PHARMASTANDORT SCHWEIZ 2030 - Wir forschen weiter - Interpharma
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PHARMASTANDORT SCHWEIZ 2030 Ausgangslage – Strategie – Massnahmen Wir forschen weiter. Die forschenden pharmazeutischen Unternehmen der Schweiz.
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 Pharmastandort Schweiz 2030 Überarbeitete Fassung 2022 Vorwort3 Die Schweiz muss zum Wohle der Patienten handeln Vision Pharmastandort Schweiz 2030 4 Ausgangslage6 Eine starke Branche in einem herausfordernden Umfeld Die Pharmabranche auf einen Blick 8 Strategie und Massnahmen 9 Das Beste für Patienten, Forschung und Volkswirtschaft – Der Patient im Mittelpunkt 10 – Führend in Forschung und Entwicklung 14 – Starke wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen 18 Über Interpharma 22 Quellenverzeichnis24 Hinweis: Zur Vereinfachung und leichteren Lesbarkeit wird im Lauftext für die einzelnen Personenkategorien die männliche Form verwendet. 2
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 VORWORT Die Schweiz muss zum Wohle der Patienten handeln Gleichzeitig konkurrieren zahlreiche Länder darum, die glo- bal führenden Standorte der digitalisierten Wirtschaft und der forschenden Pharmaindustrie zu werden. «Dieses Strategiepapier skizziert, wie Pharmabranche, Politik und Behörden zu einem erfolgreichen Pharma- standort Schweiz 2030 und zum Wohl der Patientinnen Jörg-Michael Rupp Dr. René Buholzer und Patienten beitragen können.» Präsident Interpharma Geschäftsführer und Delegierter des Die Schweiz soll auch in Zukunft der führende Pharma- Vorstandes standort Europas bleiben. Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir noch engagierter vorangehen: Bessere Rahmen- Liebe Leserin, lieber Leser bedingungen für Start-ups, ein modernisierter und wirksa- Die Entwicklung eines neuen Medikaments ist für Forschen- mer Schutz des geistigen Eigentums und schnellere Bewilli- de ein ausdauernder Prozess: Um ein einzelnes Medikament gungs- und Vergütungsprozesse für innovative Arzneimittel auf den Markt zu bringen, werden 10’000 Substanzen unter- sind einige von zahlreichen Handlungsfeldern. Gleichermas- sucht. Davon werden nur rund zehn weiter klinisch analy- sen werden wir als forschende Pharmaindustrie unseren siert, bis ein Molekül zu einem wirksamen Medikament ent- Beitrag leisten: Die Förderung eines global führenden Öko- wickelt werden kann. Bis es so weit ist, sind im Durchschnitt systems für Gesundheitsdaten, flexible Vergütungsmodelle 12 Jahre von Forschung und Entwicklung notwendig. Dieser für Innovationen und eine intensivierte Zusammenarbeit mit harte Weg wird in Kauf genommen. Denn das oberste Ziel Behörden sind Beiträge, wie wir aktiv und konstruktiv an aller Forschungsarbeiten ist die Verbesserung der Gesund- Lösungen mitwirken wollen. heit von Menschen. Entsprechend gilt für die Mitglieder von Interpharma, dem Verband der forschenden pharmazeuti- In diesem Strategiepapier skizziert Interpharma, wie Phar- schen Unternehmen der Schweiz: Wir forschen weiter. mabranche, Politik und Behörden zu einem erfolgreichen Pharmastandort Schweiz 2030 beitragen und Patientinnen Die Schweiz und ihre forschenden Pharmaunternehmen sind und Patienten nachhaltig den Zugang zu innovativen Arznei- eine Erfolgsgeschichte. Das attraktive Schweizer Umfeld und mitteln sichern können. Wir wollen damit einen Beitrag zum die Innovationskraft der Pharmaindustrie haben Lebens- dringend benötigten Diskurs über die Zukunft des Pharma- qualität und Wohlstand der Bevölkerung über Jahrzehnte standortes leisten, damit es in Zukunft auch in der Schweiz verbessert. Gerade in der COVID-Pandemie wurden die noch heisst «Wir forschen weiter». Wir laden Sie ein, Stärken und die Bedeutung des Pharmaforschungs- und mit uns und allen anderen Akteuren in diese Diskussion Produktionsstandorts Schweiz sichtbar. einzusteigen. Doch die Herausforderungen wachsen: Digitalisierung, zu- Wir freuen uns darauf. nehmende Einschränkungen des Unternehmertums, der Anspruch auf eine nachhaltige Finanzierung des Gesund- heitswesens, die Pandemie und ihre Folgen sowie verän- derte (geopolitische) Rahmenbedingungen und vieles mehr fordern uns. Die Digitalisierung mit neuen Technologien und Jörg-Michael Rupp Dr. René Buholzer «Big Data» bietet ein gewaltiges Potential für den medizini- Präsident Interpharma Geschäftsführer und schen Fortschritt und den Patientennutzen. Dies führt dazu, Delegierter des Vorstandes dass neue Unternehmen in den Gesundheitsmarkt drängen. 3
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 Vision Pharmastandort Schweiz 2030 «Die Schweiz ist auch im Jahr 2030 der führende Pharmastandort Europas. Unser Land profitiert von hochwertigen medizinischen Innovationen und kann diese nachhaltig finanzieren. Die Pharmabranche trägt massgeblich zu Wohlstand und Lebensqualität der Schweizer Bevölkerung bei.» Starke wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen bedeutet im Jahr 2030: Die Schweiz verfügt über hochqualifizierte Arbeitskräfte auf allen Ebenen. Ein attraktives Umfeld für Investitionen sichert Beschäftigung in der Pharma- industrie und deren Wohlstandsbeitrag. Die Schweizer Volkswirtschaft profitiert vom hohen Export- volumen der Industrie. Die Pharmaindustrie ist eine treibende Kraft bei der Umsetzung einer nachhaltigen Wirtschaft. 4
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 Der Patient im Mittelpunkt bedeutet im Jahr 2030: Innovative Arzneimittel stehen Patientinnen und Patienten in der Schweiz schnell zur Verfügung. Alle Patientinnen und Patienten erhalten die Kosten von innovativen Arzneimitteln ab dem Tag der Marktzulassung vergütet. Die Kosten der Arzneimittel stehen in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen für Patientinnen und Patienten und Gesundheitswesen sowie zu den Investitionen der Industrie. Führend in Forschung und Entwicklung bedeutet im Jahr 2030: Dank wirksamem und modernem Patentschutz investiert die Pharmaindustrie in die Erforschung innovativer Arzneimittel. Klinische Studien in der Schweiz ermöglichen Patientinnen und Patienten den frühen Zugang zu lebensrettenden Therapien. Ein digitales Gesundheitsdatenökosystem fördert die Behandlungsqualität und beschleunigt den medizinischen Fortschritt. 5
