Weil wir eine Familie - 3 2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des "Helfer"
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3•2021 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 75. Jahrgang des „Helfer“ DIE AWO IN OBERBAYERN Familiensituationen im Wandel Mehrgenerationenhaus Rosenheim entlastet Weil wir Familien. eine Familie WIR in München Pflege schützt Leben! sind.
WIR IN BAYERN WIR IN OBERBAYERN Aus der AWO 3 Editorial Nicole Schley 11 Veranstaltungstipps aus unserem Demokratieprojekt MGH Rosenheim entlastet Familien 12 + WIR verlost Festschriften + Bayerisches Trio für 50 Jahre Prop e.V. 13 Berlin + Stellvertretende Landesvorsitzende stellen Erzieher*innen: Dringend gesucht 14 sich vor + 100-Tage-Bilanz der Doppelspitze Ein Ferienheim in der Pandemie 15 Unser Thema: Die AWO – Eine Familie 6 WIR IN MÜNCHEN Weil wir eine Familie sind + Bundestagswahl 2021: Was können Familien erwarten? + Inter- Projekt ABBA 18 view: Familienpolitik als strategisches Thema der Pflege schützt Leben 19 Neuen Rechten + Die mit der Brückenfunktion Ein Stück Rasen gefällig? 20 Elternmeinung ist wichtig 21 Liebe Leser*innen, liebe Freund*innen der AWO, weil wir eine Familie sind, lautet das Thema der aktuellen WIR-Ausgabe. Und das aus gleich drei Gründen: Die AWO ist der Ort für alle, die sich gemeinsam engagieren möchten für eine Gesellschaft, in der nicht das Ich, sondern das Wir ganz oben steht. Zweitens bietet die AWO als sozialer Dienstleister eine Menge für die ganze Familie: ob Kita, Ganztagsbetreuung, Ferienangebote, Jugendclubs, Familienberatung und -bildung oder ein breitgefächertes An- gebot für Senior*innen. Schließlich setzt die AWO sich auf allen politischen Ebenen dafür ein, die Lebenssituation von Familien zu verbessern. Wir schauen hin und machen auf Probleme aufmerksam. Und wir entwickeln Lösungen und Vorschläge, was die Politik tun kann, um den Alltag von Familien zu erleichtern. Es ist der perfekte Zeitpunkt, dieses Thema zu setzen. Denn in knapp vier Wochen ist Bundestagswahl. Wir haben die bayerischen Spitzenkandidat*innen gefragt, was Familien von ihnen und ihren Parteien erwarten können. Unsere Landesfachreferentin Stephanie Haan stellt vor, was wir als bayerische AWO uns von der Politik wünschen. Mit Prof. Dr. Rainer Fretschner haben wir darüber gesprochen, warum und wie einige Akteure versuchen, das Rad in der Familienpolitik wieder zurückzudrehen. Außerdem stellt die AWO Schulkinderbetreuung Trost- berg ihre Arbeit vor. Stellvertretend für viele AWO-Einrichtungen in ganz Bayern. Wir wünschen Euch eine interessante Lektüre und freuen uns darauf, mit Euch gemeinsam dafür zu sorgen, dass allen in unserer Gesellschaft wieder bewusster wird, dass wir eine Familie sind. Eure Nicole Schley Stefan Wolfshörndl
Veranstaltungstipps Foto: AWO Bundesverband 2. Oktober 2021 Lange Nacht der Demokratie AUS DER AWO In ganz Bayern findet am 2. Oktober auch unter Beteiligung einiger AWO-Einrich- tungen und -Gliederungen die „Lange AWO-Kampagne zur Bundestagswahl Nacht der Demokratie“ statt. In München bietet das AWO l(i)ebt Demokratie-Pro- Mit Optimismus und Entschlossenheit die Zukunft sozial jektteam zum Beispiel im Riesenrad im gestalten – das fordert die AWO von der zukünftigen Münchner Werksviertel eine Demokratain- Bundesregierung. Unter dem Hashtag #DuKannstDas ment-Gondel an – Demokratie trifft auf läuft seit Anfang Juli 2021 die große Kampagne des Entertainment. Brillieren Sie mit Ihrem Bundesverbands. Jede Woche widmet sich einem ande- Wissen im Demokratiequiz oder diskutie- ren Schwerpunktthema, das aus unterschiedlichen ren Sie demokratische Werte während Perspektiven in einer Vielzahl von Formaten beleuchtet eines Stapelturmspiels! Besonderes High- wird. Erstmals gibt es einen AWO-Podcast, in dem Prak- light: In einem unterhaltsamen Gedächt- tiker*innen aus der Sozialen Arbeit zu Wort kommen. nistraining wird Gedächtnis-Weltmeis- In den nächsten vier Wochen geht es um ein soziales terin Christiane Stenger Demokratie- Europa, Antirassismus, Bürgerschaftliches Engagement Wissen so vermitteln, dass Sie sie es und Demokratie sowie Nachhaltigkeit. Damit möglichst garantiert nie wieder vergessen werden! viele Menschen von den Forderungen erfahren, teilt und liket die Beiträge bitte fleißig auf Social Media! 20. November 2021 Weitere Infos zur Kampagne gibt es unter Online-Fachtag gegen awo.org/bundestagswahl-2021. Extremismus Das Netzwerk der bayerischen „Zusam- menhalt durch Teilhabe“-Projekte ver anstaltet am Samstag, 2 0. November 2021, wieder den jährlichen digitalen Neue Referatsleitung Fachtag „Engagement braucht Vielfalt“, diesmal zum Themenkomplex Extremis- Seit April 2021 leitet Christa Landsberger das mus. Dabei können sich die Teilneh- Referat Vorstand, Verbandsarbeit und Grundsatz- mer*innen nach einem einführenden fragen beim Landesverband. Die Germanistin, Überblicksvortrag in fünf verschiedenen Politik- und Sozialwissenschaftlerin übernimmt Online-Workshops zu aktuellen Heraus- gemeinsam mit Pressesprecherin Alexandra forderungen und zu der Frage, wie man Kournioti auch die WIR-Redaktion von Isabel diesen begegnen kann, weiterbilden. Krieger, die aufgrund einer neuen beruflichen Perspektive diese Tätigkeit beendet hat. Die Teilnahme an den Veranstaltungen steht allen Interessierten offen und ist Frau Landsberger war zuvor bei der Bayern- kostenlos. SPD-Landtagsfraktion und beim Paritätischen in Bayern beschäftigt. „Als Kind des Ruhrgebiets ist Kontakt: AWO Landesverband Bayern e.V., mir die AWO von klein auf vertraut. Mein neuer Aktionsbüro Demokratie, Job ist ein bisschen wie Nachhausekommen. Edelsbergstraße 10, 80686 München, Die neue Doppelspitze hat eine Menge vor Telefon 089 / 546754–140, und ich freue mich darauf, sie dabei zu zdt@awo-bayern.de, unterstützen!“ www.demokratie.awo.org Foto: privat awodemokratie Christa Landsberger WIR • Das Magazin der AWO Bayern 3
