumbühne – fast schon Rauminstallation. Die
Zuschauer sitzen mit im Bühnenbild und sind somit Teil der Installation. So bewegen sich die
Schauspieler mitunter direkt neben bzw. zwischen den Zuschauern. Dadurch ist die gewohnte
Zuschauersituation einer Guckkastenbühne – Zuschauer auf festen Plätzen im Zuschauerraum und die
Schauspieler AUF der Bühne - natürlich komplett aufgehoben. Auch gibt das Bühnenbild keine konkrete
Räumlichkeit vor, vielmehr ist es ein undefinierbarer Ort, an dem sich die vier Figuren treffen, der aber
dennoch Aspekte aufgreift, die unmittelbar mit ihrer Vergangenheit in Zusammenhang stehen. Die
Holzpaletten erinnern beispielsweise an das Sägewerk, die Lichtinstallation hingegen an den
Pflaumenbaum.

Foto des Bühnenbild-Modells von Iris Holstein

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DIE WICHTIGSTEN FIGUREN IN „NICHTS. WAS IM LEBEN WICHTIG IST“

AGNES
Als   Haupterzählerin    berichtet   sie   von    den
Geschehnissen in ihrer Klasse mit acht Jahren
Abstand. Zunächst erscheint Agnes freundlich,
mitfühlend, aber auch oberflächlich wie ihre
Mitschüler. Ihr Traum ist es, später einmal als
Modedesignerin zu arbeiten. Als sie allerdings ihre
geliebten grünen Sandalen dem Berg opfern muss,
zeigt sich ihre Enttäuschung darüber in zunehmender
Boshaftigkeit, Herzlosigkeit und Rachegelüsten, die
sie dann an Gerda auslässt. Pierre Anthons
Entscheidung, nicht mehr zur Schule zu gehen, flößt
ihr zwar Angst ein, führt allerdings dazu, dass sie
vermehrt über ihr Leben und dessen Bedeutung
nachdenkt. Sie entwickelt jedoch nicht die Stärke, sich dem Gruppenzwang ihrer Klasse zu widersetzen.
Dennoch kommt sie zu der Erkenntnis, dass die Bedeutungssuche der 7A zunehmend aus dem Ruder
läuft. Vergeblich versucht sie, weitere Opferungen bzw. Gewalttaten zu verhindern. Trotzdem
rechtfertigt sie die Gewaltanwendungen gegen Pierre Anthon mit der Feststellung, er habe schließlich
am allem die Schuld getragen, denn er habe mit seinem Verhalten die Bedeutungssuche ausgelöst.
Auch acht Jahre nach den Ereignissen im Sägewerk wird Agnes` Leben immer noch von den damaligen
Geschehnissen beeinflusst.

PIERRE ANTHON
Pierre Anthon ist ebenfalls Schüler der 7A und weigert sich nach den Sommerferien weiterhin zur
Schule zu gehen. Er begründet diese Haltung darin, dass nichts im Leben eine Bedeutung habe und es
deshalb auch nichts gäbe, für das es sich lohne, irgendetwas zu tun. Er setzt sich auf den
Pflaumenbaum vor der Schule und provoziert seine ehemalige Klasse mit seinen nihilistischen
Aussagen. Als Reaktion seiner Mitschüler erfolgt der Bau des „Berges aus Bedeutung“. Allerdings lässt
er sich davon überhaupt nicht beeindrucken, geschweige denn ändert seine nihilistische Haltung. Im
Gegenteil er macht sich sogar über den „Berg aus Bedeutung“ lustig und bezeichnet diesen sogar als
„Misthaufen“. Erst als die Gewalt in der klasse eskaliert, verlässt er den Baum. Er zieht die gesamte Wut
seiner Mitschüler auf sich und wird von diesen erschlagen. Allerdings wird in Agnes Erzählungen

                                                                                                      10
deutlich, dass „Pierre Anthon“ immer noch großen Einfluss auf seine ehemaligen Mitschüler hat. Auch
noch acht Jahre nach den folgenschweren Ereignissen.

SOFIE
                                                                  Sofie nimmt eine zentrale Rolle im
                                                                  Klassengefüge ein. Sie ist es, die die
                                                                  Idee zum Bau des Berges aus
                                                                  Bedeutung hat. Erst ziemlich spät
                                                                  muss sie etwas opfern. Mitschüler
                                                                  Hans entscheidet, dass Sofie als
                                                                  Gegenleistung/Rache        für   sein
                                                                  geopfertes   gelbes    Fahrrad    ihre
                                                                  Unschuld geben muss. Obwohl sich
                                                                  Sofie   weigert,   diese   Form der
                                                                  Opferung auszuführen, wird sie von
der Klasse dazu gezwungen. Von der Entjungferung (Vergewaltigung) wird sie stark traumatisiert und
agiert ab da völlig gefühlskalt und grausam. Sie ist es, die Jan-Johan den Finger abschneidet, als
Rache dafür, dass dieser bei ihrer Entjungferung dabei war. Ihr ist der Berg aus Bedeutung am
wichtigsten, da sie mit das größte Opfer bringen musste. Sie will nicht akzeptieren, dass ihre
Entjungferung umsonst gewesen ein soll. Letztlich führt es dazu, dass Sofie den Verstand verliert und in
eine Klinik eingewiesen werden muss.

