Onkologische Medikamente mit Bedeutung für die Dermatologie
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Dermatologie & plastische Chirurgie Referat Onkologische Medikamente mit Bedeutung für die Dermatologie Zielgerichtete onkologische Therapeutika verursachen eine große Band- breite an dermatologischen Nebenwirkungen. Das Wissen um Klinik und Behandlungsoptionen dieser substanzspezifischen „side effects“ ist für Dermatologen von eminenter Bedeutung. K. Harmankaya, Wien Seit etwas mehr als zehn Jahren wer- der Kopf-Hals-Region und der Haut schen Lokalisationen der ersten Ma- den zielgerichtete Substanzen nun- sowie dem Kolorektalkarzinom bei nifestation sind die seborrhoischen mehr eingesetzt und haben einen fes- einer Vielzahl der betroffenen Pati- Areale von Kopf und Stamm (Abb. 1). ten Platz in den Therapie-Guidelines enten zu einer Überexpression von Das Exanthem zeigt sich meist bereits beinahe aller Tumorentitäten gefun- EGFR. Überexpression von EGFR in den ersten ein bis zwei Wochen un- den. Dieser Trend wird sich nach der- und konsekutive Aktivierung der ter Therapie. Auffallend ist, dass sich zeitigem Kenntnisstand in der nächs- nachgeschalteten intrazellulären Si- zu keinem Zeitpunkt die für die Acne ten Zukunft noch verstärken. Durch gnalkaskade korrelieren bekannter- vulgaris obligaten Komedonen zeigen. den Einsatz von „targeted drugs“ maßen mit einer schlechten Prognose Anfangs hat das Exanthem einen oft konnten in der Behandlung vieler der Erkrankung. Zurzeit existieren makulopapulösen, später den klassi- Tumorarten zwar Erfolge erzielt wer- zwei Möglichkeiten, um die Funktion schen papulopustulösen Charakter, den, sie weisen jedoch eine beträcht- des EGFR zu blockieren. Einerseits der an das papulopustulöse Stadium liche Bandbreite an Nebenwirkungen erfolgt dies durch die EGFR-Anti- der Rosazea erinnert. Wird die The- auf. Viele davon sind primär inter- körper Cetuximab (Erbitux®) und rapie fortgesetzt, breitet sich das Ex- nistischer Genese, jedoch zeigt sich Panitumumab (Vectibix®), welche anthem oft auf die gesamte Haut aus. eine große Variabilität und Vielfalt den Rezeptor an der Zelloberfläche Typisch sind Aussparungen an Hän- an dermatologischen Nebenwirkun- direkt inhibieren, andererseits durch den, Füßen und der Periorbitalregion gen. In der Therapie onkologischer die „small molecules“ Erlotinib (Tar- (Abb. 1). Wie bei allen „targeted the- Erkrankungen eingesetzte Antikörper ceva®), Gefitinib (Iressa®) und Lapati- rapies“ liegt eine deutliche Dosisab- und Tyrosinkinaseinhibitoren zeigen nib (Tyverb®), welche die intrazellulär hängigkeit hinsichtlich der Intensität meist ein für ihre Zielstruktur spezifi- gelegene EGFR-Tyrosinkinase inhi- des Exanthems vor. Wird die Dosis sches Nebenwirkungsprofil. In diesem bieren (Tab. 1). reduziert oder das Medikament ab- Artikel soll auf bereits etablierte, aber gesetzt, kommt es in der Folgezeit zu auch auf neue Substanzen eingegan- Das Profil der Nebenwirkungen der einer kompletten Rückbildung der gen werden. oben genannten Medikamente auf die Hauterscheinungen. Als Ursache wird Haut ist weitgehend als ident anzuse- eine verstärkte Expression des EGFR EGFR-Antikörper/EGFR-Tyrosinkinase- hen. Generell ist zu bemerken, dass die auf epidermal und follikulär lokali- & MEK-Inhibitoren EGFR-Antikörper durchwegs stärke- sierten Keratinozyten sowie apokri- re Nebenwirkungen auslösen als die nen Drüsen angenommen (Robert, Seit vielen Jahren ist die besondere EGFR-Tyrosinkinaseinhibitoren. Die Lancet Oncology 2005). Initial zeigt Bedeutung des Rezeptors des epider- mit