Bayerisches Trio für Berlin DIE „WIR-REDAKTION“ Sie wird als die erste Präsidentin in die Geschichte der Arbeiterwohlfahrt eingehen: Sie haben Anregungen, Lob oder Kathrin Sonnenholzner, ehemalige SPD- Kritik? Ihre Anmerkungen zum Landtagsabgeordnete und bis April 2021 aktuellen Heft nehmen wir gerne auf. stellvertretende AWO-Landesvorsitzende. Die Sie erreichen uns hier: 65-jährige Ärztin und der SPD-Bundestags- abgeordnete Michael Groß sind die neuen AUS DER AWO Arbeiterwohlfahrt Präsidiumsvorsitzenden des AWO-Bundes- Landesverband Bayern e.V. verbands. Stefan Wolfshörndl, Bürgermeister Edelsbergstraße 10, 80686 München von Gerbrunn und AWO-Co-Landesvorsitzen- Telefon 089 546754–0 der, wurde zum stellvertretenden Präsidiums- redaktion@awo-bayern.de vorsitzenden gewählt. Für eine dritte Periode haben die Delegierten Karin Hirschbeck als Präsidiumsmitglied bestätigt. Die Juristin ist auch Vorsitzende des Fürther AWO-Kreis- verbands. Kathrin Sonnenholzner, Stefan Wolfshörndl, Karin Hirschbeck (von oben nach unten) Foto: Gebr. Geiselberger GmbH Stellvertretende Landes vorsitzende stellen sich vor Name: Bernhard Feuerecker Alter: 52 Jahre Beruf: Architekt Ziele für die Vorstandsarbeit: WIR verlost drei Festschriften Verbundenheit untereinander und zur AWO durch Aufgeschlossenheit und Ver- Sie ist ein Geschenk der AWO in Bayern an alle, trauen fördern; Verlässlichkeit bieten, wirt- die für ein soziales Bayern einstehen: die Fest- schaftliche Konsolidierung weiterführen. schrift zum 100. Geburtstag. 25 Autor*innen Hobbys: Schreinern, Gartenarbeit geben Antworten auf aktuelle Herausforde- rungen für die Wohlfahrtspflege – vom sozial- Name: Brigitte Helga Protschka politischen Auftrag über die Modernisierung Alter: 62 Jahre des Mitgliederverbandes, von Nachhaltigkeit Beruf: Bankkauffrau, selbständige und Digitalisierung bis hin zu den Wirkungen Unternehmerin der Corona-Krise. Für die historische Perspek- Ziele für die Vorstandsarbeit: tive bürgt Mitherausgeber Professor Hermann Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Rumschöttel, langjähriger Generaldirektor der Verbandsarbeit verankern, Gleichstellungs- Staatlichen Archive Bayerns. arbeit, Aufwertung der Pflegeberufe. v.o. Fotos: privat/AWO Hobbys: Naturschutz, Pflege meiner Teilnahme an der Verlosung per Mail mit Streuobstwiese, Lesen und Kochen Namen und Anschrift an petra.dreher@ awo-bayern.de oder per Postkarte an den Name: Rudolf Schober AWO Landesverband, Edelsbergstraße 10, Alter: 72 Jahre 80686 München. Stichwort „100 Jahre Beruf: Rentner, zuvor Jurist AWO Bayern“. Ziele für die Vorstandsarbeit: Neue Mitglieder mit zeitgemäßen Das Buch kann auch online unter Angeboten gewinnen, die AWO wieder verlag.geiselberger.de bestellt werden zu einer politischen Akteurin machen. Hobbys: Relaxen, Reisen, Lesen, vorzugsweise Krimis 4 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Foto: AWO Bayern „Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude doppelte AUS DER AWO Freude“ Die AWO-Doppelspitze ist seit über 100 Tagen im Amt. Für die WIR hat sie eine erste Bilanz gezogen. Nur wenige Termine konnten bisher in Was waren Ihre wichtigsten Erkenntnisse und Begegnungen Präsenz stattfinden wie der Austausch in den ersten 100 Tagen als AWO-Doppelspitze? der AWO-Landesvorsitzenden mit Nicole Schley: Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Unmit Landesgeschäftsführer Andreas Czerny telbar nach der Landeskonferenz hatten wir schon die in München. ersten Termine und Veranstaltungen – leider überwie- gend online. Wichtig war uns ein schnelles Treffen des engeren Landesvorstands und ein schnelles Kennenlernen des Teams der Landesgeschäftsstelle, was leider bis auf Wie gestaltet sich die Arbeit in einer Doppelspitze? Gespräche im kleinen Führungskreis bisher nur virtuell Nicole Schley: Wir arbeiten als Doppelspitze sehr gut möglich war. zusammen. Das Zwischenmenschliche passt, wir tauschen uns über alle möglichen Kommunikationswege aus, infor- Die anderen bayerischen Wohlfahrtsverbände haben uns mieren uns gegenseitig über unsere Schwerpunktbereiche „mit offenen Armen“ begrüßt. Es fanden bereits Spitzen- und sprechen uns regelmäßig mit dem Landesgeschäfts- gespräche mit Bayerischem Bezirketag und Bayerischem führer und dem Vorstand ab. Und wie es im Leben so Landkreistag statt. Auch mit der Landespolitik sind wir in ist – geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude Kontakt getreten, zum einen bei Video-Konferenzen, wie doppelte Freude. mit der Sozialministerin sowie dem Gesundheitsminister und Verbänden wie dem BUND und der KAB, zum anderen Ist das Amt so, wie Sie es sich vorgestellt haben? mit unserem neuen Format „Walk & Talk“ – bei einem Stefan Wolfshörndl: Ob man das nach 100 Tagen schon Spaziergang mit Politiker*innen einfach locker über sagen kann? Wir glauben es nicht. „Unsere“ AWO-Familie soziale Themen reden. Diesen Austausch bieten wir übri- in Bayern kennen wir ja schon gut durch unsere Tätigkeit gens auch den AWO-Gliederungen an. Denn die Vernet- auf Bezirksebene. Die Vielzahl von neuen Kontakten und zung innerhalb des Verbandes ist uns ein ebenso großes Terminen benötigt allerdings viel vorbereitende interne Anliegen wie die externen Kontakte. Abstimmung. Und auch sich im doch sehr weiten Feld der sozialen Arbeit in Bayern zurecht zu finden, ist eine Wo sehen Sie jeweils die Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit? Herausforderung. Dank der tollen Unterstützung und Stefan Wolfshörndl: Zum einen teilen wir uns die Termine der fachlichen Begleitung unseres Teams in der Landes- regional auf – Nicole ist für Südbayern und ich bin für geschäftsstelle gelingt es uns gut, das alles zu meistern. Nordbayern zuständig. Inhaltlich kümmert sich Nicole um Jedenfalls sind wir voller Optimismus unterwegs und den großen Bereich Familie, von Kindern und Jugendli- erleben viel Zustimmung – und auch Neugierde, wer wir chen über Gleichstellung bis hin zu Senior*innen. Ein sind und wie wir so ticken – auch außerhalb der AWO. besonderer Schwerpunkt ist das Thema Armut und die große Herausforderung, bezahlbaren Wohnraum zu schaf- Bei Interesse an einem Walk & Talk mit der neuen fen. Ich bin für die Pflege zuständig: Wie sichern wir Doppelspitze können AWO-Gliederungen sich gerne bei eine menschenwürdige Pflege in Zeiten des Fachkräfte- Petra Dreher melden: petra.dreher@awo-bayern.de, mangels und demografischen Wandels? Weitere große 089 / 54 67 54 – 114 Themen sind Digitalisierung, Demokratie und die Zukunft des Sozialstaats. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 5
Weil wir eine DIE AWO – EINE FAMILIE Familie sind Familie ist dort, wo generationenübergreifende Gemein schaften „dauerhaft füreinander Verantwortung über- nehmen, Sorge tragen und Zuwendung schenken.