Nordsee Romantik und Seemannsgarn - HANSEATIC spirit Kurzreise Friesische Inseln Von Hamburg nach Hamburg - Betravel
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HANSEATIC spirit Kurzreise Friesische Inseln Nordsee Romantik und Seemannsgarn Von Hamburg nach Hamburg 04.09.2021 – 10.09.2021 Text und Bilder: Dr. Hajo Lauenstein 1
Schiffsdaten HANSEATIC spirit Heimathafen Malta Flagge Valletta Größe 15.726 BRZ Länge über alles 138 m Breite 22 m Tiefgang 5,70 m 4 Dieselgeneratoren MAK 8M 25 E, 2.800 kW / 720 rpm mit AvK DSG Generatoren 690 V / 2700 kVA 2 Hauptantriebsmotoren (elektrisch) Indar ACP-1000M/12 / 3.200 kW 2 Propeller (Festpropeller) Durchmesser ca. 360 cm 1 Bugstrahlruder Rolls Royce TT2200 / 1200 kW 2 Stabilisatoren BLOHM & VOSS Schiffsoffiziere Kapitän Axel Engeldrum Staff Kapitän Claas Fischer Leitender Ingenieur Piotr Wiatrzyk Hotelmanager Doris Adler Schiffsarzt Dr. Wolfgang Rapp Zahlmeisterin Julia Langenbacher Executive Chief Jan Niehagen Maitre d’Hotel Sina Helmle Hausdame Beate Hakenewert Expeditionsteam General Expedition Manager Matthias Mayer Shore Excursion Manager Claas Stanko Expedition Guide Niklas Faralisch Kreuzfahrtberatung Heike Kuls Guest Relation Manager Barbara Nithack Fitness Coach Steve Seidler Experten Experte Biologie Stefanie Liller Experte Geschichte Stefanie Zettl Experte Landeskunde & Geologie Dr. Hajo Lauenstein Künstler Piano Stefan Hillebrand Piano Uwe Künstler Foto Oleksii Kravtsov 2
Axel Engeldrum - Kapitän Axel Engeldrum ist im Alten Land an der Unterelbe Seit 1998 fährt er in der 3. Generation zur See. Auf der Suche nach Fahrtgebieten abseits der Handelsrouten stieß er im Herbst 2004 auf die Expeditionskreuzfahrtschiffe von Hapag-Lloyd Cruises und begann dort seine Karriere als Navigationsoffizier auf der MS Bremen. Seit 2016 ist Herr Engeldrum als Kapitän für die Flotte von Hapag-Lloyd Cruises in der weltweiten Fahrt unterwegs. Auch in der Freizeit bleibt Kapitän Engeldrum dem Wasser eng verbunden und genießt Kajaktouren entlang einsamer Küsten oder auf den Wildflüssen der Berge. Claas Fischer – Staff Kapitän Claas Fischer wurde 1985 geboren und lebt seit 2015 mit seiner Lebensgefährtin in Duisburg. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst die Ausbildung zum Rettungsassistenten bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt. Geprägt von einer segelbegeisterten Familie studierte er von 2007 bis 2011 Nautik an der Fachhochschule in Bremen, wobei er bereits ein sechsmonatiges Praxissemester auf den Hapag-Lloyd Cruises Schiffen HANSEATIC und EUROPA absolvierte. Seit 2011 war Claas Fischer zunächst als Navigations- und später als Sicherheitsoffizier an Bord der EUROPA tätig und freut sich seit Juni 2019 auf neue Aufgaben als Staff Kapitän an Bord unserer Expeditionsschiffe. Piotr Wiatrzyk - Leitender Ingenieur Seinen Abschluss hat Piotr Wiatrzyk an der Technischen Universität Danzig im Bereich Maschinenbau gemacht. 6 Jahre lang hat er auf verschiedenen Frachtschiffen gearbeitet. Die ersten Kreuzfahrtschiffe, auf denen Piotr anheuerte, waren große Schiffe. Seitdem es ihn zum ersten Mal an den Süd- und Nordpol verschlug, ließ es ihn nicht wieder los und fortan heuerte er auf kleinen Expeditionsschiffen an um weiterhin in diese fabelhaften und wilden Naturgebiete zurückkehren zu können. Seit Januar 2020 komplementiert Herr Wiatrzyk das Maschinenteam auf den Expeditionsschiffen der Hapag Lloyd Cruises Flotte. 3
Doris Adler - Hotelmanager Seit dem Jahr 2000 sind die Hapag Lloyd Cruises- Schiffe ihr Wirkungsfeld. Ihre Expertise und Kreativität in den Bereichen Hotel, Administration, Service, Küche, Proviant und Housekeeping sind überall gefragt. Sie wuchs im Schwarzwald in einem touristischen Familienbetrieb auf. Ab 1988 zog es sie aufs Meer. Als begeisterte Zodiac- Fahrerin in allen Fahrtgebieten fährt Frau Adler sie sowohl zu den feinsten Stränden, aber auch durch das ewige Eis. Gemeinsam mit ihrem internationalen Team hier an Bord freut sie sich, wenn sie Ihren Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis machen kann. Matthias Mayer - General Expeditions Manager Der Weltenbummler kommt aus dem Südschwarzwald und lebt seit vielen Jahren in seiner Wahlheimat Rom. Nach seinem Studium in Freiburg, Rom und München und einem längeren Aufenthalt in Südamerika kam er zu Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und blieb der Firma bis heute treu. Seit nunmehr 25 Jahren ist er als Expeditionsdirektor auf den verschiedenen Schiffen der Flotte tätig. Seine besondere Liebe gilt der Expedition und den entlegenen Winkeln der Welt, die er sowohl mit der Hanseatic als auch mit den Kreuzflügen bereist, die er seit vielen Jahren leitet. Er kennt sich gut aus in der Welt, sprechen Sie ihn an. Barbara Nithack – Guest Relation Manager Barbara Nithack hat ihre Berufung zum Beruf gemacht: „Betreuung von Menschen auf Reisen“. Von 1971 bis 1993, also mehr als zwei Jahrzehnte, war sie für die Deutsche Lufthansa in der Luft unterwegs. 2005 wechselte sie aufs Wasser und wurde Hostess auf der MS HANSEATIC. Als Gastgeberin des Schiffes liegt ihr das Wohlergehen ihrer Gäste ganz besonders am Herzen. Sie ist eine aufmerksame Zuhörerin, die für alles was Sie auf dem Herzen haben, eine Lösung findet. Wenn sie nicht auf der HANSEATIC spirit „zu Hause“ ist, lebt sie in Südindien und ist dort in einem Entwicklungshilfeprojekt engagiert 4
Claas Stanko - Shore Excursion Manager Claas Stanko ist im schönen Ammerland aufgewachsen. Erste berufliche Praxis und Eindrücke in die Kreuzfahrt erhielt Claas Stanko 1996 bei der Deutschen Seetouristik in Rostock in der Abteilung "Landausflüge". Seitdem ist seine Leidenschaft für die Kreuzfahrtbranche geweckt. Seit 1998 ist er bei Hapag-Lloyd Cruises weltweit auf unseren Expeditionsschiffen als Ausflugsleiter und Zodiacfahrer tätig. Sehr gerne steht er Ihnen als kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen rund um das Thema Ausflüge zur Verfügung. Auf den arktischen Reisen ist Claas Stanko überwiegend als Zodiacfahrer eingesetzt. Gerne berät er Sie in allen Fragen rund um das Thema Landausflüge oder Fußball. Niklas Faralisch - Expedition Guide Aufgewachsen im schönen Mittelfranken studierte Niklas Faralisch nach dem Abitur Sportmanagement in Berlin. Neben dem sportlichen Aspekt ging es ab 2016 regelmäßig als Fotograf und Video-Operator an Bord der Mein Schiff Flotte. Im Winter 2019 war er Teil des Expeditionsteams in die Antarktis an Bord der HANSEATIC nature. Seit Frühjahr 2020 freut er sich, Sie an Bord der Expeditionsflotte als Expedition Guide und Zodiac Fahrer zu begrüßen. Während der finalen Bauphase der HANSEATIC spirit war Niklas Faralisch zudem verantwortlich für den Aufbau der Expeditionsabteilung in der Vard Langsten Werft Norwegen. Heike Kuls - Kreuzfahrtberaterin Über ihr Studium der Touristik in Assisi, Italien, kam die Berlinerin über die Reederei Deilmann zur Seefahrt. Nach den ersten Erfahrungen auf den Flüssen Europas wuchs die Sehnsucht nach der Hochsee. Als Touristikberaterin bereist Heike so seit 2010 die Welt. Sie liebt die verschiedenen Kulturen und Sprachen und kann und will sie als Kreuzfahrtberaterin so für neue Reisen begeistern. 5
