PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München

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PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München
PFARRBRIEF
                 ST. GABRIEL · HEILIG BLUT

2020-3 Weihnachten                    Dezember 2020 – März 2021
PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München
ST. GABRIEL · HEILIG BLUT

Wenn Sie sich einsam fühlen …
   … oder von Jemandem wissen, der unter Einsamkeit leidet:
                 Kommen Sie bitte auf uns zu.
    Wenden Sie sich an die Seelsorger bzw. Seelsorgerin der
             Pfarreien St. Gabriel und Heilig Blut!
       (Die Adressen finden Sie auf der vorletzten Seite)

    St. Gabriel 2 419501-0 · Heilig Blut 2 982773-0
PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München
EDITORIAL

                      In eigener Sache

Mit der Nummer 3 unseres gemeinsamen Pfarrbriefes von St. Gabriel und Hl. Blut möch­
ten wir Ihnen einen Vorschlag machen: Verstehen Sie dieses Heft doch auch als Forum.
Warum? Es hat Freude gemacht, zu sehen, wie groß das Echo auf unsere Frage nach
den eigenen Eindrücken des coronabedingten Stillstandes im Frühjahr war und wie viel­
seitig die Beiträge waren, die uns erreichten und die wir dann veröffentlichen konnten.
Wir könnten uns deshalb gut vorstellen, eine Leserbriefseite einzurichten, auf der Gedan­
ken, Anregungen, auch Kritik geäussert werden können. Machen Sie also gerne mit! Wir
­freuen uns über Beiträge. (pfarrbrief-st.gabriel-hl.blut@web.de)

Diese Zeiten sind für alle eine große Herausforderung. Dazu kommt, dass auch unser
Pfarrverband mit immer weniger hauptamtlichen Mitarbeitern zurecht kommen muss.
Dennoch ist das Angebot vielfältig. Nicht nur an den Wochenenden gibt es mehrere
Eucharistie­feiern, sondern auch an den Werktagen (außer Montag) wird täglich eine Hl.
Messe gefeiert. Außerdem finden wieder viele Aktivitäten in den Pfarrheimen statt. Ge­
wöhnen wir uns daran, St. Gabriel und Hl. Blut als Einheit zu sehen und besuchen wir uns
gegenseitig.

Hin und wieder werden nun auch sogenannte Wort-Gottes-Feiern
angesetzt. Was darunter zu verstehen ist, lesen Sie auf Seite 26.
Unser Pfarrverband hat einen Pastoralreferenten und eine Ge­
meindereferentin. Wer sind sie, was ist ihre Aufgabe? Lesen Sie
das Gespräch auf Seite 13.
Angesichts des Weihnachtsfestes beschäftigen wir uns mit der Hl.
Familie und regen an, mal wieder die Krippenausstellung im nahe
gelegenen Nationalmuseum zu besuchen.

Viel Freude bei der Lektüre wünscht Ihnen

Ihre Pfarrbriefredaktion                                            Verkündigungsengel aus
                                                                    der Rundkrippe, Neapel.
                                                                    © Bayerisches Nationalmuseum

                                                                                                   3
PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München
INHALT

VORWORT               Vier Engel in meiner Nähe                                                                     5
IMPULS                Fratelli Tutti – Über die Geschwisterlichkeit und
                      die soziale Freundschaft                                                                      6
HEILIGE               Maria, Joseph und Jesus, die Heilige Familie                                                  9
EINEN AUSFLUG WERT    Zur Krippe her kommet … Ein Besuch im
                      Bayerischen Nationalmuseum                                                                    11
IM PORTRAIT           Nicht nur Priester sind Seelsorger                                                            13
AUS DEM PFARRVERBAND Welche Gruppen sind wieder aktiv, was findet wieder statt?                                     15
AUS DEM PFARRVERBAND Ginkgo statt Vogelkirsche – Zuwachs auf Klostergrund                                          16
AUS DEM PFARRVERBAND Weltgebetstag Vanuatu 2021 – worauf bauen wir?                                                19
AUS DEM PFARRVERBAND Nachruf Frau Maria Bremm                                                                       21
AUS DEM PFARRVERBAND Ein ganz besonderer Spielraum in Haidhausen                                                   22
WAS WIR TUN           Die Bibel verstehen – Bibelabend und Bibelkreis                                              24
WAS WIR TUN           Besinnungstag der Senioren in St. Ottilien                                                   25
WAS IST EIGENTLICH …  … ein Wortgottesdienst                                                                       26
KINDERSEITEN          Was bedeutet Taufe? · Nikolaus · Adventsgeschichten                                          28
GOTTESDIENSTE         Regelmäßige Gottesdienste im Pfarrverband                                                    30
IM KIRCHENJAHR        Besondere Gottesdienste                                                                      31
KIRCHENMUSIK          St. Gabriel und Heilig Blut                                                                  34
VERSTORBENE           Heilig Blut · St. Gabriel                                                                    35
VERANSTALTUNGEN       St. Gabriel                                                                                  36
VERANSTALTUNGEN       Heilig Blut                                                                                  37
ÖKUMENE               Ökumenischer Frauenkreis                                                                     38
ÖKUMENE · VERMISCHTES Ökumene Veranstaltungen · Meinung · Kirchgeld                                                39
VERMISCHTES           Engel St. Gabriel · Kirta in Hl. Blut                                                        40
KONTAKTE PFARRVERBAND Wir sind für Sie da                                                                          41
KONTAKTE PFARRVERBAND St. Gabriel · Heilig Blut                                                                    42

IMPRESSUM
V. i. S. d. P.: Engelbert von der Lippe, Pfarrer
Redaktion: Engelbert von der Lippe, Pater Ante Ivan Rozić, Iris Späth, Lilli Fischer, Marie Gilla S­ trachwitz,
Barbara Ploch, Andreas Schmid, Eleonore Schoenaich-Carolath
E-Mail: pfarrbrief-st.gabriel-hl.blut@web.de
Grafik: Susanne Bertenbreiter, dtp factory, München · Druck: EOS PRINT St. Ottilien
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PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München
VORWORT

Vier Engel in meiner Nähe

                  Sie sind in meiner Nähe, die Boten Gottes. Der älteste
                  prangt an der Kanzel in St. Georg. Ignaz Günther präsen­
                  tiert die schönsten Beine Münchens, wie mir eine elegante
                  Dame vor zwanzig Jahren zuflüsterte. Der Verkündigungs­
                  engel hält das Buch geöffnet, das Evangelium unseres
                  Herrn Jesu Christi.

                   Am Europaplatz steht der Friedensengel, aus der Kriegs­
                   göttin Nike wird ein strahlendes Wahrzeichen des Friedens.
                   Geschaffen von Heinrich Düll, Georg Petzold und Max
  ­Heilmaier, allesamt Künstler aus Bogenhausen, erfreut sie die Münchner
   Herzen.

  St. Gabriel, edel und prächtig von der Kunstschmiede Franz Ragaller ge­
  schaffen, der Engel des Herrn, der Künder der Furchtlosigkeit und der
  Freude, er ist zurückgekehrt auf den Turm von St. Gabriel. Im Sommer
  2017 hatte ein Sturm ihn gebrochen. Er prophezeit eine gute Zukunft. Er
  widerspricht dem Verdruss, dem Zweifel am Gelingen des Lebens. Er ist
  der E­ ngel der Heiligen Nacht. Der Engel der Weihnacht.

  In Heilig Blut hat Albert Burkhart den Engel der Liebe im Altarbild mit
  ­rotem Gewand dargestellt. Aus Liebe zu den Menschen ging der Herr an
   das Kreuz. Er ist mit uns, er ist mit mir. Der Auferstandene, im Leib Christi
   und im Blut Christi gegenwärtig.

  Die Engel sind in meiner Nähe. Ich fühle mich geborgen.

  Engelbert von der Lippe

                                                                              5
PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München
IMPULS

                              Fratelli Tutti
                  Über die Geschwisterlichkeit und
                     die soziale Freundschaft

    Am 3. Oktober, dem Fest des Heiligen Franz von Assisi, unterzeichnete Papst
    Franziskus seine dritte Enzyklika. Er bezeichnet sie selbst als Sozialenzyklika
         und ruft darin zu einem friedlichen Zusammenleben unabhängig
        von Religionszugehörigkeit und Herkunft, kurz zu einer universalen
                               Geschwisterlichkeit auf.
      Wir zitieren daraus einige Abschnitte zum Thema „Frieden“ und drucken
                   das abschließende Gebet des Heiligen Vaters ab.

