Pilgerfahrt - Ralf Gantzhorn

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Pilgerfahrt - Ralf Gantzhorn
Pilgerfahrt
     ins Paradies
    Eine knappe halbe Autostunde von Benidorm
    entfernt liegt die Sierra d’Aitana. Doch zwischen der
    Hotelturm-Skyline und dem Gebirge im Hinterland
    der Costa Blanca liegen Welten. Kaum eine
    Menschenseele verirrt sich in das schroff auf über
    1.500 Meter Höhe ansteigende Massiv in der Provinz
    Alicante. Fernab vom Trubel ist dieses Fleckchen Erde
    wie geschaffen für Wanderer und Genießer.

    Text und Fotos: Ralf Gantzhorn
Pilgerfahrt - Ralf Gantzhorn
Einsam und pitto-
 resk lässt sich nur
    30 km von den
                        J    osé hat es geschafft. Nach über zwanzig Jahren
                             Leben und Arbeiten in Sella, einem Ort am Fuße
                             des Gebirgszuges Sierra de Aitana, nur wenige
                        Kilometer von der Costa Blanca entfernt, durfte er
                                                                                    dass Sella einem Garten Eden gleicht, in dem u.a. Mis-
                                                                                    peln wachsen, eine von den Römern aus Südostasien
                                                                                    eingeführte Frucht.
  Hotelhochburgen
Benidorms entfernt
 ein unverfälschtes
      Stück Iberien
        erwandern:
                        am Rande des Dorfes seinen eigenen Grund und
                        Boden erwerben. Und nicht nur das: Zu dem Haus –
                        das im Moment noch eher an eine Ruine erinnert –
                        gehören Wasserrechte.
                        Essentiell in einer Gegend, in der nahezu nie ein
                                                                                    A       ber egal ob Mispeln oder Orangen, Mensch
                                                                                              oder Tier, am Fuße der Sierra de Aitana hängt
                                                                                               alles am Tropf. Am Tropf der Quellen von
                                                                                    Sella, einer Karstquelle, die soweit der Mensch zurück
                                                                                    denken kann, mit immer der gleichen Menge und der
      Während des       Tropfen Regen vom Himmel fällt. Ein Mal pro Woche           gleichen (Trinkwasser)-Qualität aus dem Berg schüttet.
    Zustiegs auf die    darf José das Wehr am Rande seines Grundstücks öff-         Ein natürlicher Schatz, der Begehrlichkeiten weckt.
     knapp 1600 m       nen und dann fließt das kostbare Nass in einem kom-         Denn nur knapp 30 km unterhalb von Sella – kulturell
  hohen Gipfel der      plizierten System von Kanälen und Gräben durch sei-         und landschaftlich jedoch Lichtjahre entfernt – liegt Be-
      Sierra Aitana.    ne 2.000 m² Terrassenfelder, auf denen so ziemlich al-      nidorm. Von oben, vom Gipfel des 1.410 m hohen Puig
                        les wächst und gedeiht, was sich der gemeine Mittel-        Campana, mutet es an wie das Manhattan Spaniens.
    Rechts: Mandel-
                        europäer unter mediterraner Flora vorstellt: Orangen-       Knapp 200 Hotels im Wolkenkratzerformat stehen
  und Olivenhaine
                        und Zitronenbäume, Mandeln, Oliven, Granatäpfel,            dicht an dicht am Strand; über eine Million Gäste pro
prägen das Bild im
                        Feigen ... Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.          Jahr wollen hier trinken, duschen, in Swimmingpools
    Hinterland von      Dank der zum Meer offenen Lage und des Schutzes             baden oder auf den inmitten der wüstenhaften Land-
 Sella. Im Frühling,    der bis zu 1.500 m hohen Berge im Hinterland herrscht       schaft deplaziert wirkenden sattgrünen Golfplätzen ihr
    von Februar bis     in Sella und den angrenzenden Tälern ein außerge-           Handicap verbessern.
 März, gleichen die     wöhnlich mildes Klima. Selbst im Winter sinken die          Dieser Moloch dürstet ständig nach Wasser, was dazu
terrassierten Felder    Temperaturen praktisch nie unter 10°C während nur 30        geführt hat, dass vor zwei Jahren bei Nacht und Nebel
     einem einzigen     km weiter, auf der anderen Seite der Berge, Schnee liegt.   Bohrfahrzeuge nach Sella einrückten und unter dem
         Blütenmeer.    Dieser klimatischen Besonderheit ist es zu verdanken,       Schutz der Guardia Civil die Quelle des Dorfs an-

