Nordsee Romantik und Seemannsgarn - HANSEATIC spirit Kurzreise Friesische Inseln Von Hamburg nach Hamburg - Betravel

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Nordsee Romantik und Seemannsgarn - HANSEATIC spirit Kurzreise Friesische Inseln Von Hamburg nach Hamburg - Betravel
HANSEATIC spirit
         Kurzreise Friesische Inseln

Nordsee Romantik und Seemannsgarn

          Von Hamburg nach Hamburg

             04.09.2021 – 10.09.2021

       Text und Bilder: Dr. Hajo Lauenstein

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Nordsee Romantik und Seemannsgarn - HANSEATIC spirit Kurzreise Friesische Inseln Von Hamburg nach Hamburg - Betravel
Schiffsdaten HANSEATIC spirit

Heimathafen                                 Malta
Flagge                                      Valletta
Größe                                       15.726 BRZ
Länge über alles                            138 m
Breite                                       22 m
Tiefgang                                     5,70 m
4 Dieselgeneratoren MAK 8M 25 E, 2.800 kW / 720 rpm mit AvK DSG Generatoren 690 V /
2700 kVA
2 Hauptantriebsmotoren (elektrisch) Indar ACP-1000M/12 / 3.200 kW
2 Propeller (Festpropeller) Durchmesser ca. 360 cm
1 Bugstrahlruder Rolls Royce TT2200 / 1200 kW
2 Stabilisatoren BLOHM & VOSS

Schiffsoffiziere

Kapitän                                 Axel Engeldrum
Staff Kapitän                           Claas Fischer
Leitender Ingenieur                     Piotr Wiatrzyk
Hotelmanager                            Doris Adler
Schiffsarzt                             Dr. Wolfgang Rapp
Zahlmeisterin                           Julia Langenbacher
Executive Chief                         Jan Niehagen
Maitre d’Hotel                          Sina Helmle
Hausdame                                Beate Hakenewert

Expeditionsteam

General Expedition Manager              Matthias Mayer
Shore Excursion Manager                 Claas Stanko
Expedition Guide                        Niklas Faralisch
Kreuzfahrtberatung                      Heike Kuls
Guest Relation Manager                  Barbara Nithack
Fitness Coach                           Steve Seidler

Experten

Experte Biologie                         Stefanie Liller
Experte Geschichte                       Stefanie Zettl
Experte Landeskunde & Geologie           Dr. Hajo Lauenstein

Künstler

Piano                                   Stefan Hillebrand
Piano                                   Uwe Künstler

Foto                                    Oleksii Kravtsov

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Axel Engeldrum - Kapitän
Axel Engeldrum ist im Alten Land an der Unterelbe
Seit 1998 fährt er in der 3. Generation zur See. Auf
der Suche nach Fahrtgebieten abseits der
Handelsrouten stieß er im Herbst 2004 auf die
Expeditionskreuzfahrtschiffe von Hapag-Lloyd
Cruises und begann dort seine Karriere als
Navigationsoffizier auf der MS Bremen. Seit 2016
ist Herr Engeldrum als Kapitän für die Flotte von
Hapag-Lloyd Cruises in der weltweiten Fahrt
unterwegs. Auch in der Freizeit bleibt Kapitän
Engeldrum dem Wasser eng verbunden und
genießt Kajaktouren entlang einsamer Küsten oder
auf den Wildflüssen der Berge.

Claas Fischer – Staff Kapitän
Claas Fischer wurde 1985 geboren und lebt seit
2015 mit seiner Lebensgefährtin in Duisburg. Nach
dem Abitur absolvierte er zunächst die Ausbildung
zum Rettungsassistenten bei der Berufsfeuerwehr
Frankfurt. Geprägt von einer segelbegeisterten
Familie studierte er von 2007 bis 2011 Nautik an
der Fachhochschule in Bremen, wobei er bereits
ein sechsmonatiges Praxissemester auf den
Hapag-Lloyd Cruises Schiffen HANSEATIC und
EUROPA absolvierte. Seit 2011 war Claas Fischer
zunächst als Navigations- und später als
Sicherheitsoffizier an Bord der EUROPA tätig und
freut sich seit Juni 2019 auf neue Aufgaben als
Staff Kapitän an Bord unserer Expeditionsschiffe.

Piotr Wiatrzyk - Leitender Ingenieur
Seinen Abschluss hat Piotr Wiatrzyk an der
Technischen Universität Danzig im Bereich
Maschinenbau gemacht. 6 Jahre lang hat er auf
verschiedenen Frachtschiffen gearbeitet. Die
ersten Kreuzfahrtschiffe, auf denen Piotr
anheuerte, waren große Schiffe. Seitdem es ihn
zum ersten Mal an den Süd- und Nordpol
verschlug, ließ es ihn nicht wieder los und fortan
heuerte er auf kleinen Expeditionsschiffen an um
weiterhin in diese fabelhaften und wilden
Naturgebiete zurückkehren zu können. Seit Januar
2020    komplementiert Herr Wiatrzyk das
Maschinenteam auf den Expeditionsschiffen der
Hapag Lloyd Cruises Flotte.

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Doris Adler - Hotelmanager
Seit dem Jahr 2000 sind die Hapag Lloyd Cruises-
Schiffe ihr Wirkungsfeld. Ihre Expertise und
Kreativität in den Bereichen Hotel, Administration,
Service, Küche, Proviant und Housekeeping sind
überall gefragt. Sie wuchs im Schwarzwald in
einem touristischen Familienbetrieb auf. Ab 1988
zog es sie aufs Meer. Als begeisterte Zodiac-
Fahrerin in allen Fahrtgebieten fährt Frau Adler sie
sowohl zu den feinsten Stränden, aber auch durch
das ewige Eis. Gemeinsam mit ihrem
internationalen Team hier an Bord freut sie sich,
wenn      sie    Ihren   Aufenthalt     zu   einem
unvergesslichen Erlebnis machen kann.

Matthias Mayer - General Expeditions Manager
Der      Weltenbummler        kommt     aus    dem
Südschwarzwald und lebt seit vielen Jahren in
seiner Wahlheimat Rom. Nach seinem Studium in
Freiburg, Rom und München und einem längeren
Aufenthalt in Südamerika kam er zu Hapag-Lloyd
Kreuzfahrten und blieb der Firma bis heute
treu.     Seit nunmehr 25 Jahren ist er
als Expeditionsdirektor auf den verschiedenen
Schiffen der Flotte tätig. Seine besondere Liebe gilt
der Expedition und den entlegenen Winkeln der
Welt, die er sowohl mit der Hanseatic als auch mit
den Kreuzflügen bereist, die er seit vielen Jahren
leitet. Er kennt sich gut aus in der Welt, sprechen
Sie ihn an.

Barbara Nithack – Guest Relation Manager
Barbara Nithack hat ihre Berufung zum Beruf
gemacht: „Betreuung von Menschen auf Reisen“.
Von 1971 bis 1993, also mehr als zwei Jahrzehnte,
war sie für die Deutsche Lufthansa in der Luft
unterwegs. 2005 wechselte sie aufs Wasser und
wurde Hostess auf der MS HANSEATIC. Als
Gastgeberin des Schiffes liegt ihr das Wohlergehen
ihrer Gäste ganz besonders am Herzen. Sie ist eine
aufmerksame Zuhörerin, die für alles was Sie auf
dem Herzen haben, eine Lösung findet. Wenn sie
nicht auf der HANSEATIC spirit „zu Hause“ ist, lebt
sie in Südindien und ist dort in einem
Entwicklungshilfeprojekt engagiert

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Claas Stanko - Shore Excursion Manager
Claas Stanko ist im schönen Ammerland
aufgewachsen. Erste berufliche Praxis und
Eindrücke in die Kreuzfahrt erhielt Claas Stanko
1996 bei der Deutschen Seetouristik in Rostock in
der Abteilung "Landausflüge". Seitdem ist seine
Leidenschaft für die Kreuzfahrtbranche geweckt.
Seit 1998 ist er bei Hapag-Lloyd Cruises weltweit
auf unseren Expeditionsschiffen als Ausflugsleiter
und Zodiacfahrer tätig. Sehr gerne steht er Ihnen
als kompetenter Ansprechpartner in allen Fragen
rund um das Thema Ausflüge zur Verfügung. Auf
den arktischen Reisen ist Claas Stanko
überwiegend als Zodiacfahrer eingesetzt. Gerne
berät er Sie in allen Fragen rund um das Thema
Landausflüge oder Fußball.

