Martinasfeuer - Bistum Limburg

 
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Martinasfeuer - Bistum Limburg
martinasfeuer
                              pFINGSTEN 2019

               Katholische
                       Katholische
               Katholische   Pfarrei
                             Pfarrei Pfarrei
         Katholische
           St. Martin
           St. Martin  Pfarrei
                       Idsteiner
                   St. Idsteiner Land Land
                        Martin Idsteiner
                                 Land
     St. Martin Idsteiner Land

    In dieser Ausgabe:

               Talita kum! S. 9

       Maria Magdalena und die Osterfrauen S. 12

          Ermordet im Idsteiner Kalmenhof S. 21
Martinasfeuer - Bistum Limburg
Editorial

Du träumst in mir von einer Kirche                                                                                Liebe Leserinnen
Du träumst in mir, mein Gott, und ich mit dir:
von einer Kirche, arm an HERR-schaft,                                                                 h   aben Sie’s bemerkt? Oder hat das Titel­
                                                                                                          bild Sie davon abgelenkt? Blättern
                                                                                                      Sie noch einmal zurück. Nein, es ist kein
reich an Dien-Mut und heiliger Gemeinschaft;                                                          Schreibfehler. Die Ausgabe unserer Kirchen­
von einer Kirche, arm an Macht und Gütern,                                                            zeitschrift heißt dieses Mal wirklich: Mar­
reich an geschwisterlichem Leben;                                                                     tinasfeuer. Ein kleiner Buchstabe macht aus
von einer Kirche, arm an Dogmen und Gesetzen,                                                         dem männlichen Martin die weibliche Form:
reich an Vertrauen in die Kraft der Liebe;                                                            Martina. Dies soll kein Bezug auf eines oder
von einer Kirche, arm an Angst und Enge,                                                              mehrere Gemeindemitglieder sein, sondern
                                                                                                      ein Hinweis auf den Inhalt dieser Ausgabe
reich in Erwartung deines guten Geistes;
                                                                                                      zu Pfingsten: Wir haben ein vielfältiges Bild
von einer Kirche, arm an Formeltreue,                                                                 von Frauen und Ihren Aufgaben in der Kir­
reich an Bewegung, an spontaner Freude;                                                               che aufgezeigt, denn „Frauen bewegen“:
                                                                                                       angefangen bei den Frauen, die in der
Du träumst in mir, mein Gott, und ich mit dir:                                                        Bibel beschrieben werden: Judit, Debora,
von einer Kirche ohne Vorurteile;                                                                     Phoebe und Lydia,
von einer Kirche ohne Spaltung;                                                                        weiter über sehr gläubige und fromme
                                                                                                      Frauen wie Maria von Magdala und die Os­
von einer Kirche ohne Hierarchie;
                                                                                                      terfrauen, die in einer wunderschönen Iko­
von einer Kirche mit der ganzen Fülle,                                                                ne dargestellt wurden,
die du verschenkst an Charismen,                                                                       oder von berühmten Frauen wie Edith
an Fantasie und Fähigkeiten;                                                                          Stein, Hildegard von Bingen und Teresa von
von einer Kirche, die Bewegung sucht,                                                                 Avila, deren Schriften bis heute wichtig sind.
weil du dynamisch-schöpferische Liebe bist;                                                            Lesen Sie den sehr persönlichen Artikel
von einer Kirche,                                                                                     von Fr. Minör über Ihre Beziehung zu Maria
                                                                                                       sowie Statements von Menschen aus un­
in der wir Menschen werden können,
                                                                                                      serer Kirchengemeinde zum Thema: „Warum
wie Jesus es verheißt                                                                                 bewegt mich Kirche?“ Statements, die mit­
                                                                                                      unter kritische Fragen stellen und sich neue
Christa Peikert-Flaspöhler                                                                            Wege in der katholischen Kirche wünschen.
                                                                                                       Schauen Sie sich die Grafik an, wie die Ver­
                                                                                                      teilung der Geschlechter in unserer Kirchen­
                                                                                                      gemeinde aufgeteilt ist und versuchen Sie
                                                                                                      sich vorzustellen, welche Angebote es ohne
                                                                                                      Frauenbeteiligung noch geben würde.
                                                                                                       Aber lesen Sie auch, wie im Idsteiner Kal­
                                                                                                      menhof Unrecht geschehen ist – am Bei­
                                                                                                      spiel von Ruth Pappenheimer.
                                                                                                          Die Kirche steht derzeit sehr in der Kritik,
                                                                                                      wir haben als Kirchengemeinde den Auftrag,
                                                                                                                                                         Fotos: Titel und links: Mabel Amber, still incognito.../Pixabay

                                                                                                      uns dieser Kritik zu stellen und Möglichkei­
                                                                                                      ten zu finden, neue Wege zu gehen. Wir sol­
                                                                                                      len und müssen Dinge anders – auch aus dem
                                                                                                      weiblichen Blickwinkel – beleuchten. Heute
                                                                                                      geben wir einigen Frauen der Kirche die Mög­
                                                                                                      lichkeit, ihre Sichtweise zu vertreten, ihr Le­
                                                                                                      benswerk zu zeigen. Vielleicht ermutigt der
                                                                                                      eine oder andere Lebensweg auch uns dazu –
                                                                                                      Männer wie Frauen – etwas Neues zu wagen?
Christa Peikert-Flaspöhler, Du träumst in mir, mein Gott, aus: dies., Du träumst in mir, mein Gott.   Viel Spaß beim Lesen!
Frauen beten, Topos plus 349, © 2000 Lahn-Verlag in der Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer,
www.lahn-verlag.de                                                                                    Ulla Staudt

  2 | martinasfeuer pfingsten 2019
Martinasfeuer - Bistum Limburg
Vorwort

und Leser,
                                       F   rauen bewegen – sie bewegen etwas in
                                           der Geschichte, in der Politik, in der Ge­
                                       sellschaft.
                                                                                         meisterinnen als weibliche Dax-Vorstände
                                                                                         in Deutschland – und schon deren Zahl ist
                                                                                         verschwindend gering. Im Bundestag sind
                                           Frauen bewegen – sie bewegen etwas            nicht einmal ein Drittel aller Abgeordneten
                                       in uns, sie regen uns an zum Nachdenken,          weiblich – damit haben uns sogar schon
                                       sie bewegen unser Herz. Durch alle Zeiten         viele Länder der sogenannten dritten Welt
                                       hindurch hat es solche Frauen gegeben –           prozentual überholt. Hausarbeit und Pfle­
                                       einige davon begegnen uns in dieser Aus­          gearbeit liegen überwiegend immer noch
                                       gabe des Martinsfeuers.                           allein in Frauenhand.
                                           Oft hatten sie mit vielen Widerständen            Es braucht noch viele Frauen, die bewe­
                                       zu kämpfen – weil es zu ihrer Zeit für ei­        gen!                                               Ulla Staudt
                                       ne Frau nicht üblich war, das zu tun, was
                                       genau sie getan haben. Manche mag ihre            Und in unserer Kirche?
                                       Ecken und Kanten gehabt haben, aber ich           Auch hier gibt es viele Frauen, denen ich
                                       achte jede von ihnen hoch für ihren Ein­          für ihr Vorbild sehr dankbar bin. Frauen, die
                                       satz, ihr Durchhaltevermögen, ihre Kreati­        mich inspirieren, die mir Mut und Kraft ge­
                                       vität. Viele haben gezeigt, was möglich ist,      ben, wie z. B. die Heilige Edith Stein (siehe
                                       was geht, wenn man nicht alles als gege­          S. 15).
                                       ben hinnimmt. Viele sind Vordenkerinnen               „Ich weiß, dass ich jemanden in meiner
                                       mit ihren Gedanken über Gott und den              Nähe habe, dem ich rückhaltlos vertrauen
                                       Glauben.                                          kann und das ist etwas, was Ruhe und Kraft
                                           Die Liste dieser Frauen ist lang – zu lang,   gibt.“ Edith Stein beeindruckt mich mit ih­
                                       um sie hier aufzuzählen, und auch das Mar­        rem tiefen, unerschütterlichen Glauben, ihr
                                       tinasfeuer kann nur wie ein Scheinwerfer          Glaube trägt mich mit.                             Johanna Moos
                                                                                                                                            Gemeindereferentin
                                       einzelne davon herausstellen.                         Und es ist der Glaube von so vielen ­Frauen,
                                           Vielen dieser Frauen bin ich heute sehr       der die Kirche trägt. Würden ­Frauen nicht
                                       dankbar. Ohne die vielen Frauen, die sich         mehr zum Gottesdienst gehen und würden
                                       für ein Wahlrecht eingesetzt haben, dürfte        sie sich aus allem ehrenamtlichen Tun zu­          * Diese Bestimmung wur-
                                       ich heute noch nicht wählen – gerade 100          rückziehen …, wie viele Menschen wären             de erst 1977 gekippt. Bis
                                       Jahre sind es jetzt her, dass Frauen dieses       noch in unseren Gottesdiensten und unse­           dahin durften Frauen nur
                                                                                                                                            arbeiten gehen, wenn sie
                                       Recht in Deutschland erstritten haben. Oh­        ren Gemeinden?                                     ihre Hausfrauenpflichten
                                       ne den Einsatz von Frauen müsste ich heu­             Frauen gestalten Kirche und sie möch­          nicht verletzten.
                                       te noch meinen Mann fragen, ob ich arbei­         ten dieser Kirche und dem Glauben Zu­              Auf Elisabeth Selbert und
                                       ten gehen darf*, und dürfte ohne seine Ein­       kunft geben. So zum Beispiel die Frau­             die drei anderen „Mütter
                                                                                                                                            des Grundgesetzes“ geht
                                       willigung nicht über mein selbst verdientes       en der kfd, der katholischen Frauenge­             der allgemein gehaltene
                                       Geld verfügen. Es ist erschreckend, dass es       meinschaft Deutschlands, die sich leiden­          Artikel 3, Abs. 2 zurück:
                                       noch immer Länder auf dieser Welt gibt, in        schaftlich für den Glauben und für Frauen          „Männer und Frauen sind
                                                                                                                                            gleichberechtigt“, aber
                                       denen Frauen das tatsächlich nicht ohne           stark machen, am 29. April beispielsweise
                                                                                                                                            einzelne Gesetze wurden
                                       die Einwilligung ihres Mannes dürfen.             in Mainz mit ihrem Tag „Macht Kirche zu­           erst später angepasst:
                                           Heute gibt es Gott sei Dank Frauen in al­     kunftsfähig“, dem Tag der Diakonin 2019.           Ab 1958 z. B. konnten
                                       len Berufen und allen Positionen. Aber oft        Oder in Zusammenarbeit mit dem Bistum              Frauen – jeweils ohne die
                                                                                                                                            Erlaubnis ihrer Ehemän-
                                       gilt noch, was Charlotte Whitton, erste Bür­      Limburg beim 1. Frauenforum am Sams­               ner – den Führerschein
                                       germeisterin einer Großstadt in Kanada,           tag, dem 4. Mai, in Frankfurt. Frauen und          machen, ab 1962 ein Kon-
                                       sagte: „Was immer Frauen tun – sie müssen         Mädchen setzen sich ein im bdkj, dem               to eröffnen. Ab 1973 hieß
                                                                                                                                            es nicht mehr „Notzucht“
 Fotos: privat l|C. Sauerborn-Meiwes