1. »Fratelli tutti« schrieb der Heilige Franz   neue Enzyklika der Geschwisterlichkeit und
von Assisi und wandte sich damit an alle        der sozialen Freundschaft zu widmen. In
Brüder und Schwestern, um ihnen eine dem        der Tat wusste sich der Heilige Franziskus,
Evangelium gemäße Lebensweise darzule­          der sich als Bruder der Sonne, des Meeres
gen. Von seinen Ratschlägen möchte ich          und des Windes verstand, noch viel tiefer
den einen herausgreifen, mit dem er zu          eins mit denen, die wie er von menschli­
einer Liebe einlädt, die alle politischen und   chem Fleisch waren. Er säte überall Frieden
räumlichen Grenzen übersteigt. Er nennt         aus und ging seinen Weg an der Seite der
hier den Menschen selig, der den ande­          Armen, der Verlassenen, der Kranken, der
ren, »auch wenn er weit von ihm entfernt        Ausgestoßenen und der Geringsten.
ist, genauso liebt und achtet, wie wenn er
mit ihm zusammen wäre«. Mit diesen we­          250. Vergebung beinhaltet nicht das Ver­
nigen und einfachen Worten erklärte er          gessen. Allerdings besteht vor Fakten, die
das Wesentliche einer freundschaftlichen        in keiner Weise geleugnet, relativiert oder
Offenheit, die es erlaubt, jeden Menschen       verheimlicht werden können, immer noch
jenseits des eigenen Umfeldes und jenseits      die Möglichkeit der Vergebung. Auch wenn
des Ortes in der Welt, wo er geboren ist        es Dinge gibt, die niemals toleriert, ge­
und wo er wohnt, anzuerkennen, wertzu­          rechtfertigt oder entschuldigt werden soll­
schätzen und zu lieben.                         ten, können wir dennoch verzeihen. Auch
                                                wenn es etwas gibt, das wir auf gar keinen
2. Dieser Heilige der geschwisterlichen Lie­    Fall vergessen dürfen, dann können wir
be, der Einfachheit und Fröhlichkeit, der       dennoch verzeihen. Freie und aufrichtige
mich zur Abfassung der Enzyklika Laudato        Vergebung besitzt eine Größe, die die Un­
si’ anregte, motiviert mich abermals, diese     ermesslichkeit der göttlichen Vergebung
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PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München
Foto: www.dbk.de, Vatikanseite
Papst Franziskus mit Großimam Ahmad Al-Tayyib

widerspiegelt. Wenn Vergebung bedin­            den Verbrecher zu töten, noch könnte man
gungslos ist, dann kann auch demjenigen         Foltermethoden finden, die mit den mögli­
vergeben werden, der sich gegen Reue            chen Leiden der Opfer vergleichbar wären.
sträubt und nicht in der Lage ist, um Ver­      Rache ist keine Lösung.
gebung zu bitten.
                                                278. Die Kirche ist dazu berufen, sich an al­
251. Diejenigen, die vergeben, vergessen        len Enden der Welt zu inkarnieren, und ist
nämlich nicht. Aber sie weigern sich, von       seit Jahrhunderten an jedem Ort der Erde
der gleichen zerstörerischen Kraft beses­       gegenwärtig – das heißt „katholisch“. So­
sen zu werden, die ihnen Leid zugefügt          mit kann sie aus ihrer Erfahrung von Gna­
hat. Sie durchbrechen den Teufelskreis          de und Sünde heraus die Schönheit der
und stoppen das Vordringen der zerstöre­        Einladung zur universalen Liebe verstehen.
rischen Kräfte. Sie beschließen, die Gesell­    Denn »alles Menschliche geht uns ja an.
schaft nicht weiterhin mit der Rachsucht        […] Wo immer Versammlungen der Völker
anzustecken, die früher oder später wie­        stattfinden, um die Rechte und Pflichten
der auf sie selbst zurückfällt. Denn Rache      des Menschen festzusetzen, ist es eine Ehre
löst nie wirklich das Ungemach der Opfer.       für uns, wenn sie nur damit einverstanden
Es gibt Verbrechen, die so entsetzlich und      sind, dass wir daran teilnehmen«. Für viele
grausam sind, dass den Täter leiden zu          Christen hat dieser Weg der Geschwister­
lassen nichts bringt, um verspüren zu kön­      lichkeit auch eine Mutter, die Maria heißt.
nen, dass der Schaden wiedergutgemacht          Sie hat diese universale Mutterschaft un­
wurde; es würde nicht einmal ausreichen,        ter dem Kreuz empfangen (vgl. Joh 19,26),
                                                                                            7
PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München
279. Als Christen fordern wir in Ländern, in
                                                           denen wir eine Minderheit darstellen, eine
                                                           Garantie für unsere Freiheit. Genauso be­
                                                           fürworten wir sie für diejenigen, die nicht
                                                           Christen sind, dort, wo sie eine Minderheit
                                                           bilden. Es gibt ein grundlegendes Men­
                                                           schenrecht, das auf dem Weg zur Geschwis­
                                                           terlichkeit und zum Frieden nicht vergessen
                                                           werden darf, und das ist die Religionsfrei­
                                                           heit für die Gläubigen aller Religionen. Die­
                                                           se Freiheit bekräftigt, dass es möglich ist,
                                                           »zwischen unterschiedlichen Kulturen und
                                  Foto: Ante Ivan Rozić
                                                           Religionen zu einem guten Einvernehmen
Franziskus-Altar in St. Gabriel                            zu gelangen; sie bezeugt, dass die Dinge,
                                                           die wir gemeinsam haben, so zahlreich und
und ihre Sorge gilt nicht nur Jesus, sondern
                                                           wichtig sind, dass es möglich ist, einen Weg
auch »ihren übrigen Nachkommen« (Offb
                                                           entspannten, geordneten und friedlichen
12,17). Mit der Kraft des Auferstandenen will
                                                           Zusammenlebens zu finden, indem man
sie eine neue Welt gebären, in der wir alle
                                                           die Unterschiede akzeptiert und sich freut,
Brüder und Schwestern sind, in der es für
                                                           als Kinder eines einzigen
                                                                                   Foto:Gottes    Geschwis­
                                                                                        Gudrun Sailer, Vatican News
jeden von unserer Gesellschaft verstoße­
                                                           ter zu sein«.[275]
nen Menschen Platz gibt, in der Gerechtig­
keit und Frieden herrschen.                                Quelle: www.dbk.de, Vatikanseite

                                     Ökumenisches Gebet
           Herr, unser Gott, dreifaltige Liebe, lass aus der Kraft deiner innergöttlichen
                 Gemeinschaft die geschwisterliche Liebe in uns hineinströmen.
             Schenke uns die Liebe, die in den Taten Jesu, in der Familie von Nazaret
                   und in der Gemeinschaft der ersten Christen aufscheint.
        Gib, dass wir Christen das Evangelium leben und in jedem Menschen Christus
         sehen können, dass wir ihn in der Angst der Verlassenen und Vergessenen
               dieser Welt als den Gekreuzigten erkennen und in jedem Bruder,
                        der sich wieder erhebt, als den Auferstanden.
               Komm, Heiliger Geist, zeige uns deine Schönheit, die in allen Völkern
               der Erde aufscheint, damit wir entdecken, dass sie alle wichtig sind,
                    dass alle notwendig sind, dass sie verschiedene Gesichter
                             der einen Menschheit sind, die du liebst.
                                                       Amen.