Dr. Hajo Lauenstein - Experte Geologie Dr. Hans-Joachim Lauenstein wurde 1956 in Bremen geboren, wuchs in Friesland auf und studierte in Clausthal-Zellerfeld. Schon während seines Studiums zog es ihn hinaus in die weite Welt. Fasziniert von fremdartigen Landschaften und Menschen hielt er sich monatelang in Namibia, Peru und Brasilien auf. Fünfzehn Jahre lang hat Dr. Lauenstein als Geologe, Bergwerksdirektor und Reiseleiter in Südamerika, sieben Jahre im südlichen Afrika gelebt und gearbeitet. Seit 2007 betreut Dr. Lauenstein als Experte für Geologie und Landeskunde Kreuzfahrten von Hapag- Lloyd Cruises. Die Hobbys von Dr. Lauenstein sind neben dem Reisen und Wandern das Fotografieren, Kochen, sowie gutes Essen und südamerikanische Weine. Stefanie Zettl - Experte Geschichte Stefanie Zettl wurde 1977 in Würzburg geboren und wuchs in einem kleinen Dorf im Frankenland auf. In Köln studierte sie Sonderpädagogik sowie Sprach-, Literaturwissenschaften, Deutsch und Englisch. Ihre Begeisterung für fremde Kulturen und Sprachen, die Liebe zur Natur und der Drang nach Freiheit und Bewegung begleitet sie bereits das ganze Leben. Somit lag es nahe, dass sie sich nach dem Examen entschieden hat, diesen Weg weiter zu gehen. Seitdem verbringt sie viele Monate im Jahr in ihren Zielgebieten. Vor allem der hohe Norden, aber auch Sizilien und seine Vulkaninseln sowie Marokko sind ihr seitdem zur zweiten Heimat geworden. Steffi Liller - Experte Biologie Steffi wurde in Offenbach/Main 1978 geboren. Nach erfolgreichem Studium der Biologie widmete Sie sich erst einmal Ihrer Leidenschaft für den Luftsport. Nach 10 Jahren in der Freizeitbranche zog es Sie wieder raus in die weite Welt. Sie begann Ihre Leidenschaft, neue Orte und Landschaften zu entdecken, auch mit anderen zu teilen. Seit 2017 arbeitet sie als Lektor und Guide in den abgelegenen Gebieten unserer Erde und genießt es diese Abenteuer Interessierten näher zu bringen. Wenn sie sie nicht auf einem Expeditionsschiff antreffen, dann ist Sie auf dem Weg etwas Neues zu entdecken, zu Fuß oder im Heißluftballon. 6
Steve Seidler - Fitness Coach Geboren und Aufgewachsen in der schönen Oberlausitz interessierte sich Steve Seidler schon früh für den menschlichen Körper. Nach seiner Ausbildung zum med. Präparator studierte er Humanmedizin. Fitnesstraining und Gesundheitsmanagement sind mittlerweile seine Tätigkeitsschwerpunkte. Seit 2016 ist er Ihr Ansprechpartner auf der Flotte von Hapag Lloyd Cruises in Sachen Sport, Therapie und Ernährung. Landseitig ist er als Dozent, Personal Trainer und Sporttherapeut deutschlandweit tätig und wohnt seit kurzem wieder in seiner Heimat. Wenn er nicht gerade seinen Beruf zum Hobby macht, ist er leidenschaftlicher Wanderer und liebt gute Küche, in der er den Kochlöffel schwingt. 7
04. September / Samstag Hamburg / Deutschland Mittagsposition Luftdruck Temperatur (°C) Luftfeuchte Wind Breite Länge hPa Luft Wasser % Beaufort 54°32,2’ N 09°56,0’ O 1018 17 19 64 light Sonnenaufgang: 06:35 Sonnenuntergang: 20:05 Wie entkommt man am besten dem Alltagsstress zu Hause? Man setzt sich ins Flugzeug, Auto oder in den Zug – wenn man denn trotz des Streiks der Bundesbahn einen bekommt - fährt nach Hamburg und begibt sich am Cruisecenter Altona an Bord der HANSEATIC spirit, um von dort aus die Küstenstädte und Inseln der Nordsee zu erkunden. Heute, am 04. September, am Tag an dem unsere Reise beginnt, scheint mal die Sonne, mal bauen sich ein paar Wolken auf, aber es bleibt trocken. Da wir alle keinen Interkontinentalflug hinter uns haben (wie bei Reisen in die Antarktis) kommen wir frisch und ausgeruht zum Schiff. Alle mit ihrem Corona-Zertifikat und fieberfrei. Die Reise kann, wie gewohnt, mit der obligatorischen Seenotrettungsübung und der Zodiac Einweisung beginnen. Kapitän Axel Engeldrum begrüßt die Gäste Am Pool Deck, bei einem Glas Champagner, heißen uns General Expedition Manager Matthias Mayer und Kapitän Axel Engeldrum herzlich willkommen. Unser Kapitän erläutert die Pläne der Reise und pünktlich um 19:00 Uhr heißt es „Leinen los“. Von der Brücke aus kommentiert Experte Dr. Hajo Lauenstein unsere Ausfahrt aus Hamburg, vorbei an der großen 8
Werft von Blohm und Voss sowie den Stadtteilen St. Pauli, Övelgönne – mit dem Findling „Alter Schwede“ - und Blankenese mit seinem Treppenviertel. Um 19:30 Uhr begeben sich die ersten Hungrigen zum Abendessen. Der wichtigste Mann an Bord ist natürlich der Küchenchef Jan Niehagen. Seine Küchenkunst können wir auch gleich in einem unserer drei fantastischen Restaurants testen, während die HANSEATIC spirit sich auf den Weg durch die Elbe zu unserem ersten Ziel der Reise, der Ostfriesischen Insel Borkum, macht. Sonnenuntergang auf der Elbe Glückliche Gesichter, wohin ich auch schaue, sowohl bei der Crew, als auch bei den Gästen. Glücklich über das Wetter und vor allem glücklich darüber, dass wir endlich wieder fahren, Urlaub machen können und dieses Monster mit dem Namen Corona hinter uns lassen können. Die meisten von uns suchen nach dem Abendessen ihre geräumigen Kabinen auf, in welchen ein gemütliches und kuscheliges Bett wartet. Wer noch nicht müde ist lauscht wahlweise im HanseAtrium oder in der Observation Lounge den musikalischen Klängen unser beiden Künstler Stefan Hillebrand und Uwe Künstler. 9