Niklas Faralisch - Expedition Guide
Aufgewachsen im schönen Mittelfranken studierte
Niklas      Faralisch      nach     dem      Abitur
Sportmanagement in Berlin. Neben dem
sportlichen Aspekt ging es ab 2016 regelmäßig als
Fotograf und Video-Operator an Bord der Mein
Schiff Flotte. Im Winter 2019 war er Teil des
Expeditionsteams in die Antarktis an Bord der
HANSEATIC nature. Seit Frühjahr 2020 freut er
sich, Sie an Bord der Expeditionsflotte als
Expedition Guide und Zodiac Fahrer zu begrüßen.
Während der finalen Bauphase der HANSEATIC
spirit war Niklas Faralisch zudem verantwortlich für
den Aufbau der Expeditionsabteilung in der Vard
Langsten Werft Norwegen.

Heike Kuls - Kreuzfahrtberaterin
Über ihr Studium der Touristik in Assisi, Italien, kam
die Berlinerin über die Reederei Deilmann zur
Seefahrt. Nach den ersten Erfahrungen auf den
Flüssen Europas wuchs die Sehnsucht nach der
Hochsee. Als Touristikberaterin bereist Heike so
seit 2010 die Welt. Sie liebt die verschiedenen
Kulturen und Sprachen und kann und will sie als
Kreuzfahrtberaterin so für neue Reisen begeistern.

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Dr. Hajo Lauenstein - Experte Geologie
Dr. Hans-Joachim Lauenstein wurde 1956 in
Bremen geboren, wuchs in Friesland auf und
studierte in Clausthal-Zellerfeld. Schon während
seines Studiums zog es ihn hinaus in die weite
Welt. Fasziniert von fremdartigen Landschaften
und Menschen hielt er sich monatelang in Namibia,
Peru und Brasilien auf. Fünfzehn Jahre lang hat Dr.
Lauenstein als Geologe, Bergwerksdirektor und
Reiseleiter in Südamerika, sieben Jahre im
südlichen Afrika gelebt und gearbeitet. Seit 2007
betreut Dr. Lauenstein als Experte für Geologie
und Landeskunde Kreuzfahrten von Hapag- Lloyd
Cruises. Die Hobbys von Dr. Lauenstein sind
neben dem Reisen und Wandern das
Fotografieren, Kochen, sowie gutes Essen und
südamerikanische Weine.

Stefanie Zettl - Experte Geschichte
Stefanie Zettl wurde 1977 in Würzburg geboren
und wuchs in einem kleinen Dorf im Frankenland
auf. In Köln studierte sie Sonderpädagogik sowie
Sprach-, Literaturwissenschaften, Deutsch und
Englisch. Ihre Begeisterung für fremde Kulturen
und Sprachen, die Liebe zur Natur und der Drang
nach Freiheit und Bewegung begleitet sie bereits
das ganze Leben. Somit lag es nahe, dass sie sich
nach dem Examen entschieden hat, diesen Weg
weiter zu gehen. Seitdem verbringt sie viele
Monate im Jahr in ihren Zielgebieten. Vor allem der
hohe Norden, aber auch Sizilien und seine
Vulkaninseln sowie Marokko sind ihr seitdem zur
zweiten Heimat geworden.

Steffi Liller - Experte Biologie
Steffi wurde in Offenbach/Main 1978 geboren.
Nach erfolgreichem Studium der Biologie widmete
Sie sich erst einmal Ihrer Leidenschaft für den
Luftsport. Nach 10 Jahren in der Freizeitbranche
zog es Sie wieder raus in die weite Welt. Sie
begann Ihre Leidenschaft, neue Orte und
Landschaften zu entdecken, auch mit anderen zu
teilen. Seit 2017 arbeitet sie als Lektor und Guide
in den abgelegenen Gebieten unserer Erde und
genießt es diese Abenteuer Interessierten näher
zu bringen. Wenn sie sie nicht auf einem
Expeditionsschiff antreffen, dann ist Sie auf dem
Weg etwas Neues zu entdecken, zu Fuß oder im
Heißluftballon.

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Steve Seidler - Fitness Coach
Geboren und Aufgewachsen in der schönen
Oberlausitz interessierte sich Steve Seidler schon
früh für den menschlichen Körper. Nach seiner
Ausbildung zum med. Präparator studierte er
Humanmedizin.            Fitnesstraining       und
Gesundheitsmanagement sind mittlerweile seine
Tätigkeitsschwerpunkte. Seit 2016 ist er Ihr
Ansprechpartner auf der Flotte von Hapag Lloyd
Cruises in Sachen Sport, Therapie und Ernährung.
Landseitig ist er als Dozent, Personal Trainer und
Sporttherapeut deutschlandweit tätig und wohnt
seit kurzem wieder in seiner Heimat. Wenn er nicht
gerade seinen Beruf zum Hobby macht, ist er
leidenschaftlicher Wanderer und liebt gute Küche,
in der er den Kochlöffel schwingt.

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04. September / Samstag
Hamburg / Deutschland

      Mittagsposition       Luftdruck       Temperatur (°C)         Luftfeuchte          Wind
 Breite          Länge        hPa          Luft       Wasser            %              Beaufort
 54°32,2’ N    09°56,0’ O     1018         17            19             64               light
 Sonnenaufgang: 06:35                                                       Sonnenuntergang: 20:05

Wie entkommt man am besten dem Alltagsstress zu Hause? Man setzt sich ins Flugzeug, Auto
oder in den Zug – wenn man denn trotz des Streiks der Bundesbahn einen bekommt - fährt
nach Hamburg und begibt sich am Cruisecenter Altona an Bord der HANSEATIC spirit, um
von dort aus die Küstenstädte und Inseln der Nordsee zu erkunden.
Heute, am 04. September, am Tag an dem unsere Reise beginnt, scheint mal die Sonne, mal
bauen sich ein paar Wolken auf, aber es bleibt trocken. Da wir alle keinen Interkontinentalflug
hinter uns haben (wie bei Reisen in die Antarktis) kommen wir frisch und ausgeruht zum Schiff.
Alle mit ihrem Corona-Zertifikat und fieberfrei. Die Reise kann, wie gewohnt, mit der
obligatorischen Seenotrettungsübung und der Zodiac Einweisung beginnen.

Kapitän Axel Engeldrum begrüßt die Gäste
Am Pool Deck, bei einem Glas Champagner, heißen uns General Expedition Manager
Matthias Mayer und Kapitän Axel Engeldrum herzlich willkommen. Unser Kapitän erläutert die
Pläne der Reise und pünktlich um 19:00 Uhr heißt es „Leinen los“. Von der Brücke aus
kommentiert Experte Dr. Hajo Lauenstein unsere Ausfahrt aus Hamburg, vorbei an der großen

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Werft von Blohm und Voss sowie den Stadtteilen St. Pauli, Övelgönne – mit dem Findling „Alter
Schwede“ - und Blankenese mit seinem Treppenviertel.
Um 19:30 Uhr begeben sich die ersten Hungrigen zum Abendessen. Der wichtigste Mann an
Bord ist natürlich der Küchenchef Jan Niehagen. Seine Küchenkunst können wir auch gleich
in einem unserer drei fantastischen Restaurants testen, während die HANSEATIC spirit sich
auf den Weg durch die Elbe zu unserem ersten Ziel der Reise, der Ostfriesischen Insel
Borkum, macht.

Sonnenuntergang auf der Elbe
Glückliche Gesichter, wohin ich auch schaue, sowohl bei der Crew, als auch bei den Gästen.
Glücklich über das Wetter und vor allem glücklich darüber, dass wir endlich wieder fahren,
Urlaub machen können und dieses Monster mit dem Namen Corona hinter uns lassen können.
Die meisten von uns suchen nach dem Abendessen ihre geräumigen Kabinen auf, in welchen
ein gemütliches und kuscheliges Bett wartet. Wer noch nicht müde ist lauscht wahlweise im
HanseAtrium oder in der Observation Lounge den musikalischen Klängen unser beiden
Künstler Stefan Hillebrand und Uwe Künstler.