DER FROMME KAI
Der fromme Kai ist ein typischer Mitläufer innerhalb der
Klasse. Er wirkt sehr angepasst und unscheinbar.
Allerdings ist er in fast alle größeren Opferungen in
irgendeiner Form involviert, z.B. auf dem Friedhof. Sofie
wählt ihn nach ihrer Entjungferung aus, das nächste Opfer
zu erbringen. Da Kai von allen immer „der fromme Kai“
genannt wird, wählt Sofie natürlich ein Opfer aus, mit dem
sie an Kai Rache nehmen kann. Sie bestimmt, dass Kai
den Jesus am Kreuz aus der Kirche in Tæring abliefern
soll. Als streng gläubiger Christ gerät der fromme Kai so
einen Konflikt mit seiner religiösen Überzeugung.

                                                                                                     11
JAN-JOHAN
                                             Jan-Johan ist zu Beginn der Geschichte der Anführer der
                                             Klasse 7A. Er wird als talentierter Gitarrenspieler
                                             beschrieben, der eigene Entscheidungen trifft und seinen
                                             Mitschülern Anweisungen erteilt. Sein autoritäres
                                             Auftreten wird von der Klasse akzeptiert. Dies ändert
                                             sich allerdings schlagartig, als er seinen Zeigefinger
                                             opfern muss. Von da an wird aus dem selbstsicheren
                                             und talentierten Jan-Johan ein jammernder Junge, der
                                             nun als Jan-Johana von der restlichen Klasse verhöhnt
                                             wird. Da er den Umstand des abgetrennten Fingers
                                             irgendwie seinen Eltern erklären muss, macht er den
                                             Bau des Berges aus Bedeutung öffentlich.

DIE RESTLICHEN SCHÜLER DER 7A
Die restlichen Schüler der 7A
treten immer nur kurz in den
Fokus der Geschichte und zwar
dann, wenn sie an der Reihe
sind, etwas für den Berg zu
opfern. Ihre figurenspezifischen
Eigenschaften stehen immer nur
kurz     im        Mittelpunkt   der
Handlung und werden durch die
Auswirkung          ihrer   Verluste
deutlich. Die Reihenfolge der
Opferungen vollzieht sich wie
folgt in der 7A:
Dennis, Sebastian, Richard, Laura, Agnes, Gerda, Maike, Frederik, Dame Werner, Anna-Li, die kleine
Ingrid, Henrik, Ole, Elise, Marie-Ursula, Hussein, Hans, Sofie, der fromme Kai, Rosa, Jan-Johan.

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NIHILISMUS

Pierre Anthon provoziert seine Mitschüler mit nihilistischen Aussagen, doch was ist eigentlich
Nihilismus?

Nihilismus, der:
a) philosophische Anschauung von der Nichtigkeit, Sinnlosigkeit alles Bestehenden, des Seienden
b) weltanschauliche Haltung, die alle positiven Zielsetzungen, Ideale, Werte ablehnt; völlige Verneinung
aller Normen und Werte
Vgl.: http://www.duden.de/rechtschreibung/Nihilismus

Nihilismus ist in seiner Bedeutung zum einen theologisch geprägt und meint damit das völlige
Nichtvorhandensein von übergeordneten Autoritäten also Göttern. In seiner philosophischen Prägung ist
mit Nihilismus zum anderen die Leugnung sämtlicher Autoritäten und Werte gemeint.
Nihilismus wird abgeleitet vom lateinischen Wort nihil bzw. nihilim („nichts”). Eine gewisse Prägung des
Begriffes     gehen     auch     vom     mittellateinischen   nichilianista („der   an   nichts   glaubt”)   und
annihilare („verneinen, vernichten”) aus und zeigt besonders im Falle von nichilianista die theologische
Prägung, was jedoch in keinem Kontext zum Atheismus steht.

Zeitgeschichtlich ist der Begriff ca. ab dem 19 Jh. bis heute eher auf die Philosophie anstatt auf die
Theologie bezogen, wobei in der Philosophie im Hintergrund auch immer eine religiöse Komponente
vorhanden ist, denn eine Ablehnung jeglicher Autoritäten und Werte muss zur Folge haben, dass auch
Gott bzw. Gottheiten abgelehnt werden. Eine Verwendung nur in Bezug auf die völlige Ablehnung von
Werten, Erkenntnissen und Ordnungen ist allerdings zu wenig, der Nihilismus beschreibt eher ein
Lebensgefühl und einen Zustand anstatt einer konkreten Position. Dabei haben alle menschlichen
Ordnungen wie Werte usw. ihren Sinn und ihre Bedeutsamkeit verloren, so dass der Mensch in eine Art
Gleichgültigkeit und Langeweile verfällt. Sein Leben ist geprägt von Leere.
Aufgrund dieser Grundstimmung des Nihilismus entstehen ab dem 19. Jh. zahlreiche zumeist
philosophische Theorien in Bezug dazu, die von einflussreichen Personen wie F.H. Jacobi (welcher den
Begriff Nihilismus auch zum ersten Mal in dieser Form verwendete), C. Brentano, F. Nietzsche sowie M.
Heidegger geprägt werden. Er lässt sich im Einzelnen in verschiedene Unterstufen abgrenzen, wie den
metaphysischen, moralischen und logischen Nihilismus, welche bei detaillierter Betrachtung
unterschiedliche Schwerpunkte setzen. In der heutigen Zeit wird der Begriff in der Wissenschaft
aufgrund seiner Deutungsvielfalt eher selten verwendet. Vgl.: http://nihilismus.net/

                                                                                                             13
NIHILISMUS: EIN VERGLEICH –
AUSSAGEN VON FRIEDRICH NIETZSCHE UND PIERRE ANTHON

Nietzsche:
„Der philosophische Nihilist ist der Überzeugung, dass alles Geschehen sinnlos und umsonst ist.“
Pierre Anthon:
„Nichts bedeutet irgendetwas. Deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun.“

Nietzsche:
„In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen
Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die
hochmütigste und verlogenste Minute der ,Weltgeschichte‘: aber doch nur eine Minute. Nach wenigen
Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben.“
Pierre Anthon:
„Die Erde ist vier Milliarden sechshundert Millionen Jahre alt, aber ihr werdet höchstens hundert.