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Die maurische      bohrten. Das Ergebnis war, dass die Quelle fast ver-
 Vergangenheit      siegte und Schlamm die Wasserpipeline von Sella nach
lässt sich nicht    Benidorm verstopfte. Die Pipeline musste wieder auf-
   verleugnen:      gegeben werden und mittlerweile versucht Benidorm
 der Kirchturm      mit Hilfe von Entsalzungsanlagen am Mittelmeer den       Gebietsansprüche für Sandburgen und Liegestuhlbe-       Die fünf Wanderungen stellen dabei für José eine Art     der Sierra de Aitana gelten darf. Während die Gruppe       Über den
                    Durst seiner Gäste zu stillen.                           legung gefochten wird, wandert José mit seinen Reise-   Pilgerreise dar, deren Ziel und Höhepunkt Sella selbst   über die ungewohnt steinigen Pfade stolpert, erzählt       terrassierten Feldern
      von Sella.
                    Zurecht sieht José sein Tourismusprojekt in der Sierra   grüppchen fünf Tage lang durch die Gebirge rund um      ist. Von Tag zu Tag steigert sich der landschaftliche    José über die Zeit der Mauren, die hier ihre letzte Bas-   oberhalb von Sella
                    de Aitana als einen Kampf David gegen Goliath.           das Tal des Rio Guadelest. Touristen von der Küste      Eindruck, von Tag zu Tag hat man das Gefühl, einem       tion auf der iberischen Halbinsel hatten und sich hier     ragt das charakteri-
                    Sanft und unter Einbeziehung der gewachsenen Kultur      wird man hier so gut wie nie begegnen. Dafür aber       Paradies näher zu kommen.                                mit Hilfe der Topographie lange gegen die Re-Con-          stisch geformte
                    möchte er den Tourismus in der gebirgigen Region im      jeder Menge Burgen und anderen Spuren aus der                                                                    quista, die Re-Christianisierung, wehren konnten.
                                                                                                                                                                                                                                                         Massiv des 1.410 m

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                    Hinterland der Costa Blanca entwickeln – Klasse
                    statt Masse.
                    Während unten am Strand mit harten Bandagen um
                                                                             Zeit der maurischen Besetzung Spaniens, was ja auch
                                                                             eine Form von Massentourismus war, wenngleich
                                                                             besser bewaffnet.                                       S     o umrundet man am ersten Tag die Sierra de
                                                                                                                                           Bérnia, einen 1.129 m hohen Gebirgsstock, der
                                                                                                                                           von Westen aus betrachtet als das Matterhorn
                                                                                                                                                                                              Ein Überbleibsel aus dieser Zeit ist das Fort de Bérnia,
                                                                                                                                                                                              dessen fragil aussehende Rundbögen wie durch ein
                                                                                                                                                                                              Wunder immer noch der Schwerkraft trotzen. Auf der
                                                                                                                                                                                                                                                         hohen Puig
                                                                                                                                                                                                                                                         Campana auf.

                                                                                                                                                                                                                                                               1/2010 terra   63
Pilgerfahrt - Ralf Gantzhorn
druck im Mittelalter in der Bevölkerung geherrscht ha-
                                                                                     ben muss, dass auf dieser Höhe noch unter größten
                                                                                     Mühen Oliven- und Mandelbäume kultiviert worden
                                                                                     sind? Vom Gipfel der Sierra de Serrella erschließt sich
                                                                                     erstmals die gesamte Landschaft auch im Überblick.
                                                                                     Wie ein riesiges U umschließen die Berge der Sierra de
                                                                                     Aitana das Tal des Rio Guadelest.
                                                                                     Graubraun überwiegt jetzt im September als Farbe und
                                                                                     die gesamte Gegend sieht aus, als wäre sie durch die
                                                                                     Terrassierung mit einem Kamm bearbeitet worden. Da-
                                                                                     zwischen liegen einige kleine Dörfer, deren weiße
                                                                                     Häuser dem Auge ein Gefühl für die Dimension der
                                                                                     Berge geben. An sich nichts Spektakuläres, das muss
                                                                                     auch José zugeben. Der Weg ins Paradies ist ein
                                                                                     innerer und zudem in der Sierra de Serrella auch noch
                                                                                     dornenreich. Höchst real und diesseitig hinterlassen
                                                                                     die unzähligen Thymian-, Rosmarin-, Salbei- und
                                                                                     Brombeersträucher nicht nur einen betörenden Duft,
                                                                                     sondern auch so manchen Kratzer auf empfindlicher
                                                                                     germanischer Haut.