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05. September / Sonntag
Borkum / Deutschland

      Mittagsposition       Luftdruck      Temperatur (°C)         Luftfeuchte           Wind
 Breite          Länge        hPa         Luft        Wasser            %              Beaufort
 53°32,7’ N    09°56,3’ O     1012         14           19             93                NE 2
 Sonnenaufgang: 06:50                                                       Sonnenuntergang: 20:16

Borkum ist, wie die Ostfriesischen Inseln insgesamt, kein Fragment früheren Festlands und
unterscheidet sich insofern etwas von den Nordfriesischen Inseln. Auch haben die
Ostfriesischen Inseln nie eine geschlossene Kette gebildet. Dafür ist die Gezeitenströmung
zwischen ihnen viel zu stark.
Während der Weichseleiszeit lag der Wasserspiegel etwa 120 Meter tiefer als heute. Damit
lag ein Großteil der südlichen Nordsee, einschließlich des Gebietes auf dem sich heute die
Insel Borkum erstreckt, trocken und war mit einer steppenartigen Vegetation bewachsen.
Durch den Wind wurden im Laufe der Jahrhunderte Decksande herangeweht, die bis heute
große Teile des Nordseebodens bedecken.
Mit dem Abschmelzen der Gletscher stieg der Meeresspiegel an. Gleichzeitig senkte sich das
Land. Nach und nach wurde so der Bereich der heutigen südlichen Nordsee überflutet. Vor
etwa 8000 Jahren erreichte die Küstenlinie den Bereich der Inselkette der Ostfriesischen
Inseln. Danach verlangsamte sich der Anstieg des Meeresspiegels. Am Rand des
Flachwasserbereichs des Wattenmeeres lagerten sich danach durch den Gezeitenstrom und
bei Ebbe durch den Einfluss des Windes, Sand und Schlick über Erhebungen der
ursprünglichen Geestlandschaft ab. So entstand zunächst eine hochwasserfreie Platte, auf
der sich erste Dünenketten bildeten. Auf den durch sie geschützten Süd- und Südostseiten
lagerte sich durch den Tidestrom weiterer Schlick ab und vergrößerte die Insel so stetig. Ihre
im Vergleich zu den anderen eher länglichen ostfriesischen Inseln ungewöhnliche
Hufeisenform verdankt Borkum seiner Position zwischen den beiden Mündungsarmen der
Ems mit ihrem Sand an- und abtransportierenden Kräften. Diese sorgen auch dafür, dass die
Insel relativ lagestabil ist.
Noch 1863 bestand Borkum aus zwei separaten Inseln, Westland und Ostland, die durch einen
Priel voneinander getrennt waren. Das Tüskendör („Zwischendurch“) zeigt die alte Trennlinie
an. Das Innere der Dünenbögen ist mit eingedeichten Marschen aus größtenteils Grünland
und Salzwiesen vor dem Seedeich ausgefüllt. Im Westen der Insel liegt die Greune Stee
(„grüne Stelle“), ein ausgedehnter Sumpfwald, der an trockenen Stellen von Dünen durchzo-
gen ist. Die Ostspitze der Insel ist das Hoge Hörn („erhöht liegende Ecke“), das mit den bei
Sturmflut von Salzwasser überspülten Ostlagunen den Lebensraum für eine große Zahl von
Brut- und Rastvögeln bietet.
Schwer zu finden ist ein Borkumer, der nicht von einem Walfänger abstammt. Entsprechend
leicht zu entdecken sind Geschichten und Reliquien aus jener Zeit. Sie begegnen einem auf
der Nordseeinsel Borkum an jeder Ecke. Inselneulingen fällt schon mal die Kinnlade runter,
wenn sie das erste Mal in die Wilhelm-Bakker-Straße einbiegen. Dort steht das Haus des Wal-
fang-Kommandeurs Roloef Gerritsz Meyer – umsäumt von einem Zaun aus Walkiefern. Aber
die Geschichte Borkums beginnt noch weit vor den frühen Walfängern.

                                                10
Kapitänshaus mit Zaun aus Walknochen

„Burchana fabaria“ (die „Bohneninsel“) wird erstmalig erwähnt von Plinius dem Älteren und
Strabo in der griechischen und römischen Geschichte. Für mehr als ein Jahrtausend bleibt die
Geschichte Borkums dann jedoch im Dunkeln. Es wird berichtet, dass im 13. Jahrhundert
Kreuzfahrerflotten vor “Borkna” ankerten. Der Name Bant erscheint zur Zeit der Karolinger-
herrschaft, als das Gebiet für das Christentum gewonnen wurde. Bant war ursprünglich eine
Marschinsel und umfasste die jetzigen Inseln Borkum, Juist und den Westteil von Norderney.
Bis gewaltige Sturmfluten, die auch an der Küste große Veränderungen bewirkten, die Insel
zerschlugen. Reste dieser Insel, die südöstlich von Borkum vor der Krummhörn gelegen war,
verschwanden 1781.
Die erste urkundliche Erwähnung Borkums und anderer niederländischer und ostfriesischer
Inseln ist datiert auf den 11.9.1398. Zur Zeit der Hanse diente Borkum Seeräubern („Liekedee-
lern“) als Unterschlupf und später auch niederländischen Wassergeusen, die gegen die Spa-
nier kämpften. Herren der Insel waren seit dem Ende des 14. Jahrhunderts die ostfriesischen
Häuptlinge, ab 1484 dann die Grafen von Ostfriesland. Den Grafen stand ein Teil der Stran-
dungsgüter bzw. der Erlöse aus Strandgut zu. Dies war eine Quelle fortwährender Streitigkei-
ten mit den Insulanern, die angesichts permanenter Existenzsorgen auf ihren Anteil dringend
angewiesen waren. Erst mit dem Beginn des Walfanges im 17. Jahrhundert brachten es die
seefahrenden Borkumer zu einem gewissen Wohlstand. Borkum stellte viele erfolgreiche Kom-
mandeure und Harpuniere insbesondere auf holländischen Schiffen. Doch gegen Ende des
18. Jahrhunderts gingen die Fangmengen zurück. Der holländisch-englische Seekrieg schließ-
lich brachte den Walfang ganz zum Erliegen. In der Folge wurde die Borkumer Bevölkerung
von großer Armut erfasst. Viele Einwohner verließen die Insel.
                                                 11
Heimatmuseum von Borkum mit den Unterkieferknochen eines Wales als Eingang
Es war im Jahr 1834, als die ersten Erholungssuchenden auf die Insel kamen. Ein im
positivsten Sinne schicksalhafter Augenblick in Borkums Geschichte. 1844 rief der Arzt Dr.
Ripking eine Art Verkehrsverein ins Leben, der für die ersten Badeeinrichtungen sorgte.
Erstmalig wurden die Badegäste im Jahr 1850 registriert: Es waren 252 Personen. Aber schon
sieben Jahre später, 1857, zählte die Insel 600 Gäste und 1865 waren es dann bereits stolze
1024. Tendenz steigend: Bis 1900 erhöhte sich die Zahl der Badegäste auf 16.474 Personen
und nahm auch von da an weiter stetig zu. Auch berühmte Persönlichkeiten, wie der Zeichner
Wilhelm Busch, schworen auf die bezaubernde Inselnatur und das heilsame Reizklima
Borkums. Im Jahr 2004 besuchten 280.000 Inselurlauber einschließlich Tagesgästen die Insel
Borkum.
Und im Jahr 2021 ist es die HANSEATIC spirit, die etwa 140 Gäste nach Borkum bringt. Da
es aber erst am späten Vormittag nach Borkum geht, haben wir noch Zeit für einige Aktivitäten
an Bord. Um 10:00 Uhr stellt uns General Expedition Manger Matthias Mayer sein
Expeditionsteam vor und Dr. Hajo Lauenstein erläutert wie wir entspannt vom Schiff zur
Anlandestelle unserer Tenderboote, von dort zur kleinen Inselbahn und mit derselben in die
Innenstadt von Borkum kommen – und das Ganze dann später wieder zurück.
Pünktlich um 10:00 Uhr fällt der Anker und wir liegen vor Borkum. Wer die Insel alleine
erkunden möchte kann das entweder zu Fuß tun, oder sich mit dem Inselzug ins Zentrum von
Borkum kutschieren lassen. Im Städtchen gibt es viel zu sehen. Alte Leuchttürme, ein Haus
mit einem Zaun aus Walkiefern, ein als Museum hergerichtetes altes Kommandeurshaus mit
einem vollständigen Pottwal Skelett und der riesige Sandstrand werben um die Besucher.

