Pflanzen für Industrie und Energie
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nachwachsende-rohstoffe.de Pflanzen für Industrie und Energie Herausgegeben von der: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V., (FNR) OT Gülzow, Hofplatz 1, 18276 Gülzow-Prüzen www.nachwachsende-rohstoffe.de www.fnr.de Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier mit Farben auf Pflanzenölbasis Bestell-Nr. 197 FNR 2012
Inhaltsverzeichnis 02 Impressum 46 Echte Kamille 05 Vorwort 48 Kartoffel 06 Einführung: stoffliche und energetische Nutzung 49 Kenaf 08 Arzneipflanzen 50 Kiefer 10 Färbepflanzen 51 Krambe 12 Faserpflanzen 52 Krapp 14 Ölpflanzen 54 Leindotter 16 Stärke- und Zuckerpflanzen 55 Lupine 18 Proteinpflanzen 56 Mais 20 Holz 58 Mariendistel 22 Energiepflanzen 60 Miscanthus Wichtigste Pflanzen 62 Mohn 24 Ackerbohne 64 Öllein 25 Buche 66 Pappel 26 Dauergrünland 68 Raps 28 Eiche 70 Robinie 29 Gelber Enzian 71 Roggen 30 Erbse 72 Saflor (Färberdistel) 32 Färberknöterich 74 Durchwachsene Silphie 34 Färberwaid 76 Sonnenblume 35 Färberwau 78 Topinambur 36 Faserlein (Flachs) 79 Triticale 38 Fasernessel 80 Weide 40 Fichte 82 Weizen 42 Hanf 84 Wildpflanzen 44 Hirse/Sudangras 86 Zuckerrübe 45 Johanniskraut 88 Pflanzenverzeichnis
Pflanzen für Industrie und Energie Vorwort Nachwachsende Rohstoffe sind eigentlich nichts Neues. Jahrtausende lang wurden sie als Brennstoffe zum Heizen, als Baumaterial oder zum Herstellen und Färben von Textilien ver- wendet. Knapper werdende fossile Ressourcen, der spürbare Klimawandel und ein gestiegenes Umweltbewusstsein führen zu einer Rückbesinnung auf die Energie- und Industriepflanzen. Neue Anbausysteme, moderne Sorten und neue Technologien eröffnen den nachwachsenden Rohstoffen heute neue Chancen. Ihr Anbau erweitert die oftmals beschränkten Fruchtfolgen in der Landwirtschaft und bringt Vielfalt und Farbe auf die Äcker. Um die nachwachsenden Rohstoffe anhand von Beispielen und Abbildungen verständlich zu ma- chen und schnell einen Überblick über die Vielfalt zu bekommen, hat die Fachagentur Nachwach- sende Rohstoffe e.V. (FNR) die Broschüre „Pflanzen für Industrie und Energie“ herausgegeben. In Abschnitten zu einzelnen Themen und Anwendungsbereichen wird dem interessierten Le- ser erläutert, welche Spannbreite und vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten nachwachsende Rohstoffe bieten. Sowohl bekannte als auch seit Jahrzehnten vergessene Nutzpflanzen werden abgebildet und beschrieben. Kulturtechnische Anmerkungen und Hinweise zu Anbau und Ernte, aber auch zu den Verwendungsmöglichkeiten runden die Darstellung ab. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen Dr.-Ing. Andreas Schütte 5
Einführung: stoffliche und energetische Nutzung Nachwachsende Rohstoffe sind land- und ha in 2011 fast versechsfacht. Die Energie- forstwirtschaftlich erzeugte Produkte, die pflanzen machen mit knapp 2,0 Mio. ha den nicht als Nahrungs- oder Futtermittel Ver- größten Anteil aus. Hier dominiert der Raps- wendung finden. Sie können energetisch oder anbau mit 0,9 Mio. ha. stofflich genutzt werden. Hier sind die Ener- giepflanzen zu nennen, die als Energieträger Unter den Industriepflanzen mit 0,3 Mio. ha für die Wärme- und Strom- bzw. Kraftstoff- haben die öl- und stärkeliefernden Pflanzen gewinnung dienen. Die Industriepflanzen die größte Bedeutung. Es folgen die Zucker- sind ein- oder mehrjährige Pflanzen, die zur pflanzen sowie die Arznei- und Färbepflan- gezielten Erzeugung von Rohstoffen für die zen. Bei Faserpflanzen, die 1999 auf 4.000 ha Industrie außerhalb der Nahrungskette die- angebaut wurden, ist ein Rückgang auf ak- nen. Hierzu zählen die Öl-, Zucker-, Stärke-, tuell 500 ha zu verzeichnen. Protein-, Faser-, Färbe- und Arzneipflanzen. getisch genutzt. Schließlich wurde im 19. Jahr- hundert mit der Verkokung von Kohle begon- Anbau nachwachsender Rohstoffe in Deutschland Kulturhistorischer Hintergrund nen. Der dabei anfallende Teer bildete nun den Rohstoff für die sich ausbreitenden Farbenfa- Pflanzen liefern nicht nur die Grundlage für briken, später wurden Kunststoffe entwickelt. die Nahrungsmittel, sondern auch wesentli- Synthetische Produkte rückten schnell an die che Rohstoffe: Ob Holz, Öle, Fasern, Farben Stelle der pflanzlichen, da sie oft preiswerter, oder Arzneimittel, viele vom Menschen be- haltbarer oder vielseitiger einsetzbar waren. nötigte Grundsubstanzen kommen aus der Erst die Rückbesinnung auf Umwelt und Natur. In den zurückliegenden Jahrhunderten Gesundheit sowie knapper werdende fossi- war es die Landwirtschaft, die einen Großteil le Ressourcen führten dann wieder zu einer der Öle für Lampen, Schmierstoffe, Farbstoffe verstärkten Nutzung der Industrie- und Ener- oder Fasern für die Textilindustrie lieferte. Der giepflanzen. Diese werden heute auf über 2,2 Reichtum ganzer Regionen in Deutschland Mio. ha deutschlandweit angebaut. gründete auf dem Anbau und dem Handel mit den aus ihr gewonnenen Rohstoffen. Bedeutung Im Laufe der Zeit verschoben sich die Schwer- In Deutschland hat sich die Anbaufläche punkte deutlich. Fossile Rohstoffe wie Kohle, von nachwachsenden Rohstoffen von 1994 Erdöl oder Erdgas wurden entdeckt und ener- mit knapp 0,4 Mio. ha auf beinahe 2,3 Mio. 6 7
Arzneipflanzen Der feldmäßige Anbau von Arzneipflanzen In Deutschland hat sich der Anbauumfang stellt in Deutschland einen kleinen, aber von knapp 5.000 ha in 2001 auf 10.000 ha in durchaus interessanten Bereich der Land- 2011 verdoppelt. wirtschaft dar. Dennoch kommen nur etwa 10 % der in Deutschland verwendeten Arz- Der Rohstoff neipflanzen aus heimischem Anbau. Der Großteil wird nach wie vor importiert. Wäh- Arzneipflanzen enthalten in einem oder in rend noch vor zehn Jahren etwa 30 % der mehreren ihrer Organe - Wurzeln, Blättern, Arzneipflanzen aus dem Anbau und 70 % aus Blüten, Samen - Substanzen, die für thera- Wildsammlungen stammten, hat sich dieses peutische Zwecke oder als Vorstufen für Verhältnis heute umgekehrt. Ein Vertragsan- pharmazeutisch-chemische Halbsynthesen bau für Arzneipflanzen könnte zur Sicherung verwendet werden. Die Gesamtheit der ver- Pflanzenbeispiele des Angebots durchaus attraktiv sein. Von wertbaren Inhaltsstoffe, die therapeutischen • Wurzeldrogen (z.B. Baldrian Valeriana officinalis L.; den ca. 440 einheimischen Arzneipflanzen in Zwecken dient, wird als Droge bezeichnet; Weißer Germer Veratrum album L.) Deutschland werden ca. 75 Arten angebaut, je nach Herkunft werden Wurzeldrogen, • Blatt- und Krautdrogen (z.B. Sonnenhut Echinaceae angustifolia DC; wobei 24 Arten 92 % des Anbaus ausmachen.1 Blatt- oder Krautdrogen, Blütendrogen und Echte Goldrute Solidago