Abstand häufigste und für diese sich oft ein aus Makrophagen und malen Wachstumsfaktors (Epidermal Medikamentenklasse nahezu patho- T-Zellen zusammengesetztes periad- Growth Factor Receptor, EGFR) be- gnomonische kutane Nebenwirkung nexielles Infiltrat, welches in weiterer kannt. Beispielsweise kommt es beim ist das in der internationalen Litera- Folge durch Invasion neutrophiler nicht kleinzelligen Bronchuskarzi- tur als „acneiform rash“ beschriebene Granulozyten den typischen pustu- nom, bei Plattenepithelkarzinomen papulopustulöse Exanthem. Die typi- lösen Charakter ausbildet. Frühere jatros I Seite 32 Dermatologie & Plastische Chirurgie 2/14
Referat Dermatologie & plastische Chirurgie Publikationen gingen von einer steri- grad der Nebenwirkung auf die Haut Pruritus sein. Es können Fissuren und len Pustulierung des Exanthems aus, nachgewiesen ist. Für den optimalen Rhagaden als Folge von Bagatelltrau- doch gibt es zunehmend Evidenz, dass Erfolg ist es daher besonders wich- mata im Rahmen der Behandlung auf- bakterielle Superinfektionen (meist S. tig, die Adhärenz des Patienten zur treten. Auch hier ist eine symptomati- aureus) den ohnehin schon irritierten Therapie zu festigen und aufrecht- sche Lokaltherapie mit rückfettenden Lokalstatus weiter aggravieren. Eine zuerhalten. Lacouture et al (Journal Emollienzien oder systemischen An- Inzidenz von ca. 38% wurde angege- of Clinical Oncology 2010) fanden tihistaminika essenziell. Berichten ben (Gerber, Hautarzt 2010). heraus, dass bis zu 50% weniger Ne- über therapierefraktäre Einzelfälle benwirkungen auf die Haut auftreten, nach war die Behandlung mit dem Trotz großer Anstrengungen konnten wenn Patienten eine prophylaktische Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonisten bisher keine evidenzbasierten The- Therapie anwenden. Das präventive Aprepitant erfolgreich. rapieschemata für das papulopus- Behandlungskonzept ist mittlerweile tulöse Exanthem etabliert werden. auch in Therapien mit anderen Subs- Für den Patienten besonders unange- Die Behandlung richtet sich somit tanzen wie den Multityrosinkinasein- nehm und teilweise sehr schmerzhaft rein nach der Schwere des zugrunde hibitoren fest etabliert. sind Paronychien und Rhagaden an liegenden Exanthems. Des Weiteren Fingern und Zehen. Mitunter sind werden Symptome wie z.B. Ausdeh- Eine weitere Problematik in der Lang- diese auch superinfiziert und ähneln nung, Brennen, Pruritus, Superin- zeittherapie mit EGFR inhibierender klinisch einem Granuloma pyogeni- fektion, psychische Belastung und Medikation können Xerosis cutis und cum. Wichtig ist daher, vor Beginn Beeinträchtigung der Tagesroutine der Therapie mögliche Friktionsstel- herangezogen. Initial erfolgt die The- len und überschüssiges Horn zu ent- rapie durch topisch angewandte anti- fernen sowie lange Nägel zu kürzen. septische/antibakterielle Arzneimittel (Erythromycin, Clindamycin oder Unter Therapie kann es auch zu Metronidazol). Kurzfristig können Haarwachstumsstörungen kommen. auch topische Kortikosteroide sowie Dies kann Wimpern, Augenbrauen Calcineurininhibitoren (z.B. Tacroli- und das Kopfhaar betreffen. Am Ca- mus bzw. Pimecrolimus) angewandt pillitium ist mitunter eine nicht ver- werden. In schweren Fällen muss narbende diffuse Alopezie zu sehen. eine orale Antibiose (z.B. Minocyc- Es findet sich dort histologisch ein lin bzw. Doxycyclin 100mg/d für 3–6 entzündliches Zellinfiltrat. Bei Wim- Wochen) verabreicht werden. Sollten pern und Augenbrauen kann es zu sich die Nebenwirkungen trotz The- übermäßigem Längenwachstum (Tri- rapie nicht