                                       es zweimal besser tun als Männer, damit           Bund der katholischen Jugend, für eine
                                                                                                                                            und war ein Vergehen ge-
                                       man sie für halb so gut hält.“ Immer noch         bessere Welt – in diesem Jahr im Mai im            gen die Sittlichkeit, son-
                                       müssen Frauen mehr kämpfen als Männer,            Rahmen der 72-Stunden-Aktion, die auch             dern „Vergewaltigung“
                                       damit sie das gleiche Geld bekommen, da­          in unserer Gemeinde stattfindet. Vielleicht        und war ein Verbrechen
                                                                                                                                            gegen die sexuelle Selbst-
                                       mit sie berücksichtigt werden, wenn es um         sehen wir uns dort?
                                                                                                                                            bestimmung – allerdings
                                       Aufstiegschancen in Unternehmen und               Es grüßt Sie herzlich                              erst ab 1997 auch in der
                                       Universitäten geht. Es gibt weniger Bürger­       Johanna Moos, Gemeindereferentin                   Ehe ... (Anm. d. Red.)

                                       www.katholisch-idsteinerland.de                                                          martinasfeuer pfingsten 2019 | 3
Martinasfeuer - Bistum Limburg
thema

Frauen-Bilder in der Bibel                                              Almuth Blumenroth, Patricia Goldstein-Egger,
                                                                                     Veronika Ackva und Inge Weiler

                                                                           ra, eine Führungspersönlichkeit. Im Rich­
                                                                           teramt unter der „Deborapalme“ spricht
                                                                           sie Recht und löst soziale Konflikte mit viel
                                                                           Weisheit. Im Buch Judit begegnen wir der
                                                                           schönen Witwe Judit, die unerschrocken
                                                                           und mutig den Feind ihres Volkes selbst
                                                                           ins Jenseits befördert. Sie ist nicht nur sehr
                                                                           schön, sondern vor allem sehr gläubig.
                                                                           Hören wir, was sie uns sagen:

                                                                           Die Richterin Debora (Richter 4, 1–16)
                                                                           „Ich bin Debora, die Frau des Lappidot und
                                                                           Richterin in Israel. Es kommen viele Israeli­
                                                                           ten zu mir und fragen mich um Rat, den ich
                                                                           ihnen mit Gottes Hilfe auch immer geben
                                                                           kann. Auch mit Gottes Hilfe konnte ich Ba­
                                                                           rak davon überzeugen, dass er sich ein Heer
                                                                           zusammentrommelt, um gegen Sisera vor­
                                                                           zugehen, um das Volk Israels von ihm zu be­
                                                                           freien. Ich konnte bemerken, dass er, klein­
                                                                           gläubig wie er war, meinen Worten nicht
                                                                           vertraute. Er wünschte sich meine Beglei­
                                                                           tung und ich ging mit ihm. Ich prophezeite
                                                                           ihm, dass er sich auf Gottes Führung verlas­
                                                                   1       sen kann, Sisera aber – wegen seiner Klein­
                                                                           gläubigkeit – von einer Frauenhand an den
1  Das Lied der De-
    borah, Holzschnitt
    von Gustave Doré,
                          O    bwohl die Bibel zunächst aus rein
                               männlicher Sicht verfasst wurde, ist
                          es doch erstaunlich, wieviele verschiede­
                                                                           HERRN ausgeliefert werden wird. Als alles so
                                                                           geschah, wie ich es ihm vorhergesagt hatte,
                                                                           stimmte er mit mir ein Loblied auf Gott an
    ca.1866.
2  Judith, August Rie-   ne Frauengestalten sowohl im Alten Tes­          und erkannte, welche Kraft in mir wirkte.“
    del, 1840.            tament als auch im Neuen Testament zu
3  Wie auf diesem
                          finden sind: Glückliche späte Mütter, Pro­       Die schöne Witwe Judit (Judit 8–13)
   Mumienpor­trät einer
   Frau des ersten oder   phetinnen, Staatsfrauen, erfolgreiche Klein­     „Mein Name ist Judit, ich bin die Witwe des
   zweiten Jahrhun-       unternehmerinnen, geschickte Geschäfts­          Manasse und lebe in Betulia. Seit drei Jah­
   derts könnte auch      frauen und Frauen, die in Kriegsführung be­      ren nun bin ich schon Witwe, faste und bete,
   Lydia ausgesehen
   haben.
                          wandert sind und mit ihren Feinden kurzen        wie es üblich ist. Die Verzweiflung des Vol­
                          Prozess machen, die erste Apostelin Ma­          kes unserer Stadt wegen der schrecklichen
                          ria Magdalena (siehe S. 12–13) und Frau­         Belagerung durch den assyrischen Heerfüh­
                          en, die die ersten christlichen Gemeinden        rer Holofernes hat mich auch erreicht. Wie
                          leiten. Fristeten diese über Jahrhunderte        dumm die Stadtoberen sind, dass sie nicht
                          ein Schattendasein neben den Männern,            mehr auf die Hilfe Gottes vertrauen! Noch
                          die als Vorbilder des Glaubens dienten, so       nie hat er sein Volk im Stich gelassen. Ich
                          sind sie heute wieder mehr in den Focus          konnte sie davon überzeugen, dass wir im­
                          gerückt, um nun selbst Vorbilder gelebten        mer auf Gottes Hilfe vertrauen können! Und
                          Glaubens zu werden.                              so habe ich mich in das Lager des Holofer­
                              Im Alten Testament begegnen wir im           nes begeben und er hat sich von meiner
                          Buch der Richter (Kapitel 4) einer Frau mit      Schönheit blenden lassen. Doch ich blieb
                          Autorität und prophetischer Gabe: Debo­          meinem Gott in den Tagen im Lager immer