05. September / Sonntag Borkum / Deutschland Mittagsposition Luftdruck Temperatur (°C) Luftfeuchte Wind Breite Länge hPa Luft Wasser % Beaufort 53°32,7’ N 09°56,3’ O 1012 14 19 93 NE 2 Sonnenaufgang: 06:50 Sonnenuntergang: 20:16 Borkum ist, wie die Ostfriesischen Inseln insgesamt, kein Fragment früheren Festlands und unterscheidet sich insofern etwas von den Nordfriesischen Inseln. Auch haben die Ostfriesischen Inseln nie eine geschlossene Kette gebildet. Dafür ist die Gezeitenströmung zwischen ihnen viel zu stark. Während der Weichseleiszeit lag der Wasserspiegel etwa 120 Meter tiefer als heute. Damit lag ein Großteil der südlichen Nordsee, einschließlich des Gebietes auf dem sich heute die Insel Borkum erstreckt, trocken und war mit einer steppenartigen Vegetation bewachsen. Durch den Wind wurden im Laufe der Jahrhunderte Decksande herangeweht, die bis heute große Teile des Nordseebodens bedecken. Mit dem Abschmelzen der Gletscher stieg der Meeresspiegel an. Gleichzeitig senkte sich das Land. Nach und nach wurde so der Bereich der heutigen südlichen Nordsee überflutet. Vor etwa 8000 Jahren erreichte die Küstenlinie den Bereich der Inselkette der Ostfriesischen Inseln. Danach verlangsamte sich der Anstieg des Meeresspiegels. Am Rand des Flachwasserbereichs des Wattenmeeres lagerten sich danach durch den Gezeitenstrom und bei Ebbe durch den Einfluss des Windes, Sand und Schlick über Erhebungen der ursprünglichen Geestlandschaft ab. So entstand zunächst eine hochwasserfreie Platte, auf der sich erste Dünenketten bildeten. Auf den durch sie geschützten Süd- und Südostseiten lagerte sich durch den Tidestrom weiterer Schlick ab und vergrößerte die Insel so stetig. Ihre im Vergleich zu den anderen eher länglichen ostfriesischen Inseln ungewöhnliche Hufeisenform verdankt Borkum seiner Position zwischen den beiden Mündungsarmen der Ems mit ihrem Sand an- und abtransportierenden Kräften. Diese sorgen auch dafür, dass die Insel relativ lagestabil ist. Noch 1863 bestand Borkum aus zwei separaten Inseln, Westland und Ostland, die durch einen Priel voneinander getrennt waren. Das Tüskendör („Zwischendurch“) zeigt die alte Trennlinie an. Das Innere der Dünenbögen ist mit eingedeichten Marschen aus größtenteils Grünland und Salzwiesen vor dem Seedeich ausgefüllt. Im Westen der Insel liegt die Greune Stee („grüne Stelle“), ein ausgedehnter Sumpfwald, der an trockenen Stellen von Dünen durchzo- gen ist. Die Ostspitze der Insel ist das Hoge Hörn („erhöht liegende Ecke“), das mit den bei Sturmflut von Salzwasser überspülten Ostlagunen den Lebensraum für eine große Zahl von Brut- und Rastvögeln bietet. Schwer zu finden ist ein Borkumer, der nicht von einem Walfänger abstammt. Entsprechend leicht zu entdecken sind Geschichten und Reliquien aus jener Zeit. Sie begegnen einem auf der Nordseeinsel Borkum an jeder Ecke. Inselneulingen fällt schon mal die Kinnlade runter, wenn sie das erste Mal in die Wilhelm-Bakker-Straße einbiegen. Dort steht das Haus des Wal- fang-Kommandeurs Roloef Gerritsz Meyer – umsäumt von einem Zaun aus Walkiefern. Aber die Geschichte Borkums beginnt noch weit vor den frühen Walfängern. 10
Kapitänshaus mit Zaun aus Walknochen „Burchana fabaria“ (die „Bohneninsel“) wird erstmalig erwähnt von Plinius dem Älteren und Strabo in der griechischen und römischen Geschichte. Für mehr als ein Jahrtausend bleibt die Geschichte Borkums dann jedoch im Dunkeln. Es wird berichtet, dass im 13. Jahrhundert Kreuzfahrerflotten vor “Borkna” ankerten. Der Name Bant erscheint zur Zeit der Karolinger- herrschaft, als das Gebiet für das Christentum gewonnen wurde. Bant war ursprünglich eine Marschinsel und umfasste die jetzigen Inseln Borkum, Juist und den Westteil von Norderney. Bis gewaltige Sturmfluten, die auch an der Küste große Veränderungen bewirkten, die Insel zerschlugen. Reste dieser Insel, die südöstlich von Borkum vor der Krummhörn gelegen war, verschwanden 1781. Die erste urkundliche Erwähnung Borkums und anderer niederländischer und ostfriesischer Inseln ist datiert auf den 11.9.1398. Zur Zeit der Hanse diente Borkum Seeräubern („Liekedee- lern“) als Unterschlupf und später auch niederländischen Wassergeusen, die gegen die Spa- nier kämpften. Herren der Insel waren seit dem Ende des 14. Jahrhunderts die ostfriesischen Häuptlinge, ab 1484 dann die Grafen von Ostfriesland. Den Grafen stand ein Teil der Stran- dungsgüter bzw. der Erlöse aus Strandgut zu. Dies war eine Quelle fortwährender Streitigkei- ten mit den Insulanern, die angesichts permanenter Existenzsorgen auf ihren Anteil dringend angewiesen waren. Erst mit dem Beginn des Walfanges im 17. Jahrhundert brachten es die seefahrenden Borkumer zu einem gewissen Wohlstand. Borkum stellte viele erfolgreiche Kom- mandeure und Harpuniere insbesondere auf holländischen Schiffen. Doch gegen Ende des 18. Jahrhunderts gingen die Fangmengen zurück. Der holländisch-englische Seekrieg schließ- lich brachte den Walfang ganz zum Erliegen. In der Folge wurde die Borkumer Bevölkerung von großer Armut erfasst. Viele Einwohner verließen die Insel. 11
Heimatmuseum von Borkum mit den Unterkieferknochen eines Wales als Eingang Es war im Jahr 1834, als die ersten Erholungssuchenden auf die Insel kamen. Ein im positivsten Sinne schicksalhafter Augenblick in Borkums Geschichte. 1844 rief der Arzt Dr. Ripking eine Art Verkehrsverein ins Leben, der für die ersten Badeeinrichtungen sorgte. Erstmalig wurden die Badegäste im Jahr 1850 registriert: Es waren 252 Personen. Aber schon sieben Jahre später, 1857, zählte die Insel 600 Gäste und 1865 waren es dann bereits stolze 1024. Tendenz steigend: Bis 1900 erhöhte sich die Zahl der Badegäste auf 16.474 Personen und nahm auch von da an weiter stetig zu. Auch berühmte Persönlichkeiten, wie der Zeichner Wilhelm Busch, schworen auf die bezaubernde Inselnatur und das heilsame Reizklima Borkums. Im Jahr 2004 besuchten 280.000 Inselurlauber einschließlich Tagesgästen die Insel Borkum. Und im Jahr 2021 ist es die HANSEATIC spirit, die etwa 140 Gäste nach Borkum bringt. Da es aber erst am späten Vormittag nach Borkum geht, haben wir noch Zeit für einige Aktivitäten an Bord. Um 10:00 Uhr stellt uns General Expedition Manger Matthias Mayer sein Expeditionsteam vor und Dr. Hajo Lauenstein erläutert wie wir entspannt vom Schiff zur Anlandestelle unserer Tenderboote, von dort zur kleinen Inselbahn und mit derselben in die Innenstadt von Borkum kommen – und das Ganze dann später wieder zurück. Pünktlich um 10:00 Uhr fällt der Anker und wir liegen vor Borkum. Wer die Insel alleine erkunden möchte kann das entweder zu Fuß tun, oder sich mit dem Inselzug ins Zentrum von Borkum kutschieren lassen. Im Städtchen gibt es viel zu sehen. Alte Leuchttürme, ein Haus mit einem Zaun aus Walkiefern, ein als Museum hergerichtetes altes Kommandeurshaus mit einem vollständigen Pottwal Skelett und der riesige Sandstrand werben um die Besucher. 12
Alter Leuchtturm Neuer Leuchtturm Elektrischer Leuchtturm Weiter im Angebot sind eine Inselrundfahrt und eine Wattwanderung. 13
Salzwiesen auf Borkum Um 17:30 Uhr geht dann schon das letzte Tenderboot zurück zur HANSEATIC spirit und wir verlassen Borkum mit Kurs auf die niederländische Insel Texel. Vor dem Abendessen dann das erste Re- und Precap. Dr. Hajo Lauenstein berichtet über die Schwierigkeiten einer exakten Grenzziehung zwischen Deutschland und den Niederlanden in der Ems-Dollart-Region. Stefanie Liller gibt uns eine erste Einführung zum UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer und Stefanie Zettl bereitet uns auf den morgigen Tag auf Texel vor. Am Abend um 21:30 Uhr dann noch ein Vortrag über die Geologie der Nordsee. Es geht um Säbelzahn-Eichhörnchen, Deichbrüche, zwei Eselsbrücken und eine Hochseeinsel. Dr. Hajo Lauenstein zeigt uns, wie diese merkwürdigen Dinge einzuordnen sind. 14
