ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ - ROADMAP

Die Seite wird erstellt Kimi Schulz
 
WEITER LESEN
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ - ROADMAP
ROADMAP

ZUKUNFT
DER ARBEIT
IN RHEINLAND-
PFALZ
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ - ROADMAP
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

    EINFÜHRUNG
    Die Digitalisierung verändert die Art und Weise,     de Roadmap dokumentiert diesen Dialogprozess
    wie wir arbeiten, umfassend und nachhaltig. Dies     und bietet davon ausgehend einen kompakten
    ist für sich genommen zwar nichts Neues, denn        Überblick über die zentralen Themen von „Ar-
    der technische Fortschritt hat die Arbeitswelt       beit 4.0“ sowie zu den Anknüpfungspunkten auf
    schon immer geprägt. Neu aber sind das Tempo         Landesebene.
    und das Ausmaß, mit dem die Veränderungen
    voranschreiten. Es ist daher verständlich, warum     So gilt es, die Schulen fit für die digitale Arbeits-
    mit der Digitalisierung einerseits große Erwar-      welt zu machen, Unterricht und Lehre weiterzu-
    tungen und Hoffnungen verbunden werden, sie          entwickeln und auch die duale Ausbildung an den
    andererseits aber auch Verunsicherung auslösen       digitalen Wandel anzupassen. Ebenso muss da-
    kann. Die Menschen erwarten dementsprechend          für gesorgt werden, dass diejenigen, die sich be-
    zu Recht von der Politik und ihren Partnern, dass    reits in Arbeit befinden, auch morgen noch über
    sie den Wandel vorausschauend gestalten. Dazu        die notwendigen Kompetenzen und Fähigkeiten
    müssen alle politischen Ebenen ihren Beitrag leis-   verfügen. Und schließlich muss dort angesetzt
    ten, vor allem im Bund, aber auch hier im Land.      werden, wo gearbeitet wird, nämlich in den Un-
                                                         ternehmen im Land.
    Auch die Landesregierung und ihre Partner vom
    Ovalen Tisch der Ministerpräsidentin haben sich      Um zur Gestaltung der digitalisierten Arbeits-
    daher des Themas angenommen. Im Rahmen ei-           welt in Rheinland-Pfalz beizutragen, sind daher
    nes breit angelegten Arbeit-4.0-Dialogs haben        gemeinsam mit den Partnern des Ovalen Tisches
    öffentliche Themenkonferenzen, Workshops und         eine Vielzahl von Vorschlägen erarbeitet und in
    Betriebsbesuche stattgefunden. Die vorliegen-        dieser Roadmap zusammengeführt worden.

2
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ - ROADMAP
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

TEIL I – ZUM ENTSTEHUNGSPROZESS
1. DER ARBEIT-4.0-DIALOG IN RHEINLAND-PFALZ
Den Auftakt zum Arbeit-4.0-Dialog bildete eine       Crowdworkerin sowie dem Arbeitsalltag in einem
Abendveranstaltung am 25. April 2017 mit Ex-         Coworking Space zu sammeln.
pertenvorträgen und einer Podiumsdiskussion.
So führte beispielsweise der Werkleiter der BASF     Im Nachgang der einzelnen Regionalkonferenzen
in Ludwigshafen, Dr. Uwe Liebelt, dem Publikum       fand jeweils ein Workshop der Partner des Ovalen
anschaulich vor Augen, vor welchen Chancen und       Tisches der Ministerpräsidentin statt. Aufbauend
Herausforderungen die Industrie in einer Arbeits-    auf den Eindrücken aus den Regionalveranstal-
welt 4.0 steht.                                      tungen wurde die Diskussion im Kreis der Partner
                                                     vertieft. Dabei wurden Handlungsbedarfe iden-
In den folgenden Regionalveranstaltungen stand       tifiziert und Anknüpfungspunkte für die Road-
dann der Austausch mit interessierten Bürgerin-      map festgelegt.
nen und Bürgern im Mittelpunkt. Die Veranstal-
tungen boten ihnen die Möglichkeit, sich an den      Die Inhalte, Fragen und Anregungen aus den
Diskussionen zur Gestaltung der Zukunft der Ar-      Regionalkonferenzen sind damit ebenso in die
beit zu beteiligen, was auch intensiv genutzt wur-   Roadmap eingeflossen wie die Workshops mit
de: entweder digital über eine „Arbeit-4.0-App“      den Partnern des Ovalen Tisches.
oder analog im Rahmen von Thementischen, ei-
nem offenen Dialogformat.

Jede Veranstaltung widmete sich einem Aspekt
von Arbeit 4.0: Fragen der Veränderung von Ar-
beitszeit und Arbeitsort spielten ebenso eine zen-
trale Rolle wie die Mitbestimmung in der künf-
tigen Arbeitswelt oder die Anforderungen der
Digitalisierung an Bildung und Weiterbildung.