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PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München
HEILIGE

           Maria, Joseph und Jesus,
             die Heilige Familie
                               Text: Eleonore Schoenaich-Carolath

                                                                                                 Foto: S. Hermann & F. Richter, Pixabay
Als Restauratorin war ich in den vergange­       der Handwerker (u. a. auch der Zimmerleu­
nen Jahren immer wieder in Kirchen tätig.        te/Tischler) besonders nahe steht, suche
Ich mag die Arbeit in Gotteshäusern. Es          ich in vielen Kirchen vergeblich.
klingt erstaunlich, aber die Arbeit an Altä­     Dies erinnert daran, dass Maria (dann als
ren, Kanzeln, Beichtstühlen und Heiligen­        Maryam) und Jesus auch im Islam verehrt
skulpturen erlaubt mir – als Zweifler – eine     werden. Der Koran erzählt in zwei Suren (3
beruhigende, ganz simple Frömmigkeit,            und 19) von der Geburt Christi. Allerdings
die keine Fragen stellen muss.                   wird Joseph hier überhaupt nicht erwähnt.
In den letzten vier Jahren war ich u. a. in
zwei Marienwall­fahrtskirchen (Mariä Him­        Der Koran erzählt aber auch Geschichten
melfahrt in Haind­ling, bei Straubing und        über die Kindheit Jesus. Diese Berichte erin­
Mariä Himmelfahrt in Buggenhofen, im             nern stark an die Geschichte, wie wir Chris­
Landkreis Dillingen) tätig. Kirchen, die         ten sie aus den Apokryphen (hier Evange­
Maria als Mutter Jesu Christi in den Vorder­     lium des Thomas, KThom) bekannt sind.
grund stellen. Joseph, der mir als Patron        Apokryphen sind Schriften, die nicht in

                                                                                            9
PFARRBRIEF ST. GABRIEL HEILIG BLUT - Pfarrei St. Gabriel München
HEILIGE

                                               feiert es am Sonntag in der Weihnachts­
                                               oktav. Falls kein Sonntag in die Oktav fällt,
                                               gilt der 30. Dezember.
                                               Die meist volkstümlichen Krippendarstel­
                                               lungen im katholischen Kulturkreis zeigen
                                               Maria und Joseph oft kniend vor der Krip­
                                               pe, in der das Christuskind liegt. Durch die
                                               Verehrung wirken sie etwas distanziert,
                                               ehrfürchtig. Die Symbolkraft wird ver­
                                               stärkt, wenn man weiß, dass die meist im
                                               Hintergrund des Stalles dargestellten Ochs
                                               und Esel das Volk Israel bzw. die Heiden
                                               versinnbildlichen sollen.

                                               Bemerkenswert und im Sinne der Vereh­
                                               rung auch des christlichen Familienlebens
                                               ist die Darstellung der Heiligen Familie auf
                                               byzantinischen Ikonen. Ihre Herstellung
                                               wird nach strengen Regeln vollzogen. Die
                                               Abbildungen zeigen die Eltern mit dem
den Kanon der Evangelien aufgenommen           Christuskind in enger Umarmung. Das
wurden. Zu diesen gehört auch das „Proto­      Christuskind sitzt, mit segnender Geste,
evangelium des Jakobus“. Dieses – eigent­      auf Marias Schoß und wird in die Umar­
lich eine Beschreibung des Marienlebens –      mung der Eltern eingeschlossen. Joseph
liefert Informationen zu Josephs Leben, die    legt, als Allegorie der Geborgenheit, Maria
viel umfänglicher sind als wir sie aus dem     den Arm um die Schulter. Maria neigt ihren
Neuen Testament kennen. Zudem befruch­         Kopf, gleichsam eine Stütze suchend, und
tete es die Fantasie der Künstler für ihre     lehnt ihn an Josephs Schulter. Die Arme der
Darstellungen der Heiligen und eben auch       Eltern umschließen das Kind, ihre Hände
von Maria und Joseph.                          berühren sich nur leicht, aber halten sich
                                               nicht fest. Es ist eine friedliche und harmo­
Zu Weihnachten tritt die Heilige Familie ge­   nische Szene und sie zeigt, wie nah sie sich
meinsam auf. Uns sind die Bilder der Flucht    sind. Ein Vorbild auch für das christliche Fa­
nach Ägypten oder die Krippendarstellun­       milienleben, in welchem wir Geborgenheit
gen geläufig, die bereits im Mittelalter be­   und Berührung suchen, und doch auch
liebt waren. Die Verehrung und das Fest        nicht zu fest gehalten werden wollen. Beim
„Heilige Familie“ begannen jedoch erst im      Anblick solcher Ikonen versteht man, dass
19. Jahrhundert. Vermutlich sah man da­        ihr Herstellungsprozess als „Schreiben“ be­
mals, ähnlich wie heute, das christliche Fa­   zeichnet, und der Vorgang selbst als liturgi­
milienleben in Gefahr. Die römische Kirche     sche Handlung verstanden wird.

10
EINEN AUSFLUG WERT

              Zur Krippe her kommet…
          Ein Besuch im Bayerischen Nationalmuseum

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Anbetung der Hirten und des Volkes vor dem Golf von Neapel. Figuren von verschiedenen Meistern.
Neapel, Mitte 18. bis frühes 19. Jahrhundert.

Wann waren Sie zuletzt in der Krippenaus­                   Max Schmederer (1854 – 1917). Er hatte um
stellung? Es ist ein schöner Spaziergang                    1880/90 in Bayern und Tirol, später auch in
durch den Englischen Garten zum Natio­                      Neapel Krippenfiguren gesammelt und sie
nalmuseum an der Prinzregentenstraße.                       den Münchnern jedes Jahr in seinen priva­
Ein Familienausflug in der Advents- und                     ten Räumen gezeigt. Um die Jahrhundert­
Weihnachtszeit, den wir Ihnen ans Herz le­                  wende vermachte er seine Sammlung in
gen möchten.                                                mehreren großen Schenkungen dem Baye­
Das Bayerische Nationalmuseum besitzt                       rischen Nationalmuseum und bestimmte
die künstlerisch wertvollste und umfang­                    dort weitgehend selbst ihre Aufstellung.
reichste Krippensammlung der Welt. Ge­                      Nach Krieg und Zerstörung wurde die Ab­
zeigt werden figurenreiche Weihnachts­                      teilung im Laufe der fünfziger Jahre wieder­
szenen, die im Alpenraum und in den                         aufgebaut.
Krippenzentren Italiens in der Zeit zwischen                Der Rundgang beginnt mit einigen Bei­
1700 und 1900 geschaffen wurden. Das                        spielen der Vorläufer der eigentlichen
Museum verdankt den größten Teil seiner                     Weihnachtskrippe, deren eigenständige
Sammlung dem Münchner Kommerzienrat                         Entwicklung erst mit dem 17. Jahrhundert

                                                                                                                     11
EINEN AUSFLUG WERT

                                                     © Bayerisches Nationalmuseum

                                                                                                                                          © Bayerisches Nationalmuseum
Stehendes Christkind. Holzskulptur mit beweglichen                                  Straßenbild mit Kirchenportal. Figuren von verschiedenen
Armen. Ursprünglich Spanien, um 1600.                                               Meistern. Neapel, 2. Hälfte 18. Jahrhundert.

einsetzte. Zuvor wurde die Weihnachtsge­                                            ausgearbeiteten Gliedmaßen und beklei­
schichte auf Gemälden und Altarreliefs dar­                                         deten die Figuren mit kostbaren Stoffen.
gestellt. Figuren des Jesuskindes, in Klöstern                                      Die kleinteiligen „finimenti“, naturgetreu
andächtig umhegt, lenkten die Gedanken                                              gestaltete Ausstattungsstücke, tragen zur
auf die Geburt Jesu. Hervorragende Bei­                                             frappierenden Lebensnähe der Krippen
spiele dieser Gattungen führen den Besu­                                            aus Neapel bei, die seltener in Kirchen als
cher in die weihnachtliche Thematik ein.                                            in den Palästen des Adels standen.
Aus dem bayerischen und dem Tiroler                                                 In Sizilien sind schon in der Zeit um 1700
Alpenraum haben sich zahlreiche Kirchen-                                            Krippen von besonderer Ausdrucksstärke
und Klosterkrippen der Barockzeit erhal­                                            entstanden. Das Museum besitzt bedeu­
ten. Die hölzernen, fein geschnitzten Glie­                                         tende Beispiele dieser sehr ernsten und in
derpuppen tragen meist die Tracht ihrer                                             ihrer Darstellung meist überaus beweg­
Herkunftsgegend: Die Krippenabteilung                                               ten Krippenszenen, die auffallend häufig
des Bayerischen Nationalmuseums zeigt                                               als Abschluss des Weihnachtsfestkreises
prächtige Beispiele dieser frühen alpenlän­                                         neben der Flucht nach Ägypten auch den
dischen Weihnachtsszenen.                                                           Kindermord zu Bethlehem zeigen.
In der Zeit um 1750 war Neapel das wich­                                            Mit fundierten Informationen und über­
tigste Zentrum eines künstlerisch be­                                               raschenden Geschichten führt eine gut
deutenden Krippenbaus. Gefördert vom                                                einstündige Multimediatour auf deutsch,
Neapolitanischen König Karls III. fertigten                                         englisch und italienisch durch die Krippen­
hervorragende Modelleure der Porzellan­                                             sammlung. Die Ausstellung kann von An­
manufaktur Capodimonte großartige                                                   fang November bis Ende Januar während
Köpfe für Krippenfiguren. Andere Künstler                                           der regulären Öffnungszeiten des Bayeri­
gestalteten ihre Körper mit den sorgfältig                                          schen Nationalmuseums besucht werden.

