E-Rad macht mobil Potenziale von Pedelecs und deren Umweltwirkung - Umweltbundesamt

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E-Rad macht mobil Potenziale von Pedelecs und deren Umweltwirkung - Umweltbundesamt
hintergrund // august 2014
E-Rad macht mobil
Potenziale von Pedelecs
und deren Umweltwirkung
E-Rad macht mobil Potenziale von Pedelecs und deren Umweltwirkung - Umweltbundesamt
Impressum

Herausgeber:
Umweltbundesamt
Fachgebiet I 3.1 - Umwelt und Verkehr
Postfach 14 06
06844 Dessau-Roßlau
Tel: +49 340-2103-0
info@umweltbundesamt.de
Internet: www.umweltbundesamt.de

   /umweltbundesamt.de
   /umweltbundesamt

Autoren:
Ulrike Wachotsch, Andrea Kolodziej, Bernhard Specht,
Regina Kohlmeyer und Falk Petrikowski

unter Mitarbeit von Caroline Ommeln, Katrin Dziekan,
Nadja Richter, Tina Mutert, Markus Menge und Manuela
Weber

Gestaltung:
Umweltbundesamt

Publikationen als pdf:
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/
e-rad-macht-mobil

Bildquellen:
Titel: © autofocus67 / Fotolia.de
S. 5: © Giant
S. 19, 20: Katrin Dziekan / UBA
S. 13: Backfiets.nl
S. 16: Andrea Kolodziej / UBA
S. 21: © Microstockfish / Fotolia.de
S. 22: www.inmod.de

Stand: August 2014
E-Rad macht mobil Potenziale von Pedelecs und deren Umweltwirkung - Umweltbundesamt
Inhalt

Zusammenfassung/Abstract								4

1. Status Quo 										5

2. Einsatzmöglichkeiten von Pedelecs und Potenziale 			                 8
2.1 Pedelecs – Einsatzmöglichkeiten 							8
2.2 Infrastrukturanforderungen und Abstellplätze					14

3. Umweltwirkung von Pedelecs 							15
3.1 Geringer Energieverbrauch und CO2-Ausstoß 					15
3.2 Geringere Belastung der Luftqualität							15
3.3 Wenig Flächenverbrauch und Lärm							16
3.4 Eigenschaften und Umweltwirkungen der aktuell eingesetzten Akkutypen 17
3.5 Rücknahme und Recycling der Pedelecs und Akkus					                  19

4. Handlungsempfehlungen 								21

Anhang
Exkurs: E-Räder – Typenvielfalt und rechtliche Einordnung				23

Abkürzungsverzeichnis und Glossar							27
Notizen											28
E-Rad macht mobil Potenziale von Pedelecs und deren Umweltwirkung - Umweltbundesamt
Zusammenfassung/Abstract
Pedelecfahren ist Radfahren mit Rückenwind: Län-             liches Fahrrad ohne Elektromotor, aber die relativ
gere Strecken als mit dem herkömmlichen Fahrrad              geringen negativen Umwelteffekte der Pedelecs wer-
bewältigen, ohne verschwitzt anzukommen. Etwa                den deutlich aufgewogen wenn PKW-Fahrten durch
1,6 Millionen E-Räder sind aktuell in Deutschland            Pedelecfahrten ersetzt werden. Die Energiemenge,
im Einsatz. Davon stellt das Pedelec, ein Fahrrad mit        die ein Pedelec für eine Strecke von 10 km benötigt,
Elektromotorunterstützung, mit einem Marktanteil             entspricht in etwa der Energie, die erforderlich ist,
von 95% den Großteil der Elektrofahrzeugflotte in            um 0,7 Liter Wasser bei Raumtemperatur zum Kochen
Deutschland. Radfahren liegt im Trend, und das Ziel          zu bringen. Bei der Stromerzeugung fallen derzeit
der Bundesregierung, bis 2020 den Radverkehrsan-             mit dem deutschen Energiemix noch Luftschadstof-
teil von bisher 10% auf 15% zu steigern, kann auch           fe an, dieser Anteil ist für den Pedelecstrom jedoch
durch zunehmende Pedelecnutzung unterstützt                  nur ein Bruchteil der Luftschadstoffe, die bei einem
werden. Die Vorzüge und Einsatzmöglichkeiten                 Verbrennungsmotor für die gleiche Strecke anfallen.
von E-Rädern sind vielfältig: Sie erleichtern das            Die aktuell am häufigsten bei Pedelecs eingesetzten
Überwinden größerer Distanzen, ermöglichen den               Lithium-Ionen-Akkus belasten das Klima in der Her-
Transport größerer Lasten, natürliche Hindernisse            stellung und Entsorgung mit 22-30kg CO2eq. Vergleicht
wie Höhenunterschiede oder Gegenwind lassen sich             man das mit 21,5kg CO2eq pro 100 km aus eingespar-
leichter bewältigen. Zudem sind Dienst-Pedelecs eine         ten PKW-Kilometern, sind bereits nach 100 Pedelec-
Alternative zum Dienst-PKW und auch eine ideale              Kilometern die Treibhausgasemissionen des Akkus
Fortbewegungsmöglichkeit in der Freizeit und bei             beglichen. Sinnvolles Recycling von Akkus und auch
touristischen Touren. Die teilweise schnelleren Ge-          der Räder selbst trägt zur Ressourcenschonung bei.
schwindigkeiten verglichen mit dem herkömmlichen
Fahrrad und die höheren Anforderungen an sichere             Im Rahmen einer integrierten Verkehrsplanung
Abstellmöglichkeiten erfordern Investitionen in die          sind Pedelecs ein wichtiger Baustein für nachhalti-
Infrastruktur.                                               ge Mobilität in Städten, aber auch ganz besonders
                                                             im ländlichen Raum. Aus Umweltsicht ist diese Art
Die Frage nach den Potenzialen von Pedelecs für              von Elektrofahrzeugen zu begrüßen und sollte aktiv
nachhaltige Mobilität und insbesondere nach den              beworben und gefördert werden, um noch mehr
Umweltwirkungen wird häufig gestellt. In diesem Pa-          neuen Nutzergruppen Pedelecs als attraktive, kosten-
pier werden dazu Antworten aufgezeigt. Ein Pedelec           günstige und umweltverträgliche Mobilitätsform als
belastet zwar die Umwelt stärker als ein herkömm-            Alternative zum PKW schmackhaft zu machen.

Begriffsdefinition

Häufig werden die Begriffe Pedelec, E-Rad oder E-Bike synonym oder unterschiedlich in ihrer Bedeutung verwendet. Im
Nachfolgenden werden daher zunächst die Begriffe nach unserem Verständnis definiert um die Unterschiede grob zu
verdeutlichen.

Pedelecs sind Elektrofahrräder; sie werden mit Muskelkraft angetrieben und bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h
durch einen elektrischen Motor mit maximal 250 Watt Leistung unterstützt. Die Handhabung der Pedelecs unterschei-
det sich von der der konventionellen Fahrräder kaum.

E-Bikes sind Fahrräder mit Elektromotor, welche auch ohne Tretbewegungen, also rein elektrisch, fahren können.

E-Räder (= Abkürzung von Elektroräder) ist der Überbegriff für elektrounterstützte Fahrräder also Pedelecs und E-Bikes).

Die detaillierten Unterscheidungen der Pedelecs und der E-Bikes (rein technisch und rechtlich gesehen) können im
Anhang „Exkurs: E-Räder – Typenvielfalt und rechtliche Einordnung“ nachgelesen werden.

