Polizeiliche Kriminal-statistik 2018 Polizeiliche Verkehrsunfall-statistik 2018 - Polizei Niedersachsen

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Polizeiliche Kriminal-statistik 2018 Polizeiliche Verkehrsunfall-statistik 2018 - Polizei Niedersachsen
POLIZEI Extrablatt von 1985          www.polizei-nds.de

0 3    –   M A I   /   J U N I   2 0 1 9   INFORMATIONEN FÜR NIEDERSACHSENS POLIZEI

Polizeiliche                                            Polizeiliche
Kriminal-                                           Verkehrsunfall-
statistik 2018                                       statistik 2018
S. 4                                                                           S. 6
Polizeiliche Kriminal-statistik 2018 Polizeiliche Verkehrsunfall-statistik 2018 - Polizei Niedersachsen
INHALT     Seite 2 | 03 – Mai/Juni 2019 | proPOLIZEI

                                                  4                                                   24                                                       31
© biker3 / Fotolia

TITEL                                                  NIEDERSACHSEN                                         AKTUELL
04 KRIMINALITÄTSENTWICKLUNG                            18 LINGEN:                                            27 POLIZEI THÜRINGEN
   Polizeiliche Kriminalstatistik 2018                    Gewalt-Präventionsprojekt                             Thüringer Uniformen kommen
                                                          vorgestellt                                           ab 2020 aus Niedersachsen
06 VU-STATISTIK 2018
   Weniger Unfälle in 2018 –                                                                                 28 ZENTRALE POLIZEIDIREKTION
   leichter Anstieg bei Verkehrstoten                  19 RÄDERWERK
                                                                                                                Uwe Lange ist neuer
                                                          Polizei und Kooperationspartner
                                                                                                                Polizeivizepräsident der ZPD
                                                          stellen Projekt „Räderwerk“ vor
                                                                                                             28 LANDESKRIMINALAMT
NIEDERSACHSEN                                          20 GRENZÜBERSCHREITENDES                                 Bernd Gründel ist neuer
                                                          POLIZEITEAM                                           Vizepräsident im Landeskriminalamt
08 KRIMINALPRÄVENTION
                                                          „Ahauser Übereinkommen“
   Kriminalitätsangst der Bevölkerung                                                                        29 POLIZEIINSPEKTION OSNABRÜCK
   ernst nehmen                                           besiegelt Fortführung des
                                                          Grenzüberschreitenden                                 Andrea Menke neue Leiterin der
                                                                                                                Polizeiinspektion Osnabrück
10 KATHOLISCHE POLIZEISEELSORGE                           Polizeiteams
   Torsten Thiel ist neuer
                                                                                                             29 WANDERAUSSTELLUNG
   Landespolizeiseelsorger                             22 NACHRICHTENAUSTAUSCHSYSTEM                            „Freunde – Helfer – Straßenkämpfer.
                                                          SIENA – Der kurze Draht ins                           Die Polizei in der Weimarer Republik“
11 NIEDERSACHSEN
                                                          Ausland
   Die Polizeiseelsorge in Niedersachsen

12 DIE DIGITALE POLIZEI                                24 „BACHELOR OF ARTS“
   Fachtagung digitale Ermittlungen                       „Bachelor of Arts“                                 SPORT
                                                          an 163 angehende
14 INTERVIEWS                                                                                                30 SPORTBEAUFTRAGTER
                                                          Polizeikommissarinnen und
   Höherer Dienst – auch was für mich!                                                                          Wechsel im Amt des Polizeisport-
                                                          Polizeikommissare verliehen
                                                                                                                beauftragten in Niedersachsen
16 OSNABRÜCKER FACHTAGUNG
   Osnabrücker Fachtagung nimmt                        26 ABLENKUNG IM FÜHRERHAUS                            31 DPM HANDBALL
   erhöhte Risikowahrnehmung der                          Spezialisierte Verkehrsüberwachung                    11. Deutsche Polizeimeisterschaft
   Gesellschaft in den Blick                              des Schwerlastverkehrs                                im Handball der Frauen

                     IMPRESSUM

proPOLIZEI XXXIII. Jahrgang                            Anschrift der Redaktion:                              Druck:
                                                       Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport   updruck printmanufaktur
Herausgeber:                                           Redaktion proPOLIZEI                                  Am Frettholz 5, 31785 Hameln
Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport    Postfach 221, 30002 Hannover
Lavesallee 6, 30169 Hannover                           Tel. 0511 120-6044 oder 0511 120-6259                 Die proPOLIZEI erscheint im Zwei-Monats-Rhythmus
                                                       Fax 0511 120-6555                                     6 mal im Jahr.
Verantwortlich:                                        E-Mail: propolizei@mi.niedersachsen.de
Philipp Wedelich, Vertreter: Bastian Lückfeldt                                                               Rechtlicher Hinweis:
                                                       Layout:                                               Alle in proPOLIZEI veröffentlichten Beiträge sind
Redaktion:                                             Dirk Bindbeutel                                       urheberrechtlich geschützt. Namentlich gekennzeichnete
Nevin Ayyildiz, Dennis Dickebohm, Marco Ellermann,     Polizeiakademie Niedersachsen, Dezernat 20            Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers
Werner Steuer, Philipp Hasse, Sabine Hoffmann,         Gimter Straße 10, 34346 Hann. Münden                  oder der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält
Thomas Münch, Franziska Santhiralingam,                                                                      sich vor, Zuschriften/Beiträge (gegebenenfalls in gekürzter
Sven Thielert, Doris Wollschläger                      Titelbild: © sdecoret / Fotolia und Polizei           Form) zu veröffentlichen.
Polizeiliche Kriminal-statistik 2018 Polizeiliche Verkehrsunfall-statistik 2018 - Polizei Niedersachsen
proPOLIZEI | 03 – Mai/Juni 2019 | Seite 3   EDITORIAL

                                               Leitender Kriminaldirektor
                                               im Landespolizeipräsidium
                                               Dirk Pejril

Liebe Kolleginnen
und Kollegen,
Erfolge der Polizeiarbeit lassen sich nicht ganz so einfach anhand    abbilden lassen. Das gilt bspw. für sog. Clankriminalität, die
von „Bilanzdaten“ oder der Feststellung einer „Marktposition“         als solche nicht in der PKS erfasst ist und trotzdem seit Jahren –
erklären, wie dies vordergründig für Wirtschaftsunternehmen           nicht erst mit der medialen Aufmerksamkeit – zu unseren
zu sein scheint. Die Polizeiarbeit gestaltet sich facettenreich und   Bekämpfungsschwerpunkten gehört.
komplex, Ergebnisse generieren sich aus Beiträgen vieler Akteure.
Wenn wir in der Kriminalitätsbekämpfung Bilanz ziehen, greifen        Das Sicherheitsempfinden ist als sensibler Gradmesser zu be-
wir zunächst auf Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS)      trachten, wenn fast 24 Prozent der Menschen es für wahrschein-
zurück. Sie bildet das „Hellfeld“ ab, also die der Polizei bekannt    lich halten, dass in den nächsten zwölf Monaten bei ihnen ein-
gewordene Kriminalität. Um den Blick auch für das „Dunkelfeld“        gebrochen wird, objektiv die Anzahl der Wohnungseinbrüche
zu schärfen und die richtigen Schwerpunkte zu setzen, haben           aber deutlich gesunken ist. Dafür gibt es viele Ursachen, z. B.
wir in Niedersachsen in den vergangenen Jahren dreimal eine           mediale Berichterstattungen, Thematisierung im persönlichen
sog. Dunkelfeldstudie durchgeführt. Niedersachsen ist damit           Umfeld oder die Wahrnehmung der allgemeinen Sicherheitslage
bundesweit das erste Land, das in dieser Form Hell- und Dunkel-       durch Berichte über islamistische Terroranschläge weltweit. Ich
felderkenntnisse in gemeinsame Betrachtungen einbezogen hat.          kann alle Kolleginnen und Kollegen nur ermutigen, bei Öffent-
                                                                      lichkeitsarbeit oder auch Gesprächen im privaten Umfeld aktiv
Feststellbar ist, dass die PKS – bei aller Notwendigkeit der          zu „objektivieren“ und irreführenden Verstärkereffekten in der
detaillierten Analyse, Bewertung und Erklärung – als ein Grad-        Wahrnehmung vom Kriminalitätsgeschehen entgegenzuwirken.
messer für den polizeilichen Erfolg anzusehen ist. Für 2018
dürfen wir dahingehend Bilanz ziehen, dass Niedersachsen die          Letztlich unterscheiden wir uns nicht völlig von Wirtschafts-
geringste Kriminalitätsbelastung seit fast 40 Jahren aufweist.        unternehmen. Wir stellen uns als Polizei Niedersachsen sehr
Die sog. Häufigkeitszahl, also die Anzahl der Straftaten pro          erfolgreich den Herausforderungen unserer Zeit, z. B. in Bezug
100.000 Einwohner, liegt mit 6.362 nochmals unter der des             auf die Digitalisierung, neue Kriminalitätsphänomene oder die
Vorjahres (6.621) und zudem deutlich unter dem Bundesdurch-           demografische Entwicklung. Im Zusammenwirken der Einsatz-
schnitt (6.710). Damit ist Niedersachsen eines der sichersten         und Ermittlungsbereiche wirkt Polizeiarbeit so erfolgreich wie
Länder und behauptet eine erfreuliche „Marktposition“.                lange nicht. Präsenz, Interventionsfähigkeit und Ermittlungs-
                                                                      arbeit in der analogen wie digitalen Welt werden aktuell
Mit etwa 506.000 Fällen registrieren wir 2018 rund 20.000             weiter optimiert, um auch zukünftig feststellen zu dürfen:
Fälle weniger als im Vorjahr und damit das niedrigste Fallauf-        „Klasse Bilanz!“
kommen seit 1990. Die Aufklärungsquote ist 2018 erneut ge-
stiegen und liegt bei 62,8 Prozent, der höchste Stand seit 2010       Mit kollegialen Grüßen
und ein deutlicher Beleg für die anhaltend gute und akribische
Arbeit der niedersächsischen Polizei. Die erfreuliche Entwick-
lung gilt für viele Deliktsbereiche, verklärt aber nicht den Blick
auf Phänomene, die sich vollumfänglich nicht durch die PKS            Dirk Pejril
Polizeiliche Kriminal-statistik 2018 Polizeiliche Verkehrsunfall-statistik 2018 - Polizei Niedersachsen
TITEL     Seite 4 | 03 – Mai/Juni 2019 | proPOLIZEI