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IM PORTRAIT

Nicht nur Priester sind Seelsorger
           Gemeindereferentin Barbara Ploch und
       ­Pastoralreferent Andreas Schmid im Gespräch
                                Das Gespräch führten Lilli Fischer und Iris Späth.

Gemeindereferentin Barbara Ploch und Pastoralreferent Andreas Schmid                                 Foto: Lilli Fischer

Als Barbara Ploch und Andreas Schmid                       Das Konzil hatte jedoch festgestellt, dass
Anfang der 80er Jahre ihre jeweilige Aus­                  für die Kirche das ganze Volk Gottes, also
bildung begannen, waren die Berufe für                     Laien und Priester verantwortlich seien.
Laien in der Kirche gerade einmal 10 Jahre                 Daraufhin wurden neue kirchliche Berufs­
alt. Denn erst die „Gemeinsame Synode                      bilder für Laien entwickelt. „Früher unter­
der deutschen Bistümer“ die 1971 bis 1975                  stützten insbesondere Ordensleute, häufig
in Würzburg tagte, eröffnete den Weg für                   Schwestern, die Geistlichen bei ihrer Arbeit.
diese Art der Mitwirkung von Laien in den                  Heute haben das fast vollständig die Laien
katholischen Pfarrgemeinden. „Vor dem                      übernommen“, fügt Barbara Ploch hinzu.
Zweiten Vatikanischen Konzil war es die
Aufgabe der Priester, die Kirche und die                   Was ist eigentlich ein Pastoralreferent und
Aufgabe der Laien, das Leben in der Welt                   eine Gemeindereferentin? Beide sind Seel­
zu gestalten,“ erklärt Andreas Schmid.                     sorger. Der Unterschied liegt in erster Linie

                                                                                                             13
IM PORTRAIT

in der Ausbildung. „Ich habe ein Theolo­      28 Jahren. Früher habe er auch Religions­
giestudium an der LMU absolviert,“ sagt       unterricht an der Gebeleschule erteilt. Seit­
Schmid. Während Barbara Ploch nach            dem er aber Flüchtlingsfamilien betreut
Mittlerer Reife und FOS Religionspädago­      und begleitet, wurde er von diesem Teil sei­
gik und kirchliche Bildungsarbeit an der      ner Arbeit entpflichtet.
Münchner Abteilung der Universität Eich­
stätt studierte. „Damals“, so Schmid, „war    Weil in St. Gabriel die kroatischen Fran­
der Pastoralreferent noch eher für den        ziskanerpatres immer wieder wechseln,
Dienst in Fachstellen vorgesehen, während     musste Barbara Ploch sich schon häufig an
die Gemeindereferenten immer schon sehr       neue Personen gewöhnen. Sie ist die Kon­
praktisch eingesetzt wurden.“ Heute ha­       stante in der Gemeindearbeit und für die
ben sich beide Berufsbilder angenähert        neu ankommenden Priester eine wichtige
und die Aufgaben überschneiden sich.          Ansprechpartnerin. Auch sie, Mutter von
                                              drei Kindern zwischen 23 und 30 Jahren alt
Das bedeutet: von der Kinder- und Jugend­     und Frau eines Pastoralreferenten, stammt
arbeit wie Erstkommunion- und Firmvor­        aus einem aktiven katholischen Umfeld in
bereitung, über Religionsunterricht an den    Kolbermoor. In St. Gabriel arbeitet sie seit 12
Schulen, Ministrantenbetreuung, Vorbe­        Jahren. „Sehr gerne gebe ich Religionsun­
reitung von Kinder- und Schulgottesdiens­     terricht und arbeite mit den Jugendlichen.
ten bis zur Ehevorbereitung, der Arbeit mit   Für mich ist auch der Wechsel in der Pfarrei
Senioren sowie Beerdigungen und Trauer­       immer wieder eine Herausforderung. Wer
feiern decken die beiden alles ab und ste­    in der Gemeinde arbeitet, muss sich immer
hen an der Seite des jeweiligen Pfarrers.     wieder in neue Bereiche hineindenken, mit
Nur Sakramente dürfen sie nicht spenden.      neuen Menschen und anderen Ansichten
Dafür bedarf es immer noch eines Priesters    auseinandersetzen, auch querdenken. Das
oder eines ständigen Diakons, der immer­      ist es, was mir an diesem Beruf so gefällt,“
hin taufen und eine Ehe einsegnen kann.       sagt sie.

Seit 2004 arbeitet Andreas Schmid, der        Die Zeit der Pandemie erleben beide als
aus einer katholischen Familie in Maisach     enorme Bremse. „Wir müssen planen, aber
stammt und selbst als Kind und Jugend­        gleichzeitig auch immer einen Plan B ent­
licher schon kirchlich aktiv war, in Heilig   wickeln. Das ist oft schwierig,“ sagt Ploch.
Blut. „Ich fühle mich hier ausgesprochen      Und Schmid fügt hinzu: „Gemeindearbeit
wohl. Es ist schön, lange an einem Ort mit    lebt von der Nähe – aber Nähe ist derzeit
einem Pfarrer zusammen zu arbeiten, die       ein Risiko. Das macht alles schwieriger als
Menschen zu kennen, die Kinder wachsen        sonst.“
zu sehen und sie in ihrem kirchlichen Leben   Trotzdem versucht jeder der beiden sein
begleiten zu können, Netzwerke zu haben,      Möglichstes und wie alle hoffen sie, dass
auf die man zurückgreifen kann“, sagt der     die Zeiten bald wieder etwas unaufgereg­
Vater von drei Kindern im Alter von 18 bis    ter werden.

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AUS DEM PFARRVERBAND

 Welche Gruppen sind wieder
­aktiv, was findet wieder statt?
          in Heilig Blut                           in St. Gabriel

                                                                  Bibel-
                                            Besuchs-            gesprächs-
                     Schulgottes-           dienst zu
  Rosen-               dienste                                     kreis
kranzgebet                                  Jubiläen
                                                            Rosen-
               Bibel-                                       kranz-
               kreis                                        gebet
 Kinder­                                   Familien­-
 bibeltag                                 gottesdienst-
                          Veran­         vorbereitungs-         Kinder-
                        staltungen            team            gottesdienst-
          Bazar-          „Ü 55“                                  team
          Team
                                         Lektoren-         Schul-
                                           kreis          gottes-
     Ökume-
                        Lektoren-                         dienste
  nischer Treff-
                          kreis
    punkt für
    Senioren                                                          Minis-
                                          Senioren-
                                                                    tranten-
                                           treffen
                                                                     treffen
                    Vor-
 Firm-             träge                              Erwach-
gruppen                                                senen-
                                                      bildung
                          Literatur
      Ökumeni-           am Abend                                 Sach-
                                             Verant-
    scher Frauen-                                               ausschuss
                                            wortlichen-
     gesprächs-                                                Caritas und
                                              Runde
        kreis                                                    Soziales

                                                                               15
AUS DEM PFARRVERBAND

         Ginkgo statt Vogelkirsche
                       Zuwachs auf Klostergrund
                                     Text: Thomas Kiefer

Was war das für ein Baum, unsere alte
Vogelkirsche! Viele Meter hoch und üppig
ausladend beherrschte sie über viele Jahr­
zehnte die Ecke Prinzregenten-/Bray­straße.
Und wenn sie im Frühjahr ihre Äste mit
weißer Blütenpracht überzog, summte der
Platz schon von weitem von tausenden Bie­
nen und anderen Insekten. Das ZDF kam
einmal vorbei und stellte seine Kamera auf,
um den Baum als Kulisse für die letzten Auf­
nahmen des gerade verstorbenen, großen
Countrysängers Johnny Cash zu nutzen.
Und wenn Spaziergänger vorbeigingen,
hoben sie immer den Blick zu diesem Früh­
jahrswunder.