                                             12
Alter Leuchtturm                  Neuer Leuchtturm               Elektrischer Leuchtturm

Weiter im Angebot sind eine Inselrundfahrt und eine Wattwanderung.

                                           13
Salzwiesen auf Borkum
Um 17:30 Uhr geht dann schon das letzte Tenderboot zurück zur HANSEATIC spirit und wir
verlassen Borkum mit Kurs auf die niederländische Insel Texel.
Vor dem Abendessen dann das erste Re- und Precap. Dr. Hajo Lauenstein berichtet über die
Schwierigkeiten einer exakten Grenzziehung zwischen Deutschland und den Niederlanden in
der Ems-Dollart-Region. Stefanie Liller gibt uns eine erste Einführung zum UNESCO
Weltnaturerbe Wattenmeer und Stefanie Zettl bereitet uns auf den morgigen Tag auf Texel
vor.
Am Abend um 21:30 Uhr dann noch ein Vortrag über die Geologie der Nordsee. Es geht um
Säbelzahn-Eichhörnchen, Deichbrüche, zwei Eselsbrücken und eine Hochseeinsel. Dr. Hajo
Lauenstein zeigt uns, wie diese merkwürdigen Dinge einzuordnen sind.

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06. September / Montag
Oudeschild / Texel / Niederlande

      Mittagsposition       Luftdruck      Temperatur (°C)         Luftfeuchte           Wind
 Breite          Länge        hPa         Luft        Wasser            %              Beaufort
 53°01,9’ N    04°51,4’ O     1025         19           19             78                light
 Sonnenaufgang: 07:00                                                       Sonnenuntergang: 20:20

Lagen wir gestern noch vor der westlichsten der Ostfriesischen Inseln so ankern wir heute
Morgen vor der westlichsten der Westfriesischen Inseln – Texel.

Der Hafen von Oudeschild

Texel gehört zur Kette der westfriesischen Inseln, die sich entlang der friesischen und
nordholländischen Küste zieht. Ihr nördlicher Nachbar ist Vlieland, südwestlich liegt nur noch
die kleine unbewohnte Sandbank Noorderhaaks, von Texel durch das enge Seegatt Molengat
getrennt. Im Gegensatz zu den übrigen Inseln, deren Längsachse eher in Ost-West-Richtung
zeigt, ist Texel nord-südlich orientiert, sodass die Westküste an der offenen Nordsee, die
Ostküste am Wattenmeer liegt.

Die Entstehung der Insel Texel unterscheidet sich deutlich von der der anderen Watteninseln.
Sind Letztere das Produkt wandernder Dünen im Watt, so ist Texel ein verwittertes
Überbleibsel aus eiszeitlichen Geestablagerungen, ein Stück Geschiebemergel in der See.
Der Hoge Berg bei Oudeschild ist ein Relikt aus der Entstehungsepoche und keine Düne.

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Die Westküste ist geprägt vom direkten Kontakt zur offenen Nordsee. Von der Nord- bis zur
Südspitze zieht sich ein ca. 30 km langer Sandstrand mit einem mehrkettigen Dünengürtel
dahinter. Die jeweils seewärtigen Dünen sind offene Weißdünen, die hinteren bewachsene
Grau- und Braundünen, die teils in Heide- und südlich von De Koog in Waldlandschaften
übergehen. Dagegen hat die Ostküste nur Kontakt mit dem ruhigeren Wattenmeer und so
keine besonders ausgeprägten natürlichen Strukturen; sie ist großenteils mit Deichen bebaut.
Hier gibt es nur kleinere Sand- und Kiesstrände unterhalb der Deiche.

Zwischen den beiden Küsten liegt das Binnenland der Insel, das bis auf die Region um den
Hoge Berg flach ist und großenteils aus Einpolderungen entstand. Es ist durch Nutzung für
Felder und Weideflächen geprägt.

Haus in Oudeschild

Auf Texel wohnen etwa 13.500 Menschen. Da das Gemeindegebiet zum größeren Teil aus
Wasserfläche besteht, ist die Bevölkerungsdichte bezogen auf die Landfläche 80
Einwohner/km². Circa 7.000 Einwohner leben im etwas südlich der Inselmitte gelegenen Den
Burg, dem einzigen Ort mit wirklich städtischem Charakter, in dem sich auch die
Inselverwaltung, andere behördliche Einrichtungen sowie viele Geschäfte befinden.
Nordwestlich liegt am Dünenrand De Koog, das größte Tourismuszentrum der Insel.
Oudeschild östlich von Den Burg ist durch Fischerei und ein wenig Industrie geprägt.

Nördlich von De Koog befinden sich die Naturreservate De Muy und De Slufter. Während eines
schweren Sturmes 1851 brach die See durch die Dünenkette. Der südlichere Durchbruch, der
Muy, konnte wieder abgedichtet werden und besteht somit heutzutage nur aus Feuchttälern
zwischen den Dünenketten, die allerdings bereits ein wertvolles Naturgebiet bilden. Die
Versuche, das Sluftergat (Durchbruch am Slufter) abzudichten, verliefen ergebnislos, sodass
hier eine weite Ebene zwischen den Dünenketten zum Meer hin offen ist. Es gibt einen

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dauerhaft mit Wasser gefüllten zentralen Einbruch sowie viele Nebenpriele. Der Wasserstand
ist stark gezeiten- und jahreszeitabhängig, teilweise stehen große Flächen unter Wasser.

Durch das eindringende Salzwasser wächst hier viel Strandflieder, der in den Monaten Juli
und August für eine weitflächige violette Färbung des Gebietes verantwortlich ist, sowie die
Strand-Grasnelke und der Queller.

Viele Vögel finden, vor allem in den Zugzeiten, hier einen Ruheplatz (Pfeif- und Spießenten,
Stelzläufer und Regenpfeiferarten, Drosselarten, Mönchsgrasmücken und viele mehr) oder
brüten (Löffler, Kiebitz, Uferschnepfe).

Was können wir nun heute auf Texel tun? Da bietet sich unter anderem eine Fahrt auf einem
Krabbenkutter an. Und nicht nur eine Fahrt, sondern auch eine Verköstigung. Die Netze
werden ausgeworfen und frischer Fang eingeholt. Die Krabben können - frischer geht’s nun
wirklich nicht mehr – gleich verzehrt werden, und der Beifang dient zur Weiterbildung.

Fangerfolg auf dem Krabbenkutter

Oder wie wäre es im Fahrradland Niederlande mit einer Radtour auf Texel? Von Oudeschild
geht es nach Den Burg, dem Hauptort der Insel. Wir lernen die verschiedensten
Landschaftsformen wie Strände, Dünengürtel, Heide- und Waldlandschaften kennen.

Und last but not least: eine Kutschfahrt! Von Oudeschild geht es zunächst mit dem Bus nach
De Koog. Dort verteilen sich 47 Gäste auf zwei große, überdachte Kutschen. Jede Kutsche
wird von zwei massigen, schweren „Belgischen Kaltblütern“ (Pferdeart, nicht Mensch)
gezogen. Fast drei Stunden lang geht es von De Koog bis in das Naturreservat De Slufter.
Unterwegs verliert eines der Pferde (sie hört auf den Namen Lisa) das Hufeisen am rechten
Hinterfuß und nur eine Sekunde später gräbt sich ein Nagel des Hufeisens in den rechten

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Vorderreifen unseres Planwagens. Wie gut, dass wir mit Profis unterwegs sind. Der Reifen
wird schnell mit Schaumstoff notgeflickt. Lisa erklärt sich bereit auch ohne den rechten,
hinteren „Schuh“ weiterzulaufen. So geht es weiter bei strahlendem Sonnenschein durch die
wunderschöne Landschaft, bis der neue Ersatzreifen eintrifft. Reifenwechsel und weiter geht’s.
Profis halt! Und wir machen ja auch schließlich Expedition und nicht Kreuzfahrt! Bald erreichen
wir die Grenze zwischen dem eingedeichten Teil der Landschaft, dessen Flora hauptsächlich
durch blühende Besenheide, Sanddorn, Ebereschen und Hagebutten besticht. Da das Wasser
hier überall Süßwasser ist, finden wir auch eine interessante Fauna (Schafe, Galloway Rinder,
Fasanen, Graureiher und Silberreiher). Dann erreichen wir den Teil des Nationalparks, der
regelmäßig bei den Springfluten vom Meerwasser überspült wird. Hier gedeiht nur noch
Queller (Geschmacksprobe lecker und leicht salzig) und Strandhafer (den haben wir nicht
probiert). Wir erfreuen uns an Watvögeln, Möwen, Regenpfeifern und vielen anderen Vögeln,
die sich auf der Durchreise befinden. In der Salzwiesen- und Dünenlandschaft dann eine Rast
mit leckerem Kaffee und Keksen zum tunken. Auf dem Rückweg dann noch ein kurzer Stopp
bei den Gallowayrindern und den Graugänsen. Es gibt einen kleinen Schluck selbstgebrauten
Rum Likör – süß und lecker! Ein Ausflug, wie er schöner kaum sein kann.