                                KRIMINALITÄTSENTWICKLUNG

                                  Polizeiliche
                             Kriminalstatistik 2018
           Weniger Straftaten, weniger Tatverdächtige, weniger Einbrüche, weniger Gewalt
           gegen Polizei – dafür höhere Aufklärungsquote! Pistorius:„Ich freue mich über
           eine noch einmal höhere Aufklärungsquote und gleichzeitig deutlich niedrigere
           Kriminalitätsbelastung“. Am 4. März hat Innenminister Boris Pistorius die Polizei-
           liche Kriminalstatistik (PKS) vorgestellt. Landespolizeipräsident Axel Brockmann
           erläuterte in diesem Rahmen die Entwicklung einzelner Deliktsbereiche.

                                                                           Kriminalitätsentwicklung
                                                                           weitüberwiegend positiv

                                                                           Insgesamt wurden 506.585 Straftaten
                                                                           registriert, was einen Rückgang um vier
                                                                           Prozent (ca. 20.000 Fälle) entspricht.
                                                                           Die Anzahl der Tatverdächtigen sank auf
                                                                           207.743 und damit um knapp 7.000
                                                                           auf ein 10-Jahres-Tief. Mit 62,8 Prozent
                                                                           erreichte die Aufklärungsquote den
                                                                           zweithöchsten Stand der vergangenen
                                                                           zehn Jahre. Nur 2010 lag sie mit 62,9
                                                                           Prozent minimal höher.

                                                                           Kriminalitätsbelastung so gering
                                                                           wie seit fast 40 Jahren nicht mehr

                                                                           Die Häufigkeitszahl (Anzahl der registrierten
                                                                           Straftaten pro 100.000 Einwohner) ist der
                                                                           wichtigste Indikator für die Kriminalitäts-
                                                                           belastung. Sie sank auf 6.362 Straftaten
                                                                           pro 100.000 Einwohner und lag damit auf
                                                                           einem Niveau, das seit 1980 nicht mehr
                                                                           erreicht wurde.

                                                                           Kriminalität durch Flüchtlinge
                                                                           weiter gesunken

                                                                           Es wurden 19.266 tatverdächtige Flücht-
                                                                           linge bekannt, was einen Rückgang um
                                                                           3.018 (14 Prozent) darstellt. Auch bei der
                                                                           Anzahl aufgeklärter Fälle (ohne ausländer-
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                                                                           rechtliche Verstöße) war ein Rückgang um
                                                                           knapp sieben Prozent auf etwa 25.000
                                                                           Fälle zu verzeichnen.
Polizeiliche Kriminal-statistik 2018 Polizeiliche Verkehrsunfall-statistik 2018 - Polizei Niedersachsen
proPOLIZEI | 03 – Mai/Juni 2019 | Seite 5           TITEL

Straftaten gegen die sexuelle Selbst-
bestimmung deutlich gestiegen

Entgegen der Gesamtentwicklung der
Kriminalität war ein markanter Anstieg
der Straftaten gegen die sexuelle Selbst-
bestimmung um 16 Prozent (920 Fälle)
zu verzeichnen. In diesem besonders
sensiblen Deliktsbereich wurden insge-
samt 6.669 Fälle registriert.

Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass der
starke Anstieg auf der Reform des Straf-
rechts und der Einführung des Straftatbe-
standes der sexuellen Belästigung gemäß
§ 184 i StGB fußt.                            Weniger Gewalt gegen Polizei                   geringeren Sicherheitsempfinden der Men-
                                                                                             schen bei. Deshalb ist es umso wichtiger,
Allein im Bereich der sexuellen Belästigung   2018 wurden insgesamt 3.004 Fälle von          dass wir in Niedersachsen unabhängig
wurde ein Zuwachs von knapp 79 Prozent        Gewalt gegen Polizei registriert. Das waren    von der Vorgehensweise anderer Länder
(583 Fälle) auf 1.323 Fälle verzeichnet.      175 Fälle (fünf Prozent) weniger als im        die Straftaten mit Stichwaffen seit diesem
Die Anzahl der Vergewaltigungen und           Vorjahr. Insgesamt wurden 1.152 PVB            Jahr gesondert auswerten können“, so
vergewaltigungsähnlichen Delikte stieg        verletzt, davon 13 schwer und 1.139 leicht     Minister Boris Pistorius.
von 896 auf 965 Fälle. Das war ein Zu-        verletzt (2017 neun Schwerverletzte und
wachs um knapp acht Prozent (69 Fälle)        1.278 leicht verletzt).                        Fazit des Ministers
gegenüber 2017. Signifikante Zuwächse
waren ebenfalls im Bereich „sexueller         Der Minister betonte: „Jeder Angriff           Am Ende der Veranstaltung hob der
Übergriff und sexuelle Nötigung“ von          auf Rettungskräfte, Polizistinnen und          Minister noch einmal die gute Arbeit
446 Fällen im Jahr 2017 auf 673 Fälle         Polizisten oder Feuerwehrleute ist absolut     der niedersächsischen Polizei hervor:
im vergangenen Jahr zu verzeichnen.           inakzeptabel, verwerflich und durch nichts     Der positive Trend bei der Kriminalitäts-
Diese Zunahme um 227 Fälle bedeutete          zu entschuldigen. Wer diese Personen           statistik 2017 hat sich auch 2018 weiter
einen Anstieg von 51 Prozent. Im Bereich      angreift, greift den gesamten Rechtsstaat      fortgesetzt. Die Kriminalität ist in den
des sexuellen Missbrauchs von Kindern         an. Darum habe ich mich dafür eingesetzt,      meisten Kriminalitätsbereichen im ver-
war ein Anstieg von 1.295 auf 1.370 Fälle     den § 114 StGB anzupassen. Hier gilt jetzt:    gangenen Jahr erneut zurückgegangen.
zu verzeichnen. Hier handelte es sich um      Für tätliche Angriffe auf Rettungskräfte,      In vielen Deliktsbereichen sogar auf die
eine Zunahme um knapp sechs Prozent           Feuerwehrleute oder Polizeibeamtinnen          niedrigsten Werte der vergangenen
(75 Fälle).                                   und -beamte ist ein Strafmaß von drei          zehn Jahre oder sogar darüber hinaus.
                                              Monaten bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe     Die Arbeit der niedersächsischen Polizei
Erneut deutlich weniger                       vorgesehen“.                                   im Jahr 2018 ist wieder sehr positiv zu
Wohnungseinbruchdiebstähle                                                                   bewerten. Unsere Polizei genießt zurecht
                                              Erstmals Aussagen zum Tatmittel                das Vertrauen der Bevölkerung! Deshalb
Die Zahl der Wohnungseinbruchdieb-            Stichwaffe in der PKS möglich                  bedanke ich mich bei unseren Polizei-
stähle ging landesweit auf 11.202 Fälle                                                      beamtinnen und -beamten und allen
und damit um rund 17 Prozent auf ein          2018 wurden 3.754 Fälle mit dem Tatmittel      Beschäftigten in der niedersächsischen
10-Jahres-Tief zurück. Die Versuchsquote      Stichwaffe und damit drei Fälle weniger        Polizei für ihre engagierte, professionelle
stieg auf 41 Prozent.                         als 2017 registriert. Der Anteil der Fälle     und wertvolle Arbeit. Jede und jeder
                                              mit Stichwaffe an der Gesamtkriminalität       Einzelne von Ihnen trägt Tag für Tag dazu
Während der Pressekonferenz hob der           betrug etwa 0,7 Prozent. Bei 99 Prozent        bei, dass Niedersachsen ein sehr sicheres
Minister hervor, dass vier von zehn Ein-      aller Stichwaffen handelte es sich um          Bundesland ist und bleibt“.        Pressestelle
brüchen im Versuchsstadium bleiben.           Messer. Sieben Personen wurden im Jahr
Grund hierfür sei ein verbesserter Ein-       2018 (2017: 15) tödlich, 135 (2017: 109)
bruchsschutz. Er werde sich auch zukünf-      schwer und 963 (2017: 901) leicht verletzt.             Weitere Infos finden Sie
tig dafür einsetzen, dass die staatlichen     „Straftaten, die mit einer Stichwaffe, fast      auf der Website des LKA Niedersachsen
Fördermöglichkeiten der KfW zum               immer mit Messern, begangen werden,              https://www.lka.polizei-nds.de
Einbruchsschutz auch auf Neubauten            können zum Tod führen und sind verach-           unter:      Kriminalität   Statistik
übertragen werden.                            tenswert. Solche Taten tragen zu einem              Polizeiliche Kriminalstatistik 2018
Polizeiliche Kriminal-statistik 2018 Polizeiliche Verkehrsunfall-statistik 2018 - Polizei Niedersachsen
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                                            VU-STATISTIK 2018