06. September / Montag Oudeschild / Texel / Niederlande Mittagsposition Luftdruck Temperatur (°C) Luftfeuchte Wind Breite Länge hPa Luft Wasser % Beaufort 53°01,9’ N 04°51,4’ O 1025 19 19 78 light Sonnenaufgang: 07:00 Sonnenuntergang: 20:20 Lagen wir gestern noch vor der westlichsten der Ostfriesischen Inseln so ankern wir heute Morgen vor der westlichsten der Westfriesischen Inseln – Texel. Der Hafen von Oudeschild Texel gehört zur Kette der westfriesischen Inseln, die sich entlang der friesischen und nordholländischen Küste zieht. Ihr nördlicher Nachbar ist Vlieland, südwestlich liegt nur noch die kleine unbewohnte Sandbank Noorderhaaks, von Texel durch das enge Seegatt Molengat getrennt. Im Gegensatz zu den übrigen Inseln, deren Längsachse eher in Ost-West-Richtung zeigt, ist Texel nord-südlich orientiert, sodass die Westküste an der offenen Nordsee, die Ostküste am Wattenmeer liegt. Die Entstehung der Insel Texel unterscheidet sich deutlich von der der anderen Watteninseln. Sind Letztere das Produkt wandernder Dünen im Watt, so ist Texel ein verwittertes Überbleibsel aus eiszeitlichen Geestablagerungen, ein Stück Geschiebemergel in der See. Der Hoge Berg bei Oudeschild ist ein Relikt aus der Entstehungsepoche und keine Düne. 15
Die Westküste ist geprägt vom direkten Kontakt zur offenen Nordsee. Von der Nord- bis zur Südspitze zieht sich ein ca. 30 km langer Sandstrand mit einem mehrkettigen Dünengürtel dahinter. Die jeweils seewärtigen Dünen sind offene Weißdünen, die hinteren bewachsene Grau- und Braundünen, die teils in Heide- und südlich von De Koog in Waldlandschaften übergehen. Dagegen hat die Ostküste nur Kontakt mit dem ruhigeren Wattenmeer und so keine besonders ausgeprägten natürlichen Strukturen; sie ist großenteils mit Deichen bebaut. Hier gibt es nur kleinere Sand- und Kiesstrände unterhalb der Deiche. Zwischen den beiden Küsten liegt das Binnenland der Insel, das bis auf die Region um den Hoge Berg flach ist und großenteils aus Einpolderungen entstand. Es ist durch Nutzung für Felder und Weideflächen geprägt. Haus in Oudeschild Auf Texel wohnen etwa 13.500 Menschen. Da das Gemeindegebiet zum größeren Teil aus Wasserfläche besteht, ist die Bevölkerungsdichte bezogen auf die Landfläche 80 Einwohner/km². Circa 7.000 Einwohner leben im etwas südlich der Inselmitte gelegenen Den Burg, dem einzigen Ort mit wirklich städtischem Charakter, in dem sich auch die Inselverwaltung, andere behördliche Einrichtungen sowie viele Geschäfte befinden. Nordwestlich liegt am Dünenrand De Koog, das größte Tourismuszentrum der Insel. Oudeschild östlich von Den Burg ist durch Fischerei und ein wenig Industrie geprägt. Nördlich von De Koog befinden sich die Naturreservate De Muy und De Slufter. Während eines schweren Sturmes 1851 brach die See durch die Dünenkette. Der südlichere Durchbruch, der Muy, konnte wieder abgedichtet werden und besteht somit heutzutage nur aus Feuchttälern zwischen den Dünenketten, die allerdings bereits ein wertvolles Naturgebiet bilden. Die Versuche, das Sluftergat (Durchbruch am Slufter) abzudichten, verliefen ergebnislos, sodass hier eine weite Ebene zwischen den Dünenketten zum Meer hin offen ist. Es gibt einen 16
dauerhaft mit Wasser gefüllten zentralen Einbruch sowie viele Nebenpriele. Der Wasserstand ist stark gezeiten- und jahreszeitabhängig, teilweise stehen große Flächen unter Wasser. Durch das eindringende Salzwasser wächst hier viel Strandflieder, der in den Monaten Juli und August für eine weitflächige violette Färbung des Gebietes verantwortlich ist, sowie die Strand-Grasnelke und der Queller. Viele Vögel finden, vor allem in den Zugzeiten, hier einen Ruheplatz (Pfeif- und Spießenten, Stelzläufer und Regenpfeiferarten, Drosselarten, Mönchsgrasmücken und viele mehr) oder brüten (Löffler, Kiebitz, Uferschnepfe). Was können wir nun heute auf Texel tun? Da bietet sich unter anderem eine Fahrt auf einem Krabbenkutter an. Und nicht nur eine Fahrt, sondern auch eine Verköstigung. Die Netze werden ausgeworfen und frischer Fang eingeholt. Die Krabben können - frischer geht’s nun wirklich nicht mehr – gleich verzehrt werden, und der Beifang dient zur Weiterbildung. Fangerfolg auf dem Krabbenkutter Oder wie wäre es im Fahrradland Niederlande mit einer Radtour auf Texel? Von Oudeschild geht es nach Den Burg, dem Hauptort der Insel. Wir lernen die verschiedensten Landschaftsformen wie Strände, Dünengürtel, Heide- und Waldlandschaften kennen. Und last but not least: eine Kutschfahrt! Von Oudeschild geht es zunächst mit dem Bus nach De Koog. Dort verteilen sich 47 Gäste auf zwei große, überdachte Kutschen. Jede Kutsche wird von zwei massigen, schweren „Belgischen Kaltblütern“ (Pferdeart, nicht Mensch) gezogen. Fast drei Stunden lang geht es von De Koog bis in das Naturreservat De Slufter. Unterwegs verliert eines der Pferde (sie hört auf den Namen Lisa) das Hufeisen am rechten Hinterfuß und nur eine Sekunde später gräbt sich ein Nagel des Hufeisens in den rechten 17
Vorderreifen unseres Planwagens. Wie gut, dass wir mit Profis unterwegs sind. Der Reifen wird schnell mit Schaumstoff notgeflickt. Lisa erklärt sich bereit auch ohne den rechten, hinteren „Schuh“ weiterzulaufen. So geht es weiter bei strahlendem Sonnenschein durch die wunderschöne Landschaft, bis der neue Ersatzreifen eintrifft. Reifenwechsel und weiter geht’s. Profis halt! Und wir machen ja auch schließlich Expedition und nicht Kreuzfahrt! Bald erreichen wir die Grenze zwischen dem eingedeichten Teil der Landschaft, dessen Flora hauptsächlich durch blühende Besenheide, Sanddorn, Ebereschen und Hagebutten besticht. Da das Wasser hier überall Süßwasser ist, finden wir auch eine interessante Fauna (Schafe, Galloway Rinder, Fasanen, Graureiher und Silberreiher). Dann erreichen wir den Teil des Nationalparks, der regelmäßig bei den Springfluten vom Meerwasser überspült wird. Hier gedeiht nur noch Queller (Geschmacksprobe lecker und leicht salzig) und Strandhafer (den haben wir nicht probiert). Wir erfreuen uns an Watvögeln, Möwen, Regenpfeifern und vielen anderen Vögeln, die sich auf der Durchreise befinden. In der Salzwiesen- und Dünenlandschaft dann eine Rast mit leckerem Kaffee und Keksen zum tunken. Auf dem Rückweg dann noch ein kurzer Stopp bei den Gallowayrindern und den Graugänsen. Es gibt einen kleinen Schluck selbstgebrauten Rum Likör – süß und lecker! Ein Ausflug, wie er schöner kaum sein kann. Hier eine kleine Bildergeschichte der Kutschfahrt: Unsere „Belgischen Kaltblüter“ 18
