Oslo und der Oslofjord - Michael Müller Verlag
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22 Oslo und der Oslofjord Der meistbefahrene Schiffsweg Erdgeschichtlich betrachtet bildet der des Nordens ist über 100 km Fjord – der geologisch korrekt eigent- lang und bis zu 300 m tief. Aber- lich eine Förde ist – mit dem Mjøsasee tausende kleiner Inseln und weiter nördlich das obere Ende einer Abermillionen kahler Schären Grabenzone, die vom Rhônetal über machen den Meeresarm zu den Oberrhein bis nach Norwegen einem Eldorado für Sommer- reicht. Die Region an den Ufern des von frischler, Sonnenanbeter, Waldhügeln umrahmten Meeresarms gehört zu den am dichtesten besiedel- Schwimmer und Hobbykapitäne. ten des Landes. Und zu den ge- schichtsträchtigsten, denn die Städte Sarpsborg im Osten des Fjords und Tønsberg im Westen gelten als Norwe- gens älteste, über tausend Jahre alte Siedlungen. An den beiden Fjordufern finden sich beschauliche kleine Ort- schaften, die schon zu Beginn des 20. Jh. von den Großstädtern zur Som- merfrische angesteuert wurden. Je weiter man in Richtung Oslo fährt, desto verbauter wird die Landschaft – die unausweichliche Folge eines schier unaufhaltsamen Bevölkerungs- wachstums. Die Europastraße E 6 durchschneidet von Malmø bis über Oslo hinaus den Landstrich. In die Nordspitze des Fjords schmiegt sich Oslo. Die norwegische Landes- und Kulturhauptstadt ist eine recht betriebsame Stadt, die mit hoch- karätigen Museen, aber auch entspann- tem Flair besticht und in der die königliche Familie wohnt. Lassen Sie auf keinen Fall den neu angelegten Uferbereich zwischen Aker Brygge und Opernhaus aus! Aber auch kleinere Orte am Fjord Unter Wasser sind durchaus sehenswert. Die West- seite wird von Touristen häufiger be- Der Tunnel unter dem Oslofjord zwischen Drøbak und Storsand reist, da Ziele wie der kleine Küstenort erleichtert die Weiterfahrt nach Åsgardstrand oder die Stadt Tønsberg Südnorwegen und ist ein Segen für auf dem Weg von Oslo zur Südküste all diejenigen, die auf dem Landweg liegen. Aber auch die Ostseite des anreisen und den Großraum Oslo Fjords bietet lohnenswerte Ziele, etwa nicht besuchen wollen. die Insel Jeløy und die Ortschaft
Nordkap Repvag Hammerfest Lakselv å len er Tromsø Fredrikstad mit historischer Altstadt Kautokeino st Ve Sortland und Festung. Nicht zuletzt gibt es n te Narvik entlang des Fjords zahlreiche Bade- fo Lo Bodø möglichkeiten, z. B. in Drøbak, die Pola rkr e is von den Großstädtern in den Mo i Rana Sommermonaten gerne ange- steuert werden. Namsos Der Oslofjord ist der einzige Trond- Steinkjer heim Fjord Norwegens, der bisweilen Kristiansund zufriert. Der Grund: Die Wär- Ålesund Måløy mewalze des Golfstroms – Florø Otta verantwortlich dafür, dass die Dragsvik Lillehammer Fjorde des Westens eisfrei Bergen Hamar bleiben – zieht weitgehend Haugesund Drammen Oslo an der Oslo-Bucht vorbei. k-- Frederik- Stavanger Larvik stad Kristiansand Was anschauen? Opernhaus in Oslo: Das futuristische Gebäude ist in den Fjord hineingebaut und sticht über das Kopfsteinpflaster der kleinen sofort ins Auge. Man kann und darf auf Gassen taucht man in vergangene Zei- dem Dach herumspazieren – immer ten ein. ϓ S. 65 ergeben sich neue Blickwinkel auf das Opernhaus, aber auch herrliche Aus- Wo baden? blicke auf Stadt und Fjord. ϓ S. 36 Sogar in der Innenstadt von Oslo gibt Museumsinsel Bygdøy: Einige der inte- es mittlerweile