    Weniger Unfälle in 2018 –
leichter Anstieg bei Verkehrstoten
Am 25. März ist durch den Niedersächsischen Minister für Inneres und Sport,
Boris Pistorius, die Polizeiliche Verkehrsunfallstatistik 2018 vorgestellt worden.
Durchschnittlich registrierte die niedersächsische Polizei im letzten Jahr alle
2,5 Minuten einen Verkehrsunfall, in der Summe jedoch rund 4.000 Unfälle
weniger als 2017. Daneben stieg in 2018 im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl
der im Straßenverkehr tödlich Verunglückten von 403 auf 417 Verkehrstote.

Die Polizeiliche Verkehrsunfallstatistik wird   Besonders auffällig wies sich im letzten    vorrangig bei Geschwindigkeitsüber-
regelmäßig von vielen Verantwortlichen          Jahr ebenso der niedersächsische Ab-        schreitungen, Abstandsmissachtungen,
als Standortbestimmung zum Grad der             schnitt der Autobahn A2 in der Unfall-      fehlerhaftem Überholen und Ablenkung
Verkehrssicherheit und zur Beurteilung          statistik aus. 41 Prozent der auf Auto-     durch verbotswidrige Nutzung eines
der sich daraus ergebenden Handlungs-           bahnen getöteten Personen (24 von 59        Smartphones und dergleichen.
felder herangezogen. Ein solches war, ist       Todesopfern) kamen auf den rund 150
und bleibt beispielsweise weiterhin das         niedersächsischen Kilometern der A2         Maßgeblicher in der Bewertung und
der „Baumunfälle“. Hierzu konnte Pistorius      ums Leben.                                  Ausrichtung der Verkehrssicherheits-
positiv herausstellen, dass in Niedersachsen                                                arbeit sind die Verkehrsunfälle mit Per-
2018 erstmals weniger als 100 Menschen          Die beiden betroffenen Polizeidirektionen   sonenschäden sowie die Anzahl der
bei Baumunfällen starben und damit ein          Hannover und Braunschweig reagierten        dabei Verunglückten. Im Gegensatz zur
historischer Tiefstand erreicht worden ist.     darauf unmittelbar. Neben Präventions-      Gesamtanzahl der Verkehrsunfälle ist
Diese kontinuierliche und breit aufgestellte    maßnahmen führten die Dienststellen         bei den Verkehrsunfällen mit Personen-
Präventionsarbeit in diesem Bereich gilt es     vermehrt Kontrollen durch, insbesondere     schäden eine leichte Zunahme von
weiter voranzutreiben, denn im Ergebnis         vor und in den Bereichen der dortigen       0,2 Prozent auf 32.931 zu verbuchen.
kamen im letzten Jahr immer noch 96             Baustellen. Allein dadurch sind mehr als    Die Anzahl der Verunglückten hat um 0,8
Menschen bei Baumunfällen ums Leben.            25.000 Verstöße festgestellt worden,        Prozent auf 42.766 leicht abgenommen.
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proPOLIZEI | 03 – Mai/Juni 2019 | Seite 7           TITEL

                                           rund 11,5 Prozent bei einem Anteil an
                                           den Verkehrstoten von fast 20 Prozent.
                                           Mehr als die Hälfte der getöteten älteren
                                           Menschen gehörten zur Gruppe der
                                           schwachen Verkehrsteilnehmenden.
                                           Sie kamen als Fußgänger und Radfah-
                                           rende im Straßenverkehr ums Leben.

                                           Jedoch ist in der Summe bei der Risiko-
                                           gruppe der Fußgänger für 2018 ein
Diese Abnahme ist ausschließlich auf die   positiver Trend festzustellen. Hier kamen
Reduzierung der Leichtverletzten zurück-   14 Fußgänger weniger ums Leben als im
zuführen, da 14 Personen mehr tödlich      Vorjahr. Diese Nachricht ist umso erfreu-
und zwölf Personen mehr schwer bei         licher, wenn man bedenkt, dass von 2016
Unfällen verletzt worden sind.             auf 2017 noch einen Anstieg von rund 19
                                           Prozent (10 Verkehrstote mehr) zu verbu-
Im Jahr 2018 kamen im Vergleich zum        chen war. Ebenfalls positiv bei der Betrach-
Vorjahr mehr Kinder bei Verkehrsunfällen   tung dieser Risikogruppe ist, dass nicht nur
auf Niedersachsens Straßen ums Leben.      weniger Menschen getötet, sondern auch
Sechs von insgesamt zwölf Kindern im       rund vier Prozent weniger Menschen bei
Alter von 14 Jahren und jünger allein      Unfällen schwer verletzt worden sind.        Pedelec mit Motorunterstützung rund
durch die Unachtsamkeit anderer.                                                        25km/h erreicht werden. Das macht dieses
                                           Im Gegensatz hierzu ist bei den getöteten Fortbewegungsmittel insbesondere für
Bei den „Jungen Erwachsenen“ nahm die      Fahrradfahrenden eine Zunahme zu ver-        ältere Menschen attraktiv, da sie damit
Anzahl der Getöteten um zehn Prozent       zeichnen. 2018 kamen in Niedersachsen        eine weitere Form von Mobilität erleben
zu. Die Anzahl der getöteten „Jungen       60 Fahrradfahrende bei Verkehrsunfällen können. So waren im letzten Jahr 84
Fahrer“ ist im Vergleich zu 2017 auf       ums Leben. Das sind zwölf Personen mehr Prozent (16) der getöteten Pedelecfah-
einem gleichbleibenden Niveau geblieben.   als im Vorjahr. Bei rund einem Viertel die- renden älter als 65 Jahre. Durch spezielle
Der Großteil der „Jungen Erwachsenen“      ser Unfälle waren die Fahrradfahrenden       Seminare für Senioren, die die Thematik
waren Fahrende oder Mitfahrende in         selbst Hauptverursacher. Auffällig ist, dass Pedelec betreffen, soll hier vorgebeugt
einem Pkw (36 Personen).                   rund 32 Prozent der Getöteten mit einem werden. Die Landesverkehrswacht Nie-
                                           Pedelec unterwegs waren.                     dersachsen erarbeitet hierzu gerade ein
In der Altersgruppe der tödlich verun-                                                  Programm, an dem sich die Polizei eben-
glückten Senioren (ab 65 Jahren) sind      Damit spiegelt sich die vermehrte Nutzung so beteiligen wird. Mit ähnlichen Semi-
128 Todesopfer im Jahr 2018 registriert    von Pedelecs auf niedersächsischen Straßen naren wie beispielsweise dem Seminar
worden. Damit bleibt das Niveau gleich-    auch vermehrt in der Unfallstatistik wider. „Fit im Auto“ werden vergleichsweise
bleibend auf dem des Vorjahres. Von den                                                 regelmäßig gute Erfahrungen gemacht.
128 Verkehrstoten waren 64 Prozent älter   Den Fahrrädern gleichgestellte Pedelecs      Allein an diesen mehr als 200 Seminaren
als 75 Jahre. Deren Bevölkerungsanteil     gewinnen zunehmend an Bedeutung.             nahmen in 2018 landweit rund 2400
beträgt gegenwärtig in Niedersachsen       Ohne große Anstrengung kann mit einem Senioren teil.