Hier eine kleine Bildergeschichte der Kutschfahrt:

Unsere „Belgischen Kaltblüter“

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Das „böse“ Hufeisen

Unterwegs

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Planwagenabenteuer

Blühende Besenheide

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Deichdurchbruch im Nationalpark De Slufter

Blühender Queller

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Unsere Zugpferde - massige Belgische Kaltblüter

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Graugänse

Galloway Rinder

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Windflüchter

Typisches Bauernhaus inklusive Schafstall auf Texel

Am Nachmittag haben wir dann die Möglichkeit mit einem Shuttlebus nach Den Burg zu fahren
und dort in Eigenregie dieses so typisch niederländische Städtchen zu erkunden.

Im obligatorischen Re- und Precap schaut unsere Biologin Stefanie Liller noch einmal auf den
Tag in Texel zurück, Geologe Dr. Lauenstein erläutert die Pläne für den morgigen Tag auf
Helgoland und Landeskundlerin Stefanie Zettl blickt auf das Leben und den Tod von Klaus
Störtebeker zurück.

Nach dem Abendessen wird es noch einmal interessant. General Expedition Manager
Matthias Mayer hat eine Talkrunde, bestehend aus Kapitän Axel Engeldrum, Hotel Manager
Doris Adler und Provision Master Joachim Herrmann, zusammengestellt. Wir erfahren ebenso
interessante wie amüsante Details aus dem allgemeinen Schiffsleben und der Logistik einer
Seereise.

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07. September / Dienstag
Helgoland / Deutschland

      Mittagsposition       Luftdruck       Temperatur (°C)          Luftfeuchte          Wind
 Breite          Länge        hPa          Luft        Wasser            %              Beaufort
 54°11,3’ N    07°53,5’ O     1025          19           19              73              SSW 3
 Sonnenaufgang: 06:28                                                        Sonnenuntergang: 20:34

Vom Lummensprung bis zum zollfreien Einkaufen: Helgoland ist in vielerlei Hinsicht einmalig.
Da die Nordseeinsel rund 70 Kilometer vor der Küste liegt, ist die Luft dort nicht nur besonders
rein und pollenarm, sondern auch reich an Jod und Sauerstoff. Schon die Anreise mit unserer
HANSEATIC spirit ist ein Erlebnis. Am Hafen erblickt man gleich eines der Wahrzeichen der
Insel - die bunten Hummerbuden. Wo einst Fischer ihre Ausrüstung unterbrachten, lädt heute
eine maritime Meile mit kleinen Ausstellungen, Kunst und Bistros zum Bummeln und Stöbern
ein.

Die Hummerbuden
Nur etwa 1.400 Menschen leben auf dem nur einen Quadratkilometer großen "Roten Felsen",
der zum Bundesland Schleswig-Holstein gehört. Die Hauptinsel ist in Unter-, Mittel- und Ober-
land geteilt. Zum Oberland gelangen Besucher entweder über 184 Stufen zu Fuß oder mit
einem Fahrstuhl. Wegen des grandiosen Ausblicks ist ein Spaziergang auf dem 2,8 Kilometer
langen Klippenweg besonders lohnenswert. Er führt auch an der wohl bekanntesten Sehens-
würdigkeit Helgolands vorbei - der "Langen Anna", einem schmalen roten Buntsandsteinblock.
Während die Hauptinsel aus Fels besteht, ist die Nachbarinsel "Düne", die mit einer Fähre zu
erreichen ist, ein kleines Strand- und Badeparadies. Hier finden Urlauber abseits vom Tages-
tourismus Ruhe und können Spaziergänge unternehmen und im Sommer echten Strandurlaub
machen. Dabei müssen sie sich den Platz nicht selten mit einigen Kegelrobben teilen. Die
Tiere leben hier in einer großen Kolonie und haben keine Berührungsängste, da seit den 70er-
Jahren ein Jagdverbot für sie gilt.

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Kegelrobben sind neben Seehunden die zweite Robbenart an deutschen Küsten, kommen
allerdings viel seltener vor. In den 1980er-Jahren waren sie kaum noch in der Deutschen Bucht
anzutreffen. Seit Mitte der 90er-Jahre bringen die Tiere im November und Dezember Hunderte
Junge auf der Düne zur Welt. Bis auf 30 Meter können sich Besucher den Robben auf einem
Holzbohlenweg nähern. Naturschützer sorgen dafür, dass dieser Abstand eingehalten wird,
um die Tiere nicht zu stören.

Die „Lange Anna“ mit einem Basstölpel
Ein weiteres besonderes Naturspektakel erwartet Gäste jeweils im Juni. Beim sogenannten
Lummensprung verlassen die wenige Wochen alten Küken der Trottellummen ihre Nester und
springen von dem "Roten Felsen" bis zu 40 Meter in die Tiefe. Die Vögel sind in diesem Alter
noch flugunfähig und landen in den Wellen der Nordsee oder im Felswatt. Die Elterntiere ver-
sorgen die Nachkommen auf dem Meer mit Nahrung. Interessierte können den Lummen-
sprung vom Klippenweg aus beobachten. Neben den Lummen können Vogelbegeisterte auch
Dreizehenmöwen, Eissturmvögel und Basstölpel auf Helgoland beobachten.
Die Geschichte Helgolands ist wechselvoll und zum Teil dramatisch - im Zweiten Weltkrieg
wurde die Insel bombardiert und 1947 sprengten die Briten einen Großteil, um die
Militäranlagen zu vernichten. Das Inselmuseum, das gleich hinter dem Meerwasser-
Schwimmbad liegt, informiert anhand von Bildern und Objekten über diese Ereignisse. Zum
Museum gehört auch eine Reihe bunter, nachgebauter Hummerbuden. Sie zeigen
verschiedene Ausstellungen, etwa zur Post- oder Seebadgeschichte. Drei der Buden
beherbergen das James Krüss Museum. Der Kinderbuchautor, der unter anderem die
Geschichte von "Timm Thaler" verfasst hat, wurde auf Helgoland geboren und verbrachte dort
seine Kindheit und Jugend.

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Wer sich für die Inselgeschichte interessiert, kann auch einem ausgeschilderten Geschichts-
pfad folgen, der zu 16 Stationen mit Infotafeln und QR-Codes führt. Eine kostenlose Broschüre
über den Pfad ist bei der Tourist-Information erhältlich. Außerdem bietet die Helgoland-
Touristik mehrmals wöchentlich eine Führung durch das unterirdische Bunkersystem an.

Das Helgoländer Museum

Am Vormittag steht eine Zodiac Rundfahrt auf dem Programm. So können wir uns vom Wasser
aus die beiden Häfen der Insel, die Düne und auch die Lange Anna mit dem
danebenstehenden Pfeiler, dem Mönch anschauen. Das alles bei grauem Himmel, bleiernem
Wasser und fast völliger Windstille. Das hat allerdings einen kleinen Nachteil. Die Basstölpel,
die sonst zu Tausenden in der Luft über dem Schiff und unseren Zodiacs fliegen sitzen auf
dem Felsen und warten auf Wind. Nur ganz vereinzelt machen wir den ein oder anderen Tölpel
in der Luft aus.
Der Vogelfelsen selbst ist allerdings großartig. Der Nachmittag ist die beste Zeit um am dort
die Basstölpel zu beobachten. Daher bieten uns die Lektoren auch zwei Wanderungen an. Die
erste Wanderung, mit 24 Gästen beginnt in der Oberstadt am Aufzug und geht direkt zum
Vogelfelsen. Die zweite Wanderung, ein Geo-Öko-Ausflug mit 17 Gästen beginnt bereits an
der Pier und führt über den Strand bis an die steilen Buntsandsteinfelsen. Dr. Hajo Lauenstein
erklärt dabei die geologische Entstehung der Insel. Aber auch biologisch gibt es Interessantes
zu entdecken, wächst auf Helgoland doch der Urkohl – die Mutter aller Kohlsorten wie Rotkohl,
Rosenkohl, Grünkohl und sonstiges. Nur auf Helgoland kommt dieser Urkohl noch natürlich
vor. Am Strand lernen wir die Gesteine der verschiedenen Epochen, die zur Entstehung von
Helgoland führten, kennen. Buntsandstein, Kalkstein, Feuerstein und Findlinge. Auch erfahren

                                              27
wir einiges über die Kupfermineralisation im Buntsandstein. Unsere Mineraliensuche war
allerdings nicht sehr erfolgreich.