Einige Wochen später im Jahr hingen dann
die kleinen Kirschen in den Zweigen und
wer die vielen Amseln und Stare sah, die
                                                                                              Foto: Archiv St. Gabriel
sich oben den Magen füllten, wusste, wes­
halb der Baum so volksnah Vogelkirsche
genannt wird. Natürlich fielen Kerne und
etliche Kirschen auf den Boden, wurden
zertreten und an den Schuhsohlen in die         Die alte Vogelkirsche
umliegenden Häuser getragen. Unschöne
Flecken auf Treppen und Fußböden wa­            Woher wir das haben? Nun, als Journalist
ren die Folge. Die ortsnahen Hausfrauen         schützt man natürlich seine Quellen.
wissen, wovon die Rede ist. Und auch im
Kloster selbst muss es erhebliche Kirsch­       Und dann kam die Schneenacht vom 3.
spuren und entsprechenden Unmut gege­           auf den 4. Februar 2019 und das war dann
ben haben. Man munkelte, der Baum sei           zu viel für den alten Baum. Ein starker Ast
den Schwestern deshalb ein Dorn im Auge,        brach unter der Last zusammen und fiel
weil sie die ganze Putzarbeit damit hatten.     quer über den Gehsteig der Braystraße.
16
AUS DEM PFARRVERBAND

     Zum Glück war zu dieser Uhrzeit niemand                      ten. Das war das Ende dieses prächtigen
     unterwegs. Die Feuerwehr kam und be­                         Baumes. Man darf ihm schon nach­trauern,
     seitigte das Hindernis. Bald war das Fach­                   denn vermutlich war er ein mittler­ weile
     referat der städtischen Umweltbehörde                        schon ferner Gruß der unmittelbaren
     zur Begutachtung zur Stelle und entschied,                   Nach­kriegszeit. Kirchenpflegerin Gabriele
     dass der Baum wegen Altersschäden eine                       Stemmer, die wir dazu befragten, erinnert
     Gefahr darstelle und komplett entfernt                       an die amerikanischen Bomben, die im Juli
                                                                  1944 auf München fielen und auch Kirche
                                                                  und Kloster trafen. Sakristei und nördli­
                                                                  ches Presbyterium waren zerstört und als
                                                                  der Schutt weggeräumt war und niemand
                                                                  mehr Angst vor Luftangriffen haben muss­
                                                                  te, war die Vogelkirsche angewachsen. Sie
                                                                  war wohl wirklich, wie der Name schon
                                                                  andeutet, von Vögeln herangetragen wor­
                                                                  den.

                                                                  Nun aber musste ein neuer Baum nach­
                                                                  gepflanzt werden. Was ist an dieser viel
                                                                  befahrenen Hauptstraße tauglich, war die
                                                                  Frage? Die amtlichen Stellen nannten ganz
                                                                  bürokratisch die Wuchsklasse I – also Bäu­
                                                                  me über 20 Meter Wuchshöhe. Eine ganze
                                                                  Liste wurde ins Pfarramt zur Auswahl ge­
                                                                  mailt – von Spitzahorn und Rotbuche über
                                                                  Rosskastanie und Walnuss bis zum Gink­
                                                                  go. Und auf diesen fiel dann die Entschei­
                                                                  dung.
                                            Foto: Lilli Fischer

                                                                  Nun fragt man sich, was macht ein asiati­
                                                                  scher Tempelbaum auf franziskanischem
Der neue Gingko                                                   Klostergrund? Pfarrer von der Lippe hat
                                                                  da keine Berührungsprobleme. „Ein edler
     werden müsse. Etwas später haben wir                         Baum“, sagt er, „mit anmutiger Blätterform
     Fotos von Stammteilen und Baumstumpf                         und wenn es gut geht, sogar mit essbaren
     vom Fachschreiner Richard Thalmair bei                       Früchten.“ (Nun ja, die riechen bekanntlich
     der naheliegenden Versicherungskam­                          nach Buttersäure.) Außerdem gelte er als
     mer anschauen lassen, und der bestätig­                      besonders widerstandsfähig. Und auch für
     te, dass sich morsche Stellen und Fäulnis                    Frau Stemmer ist ein Ginkgo etwas ganz
     im Stamm hochgearbeitet hatten und die                       Besonderes. „Steht nicht an jeder Ecke!“,
     Stabilität der Vogelkirsche beeinträchtig­                   sagt sie.
                                                                                                           17
AUS DEM PFARRVERBAND                     Foto: Lilli Fischer

Irgendetwas muss er ja dann wohl haben,                    sen.“, so Damrosch weiter. „Wenn die heu­
denn schon Goethe dichtete in seinem                       tigen Ginkgos nur etwas von ihren alten
west-östlichen Divan über den Ginkgo:                      Genen in unsere Zeit mittragen konnten,
                                                           können sie ein breites Temperaturspekt­
      „Dieses Baums Blatt, der von Osten                   rum aushalten.“
         meinem Garten anvertraut,
        gibt geheimen Sinn zu kosten,                      Keine guten Noten gibt Damrosch dem
        wie's den Wissenden erbaut...“                     Ginkgo als Heimatbaum für Vögel und In­
                                                                    sekten. Da seien unsere heimischen
Naturgeschichtlich ist der                                              Bäume doch deutlich überle­
Baum sicher bemerkens­                                                     gen, sagt der Holzexperte.
wert. Er gehört zu einer                                                     Der Ginkgo wachse sehr
Pflanzenklasse, die vor                                                        langsam, entwickle nur
etwa 200 Millionen Jah­                                                         schlanke, kurze Äste und
ren auf der ganzen Erde                                                         sei damit als Nistbaum
verbreitet war, damals                                                          für Vögel wenig geeig­
also ein Allerweltsbaum.                                                       net. Der Heilige Franzis­
Er galt lange Zeit als aus­                                                   kus mit seiner überliefer­
                                  Fo
gestorben, bis die euro­             to :
                                          Lilli
                                                                            ten Liebe zu den Vögeln und
                                                Fisch
päischen Gelehrten ihn im 18.                         er                 allem anderen Getier wäre mit
Jahrhundert in Japan wiederent­                                      Sicherheit äußerst skeptisch. Und
deckten und als Ginkgo Biloba klassifizier­                da eine auffällige Blüte fehlt, wie sie unsere
ten. Wir haben es also mit einem lebenden                  alte Vogelkirsche gehabt hat, ist der neue
Fossil zu tun. Das imponiert! Und so wun­                  Baum auch für Insekten weitgehend unat­
dert es nicht, dass die Deutsche Dendro­                   traktiv. Zur vielzitierten Biodiversität kann
logische Gesellschaft – das sind die Baum­                 der Ginkgo also wenig beitragen. Darum
wissenschaftler – den Gingko als Emblem                    sollte er in unseren Städten doch eher So­
für ihre Institution gewählt hat.                          litär bleiben.

Ob er als Stadtbaum geeignet ist, haben                    Und der Ginkgo von St. Gabriel? Immerhin
wir den Essener Forstwirt und Holzexper­                   hat er in dieser Saison schon etwas Grün
ten Bruno Damrosch gefragt. „Betrach­                      trotz der dünnen Ästchen produziert und
tet E­uren Ginkgo als Experiment“, lässt                   die typische Blattform kann man auch
Damrosch der Gemeinde ausrichten. Um                       schon erkennen. Wünschen wir unserem
eine sichere Prognose abgeben zu kön­                      Ginkgo also ein gutes und langes Leben.
nen, gebe es zu viele Einflussfaktoren wie                 Aber, wenn er könnte, würde er darüber
Boden, Wasserzufuhr, Sonne und Wind.                       vermutlich etwas schmunzeln. Wenn es
„Aber, der Ginkgo war verbreitet, als Dino­                nach der Natur geht, wird er wohl viele
saurier die Erde beherrscht haben. Es gab                  Generationen von Pfarrangehörigen in
damals Treibhausklima mit Wüsten und                       St. ­Gabriel erleben – sehr viele Generatio­
heißfeuchten Abschnitten an großen Flüs­                   nen.
18
AUS DEM PFARRVERBAND

2021 kommt der Weltgebetstag von Frauen des
pazifischen Inselstaats Vanuatu

Felsenfester Grund für alles Handeln soll­     mawandel betroffen wie kein anderes Land,
ten Jesu Worte sein. Dazu wollen die Frau­     und das, obwohl es keine Industrienation
en aus Vanuatu in ihrem Gottesdienst zum       ist und auch sonst kaum CO2 ausstößt. Die
Weltgebetstag 2021 ermutigen. „Worauf          steigenden Wassertemperaturen gefähr­
bauen wir?“, ist das Motto des Weltge­         den Fische und Korallen. Durch deren Ab­
betstags aus Vanuatu, in dessen Mittel­        sterben treffen die Wellen mit voller Wucht
punkt der Bibeltext aus Matthäus 7, 24 bis     auf die Inseln und tragen sie Stück für Stück
27 stehen wird. Denn nur das Haus, das         ab. Steigende Temperaturen und veränder­
auf festem Grund stehe, würden Stürme          te Regenmuster lassen Früchte nicht mehr
nicht einreißen, heißt es in der Bibelstelle   so wachsen wie früher. Zudem steigt nicht
bei Matthäus. Dabei gilt es Hören und Han­     nur der Meeresspiegel, sondern auch die
deln in Einklang zu bringen: „Wo wir Gottes    tropischen Wirbelstürme werden stärker. So
Wort hören und danach handeln, wird das        zerstörte zum Beispiel 2015 der Zyklon Pam
Reich Gottes Wirklichkeit. Wo wir uns d
                                      ­ aran   einen Großteil der Inseln, 24 Menschen star­
orien­tieren, haben wir ein festes Funda­      ben im Zusammenhang mit dem Wirbel­
ment – wie der kluge Mensch im biblischen      sturm. Um dem entgegenzuwirken, gilt seit
Text. Unser Handeln ist entscheidend“, sa­     zwei Jahren in Vanuatu ein rigoroses Plas­
gen die Frauen in ihrem Gottesdienst.          tikverbot. Die Nutzung von Einwegplastik­
Ein Ansatz, der in Vanuatu in Bezug auf den    tüten, Trinkhalmen und Styropor ist verbo­
Klimawandel bereits verfolgt wird. Denn die    ten. Wer dagegen verstößt, muss mit einer
83 Inseln im pazifischen Ozean sind vom Kli­   ­Strafe von bis zu 900 Dollar rechnen.
                                                                                          19
AUS DEM PFARRVERBAND