Nietzsche:
„Es fehlt das Ziel; es fehlt die Antwort auf das
,Warum‘ ?“
Piere Anthon:
„Das Leben ist die Mühe überhaupt nicht wert.“

Nietzsche:
„Die Arbeit ist eine Schmach, weil das Dasein
keinen Wert an sich hat.“
Pierre Anthon:
„Falls ihr achtzig werdet, habt ihr dreißig Lebensjahre verschlafen, habt ihr neun Jahre die Schule
besucht und Hausaufgaben gemacht und knapp vierzehn Jahre lang gearbeitet.“

Nietzsche:
„Der Selbstmord der Moral ist ihre eigene letzte moralische Forderung.“
Pierre Anthon:
„Das Beste, was wir für die Zukunft der Erde tun können, ist sterben.“

                                                                                                     14
Nietzsche:
„Die Eitelkeit ist die Höflichkeits-Maske des Stolzen.“
Pierre Anthon:
„Und du wirst feststellen, dass der Ruhm und die große Welt außerhalb von dir sind, dass aber innen
nichts ist und dass es auch so bleiben wird, egal was du tust.“
Vgl.: Roschmann, Achim: Janne Teller Nichts. Was im Leben wichtig ist, Unterrichtsmodell, Schöningh Verlag, 2012, S.95 f.

WAS HAT BEDEUTUNG? ÜBERLEGUNGEN DER EXPERTENKLASSE ZU „NICHTS.
WAS IM LEBEN WICHTIG IST“
10. KLASSE LLOYD GYMNASIUM BREMERHAVEN

                                                                      Der Expertenklasse wurde die Aufgabe
                                                                      gestellt, zu benennen, was                für sie
                                                                      persönlich von Bedeutung ist und was sie
                                                                      auf einen Berg aus Bedeutung legen
                                                                      würden, wenn es diesen gäbe. Fast alle
                                                                      Schüler nannten zuerst Begriffe, die eben
                                                                      nicht materieller Natur sind wie Familie,
                                                                      Freunde oder der Glaube. Sofern sie
                                                                      zusätzlich eine materielle Sache nannten,
standen diese allerdings in den meisten Fällen mit den immateriellen Dingen in enger Verbindung,
indem diese Gegenstände für persönliche Erinnerungen bzw. Verbindungen zu Familienmitgliedern
oder geliebten Menschen stehen.
immaterielle Dinge von persönlicher                               materielle Dinge von persönlicher Bedeutung:
Bedeutung:                                                        - Bilder von früher (mehrfach genannt)
- Familie (mehrfach genannt), die eigene                          - Keramikteller (zur Geburt bekommen)
Mutter, der eigene Bruder                                         - Musik-CDs
- Freunde (mehrfach genannt)                                      - Kette von der Oma (mehrfach genannt)
- Religion/Glaube (mehrfach genannt)                              - Münze vom verstorbenen Großvater
- Liebe                                                           - eigenes Bett
- die eigene Würde                                                - Kette (Geschenk der Brüder zur Konfirmation)
- das Leben                                                       - Armband (Geschenk der Tante/des Bruders;
- Erinnerungen (mehrfach genannt)                                 mehrfach genannt)
                                                                  - Stofftier (Geschenk zur Geburt; mehrfach
                                                                  genannt)
                                                                                                                       15
GRUPPENZWANG

Die 7A unterliegt ihrem Gruppenzwang. Jeder hat
Angst davor, als nächstes ein Opfer bringen zu
müssen. Dagegen stehen aber auch die starken
Rachegelüste, die man nach der Opferung jemand
anderem gegenüber ausleben darf. Die Klasse
gerät in einen Strudel aus Zwang, Angst und
Rache, aber niemand lehnt sich dagegen auf, denn
niemand will als Feigling dastehen und schließlich
ist das gemeinschaftliche Ziel, Piere Anthon
umzustimmen. Doch was ist Gruppenzwang und
wie entsteht er? Und muss dieser immer negativ
sein oder kann ein Zwang auch positiv wirken?

Wenn die Gruppe Druck macht

Der so genannte Konformitätsdruck oder auch Gruppenzwang wirkt meist unbewusst, d.h. die
beeinflusste Person und auch die beeinflussende Gruppe ist sich der Wirkung der Mehrheit auf den
Einzelnen oft gar nicht bewusst und bemerkt dies gar nicht.

 Als Mitglied einer Gruppe hat man oft das Gefühl,
- dass die Gruppe etwas von einem erwartet,
- dass ein bestimmtes Verhalten zulässig oder unzulässig ist,
- dass von der Gruppe Druck auf das eigene Verhalten ausgeübt wird.