                                                                                         Niedersachsen wird sich weiter für mehr
                                                                                         Sicherheit im Straßenverkehr einsetzen.
                                                                                         Dabei bilden insbesondere Rücksicht-
                                                                                         nahme und regelkonformes Verhalten
                                                                                         zusammen mit effektiven Verkehrsüber-
                                                                                         wachungs- und Unfallpräventionsmaß-
                                                                                         nahmen den Kern für einen sicheren
                                                                                         Straßenverkehr.
                                                                                                         Mareike Frers, Thomas Buchheit

                                                                                                 Weitere Infos finden Sie
                                                                                           auf der Website der Polizei Niedersachsen
                                                                                           https://www.polizei-nds.de
                                                                                           unter:   Verkehr     Statistik
Polizeiliche Kriminal-statistik 2018 Polizeiliche Verkehrsunfall-statistik 2018 - Polizei Niedersachsen
NIEDERSACHSEN   Seite 8 | 03 – Mai/Juni 2019 | proPOLIZEI

                            KRIMINALPRÄVENTION

  Kriminalitätsangst der
Bevölkerung ernst nehmen
Seit mehr als 20 Jahren bin ich als Beauftragte für Kriminalprävention tätig.
Noch nie war die Bevölkerung in dieser Zeit seltener Opfer von überfallartigen
Sexualdelikten, Einbruchdiebstahl, Raub, Körperverletzungsdelikten und ähnlich
schweren Straftaten als derzeit. Dennoch spiegelt die aktuell empfundene
Kriminalitätsangst diese sinkenden Zahlen in keiner Weise wieder.
Polizeiliche Kriminal-statistik 2018 Polizeiliche Verkehrsunfall-statistik 2018 - Polizei Niedersachsen
proPOLIZEI | 03 – Mai/Juni 2019 | Seite 9   NIEDERSACHSEN

                                Sowohl eigene dienstliche Erfahrung als        Deutlich wird in solchen Zusammen-
                                auch die „Befragung zur Sicherheit und         hängen, dass kaum jemand in der
                                Kriminalität in Niedersachsen“ (LKA, 2016)     Bevölkerung einen Einblick in das
                                zeigen deutlich, dass sich Bürgerinnen         Strafzumessungsrecht (s. Meier, Licht ins
                                und Bürger ungeachtet der Tatsache, dass       Dunkel: Die richterliche Strafzumessung,
                                die Kriminalitätsbelastung sinkt, noch nie     JuS 2005,769) hat: Die Bevölkerung über-
                                unsicherer gefühlt haben. Gründe für das       schätzt die abschreckende Wirkung von
                                Unsicherheitsempfinden sind hinläng-           Strafe, die kriminologischen Erkenntnissen
                                lich bekannt, so u. a. die so genannte         nach nicht nachgewiesen ist. Auch der
                                Flüchtlingskrise und die Medienberichter-      Vergeltungszweck wird überbewertet
                                stattung – Only bad news are good news.        und sogar politisiert. Die Orientierung
                                                                               an der schuldangemessenen Strafe ist
                                    Worauf ich im Besonderen                   weitgehend unbekannt.
                                    hinweisen möchte und wo ich
Eleonore Tatge   Foto: privat       dringenden Handlungsbedarf                 Vielleicht würde eine Aufklärung über
                                    sehe, ist:                                 Strafverfahren, wie beispielsweise Schul-
                                                                               klassenbesuche bei Gericht, als Pflichtver-
                                    die Verrohung der Sprache und              anstaltung einen anderen Einblick in unser
                                    alltäglich erduldete Übergriffe            Rechtssystem bieten. Die Justiz hat sich
                                                                               rechtsphilosophisch weiterentwickelt, die
                                Seit mehr als 10 Jahren halte ich Vorträge     Bevölkerung aber nicht mitgenommen.
                                vor Behördenmitarbeitern. Noch nie war
                                deren Reaktion so dramatisch wie derzeit:      Dennoch schreibe ich diesen Text aus
                                Lehrkräfte, Bedienstete von zum Beispiel       gegebenem Anlass: Viele Bürgerinnen und
                                Jobcentern, Jugend-, Sozial-, Finanz-,         Bürger äußern inzwischen, dass sie neben
                                Ausländerämtern beklagen, dass Kunden          der „Tatsache, dass den Tätern sowieso
                                ihnen gegenüber gewaltbereit, grenzüber-       nichts passiert“, die Befürchtung haben,
                                schreitend auftreten und dieses Verhalten      dass Täter sie bedrohen /einschüchtern
                                nicht sanktioniert wird. Nicht umsonst         würden, egal, ob sie Anzeigeerstatter
                                erfassen wir Übergriffe auf Polizeibeamte      sind oder sie sich als neutraler Zeuge zur
                                seit mehreren Jahren, denn gerade auch         Verfügung stellen. Bisher konnte ich diese
                                gegenüber diesen ist die Tendenz deutlich.     Form der Kriminalitätsangst auflösen,
                                                                               in dem ich klar gesagt habe, dass Täter
                                Bei allen Gesprächen mit Bürgerinnen und       dann Sanktionen erfahren. Gerade aktuell
                                Bürgern lässt sich deutlich heraushören,       wurde hier im Bereich ein Zeuge bedroht.
                                dass die Justiz massiv in der Kritik steht.    Sanktionen gegen den Täter hat es – bis
                                Niemand versteht, warum Straftäter             zum Absenden des Textes – nicht gegeben.
                                „nicht verurteilt“ werden. Eine Freiheits-     Das schürt Ängste.
                                strafe, die zur Bewährung ausgesetzt wird,
                                ist nach dem Empfinden der Bevölkerung         Die Polizei trägt wesentlich zur Minderung
                                keine wirkliche Strafe. Behördenmitar-         der Kriminalitätsangst bei. Es ist aber an
                                beiter, die beleidigt, bedroht, bespuckt       der Zeit, dass andere Institutionen sich
                                wurden, können nicht nachvollziehen,           beteiligen: Politiker und Medien sollten
                                dass das Verfahren beispielsweise mangels      verantwortlich und sachlich mit dem
                                öffentlichen Interesses eingestellt wurde.     Thema Kriminalität umgehen und auch
                                Sie sehen darin einen Freibrief für den        die Justiz sollte sich über ihre Rolle in
                                Täter weiterzumachen. Durch solche             diesem Zusammenhang klar sein.
                                Verfahrensweisen wird Kriminalitätsangst
                                forciert und bekanntermaßen auch auf
                                massive Gewalttaten fokussiert.                                              Eleonore Tatge
Polizeiliche Kriminal-statistik 2018 Polizeiliche Verkehrsunfall-statistik 2018 - Polizei Niedersachsen
NIEDERSACHSEN   Seite 10 | 03 – Mai/Juni 2019 | proPOLIZEI

                KATHOLISCHE POLIZEISEELSORGE

      Torsten Thiel ist neuer
     Landespolizeiseelsorger
Für seine Amtseinführung als neuer Landespolizeiseelsorger konnte sich
Torsten Thiel keinen feierlicheren Rahmen wünschen: Während des diesjährigen
Weltfriedensgottesdienstes im Februar wurde er im Hildesheimer Dom von
Bischof Dr. Heiner Wilmer offiziell vorgestellt.

                                                             In Sachen Polizeiseelsorge ist Pastoralrefe-
                                                             rent Torsten Thiel im Grunde genommen
                                                             ein „alter Hase“, denn bereits seit 1997
                                                             ist er in Südniedersachsen als Mitarbeiter
                                                             in der Polizeiseelsorge tätig. Ebenso unter-
                                                             richtet er in diesem Kontext an der Polizei-
                                                             akademie Niedersachsen seit mehreren
                                                             Jahren als Dozent für Berufsethik.

                                                             Zur Amtseinführung sprach proPOLIZEI-
                                                             Redakteur Sven Thielert mit Torsten Thiel
                                                             über sein neues Aufgabenfeld und seine
                                                             Zukunftspläne:

                                                                Durch Ihre über 20jährige Berufs-
                                                             erfahrung ist Ihnen das Spektrum der
                                                             Polizeiseelsorge vertraut. Was bringt
                                                             der Schritt zum Landespolizeiseel-
                                                             sorger für Sie mit sich?