Bereichert wurden die Veranstaltungen durch
fachkundige Gäste. So erläuterten beispielsweise
die Betriebsratsvorsitzende Heike Fried und René
Chassein, Mitglied des Vorstands der Pfalzwer-
ke AG, bei der ersten Regionalkonferenz in Lud-
wigshafen, wie Unternehmen und Beschäftigte
gemeinsam Vereinbarungen erarbeiten können,
die angepasste Arbeitszeiten oder Möglichkei-
ten des Homeoffices für beide Seiten gewinn-
bringend regeln. An nachfolgenden Thementi-
schen hatten die Teilnehmenden unter anderem         Dr. Uwe Liebelt (President European Site & Verbund
die Gelegenheit, Eindrücke aus dem Leben einer       Management und Werkleiter der BASF Ludwigshafen)

                                                                                                          3
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

    2. ERFAHRUNGEN AUS DEN BETRIEBSBESUCHEN
    DER MINISTERIN

    Im Rahmen des breit angelegten Dialogprozesses         Im Mittelpunkt der Besuche stand der intensive
    bot sich bereits vielfach die Gelegenheit zum in-      Dialog sowohl mit den Betriebsleitungen als auch
    tensiven Austausch mit Betrieben und Beschäf-          mit den Beschäftigten und ihren Interessenver-
    tigten. Konkrete Eindrücke von den Auswirkun-          treterinnen und -vertretern. Dabei wurde einmal
    gen der Digitalisierung in den unterschiedlichsten     mehr deutlich, wie sehr die Digitalisierung das
    Branchen konnte sich Arbeitsministerin Sabine          Arbeitsleben der Menschen bereits verändert: Im
    Bätzing-Lichtenthäler zudem während einer Rei-         Universitätsklinikum hat die elektronische Akten-
    he von Betriebsbesuchen verschaffen. Auf Einla-        führung die Dokumentation auf Papier ersetzt,
    dung des ver.di-Landesbezirks Rheinland-Pfalz-         das Versandhandelsunternehmen kommuniziert
    Saarland besuchte die Ministerin gemeinsam mit         mit seinen Kunden per Videochat, beim Logistik-
    Landesbezirksleiter Michael Blug von November          dienstleister ist der gesamte Zustellvorgang di-
    2017 bis März 2018 unter anderem das DHL-Pa-           gital unterstützt und kontrollierbar.
    ketzentrum in Saulheim, die Universitätsmedizin
    in Mainz, das Telekom Service Center in Ludwigs-       Für die Betriebe resultieren daraus effizientere
    hafen und den SSI Schäfer Shop in Betzdorf.            Abläufe und ein verbessertes Serviceangebot.
                                                           Auch für die Beschäftigten bringt die Digitalisie-
                                                           rung oftmals Verbesserungen und Erleichterun-
                                                           gen mit sich, etwa, weil neue Arbeitszeitmodelle
                                                           die Betreuung von Kindern oder die Pflege von
                                                           Angehörigen erleichtern können. Gleichzeitig ge-
                                                           hen Dienstleistungen, die rund um die Uhr ver-
                                                           fügbar sind, für die Arbeitnehmerinnen und Ar-
                                                           beitnehmer mit Arbeitszeiten weit außerhalb des
                                                           klassischen ,,Nine-to-five"-Tages einher. Zudem
                                                           können digitale Techniken zu einer Leistungsver-
                                                           dichtung führen, was auch Führungskräfte vor
                                                           zusätzliche Anforderungen stellt. Es gilt daher,
                                                           die Arbeitsbedingungen so auszugestalten, dass
                                                           sie für Beschäftigte und Unternehmen gleicher-
                                                           maßen von Vorteil sind.

                                                           Wie wichtig es ist, den Wandel zu einer digitali-
                                                           sierten Arbeitswelt aktiv zu gestalten, zeigt sich
                                                           auch an weiteren Themen wie etwa dem Beschäf-
                                                           tigtendatenschutz. Hier helfen klare Regeln, eine
                                                           von gegenseitigem Vertrauen geprägte Arbeits­
                                                           atmosphäre zu schaffen.

                  Besuch im DHL-Paketzentrum in Saulheim

4
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

Mit am stärksten allerdings, so zeigten es die Be-
triebsbesuche, bewegte die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer die Frage, wie sie mit den qua-
lifikatorischen Anforderungen der digitalisierten
Arbeitswelt Schritt halten können. Teils geht dies
auch mit der Befürchtung einher, dass der eige-
ne Arbeitsplatz insgesamt verloren geht. Gerade
wenn es um die Weiterentwicklung der individu-
ellen Kompetenzen und Qualifikationen sowie
der Produktionsprozesse geht, ist es daher von
herausragender Bedeutung, die Veränderungen
gemeinsam so zu gestalten, dass alle Beschäftig-
ten mitgenommen werden können.
Deutlich wurde allerdings auch, dass es bei allen
unbestreitbaren Herausforderungen viel Anlass
für einen optimistischen Umgang mit der Digita-
lisierung gibt: Wenn diese von den Sozialpartnern
                                                     Besuch des SSI Schäfer Shops in Betzdorf
gemeinsam gestaltet wird, kann sie nicht nur die
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sichern,
sondern zugleich die Arbeitsbedingungen der Be-
schäftigten verbessern.