virgaurea L.) Bevorzugte Anbaugebiete für Arzneipflanzen Frucht- bzw. Samendrogen unterschieden. • Blütendrogen (z.B. Arnika Arnica montana L.; Königskerze sind Thüringen (Erfurter Becken), Bayern Verbascum phlomoides L.) • Frucht- und Samendrogen (z.B. Kümmel Carum carvi L.; (Oberbayern, Erdinger Moos, Mittelfranken), Bedeutung Fenchel Foeniculum vulgare L.) Sachsen (Lößgebiete Mittelsachsens), Sach- sen-Anhalt (Mitteldeutsches Trockengebiet) Gründe für den wachsenden Anbau von und Ostfriesland. Arzneipflanzen sind das steigende Um- weltbewusstsein mit einer Rückbesinnung Verwendung Kulturhistorischer Hintergrund auf natürliche Arzneimittel, ein gestiegenes • Salben (z.B. aus Ringelblumenblüten bei Wunden/Sonnenbrand) Qualitätsbewusstsein mit entsprechend ho- • Tee (z.B. aus Kamillenblüten bei Entzündungen) Die Nutzung von aus der Natur gesammelten hem Kontrollaufwand und das Verbot des • Öl (z.B. aus Nachtkerzensamen bei Bluthochdruck) Arzneipflanzen geht bis zu den Ursprüngen Wildsammelns von unter Naturschutz ste- • Extrakte (z.B. aus Herbstzeitlose-Knollen bei Gicht) der Menschheit zurück. In Europa wurden henden Arzneipflanzen. Heilpflanzen in den Klostergärten angebaut, im 9. Jahrhundert verordnete Karl der Gro- 1 vergl. FNR Broschüre „Arzneipflanzen – Anbau und ße mit der „Capitulare de villis“ für seine Nutzen“; FNR-Best. Nr. 287 Landgüter den Anbau von 70 Heilpflanzen. 8 9
Färbepflanzen Da die Industrie seit Ende des 19. Jahrhunderts Der Rohstoff Beispiele Färbende Organe Farbe die meisten Farbstoffe preiswert synthetisch Färberhundskamille (Anthemis tinctoria L.) Blüte Gelb erzeugt, wurde der Anbau von Färbepflanzen Die Farbstoffe müssen aus den Blättern, Blü- fast völlig eingestellt. Einige Pflanzen wer- ten oder Wurzeln durch Extraktion gewonnen Färberknöterich (Polygonum tinctoria L.) Blätter Blau den heute auf Versuchsflächen wieder ange- werden. Dabei werden drei Farbstoffarten Färberwaid (Isatis tinctoria L.) Blätter Blau baut. Sowohl der Anbau als auch die Ernte, unterschieden: Während Direktfarbstoffe, z.B. Färberwau (Reseda luteola L.) Gesamtpflanze Gelb Verarbeitung und Verwertung müssen noch das Rot des Saflors, direkt zum Färben nutz- Kanadische Goldrute (Solidago canadensis L.) Gesamtpflanze Gelb optimiert werden, bevor die Naturfarbstoffe bar sind, benötigen andere Farbstoffe Vorbe- einen Anteil am Markt der Farbstoffe erobern handlungen. Sie haften nur mit einer Beize Krapp (Rubia tinctorium L.) Wurzel Rot können. Aufgrund mangelnden färbetechni- eines Metallsalzes auf dem Färbegut. Küpen- Saflor (Carthamus tinctorius L.) Blätter / Blüte Gelb / Rot schen Verhaltens und unzureichender Farb- farbstoffe, wie sie im Färberwaid oder Färber- echtheiten kommen nur wenige Färbepflan- knöterich enthalten sind, sind im Wasser un- zen für den Anbau in Frage. 1 löslich. In einer wässrigen Lösung aus Alkali und einem Reduktionsmittel, der sogenann- Kulturhistorischer Hintergrund ten Küpe, werden sie wasserlöslich gemacht. Erst durch Oxidation an der Luft bildet sich In der Vergangenheit wurden aus Früch- die auf dem Färbegut aufgebrachte Farbe. ten, Samen, Blüten, Blättern oder Wurzeln Farbstoffe gewonnen, mit denen Kleidung Bedeutung Verwendung gefärbt, Gemälde und Kunstwerke erstellt sowie Gebäude angestrichen wurden. An- Da immer mehr Menschen auf synthetische • Färben von Textilien bau und Verarbeitung von Färberwaid wa- Textil- und Farbstoffe allergisch reagieren, • Innenanstrichfarben • Kinder-Malfarben und gefärbtes Kinderspielzeug ren im 14.-16. Jahrhundert und von Saflor dürfte zusammen mit der steigenden Nach- • Färben von Leder, Papier und Lebensmitteln im 17. Jahrhundert Haupteinnahmequelle frage nach Textilien aus Naturfasern zu- der thüringischen Landwirtschaft und der künftig auch der Bedarf an Naturfarbstoffen Waidstädte wie Gotha, Erfurt und Weimar. wieder wachsen. Mit Einführung der synthetischen Farbstof- fe im 19. Jahrhundert kam der Anbau von 1 vergl. FNR-Broschüre „Färbepflanzen“; FNR-Best.: Färbepflanzen völlig zum Erliegen. Nr. 167 10 11
Faserpflanzen Für die Faserproduktion kommen unter den Flachs in die Schwinganlage, die die Holz- Standortbedingungen in Deutschland nur teile (Schäben) von den Fasern löst und lan- Faserlein, Hanf, Fasernessel und in wärme- ge von kurzen Fasern trennt. Das Schwin- ren Gebieten Kenaf in Frage. Herkömmliche gen ist Voraussetzung für die Gewinnung Anbaugebiete sind Thüringen, Württem- von Langfasern für Textilien. Benötigt man berg, Westfalen, Mecklenburg, Oberbayern, nur Kurzfasern, reicht eine mechanische Baden-Elsass und Mitteldeutschland (Hanf Bearbeitung der Faserpflanzen aus. Die als und Faserlein). Nebenprodukt anfallenden Schäben können zur Einstreu in Ställen oder zur Energiege- Kulturhistorischer Hintergrund winnung genutzt werden. Verwendung Pflanzenfasern dienen traditionell der Her- Bedeutung Langfasern stellung von Textilien. Mit dem Aufkommen • Textilien synthetischer Fasern ging ihr Anbau jedoch Während Naturfasern für die Textilindustrie • Netze, Seile stark zurück. In Deutschland haben heute Fa- und die Zellstoffindustrie traditionell wich- Kurzfasern serlein und Hanf wieder eine gewisse Bedeu- tige Rohstoffe sind, erschlossen sich Kurzfa- • Baustoffe (Platten, Putz, Dämmstoffe, Vliesstoffe) tung. Die Gesamtanbaufläche für Faserpflan- sern in den letzten Jahren mit Verbundwerk- • Werkstoffe (Naturfaserverbundstoffe; Ersatz synthetischer Glasfasern) zen liegt allerdings aktuell bei nur 500 ha. stoffen für die Automobilindustrie und mit • Autoindustrie (Formpressteile, Reibbeläge) Dämmstoffen ganz neue Anwendungsbe- • Papier (Verpackungsmaterial, Filtermaterial, Banknoten, Zigarettenpapier) Der Rohstoff reiche. Für den Ersatz von Glasfasern durch Schäben Pflanzenfasern sprechen die Recyclingfähig- • Einstreu Grundlage der Nutzung sind die in den keit und das geringere spezifische Gewicht • Energetische Nutzung Stängeln enthaltenen Bastfasern. Je nach der Naturfasern. Aufbereitung nutzt man sie als Lang- oder Kurzfasern. Die für den Faserlein klassische Faserpflanze Strohertrag (dt/ha) Faseranteil (%) Aufbereitung besteht aus der Tauröste und Faserlein 40 - 150 15 - 35 dem „Schwingen“. Bei der Tauröste wer- den die mit einer Raufmaschine aus dem Hanf 82 - 170 15 - 35 Boden gezogenen Pflanzen auf dem Feld Fasernessel 20 - 130 2 - 15 ausgebreitet. Pilze und Bakterien legen im Kenaf 20 - 120 18 - 22 Lauf einiger Wochen die Fasern frei. Zu so- Faserpflanzen im Vergleich genanntem Röststroh getrocknet kommt der 12 13