“ So ???????? formuliert es die AWO in ihrem Grundsatzprogramm und trägt damit der gesellschaftlichen Realität Rechnung. Text: Stephanie Haan, Referentin Kinder- und Jugendhilfe des AWO-Landesverbands Familie ist nicht nur Vater-Mutter-Kind(er), sondern es gibt vielfältige Formen des Zusammenlebens: Familien mit alleinerziehenden Elternteilen, gleichgeschlecht- lichen Elternpaaren oder Patchwork-Konstellationen. Familien brauchen passende Bedingungen, Foto: AdobeStock Doch in unserer Gesellschaft herrscht noch immer eine um ihren Alltag zu meistern deutliche Schieflage. Nicht allen Familienmodellen Familien stehen vor vielfältigen Aufgaben: Um das Fami- und -mitgliedern werden politisch gleichberechtigte lieneinkommen zu sichern, benötigen sie Lösungen zur Chancen zuerkannt. Verschärft und verstärkt sichtbar Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Eltern tragen die wurde dieser Missstand während der Corona-Pandemie. Verantwortung für das gute Aufwachsen und eine quali- Die Bundestagswahl bietet die Chance für einen tätsvolle Bildung ihrer Kinder. Auch die Pflege von Ange- politischen Richtungswechsel. Aus Sicht der AWO ist hörigen gehört in vielen Familien zum Alltag. ein solcher gerade auch in der Familienpolitik nötig. Damit Familien diese Herausforderungen meistern, dabei selbstbestimmt leben und füreinander da sein können, ist es Aufgabe von Politik, hierfür passende Bedingungen zu schaffen. Ein Steuersystem für alle Familienmodelle Nach wie vor begünstigt der Staat durch das Ehegatten- splitting die klassische Ehe, obgleich der Anteil der Alleinerziehenden wächst und inzwischen zahlreiche Paare auch ohne Trauschein zusammenleben. Vor allem für die Ehefrauen kann sich dies im Alter negativ aus- wirken. Die AWO fordert eine Reform des Steuersystems, von der alle Familienmodelle profitieren und die Eltern- teile gleichermaßen absichert. Einsparungen aus dem Wegfall des Ehegattensplittings müssten dabei direkt den Familien zugutekommen. Vorfahrt für partnerschaftliche Arbeitsteilung Wir brauchen familienpolitische Maßnahmen, die eine gleichberechtigte Rollenverteilung fördern. Dass beson- ders Mütter während der Corona-Pandemie die zusätz- liche Sorgearbeit und die Begleitung des Homeschoolings übernahmen, zeigt, wie gewonnene Errungenschaften Foto: shutterstock rasch wieder rückgängig gemacht sind. Oder dass wir noch gar nicht so weit sind, wie wir vielleicht dachten. Damit sich Väter verstärkt zu Hause einbringen können, muss eine familienfreundliche Personalpolitik in 6 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Bundestagswahl 2021 Was können Familien DIE AWO – EINE FAMILIE erwarten? Unternehmen politisch vehement eingefordert werden. Wir haben die bayerischen Spitzenkandidat*innen aller Übrigens ein Wunsch, den viele Väter haben. Die gleich- demokratischen Parteien, die in Bundes- und/oder berechtigte Aufteilung der Elternzeitmonate darf Arbeit- Landtag vertreten sind, gefragt, was sie von drei familien- nehmenden beruflich nicht schaden und sollte durch politischen Maßnahmen halten. Unser Votum ist klar: mehr nicht übertragbare Partnermonate sowie eine Kindergrundsicherung einführen, Ehegattensplitting höhere Lohnersatzrate für Geringverdiener*innen attrak abschaffen und eine bezahlte Auszeit vom Beruf ???????? tiver gemacht werden. Und last but not least: Typische für pflegende Angehörige ermöglichen. Hier sind die „Frauenberufe“, wie im Sozial- und Gesundheitswesen, Antworten der Parteien: müssen besser bezahlt werden. Denn dann ist es nicht mehr logisch, wenn Frauen ihre Arbeitszeit reduzieren negative Position und Männer für das Familieneinkommen sorgen. positive Position neutrale Position Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch bei der Pflege von Angehörigen In Bayern wird fast jede*r zweite Pflegebedürftige ND- von einem*r Angehörigen betreut. Auch die Pflege von KINDERGRU SICHERUNG Angehörigen ist häufig Frauensache. Das darf keine beruflichen Nachteile und Verdienstausfälle mit sich bringen. Es braucht einen Rechtsanspruch auf fami- liäre Pflege, realisiert etwa über einen staatlich finan- CSU Wir bekennen uns klar zur Unterstützung zierten Lohnersatz für pflegende Angehörige analog von Kindern aus einkommensschwachen Familien dem Elterngeld. mit Kinderzuschlag, Bildungs- und Teilhabepaket und dem Schulstarterpaket. Zudem wollen wir das Die häufig Vergessenen: Kinder und Jugendliche Kindergeld weiter erhöhen. Familienpolitik muss nach den Monaten der Pandemie verstärkt auch die Kinder und Jugendlichen in den Blick FDP Wir wollen ein Kinderchancengeld, das finan- nehmen. Die nun bereitgestellten Aufholmaßnahmen zielle Unterstützung aber vor allem konkrete Bildungs- dürfen keine kurzfristigen Wahlkampfgeschenke sein, und Teilhabe-Leistungen bietet. Es garantiert einfa- sondern müssen langfristig greifen und Kinder und Jugend- chen, digitalen Zugang und echte Aufstiegschancen. liche ganzheitlich in den Blick nehmen. Psychische und physische Gesundheit gehören hier ebenso dazu wie FREIE WÄHLER Die Grundsicherung muss so ge- (digitale) Teilhabechancen und die Garantie auf einen staltet werden, dass den Bedürfnissen der Kinder Ausbildungsplatz. Rechnung getragen wird und dass ihnen volle Teil- habemöglichkeiten und gleiche Bildungschancen Damit endlich weniger Kinder in Deutschland in Armuts- gegeben werden. lagen aufwachsen, ist die Einführung einer einkom- mensabhängigen Kindergrundsicherung unerlässlich. GRÜNE Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst Eine unbürokratische, gerechte und weniger diskrimi- in Armut auf. Mit der Kindergrundsicherung wollen nierende Inanspruchnahme von Leistungen könnte wir allen Kindern faire Chancen geben und dort ent- hierdurch eingeführt werden. lasten, wo es besonders gebraucht wird – ohne kom- plizierte Antragsverfahren. Gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft notwendig LINKE Kinderarmut muss der Vergangenheit ange- Wenn Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an hören! Dafür erhöhen wir das Kindergeld auf 328 Euro einem Strang ziehen, können sozial gerechte und zeit- pro Monat und führen einen unbürokratischen Zuschlag gemäße Bedingungen für Familien geschaffen werden. von bis zu 302 Euro für Kinder aus armen Familien ein. Hierfür setzt sich die AWO politisch sowie mit ihren Angeboten und Diensten – beispielsweise Familien- SPD Höheres einkommensabhängiges Kindergeld stützpunkten – ein. über 500 Euro monatlich plus bessere soziale Teilhabe durch zum Beispiel beitragsfreie Kitas, ein Ganztagsan- gebot für Schulkinder, kostenlosen ÖPNV und so weiter. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 7
DIE AWO – EINE FAMILIE R R U F L I C H E AUSZEIT FÜ B E E H E G AT T E N - N D E A N G E HÖRIGE MIT PFLEGE SPLITTING A A T L I C H F I N A N Z I E RT E M ST CSU Wir halten am Ehegattensplitting fest und stre- L O H N E R S AT Z ???????? ben den Einstieg in ein Kindersplitting an. Gleichzeitig wollen wir Alleinerziehende entlasten und den Entlas- tungsbetrag auf 5.000 Euro anheben. CSU Wir halten an der von uns umgesetzten sechs FDP Am Splittingverfahren für Ehe- und Lebenspart- monatigen Pflegezeit fest. Darüber hinaus haben wir nerschaften halten wir fest. Mit höheren Freibeträgen das Pflegeunterstützungsgeld in Höhe von 90 Prozent und einer Reform der Einkommensteuer wollen wir die des Nettoentgelts eingeführt und damit die Bedingun- Menschen insgesamt stärker ent- statt belasten. gen für Pflegende deutlich verbessert. FREIE WÄHLER Wir sind für den Erhalt des Ehegatten- FDP Wir wollen ein Freiraumkonto für zusätzliche Splittings. Wir wollen jedoch besonders Familien durch Freistellungen zu den bestehenden Pflegezeitangeboten, eine neue Steuerklasse „Familie“ und kurzfristig durch bei dem man individuell Rücklagen bilden kann aus Aufstockung