                                                                                                        5
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

    TEIL II: THEMEN DER DIGITALISIERTEN
    ARBEITSWELT
    1. DAS BILDUNGSSYSTEM
    1.1 Entwicklungen

    Die digitalisierte Arbeitswelt stellt neue grundle-          ben Ort und zur selben Zeit zusammenkommen.
    gende Anforderungen an die Beschäftigten und                 Auch hier gibt die KMK-Strategie „Bildung in der
    Selbstständigen, die über das Beherrschen der                digitalen Welt“ wertvolle Hinweise.
    Technik hinausgehen. Sogenannte „Soft Skills“ wie
    kommunikative Fähigkeiten oder das Verständnis               Schließlich gewinnt die Verknüpfung von Theorie
    für komplexe Prozesse und Zusammenhänge (Ab-                 und Praxis in der beruflichen und akademischen
    straktionsfähigkeit) werden ebenfalls immer wich-            Bildung noch stärker an Bedeutung. So wird bei
    tiger. Diese Kenntnisse, Kompetenzen und Fähig-              Akademikerinnen und Akademikern zunehmend
    keiten gilt es, im Bildungssystem in seiner ganzen           Wert auf berufspraktische Erfahrungen und Kom-
    Breite – von der schulischen Grundbildung über               petenzen gelegt. Beruflich Qualifizierte haben im
    die berufliche Aus-, Fort- und Weiterbildung bis             Rahmen der Aus- und Fort- bzw. Weiterbildung
    hin zur Hochschulbildung – zu vermitteln.                    die Möglichkeit, ein erweitertes Grundverständ-
                                                                 nis für die theoretischen Zusammenhänge ih-
    Die nötigen Grundlagen werden schon in den                   res Faches zu entwickeln. Insgesamt gewinnt die
    Schulen geschaffen. Die Kultusministerkonfe-                 Durchlässigkeit zwischen den Bildungssektoren
    renz hat unter dem Titel „Bildung in der digitalen           nochmals an Bedeutung.1
    Welt“ einen Katalog von digitalen Kompetenzen
    aufgestellt, welche alle Schülerinnen und Schüler
                                                                 1.2 Herausforderungen und Möglich-
    während ihrer Schulzeit erwerben sollen. Dabei
    bezieht sie sich auch auf die besonderen Anfor-              keiten des Bildungssystems
    derungen der beruflichen Bildung und gibt einen
    übergreifenden Kompetenzrahmen vor. Dieser                   In der Arbeitswelt 4.0 sind wir auf kompetente
    knüpft an die an den allgemeinbildenden Schu-                Schülerinnen und Schüler sowie Auszubilden-
    len erworbenen Kompetenzen an.                               de und Studierende angewiesen. Die Kenntnis-
                                                                 se und Fähigkeiten, die für Tätigkeiten in der zu-
    Digitale Technologien können an den Schulen                  künftigen Arbeitswelt benötigt werden, gehen
    neue Impulse für die Gestaltung des Unterrichtes             teilweise deutlich über die klassischen Inhalte
    geben. Sie können dabei helfen, die Aufmerksam-              der Unterrichtsfächer hinaus. Notwendig sind
    keit und Motivation der Schülerinnen und Schüler             etwa Kreativität, Kommunikationsfähigkeit oder
    zu steigern. Digitale Lernformate erlauben zudem             spezifisches technisches Wissen. Hierfür ist zu-
    die Entkoppelung von Lernzeit und Lernort: Leh-              nächst einmal die Qualifizierung der Lehrenden
    rende und Lernende müssen nicht immer am sel-                sowohl an allgemeinbildenden und beruflichen

    1    gl. etwa Bundesinstitut für Berufsbildung (2017): Durchlässigkeit im Bildungssystem. Möglichkeiten zur Gestaltung
        V
        individueller Bildungswege. Verfügbar unter: https://www.bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/download/8426.

6
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

                                                                                                         Technische/
                                                                                                         technologische
                                                                                                         Kompetenzen
                                       Veränderungen der
                                       Arbeitsprozesse

                                                                           Qualifikations­               Kommunikative
    Digitalisierung                                                        anforderungen                 und kooperative
                                                                                                         Kompetenzen

                                  Zugang zu neuen Techniken
                                  und Systemen
                                                                                                         Analytische
                                                                                                         Kompetenzen

                                                                                                        
Abbildung 1: Kompetenzanforderungen in der digitalisierten Arbeitswelt

Schulen als auch an Hochschulen sowie in Un-
                                                                u BERUFSSCHULE 2020 IN
ternehmen von Bedeutung. Dabei erkennen die
Lehrerinnen und Lehrer an Schulen selbst Hand-                       RHEINLAND-PFALZ
lungsbedarf: In einer bundesweiten Befragung                    Bei dem Schulversuch „Berufsschule 2020“
von Lehrkräften der Sekundarstufe I stimmten                    (BS20) werden an neun berufsbildenden Schulen
85 Prozent der Aussage zu, dass Lehrkräfte in                   in Rheinland-Pfalz neue Ansätze getestet. Die Di-
der Lehrerausbildung stärker auf die Förderung                  gitalisierung der Ausbildung und die Anwendung
der computerbezogenen Fähigkeiten der Schü-                     neuer Technologien sind dabei zen­trale Aspekte.
lerinnen und Schüler vorbereitet werden soll-                   Die genaue Umsetzung dieser Änderungen unter-
ten.2 Im Mai 2018 hat die Bertelsmann Stif-                     scheidet sich je nach Schule und Ausbildungsbe-
tung in ihrem Monitor zur Lehrkräftebildung3                    ruf. So ermöglichen beispielsweise Lernmanage-
Rheinland-Pfalz für das Lehramtsstudium be-                     mentsysteme sowohl Schülerinnen und Schülern
scheinigt, dass die Thematik der digitalen Bil-                 und ihren Lehrkräften als auch den Ausbildungs-
dung bereits in den Prüfungsordnungen umge-                     betrieben den Onlinezugriff auf Lernmaterialien.
setzt ist. Damit gehört Rheinland-Pfalz zu den                  Auch der Einsatz von 3-D-Druckern soll Theorie
fünf am besten aufgestellten Bundesländern in                   und Praxis stärker verbinden. Diese Maßnahmen
diesem Bereich.                                                 dienen dazu, den Unterricht flexibler zu gestal-
                                                                ten, damit die Schülerinnen und Schüler zeit- und
Zugleich ist der Zugang zu und die Nutzung der                  ortsunabhängig lernen können.
neuen digitalen Technologien stark vom persön-
lichen und familiären, nicht zuletzt wirtschaftli-

2     gl. Bos, W. et al. (Hrsg.) (2016): Schule digital – der Länderindikator 2016. Ergebnisse einer bundesweiten
     V
     repräsentativen DGB-Befragung mit 1210 Lehrpersonen der Sekundarstufe I in Deutschland.
3    Abrufbar unter: https://www.monitor-lehrerbildung.de/web/bundesland/rheinland-pfalz mwN.