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 AUSGANGSLAGE Eine starke Branche in einem heraus- fordernden Umfeld Die Pharmabranche trägt in hohem Masse zu Lebensqualität und Wohlstand der Schweizer Bevölkerung bei. Gleichzeitig bietet die Schweiz innovativen Pharma unternehmen traditionell attraktive Rahmenbedingungen. Im internationalen Konkurrenzkampf verliert die Schweiz aber zunehmend an Boden. Eine gemein same Strategie aller Beteiligten ist deshalb dringender denn je. Nutzen für die Menschen und werden. Auch viele seltene Krankheiten Hälfte der Exporte verantwortlich. Viele darüber hinaus sind heutzutage wirksam therapierbar Unternehmen engagieren sich zudem Für die forschende Pharmaindustrie und ermöglichen ein fast normales Le- aktiv in der Gesellschaft, beispielswei- stehen der Mensch und seine Gesund- ben – dank der Forschung der Pharma- se in der Kultur, bei Freizeitangeboten heit im Zentrum. Oberstes Ziel ist, branche. und im Sport. Der ausgeglichene Frau- dass Krankheiten besiegt oder min- enanteil bei der Beschäftigung zeugt destens gemildert werden können. Eine Branche mit Wirkung für zudem davon, dass die Branche eine Entsprechend ist die zentrale Aufgabe die Gesellschaft Vorreiterrolle einnimmt, insbesondere der forschenden Pharmaunterneh- Der medizinische Fortschritt wirkt aber bei der Vereinbarkeit von Familie und men, neue innovative Arzneimittel über den Patientennutzen hinaus. Die Beruf. Daraus resultiert nicht zuletzt gegen Krankheiten zu entwickeln und Branche leistet zahlreiche indirekte ein überdurchschnittlich hoher Anteil diese den Patientinnen und Patienten Beiträge für Gesellschaft und Volks- an Frauen in den Geschäftsführungen. schnellstmöglich zugänglich zu ma- wirtschaft. Familienangehörige und chen. Damit erbringen die Unterneh- Freunde der Patientinnen und Patien- Die Branche engagiert sich für eine men einen direkten Beitrag zu einer ten haben weniger Pflege- und Für- nachhaltige Entwicklung, insbeson- höheren Lebensqualität und Lebens- sorgeaufwand. Neue und wirksamere dere für die weltweite Förderung von erwartung. Arzneimittel reduzieren Arbeitsausfälle. Gesundheit und Wohlbefinden und für Effizientere Behandlungen führen zu umfangreiche Massnahmen zur Ver- In der Schweiz leben wir heute länger einer deutlich schnelleren Wiederein- langsamung des Klimawandels und und besser, weil die Bevölkerung von gliederung. Damit werden Arbeitgeber, seiner Auswirkungen. Denn für die innovativen Arzneimitteln profitiert und Angehörige und Sozialversicherungen pharmazeutische Industrie ist klar: Zugang zu einer qualitativ hochstehen- entlastet und deren Kosten gesenkt. Ein gesundes Klima ist zwingende den Gesundheitsversorgung hat. In- Voraussetzung für die Gesundheit der dem die forschenden Pharmaunterneh- Zudem ist die Pharmabranche in der Menschen. men innovative Arzneimittel entwickeln Schweiz seit langer Zeit fest verwurzelt und auf den Markt bringen, tragen sie und national wie regional eine wich- Die klinische und universitäre For- wesentlich zur Lebensqualität der Be- tige Stütze und ein Impulsgeber. Die schung erhält durch die Zusammen- völkerung bei. Krankheiten, die früher Pharmaunternehmen sind dabei nicht arbeit wichtige Impulse. Nicht zuletzt tödlich verliefen oder mit langwierigen nur wichtige Arbeitgeber und tragen übernimmt die Branche eine aktive schweren Einschränkungen verbunden zur regionalen Wertschöpfung bei. Rolle im Diskurs über die nachhaltige waren, wie beispielsweise Krebs oder In den letzten zehn Jahren waren sie Weiterentwicklung des Schweizer Ge- Herz-Lungen-Erkrankungen, können etwa für einen Drittel des Schweizer sundheitswesens, mit dem Ziel, dass heute effizient und wirksam behandelt Wirtschaftswachstums und für fast die es auch noch 2030 zu den weltbesten 6
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 gehört. Gerade die COVID-Pandemie hat gezeigt, wie viel ein starkes, an den Bedürfnissen der Menschen ausge- Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Schweiz richtetes Gesundheitssystem wert ist. 85 Grosse volkswirtschaftliche Bedeutung Die Schweiz und die Pharmaindustrie 84 gehen seit Jahrzehnten erfolgreich einen gemeinsamen Weg: Attraktive wirtschaftspolitische Rahmenbedin- 83 gungen haben die beeindruckende Entwicklung der forschenden Pharma- industrie begünstigt. Mitarbeitende von 82 Pharmaunternehmen profitieren direkt von attraktiven Arbeitsplätzen und 81 Vereinigte Staaten Entwicklungsmöglichkeiten. Gleichzei- Grossbritannien tig trägt die Pharmabranche als Pfeiler Deutschland Niederlande der Wirtschaft überdurchschnittlich Schweden Hongkong Dänemark Singapur 80 Schweiz zum Wohlstand der Schweiz bei. Sie ist Japan einer der bedeutendsten privaten Wirt- schaftszweige der Schweiz. Der Staat 79 erhält in grossem Umfang Steuern und Abgaben. Im Global Competitiveness Index ist die Schweiz innerhalb weniger Jahre vom ersten auf den fünften Platz zurückgefallen. Auch in verschiedenen Subindizes, wie beispielsweise Heute ist unser Land neben den USA dem für Informations- und Kommunikationstechnologien (Rang 15), verliert die Schweiz einer der wichtigsten Pharma-For- an Boden. Andere Studien zeigen weitere Schwächen auf: So liegt die Schweiz beispiels- schungsstandorte weltweit und besitzt weise bezüglich Verfügbarkeit elektronischer Patientendaten und der entsprechenden eine Strahlkraft, die weit über Europa regulatorischen Rahmenbedingungen im hinteren Mittelfeld. hinausgeht. 2020 wurden von den for- schenden pharmazeutischen Unterneh- Quelle: World Economic Forum (2019) men mehr als 7 Milliarden Franken in die Forschung und Entwicklung (F&E) in der Schweiz investiert. ge Branche zu erhöhen. Die Krise hat Herausforderungen auch die Bedeutung der Branche für gemeinsam meistern Wachsende Herausforderungen ein Land wie die Schweiz aufgezeigt: Die gegenwärtigen Herausforderun- für den Standort Schweiz Trotz der aussergewöhnlichen und gen kann kein Akteur im Alleingang Optimale Rahmenbedingungen bleiben herausfordernden Umstände war die meistern – es braucht eine gemeinsa- für einen erfolgreichen und internatio- Versorgung der Schweizer Bevölkerung me Strategie sämtlicher Anspruchs- nal konkurrenzfähigen Pharmastandort mit patentgeschützten Medikamenten gruppen. Die vorliegende Broschüre ist essenziell. Die Standortattraktivität gewährleistet. Mit starken Export- einerseits eine Analyse. Andererseits steht jedoch von vielen Seiten unter zahlen hat die Pharmaindustrie einmal skizziert sie eine Strategie für Rah- Druck: Wirtschaftsfeindliche Vorstösse, mehr die Rolle als Wirtschaftslokomoti- menbedingungen, die notwendig sind, die Erosion der bilateralen Verträge mit ve wahrgenommen und ihre Krisenre- damit auch in Zukunft die Pharma- der EU, regulatorische Hürden für die sistenz eindrücklich aufgezeigt. branche einen wesentlichen Beitrag zu Forschung sowie wachsende Bürokra- einem attraktiven Wirtschafts-, For- tie- und Regulierungskosten gefährden Auch die Auswirkungen der demografi- schungs- und Lebensstandort Schweiz die Spitzenplätze der Schweiz in den schen Entwicklung auf das Gesund- leisten kann. Bereichen Innovation, Produktivität heitswesen fordern alle Anspruchs- und Export. Der technologische Fort- gruppen. Die Pharmabranche nimmt Die Chancen für eine erfolgreiche Zu- schritt und die wachsende Digitalisie- die Befürchtungen über die nachhaltige sammenarbeit stehen gut. Bei allen rung führen dazu, dass zunehmend Finanzierbarkeit des Gesundheitswe- Herausforderungen und unterschied- auch branchenfremde Unternehmen in sens ernst. Sie leistet bereits heute mit lichen Perspektiven weist die Schweiz den Gesundheitsmarkt einsteigen. regelmässigen Preissenkungen einen immer noch eine starke Kultur der Beitrag zur Kostendämpfung, die jähr- gemeinsamen Lösungsfindung auf. Der internationale Standortwettbe- lich zu wiederkehrenden Einsparun- Zudem verfolgen die Akteure die glei- werb, der durch die COVID-Pandemie gen von über einer Milliarde Franken chen übergeordneten Ziele: das Wohl zusätzlich an Schwung gewonnen führen. Der gesellschaftliche Diskurs der Patientinnen und Patienten, einen hat, verschärft sich weiter. Länder wie zu den wirtschaftlichen und ethischen starken Wirtschaftsstandort sowie Grossbritannien oder Dänemark haben Auswirkungen des medizinischen Fort- Wohlstand und Lebensqualität für die den Wert der forschenden Pharma- schritts ist und bleibt anspruchsvoll Bevölkerung. industrie erkannt und entsprechend und wichtig. Gleichzeitig muss sich das eigene Pharmastrategien entwickelt, Gesundheitswesen den neuen Anforde- um die Attraktivität für diese wichti- rungen anpassen. 7