                                                             Thiel: Mit der neuen Aufgabe wurde mir
                                                             neben der eigentlichen Seelsorge eine
                                                             Vielzahl an organisatorischen und koor-
                                                             dinierenden Arbeitsfeldern übertragen.
                                                             So bin ich als Landesbeauftragter für die
                                                             niedersächsischen Bistümer Hildesheim,
                                                             Osnabrück und für den Offizialatsbezirk
                                                             Vechta für die Polizei- und Zollseelsorge
                                                             zuständig. Darüber hinaus ist mir auch
                                                             die ökumenische Zusammenarbeit mit
                                                             der evangelischen Landeskirche – hier
                                                             besonders die mit meinem Pendant
                                                             Frank Waterstraat – sehr wichtig. Trotz
                                                             der neuen Aufgaben bleibe ich aber
                                                             meiner südniedersächsischen Wahlheimat
                                                             privat und dienstlich treu. Mein Büro im
                                                             Pfarrhaus St. Vinzenz in Göttingen steht
                                                             weiterhin offen.
proPOLIZEI | 03 – Mai/Juni 2019 | Seite 11   NIEDERSACHSEN

   Wie sieht Ihre Zusammenarbeit           Aber auch der Umgang mit Sterben,             wir denjenigen, deren „Seele“ aus dem
mit der „Organisation Polizei“ aus?        Tod, Trauer und Suizid. In dem Zusam-         Gleichgewicht geraten ist, eine „Auszeit“
                                           menhang ist es für mich wichtig, dass         anbieten können.
Thiel: Mit der neuen Aufgabe bin ich       wir uns intensiv mit dem Überbringen
nun auch der Ansprechpartner für das       einer Todesnachricht befassen. Außerdem       Wir sind auf das Projekt gespannt.
Niedersächsische Ministerium für Inneres   widmen wir uns dem Thema Schuss-              Vielen Dank für das Gespräch!
und Sport, das Landespolizeipräsidium      waffengebrauch als allerletztes Mittel
und die Polizeidirektionen in unserem      in besonderen Einsatzlagen wie einer
Bundesland. Froh bin ich auch, dass ich    Geiselnahme, Amok- oder Terrorlage.
                                                                                                  Kontakt:
weiterhin als Dozent für Berufsethik an                                                    Thorsten Thiel
der Polizeiakademie Niedersachsen an           Haben Sie auch Ideen und Ziele              Landespolizeiseelsorger
den Studienorten Hann. Münden und          für die Zukunft als der „neue“
Nienburg tätig sein darf.                  Landespolizeiseelsorger?

   Berufsethik klingt im Kontext zur       Thiel: Wer mich kennt, weiß, dass mir
Polizei recht abstrakt. Was umfasst        der persönliche Kontakt sehr wichtig ist.       Kath. Polizei- und Zollseelsorge
der Bereich Berufsethik für Sie?           Und aus dieser Einstellung heraus ist es        Niedersachsen
                                           mir ein Anliegen – auch trotz meiner            An der St. Venzenz-Kirche 5
Thiel: Inhaltlich geht es im Unterricht    neuen Aufgaben – Kontakt zu denen               37077 Göttingen
grundsätzlich um ethische Fragen des       zu halten und zu pflegen, die an der            Telefon 0551 3054741
Umgangs der Polizei mit den Bürger-        Polizeibasis einen schweren und häufig          Mobil 0170 2273698
innen und Bürgern, insbesondere um         belastenden Job machen. Darüber hinaus          thorsten.thiel@plizeiseelsorge.org
die Bedeutung der Menschenwürde.           schwebt mir noch ein Projekt vor, bei dem       www.polizeiseelsorge.org

                                           NIEDERSACHSEN
            Die Polizeiseelsorge in
                Niedersachsen
In Niedersachsen gibt es wie in allen anderen Bundesländern und bei der
Bundespolizei die Polizeiseelsorge. Geregelt ist diese Seelsorge durch Verträge
beziehungsweise Vereinbarungen mit den beiden großen christlichen Kirchen
und der niedersächsischen Polizei.
Ökumenisch gelebt wird sie von den         anderem die Einsatzbegleitung, die Nach-      Unabhängig davon arbeiten die örtlich
beiden verantwortlichen Ansprech-          sorge bei belastenden Einsätzen sowie         zuständigen Polizeiseelsorger auch mit
partnern, dem Landespolizeiseelsorger      die Bereitstellung von seelsorglichen         den Regionalen Beratungsstellen der
Torsten Thiel (katholische Kirche) und     Angeboten in Form von Gesprächen,             Polizeibehörden zusammen.
Pastor Frank Waterstraat (Konföderation    Seminaren, aber auch gottesdienstlichen
evangelischer Kirchen in Niedersachsen).   Feiern. Darüber hinaus werden die Felder          Weiterführende Informationen
Mit der Unterstützung durch weitere        Berufsethik und die Betrachtung des           und Kontaktdaten sind auf den
kirchliche Mitarbeiterinnen und Mit-       polizeilichen Handelns im Rahmen der          folgenden Internetseiten zu finden:
arbeiter gewährleisten sie eine nieder-    Aus- und Fortbildung abgedeckt.
sachsenweite Polizeiseelsorge.                                                           https://niedersachsen.polizeiseelsorge.org
                                           Polizeiseelsorgerinnen und Polizeiseel-       https://www.kirchlicher-dienst-in-pz.de
Die Seelsorge ist vielfältig, aber im      sorger haben eine dienstliche Schweige-
Mittelpunkt steht immer der Mensch.        pflicht und ein Zeugnisverweigerungs-
Das Aufgabenspektrum umfasst unter         recht auf der Basis des § 53 StPO.                                            Sven Thielert
NIEDERSACHSEN           Seite 12 | 03 – Mai/Juni 2019 | proPOLIZEI

                                        DIE DIGITALE POLIZEI

            Fachtagung digitale
               Ermittlungen
Am 30. Januar richteten die PD Hannover, die PA Niedersachsen und das LKA
Niedersachsen die landesweite Fachtagung „Digitale Ermittlungen in der Polizei
Niedersachsen“ in den Räumlichkeiten des LKA in Hannover aus. Mehr als 100
Kolleginnen und Kollegen nahmen vor Ort an der Veranstaltung teil; weitere
Ermittlerinnen und Ermittler hatten die Möglichkeit, die Veranstaltung live via
Webinar zu verfolgen.

Das Ziel der Tagung war es in erster Linie,    mehr nur das Phänomen Cybercrime im          über Hackerangriffe und Cybersicherheit.
die Internetkompetenz derjenigen Ermitt-       engeren Sinne, sondern finden sich durch     Diese Themen sind in der Mitte der Ge-
lerinnen und Ermittler zu erhöhen, die         die fortschreitende Digitalisierung in un-   sellschaft angekommen, und die Aufgabe
noch keine Berührungspunkte mit dem            serer Gesellschaft mittlerweile in nahezu    der Sicherheitsbehörden wird immer mehr
Themenfeld Cybercrime im engeren Sinne         allen Ermittlungen wieder. „Nicht zuletzt    sein, hier gerade präventiv zu wirken.“,
hatten und so die Handlungssicherheit im       nach der Veröffentlichung von persönli-      so die einführenden Worte des nieder-
Umgang mit dem Themenfeld zu stärken.          chen Daten von Politikern und Personen       sächsischen Ministers für Inneres und
Digitale Ermittlungen betreffen lange nicht    des öffentlichen Lebens diskutieren wir      Sport, Boris Pistorius.
proPOLIZEI | 03 – Mai/Juni 2019 | Seite 13   NIEDERSACHSEN

v. l. Michael Brodthage (LKA), Oliver Stock (MI), Michael Herbst (PA) und Savas Gel (PD H)