Ölpflanzen Raps ist die mit Abstand bedeutendste Öl- nungmotoren und Blockheizkraftwerken. Rapsöl 120.000 ha, für technisches Sonnen- pflanze in Deutschland. Auch Öllein und Dabei werden die Motoren entweder an das blumenöl 8.500 ha und für technisches Leinöl Sonnenblume werden auf größeren Flä- Bioöl angepasst, so dass das Pflanzenöl direkt 2.500 ha angebaut. Rapsöl für Biodiesel und chen angebaut. Weniger bedeutend sind als Kraftstoff genutzt werden kann, oder der Pflanzenöl wurde auf immerhin 910.000 ha der Mohn und die zurzeit nur auf Versuchs- Biokraftstoff wird dem Motor angepasst. So angebaut. Somit machen die Ölpflanzen ins- flächen kultivierten Pflanzen Leindotter wird Pflanzenöl durch Umesterung mit Me- gesamt 50 % aller Anbauflächen mit nach- und Krambe. Vor allem werden Raps- und thanol zu Biodiesel (www.bio-energie.de). wachsenden Rohstoffen aus. Sonnenblumensamen zum Abpressen von Biodiesel kann als Reinkraftstoff eingesetzt Bioöl und zur Herstellung von Kraftstoff oder dem fossilen Diesel beigemischt werden. Verwendung verwendet. Ein Großteil der pflanzlichen Öle kann auch von der Industrie problemlos Der Rohstoff • Land- und Forstwirtschaft (Hydraulik-, zu Schmierstoffen oder Reinigungsmitteln Getriebe- oder Sägekettenöl) verarbeitet werden, dabei verlangt z.B. die Pflanzen speichern in ihren Samen Fette und • Bahn (Schmier- und Weichenschmieröl) Kosmetikindustrie spezielle Fettsäuren. Um Öle als Reservestoffe. Die Samen werden in • Bauindustrie (Linoleum / Fußbodenbelag, sie bereits in der Pflanze in der gewünschten der Ölmühle gereinigt, zerkleinert, erhitzt Schalöl, Farben, Lacke) Menge aufzubauen, sind spezielle Züchtun- und gepresst, anschließend werden das Öl • Reinigung (Schaumbremser in Waschmit- gen notwendig. und das Fett extrahiert. Qualität und Ver- teln, Seifen und Reinigungssubstanzen) wertungsmöglichkeiten hängen vom Anteil • spezielle Kunststoffe Kulturhistorischer Hintergrund der in den Samen enthaltenen verschiedenen • Motorenöl oder Kraftstoff Fettsäuren ab. Am bedeutendsten sind dabei Schon die Ägypter mischten Olivenöl mit die ungesättigten Fettsäuren Öl-, Linol-, Lin- Sonstige Pflanzen gebranntem Kalk und schmierten damit ihre olen- oder Erucasäure. Wagenräder. Später diente Rapsöl Beleuch- • Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia tungszwecken, bevor es von Petroleum ab- Bedeutung lathyris L.) gelöst wurde. Rapsöl war schließlich auch • Senf (Brassica juncea L.) der Grundstoff für die Seifenherstellung Als Alternative zu herkömmlichen Schmier- • Saflor (Carthamus tinctorius L.) durch die Seifensieder. stoffen bieten sich biologisch schnell abbau- • Ölmadie (Madia sativa L.) bare Schmierstoffe aus pflanzlichen Ölen an. • Rhizinus (Ricinus communis L.) Die Hauptabsatzmärkte von Pflanzenölen Teilweise verfügen sie über bessere Eigen- • Sojabohne (Glycine max L.) liegen heute in der Nahrungsmittel- und schaften als Mineralölprodukte. Darüber hi- Kosmetikindustrie. Eine weitere Verwen- naus können die Pflanzenöle auch als Kraft- dungsmöglichkeit ist der Einsatz in Verbren- stoff dienen. In 2010 wurden für technisches 14 15
Stärke- und Zuckerpflanzen Die bedeutendsten Stärkepflanzen in Der Zucker wird aus den geschnitzelten oder chemischen Erzeugnissen von Bedeu- • Kompostierbare Werkstoffe (Verpackun- Deutschland sind Weizen, Kartoffel, Mais und Wurzelknollen extrahiert, die Stärke durch tung. Neuerdings wird auch die Eignung der gen, Einweggeschirr/-besteck, Folien, Erbse. Während Zucker in Deutschland fast Nassvermahlung gewonnen. Stärke besteht Zuckerrübe für Biogasanlagen erprobt. Pflanztöpfe) ausschließlich aus Zuckerrüben gewonnen sowohl aus unverzweigten (Amylose) als • Kunststoffe (Polyurethane als Ausgangs- wird, dominiert weltweit das Zuckerrohr. Es auch verzweigten Glucoseketten (Amylo- Verwendung stoffe für Synthetikfasern, Schaum- und liefert 60 % der verbrauchten Zuckermenge. pektin). Je nach Anteil an Amylose und Amy- Hartkunststoffe sowie Lacke) lopektin sowie der Größe, Form und Kristal- • Papierindustrie (Erhöhung der Reißfestig- • Klebstoffe (Tapetenkleister und Leim) Kulturhistorischer Hintergrund linität der Stärkekörner unterscheiden sich keit und der Bedruckbarbeit von Papier und • Reinigungsmittel (Seifen, Waschpulver, die technisch nutzbaren Eigenschaften der Pappe) Tenside) Bereits im 9. Jahrhundert nutzte man in Ara- Stärke, die durch chemische, physikalische • Feinchemikalien (z.B. Aminosäuren) • Pharmazie und Kosmetik (Geschmacks- bien reine Weizenstärke als Zusatz bei der oder biologische Behandlung gezielt verän- • Bauindustrie (Bindemittel in Gipskarton- stoff und Konservierungsmittel, Antibioti- Papierherstellung. Diese Verwendung ist dert werden. So entstehen neue Produkte und Mineralfaserplatten, Abbindeverzöge- ka, Vitamine, Zahnpasta, Creme, Puder) noch heute gängig. Neue Anwendungen ha- oder Bausteine neuer Produkte. rer und Einschalungsmittel für Beton) • Substrat für Biogasanlagen ben sich schon in den letzten Jahren mit der • Polymer-Monomere Entwicklung leichter und biologisch abbau- Die heimischen Arten Weizen, Mais und • Bioethanol barer Verpackungen ergeben. Kartoffel enthalten einen bis zu 80 % hohen Amylopektinanteil. Amylosereiche Stärke Der Rohstoff kann gegenwärtig in Deutschland nur durch stärkereiche Erbsensorten (Markerbsen) er- Mit Hilfe der Fotosynthese bauen die Pflan- zeugt werden. zen niedermolekulare Kohlenhydrate auf, derer sich die Natur wie aus einem Baukas- Bedeutung ten als Bau- und Speicherstoffe bedient. Für die Stoff- und Energiespeicherung werden In Deutschland werden jährlich ca. 600.000 t die Kohlenhydrate in gelöste Zucker umge- Stärke und ca. 240.000 t Zucker industriell wandelt. Diese gelangen durch die Leitungs- verarbeitet. Dies entspricht einer aktuellen bahnen zu bestimmten Pflanzenorganen wie Anbaufläche von 170.000 ha. Beide Stoffe ge- Samen, Früchten und Wurzelknollen. Dort hören zu den wichtigsten nachwachsenden Granulate aus Stärke- und Zuckerpflanzen werden sie in verschiedenen Formen eingela- Rohstoffen. Während Stärke vor allem in der gert, z. B. als Saccharose im Rübenkörper, als Papierherstellung eine wichtige Rolle spielt, Inulin in den Knollen des Topinamburs oder ist Zucker besonders in Fermentationspro- als Stärke in den Kartoffelknollen. zessen für die Produktion von Bioethanol 16 17
