Botanischer Garten Zürich Sanierung Betriebsgebäude und Tropenhäuser - Einweihungsdokumentation
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Hochbauamt Botanischer Garten Zürich Sanierung Betriebsgebäude und Tropenhäuser Einweihungsdokumentation
Botanischer Garten Zürich Sanierung Betriebsgebäude und Tropenhäuser Einweihungsdokumentation Zürich, 6. September 2013
Impressum Inhalt: Mila Jaeger Hochbauamt Kanton Zürich Baubereich 2 Redaktion: Katharina Ingrid Weber Baudirektion Kanton Zürich Kommunikation Gestaltung, Layout: Sascha Schurtenberger Hochbauamt Kanton Zürich Stab Druck: Alinéa AG, Wetzikon Auflage: 500 Exemplare Herausgeberin: © 2013 Baudirektion Kanton Zürich 0 40 m Hochbauamt Botanischer Garten Zürich: Situation im Quartier Riesbach
Inhalt Neuer Glanz für drei einzigartige Zeitzeugen 4 Werner Arnold Abteilungsleiter, Hochbauamt Kanton Zürich Schauhaus der Wissenschaft 8 Prof. Dr. Andreas Fischer Rektor der Universität Zürich Artenvielfalt im Botanischen Garten und seinen Gewächshäusern 12 Prof. Dr. Elena Conti Direktorin des Instituts für Systematische Botanik und des Botanischen Gartens der Universität Zürich Modernisierung mit Respekt vor der Substanz 16 Christoph Haerle, Erhart Peier ARGE Haerle Hubacher Architekten und Hubacher + Peier Architekten 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13... Deckengestaltung im Eingang der Kuppelschauhäuser 20 Christoph Haerle Pläne 22 Am Bau Beteiligte / Chronologie / Kennwerte 40
Neuer Glanz für drei einzigartige Zeitzeugen Der Botanische Garten der Universität Zürich ist eine rungen kamen die speziellen klimatischen Bedingun kleine Oase inmitten des Riesbachquartiers der gen, die zu erfüllen waren. Es reifte die Erkenntnis, Stadt Zürich. Umgeben von mächtigen Baumgruppen dass das Raumklima nicht für die Pflanzen, sondern und einer abwechslungsreichen Topografie kann mit den Pflanzen geschaffen werden musste. Die man hier sowohl die Schönheit und Vielfalt der Pflan Umsetzung dieser vielfältigen Aufgaben stellte hohe zenwelt erforschen als auch die Ruhe geniessen. logistische Anforderungen. Um die sensiblen Tro Auf der Hügelkuppe, wo heute das Institutsgebäude penpflanzen zu erhalten, wurden die drei Kuppeln in steht, thronte einst die Villa Schönau der Familie Etappen erneuert. Zuvor wurden die Anzuchtge Bodmer-Abegg. 1961 konnte der Kanton Zürich das wächshäuser abgerissen und neu erstellt sowie das gesamte Grundstück erwerben, um hier einen neuen marode Betriebsgebäude erneuert. Botanischen Garten zu errichten. Im alten Botani schen Garten am Schanzengraben waren die Platzver Dank der Neuentwicklung einer zweischaligen, durch hältnisse prekär geworden, nicht zuletzt aufgrund lüfteten Plexiglashülle und eines aus natürlicher der starken Zunahme der Studentenzahlen. Eineinhalb Thermik und künstlicher Luftumwälzung kombinier- Jahrzehnte später wurde der neue Botanische ten Klimasystems konnte den drei Kuppeln die Garten nach fünfjähriger Planungs- und Bauzeit ursprüngliche Transparenz und futuristische Ausstrah 1977 eröffnet. lung zurückgegeben werden. Das höhlenartige Eingangsfoyer erstrahlt neu unter einer hinterleuch- Der Rundgang durch den vom bekannten Schweizer teten, wurzelgeflechtartig gestalteten