4 | martinasfeuer pfingsten 2019
Martinasfeuer - Bistum Limburg
Thema

                                                treu und habe mich nicht zu unkeuschem          Diakonin. Ich verkünde den Gemeindemit­
                                                Handeln verleiten lassen. Mit Gottes Hilfe      gliedern die Botschaft von Jesus und sei­
                                                konnte ich unser Volk mit eigener Hand von      nen Werken, wie ich sie von Paulus gehört
                                                dem Schlächter des Nebukadnezar befreien        habe. An vielen Stellen in der Gemeinde
                                                und seitdem fürchten sie uns und lassen un­     bin ich außerdem helfend tätig.
                                                ser Volk in Frieden leben.“                         Zurzeit befindet sich Paulus in unserer
                                                    Im Neuen Testament im Römerbrief            Gemeinde. Wir beide reden und diskutie­
                                                (16,1 ff) wird „Phoebe, unsere Schwester,       ren viel über Jesus und seine Worte. Paulus
                                                herausgestellt“, die ein „Dienstamt für die     vertraut mir, so dass ich über ihn und sein
                                                Gemeinde Kenchreä hat“. Die Apostelge­          Wirken sprechen darf.
                                                schichte wiederum nennt die Purpurhänd­             Morgen werde ich nach Korinth aufbre­
                                                lerin Lydia, eine „gottesfürchtige Frau aus     chen, um von dort aus weiter nach Rom zu
                                                der Stadt Thyatira“ (Apg 16,14). Sie öffnet     reisen. Paulus hat mir für die römische Ge­
                                                ihr Herz für die Botschaft Gottes und nimmt     meinde einen Grußbrief mitgegeben. Da­
                                                Paulus und Silas in ihr Haus auf. Lassen wir    rin empfiehlt er mich der Gemeinde. Ich
                                                auch diese beiden Frauen zu Wort kommen.        freue mich darauf, mich mit den dort an­         2
                                                                                                wesenden Christen in Rom auszutauschen
                                                Die Purpurhändlerin Lydia*                      und zu helfen, wo ich gebraucht werde.“          3
                                                (Apostelgeschichte 16, 14.15.40)
                                                „Ich bin Lydia und stamme aus Thyatira in       Die Schriften der Bibel laden ein, offen und
                                                Lydien. Ich lebe in Philippi, habe mir einen    aufmerksam auf die Rolle der Frau in der Bi­
                                                gut florierenden Handel aufgebaut und           bel zu schauen. Was haben sie bewegt und
                                                führe ein erfolgreiches und profitables Un­     wofür stehen sie für uns heute?
                                                ternehmen. Ich liefere meinen Purpur bis            Meist haben die Frauen vielen anderen
                                                nach Europa. Ich stehe einem großen Haus­       „beigestanden“. Beistand, das bedeutet zu­
                                                halt vor mit meiner Familie und meinen          nächst einmal, offene Augen zu haben und
                                                Sklaven. Ich bin gut beschäftigt und habe       Einfühlungsvermögen, dann aber auch
                                                alle Hände voll zu tun.                         Vertrauen und Kreativität – Einladung für
                                                    Eines Tages traf ich Paulus und seine Be­   uns heute, fortwährend aufmerksam und
                                                gleitgruppe am Fluss und hörte aufmerk­         einsatzbereit zu sein. Dort, wo es um den
                                                sam seinen Worten zu. Ich spürte, wie sei­      Einsatz am Einzelnen geht, aber auch dort,
                                                ne Worte über Jesus mir das Herz öffneten.      wo es darum geht, Verantwortung für das
                                                Ich erkannte, dass er die Wahrheit sagte. Ich   große Ganze zu übernehmen, damit die
                                                ließ mich und mein ganzes Haus taufen und       Botschaft Jesu weitergetragen wird.
                                                bot Paulus mein großes Anwesen an, dass             Am Beispiel von Debora und Lydia wür­
                                                er darin mit seinen Freunden wohnen und         den wir heute sagen: Sie waren Powerfrau­
                                                beten könne. Seither trifft sich die gesamte    en! Neben ihrem Beruf, den sie erfolgreich
                                                Gemeinde von Philippi regelmäßig in mei­        ausführen, übernehmen sie Verantwortung
                                                nem Haus zum Gespräch und zum Gebet.            und – wahrscheinlich ihrer Persönlichkeit
                                                    Nachdem Paulus wieder weiterzog, über­      entsprechend – Leitungsfunktionen. Das
                                                nahm ich die Leitung unserer neuen Ge­          war sicher nicht immer einfach in einer Ge­
                                                                                                                                                *Der Text der Lydia
                                                meinde. Ich prophezeie, bete und leite          sellschaft, in der Männer das Sagen hatten,     wurde freundlicher-
                                                auch das Herrenmahl. Es ist eine dichte, ge­    und bedurfte der Eigenschaften von Unab­        weise von Veronika
                                                füllte Zeit. Und den Purpurhandel schaffe       hängigkeit, Selbstsicherheit aber auch Kri­     Ackva, der der Phoebe
Fotos: Wikimedia Commons | P. Goldstein-Egger

                                                                                                                                                von Inge Weiler zur
                                                ich trotzdem noch.“                             tikfähigkeit. Aber mit der Erfahrung, dass
                                                                                                                                                Verfügung gestellt.
                                                                                                „ihr der Herr das Herz aufschloss“, stand das
                                                Phoebe*, die Unterstützerin                     Ziel sicher vor Augen: Sie stellten sich ganz
                                                (Römerbrief 16,1 ff)                            in Seinen Dienst!
                                                „Mein Name ist Phoebe. Das bedeutet ‚die            Lassen wir Frauen uns heute doch im­
                                                Leuchtende‘. Ich komme aus einem kleinen        mer wieder von diesen Frauen ermutigen -
                                                Ort in der Nähe der alten Stadt Korinth.        auch im Sinne Paulus’: „Doch im Herrn gibt
                                                Hier leben schon einige Christinnen und         es weder die Frau ohne den Mann noch
                                                Christen, und ich bin hier in der Gemeinde      den Mann ohne die Frau.“ (1Kor 11,11) 

                                                www.katholisch-idsteinerland.de                                                     martinasfeuer pfingsten 2019 | 5
Martinasfeuer - Bistum Limburg
statements

Kirche bewegt mich – warum?
                                                            Gedanken von Gemeindemitgliedern

Hugo Wohnig, Engenhahn: Aufgeben ist                           Gabi Rosch, Idstein: Kirche ist für mich zu­
einfacher. Der Glaube ist für mich das                         erst die Gemeinde, in der ich mich zuhau­
wichtigste Argument für die Kirche.                            se fühle. Als ich nach Idstein kam, habe ich
Kann ich ihn auch im stillen Kämmer­                           eine offene, einladende Kirchengemeinde
lein ausüben oder brauche ich dafür                            kennengelernt und hier schnell gute Freun­
Gemeinschaft? Meine Überzeugung                                de gefunden. Freunde, mit denen ich über
ist: Im Austausch und im Miteinander                           Gott, aber auch über die Welt reden kann.
lebt der Glaube. Es gibt viele Gründe auf­                     Auf die Frage, ob ich im Verwaltungsrat mit­
zugeben. Wegbleiben und andere gestal­                            arbeiten wolle, habe ich gerne „ja“ gesagt,
ten lassen oder im Kleinen mitzuwirken,                             da ich hier meine Fähigkeiten einbrin­
das zu verändern und vielleicht zu verbes­                           gen konnte. Jedoch war ich zunächst
sern, was mir wichtig ist. Dafür entscheide                          die einzige Frau unter mehrheitlich
ich mich immer wieder und stelle fest: Im                            deutlich älteren Männern. Das hat sich
Großen und Ganzen gibt es mir mehr als                              zum Glück geändert. Weil ich mir wün­
es mich kostet. Mein Engagement gründet                           sche, dass viele Menschen unsere Ge­
auf diesen Überzeugungen. Besonders die                        meinde als Heimat erleben können, möchte
Erwachsenenbildung ist mir ein Anliegen.                       ich mit Frauen und Männern gleichberech­
Ich bin dankbar, dass ich seit Jahren die                      tigt die Zukunft in St. Martin gestalten. 
Möglichkeit habe zu wirken und mitzuwir­
ken.                                                          Tatjana Schneider, Idstein: Als ich mit sech­
                                                               zehn Jahren zum ersten mal eine katholi­
Doro Breuer, Idstein: Vor mittlerweile                         sche Kirche betreten habe, habe ich einen
fast 30 Jahren begann ich Theologie                            der größten Schätze in meinem Leben ge­
zu studieren, um herauszufinden, wa­                           funden. Ich war fasziniert von der schlich­
rum Frauen keinen Zugang zu vielen                             ten Schönheit dieser alten Kirche und von
Ämtern der Kirche hatten. Unausräum­                           der Liturgie, die in diesem Moment gefei­
bare Gründe fand ich nicht, aber kon­                          ert wurde. Ich wusste nicht, dass es Eucha­
zilsbewegte Professoren, die die Hoffnung                       ristie war und die Sprache kannte ich auch
verbreiteten, dass die Kirche wandelbar                            nicht. Das war für mich aber kein Hin­
sei. Von dieser Hoffnung getragen wurde                              dernis. Ich wollte einfach da sein, den

                                                                                                                Fotos: privat | C. Sauerborn-Meiwes
ich Religionslehrerin. Heute allerdings er­                          Raum und das Geschehen auf mich
scheint es mir kaum mehr möglich, die Kir­                           wirken lassen und das Geheimnisvolle
che in dieser Frage glaubhaft zu vertreten,                          kennen lernen. Das tue ich immer noch.
ohne dass sie den Schüler*innen wie ein                            Hier in Deutschland musste ich mich auf
Paralleluniversum vorkommt. Darum be­                           ein ganz neues Modell der Kirche einlassen.
wegen mich Initiativen wie Maria 2.0, denn                     Trotz der Unterschiede gibt sie mir das Ge­
die Hoffnung will ich nicht aufgeben.                         fühl, geborgen und zu Hause zu sein. 