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E-Rad macht mobil Potenziale von Pedelecs und deren Umweltwirkung - Umweltbundesamt
1. Status Quo
Mobilität spielt in unserer Gesellschaft eine bedeuten-   Im Personenverkehr hat der motorisierte Individu-
de Rolle. Diese für künftige Generationen zu erhalten     alverkehr etwa einen Anteil von rund 80% an allen
– vor allem unter Berücksichtigung immer knapper          zurückgelegten Kilometern. Entsprechend hoch sind
werdender Ressourcen und des Schutzes und Erhalts         der Energieverbrauch und die Emissionen von CO2
unserer Umwelt – stellt eine große Herausforderung        und anderen Luftschadstoffen pro zurückgelegtem Ki-
dar. Mehr Radverkehr kann hierfür eine gute Lösung        lometer. Fuß- und Radverkehr als umweltfreundliche
sein.                                                     Fortbewegungsoptionen verursachen nahezu keine
                                                          schädlichen Emissionen.
In der Erhebung „Mobilität in Deutschland 2008“
hatte der Radverkehr einen Anteil von 10% an allen        Eine Studie der Technischen Universität Dresden
Wegen; der gesamte Umweltverbund (Öffentlicher            im Auftrag des Umweltbundesamtes ging der Fra-
Verkehr, Fuß- und Radverkehr) lag bei 42%. Das            ge nach, ob Radfahren einen Beitrag dazu leisten
Wachstum des motorisierten Individualverkehrs hat         kann, die Treibhausgasemissionen in Deutschland
sich seit der Erhebung im Jahr 2002 abgeschwächt,         zu reduzieren. Sie kam zu dem Ergebnis, dass ein
der Umweltverbund nahm an Bedeutung zu.1                  intelligenter und umweltverträglicher Verkehr der
                                                          Zukunft mit integrierten Lösungen notwendig ist:
Nachhaltigkeit ist ein politisches Leitbild der Bundes-   schadstoffarme oder -freie Fahrzeuge einsetzen, kurze
regierung und dient als Motor für gesellschaftlichen      Wege mit dem Rad fahren, allgemein kürzere Wege
und politischen Fortschritt2. In der nationalen Nach-     zu näheren Zielen wählen und die Vorrausetzungen
haltigkeitsstrategie „Perspektiven für Deutschland“       für die vermehrte Nutzung des Umweltverbundes
formuliert die Bundesregierung konkrete Aufgaben          (Fuß, Fahrrad, Öffentlicher Verkehr, u.a. Car-Sharing,
und Ziele. Zentrales Handlungsfeld ist das Thema          Fahrradverleihsysteme etc.) verbessern. Verschiedene
Klima und Energie (Reduktion der weltweiten Treib-        Maßnahmenszenarien der Studie errechneten CO2-
hausgasemissionen um 50% bis 2050 gegenüber               Einsparungspotenziale im Personenverkehr durch
1990). Deutschland verfolgt das Ziel, seine Treibhaus-    Steigerungen des Radverkehrs zwischen 10 und
gasemissionen bis 2020 um 40% bzw. bis 2050 um            30%4,5,6.
85-95% gegenüber 1990 zu senken. Betrachtet man           Ziel des Nationalen Radverkehrsplans 2020 (NRVP)
die CO2-Emissionen aller Sektoren seit 1990 kam es        der Bundesregierung ist es, den Radverkehrsanteil an
jedoch nur im Verkehrssektor zu keiner Reduktion der      allen Wegen bis 2020 auf 15% zu steigern. Laut der
Emissionen; hier sind diese sogar angestiegen. Tech-      Erhebung „Mobilität in Deutschland 2008“ (MiD) lie-
nische Entwicklungen zur CO2-Minderung wurden             gen mehr als 75% aller Wege im Entfernungsbereich
durch den stark wachsenden Verkehr (zurückgelegte         bis 10 km. Für diesen Bereich sieht die Bundesregie-
Fahrzeug-Kilometer) der letzten Jahre wieder kompen-      rung ein besonderes Potenzial mit den E-Rädern den
siert3.                                                   Radverkehrsanteil weiter zu steigern.7

                                                                                                               5
E-Rad macht mobil Potenziale von Pedelecs und deren Umweltwirkung - Umweltbundesamt
Abbildung 1
Modal Split 2002 und 2008 im Vergleich (Anteil an den Wegen in Prozent %)
                                                     100
                                                                   9                                       10
                                                      90
    Modal Split (Anteil an den Wegen in Prozent %)

                                                      80                                                   24
                                                                   23

                                                      70
                                                                   8
                                                      60                                                   9

                                                      50

                                                      40
                                                                   60                                      58
                                                      30

                                                      20

                                                      10

                                                      0
                                                                 2002                                    2008

                                                           MIV (Fahrer und Mitfahrer)   ÖPV   zu Fuß   Fahrrad

Quelle: eigene Darstellung nach MID 2008 (Ergebnisbericht)

E-Räder: Zahlen und Fakten
Im Gegensatz zu Elektroautos ist in den letzten                                                          Der Zweirad Industrieverband schätzt, dass mittelfris-
Jahren eine steigende Nachfrage auf dem Zweiradsek-                                                      tig E-Räder einen Anteil von 15% an allen Rädern ein-
tor zu beobachten. Während die Automobilindustrie                                                        nehmen können, dies wären 10,65 Millionen E-Räder.
noch erhebliche Summen in die Entwicklung von                                                            Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV)
Elektrofahrzeuge investiert (Bestand Deutschland                                                         wurden im Jahr 2007 rund 70.000 E-Räder verkauft.
2013: 7.114 Pkw mit reinem Elektroantrieb und                                                            Bis 2013 ist diese Zahl auf 410.000 Stück gestiegen
64.994 mit Hybridantrieb8,9), sind elektrisch angetrie-                                                  (siehe Abb. 2)11. Mehr als jedes zehnte neu verkaufte
bene Zweiräder mit rund 1,6 Millionen Fahrzeugen                                                         Rad war 2013 in Deutschland ein E-Rad. Auf dem
in Deutschland bereits in der Realität angekommen.                                                       Markt können derzeit über 1.500 unterschiedliche
Der Markt für Elektroräder hat einen ausgesprochen                                                       E-Rad-Modelle beziehungsweise -Typen von über 70
Schwerpunkt: es sind Fahrräder mit elektrischer An-                                                      Herstellern erworben werden12.
triebsunterstützung, die häufig als Pedelecs bezeich-
net werden, abgeleitet von dem englischen Begriff                                                        Die Bekanntheit von E-Bikes und Pedelecs liegt laut
„Pedal Electric Cycle“. Sie sind nicht versicherungs-                                                    einer repräsentativen Befragung bei 90%14. Ein
pflichtig und ohne Führerschein oder Mofa-Bescheini-                                                     solches Fahrrad sind bereits 12% aller Deutschen
gung nutzbar. Verkehrsrechtlich sind es Fahrräder, sie                                                   zumindest einmal zur Probe gefahren. 47% interes-
dürfen auf Fahrradwegen benutzt werden, es besteht                                                       sieren sich für ein elektrisch unterstütztes Fahrrad
keine Helmpflicht und sie können auch in öffentlichen                                                    und 27% aller Deutschen würden eher ein Fahrrad
Verkehrsmitteln mitgenommen werden. Der Marktan-                                                         mit E-Motor kaufen als ein herkömmliches Rad. Insbe-
teil von Pedelecs unter den elektrisch angetriebenen                                                     sondere Menschen ab 50 Jahren ziehen einen Kauf
Zweirädern beträgt 95% der insgesamt verkauften E-                                                       dieser neuen Art des Fahrrades in Betracht. Sowohl
Räder in Deutschland10. Zu den restlichen 5% gehören                                                     die Beliebtheit als auch die Bekanntheit von E-Rädern
zulassungspflichtige Elektroräder (E-Bikes), die über                                                    haben in den letzten Jahren zugenommen15. Preislich
einen größeren Leistungsbereich verfügen und auch                                                        liegen Pedelecs in der Größenordnung von hochwer-
ohne zusätzliche Pedalkraft bewegt werden können.                                                        tigen Fahrrädern, was sich positiv auf das Umsatzvo-

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E-Rad macht mobil Potenziale von Pedelecs und deren Umweltwirkung - Umweltbundesamt
lumen der Zweiradbranche auswirkt, trotz leichtem                   Pedelec zu kaufen. Ein weiterer interessanter Aspekt
Rückgang der verkauften Fahrräder16.                                der Ergebnisse ist die Verteilung des Pedelec-Besitzes
                                                                    nach Lage und Topographie: vor allem in eher länd-
Das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsfor-                  lichen und/oder eher hügligen Wohnumgebungen ist
schung (ILS) in Dortmund führte im Jahr 2012 eine                   die Beliebtheit hoch.
Onlineumfrage zum Thema Elektrofahrräder durch17.
Befragt wurden über 2.000 Personen, von denen                       Die Forschung zum Thema E-Rad, Pedelec und E-Bike
ein Viertel ein Pedelec besitzt. Die Studie zeigt ein               läuft in Deutschland erst an. Aus diesem Grunde wer-
deutliches Interesse der Befragten am Thema; rund                   den insbesondere aus Europäischen Nachbarländern
die Hälfte hatte bereits ein Elektrofahrrad auspro-                 gewonnene Erkenntnisse in dieses Hintergrundpapier
biert. Insgesamt konnten sich fast 70% vorstellen ein               einbezogen.