                                                                                     D
                                                                                                as Höchste in der Sierra de Aitana ist der Ait-
                                                                                                ana Gipfel selbst, den man am dritten Tag be-
                                                                                                steigt. Nachdem der Anstieg noch aus-
                                                                                     sichtsreich zwischen steilen Felswänden hinaufführte,
                                                                                     bleibt der Gipfelblick den Sella-Wanderern aufgrund
                                                                                     von Nebel verwehrt. „Dat sieht ja aus wie in Hamburg
                                                                                     auf’m Fischmarkt,“ fällt einem Gast dazu ein. Über-
                                                                                     sehen hat er dabei einige bis zu 90 m tiefe Felsspalten,
                                                                                     die durch Erdrutsch entstanden sind und deren Tief-
                                                                                     blick für nicht schwindelfreie Hamburger angesichts der
                                                                                     gerade vorherrschenden mystischen Wetterlage gerade
                                                                                     noch erträglich ist.
                                                                                     Ebenfalls prima zum Reinfallen geeignet sind an der
 Die Sierra Aitana     anderen Seite des Massivs staunt man nicht schlecht, als      Nordseite der Sierra de Aitana errichtete, bis zu 15 m
ist bei Wanderern      der Weg zurück nicht über einen deutlich sichtbaren           tiefe kreisrunde Steinmauern. Die erste Assoziation
    und Kletterern     Pass, sondern anscheinend mitten in den Berg hinein-          „mittelalterliches Verlies“ ist völlig verkehrt, denn es
    gleichermaßen      führt. Des Rätsels Lösung ist ein rund 30 m langer, na-       handelt sich um Speicher, in denen früher Schnee als
      beliebt: Oben    türlicher Tunnel, durch den José seine Gäste ein Mal          kostbares Kühlmittel für den Fang der Fischer an der
                       quer durch den Berg und mit den Knien in den Staub            Küste aufbewahrt wurde.
  einige Wanderer
                       schickt. Eine Pilgerreise eben, der Weg ins Paradies will     Am vierten Tag wandert man unter der Leitung von
während des Auf-
                       erarbeitet sein.                                              José nach Sella selbst. Dabei wechselt man von der
   stiegs zum Puig                                                                   Nord- auf die Südseite des Massivs und steht plötzlich

                       F
 Campana, rechts              ür die nächste Tour steht die Sierra de Serrella auf   inmitten eines duftenden Pinienwaldes, dessen Hinter-
    ein Kletterer in          dem Programm. Vom Ort Castell de Castells,             grund von den wie ein Dinosaurierrücken wirkenden
 den überhängen-              der Burg der Burgen, steigt man hinauf zur ei-         Kalkwänden der so genannten Castellets – kleine
 den Wänden des        gentlichen Feste, deren Ruine sich oberhalb der Ter-          Burgen – gebildet wird.
 Barranc de L’Arc.     rassenfelder an die steilen Felsen schmiegt. Terrassen-       José bittet um Ruhe, nicht weil man sich jetzt endlich
                       felder bestimmen auch den Weiterweg zwischen steilen          Sella nähert, sondern weil der Wald Teil eines Medita-
                       Felswänden, hinauf auf den knapp 1.500 m hohen                tionszentrum ist, das hier am Ende des Tals von Sella
                       Kamm.                                                         seine Pforten geöffnet hat. Doch mitten in die jetzt aus-
                       Die Frage drängt sich auf, was für ein Versorgungs-           nahmsweise stille Gruppe fällt ein Schuss. Und dann