die Möglichkeit, ins ressantesten Museen Oslos – und ganz Wasser zu hüpfen, etwa am neu ange- Norwegens – liegen auf der Halbinsel, legten Sørenga-Areal (Ք S. 28) in un- die vom Stadtzentrum aus am schöns- mittelbarer Nähe zum Opernhaus – ten mit dem Schiff zu erreichen ist. ideal für die schnelle Abkühlung beim Darunter drei, die sich berühmten Sightseeing. Richtig schöne Badeplätze Schiffen widmen (Wikingerschiffmu- gibt es außerhalb der Stadt, speziell auf seum, Fram-Museum und Kon-Tiki- der Insel Tjøme (Ք S. 81). Sie ist ein Museum), und das Norsk Folkemu- beliebtes Sommerausflugsziel, selbst seum präsentiert seine Häuser in einem Mitglieder der Königsfamilie finden Park. ϓ S. 39 sich hier zum kühlen Bad ein. Holmenkollen: Die Skisprungschanze im Nordwesten ist so etwas wie ein Wahr- Und was sonst? zeichen der Stadt. Schon Ende des 19. Jh. Nationalfeiertag erleben: Jedes Jahr am wurden hier Wettbewerbe ausgetragen, 17. Mai pilgern die Norweger in festli- die aktuelle Schanze wurde 2011 nach che Trachten gekleidet zum Königs- neuesten Standards gebaut. ϓ S. 43 schloss in Oslo, wo die royale Familie Festungsstadt Fredrikstad: Einst die vom Balkon winkt. ϓ S. 61 größte Festung des Landes und vor 200 Olavstage mitfeiern: In Sarpsborg wer- Jahren noch Stützpunkt für 2000 Sol- den Ende Juli Festivitäten mit histori- daten. Die Gebäude innerhalb der schen Aufführungen zu Ehren des Festungsanlage sind heute von Zivilis- Wikingers und Stadtgründers Olav Ha- ten bewohnt, aber beim Schlendern raldsson veranstaltet. ϓ S. 68
Lillehammer 24 Gjøvik Oslo und Oslofjord Lillehammer Raufoss Stange 34 Mjøsa Reinsvoll Tangen Flisa Nes 7 Espa E16 Hurdal E6 Brandbu Minnesund 240 Eidsvoll E6 Noresund 4 Skarnet Jevnaker Harestua Hønefoss 702 Kongsvinger Jessheim Tyri- Nittedal Vikersund fjorden Bærum Lillestrøm 35 35 Sandvika Bjørkelangen Asker OSLO Sjåstad Hokksund Tusenfryd E134 Drammen Ski 22 Svelvik Drøbak Sande Askim E6 40 Mysen E18 Holme- Jeløy Hvittingfoss strand Horten Moss Rakkestad Årjäng Åsgårdstrand E6 O s l o f j o r d e n Tønsberg Larkollen E18 110 Torp Sarpsborg Sandefjord Fredrikstad Halden Kristiansand Kristiansand Tjøme Larvik Svinesund Stora Hvaler- Le øyene Stavern Stenby 22 Ström- Ed stad E6 Oslofjord 12 km
Oslo 25 Oslo In diese Stadt muss man sich einfach verlieben – malerisch einge- rahmt von grünen Höhen und dem Oslofjord, voller Sehenswürdig- Oslo und Oslofjord ϓ Karte S. 24 keiten und mit einem reichhaltigen kulturellen Angebot. Gerade mal 670.000 Einwohner hat Oslo, die Hälfte der Stadtfläche besteht aus Wald, 343 Seen und 40 Inseln. Aber auch über 50 teils weltbe- rühmte Museen gibt es zu entdecken. Wie immer Sie sich der Stadt nähern, oberhaupt – der König samt Familie – ob aus der Luft, auf dem Wasser oder in einem vergleichsweise bescheidenen über die Straße – Oslo bezaubert durch Schloss, hier tagen die derzeit 169 Stor- seine Lage am Ende des 100 km langen ting-Abgeordneten im Parlamentsge- Oslofjords. Im Vordergrund erstreckt bäude an der Karl Johans gate, und slo sich der bis zum Kai noch von blanken auch Regierung und Oberster Gerichts- Schären durchsetzte Fjord, auf dem Fi- hof haben in Oslo ihren Sitz. o- scherboote neben Ozeanriesen düm- Die Stadt ist modern, aufgeweckt d peln. Die Hochhäuser sind in den letz- und bietet eine enorme Lebensqualität. ten Jahren etwas zahlreicher geworden, Das kulturelle Angebot ist riesig, und aber