Lesetipp                                                        zerbrechlichen Frauen aus biblischen Zeiten:
Breit-Keßler, S.; Janssen, S.:                                   Aus dem Alten Testament: Eva – Wissbegier,
Die großen Töchter Gottes.                                        Sarah – die Mutter des israelischen Volkes,
Starke Frauen der Bibel                                            Miriam – die rebellische Schwester und
Deutsche Bibelgesellschaft, 2018, 96 S.                              Prophetin des Exodus, Judith – Retterin
18 Euro, ISBN 978-3-438-07430-0                                       ihres Volkes, Deborah – die große Rich­
Die preisgekrönte Malerin S. Janssen hat be­                           terin, Susanna – der Mut zum Nein
eindruckende Portraits von 12 bemerkenswer­                            Aus dem Neuen Testament: Maria –
ten Frauen aus der Bibel geschaffen. Einfühlsa­                     der Mut zum Ja, Martha – „Du bist Chris­
me und nachdenkliche Texte der Theologin Su­              tus“, Die Frau der Salbung – die Namenlose, Maria
sanne Breit-Keßler eröffnen einen Raum der Be­     Magdalena – Apostolin der Apostel, Lydia – erste Chris­
gegnung mit diesen starken, unbeugsamen und auch   tin Europas, Die Frau der Apokalypse – die neue Eva.
Martinasfeuer - Bistum Limburg
statements

                Eberhard Leichtfuß, Wörsdorf: Mich be­            auch reiben darf. Dies geschieht besonders
                wegt an Kirche die Gemeinschaft. In               im Hinblick auf die Auseinandersetzung mit
                meinem Heimat-Kirchort Wörsdorf                   den Jugendlichen, die vieles, was mir an Ri­
                wurde ich gut aufgenommen und von                 ten vertraut ist, kritisch hinterfragen. „Wo­
                vielen Menschen getragen. Das Gefühl,             zu gibt es das Zölibat? Was bringt mir eine
                gemeinsam etwas bewegen zu kön­                   kirchliche Gemeinschaft?“ oder ,,Das ist ein
                nen, empfinde ich als wertvoll und an­            Ort, zu dem meine Oma geht" oder ,,Das
                treibend. Daher engagiere ich mich im Ver­        ist mir zu früh/ zu langweilig“ beschäftigen
                waltungsrat. Ich kann meine (beruflichen)           mich in diesem Zusammenhang sehr und
                Erfahrungen teilen und so das Leben in der            bewegen mich zu einem, teilweise kriti­
                Gemeinde aktiv und lebendig gestalten.                schen, Hinterfragen der Strukturen und
                                                                       meiner eigenen Stellung zur Kirche. Für
                Christina Honnef, München: Als Kind war                mich steht fest, dass ich mich auch wei­
                für mich eindeutig: Die katholische Kir­              terhin mit Kirche bewegen und mich von
                che wird von starken Frauen geführt. Im             Kirche bewegen lassen möchte.
                Kommunionunterricht, im Messdienerun­
                terricht, in der Kirchen-Musikgruppe:             Malte Blumenroth, Idstein: Kirche be­
                überall sah ich starke, energiegelade­            wegt mich und sich selbst dann, wenn sie
                ne Frauen. Keine Frage, Frauen muss­              am Menschen stattfindet – in Form von Ju­
                ten eine wichtige Rolle in der katholi­           gendarbeit, Musik, Gemeinschaft. Kirche
                schen Kirche spielen. Je älter ich wur­           bewegt mich aber auch zu Gefühlen von
                de, desto deutlicher wurde mir, dass              Bestürzung, Wut und Ohnmacht: Dort, wo
                dies nicht der Fall ist. Trotzdem bedeutet        Frauen noch immer nicht Männern gleich­
                mir die kath. Kirche, in der ich Glaube und          gestellt sind. Dort, wo weiterhin kei­
                Gemeinschaft erfahre und die Teil meines               ne volle Verantwortung für unzählige
                Lebens ist, viel. In Sachen Frauenbild kann             Missbrauchsfälle übernommen und
                ich allerdings nur sagen, dass es Zeit ist auf­         stattdessen Homosexualität zum Pro­
                zuwachen und das immense Potential zu                   blem stigmatisiert wird. Dort, wo ein
                erkennen, das in den Frauen schlummert,                ernstzunehmendes Interesse an den
                die sich Tag für Tag in der Kirche engagie­          jungen Generationen auf der Strecke
                ren. Es ist Zeit für Gleichberechtigung und       bleibt und Kirche so ihre eigene Zukunft
                auch die katholische Kirche kann sich             verspielt. Es ist Zeit, dass sich die Kirche be­
                ändern. Ich hoffe, sie tut es.                   wegt – zurück zu den Menschen!? 

                Marianne Hess, Esch: Kirche bewegt                Dr. Ulrike Kaiser, Niedernhausen: Neu­
                mich, weil Sie für mich Heimat dar­               lich kam es bei einem Trauerkaffee zu ei­
                stellt, die von Generation zu Genera­             nem interessanten Gespräch über Glauben
                tion weitergegeben wird. Richard Hess,            und Kirche: Der Kirche eher Fernstehende
                Esch: Kirche bewegt mich, weil ich in der         hatten im Requiem neben Trauer und Ab­
                Eucharistie Gottes Nähe erlebe.                  schied deutlich die Hoffnung auf ein Wie­
                                                                  dersehen gespürt und wollten mehr dar­
                Kerstin Mosch, Engenhahn: Kirche bewegt           über wissen. Wir praktizierenden Christen
                mich – warum? Wie kannst du noch in die           sind in Europa schon lange nicht mehr in
                Kirche gehen? Diese Fragen begleiten mich         der Mehrheit. Menschen um uns herum
                schon mein halbes Leben. Abgewandelt                 wissen nichts von der Freude und Gebor­
                werden diese gerne durch die Aussagen                  genheit, Kind Gottes und Mitglied der
                der Jugendlichen, mit denen ich tagtäg­                 Familie Christi, seiner Kirche, zu sein.
                lich zu tun habe. Die Antwort darauf ist so­             Neugier darauf zu wecken, muss An­
                wohl leicht als auch schwer. Kirche bedeu­               spruch „der Kirche“ aber auch jedes
                tet für mich Gemeinde und vor allem Hei­                Einzelnen werden: Wem das im alltäg­
                mat. Sie ist für mich ein Ort, an den ich mich        lichen Leben authentisch gelingt, der
Fotos: privat

                zurückziehen, mich frei entfalten kann. Das         kann dabei helfen, den Glauben wieder
                heißt aber nicht, dass man sich an ihr nicht      zu verbreiten.

                www.katholisch-idsteinerland.de                                martinasfeuer pfingsten 2019 | 7
Martinasfeuer - Bistum Limburg
frauenfragen

                                wenn eine frau
                           das WORT geboren hat
                          warum sollten frauen dann
                     das wort nicht von der kanzel künden

                                             wenn eine frau
                                      für ihr zuhören gelobt wird                                                       wenn eine frau
                                      warum sollten frauen dann                                          jesu sinneswandlung duch ein brotwort wirkte
                                     das gelernte nicht auch lehren                                                warum sollten frauen dann
                                                                                                         bei der wandlung nicht das brotwort sprechen
                                             wenn eine frau
                                          die füße jesu küsste                                                          wenn eine frau
                                      warum sollten frauen dann                                          von jesus krüge voller wein erbitten konnte
                                     den altar nicht küssen können                                                warum sollten frauen dann
                                                                                                   über einen kelch mit wein nicht auch den segen sprechen
                             wenn eine frau
                      den leib christi salben konnte                                                                   wenn eine frau
                        warum sollten frauen dann                                                            den jüngern als apostelin vorausging

                                                                                                                                                                                                  © Br. Andreas Knapp
                 nicht zum salbungsdienst befähigt sein                                                           warum sollten frauen dann
                                                                                                         zur apostelnachfolge nicht auch gerufen sein

                                                                                                                                                Andreas Knapp

Haupt- und Ehrenamtliche: Frauen und Männer Quelle: St. Martin Idsteiner Land
In den Gremien/Gruppen wurden die hauptamtlichen Mitglieder nicht berücksichtigt,
bei Ehrenamtlichen gibt es Mehrfachnennungen.

Ehrenamtliche                                       Frauen, Mädchen            Männer, Jungen            Hauptamtliche                                 Frauen         Männer
                         10          3        Pfarrgemeinderat: 13                                                       6        5     Pastoralteam: 11 (incl. Bezirkskantor)
 3                           7       Verwaltungsrat: 10                                                          4       Sekretärinnen: 4
     4                       6       Ortsausschuss Idstein: 10                                                       5        4    KüsterInnen: 9
             6               4       Ortsausschuss Niedernhausen: 10                                             4       Hausmeister: 4
                         9           4    Ortsausschuss Wörsdorf: 13                                                 5       Reinigungskräfte: 5
     4 1 Ortsausschuss Esch: 5                                                                           1           4       Organisten: 5
         5           3       Ortsausschuss Engenhahn: 8                                                                                           21    Erzieherinnen (beide Kitas)**: 21
                         9 2          Ortsausschuss Oberjosbach: 11                                          3       Hauswirtschaft (beide Kitas): 3
 3           3       Umweltausschuss: 6
                     8
                                                                                                                                                                 Hauptamtliche: 62
                             Caritasausschuss*: 8
                                                                                                                                                                             12 %
                             11 1 Liturgieausschuss: 12                                                                                                         45
                     8 2 Erwachsenenkatechese: 10                                                                                                                    17
                                                                                                                                                                                                  Zusammenstellung: K. Umscheid | Grafik: C. Reuß

                                         15       5 Erstkommunionkatechese: 20
                                                                                                                                               366 Frauen
                                                                                                                                                  71 %
                                                                32 Kinderwortgottesdienstkatechese: 32                                                           151 Männer
                 7               4    Firmkatechese: 11                                                                                                             29 %
2 2              AnsprechpartnerInnen Eine-Welt-Gruppen: 4                                                                                                              134
                                                                                                                                                       321
 3 1 AnsprechpartnerInnen Ökumene: 4
                 7       Ansprechpartnerinnen Frauenkreise: 7                                                                                                             Ehrenamtliche: 455
1 2 AnsprechpartnerInnen Bibelarbeit: 3                                                                                                                                                88 %
                                                                                                                                                       Gesamt: 517
                     8 2 Sonstige: 10
                                                                                              58                                  17        Chor St. Martin und Musikgruppen: 75
                                                                                     50                                                27    Liturgiehelfer (Lektor/Kommunionhelfer): 77
                 MessdienerInnen: 117                                                                            69                                                                         48

*wechselnde Teilnehmer, TN-Zahl beim ersten Treffen ** Idstein: 9, Niedernhausen: 12 Erzieherinnen                                                                           Stand: April 2019
Martinasfeuer - Bistum Limburg
Thema