Im Folgenden wurden frei nach dem                   Anschließend wurden durch Sebastian                Zum Ende führte SavaşGel (PD H) eine
Motto „aus der Praxis für die Praxis“, in           Salamon und Carsten Ehlert (PD Hannover,           Podiumsdiskussion mit Michael Brodthage
verschiedenen Vorträgen nützliche Infor-            ZKD) anhand eines konkreten Beispiels aus          (LKA), Oliver Stock (MI) und Michael
mationen zur Prävention, zum digitalen              der Praxis Ermittlungsmethoden, Problem-           Herbst (PA) unter der Überschrift:
Tatort, zu Problemstellungen und Lösungs-           stellungen und Lösungsmöglichkeiten,               „Wohin geht die Reise der digitalen Polizei?“
wegen in Ermittlungsverfahren mit digi-             auch vor dem Hintergrund endlicher Per-            durch. Hier wurde bei einem offenen Ge-
talem Bezug dargestellt.                            sonalressourcen, anschaulich dargestellt.          dankenaustausch einmal mehr deutlich,
                                                                                                       dass die Polizeidirektionen, das MI, das
Den Auftakt machte ein Fachvortrag von              Im letzten Beitrag hat Hans-Joachim                LKA und die Polizeiakademie bereits eng
Nils Ansorge und Kai-Marek Hintenberg               Henschel (LKA) die derzeitigen Konzepte            zu digitalen Themen zusammenarbeiten.
vom Cyberkompetenzteam des ZKD Han-                 und Möglichkeiten rund um das Thema
nover mit dem Titel “Wissenstransfer im             „Prävention mit digitalen Bezügen/ Cyber-          Wir danken auf diesem Wege noch
digitalen Raum“. Neben einem interes-               crime“ präsentiert, die nicht nur für die          einmal allen Mitwirkenden für ihren
santen Ausblick auf die Zukunft digitaler           Sachbearbeitung, sondern auch für die              engagierten Einsatz und Beitrag an
Ermittlungen, wurde vorgestellt, welche             Beratung von Geschädigten nützliche                dieser gelungenen Veranstaltung.
Möglichkeiten den Ermittlerinnen und                Informationen bieten.
Ermittlern heute schon zur Verfügung                                                                                          Stefan Flincker-Kuhlmann
stehen.                                             Auf dem sogenannten Digitalen Markt
                                                    der Möglichkeiten wurden an insgesamt
Es folgte ein weiterer Vortrag von Volker           vier Ständen die Themen „Prävention
Peters (LKA) über die Sicherung von Cloud           durch Künstliche Intelligenz“, „Bodycams“,
Daten, der neben der fachlichen Kompo-              „NIMes“ und „Sichere Mobile Kommu-
nente auch vielen vor Augen geführt                 nikation“ sowie das polizeiliche, soziale
haben dürfte, wieviel Informationen                 Netzwerk „Null15“ vorgestellt und durch
jeder von uns im Internet auch ungewollt            die jeweiligen Mitarbeiterinnen und Mit-
preisgibt und in welchem Umfang diese               arbeiter des MI, des LKA, der ZPD und
gespeichert werden.                                 der PD Hannover anschaulich präsentiert.
NIEDERSACHSEN        Seite 14 | 03 – Mai/Juni 2019 | proPOLIZEI

Nurdan Yavuz                                                                                                         Sven Schremmer

                                                  INTERVIEWS

                Höherer Dienst –
               auch was für mich!
Die Redaktion der proPOLIZEI stellt Ihnen in dieser und in den kommenden
Ausgaben junge Polizeirätinnen und -räte vor. In kurzen Interviews wurden den
jungen Absolventinnen und Absolventen des Masterstudiengangs vier Fragen –
unter anderem zu den Themen Motivation und Vereinbarkeit von Beruf und
Familie – gestellt.

Für die offenen und sehr persönlichen       meine berufliche Neugierde und nicht         teren und Interessensgemeinschaften zu-
Antworten wollen wir uns an dieser          zuletzt auch die erweiterte Möglichkeit      sammen zu arbeiten. Da ich diesbezüglich
Stelle vorab bedanken! In dieser Aus-       der Gestaltung und Einbindung waren          meinen Wirkungskreis intensivieren und
gabe kommen Nurdan Yavuz (ZPD),             für mich ausschlaggebend.                    meine individuellen Gestaltungsmöglich-
Phil Havermann (PD OS) und                                                               keiten erweitern wollte, habe ich den Weg
                                            Havermann: Es gab keinen konkreten           in den Höheren Dienst eingeschlagen.
Sven Schremmer (PA NI) zu Wort.
                                            Anlass. Die Motivation für meine Be-
                                            werbung zum höheren Dienst hat sich          Schremmer: Einen besonderen Anlass hat
   Gab es einen speziellen Anlass           vielmehr entwickelt. Ich hatte das große     es bei mir nicht gegeben. Der Entschluss
dafür, den Weg in den höheren               Glück, dass ich auf dem Weg dorthin          hat sich erst mit den Jahren bei mir ge-
Dienst einzuschlagen?                       unterschiedliche Erfahrungen in den          festigt. Dies passierte auf der einen Weise
                                            Bereichen Führung und Personalverant-        durch meine verschiedenen dienstlichen
Yavuz: Den speziellen Anlass gab            wortung sammeln konnte. Persönlich           Tätigkeiten und dem Kontakt mit vielen
es nicht, es waren vielmehr einzelne        hat mich dabei gereizt, Verantwortung        Kolleginnen und Kollegen des ehemals
Momente, die mich motiviert haben.          zu übernehmen, mich für die Belange          höheren Dienstes, aber auch meinem
Insbesondere eine Mischung aus einem        unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter     Interesse an einer Führungsaufgabe in
Bedürfnis nach mehr Verantwortung,          einzusetzen sowie mit vielfältigen Charak-   der anderen Laufbahn.
proPOLIZEI | 03 – Mai/Juni 2019 | Seite 15   NIEDERSACHSEN

  Welche Möglichkeiten des hD
haben Sie auf dem Weg motiviert,
was hat ggf. abgeschreckt?

Yavuz: Beruflich hat mich nichts abge-
schreckt, Herausforderungen motivieren
mich. Ich habe mich allerdings lange
Zeit mit dem Thema Vereinbarkeit von
Beruf/Karriere und Familie beschäftigt,
da mein Vater vor acht Jahren pflegebe-
dürftig wurde.

Havermann: Besonders motivierend
fand ich die Zusammenarbeit mit unter-
schiedlichen Menschen, Institutionen                                                                                   Phil Havermann
und Kooperationspartnern. Während
meiner Tätigkeit als Stationsleiter habe       Mussten Sie durch die Entschei-                Wie erreichen Sie trotz hD einen
ich beispielsweise festgestellt dass es     dung auf etwas verzichten oder                 vernünftigen Ausgleich zwischen
mir große Freude bereitet, in Teamarbeit    sogar Opfer bringen?                           Beruf und Privatleben?
Lösungen und Ideen zu entwickeln und
dadurch Organisationsbereiche fortzu-       Yavuz: Sicher musste ich auch im Privat-       Yavuz: Ich finde es unabhängig von
entwickeln. Natürlich wurde ich aber        leben zeitlich andere Prioritäten setzen.      der Laufbahn wichtig auf sich zu achten
auch situationsabhängig mit negativ         Das ist aber mit Disziplin und Selbst-         und das Bedürfnis nach einem Ausgleich
belasteten Themen, wie personellen          manangement oftmals ausgleichbar.              zeitig zu erkennen. Wenn ich einen Aus-
Engpässen und Krankheitsfällen, kon-                                                       gleich brauche, verbringe ich am liebsten
frontiert. Obwohl für mich die mensch-      Havermann: Bereits im Vorfeld habe             Zeit mit mir vertrauten Menschen und
lichen Interessen und Bedürfnisse von       ich mich intensiv mit meiner Familie           tue Dinge, die entschleunigen. Das kann
besonderer Bedeutung sind, habe ich die     über mögliche Herausforderungen wie            z. B. einfach ein Tag am See sein.
Erfahrung gemacht, dass dennoch auch        einem Dienstortwechsel und mit einer
unpopuläre und folgenreiche Entschei-       möglichen Verlagerung des Wohnortes            Havermann: Der beste Ausgleich ist
dungen im Sinne der Organisation gefällt    beschäftigt. Auch wenn dieser Schritt          meine Familie. Dazu versuche ich, meine
werden müssen. Gerade diese können          nicht gänzlich auszuschließen war, so          persönlichen und zugleich auch end-
abschreckend sein, sie sind bei mir aber    haben mich die Erfahrungswerte aus             lichen Ressourcen zeitlich strukturiert
auch eng mit einem persönlichen Lern-       den vergangenen Jahren in der Ent-             und priorisiert einzusetzen. Unabhängig
prozess und dadurch häufig auch mit         scheidung bestärkt, da die Verteilung          von der Funktion und dem Dienstgrad
positiven Rückmeldungen aus der Beleg-      der Dienstposten nach dem Studium              bleibt dieser Spagat aber nicht nur für
schaft verknüpft.                           sozialverträglich und gleichbehandelnd         mich immer wieder eine besondere
                                            sowie mit großer Planungsintensität            Herausforderung. Dank der vorhandenen
Schremmer: Ein entscheidender Punkt         durchgeführt wurden. Große Bedenken            Rahmenbedingungen gelingt es mir aber,
war, dass ich durch den Laufbahnwechsel     hatte ich zunächst, dass ich während der       meine beruflichen und privaten Interessen
selbst mitgestalten und mitentscheiden      Geburt meiner ersten Tochter im laufen-        miteinander zu verbinden.
kann. Man trägt eine Menge Verantwor-       den Studium auf gemeinsame und nicht
tung, aber kann auch etwas bewirken.        wiederkehrende Momente verzichten              Schremmer: Da ich mich aktuell noch
Motivierend empfinde ich das persön-        muss. Trotz Präsenzpflicht und Klausuren       im Studium und noch nicht im ehemals
liche Weiterbildungsangebot durch das       hat mir das Studium aber ausreichende          höheren Dienst befinde, strebe ich ak-
zweijährige Studium an der Deutschen        Freiräume gegeben, diese gemeinsame            tuell lediglich einen Ausgleich zwischen
Hochschule der Polizei (DHPol). Auf der     Zeit zu genießen.                              Studium und Familie an. Dabei werde ich
anderen Seite hat mich dieses Studium                                                      aber auch sehr gut durch meine Familie
aber auch, insbesondere mit dem Blick       Schremmer: Bis zum jetzigen Zeitpunkt          unterstützt, was für mich persönlich
auf die Vereinbarkeit mit meiner Familie,   habe ich noch auf nichts verzichten            auch immer einer der entscheidenden
im Vorwege ein wenig „abgeschreckt“.        müssen. Selbstverständlich ist die Zeit im     Kriterien für die Bewerbung für den
Bisher kann ich aber behaupten, dass        Rahmen der Förderphase anstrengend             Laufbahnwechsel war. Aufgrund der
diese Gedanken absolut unbegründet          und fordernd, aber auch schön und sehr         knappen Zeit bleibt aktuell nur leider
waren und man durch die PA und das          lehrreich. Man hat eine Menge Menschen         der Sport ein wenig auf der Strecke.
LPP auch gut unterstützt wird.              kennengelernt und viel gelernt.
NIEDERSACHSEN           Seite 16 | 03 – Mai/Juni 2019 | proPOLIZEI