Abbildung 2
Anzahl jährlich verkaufter E-Räder in Deutschland

Quelle: eigene Darstellung nach Zweirad-Industrie-Verbands, ZIV13

                                                                                                                         7
E-Rad macht mobil Potenziale von Pedelecs und deren Umweltwirkung - Umweltbundesamt
2. Einsatzmöglichkeiten von Pedelecs und Potenziale
2.1 Pedelecs – Einsatzmöglichkeiten                     kann18. Das Pedelec ist sogar auf bis zu 10 km langen
E-Räder können den Pkw teilweise ersetzen. Sie ge-      Wegen mit dem Pkw konkurrenzfähig. Auch Ent-
hören wie Fahrräder zum Umweltverbund. Sie haben        fernungen bis 20 km sind ohne Probleme mit dem
die gleichen, und noch weitere Einsatzmöglichkeiten,    Pedelec fahrbar – selbst bei dieser Entfernung ist der
wie das herkömmliche Fahrrad. Für die Nutzer/-innen     Zeitunterschied zum Pkw marginal. Betrachtet man
ändert sich dabei in der Handhabung wenig.              zusätzlich die Zeit für die Pkw-Parkplatzsuche am
                                                        Zielort und die höheren Kosten (Versicherung, Kraft-
Während der Fahrt mit einem E-Rad werden kaum
                                                        stoff, Werkstattkosten etc.) zeigt sich, dass das Pe-
Emissionen erzeugt und es wird entsprechend dem
                                                        delec eine echte Alternative zum Pkw ist. Gerade für
tatsächlichen Bedarf keine oder vergleichsweise nur
                                                        Berufspendelnde, die bisher noch mit dem Pkw Stre-
sehr wenig Energie verbraucht. Zudem ist eine nahezu
                                                        cken zwischen 5 und 20 km zurücklegen, sieht das
geräuschlose, platzsparende, gesundheitsfördernde
                                                        UBA ein hohes Potenzial, dass diese Fahrten künftig
und günstige Fortbewegung möglich. Die weitere
                                                        auf das Pedelec verlagert werden können. Nach Aus-
Umweltrelevanz der Pedelecs ergibt sich aus den
                                                        wertung der bislang vorliegenden Studien kann man
veränderten Einsatzmöglichkeiten und den hiermit
                                                        davon ausgehen, dass sich mittelfristig die Aufteilung
im weiteren Sinn verbundenen neuen Mobilitätsver-
                                                        im Modal-Split zugunsten des Umweltverbundes
halten. E-Räder bringen ein hohes Maß an Flexibilität
                                                        (Fuß, Fahrrad/Pedelec, Bus und Bahn) verändert, mit
und erweitern das Potenzial Pkw-/Kfz-Fahrten durch
                                                        entsprechenden positiven Effekten für Umwelt, Klima
das E-Rad zu ersetzen. Besonders bei Wegelängen
                                                        und Gesundheit durch verringerte Emissionen von
zwischen 5 und 20 km sowie beim Transport von
                                                        CO2, anderen Luftschadstoffen und Lärm.
Lasten/Einkäufen oder Kindern erweitern sie den
Aktionsradius des Fahrrades.
                                                        Studien über den Modal-Shift (Verlagerung des
Das Pedelec erweitert die Nutzungsmöglichkeiten des     Verkehrs vom motorisierten Individualverkehrs zum
Fahrrades hauptsächlich in den folgenden Bereichen:     Umweltverbund) unter besonderer Berücksichtigung
                                                        des Pedelecs liegen für Deutschland derzeit nicht vor.
    1.   Pedelecs erleichtern das Überwinden von        Studien anderer Länder weisen jedoch auf positive
         größeren Distanzen                             Verlagerungseffekte hin: Im Rahmen des österreichi-
    2.   Pedelecs ermöglichen den Transport größe-      schen Projektes „Landrad“ 19 wurde eine qualitative
         rer Lasten                                     Langzeitstudie zur Pedelecnutzung umgesetzt. Die
    3.   Mit Pedelecs lassen sich natürliche Hinder-    Nutzung von Pedelecs führte zu Verlagerungseffekten
         nisse, Höhenunterschiede und Gegenwind         in erster Linie vom Pkw bzw. vom konventionellen
         leichter bewältigen                            Fahrrad auf das Pedelec. Die Zunahme des Radver-
    4.   Dienst-Pedelecs sind eine Alternative zum      kehrsanteils beträgt bis zu 50% und der Umwelt-
         Dienst-Pkw                                     verbund gewinnt insgesamt 34% unter den Nutzer/-
    5.   Pedelecs sind ideal auch in der Freizeit       innen des Landrades. Ein hohes Steigerungspotenzial
                                                        des Radverkehrs bei Berufspendlern und -pendlerin-
1. Pedelecs erleichtern das Überwinden von              nen von ebenfalls 50% ermittelt eine niederländische
größeren Distanzen, so können mit dem gleichen          Studie20. In weiteren Studien nimmt der Radverkehrs-
körperlichen Einsatz deutlich weitere Strecken          anteil ebenfalls zu, jedoch weniger stark21 oder zulas-
zurückgelegt werden (z.B. der Weg zur Arbeit, zur       ten anderer Verkehrsträger des Umweltverbundes22.
Ausbildungsstätte, Einkauf etc.). Es ermöglicht das
Radfahren auch mit geringerem körperlichem Leis-        Verkehrsexperten und -expertinnen sehen für Groß-
tungsvermögen (z.B. ältere Menschen oder körperlich     städte in der Verlagerung von Pkw-Fahrten (der Be-
eingeschränkte Menschen).                               rufspendlerinnen und -pendler) hin zu Pedelec-Fahr-
                                                        ten ein Entlastungspotenzial. Die Städte Kopenhagen
Der Wegevergleich in der Abb. 3 zeigt, dass das         und Berlin haben hierzu bereits Konzepte erstellt,
Fahrrad bei Entfernungen bis einschließlich 5 km        mit denen sie Berufspendelnde zum Umstieg auf das
das schnellste Verkehrsmittel im Stadtverkehr sein      Pedelec bewegen wollen. Der Radverkehrsanteil in

8
Abbildung 3

                           Wegevergleich:
Wegevergleich: von Tür zu Tür             von Tür zu Tür im Stadtverkehr*
                              im Stadtverkehr*
                      60

                      50
    Zeit in Minuten

                      40

                      30

                      20

                      10

                       0
                           0             2                4             6                8              10            12              14

                                                                         Entfernung in Kilometer

                                                 zu Fuß          Rad           Pedelec             Bus&Bahn         Pkw

                               *Jedem Verkehrsmittel wurden Durchschnittsgeschwindigkeiten zugrunde gelegt: zu Fuß Øv = 4 km/h, Fahrrad Øv = 15,3 km/h,
                               Pedelec Øv = 18,5 km/h, Bus/Bahn Øv = 20 km/h, Pkw Øv= 24,1 km/h.
                               Zusätzlich wurden Zu- und Abgangsgangszeiten zum jeweiligen Verkehrsmittel definiert = Schnittpunkt mit der y-Achse.

Quelle: UBA-Fachschätzung, Stand Juli 2014

Kopenhagen liegt derzeit bei 44%. Ein Radschnellwe-                                 Die Hälfte aller Autofahrten ist kürzer als 5 km. Hie-
genetz soll die zusätzlichen Radfahrerenden sicher                                  raus ergibt sich ein enormes Verlagerungspotenzial
und schnell aus den Wohngebieten in das Stadtzent-                                  von Pkw-Fahrten zum Fahrrad. Wie groß das Poten-
rum führen oder von Bahnhöfen zu wichtigen Zielen                                   zial der Pedelecs in Deutschland ist, wurde noch
wie Universitätsstandorten23.                                                       nicht abschließend wissenschaftlich untersucht.
                                                                                    Aus bisherigen Studien aus Österreich, der Schweiz
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Verkehrsmix der                                    und den Niederlanden ergeben sich Werte zwischen
Stadt Berlin. Während im innerstädtischen Verkehr                                   wenigen Prozenten und 50%. Diese Ergebnisse sind
der motorisierte Individualverkehr lediglich einen                                  jedoch aufgrund der Befragungsdesigns nicht ausrei-
Anteil von 32% ausmacht, und der Umweltverbund                                      chend belastbar bzw. repräsentativ (zu kleine Grund-
sehr stark ausgeprägt ist, sieht die Situation beim                                 gesamtheiten der Befragten, sehr kurze Erhebungs-
Einpendelverkehr anders aus: Hier hat der MIV einen                                 zeiträume). Das Bundesministerium für Umwelt,
Anteil von 62%. Aus diesem Grund richtet der Berli-                                 Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hat mit dem
ner Senat im Rahmen eines Modellvorhabens Elektro-                                  Projekt „Pedelection“25 erstmals eine breitere Pedelec-
mobilität einen Pedelec-Korridor für den beruflichen                                Nutzungsanalyse in Deutschland initiiert; Ergebnisse
Pendelverkehr ein, um vom südlichen Umland auf                                      liegen noch nicht vor.
komfortablen Radwegen in die Stadt Berlin zu führen.
An wichtigen Zielpunkten sollen sichere Abstellmög-
lichkeiten angeboten und der Verleih von Pedelecs
ermöglicht werden.24