                                                                      „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“                                                                           Eva Nolte-Thissen
                                                                      Wenn sich an der Situation der Frauen in der Kirche wirklich etwas ändern soll,
                                                                      müssen sie Zeichen setzen

                                                                      A     m 26. März 2019 meldeten die Nachrich­
                                                                            tenagenturen einen bemerkenswerten
                                                                      Vorgang aus Rom. Die Süddeutsche Zeitung
                                                                                                                         ten. Einem Mann jedoch stehen alle Türen
                                                                                                                         offen, weil er ein Mann ist.
                                                                                                                             Jesus selbst hat sich gegenüber Frau­                                      he
                                                                                                                                                                                                   ei
                                                                      titelte „Frauenaufstand im Vatikan“. Alle Re­      en nicht abwertend verhalten. Nach sei­

                                                                                                                                                                                               w
                                                                                                                                                                                           r
                                                                      dakteurinnen der vatikanischen Zeitschrift         ner Auferstehung erschien er zuerst ihnen,

                                                                                                                                                                                           u
                                                                                                                                                                                        tz
                                                                      Donne Chiesa Mondo (Frauen, Kirche, Welt)          die unter seinem Kreuz ausgehalten hat­

                                                                                                                                                                                      zutrit
                                                                      waren zurückgetreten – aus Protest gegen           ten. Frauen gehörten auch zur Urgemein­
                                                                      den klerikalen Druck, der auf ihre Redakti­        de in der Apostelgeschichte, die sich an
                                                                      on ausgeübt wurde, nachdem sie über den            Pfingsten versammelt hat: „Sie alle verharr­
                                                                      Missbrauchsskandal berichtet hatten.               ten einmütig im Gebet, zusammen mit den
                                                                           Die Forderung katholischer Frauen nach        Frauen“ (Apg 1,14) und „alle wurden vom
                                                                      Gleichberechtigung in der Kirche und Zu­           heiligen Geist erfüllt“ (Apg 2,4).
                                                                      gang zu den buchstäblich entscheidenden                In der Kirche gehören Frauen dennoch
                                                                      Stellen und Ämtern wird lauter. Ein Mann           bis heute nicht vollständig dazu. Obwohl
                                                                      zu sein ist immer noch die wichtigste „Qua­        Männer und Frauen als Abbild Gottes ge­
                                                                      lifikation“, um die Priesterweihe zu erhal­        schaffen sind (Genesis 1,27), sind es Män­
                                                                      ten. Dabei ist der Ruf nach Gleichberechti­        ner, die entscheiden, welche Aufgaben
                                                                      gung nicht neu. Bereits im Jahr 1976 hat­          Frauen übernehmen dürfen und welche
                                                                      te Papst Paul VI. konstatiert, die Kirche sei      Rechte sie haben. Frauen als Verfügungs­
                                                                      nicht berechtigt, Frauen zur Priesterweihe         masse, die mann dort einsetzt, wo es am

                                                                                                                                                                              ”
                                                                      zuzulassen. 18 Jahre später, im Jahr 1994,         besten passt, und die mann dort heraus­                   Ich bin über-
                                                                      wollte Papst Johannes Paul II. jeglicher wei­      hält, wo sie unbequem werden könnten.                     zeugt, dass die
                                                                      teren Debatte um dieses Thema ein Ende             Inzwischen haben sich nicht wenige Frau­
                                                                                                                                                                                   Frauenfrage
                                                                      setzen. Er erklärte, dass die Priesterwei­         en von der Kirche abgewendet, weil sie
                                                                      he nur Männern vorbehalten sei und „dass           nicht erkennen können, dass sich an deren                 schon sehr bald
                                                                      sich alle Gläubigen endgültig an diese Ent­        patriarchalischem, antiquiertem Weltbild                  eine Frage von
                                                                      scheidung zu halten“ hätten. Das Macht­            in naher Zukunft etwas ändern wird.                       Sein oder Nicht-
                                                                      wort war gesprochen, das päpstliche Denk­              Die Kirche erlebt heute ihre vielleicht               sein für unsere
                                                                      verbot erteilt. Basta. Als feierten wir an         schwerste Krise, die durch ihre Struktur si­
                                                                                                                                                                                   Kirche werden

                                                                                                                                                                                           “
                                                                      Weihnachten die Mannwerdung Jesu und               cherlich begünstigt, vielleicht in diesem
                                                                      nicht seine Menschwerdung.                         Ausmaß sogar erst möglich wurde. Damit                    wird.
                                                                           So wird die Christenheit geteilt: Der ei­     sich daran etwas ändert, müssen Frauen                    Sr. Philippa Rath,
                                                                      ne Teil ist der Weihe würdig, der andere           Zeichen setzen – auch und besonders in                    OSB, Kloster Eibingen
                                                                      nicht. Egal wie klug, begabt, charismatisch,       den Gemeinden. Denn Jesu Wort gilt auch
                                                                      empathisch oder gebildet eine Frau auch            uns: „Talita kum! Mädchen, ich sage dir, steh
Fotos: Michael Bogedain, pfarrbriefservice.de, Bearbeitung: C. Reuß

                                                                      sein mag, niemals wird sie die Weihe erhal­        auf!“ (Markus 5,41) 

                                                                      Regelmäßige wöchentliche Eucharistiefeiern                                  weitere Gottesdienste: www.katholisch-idsteinerland.de
                                                                                             Idstein            Niedernhausen      Wörsdorf              Engenhahn      Oberjosbach                Esch
                                                                       Samstag             18.00 Uhr                                                     18.00 Uhr
                                                                       Sonntag             11.00 Uhr              9.30 Uhr         11.00 Uhr                             18.00 Uhr             9.00 Uhr
                                                                       Dienstag            15.00 Uhr
                                                                       Mittwoch                                   19.00 Uhr
                                                                       Donnerstag                                                                         9.30 Uhr       18.00 Uhr
                                                                      Freitag              17.00 Uhr                               18.00 Uhr
                                                                                        Vinzenz-von-Paul-Haus                   Bechtheim , ev. Kirche

                                                                      www.katholisch-idsteinerland.de                                                                martinasfeuer pfingsten 2019 | 9
Martinasfeuer - Bistum Limburg
thema

Hildegard von Bingen: Prophetin und Kirchenlehre
                                                                     ben von Anfang an durch den Lebensrhyth­
                                                                     mus der Benediktiner mit seinem Wechsel
                                                                     von Gebet und Arbeit, Studium und geist­
                                                                     licher Lesung, gemeinschaftlichem Leben
                                                                     und Einsamkeit geprägt. In diesen Jahren
                                                                     hat Hildegard sich eine profunde Bildung
                                                                     und Lehrweisheit angeeignet. Im Jahr 1136
                                                                     starb Jutta und Hildegard wurde zur geist­
                                                                     lichen Leiterin der kleinen Klostergemein­
                                                                     schaft gewählt, die sich im Laufe der Jahre
                                                                     aus der Klause entwickelt hatte.
                                                                         Bis zu ihrem 41. Lebensjahr, als das gött­
                                                                     liche Licht, wie sie selbst es beschreibt, in
                                                                     ihr Leben einbrach, vollzog sich Hildegards
                                                                     Leben im schlichten Gleichmaß normalen
                                                                     klösterlichen Alltags. Nun aber hörte sie
                                                                     die Stimme Gottes, die sie rief: „Schreibe
                                                                     auf, was Du siehst und hörst!“. Hildegards
                                                                     Selbstverständnis und ihr nun entstehen­
                                                               1     des umfangreiches theologisches, philoso­
                                                                     phisches, musikalisches und naturkundli­
                                                                     ches Werk trägt stark visionäre und prophe­

                       D    ie heilige Hildegard von Bingen (1098–
                            1179) gilt als eine der bedeutendsten
                       Frauen des deutschen Mittelalters und ist
                                                                     tische Züge. Göttlicher Ursprung dessen,
                                                                     was sie im „Lebendigen Licht“ geschaut und
                                                                     gehört hat, und Sendungsbewusstsein der
                       heute weit über die Grenzen ihrer rheini­     Prophetin zeichnen sie gleichermaßen aus.
                       schen Heimat hinaus bekannt. Ihre Zeit­       Hildegard wollte die Menschen aufrütteln
                       genossen zog sie gleichermaßen in ihren       und der verbreiteten Gottvergessenheit ih­
                       Bann wie die Menschen, die heute nach         rer Zeit entgegentreten. Dabei predigte sie

”
Du hast Augen,         Orientierung im Glauben, nach Ganzheit        keineswegs eine weltabgewandte Inner­
damit du sehen         und Heil suchen. Am 10. Mai 2012 wurde        lichkeit. Ihr ging es um die religiöse Deu­
                       Hildegard von Papst Benedikt XVI. in das      tung des gesamten Kosmos, um ein konse­
und alles rings-       Verzeichnis der Heiligen aufgenommen          quentes und authentisch gelebtes christli­
um ­überschauen        und am 7. Oktober desselben Jahres zur        ches Leben. Alles, Himmel und Erde, Glaube
kannst. Wo du          Kirchenlehrerin erhoben, eine Ehrung, die     und Naturkunde, das menschliche Dasein
Schmutz siehst,        bisher in der Geschichte der Kirche nur 30    in all seinen Facetten und Möglichkeiten,
                       Männern und vier Frauen zu Teil wurde.        war für sie ein Spiegel der göttlichen Liebe,
wasche ihn ab,
                           Wer war diese Frau, die durch 900 Jah­    war Geschenk und Aufgabe zugleich.
was dürr ist, lass     re hindurch nichts an Bedeutung verloren          Hildegards Schriften schöpften vor al­
grün werden,           hat? Hildegard wurde 1098 geboren und         lem aus der Heiligen Schrift, der Liturgie
und sorge, dass        entstammte dem Geschlecht Bermers­            und der Regel des heiligen Benedikt, aus
deine ­Gewürze         heim, einer Familie, die zum fränkischen      den Quellen also, aus denen Hildegard als
                                                                                                                      Abbildung: Kloster St. Hildegard, Eibingen