Diese wahrgenommenen Erwartungen von der Gruppe an ihre Mitglieder sind oft unausgesprochen und
können als ein teils bewusstes und teils unbewusstes Regelwerk bezeichnet werden. Jede Gruppe hat
solche Spielregeln. Diese sind in einem gewissen Maße notwendig und selbstverständlich, damit das
Zusammenarbeiten und -leben in der Gruppe überhaupt funktioniert.
Ein Beispiel hierfür sind Kommunikationsregeln: Man beleidigt den Anderen nicht und lässt ihn
ausreden. Sich gewissen Regeln einer Gruppe anzupassen, kann also auch sinnvoll sein, um bspw.
eine Aufgabe effizient zu lösen. Problematisch kann es dann werden, wenn eine Person sich der
Meinung und den Verhaltenserwartungen einer Gruppe anpasst, obwohl sie eigentlich anders handeln
möchte.
 In der wissenschaftlichen Forschung hat man unterschiedliche Gründe ermittelt, warum Menschen sich
dem Urteil einer Gruppe anpassen.

    -   Ich vertraue dem Urteil der Gruppe, weil ich es selbst nicht besser weiß.

Wenn eine Person unsicher ist und z. B. nicht über das nötige Hintergrundwissen, die relevanten
Informationen zu einem Thema verfügt, passt sie sich dem Urteil der Gruppe an. Sie vertraut dem Urteil
der Gruppe mehr als dem eigenen und möchte keinen Fehler machen. Dieser Einfluss der Gruppe auf
das Urteilen einer Einzelperson wird daher informativer Einfluss genannt.
-   Ich möchte, dass die anderen mich anerkennen und sympathisch finden.

Menschen haben das Bedürfnis, Anerkennung von ihren Mitmenschen zur erlangen. Sie möchten
schlicht und einfach gemocht und sympathisch gefunden werden. Das Äußern einer abweichenden
Meinung in einer Gruppe birgt die Gefahr, dass Gruppenmitglieder darauf mit Zurückweisung und Kritik
reagieren. Die Person erwartet eine negative Sanktion. Das Äußern einer konformen Meinung hingegen
führt zu einer positiven Bewertung durch die Mitglieder. Ziel der Einzelperson ist die Vermeidung von
Ablehnung und die Aufrechterhaltung der Mitgliedschaft. Denkbar sind zudem positive Sanktionen von
der Gruppe wie bspw. Lob, Anerkennung, ein beschleunigter sozialer oder beruflicher Aufstieg. Dieser
Einfluss der Gruppe auf das Urteilen der Einzelperson wird normativer Einfluss genannt.

Was also tun, wenn man sich nicht traut, in gewissen Gruppen seine Meinung zu äußern? Forscher
haben herausgefunden, dass die Anwesenheit von Verbündeten hilft, dem Einfluss der Gruppe zu
widerstehen. War beim Asch-Experiment (s. u.) eine zweite Person im Raum, die ebenfalls die korrekte
Antwort gab, war die Anzahl derjenigen, die sich konform verhielten, sehr viel geringer. Wenn man also
erwartet, in einer Situation von einer Gruppe Druck gemacht zu bekommen, sollte man sich wenn
möglich einen Verbündeten zur Seite stellen. Oft ist es zudem so, dass selbst, wenn man eine kritische
Meinung äußert, dies nicht automatisch bedeuten muss, von der Gruppe zurückgewiesen zu werden.
Oft sind die erwarteten Konsequenzen und Befürchtungen im Kopf sehr viel drastischer als die
tatsächlichen Folgen. Vgl.: http://www.bpb.de/lernen/unterrichten/grafstat/46342/m-02-09-wenn-die-
gruppe-druck-macht

Das Konformitätsexperiment – so entsteht Gruppenzwang

                           Schauen Sie sich diese vier Linien genau an. Frage: Welche Linie ist genau
                           so lang wie Linie X – Linie A, B oder C? Klingt einfach – ist es aber nicht.
                           Denn Ihre Antwort hängt davon ab, ob Sie sie alleine geben oder andere
                           Leute bereits vor ihnen eine Antwort gegeben haben. Das fand der US-
                           Psychologe Solomon Asch in seinem Konformitätsexperiment bereits im
                           Jahr 1951 heraus.

                           Er ließ eine Versuchsperson einen Raum betreten, in dem bereits eine
                           Gruppe saß. Der Versuchsperson sagte Asch, dass es sich bei dieser
Gruppe um andere freiwillige Teilnehmer handele. Allerdings hatte Asch die gesamte Gruppe vorher
eingeweiht, sie waren seine Komplizen.

Dann zeigte Asch allen obiges Bild. Jetzt sollten die Teilnehmer schätzen, welche der drei
Vergleichslinien dieselbe Länge wie Linie X hat – was bei genauem Hinsehen nicht allzu schwer fällt.
Zunächst sollten die Vertrauten von Asch ihre wahre Einschätzung in der Gruppe äußern. In diesem Fall
gab die Versuchsperson fast immer die richtige Antwort.