                                                                                                                                                          9
Modellversuch mit Pedelecs in der Region Haaglanden,        ligen Einsatzzwecken. Zu diesem Ergebnis kommt
Niederlande                                                 die Untersuchung FEM EL BIKE 2010/2011 mit 4.600
Im Jahr 2011 veröffentlichte die Region Haaglanden,         Interviews in Österreich27. Danach ist für Frauen die
die zur Metropolregion Den Haag gehört, eine re-            Nutzung eines E-Rads gleichermaßen interessant
präsentative Studie zur Pedelecnutzung. Die Anzahl          wie für Männer. In der Untersuchung wurden weitere
der Wege mit dem Fahrrad könnte den Schätzungen             1.000 Frauen befragt. Sie stellen teilweise andere
zufolge um bis zu 5% steigen, während die Zahl der          Anforderungen an das Pedelec. Wichtig ist ihnen vor
mit dem Pkw zurückgelegten Wege um bis zu 1,5%              allem die Alltags- und Verkehrstauglichkeit des Rades
sinken könnte. Durch den Bau eines Radschnellweges          (Beleuchtung etc.), sein Gewicht und das des Akkus
soll der Radverkehrsanteil noch weiter wachsen. Im          sowie die einfache Bedienung.
Rahmen der Studie „Elektrische fiets in Haaglanden“
werteten niederländische Verkehrsplaner/-innen Mo-          Langzeitprofil der Basler E-Bike-Käuferschaft
dellprojekte aus, bei denen die Studienteilnehmer/-in-      E-Rad-Käuferinnen und -Käufer unterscheiden sich
nen zeitweise E-Räder zur Probe nutzten. Der durch-         von der durchschnittlichen Bevölkerung Basels: sie
schnittliche Arbeitsweg hatte eine Länge von rund           haben in der Regel ein höheres Einkommen, eine
12 km. Die Mehrzahl der Testpersonen nutzte norma-          höhere Bildung, sind größtenteils berufstätig, besit-
lerweise das Auto zum Pendeln. Rund ein Viertel der         zen häufiger einen Führerschein, jedoch seltener ein
Teilnehmenden gab nach dem Test an, auf ein E-Rad           eigenes Auto. Auch sind sie weiterhin häufiger Car-
umsteigen zu wollen.26                                      Sharing-Nutzer/-innen und seltener ÖPNV Monatskar-
                                                            ten-Abonnenten und -Abonnentinnen. Unterschiede
Österreich: Repräsentativuntersuchung sowie frau-           bezüglich einer älteren oder eher männlichen Käufer-
enspezifische Analyse                                       schaft wurden in der Studie nicht festgestellt. Diese
Das Potenzial für den Erwerb und die Nutzung                Aussagen sind aus einem Langzeitprofil der Basler
von Pedelecs ist bei etwa 50-60% der Bevölkerung            E-Bike Käuferschaft abgeleitet.28
vorhanden und abhängig vom Alter und den jewei-

Emissionseinsparungen durch Verlagerung von Pkw-Fahrten auf das Pedelec (Modal Shift)

Die Studie der TU Dresden „Potentiale des Radverkehrs für den Klimaschutz“29 im Auftrag des UBA geht davon aus, dass
ein bedeutender Anteil der Pkw-Fahrten, die im Entfernungsbereich der Radnutzung liegen, sich auch auf das Fahrrad
verlagern lassen. Danach schätzt das UBA, dass jeder zweite Weg mit dem Pkw bis zu 10 km sich auf das Fahrrad ver-
lagern lassen (Abb. 4 und 5). Auch eine Studie der BASt sieht ein enormes Verlagerungspotential von Fahrten des MIV
zum Fahrrad, mit besonderem Potential des Einsatzes von Pedelecs in topografisch bewegten Räumen30.

In der nachfolgenden Rechnung wird ebenfalls das Pedelec berücksichtigt. Im Stadtverkehr ist nach Abb. 3 (Wegever-
gleich) das Pedelec bis 10 km das schnellste Verkehrsmittel – auch weitere Strecken bis zu 20 km lassen sich demnach
problemlos mit dem Pedelec zurücklegen.

Die Anteile an den Wegen bis 10 km31 setzen sich lt. MiD wie folgt zusammen: 34% Fußverkehr, 14% Radverkehr, 44%
motorisierter Individualverkehr und 7% öffentlicher Personenverkehr.

10
Abbildung 4
             Modal Split (Anteil an allen Wegen bis 10 km Entfernung in Prozent, %)
Anteile an den Wegen in Prozent (%) bis zu einer Entfernung von 10km

                                                                        Fußverkehr
                                                     34 %
                        44 %                                            Radverkehr

                                                                        öffentlicher
                                                                        Personenverkehr (ÖPV)
                                                                        motorisierter
                                                                        Individualverkehr (MIV)
                                              14 %
                                     7%

Quelle: MID 2008

Annahme: 50% der Pkw-Fahrten werden durch das Fahrrad und/oder Pedelec ersetzt, hierdurch würde
Radverkehrsanteil von 14% auf 36% steigen. Ein weiteres Potenzial liegt in der zusätzlichen Verlagerung von
Wegen zwischen 10 und 20km.

Abbildung 5
Anteile an den Wegen in Prozent (%) bis zu einer Entfernung von 10km bei Verlagerung von
          Modal
Pkw-Fahrten      SplitFahrrad
             auf das   (Anteil an allen
                                und     Wegen bis 10 km Entfernung bei Verlagerung von
                                     Pedelec
                    Pkw-Fahrten auf das Fahrrad bzw. Pedelec) in Prozent, %

                             22 %
                                                                        Fußverkehr
                                                     34 %
                                                                        Radverkehr

                        7%                                              öffentlicher
                                                                        Personenverkehr (ÖPV)
                                                                        motorisierter
                                                                        Individualverkehr (MIV)

                                    36 %

Quelle: UBA-Schätzung

                                                                                                              11
2. Weiterhin können mit dem Fahrrad dank der elekt-        Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz,
rischen Antriebsunterstützung auch größere Lasten          Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) fördert von 2012
oder weitere Personen transportiert werden, wie            bis 2014 ein Projekt mit dem Titel: „Ich ersetzte ein
z.B. Einkäufe oder Kinder (siehe Bild Seite 13).           Auto“. Ziel ist es zu erproben, wie Autokurierfahrten
                                                           durch Lastenräder ersetzt werden können. Die 40
Im Bereich des städtischen Wirtschaftsverkehrs             eingesetzten Lastenräder mit elektronischer Unter-
eignen sich Lastenräder bzw. E-Lastenräder beson-          stützung haben eine Zuladungsmöglichkeit von über
ders, um Kleintransporter, Pkw oder Motorräder zu          100 kg. Es wird davon ausgegangen, dass bis zu 85%
ersetzen. Die Feinverteilung von Paketen, Gütern und       aller Autokurierfahrten durch E-Lastenräder ersetzt
Waren kann mittels Lastenrädern schnell, im Betrieb        werden können und hierdurch eine deutliche Emissi-
emissionsfrei und mit geringeren Kosten erfolgen.          onsreduktion im Vergleich zu Autofahrten eintritt34.
Gerade in dichten und belebten Innenstädten ma-
chen sich diese Vorteile gegenüber dem motorisierten       Der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) hat ein
Verkehr bezahlt.                                           Online-Informationsangebot zum Einsatz von Lasten-
                                                           rädern im Wirtschafts- und Güterverkehr erstellt35: Im
Die deutsche Post AG setzt bereits seit dem Jahr 2000      Projekt „Lasten auf das Rad“ werden u.a. die Einsatz-
E-Lastenräder zum Transport im Zustelldienst ein:          möglichkeiten von Lastenrädern im Wirtschaftsver-
Insgesamt 6.000 E-Räder sind heute deutschlandweit         kehr, vorrangig mit elektrischer Unterstützung, und
im Einsatz. Auf diesem Weg wird der Transport der          deren Potenziale aufgezeigt.
bis zu 50 kg schweren Brieftransporttaschen erleich-
tert32.                                                    Mit dem Projekt „Pflegedienste machen mobil – Mit
                                                           dem Elektrorad zur PatientIn“ konnte der BUND Bre-
Mit dem Pedelec lassen sich weite Zustellungsrou-          men e.V. zeigen, dass es möglich ist, innerstädtische
ten in Regionen mit geringerer Siedlungsdichte             Betreuungsfahrten, die zuvor mit dem Pkw zurück-
schneller als mit einem konventionellen Fahrrad und        gelegt wurden, durch E-Radfahrten zu ersetzen.
deutlich umweltfreundlicher als mit einem kleinen          Das Pflegepersonal fährt täglich je bis zu 50 km, um
Transporter erledigen. Ein deutschlandweit tätiger         Patienten zu besuchen36. Neben positiven Umweltas-
Pizza-Lieferant hat seine Flotte der Lieferfahrzeuge       pekten wie der CO2-Minderung, geringerer Flächen-
2012 versuchsweise vollständig auf Elektromobilität        inanspruchnahme, Lärmminderung und positiven
umgestellt. Da in der Regel lediglich leichte und klei-    gesundheitlichen Aspekten für die Nutzerinnen und
ne Waren transportiert werden, kamen insbesondere          Nutzer konnten auch eindeutige Kostenvorteile für
E-Räder und E-Roller zum Einsatz33.                        die Unternehmen festgestellt werden. Bereits bei einer
                                                           Reduzierung der Pkw-Fahrleistung um 600 km je
                                                           Monat und Fahrzeug kann ein E-Rad kostenneutral
                                                           angeschafft werden.37