Decke in Landschaftsarchitekten Fred Eicher entworfenen einem warmen, erdigen Rotton und wirkt dadurch Botanischen Garten führt vorbei an den drei kuppel im Gegensatz zu früher besucherfreundlicher. Ein förmigen Schauhäusern, seinem auffälligsten Erlebnisboard und vier Terrarien laden auf sinnliche Merkmal. Das filigrane Gerippe aus dünnen Alumi Weise zum Forschen und Verweilen ein. niumtragrohren mit den eingebauten Plexiglaspanee len ist eine in den USA entwickelte Konstruktion. Die in neuem Glanz erstrahlenden Kuppelschau Sie wurde von den Architekten Hubacher, Issler häuser sind das Ergebnis der hervorragenden Zusam und Maurer eingesetzt, um die besonderen klimati menarbeit eines Teams von Planern und Spezia- schen Bedingungen zu schaffen und vor allem listen, das mit Innovationsgeist und viel Respekt vor viel Licht einfallen zu lassen. Die ursprüngliche Licht einem architektonisch wertvollen Bau zugleich durchlässigkeit hatten sie im Laufe der Jahrzehnte ans Werk gegangen ist. Ihnen allen, die über die lange jedoch weitgehend verloren. Entstehungszeit mit ihrer Fachkraft sowie uner müdlichem Engagement zu einem guten Gelingen Die Tropenhäuser sind ein markanter Zeitzeuge der beigetragen haben, gebührt ein herzliches Danke Architektur der Siebzigerjahre. Für das Hochbau- schön, verbunden mit der Hoffnung, dass die Tropen amt stellte sich deshalb nie die Frage, wie mit ihrer häuser nicht nur in technischer Hinsicht für weitere Erneuerung umzugehen sei. Das Ziel war von viele Jahre die gehegten Erwartungen erfüllen, Beginn an, die Kuppeln unter Wahrung der bestehen sondern auch als Zeitzeugen einer innovativen Archi den Architektur an die heutigen technischen An tektur Forschende und Lernende inspirieren werden. forderungen anzupassen. Ein Ziel, das aufgrund der Einmaligkeit und Komplexität der Konstruktion einen Planungsprozess von mehreren Jahren zur Folge Werner Arnold hatte. Zu den baulich-konstruktiven Herausforde Abteilungsleiter, Hochbauamt Kanton Zürich 4
Schauhaus der Wissenschaft Im Werkzeugkasten der Wissenschaft gibt es ein zeichnet sich durch ihre drei markanten Kuppel zelne Instrumente, die über ihren konkreten Nutzen gewächshäuser aus, sie beherbergt aber auch zwei hinaus zu Sinnbildern der modernen Forschung Institute (Institut für Pflanzenbiologie, Institut geworden sind: Das Mikroskop etwa symbolisiert den für Systematische Botanik) und dient der Zürcher rationalen Blick und das genaue Hinschauen, das Bevölkerung überdies als Naherholungsgebiet. Weit Skalpell den klinisch präzisen Zugriff auf einen Unter über 100 000 Personen besuchen den idyllischen suchungsgegenstand. Auch das Gewächs- oder Park jedes Jahr; für die UZH ist dies eine grossartige Treibhaus spielt für das methodische Bewusstsein und Gelegenheit, ihre Arbeit einem interessierten die Wahrnehmung der heutigen Wissenschaft Publikum zu präsentieren. Um die Attraktivität des eine herausragende Rolle. Positiv betrachtet steht es Gartens für die Wissenschaft, aber auch für für die Möglichkeit, einem Organismus optimale, kommende Generationen von Schulkindern und von Wind und Wetter abgeschirmte Entwicklungsbe die Öffentlichkeit zu erhalten, wurden die drei dingungen zu bieten; exotische Gewächse