Proteinpflanzen Die bedeutendsten heute in Deutschland an- kommen zurzeit vor allem tierische Proteine Verwendung gebauten Proteinpflanzen sind Ackerbohne, wie Kasein und Gelatine zum Einsatz. Körnererbse und Lupine. Sie gehören zur Fa- • Papier- und Verpackungsindustrie milie der Schmetterlingsblütler Leguminosae. Bedeutung (Erhöhung der mechanischen Belastbarkeit, Bedruckbarkeit, Haftung wasserlöslicher Kulturhistorischer Hintergrund Die drei Proteinpflanzen Ackerbohne, Kör- Druckfarben) nererbse und Lupine werden heute über- • Leim oder Kleber (z. B. Etikettierklebstoff, Die Erbse diente schon 5.000 v. Chr. der wiegend nicht als nachwachsende Roh- Bindemittel für Sperrholz) Ernährung, während die Kultivierung der stoffe angebaut, sondern dienen als Futter • Einkapselung von Pharmazeutika (bauen Ackerbohne erst 2.000 v. Chr. begann. Die oder zur Gründüngung. Aufgrund ihres sich langsam ab) Lupine gehört dagegen erst seit ca. 100 Jah- Eiweißgehalts und ihrer Eiweißqualität • Biologisch abbaubare Werkstoffe ren zu unseren Kulturpflanzen. Proteine fan- können sich jedoch in Zukunft Verwer- den bereits seit Anfang dieses Jahrhunderts tungsmöglichkeiten im Nichtnahrungsbe- im chemisch-technischen Bereich Verwen- reich entwickeln. dung. Mit dem Aufkommen der Petroche- mie wurde jedoch die Nutzung der Protei- Leguminosen ne nur noch in geringem Umfang erforscht. Da sie in hohen Mengen als Nebenproduk- Leguminosen (z. B. Ackerbohne, Körnererb- te bei der Öl- und Stärkeproduktion anfal- se und Lupine) binden mit Hilfe bestimmter len, werden spezielle Proteinpflanzen nur Bodenbakterien (Rhizobium-Arten) Stickstoff in geringerem Umfang angebaut. aus der Luft in Knöllchen an den Wurzeln. Er dient der Versorgung der Pflanze und der Der Rohstoff Bildung eiweißreicher Samen, sodass eine mineralische N-Düngung nicht notwendig Neben den Samen der proteinreichen Legu- ist. Die Leguminosen binden unterschiedlich minosen werden hauptsächlich die Proteine viel Stickstoff: die Ackerbohne 50 - 650 kg pro Ackerbohne Erbse Lupine der Ölpflanzen, z. B. Raps oder Sonnen- Hektar, die Erbse 15 -190 kg pro Hektar, die Anzahl Samen/Hülse 3-6 3-5 4–6 blume, sowie der Stärkepflanzen, z. B. Mais Lupine 120 - 200 kg pro Hektar. und Weizen, genutzt. Zur Extraktion von Rohproteingehalt (%) 25 - 30 25 35 – 40 Proteinen werden die Samen geschält, tro- Ertrag (dt/ha) 30 - 70 50 - 60 15 – 25 cken gemahlen und anschließend mit Was- Ertrag und Qualität der Proteinpflanzen ser versetzt. In der chemischen Industrie 18 19
Holz In Deutschland sind heute 30 % der Fläche verarbeitung und andere Industriebereiche lets oder in der Faserplattenherstellung. Der Wald. Jährlich stehen bis zu 100 Mio. Efm („Hölzernes Zeitalter“). Hinzu kam ein ho- Heizwert von Nadelholz (absolut trocken) (Erntefestmeter (m³)) Waldholz zur Verfü- her Bedarf an Holzpfählen in Kohlegruben. liegt bei 5,1 kWh/kg. gung, von denen derzeit ca. 80 % genutzt Auf den „ausgelaugten“ Böden glaubte man Unter den Laubbäumen haben die Buchen werden. 2008 standen insgesamt zuzüglich schließlich überwiegend nur Nadelhölzer (Fagus spp.) und Eichen (Quercus spp.) in dem Altholz und anderen Holzsortimen- anbauen zu können. Nadelholz wurde zu- Deutschland die größte Bedeutung. Das ten 128 Mio. m³ zur Verfügung, wobei ca. dem auch aufgrund seiner guten Wachstum- Holz wird häufig höherwertiger Nutzung 55 Mio. Festmeter jährlich energetisch und seigenschaften und Verarbeitungsmöglich- wie z.B. für Möbel, Viskose-Stoffe oder Fur- ca. 72 Mio. Festmeter stofflich genutzt wer- keiten angebaut. niere zugeführt. Traditionell ist die Verwen- den. Die Bäume unterscheiden sich in den So kehrte sich das ursprüngliche Verhältnis dung von Buchen und Eichen als Brennholz. Standortansprüchen erheblich. So bevorzu- von 70 % Laub- und 30 % Nadelholz um. Der Heizwert von Laubholz (absolut tro- gen Eichen frische und auch saure Standorte Heute erfolgt die Verjüngung von Waldbe- cken) liegt mit 4,9 kWh/kg etwas niedriger mit Höhenlagen bis zu 350 (1800) m ü. NN, ständen überwiegend über „Naturverjün- als beim Nadelholz. Verwendung dagegen wächst die Buche auf frischen und gung“. Es wird auf eine Begründung von Unter den schnellwachsenden Baumarten basenreichen Standorten und ist eher in Tief- Mischbeständen geachtet, wobei die Stand- zum Anbau auf landwirtschaftlichen Flächen Stoffliche Nutzung: lagen anzutreffen. Die Nadelbäume Fichte, ortverträglichkeit eine große Rolle spielt. in kurzen Umtriebszeiten (3 - 6 Jahre) eignen • Möbel-, Bau- und Konstruktionsholz Tanne und Lärche wachsen auf feuchten sich vor allem Pappeln (Populus spp.), Wei- • Parkettherstellung, Innenausbau, Holzgeräte Standorten teilweise in Höhenlagen bis zur Der Rohstoff den (Salix spp.) und Robinien (Robinia Pseu- • Schäl- und Furnierholz Baumgrenze. Dem gegenüber wächst die doacacia L.). Diese Art der Bewirtschaftung • Spanplatten, Faser- und Papierholz Kiefer auch in trockenen Gebieten sowie im Unter den Nadelbäumen kann man zwi- stellt eine extensive Form der Landnutzung • Viskose, Bekleidungsstoffe Flachland. Abgesehen von der Lärche bevor- schen den immergrünen Bäumen wie der dar, die mit Blick auf den Klimaschutz und • Bioraffinerie zugen Nadelbäume saure Böden. Fichte (Picea spp.), Tanne (Abies spp.) und die aktuelle Entwicklung von fossilen Ener- Kiefer (Pinus spp.) oder über Winter zwi- gieträgern zunehmend interessant erscheint. Energetische Nutzung: Kulturhistorischer Hintergrund schen nadellosen Bäumen wie z.B. der Lär- Biomasse aus Kurzumtriebsplantagen kann • Waldrestholz aus Durchforstung und che (Larix spp.) unterscheiden. Aufgrund in Form von Hackschnitzeln zur dezentra- Holzernte bzw. Baumpflegeholz Die ursprünglichen Buchenwälder wurden ihres geraden und meist schnellen Wuchses len, umweltfreundlichen Energieversor- • Industrierestholz aus der holzbe- und durch die Ausweitung der Landwirtschaft besteht ein hoher Bedarf in der Säge- und gung eingesetzt werden. Ihr durchschnitt- verarbeitenden Industrie zunehmend gerodet und auf ungünstigere Holzwerkstoffindustrie. Das zu Bauholz licher Ertrag liegt bei 14 t pro Hektar und • Altholz aus naturbelassenem Holz und Standorte zurückgedrängt. Der Brennholz- und Holzwerkstoffen aufbereitete Material der Heizwert beträgt 5 kWh/kg (absolut behandeltem Holz bedarf stieg ständig, hinzu kam der Bedarf geht in den nationalen und internationalen trocken). • Holz von Kurzumtriebsplantagen (Hack- an Holzkohle, Bauholz für Fachwerkhäuser Handel und auch Nebenprodukte wie Säge- (vergl. FNR-Broschüre Basisdaten Bioenergie) schnitzel, Pellets) und die Schifffahrt und später für die Erz- späne finden Verwendung als Energiepel- 20 21