Zwölf Mal stimmte die Gruppe jedoch falsch ab – natürlich absichtlich. Und was passierte? Das
Gruppenurteil beeinflusste die Versuchsperson erheblich. Durchschnittlich passte sie sich in jedem
dritten Fall der Mehrheit an. So entsteht Gruppenzwang. Vgl.: http://www.alltagsforschung.de/das-
konformitatsexperiment-so-entsteht-gruppenzwang/

                                                                                                    17
GRUPPENZWANG BEI INITIATIONSRITEN

                                                              Der vorherrschende Gruppenzwang bzw. Druck
                                                              innerhalb der Klasse 7A in „Nichts. Was im
                                                              Leben wichtig ist“ muss zwar innerhalb der
                                                              Handlung     als   fiktional   betrachtet     werden.
                                                              Dennoch ist die von Janne Teller beschriebene
                                                              Gewalt innerhalb einer Klasse von Jugendlichen
                                                              während der Phase der Adoleszenz gar nicht so
                                                              abwegig. Denn gerade in Klassenverbänden
                                                              entsteht leider häufig ein Gruppenzwang, der
                                                              über Mobbing weit hinaus geht. Dabei spielen
                                                              Initiationsriten häufig eine größere Rolle.
                                                              Musste Janne Teller sich zunächst häufig den
                                                              Vorwürfen stellen, sie würde mit ihrem Roman
                                                              Jugendliche überhaupt erst dazu animieren, sich
                                                              gegenseitig Gewalt anzutun, wird in dem
folgenden Focus-Artikel leider nur zu deutlich, dass Teller eher eine dunkel verwurzelte Seite der
Menschheit allgemein beschreibt, die sich in der Realität durchaus noch abscheulicher zeigen kann als
in ihrem Roman beschrieben.
Der Artikel ist gekürzt. Ungekürzt ist er unter http://www.focus.de/wissen/mensch/psychologie/tid-
17212/initiationsriten-die-gesetze-der-meute_aid_479223.html zu lesen.

Initiationsriten: Die Gesetze der Meute

Entwürdigende Mutproben und Aufnahmerituale wie bei den Gebirgsjägern sind nichts Singuläres.
Ethnologen erkennen in den Initiationsriten eine Konstante der Menschheitsgeschichte.
Die Aufgabe, die den jungen Soldaten angeblich gestellt wurde, klingt wie eine Anfängerübung für
Kandidaten im Dschungelcamp: Rollmöpse und rohe Schweineleber essen, das alles mit viel Alkohol
runterspülen – an sich noch nicht besonders eklig. Aber die ranghöheren Soldaten hatten einen fiesen
Trick auf Lager: Zu alldem servierten sie frische Hefe. Diese sorgt, vor allem in Verbindung mit Alkohol,
dafür, dass man sich sehr schnell und sehr heftig übergeben muss.
(…)

„Diese Prüfungen tragen die typischen Merkmale eines Initiationsritus“, erklärt Sabine Doering-
Manteuffel. „Das ist nichts Singuläres und geschieht nicht nur bei den Gebirgsjägern, nicht einmal nur in
der Bundeswehr und in Studentenverbindungen, bei denen solche Aufnahmerituale bekannt sind“, sagt
die Professorin für Europäische Volkskunde an der Universität Augsburg. „Bei Initiationsriten handelt es
sich um eine anthropologische Konstante. Wir finden sie in fast allen Gesellschaften, auch in
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Stammeskulturen.“ Ursprünglich markiert ein Initiationsritus den Übergang vom Kindes- ins
Erwachsenenalter. In den Stammeskulturen stehen die dabei verlangten Mutproben in unmittelbarem
Zusammenhang mit überlebenswichtigen Fähigkeiten, zum Beispiel der Jagd. Nach einem solchen
Ritus zählt der junge Stammesangehörige als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft und übernimmt
Rechte und Pflichten, die er zuvor nicht hatte.(…)
Nach dem Ritual gehören sie einer Gemeinschaft Gleicher unter Gleichen an.“ Vor allem in männlichen
Gruppen ist das Hauptmerkmal immer das Thema, Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Ekel oder Scham
zu                                                                                  überwinden.(…)
Verschiedene Faktoren begünstigen ein solches System, etwa die strenge Hierarchie, das starke
Eingebundensein innerhalb der Gruppe. (…) Berühmte psychologische Experimente beweisen, dass
nur extrem wenige Menschen in der Lage sind, sich einem solchen Zwang zu widersetzen.(…)

„Die Hauptfunktion solcher Initiationsriten besteht darin, dass sie eine starke Identifikation mit der
Gruppe ermöglichen“, erklärt Ethnologin Doering-Manteuffel. „Besonders stark funktioniert dies bei
Randgruppen, die sich selbst als Elite begreifen“, ergänzt Heyne. (…)

In französischen Elite-Gymnasien, Universitäten und vor allem den Grandes Ecoles, die als
Kaderschmieden gelten, gibt es seit der Zeit Napoleons die „Bizutage“, ein Ritual, bei dem Neulinge
brutal traktiert werden. Details gelangten an die Öffentlichkeit, als Ségolène Royal, damals
Unterministerin, die „Bizutage“ 1997 verbieten ließ. Seit 1998 ist sie ins französische Strafgesetzbuch
aufgenommen als „eine Vielzahl von erniedrigenden und traumatisierenden Riten in einem Ausbildungs-
oder Hochschulmilieu“. Die Initiationsrituale an französischen Elite-Bildungseinrichtungen überschritten
bis in die jüngste Vergangenheit häufig die Grenze zur Demütigung und Misshandlung. Neulinge
wurden zum Beispiel gezwungen, nackt auf allen Vieren Hundekot zu essen, oder ihnen wurde eine
Mischung aus Rotwein, Urin und Erbrochenem eingeflößt. Jean-Claude Delarue, der die Website sos-
bizutage.com betreibt, erklärt, dass den Opfern häufig
ihre Mobiltelefone abgenommen würden, sodass sie,
selbst wenn sie an einem bestimmten Punkt Hilfe rufen
wollten,      es      nicht      mehr       könnten.(…)