können Tropenhäuser nach einer längeren Planungsphase hinter schützendem Glas nicht nur dem Freizeit seit März 2011 grundlegend erneuert. vergnügen und der wirtschaftlichen Nutzung, sondern auch dem wissenschaftlichen Studium zugänglich Wir freuen uns, dass diese Sanierung nun erfolgreich gemacht werden. Dass dabei die Förderung des «natür- abgeschlossen werden konnte. Die Universitäts lichen» Wachstums mit einer nicht ganz natürli- leitung hat ihren Beitrag dazu ebenso geleistet wie chen Kontrolle und Isolation verbunden ist, wirft seit viele engagierte Mitarbeitende vor Ort. Stellver dem 18. Jahrhundert freilich auch Fragen nach tretend möchte ich an dieser Stelle nur zwei Personen dem richtigen Umgang des Menschen mit der Schöp namentlich danken: Prof. Dr. Peter Linder, dem fung auf. Das Bild des Gewächshauses verweist vormaligen Direktor des Botanischen Gartens, der den in diesem Sinne auf Ambivalenzen der wissenschaft Neubau der Schauhäuser in der Anfangsphase mit lichen Methode und mahnt die Forschenden zur Sachkenntnis und strategischer Weitsicht begleitete; Selbstreflexion. und Peter Enz, dem langjährigen Gartenleiter, der mit seiner Begeisterung und Hartnäckigkeit dem Pro Die Universität Zürich erhielt Ende der 1830er jekt seinerseits wichtige Impulse verlieh. Jahre, also kurz nach ihrer Gründung, einen eigenen Botanischen Garten. Dieser lag auf dem Bollwerk Im Namen der Universitätsleitung wünsche ich dem «Zur Katz» und verfügte bald auch über ein aus Glas Botanischen Garten, dass er nun wieder in einer und Holz konstruiertes Palmenhaus. Bis heute angenehm klimatisierten Umgebung gedeihe und wird der «Alte Botanische Garten» von der Universität weiterhin prachtvolle Blüten hervorbringe. gepflegt, wobei er mittlerweile das Völkerkunde museum der UZH umgibt. Der eigentliche Botanische Garten der Universität befindet sich seit den 1970er Prof. Dr. Andreas Fischer Jahren an der Zollikerstrasse. Diese neue Anlage Rektor der Universität Zürich 8
Bild: Roger Frei, Zürich
Bild: Roger Frei, Zürich
Artenvielfalt im Botanischen Garten und seinen Gewächshäusern Die Hauptaufgabe des Botanischen Gartens der Der Botanische Garten der Universität Zürich mit Universität Zürich mit seinen Gewächshäusern besteht seinen Gewächshäusern ist weltweit für seine Forschung darin, die Bevölkerung über die Schönheit und bekannt. Wir kultivieren spezifische Arten, um die atemberaubende Vielfalt der Pflanzenwelt zu infor versteckten Prozesse aufzudecken, welche die einzig mieren. Er ist dafür ausgezeichnet geeignet, ver- artige botanische Vielfalt unseres Planeten hervor eint er doch über 9000 Arten aus allen Kontinenten. gebracht haben, die auch in unserem Garten abgebildet ist. Häufig finden hier auch Konferenzen zu aktuel- Ganz unterschiedliche Motive führen die Besucher len Themen der Wissenschaft statt, die von der Ökologie innen und Besucher hierher: Viele folgen ihrem und Evolution von Biodiversitätshotspots bis zur Interesse für die Botanik. Passionierte Gärtner suchen Taxonomie und Evolutionsgeschichte der Sukkulenten Inspiration für ihren Privatgarten. Manche foto reichen. Solche Konferenzen ziehen Referierende grafieren oder malen leidenschaftlich gerne Pflanzen, und Teilnehmende aus