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 Die Pharmabranche auf einen Blick Lebenserwartung + 25 % Erfolge bei der Krebsbehandlung in den letzten 50 Jahren 100 % 100 % 80 % 50 % 50 % > 7,5 Mrd. CHF in F&E 40 % in der Schweiz pro Jahr 1972 2018 1990 2018 1990 2018 Heilungschance Sterblichkeitsrate Sterblichkeitsrate 109 Mrd. CHF Exporte in Krebs bei Kindern bei Brustkrebs bei Darmkrebs die ganze Welt pro Jahr Durchschnittliche Forschungs- und Entwicklungsintensität (Anteil F&E am Umsatz 2019) ⅓ Anteil am Wertschöpfungs- wachstum der letzten 10 Jahre Pharma Software Hardware 181 Medikamente gegen seltene Krankheiten Elektronik Automobil 0% 5% 10 % 15 % Beschäftigung (2020) Wertschöpfung (2020) 47’000 CHF 36,8 Mrd. Direkte Beschäftigung Direkte Wertschöpfung 209’200 CHF 26,4 Mrd. Indirekte Beschäftigung Indirekte Wertschöpfung 256’200 CHF 61,4 Mrd. Total Total Patentanmeldungen Wirkstoffe in der Entwicklung (2020) pro Million Einwohner (2020) Phase I Phase II Phase III 966 2’140 2’862 778 0 2’000 4’000 6’000 Anteil Frauen / Tertiärabschluss / 434 Männer (2020) Forschende (2020) 410 44 % 28’500 56 % 9’800 Schweden Schweiz Dänemark Quellen dazu finden Sie auf Seite 24 8
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 STRATEGIE UND MASSNAHMEN Das Beste für Patienten, Forschung und Volkswirtschaft Im vorliegenden Strategiebericht skizziert Interpharma einen Weg, wie der Pharmastandort auch im Jahr 2030 für die Schweiz und ihre Bevölkerung einen überdurchschnittlichen Wert stiften kann. Er ist in drei grosse Themenbereiche gegliedert: Patient und Umfeld, Forschungsstandort Schweiz und wirtschafts politischer Rahmen. Für jedes Thema werden die wichtigsten Hebel identifiziert und es wird aufgezeigt, welche Beiträge die Branche sowie Politik und Behörden leisten müssen, um die Zukunft erfolgreich zu gestalten. Die 3 Schwerpunktthemen der Strategie Der Patient Führend in Starke wirtschafts- im Mittelpunkt Forschung und politische Rahmen- Entwicklung (F&E) bedingungen Die Gesundheit der Bevölkerung Forschung und Entwicklung Die Pharmabranche benötigt ist und bleibt für alle Akteure das ist für ein rohstoffarmes Land gute Rahmenbedingungen und oberste Ziel. Es geht darum, Pa- wie die Schweiz essenziell. Der die Schweiz braucht erfolgreiche tienten den raschen und breiten Forschungsplatz lebt von einem Unternehmen. In dieser Symbio- Zugang zu Innovation zu ermög- wirksamen und zeitgemässen se spielen politische Stabilität, lichen. Dies bedingt ein Umfeld, Schutz des geistigen Eigentums. Rechtssicherheit, offene Export- das Innovation honoriert und In einer zunehmend digitalisier- märkte, Verfügbarkeit von quali- damit medizinischen Fortschritt ten Welt ist zudem der weltweite fizierten Arbeitskräften und ein vorantreibt. Zugang zu hochwertigen Gesund- attraktives fiskalisches Umfeld heitsdaten ein neuer Erfolgs- eine wesentliche Rolle. faktor. 9
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 Der Patient im Mittelpunkt Alle Patientinnen und Patienten in der Schweiz erhalten im Jahr 2030 einen raschen und breiten Zugang zu innovativen Arzneimitteln. Dazu braucht es eine schnelle Zulassung durch Swissmedic, der schweizerischen Zulassungs- und Kontrollbehörde für Heilmittel, die Vergütung über die Grundversicherung ab dem Tag der Zulassung und nachhaltige Modelle zur Honorierung von Innovationen. Arzneimittel so rasch wie Die Pharmabranche will die Bedeutung möglich zulassen von Swissmedic stärken, indem die Ambition 2030 Die Schweiz braucht auch in Zukunft Mitglieder von Interpharma neue Arz- Bei Zulassungsverfahren für eine unabhängige Zulassungsbehörde. neimittel früher für die Zulassung und Innovationen ist Swissmedic unter Swissmedic soll mittels schlanker und die Erstattung einreichen. Idealerweise den weltweit führenden Arznei strukturierter Prozesse allen Patientin- wird ein Zeitfenster zwischen der Ein- mittelbehörden. nen und Patienten einen raschen und reichung bei den amerikanischen und breiten Zugang zu innovativen Medika- jener bei den europäischen Behörden menten und Therapien ermöglichen. angestrebt. zwischen den zuständigen Behörden Damit neue innovative Arzneimittel und dem Pharmaunternehmen. Zu- prioritär und mit beschleunigten Ver- Verschiedene Zulassungsbehörden bie- dem arbeitet Swissmedic mit anderen fahren zugelassen werden, muss sich ten heute beschleunigte Verfahren für Zulassungsbehörden zusammen, um Swissmedic im internationalen Kontext innovative Arzneimittel an. Während Expertise und Ressourcen zu teilen. als eigenständige und kompetente des Bearbeitungsprozesses besteht ein Indem Swissmedic die beschleunigten Behörde für Innovationen behaupten. intensiverer, konstruktiver Austausch Verfahren und regulatorische Rah- Verzögerungen im Zulassungs- und Vergütungsprozess Nach der Ersteinreichung durch die Pharma- firmen dauert es im Median fast 776 Tage, bis FDA ein Arzneimittel einem Patienten in der Schweiz zur Verfügung steht. Dies ist deutlich länger als in vielen anderen europäischen Ländern. Das EMA ist auf drei Faktoren zurückzuführen: Pharma- unternehmen reichen ein neues Arzneimittel im Swissmedic Median in der Schweiz 49 Tage später als bei der European Medicines Agency (EMA) ein. Die Zulassung durch Swissmedic dauert im Median BAG 186 Tage länger als bei der Food and Drug Ad- ministration (FDA). Das BAG benötigt für den 0 100 200 300 400 500 600 700 800 definitiven Vergütungsentscheid im Median fast 300 Tage (statt in der Regel 60 Tage, wie in der Zeit vom Einreichezeitpunkt bis zum Entscheid (Tage) Verordnung festgelegt). Quellen: Bundesamt für Gesundheit BAG (2017–2020), European Medicines Agency EMA (2017–2020), Food and Drug Administration FDA (2017–2020), Swissmedic (2017–2020), Aufbereitung: Interpharma (2022) 10