                                                                                                                           7
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

    chen Hintergrund der Kinder und Jugendlichen                 berufsbildenden Schulen und Hochschulen wei-
    geprägt. Hier besteht die Herausforderung, allen             ter verbessert und so Lern- und Ausbildungsin-
    jungen Menschen die gleichen Chancen für einen               halte noch besser abgestimmt werden. Gerade
    erfolgreichen Übergang in die digitale Arbeitswelt           weil sich die Anforderungen an Kompetenzen und
    zu eröffnen. Dies dient nicht allein der Chancen-            Qualifikationen für die Arbeit der Zukunft sehr
    gleichheit und gesellschaftlichen Teilhabe. Im Er-           dynamisch entwickeln, ist die unmittelbare Ver-
    gebnis wird es sich positiv auf die Wettbewerbs-             bindung zur Arbeitswelt für diese Bildungsinsti-
    fähigkeit der rheinland-pfälzischen Unternehmen              tutionen essenziell, um ihre Lerninhalte zeitnah
    auswirken, wenn alle Potenziale genutzt werden,              und kontinuierlich anpassen zu können. Dabei ist
    um den digitalen Wandel zu gestalten.                        auch eine entsprechende digitale Infrastruktur in
                                                                 diesen Bildungseinrichtungen eine entscheiden-
    Durch heute verfügbare Technologien können                   de Voraussetzung, um digitale Kompetenzen ver-
    auch der Austausch zwischen Unternehmen und                  mitteln zu können.

    2. VARIABLERE GESTALTUNG VON ARBEITSZEIT
    UND -ORT
    2.1 Entwicklungen

    Die Digitalisierung wirkt sich auch umfassend                auf die Arbeitszeiten der Arbeitnehmerinnen
    darauf aus, wo und wann Menschen arbeiten.                   und Arbeitnehmer.
    So ermöglichen etwa Cloud-Technologien, dass
    Beschäftigte rund um die Uhr und von nahezu                  Die technologischen Entwicklungen verlaufen
    jedem Ort auf Arbeitsinhalte zugreifen können.               parallel zu einem gesellschaftlichen Wertewan-
    Unternehmen können dadurch ihre Arbeitspro-                  del. Immer mehr Beschäftigte wollen ihre Ar-
    zesse flexibel organisieren und so an die Anfor-             beitszeit souverän und angepasst an ihre indi-
    derungen des Marktes anpassen sowie den Be-                  viduellen Bedürfnisse gestalten. Befragungen
    dürfnissen der Beschäftigten Rechnung tragen.                haben ergeben, dass sich die Beschäftigten ei-
                                                                 nen Arbeitszeitstandard wünschen, der es ihnen
    Gleichzeitig kann über das Internet rund um                  ermöglicht, Arbeit und Leben selbstbestimmt zu
    die Uhr eingekauft und kommuniziert werden.                  gestalten.4 Bereits jetzt wird zunehmend außer-
    Damit verändert sich die Anspruchshaltung der                halb der regulären Arbeitszeit und abseits des fes-
    Kunden und in der Konsequenz der Personalein-                ten Arbeitsplatzes gearbeitet. Allerdings gibt es
    satz in bestimmten Branchen, so etwa im Ver-                 bei der variablen Gestaltung von Arbeitszeit und
    sandhandel, in der Logistik oder in der Kunden-              -ort teils gegensätzliche Zielvorstellungen zwi-
    betreuung. Dies hat unmittelbar Auswirkungen                 schen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

    4    gl. IG Metall: Arbeitszeit – sicher, gerecht und selbstbestimmt. Die Befragung 2017. Abrufbar unter https://www.
        V
        igmetall.de/dl/igm/20170529_2017_05_29_befragung_ansicht_komp_489719b89f16daca573614475c6ecfb706a7
        8c9f.pdf?, https://www.igmetall.de/befragung-2017-arbeitszeit-25366.htm.