  64   terra 1/2010
Pilgerfahrt - Ralf Gantzhorn
Pilgerfahrt ins Paradies

                                                                                                                                                                                                   der Welt erkunden, so einfach war das. Nur eine
                                                                                                                                                                                                   Zukunft konnte und wollte er mit dem Rifugio nicht
                                                                                                                                                                                                   aufbauen, denn zu dem Grundstück gehört eine Quel-
                                                                                                                                                                                                   le und so etwas ist in einem Ort wie Sella unverkäuf-
                                                                                                                                                                                                   lich. Das Glück war nur gemietet, zu wenig für José,
                                                                                                                                                                                                   der mittlerweile 36 Jahre zählt und „auch besitzen
                                                                                                                                                                                                   möchte, was er aufgebaut hat.“

                                                                                                                                                                                                   V        orbei am Rifugio erreichen die Wanderer nun
                                                                                                                                                                                                          Sella selbst. Am Anfang der „Pilgerreise“ hatten
                                                                                                                                                                                                         seine Besucher noch Scherze gerissen über die fast
                                                                                                                                                                                                   lyrischen Beschreibungen Josés, was den paradiesischen
                                                                                                                                                                                                   Charakter dieses Ortes anginge. Aber die Scherzwor-
                                                                                                                                                                                                   te verstummten angesichts der lauen Abende auf der
                                                                                                                                                                                                   Terrasse von Violeta und Jonathan, zwei Freunden von
                                                                                                                                                                                                   José, deren Gastfreundschaft man hier genießt.
                                                                                                                                                                                                   Dem Haus gegenüber liegt Sella im letzten Abendlicht.
                                                                                                                                                                                                   Wie ein Schwalbennest klebt das Dorf am Berghang,
                                                                                                                                                                                                   überragt von einem Kirchturm, dessen muslimische
                                                                                                                                                                                                   Vergangenheit nicht zu übersehen ist. Dahinter verliert
                                                                                                                                                                                                   sich im Schatten die gebirgige Kulisse des Puig Cam-
                                                                                                                                                                                                   pana, dessen Gipfel selbst in den Wolken bleibt.              Steil und
                                                                                                                                                                                                   Angeleuchtet wird lediglich Sella.                            unnahbar wirkt
                                                                                                                                                                                                   „Dort, wo man sich den Sonnenuntergang anguckt,               sowohl das
                                                                                                                                                                                                   fühlt man sich zu Hause“, sagt José und man spürt, wie        von Menschen
                                                                                                                                                                                                   seine Gedanken um das erworbene Grundstück am                 errichtete
                                                                                                                                                                                                   Randes des Ortes kreisen. Und das ist vielleicht das          Castell de
                                                                                                                                                                                                   Besondere an Sella, respektive José: Innerhalb von nur        Guadalest im
                                                                                                                                                                                                   fünf Tagen konnte er den fremden Besuchern vermit-            Tal als auch
                                                                                                                                                                                                   teln, wie in seinen Augen das Paradies aussieht.              die dahinter
                                                                                                                                                                                                   Und es bleibt etwas davon hängen – geschuldet nicht
                                                                                                                                                                                                                                                                 liegende Sierra
                                                                                                                                                                                                   nur der in der Tat paradiesischen Landschaft, sondern
                                                                                                                                                                                                                                                                 de Bernia, ein
                                                                                                                                                                                                   auch dem Einfühlungsvermögen und der Vision des-
                                                                                                                                                                                                   jenigen, der uns diesen Schatz entdeckt hat. Sella ist        knapp 1.200 m
                                                                                                                                                                                                   nicht mehr nur ein Ort unterhalb der 1.500 m hohen            hohes Berg-
                                                                                                                                                                                                   Sierra de Aitana, sondern die Heimat von José. Ein Ort        massiv über
                                                                                                                                                                                                   von dem man ahnt, dass hier jemand sehr glücklich ist.        dem Meer.