der ganzen Welt an und tragen andere wiederum suchen schlicht Ruhe und Erholung. so zum Ansehen der Universität Zürich bei. Hinzu kommen die Teilnehmenden der zahlreichen Kurse und Führungen, die von unseren engagierten Die Gesamtsanierung der Kuppelschauhäuser muss Mitarbeitenden für alle Alters- und Bildungsstufen deshalb im facettenreichen Kontext von Bildung angeboten werden. Studierende besuchen im Botani und Erforschung der Pflanzenvielfalt betrachtet werden. schen Garten Lektionen über den Ursprung und Die neue Glasdecke erhöht die Sonneneinstrahlung die Evolution der Pflanzenvielfalt, die Organisation erheblich, sodass die Pflanzen üppiger wachsen und dieser Diversität in einem umfassenden Referenzsys blühen als vor der Instandsetzung. Die Besucher tem, die Funktion von Pflanzen in Artengemein können die typischen Pflanzen der Savanne und des schaften, die faszinierende Morphologie ihrer repro tropischen Regenwaldes in nie gekannter Pracht duktiven und vegetativen Strukturen oder die erleben. Die verbesserten Bedingungen führten bereits komplexe Organisation des pflanzlichen Genoms. dazu, dass bis anhin nicht blühende Arten zum ers- ten Mal in voller Blüte stehen. Dazu zählen die Winter All diese Besucher erweitern ihre Kenntnisse nur rinde (Drymis winteri), ein wunderschöner Baum schon, indem sie von der aussergewöhnlichen mit roter Rinde aus dem gemässigten Regenwald von botanischen Vielfalt umgeben sind; oder sie lesen die Chile und Argentinien, oder die Echte Vanille (Vanilla in allen Revieren angebrachten Informationstafeln, planifolia), eine Orchidee aus Mexiko. die vom Schwerpunkt «Himalaya» im Alpinum bis zum Schwerpunkt «Kulturpflanzen» im Nutzgarten Die intensivierte Wahrnehmung der Pflanzen in den reichen. Zum Besuch motivieren auch Sonderausstel renovierten Kuppelschauhäusern wird die Neugier lungen, etwa über das Edelweiss als Symbol unse- der Besucher fördern und sie motivieren, sich für den rer Alpen oder über die Geschichte der Erde von ihrer Erhalt dieser faszinierenden Schönheit einzusetzen. Entstehung bis zu den Anfängen der Menschheit. Prof. Dr. Elena Conti Direktorin des Instituts für Systematische Botanik und des Botanischen Gartens der Universität Zürich 12
Bild: Roger Frei, Zürich
Bild: Roger Frei, Zürich
Modernisierung mit Respekt vor der Substanz Der Botanische Garten der Universität Zürich wurde Zusammenarbeit mit Fachplanern und ausführenden zwischen 1975 und 1977 errichtet und besteht Unternehmern weiterentwickelt wurde. Die neue aus der Gartenanlage, den Institutsgebäuden sowie Hülle erfüllt alle Anforderungen an Ästhetik, Transpa den Tropenschauhäusern mit Betriebsgebäude renz für das Pflanzenwachstum, Statik, Wärme- und Anzuchtgewächshaus. Nach 35 Jahren Betriebs schutz und Dauerhaftigkeit. Es ist gelungen, die beste zeit wiesen die Bauten markante Alterungserscheinun- henden, filigran gestalteten Bauteile mit den neuen gen auf, insbesondere die Kuppeln der Tropen Fassadenbestandteilen so zu vereinen, dass dem heuti- schauhäuser, welche so viel von ihrer ursprünglichen gen Stand der Technik Genüge getan wurde, Lichtdurchlässigkeit verloren hatten, dass das Pflan ohne den ursprünglichen Charakter und das leichte zenwachstum stark beeinträchtigt