                       Adel gehörte. Der zeitgenössischen Vita       Ordensfrau und Benediktinerin lebte. Aber
schmackhaft

     “
                       gemäß hatte Hildegard neun Geschwister        auch die Kirchenväter und die großen theo­
sind.                  und wurde in jugendlichem Alter von 14        logischen Denker ihrer Zeit kannte sie gut.
                       Jahren ihrer Cousine Jutta von Sponheim       Drei große theologische Werke hat Hilde­
                       zur Erziehung und Ausbildung übergeben.       gard verfasst. In ihrem ersten Werk „Sci­vias
                       Am 1. November 1112 bezogen die Frauen        – Wisse die Wege“ schlägt sie einen großen
                       eine kleine Klause neben dem Mönchsklos­      heilsgeschichtlichen Bogen von der Schöp­
                       ter Disibodenberg. Hier war Hildegards Le­    fung der Welt und des Menschen über das

10 | martinasfeuer pfingsten 2019
Thema

rin                             Sr. Philippa Rath OSB, Kloster Eibingen

                             Werden und Sein der Kirche bis zur Erlö­                                                         1  Miniatur aus dem
                                                                                                                                 Lucca-­Codex des
                             sung und Vollendung am Ende der Zei­
                                                                                                                                 ­„Liber ­divinorum
                             ten. Die ewige Geschichte von Gott und                                                               operum“: Hildegard
                             Mensch, von Abkehr und Hinwendung des                                                                am Schreibpult, um
                             Menschen zu seinem Schöpfer, wird in im­                                                             1220/1230, Biblioteca
                                                                                                                                  Statale in Lucca.
                             mer neuen Bildern anschaulich gemacht.                                                           2  Hildegard-Skulptur
                             Beeindruckend an Hildegards Visionsschrif­                                                           aus dem Jahr 1998
                             ten ist vor allem ihre elementare, bildhafte                                                         von Karlheinz Oswald
                             Sprachgewalt. Hildegard erweist sich dabei                                                           aus Mainz im Garten
                                                                                                                                  des Klosters St. Hilde­
                             nicht nur als souveräne Denkerin, sondern                                                            gard in Eibingen. Die
                             ebenso als Dramaturgin und Dichterin.                                                                Schreibfeder der pro-
                                 Letzteres fand seinen Niederschlag auch                                                          phetissa teutonica,
                                                                                                                                  der deutschen Pro-
                             in der Komposition von 77 liturgischen Ge­
                                                                                                                                  phetin, wie sie von
                             sängen und dem Singspiel „Ordo Virtutum                                                              Zeitgenossen genannt
                                                                                                                        2
                             – Spiel der Kräfte“, in dem sie den ewigen                                                           wurde, liegt neben ihr.
                             Kampf zwischen Gut und Böse in 35 dra­
                             matischen Dialogen zur Darstellung bringt.       wendung zu Gott, der allein gute Werke und
                             Theologisch brachte sie dasselbe Thema           eine maßvolle, heilsame Ordnung des Le­
                             in ihrem zweiten großen Hauptwerk, dem           bens hervorbringt, ausgeht. Auch hier war

                                                                                                                            ”
                                                                                                                              Wo der mensch­
                             „Liber Vitae Meritorum – Buch der Lebens­        Hildegard nicht nur eine Prophetin ihrer
                             verdienste“ noch einmal zur Sprache. Der         Zeit, sondern gab und gibt auch dem heute
                                                                                                                              liche Zweifel
                             Mensch, so Hildegard, ist frei geschaffen        suchenden und auf vielfache Weise kranken       nicht ist, da ist
                             und sein Leben lang aufgerufen, seinem           Menschen Wegweisung und Orientierung.           nicht die Antwort
                             Schöpfungsauftrag zu entsprechen und                 Nachhaltigen Ausdruck verlieh Hilde­        des Heiligen

                                                                                                                                         “
                             sich immer neu zwischen Gut und Böse zu          gard ihrem prophetischen Anliegen auch
                                                                                                                              Geistes.
                             entscheiden. In ihrem dritten Werk, dem „Li­     in ihren Briefen, von denen 390 bis heute
                             ber divinorum operum – Das Buch vom Wir­         überliefert sind und die alle ihre Lebensthe­
                             ken Gottes“ lässt Hildegard noch einmal die      men wie in einem Brennglas vereinen. Es
                             ganze Welt als Kunstwerk Gottes aufstrah­        sind Zeugnisse mahnender Sorge, uner­
                             len. Der Mensch erscheint als Mikrokosmos,       schrockener Direktheit, radikaler Ehrlich­
                             der in all seinen körperlichen und geistigen     keit, erfrischend-humorvoller Weitherzig­       Interviews mit Sr.
                             Gegebenheiten die Gesetzmäßigkeiten des          keit, persönlichen Engagements und weit­        ­Philippa Rath, z. B. auf
                             Makrokosmos widerspiegelt. Alles ist aufei­      reichender (kirchen)-politischer Einfluss­       der Webseite der kfd:
                             nander bezogen, wechselseitig miteinander        nahme. Hildegard galt schon zu Lebzeiten         www.kfd-bundesverband.
                                                                                                                               de/frau-und-mutter/
                             verbunden und in Gott untrennbar vereint.        als anerkannte Autorität. Viele suchten ih­      archiv/2019-ausgabe-4-
 Foto: C. Sauerborn-Meiwes

                                 Der Gedanke der Einheit und Ganzheit­        ren Rat, auch wenn er oft unbequem war.          es-sind-dicke-bretter-zu-
                             lichkeit ist auch ein Schlüssel zu Hildegards    Die heilige Hildegard war und ist bis heute      bohren/
                                                                                                                               oder der Kirchenzeitung:
                             natur- und heilkundlichen Schriften. Diese       ein Stachel im Fleisch von Kirche und Welt.
                                                                                                                               www.kirchenzeitung.de/
                             sind ganz davon geprägt, dass Heil und Hei­      Sie starb am 17. September 1179 im Kloster       frauenfrage-interview-
                             lung des kranken Menschen von der Hin­           Rupertsberg bei Bingen.                         philippa-rath

                             Lesetipp
                             Haslebacher, C.: Yes, she can.                   chengemeinden nach wie vor umstritten.
                             Die Rolle der Frau in der Gemeinde.              C. Haslebacher untersucht die Rolle der
                             Ein bibelfestes Plädoyer                         Frauen in der gesamten Bibel und geht
                             Fontis-Brunnen Basel, 2016, 240 S.,              speziell auf Aussagen im Neuen Testa­
                             12,99 Euro, ISBN 978-3-03848-086-0               ment ein, welche den Dienst der Frauen
                             Sollen Frauen die Gemeinde leiten und leh­       in der Gemeinde einzuschränken schei­
                             ren – oder dürfen sie dies aus Treue zur Bibel   nen. Er kommt zum Schluss: Yes, she
                             nicht tun? Diese Frage ist in zahlreichen Kir­
                             www.katholisch-idsteinerland.de                  can – ja, sie kann.              martinasfeuer pfingsten 2019 | 11
thema

Maria Magdalena und die Oster-Frauen
                                                                                  Diese moderne Ikone bringt uns die Er­
                                                                             innerung an diese Frauen zurück: die Ge­
                                                                             stalt in der Mitte ist uns vielleicht noch die
                                                                             bekannteste: Maria von Magdala! Und die
                                                                             anderen (von li nach re): Johanna, Susanna,
                                                                             Salome, Maria Magdalena, Martha, Maria
                                                                             und Maria, die Frau von Klopas.
                                                                                  Wir sehen junge Mädchen mit langen
                                                                             offenen Haaren neben reifen Frauen, deren
                                                                             Gesicht vom Leben gezeichnet ist. Warum
                                                                             kennen wir sie nicht? Warum sind wir uns
                                                                             ihrer so wenig bewusst, obwohl sie eine so
                                                                             zentrale Aufgabe in der Glaubensverkündi­
                                                                             gung hatten?
                                                                                  Sie wurden uns vorenthalten, sie wur­
                                                                             den in der Kirche verschwiegen, ihre Be­
                                                                             deutung wurde verharmlost und herun­
                                                                             tergespielt … damals schon, als die Jünger
                                                                             ungläubig reagiert haben: „Sie hielten das
                                                                             alles für Geschwätz und glaubten ihnen
                                                                             nicht“ (Lk 24,11) … und bis heute hat sich
                                                                             diese Haltung Frauen gegenüber in der Kir­
                                                                             che immer wieder auf ähnliche Weise aus­
                                                                             gedrückt.
                                                                                  Die Würde, die Frauen im Umgang mit
                                                                             Jesus erfahren haben, ist ihnen im kirchli­
                                                                             chen Alltag oft vorenthalten worden.
                                                                                  Doch im Moment weht an vielen Stel­
Eine Ikone aus der or-
thodoxen Kirche Ame-
rikas. Sie stellt die sie-
                             E   s sind 7 Frauen, die in der Tradition der
                                 4 Evangelien die Osterbotschaft beken­
                             nen. Sie waren zuerst am Grab – sie haben
                                                                             len ein neuer Geist – Frauen werden muti­
                                                                             ger und wollen sich nicht länger den Mund
                                                                             verbieten lassen. Viele haben es satt, sie
ben ­Frauen am Grab
dar – in manchen Dar-        es zuerst gesehen und gehört. Ihnen ist die     protestieren und streiken sogar. Sie fordern
stellungen sind es auch      Botschaft des Engels an erster Stelle zuge­     von der Kirchenleitung: Wir müssen reden,
acht.                        sprochen worden: „Was sucht ihr den Le­         wir wollen gehört werden! Nur eine Kirche,
In der Orthodoxie hat
sich das Andenken an         benden bei den Toten? Er ist nicht hier, son­   die sich auf allen Ebenen aus Männern und
die „Myrrheträgerin-         dern er ist auferstanden“ (Lk 24,6). Die Na­    Frauen zusammensetzt, ist Abbild der gan­
                                                                                                                              Leider konnten wir für die Abbildung keine Quelle ausfindig machen.