von einer echten Skyline kann nicht nur an den Wochenenden ziehen man trotzdem nicht reden. Dahinter er- ganze Menschenscharen durch die heben sich die grünen, im Winter oft Straßen und Gassen zu den oft ver- tiefverschneiten Höhen der Marka, der steckten Bars und Kneipen, zu den Hügelkette im Norden der Stadt. zahlreichen Cafés und Geschäften. Oslo ist Hauptstadt und Metropole Die Stadt mit einem Wort zu be- Norwegens. Hier residiert das Staats- schreiben fällt schwer. „Beschaulich“ Das moderne Opernhaus in Oslo ist direkt in den Fjord hineingebaut
26 Oslo und Oslofjord O In Oslos Storting-Gebäude tagt das norwegische Parlament kommt einem da spontan in den Sinn, schippern – dann spüren Sie eine fast auch wenn dieser Ausdruck so gar mediterrane Leichtigkeit, die man hier nicht zu einer Hauptstadt passen will. nicht unbedingt vermutet. Aber ganz ehrlich, im Vergleich zu an- Ein ganz großer Faktor in puncto Le- deren europäischen Metropolen ist Oslo bensqualität ist sicherlich die weitläu- ein Dorf. Für eingefleischte Großstädter fige Natur um die Stadt herum: vielleicht ein Manko, für den Erholung Eingerahmt von den waldreichen suchenden Urlauber ein Segen. Hektik Bergkämmen der Marka und dem scheint hier ein Fremdwort zu sein. schärenreichen Ufer des 100 km langen Kein Gehupe auf verstopften Straßen Oslofjords ist die Stadt wohl Europas (das historische Stadtviertel Kvadratu- grünste City. Die Stadtfläche von ren sollte man mit dem Pkw trotzdem 453 km² ist nur zu einem Drittel be- meiden), kein Geschiebe und Gedränge baut: 343 Seen, 40 Inseln und 16 ange- auf den Flaniermeilen, keine gestress- legte Parks sorgen für Naherholung ten Passanten. Der perfekte Ort, um in und eine problemlose Trinkwasserver- städtischer Umgebung die Seele bau- sorgung, von der Stadtväter anderswo meln zu lassen. nur träumen können. Sie werden einen ersten Eindruck Oslo hat auch viel Kultur zu bieten: Os bekommen, wenn Sie eine Sonnen- Von der atemberaubenden Nationalga- Stadt stunde auf einer Bank vor dem Natio- lerie bis zum Volksmuseum – dem uk naltheater verbringen, ein Bier am größten Freilichtmuseum Skandinaviens Abend vor Aker Brygge am Hafen trin- – reicht das wirklich erlebenswerte ken, an einem verschneiten Wintertag kulturelle Freizeitangebot. Und auch von der Holmenkollen-Schanze den das Nachtleben ist keinesfalls zu ver- Blick auf das weiße Oslo bis zu den Hö- achten. Im angesagten Szeneviertel Grü- hen der Hardangervidda genießen oder nerløkka reihen sich Lokale, Nachtclubs, wenn Sie an einem warmen Frühlings- Bars und Kneipen. Die Restaurants der tag auf dem Fjord gen Hauptstadt Stadt gehören zu den besten – und leider
Oslo | Stadtstruktur 27 Stadt des Friedens Alfred Nobel, schwedischer Ingenieur und Erfinder des Dynamits, verfügte 1895 testamentarisch, dass seine Vermögenszinsen zu gleichen Teilen denen zukom- men sollen, „die im vergange- Oslo und Oslofjord ϓ Karte S. 24 nen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erwiesen ha- ben“. Während die Nobelprei- se für Physik, Chemie, Medi- zin, Wirtschaft und Literatur von schwedischen Körper- schaften verliehen werden, ist die Auswahl des Friedensno- belpreisträgers Sache des norwegischen Nobelkomitees, dessen Mitglieder vom Osloer Parlament gewählt werden. Der Preis wird alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, im Osloer Rathaus verliehen und ist um- gerechnet mit etwa 855.000 Euro