Energiepflanzen Kulturhistorischer Hintergrund sektor ist Biomasse derzeit die wichtigste am Energiebereitstellung Energiebereitstellungaus auserneuerbaren erneuerbarenEnergien Energien2010 2010 Primärkraftstoffverbrauch Primärkraftstoffverbrauch2010 2010 Markt verfügbare regenerative Quelle. Über die Fotosynthese speichern die Pflanzen in ihrer Biomasse Sonnenenergie. Jahrtausen- Verwendung der Biomasse Biokraftstoffe 13,013,0 Biokraftstoffe % % 7,57,5 % Wasserkraft % Wasserkraft Ottokraftstoff 36,436,4 Ottokraftstoff % % de lang nutzten die Menschen diese Biomasse 18.486.000 18.486.000t t als Energieträger. Im vergangenen Jahrhun- Energie aus Biomasse kann durch Vergärung, Biokraftstoffanteil Biokraftstoffanteil 5,85,8 % % Biomasse 13,113,1 Biomasse % % 13,713,7 % Windenergie % Windenergie dert wurden die nachwachsenden Energieträ- Verflüssigung oder Vergasung bereitgestellt (Strom) (Strom) Bioethanol 1.161.000 Bioethanol t (1,4 1.161.000 %) %) t (1,4 ger durch die fossilen Rohstoffe Kohle, Erdöl und durch Verbrennung freigesetzt werden. gesamt gesamt gesamt gesamt 275 275TWh TWh und Erdgas abgelöst. Bei deren Verbrennung Eine Art der energetischen Nutzung findet ca. ca. 71 %71durch % durch 1,91,9 % Solarthermie % Solarthermie 5252Mio. Mio.t t Biodiesel Biodiesel 2.582.000 t (4,3 2.582.000 %) %) t (4,3 Bioenergie Bioenergie 2,02,0 % Geothermie % Geothermie gelangt das vor Millionen von Jahren ge- bei der Verbrennung in Holz- und Strohfeue- 4,24,2 % Fotovoltaik % Fotovoltaik Pflanzenöl Pflanzenöl bundene Kohlendioxid zusätzlich in die rungsanlagen statt. Biomasse-Festbrennstoffe 61.000 t (0,1 61.000 %) %) t (0,1 Atmosphäre. Der Treibhauseffekt wird an- wie Holz oder Stroh haben allerdings einen Biomasse 45,545,5 Biomasse % % (Wärme) (Wärme) thropogen verstärkt und es kommt zu Kli- viel geringeren Heizwert als Kohle und Heizöl Dieselkraftstoff 57,857,8 Dieselkraftstoff % % 29.839.000 29.839.000t t maänderungen. Da diese negativen Aus- (siehe Tabelle). Vergasung und Verflüssigung wirkungen bei der Nutzung regenerativer befinden sich noch in der Erprobungsphase. Energien unterbleiben – Energiepflanzen Strom und und Strom Wärme aus aus Wärme Biomasse inkl.inkl. Biomasse Klär-,Klär-, Deponiegas und und Deponiegas biogener AnteilAnteil biogener des des Abfalls Abfalls Prozentangaben bezogen Prozentangaben auf den bezogen Energiegehalt auf den Energiegehalt sind CO2-neutral – werden sie als Alternative Quelle: BMU,BMU, Quelle: AGEE-Stat (Juli(Juli AGEE-Stat 2011)2011) Quelle: BAFA, Quelle: FNRFNR BAFA, (2011) (2011) Energieträger und Energiegehalt/ © FNR 2011 © FNR 2011 © FNR 2011 © FNR 2011 zu den fossilen und endlichen Energieträ- Heizwert in MJ/kg gern gefördert und erforscht. 1 Erdgas 50,0 In Deutschland wurden 2010 3,5 Mio. t Bio- zweiten Generation (Biomass to liquid) aus Bedeutung der Energiepflanzen kraftstoffe, also Pflanzenöl, Biodiesel und lignozellulosereichen Pflanzen ist noch in Heizöl 42,4 Bioethanol verbraucht. Das entspricht einem der Erprobung. Mit ca. 71 % leistet Biomasse den größten Bei- Rapsöl 37,6 Anteil von 5,8 % am gesamten Kraftstoffver- 1 vgl. FNR-Broschüre „Der volle Durchblick in Sachen trag zur Endenergie aus regenerativen Quel- Steinkohle 29,0 brauch Deutschlands. Dabei ist Biodiesel Energiepflanzen“; FNR-Best. Nr. 433 len. Vor allem zum Heizen wird sie genutzt. Bioethanol 26,7 national mit 2,6 Mio. t der wichtigste erneu- Über 90 % der regenerativen Wärme kommt erbare Kraftstoff. Er wird als Reinkraftstoff Braunkohle 15,0 aus Biomasse, in erster Linie aus Holz. Wäh- und vor allem über die Beimischung zu rend bei der Stromerzeugung die Windkraft Holz 15,0 normalem Diesel genutzt. Pflanzenöl findet dominiert, wurde auch 2010 die Stromer- Miscanthus 14,6 als Reinkraftstoff in umgerüsteten Motoren zeugung aus Biomasse weiter ausgebaut. Der Verwendung, während Bioethanol über die Stroh 14,3 größte Teil des Biomassestroms wird über Beimischung zu Ottokraftstoff vertrieben Biogasanlagen bereitgestellt. Im Kraftstoff- Quelle: FNR wird. Die Produktion von Kraftstoffen der 22 23
Ackerbohne Buche Vicia faba L.; Familie der Schmetter- Fagus sylvatica L.; Familie der lingsblütler Leguminosae Buchengewächse Fagaceae Merkmale Merkmale Durch ausgesprochene Standfestigkeit ihres Die Buche ist ein sommergrüner, 25 bis 30 m kantigen hohlen Stängels kann die einjährige hoher Baum mit glatter graugrün bis silber- Ackerbohne bis zu 1,8 m hoch werden. Ihre grauer Borke. Die wechselständigen Blätter Pfahlwurzel wächst bis zu 1,7 m tief. Die paa- wird die Ackerbohne weltweit züchterisch sind 6 bis 10 cm lang, spitzeiförmig und buch- Anbau rig gefiederten, hellblaugrünen Blätter laufen stark bearbeitet, um eine Ausdehnung des tig gezahnt. Aus den weiblichen Blüten bilden in einer Spindelspitze aus. Die Blüten sitzen Anbaus zu ermöglichen. sich in einem filzigen Fruchtbecher bis 2 cm Buchen bevorzugen frische und basenreiche in kurz gestielten Trauben in den Blattachseln, lange, scharf dreikantige glänzend braune Standorte in Tieflagen. In Deutschland werden die Blütenfarbe ist sortenspezifisch braun, rot, Anbau Bucheckern. heute 30 % der Fläche forstwirtschaftlich ge- violett oder weiß. Pro Pflanze bilden sich größ- nutzt. 43 % der Holzbodenfläche ist dabei mit tenteils nach Selbstbefruchtung ca. zwölf Hül- Der Anbau erfolgt in Küsten- und Vorgebirgs- Kulturgeschichtlicher Hintergrund Laubholz bestückt. Die Buche weist eine gute sen mit je drei bis sechs Samen. lagen mit hohen Niederschlagsmengen. Daher Standfestigkeit auf und hat einen Anteil an sind tiefgründige Böden und eine tiefe Abla- Die Buche hat sich vor knapp 3.000 Jahren der Holzbodenfläche von etwa 16 %. Kulturgeschichtlicher Hintergrund ge des Saatkorns in ca. 8 cm Tiefe erforderlich. als vorherrschende Art in den mitteleuropä- Die Keimung beginnt ab 2°C, weshalb schon ab ischen Laubwäldern durchgesetzt. In vielen Verwendung Die Herkunft der Ackerbohne wird in Süd- Ende Februar ausgesät wird. Das Ziel sind Be- Regionen, in denen häufig nicht ausreichend westasien oder Nordafrika vermutet. Ihre standesdichten von 40 bis 60 Pflanzen pro m². Getreide angebaut werden konnte, welches • Möbel-, Bau- und Konstruktionsholz Nutzung ist aus steinzeitlichen Siedlungen bei Ackerbohnen werden mit dem Mähdrescher ge- als Nebenprodukt Stroh für die Stallhaltung • Parkettherstellung, Innenausbau, Holzgeräte Nazareth, in Ägypten, Griechenland, Spanien erntet. Die Erträge liegen bei 30 bis 70 dt/ha. lieferte, wurde Buchenlaub als Stallstreu • Schäl- und Furnierholz in der Sperrholz- und Portugal nachgewiesen. In römischer Zeit genutzt. Zudem wurden gebündelte, junge herstellung verbreitete sich der Anbau auch nördlich der Inhaltsstoffe Buchenzweige, die noch Blätter trugen, als • Spanplatten, Faser- und Papierholz Alpen, wo die Ackerbohne eine der wichtigs- Winterfutter für das Vieh getrocknet. Auch • Bioraffinerie ten Kulturpflanzen des Mittelalters wurde. • Eiweißanteil der Bohne: 25 - 30 % im Frühjahr, nach dem Austrieb der Buchen, • Viskose, Bekleidungsstoffe Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Ackerbohne wurden Buchenzweige an das Vieh verfüt- • energetische Nutzung als Scheitholz, vielfach als Ersatz für Stickstoff-Dünger in die Verwendung tert. In der heutigen Zeit ist die Buche auf- Häcksel oder Pellets Fruchtfolge aufgenommen, denn die Pflanze grund ihrer Holzeigenschaften zu der am kann durch sogenannte Knöllchenbakterien • Klebstoffe, Arzneimittel, Bindemittel für vielseitigsten verwendeten Holzart unter den an den Wurzeln Luftstickstoff binden. Zurzeit Papierstreichfarben einheimischen Hölzern geworden. 24 25