bessern, muss die Dosis chomegalie) respektive gesteigerter des EGFR-Inhibitors reduziert oder Brüchigkeit (Trichorrhexis) kommen. die Therapie ganz beendet werden. Zur besseren Übersicht ist in Tabel- Die neue Substanzgruppe der MEK- le 3 ein therapeutischer Algorithmus Inhibitoren (Tab. 1) hat ein dermato- angeführt. In 10–32% der Fälle sind logisches Nebenwirkungsspektrum, dermatologische Nebenwirkungen das mit dem der EGFR-Inhibitoren für die Beendigung der Therapie ver- ident ist. Derzeit ist Trametinib (Me- antwortlich. Dies ist für Patient und Abb. 1: Schweres papulopustulöses Exanthem Grad kinist®) am besten erforscht; der freie Arzt gleichermaßen frustrierend, zu- 3 unter Panitumumab (Vectibix®) bei metastasiertem therapeutische Einsatz für Patienten Kolorektalkarzinom. Sichtbar sind auch die exfoliative mal eine direkte Korrelation zwischen Komponente und die typischen periorbitalen Ausspa- mit metastasiertem Melanom wird in Therapieeffektivität und Schwere- rungen den kommenden Monaten erwartet. Dermatologie & Plastische Chirurgie 2/14 Seite 33 I jatros
Dermatologie & plastische Chirurgie Referat Weitere Substanzen wie Selumetinib und Cobimetinib sind in klinischen Studien bereits gut untersucht wor- den. Ein papulopustulöses Exanthem (Abb. 2a und b) in den seborrhoi- schen Arealen tritt bei ca. 60% der Patienten auf. Paronychien und Ver- änderungen der Haarbeschaffenheit sowie Xerosis cutis zeigen sich bei ca. 15% der Patienten meist zu einem etwas späteren Zeitpunkt im Verlauf der Therapie. Auch in der Therapie dieser MEK-Inhibitor-eigenen Neben- wirkungen lehnen sich die Behand- lungsstrategien größtenteils an die der Abb. 3: Fototoxische Reaktion am Hals durch Sonnenexposition unter Vemurafenib (Zelboraf®) bei metastasier- EGFR-Inhibitoren an. tem Melanom Besonders bei stigmatisierenden und Multityrosinkinaseinhibitoren Vielzahl anderer Substanzen, darun- die Lebensqualität herabsetzenden ter Regorafenib (Stivarga®), Nilotinib dermatologischen Nebenwirkungen, Die Substanzklasse der Multityrosin- (Tasigna®) und Dasatinib (Sprycel®), wie z.B. dem papulopustulösen Ex- kinaseinhibitoren (MTKI) konnte sich sind mit ähnlichen Wirkungs- bzw. anthem oder Paronychien, ist eine in den vergangenen Jahren als Funda- Nebenwirkungsspektren im klini- frühzeitige, ja sogar präventive The- ment in der Therapie einer Vielzahl schen Einsatz. rapie zwingend indiziert. Der Patient von Malignomen durchsetzen. Suni- muss über die Korrelation zwischen tinib (Sutent®) und Pazopanib (Vot- Die für MTKI typische kutane Neben- Wirkung der onkologischen Thera- rient®) werden derzeit beim metasta- wirkung ist das Hand-Fuß-Syndrom pie und dermatologischer Nebenwir- sierten Nierenzellkarzinom (mRCC) (HFS) respektive die palmoplanta- kung eindringlich aufgeklärt werden. und anderen Malignomen eingesetzt. re Erythrodysästhesie. Es ist durch Provokationsfaktoren (z.B. Druck- Sorafenib (Nexavar®) ist beim hepa- Dysästhesien und Parästhesien an stellen) sollten nach Möglichkeit ver- tozellulären Karzinom (HCC) und Händen und Füßen gekennzeichnet. mieden werden. Eine weiterführende auch beim mRCC etabliert. Imatinib In schwereren Fällen bilden sich be- Erforschung der dermatologischen (Glivec®) ist die Erstlinientherapie sonders an Druck- und Reibestellen Pathologie hinter kutanen Neben- beim gastrointestinalen Stromatumor (Fersen, Fußballen, Friktionsstellen wirkungen ist ebenfalls unbedingt (GIST) und auch bei der chronisch von Schuhen) schmerzhafte Erytheme, erforderlich. myeloischen Leukämie (CML). Eine welche in weiterer Folge unter Blasen- bildung