Tabelle 1
Kostenvergleich des Einsatzes von Pkw und Pedelecs bei Pflegediensten

                                                                                                        Pkw               Pedelec
 Finanzierungsrate/Monat                                                                               143 €                 59 €
 Versicherung, Haftpflicht, Steuern                                                                     55 €                 11 €
 Wartungskosten im Finanzierungszeitraum/Monat                                                          25€                  25 €
 Kraftstoffkosten/Monat (17.000 km/a bei 1,60 €/Liter Benzin bzw. 25,3 Cent/KWh Strom)                 170 €                3,3 €
                                                                                                       393 €               98,3 €
                                                                Quelle: eigene Darstellung, angepasst nach BUND Landesverband Bremen e.V.38

12
3. Natürliche Hindernisse wie Höhenunterschiede          Aufgrund der neuen 1-Prozent-Regelung werden
oder Gegenwind können mit Hilfe der elektroni-           Pedelecs nunmehr steuerlich wie Dienstwagen be-
schen Unterstützung ausgeglichen werden, das Rad-        handelt. Mit einer passenden Leasing-Finanzierung
fahren wird hierdurch auch an Orten attraktiv, welche    können Betriebe ihren Beschäftigten für einen gerin-
zuvor als fahrradunfreundlich galten.                    gen monatlichen Betrag ein Pedelec auf dem Weg zur
                                                         Arbeit und auch für private Fahrten zur Verfügung
Kampagne: Azubi-E-Bike in Baden-Württemberg              stellen. Der Beschäftigte muss den geldwerten Vorteil
In einem Projekt im Rahmen des Nationalen Radver-        der privaten Nutzung seines Dienstrades monatlich
kehrsplans (NRVP) wird bis Ende 2014 mit der Ziel-       mit einem Prozent des Listenpreises versteuern. Mit
gruppe Azubis und Studierende die E-Rad-Nutzung          dieser Maßnahme können Unternehmen im Rahmen
erprobt. Das Projekt wird von der IHK Reutlingen         des betrieblichen Mobilitätsmanagements die Um-
umgesetzt. Junge Erwachsene können im Rahmen             weltbelastungen ihrer Beschäftigten bei täglichen
von Road-Shows unterschiedliche E-Räder probefah-        Wegen zur Arbeit und auf Dienstreisen verringern.
ren und ein E-Rad über einen Zeitraum von fünf bis       Zudem steigern sie damit die Motivation ihrer Mitar-
sieben Tagen ausleihen, um es im Alltag zu testen. Die   beiter und fördern deren Gesundheit, was zu weniger
Teilnehmenden werden befragt und die Ergebnisse          Fehltagen führt. Ein mehrfacher Gewinn für Betrie-
insbesondere hinsichtlich der Fragestellung, ob E-       be, Umwelt und Beschäftigte.
Räder auch für diese Zielgruppe und in einer Region
mit Höhenunterschieden ein wichtiges Verkehrsmittel      5. E-Räder sind nicht nur für Alltagswege interessant
sein können, ausgewertet.                                - auch in der Freizeit erfreuen sie sich steigender
                                                         Beliebtheit.
Das Pedelec erweist sich als geeignet, um den Nach-
teil des Fahrrades bei Steigungsstrecken auszuglei-      Fahrradverleiher und Tourismusregionen40 sowie
chen. Dies erkannte die Stadt Tübingen und fördert       Radreiseunternehmen bieten bereits seit einigen
gezielt den Erwerb von E-Rädern mit einem Betrag         Jahren Pedelecs an. Durch diese Angebote werden
von 100 Euro. Ziel der Stadt ist es den Radverkehrs-     Radurlaube auch für weniger sportlich ambitionierte
anteil bis 2030 auf 50% an allen zurückgelegten          Radfahrer und Radfahrerinnen attraktiv. Das Pedelec
Wegen zu steigern39. Auch in Österreich, der Schweiz     wird so zunehmend zu einem wichtigen Element des
und Frankreich wird der Erwerb von Pedelecs direkt       Radtourismus, welcher inzwischen, z. B. mit dem
bezuschusst.                                             „Radnetz Deutschland“, einen bedeutenden Wirt-
                                                         schaftsfaktor in Deutschland darstellt.
4. Unternehmen können ihren Mitarbeiter/-innen
anstelle von Dienst-Pkw auch Dienst-Pedelecs             Sechs Prozent aller Radtouristen besitzen mittlerweile
zur Verfügung stellen bzw. deren Anschaffung oder        ein E-Rad, das sie im Urlaub und in der Freizeit nut-
Nutzung finanziell unterstützen.                         zen (Studie Trendscope) 41.

                                                                                                            13
2.2 Infrastrukturanforderungen und                      zu anderen Verkehrsmitteln (Haltestellen, Bahnhöfe,
Abstellplätze                                           Car-Sharing-Stationen) mangelt es oftmals an aus-
Häufig stellt sich die Frage, ob E-Räder im Rahmen      reichend sicheren Abstellanlagen und ggf. sicheren
der bestehenden Radverkehrsanlagen ihren Platz          Lademöglichkeiten. Das Umweltbundesamt emp-
finden oder ob hierfür neue Wege und Infrastrukturen    fiehlt daher nach Lösungen zu suchen und deren
geschaffen werden müssen. Durch die Nutzung von         Umsetzung voranzutreiben, um Hemmnisse bei der
E-Rädern erhöht sich die individuelle Fahrtgeschwin-    Nutzung von Pedelecs abzubauen. Dabei gilt auch
digkeit42. Laut NRVP steigen daher auch partiell die    hier, dass prinzipiell keine neuen Systeme entwickelt
Anforderungen an die Infrastruktur und die Straßen-     werden müssen; die Abstellanlagen herkömmlicher
raumgestaltung: das betrifft vor allem die Breite der   Räder sind für Pedelecs ebenso geeignet (z.B. An-
Radwege, weite Kurvenradien, einen rutschfesten         schließen des Rahmens muss möglich sein, genügend
Belag, das Vermeiden von Absperrpfosten, Treppen        Abstand zum nächsten Fahrradständer, allgemeiner
oder anderen Hindernissen. Dies sind jedoch auch        bequemer Zugang). Zusätzlich ist für Pedelecs aber
allgemeine Anforderungen an Radwege für konventi-       die Schaffung ebenerdiger Abstellanlagen aufgrund
onelle Fahrräder, was eine Studie im Auftrag des Mi-    des höheren Gewichtes wichtig sowie das Angebot
nisteriums für Verkehr, Bau und Landesentwicklung       überwachter Abstellanlagen.
Mecklenburg-Vorpommern stützt. Demnach sind die
vorhandenen Richtlinien „Empfehlungen zur Errich-       Innovative Systeme zum Fahrradparken existieren,
tung von Radverkehrsanlagen 2010“, kurz ERA 2010,       wie z.B. große automatische Fahrradparkhäuser (in
auch für diesen neuen Fahrzeugtyp im Wesentlichen       denen u.a. die Pedelecs geladen werden können),
ausreichend.                                            über Fahrradabstellhäuser an Bushaltestellen und
                                                        Wohnanlagen bis hin zu konventionellen Fahrradab-
Anzumerken ist jedoch, dass die darin empfohlenen       stellanlagen und Fahrradboxen – sie müssten nur
Standards in Bezug auf Mindestbreiten, Oberflächen-     verstärkt in der Fläche angeboten bzw. vor allem dem
qualität und Einheitlichkeit der Radverkehrsanlagen     Bedarf angepasst werden. Dies betrifft hauptsächlich
in vielen Städten und Gemeinden bislang noch nicht      die Abstellmöglichkeiten an Haltestellen, Bahnhöfen
erreicht werden. Hier besteht noch großer Handlungs-    und anderen Zielorten.
bedarf, um die Qualitätsstandards in den einzelnen
Gebietskörperschaften tatsächlich zu erreichen.43       Von technischer Seite gibt es schon gute Lösungen
                                                        und Beispiele zur Diebstahlprävention, die sich noch
Radschnellwege sollen die Reisezeit des Radverkehrs     etablieren müssen. In den Niederlanden wurde ein
verkürzen und die Reisegeschwindigkeit erhöhen. Sie     Schlosssystem konzipiert, das gestohlene Fahrräder
gehen in ihrer Ausführung weit über die geforderten     orten kann45. Ein weiteres Modell funktioniert in
ERA-Standards für Radverkehrsanlagen hinaus und         Kombination mit dem Smart-Phone und ermöglicht
sind daher für E-Räder besonders geeignet. Nahezu       im Falle eines Diebstahls ebenfalls die Ortung des Ra-
kreuzungsfrei lassen sich Ziele erreichen und sie       des46. Diese beiden Lösungen sind auch für konventi-
bieten ausreichend Platz zum Überholen. In Deutsch-     onelle Räder gut geeignet. Auf der EURO BIKE Messe
land gibt es Einigkeit darüber, dass Radschnellwege     2013 wurde das Lade-Schloss-Kabel vorgestellt – es
eine sinnvolle Ergänzung vorhandener Radwegenetze       ermöglicht gleichzeitig das Aufladen und die Siche-
in Ballungsräumen sind. Erste Teilabschnitte wur-       rung des Rades47.
den bereits eröffnet, außerdem deuten viele laufen-
de Machbarkeitsstudien und Planungen auf eine           Im Rahmen des Modellprojektes „INMOD - elektro-
zunehmende Realisierung von Radschnellwegen in          mobil auf dem Land“48 in Mecklenburg-Vorpommern
Deutschland hin.44                                      kann ein Hybridbus genutzt werden, der wichtige
                                                        Orte direkt verbindet. Die Anbindung an kleinere
Ein wesentliches Kauf- und Nutzungshindernis von        Ortschaften erfolgt mit Leih-Pedelecs. Interessant ist
E-Rädern ist häufig das Fehlen sicherer und ebenerdi-   in diesem Zusammenhang, dass die Leihpedelecs in
ger Fahrradabstellmöglichkeiten. Sowohl im städ-        Fahrradboxen mit Lademöglichkeit sicher abgestellt
tischen Umfeld von Mehrfamilienhäusern als auch         werden können49 (siehe auch Bild auf Seite 22). Das
an den Zielen wie z.B. Arbeitsorten, Einzelhandel,      Projekt gewann im Jahr 2012 unter anderem den E-
Freizeiteinrichtungen und an den Umstiegspunkten        Bike Award50,51.