Das „böse“ Hufeisen Unterwegs 19
Planwagenabenteuer Blühende Besenheide 20
Deichdurchbruch im Nationalpark De Slufter Blühender Queller 21
Unsere Zugpferde - massige Belgische Kaltblüter 22
Graugänse Galloway Rinder 23
Windflüchter Typisches Bauernhaus inklusive Schafstall auf Texel Am Nachmittag haben wir dann die Möglichkeit mit einem Shuttlebus nach Den Burg zu fahren und dort in Eigenregie dieses so typisch niederländische Städtchen zu erkunden. Im obligatorischen Re- und Precap schaut unsere Biologin Stefanie Liller noch einmal auf den Tag in Texel zurück, Geologe Dr. Lauenstein erläutert die Pläne für den morgigen Tag auf Helgoland und Landeskundlerin Stefanie Zettl blickt auf das Leben und den Tod von Klaus Störtebeker zurück. Nach dem Abendessen wird es noch einmal interessant. General Expedition Manager Matthias Mayer hat eine Talkrunde, bestehend aus Kapitän Axel Engeldrum, Hotel Manager Doris Adler und Provision Master Joachim Herrmann, zusammengestellt. Wir erfahren ebenso interessante wie amüsante Details aus dem allgemeinen Schiffsleben und der Logistik einer Seereise. 24
07. September / Dienstag Helgoland / Deutschland Mittagsposition Luftdruck Temperatur (°C) Luftfeuchte Wind Breite Länge hPa Luft Wasser % Beaufort 54°11,3’ N 07°53,5’ O 1025 19 19 73 SSW 3 Sonnenaufgang: 06:28 Sonnenuntergang: 20:34 Vom Lummensprung bis zum zollfreien Einkaufen: Helgoland ist in vielerlei Hinsicht einmalig. Da die Nordseeinsel rund 70 Kilometer vor der Küste liegt, ist die Luft dort nicht nur besonders rein und pollenarm, sondern auch reich an Jod und Sauerstoff. Schon die Anreise mit unserer HANSEATIC spirit ist ein Erlebnis. Am Hafen erblickt man gleich eines der Wahrzeichen der Insel - die bunten Hummerbuden. Wo einst Fischer ihre Ausrüstung unterbrachten, lädt heute eine maritime Meile mit kleinen Ausstellungen, Kunst und Bistros zum Bummeln und Stöbern ein. Die Hummerbuden Nur etwa 1.400 Menschen leben auf dem nur einen Quadratkilometer großen "Roten Felsen", der zum Bundesland Schleswig-Holstein gehört. Die Hauptinsel ist in Unter-, Mittel- und Ober- land geteilt. Zum Oberland gelangen Besucher entweder über 184 Stufen zu Fuß oder mit einem Fahrstuhl. Wegen des grandiosen Ausblicks ist ein Spaziergang auf dem 2,8 Kilometer langen Klippenweg besonders lohnenswert. Er führt auch an der wohl bekanntesten Sehens- würdigkeit Helgolands vorbei - der "Langen Anna", einem schmalen roten Buntsandsteinblock. Während die Hauptinsel aus Fels besteht, ist die Nachbarinsel "Düne", die mit einer Fähre zu erreichen ist, ein kleines Strand- und Badeparadies. Hier finden Urlauber abseits vom Tages- tourismus Ruhe und können Spaziergänge unternehmen und im Sommer echten Strandurlaub machen. Dabei müssen sie sich den Platz nicht selten mit einigen Kegelrobben teilen. Die Tiere leben hier in einer großen Kolonie und haben keine Berührungsängste, da seit den 70er- Jahren ein Jagdverbot für sie gilt. 25
Kegelrobben sind neben Seehunden die zweite Robbenart an deutschen Küsten, kommen allerdings viel seltener vor. In den 1980er-Jahren waren sie kaum noch in der Deutschen Bucht anzutreffen. Seit Mitte der 90er-Jahre bringen die Tiere im November und Dezember Hunderte Junge auf der Düne zur Welt. Bis auf 30 Meter können sich Besucher den Robben auf einem Holzbohlenweg nähern. Naturschützer sorgen dafür, dass dieser Abstand eingehalten wird, um die Tiere nicht zu stören. Die „Lange Anna“ mit einem Basstölpel Ein weiteres besonderes Naturspektakel erwartet Gäste jeweils im Juni. Beim sogenannten Lummensprung verlassen die wenige Wochen alten Küken der Trottellummen ihre Nester und springen von dem "Roten Felsen" bis zu 40 Meter in die Tiefe. Die Vögel sind in diesem Alter noch flugunfähig und landen in den Wellen der Nordsee oder im Felswatt. Die Elterntiere ver- sorgen die Nachkommen auf dem Meer mit Nahrung. Interessierte können den Lummen- sprung vom Klippenweg aus beobachten. Neben den Lummen können Vogelbegeisterte auch Dreizehenmöwen, Eissturmvögel und Basstölpel auf Helgoland beobachten. Die Geschichte Helgolands ist wechselvoll und zum Teil dramatisch - im Zweiten Weltkrieg wurde die Insel bombardiert und 1947 sprengten die Briten einen Großteil, um die Militäranlagen zu vernichten. Das Inselmuseum, das gleich hinter dem Meerwasser- Schwimmbad liegt, informiert anhand von Bildern und Objekten über diese Ereignisse. Zum Museum gehört auch eine Reihe bunter, nachgebauter Hummerbuden. Sie zeigen verschiedene Ausstellungen, etwa zur Post- oder Seebadgeschichte. Drei der Buden beherbergen das James Krüss Museum. Der Kinderbuchautor, der unter anderem die Geschichte von "Timm Thaler" verfasst hat, wurde auf Helgoland geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. 26
Wer sich für die Inselgeschichte interessiert, kann auch einem ausgeschilderten Geschichts- pfad folgen, der zu 16 Stationen mit Infotafeln und QR-Codes führt. Eine kostenlose Broschüre über den Pfad ist bei der Tourist-Information erhältlich. Außerdem bietet die Helgoland- Touristik mehrmals wöchentlich eine Führung durch das unterirdische Bunkersystem an. Das Helgoländer Museum Am Vormittag steht eine Zodiac Rundfahrt auf dem Programm. So können wir uns vom Wasser aus die beiden Häfen der Insel, die Düne und auch die Lange Anna mit dem danebenstehenden Pfeiler, dem Mönch anschauen. Das alles bei grauem Himmel, bleiernem Wasser und fast völliger Windstille. Das hat allerdings einen kleinen Nachteil. Die Basstölpel, die sonst zu Tausenden in der Luft über dem Schiff und unseren Zodiacs fliegen sitzen auf dem Felsen und warten auf Wind. Nur ganz vereinzelt machen wir den ein oder anderen Tölpel in der Luft aus. Der Vogelfelsen selbst ist allerdings großartig. Der Nachmittag ist die beste Zeit um am dort die Basstölpel zu beobachten. Daher bieten uns die Lektoren auch zwei Wanderungen an. Die erste Wanderung, mit 24 Gästen beginnt in der Oberstadt am Aufzug und geht direkt zum Vogelfelsen. Die zweite Wanderung, ein Geo-Öko-Ausflug mit 17 Gästen beginnt bereits an der Pier und führt über den Strand bis an die steilen Buntsandsteinfelsen. Dr. Hajo Lauenstein erklärt dabei die geologische Entstehung der Insel. Aber auch biologisch gibt es Interessantes zu entdecken, wächst auf Helgoland doch der Urkohl – die Mutter aller Kohlsorten wie Rotkohl, Rosenkohl, Grünkohl und sonstiges. Nur auf Helgoland kommt dieser Urkohl noch natürlich vor. Am Strand lernen wir die Gesteine der verschiedenen Epochen, die zur Entstehung von Helgoland führten, kennen. Buntsandstein, Kalkstein, Feuerstein und Findlinge. Auch erfahren 27