der steuerlichen Freibeträge entlasten. Einkommen, Boni, Überstunden und Urlaubstagen. GRÜNE Das Ehegattensplitting fördert nicht Familien, FREIE WÄHLER Für Familienangehörige muss mehr Fotos: Parteien, Stefan Kaminski (C. Roth), CSU im Bundestag/Alexander Zilbner (A. Dobrindt) sondern ein bestimmtes Lebensmodell. Familie ist, wo Kin- unbürokratische und individuelle Hilfe abrufbar werden, der sind oder gepflegt wird – unabhängig vom Trauschein. ebenso sind eine finanzielle Entschädigung und die Wir wollen ein Steuerrecht, das alle Familien unterstützt. Anerkennung der Pflegezeit bei der Altersrente erfor derlich. LINKE DIE LINKE will geschlechtergerechte Steuermo- delle für alle Lebensgemeinschaften mit Kindern. Denn GRÜNE Verantwortung zu übernehmen für Angehörige, das Ehegattensplitting bevorteilt seit 1958 nur Eheschlie- Nachbar*innen oder Freund*innen, verdient Unterstützung. ßung und benachteiligt Frauen im Beruf. Ähnlich wie beim Elterngeld wollen wir einen Teil- oder Vollausstieg finanziell abfedern – mit der PflegeZeit Plus. SPD Steuervorteil bildet gesellschaftliche Realität nicht mehr ab, da es vor allem Alleinverdiener-Ehepaare LINKE Wir fordern bei privater Pflege den vollen arbeit- mit hohem Einkommen unabhängig von der Kinderzahl geber- und steuerfinanzierten Lohnausgleich. Grund- begünstigt. Das werden wir für neu geschlossene Ehen sätzlich muss die solidarische Pflege-Vollversicherung ändern und ein Wahlrecht für bestehende Ehen einführen. kommen, um Millionen Angehörige zu entlasten. SPD Wir wollen 15 Monate Anspruch auf Lohnersatz bei einer Arbeitszeitreduzierung für jeden nahen Angehörigen Die bayerischen Spitzenkandidat*innen: ab Pflegegrad 2, auf mehrere Pflegepersonen aufteilbar Alexander Dobrindt (CSU), Daniel Föst (FDP), mit einer Mindestarbeitszeit von 15 bis 20 Stunden. Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Claudia Roth (Grüne), Nicole Gohlke (Linke), Uli Grötsch (SPD) 8 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Prof. Dr. Rainer Fretschner (51) Foto: privat lehrt Soziale Arbeit an der ASH INTERVIEW Berlin. Mit der Ideologie und den Familienpolitik als Strategien der Neuen Rechten DIE AWO – EINE FAMILIE setzt er sich verstärkt auseinander, seit ein Nazi-Kader bei ihm als strategisches Thema Student auftauchte, damals noch an der FH Kiel. der Neuen Rechten Interview: Christa Landsberger ???????? Vater, Mutter und zwei Kinder – Das Die Familienpolitik ist eine Klammer, war lange Zeit das Idealbild einer die alle drei zusammenhält. Die Vor- Familie. Was hat sich verändert? stellung einer homogenen Volksge- Gar nicht so viel. Immerhin 70 Prozent meinschaft baut auf der bürgerlichen leben nach wie vor in einer bürgerli- Kleinfamilie als Keimzelle auf. Der chen Kleinfamilie. Aber die Familien- Neoliberalismus setzt auf unbezahlte konzepte haben sich ausdifferenziert. Carearbeit in der Familie. Und der Es gibt Stieffamilien, Pflegefamilien, christliche Fundamentalismus sieht zipatorisch empfinden, auf frucht- Patchwork- und Regenbogenfamilien. die heilige Familie als Vorbild für das baren Boden. Viele haben sich dem Und immer mehr Alleinerziehende. Zusammenleben. So unterschiedlich Thema Emanzipation verschrieben Auch die bürgerliche Kleinfamilie diese Strömungen sind, können sie und leben das in ihren Partner- wird unterschiedlich ausbuchstabiert. sich auf zwei Dinge einigen: auf ein schaften. Bis das erste Kind kommt. Das Golden Age of Marriage der Nach- traditionelles Familienbild und auf Dann rutschen auch diese Paare kriegszeit ist vorbei, wenn man sich antimuslimischen Rassismus. wieder in ein traditionelles Familien- die Scheidungsraten anschaut. Kon- bild. Aber nicht, weil sie nicht mehr zepte wie serielle Monogamie, pluri- Welche Agenda verfolgen diese Kräfte? an den Wert der Emanzipation glau- lokale Familien, also getrenntlebende Was treibt sie an? ben, sondern weil der Arbeitsmarkt, Eltern, die sich das Sorgerecht teilen, Die Neue Rechte nutzt das Thema die Form der sozialen Sicherung und oder auch Lebensgemeinschaften Familienpolitik strategisch, um ihre vieles andere auf dem Modell des verbreiten sich. eigentlichen Ziele durchzusetzen. Das männlichen Alleinernährers und der Thema ist sehr anschlussfähig, bis Frau, die zuständig für Kinder und Die gesellschaftliche Realität ist also in die Mitte der Gesellschaft. Gerade Haushalt ist, aufbaut. Damit wird bunter und vielfältiger geworden. Ist in Krisenzeiten, wie jetzt während die rechte Ideologie der traditionel- das allgemein akzeptiert oder gibt es Corona, können sich viele dem tra- len Familie und des Antifeminismus noch eine Norm, in welcher Form ditionellen Rollenverständnis an- anschlussfähig für bürgerliche oder Menschen zusammenleben sollten? schließen, die mit der Ideologie der sogar linksliberale Personen, die ei- Die Norm der bürgerlichen Kleinfa- Neuen Rechten nichts zu tun haben. gentlich ganz anders leben wollen. milie gibt es nach wie vor. Das liegt Weil das Bild der Kleinfamilie Si- auch an der Art, wie wir wirtschaften, cherheit verspricht. Und es lässt sich Was kann man tun, um dem Rollback wie wir Arbeits- und Familienleben wunderbar emotionalisieren. Wir etwas entgegenzusetzen? organisieren. Und es gibt eine Bewe- alle kennen Familie, haben unsere Die vielfältigen Formen des Zusam- gung, die das Modell wieder zur allei- Erfahrungen und Vorstellungen. menlebens sichtbar machen. Dass nigen Norm erheben will. Diese Bewe- Wenn so etwas wie Sexualpädagogik es nicht nur das eine Modell gibt – gung kennzeichnet auch ein starker hinzukommt, lässt sich das Thema im Übrigen selbst bei Spitzenpersonal Antifeminismus und Homophobie. zusätzlich skandalisieren. Nicht zu- der Neuen Rechten. Und die Rahmen- letzt geht es auch darum, Besitz- bedingungen verändern. Es gibt Was sind das für Akteur*innen, die stände zu wahren. Deswegen ko- gute Versuche der Politik wie Eltern- eine Rolle rückwärts im Familien- und chen die Emotionen häufig hoch. zeit für Väter. Aber die Versuche schei- Genderdiskurs anstreben? ten an der ökonomischen Realität. Sie kommen vor allem aus der so Ist es also ein Kalkül der Neuen Rech- Daran, dass Männer nach wie vor genannten Neuen Rechten. Die Neue ten, mit diesem Thema in die bürger- mehr verdienen als Frauen. Dass Rechte besteht aus drei Strömungen: liche Mitte vorzudringen? der Wiedereinstieg für Frauen nach völkisch-nationalistisch, neoliberal Ja, das glaube ich. Es fällt auch bei der Elternzeit häufig noch schwierig und christlich-fundamentalistisch. Leuten, die sich eigentlich als eman- ist. Hier müssen wir ansetzen. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 9