                            OSNABRÜCKER FACHTAGUNG

 Osnabrücker Fachtagung nimmt
  erhöhte Risikowahrnehmung
   der Gesellschaft in den Blick
Die Diskussion um die Innere Sicherheit in Deutschland ist präsenter denn je.
Das Sicherheitsbedürfnis vieler Bürger ist Umfragen zur Folge in den letzten Jahren
deutlich gestiegen. Warum ist das so? Und wie kann es gelingen, Diskrepanzen
zwischen gestiegenen Sicherheitsbedürfnissen und objektiver Kriminalitätslage
zu erläutern und Folgeproblematiken adäquat entgegenzuwirken.

Darauf versuchte das Symposium                 und Größenordnung bundesweit einmalig           Eine Erkenntnis: Alle Akteure, darunter
„Die Sicherheitsgesellschaft – Im              ist. Michael Maßmann, neuer Präsident           Sicherheitsbehörden, Sozialarbeiter, Jour-
Kontext realer und gefühlter Risiken“          der Polizeidirektion Osnabrück, und Prof.       nalisten, Wissenschaftler, Justiz, aber
der Universität und Polizeidirektion           Dr. Wolfgang Lücke, Präsident der Univer-       auch Verbände und Moscheegemeinden,
Osnabrück, das am 19. Februar im               sität Osnabrück, wie auch Prof. Dr. Bülent      müssen sich der Verantwortung bewusst
Osnabrücker Schloss stattfand,                 Ucar, Direktor des Instituts für IIT der Uni-   sein dass die Art, wie über Kriminalität
Antworten zu finden.                           versität Osnabrück, freuten sich, gemein-       kommuniziert wird, eine große Rolle für
                                               sam als Veranstalter rund 240 Gäste, da-        die Kriminalitätsfurcht der Menschen
Die Polizeidirektion Osnabrück und das         runter Experten aus Politik, Polizei, Justiz,   spielt. Aber auch die Bevölkerung hat
Institut für Islamische Theologie (IIT) der    Kommunen, Wissenschaft sowie Organi-            eine eigene Verantwortung, wie sie mit
Universität Osnabrück luden bereits zum        sationen, Vereinen und Verbänden aus            ihren Ängsten umgehe, so die Experten.
sechsten Mal in Folge zu dem gemeinsa-         ganz Deutschland und den Niederlanden,
men Symposium ein, das in dieser Form          begrüßen zu dürfen.
proPOLIZEI | 03 – Mai/Juni 2019 | Seite 17   NIEDERSACHSEN

Im Kern muss es darum gehen, dass die Bürgerinnen und Bürger         Die diesjährige Fachtagung komplettierten Impulsfilme, eine
den handelnden Akteuren bei Fragen der Inneren Sicherheit            Podiumsdiskussion zum Themenkomplex „Die gesellschaftliche
vertrauen. Und dieses Vertrauen entsteht durch transparente          Konstruktion von Sicherheit in Zeiten von IS, G20 und Chemnitz“
und offene Kommunikation. Polizeipräsident Michael Maßmann           und darauf aufbauende Fokusrunden zu den Themen „Versicher-
sprach sich für eine sachliche, nüchterne und seriöse Kommuni-       heitlichung durch den Staat?! – Datenschutz im Spannungs-
kation aus, die die Bevölkerung realistisch über die durch Krimi-    feld zwischen staatlichem Auftrag und bürgerlichen Freiheits-
nalität drohenden Gefahren und Risiken aufkläre. Zudem wol-          rechten“ (Dr. Jan Ellermann – EUROPOL), „Versicherheitlichter
len die Sicherheitsbehörden neben der Analyse der objektiven         Islamdiskurs und seine Auswirkungen auf muslimische Lebens-
Sicherheitslage das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen        realitäten in Deutschland“ (Özcan Karadeniz und Daniel Bax),
noch stärker in ihre Arbeit einbeziehen. „Hier kann die Wissen-      „Islamistische Propaganda im Netz: Die Präventionsarbeit von
schaft beitragen, Lösungsansätze zu erarbeiten“, so Prof. Dr.        jugendschutz.net“ (Patrick Frankenberger) sowie „Präventions-
Bülent Ucar.                                                         landschaft Islamismus / Salafismus in Deutschland – Eine kritische
                                                                     Bestandsaufnahme“ (Hazim Fouad – Verfassungsschutz Bremen).
Prof. Dr. Tobias Singelnstein (Ruhr Universität Bochum) stellte in   Die Veranstalter konnten ein überaus positives Fazit ziehen.
seiner Eröffnungsrede fest, dass es kein Leben ohne Unsicherhei-
ten gibt. „Sicherheit ist relativ. Unsicherheit gehört in gewissem   Besondere Aufmerksamkeit erzeugte erneut das sogenannte
Maß zum Leben“, so der Kriminologe. Jens Gnisa (Vorsitzender         Graphic Recording, das die Osnabrücker Fachtagung bereits
des Deutschen Richterbundes) betonte: „Wir schaffen Sicher-          zum dritten Mal als etwas unkonventionellere Art der Tagungs-
heit durch gesetzliche Rahmenbedingungen.“ Er plädiere               dokumentation begleitete. Eine videografische Begleitung und
für ein ausgewogenes Verhältnis von Sicherheit und Risiko,           Aufbereitung wurde ebenfalls durchgeführt. Die Verlinkungen
wobei die gesellschaftliche Risikobereitschaft allgemein sinke.      zu den Sequenzen können bei Bedarf übermittelt werden.
Prof. Dr. Daniel Heinke, Leiter des LKA Bremen, machte deutlich:     Ein ausführlicher Tagungsbericht wird voraussichtlich in den
„Freiheit und Sicherheit bedingen einander. Gefühle sind nicht       kommenden Monaten an geeigneter Stelle publiziert. Für Rück-
nur Fakten, sondern machen auch Fakten.“ Er schlug in diesem         fragen wenden Sie sich hierzu bitte an die Organisatoren:
Zusammenhang vor, politische Maßnahmen durch kommunika-              Gregor Hadamitzky und Sabina Ide, Polizeidirektion Osnabrück,
tive Aspekte zu begleiten. Zum Thema neuer, weitergehender           Dezernat 11. E-Mail: symposium@pd-os.polizei.niedersachsen.de
Eingriffsbefugnisse für Sicherheitsbehörden stellte Prof. Dr.
Heinke klar, dass sich diese am tatsächlichen Bedarf orientie-
ren, nicht an politischen und gesellschaftlichen Stimmungen.                                             Marco Ellerman, Gregor Hadamitzky
NIEDERSACHSEN            Seite 18 | 03 – Mai/Juni 2019 | proPOLIZEI

                                                         LINGEN:

              Gewalt-Präventionsprojekt
                     vorgestellt
Vor zwölf Jahren veränderte sich das Leben von Christoph Rickels von einer
Sekunde zur nächsten. Nach einem Diskobesuch wurde er niedergeschlagen.
Bewusstlos stürzte er mit dem Gesicht zu Boden. Vier Monate verbrachte er im
Koma und kämpfte sich trotz mehrfacher Hirnblutungen und vielen weiteren
Verletzungen in sein Leben zurück. Heute ist er zu 80 Prozent schwerbehindert,
und das wegen eines einzigen Schlags.