nässende Erosionen ausbilden können. Die Füße sind durchwegs stärker betroffen als Hände. Mecha- nische sowie physikalisch-thermische Faktoren können das Auftreten des HFS fördern. Histologisch finden sich Anzeichen für Schädigungen der Keratinozyten im Bereich der Epi- dermis, darüber hinaus sind perivas- kuläre lymphohistiozytäre Infiltrate und Hinweise auf eine beschleunigte epidermale Zellproliferation (Degen, JDDG 2010) festzustellen. Das HFS tritt dosisabhängig verstärkt auf. So kann man in zwei zwischen aktiven Abb. 2a und b: Papulopustulöses Exanthem Grad 1–2 unter dem MEK-Inhibitor Trametinib (Mekinist®) bei meta- stasiertem Melanom. Paronychie und Fissuren an Fingern nach Bagatelltrauma. Bemerkenswert ist die klinische Therapiephasen unter Sunitinib lie- Ähnlichkeit mit den Symptomen unter EGFR-Antikörper-Therapie genden Wochen, in denen kein Medi- jatros I Seite 34 Dermatologie & Plastische Chirurgie 2/14
Referat Dermatologie & plastische Chirurgie Substanzklasse Verabreichung Häufigste Nebenwirkung EGFR-Antikörper Da sowohl Antikörper als auch Tyrosinkinaseinhibi- toren gegen die Funktion der EGFR gerichtet sind, Cetuximab (Erbitux®) i.v. gleicht sich das Spektrum der Nebenwirkungen der Medikamente. kament gegeben wird, ein deutliches Panitumumab i.v. (Vectibix®) Abnehmen oder gar Verschwinden des • apulopustulöses Exanthem: ca. 43–85% p HFS verzeichnen. Das HFS ist somit EGFR-Tyrosinkinaseinhibitoren • Pruritus: ca. 57% • Paronychie: ca. 20% ein häufiger Grund für Dosisredukti- Erlotinib (Tarceva®) oral • Xerosis cutis: ca. 10–20% on oder gar Absetzen der oralen anti- • Stomatitis: ca. 23% neoplastischen Therapie. Substanzen, Gefitinib (Iressa®) oral • Effluvium, Alopezie welche besonders häufig ein HFS nach sich ziehen, sind Regorafenib, Sora- Lapatinib (Tyverb®) oral fenib und Sunitinib. Für Regorafenib MEK-Inhibitoren • apulopustulöses Exanthem: Inzidenz ca. 60% p sind Inzidenzraten von bis zu 61%, für • Pruritus Trametinib (Mekinist®) oral Sorafenib von bis zu 34% beschrieben. • Paronychie: ca. 15% z ugelassen, • Xerosis Obwohl Pazopanib ein vergleichba- bald verfügbar • Effluvium, Alopezie: ca. 20% res Wirkspektrum hat, tritt das HFS darunter in weniger als 2% der Fälle Tab. 1: Übersicht über die zurzeit verfügbaren EGFR-Antikörper und EGFR-Tyrosinkinaseinhibitoren sowie MEK-Inhi- bitoren. Verabreichungsmodus und die typischen dermatologischen Nebenwirkungen samt Inzidenzen sind gelistet. auf (Sternberg, JCO 2010). Dies liegt Diese Substanzgruppen sind aufgrund der großen Übereinstimmung des Nebenwirkungsprofils gemeinsam gelistet vermutlich an einer unterschiedlich starken Affinität des Medikaments zu Substanzklasse Verabreichung Häufigste Nebenwirkung seinen Zielstrukturen. Evidenzbasier- te Therapierichtlinien gibt es für das Multityrosinkinaseinhibitoren Oral verabreichte Multikinaseinhibitoren sind HFS derzeit keine (Lacouture, Oncolo- gegen ein weites Spektrum intrazellulär ge- • Sunitinib (Sutent )® oral legener Tyrosinkinasen gerichtet. Inziden- gist 2008). Es hat sich als zielführend Blockt VEGFR1–3, PDGFR, zen variieren aufgrund unterschiedlich star- herausgestellt, bereits vor Beginn der ker Bindungsaffinitäten zu den jeweiligen c-Kit, FLT3, RET, CSF-1R Therapie mögliche Friktionsstellen, Targets. Insbesondere Pazopanib scheint ein überschüssiges Horn und lange Nägel • S orafenib (Nexavar®) oral sehr gutes Verhältnis von Wirkung und Ne- zu entfernen. Eine intensive Lokalthe- Blockt VEGFR2/3, PDGFR, benwirkungen zu haben. rapie mit rückfettenden Topika bzw. c-Kit, FLT3, RAF Die aus klinischer