Dass solche Initiationsriten immer schlimmer werden,
stellt auch der Psychotherapeut Jürgen Raithel in einer
wissenschaftliche Arbeit fest: „Neue Formen von
Mutproben sind eher der Versuch, in einer
reizüberfluteten und reizgesättigten, aber auch
reizdesensibilisierten Gesellschaft dennoch neue Reize
zu finden, die dem Charakter einer Mutprobe weiterhin
entsprechen.“ Dem stimmt Psychologin Heyne zu: „Die
Reizschwelle wird beständig angehoben. Noch vor
zwanzig Jahren wäre eine Sendung wie das
Dschungelcamp undenkbar gewesen. Heute schockt
so was niemanden. Die Gesellschaft passt sich
erstaunlich schnell an.“

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PRAKTISCHE ANREGUNGEN
FÜR DIE NACHBEREITUNG IM UNTERRICHT

NACHGESPRÄCH / FRAGEN ZU DEM THEATERBESUCH
Unterhaltet euch im Klassenverband über die gesehene Theateraufführung von „Nichts. Was im Leben
wichtig ist“. Nehmt dabei evtl. folgende Fragen zu Hilfe:

    1. Was waren die Unterschiede zwischen der Romanfassung (sofern bekannt bzw. gelesen) und
        der Theaterinszenierung?
    2. War es komisch, dass die gesamte 7A nur von vier Schauspielern dargerstellt wurde? Überlegt
        euch Gründe, warum dies bewusst so gemacht wurde.
    3. Wie empfindet ihr die Figur Pierre Anthon und seine nihilistischen Aussagen? Diskutiert in dem
        Zusammenhang auch, warum Pierre Anthon von allen Schauspielern gemeinsam dargestellt
        wurde und was die übergeordnete Aussage dahinter sein könnte? Wen bzw. was
        versinnbildlicht eigentlich Pierre Anthon?
    4. Was war besonders an der Inszenierung bzw. was waren eure Erwartungen daran? Wurden
        diese erfüllt und wenn nicht, warum nicht bzw. was hättet ihr euch anders gewünscht?
    5. Ihr habt in einer Raumbühne gesessen. Was war besonders an dem Bühnenbild bzw. der
        Raumsituation?
    6. Welche Gedanken gingen euch durch den
        Kopf, nachdem ihr das Stück gesehen hattet?
    7. Warum gerät die 7A in solch einen Strudel des
        Gruppenzwangs? Warum stoppt diesen keiner
        eher?
    8. Könnt ihr euch vorstellen, dass so etwas wie
       mit der 7A im echten Leben auch passieren
       könnte? Und wenn ja, warum?

    9. Wenn es „Pierre Anthon“ wirklich gäbe, was
       würdet ihr ihm sagen, was wirklich im Leben
       von Bedeutung ist, anstatt einen Berg
       anzuhäufen?

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ÜBUNG 1: „BEDEUTUNGS- BZW. ASSOZIATIONSKETTE“ (SPRACH- UND
IMPULSSPIEL)
In „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ wird ständig die Frage gestellt, was eigentlich Bedeutung hat und
welche Bedeutung auf die nächste folgt? Im vorangegangenen Gespräch sollte sich im Anschluss
darüber unterhalten werden, was eigentlich Bedeutung haben könnte. Im folgenden praktischen Spiel
wird dies nun aufgegriffen:
Im Kreis werden sich nun Begriffe mit einem Ball „zugeworfen“. Jede Weitergabe des Balls soll
verknüpft sein mit der ersten Assoziation, die man aus dem vorangegangenen (zugeworfenen) Begriff
ableitet. Dabei geht es aber immer um die erste Assoziation des aktuellen Fängers. Die Gruppe stellt
diese Assoziation nicht in Frage und es geht immer weiter in der Assoziationskette. Wichtig ist dabei,
dass die Begriffe vom Werfer klar an den Fänger gesendet werden, indem der jeweilige Begriff laut und
deutlich ausgesprochen wird.

Beispiel: Baum -> Blatt -> Stift -> malen -> bunt -> Farbe -> rot-> Liebe usw.

Nicht jeder wird die Farbe Rot mit Liebe assoziieren. Möglich wäre beispielsweise auch „rot“ mit „blau“
oder „Herz“ in Verbindung zu bringen, denn es geht um Assoziation des Einzelnen, nicht um Logik der
gesamten „Assoziationskette“!

ÜBUNG 2: „NICHTS. WAS IM LEBEN WICHTIG IST“- EIN-SATZ-NACHERZÄHLUNG
(SPRACH- UND KONZENTRATIONSSPIEL)

Bei der „Ein-Satz-Nacherzählung“ geht es darum, dass die gesamte Klasse „Nichts. Was im Leben
wichtig ist“ zusammen nacherzählt. Dazu stellen sich alle in einen großen Kreis, mit dem Rücken zur
Kreismitte und dann wird reihum das Theaterstück nacherzählt. Dabei ist es wichtig, dass wirklich jede
Person nur einen Satz sagt. Die gesamte Gruppe muss zusammenarbeiten. Außerdem muss darauf
geachtet werden, dass sich zugehört wird, denn die nacherzählten Sätze sollen:

1. einen Sinn ergeben
2. das Gesehene wirklich nacherzählen
3. sich NICHT wiederholen

Wenn alle im Kreis einen Satz gesagt haben und die Geschichte noch nicht zu Ende nacherzählt ist,
geht es der Reihe nach weiter.