Bereits vor einigen Jahren rief er die Initia-   Er erzählte den Jugendlichen schonungslos     Toleranz als Botschafter ausgezeichnet.
tive ‚First Togetherness‘ ins Leben und          von dem Moment der Gewalttat und den          Mit seiner Initiative „First Togetherness“
steht nun für ein unvergleichliches Prä-         vielen Rückschlägen, die er zurück in sein    möchte Rickels in der Gesellschaft ein
ventionsprojekt. Er erzählt Schülern von         Leben meisterte. Er musste lernen zu lau-     neues Wir-Gefühl etablieren und Jugend-
seinen Erlebnissen in den vergangenen            fen, zu essen, zu sprechen und verbrachte     lichen aufzeigen, dass cool zu sein, nichts
Jahren, nimmt dabei kein Blatt vor den           viele Jahre in Krankenhäusern und Reha-       Anderes bedeutet, als anderen Menschen
Mund und motiviert Jugendliche dazu,             Einrichtungen. Noch heute leidet er an        zu helfen und füreinander da zu sein.
für ihre Ziele zu kämpfen.                       einer halbseitig spastischen Lähmung,         Die Schüler zeigten sich von dem Vortrag
                                                 einem angeschlagenen Sprachnerv und           tief beeindruckt. Ein jugendlicher Zuhörer
Vertreter des Lingener Präventionsrates,         einigen weiteren körperlichen Defiziten.      zollte Christoph Rickels tiefen Respekt für
der Beratungsstelle LOGO, des SKM, des           Seinen kämpferischen Charakter hat er         solch einen Lebenswillen.
Jugendschutzes und der Lingener Polizei          sich jedoch behalten. „Ich war immer
trafen sich gestern Abend in den Räumen          schon ein Kämpfer. Fallt hin und steht        Den Abend schloss Kriminalhauptkommis-
des Christophoruswerkes, um dieses ein-          wieder auf. Macht immer weiter und gebt       sarin Hiltrud Frese, Opferschutzbeauftragte
malige Gewalt-Präventionsprojekt der             nicht auf“, gab er den jungen Zuhörern        der Polizei Lingen. Sie bedankte sich für
Initiative vorzustellen.                         am Abend mehrfach mit auf den Weg.            den eindrucksvollen Vortrag und hofft
                                                                                               darauf, dass die gewonnenen Eindrücke
Klaus Sur, Leiter des Internats am Chris-        Sein Lebensmotto und seine Motivation,        die Jugendlichen sensibilisieren, sie vor
tophoruswerkes, begrüßte die rund 60             auch nach den Rückschlägen immer posi-        einer möglichen Gewalttat innehalten und
jugendlichen Zuhörer und bedankte sich           tiv ins Leben zu blicken, umschreibt er mit   davon ablassen. „Ihr schützt dadurch nicht
bei Christoph Rickels für sein Kommen.           den Worten „man erntet, was man säht“.        nur euer gegenüber, sondern auch euch
Bereits am Vormittag zog Rickels etwa            Nicht zuletzt wurde er aufgrund seines        selbst“, so Frese.
60 Schüler der Berufsbildenden Schulen           beeindruckenden Engagements vor drei
in Lingen in seinen Bann.                        Jahren vom Bündnis für Demokratie und                                         Ines Kreimer
proPOLIZEI | 03 – Mai/Juni 2019 | Seite 19   NIEDERSACHSEN

                                                                 RÄDERWERK

Polizei und Kooperationspartner
stellen Projekt „Räderwerk“ vor
Gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern hat die Polizeiinspektion Heidekreis
im März 2019 das Projekt „Räderwerk“ vorgestellt.
„Räderwerk“ steht für einen in diesem                     Diesen und auch den, an dieser Stelle          den einzelnen Kooperationspartnern, um
Umfang niedersachsenweit einzigartigen                    nicht erwähnten, Kooperationspartnern          das Netzwerk engmaschiger zu gestalten
Zusammenschluss verschiedenster Be-                       sprechen wir unseren Dank für die gute         und den behördenübergreifenden Ansatz
hörden und Entscheidungsträger im                         konstruktive Zusammenarbeit aus.               zu vertiefen. „Kurios ist es“, so Sengel,
Heidekreis.                                                                                              „dass wir eigentlich alles im Griff haben:
                                                          Bereits im Jahr 2013 unterzeichneten die       die Kriminalstatistik ist in Ordnung, die
Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht,                    Polizeiinspektion Heidekreis, der Landkreis    Aufklärungsquote mit 67,50% hoch.
in einem ganzheitlichen Bekämpfungs-                      sowie die Städte und Gemeinden eine            Aber wir spüren – über unsere eigenen
ansatz eng vernetzt neben der Rocker-                     Sicherheitspartnerschaft „Rocker“. Sie be-     Feststellungen hinaus – ein ungutes
kriminalität ebenso gegen kriminelle                      rücksichtigte wesentliche Aspekte der          Gefühl in der Bevölkerung. Hier gilt es
Familienstrukturen konsequent vorzu-                      Verhinderung bzw. Reduzierung von              anzusetzen, das Licht einzuschalten und
gehen. Die Kooperationspartner sind der                   Gefahren und Straftaten durch Mitglieder       staatliches Agieren in den Vordergrund
Meinung, diesem Phänomen, das unter                       von Rockergruppierungen im Heidekreis.         zu stellen. Dabei soll es nicht zu einem
anderem durch Ablehnung bestehender                       Diese Partnerschaft wurde Ende Novem-          Generalverdacht gegenüber bestimmte
Normen und Gesetze sowie kriminelles                      ber 2018 um das deliktsübergreifende           Personen oder Gruppen kommen“.
Verhalten gekennzeichnet ist, offen und                   Phänomen „Clankriminalität“ erweitert.
entschlossen bei niedriger Einschreit-                                                                   Durch den ganzheitlich Kontrolldruck mit
schwelle entgegenzutreten. Das Projekt                    Ziele dieser Partnerschaft sind der Schutz     einer niedrigen und konsequenten Ein-
wird zunächst für die Dauer von einem                     der Bürgerinnen und Bürger sowie der be-       schreitschwelle soll unter Ausschöpfung
Jahr eingerichtet.                                        hördlichen Institutionen und wirtschaft-       aller rechtlichen Möglichkeiten eine nach-
                                                          lichen Unternehmen im Heidekreis und die       haltige Beeinträchtigung aller kriminellen
Wesentliche Kooperationspartner dieses                    Verhinderung einer Parallelgesellschaft.       Aktivitäten erreicht und die Entdeckungs-
Netzwerks sind neben den Vertretern                                                                      wahrscheinlichkeit gesteigert werden.
einzelner niedersächsischer Polizeibehör-                 Der Leiter der Polizeiinspektion Heidekreis,   Hierbei wird gleichzeitig sensibel darauf
den und Kommunen auch der Zoll, die                       Polizeidirektor Stefan Sengel, führte seit     geachtet, dass es zu keiner Stigmatisie-
Bundespolizei, die LAB und das BAMF.                      Anfang 2019 intensive Gespräche mit            rung – keinem Generalverdacht – von
                                                                                                         einzelnen Personen oder Gruppen kommt.
                                                                                                         Dieser differenzierte Blick auf die Gesamt-
                                                                                                         situation soll durch die engen Kooperatio-
                     Finanzamt für Fahndung und Strafsachen Lüneburg
                                                                                                         nen mit den Netzwerkpartnern gestärkt
                                         Landesaufnahmebehörde
                                         Niedersachsen
                                                                                                         werden.                         Olaf Rothardt

                                                          Finanzamt Soltau
NIEDERSACHSEN   Seite 20 | 03 – Mai/Juni 2019 | proPOLIZEI

       GRENZÜBERSCHREITENDES POLIZEITEAM

 „Ahauser Übereinkommen“
  besiegelt Fortführung des
   Grenzüberschreitenden
        Polizeiteams
Gute Nachrichten für die Sicherheit in der Grenzregion: Das Grenzüberschreitende
Polizeiteam (GPT) wird seine Arbeit auch ohne die abgelaufenen finanziellen
Unterstützungen durch die Europäische Union fortsetzen. Die Förderphase endete
am 31. März 2019. Ein entsprechendes Papier, das sogenannte Ahauser Überein-
kommen, unterzeichneten die beteiligten Behördenchefs im Rahmen einer
Feierstunde am 28. März im Kulturquadrat in Ahaus.
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