Dauergrünland vorkommende Rasen (Trocken-, Halbtrocken- Borstgras- oder alpine Rasen) sind sehr selten. Merkmale Anbau Als Dauergrünland werden landwirtschaftli- che Flächen bezeichnet, die mindestens fünf Die Nutzungsintensität bestimmt die Arten- Jahre durchgängig als Grünland genutzt zusammensetzung und damit die Ertragsfä- werden. Die Grasnarbe ist geschlossen und higkeit und Qualitätseigenschaften des Dauer- die Vegetation wird vordergründig aus einer grünlands. Wirtschaftsgrünland wird je nach Pflanzengemeinschaft von Gräsern, Kräutern Standort mindestens drei- bis fünfmal im Jahr und Leguminosen gebildet. Die Vegetations- beerntet, wobei Erträge von 14 t TM/ha und typen des Grünlands sind standort- und nut- Jahr möglich sind. Zur Ertrags- und Qualitäts- zungsabhängig sehr vielfältig und damit auch sicherung werden diese Flächen ausreichend ihre Ertragsfähigkeit und Nutzungseignung. gedüngt. Bei Bedarf kann, abhängig vom Standort, eine Nachsaat im Herbst oder Früh- Kulturgeschichtlicher Hintergrund jahr erfolgen. Pflanzenschutzmaßnahmen sind eher die Ausnahme und werden meist Grünland im engeren Sinne ist das sogenannte auf gezielte Einzelpflanzenbehandlungen Wirtschaftsgrünland, das auch als Fettwiesen (z.B. Ampfer) beschränkt. Extensivgrünland oder -weiden bezeichnet wird. Hierbei handelt wird ggf. standortabhängig zur Erhaltung des es sich um Flächen, die gezielt mehrmals im Vegetationstyps gedüngt (z.B. Kalkung, Ka- Jahr zur Futterbereitstellung beerntet oder be- lium). Die Flächen werden ein- bis zweimal weidet werden. Diese Grünlandgesellschaften im Jahr gemäht oder beweidet. Die geerntete, sind vom Menschen geschaffen und würden faserreiche Qualität wird meist zur Heuwer- ohne Bewirtschaftung im gemäßigten Klima bung genutzt. Hier sind Erträge von 2,3 bis Mitteleuropas nicht in dieser Form bestehen. 15,5 t TM pro ha und Jahr möglich, bei gerin- Die Flächen würden verbuschen und bewal- ger Verdaulichkeit und Energiekonzentration den. Grünland im weiteren Sinne beinhal- (< 5,0 MJ Netto-Energie-Laktation). tet alle anderen Grünlandgesellschaften, wie Magerwiesen/-weiden, Feuchtwiesen, Tro- Verwendung cken- und Halbtrockenrasen, Borstgrasrasen, Seggenriede usw. Diese Pflanzengesellschaften • Futter (Grün, Silage, Heu) dienen eher der Heugewinnung oder Schafhü- • Biogas (Grün, Silage) tung. Auch diese Grünlandtypen sind durch • Bioraffinerie (Grün, Silage) Nutzung entstanden und erhalten. Natürlich • Verbrennung (Heu) 26 27
Eiche Heute wird die Eiche vor allem im hochwer- Gelber Enzian Anbau tigen Innenausbau (Türen, Treppen, Parkett, Quercus petraea L. und Quercus usw.) und in der Möbelindustrie eingesetzt. Gentiana lutea L.; Familie der Enzian bevorzugt tiefgründige, humus- und robur L.; Familie der Buchengewächse Enziangewächse Gentianaceae kalkreiche Böden. Für die Ernte sind sieb- Fagaceae Anbau fähige Böden von Vorteil. Die Pflanzung er- folgt im zeitigen Frühjahr mit einem Pflanz- Eichen bevorzugen frische und auch saure Merkmale abstand von 75 x 15 cm. Nach vier bis fünf Merkmale Standorte in Höhenlagen von 350 bis 1.800 m. Jahren werden die Rhizome ausgepflügt und In Deutschland werden heute 30 % der Fläche Der Gelbe Enzian ist eine mehrjährige bis anschließend gewaschen und getrocknet. Die sommergrüne, 20 bis 30 m hohe Eiche be- forstwirtschaftlich genutzt. 43 % der Holzbo- 1,5 m hohe Pflanze mit einem unterirdi- Die Erträge liegen bei ca. 75 dt pro Hektar. sitzt eine graubraune, längsrissige und gerippte denfläche ist dabei mit Laubholz bestückt. Die schen, rübenähnlichen, oft mehrere Kilo- Borke sowie 10 bis 12 cm lange, 5 bis 7 cm brei- Eiche hat dabei einen Anteil von 9 %. gramm schweren Rhizom. Charakteristisch te, eng gebuchtete Blätter. Aus den weiblichen ist der gelbgrüne Blütenspross mit gegen- Blüten entwickeln sich die 2 bis 3 cm langen ständigen, länglich-elliptischen, blaugrü- Eicheln in einem Fruchtbecher. Eichen können nen, stängelumgreifenden Laubblättern, die bis zu 1000 Jahre alt werden und aufgrund ihres bis 30 cm lang und 15 cm breit werden. Ab langsamen Wuchses ist das helle Holz sehr fest. einer Höhe von 80 cm entwickelt der Gelbe Enzian nach mehreren Jahren in den Blatt- Kulturgeschichtlicher Hintergrund achseln der schalenförmigen Laubblätter von Juni bis August gelbe Trugdolden, die Viele Eichenwälder in Mitteleuropa sind an- von drei bis zehn fünf- bis sechsteiligen thropogenen Ursprungs. Da die Stieleiche das Blüten gebildet werden. periodische „auf den Stock setzen“ (zurück- Inhaltsstoffe schneiden) besser verträgt als die Rotbuche, Kulturgeschichtlicher Hintergrund handelt es sich dabei oftmals um durchge- Verwendung • Gentiopikrin (3 %) wachsene Mittelwälder. Auch wurden die Ei- Die Alpenländer sind das Verbreitungs- • Amarogentin (0,2 %) chen wegen ihres wertvollen Holzes und ihrer • Möbel-, Bau- und Konstruktionsholz gebiet des Gelben Enzians, dessen Wur- als Viehfutter nützlichen Früchte schon histo- • Parkettherstellung, Innenausbau, Holzgeräte zelstock seit dem Altertum als Pestmittel Verwendung risch gezielt gefördert. Das Holz der Eiche ist • Schäl- und Furnierholz in der Sperrholzher- und Universalmedizin angewandt wird, sehr hart und widerstandsfähig gegen Feuch- stellung z. B. gegen Leberleiden, Magenkrankheiten, • Arzneimittel: appetitanregend, tigkeit. Aufgrund des beständigen Holzes ist • Spanplatten, Faser- und Papierholz Krämpfe, Würmer und den Biss giftiger verdauungsfördernd die Verwendung für Eichenfässer und Botti- • energetische Nutzung als Scheitholz, Häcksel Tiere. Weiterhin wird die Wurzel zu Enzian- che, als Weichenschwellen oder als Pfosten oder Pellets Schnaps angesetzt. in Gewässern interessant. Allseits bekannt ist • Bioraffinerie der Einsatz als Bauholz für Fachwerkhäuser. 28 29