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 Innovation honorieren Beurteilung des gesamtheitlichen Damit auch in Zukunft Innovationen auf den Markt kommen, müssen sol- Nutzen-Kosten-Verhältnisses che nachhaltig finanzierbar sein. Das gegenwärtige System ist aber nicht auf innovative Therapien ausgelegt. Für den institutionalisierten Innovations- und Vergütungsprozess braucht es deshalb Instrumente, die nach festge- Direkter Nutzen Gesellschaftlicher legten Kriterien das Resultat bewerten für Patienten Nutzen und dabei den gesamten Patientennut- zen und alle Kostenfolgen miteinbezie- – Höhere Lebenserwartung – Tiefere Kosten durch verkürzten hen. Dies hat datenbasiert und unter – Rasche Genesung Heilungsprozess Einbezug der relevanten Anspruchs- – Chance auf Heilung – Schnellere Rückkehr an den Arbeitsplatz gruppen zu erfolgen. – Bessere Lebensqualität – Reduktion der Pflegekosten – Auswirkung auf Sozialwerke (ALV, IV) – Erfolgreichere Forschung Ambition 2030 Die Schweiz befindet sich bezüg- Eine zeitgemässe Preis- und Tariffestsetzung basiert auf einer breiten Nutzen-Kosten- lich Anreizen zur Förderung des Evaluation. Dabei wird nicht nur der direkte Nutzen für den Patienten berücksichtigt, medizinischen Fortschritts weltweit sondern eine ganzheitliche Betrachtung angestrebt. So haben viele innovative Arzneimittel an der Spitze. Dies wird durch die positive Auswirkungen auf Sozialwerke wie die Arbeitslosenversicherung (ALV) oder die Invaliditätsversicherung (IV) und führen langfristig zu grossen Einsparungen und Effizienz- Anwendung eines nutzenbasierten gewinnen im gesamten Gesundheitswesen. Auch eine schnellere Wiedereingliederung in Evaluations-, Preis- und Tariffest- den Arbeitsprozess dient der Gesellschaft. setzungssystems erreicht. Quelle: Interpharma Die Preis- und Tariffestsetzung muss auf einer Nutzen-Kosten-Evaluation basieren und geeignete Instrumen- menbedingungen weiter optimiert, Massnahme schlägt Interpharma vor, te von flexiblen Vergütungsmodellen hilft sie mit, einen Standortvorteil für zusammen mit den Behörden und den (z.B. Pay for Performance) einsetzen, die Schweiz zu schaffen. Dies kommt Anspruchsgruppen fortlaufend eine um Wirksamkeit, Zweckmässigkeit schliesslich den Patientinnen und transparente 360°- Übersicht der an- und Wirtschaftlichkeit (sogenannte Patienten zugute, denn: Die Behand- stehenden Innovationen durchzufüh- WZW-Kriterien) in der Einführungs- lung von Krankheiten mit innovativen ren. Anstehende Innovationen werden phase sicherzustellen. Für Patientinnen Arzneimitteln hilft dabei, dass die Be- so frühzeitig identifiziert und allfällige und Patienten, die auf experimentelle troffenen schneller wieder in ihren ge- notwendige Anpassungen von Prozes- Therapien angewiesen sind, bleibt die wohnten Alltag zurückkehren können. sen und Regularien können rechtzeitig Abdeckung von sogenannten Off-Label- Um eine schnelle Zulassung zu garan- initiiert werden. Arzneimitteln und unlizensierten The- tieren, müssen bestehende Prozesse rapien über Artikel 71 a–d der Kran- regelmässig auf Optimierungspotenzial kenversicherungsverordnung (KVV) geprüft werden. Bei Bedarf müssen Ambition 2030 entscheidend. Die von Interpharma Anpassungen von regulatorischen und Alle Patientinnen und Patienten in skizzierten Prozessverbesserungen sol- gesetzlichen Vorgaben rasch umsetz- der Schweiz haben ab dem Tag len helfen, die Anzahl der über diesen bar sein. Hier sind auch Politik und der Swissmedic-Marktzulassung Artikel abgedeckten Fälle zu reduzieren Behörden gefordert. Zugang zu Arzneimitteln. Die Ver- und so den Artikel wieder zurück zum gütung durch die Kostenträger ursprünglichen Zweck zu führen. Raschen und breiten Zugang zu ist gewährleistet. Innovationen schaffen Eine optimierte Preis- und Tariffestset- Mit der Zulassung durch Swissmedic zung schafft Anreize zur Verbesserung steht das Arzneimittel den Patientinnen Es braucht Verbesserungen und einen der Effizienz im Gesundheitswesen. und Patienten im heutigen System noch nationalen Ansatz, um den Menschen Kosteneinsparungen sind damit plan- nicht zur Verfügung. Zuvor muss das in der Schweiz den Innovationszugang barer und dienen dazu, Innovationen Bundesamt für Gesundheit (BAG) die ab dem «Tag 0» sicherzustellen: Ein nachhaltig zu finanzieren. Wenn bei Vergütung durch die Grundversiche- frühzeitiger Dialog zwischen dem BAG Durchbruchinnovationen die quantita- rung festlegen. Erst danach haben die und den Herstellern und die Beratung tive Bewertung von Nutzen und Kosten Patientinnen und Patienten tatsächlich des BAG durch ein neues Experten- mit erhöhter Unsicherheit behaftet ist, Zugang. In Zukunft sollen sie am Tag gremium stärken die Expertise und sind die Pharmaunternehmen bereit, der Marktzulassung durch Swissme- wirken beschleunigend. Durch verbind- sich über flexible Vergütungsmodelle dic («Tag 0») Zugang zu innovativen liche Timelines und planbare Prozesse am Risiko zu beteiligen. Arzneimitteln erhalten. Um dies zu wird der Vergütungsprozess effizienter. garantieren, braucht es einen klar defi- Dabei muss die Vergütung mittels pro- nierten und schnelleren Zugangs- und visorischer Preise und flexibler Preis- Vergütungsprozess. Als unterstützende modelle möglich sein. 11
SCHWERPUNKTE BEITRAG PHARMABRANCHE BEITRAG POLITIK UND BEHÖRDEN Arzneimittel – Die Branche bekennt sich zu einer – Swissmedic lässt innovative Arzneimittel mit starken, führenden Swissmedic als beschleunigten Verfahren zu und etabliert so rasch wie First Wave Agency. sich im internationalen Kontext als eigen- möglich zulassen – Interpharma-Mitglieder streben eine ständige und kompetente Behörde für Innovation. möglichst zeitnahe Einreichung an, idealerweise im Zeitfenster zwischen der – Swissmedic fokussiert auf innovative Benchmark: Einreichung bei den amerikanischen und Neuzulassungen (NAS) und Indikations- USA (Agilität), Europa jener bei den europäischen Behörden. erweiterungen (Variations Type II). (Zeitpunkt der Einreichung) – Interpharma und ihre Mitglieder – Erkannte Optimierungspotenziale bei analysieren die beschleunigten Ver- der Zulassung werden realisiert, bei B edarf fahren von Swissmedic, FDA und EMA durch Anpassung der gesetzlichen und auf ihre Vorteile, Nachteile, Chancen regulatorischen Vorgaben. und R isiken und zeigen Optimierungs potenziale auf. Raschen und – Die Branche beteiligt sich am gesell- – Der Bund institutionalisiert eine breit abge- schaftlichen Dialog zu den wirtschaft- stützte 360°-Übersicht (Horizon-Scanning). breiten Zugang lichen und ethischen Implikationen – Der Bund etabliert bedarfsorientiert und un- zu Innovationen der personalisierten Medizin. mittelbar die notwendigen neuen Prozesse schaffen – Die forschende Industrie führt fortlau- auf Zulassungs- und Vergütungsebene und fend zusammen mit Politik, Behörden stellt damit per «Tag 0» den breiten Zugang und anderen Anspruchsgruppen eine zu innovativen Therapieformen und -modellen Benchmark: transparente 360°-Trendübersicht der sicher. 