dotiert. Unter den Preisträgern finden sich Berühmtheiten wie Henri Dunant oder Fridtjof Nan- sen, Gustav Stresemann und Carl von Ossietzky, Albert Schweitzer, Willy Brandt, Nelson Mandela, Kofi Annan und Barack Obama. auch teuersten – des Landes und eine ner, und auch nach zahlreichen bereits derart ausgeprägte Cafékultur würde vollendeten Arbeiten wird es das si- man eher in südlichen Gefilden ver- cherlich noch etliche Jahre bleiben. Letz- muten. te Großprojekte waren die komplette Bei aller Beschaulichkeit ist Oslo ei- Neugestaltung des an die Aker Brygge nes aber auf gar keinen Fall, nämlich angrenzenden Tjuvholmen-Areals und verschlafen. Die Stadt befindet sich im- des Bjørvika-Areals an der Oper. mer im Wandel, und es werden – nicht zuletzt dank gut gefüllter Kassen – be- Stadtstruktur ständig Veränderungen am Stadtbild Der Stadtkern schmiegt sich an das vorgenommen. Und auch wenn die Nordufer des Oslofjords, der hier Meinungen diesbezüglich sicher etwas immerhin noch 40 m tief ist und ein auseinandergehen, kann man die Er- ideales Hafenbecken formt. Die Grenze gebnisse alles in allem als gelungen be- zum Hinterland bildet der Tryvanns- zeichnen. Ein ganz besonderes Projekt høgda-Voksenkollen, von dessen Hö- war der Bau des futuristischen Opern- henrücken sich etliche Bäche und Flüs- hauses, das 2008 eröffnet wurde. Außer- se ins Oslobecken ergießen. Der wich- dem ist das gesamte Hafengebiet schon tigste war schon immer der Akerselva. seit Längerem im Fokus der Stadtpla- Er diente einst als Kraftquelle für die
28 Oslo und Oslofjord junge Industrie und bildete lange Zeit ehemalige gleichnamige Containerha- die „Klassengrenze“ Oslos. Am Ostufer fengelände in einen attraktiven Stadt- des Flusses lagen die Arbeiterquartiere, teil umgewandelt, den die Osloer als im Westen die bürgerlichen Villenvier- Naherholungsgebiet nutzen. Denn dort tel. Heute wohnen die Arbeiter in Satel- liegt der Sørenga-Meerwasserpool. litenstädten und ihr ehemaliges Viertel Die Halbinsel Bygdøy ist Sitz zahlrei- Grünerløkka präsentiert sich als multi- cher Museen, außerdem weilt die Kö- kultureller und extrem angesagter nigsfamilie hier zur Sommerfrische in Spielplatz von Oslos Boheme. ihrer Residenz. Im Sommer ist Bygdøy Die feinen Leute wohnen noch im- ein beliebtes Wochenendziel der mer im Westen, gleich hinter dem Hauptstädter, um dort zu baden, spa- Schloss. Viele der klassizistischen Vil- zieren zu gehen oder kulturellen Ge- len dienen zwar als Sitz ausländischer nüssen zu frönen. Ein Muss für jeden Botschaften, aber südlich des Schloss- Oslo-Besucher. parks gibt es ganze Straßenzüge mit Im Stadtkern, zwischen Karl Johans Os Altbauten aus der Jahrhundertwende, gate, dem neuem Hauptbahnhof und Stad in denen sich einige der begehrtesten dem Rathaus, laufen die Fäden zusam- schic Wohnungen der Stadt befinden. Leisten men. Hier ist der Knotenpunkt des muss man sie sich allerdings können. Nahverkehrs, Ausgangspunkt aller Einige der teuersten Behausungen der Fähren, Sitz von namhaften Restau- Stadt gibt es übrigens an der Aker rants, Museen, Theatern und Hotels. Brygge und in Tjuvholmen, wo man für Einkaufscenter und Passagen, wie Pa- ein zweistöckiges Penthouse mit Fjord- leet an der Karl Johans gate oder By blick schon einen zweistelligen (Euro-) Porten direkt am Bahnhof, bringen in- Millionenbetrag locker machen muss. ternationale Marken an den Kunden. Ein völlig neues Stadtviertel ent- Hier sollte man genüsslich zu Fuß auf stand am Oslofjord südlich des Opern- Erkundungstour gehen, alles Sehens- hauses: Sørenga. Hierfür wurde das werte liegt dicht beisammen. Lohnend Grüne Oase im Stadtzentrum