Erbse tät eignet. Dies ist für aktuelle Züchtungs- ziele von Bedeutung. Pisum sativum L.; Familie der Schmetterlingsblütler Leguminosae Anbau Die Erbsenpflanze bevorzugt tiefgründige Merkmale humusreiche Böden mit einem pH-Wert von 6,5 - 7. Dabei ist zu anderen Legumi- Die Erbse besitzt im Gegensatz zur Acker- nosen eine Anbaupause von sechs bis acht bohne keinen aufrechten Stängel, sondern Jahren einzuhalten. Die Aussaat erfolgt ist eine kletternde oder niederliegend krie- Mitte März mit 60 - 90 Pflanzen pro m². Das chende einjährige Pflanze, deren dünne relativ große Saatgut wird dabei in einer tiefreichende Hauptwurzel wenige Neben- Tiefe von 4 - 6 cm abgelegt. Die Ernte erfolgt wurzeln besitzt. Charakteristisch sind die mit modifizierten Mähdreschern bei Erträ- endständigen Ranken an den ein- bis drei- gen zwischen 50 - 60 dt/ha. paarig gefiederten Blättern. Die Erbse blüht weiß und bildet nach Selbstbefruchtung Inhaltsstoffe Hülsen mit vier bis zehn Samen. Es ist zwi- schen eiweiß- und stärkeliefernden Erbsen • Erbsen: 20 bis ca. 27 % Eiweiß zu unterscheiden. • Markerbsen: ca. 35 % Stärke mit einem Amyloseanteil von 65 bis 85 % Kulturgeschichtlicher Hintergrund Verwendung Die Erbse stammt wahrscheinlich von der Wilderbse Pisum elatius ab, die vom Mittel- • Klebstoffe meerraum bis nach Tibet vorkommt. Nach • biologisch abbaubare Kunststoffe der Kultivierung in Südwestasien verbrei- • Arzneimittel tete sich die Erbse nach Europa und Mit- • Tenside telasien, wo sie die ältesten steinzeitlichen Ackerbaukulturen nutzten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sie sich zur be- deutendsten Hülsenfrucht Mitteleuropas. Stärkeerbsen enthalten 60 - 85 % Amylose, welches sich besonders zur Herstellung von Verpackungsfolien mit hoher Elastizi- 30 31
Färberknöterich grund der Frostempfindlichkeit Ende April bis Anfang Mai mit Drillmaschinen bei einer Polygonum tinctoria L.; Familie der Saattiefe von 2 bis 3 cm und einem Reihenab- Knöterichgewächse Polygonaceae stand von 20 bis 30 cm. Aufgrund des schnel- len Aufwuchses ist die Konkurrenzkraft des Färberknöterichs gegen Wildkräuter groß; er Merkmale hat jedoch einen hohen Stickstoffbedarf. Das Mähen Ende Juli und September liefert Er- Der einjährige Färberknöterich hat einen kno- träge von etwa 40 dt Blatttrockenmasse pro tig gegliederten Stängel und schraubig ange- Hektar. Daraus ergibt sich ein Farbstoffertrag ordnete, lanzettförmige Blätter. Die kleinen von 150 kg/ha. Bei frischer Verarbeitung des weiß bis rosa gefärbten Einzelblüten bilden Erntegutes lässt sich der höchste Farbstoffer- ansehnliche Blütentrauben. Aufgrund der spä- trag erzielen. ten Blütezeit Mitte August reifen die Samen in kühlen, feuchten Jahren häufig nicht aus. Inhaltsstoffe Kulturgeschichtlicher Hintergrund • Farbstoffvorstufe in den Blättern: 4 - 5 % Indican (Vorstufe zum blauen Indigo) Färberknöterich stammt aus Ostasien und • In den Blättern: 1 % der Trockenmasse war die klassische blaufärbende Pflanze in Indican und Isatan-B (blaue Farbstoffe) als China und Japan. In Japan wird er heute noch Vorstufen des Indigo für Färberzwecke angebaut. Die Blätter liefern eine Farbstoffvorstufe (Küpenfarbstoff). Der Verwendung Indigofarbstoff ist wasserunlöslich und wird erst in der Küpe in die wasserlösliche Form • Textilfärbung überführt. Durch Oxidation bildet sich dann der wasserunlösliche Indigo. Der Anbau von Fär- berknöterich ist auch in Mitteleuropa möglich, der Farbstoffertrag pro Hektar ist ca. fünffach höher als der des Färberwaids. Anbau Färberknöterich bevorzugt tiefgründige nähr- stoffreiche Böden. Die Aussaat erfolgt auf- 32 33
Färberwaid stoff Indigo gewonnen. Im Mittelalter wurde Färberwau Römische Schriftsteller belegen die Nutzung Färberwaid insbesondere in Thüringen ange- der Pflanze zum Zweck des Färbens. Im Mit- Isatis tinctoria L.; Familie der Kreuzblüt- baut und von dort bis nach England exportiert. Resede luteola L.; Familie der telalter lieferte die Pflanze das Färbemittel, wel- ler Brassicaceae Mit der Einfuhr des aus dem tropischen In- Resedengewächse Resedaceae ches das reinste und beständigste Gelb erzeugte. digoferastrauch gewonnenen Indigofarbstoffs Färberwau wurde bis ins 19. Jahrhundert auch aus Indien und später aus Amerika ging der in Deutschland angebaut. Waidanbau seit 1590 zurück und verschwand um 1900 mit der synthetischen Herstellung von Anbau Farben vollständig. Heute liegt der Anbau in Thüringen bei ca. 80 ha, wobei insbesondere Färberwau bevorzugt lockere, kalkhaltige und die Nutzung als natürliches Holzschutzmittel sonnig gelegene Böden. Zu hohe Stickstoffge- in den Vordergrund rückt. halte im Boden wirken sich negativ auf den Farbstoffgehalt aus. Die Aussaat erfolgt entwe- Anbau der Mitte August bis Mitte September oder erst Ende März sehr flach (1 - 2 cm). Aufgrund der Die Aussaat von Färberwaid auf nährstoffrei- langsamen Jugendentwicklung ist eine sorg- Merkmale chen Böden erfolgt mit Drillmaschinen 1-2 cm Merkmale fältige Wildkrautbekämpfung erforderlich. Die tief entweder ab Ende Oktober oder Anfang Ernte der gesamten Pflanzen findet ca. 14 Tage Färberwaid ist eine zweijährige, krautige Pflan- März bis Anfang April. Der Waid benötigt Färberwau unterscheidet sich von den anderen nach Blühbeginn mit Futtererntern statt. Dabei ze, die im ersten Standjahr eine Blattrosette mit eine hohe Stickstoffdüngung sowie aufgrund Wau-Arten durch die ungeteilten, schmalen werden 40 - 45 dt Trockenmasse/Hektar mit ei- länglich behaarten, 30 bis 35 cm langen Blättern der langsamen Jugendentwicklung eine Wild- und länglichen Blätter. Die ein- bis zweijährige nem Farbstoffertrag von 60 - 100 kg/ha erzielt. und eine holzartige Pfahlwurzel ausbildet. Im krautbekämpfung. Mit Grünfuttererntern Pflanze überwintert im Rosettenstadium. Von Nach der Ernte steht eine schnelle, aber scho- zweiten Standjahr wachsen mehrere ein bis werden in mehreren Schnitten ab Ende Juni bis Juni bis August blüht der Färberwau. An einem nende Trocknung bei 40 - 60 °C an. zwei Meter hohe Blütenschafte mit Blättern, zu den ersten Herbstfrösten 30 bis 40 dt Tro- bis zu 1,5 m hohen Stängel bilden sich reich- die den Stängel herz- und pfeilförmig umfas- ckenmasse/ha geerntet. Die Blätter müssen blütige Blütentrauben, an denen die hellgelben Inhaltsstoffe sen. Von Mai bis Juni blüht die doldige Rispe möglichst schnell verarbeitet werden. Blüten mit jeweils vier Kronblättern sitzen. Die mit kleinen gelben Kreuzblüten, aus denen sich kugeligen Fruchtkapseln enthalten nierenför- • Farbstoffgehalt: 2 - 3 % in der Trockenmasse Inhaltsstoffe hängende Schoten entwickeln. Bei der Reife fär- mig glatte, dunkelbraun-glänzende Samen. Der (Beizfarbstoff): Luteolin, Apigenin ben sich diese schwarz-violett. • In den Blättern: 1 % der Trockenmasse Farbstoff befindet sich im oberirdischen Auf- (gelber Farbstoff) Indican und Isatan-B (blaue Farbstoffe) als wuchs, vor allem in den Blütenkapseln, weniger Kulturgeschichtlicher Hintergrund Vorstufen des Indigo in den Blättern, am geringsten in den Stängeln. Verwendung Verwendung Bereits in der Jungsteinzeit wurde aus dem aus Kulturgeschichtlicher Hintergrund • Textilfärbung, Farben, Kosmetik den Steppengebieten Südosteuropas und West- • Holzimprägnierung und Holzschutz asiens stammenden Färberwaid der blaue Farb- • Papierkonservierung Färberwau stammt aus dem Mittelmeergebiet • Anstrichfarben für Holz, Stein, Putz, Textilien und ist in Mittel- und Westeuropa eingebürgert. 34 35