In Trostberg wird Gestalten an der frischen Luft großgeschrieben. DIE AWO – EINE FAMILIE ihr Team unterschiedliche Familien- bildungsangebote. Dazu gehören Näh- kurse, Kinobesuche, offenes Mutter- Foto: AWO-Schulkinderbetreuung Trostberg Kind-Café, Vater-Kind-Wochenende oder Fachvorträge wie „Kinder erziehen und trotzdem chillen“ oder „Kinder brauchen Grenzen – Eltern auch“ – was immer Familien stützt. ???????? Brückenfunktion in die Regeldienste Darüber hinaus hat der Familienstütz- punkt auch eine Brückenfunktion: Muthmann und ihr Team kennen die Familien und die Herausforderungen, vor denen diese stehen, begreifen Die mit der sich als niedrigschwelliges Angebot, das Kontakt zu Regeldiensten wie Brückenfunktion Erziehungsberatungsstelle oder Frauenhaus herstellt. Auch mit Ver- einen besteht enger Austausch, denn „uns interessiert natürlich auch, Text: Alexandra Kournioti was mit den Kindern nach 17.15 Uhr und am Wochenende passiert“. Im Fachdienstraum steht ein Keyboard sich, nicht nur wegen der räumlichen und eines Tages fragte eine Sechst- Nähe, „sondern auch weil die Kinder Manchmal sind die Anliegen der Rat- klässlerin Gabi Muthmann, Leiterin nicht in jedem Angebot mit neuen Be- suchenden gleich zu beantworten, der AWO-Schulkinderbetreuung in zugspersonen konfrontiert werden, wir wie das nach der nächstgelegenen Trostberg, ob sie auf dem Instrument arbeiten einrichtungsübergreifend“. Krabbelgruppe. Oft ist Muthmanns spielen dürfe. Durfte sie und kaum Vermittlung komplexer und erfordert war die erste Melodie verklungen, 165 Kinder, zehn Nationalitäten Feingefühl, wie im Fall einer allein- fragte Muthmann die Schülerin, wo Aktuell werden 165 Kinder im Alter von erziehenden Mutter, die ihr Kind sie so gut zu musizieren gelernt habe. sechs bis zwölf Jahren aus insgesamt nicht im Hort anmelden wollte, weil Das habe sie sich selbst beigebracht, zehn Nationalitäten betreut; jedes sie fürchtete, Gebühren nicht zahlen lautete die Antwort. „Für mich war dritte Kind hat einen Migrationshinter- zu können. Muthmann unterstützte klar, so ein Talent muss gefördert grund und jedes einzelne hat ein Mit- die Frau, die Kostenübernahme beim werden. Also habe ich die Musikschule spracherecht. „Partizipation wird bei zuständigen Amt zu beantragen. kontaktiert“, erzählt Muthmann. Dort uns großgeschrieben“, sagt Muth- erhielt das Mädchen vier Jahre Klavier- mann. Vor allem in der Kinderkonfe- Dass das Verhältnis zu den Kindern, unterricht, finanziert von einer Privat- renz können die Minderjährigen ihre die oft über Jahre die Angebote wahr- person. „Schülerin und Förderer Ideen vorstellen. Oft werden solche, nehmen, ein enges ist, liegt auf der waren beide glücklich“, erinnert die die Mehrheit überzeugen, reali- Hand. Nicht selten überdauert es die sich die Pädagogin. siert, beispielsweise Hochbeete und Schulzeit. „Wenn ehemalige Kinder eine Hütte. „Unser Anliegen ist es, zu uns kommen, um uns ihre erste Einrichtungsübergreifendes Arbeiten die Kinder auch in Bereichen zu stär- Freundin vorzustellen oder ihren Beispiele wie diese kennt Muthmann ken, die über die Schule hinausgehen. Führerschein zu zeigen, dann ist die viele. Bei der Trostberger Schulkinder- Sportlich, musikalisch und handwerk- Freude riesengroß“, sagt Muthmann betreuung handelt es sich um eine lich zum Beispiel“, sagt Muthmann. und ergänzt lachend: „Manchmal besondere Einrichtung, denn sie ver- erzählen sie auch, was sie früher al- eint unter einem Dach mehrere Ange- Anlaufstelle für die ganze Familie les angestellt haben.“ Was das war, bote: offene Ganztagsschule, integra- Bei alledem sei es wichtig, jedes Kind verrät sie natürlich nicht. tiven Kinderhort, Schulbegleitung, dort abzuholen, wo es steht, und die Mittagsbetreuung und Familienstütz- Angehörigen miteinzubeziehen. Damit schulkinderbetreuung@ punkt. Das bringe viele Vorteile mit das gelingt, gestalten Muthmann und awo-trostberg.de 10 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
W WIR DIE AWO NEUES AUS OBERBAYERN IN OBERBAYERN Liebe AWO-Freundinnen und -Freunde, die AWO versteht Familie als generations- übergreifende Gemeinschaften, in denen Menschen dauerhaft füreinander Verant- wortung übernehmen, Sorge tragen und Zuwendung schenken. Familien – zumeist Lebensgemeinschaften von Kindern und Erwachsenen – stehen Hans-Weinberger-Ehrenurkunde oft vor besonderen Herausforderungen. für Karin Benzing Daher bietet die AWO Eltern und Familien Herzlichen Glückwunsch! Für mehr als 20 Jahre außer- in vielen verschiedenen Formen Unter- gewöhnliches Engagement in der AWO in Bayern erhielt stützung und Austausch an. Einige dieser Karin Benzing im Rahmen der Kreiskonferenz des vielfältigen Angebote stellen wir Ihnen in Kreisverbands Altötting Ende Juli die Hans-Weinberger- diesem Heft mit dem Schwerpunkt „Weil Ehrenurkunde. wir eine Familie sind“ vor. „Für mich ist es selbstverständlich, mich zu engagie- Wie man Beruf und Familie gut unter ei- ren“, sagt Karin Benzing, die bereits 1990 Gründungs- mitglied des Ortsvereins Reischach war. In den 90er- nen Hut bekommt, erfahren Sie auf Seite Jahren übernahm sie die Position der Schatzmeisterin 14 von einem Familienvater, der sich mit im Kreisverband Altötting, dessen Geschäftsstelle sie über 40 noch für eine Ausbildung zum Er- von 2001 bis 2013 leitete. Seit 2008 ist sie bei der AG zieher entschieden hat. Auch das Mehrge- Auslandshilfe mit dabei, die sie seit 2013 koordiniert nerationenhaus in Rosenheim stärkt den und leitet. „1990, als wir unseren Ortsverein gründe- ten, hätte ich mir noch nicht vorstellen können, dass Erziehungs- und Familienalltag mit verschie- die AWO einmal eine so große Rolle spielt in meinem denen Projekten. Dazu mehr auf Seite 12. Leben“, sagt sie rückblickend. Zum Familienleben gehören auch gemein- Die verschiedenen Ämter gingen stets einher mit akti- same Erlebnisse und gemeinschaftliches vem Engagement. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern Engagement. Das Ferienheim Vorderriss in schnürte sie beispielsweise Hilfspakete, packte Lastwa- Bad Tölz hat mithilfe fleißiger Helfer*in- gen und fuhr zwei- bis dreimal im Jahr mit ihrem nen den Lockdown gut überstanden und Mann nach Siebenbürgen, Ungarn und Bosnien, um blickt nun positiv in die Zukunft. Ein Inter- die Güter zu verteilen. Neben diesen Transporten kon- zentriert sich die AG Auslandshilfe heute auf die Zu- view dazu lesen Sie auf Seite 15. sammenarbeit bei Projekten im Sinne von „Hilfe zur Ihnen und Ihren Familien wünsche ich Selbsthilfe“ mit Partnern vor Ort, z.B. beim Projekt alles Gute! Bleiben Sie gesund und viel- „Sozialheim für 40 Senioren“ in Magyarboly, Ungarn fältig. Bleiben Sie offen für Neues und ein oder beim Projekt „NADA“ mit verschiedenen Unter- Teil unserer AWO-Familie. Denn: Nur ge- projekten für behinderte Kinder und Jugendliche sowie bedürftigen Familien in Sanki Most, Bosnien. meinsam sind wir stark und können uns gegenseitig unterstützen! Für ihr Engagement erhielt Karin Benzing 2012 bereits die Ehrenmedaille des Bezirksverbands. „Daher hätte ich nie gedacht, dass ich noch einmal geehrt werde“, Ihre sagt sie. Jetzt war die Freude umso größer, als ihr Ni- Nicole Schley cole Schley, Präsidentin des Bezirksverbands Oberbay- Präsidentin ern und des Landesverbands Bayern, die Hans-Wein- berger-Ehrenurkunde überreichte. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 11