0 Tage Abweichung zwischen der Swissmedic-Marktzu- Innovationen in Entwicklung durch, ein – Das BAG stellt einen effizienten Vergütungs- lassung und der Vergütung sogenanntes Horizon-Scanning. prozess sicher, der auf einer umfassenden durch die Kostenträger – Für Innovationen, die neue Behand- und unabhängigen medizinischen und öko- lungsmöglichkeiten eröffnen und für Pa- nomischen Beurteilung basiert. tientinnen und Patienten unentbehrlich sind, initiieren die forschenden Firmen den frühen Dialog mit dem BAG. Innovation – Die Mitglieder bringen Innovationen im – In der institutionalisierten, breit abgestützten Dialog mit den führenden Zulassungs- 360°- Übersicht (Horizon-Scanning) wird das honorieren behörden, Health-Technology-Assess- Potenzial von Durchbruchinnovationen für ment- (HTA-)Agenturen und Patienten- Paradigmenwechsel beurteilt. Falls notwendig Benchmark: vertretenden in die Schweiz. wird die Entwicklung geeigneter Finanzie- Die Schweiz ist für Techno- rungslösungen eingeleitet. logieanbieter ein Ersteinfüh- – Die Mitglieder arbeiten mit den relevan- rungsland für Innovationen, ten Anspruchsgruppen bei der Daten- – Für den institutionalisierten frühen Dialog die Effektivität und Effizienz erfassung und -analyse zusammen, und den Aufnahmeprozess in die Positivlisten im Gesundheitswesen ver- damit die Wirksamkeit der Therapien in (z.B. Spezialitätenliste) werden die Nutzen- bessern. der Praxis gemessen werden kann (Real bewertungselemente nach anerkannten World Evidence [RWE] und Patient-Re- Kriterien evaluiert. ported Outcome Measures [PROM]). – Die Preis- und Tariffestsetzung basiert auf – Wenn bei Durchbruchinnovationen die einer Nutzen-Kosten-Evaluation. Es werden quantitative Bewertung von Nutzen und geeignete Instrumente eingesetzt, um die Kosten mit erhöhter Unsicherheit be- Erfüllung der WZW-Kriterien in der Ein haftet ist, sind die Pharmaunternehmen führungsphase sicherzustellen. Die Preis- bereit, sich über flexible Vergütungs und Tariffestsetzung setzt Anreize für die modelle am Risiko zu beteiligen. Verbesserung der Effizienz im Gesundheits- wesen.
Heilungsrate von 87 % bei Brustkrebs klingt nach viel. Bis man zu den restlichen 13 % gehört. Wir forschen weiter.
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 Führend in Forschung und Entwicklung Die schnell voranschreitende Digitalisierung und der andauernde technologische Fortschritt ermöglichen in Zukunft noch verstärkt neue Forschungsansätze. Diese schaffen ein zusätzliches und grosses Potenzial für medizinischen Fortschritt und Patientennutzen. Um dies jedoch alles realisieren zu können, braucht es gemeinsame Anstrengungen aller Anspruchsgruppen. Geistiges Eigentum schützen wie Gen- oder Zelltherapie, erzielbare Pharmakologische und technologische Ambition 2030 Patentschutz ist schwächer als jener für Innovationen werden mit hoher Kadenz Die Schweiz bleibt bei der klassische Medikamente. Ein effekti- den Patientennutzen durch neue The- Sicherung des geistigen Eigentums ver Stoffschutz ist nicht zugänglich. rapien und Arzneimittel verbessern. weltweit an der Spitze. Daher steht auch für individualisierte Die Digitalisierung wird die Entwicklung Therapien in der Regel keine Patent- und Anwendung von Arzneimitteln laufzeitverlängerung zur Verfügung. fundamental verändern. Für Daten, Daten sogenannte Real World Data Es müssen Optionen zur Stärkung des Algorithmen und die Resultate der (RWD) für pharmakologische Innovati- Schutzrechtssystems für individualisier- Datenanalyse, aus denen innovative onen. Dies ist jedoch nur mit qualitativ te Therapien analysiert und vorange- Therapien resultieren, steht heute noch exzellenten Daten möglich, die unter trieben werden. kein ausreichender Schutz zur Verfü- definierten Bedingungen gewonnen, gung. Es gilt daher, die Rahmenbedin- standardisiert erfasst und sorgfältig Mit hochwertigen Gesundheits- gungen für geistiges Eigentum (IP) so ausgewertet werden. Auch hier sind daten medizinischen Fortschritt weiterzuentwickeln, dass Innovationen Rahmenbedingungen zu schaffen, die sichern ausreichend geschützt werden können. einen fairen finanziellen Ausgleich für Die Interpharma-Mitglieder investieren Eine enge Zusammenarbeit der Bran- den hohen Aufwand zur Generierung heute in der Schweiz über 7 Milliarden che mit Schweizer Behörden und an- und Kuratierung solcher Daten und die Franken in die Forschung und Ent- deren Partnern wird beim Aufbau einer damit ermöglichten Innovationen ge- wicklung. Aufgrund der zunehmenden weltweit führenden Datenschutz- und währleisten. Bedeutung von «Big Data» und der IP-Umgebung deshalb für die Zukunft Digitalisierung für Forschung und Ent- zentral sein. Daten zur Förderung des Gesundheits- wicklung sowie der führenden Rolle wesens sollten breit zugänglich sein. der USA und Asiens in diesem Bereich Die Generierung klinischer Daten als Dabei muss sichergestellt werden, dass stellen sich zwei Fragen: Wo werden Voraussetzung für die Marktzulassung Datenschutzregelungen eingehalten diese Investitionen in Zukunft getätigt? neuer Arzneimittel ist zeit- und kosten- werden. Es gilt hier, ein Bewusstsein Welche externen Faktoren beeinflussen intensiv. Für die Generierung dieser für die unterschiedlichen Arten von diese Entscheide massgeblich? In Zu- Daten hat der Ersteller Anspruch auf RWD zu schaffen: Es gibt einerseits kunft werden Forschung und Entwick- eine Kompensation, die auch in Zu- RWD, die quasi nebenbei unter unkont- lung dort stattfinden, wo der Schutz kunft über einen zeitgemässen Unter- rollierten Bedingungen gewonnen wer- des geistigen Eigentums sichergestellt lagenschutz gewährleistet sein muss. den, und andererseits RWD, die sehr ist und der beste Zugang zu Talenten, Der Unterlagenschutz ist dort von ele- hohen Qualitätsanforderungen genügen hochqualitativen Gesundheitsdaten und mentarer Bedeutung, wo eine Therapie müssen. RWD, die gezielt für klinische Partnern besteht. nicht patentiert werden kann. Zulassungen erhoben werden, sollten einem vergleichbaren Schutz unter- Für den Standort Schweiz ist entschei- Immer mehr an Bedeutung gewinnen stellt werden, wie er für klinische Daten dend, ein weltweit führendes, inte neben den herkömmlichen klinischen gilt. Der für individualisierte Therapien, griertes Gesundheitsdaten-Ökosystem 14
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 Anzahl klinischer Studien in der Schweiz Die Zahl der in der Schweiz durchgeführten 350 klinischen Versuche geht seit Jahren zurück. 300 Mit Einhaltung von gesetzlichen Fristen und einem beschleunigten Verfahren für Studien 250 zu innovativen Therapien kann dieser Trend umgekehrt werden. 