war. Grosse Erscheinungsbild zu beeinträchtigen. Feuchtigkeitsschäden am Betriebsgebäude, eine ver altete Haustechnik und ein unverhältnismässig Mit den markant verbesserten Wärmedämmwerten, grosser Energieaufwand für den Betrieb kamen dazu. der Erneuerung der Haustechnik und einer grösst Eine Sanierung wurde unumgänglich. möglichen Nutzung des Regenwassers durch einen neuen Regenwassertank mit einem Speichervo- Eine architektonische und gebäudetechnische Mach lumen von einer Viertelmillion Kubikmetern sind jähr barkeitsstudie ergab, dass eine Gesamtsanierung lich grosse Betriebskosteneinsparungen möglich. innerhalb der gegebenen Konzeption möglich war. Die veralteten Anzuchtgewächshäuser, die auch aus Somit erfolgten sämtliche notwendigen Eingriffe bautechnischen Gründen ersetzt wurden, sind mit dem Grundsatz, die architektonischen Gegeben nun als ausgereifte Konstruktion besser zu bewirt heiten zu berücksichtigen. Es war uns aber bewusst, schaften und haben eine grössere Nutzfläche. dass nur schon aufgrund der geänderten gesetz- Der Betriebsteil mit Büros, Garderoben und WC-Anla lichen Vorgaben die Eingriffstiefe zum Teil erheblich gen wurde saniert und gemäss den Anforderungen sein würde. an Brandschutz, Bauphysik und EDV-Standard der Verändert hat sich auch das Selbstverständnis der Universität Zürich angepasst. Institution. Der Botanische Garten ist heute Teil der Museumsinstitute der Universität, was zur Folge Als Fazit lässt sich sagen, dass diese Bauaufgabe hat, dass museologische und museumspädago- exemplarischen Charakter hat. Es werden wohl immer gische Aspekte neu gewichtet werden. Dies schlug häufiger architektonisch wertvolle Bauten aus sich nicht zuletzt in der Neukonzeptionierung des dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts Instandset Foyers nieder. zungs- und Erneuerungsbedarf aufweisen. Die rasante Entwicklung der verschiedensten technischen Veränderte Rahmenbedingungen auf der einen Disziplinen und eine erhöhte Sensibilität bezüglich Seite und eine schützenswerte Grundsubstanz auf der des Energie- und Ressourcenverbrauchs verlangen nach anderen bildeten die Leitplanken für unsere kon neuen Strategien und Konzepten. Die Instandset- zeptionellen Überlegungen und architektonischen Ein- zung der Gebäude im Botanischen Garten zeigt einen griffe. Gut nachvollziehbar sind diese Aspekte an gangbaren Weg auf, der den Respekt gegenüber der Neuentwicklung der Gebäudehülle für die Tropen der architektonischen Substanz und die Anforderun häuser. Die Botaniker wünschten statt des ursprüng gen einer notwendigen Erneuerung so austariert, lich bräunlich abschattierten Plexiglases eine dass eine neue architektonische Gesamtheit entsteht. hochtransparente Gebäudehülle, die sicherstellt, dass möglichst viele kurzwellige Strahlen auf die Pflanzen treffen. Die neue, zweischalige Acrylglashülle mit Christoph Haerle, Erhart Peier separat belüftetem Zwischenraum basiert auf einer ARGE Botanik Haerle Hubacher Architekten innovativen Idee der Architekten, die in intensiver und Hubacher + Peier Architekten 16
Bild: Roger Frei, Zürich
Bild: Christoph Haerle, Haerle Hubacher Architekten, Zürich Bild: Mark Röthlisberger, Hochbauamt Kanton Zürich