14
3. Umweltwirkung von Pedelecs
3.1 Geringer Energieverbrauch und CO2-                  Beim Pedelec ist es die Energie, die zur Erzeugung des
Ausstoß                                                 Stroms der zum Laden der Akkus benötigt wird. Die
Pedelecs können im innerstädtischen Verkehr durch       gesamten CO2-Emissionen liegen bei einem Otto-Pkw
ihre größere Reichweite, Flexibilität und Wendigkeit    demnach um den Faktor 39 höher als beim Pedelec.
durchaus mit dem Auto konkurrieren (vgl. Abb. 3 im      Die Kraftstoffkosten pro 100 km sind beim Pkw um
Kapitel 2.1). Aber auch in dünner besiedelten Gebie-    den Faktor 47 höher als beim Pedelec. Die Energie-
ten, einem Bereich in dem das Fahrrad bisher nur        menge, die ein Pedelec für eine Strecke von 10 km
unterdurchschnittlich präsent ist, kann das Pedelec     benötigt, entspricht in etwa der Energie, die erforder-
viele Wege ersetzen, die vorher mit dem Auto zurück-    lich ist, um 0,7 Liter Wasser bei Raumtemperatur zum
gelegt wurden.                                          Kochen zu bringen.

In Tabelle 2 ist der durchschnittliche Energiever-      Insgesamt ist festzuhalten, dass durch den Umstieg
brauch von Pedelecs und Pkw gegenübergestellt. Für      vom Pkw auf das elektrounterstützte Rad beträchtli-
den Pkw wurde mit TREMOD (Transport Emission            che Emissionseinsparungen möglich sind. Im Ver-
Model), einem Rechenmodell zur Ermittlung der           gleich zu den durch Muskelkraft betriebenen Fahrrä-
Klimagas- und Luftschadstoffemissionen des motori-      dern entstehen bei der Nutzung zwar Emissionen und
sierten Verkehrs, gerechnet. Einbezogen wurden die      Energie wird verbraucht (Laden des Akkus), insge-
Energieanteile der Vorkette (indirekte Emissionen),     samt überwiegen aber die positiven Effekte, wenn
die den Energieaufwand zur Bereitstellung des Kraft-    mehr Menschen das Rad statt des Autos nutzen.
stoffs bzw. der elektrischen Energie berücksichtigen.

Tabelle 2
Vergleich des mittleren Energieverbrauchs und CO2-Ausstoßes nach Fahrzeugtyp für Pkw
und Pedelec, Bezugsjahr 201152
                                                             CO2-Ausstoß pro 100 km in kg
                                             Energie-                                                Energie-
                     Energie-   Energie-                  Vorkette
                                            verbrauch                   Direkte      Gesamt-        kosten pro
                      träger     quelle                  (indirekte
                                            je 100 km                 Emisionen53   emissionen       100 km
                                                        Emissionen)
 Pkw (Ottomotor)     Benzin      Rohöl      7,9 Liter      3,24          18,84         22,08        € 12,00854
 Pkw (Dieselmotor)    Diesel     Rohöl      6,7 Liter      1,72          17,43         19,14         € 9,44755
                                Deutscher
                     Elektro-
 Pedelec                        Strommix     1 kWh56      0,564          0,00         0,56457        € 0,25358
                     energie
                                  2011
                                                                                            Quelle: Umweltbundesamt

3.2 Geringere Belastung der Luftqualität                Die von der EU vorgeschriebenen Luftreinhaltepläne
Luftschadstoffe wie Stickoxide (NOX), Schwefeldioxid    verpflichten Kommunen zu Messungen, die an zahl-
(SO2), Kohlenmonoxid (CO) oder Feinstaub (PM10)         reichen städtischen verkehrsnahen Messstationen in
können oberhalb bestimmter Konzentration schädlich      Deutschland vorgenommen werden. Derzeit gibt es
für Menschen, Tiere und Ökosysteme sein. Sie greifen    Grenzwertüberschreitungen bei den Luftschadstoffen
Pflanzen, Gewässer, Böden und Bauwerke an59 oder        NOX, SO2 und PM10, die unsere Gesundheit belasten60.
sind für die sommerliche Ozonbildung verantwortlich
(vor allem NOX). Informationen zu den Wirkungen         Die Tabelle 3 zeigt einen Vergleich der Luftschadstoffe
und Grenzwerten sind auf der UBA-Webseite unter         (hier nur PM10 und NOx) nach Fahrzeugtyp.
http://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luft-
schadstoffe abrufbar.

                                                                                                                 15
Tabelle 3
Vergleich Luftschadstoffemissionen nach Fahrzeugtyp, Bezugsjahr 201061

                                    NOX-Ausstoß pro 100 km in g                              PM10-Ausstoß pro 100 km in g

                           Vorkette                                                Vorkette
                                              Direkte           Gesamt-                                Direkte         Gesamt-
                          (indirekte                                              (indirekte
                                             Emisionen         emissionen                             Emisionen       emissionen
                         Emissionen)                                             Emissionen)

 Pkw (Ottomotor)             8,60              22,04              30,64                0,0              0,36              0,36
 Pkw (Dieselmotor)           6,68              62,72              69,40                0,0              2,69              2,69
 Pedelec                     0,52               0,0               0,52                 0,02              0,0              0,02
                                                                                                               Quelle: Umweltbundesamt