Sicht wichtigsten Neben- hochpotenten topischen Kortikostero- wirkungen: iden ist sinnvoll. Starke mechanische • Pazopanib (Votrient ) ® oral Belastungen (z.B. Wanderungen) soll- Blockt VEGFR1–3, PDGFR, • H and-Fuß-Syndrom ten nach Möglichkeit vermieden wer- c-Kit, c-fms, FGFR • M ukositis/Stomatitis/Dysgeusie den. Gegebenenfalls muss systemisch • D epigmentierung/Vitiligo • Regorafenib (Stivarga®) oral • m akulopapulöses Exanthem mit Antiphlogistika therapiert werden. • Ö deme der Augenlider Blockt VEGFR1–3, TIE-2, Sollte die Lebensqualität des Patienten • s ubunguale Hämorrhagien FGFR-1, PDGFR, c-Kit, RET, unter der MTKI-Therapie zu stark be- RAF, p38MAPK einträchtigt sein, müssen behandlungs- Tab. 2: Überblick über die zurzeit aus dermatologischer Sicht wichtigsten Multityrosinkinaseinhibitoren. Verabrei- freie Intervalle ausgeweitet oder eine chungsmodus und relevante kutane Nebenwirkungen Dosisreduktion vorgenommen werden. Bei vielen Patienten kommt es unter rapieassoziierten Nebenwirkungen oder die Medikation gar abgesetzt Therapie mit Sunitinib (36% nach klinisch asymptomatisch, es kann werden muss. Lee, BJD 2009) respektive Sorafenib jedoch später zur Ausbildung von (28% nach Lee, BJD 2009) zum Auf- Aphthen, Erosionen oder Ulzera der Hypo-/Depigmentierung bestimmter treten von Mukositis bzw. Stomatitis Mundschleimhaut kommen. Häufig Hautareale wird durch die Blockade und damit assoziiert zu Dysgeusie werden empirische Behandlungsan- der Tyrosinkinase c-Kit ausgelöst und im Bereich der Mundschleimhaut. sätze wie Mundspülungen mit anti- tritt bei ca. 24% der Patienten unter Für Pazopanib und Imatinib wird septischen/antibiotischen Lösungen Sunitinib auf (Rosenbaum, Support über diese Nebenwirkung in Einzel- oder lokaler Applikation von Kor- Care Cancer 2008). Sie wurde für fällen berichtet. Insbesondere in der tikosteroiden (Volon-A-Haftsalbe) Pazopanib mit ca. 38% angegeben Therapie des mRCC führt dies zu oder lokalen Anästhetika (Xylocain- (Sternberg, JCO 2010). Für Imatinib einer deutlich besseren Verträglich- viskös-Gel) durchgeführt. Diese sind und Sorafenib sind deutlich niedrige- keit von Pazopanib verglichen mit oft nicht von Erfolg gekrönt, sodass re Fallzahlen hinsichtlich Depigmen- Sunitinib. Oftmals sind diese the- die therapeutische Dosis reduziert tierung übermittelt. Die betroffenen Dermatologie & Plastische Chirurgie 2/14 Seite 35 I jatros
Dermatologie & plastische Chirurgie Referat Sonnenexposition zu einer deutlichen Mild: EGFR-Inhibitor-Therapie fortsetzen Reduktion der Lebensqualität (Abb. 3). Lokalisierte Verteilung Nebenwirkungen monitieren Kaum Symptome Topische Kortikosteroide Dabrafenib (Tafinlar®), ein weiterer Keine Keine Beeinträchtigung des Allgemeinzustands Therapie +/- Erythromycin oder BRAF V600E-Inhibitor, zeigt deutlich Metronidazol niedrigere Inzidenzen kutaner Ne- Keine Superinfektion Wenn keine Besserung nach 2 Wochen benwirkungen im Vergleich zu Vemu- rafenib (Hauschild, Lancet 2012). Moderat: EGFR-Inhibitor-Therapie fortsetzen Angesichts der derzeit zur Verfügung Generalisiert Nebenwirkungen monitieren stehenden Daten kann dahingehend Milde Symptome (Juckreiz, Brennen) Topische Kortikosteroide, Antibiotika oder von einer deutlichen Verbesserung Geringe Beeinträchtigung des Allgemeinzustands Pimecrolimus PLUS der Lebensqualität ausgegangen wer- Keine Superinfektion Doxycyclin bzw. Minocyclin den. Fototoxizität ist beispielsweise Wenn keine Besserung nach 2 Wochen bei weniger als 10% der Patienten zu beobachten. Eine Kombination die- Schwer: EGFR-Inhibitor-Therapie fortsetzen ser