nen“ erhalten: Ihr Ge-       men der Frauen waren bald nicht mehr im         zen Schöpfung Gottes. Nur dann respek­
denktag ist der zweite
                             Umlauf … und dass sie sozusagen „Kron­          tiert die Kirche die Ebenbildlichkeit Got­
Sonntag nach Ostern,
zusammen mit Josef           zeuginnen“ der Auferstehung waren, wur­         tes als Mann und Frau, wie sie in der Bibel
von Arimathäa.               de schnell vergessen. Dabei sind die sieben     bereits auf der ersten Seite bekundet wird.
                                                                                                                              Für diesbezügliche Hinweise sind wir dankbar.

                             Frauen sind nicht namenlos … aber ehrlich,      Wir brauchen einander, wir sind aufeinan­
                             wer von uns wüsste ihre Namen zu nen­           der angewiesen, wir sollten nicht denken,
                             nen? Die 12 Apostel bekommen wir viel­          wir können es ohne die andere Hälfte der
                             leicht mit Mühe und Not noch zusammen.          Menschheit.
                             … Aber wer kennt die Namen der sieben                Wenn unsere Kirchenleitung nicht er­
                             Frauen, die sich nach dem Tod auf den Weg       kennt, was jetzt Kairos ist, was jetzt „dran“
                             zum Grab machten? Die sieben Frauen, die        ist, in dieser Zeit, was notwendig ist, damit
                             der Welt jene unglaubliche Nachricht zuge­      die Frohe Botschaft Menschen von heute
                             rufen haben: Jesus lebt, er ist auferstanden!   noch erreicht, dann haben wir verloren –

12 | martinasfeuer pfingsten 2019
Thema
                                                 Lesetipps
 Sabine Tscherner-Babl, Pastoralreferentin       Lee, M.: Kick-Ass Women. 52 wahre Heldinnen
                                                 Suhrkamp TB, 2019, 174 S., 20 Euro,
                                                 ISBN 978-3-518-46957-6
denn es ist ja eh schon „fünf nach zwölf“ –      Die Weltgeschichte kennt kaum Heldinnen,
so klar benennt es der Altabt Martin Werlen      meint man(n). Ist aber Quatsch. Denn das,
von Kloster Einsiedeln in seiner Analyse der     was als Weltgeschichte gilt, wird von al­
gegenwärtigen kirchlichen Situation.             ten, weißen Männern entschieden. Und
                                                 die haben ein Faible für ihresgleichen.
Was kann uns diese Ikone zeigen?                 Oder schon mal von der mächtigs­
Zuallererst einmal macht sie die unsichtbar      ten Verbrecherkönigin New Yorks ge­
gemachten Frauen des Evangeliums sicht­          hört? Oder der russischen Self­made-
bar und gibt ihnen Platz und Würde. Es           Panzerkommandeurin auf Nazi-Jagd? Von
ist ein Bild voller Zärtlichkeit und Wärme:      der Jiu-Jitsu-Suffragette, der gefährlichsten Piratin der
die Frauen tragen kostbare Gefäße in ih­         Weltmeere, der … nein? Komisch. Dieses Buch versammelt 52
ren Händen, sie tragen darin nicht nur Sal­      sagenhafte Heldinnen und ihre wahren Geschichten – action­
ben, um den toten Jesus zu balsamieren.          reich, informativ und ein schillernder Appell an alle Frauen, nie
Für mich tragen sie darin auch den Gold­         an der eigenen Großartigkeit zu zweifeln.
staub ihres Glaubens, all das Kostbare und                                                              Ausleihe
Wertvolle, das Menschen aus der Kraft des        Winkler, K.: Blauschmuck                          möglich in
                                                                                                    der KÖB
Glaubens heraus hervorgebracht haben.            Suhrkamp, 2017, 197 S., 10 Euro,                   Idstein
Und sie tragen diese Gefäße am Herzen, sie       ISBN 978-3-518467718
nehmen sie ganz nah – voller Sorgfalt und        „Blauschmuck“ nennen die Frauen in dem
Zärtlichkeit, behutsam und liebkosend. So        abgelegenen kurdischen Dorf die blau­
wichtig, so unbezahlbar ist ihnen ihre Er­       en Flecken von Misshandlungen, die sie
fahrung mit Jesus; sie würdigen und schät­       unter ihrer Kleidung zu verbergen su­
zen ihre eigene Glaubensgeschichte.              chen. Das Buch beruht auf wahren Be­
    Als zweites gefällt mir, dass die Frauen     gebenheiten. Es macht die Abgründe
zusammen stehen; sie geben sich gegensei­        von Abhängigkeit und brutaler Un­
tig Halt und Stütze, sie stehen einander bei     terdrückung anschaulich und erzählt
und sind eine Gemeinschaft, in der eine tiefe    vom Leben einer Frau, in dem Liebe und Ge­
Verbundenheit herrscht: und das hat zu tun       walt nicht nur untrennbar, sondern nicht mehr zu unterschei­
mit den kostbaren Gefäßen, die sie in ihren      den sind.
Händen tragen. Diese Gefäße sind Ausdruck
ihrer Beziehung zu Jesus; weil Jesus ihr         Revedin, J.: Jeder hier nennt mich
Freund war, weil sie ihn achten und lieben,      Frau Bauhaus. Das Leben der Ise Frank
wollen sie ihn auch nach ihrem Tod spüren        Dumont, 2019, 304 S., 22 Euro,
lassen, wie wichtig er für sie ist und für ihr   ISBN 978-3-8321-8354-7
Leben als freie, aufrechte Frauen in einer Ge­   Die sechsundzwanzigjährige Ise Frank,
sellschaft, die das noch nicht so selbstver­     Tochter einer großbürgerlichen jüdi­
ständlich zulässt, wie die heutige Zeit.         schen Familie, beginnt im München
    Und wir – als Betrachterinnen und Be­        der frühen 1920er Jahre eine Karriere
trachter – sind sozusagen die Dialogpart­        als Buchhändlerin und Rezensentin.
ner dieses Bildes: Wir sind Gesprächspart­       Ihr Leben erfährt eine neue Wendung,
nerinnen und Partner dieser Frauen und ih­       als sie den Architekten und Bauhausgründer Walter
rer Botschaft. Die Frauen fragen uns: und        Gropius kennenlernt. Heute ist ihr Name vergessen: Doch Ise
du, wo bist du? – Was ersehnst du? Was           Frank war weit mehr als die Ehefrau von Walter Gropius und
bringst du mit? Willst du mit uns kommen?        Sekretärin der berühmten Architektur- und Designschule. Als
Kannst du, willst du hören, was wir erlebt       Journalistin und Autorin bestimmte sie den Kurs des Bauhauses
und gehört haben?                                entscheidend mit. Vor allem aber stellte sie sicher, dass seine
    Jesus ist auferstanden!                      bahnbrechenden Gestaltungs- und Lehrideen in der Nazizeit –
    Und wenn er, dann auch wir. Wir sind         und auch danach – nicht in Vergessenheit gerieten. Ise Frank,
doch auch Menschen.                             nur scheinbar Randfigur, tritt in diesem biografischen Roman
                                                 erstmals in den Mittelpunkt.

www.katholisch-idsteinerland.de                                                  martinasfeuer pfingsten 2019 | 13
thema

Wer ist Maria für mich                                                                                        Andrea Minör