wir einiges über die Kupfermineralisation im Buntsandstein. Unsere Mineraliensuche war allerdings nicht sehr erfolgreich. Der „Geologenstrand“ Dann geht es über etwa 200 Treppenstufen hinauf ins Oberland zu den Brutplätzen der Basstölpel. Es herrscht ein irres Treiben in der Kolonie. Die Start- und Landemanöver gehen oft nicht ohne Streitereien mit den Nachbarn ab. Man sitzt hier eng auf eng. Nirgendsonstwo (eigene Worterfindung) auf der Welt, nicht einmal auf den Galapagos-Inseln kann man Tölpel so gut und aus nächster Nähe (Abstand manchmal nur 50cm) beobachten. Bis auf wenige Zentimeter können wir uns den Tieren nähern. Die Menschen scheinen sie überhaupt nicht zu stören. Umso mehr stört jedoch der Nachbar der eigenen Art. Überall wird lauthals geschimpft, gehackt, geschoben und geschubst. Die Küken sind schon recht groß und mitten in der Mauser – entsprechend zerzaust sehen sie aus! Nach einem interessanten Kurzvortrag über die Basstölpel von Stefanie Liller geht es weiter zum Pinneberg, der höchsten Erhebung Helgolands. Helgoland gehört zum Kreis Pinneberg, wo auch unser Geologe Dr. Lauenstein zu Hause ist. Allerdings nicht auf Helgoland, sondern in Elmshorn. Nach einem Gipfelfoto und einem Eintrag im Gipfelbuch geht es über die St. Nicolaikirche im Oberland zurück zur Pier. Vor dem Abendessen trifft sich der Hapag-Lloyd-Cruises-Club zu einem Cocktail am Pool Deck und nach dem Abendessen hat unsere Expertin für Landeskunde, Stefanie Zettl noch einen schönen Vortrag für uns. „Helgoland – eine Insel mitten im Meer“ ist der Titel. 28
Hier nun noch einige Bilder aus der Basstölpel-Kolonie: Altvogel hilft dem Jungvogel bei der Mauser Jungvogel 29
Heftiger Streit in der Kolonie Erste „Trockenflugübungen“ 30
Jungtier im Kükenfederkleid Gipfelfoto am Pinneberg 31
08. September / Mittwoch Sylt / Deutschland Mittagsposition Luftdruck Temperatur (°C) Luftfeuchte Wind Breite Länge hPa Luft Wasser % Beaufort 54°41,5’ N 07°54,1’ O 1021 22 18 76 S3 Sonnenaufgang: 06:47 Sonnenuntergang: 20:03 Sylt ist die größte nordfriesische Insel. Sie erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung vor der Nord- seeküste Schleswig-Holsteins und Dänemarks. Bekannt ist die nördlichste deutsche Insel vor allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen und Wenningstedt, für verbreitetes Nacktbaden und für den circa 40 Kilometer langen Weststrand. Sylt ist mit 99,14 km² nach Rügen, Usedom und Fehmarn die viertgrößte Insel Deutschlands und die größte deutsche Nordseeinsel. Sylt liegt zwischen 9 und 16 Kilometer vor der Küste des Festlands, mit dem sie seit 1927 über den 11 Kilometer langen Hindenburgdamm verbun- den ist. Südöstlich von Sylt befinden sich die Inseln Amrum und Föhr, nördlich liegt die dänische Insel Rømø. In der Nähe der Sylter Nordspitze liegt die Insel Uthörn. Sylt erstreckt sich über 38 Kilometer in Nord-Süd-Richtung und ist im Norden, am Königshafen bei List auf Sylt, nur etwa 320 Meter breit. An ihrer breitesten Stelle, von Westerland im Westen bis zur Nössespitze bei Morsum im Osten, misst sie 12,6 Kilometer. Der südliche Teil der Insel ist ebenfalls schmal. An der West- und Nordwestseite Sylts erstreckt sich ein knapp 40 Kilo- meter langer Sandstrand, zur Ostseite liegt das Wattenmeer, das zum Nationalpark Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer gehört und bei Niedrigwasser weitgehend trockenfällt. Die Form der Insel ist fortgesetzten Veränderungen unterworfen. Wegen ihrer exponierten Lage in der Nordsee kommt es zu kontinuierlichen Landverlusten bei Sturmfluten. Die nördlichen- und der südlichen Nehrungshaken der Insel bestehen ausschließlich aus wenig frucht-baren Sandablagerungen, während der Mittelteil der Insel im Bereich der ehemaligen Gemein-den Westerland, Wenningstedt und Sylt-Ost auf einem Geestkern ruht, der von See aus in Form des Roten Kliffs sichtbar ist. Der dem Wattenmeer zugewandte Teil des Geestkerns geht im Bereich der ehemaligen Gemeinde Sylt-Ost in relativ fruchtbares Marschland über. Sylt ist seit der Zweiten Marcellusflut von 1362 eine Insel. Ihre höchste Erhebung ist die Uwe-Düne in Kampen mit 52,5 m ü. NHN. Die Insel Sylt in ihrer jetzigen Gestalt existiert erst seit etwa vierhundert Jahren. Sie entstand wie die Festlandgeest aus Altmoränen und hat deshalb einen Geschiebemergelkern, der heute in der Mitte und im Westen der Insel mit Kliff, Dünen und Sandstrand sichtbar ist. Dieser Geest- kern erodierte, nachdem ihn der Anstieg des Meeresspiegels vor 8000 Jahren der starken Strömung entlang des steilen Inselsockels aussetzte. Dabei lagerten sich die Sedimente süd- lich und nördlich an. Die Westkante, die ursprünglich zehn Kilometer vor der heutigen Küste lag, verlagerte sich so stetig nach Osten, während gleichzeitig die Insel im Norden wie im Süden länger wurde. Um diesen Geestkern lagerte sich nach der letzten Eiszeit Marschland an. Zwar wird Sylt bereits 1141 als Insel bezeichnet, doch gehörte sie vor der ersten Großen Mandränke 1362 zu einer von Prielen durchzogenen Landschaft und war zumindest bei Nied- 32
rigwasser trockenen Fußes vom Festland erreichbar. Vermutlich erst nach dieser Flut entwickelte sich durch die Bildung von Nehrungshaken aus dem von den Meeresströmungen verdrifteten abgetragenen Material die gegenwärtige charakteristische Gestalt. Dabei waren und sind besonders die nördlichen und südlichen Enden der Insel großen Veränderungen unterworfen. So war Listland im 14. Jahrhundert für einige Zeit vom Rest der Insel getrennt, und durch die Entstehung des Ellenbogens versandete der Königshafen bei List ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zusätzlich zum schleichenden Landschwund belastete die Einwohner während der sogenannten Kleinen Eiszeit der Sandflug. Die nach Osten wandernden Dünen bedrohten Land und Siedlungen, weshalb sie ab dem 18. Jahrhundert durch die Bepflanzung mit Strandhafer befestigt wurden. Das hatte jedoch zur Folge, dass abbrechendes Material vermehrt abdriftete und die Inselsubstanz weiter abnahm. Ab 1870 existieren Aufzeichnungen des jährlichen Küstenrückgangs. Demnach verlor Sylt in den Jahren 1870 bis 1951 jährlich durchschnittlich 0,4 Meter im nördlichen und 0,7 Meter im südlichen Küstenabschnitt. 