8
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

Im europäischen Vergleich ist mobiles Arbeiten in              teile des Homeoffices. Eine Studie hat ermittelt,
Deutschland bislang noch relativ wenig etabliert.              dass Beschäftigte, die von zu Hause aus arbeiten,
Nach eigenen Angaben arbeiteten 2016 etwa 12                   durchschnittlich etwa vier Stunden (Wege-)Zeit
Prozent der Beschäftigten zumindest manchmal                   in der Woche sparen.7 Zudem versprechen sich
im Homeoffice, in den skandinavischen Ländern                  Beschäftigte davon eine bessere Vereinbarkeit
war es hingegen ein Drittel.5 Laut einer neueren               von Berufs- und Privatleben.
Umfrage wünscht sich über die Hälfte der Befrag-
ten, häufiger von zu Hause aus sowie zu weniger                Neben Personen mit Erziehungs- oder Pflegever­
strikt festgelegten Zeiten zu arbeiten. Mobiles                antwortung kann mobiles Arbeiten auch Men-
Arbeiten findet aber nicht nur zu Hause, son-                  schen mit Behinderungen oder älteren Beschäf-
dern zunehmend auch in flexiblen Büros statt,                  tigten dabei helfen, ihre Arbeitsmarktpotenziale
die mithilfe von Desksharing und unterschied-                  verstärkt zu erschließen. Ein wichtiger Ansatz-
lichen Zonen für unterschiedliche Arbeitssitua-                punkt in Rheinland-Pfalz ist es, den ländlichen
tionen die Ansprüche der Beschäftigten und der                 Raum mithilfe der Digitalisierung als Lebensort
Unternehmen besser erfüllen sollen.                            attraktiv zu halten. Mitarbeiterinnen und Mitar-
                                                               beiter können im ländlichen Raum zu vergleichs-
Unabhängig vom Einsatz neuer digitaler Techno-                 weise geringen Kosten leben und mittels digitaler
logien werden schon länger vielfältige Ansätze                 Technik einer Beschäftigung auch weit entfernt
eingesetzt. So hat sich der Anteil der Betriebe,               von ihrem Wohnort nachgehen. Auch aus Sicht
die Arbeitszeitkonten nutzen, zwischen 1999 und                der Unternehmen kann die Digitalisierung dazu
2016 nahezu verdoppelt.6                                       beitragen, den ländlichen Raum als Unterneh-
                                                               mensstandort attraktiver zu machen.
2.2 Herausforderungen und Möglich-
                                                               Das Arbeiten an Orten außerhalb der Betriebs-
keiten bei der variableren Gestaltung                          stätte und die gestiegenen Möglichkeiten zum
von Arbeitszeit und -ort                                       zeitvariablen Arbeiten stellen zugleich neuartige
                                                               Anforderungen an Unternehmen und Beschäftig-
Die aufgezeigten Entwicklungen und die damit                   te, um der möglichen Entgrenzung von Arbeit8
einhergehenden Chancen und Risiken werden auf                  vorzubeugen. Unternehmen stehen in der Ver-
verschiedenen Ebenen intensiv diskutiert. Zeit-                antwortung, sich auch außerhalb ihrer Betriebs-
und ortsunabhängige Arbeit kann dazu führen,                   räume um den Arbeitsschutz zu kümmern, um er-
dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre                 höhte physische und psychische Fehlbelas­tungen
Arbeit selbstbestimmter erledigen können. In                   der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu ver-
der freien Wahl des Arbeitsortes werden daher                  meiden. Auf der anderen Seite müssen auch die
große Chancen gesehen. So ist beispielsweise der               Beschäftigten in der Lage sein, mit den Möglich-
Wegfall von Pendelzeiten einer der zentralen Vor-              keiten des mobilen und zeitvariablen Arbeitens

5    gl. Brenke, K./Schäfer, D. (2016): Home Office. DIW Wochenbericht. Deutsches Institut für Wirtschafts­forschung e. V.
    V
6   Vgl. Ellguth, P./Gerner, H.-D./Zapf, I. (2018): Flexible Arbeitszeitgestaltung wird immer wichtiger.
     IAB-Kurzbericht 15/2018.
7    Vgl. Institut für Demoskopie Allensbach (2015): Zu Hause arbeiten. Chancen der Digitalisierung für die Vereinbarkeit
      von Familie und Beruf. Bericht über eine Befragung im Herbst 2015 im Auftrag des Bundesministeriums für Familie,
      Senioren, Frauen und Jugend, Berlin: 2015.
8     Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (2016): Zum Verhältnis von Arbeit und Technik bei Industrie 4.0. Abruf
       unter: http://www.bpb.de/apuz/225688/arbeit-und-technik-bei-industrie-4-0?p=all.

                                                                                                                              9
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

                                   Dienste und Produkte rund                                                     Veränderung der physischen
                                   um die Uhr                                                                    & psychischen Belastung
                                                                                                                 durch Arbeit
     Digitalisierung

                                   Ständige Verfügbarkeit von
                                   Arbeitsinhalten                                                         Veränderung der Entgrenzung
                                                                                                           zwischen Arbeit und Privatem
                                                                           Zeit- und
                                                                           ortsunabhängiges
                                                                           Arbeiten

                                   Verbesserung der Verein-
                                   barkeit von Arbeit, Weiter-
                                   bildung und Privatem                                                    Erhöhung der individuellen
                                                                                                           Gestaltungsmöglichkeiten

     Wertewandel

                                    Veränderung individueller                                                    Veränderung der Vereinbarkeit
                                    Gestaltungsansprüche                                                         von Arbeit, Weiterbildung und
                                                                                                                 Privatem

                                                                                                                
              Abbildung 2: Mögliche Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitszeiten und -orte

             verantwortungsvoll umzugehen. Unternehmens-
                                                                           u KOMPROMISSE ZU ARBEITSZEIT
             vertreterinnen und -vertreter schätzen dafür ein
                                                                               UND -ORT MIT BETRIEBSVEREIN-
             erhöhtes Maß an Sozial- und Organisationskom-
             petenz als besonders wichtig ein.9                                BARUNGEN
                                                                           Bereits seit dem Jahr 2014 gilt bei der BMW AG
             Gerade im Bereich des zeit- und ortsunabhängi-                München eine neue Betriebsvereinbarung zur
             gen Arbeitens werden Chancen und Risiken un-                  Mobilarbeit. Sie regelt u. a., dass die Mitarbeiter
             terschiedlich eingeschätzt. Als erfolgsverspre-               mit ihren Vorgesetzten unter Berücksichtigung
             chend erscheinen daher insbesondere Ansätze,                  und Abwägung betrieblicher und privater Erfor-
             bei denen die Sozialpartner eine variable Gestal-             dernisse ihre Erreichbarkeit abstimmen. Die Mit-
             tung von Arbeitszeit und -ort im Konsens und                  arbeiter müssen außerdem die Möglichkeit ha-
             innerhalb klar definierter Rahmenbedingungen                  ben, die Aufgaben in einer angemessenen Zeit
             erproben.                                                     erledigen zu können (Reaktionszeit). Außerhalb
                                                                           der abgestimmten Zeiten der Erreichbarkeit hat
                                                                           der Mitarbeiter im Sinne der Ruhe und Erholung
                                                                           das Recht, nicht erreichbar zu sein.

             9    gl. Prümper, J. et al. (2016): Mobiles Arbeiten – Kompetenzen und Arbeitssysteme entwickeln. Deutsche Gesell-
                 V
                 schaft für Personalführung e. V.