3.3 Wenig Flächenverbrauch und Lärm                                  neben der Anlage von Fahrradstellplätzen Möglich-
Eine sparsame, natur- und sozialverträgliche Flä-                    keit zur Entsiegelung und Begrünung oder zur Schaf-
chennutzung ist ein entscheidendes und wichtiges                     fung von Spiel- und Erholungsräumen.65
Element einer nachhaltigen Siedlungs- und Verkehrs-                  Pedelecs haben etwa den gleichen Raumanspruch
politik. Naturräume sollen geschützt und erhalten                    wie Fahrräder und können aufgrund ihrer Flächenef-
werden62. Im Jahr 2000 lag der Flächenverbauch in                    fizienz ebenso den Ansprüchen der Bevölkerung nach
Deutschland bei rund 130 Hektar pro Tag. Ziel der                    Mobilität, kurzen Wegen, Aufenthaltsqualität und ei-
Bundesregierung ist es, bis 2020 den Flächenver-                     nem ruhigen Wohnumfeld genügen66. Auf einem Pkw-
brauch der Siedlungs- und Verkehrsflächen auf maxi-                  Stellplatz finden zwischen sechs und zehn Fahrräder
mal 30 Hektar pro Tag zu reduzieren63. Bis zum Jahr                  Platz (siehe Bild unten). Deutliche Raumeinsparungen
2010 konnte die Inanspruchnahme bereits auf                          lassen sich erzielen, wenn das Potenzial der Pedelecs
77 Hektar pro Tag (bzw. 87 Hektar pro Tag im gleiten-                ein oder mehrere Autos zu ersetzen genutzt wird.
den Vierjahresdurchschnitt) reduziert werden. Die
Einsparungen kamen jedoch in erster Linie in den                     Die Geräuschemissionen von Fahrrädern sind generell
Bereichen der Gebäude-, Frei- und Betriebsflächen                    gering, dies gilt ebenso für Pedelecs. Verkehrslärm
zustande und weniger durch die Verringerung von                      kann durch Verlagerung auf leisere Verkehrsmittel
Verkehrsflächen, die über die letzten Jahre relativ                  vermindert werden. Fahrräder und Lastenräder mit
konstant geblieben sind.64                                           und ohne Elektrounterstützung besitzen hier noch
Kapazitätsgewinne in den Städten können durch die                    nicht genutzte Potenziale. Umwelt und Mensch
Nutzung und Förderung flächensparender Verkehrs-                     profitieren durch einen steigenden Radverkehrsan-
mittel wie dem Fuß- und Fahrradverkehr oder dem                      teil auch hinsichtlich einer leiseren Umgebung. Die
ÖPNV realisiert werden. Schon die Umfunktionalisie-                  größte Geräuschminderung lässt sich erreichen, wenn
rung oder Umgestaltung einiger Pkw-Parkplätze kann                   Straßen in Fahrradstraßen und Fußgängerzonen um-
die Aufenthaltsqualität deutlich erhöhen und bietet                  gewandelt oder Tempo-30-Zonen eingeführt werden.

Umwandlung eines Pkw-Stellplatzes in Fahrradabstellätze (Bsp. Stadt Malmö, Schweden)

16
E-Räder können bei Tempo 30 gut im Verkehrsfluss          daher nicht betrachtet. Jeder Akkutyp weist spezi-
mitfahren. Die Einführung einer entsprechenden            elle Charakteristika auf, sodass die Auswahl für die
Geschwindigkeitsbegrenzung erhöht gleichzeitig die        verschiedenen Einsatzprofile deshalb im Allgemeinen
Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer.                   im Abgleich und in Abwägung mit den jeweiligen
                                                          Anforderungen an den Akku erfolgen. So haben bei-
3.4 Eigenschaften und Umweltwirkungen der                 spielsweise die für ihre Stabilität und hohe Sicherheit
aktuell eingesetzten Akkutypen                            bekannten Lithiummanganoxidakkus (LiMn2O4) eine
Pedelecs erhalten ihre Energie aus Akkumulatoren          geringere Energiedichte als Lithiumcobaltoxidakkus
(Akkus), die in verschiedenen Varianten und Ausfüh-       (LiCoO2). Wer also bei gleichem Akkugewicht die wei-
rungen zum Einsatz kommen. In Deutschland werden          teste Strecke mit dem Pedelec zurücklegen möchte,
in den aktuellen Pedelecs fast nur noch Lithiumio-        muss unter Umständen zwischen Sicherheitsansprü-
nen-akkus (Li-Ion-Akkus), vereinzelt auch noch Ni-        chen und Reichweite abwägen. Im Folgenden (vgl.
ckelmetallhydridakkus (NiMH-Akkus) eingesetzt67,68.       Tabelle 4) werden die aktuell erhältlichen Akkutypen
Akkutypen der chemischen Systeme Blei-Säure (Pb)          gegenübergestellt und ausgewählte Aussagen in Be-
und Nickel-Cadmium (NiCd), die teilweise im Aus-          zug auf Lebensdauer, Inhaltsstoffe, Sicherheitsverhal-
land noch anzutreffen sind, werden im Folgenden           ten, Kosten und Energiedichte zusammengefasst.

Tabelle 4
Typische Eigenschaften der in Pedelecs eingesetzten Akkutypen
                                                        Lebensdauer/max. Lade-
                      Energiedichte   Bestandteile/
 Akkutyp                                                zyklen entsprechend der   Vor- und Nachteile
                      in Wh/kg        Inhaltsstoffe
                                                        Nutzung
                                          Lithium
                                          Mangan                                     + geringe Selbstentladung
 Lithiumionen                                                 bis zu 1.000
                        110 - 130          Kupfer                                 + hohe Stabilität und Sicherheit
 (LiMn2O4)                                                    Ladezyklen
                                         Aluminium                                        + geringe Kosten
                                          Graphit
                                          Lithium                                   + geringe Selbstentladung
                                            Eisen                                    + sehr hohe Stabilität und
 Lithiumionen                            Phosphor            mehr als 1.000                  Sicherheit
                        110 - 130
 (LiFePO4)                                 Kupfer          Ladezyklen möglich      + schnelles Aufladen möglich
                                         Aluminium                                      + lange Lebensdauer
                                          Graphit                                  + gute Rohstoffverfügbarkeit
                                          Lithium
                                           Kobalt
                                           Nickel                                    + geringe Selbstentladung
 Lithiumionen                                                mehr als 1.000
                        140 - 160         Mangan                                        + hohe Energiedichte
 (Li(NixCoyMnz)O2)                                         Ladezyklen möglich
                                           Kupfer                                       + lange Lebensdauer
                                         Aluminium
                                          Graphit
                                          Lithium
                                           Kobalt
                                                                                     + geringe Selbstentladung
 Lithiumionen                              Nickel             bis zu 1.000
                        140 - 160                                                       + hohe Energiedichte
 (LiCoO2)                                  Kupfer          Ladezyklen möglich
                                                                                            - hohe Kosten
                                         Aluminium
                                          Graphit
                                           Nickel
                                                                                      + sehr hohe Stabilität und
                                           Eisen
                                                                                               Sicherheit
                                           Kobalt
 Nickelmetallhydrid                                           bis zu 1.000                 + geringe Kosten
                        55 - 100       Seltene Erden
 (NiMH)                                                    Ladezyklenmöglich        - sehr hohe Selbstentladung
                                       (Lanthan, Cer,
                                                                                         (ca. 20 % pro Monat)
                                      Neodym, Praseo-
                                                                                       - geringe Energiedichte
                                            dym)
                                                                                      Quelle: zusammenfassende Darstellung69