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Beispiel:
Es konnte folgendermaßen begonnen werden:
„Die Geschichte spielt in dem dänischen Ort Tæring.“ (erster Schüler)
„Sie handelt von der Klasse 7A.“ (nächster Schüler)
„Nach den Sommerferien beschließt Pierre Anthon, nicht mehr zur Schule zu gehen.“ (nächster Schüler)
usw.

ÜBUNG 3: „ICH LEGE AUF DEN BERG AUS BEDEUTUNG - ICH PACKE MEINEN
KOFFER“ (SPRACH-, KONZENTRATIONS- UND GEDÄCHTNISSPIEL)

In dem Stück „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ muss jeder aus der Klasse etwas für den Berg aus
Bedeutung opfern. Versucht euch zu erinnern, was dies alles für Dinge gewesen sind und versucht
euch evtl. auch an die Reihenfolge zu erinnern – also wer legte wann was auf den Berg. Das Spiel wird
reihum im Kreis gespielt. Jede Person legt etwas auf den Berg. Wichtig ist, dass nicht nur gesagt wird,
was auf den Berg gelegt wird, sondern diese Sache auch spielerisch/gestisch dargestellt wird. Die
vorangegangenen Sachen müssen natürlich der Reihenfolge entsprechend „eingepackt“ werden. Dazu
muss immer folgender Text gesagt werden:

Text:   erste Person: Ich lege auf den Berg aus Bedeutung meine „Dungeons & Dragons Bücher“
        (gestisch darstellen)
        nächste Person: Ich lege auf den Berg aus Bedeutung meine „Dungeons & Dragons Bücher“
        (gestisch darstellen) und eine Angelrute (gestisch darstellen)
        nächste Person: Ich lege auf den Berg aus Bedeutung meine „Dungeons & Dragons Bücher“
        (gestisch darstellen), eine Angelrute (gestisch darstellen) und einen schwarzen Fußball
        (gestisch darstellen) usw.

Falls sich nicht mehr an die genaue Reihenfolge der Dinge erinnert werden kann, kann die Grafik auf
der folgenden Seite zur Hilfe genommen werden:
Alternativ ist es aber natürlich auch möglich, das Spiel mit selbst ausgedachten „Bedeutungsdingen“ zu
spielen, die man auf den Berg aus Bedeutung legen würde.

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Vgl.: Roschmann, Achim: Janne Teller Nichts. Was im Leben wichtig ist, Unterrichtsmodell, Schöningh
Verlag, 2012, S53.

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ÜBUNG 4: „GORDISCHER KNOTEN“
(PROBLEMLÖSUNGS- UND BEWEGUNGSSPIEL)

Die Klassengemeinschaft der 7A wird am
Ende von „Nichts. Was im Leben wichtig
ist“ völlig zerstört und der Gruppenzwang
bestimmt die Handlungen der einzelnen
Schüler. Im folgenden Spiel muss aber die
gesamte                    Gruppe/Klasse
zusammenarbeiten,         denn        das
gemeinschaftliche Ziel soll die Auflösung
des „Gordischen Knotens“ sein. Aber nicht
mit Gewalt, sondern mit einer POSITIVEN
Gruppendynamik!

Spielverlauf:
Die Gruppe steht in einem engen Kreis. Dann strecken alle MitspielerInnen die Arme nach vorne in die
Mitte des Kreises. Auf Kommando schließen alle die Augen, gehen auf die Mitte zu und fassen mit
jeder Hand (genau) eine andere Hand und möglichst nicht die des Nachbarn. Wenn jede Person mit
seinen zwei Händen, jeweils zwei andere Hände gegriffen hat, dürfen die Augen wieder geöffnet
werden. Gemeinsam soll die Gruppe nun versuchen, den entstandenen Knoten, ohne die Hände
loslassen zu müssen, zu entwirren.

ÜBUNG 5: „DAS ASCH-EXPERIMENT“
(GRUPPEN-, ROLLEN- UND WAHRNEHMUNGSSPIEL)

Wie auf Seite 15 erläutert, gibt es ein Experiment zum Gruppenzwang, das „Asch-Experiment“, welches
der Psychologe Solomon Asch bereits 1951 durchführte. Man kann dieses Experiment auch einmalig
als Theaterübung anwenden. Dazu ist es natürlich Vorraussetzung, dass der Klasse vorab das
Experiment NICHT bekannt ist oder erklärt wurde.

Spielverlauf:
Die Testsituation wird nachgestellt. Dazu verlassen ca. fünf „Testpersonen“ den Raum. Dann wird der
restlichen Klasse das Asch-Experiment erklärt. Ein Schüler übernimmt die Rolle des Versuchsleiters,

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die restliche Klasse sind wissenschaftliche Experten. Dann werden einzeln die Testpersonen in den
Raum gelassen. Der Versuchsleiter könnte sie mit folgendem Text empfangen:

„Guten Tag, ich danke Ihnen, dass Sie bereit sind, an unserem Experiment zur Wahrnehmungsleistung
teilzunehmen. Mit Ihrer Teilnahme leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur psychologischen und
medizinischen Forschung. Ich zeige Ihnen gleich jeweils zwei Karten mit Linien. Auf der Standardkarte
finden Sie eine Linie, auf der Vergleichskarte drei Linien. Sie müssen entscheiden, welche der Linien
der Linie auf der Standardkarte entspricht. Ich werde Sie der Reihe nach befragen. Geben Sie mir bitte
dann Ihre Antwort."