                    noch einer. „Bist Du sicher, dass es sich hier um ein      von Wein umrankte Hütte. Anlass für José, etwas mehr      Erschließer der Felskletterrouten am Fuße der Sierra de
                    Meditationszentrum handelt?“, fragt Kerstin José.          von sich und Sella zu erzählen. Er war gerade vier Tage   Aitana.
                    „Bin ich,“ antwortet dieser, „allerdings hat das Kloster   alt, als seine Mutter den in Alicante geborenen Knaben    1993 konnte er eine Hütte unterhalb der Felsen mieten
                    auch einen Nachbarn.“ Und dieser benutzt, wie José         das erste Mal nach Sella brachte.                         und über die Jahre mit Hilfe von Freunden aus aller                                       Der Geologe Ralf Gantzhorn lebt in
                                                                                                                                                                                                                                   Hamburg und arbeitet als Gutachter, Foto-
                    weiter erklärt, eine akustische Selbstschussanlage um      Für ihn war das der Beginn einer Liebesbeziehung, die     Welt zum so genannten „Rifugio“ (Schutzhütte)
                                                                                                                                                                                                                                   graf und Autor. Raue, unwirtliche
                    die Wildschweine zu vertreiben.                            er mit 16 Jahren erstmals bewusst mit Leben zu füllen     ausbauen. Das Rifugio bildete für José die Basis für                                      Gebiete wie Schottland, Patagonien oder
                    Etwas weiter unten im Tal, weit weg von den Selbst-        wusste, denn damals entdeckte José das Klettern.          die „glücklichsten Jahre meines Lebens“, wie er sagt.                                     der Harz sind seine Lieblingsziele.
                    schussanlagen, passieren wir einige Felswände und eine     Konsequenterweise wurde er zu einem der führenden         Im Winter Klettern in Sella und im Sommer den Rest                                        www.ralf-gantzhorn.de