1951 bis 1984 steigerte sich die Rate auf 0,9 bzw. 1,4 Meter, während die Küstenlinie an den Inselenden bei Hörnum und List noch größeren Veränderungen unterworfen ist. Durch schwere Sturmfluten in den letzten Jahrzehnten ist Sylt immer wieder in Gefahr, auseinanderzubrechen. So trennte die Sturmflut 1962 Hörnum vorübergehend vom Rest der Insel. Besonders gefährdet ist dabei eine nur rund 500 Meter breite Schmalstelle südlich von Rantum. Was wären heute die Strände von Sylt ohne Strandkörbe? Sie stehen für Sommer, Sonne und Erholung am Meer, auf der heimischen Terrasse im Garten oder dem Balkon. Doch wer hat eigentlich den Strandkorb erfunden? Der Strandkorb der uns bis heute Freude und Wohlem- pfinden bereitet, blickt auf eine lange Historie zurück. Die eigentliche Geschichte beginnt im Frühjahr des Jahres 1882 in der Werkstatt des kaiserlichen Hofkorbmachers Wilhelm Bartelmann in Rostock. Er wurde dort von der adeligen Dame Elfriede von Maltzahn aufgesucht, die unter schwerem Rheuma litt, das ihr die geliebten Auf-enthalte am Strand erschwerte. Sie wünschte sich einen Stuhl, der sie vor Wind und Sonne schützen sollte, denn sie wollte trotz ihrer schweren Krankheit nicht auf die geliebten Urlaube am Meer verzichten. Sie teilte Bartelmann ihre Vorstellungen mit und er flocht aus Weiden und Rohr den ersten Strandkorb, eigentlich mehr noch ein Strandstuhl, denn es war noch ein Ein- sitzer. Andere Badegäste bestaunten diese außergewöhnliche Sitzgelegenheit, als sie Frau von Maltzahn am Strand sitzen sahen, und Bartelmann bekam bald schon weitere Aufträge von anderen Badegästen. In kürzester Zeit stieg die Nachfrage stark an und er gründete zusammen mit seiner Frau die erste Strandkorbvermietung in der Nähe des Leuchtturms in Warnemünde. Sie hatte die kluge Idee, dass sich saisonale Artikel wie Strandkörbe besser vermieten als verkaufen lassen, und trug damit wesentlich zum Geschäftserfolg des Unternehmens bei. Zeitgleich baute Bartel- mann auch den ersten Zweisitzer, den er zusätzlich mit Fußstützen, Markisen und Seitentaschen ausstattete. Bis 1900 wurden von Frau Bartelmann und ihren Kindern 6 weitere 33
Sylter Strandkorb Idylle 34
Vemietungsstandorte an der Ostsee eingerichtet, u. a. in Kühlungsborn, Graal und Müritz. Auch viele Nordseebäder wurden mit Strandkörben beliefert, wie man in alten Geschäftspapieren sehen kann. Das Geschäft expandierte weiter, aber Wilhelm Bartelmann wollte sich nicht als Fabrikant sehen, sondern legte großen Wert darauf, Handwerker zu sein. Jeder Strandkorb wurde in Handarbeit gefertigt. 1897 entwickelte Bartelmanns ehemaliger Geselle Johann Falck die Technik weiter zum Halb- lieger, dessen Rückenlehne nach hinten geklappt werden konnte. Er gründete auch die erste Strandkorbfabrik und bald wurde der gesamte Bereich der Ostseeküste mit Strandkörben be- liefert. Bartelmann wurde trotz der hohen Nachfrage aber nicht reich mit seiner Erfindung, denn er versäumte es, ein Patent anzumelden und so gab es reichlich Nachahmer, die sich neue Varianten ausdachten und den Strandkorb weiterentwickelten. Seine Werkstatt in Rostock, in der die Strandkörbe gefertigt wurden, fiel 1942 im Zweiten Weltkrieg Bombenangriffen zum Opfer. Der Betrieb wurde danach eingestellt. Heute gibt es ungefähr 70.000 Strandkörbe an allen Stränden in Deutschland, aber sie werden auch in viele Länder exportiert. Darüber hinaus ist ihre Verwendung nicht mehr nur auf den Strand begrenzt, sondern sie werden immer beliebter auch als Sitzmöbel in heimischen Gärten, Wintergärten und auf Terrassen. Die Bauform hat sich seit den Anfängen nur geringfügig verändert. Moderne Strandkörbe haben Armlehnen, Polster, Fußstützen, Markisen und Regendächer aus wetterfestem Material. Doch genug von den Strandkörben. Um 07:00 Uhr liegt immer noch Helgoland in messerscharfen Umrissen gerade voraus. Da wir erst am heutigen Nachmittag vor Sylt den Anker fallen lassen wollen, bleiben wir über Nacht vor Helgoland liegen. Und so haben wir am Vormittag genug Zeit für verschiedene „Schiffsaktivitäten“. Um 08:00 Uhr lädt uns unser Fitness Coach Steve Seidler zum „Sonnengruß“ ein. Ab 09:00 Uhr ist die Ocean Academy geöffnet und unsere Experten erwarten uns dort. Um 11:30 Uhr dann das altbekannte Re- und Precap. Stefanie Zettl lädt und zu einem Spaziergang durch den Ort List ein. Stefanie Liller ermuntert uns zu einem Strand-, Watt-, oder Dünenspaziergang, inklusive dem Sammeln verschiedener Strandpreziosen, welche dann in der Ocean Academy bestaunt und bestimmt werden können. Dazu bekommen wir erste Informationen zur Fauna und Flora von Sylt. Dr. Hajo Lauenstein macht Werbung für eine geologische Wanderung entlang dem „Roten Kliff“, dem Geestrücken von Sylt. Die Geest bezeichnet eine Landschaftsform in Norddeutschland, die durch Sandablagerungen, Geschieben und Lehm während der Eiszeiten entstand und im Gegensatz zum nacheiszeitlich entstandenen Schwemmland, dem Marschland steht. Geestkerne sind Reste des großen „Westlandes“, das bis in die Gegenwart abgetragen und abgespült worden ist und auf Sylt wunderbar zu studieren sind. Das Wetter ist geradezu perfekt. Es ist warm, die Sonne scheint und der Wind weht uns nur lau entgegen. Wir können es wagen durch das Lister Tief hindurch nach Sylt zu fahren. Das Lister Tief ist ein Gezeitenstrom, der zwischen den nordfriesischen Inseln Sylt und Rømø fließt. Durch den drei Kilometer breiten und bis zu 40 Meter tiefen Strom fließen bei jeder Tide rund 500 Millionen Kubikmeter Wasser. Landseitig verzweigt sich das Lister Tief in die drei Rinnen die jeweils Tiefen um die 20 Meter erreichen. Das ökologisch sensible Gebiet steht seit 1937 auf deutscher Seite unter Naturschutz. Die mehrmals täglich verkehrende Fähre der Rømø- Sylt-Linie fährt über das Tief hinweg. In der Einfahrt zum Prielstrom entstand 1913 das 35
Quermarkenfeuer Rotes Kliff als Warnung vor einer Sandbank in der Einfahrt zum Prielstrom. In der Einfahrt finden sich Wracks aus dem 17. Jahrhundert. Wie tief das Lister Tief ist, das ist den Nautikern auf der Brücke eigentlich relativ egal. Viel wichtiger ist, wie flach das Lister Tief Echosound – da ist nicht mehr viel Wasser unter dem Kiel Oldtimer Bus 36
ist. Dazu kommt, dass wir den Gezeitenstrom nur in einem engen Zeitfenster von weniger als einer Stunde passieren können. Ab 15:00 Uhr wird es immer flacher. Genau um 15:20 Uhr haben wir nur noch 1,45 Meter Wasser unter dem Kiel. Nach einer Kursänderung von 90 Grad geht es nun parallel zum Lister Ellenbogen zu unserem Ankerplatz und damit steht dem heutigen Abend in List nichts mehr im Wege. Hummer und Austern bei Gosch – das wäre nur eine von vielen Möglichkeiten. Blühende Heide Das „Rote Kliff“ 37