200 181 150 Swissmedic (2007–2020), Interpharma 100 83 81 59 50 39 0 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 Phase I Phase II Phase III Total Phasen I–III mit Schweizer Daten und Zugang zu schen Mensch und Maschine stellt ein Forschungsmodelle der Zukunft ausländischen Daten zu schaffen. Dafür noch kaum ausgeschöpftes Potenzial müssen in der Schweiz rasch umsetz- braucht es die rechtlichen Rahmenbe- dar. Mit Projekten, die verschiedene bar sein. Dezentrale klinische Studien dingungen sowie die Zusammenarbeit Anspruchsgruppen einbeziehen, kann passen bestens zur dezentralen Versor- von Branche, Behörden und weiteren die Grundlage für eine erfolgreiche Zu- gung in der Schweiz: Sie stellen die relevanten Partnern. Ein Beispiel hierfür kunft geschaffen werden. Patienten in den Mittelpunkt und er- ist das «Swiss Personalized Health Net- leichtern deren Zugang zu Forschungs- work», eine Initiative der Universitäts- Klinische Versuche zügig projekten. Für die Umsetzung neuer spitäler und Hochschulen. genehmigen und neue Forschungs- Modelle bedarf es eines entsprechen- modelle fördern den Umfelds, insbesondere im Bereich Ambition 2030 Die Schweiz hat eine lange Tradition der Digitalisierung des Gesundheitswe- in der klinischen Forschung und ver- sens und der Gesundheitsdaten. Hier Die Schweiz verfügt über ein fügt über hervorragende universitäre besteht gegenüber führenden Ländern global führendes Datenökosystem Kliniken. Die klinische Forschung ein beträchtlicher Rückstand, der nicht und kann aus der Schweiz her- ermöglicht Patientinnen und Patien- kleiner wird. Entsprechend besteht aus F&E auf Basis von weltweiten ten den raschen und nachhaltigen dringender Handlungsbedarf. Gesundheitsdaten betreiben. Zugang zu innovativen Arzneimitteln und Behandlungsmethoden und ist Die Branche wird diese Ziele in engem Ein solches Ökosystem schafft einer- essenziell für den Forschungsstand- Austausch mit Ethikkommissionen, Be- seits eine Voraussetzung für erfolg- ort Schweiz. Die Rahmenbedingungen hörden und Netzwerken akademischer reiche Forschung und Entwicklung, in der Schweiz sind für die klinische Forschung weiterverfolgen. Dies mit andererseits auch für ein nutzenbasier- Forschung aber nicht ideal. Dies dem Anspruch, dass die Anzahl durch- tes Preisfestsetzungssystem für medi- spiegelt sich auch in einer sinkenden geführter klinischer Studien zum Wohl zinische Innovationen. Darüber hinaus Anzahl klinischer Studien wider. Das von Patienten und Forschungsstandort sollen die Entwicklung und die breite per Anfang 2014 in Kraft getretene wieder zunimmt. Anwendung der personalisierten Me- Humanforschungsgesetz (HFG) legte dizin für die Menschen in der Schweiz die Grundlage für effizientere Bewil- Ambition 2030 ermöglicht und gefördert werden. ligungsverfahren für klinische Versu- Global muss der Datentransfer von che bei den Ethikkommissionen. Der Der Genehmigungsprozess Gesundheitsdaten aus der Welt in die bestehende, lokal zwischen mehreren klinischer Studien bei den Ethik- Schweiz und umgekehrt durch Sicher- unabhängigen Ethikkommissionen und kommissionen und den Behörden stellung der Datenschutzäquivalenz der Behörde vernetzte, schlanke und gehört zu den schnellsten und gewährleistet werden. Ebenso ist der schnelle Genehmigungsprozess ist einfachsten in Europa. Die Schweiz Cyber-Sicherheit genügend Beachtung beizubehalten. Es gibt jedoch Optimie- ist mit patientenorientierten zu schenken. rungspotenzial. Die Prozesse müssen klinischen Studien kompetitiv im insbesondere bei den Ethikkommissio- multinationalen Umfeld. Daten allein genügen aber nicht: nen schneller und einfacher werden. Neue Entwicklungen im Bereich der Darüber hinaus braucht es eine be- künstlichen Intelligenz (KI) können schleunigte Bewilligung (Fast-Track- dem Standort Schweiz zu einem Verfahren) von klinischen Studien für entscheidenden Standortvorteil und Produkte mit hohem medizinischem Differenzierungsmerkmal verhelfen. Bedarf. Anzustreben ist auch ein Insbesondere der Einbezug moder- schweizweites Portal zur elektroni- ner Algorithmen in den Arbeits- und schen Einreichung von Studiengesu- Forschungsalltag als Symbiose zwi- chen an die Behörde. 15
SCHWERPUNKTE BEITRAG PHARMABRANCHE BEITRAG POLITIK UND BEHÖRDEN Geistiges – Die Branche schafft ein Bewusstsein – Digitale Innovation im Gesundheitsbereich für die Bedeutung der Qualität von wird belohnt, insbesondere, wenn sie die Prä- Eigentum Real-World-Daten (RWD), wenn sie im vention und die Therapie deutlich verbessert. schützen klinischen Umfeld verwendet werden, – Es wird ein zusätzlicher Schutz für neue Ver- sowie für den Nutzen von digitalen wendungen von Arzneimitteln gewährt und Innovationen. Benchmark: eine auf Indikationen bezogene Vergütung Die Schweiz ist weltweit an – Die Branche arbeitet aktiv mit Schweizer geschaffen. der Spitze. Behörden und Partnern beim Aufbau – Eine weltweit führende Datenschutz- und einer weltweit führenden Datenschutz- IP-Umgebung für die F&E wird gefördert. und IP-Umgebung für die Pharma-F&E. – Die Versorgungssicherheit wird durch Erhalt – Die Branche schafft ein Bewusstsein für der nationalen Erschöpfung patentgeschütz- den Nutzen von neuen Indikationen und ter Arzneimittel sichergestellt. die Begründung für eine indikationsspe- zifische Vergütung. Mit hochwertigen – Die Branche arbeitet durch die Bereit- stellung eines internationalen Netzwerks – Aufbau eines weltweit führenden Gesund- heitsdaten-Ökosystems mit Schweizer Daten Gesundheits- und Fachwissens (z.B. aus über 100 und Zugang zu ausländischen Daten wird daten medizini- Jahren Erfahrung mit sensiblen Daten gefördert. Dies bedingt die Schaffung eines in klinischen Studien) eng mit Behörden rechtlichen Rahmens, der die Governance schen Fortschritt und Partnern bei der Bildung eines inte- über die Nutzung von Gesundheitsdaten sichern grierten Gesundheitsdaten-Ökosystems transparent regelt. zusammen. – Die vertiefte Entwicklung und die breite An- Benchmark: – Investitionen in industrieübergreifende wendung der personalisierten Medizin (PHC) USA, UK, Finnland und Multi-Stakeholder-Partnerschaften für Schweizer Patientinnen und Patienten (Leuchtturmprojekte), um den ge- werden ermöglicht und gefördert. sellschaftlichen Wert von Gesundheits- – Der Datentransfer von Gesundheitsdaten datenökosystemen aufzuzeigen. aus der Welt in die Schweiz und umgekehrt – Förderung der digitalen Kompetenzen wird durch Sicherstellung des Datenschutzes der Mitarbeitenden durch Aus- und (Priorität: EU, USA, UK) und Stärkung von Weiterbildung. Cyber-Sicherheit gefördert. – Stärkung des Bewusstseins für den Wert – Ein nationaler Dialog zu Gesundheitsdaten des Gesundheitsdatenökosystems durch wird mit allen Anspruchsgruppen gefördert, Teilnahme am öffentlichen und politi- um in der Schweiz ein führendes Cluster für schen Dialog. digitale Gesundheitsprodukte und -dienstleis- tungen aufzubauen. – Horizontale Einbindung digitaler Kompeten- zen im Bildungssystem. Klinische – Interpharma bringt die Bedürfnisse der Industrie im Rahmen der Evaluation des – Die Schweizer Behörden behalten den eige- nen unabhängigen, schlanken und schnellen Versuche zügig Humanforschungsgesetzes aktiv ein. Genehmigungsprozess bei. genehmigen und – Die Branche pflegt einen engen Aus- – Die Prozesse werden insgesamt schneller und neue Forschungs tausch mit Ethikkommissionen, Behör- einfacher. Ein neues, beschleunigtes Verfah- den und Netzwerken klinischer Forscher. ren für Studien mit innovativen Arzneimitteln modelle fördern wird auf Basis des erfolgreichen Pilotversu- – Die Zusammenarbeit mit den Behörden ches mit COVID-19-Therapeutika geschaffen. Benchmark: wird intensiviert, um die Optimierung EU von Prozessen und die Akzeptanz für – Es erfolgt keine weitere Zentralisierung der neue Forschungsmodelle (wie z.B. de- Ethikkommissionen. Bei multizentrischen zentrale klinische Studien) bei Swissme- Studien erfolgt eine Abstimmung der Ent- dic und Ethikkommissionen zu unter- scheide der Ethikkommissionen. stützen.