Keine Frau im Parlament                        fen, damit ihre Sichtweisen und Probleme
                                               wahrgenommen werden. Oder in Indo­
Doch nicht alles in dem Land ist so vorbild­
                                               nesien, wo Frauen neben ökologischem
lich. So sitzt im vanuatuischen Parlament
                                               Landbau lernen, welche Rechte sie haben
keine einzige Frau, obwohl sich 15 im Jahr
                                               und wie sie um deren Einhaltung kämpfen.
2020 zur Wahl stellten. Frauen sollen sich
                                               Hier in Deutschland will der Weltgebetstag
„lediglich“ um das Essen, die Kinder und die
                                               in diesem Jahr für das Klima tätig werden.
Pflege der Seniorinnen und Senioren küm­
                                               Deshalb sind bienenfreundliche Samen
mern. Auf sogenannten Mammas-Märkten
                                               im Sortiment, die dazu beitragen sollen,
verkaufen viele Frauen das, was sie erwirt­
                                               Lebens­raum für Bienen zu schaffen und
schaften können: Gemüse, Obst, gekoch­
                                               die Artenvielfalt zu erhalten (https://www.
tes Essen und einfache Näharbeiten. So
                                               eine-welt-shop.de/weltgebetstag/).
tragen sie einen Großteil zum Familienein­
kommen bei. Die Entscheidungen treffen
                                               Der Weltgebetstag
die Männer, denen sich Frauen traditionell
unterordnen müssen. Machen Frauen das          Über Länder- und Konfessionsgrenzen hin­
nicht, drohen ihnen auch Schläge. Das be­      weg engagieren sich Frauen seit über 100
legt die einzige Studie über Gewalt gegen      Jahren für den Weltgebetstag und machen
Frauen in Vanuatu, die 2011 durchgeführt       sich stark für die Rechte von Frauen und
wurde: 60 Prozent der befragten 2.300          Mädchen in Kirche und Gesellschaft. Am
Frauen gaben demnach an, dass ihr Mann         5. März 2021 um 18.00 Uhr wollen auch
schon einmal gewalttätig geworden sei.         wir die Frauen aus Vanuata mit unserem
Mit seiner Projektarbeit unterstützt der       Gebet unterstützen. Da wir wegen der Co­
Weltgebetstag Frauen und Mädchen welt­         rona-Pandemie momentan eine besonde­
weit: Zum Beispiel im pazifischen Raum,        re Zeit haben, finden sich zeitnah weitere
auch auf Vanuatu. Dort lernen Frauen           Infos dazu auf Plakat und Homepage der
sich über Medien eine Stimme zu verschaf­      ­P farrei.

20
AUS DEM PFARRVERBAND

       Nachruf Frau Maria Bremm
                                    Text: Gabriele Stemmer

Am 15. August 2020 verstarb unsere treue Mitarbeiterin
Maria Bremm im hohen Alter von 98 Jahren.
Aufgewachsen ist Frau Bremm im Münchner Stadtteil Neu­
hausen. Aber kurz nachdem sie ihren Mann Rudi geheira­
tet hatte, zog das Ehepaar in die Einsteinstraße. Und von
da an war Frau Bremm fester Bestandteil unserer Gemein­
de. Als vor 45 Jahren ihr Mann verstarb, kümmerte sie sich
mehrere Jahre liebevoll um ihre pflegebedürftige Mutter.
Nach deren Tod engagierte sich Frau Bremm in der Pfar­
rei St. Gabriel, vor allem auf caritativem Gebiet. Mit großer
Sorgfalt bereitete sie die Caritas-Sammlungen vor, kam
jeden Tag ins Pfarrbüro und kümmerte sich darum, dass
jeder einen Kaffee bekam, sowie um das Verschicken der Maria Bremm
Krankenbriefe und um das Verpacken der Geburtstags-
geschenke, was sie wirklich professionell machte, und die Benachrichtigung des Besuchs­
dienstes. Sie wirkte Jahrzehnte lang bei der Bewirtung während der Seniorennachmittage
mit und unterstützte auch tatkräftig die Essensausgabe an die Wohnungslosen, solange
es ihr gesundheitlicher Zustand zuließ.
Für alle hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter hatte Frau Bremm immer ein
freundliches Wort. Gegen Abend ging sie regelmäßig hinüber in die Kirche zum Rosen­
kranzgebet und zur anschließenden Abendmesse. Sie war Mitbegründerin des Friedens -
Rosenkranzkreises in St. Gabriel, der nun seit ca. 30 Jahren besteht. Auch als in den letzten
Jahren ihre Kräfte zusehends schwanden, kam Frau Bremm noch täglich ins Pfarrbüro.
Anfang Februar feierten wir noch gemeinsam ihren 98. Geburtstag.
Im März fühlte sie sich krank, meldete sich gewissenhaft ab und musste für einige Zeit ins
Krankenhaus. Danach war sie dann zu schwach, um noch nach St. Gabriel zu kommen.
Am 15. August schließlich, am Fest Maria Himmelfahrt, holte Gott sie zu sich in seine ewige
Herrlichkeit.
Bei uns im Pfarrbüro von St. Gabriel, in der Rosenkranz-Gebetsgruppe, in unserer ganzen
Pfarrei hat Frau Bremm eine große Lücke hinterlassen.
Wir danken dem lieben Gott, dass wir Frau Maria Bremm in unserer Mitte haben durften.

                                                                                           21
AUS DEM PFARRVERBAND

            Ein ganz besonderer
          Spielraum in Steinhausen
                                        Text: Lilli Fischer

Was waren das noch                                                herkömmlichen Kinder­
für Zeiten, als man als                                           betreuung für verbesse­
Kindererzieherin zusam­                                           rungswürdig erachtet.
men mit engagierten                                               Ihr Ansatz ist situations­
Müttern mal so einfach                                            orientiert; die Kinder sol­
einen Kindergarten auf­                                           len viel Spielzeit haben,
machen konnte: Im No­                                             viel draußen in der Natur
vember 1991 gründet sich                                          sein und lernen, auch
aus der Mutter-Kind-                                              mal ohne Spielzeug zu
Gruppe der Gemeinde                                               spielen. Es gibt nur eine
St. Gabriel eine Eltern-                                          Gruppe, die für die al­
                                                              Foto: Lilli Fischer

Kind-Initiative. Das Ein­                                         tersgerechte Förderung
zugsgebiet, Steinhausen                                           in drei Gruppen aufge­
und Haidhausen, ist in                                            teilt wird.
diesen Jahren noch nicht        Jutta Franke, die Gründerin       Die „Versaillerstraße“ hat
von jungen Familien ge­          der „Eltern-Kind-Initiative      kaum Personalwechsel
prägt, hier leben viele äl­      Versailler-Straße“, geht in      und erfreut sich großer
tere Menschen. Von Gen­                den Ruhestand              Nachfrage. Viele neue
trifizierung ist noch keine                                       Familien ziehen ins Vier­
Rede. Die Pfarrei stellt so­                                      tel. Die enge Verbindung
fort die ehemalige Pfarrbücherei im Souter­ mit der Pfarrei St. Gabriel erweist sich als
rain des Klosters als Gruppenraum zur Ver­ fruchtbar: Pater Nedilko Sabić unterstützt
fügung, Pater Nedilko Sabić, der damalige das Projekt weiterhin mit vollen Kräften. Als
Pfarrer, begrüsst es, dass sich das Haus mit immer mehr Eltern ihre Kinder hier anmel­
Kindern füllt. Im Januar geht es dann los mit den, räumt er das Antoniuszimmer, das nur
den ersten zehn Kindern unter der Leitung zwei, drei Mal im Monat für Versammlun­
von Kindergärtnerin Jutta Franke, die zu­ gen genutzt wird, und stellt es der Initiative
sammen mit einer anderen Mutter die Be­ zur Verfügung. So wächst der Kindergarten
treuung von 8 bis 13 Uhr übernimmt.             mit den Jahren. Heute werden 21 Kinder von
Für die frisch gebackene Elterninitiativen- zwei Erzieherinnen und einer Kinderpflege­
Leiterin ist das eine einmalige Gelegenheit, rin betreut, mittlerweile bis 15.30 Uhr. Das
ihre Vorstellung vom idealen Kindergar­ Gros kommt immer noch aus dem Sprengel
ten umzusetzen, da sie die Konzepte der Steinhausen, Haidhausen.
22
AUS DEM PFARRVERBAND