„Ich habe eine Mama DIE AWO – EINE FAMILIE in Deutschland gefunden“ Familiensituationen im Wandel „Der demografische Wandel verändert stark unsere Fa- erklärt die Leiterin, „aber wenn die Chemie stimmt, ent- miliensituation. Familien im traditionellen Sinn beste- wickeln sich oft langjährige familiäre Verbindungen.“ hen oftmals nicht mehr“, sagt Christina Matousek, Lei- terin des Mehrgenerationenhauses (MGH) in Rosenheim. Die Leihoma oder der Leihopa unterstützt in Situatio- Das MGH entlastet nicht nur die Familien durch prakti- nen, in denen auch leibliche Großeltern in der Regel sche Hilfen. Vielmehr steht es mit Rat und Tat zur Seite, ihre Hilfe anbieten. Das könnte sein: die Kinder vom vermittelt Patenschaften zwischen Jung und Alt und Kindergarten abholen, ihnen etwas vorlesen, mit bietet vielfältige Möglichkeiten im Rahmen des bürger- ihnen spielen, singen, basteln oder auf den Spielplatz schaftlichen Engagements. gehen und kleine Ausflüge machen. Leihgroßeltern sind jedoch kein Ersatz für eine regelmäßige Kinderbe- treuung. Lesen und Schreiben lernen mit dem Alpha-Projekt Eine junge Frau aus Eritrea kam vergangenes Jahr ins Mehrgenerationenhaus. Sie wollte Deutsch lernen. Waltraud Resch, die dort ehrenamtlich arbeitet, hat sich damals im Rahmen des Alpha-Projektes der jun- gen Frau angenommen. Einmal die Woche wird bis heute für eine Stunde Deutsch gepaukt. Sie verwendet dafür meistens Bücher aus der Grundschule. „Buchsta- ben überhaupt aussprechen zu können, ist für viele Insbesondere in der Corona-Zeit wurde klar: Der Wunsch eine riesige Herausforderung“, berichtet Resch. nach Unterstützung und Kontakt hat sich bei vielen Fa- milien verstärkt. Generationenübergreifende Zusam- „Ich habe hier eine Mama in Deutschland gefunden“, menarbeit gewann zunehmend an Bedeutung. bedankt sich die junge Eritreerin von Herzen bei Waltraud Hier stellen wir Ihnen zwei aktuelle Patenschafts- Resch. Sie kam 2015 nach Deutschland, um ihrem Projekte vor. Freund zu folgen. Die beiden haben vor fünf Jahren nach russisch-orthodoxem Glauben geheiratet und Leihgroßeltern mit Familienanschluss haben eine 4-jährige Tochter. Sobald die junge Frau Familienanschlussvermittlung nannte man früher das die B1-Deutschprüfung bestanden hat, möchte sie Großelternprojekt. Klaus Schindler, Abteilungsleiter So- eine Ausbildung in der Altenpflege oder als Schneide- ziale Dienste im Kreisverband Rosenheim, war Gründer rin beginnen. „Es gibt immer was zu tun“, bekräftigt dieser Initiative, die aufgrund von Corona zum Erliegen Resch. „Derzeit bin ich 2 bis 3 Stunden in der Woche kam. Matousek nahm sich dennoch dieser Nachfrage mit Schreib- und Leseunterricht zuzüglich Unterstüt- nach Patenschaften an. zung bei der Post, beim Einkaufen sowie im Jobcenter und beim Kinderarzt beschäftigt.“ Hier ist eine gelun- Mitten in der Pandemie erreichte sie der Anruf einer gene Patenschaft entstanden, in der vor allem auch Familie, die aus Nordrhein-Westfalen zugezogen war. eine intensive zwischenmenschliche Beziehung aufge- Die Eltern wünschten sich Kontakt zu älteren Men- baut werden konnte. „Wir profitieren alle sehr davon“, schen, da die eigenen Omas und Opas weit weg im freut sich Resch. Heimatort lebten. Sie wollten ein Vertrauensverhältnis zu Leihgroßeltern aufbauen, inklusive Familienan- schluss, versteht sich. So entstand das erste Paten- schafts-Projekt. Matousek vermittelte der Familie eine Leihoma, die bereits viele Jahre Erfahrung mitbrachte. Alle Beteiligten mochten sich auf Anhieb, das Großel- tern-Projekt funktioniert. „Das ist nicht die Regel“, 12 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
„Bei uns steht DIE AWO – EINE FAMILIE der Mensch im Mittelpunkt“ 50 Jahre Prop e.V. – Verein für Prävention, Jugendhilfe und Suchttherapie Seit nunmehr 50 Jahren bietet Prop e.V. vielfältige Hilfe- und Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Suchtproblemen sowie frühe Diagnostik und Präventionsangebote für Kinder und Jugendliche im Raum München. In diesem Jahr feierte der Verein sein Gründungsjubiläum. Der Name Prop ist abgeleitet von dem englischen Wort proposal, was so viel wie „Vorschlag“ heißt. Und der Name ist Programm. „Wir wollen unseren Klient*innen sinnvolle Ziele vorschlagen, gemeinsam mit ihnen realistische Veränderungsmöglichkeiten erarbeiten, aber nie- manden zwangsverbiegen oder bestimmte konventionelle Lebensentwürfe vorschreiben“, erklärt Marco Stürmer, Geschäftsführer bei Prop. „Autonomie, Selbstbestimmung, persönliche Freiheit und Respekt stehen ganz oben auf der Werteskala von Prop und unseren Einrichtungen.“ Der Verein hat heute rund 275 Beschäftigte in 22 Einrichtungen in und um München. „Die Beratung ist ein guter erster Schritt in das Suchthilfesystem“, sagt Stürmer. „Hier wird infor- miert, aufgeklärt, niedrigschwellig betreut und in stationäre Einrichtungen vermittelt.“ Der Verein ist mit der Clearingstelle für die Kinder- und Jugendhilfe seit über 24 Jahren im Ju- gendhilfebereich tätig. Suchtgefährdete Jugendliche werden mit unterschiedlichen Präventi- ons-Projekten unterstützt, Menschen in schwierigen Lebenssituationen kompetent beraten. Weitere Informationen finden Sie unter www.prop-ev.de. Neue Trägerschaft: Sozialtherapeutische Einrichtung „Marienheim“ Peiting In erster Linie werden Personen aus der Versorgungsre- gion Weilheim-Schongau aufgenommen, aber auch aus anderen bayerischen Bezirken. In der Regel haben alle Bewohner*innen einen richterlichen Unterbringungsbe- schluss nach § 1906 BGB und eine*n gesetzliche*n Be- treuer*in. Die Unterbringung nach § 1906 ist für Men- schen mit Selbstgefährdung bestimmt. Deshalb gibt es auch geschlossene Plätze, die eine beschützende Funk- tion haben sollen. „Das wichtigste Ziel bleibt jedoch, dass die Bewohner*innen schnellstmöglich so stabili- siert werden, dass es keinen Unterbringungsbeschluss mehr benötigt. Eine Überleitung in offene Angebote hat stets hohe Priorität“, unterstreicht Lynn Berger, Fachab- Erste geschlossene Einrichtung für Menschen mit teilungsleiterin Sozialpsychiatrie des Bezirksverbands. psychischer Erkrankung Der Bezirksverband ist seit 1. Mai 2021 neuer Träger des Neubau in Planung „Marienheims“ Peiting und konnte über 50 neue Mitar- Im „Marienheim“ leben Frauen und Männer von 18 beiter*innen begrüßen. Jörg Reiprich ist seit dem Träger- Jahren bis ins hohe Alter mit chronischen psychischen übergang neuer Einrichtungsleiter. Er kann auf lang- Erkrankungen, die eine ständige Begleitung und För- jährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit seinem derung brauchen. Insgesamt bietet die Einrichtung 66 Team und mit der Zielgruppe zurückgreifen. „Das ist Bewohnerplätze, unterteilt in geschlossene und halb- eine großartige Expertise, um in diese verantwortungs- offene Wohngruppen. Bis Herbst 2023 wird die Ein- volle Funktion zu gehen“, bestätigt Cornelia Emili, Vor- richtung voraussichtlich in ein neues Haus umziehen, standsvorsitzende. „Wir freuen uns sehr über die neue das momentan geplant und ab November 2021 in Trägerschaft“, so Emili, „die eine qualitativ hochwertige Peiting gebaut werden soll. sozialtherapeutische Betreuung über Oberbayern hinaus gewährleistet.“ WIR • Das Magazin der AWO Bayern 13
Beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt DIE AWO – EINE FAMILIE OptiPrax: Anspruchsvolles Ausbildungsmodell für Erzieher*innen Sie sind Experten für Betreuung und Bildung, sie sind Vorbilder, Bezugspersonen und Brückenbauer auf dem Weg in die Schule: Erzieherinnen und Erzieher. Ihre Be- rufsaussichten sind sehr gut, sie werden dringend ge- braucht. Wer jetzt im September mit einer Ausbildung beginnt, hat also beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Die „Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen“, kurz OptiPrax, gibt es seit 2016 beim Bezirksverband Oberbayern. Es handelt sich dabei um eine duale Aus- bildung, bei der sich Praxiswochen und Unterrichtswo- gut unter einen Hut bringen.“ Emil Weber ist 42 Jahre alt, chen in der Regel im 14-tägigen Rhythmus abwechseln. hat zwei Kinder im Alter von 9 und 17 Jahren und ist ge- Die umfangreichen theoretischen Inhalte werden an der lernter Kfz-Mechaniker. Zuletzt war er als Werkstattleiter Fachakademie für Sozialpädagogik der AWO in München im Autohaus tätig und verantwortete u.a. auch den Schu- und Oberbayern gemeinnützige GmbH vermittelt. Der lungsbereich. Jetzt möchte er Erzieher werden. „Auch Praxisteil erfolgt in einer Einrichtung, die frei gewählt meine Frau und meine Jungs stehen voll hinter mir. Selbst werden kann. wenn der Verdienst jetzt etwas knapper ausfällt, meine Frau ist berufstätig und wir können die Zeit gut überbrü- Fachakademie für Sozialpädagogik cken“, berichtet Weber. „Praxisintegrierte Erzieherausbildung“ ▪ Dauer: 3 Jahre ▪ Vertrag mit der Einrichtung ▪ Tarifliche Vergütung Verkürzte Ausbildungszeit OptiPrax verzahnt Theorie und Praxis eng miteinander. Die Ausbildung kann so verkürzt in drei statt fünf Jahren gemacht werden. Während der kompletten Ausbil- Sozialpädagogisches Einführungsjahr dungszeit erhalten Auszubildende im OptiPrax eine Ver- gütung: Im ersten und zweiten Ausbildungsjahr gibt es ▪ Dauer: 1 Jahr ▪ praxisintegriert 1.140,69 €, im dritten Ausbildungsjahr 1.202,07 € und ▪ kein Berufsabschluss als Kinderpfleger*in möglich im vierten Ausbildungsjahr 1.303,38 €. Am Ende steht – wie bei allen anderen Ausbildungswegen – die Ab- schlussprüfung zum*r staatlich anerkannten Erzieher*in. (Mindestens) Mittlerer Bildungsabschluss Attraktives Ausbildungsmodell Kinderpfleger*innen mit mittlerem Bildungsabschluss können in das erste Jahr der praxisintegrierten Ausbildungsform Zugangsvoraussetzung für OptiPrax ist mindestens die aufgenommen werden Mittlere Reife, aber auch Abiturient*innen und Quer- einsteiger*innen wählen zunehmend diesen Weg. Quelle: Fachakademie der AWO in München und Ober- Gleichwohl: „Der Doppelbelastung muss man stand- bayern gemeinnützige GmbH halten können“, weiß man in der Fachakademie. Beim Bezirksverband bieten derzeit 22 Kitas diesen Ausbil- „Das OptiPrax-Modell läuft als Modellversuch in Bayern dungsweg an. Für den Verband ist das OptiPrax-Modell aus und wird in die sogenannte „praxisintegrierte Aus- „ein attraktiver Ausbildungsweg, um dem Fachkräfte- bildungsform“ eingeführt“, weiß Daniela Luber, stell- mangel entgegenzuwirken“. vertretende Schulleitung der AWO-Fachakademie. Die Grafik zeigt den aktuellen Aufbau der Ausbildung. Emil Weber hat bereits während seines Zivildienstes in einer Kindertageseinrichtung gearbeitet. Neben Essens- Theorie und Praxis gehen Hand in Hand vorbereitungen und Reparaturarbeiten hat er sich auch Auch Emil Weber hat sich für diesen Ausbildungsweg ent- um die Hausaufgabenbetreuung von Kindern aus der schieden. Er startet am 1. September als OptiPrax-Azubi ersten und zweiten Klasse gekümmert. „Das hat mir im Kindergarten Rappelkiste in Unterschleißheim, wo er damals schon sehr viel Freude bereitet“, so Weber. auch mit seiner Familie lebt. Warum er sich für dieses Mo- Dennoch: Außerhalb der Schul- und Arbeitszeiten zu dell entschieden hat: „Theorie und Praxis gehen hier Hand lernen und eine Facharbeit zu schreiben, sei knackig, in Hand“, sagt Weber, „und Beruf und Familie kann man dessen ist sich auch Weber durchaus bewusst. 14 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Mit der Unterstützung DIE AWO – EINE FAMILIE vieler Helfer*innen Das Ferienheim Vorderriss des Ortsvereins Bad Tölz durchlebt schwere Zeiten in der Pandemie Corona bedeutete Stillstand für das Ferienheim Vorder- werden konnten. Das hieß beispielsweise nicht nur rei- riss des Ortsvereins Bad Tölz, einem Haus, in dem bis nigen zwischen zwei Buchungen, sondern auch kom- dahin durchgehend immer etwas los war. Gruppen und plett desinfizieren. Familien buchten zwar zum Teil schon bis zu zwei Jahre im Voraus, um hier ihre Freizeit zu verbringen. In der Ob sie Angst vor einer erneuten Schließung habe? Pandemie durften sie jedoch nicht mehr anreisen. Wie „Nein“, sagt Camilla Plöckl. Denn: Jetzt wisse sie, dass alle anderen Beherbergungsbetriebe, musste auch der sie viele Helfer*innen an ihrer Seite hat, bei denen sie Ortsverein Bad Tölz sein Ferienheim im März 2020 kom- sich an dieser Stelle auch nochmals sehr herzlich be- plett schließen. Gleichwohl: Viele Betriebskosten liefen danken möchte. Nichtsdestotrotz hofft sie, dass das Fe- auch während der Schließung weiter, wie etwa für Pacht rienheim bald wieder wie gewohnt für Gruppen und und Instandhaltung. Familien geöffnet werden kann. Rettung für das Ferienheim Natur wieder erleben Wie können wir das Haus erhalten? Das fragte sich Ca- „Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, milla Plöckl, Vorsitzende des Ortsvereins Bad Tölz, immer von der außergewöhnlichen Natur in Vorderriss zu pro- wieder. Mit ein bisschen Glück gelang es jedoch, das fitieren, das ist ja unser eigentlicher sozialer Auftrag“, Haus gut durch die Pandemie zu bekommen. „Mit ei- sagt Plöckl. In Vorderriss gibt es ganzjährig viel zu ent- nem blauen Auge“, wie Pöckl sagt, „sind wir davonge- decken: Sei es die wilde Isar oder der Wanderweg direkt kommen“ und mit der Hilfe vieler Helferinnen und Hel- vor dem Haus liegend, der blühende Enzian im Mai oder fer: Der Steuerberater beantragte Überbrückungsgeld die nahe Langlaufloipe im Winter. vom Staat, Unternehmen