Faserlein (Flachs) Anbau Linum usitatissimum L.; Familie der Lein- Faserlein kann extensiv angebaut werden, gewächse Linaceae allerdings muss für eine optimale Faseraus- bildung genügend Wasser zur Verfügung stehen. Die Aussaat erfolgt Ende März mit Merkmale mit dem Ziel, 1.800 Pflanzen pro m² zu er- halten. Zur Ernte wird die Pflanze mit einer Der einjährige Faserlein, auch Flachs genannt, Raufmaschine einschließlich Wurzel aus wird mit einer Höhe von bis zu 1,6 m deut- dem Boden gezogen und noch auf dem Feld lich größer als der Öllein und ist wesentlich einem Gärungsprozess zur Trennung der weniger verzweigt als dieser. Die Blüten mit Gefäßbündel (Tauröste) unterworfen. Der fünf Kelchblättern in den Farben violett, Gesamtertrag liegt bei 80 dt/ha mit einem blau, rosa, weiß entwickeln nach Selbstbe- Langfasergehalt von 25 %. Derzeit wird Fa- fruchtung Fruchtkapseln mit bis zu zehn serlein auf 8 ha angepflanzt. rundoval-flachen, glänzenden hellgelb bis dunkelbraunen Samen. Inhaltsstoffe Kulturgeschichtlicher Hintergrund • Langfasern: 15 - 25 % des Ernteguts • Kurzfasern: 3 - 13 % Vor mehr als 6.000 Jahren wurde der Lein von • Schäben (Holzbestandteile): 35 - 50 % Ägyptern und Sumerern angebaut und ge- langte in der jüngeren Steinzeit in das südliche Verwendung Mitteleuropa. Flachs stellte in Europa die wich- tigste Textilfaser dar, erst im 19. Jahrhundert er- • Langfasern: Textilindustrie setzte ihn die geschmeidigere Baumwolle. 1957 • Kurzfasern: Baustoffe, Dämmstoffe, Form- wurde der Leinanbau in der Bundesrepublik, pressteile, Papier 1979 in der DDR eingestellt. Seit 1986 findet der • Schäben: Baumaterial, Brennstoff, Einstreu in Anbau von Faserlein wieder statt. In jüngster der Landwirtschaft Zeit werden durch die Industrie zunehmend wieder kurze Flachsfasern nachgefragt, da sie gegenüber Fasern aus synthetischen Polymeren und Glasfasern deutliche Vorteile aufweisen: Sie verfügen über ein geringeres spezifisches Gewicht und sind biologisch abbaubar. 36 37
Fasernessel Rohstoff wiederentdeckt, da sie mit den für Baumwolle vorgesehenen Maschinen zu ver- Urtica dioica L.; Familie der arbeiten war. Die Brennnessel wird zurzeit Brennnesselgewächse Urticaceae fast nur als Arzneipflanze verwendet. Anbau Merkmale Die Brennnessel ist außerordentlich an- Urtica dioica, die Große Brennessel, ist eine spruchslos. Dennoch sind nährstoffreiche mehrjährige heimische Pflanze. Der vier- Standort mit guter Wasserversorgung von kantige Stängel wird bis zu zwei Meter hoch Vorteil. Sowohl die Aussaat als auch die und setzt sich unter der Erde als Rhizom, Pflanzung von Jungpflanzen ist möglich. d.h. bewurzelter Spross fort. Die gekreuzt- Gemäht wird zum Ende der Blüte im Juli/ gegenständigen, eiförmigen, am Rand grob August, wobei Erträge von 45 - 70 dt/ha mit gesägten Blätter und der Stängel tragen einem Fasergehalt von 15 % erzielt werden. Brennhaare. Die Brennnessel ist zweihäusig, Zurzeit werden faserreichere Sorten unter- d.h. die Blütenzweige haben entweder männ- sucht. Die mehrjährige Fasernessel kann ex- liche oder weibliche Blüten, die unscheinbar tensiv angebaut und bis zu zehn Jahre beern- grün rispenartig in den Blattachseln sitzen. tet werden. Der Anbau liegt bei rund 100 ha Pflanzen, die auf einen hohen Fasergehalt v.a. im Wendland. ausgelesen wurden, werden als Fasernessel bezeichnet. Inhaltsstoffe Kulturgeschichtlicher Hintergrund • Stängel: Fasern und Schäben • Wurzel: Sitosterol Die Brennnessel ist weltweit in gemäßigten Klimazonen verbreitet und als kulturfolgen- Verwendung des Wildkraut und Arzneipflanze bekannt. Im Mittelalter verarbeiteten die Menschen die • Nesseltuch, Textilien, Betttücher, Papier, langen festen Fasern zu Tauen, Schnüren und Verpackung und Verbundstoffe Fischernetzen oder zu Nesselstoff. Die Nut- • Arzneimittel: Harnwegserkrankung, zung der Baumwolle ab dem 18. Jahrhundert Rheuma, Wundheilmittel verdrängte die Fasernessel bei der Herstel- lung von Textilien, sie wurde jedoch während der Zeit der beiden Weltkriege als heimischer 38 39
Fichte Anbau Picea abies L.; Familie der In Deutschland ist knapp ein Drittel der Ge- Kieferngewächse Pinaceae samtfläche mit Wald bedeckt. Obwohl in der heutigen Zeit der Anteil der Monokulturen zugunsten von Mischbeständen gesenkt wird, Merkmale spielt die Fichte als sogenannter „Brotbaum“ weiterhin eine große Rolle in der Forstwirt- Die immergrüne Fichte wird 30 - 70 m hoch schaft. Ausschlaggebend sind dabei der ge- und hat eine kegelförmige Krone. Die 1 bis rade Wuchs, das rasche Wachstum, die gerin- 3 cm langen Nadeln stehen dicht schrau- gen Ansprüche an den Standort und die gute big und sind stechend zugespitzt. Aus den Verwendbarkeit des Holzes. Ihr Anteil an der endständigen weiblichen Blütenständen Holzbodenfläche beträgt aktuell 26 Prozent. bildet die Fichte hängende braune zylindri- Die Fichte ist als Bau- und Konstruktionsholz sche Zapfen. Die Fichte besitzt eine rötliche unverzichtbar und hat daher, trotz ihrer An- rissige Rinde. fälligkeit für z.B. Borkenkäfer-Kalamitäten, weiterhin einen Anteil von einem Drittel an Kulturgeschichtlicher Hintergrund Pflanzungen und liegt damit noch knapp vor der Rotbuche. Zur Zeitenwende war das Vorkommen der Fichte auf die Gebirgslagen und der Kiefer Verwendung auf nährstoffarme Sandböden beschränkt. Im 18. Jahrhundert begann auch im Tief- • Waldrestholz als Brennholz aus Durchfors- land die systematische Aufforstung mit tung und Holzernte bzw. Waldpflegeholz schnellwüchsigen Nadelbäumen, da die Be- • Industrieholz aus der Holzbe- und verar- deutung der Buche als Brennstofflieferant beitung zugunsten der Steinkohle zurück ging und • Altholz aus naturbelassenem Holz (z.B. ein starker Bedarf an Bau- und Nutzholz Paletten) oder behandeltem Holz (z.B. bestand. Fichtenholz ist vielseitig einsetz- Abrissholz) bar und findet heutzutage Verwendung in • Sägespäne zur Pelletproduktion der Bau-, Möbel- und Holzwerkstoffindust- • Bau- und Nutzholz (z.B. Möbelindustrie) rie, bei der Papier- und Zellstoffherstellung und als Brennholz. Die kegelförmigen Fich- ten werden zudem gerne als Weihnachts- baum genutzt. 40 41
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