Der „Geologenstrand“
Dann geht es über etwa 200 Treppenstufen hinauf ins Oberland zu den Brutplätzen der
Basstölpel. Es herrscht ein irres Treiben in der Kolonie. Die Start- und Landemanöver gehen
oft nicht ohne Streitereien mit den Nachbarn ab. Man sitzt hier eng auf eng. Nirgendsonstwo
(eigene Worterfindung) auf der Welt, nicht einmal auf den Galapagos-Inseln kann man Tölpel
so gut und aus nächster Nähe (Abstand manchmal nur 50cm) beobachten. Bis auf wenige
Zentimeter können wir uns den Tieren nähern. Die Menschen scheinen sie überhaupt nicht zu
stören. Umso mehr stört jedoch der Nachbar der eigenen Art. Überall wird lauthals geschimpft,
gehackt, geschoben und geschubst. Die Küken sind schon recht groß und mitten in der Mauser
– entsprechend zerzaust sehen sie aus!
Nach einem interessanten Kurzvortrag über die Basstölpel von Stefanie Liller geht es weiter
zum Pinneberg, der höchsten Erhebung Helgolands. Helgoland gehört zum Kreis Pinneberg,
wo auch unser Geologe Dr. Lauenstein zu Hause ist. Allerdings nicht auf Helgoland, sondern
in Elmshorn. Nach einem Gipfelfoto und einem Eintrag im Gipfelbuch geht es über die St.
Nicolaikirche im Oberland zurück zur Pier.
Vor dem Abendessen trifft sich der Hapag-Lloyd-Cruises-Club zu einem Cocktail am Pool
Deck und nach dem Abendessen hat unsere Expertin für Landeskunde, Stefanie Zettl noch
einen schönen Vortrag für uns. „Helgoland – eine Insel mitten im Meer“ ist der Titel.

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Hier nun noch einige Bilder aus der Basstölpel-Kolonie:

Altvogel hilft dem Jungvogel bei der Mauser

Jungvogel

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Heftiger Streit in der Kolonie

Erste „Trockenflugübungen“

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Jungtier im Kükenfederkleid

Gipfelfoto am Pinneberg

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08. September / Mittwoch
Sylt / Deutschland

      Mittagsposition       Luftdruck        Temperatur (°C)          Luftfeuchte           Wind
 Breite          Länge         hPa          Luft        Wasser             %              Beaufort
 54°41,5’ N    07°54,1’ O     1021           22           18               76               S3
 Sonnenaufgang: 06:47                                                          Sonnenuntergang: 20:03

Sylt ist die größte nordfriesische Insel. Sie erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung vor der Nord-
seeküste Schleswig-Holsteins und Dänemarks. Bekannt ist die nördlichste deutsche Insel vor
allem für ihre Kurorte Westerland, Kampen und Wenningstedt, für verbreitetes Nacktbaden
und für den circa 40 Kilometer langen Weststrand.

Sylt ist mit 99,14 km² nach Rügen, Usedom und Fehmarn die viertgrößte Insel Deutschlands
und die größte deutsche Nordseeinsel. Sylt liegt zwischen 9 und 16 Kilometer vor der Küste
des Festlands, mit dem sie seit 1927 über den 11 Kilometer langen Hindenburgdamm verbun-
den ist. Südöstlich von Sylt befinden sich die Inseln Amrum und Föhr, nördlich liegt die
dänische Insel Rømø. In der Nähe der Sylter Nordspitze liegt die Insel Uthörn.

Sylt erstreckt sich über 38 Kilometer in Nord-Süd-Richtung und ist im Norden, am Königshafen
bei List auf Sylt, nur etwa 320 Meter breit. An ihrer breitesten Stelle, von Westerland im Westen
bis zur Nössespitze bei Morsum im Osten, misst sie 12,6 Kilometer. Der südliche Teil der Insel
ist ebenfalls schmal. An der West- und Nordwestseite Sylts erstreckt sich ein knapp 40 Kilo-
meter langer Sandstrand, zur Ostseite liegt das Wattenmeer, das zum Nationalpark Schleswig-
Holsteinisches Wattenmeer gehört und bei Niedrigwasser weitgehend trockenfällt.

Die Form der Insel ist fortgesetzten Veränderungen unterworfen. Wegen ihrer exponierten
Lage in der Nordsee kommt es zu kontinuierlichen Landverlusten bei Sturmfluten. Die
nördlichen- und der südlichen Nehrungshaken der Insel bestehen ausschließlich aus wenig
frucht-baren Sandablagerungen, während der Mittelteil der Insel im Bereich der ehemaligen
Gemein-den Westerland, Wenningstedt und Sylt-Ost auf einem Geestkern ruht, der von See
aus in Form des Roten Kliffs sichtbar ist. Der dem Wattenmeer zugewandte Teil des
Geestkerns geht im Bereich der ehemaligen Gemeinde Sylt-Ost in relativ fruchtbares
Marschland über. Sylt ist seit der Zweiten Marcellusflut von 1362 eine Insel. Ihre höchste
Erhebung ist die Uwe-Düne in Kampen mit 52,5 m ü. NHN.

Die Insel Sylt in ihrer jetzigen Gestalt existiert erst seit etwa vierhundert Jahren. Sie entstand
wie die Festlandgeest aus Altmoränen und hat deshalb einen Geschiebemergelkern, der heute
in der Mitte und im Westen der Insel mit Kliff, Dünen und Sandstrand sichtbar ist. Dieser Geest-
kern erodierte, nachdem ihn der Anstieg des Meeresspiegels vor 8000 Jahren der starken
Strömung entlang des steilen Inselsockels aussetzte. Dabei lagerten sich die Sedimente süd-
lich und nördlich an. Die Westkante, die ursprünglich zehn Kilometer vor der heutigen Küste
lag, verlagerte sich so stetig nach Osten, während gleichzeitig die Insel im Norden wie im
Süden länger wurde. Um diesen Geestkern lagerte sich nach der letzten Eiszeit Marschland
an.

Zwar wird Sylt bereits 1141 als Insel bezeichnet, doch gehörte sie vor der ersten Großen
Mandränke 1362 zu einer von Prielen durchzogenen Landschaft und war zumindest bei Nied-
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rigwasser trockenen Fußes vom Festland erreichbar. Vermutlich erst nach dieser Flut
entwickelte sich durch die Bildung von Nehrungshaken aus dem von den Meeresströmungen
verdrifteten abgetragenen Material die gegenwärtige charakteristische Gestalt. Dabei waren
und sind besonders die nördlichen und südlichen Enden der Insel großen Veränderungen
unterworfen. So war Listland im 14. Jahrhundert für einige Zeit vom Rest der Insel getrennt,
und durch die Entstehung des Ellenbogens versandete der Königshafen bei List ab der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Zusätzlich zum schleichenden Landschwund belastete die Einwohner während der
sogenannten Kleinen Eiszeit der Sandflug. Die nach Osten wandernden Dünen bedrohten
Land und Siedlungen, weshalb sie ab dem 18. Jahrhundert durch die Bepflanzung mit
Strandhafer befestigt wurden. Das hatte jedoch zur Folge, dass abbrechendes Material
vermehrt abdriftete und die Inselsubstanz weiter abnahm.

Ab 1870 existieren Aufzeichnungen des jährlichen Küstenrückgangs. Demnach verlor Sylt in
den Jahren 1870 bis 1951 jährlich durchschnittlich 0,4 Meter im nördlichen und 0,7 Meter im
südlichen Küstenabschnitt. 1951 bis 1984 steigerte sich die Rate auf 0,9 bzw. 1,4 Meter,
während die Küstenlinie an den Inselenden bei Hörnum und List noch größeren
Veränderungen unterworfen ist.