Oslo | Stadtgeschichte 29 ist hierbei auch der historische Stadt- der Stadt siedelten sich Industrien aus teil Kvadraturen zwischen der Karl Jo- den Bereichen Schiffsbau, Textilferti- hans gate und der Akershus-Festung – gung oder Nahrungsmittelproduktion wie der Name vermuten lässt, sind die an, die Einwohnerzahl schnellte in der Straßen schachbrettförmig angelegt. zweiten Hälfte des 19. Jh. von 32.000 auf 228.000. Um die Leute unterzubrin- Stadtgeschichte gen, wurden vielerorts Mietskasernen Oslo und Oslofjord ϓ Karte S. 24 Oslo wurde 1050 von König Hardråde, gebaut, die das Stadtbild noch bis ins dem „letzten Wikinger“, gegründet. Die 20. Jh. hinein bestimmten. So stand Stadt war lange Ausgangspunkt kolo- auch an der Stelle, wo heute das Rat- nialistischer Wikingerzüge, aber auch haus den Hafen überragt, noch in den Handelsplatz der später friedfertigeren 1930er-Jahren ein Arbeiterquartier. Norweger. Das nutzten auch die Mis- Den nächsten Bauboom, u. a. finan- sionare, und bereits 20 Jahre nach der ziert mit Geldern aus dem Marshall- Gründung Oslos wurde die Stadt Bi- plan, erlebte Oslo nach dem Zweiten schofssitz. Leider überstand das 1147 Weltkrieg. Einer der Gründe war die erbaute Zisterzienserkloster den Brand Ausrichtung der Winterolympiade von 1532 nicht. 1952, die eine Vielzahl baulicher Maß- Größere Brände (1223, 1254, 1532, nahmen notwendig machte. Es ent- 1624) und zwei Pestepidemien (1350, standen neue Hauptverkehrsstraßen, 1654) setzten der Stadt immer wieder auch das Bahnliniennetz wurde ausge- zu, wohl auch das ein Grund, warum baut. Später weitete sich dann das bis ins 19. Jh. zunächst Trondheim und Stadtgebiet durch die Eingemeindung später Bergen die führenden Städte von Vororten wie der Aker-Kommune Norwegens blieben, obwohl Oslo be- erheblich aus. Um den Stadtkern reits 1299 zur Hauptstadt ernannt wor- herum, im Nordosten, bildeten sich den war. Nach dem vierten großen nach und nach Satellitenstädte, und Brand 1624 ließ Dänenkönig Christian am westlichen Stadtrand entstanden IV. die Stadt im Schutz der Festung bürgerliche Holzhaussiedlungen. Akershus neu aufbauen. Steinhäuser Ab Beginn der 1970er-Jahre wurde traten an die Stelle der alten Holzhäu- das Zentrum schrittweise verkehrsbe- ser, und rechtwinklig angelegte, breite ruhigt. 1970 legte man erste Fußgän- Straßen, Brandschneisen gleich, ersetz- gerzonen an, und 1980 wurde mit der ten die verwinkelten Gassen. Der bau- Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs freudige König gab dem Flecken auch der Eisenbahntunnel unter der Stadt seinen Namen: Christiania (ab 1877 eingeweiht. Der nächste Schritt folgte „Kristiania“ geschrieben) hieß die 1990 mit der Eröffnung eines Straßen- Reichshauptstadt unter dänischer tunnels, mit dessen Hilfe auch der Herrschaft bis 1925, und erst 20 Jahre Autoverkehr weitgehend aus der In- nach Erringen der Unabhängigkeit be- nenstadt verbannt wurde. Mit der Ein- kannten sich die Norweger zum altnor- weihung des Bjørvika-Tunnels im Jahr wegischen Namen Oslo. 2010 war die E18 im kompletten Stadt- Nach der Loslösung von Dänemark bereich zwischen den Ortsteilen Rye im und mit der einsetzenden Industriali- Osten und Filipstad im Westen unter sierung wurde die Hauptstadt schließ- die Oberfläche verlegt. lich auch zur wichtigsten Stadt des In den 1980er-Jahren begann man Landes. 1811 gründete man hier die mit dem Umbau des Aker-Brygge- erste Universität Norwegens, und zwi- Areals das Großprojekt „Fjordbyen“ schen 1825 und 1848 entstand das (Fjordstadt), bei dem quasi der ge- Schloss als fester Königssitz. Im Osten samte ans Wasser angrenzende Teil