Bild: Christoph Haerle, Haerle Hubacher Architekten, Zürich Bild: Mark Röthlisberger, Hochbauamt Kanton Zürich
0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13... Deckengestaltung im Eingang der Kuppelschauhäuser Urs Beat Roth (*1946) ist sowohl Künstler wie Die von Urs Beat Roth entwickelten Fibonacci-Zweige auch Mathematiker und Architekt. In seinem Atelier sind als radiale Wachstumsstruktur in den zwei für Konkrete Kunst in Zürich untersucht und er geometrischen Zentren der ans Foyer angrenzenden forscht er mathematisch generierte Formen und Kör Tropenhäuser verankert. Jeder Zweig wächst von per. Als Grenzgänger zwischen Kunst und Wissen den Rändern her über fünf Stufen in den Zentrums- schaft ist es ihm gelungen, diese vermeintliche Grenze bereich. Ebenso steigern sich die richtungsändernden nicht als Trennlinie, sondern als ein dehnbares Terri Winkel nach derselben Gesetzmässigkeit zum torium zu gestalten, das er mit seiner Arbeit auslotet Zentrum hin und glätten sich wieder zu den Rändern. und kultiviert. Die anspruchsvollen mathematisch-geometrischen Spielregeln lassen als Endergebnis ein wurzelähnliches Für die Deckengestaltung des Eingangsfoyers zu den Zweigbild entstehen, das eine ganz eigene Schön- Kuppelschauhäusern hat Urs Beat Roth eine Licht- heit im Spannungsfeld zwischen Organik und Geo und Rauminstallation nach der Idee der sogenannten metrie entfaltet. Fibonacci-Zweige entwickelt. Leonardo Fibonacci (ca. 1180 – 1241), einer der bedeutendsten Mathema- Urs Beat Roth ist es mit seinem künstlerischen Beitrag tiker des Mittelalters, publizierte Anfang des gelungen, die Eigenart des Foyerraumes markant 13. Jahrhunderts eine Zahlenfolge, die als Fibonacci- zu unterstützen. Das Ansinnen der Architekten, dem Folge nicht nur in die Mathematik-Geschichte unter dem Erdreich liegenden Raum durch die einging. Die Fibonacci-Folge ist eine unendliche Ab braunrote farbliche Homogenisierung eine einmalige folge von Zahlen, bei der sich die jeweils nächste Identität zu geben, wird durch das Kunstwerk Zahl durch die Addition der beiden vorherigen Zahlen intensiv mitgetragen. Die Licht-Zeichnung der Decke ergibt: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13... Diese Zahlenabfolge, rhythmisiert den Raum und führt den Besucher die auch als Wachstumsfolge bezeichnet wird, und die Besucherin zu den Eingängen der beiden fand immer wieder Eingang in Werke der Bildenden Tropenhäuser. So erhält das Foyer die Empfangs- Kunst, der Literatur wie auch in Theater und Film kraft, die ihm als Ausgangsort für den Besucherrund und inspiriert Künstler und Künstlerinnen damals wie gang in die Tropenhäuser zusteht. heute. Auch in der Natur sind in der Anordnung von Blättern oder Blütenständen spiralförmige Muster Dank dieser künstlerischen Intervention von Urs Beat zu entdecken, die in verblüffender Weise der Roth ist Zürich mit seiner grossen Tradition in der Fibonacci-Zahlenfolge entsprechen. Beispiele sind der Konkreten Kunst um einen markanten und zeitge Blütenstand der Sonnenblume, die Anordnung mässen Beitrag reicher geworden. der Tannzapfenschuppen oder, wie im Tropenhaus der Trockengebiete des Botanischen Gartens, die Pflanzengruppe der kanarischen Aeonien. Christoph Haerle 20
Bild: Roger Frei, Zürich