Durch schwere Sturmfluten in den letzten Jahrzehnten ist Sylt immer wieder in Gefahr,
auseinanderzubrechen. So trennte die Sturmflut 1962 Hörnum vorübergehend vom Rest der
Insel. Besonders gefährdet ist dabei eine nur rund 500 Meter breite Schmalstelle südlich von
Rantum.

Was wären heute die Strände von Sylt ohne Strandkörbe? Sie stehen für Sommer, Sonne und
Erholung am Meer, auf der heimischen Terrasse im Garten oder dem Balkon. Doch wer hat
eigentlich den Strandkorb erfunden? Der Strandkorb der uns bis heute Freude und Wohlem-
pfinden bereitet, blickt auf eine lange Historie zurück.

Die eigentliche Geschichte beginnt im Frühjahr des Jahres 1882 in der Werkstatt des
kaiserlichen Hofkorbmachers Wilhelm Bartelmann in Rostock. Er wurde dort von der adeligen
Dame Elfriede von Maltzahn aufgesucht, die unter schwerem Rheuma litt, das ihr die geliebten
Auf-enthalte am Strand erschwerte. Sie wünschte sich einen Stuhl, der sie vor Wind und Sonne
schützen sollte, denn sie wollte trotz ihrer schweren Krankheit nicht auf die geliebten Urlaube
am Meer verzichten. Sie teilte Bartelmann ihre Vorstellungen mit und er flocht aus Weiden und
Rohr den ersten Strandkorb, eigentlich mehr noch ein Strandstuhl, denn es war noch ein Ein-
sitzer. Andere Badegäste bestaunten diese außergewöhnliche Sitzgelegenheit, als sie Frau
von Maltzahn am Strand sitzen sahen, und Bartelmann bekam bald schon weitere Aufträge
von anderen Badegästen.

In kürzester Zeit stieg die Nachfrage stark an und er gründete zusammen mit seiner Frau die
erste Strandkorbvermietung in der Nähe des Leuchtturms in Warnemünde. Sie hatte die kluge
Idee, dass sich saisonale Artikel wie Strandkörbe besser vermieten als verkaufen lassen, und
trug damit wesentlich zum Geschäftserfolg des Unternehmens bei. Zeitgleich baute Bartel-
mann auch den ersten Zweisitzer, den er zusätzlich mit Fußstützen, Markisen und
Seitentaschen ausstattete. Bis 1900 wurden von Frau Bartelmann und ihren Kindern 6 weitere

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Sylter Strandkorb Idylle
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Vemietungsstandorte an der Ostsee eingerichtet, u. a. in Kühlungsborn, Graal und Müritz.
Auch viele Nordseebäder wurden mit Strandkörben beliefert, wie man in alten
Geschäftspapieren sehen kann. Das Geschäft expandierte weiter, aber Wilhelm Bartelmann
wollte sich nicht als Fabrikant sehen, sondern legte großen Wert darauf, Handwerker zu sein.
Jeder Strandkorb wurde in Handarbeit gefertigt.

1897 entwickelte Bartelmanns ehemaliger Geselle Johann Falck die Technik weiter zum Halb-
lieger, dessen Rückenlehne nach hinten geklappt werden konnte. Er gründete auch die erste
Strandkorbfabrik und bald wurde der gesamte Bereich der Ostseeküste mit Strandkörben be-
liefert. Bartelmann wurde trotz der hohen Nachfrage aber nicht reich mit seiner Erfindung, denn
er versäumte es, ein Patent anzumelden und so gab es reichlich Nachahmer, die sich neue
Varianten ausdachten und den Strandkorb weiterentwickelten. Seine Werkstatt in Rostock, in
der die Strandkörbe gefertigt wurden, fiel 1942 im Zweiten Weltkrieg Bombenangriffen zum
Opfer. Der Betrieb wurde danach eingestellt.
Heute gibt es ungefähr 70.000 Strandkörbe an allen Stränden in Deutschland, aber sie werden
auch in viele Länder exportiert. Darüber hinaus ist ihre Verwendung nicht mehr nur auf den
Strand begrenzt, sondern sie werden immer beliebter auch als Sitzmöbel in heimischen
Gärten, Wintergärten und auf Terrassen. Die Bauform hat sich seit den Anfängen nur
geringfügig verändert. Moderne Strandkörbe haben Armlehnen, Polster, Fußstützen, Markisen
und Regendächer aus wetterfestem Material.
Doch genug von den Strandkörben.
Um 07:00 Uhr liegt immer noch Helgoland in messerscharfen Umrissen gerade voraus. Da wir
erst am heutigen Nachmittag vor Sylt den Anker fallen lassen wollen, bleiben wir über Nacht
vor Helgoland liegen. Und so haben wir am Vormittag genug Zeit für verschiedene
„Schiffsaktivitäten“.
Um 08:00 Uhr lädt uns unser Fitness Coach Steve Seidler zum „Sonnengruß“ ein. Ab 09:00
Uhr ist die Ocean Academy geöffnet und unsere Experten erwarten uns dort. Um 11:30 Uhr
dann das altbekannte Re- und Precap. Stefanie Zettl lädt und zu einem Spaziergang durch
den Ort List ein. Stefanie Liller ermuntert uns zu einem Strand-, Watt-, oder
Dünenspaziergang, inklusive dem Sammeln verschiedener Strandpreziosen, welche dann in
der Ocean Academy bestaunt und bestimmt werden können. Dazu bekommen wir erste
Informationen zur Fauna und Flora von Sylt. Dr. Hajo Lauenstein macht Werbung für eine
geologische Wanderung entlang dem „Roten Kliff“, dem Geestrücken von Sylt. Die Geest
bezeichnet eine Landschaftsform in Norddeutschland, die durch Sandablagerungen,
Geschieben und Lehm während der Eiszeiten entstand und im Gegensatz zum nacheiszeitlich
entstandenen Schwemmland, dem Marschland steht. Geestkerne sind Reste des großen
„Westlandes“, das bis in die Gegenwart abgetragen und abgespült worden ist und auf Sylt
wunderbar zu studieren sind.
Das Wetter ist geradezu perfekt. Es ist warm, die Sonne scheint und der Wind weht uns nur
lau entgegen. Wir können es wagen durch das Lister Tief hindurch nach Sylt zu fahren. Das
Lister Tief ist ein Gezeitenstrom, der zwischen den nordfriesischen Inseln Sylt und Rømø fließt.
Durch den drei Kilometer breiten und bis zu 40 Meter tiefen Strom fließen bei jeder Tide rund
500 Millionen Kubikmeter Wasser. Landseitig verzweigt sich das Lister Tief in die drei Rinnen
die jeweils Tiefen um die 20 Meter erreichen. Das ökologisch sensible Gebiet steht seit 1937
auf deutscher Seite unter Naturschutz. Die mehrmals täglich verkehrende Fähre der Rømø-
Sylt-Linie fährt über das Tief hinweg. In der Einfahrt zum Prielstrom entstand 1913 das

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Quermarkenfeuer Rotes Kliff als Warnung vor einer Sandbank in der Einfahrt zum Prielstrom.
In der Einfahrt finden sich Wracks aus dem 17. Jahrhundert. Wie tief das Lister Tief ist, das ist
den Nautikern auf der Brücke eigentlich relativ egal. Viel wichtiger ist, wie flach das Lister Tief

Echosound – da ist nicht mehr viel Wasser unter dem Kiel

Oldtimer Bus

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ist. Dazu kommt, dass wir den Gezeitenstrom nur in einem engen Zeitfenster von weniger als
einer Stunde passieren können. Ab 15:00 Uhr wird es immer flacher. Genau um 15:20 Uhr
haben wir nur noch 1,45 Meter Wasser unter dem Kiel. Nach einer Kursänderung von 90 Grad
geht es nun parallel zum Lister Ellenbogen zu unserem Ankerplatz und damit steht dem
heutigen Abend in List nichts mehr im Wege. Hummer und Austern bei Gosch – das wäre nur
eine von vielen Möglichkeiten.