Dann sollen die anderen wissenschaftlichen Experten ihre Meinung dazu äußern. Natürlich muss vorab
besprochen werden, wer nun die richtigen, wer bewusst die falsche Antworten gibt und wer evtl. vorgibt,
sich nicht sicher zu sein. Diejenigen, die vermehrt mit Absicht die falsche Antwort geben, um die
„Testpersonen“ zu beeinflussen, müssen von der Anzahl her erstens die meisten sein und zweitens
ihre Überzeugung von der Richtigkeit ihrer Aussage am stärksten spielen.
Lassen sich die „Testpersonen“ durch einen vorgegeben Gruppenzwang beeinflussen? Findet es
heraus und macht euer eigenes „Asch-Experiment“ und redet im Anschluss in der gesamten Gruppe
darüber. Wie fühlten sich die unwissenden „Testpersonen“? Wie schwierig war es für die
wissenschaftlichen Experten, bewusst die falsche Antwort zu geben, um den „Testpersonen“ ihre
Meinung aufzuzwingen?

ÜBUNG 6: „PARANOIA“
(GRUPPEN-, BEWEGUNGS-UND WAHRNEHMUNGSSPIEL)

In „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ wird man Zeuge, wie aus einem einstigen Klassenverband durch
eine negative Gruppendynamik alle zu Einzelkämpfern werden und die Angst vorherrscht, welcher
Klassenkamerad wohl nun ein Opfer von einem anderen einfordern wird und wem man überhaupt noch
trauen kann. Die folgende Spielaufgabe behandelt diese Thematik, wobei vorher deutlich klar gemacht
werden muss, dass es sich um ein Spiel handelt und hier NICHT evtl. echte persönliche Abneigungen
verhandelt werden sollen!

Spielverlauf:
Jeder Spieler sucht sich eine Person aus, die er besonders mag und der so nah wie möglich sein
möchte und eine Person, der er so fern wie möglich sein möchte bzw. bei der sogar gespielt werden
soll, dass man Angst vor dieser Person hat. Die Entscheidungen, wem man so nah bzw. so fern wie
möglich sein möchte, behält jeder für sich. So weiß man auch nicht von den anderen Mitspielern, ob
man evtl. von jemanden gemocht wird oder jemand vor einer Person Angst hat bzw. jemandem so fern
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wie möglich sein möchte. Dann wird diejenige Person verfolgt, die man mag bzw. Abstand zu der
Person gehalten, vor der man sich fürchtet.
Nach der Halbzeit werden nach der Ansage des Spielleiters die Rollen genau vertauscht; indem nun
jeder Spieler vor der Person Angst hat, die man eben noch am meisten mochte und der man am
nächsten sein wollte und umgekehrt.

GESPRÄCH ÜBER DIE ÜBUNG „PARANOIA“
Diese Übung geht bewusst darauf ein, dass die Gruppe verunsichert wird und jeder Einzelne sich
bewusst mit der Thematik auseinander setzen muss, wo Zu- und wo Abneigung vorhanden ist.
Gleichzeitig spürt man natürlich auch, von wem man evtl. gemieden oder verfolgt wird. Was macht
dieser Zustand mit der Gesamtgruppe? Gibt es evtl. einen Favoriten, den alle verfolgen oder umgekehrt
jemanden, den alle meiden? Wie fühlt es sich an, jemanden meiden zu müssen oder von jemanden
gemieden zu werden? Fühlt man sich dadurch automatisch von der Gruppe verstoßen?

ÜBUNG 7: „DAS OPFER“
(GRUPPEN-, BEWEGUNGS-UND WAHRNEHMUNGSSPIEL)

Da sich das folgende Spiel mit Gruppendruck auseinander setzt, ist es erneut wichtig, vorab deutlich zu
machen, dass es sich um ein Spiel handelt. Hier sollen und dürfen keine persönlichen Befindlichkeiten
verhandelt werden! Für die Übung „Das Opfer“ gehen nun alle Schüler durch den Raum. Dabei ist es
wichtig, dass der Raum gleichmäßig ausgefüllt wird, jeder für sich geht, aufeinander geachtet wird,
damit man sich nicht umrennt und dass nicht miteinander gesprochen wird.

Spielverlauf:
Die Schüler sollen nonverbal ein Opfer unter sich ermitteln. Dies erfolgt lediglich über
Blickkontaktaufnahme untereinander, jegliche verbale Kommunikation ist untersagt. Entscheidet man
sich für ein Opfer, wird diese Person verfolgt und mittels Blicken untereinander sollte versucht werden,
die anderen Mitspieler dazu zu bewegen, dieses Opfer ebenfalls zu verfolgen. Nimmt das von der
Gruppe festgelegte Opfer seine Verfolger wahr, muss es versuchen, diesen zu entkommen. Eine
andere Variante ist, dass das zunächst ausgewählte Opfer versucht, die Meinung von sich
abzuwenden, indem es jemand anderes als sein persönliches Opfer verfolgt und versucht, die anderen
Klassenkameraden davon zu überzeugen, jene Person als Opfer zu betrachten. Die Übung endet, wenn
sich die gesamte Gruppe auf ein Opfer geeinigt hat und dieses konsequent verfolgt wird, indem der
Verfolgerkreis um jene Person immer enger gezogen wird und dadurch das Opfer keinerlei Möglichkeit
mehr findet, zu entkommen.
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