Aber vorher gibt es noch einen „Sonnenuntergangs-Ausflug“. Der findet in einem lauten, etwas unbequemen aber wunderschönen Oldtimer Bus, einem alten Borgward statt. Wir bewundern die schönen mit Reet gedeckten Häuser, die von blühender Heide überzogenen Dünen und einen fantastischen Sonnenuntergang am Strand von Wennigstedt. Wer noch etwas Lust auf sportliche Betätigung hat, der schließt sich unserem Geologen Dr. Hajo Lauenstein zu einer Wanderung an der „Roten Klippe“ zwischen Kampen und Wennigstedt an. Die Sonne steht schon tief im Westen als wir barfuß am Strand entlang bummeln und das Kliff in gelbroten Farben leuchtet. So geht ein weiterer schöner Tag zu Ende. Strandidylle am „Roten Kliff“ 38
09. September / Donnerstag Sylt / Deutschland Mittagsposition Luftdruck Temperatur (°C) Luftfeuchte Wind Breite Länge hPa Luft Wasser % Beaufort 55°01,2’ N 08°27,0’ O 1013 22 19 70 SE 3 Sonnenaufgang: 06:48 Sonnenuntergang: 20:01 Gestern gab es eine Oldtimer Rundfahrt. Heute eine Inselrundfahrt in einem gemütlichen und modernen Bus mit allem Komfort. Die Tour führt von List über das Wanderdünengebiet, die Orte Kampen, Braderup, Rantum und Tinnum bis nach Hörnum. Am Hafen von Hörnum reicht der Blick bis zu den Nachbarinseln Amrum und Föhr. Weiter geht es zur Inselhauptstadt Westerland. Hier haben wir ein wenig Freizeit die wir für einen Café oder einen Spaziergang auf der Strandpromenade nutzen. Dann geht es über Keitum und Kampen zurück nach List. Reetgedecktes Haus mit „Friesenwall“ aus Findlingen Für die Wanderer und Spaziergänger steht ein Wattspaziergang mit dem Inseloriginal Werner Mansen auf dem Programm. Wahlweise barfuß oder in Gummistiefeln, suchen wir nach den kleinen „5“ (Wattwurm, Herzmuschel, Strandkrabbe, Strandschnecke und Nordseegarnele). Dabei erfahren wir viel interessantes über das so fragile Weltnaturerbe Wattenmeer. Am Nachmittag gibt es dann noch einen Vortrag. Stefanie Liller berichtet über die Seevögel. Wir erfahren spannende Dinge über die speziellen Anpassungen. Die Schnabelform gibt uns Auskunft über deren Speiseplan, durch ihre Flügelform unterscheiden sich Seevögel deutlich 39
Wunderschönes Exemplar eines Wattwurms Unsere HANSEATIC spirit im Abendlicht vor List. 40
von den Landvögeln. Seevögel sind Flug-Weltmeister. Junge Albatrosse können jahrelang über die Weltmeere segeln - ohne jeglichen Landgang. Und die kleine zierliche Küstenseeschwalbe fliegt jedes Jahr von der Arktis in die Antarktis und wieder zurück. Unglaublich aber wahr. Die Seekarte unserer Reise Noch ein Sail away – diesmal allerdings als Farewell Cocktail. Die Reise ist – leider – schon fast vorbei. Kapitän Axel Engeldrum verabschiedet sich von uns. Dazu wird die wunderschön kolorierte Seekarte der Reise verlost. 41
10. September / Freitag Hamburg / Deutschland Mittagsposition Luftdruck Temperatur (°C) Luftfeuchte Wind Breite Länge hPa Luft Wasser % Beaufort 53°32,2’ N 10°00,2’ O Sonnenaufgang: 06:46 Hier endet die Reise der HANSEATIC spirit. Gute Heimfahrt wünscht die Brücke, die Reiseleitung, das Expeditionsteam und die gesamte Mannschaft der HANSEATIC spirit und der Autor dieses Machwerkes Da es auch bei diesem Reisetagebuch einen Redaktionsschluss gibt, basieren die hier dargestellten Tagesabläufe ab dem 09. September auf reinen Spekulationen. Sollten sich hier in letzter Sekunde Änderungen ergeben haben, mögen Sie, geneigte Gäste, diese bitte im Teil „Eigene Notizen“ selbst und handschriftlich hinzufügen. Herzlichst Ihr Dr. Hajo Lauenstein, 09. September 2021 (www.lauenstein.world) Foto: Bernd Schray 42
Eigene Notizen: 43
Die Zodiacs der HANSEATIC spirit Jacques Cartier (* 1491 bei Saint-Malo, Bretagne ; † 1557). Während seiner ersten Reise erkundete Cartier den Sankt-Lorenz-Golf. Von König Franz I. erhielt Cartier den Oberbefehl über zwei Schiffe, um eine Westpassage nach Fernost zu finden. Die erhoffte Durchfahrt nach Fernost konnte er nicht ausfindig machen. Bei seiner zweiten Reise fuhr er weit den Sankt- Lorenz-Strom hinauf. Die Mannschaft litt an Skorbut, was seinerzeit eine unbekannte Krankheit war, deren Ursache man nicht nachvollziehen konnte. Glücklicherweise erkannten die Ureinwohner von Neufundland die Anzeichen der Krankheit und retteten mit einem Sud aus Fichtennadeln, die viel Vitamin C enthalten, vielen Männern der Besatzung das Leben. Er kehrte 1536 nach Europa zurück. Adolf Erik Freiherr von Nordenskiöld (* 1832 in Helsingfors ; † 1901 Trosa in Södermanland) war ein in Schweden tätiger Baron, Professor in Stockholm, Polarforscher, Kartograph und Reiseschriftsteller mit finnlandschwedischer Abstammung. Er war der Vater des Ethnologen Erland Nordenskiöld und Onkel des Geologen Otto Nordenskjöld. Nordenskiöld gelang in den Jahren 1878/79 als erstem Seefahrer die Durchquerung der Nordostpassage. Sven Anders Hedin (* 1865 in Stockholm; † 1952 in Stockholm) war ein schwedischer Geograph, Topograph, Entdeckungsreisender, Fotograf, Reiseschriftsteller und ein Illustrator eigener Werke. In vier Expeditionen nach Zentralasien entdeckte er den Transhimalaya (nach ihm Hedingebirge genannt), die Quellen der Flüsse Brahmaputra, Indus und Sutlej, den See Lop Nor sowie Überreste von Städten, Grabanlagen und der Chinesischen Mauer in den Wüsten des Tarimbeckens. Den Abschluss seines Lebenswerkes bildete die postume Veröffentlichung seines Central Asia atlas. Albert Ballin (* 1857 in Hamburg; † 1918 Hamburg) war ein deutscher Reeder und eine der bedeutendsten jüdischen Persönlichkeiten in der Zeit des deutschen Kaiserreiches. Er machte als Generaldirektor die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG) zur größten Schifffahrtslinie der Welt und erfand den Kreuzfahrttourismus. Giovanni (John) Cabot (* um 1450 in Genua; † nach 1498) war ein italienischer Seefahrer. Er gilt, nach den Wikingern im 11. Jahrhundert, als erster europäischer Entdecker, der das nordamerikanische Festland erreichte (1497). Vitus Jonassen Bering (* 1681 Ostjütland; † 1741 auf Awatscha, der Beringinsel) war ein dänischer Marineoffizier in russischen Diensten. Er leitete von 1728 bis 1730 die Erste Kamtschatka-Expedition und ab 1733 die Zweite Kamtschatka-Expedition, auf der er starb. Der „Kolumbus des Zaren“ bewies unter anderem, dass Asien und Nordamerika nicht miteinander verbunden sind. Thomas (Tom) Crean (* 1877 Irland; † 1938 Irland) war ein irischer Polarforscher, der zwischen 1901 und 1916 an drei Expeditionen des sogenannten „Goldenen Zeitalters der Antarktis-Forschung“ teilnahm. Zusammen mit Frank Wild und Frank Worsley war er eine der Stützen auf der Endurance-Expedition (1914 bis 1916) unter der Leitung von Ernest Shackleton. Er gehörte der sechsköpfigen Mannschaft an, die zur Rettung der übrigen Expeditionsteilnehmer die legendäre Überfahrt von Elephant Island nach Südgeorgien in der James Caird wagte, und unternahm anschließend zusammen mit Shackleton und Worsley den Gewaltmarsch von King Haakon Bay nach Stromness. 44
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