Blühende Heide

Das „Rote Kliff“

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Aber vorher gibt es noch einen „Sonnenuntergangs-Ausflug“. Der findet in einem lauten, etwas
unbequemen aber wunderschönen Oldtimer Bus, einem alten Borgward statt. Wir bewundern
die schönen mit Reet gedeckten Häuser, die von blühender Heide überzogenen Dünen und
einen fantastischen Sonnenuntergang am Strand von Wennigstedt.
Wer noch etwas Lust auf sportliche Betätigung hat, der schließt sich unserem Geologen Dr.
Hajo Lauenstein zu einer Wanderung an der „Roten Klippe“ zwischen Kampen und
Wennigstedt an. Die Sonne steht schon tief im Westen als wir barfuß am Strand entlang
bummeln und das Kliff in gelbroten Farben leuchtet. So geht ein weiterer schöner Tag zu Ende.

Strandidylle am „Roten Kliff“

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09. September / Donnerstag
Sylt / Deutschland

      Mittagsposition       Luftdruck     Temperatur (°C)        Luftfeuchte          Wind
 Breite          Länge        hPa        Luft         Wasser         %              Beaufort
 55°01,2’ N    08°27,0’ O     1013       22             19           70               SE 3
 Sonnenaufgang: 06:48                                                    Sonnenuntergang: 20:01

Gestern gab es eine Oldtimer Rundfahrt. Heute eine Inselrundfahrt in einem gemütlichen und
modernen Bus mit allem Komfort. Die Tour führt von List über das Wanderdünengebiet, die
Orte Kampen, Braderup, Rantum und Tinnum bis nach Hörnum. Am Hafen von Hörnum reicht
der Blick bis zu den Nachbarinseln Amrum und Föhr. Weiter geht es zur Inselhauptstadt
Westerland. Hier haben wir ein wenig Freizeit die wir für einen Café oder einen Spaziergang
auf der Strandpromenade nutzen. Dann geht es über Keitum und Kampen zurück nach List.

Reetgedecktes Haus mit „Friesenwall“ aus Findlingen

Für die Wanderer und Spaziergänger steht ein Wattspaziergang mit dem Inseloriginal Werner
Mansen auf dem Programm. Wahlweise barfuß oder in Gummistiefeln, suchen wir nach den
kleinen „5“ (Wattwurm, Herzmuschel, Strandkrabbe, Strandschnecke und Nordseegarnele).
Dabei erfahren wir viel interessantes über das so fragile Weltnaturerbe Wattenmeer.

Am Nachmittag gibt es dann noch einen Vortrag. Stefanie Liller berichtet über die Seevögel.
Wir erfahren spannende Dinge über die speziellen Anpassungen. Die Schnabelform gibt uns
Auskunft über deren Speiseplan, durch ihre Flügelform unterscheiden sich Seevögel deutlich
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Wunderschönes Exemplar eines Wattwurms

Unsere HANSEATIC spirit im Abendlicht vor List.

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von den Landvögeln. Seevögel sind Flug-Weltmeister. Junge Albatrosse können jahrelang
über die Weltmeere segeln - ohne jeglichen Landgang. Und die kleine zierliche
Küstenseeschwalbe fliegt jedes Jahr von der Arktis in die Antarktis und wieder zurück.
Unglaublich aber wahr.

Die Seekarte unserer Reise
Noch ein Sail away – diesmal allerdings als Farewell Cocktail. Die Reise ist – leider – schon
fast vorbei. Kapitän Axel Engeldrum verabschiedet sich von uns. Dazu wird die wunderschön
kolorierte Seekarte der Reise verlost.

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10. September / Freitag
Hamburg / Deutschland

      Mittagsposition         Luftdruck   Temperatur (°C)        Luftfeuchte        Wind
 Breite            Länge        hPa       Luft      Wasser           %             Beaufort
  53°32,2’ N     10°00,2’ O
 Sonnenaufgang: 06:46

Hier endet die Reise der HANSEATIC spirit. Gute Heimfahrt wünscht die Brücke, die
Reiseleitung, das Expeditionsteam und die gesamte Mannschaft der HANSEATIC spirit und
der Autor dieses Machwerkes
Da es auch bei diesem Reisetagebuch einen Redaktionsschluss gibt, basieren die hier
dargestellten Tagesabläufe ab dem 09. September auf reinen Spekulationen. Sollten sich hier
in letzter Sekunde Änderungen ergeben haben, mögen Sie, geneigte Gäste, diese bitte im Teil
„Eigene Notizen“ selbst und handschriftlich hinzufügen.
Herzlichst Ihr

Dr. Hajo Lauenstein, 09. September 2021
(www.lauenstein.world)

Foto: Bernd Schray

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Eigene Notizen:

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Die Zodiacs der HANSEATIC spirit

Jacques Cartier (* 1491 bei Saint-Malo, Bretagne ; † 1557). Während seiner ersten Reise
erkundete Cartier den Sankt-Lorenz-Golf. Von König Franz I. erhielt Cartier den Oberbefehl
über zwei Schiffe, um eine Westpassage nach Fernost zu finden. Die erhoffte Durchfahrt nach
Fernost konnte er nicht ausfindig machen. Bei seiner zweiten Reise fuhr er weit den Sankt-
Lorenz-Strom hinauf. Die Mannschaft litt an Skorbut, was seinerzeit eine unbekannte
Krankheit war, deren Ursache man nicht nachvollziehen konnte. Glücklicherweise erkannten
die Ureinwohner von Neufundland die Anzeichen der Krankheit und retteten mit einem Sud
aus Fichtennadeln, die viel Vitamin C enthalten, vielen Männern der Besatzung das Leben. Er
kehrte 1536 nach Europa zurück.
Adolf Erik Freiherr von Nordenskiöld (* 1832 in Helsingfors ; † 1901 Trosa in
Södermanland) war ein in Schweden tätiger Baron, Professor in Stockholm, Polarforscher,
Kartograph und Reiseschriftsteller mit finnlandschwedischer Abstammung. Er war der Vater
des Ethnologen Erland Nordenskiöld und Onkel des Geologen Otto Nordenskjöld.
Nordenskiöld gelang in den Jahren 1878/79 als erstem Seefahrer die Durchquerung der
Nordostpassage.
Sven Anders Hedin (* 1865 in Stockholm; † 1952 in Stockholm) war ein schwedischer
Geograph, Topograph, Entdeckungsreisender, Fotograf, Reiseschriftsteller und ein Illustrator
eigener Werke. In vier Expeditionen nach Zentralasien entdeckte er den Transhimalaya (nach
ihm Hedingebirge genannt), die Quellen der Flüsse Brahmaputra, Indus und Sutlej, den See
Lop Nor sowie Überreste von Städten, Grabanlagen und der Chinesischen Mauer in den
Wüsten des Tarimbeckens. Den Abschluss seines Lebenswerkes bildete die postume
Veröffentlichung seines Central Asia atlas.
Albert Ballin (* 1857 in Hamburg; † 1918 Hamburg) war ein deutscher Reeder und eine der
bedeutendsten jüdischen Persönlichkeiten in der Zeit des deutschen Kaiserreiches. Er machte
als Generaldirektor die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG)
zur größten Schifffahrtslinie der Welt und erfand den Kreuzfahrttourismus.
Giovanni (John) Cabot (* um 1450 in Genua; † nach 1498) war ein italienischer Seefahrer.
Er gilt, nach den Wikingern im 11. Jahrhundert, als erster europäischer Entdecker, der das
nordamerikanische Festland erreichte (1497).
Vitus Jonassen Bering (* 1681 Ostjütland; † 1741 auf Awatscha, der Beringinsel) war ein
dänischer Marineoffizier in russischen Diensten. Er leitete von 1728 bis 1730 die Erste
Kamtschatka-Expedition und ab 1733 die Zweite Kamtschatka-Expedition, auf der er starb.
Der „Kolumbus des Zaren“ bewies unter anderem, dass Asien und Nordamerika nicht
miteinander verbunden sind.
Thomas (Tom) Crean (* 1877 Irland; † 1938 Irland) war ein irischer Polarforscher, der
zwischen 1901 und 1916 an drei Expeditionen des sogenannten „Goldenen Zeitalters der
Antarktis-Forschung“ teilnahm. Zusammen mit Frank Wild und Frank Worsley war er eine der
Stützen auf der Endurance-Expedition (1914 bis 1916) unter der Leitung von Ernest
Shackleton. Er gehörte der sechsköpfigen Mannschaft an, die zur Rettung der übrigen
Expeditionsteilnehmer die legendäre Überfahrt von Elephant Island nach Südgeorgien in der
James Caird wagte, und unternahm anschließend zusammen mit Shackleton und Worsley den
Gewaltmarsch von King Haakon Bay nach Stromness.

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