Es dauert rund 5’000 Tage, bis ein neues Medikament entwickelt ist. Hier im Bild: Tag 463. Wir forschen weiter.
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 Starke wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen Investitionen in Forschung und Entwicklung brauchen Planungs- und Rechts- sicherheit. Neben dem Zugang zu Beschaffungs-, Absatz- und Arbeitsmärkten sind auch attraktive steuerliche Rahmenbedingungen für den Standort Schweiz von zentraler Bedeutung. Politische Stabilität und ziales und Unternehmensführung ein Rechtssicherheit stärken Zeichen setzt. Neben der Einhaltung Politische Stabilität Die politische Stabilität und die Rechts- der relevanten nationalen und inter- sicherheit sind wichtige traditionelle nationalen Standards will die Branche in der Schweiz Stärken des Standorts Schweiz. In den ökologische und sozial-gesellschaft- letzten Jahren ist jedoch eine Erosion liche Aspekte stärker in den unter- 2020 Rang 10 der Stabilität zu beobachten, die sich nehmerischen Entscheidungsprozess 2019 Rang 9 auch in entsprechenden internatio- einfliessen lassen. Dazu gehört auch nalen Indizes niederschlägt. Weiter ein aktiver Beitrag zu den Sustainable 2018 Rang 11 führen die zunehmenden Spannungen Development Goals (SDG). Dies in 2017 Rang 10 in der Beziehung mit der EU zu Rechts- Partnerschaft mit anderen Anspruchs- 2016 Rang 9 unsicherheit. Die Schweiz ist gefordert, gruppen, insbesondere in Bezug auf das bilaterale Verhältnis mit der EU die Ziele Gesundheit, «Diversity & 2015 Rang 6 langfristig zu festigen. Inclusion» und Klimaschutz. 2014 Rang 3 2013 Rang 3 Es gilt, einen transparenten Dialog mit Ambition 2030 der Gesellschaft und der Politik über die 2012 Rang 1 Die Schweiz gelangt in punkto Bedeutung der Pharmaindustrie für die Im Jahr 2012 galt die Schweiz als politisch politische Stabilität und Rechts- Schweiz und die notwendigen Rahmen- stabilstes Land der Welt. Heute hat die Schweiz sicherheit wiederum an die Spitze bedingungen für die Zukunft zu führen. den Anschluss an die Weltspitze verloren. und kann den negativen Trend Angesichts der dynamischen Entwick- Damit einher geht eine sinkende Rechts- brechen. lungen könnte für die Beratung von und Planungssicherheit, die aufgrund des langen Politik und Bundesrat ein institutionali- Investitionshorizontes der Pharmabranche sierter Beirat zur Zukunft des Lifescien- Neuansiedlungen und Investitionen hemmt. Die Rechtsunsicherheit ist teilweise ces-Standortes hilfreich sein. Dieser hausgemacht und die Qualität des würde sich aus hochrangigen Vertretern Quelle: The World Bank (2012–2020) Standorts Schweiz wird damit auch von Wissenschaft, Privatwirtschaft und von innen bedroht. Vor dem Hinter- Behörden zusammensetzen. Er würde ist auf funktionierende Handelsbezie- grund der gesellschaftlichen Entwick- insbesondere den Bundesrat beraten, hungen und offene Märkte angewiesen. lungen in der COVID-Krise, der demo- damit zukünftige Entwicklungen in die- Die Pharmaindustrie exportiert jährlich grafischen Herausforderungen und der ser für die Schweiz wichtigen Branche Güter im Wert von rund 90 Milliarden damit einhergehenden steigenden Ge- antizipiert werden können. Franken. Davon gehen rund die Hälfte sundheitskosten dürften Forderungen in die Europäische Union. Geregelte zur Beschränkung der unternehmeri- Zugang zu Export- und Import- und stabile Handelsbeziehungen mit schen Freiheit zunehmen. Deshalb ist märkten sichern der EU sind deshalb für die pharma- es in Zukunft umso wichtiger, dass die Ein international vernetztes und ex- zeutische Industrie von essenzieller Branche in den Bereichen Umwelt, So- portorientiertes Land wie die Schweiz Bedeutung. 18
Interpharma | Pharmastandort Schweiz 2030 europäischen Forschungsprogrammen. Pharmaexporte der Schweiz im Jahr 2021 Gleichzeitig muss die Spezialisierung forciert werden, um im internationalen nach Destination Wettbewerb bestehen zu können. 48 % EU Ambition 2030 52 % Rest 14 % Deutschland Die Schweiz hält die Spitzen 26 % USA 9% Spanien position bei der Bildungsqualität 7% BRIC 5% Slowenien inne und hat einen unbürokrati- 4% Japan 4% Italien schen Zugang zu ausländischen 2% UK 4% Frankreich Experten, Fach- und Führungs 13 % Rest der Welt 3% Österreich kräften. Ein stabiler und ungehin- 2% Niederlande derter Zugang zum EU-Arbeits- 7% Rest EU markt sichert dabei auch die Verfügbarkeit von Grenzgängern. Mit rund der Hälfte aller Exporte ist die EU der wichtigste Handelspartner der Schweizer Pharmaindustrie. Entsprechend wichtig sind verlässliche bilaterale Beziehungen und die damit verbundene Rechtssicherheit. Der flexible Arbeitsmarkt ist eine Stärke der Schweiz, nicht aber der Zugang zu ausländischen Fach- und Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung EZV (2022) Spitzenkräften. Die Sicherstellung der Personenfreizügigkeit gehört deshalb zu den zentralen Forderungen für die Zugang zu den besten kommenden Jahre. Daneben müssen Ambition 2030 Köpfen ermöglichen ausreichend Kontingente aus Dritt- Die Schweiz verfügt über einen Die Pharmaindustrie beschäftigt über- staaten zur Verfügung gestellt und die stabilen und geregelten Zugang durchschnittlich viele hochqualifizier- Verteilschlüssel überarbeitet werden. zum EU-Binnenmarkt und einen te Mitarbeitende. Innovationen sind Eine stärker bedarfsorientierte Ver- barrierefreien Zugang zu den jedoch nicht nur vom wissenschaft- teilung mit vereinfachten Prozessen ist weltweit wichtigsten Export- und lichen Niveau einzelner Spitzenforscher notwendig. Nur so bleibt die Branche Importmärkten mit starkem abhängig: Sie werden massgeblich von im Wettbewerb um Fachkräfte kompe- Schutz des geistigen Eigentums. der Qualifikation der gesamten Beleg- titiv. Weiterhin müssen Schweizer Aus- schaft mitbestimmt. Die Schweiz steht bildungsbetriebe auf das Aufkommen punkto Bildungsqualität im internatio- neuer Berufsbilder wie zum Beispiel Die Schweiz muss mit weiteren Län- nalen Vergleich gut da, nicht zuletzt Data Scientist agil reagieren. dern Freihandelsabkommen abschlies- dank dem dualen Bildungssystem. sen. Dabei wird eine länderspezifische Dennoch gibt es Verbesserungspoten- Umfeld für Investitionen Vorgehensweise nötig sein, die vom