Substanz mit dem oben erwähn- Generalisiert Nebenwirkungen monitieren ten Trametinib (Mekinist®) hat einen Schwere Symptome (Juckreiz, Brennen) synergistischen Effekt auf den Tu- Topische Kortikosteroide, Antibiotika oder Starke Beeinträchtigung des Allgemeinzustands mor und reduziert das Auftreten von Pimecrolimus PLUS Mögliche Superinfektion Doxycyclin bzw. Minocyclin PLUS Plattenepithelkarzinomen und Kera- syst. Kortikosteroid toakanthomen auf wenige Prozent Wenn keine Besserung nach 2 Wochen, (Flaherty, NEJM 2012). Medikation pausieren oder absetzen Conclusio Tab. 3: Exanthem Algorithmus Dermatologische Nebenwirkungen neuartiger onkologischer Therapien Haare zu tönen oder zu färben, ist Neuartige Substanzen wie Pazopanib sind ein integraler Bestandteil des eine einfache Methode, diese Neben- zeigen ein im Vergleich zufriedenstel- Toxizitätsspektrums. Oftmals sind wirkung zu behandeln. lendes Nebenwirkungsprofil (Powe- sie mit einer deutlichen Reduktion les, Eur J Cancer 2012). an Lebensqualität und darüber hin- Das makulopapulöse Exanthem ist aus mit einer merklichen Morbidität ebenfalls von klinischer Relevanz. Selektive BRAF-Inhibitoren vergesellschaftet. Aus klinischer Sicht Es tritt unter Sorafenib mit ca. 20%, sind die derzeit zur Verfügung stehen- unter Sunitinib mit ca. 10% (Lee, Der selektive BRAFV600E-Inhibitor den Therapien zur Behandlung der BJD 2009), unter hohen Dosen von Vemurafenib (Zelboraf®) ist für Patien- jeweiligen Nebenwirkung als weitge- Imatinib mit bis zu 46% (Joensuu, ten mit dieser Mutation als Erstlinien- hend insuffizient anzusehen. Weitere Cancer Treat Rev 2010) auf. Für Pa- therapie beim metastasierten Melanom Anstrengungen hinsichtlich der Op- zopanib ist diese Problematik nur in zugelassen. Manche Nebenwirkungen timierung der Therapie der dermato- Einzelfällen beschrieben. Sollten gro- haben große Ähnlichkeit mit jenen der logischen Nebenwirkungen müssen ße Körperareale davon betroffen sein MTKI, doch konnte man im bisherigen unternommen werden. n und eine Reduktion des Allgemeinzu- klinischen Einsatz einige substanzspezi- standes damit einhergehen, muss eine fische Nebenwirkungen feststellen. Bei Dosisreduktion respektive das Abset- ca. 30% der Patienten konnte ein De- Autoren: K. Harmankaya, B. Volc-Platzer zen der Medikation erwogen werden. novo-Auftreten von Keratoakanthomen Korrespondierender Autor: Dr. Kaan Harmankaya Eine symptomatische Lokaltherapie und Plattenepithelkarzinomen detektiert Abteilung für Dermatologie, mit Kortikosteroiden sowie eine anti- werden. Auch wurde observiert, dass es Leitung: pruriginöse Therapie mittels Antihis- unter dieser Therapie zu einem gehäuf- Prim. Univ.-Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer taminika erster und zweiter Generati- ten Auftreten von Sekundärmelanomen Donauspital, SMZ Ost Langobardenstraße 122 on sind angezeigt. kommen dürfte (Zimmer, JCO 2012). 1220 Wien Eine Fehlregulation in der MAP-Kinase- E-Mail: kh@mein-dermatologe.at Generell gilt es, eine möglichst früh- Signalkaskade ist unter Umständen für zeitige und präventive Therapie hin- dieses Phänomen verantwortlich. Ne- Fotoquelle: Universitätsklinik sichtlich potenzieller Nebenwirkun- ben dem Auftreten von makulopapulö- für Dermatologie, Wien gen einzuleiten. Es sollten mögliche sen Exanthemen, HFS und Effluvium/ Trigger (z.B. mechanische Belastungs- Alopezie führt eine äußerst schwere stellen bei HFS) vermieden werden. Fototoxizität bei auch nur minimaler jatros I Seite 36 Dermatologie & Plastische Chirurgie 2/14
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