10
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

3. BETRIEBLICHE MITBESTIMMUNG UND
BESCHÄFTIGTENDATENSCHUTZ
3.1 Entwicklungen                                             3.2 Herausforderungen und
                                                              Möglichkeiten im Bereich der
Das Betriebsverfassungsgesetz regelt die Mitbe-               Mitbestimmung und des
stimmung der Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
                                                              Beschäftigtendatenschutzes
nehmer. Die Mitbestimmung dient allerdings
nicht allein dem Interesse der Beschäftigten, an
                                                              Die Digitalisierung eröffnet für Beschäftigte und
den Entscheidungen über Arbeitsbedingungen
                                                              Arbeitgeber gleichermaßen neue Chancen. Neue
beteiligt zu werden. Eine von Vertrauen geprägte
                                                              Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich Arbeitszeit
Betriebspartnerschaft kann vielmehr einen wich-
                                                              und -ort, sich verändernde Qualifikationsanfor-
tigen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg eines
                                                              derungen oder der Einsatz neuer Technologien
Unternehmens leisten. Praxisorientierte Lösun-
                                                              – der Wandel der Arbeitswelt bringt zahlreiche
gen verbessern Entscheidungsprozesse, gleichzei-
                                                              Aspekte auf die Agenda, die zwischen Beschäf-
tig steigt die Akzeptanz von Arbeitgeberentschei-
                                                              tigten und Arbeitgebern geregelt werden können.
dungen. Aus Sicht der Unternehmensvertreter ist
                                                              Da sich die Arbeitswelt infolge der Digitalisierung
die Mitbestimmung bereits in der bestehenden
                                                              so schnell verändert wie nie zuvor, bietet eine
Form ein Instrument, das es ermöglicht, den He-
                                                              gelebte Betriebspartnerschaft auch hier das Po-
rausforderungen der Digitalisierung mit der ge-
                                                              tenzial, die Beschäftigten in diesen Wandel ein-
botenen Flexibilität zu begegnen. Aus Sicht der
                                                              zubeziehen, von ihrem Wissen zu profitieren und
Beschäftigtenvertreter besteht bei der Mitbe-
                                                              gleichzeitig die Akzeptanz für Veränderungen zu
stimmung ein Weiterentwicklungsbedarf.
                                                              erhöhen. Aus Sicht der Beschäftigtenvertreter
                                                              wäre es daher wünschenswert, wenn im Zuge der
Ein Beispiel für ein Thema, das unmittelbar mit
                                                              Einführung neuer Technologien ihre Rolle beson-
dem Arbeitsplatz der Beschäftigten und dessen
                                                              ders bei Fragen der Organisation von Arbeitsab-
Modalitäten zusammenhängt, ist der Beschäf-
                                                              läufen gestärkt wird.10
tigtendatenschutz. Dieser enthält Regelungen,
die sich auf die Erhebung, Verarbeitung und Nut-
                                                              Die betriebliche Interessenvertretung ist aller-
zung von personenbezogenen Arbeitnehmerda-
                                                              dings überwiegend auf das Vorhandensein ei-
ten oder auf Daten aus einem Beschäftigungs-
                                                              ner Betriebsstätte ausgelegt. Die Digitalisierung
verhältnis beziehen. Er erfüllt damit eine wichtige
                                                              verändert jedoch teils auch die Form der Zu-
Schutzfunktion für Arbeitnehmerinnen und Ar-
                                                              sammenarbeit zwischen Unternehmen und Be-
beitnehmer, weil er gewährleistet, dass mit die-
                                                              schäftigten, etwa, wenn Arbeitnehmerinnen und
sen Daten sicher umgegangen wird. Die Digita-
                                                              Arbeitnehmer keinem festen Standort mehr zu-
lisierung führt bei zahlreichen Arbeitsprozessen
                                                              geordnet sind. Hier bestehen zwischen Beschäfti-
dazu, dass heute wesentlich größere Mengen von
                                                              gen- und Unternehmensvertretern unterschiedli-
Daten anfallen als früher. Dies wird sich auf ab-
                                                              che Vorstellungen darüber, welche Konsequenzen
sehbare Zeit fortsetzen.

10 D
    ies ist das Ergebnis einer Befragung von Betriebsräten zum Thema „Industrie 4.0“. Vgl. dazu Agentur für Struktur-und
   Personalentwicklung GmbH (AgS) (2015): Industrie 4.0. Veränderungen & Handlungsbedarfe. Ergebnisse der Betriebs-
   rätebefragung im Mai 2015. Verfügbar unter: http://www.cms.igmetall-kueste.de/files/D_a274037358.pdf.

                                                                                                                            11
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

     daraus für die betriebliche Mitbestimmung re-
     sultieren. So weisen Beschäftigtenvertreter bei-
     spielsweise darauf hin, dass Solo-Selbstständige
     rechtlich von vorneherein nicht durch die betrieb-
     liche Interessenvertretung erfasst werden.