                                                                                                                        17
Schwermetallgehalte                                       eines Elektrofahrzeugs verursacht. Gleiches gilt für
Aus einer Untersuchung der Bundesanstalt für Ma-          Elektrofahrräder. Aufgrund der Zusatzbauteile für das
terialforschung und -prüfung (BAM) im Auftrag des         Pedelec ist hinsichtlich der Klimabelastungen bei der
Umweltbundesamtes70 lässt sich folgern, dass Lithi-       Herstellung das Fahrrad ohne elektrischen Antrieb
umionenakkus zu den Batterien mit den geringsten          die ökologischere Variante.
Gehalten an gefährlichen und im Batteriegesetz ge-
regelten Schwermetallen Quecksilber, Cadmium und          Die Betrachtung Pedelec versus Pkw (Ottomotor) zeigt
Blei gehören. Für diese Studie wurden handelsübliche      hingegen einen eindeutigen Vorteil für die Pedelecs.
Batterien und Akkus auf ihre Schwermetallgehalte          In Kapitel 3.1 wurde unter anderem beschrieben,
untersucht, darunter auch acht verschiedene Li-Ion-       dass die Pedelecs im innerstädtischen Ver-kehr durch
Akkus für Handys. Alle Li-Ion-Akkus der Stichprobe        ihre größere Reichweite, Flexibilität und Wendigkeit
blieben mit Maximalwerten von 0,7 mg/kg Queck-            durchaus mit einem Auto konkurrieren können. Ver-
silber, 0,5 mg/kg Cadmium und 7,6 mg/kg Blei weit         gleicht man in einer vereinfachten Gegenüberstellung
unterhalb der Grenz- bzw. Kennzeichnungsschwellen-        die 22-30 kg Treibhausgasemissionen, die bei der
werte (Grenzwerte: 5 mg/kg Quecksilber, 20 mg/kg          Herstellung eines Pedelec-Akkus entstehen, mit den
Cadmium, Kennzeichnungswert: 40 mg/kg Blei).              21,5 kg Treibhausgasemissionen pro 100 km aus den
                                                          eingesparten Pkw-Kilometern (siehe Tab. 2: 22,08 kg
Klimabelastungen aus der Akkuherstellung                  CO2 (Pkw) – 0,564 kg CO2 (Pedelec), inklusive indirek-
Die Frage nach den möglichen Klimabelastungen             te Emissionen/Vorkette), sind bereits nach rund 100
(Ökobilanzen) durch die Herstellung von Akkus für         Pedelec-Kilometern die Treibhausgasemissionen des
Pedelecs wurde bisher für zwei Lithiumionenakkus          Akkus beglichen.
mit LiMn2O4-Elektroden für die Anwendung in Elekt-
rofahrrädern bzw. mit Lithiumkobaltelektroden unter-      Lange Nutzungsdauer der Pedelec-Akkus
sucht. Diese Ökobilanzen kommen zu dem Ergebnis71,        Aufgrund der hohen Umweltrelevanz der Akku-
dass auf die Herstellung der Akkus, d.h. die Gewin-       herstellung ist die Lebensdauer des Akkus für die
nung der Materialien und den Fertigungsprozess, die       Klima- und Umweltwirkungen des Pedelecs der ent-
größten Anteile der Umweltauswirkungen entfallen.         scheidende Parameter: Je länger die Lebensdauer des
Der Nettoeffekt aus dem Recycling ist hinsichtlich des    Akkus, umso geringer die Umweltauswirkungen. In
Treibhauspotenzials – aufgrund des hohen Aufwands         der Praxis wird die Lebensdauer insbesondere durch
der Recyclingprozesse – hingegen nur gering. Ins-         das Verhalten der Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrer
gesamt beträgt der Netto-CO2-eq-Ausstoß72 pro kWh         beeinflusst. Schon durch einfache Maßnahmen wäh-
Batterie für die Herstellung und Entsorgung 55 kg         rend der Nutzungsphase kann die Lebensdauer eines
CO2-eq/kWh für den Li-Ion-Akku (LiMn2O4) bzw. 75 kg       Akkus teilweise verdoppelt werden.
CO2-eq/kWh für den Li-Ion-Akku mit Lithiumkobalt-
elektroden.                                               Einflussgrößen sind beispielsweise
                                                          ▸ die Temperatur: zu hohe (über 50 °C) und zu
Überträgt man diese Kennzahlen auf die Kapazität             niedrige Außentemperaturen (unter -10 °C) können
(rund 0,4 kWh) eines gängigen Pedelecakkus, dann             die Akkukapazität irreversibel verringern, optimal
sind seine Herstellung und Entsorgung für eine Treib-        sind Temperaturen zwischen 10 und 25 °C,
hausgasemission (CO2-eq) von 22 bis 30 kg (55 bzw.        ▸ das Ladeverhalten: Vermeidung einer kompletten
75 kg CO2-eq/kWh x 0,4 kWh) verantwortlich. Je nach          Ladung und von Tiefentladung, dies wird durch
Akku-Lebensdauer muss gegebenenfalls zusätzlich              Ladeassistenzsyteme optimal gesteuert,
über die Lebensdauer des Pedelecs ein zweiter oder        ▸ die Lagerungsbedingungen: während einer
dritter Akku hinzugerechnet werden.                          „Überwinterung“ des Akkus sollte dieser bei Zim-
                                                             mertemperatur gelagert und spätestens nach sechs
Darüber hinaus enthält das Pedelec im Vergleich zum          Monaten wieder geladen werden. Optimal ist ein
Fahrrad ohne elektrischen Antrieb weitere notwen-            Ladezustand von 30-40 % während der Lagerung.
dige Zusatzbauteile, wie z.B. den Elektromotor. Für
batterieelektrische Pkw ist bekannt, dass die Batterie-   In der Batterie-Ratgeberbroschüre des Umweltbundes-
herstellung die Hauptumweltwirkungen aller zusätz-        amtes73 werden geeignete Lebensdauer verlängernde
lichen spezifischen Elektromobilitäts-Komponenten         Maßnahmen verständlich beschrieben.

18
3.5 Rücknahme und Recycling der Pedelecs                   nung, dass die Li-Ion-Altakkus entsprechend dem
und Akkus                                                  Gefahrgutrecht (ADR75) verpackt und transportiert
Durch verschiedene Alterungsprozesse, die von der          werden müssen.
Zeit (kalendarische Alterung), von den Umgebungs-
bedingungen und dem Nutzerverhalten abhängig,              Denn aufgrund der Eigenschaften von Lithium und
verringert sich im Laufe der Nutzung eines Pedelecs        Lithiumverbindungen sowie der hohen Energiedichte
die verfügbare Kapazität. In der Regel hat ein Akku        in Li-Ion-Batterien ist beim Umgang mit diesen Bat-
sein Lebensdauerende erreicht, wenn 80% der                terien besondere Vorsicht geboten. Typische Gefah-
ursprünglich vom Hersteller angegebenen Nennkapa-          ren entstehen durch interne Kurzschlüsse (infolge
zität unterschritten sind. Zeitversetzt zur steigenden     der Beschädigung der Batterien durch mechanische
Anzahl der jährlich verkauften Pedelecs (siehe Abb.        Belastungen) und externe Kurzschlüsse (z.B. durch
2) wird daher die Menge an ausrangierten Altakkus          Kontakt mit Wasser, Berührung beider Pole) sowie
zukünftig stark steigen.                                   durch Überhitzen der lithiumhaltigen Akkuzellen.
                                                           Insofern ist ein vorschriftsmäßiger Umgang bei der
Lithiumionenakkus enthalten viele Wertstoffe (siehe        Rücknahme und Verwertung von hoher Bedeutung.
Tab. 4). Aus diesem Grund ist es wichtig, die Altakkus
in die richtigen Entsorgungswege bzw. Verwertungs-         Die Sammelquote für die lithiumhaltigen Altakkus
wege zu lenken.                                            ist bisher noch gering. Bei den Lithiumakkus, die zur
                                                           Gruppe der Gerätebatterien zählen, betrug die Sam-
Akkurücknahme                                              melquote, d.h. die gesammelte Menge an Altbatterien
Um eine umweltverträgliche Verwertung und Entsor-          im Verhältnis zur in Verkehr gebrachten Menge, im
gung der Altbatterien zu ermöglichen, sieht das Batte-     Jahr 2011 lediglich 6%76. Bei den Pedelec-Altbatterien
riegesetz (BattG)74 vor, dass Altbatterien getrennt vom    lag sie in ähnlicher Größenordnung. Hauptursache
Hausmüll zu erfassen sind. Die Pedelec-Akkus fallen        hierfür ist die Langlebigkeit der Akkus und damit die
entsprechend der gesetzlichen Definition im Batterie-      zeitverzögerte Rückgabe zum Recycling bei gleichzei-
gesetz in die Kategorie der „Industriebatterien“, da sie   tig wachsendem Markt. Hinzu kommt wahrschein-
ein Elektrofahrzeug antreiben. Die Altindustriebat-        lich auch eine Zwischenlagerung in den Haushalten
terien werden von den Vertreibern kostenlos zurück-        (Hoarding-Effekt) und möglicherweise eine falsche
genommen. Dies gilt sowohl für Li-Ion- und NiMH-           Entsorgung über die Restmülltonne.
Akkus als auch für alle anderen Pedelec-Akkus, die
eventuell aus älteren Pedelec-Modellen stammen             Rücknahme von Altpedelecs
können. Daneben können auch gewerbliche Altbatte-          Als elektrisch betriebenes Sportgerät fallen die
rieentsorger die Altindustriebatterien erfassen.           Altelektrofahrräder in den Anwendungsbereich des
                                                           Elektro- und Elektronikgerätegesetzes (ElektroG77 Ka-
In der Praxis haben die Stiftung Gemeinsames Rück-         tegorie 7), soweit es sich um Fahrzeuge ohne Typge-
nahmesystem Batterien (GRS) und der Zweirad-Indus-         nehmigung handelt. Elektroaltgeräte und somit auch
trie-Verband (ZIV) eine Initiative für die Rücknahme       Altpedelecs werden an den kommunalen Sammelstel-
von Pedelec-Altakkus eingerichtet, an der über 30          len, z.B. Wertstoffhöfen, kostenlos zurückgenommen.
Pedelec-Hersteller und über 2.000 Fahrradhandels-
geschäfte beteiligt sind (Stand 2012). Dieses Rück-        Aufgrund des Gefahrenpotenzials und der beson-
nahmesystem trägt mit den entsprechend gestalteten         deren Anforderungen an den Umgang mit den
separaten Sammelboxen für die Pedelec-Akkus und            lithiumhaltigen Akkus ist es aus Sicht des Um-
Informationsmaterialien zum Umgang mit den Alt-            weltbundesamtes sehr zu empfehlen, dass die Li-
akkus (z.B. Isolierung der Pole) dem Umstand Rech-         Ion-Akkus getrennt von den Pedelecs gesammelt

                                                                                                               19
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