Pläne A B A E rl eb ni sb oa rd F la ts cr e e n 89 7. 5 15. 5 15. 5 4 48 12 1 1 2 Trockenschrank Trockenschrank 2 3 3 4 4 5 5 6 6 7 7 8 8 9 9 10 10 11 11 12 12 13 13 14 14 15 15 16 16 17 18 19 20 21 22 23 24 24 23 22 21 20 19 18 17 Referenzpunkt B Betriebsgebäude, Schauhäuser: Grundriss Erdgeschoss Betriebsgebäude, Schauhäuser: Grundriss Erdgeschoss 22
A B A REFERENZPUNKT B Anzuchtgewächshäuser, Schauhäuser: Grundriss Obergeschoss Anzuchtgewächshäuser, Schauhäuser: Grundriss Obergeschoss 23
Schnitt A Schnitt B Anzuchtgewächshäuser, Betriebsgebäude, Schauhäuser: Schnitte A, B 24
Knotenpunkt vertikal Knotenpunkt vertikal Knotenpunkt vertikal neu alt neu neu alt alt Knotenpunkt horizontal Knotenpunkt horizontal Knotenpunkt horizontal neu neu neu alt alt alt Prinzipdetails Kuppelschauhäuser Prinzipdetails Prinzipdetails Kuppelschauhäuser Kuppelschauhäuser 25
VERBINDUNGSGANG Schnitt: Schnitt: Tropenhaus Tropenhaus Feuchtgebiete Feuchtgebiete 26
437.10 Bergwald Pflästerung Sand Schnitt: Tropenhaus Bergwald Schnitt: Tropenhaus Bergwald 27
Kunst am Bau: Fibonaccizweig von U.B.Roth Kunst am Bau: Fibonacci-Zweig von Urs Beat Roth 28
435.60 435.65 Foyer Foyer 29
Bild: Mark Röthlisberger, Hochbauamt Kanton Zürich
Bild: Christoph Haerle, Haerle Hubacher Architekten, Zürich
Bild: Mark Röthlisberger, Hochbauamt Kanton Zürich
Bild: Mark Röthlisberger, Hochbauamt Kanton Zürich
Bild: Mark Röthlisberger, Hochbauamt Kanton Zürich
Am Bau Beteiligte / Chronologie / Kennwerte Kanton Planer und Spezialisten Baudirektion Kanton Zürich Gesamtleitung Hochbauamt ARGE Botanik Hubacher + Peier Architekten und Stefan Bitterli, ehemaliger Kantonsbaumeister Haerle Hubacher Architekten, Werner Arnold, Abteilungsleiter BB2 Architekten ETH SIA BSA, Zürich Mila Jaeger, Projektleiterin Beat Obrist, Fachprojektleiter Statik Tanja Scartazzini, Kunst am Bau Walt + Galmarini AG Dipl. Bauingenieure ETH SIA USIC, Zürich Immobilienamt Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärplanung Alain Siegenthaler, Portfolio Manager Getec Zürich AG Ingenieure und Planer für Gebäudetechnik, Zürich Bildungsdirektion Kanton Zürich Elektroplanung Generalsekretariat Schmidiger + Rosasco AG Kurt Janser, Sektorleiter Bauten Ingenieure für Elektroplanung, Zürich Fassadenplanung Universität Zürich Mebatech AG Institut für Systematische Botanik Ingenieurbüro für Metallbautechnik, Baden Prof. Dr. Peter Linder, ehemaliger Institutsvorsteher Bauphysik Prof. Dr. Elena Conti, Institutsvorsteherin Bakus Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich Peter Enz, Gartenleiter Ausstellungsgestaltung Raumprodukt GmbH Bauten und Investitionen Zürich Zoran Raljevic, Nutzerprojektleiter Kunst am Bau Peter Meier, Nutzerfachprojektleiter Urs Beat Roth, Zürich Chronologie 2005 Projektankündigung und Projektauslösung 2006 Machbarkeitsstudie März 2007 Vorprojekt mit Kostenschätzung Mai 2009 Bauprojekt mit Kostenvoranschlag November 2009 Kreditbewilligung durch den Regierungsrat August 2010 Bauentscheid März 2011 Baubeginn Dezember 2012 Fertigstellung September 2013 Offizielle Einweihung Kennwerte Gesamtkosten 14 800 000 Franken (BKP 1–9) bewilligter Kredit inklusive Teuerung 40
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