     Die neue Quantität und neue Qualität von Da-
     tenverarbeitung infolge der Digitalisierung hat
                                                               u ERFOLGREICHE GEMEINSAME
                                                                   INNOVATIONSPROZESSE
                                                                                                   
                                                               Innovationen können insbesondere dann erfolg-
                                                               reich in einem Unternehmen eingeführt und um-
                                                               gesetzt werden, wenn auch die Mitarbeiterin-
                                                               nen und Mitarbeiter ihr Wissen einbringen, ihre
                                                               Kompetenzen berücksichtigt und entsprechend
     auch Folgen für den Beschäftigtendatenschutz.             weiterentwickelt werden. Das Unternehmen SSI
     Die intensivere Zusammenarbeit von Mensch                 Schäfer Shop GmbH veränderte einen Großteil
     und Maschine – egal, ob Produktionsroboter                seiner internen wie externen Prozesse im Zuge
     oder Computersystem zur Einsatzplanung – führt            der Digitalisierung. Damit waren erhebliche
     dazu, dass mehr Daten über die Menschen erfasst           Umstellungen für die einzelnen Beschäftigten
     werden, sowohl in Produktions- auch als Dienst-           verbunden. Um diese im Veränderungsprozess
     leistungsprozessen. Ebenso stellt die Einführung          „mitzunehmen“, arbeiteten Betriebsrat und Un-
     von „Big-Data“-Technologien neue Anforderun-              ternehmensleitung eng zusammen und legten
     gen an den Beschäftigtendatenschutz. Wie und              gemeinsam die Rahmenbedingungen zur Wei-
     auf welcher Ebene der Datenschutz vor dem Hin-            terbildung der Beschäftigten fest. Dabei wurde
     tergrund neuer Technologien und der weltwei-              für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter ein
     ten technischen und ökonomischen Vernetzung               individuelles Konzept zur Personalentwicklung
     umzusetzen ist, muss daher im Interesse aller             erarbeitet und ein zeitlicher Rahmen festgelegt,
     ­Beteiligten geklärt werden.                              um die erforderlichen Kompetenzen zu erwerben.

                                                                                             Verbesserung von
                                                                                          Entscheidungsprozessen
                                                      Einbeziehung der
                                                        Beschäftigten

          Digitalisierung
         in den Betrieben
                                                                                        Steigerung der Akzeptanz von
                                                                                         Arbeitgeberentscheidungen

                                                                                                Effizientere
                                                                                            Produktionsabläufe
                                                     Digitale Erfassung
                                                    von Arbeitsprozessen

                                                                                         Neue Anforderungen an den
                                                                                         Beschäftigtendatenschutz

     Abbildung 3: Betriebliche Mitbestimmung und Beschäftigtendatenschutz

12
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

4 BERUFLICHE WEITERBILDUNG

4.1 Entwicklungen                                             neue Berufsbilder wie Web-Entwickler, 3-D-
                                                              Druckspezialisten oder Data-Warehouse-Leiter
Kontinuierliche berufliche Weiterbildung ist                  entstanden sind.11 Es ist zudem davon auszuge-
schon heute für viele Arbeitnehmerinnen und                   hen, dass die Qualifikationsanforderungen an die
Arbeitnehmer sowie Selbstständige Alltag. In ei-              Beschäftigten insgesamt steigen werden.12 Diese
ner zunehmend digitalisierten Arbeitswelt wer-                Verschiebungen gilt es, sowohl auf betrieblicher
den sich die Anforderungen an Kenntnisse und                  Ebene als auch arbeitsmarktpolitisch angemes-
Kompetenzen noch dynamischer verändern. In                    sen zu begleiten.
einer deutschlandweiten Befragung aus dem Jahr
2016 gaben zehn Prozent der Unternehmen an,                   Auch wenn voraussichtlich nur ein überschauba-
dass durch die Digitalisierung in den letzten zehn            rer Teil der Berufsbilder komplett entfallen und
Jahren Berufsbilder in ihrem Unternehmen ver-                 durch neue ersetzt werden wird, ist die überwie-
schwunden sind. Etwa doppelt so viele berichten               gende Mehrheit der Beschäftigten von der Digi-
allerdings auch, dass durch die Digitalisierung               talisierung betroffen, weil sich bestehende Be-

                                                                                 Wegfall und Entstehung
                                                                                 neuer Berufsbilder
                                       Qualifikations­
                                       anforderungen

                                                                                 Veränderung der Tätigkeitsprofile
                                                                                 in nahezu allen Berufsbildern
    Digitalisierung

                                       Neue Formate                              Flexibler Zugang
                                       für Weiterbildung

                                                                                 Hemmschwelle für
                                                                                 Inanspruchnahme

Abbildung 4: Auswirkungen der Digitalisierung auf die berufliche Weiterbildung

11 Vgl. Bitkom (2016): Neue Arbeit – wie die Digitalisierung unsere Jobs verändert. Verfügbar unter:
   https://www.bitkom.org/NP-Themen/NP-Standort-Deutschland/Bildung-Arbeit/Neue-Arbeit/Bitkom-Charts-PK-
   Neue-Arbeit-30-06-2016.pdf.
12 Vgl. WSI, WSI-Report Nr. 40 (Mai 2018): Die Digitalisierung der Arbeit – Verbreitung und Einschätzung aus Sicht der
   Betriebsräte. S. 11. Verfügbar unter: https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_40_2018.pdf.