66   terra 1/2010                                                                                                                                                                                                                                                          1/2010 terra   67
Pilgerfahrt - Ralf Gantzhorn
reiseinfos                            SIERRA AITANA
                                                                                                                       rung, auf der mindestens zwei Liter                                                                                    kulärste sondern liegt auch un-        reicht man den Ausgangspunkt.
                                                                                                                       Wasser pro Person mitgeführt wer-                                                                                      mittelbar oberhalb von Benidorm.       Beste Jahreszeit: Mai/Juni bzw.
                                                                                                                       den sollten.                                                                                                           Stärker kann man Kontraste nicht       September/Oktober.
                                                                                                                       Route: Von Castell de Castells                                                                                         erleben.                               Einkehr/Unterkunft: In Sella
                                                                                                                       steigt man hinauf zu einem Pass                                                                                        Anspruch: Anspruchsvolle Berg-         Tipp: Baden in den Quellen von
                                                                                                                       zwischen der Sierra Xorta und der                                                                                      tour, die durch eine mühselige         Sella
                                                                                                                       Sierra de Serrella. Dort wendet                                                                                        Schotterrinne auf das Gipfelpla-
                                                                                                                       man sich nach Westen und wan-                                                                                          teau führt. Auf dem Plateau kreu-      Lage
                                                                                                                       dert unterhalb der Ruinen eines                                                                                        zen sich zahlreiche Pfade, bei Ne-     Im Hinterland der Costa Blanca,
                                                                                                                       Castells zum nächsten Pass. Der                                                                                        bel besteht eine gute Chance sich      nordwestlich von Alicante und von
                                                                                                                       Weg wird nun deutlich schmaler                                                                                         zu verlaufen.                          dort in ca. 1 Autostunde zu errei-
                                                                                                                       und führt in ein enges, durch hohe                                                                                     Ausgangspunkt: Von Sella fährt         chen.
                                                                                                                       Steilwände begrenztes Tal, dass                                                                                        man das Tal hinauf und lässt auch
                                                                                                                       an dieser Stelle praktisch den etwas                                                                                   noch das Klettergebiet links liegen.   Anreise
                                                                                                                       zu breit geratenen Grat der Serrel-                                                                                    An einer Wegkreuzung kurz nach         Am besten mit dem Flugzeug
                                                                                                                       la Berge darstellt. Durch dieses Tal,   Anspruch: Trittsicherheit erfor-       zu bieten. Auf dieser Wanderung         rechts und dort das Fahrzeug ab-       nach Alicante. Von dort weiter ent-
                                                                                                                       bei Sonnenschein ein wahrer Glut-       dernde Gratwanderung, zum Teil         bleibt man allerdings unten und         stellen.                               weder mit öffentlichen Verkehrs-
                                                                                                                       kessel, steigt man hinauf zu dem        mit PR-V-20 markiert.                  schaut gemächlich zu.                   Route: Man folgt zunächst dem          mitteln oder Mietwagen. Günstige
                                                                                                                       südlich gelegenen höchsten Punkt        Route: Startpunkt ist ein Parkplatz    Anspruch: Leichte Streckenwan-          Feldweg nach Osten und erreicht        Flüge bietet u.a. www.airberlin.com.
                                                                                                                       der Kette, dem Pla de la Casa           an den Quellen der Fonts de Par-       derung, die zum Schluss leider          nach ca. einer halben Stunde ein       Hin- und Rückflug sind außerhalb
                                                                                                                       (1379 m). Anschließend aus-             tagat. Nach dem man dort seine         etwas langweilig auf der Straße         verlassenes Haus. Dort beginnt         der Saison und bei frühzeitiger
                                                                                                                       sichtsreich über den Kamm zum           Wasservorräte aufgefüllt hat, geht     nach Sella führt. Menschen mit          ein Wanderweg, der oberhalb der        Buchung ab ca. 200 € zu haben.
                                                                                                                       nächsten Gipfel. Der folgende Ab-       es auf markierten Steig hinauf zur     empfindlicher Haut sollten zu-          Castellets auf die Nordseite des
                                                                                                                       stieg ist steil und führt hinunter      Sierra de Aitana. Nach einem Pass      mindest eine lange Hose im Ge-          Puig Campana führt. Dort erklären      Bücher/Karten
                                                                                                                       zum Coll de la Canall. Man wendet       erreicht man die Simas de Parta-       päck haben.                             mehrere Hinweistafeln den Weiter-      Das Angebot ist sehr dünn, einen
Kaum bekannt und trotzdem gut          Fünf Top-Touren                        Beste Zeit: Herbst, Winter, Frühling     sich nach rechts und wandert ei-        gat, durch einen Bergrutsch ent-       Route: Von Benifato wandert man         weg zum Gipfel. Steil und zum          vernünftigen Reiseführer über die