und Organisationen aus Bad Tölz unterstützten mit Spenden, der Bayerische Forst stundete die Pacht. Über das Ferienheim Vorderriss Das Ferienheim Vorderriss ist seit den 80er Jahren Weitere Unterstützung bekam das Ferienheim von den im Besitz des Ortsvereins Bad Tölz. Das ehemalige Gruppen und Familien, die das Haus kannten und Planungsbüro für den Bau des Sylvenstein-Stausees schätzten. Sie boten nicht nur an, kurzfristig stornierte ist ein Selbstverpflegungshaus und geeignet sowohl Aufenthalte zumindest teilweise zu bezahlen, sondern für Schulklassen und Familien als auch für Freizei- versicherten auch, dass sie, sobald es die Pandemie zu- ten und Seminare. Es verfügt über 38 Betten, drei lässt, wieder anreisen würden. Seminarräume, zwei Gemeinschaftsduschen und eine Küche. Trotz Corona: Positiver Blick in die Zukunft Und tatsächlich, erste Vermietungen waren im Sommer Weitere Informationen zur Buchung: 2020 und 2021 unter Auflagen wieder möglich. Im Juni per E-Mail: info@awo-toelz.de 2021 durften zum Beispiel maximal zehn Personen aus per Telefon/Fax: 08041 8456 drei Haushalten zum Übernachten kommen. Dafür Mehr Infos: https://awo-toelz-wor.de/ortsvereine- musste das Haus und die Ausstattung so angepasst wer- im-kreisverband/bad-toelz/ den, dass die vorgegebenen Hygienemaßnahmen erfüllt WIR • Das Magazin der AWO Bayern 15
Fahrten zum Impftermin Au-Bad Feilnbach. Gemeinsam mit dem örtlichen VdK haben Ehrenamtliche des Ortsvereins Au-Bad Feilnbach über 100 Senior*innen zu Impfterminen chauffiert. Vor- ausgegangen war ein Aufruf der Vereine, in dem sie ihre Hilfe aktiv anboten. Die Aktion der Ortsvereine fand große Zustimmung und Dankbarkeit bei den Beteiligten AWO VOR ORT in der Gemeinde. Die Fahrten sind besonders im ländli- chen Raum von Bedeutung, denn die relative Abge- schiedenheit zum öffentlichen Nahverkehr der Stadt Rosenheim ist für viele ältere Menschen ein finanzielles und zeitliches Problem. Ein herzliches Dankeschön an alle Ehrenamtlichen, die sich beteiligt haben. Ortsverein Murnau verteilt Notfalldosen Murnau. Ende Juni informierte der Ortsverein Murnau über die soziale Arbeit der AWO vor Ort (im Bild v.l.: Vorsitzende des Ortsvereins Murnau, Christa Lawitschka und Ulrike Adler, Kreisverbands-Vorsitzende Garmisch- Partenkirchen). Dabei wurden auch sogenannte Not- fall-Dosen verteilt. Diese Dosen können Leben retten. Ersthelfer, Sanitäter und Notärzte finden darin lebens- wichtige Angaben für eine Notversorgung, zum Beispiel zum Medikamentenplan, Impfpass, oder zu einer Patientenverfügung. Die Notdienste wissen, wo eine solche Dose gegebenenfalls zu finden ist: im Kühl- schrank. Zusätzlich weisen ihnen Aufkleber den Weg: einer kann auf der Innenseite der Haustüre angebracht werden, ein weiterer auf der Kühlschranktür. „AWO-Markt Hallertau“ eröffnet Pfaffenhofen. Soziales Angebot, Nachhaltigkeit und Be- gegnung, das alles vereint der „AWO-Markt Hallertau“ des Kreisverbands Pfaffenhofen. Feierlich eröffnet wur- de das Sozialkaufhaus Mitte Juli. Alle Gäste, von der Landrätin über den Bürgermeister bis zu Nicole Schley, Präsidentin des Bezirksverbands Oberbayern, waren begeistert. Bis zur Eröffnung gab es für die vielen ehrenamtlich Engagierten rund um Volker Hoppe, Kreisvorsitzender in Pfaffenhofen, einiges zu tun. Der ehemalige Getränke- markt wurde komplett umgestaltet. Das Kaufhaus bietet ein breites Sortiment, von Haushaltswaren, über Freizeit- und Sportartikel bis hin zu Möbeln, Computern, Kinderausstattung und vieles mehr. „Der Markt soll für jeden sein, nicht nur für Leute mit kleinem Geldbeutel“, sagte Nicole Schley bei der Eröffnung. „Das ist zu 100 Prozent das, wofür die Arbeiterwohlfahrt steht.“ 16 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Ein Auto für die Hauswirtschaftliche Versorgung Prien. Seit über 20 Jahren bietet der Ortsverein Prien seine Dienstleistung „Hauswirtschaftliche Versorgung“ für ältere, pflegebedürftige, kranke und Menschen mit Behinderung an. Dieser Leistungsbereich trägt ganz we- sentlich dazu bei, dass die zu betreuenden Personen so lange wie gewünscht und möglich, im eigenen Zuhause AWO VOR ORT und somit in der eigenen Umgebung bleiben können. Über 60 Kund*innen werden von den rund 30 Haus- haltshilfen regelmäßig unterstützt. Durch die großzügi- Foto: (v.l.n.r.): Nadja Helmstreit-Karrenberg, Elke Flen- ge Spende der Emmy-Schuster-Holzammer Stiftung und der-Back, Gerti Brandhuber vom Ortsverein Prien mit der Lions-Stiftung Prien konnte das langersehnte Auto den Vertretern der Sponsoren Dr. Thomas Wrede, Peter für die Haushaltshilfen angeschafft werden. Damit kön- Hirblinger vom Lions Club Prien und Manfred Reißner nen nunmehr auch hilfebedürftige Personen versorgt von der Emmy-Schuster-Holzammer Stiftung werden, die in den Nachbargemeinden wohnen. Selbsthilfegruppe für ehemalige Covid-19-Patient*innen Traunstein. Seit März 2021 gibt es im Landkreis Traunstein eine Selbsthilfegruppe für ehemalige Corona-Erkrankte, die monatlich in den Räumen des Selbsthilfezentrums - in Trägerschaft des Kreisverbandes Traunstein - zusammen- kommt. Die Gruppengründung sowie die ersten Treffen wurden vom engagierten Team des Selbsthilfezentrums be- gleitet. Nun können sich Betroffene in einem geschützten Raum austauschen, unterstützen, Erfahrungen sammeln, über Langzeitfolgen sprechen und sich mit anderen Selbsthilfe-Aktiven für die Etablierung eines Versorgungsnetzes, wie etwa Long-Covid Ambulanzen, einset- zen. Weitere Infos: AWO-Selbsthilfezentrum, Crailsheimstraße 12 in Traunstein, Telefon 0861 209 764-24/ -23, E-Mail: kontakt@selbsthilfe-traunstein.de 15 Jahre Nachbarschaftshilfe Ottobrunn-Hohenbrunn. Immerwährende Anfragen haben die beiden AWO-Ortsverbände Ottobrunn- Hohenbrunn und Neubiberg dazu bewogen, 2006 ge- meinsam eine Nachbarschaftshilfe zu gründen. „Eine Lücke im System der Hilfsangebote schließen – unbü- rokratisch, mit Herzenswärme“, das war das Ziel von der ersten Stunde an. Heute sind mehr als einhundert Ehrenamtliche im Einsatz, um vorwiegend Hilfe für Senior*innen zu leisten. Das Angebot reicht von Be- suchsdiensten, Hilfe im Alltag, Begleitung zu Terminen, stundenweiser Unterstützung pflegender Angehöriger Seit 2006 sind Ehrenamtliche der Nachbarschaftshilfe bis hin zur Hilfe für Familien, etwa durch Kinderbe- mit Freude und Elan im Einsatz treuung. Hinzu kommt eine große Anzahl sozialer Pro- jekte und Austauschangebote, die in den Heimatge- meinden die Solidarität der Menschen untereinander stärken und der Vereinsamung entgegenwirken sollen. Der Bedarf ist hoch, Ideen, Elan und Freude bei der Ar- beit sind ungebrochen. Diese herzlich tatkräftige, pro- fessionelle und doch unbürokratische Hilfe wird auch in Zukunft gefragt sein. Mehr Infos: www.awo-nbh.de WIR • Das Magazin der AWO Bayern 17
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