M     aria, die Mutter Gottes, begleitet mich
      solange ich denken kann. Die Gebete,
die wir Kinder lernten, mündeten immer in
                                                                               und ich hörte aufmerksam die Evangelien,
                                                                               in denen von Maria berichtet wird. Die we­
                                                                               nigen Passagen, in denen von ihr geschrie­
die Bitte um den Segen Mariens.                                                ben steht, haben es „in“ sich und bestärk­
    Besonders gerne erinnere ich mich,                                         ten immer mehr das gute Gefühl seit frü­
wenn im Monat Mai die Natur zu blühen                                          hester Kindheit.
begann und wir die Maialtäre schmück­                                             Gott hat Maria, eine junge Frau aus
ten. Wir Kinder durften auch zu Hause un­                                      dem Volk, ausgesucht, sie dazu bestimmt,
ser eigenes persönliches Altärchen gestal­                                     die Menschwerdung Gottes zu vollziehen.
ten, geschmückt mit frischen Wiesen- und                                       Maria, die sich selbst als gehorsame Magd
Gartenblumen und einem Ma­                                                               bezeichnet, hat „Ja“ zu dem Plan
rienbild oder -statue. Voll Freu­                                                        Gottes gesagt, mit allen Konse­
de schauten nicht nur wir darauf,                                                        quenzen. Durch den Mensch Ma­
sondern ich spürte liebevolle Bli­                                                       ria kommt Jesus, Gottes Sohn, als
cke von Maria. Die Maiandachten                                                          Mensch zur Welt.
mit den schönen Marienliedern                                                                Da Gott diese Frau aus dem
begeisterten mich schon damals.                                                          Volk, Maria, ausgesucht hat, die
    Zum Jahresablauf gehörten                                                            Mutter von Gottes Sohn, Jesus,
auch immer (Marien-) Wallfahrten.                                                        zu werden, kann ich durch Maria
Vieles war für uns Kinder schwer zu                                                      auch einen besonderen Zugang
verstehen und auszuhalten, doch                                                          zu Jesus, Gottes Sohn, bis hin zu
positive Eindrücke sind „hängen“                                                         Gott Vater bekommen.
geblieben. Mich beeindruckten die                                                            Maria ist Schwester, Freundin, ja
vielen Gläubigen, die auf die Hilfe                                                      sogar Mutter (da wir ja auch Töchter
der Gottesmutter voll vertrauten,                                                        und Söhne Gottes sind) für mich,
wenn sie nur den Ort besuchten,                                                          der ich mich anvertrauen und sie
Wasser von dortiger Quelle nah­                                                          bitten kann, für mich bei Gott ein­
men und sich im (Rosenkranz-) Gebet und            Die „Mariengrotte“ in       zutreten. Das kann in einem „Gegrüßet seist
in ihrem Gesang scheinbar ganz der Mutter          Wörsdorf.                   du, Maria“, dem Rosenkranz oder auch ein­
Gottes hingaben. Und dann die vielen Dan­                                      fach nur die Situation „hinhaltend“ sein.
kestafeln, Votivtafeln, die an Wänden zu se­                                      Und ich bekomme Antworten: Von ei­
hen waren mit Aufdrucken wie z. B. „Dank sei                                   nem Wunder kann ich nicht berichten, aber
dir, Maria.“ „Maria hat geholfen“ …                                            von wundervollen Begebenheiten:
    Für mich kam die Zeit, nicht mehr vor­                                        Sorgen werden „geschultert“, nehmen
gegebene Texte zu beten, sondern ich lern­                                     die Schwere, lösen sich, nicht selten durch
te, meine persönlichen Gebete zu formu­                                        einen Text, ein Marienlied, das mich an­
lieren. Da rückte Maria für einige Zeit in                                     spricht und mir eine gewisse Leichtigkeit
                                                                                                                                 Foto: I. Heiler

den Hintergrund. Aber immer holten mich                                        und Gelassenheit wiedergibt, und so mei­
schöne Marienlieder, Mariengebete zurück                                       nen Weg (ggf. anders) weitergehen lässt. 

Lesetipp                                                                         mehr selbstverständlich. Das war es schon
Käßmann, M.: Mütter der Bibel. 20 Por­träts                                      zu biblischen Zeiten nicht. Angefangen
für unsere Zeit. Herder, 2010, 160 S., 18 ­Euro,                                von Eva bis zu Maria, von der späten Mutter
ISBN 978-3-451-38534-6                                                         Sara über die zurückgesetzte Lea bis zu Elisa­
Mütter: einmal moderne Vorbilder ihrer Kin­                                   beth zeigen die biblischen Geschichten Müt­
der, dann wieder schuld an deren Schwie­                                     terbilder, die anregend sind für die Diskussio­
rigkeiten im Leben ... Muttersein ist wun­                                  nen unserer Zeit. Margot Käßmann erzählt von
derbar, kann aber auch ganz schön schwer                                    den Müttern der Bibel und verbindet die alten
sein. Und Mutterwerden ist auch nicht                                      Geschichten mit dem modernen Leben.

14 | martinasfeuer pfingsten 2019
Thema

                                                      Edith Stein                                                                                              Annette Honnef
                                                      Der Name Edith Stein sagt vielen etwas – nicht zuletzt, weil sie erst vor 20 Jahren (am
                                                      11.10.1998) heilig gesprochen wurde. Wer aber war diese Frau und was war das Besondere
                                                      an dieser „aktuellen“ Heiligen?

                                                      D    ie Bedeutung von Edith Stein liegt in
                                                           der Aktualität ihrer Gedanken, auch zu
                                                      der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Als
                                                      gebildete und berufstätige Frau steht sie
                                                      für das Leben vieler moderner Frauen, die
                                                      für ihre Überzeugungen eintreten.
                                                          Sie wurde am 12. Oktober 1891 in Bres­
                                                      lau als jüngstes von 11 Kindern jüdischer
                                                      Eltern geboren und im jüdischen Glauben
                                                                                                                                                     1      2
                                                      erzogen. Ab dem Jahr 1911 studierte sie
                                                      in Göttingen und Breslau Psychologie, Phi­
                                                      losophie, Germanistik und Geschichte. In                                                              3
                                                      dieser Zeit wandte sie sich vom jüdischen
                                                      Glauben ab und wurde Atheistin. Trotz der         Als im Jahr 1938 bekannt wurde, dass sie
                                                      im Jahr 1916 mit Auszeichnung bestande­           jüdischer Herkunft war, floh sie in das Kar­
                                                      nen Promo­tion bei dem Philosophen Hus­           melitinnenkloster in Echt in den Niederlan­
                                                      serl durfte sie nicht habilitieren, da sie eine   den. Hier wurden sie und ihre Schwester
                                                      Frau und Jüdin war. Nachdem sie die Bio­          am 2. August1942 anlässlich einer Verhaf­
                                                      grafie der hl. Teresa von Avila gelesen hatte,    tungswelle gegen konvertierte Juden ver­
                                                      konvertierte sie am 1. Januar 1922 zum ka­        haftet, am 7. August nach Auschwitz ver­           1  Porträtfotografie
                                                      tholischen Glauben, weil sie von dem Zeug­        schleppt und vermutlich am 9. August in               von Edith Stein, ca.
                                                                                                                                                              1938/1939.
                                                      nis und dem Lebensweg der Heiligen zu­            einer Gaskammer umgebracht.                        2  Edith Stein als Stu-
                                                      tiefst berührt war. Ihren Wunsch, in ein Klos­        Ihre Biografie offenbart, dass sie ei­            dentin in Breslau,
                                                      ter einzutreten, verwirklichte sie zunächst       ne starke Frau war, die in Vorträgen und              1913–1914.
                                                      nicht, sondern arbeitete ab dem Jahr 1923         Schriften offen und unerschrocken gegen            3  Stolperstein für Edith
                                                                                                                                                              Stein in der Werth-
                                                      in der Schule der Dominikanerinnen in             Ungerechtigkeit eintrat. Was Ungerechtig­             mannstraße in Köln.
                                                      Speyer als Lehrerin. In dieser Zeit beschäf­      keit gegen Frauen und Juden bedeutete,
                                                      tigte sie sich mit der Emanzipation der Frau      musste sie unmittelbar selbst immer wie­
                                                      und verfasste entsprechende Schriften und         der erfahren. Sie scheute sich nicht, die
                                                      Vorträge. Im Jahr 1932 wurde sie als Dozen­       höchsten Stellen der Kirche anzurufen, um
                                                      tin an den Lehrstuhl für wissenschaftliche        auf die Verfolgung der Juden aufmerksam
                                                      Pädagogik in Münster berufen, gab diese           zu machen. Ihre jüdische Herkunft verleug­
                                                      Tätigkeit jedoch schon im Jahr 1933 wieder        nete sie trotz ihres katholischen Glaubens
Fotos: Wikimedia Commons | ©1971markus@wikipedia.de

                                                      auf, da sie befürchtete, aufgrund ihrer jüdi­     nicht, sondern nahm das Los der Verhaf­
                                                      schen Herkunft dem Institut zu schaden.           tung und Deportation nach Auschwitz als
                                                          Im Oktober 1933 trat sie in das Klos­         ihr Kreuz an, das sie für ihr jüdisches Volk
                                                      ter der Karmelitinnen in Köln ein und leg­        und für die Kirche zu tragen bereit war. Da­
                                                      te im Jahr 1938 die Gelübde ab, wobei sie         her gilt sie auch als Versöhnerin zwischen         Quelle:
                                                                                                                                                           Joachim Schäfer: Artikel
                                                      den Namen Theresia Benedicta vom Kreuz            Juden und Christen. Dass sie außerdem ge­          Edith Stein – Teresia Be-
                                                      annahm. Schon im Jahr 1933 gab sie ihrer          meinsam mit Birgitta von Schweden und              nedicta vom Kreuz, aus:
                                                      Sorge um die antijüdische Entwicklung in          Katharina von Siena die Schutzpatronin Eu­         Ökumenischen Heiligen-
                                                                                                                                                           lexikon - https://
                                                      Deutschland Ausdruck und versuchte, den           ropas ist, verleiht ihr in der heutigen Zeit, in
                                                                                                                                                           www.heiligenlexikon.
                                                      Papst zu einer Stellungnahme der Kirche           der die Zukunft Europas auf dem Prüfstein          de/BiographienE/Edith_
                                                      gegen den Antisemitismus zu bewegen.              steht, besondere Aktualität.                      Stein.html

                                                      www.katholisch-idsteinerland.de                                                        martinasfeuer pfingsten 2019 | 15
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