je- zial, denn der technologische Wandel attraktiv gestalten weiligen Entwicklungsstand der Länder führt zu neuen Herausforderungen Die Schweiz hat heute noch ein wett- abhängt. So sollen auch weniger kauf- bezüglich der künftigen Berufsbilder. bewerbsfähiges fiskalisches Umfeld. kräftige Länder Zugang zu innovativen Die Digitalisierung führt zu einem Wan- Der internationale Steuerwettbewerb Arzneimitteln erhalten. Die Pharma- del der Kompetenzanforderungen. Die ist aber nicht abgeschlossen. Um branche beschäftigt sich aktiv mit der obligatorischen Schulen müssen mehr gegenüber diesen Ländern aufzuholen, Frage der Handelsabkommen und wird digitale Fachkompetenzen und inter- müssen verschiedene Massnahmen regelmässig zuhanden der zuständigen personelle Sozialkompetenzen ver- ergriffen werden. Ein Beispiel ist die Behörden eine Prioritätenliste erstellen. mitteln. Das duale Bildungssystem der Abschaffung der Emissionsabgaben Bei neuen Abkommen muss jederzeit Schweiz ist eine Stärke, ist aber vor auf Eigenkapital, wovon insbesondere garantiert sein, dass Minimalstan- dem Hintergrund des rasanten digita- Start-ups profitieren könnten. dards mit starkem Schutz des geisti- len Wandels gefordert. Es braucht hier gen Eigentums eingehalten werden. eine Flexibilisierung und Modularisie- Neben multilateralen Abkommen, die rung der Berufsbildung. Angesichts der Ambition 2030 das effektivste Mittel zur Sicherung langen Aufbauzeit für neue Berufslehr- Die Schweiz bietet ein attraktives des Marktzugangs sind, braucht es gänge ist zudem eine frühzeitige und und international akzeptiertes branchenspezifische Mutual Recogni- rollende Planung einzuführen. Auch die Umfeld für Investitionen. tion Agreements (MRA). Der diskrimi- Schweizer Universitäten und Fach- nierungsfreie Zugang zu ausländischen hochschulen sind gut aufgestellt und Märkten für Waren, Dienstleistungen erzielen in Rankings oftmals Spitzen- Forderungen nach harmonisierten und Arbeitskräfte ist auch eine wichtige plätze. Die internationale Vernetzung Steuern der OECD gefährden einen Voraussetzung für widerstandsfähige und Anbindung ist für die Qualität der wichtigen Standortfaktor der Schweiz. Lieferketten und damit Versorgungs- universitären Forschung und Lehre Hier sind neben der Politik alle wirt- sicherheit in der Schweiz. Um auch im zentral. Die Einbettung der Schwei- schaftspolitischen Akteure gefordert, Krisenfall auf diese zurückgreifen zu zer Universitäten in die internationale auf internationaler politischer Ebene können, muss, wo angemessen, dieser Forschungslandschaft muss daher Einfluss auf die Entscheidungsträger Zugang mit zusätzlichen Staatsverträ- auch in Zukunft sichergestellt werden, zu nehmen, um weiterhin ein liberales gen abgesichert werden. beispielsweise durch die Teilnahme an Steuersystem zu ermöglichen. 19
SCHWERPUNKTE BEITRAG PHARMABRANCHE BEITRAG POLITIK UND BEHÖRDEN Zugang zu – Die Behörden werden bei der länderspe- – Stabile Handelsbeziehungen mit der EU wer- zifischen Ausarbeitung von Freihandels- den sichergestellt. Export- und abkommen (FHA) mit starkem Schutz – Die Behörden setzen sich für die Aufrechter- Importmärkten des geistigen Eigentums unterstützt, haltung einer multilateralen Handelsordnung beispielsweise durch klare Positionierung sichern der Branche und Bereitstellung der be- ein, verhindern neue Handelsbeschränkungen und konzentrieren sich auf eine angemes- nötigten Datengrundlagen. Benchmark: sene Aktualisierung der pharmaspezifischen Schweiz, mit einer – Die Branche stellt den Behörden regel- Handelsregelungen. Dies schliesst die Umset- Prioritätenliste mässig eine aktualisierte Prioritätenliste zung der 5. Review des WTO-Pharma-Null- für FHA und Mutual Recognition Agree- zollabkommens und eine Vereinfachung des ments (MRA) zur Verfügung. Überprüfungsverfahrens mit ein. – Die Branche bietet Unterstützung bei der – Die internationale Zusammenarbeit auf Ausarbeitung von MRA mit den relevan- technischer Ebene (MoU) wird verstärkt. ten Handelspartnern. Swissmedic engagiert sich stark im Rahmen der International Conference on Harmoniza- – Die Industrie unterstützt weiterhin das tion (ICH). bewährte Schweizer System gesetzlich geregelter Melde- und Lagerpflichten. – Das FHA-Netzwerk wird mit Fokus auf wich- Jede zusätzliche Änderung muss sinnvoll tige (Wachstums-)Märkte verbreitert und und nachhaltig finanziert sein. vertieft. Dabei wird das TRIPS-Schutzniveau (gemäss Prioritätenliste) eingehalten (TRIPS = Trade-Related Aspects of Intellectual Pro- perty Rights). Lücken im Bereich MRA müs- sen geschlossen werden (z.B. mit den USA). – Versorgungssicherheit durch offene Grenzen für Waren und Arbeitskräfte. Wo angemes- sen, werden Staatsverträge ausgehandelt. Zugang zu den – Die Branche verstärkt die Investitionen in die berufliche Weiterbildung und bei – Die digitalen Fachkompetenzen und inter- personelle Sozialkompetenzen werden in der besten Köpfen Bedarf in Umschulungen der Mitarbei- Schulbildung gestärkt. ermöglichen tenden sowie in attraktive Berufsbil- dungschancen. – Die Flexibilisierung und die Modularisierung der Berufsbildung sowie die rollende Planung Benchmark: – Die Branche engagiert sich bei der der Anforderungen werden verstärkt. Finnland Anpassung der Berufslehren an die wan- – Die Qualität der Schweizer Universitäten delnden Bedürfnisse und somit für die und deren Einbettung in die internationale Chance auf Anstellung nach der Lehre. Forschungslandschaft werden gesichert. Die – Die Branche intensiviert die Zusammen- internationale Anerkennung der Fachhoch- arbeit zwischen Industrie und Hoch- schulen und die Spezialisierung der Univer schulen für eine bedarfsgerechte und sitäten auf Schwerpunktbereiche werden zukunftsgerichtete Ausbildung. gestärkt. – Die Branche berücksichtigt den Inländer – Die Personenfreizügigkeit und ausreichende vorrang bei geeigneter Qualifikation. Kontingente für die Schweizer Wirtschaft werden sichergestellt. Der Verteilschlüssel wird in Richtung einer bedarfsorientierten Verteilung mit vereinfachten Prozessen an- gepasst. Rechtliche Rahmenbedingungen werden im Hinblick auf flexible Arbeitsmodel- le überprüft und angepasst.
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