                                                               schnell unleidig werden. Die Familien sind
                                                               heute kleiner, die Erwartungen an die Kin­
                                                               der steigen, die Kleinen sind verwöhnter,
                                                               aber auch stärker durchgetaktet als früher.
                                                               Es fehlt ihnen immer wieder die Ausdauer,
                                                               ein größeres Projekt wie ein Steckspiel oder
                                                               Puzzle zu Ende zu bringen. Für Jutta Franke

                                         Foto: Lilli Fischer
                                                               eigentlich ein guter Zeitpunkt auszusteigen
                                                               und Jüngere mit neuen Antworten auf die
                                                               Familien von heute an den Start zu lassen …
Jetzt, nach 28 Jahren geht die Leiterin, die
aus Franken stammt, aber schon seit 1974
in mit der Familie wachsenden Wohnungen
rund um St. Gabriel lebt, in den Ruhestand
– mit mittlerweile 65 Jahren wohlverdient.
Ihre beiden Kinder sind jetzt Ende zwan­
zig und unabhängig. Endlich hat sie Zeit,
die sie mit ihrem Mann verbringen möch­
te. Eigentlich wollen die beiden auf Reisen
gehen, aber das Projekt muss derweil wohl
noch etwas aufgeschoben werden.
Was hat sich in all den Jahren verändert?
Sind Kinder und Eltern in diesen knapp drei­
ßig Jahren anders geworden? Durchaus,
findet Jutta Franke. Die Kinder sind heute
lauter, weniger selbständig und ein klein
wenig egoistischer – ihr Projekt „Spielen
ohne Spielsachen“ ist so heute nicht mehr
möglich, da die „unbeschäftigten“ Kinder

                     „Gott und die Welt“ – Gesprächs-Zeit
                       Leben in Corona-Zeiten
                       Wir brauchen neue Orte der Begegnung. Was bewegt mich, was
                       bewegt uns? Wir suchen das Gespräch.
                       Moderation: Adelgunde Dietrich M.A., Dr. theol. Agnes Fischer

  Pfarrheim Heilig Blut, Scheinerstr. 12, immer am ersten Samstag im Monat, 17–18 Uhr
  Nächste Termine: 5. Dezember 2020 | 2. Januar 2021 | 6. Februar 2021

                                                                                                        23
WAS WIR TUN

                    Die Bibel verstehen
        Bibelabende mit Diakon Marek Lange in Heilig Blut
Wie wir die Welt sehen, wird von vielen Faktoren bestimmt: Unsere familiäre Herkunft, die im
Lauf unseres Lebens gemachten Erfahrungen, die uns umgebende Gesellschaft, all das und
vieles andere beeinflussen, wie das Wort Gottes – die Erzählungen aus der Bibel – auf jede
einzelne und jeden einzelnen wirkt. Daher erscheint es sinnvoll, sich mit der Bibel in beson­
derer Weise zu befassen. Dies tun in der Pfarrei Heilig Blut seit September 2018 regelmäßig
15 bis 20 Frauen und Männer beim Bibelabend mit Diakon Marek Lange. Dabei sind keine
Vorkenntnisse erforderlich, denn die Bibelstelle, mit der sich die Gruppe gerade befasst, ruft
bei jeder und jedem andere Reaktionen und Meinungen hervor. Wichtig sind dann der ge­
meinsame respektvolle Austausch darüber und die gegenseitige Bestärkung. Hier fließen
dann auch Hinweise von Diakon Marek Lange ein, um die Textstelle aus der Bibel historisch,
zeitlich und theologisch einordnen zu können. Schließlich geht es darum, sich den Grund­
lagen des christlichen Glaubens zu nähern, denn wer Gott kennenlernen will, kommt an der
Bibel nicht vorbei und wer über den Glauben mitreden will, erst recht nicht. Das Beschäfti­
gen mit der Bibel macht also die Christin und den Christen mündig. Genau darum geht es,
wenn sich Menschen zum Bibelgespräch in Heilig Blut treffen.
                                                         , Aktuelle Termine siehe Seite 37.

          Bibelkreis mit Pater Ante Ivan Rozić in St. Gabriel
Der Bibelkreis hat in Sankt Gabriel eine lange Tradition. Unmittelbar nach dem Zweiten
Weltkrieg, etwa ab 1946, fanden die Bibelabende wöchentlich montags, unter der Leitung
von Pater Eckhard Steinlein, später dann Pater Silas Weber und anderen statt. Die Bibel war
dem Heiligen Franziskus ein Ratgeber in jeder Frage. Für jedes auftretende Problem befrag­
te er die Bibel, denn die Bibel gab ihm, den ersten Brüdern seiner Gemeinschaft und dem
Franziskanerorden Orientierung und Lebenshilfe.
Das Zweite Vatikanische Konzil (DV 25) erinnert uns an den berühmten Satz des Heiligen
Hieronymus: „Die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen“.
Im Bibelkreis möchten wir miteinander die Bibel tiefgründiger verstehen und dadurch den
theologischen Horizont der Botschaft Gottes und Christus existenziell kennen lernen.
Zum Bibelkreis treffen wir uns, in der Regel freitags, einmal monatlich, im Michaelszimmer
des Pfarrheims St. Gabriel.
Seit Neuestem findet der Bibelkreis nicht mehr als Bibelabend, sondern als Bibelnachmittag
um 16.30 Uhr statt.
Im Schuljahr 2020/21 stehen die authentischen Paulusbriefe im Fokus: 1. Thessalonicher Brief,
1. Korintherbrief, 2. Korintherbrief, Philipperbrief, Galaterbrief, Philemonbrief, Römerbrief.
Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Alle Altersgruppen sind herzlich willkommen
und eingeladen.
                                                            , Aktuelle Termine siehe Seite 36.
24
WAS WIR TUN

      Besinnungstag der Senioren
             in St. Ottilien
                                         Text: Hilga Wolf

                                                                                              Foto: de.wikipedia.org
Bereits seit 27 Jahren fahren die Senioren          festgesetzten Taufritual, den Gebeten und
von St. Gabriel jährlich zu einem Besin­            der Namensgebung zu beschäftigen. Hier
nungstag nach St. Ottilien. Anfangs führte          wurde sehr anschaulich dargestellt die
der heutige Erzabt, Pater Wolfgang, durch           Verbindung durch das Öl zu Gott.
den Tag, heute ist es Pater Otto, ein Pater         Trotz Mundschutz und Abstandhalten, im
mit Schweizer Wurzeln und bis zu seinem             Bus wie im Tagungshaus – nur am Platz
Eintritt ins Kloster in Amerika lebend. Er ist      und im Freien durfte die Maske abgenom­
ein wunderbarer Mensch, humorvoll und               men werden, war es ein wunderbarer Tag.
mit vielen Überraschungen.                          Die kleinen Einheiten mit den Angebo­
Diesen Tag widmete er den drei Ölen in der          ten dazwischen, sich in der herbstlichen,
Kirche und deren Gebrauch während eines             sonnigen Natur zu bewegen, die Mittags­
Kirchenjahres. Vielen war die Chrisammes­           hore mit den Mönchen, die gemeinsame
se mit den Weihezeremonien durch den                ­Feier der Hl. Messe mit Pater Otto und
Kardinal völlig unbekannt. Auch die Ver­             Pater ­Ante-Ivan – der uns begleitete – tru­
schiedenheit der Öle – alle müssen ­Olivenöl         gen dazu bei, erfüllt und mit aufgetankter
sein – und deren Gebrauch erstaunte.                 ­Seele, ausgeruhtem Leib und vielen g ­ uten
Diese Erklärungen führten uns an unser             Dingen aus den Klosterläden nach St.
Hauptthema, die Taufe heran. Obwohl die            ­Gabriel zurückzukehren.
meisten der Anwesenden selbst Kinder und            Wir freuen uns bereits wieder, im nächsten
Enkel haben oder Paten sind, war es für             Jahr, so Gott will, mit Pater Otto aufzutan­
alle sehr interessant, sich näher mit dem           ken und Ruhe zu suchen.
                                                                                                  25
WAS IST EIGENTLICH ...