und günstig erreichbar: Die Sierra     Tour 1: Dem Meer ganz nah              Einkehr: Kneipen und Restaurants         nen gut markierten Pfad hinunter        standene Spalten. Idealer Pick-        über den PR-V-9 in Richtung Portet      Schluss über eine steile Schotter-     Sierra Aitana gibt es praktisch
de Aitana bietet von Herbst bis        Rund um das Bérnia-Massiv: 4 h,        in Callosa oder Tárbena.                 nach Quatretondeta.                     nickplatz, von dem man in ca. 10       de Targarina. Nachdem man an-           rinne erreicht man das Gipfelpla-      nicht. Einziger Führer zu Wande-
Frühling ein optimales Wanderre-       300 hm im An- und Abstieg              Tipp: Baden in den Quellen von El        Beste Zeit: Herbst, Winter, Frühjahr    Minuten nach Westen gehend den         fangs noch einige wundervolle           teau, wo man in einem weiten           rungen im Hinterland der Costa
vier, nur 30 Kilometer von der         Panorama-Höhenwanderung                Algar unweit von Callosa                 Einkehr: Hotel Serrella in Castell de   höchsten Punkt (1558 m) besteigen      Tiefblicke auf das Tal des Rio de       Linksbogen den mit einer Beton-        Blanca ist:
Costa Blanca entfernt.                 unterhalb senkrechter Wände und                                                 Castells                                kann. Der Weiterweg führt ent-         Guadelest genießen durfte rücken        säule markierten höchsten Punkt        Landschaften der Costa Blanca,
Ein selbst für Mittelmeerverhält-      mit Blick auf das Mittelmeer. An-      Tour 2: Heiß und luftig                                                          lang des Kammes nach Osten,            später die bis zu 150 m hohen           erreicht. Rückweg auf gleichem         John und Christine Oldfield, Sun-
nisse sehr mildes Klima, schroffe      spruch: Rundwanderung auf stei-        Der Grat der Sierra de Serella: 8 h,     Tour 3: Achtung: Spalten!               wo man nach ca. 1,5 h an einen         senkrechten bis überhängenden           Pfad zu den Hinweistafeln an der       flower 2002, 12,70 €.
Kalksteinmassive bis 1.500 m           nigen Wegen mit der kleinen Be-        800 hm im An- und Abstieg                Über die Sierra de Aitana: 7–8 h,       von Süden heraufkommenden              Wände des Peña Roc in den Mittel-       Nordseite des Berges. Nun einem        Karten sind am besten vor Ort
Höhe und terrassierte Felder aus       sonderheit, das Gebirgsmassiv          Für alle, die sich eine Übersicht ver-   400 hm Anstieg, 800 hm Abstieg          Feldweg gelangt. Man hält sich         punkt. Direkt unterhalb der Wände       nach Nordwesten führenden Wan-         erhältlich.
der Zeit der Mauren, so lassen sich    durch einen engen und staubigen        schaffen wollen: Die Sierra de Ser-      Der höchste Gipfel der Sierra de        nach links (Norden) und steigt, an     steigt man hinauf zu einem Pass,        derweg folgen. Dieser leitet einen
die auffälligsten Charakteristika      Tunnel durchqueren zu müssen.          rella bietet eine aussichtsreiche        Aitana wartet nicht nur mit einem       einem noch nahezu intaktem             den man nach rund drei Stunden          in einem weiten Boden hinunter zu      Information
der Sierra de Aitana zusammen-         Gelegentlich markiert mit PR-V-7.      Kammwanderung mit Blick auf              eindrucksvollen Rundblick auf,          Schneespeicher vorbei, in Rich-        erreicht. Der Weiterweg führt durch     einem Feldweg. Rechtshaltend er-       www.terraferma.net
fassen. Erstaunlich ist, dass sich     PR steht für pequeño recorrido,        das gesamte Tal des Rio Guadelest.       sondern gewährt auch einen tiefen       tung der Quellen Fonts de Partagat     das Tal Barranc de Sanchet, zu-
trotz der Nähe zu Alicante und der     also kleine Rundwanderung.             Anspruch: Lange Gebirgswande-            Einblick in sein Innenleben.            ab. Kurz oberhalb der Quellen teilt    nächst durch Wald und später auf
relativ guten Erschließung kaum        Route: Ausgangspunkt ist ein Park-                                                                                      sich der Weg. Nach Benimatell          einer Straße, nach Sella.
ein Tourist in diese Bergen verirrt.   platz am Ende eines engen und                                                                                           führt der mit PR-V-21 markierte        Beste Zeit: Frühjahr, Winter,
Lediglich die Kletterer haben das      kurvigen, von Callosa herauffüh-                                                                                        Weg durch wunderschöne Oliven-         Herbst.
Tal von Sella entdeckt und frönen      renden Feldweges. Von dort wan-                                                                                         und Mandelhaine.                       Einkehr und Unterkunft: Sella
hier ihrem Sport an einigen Fels-      dert man an einer Quelle vorbei                                                                                         Beste Zeit: Frühling und Herbst        Tipp: Das Klettergebiet von Sella ist
wänden, die – wie bei Sportklette-     hinauf zur mittelalterlichen Festung                                                                                    Tipp: Oberhalb von Benimantell         hervorragend auch für Anfänger ge-
rern so üblich – nicht mehr als fünf   des Fort de Bérnia. Weiter im Uhr-                                                                                      lässt sich im Hotel/Restaurant „El     eignet. Hinter dem Rifugio, an ei-
Minuten vom Parkplatz entfernt         zeigersinn um das Gebirgsmassiv                                                                                         Trestellador“ hervorragend essen       nem turmartigen Bau unweit des
sein dürfen. Dahinter beginnt eine     herum und nach einem Pass zu                                                                                            und nächtigen.                         Parkplatzes, kann man auch prima
Landschaft mit nahezu alpinen          den Casas del Runar. Nach einem                                                                                                                                bouldern.
Dimensionen, deren Duft je nach        schweißtreibenden Aufstieg er-                                                                                          Tour 4: Wege in das Paradies
Höhenlage von Mandel- und Oli-         reicht man einen Tunnel, der von                                                                                        Von Benimantell nach Sella: 8 h, 15    Tour 5: Fast wie in den Dolomiten
venhainen oder wilden Thymian,         der Nord- auf die Südseite des                                                                                          km, 800 Hm                             Auf den Puig Campana: 7 h, 800
Oregano und den anderen Kräu-          Massivs führt. Hinter dem Tunnel                                                                                        Spätestens oberhalb von Sella wird     hm im An- und Abstieg
tern aus der Provinz betörend die      rechtshaltend auf Wegspuren zu-                                                                                         jedem klar: Die Sierra de Aitana hat   Der zweithöchste Berg der Sierra
Sinne umschmeichelt.                   rück zum Parkplatz.                                                                                                     Wände von alpinen Dimensionen          de Aitana ist nicht nur der spekta-

68   terra 1/2010                                                                                                                                                                                                                                                                                         1/2010 terra   69
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