30 Oslo und Oslofjord des Stadtzentrums Stück für Stück er- che des Bistums Oslo und die Gemein- neuert und modernisiert werden sollte. dekirche des Zentrums von Oslo. Von In den 2000er-Jahren folgten der der ursprünglichen Ausstattung sind Stadtteil Bjørvika mit dem neuen die Kanzel, das Altarbild und Teile der Opernhaus und das an die Aker Brygge Orgel erhalten. Der Kirchturm, der 1850 angrenzende Tjuvholmen. Das Ge- erbaut wurde, wurde lange Zeit als samtprojekt soll bis 2020 beendet sein. Aussichtspunkt der Feuerwache ge- Am 22. Juli 2011 um 15.25 Uhr nutzt. Außen sind das reliefge- explodierte im Regierungsviertel eine schmückte Portal und innen die Glas- Autobombe, knapp zwei Stunden spä- malereien von Emanuel Vigeland, dem ter eröffnete der dafür verantwortliche Bruder des „großen“ Vigeland, sehens- Attentäter auf der Insel Utøya das wert. Im Jahr 2010 wurde der Dom Feuer auf die Teilnehmer eines Jugend- nach umfangreichen Restaurierungsar- camps der sozialdemokratischen Arbei- beiten wieder eröffnet. derpartiet. 77 Menschen – darunter ϋ Tägl. 10–16 Uhr geöffnet, Eintritt frei. viele Jugendliche und Kinder – verloren ι 23629010, www.oslodomkirke.no. bei den Anschlägen ihr Leben. Der Tä- ter wurde noch auf der Insel festge- Storting: Das 1866 errichtete gelbe Par- Os nommen, im Verlauf des anschließen- lamentsgebäude befindet sich am Ende Entla den Prozesses äußerte er immer wieder der Fußgängerzone gegenüber dem der K islamfeindliche Motive. Die Reaktion Grand Hotel. Der Bau ist nicht gerade Joha der tief betroffenen Norweger war be- monumental, passt aber gut ins Stadt- g merkenswert, Premierminister Jens bild. Ein Besuch lohnt v. a. wegen des Stoltenberg verkündete bei seiner Trau- schönen Interieurs – beachtlich ist das errede „… wir werden unsere Werte Wergeland-Gemälde „Eidsvoll 1814“ im nicht aufgeben. Unsere Antwort lautet: Plenarsaal. Auf dem kleinen Platz vor mehr Demokratie, mehr Offenheit, dem Gebäude gibt es einige Bänke und mehr Menschlichkeit.“ Der Täter wur- eine Grünfläche, die zu einer kleinen de am 24. August 2012 wegen Mordes Rast einladen. an 77 Menschen zu 21 Jahren Haft mit ϋ Kostenlose Führungen Sa um 10, 11.30 (auf anschließender Sicherheitsverwah- Englisch), 13.30 und 15 Uhr (auf Norwegisch), rung verurteilt. im Juli/Aug. auch unter der Woche. Keine Vorabbuchung möglich, also lieber etwas frü- her erscheinen. Eintritt frei. ι 23313180, www. Entlang der Karl Johans gate stortinget.no. Norwegens berühmteste Meile ist ziemlich genau 1,5 km lang und führt Universität: Vor allem die Aula, in der – wie mit dem Lineal gezogen – in bis 1990 der Friedensnobelpreis verlie- Ost-West-Richtung vom neuen Haupt- hen wurde – jetzt findet die Zeremonie bahnhof zum Schloss. Die erste, im Rathaus statt –, ist wegen der zunächst abschüssige Hälfte ist für den Wandmalereien von Edvard Munch be- Autoverkehr gesperrt. Sie ist eine suchenswert. Weltberühmt ist sein Ge- ideale Flaniermeile mit etlichen Ge- mälde „Die Sonne“. Die Aula ist aller- schäften, Bars, Hotels und Restau- dings nur bei Veranstaltungen wie rants, aber auch einer ganzen Reihe Konzerten für die Öffentlichkeit zu- von Sehenswürdigkeiten. gänglich. Das altehrwürdige Gebäude, Domkirke: Der 1697 eingeweihte und dessen Bau 1854 beendet wurde, ist auf 1950 umfassend restaurierte Backstein- der rechten Seite der Karl Johans gate bau liegt rechter Hand der Karl Johans (Nr. 47) zu finden. gate gleich hinter den Basarhallen am Nationalgalerie: Die Galerie ist Teil des Stortorvet. Die Kirche ist die Hauptkir- Nationalmuseums für Kunst, Architek-
Oslo | Entlang der Karl Johans gate 31 tur und Design und beherbergt Norwe- Nationaltheatret: Norwegens größtes gens größte Kunstsammlung mit rund Theater öffnete 1899 seine Pforten und 4500 Gemälden und 900 Skulpturen. hat sich auch über die Landesgrenzen Berühmtestes Stück ist sicherlich eine hinaus einen Namen gemacht. Das Ge- Version von Edvard Munchs „Der bäude vereint vier Bühnen, die zwi- Schrei“, die nach dem aufsehenerre- schen Ende August und Juni vornehm- genden Diebstahl von 1994 wieder- lich Ibsen-Werke aufführen. Die beiden Oslo und Oslofjord ϓ Karte S. 24 beschafft werden konnte. Zwei Säle Denkmäler vor dem Eingang zeigen sind dem größten Maler Norwegens ge- Henrik Ibsen und Bjørnstjerne Bjørnson. widmet. Ansonsten präsentiert die Das Theater mit einer schönen Gemäl- Galerie einen umfassenden Querschnitt desammlung liegt hinter der Parkan- der Malerei der letzten zwei Jahrhun- lage an der Karl Johans gate und kann derte. Neben französischen Impres- nur auf Anfrage besichtigt werden. sionisten und Rodin-Skulpturen finden ϋ Johanne Dybwads plass 1, Info ι 22001400 sich Bilder von Picasso, C. D. Friedrich, (Zentrale), Ticketbestellung unter ι 81500811. El Greco und Goya. Das Gebäude befin- Spielplan im Internet, Tickets für Vorstellungen det sich in der zweiten Querstraße zur kosten je nach Bühne 160–400 NOK. www. Karl Johans gate. Für 2020 ist der nationaltheatret.no. Umzug in ein neues Gebäude geplant Slott (königliches Schloss): Weithin (Ք Nye Nasjonalmuseet, S. 34), dort sichtbarer, westlicher Endpunkt der werden dann alle Zweigstellen (bis auf das Nasjonalmuseet Arkitektur) unter einem Dach zu finden sein. ϋ Di/Mi und Fr 10–18 Uhr, Do 10–19 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr. Eintritt 120 NOK, Senioren 60 NOK, Kinder frei. Tickets gelten für alle Zweigstellen der Nasjonalgalleriet und das Nasjonalmuseet – Arkitektur (Einzelticket 50 NOK). Universitetsgaten 13, ι 21982000, www.nasjonalmuseet.no. Historisk Museum: In der ersten Quer- straße hinter der Universität. Zu sehen ist eine äußerst interessante Sammlung zur norwegischen Geschichte bis hin zur Reformation. Besonders besuchens- wert sind der Wikinger- und der Mittel- altersaal. In der ethnografischen Abtei- lung gibt es Ausstellungen zu den Themenbereichen Afrika, Asien und Amerika, speziell hervorzuheben ist die Arktisschau. Der dritte Bereich (Mynt- kabinett) zeigt Zahlungsmittel von der Antike bis zur Gegenwart. Ebenfalls Teil des Museums ist das Vikings- kipshuset auf Bygdøy (Ք Bygdøy). ϋ Okt. bis April Di–So 11–16 Uhr, Mai bis Sept. Di–So 10–17 Uhr. Eintritt Di–Sa 100 NOK, Senioren und Studenten 80 NOK, Kinder frei. Eintritt mit Oslo Pass frei. Frederiksgate 2, ι 22851900, www.khm.uio.no. Oslos Nationaltheater
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