           … ein Wortgottesdienst?
                                    Text: Andreas Schmid

          In den Sommermonaten wurden an mehreren Sonntagen sowohl
        in St. Gabriel als auch in Heilig Blut „Wortgottesdienste“ angeboten.
        Mancherorts wurden sie auch als „Wort-Gottes-Feier“ angekündigt.
                          Was kann man darunter verstehen?

Viele Gläubige kennen die „Heilige Messe“,     So weit so gut. Aber: was ist jetzt ein „Wort­
die theologisch korrekt „Eucharistiefeier“     gottesdienst?“
heißt.                                         Zum einen kann man natürlich sagen: alle
In ihr wird das Heilswerk Christi vergegen­    Gottesdienste, die keine Eucharistie be­
wärtigt: was Jesus Christus damals getan       inhalten, sind Wortgottesdienste.
hat, in seiner heilenden Botschaft von der     Aber das ist nicht alles. Das Zweite Vati­
unbedingten Liebe Gottes und in seinem         kanische Konzil hat bekräftigt, dass auch
Kreuzestod, wird jetzt gegenwärtig, sicht­     Laien Anteil am Heilsdienst der Kirche ha­
bar und sakramental in den Zeichen von         ben. („Laie“ ist dabei gar nicht abwertend
Brot und Wein, die in Leib und Blut Christi    gemeint, es leitet sich ab vom griechischen
gewandelt werden.                              „laos“ und bedeutet einfach „zum Volk ge­
Die Eucharistiefeier ist nach Aussage des      hörend“).
Zweiten Vatikanischen Konzils „Quelle und      Da alle Gläubigen Anteil am Heilsauftrag
Höhepunkt“ des kirchlichen Lebens.             der Kirche haben, sind auch alle gläubigen
                                               Laien zu den drei Grunddiensten der Kirche
Doch zu allen Zeiten der Kirchengeschichte     berufen: Verkündigung, Liturgie und Dia­
gab es neben der Heiligen Messe, der nur       konie.
ein geweihter Priester vorstehen darf, eine    Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sol­
Vielzahl anderer Formen des Gebetes, der       len und dürfen also Laien die Liturgie mit-
Andacht und des Gottesdienstes: Maian­         gestalten, was auch die Leitung eines Got­
dachten, Kreuzwegandachten, das Rosen­         tesdienstes einschließt.
kranzgebet, das Stundengebet usw.
Diese Gebets- und Andachtsformen spie­         Anfangs sah das noch so aus, dass man
geln den Reichtum der kirchlichen Liturgie     aus dem Ablauf einer Messe einfach das
wieder. Vielfach waren es Laien, Frauen        Hochgebet und die Wandlungsworte her­
und Männer aus der Gemeinde, die etwa          ausnahm und das wurde dann als „Wort­
den Rosenkranz in der Kirche beteten.          gottesdienst“ bezeichnet. Doch im Lauf der

26
WAS IST EIGENTLICH ...

Zeit wurde das als unbefriedigend angese­    Wort war bei Gott und das Wort war Gott“.
hen. Theologen und Liturgiewissenschaft­     Jeglicher Abwertung der Wort-Gottes-Feier
ler haben sich daran gemacht, eine eigen­    ist damit der Boden entzogen: in ihr spricht
ständige Form zu entwickeln.                 Christus selbst. Er ist in seinem Wort gegen­
                                             wärtig, wie es im Matthäusevangelium
Herausgekommen ist dabei die „Wort-­ heißt: „Wo zwei oder drei in meinem Na­
Gottes-Feier“, wie sie im neuen Gotteslob men versammelt sind, da bin ich mitten
im Jahr 2013 veröffentlicht wurde (Num­ unter ihnen.“
mern 668 bis 671).
Es wird dabei sichtbar, dass Christus selbst Eine Wort-Gottes-Feier ist somit ein wich­
das lebendige Wort ist, das in der Kirche tiger Teil kirchlicher Liturgie und Ausdruck
spricht, wie es im Johannesevangelium eines Reichtums im lebendigen Gebet der
heißt: „Im Anfang war das Wort und das Kirche!

    Literatur am Abend 2021
    Literaturgespräche im Pfarrsaal der Pfarrei Heilig Blut, Scheinerstr. 12
    jeweils Montag, von 19.30 bis 21.00 Uhr

       25. Januar 2021                      22. Februar 2021
       „Lempi, das heißt Liebe“             „Das Meer am Morgen“
       Roman von Minna Rytisalo             Roman von Margaret Mazzantini

                                         Die nächsten Abende:
                                         22. März | 26. April | 31. Mai 2021

                                                                 Nähere Informationen
                                                                 zu den Abenden:
                                                                 Anna Lange
                                                                 2 089 31597168

                                                                                        27
KINDERSEITE

                          Was bedeutet Taufe?
Die allermeisten von Euch sind getauft.         ist der Getaufte nie allein, auch später als
Viele kurz nach der Geburt, sodass Ihr Euch     Erwachsener nicht. Doch noch wichtiger
nicht erinnern könnt. Doch vielleicht gibt      als die Gemeinschaft der Christen ist die
es Fotos oder Eure Eltern können Euch von       Gemeinschaft mit Gott. Bei der Taufe heißt
­Eurer Taufe erzählen. Manche von Euch          es: „Ich taufe Dich im Namen des Vaters,
 können sich vielleicht auch an die eigene      des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Gott
 Taufe erinnern oder haben die Taufe eines      nimmt mich in der Taufe an als ein gelieb­
 anderen Kindes miterlebt: Wie das Kind         tes Kind. So war es auch bei der Taufe Jesu.
 über dem Taufbecken besprengt und ge­          Dort sagt Gott zu seinem Sohn: „Du bist
 segnet wird und einen Namen erhält.            mein geliebter Sohn.“ Und durch die Taufe
                                                wird auch heute jeder Mensch – also auch
Doch was bedeutet das eigentlich, getauft       Ihr – ein Kind Gottes.
zu sein?
                                                Das ist wunderbar, denn so sind wir im­
Durch die Taufe wird ein Mensch zum Chris­      mer bei Gott geborgen, wie Ihr Kinder bei
ten oder zur Christin. Das heißt, er oder sie   Euren Eltern geborgen seid. Auch dann
wird in die Gemeinschaft der Christen, in       noch, wenn Ihr längst erwachsen seid und
die Kirche, in die Gemeinde aufgenom­           vielleicht eigene Kinder habt – wir bleiben
men. Das ist eine schöne Sache, denn so         immer Kinder Gottes, egal, wie alt wir sind.

                                 Was bedeutet Taufe?
                                                                                                        Andrea und Stefan Waghubinger

                                            Duschkopf, Motorboot, Rettungsring, Taucherbrille, Frosch

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KINDERSEITE

Besucht den Nikolaus
in St. Gabriel!
Liebe Familien, in diesem Jahr ist alles
anders. Normalerweise kommt der Ni-
kolaus die Kinder und Familien in ihrer
Wohnung besuchen. In diesem Jahr je-
doch lädt der Nikolaus die Kinder ein,
ihn in der Pfarrei zu besuchen. Jede Fa-
milie kann einen Besuchs­termin bele-
gen. Der Nikolaus kann am 5. Dezember
in der Braystraße 15 – je nach Witterung
im Freien oder im Pfarrheim, Michaels-
zimmer, von der Familie besucht wer-
den. Anfragen und Belegung der Be-
suchstermine unter BPloch@ebmuc.de.
      Die VerantwortlichenRunde St. Gabriel

Adventsgeschichten
am N­ ikolaustag in
Heilig Blut
Am Sonntag, den 6. Dezember, um 15
Uhr gibt es eine Lesung von Ad­vent­
geschichten für Schulkinder in der Kir-
che Heilig Blut. Im Anschluss schaut
noch der Nikolaus vorbei.
Eure Eltern können Euch um 16 Uhr wie-
der abholen – es sei denn, Ihr wollt noch
für eine halbe Stunde zum Spielen im
Hof oder auf dem Spielplatz unter Auf-
sicht der Pfarrjugend bleiben.

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