                                                                                                                          13
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

     rufsbilder verändern. Der sichere Umgang mit                4.2 Herausforderungen und Mög-
     Digitaltechniken wird künftig noch üblicher sein            lichkeiten im Bereich der beruflichen
     als heute. Fähigkeiten zur Handhabung unter-                Weiterbildung
     schiedlicher Software, die Programmierung tech-
     nischer Systeme und Kompetenzen zur Recher-
                                                                 Qualifizierung ist ein unverzichtbares Mittel, da-
     che und Auswertung umfassender Informationen
                                                                 mit Betriebe und Beschäftigte die Transforma-
     werden berufsfeldübergreifend immer wichtiger.
                                                                 tionsprozesse erfolgreich gehen können. Dabei
     Die überwiegende Mehrheit befragter Unterneh-
                                                                 müssen alle Gruppen am Arbeitsmarkt in die
     mensvertreterinnen und -vertreter stimmte der
                                                                 Veränderungsprozesse einbezogen werden. Dies
     Aussage zu, dass digitale Kompetenzen in Zu-
                                                                 gilt besonders für Beschäftigte, deren Tätigkei-
     kunft den gleichen Stellenwert wie fachliche und
                                                                 ten zukünftig in größerem Umfang automati-
     soziale Kompetenzen haben werden. Die ständi-
                                                                 siert ausgeführt werden können. Die Arbeitneh-
     ge Neu- und Weiterentwicklung von Arbeitspro-
                                                                 merinnen und Arbeitnehmer benötigen daher
     zessen und Technologien verlangen von den Ar-
                                                                 Unterstützungen, um die Anforderungen des
     beitnehmerinnen und Arbeitnehmern zudem ein
                                                                 Arbeitsmarktes abzuschätzen und bestehende
     hohes Maß an Veränderungskompetenz. Gleich-
                                                                 Weiterbildungsangebote passgenau auswählen
     zeitig wird es immer wichtiger, Probleme und
                                                                 zu können. Um genauere Erkenntnisse über die
     Prozesse in ihrer Gesamtheit zu erkennen und
                                                                 zukünftigen Veränderungsprozesse zu gewinnen,
     zu verstehen. Dies erfordert ausgeprägte analy-
                                                                 muss die Forschung über die Veränderung der Be-
     tische Fähigkeiten und stellt Anforderungen an
                                                                 rufsbilder vorangetrieben werden.
     die Selbstorganisation der Beschäftigten.13 Dies
     stellt insbesondere gering Qualifizierte vor eine
                                                                 Auch auf betrieblicher Ebene besteht teilweise
     Herausforderung, da sie bislang deutlich selte-
                                                                 noch große Unsicherheit, welche Qualifikatio-
     ner an Weiterbildungen teilnehmen als höher
                                                                 nen zukünftig am Markt gefordert sind und wie
     Qualifizierte.14
                                                                 diese im eigenen Unternehmen aufgebaut wer-
                                                                 den können. Daraus folgen große Herausforde-
                                                                 rungen an eine systematische Personalplanung
                                                                 und -entwicklung sowie hinsichtlich der Bereit-
                                                                 stellung der nötigen Ressourcen für Qualifizie-
                                                                 rung und Weiterbildung. Nach Angaben von Un-
                                                                 ternehmensvertreterinnen und -vertretern gibt
                                                                 es in knapp einem Drittel der Unternehmen ein
                                                                 festes Budget und zentrale Strategien, mittels
                                                                 derer die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter digi-
                                                                 tale Kompetenzen erwerben sollen.15 Gerade klei-

     13 V  gl. IW (2016): Arbeitswelt der Zukunft. Wie die Digitalisierung den Arbeitsmarkt verändert. Verfügbar unter:
          https://www.iwkoeln.de/fileadmin/publikationen/2016/306398/Analyse_2016_108_Arbeitswelt_der_Zukunft.pdf.
     14 Vgl. etwa Osiander, Christopher; Stephan, Gesine (2018): Gerade geringqualifizierte Beschäftigte sehen bei der
          beruflichen Weiterbildung viele Hürden. In: IAB-Forum, 02.08.2018. Verfügbar unter: https://www.iab-forum.de/
          gerade-geringqualifizierte-beschaeftigte-sehen-bei-der-beruflichen-weiterbildung-viele-huerden/?pdf=8601.
     15 Bitkom (2016): Digitalisierung schafft neue Jobs für Fachkräfte. Ergebnisse einer Befragung von 504 Geschäftsfüh-
         rern und Personalverantwortlichen. Verfügbar unter: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/
         Digitalisierung-schafft-neue-Jobs-fuer-Fachkraefte.html.

14
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

nere inhabergeführte Unternehmen betreiben oft
hingegen einerseits häufig eine Personalplanung
und -entwicklung, die von unmittelbar anstehen-
den Investitionen in digitale Geschäftsprozesse
geprägt ist und richten danach die Qualifizie-
rung und Weiterbildung aus. Kleine und mitt-
lere Unternehmen (KMU) haben aufgrund ih-
rer vergleichsweise kurzen Entscheidungswege
                                                          u E NTWICKLUNG EINER
                                                             IT-GESTÜTZTEN LEHR-LERN-
                                                             STRUKTUR IN PRODUKTIONS-
                                                             BETRIEBEN
                                                                                            
                                                          Die Evonik Performance Materials GmbH in
                                                          Worms arbeitet gemeinsam mit der TU Darm-
                                                          stadt und der Kompera GmbH aus Mannheim in
aber andererseits auch die Möglichkeit, rasch auf
                                                          dem Projekt „KeaP digital – Kompetenzentwick-
sich verändernde Qualifikationserfordernisse zu
                                                          lung am Produktionsarbeitsplatz“. Dabei erprobt
reagieren. Unabhängig von der Unternehmens-
                                                          das Unternehmen eine Lehr-/Lernplattform, mit
größe gilt es, auf das in den Betrieben selbst vor-
                                                          der es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der
handene Wissen über die Weiterbildungsbedarfe
                                                          Produktion möglich ist, digitale Lernmodule zu
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückzu-
                                                          erstellen. Auf diese Weise wird das Praxiswissen
greifen.
                                                          der erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
                                                          ter für die Einarbeitung neuer Kolleginnen und
Zugleich können die vielfältigen Lernformen, die
                                                          Kollegen genutzt. Durch die Erstellung der Ein-
es bereits heute gibt, durch digitale Technologien
                                                          arbeitungsmodule gelingt es, das implizite Erfah-
weiterentwickelt werden. Präsenz- und digitales
                                                          rungswissen explizit zu formulieren und den Ein-
Lernen lassen sich kombinieren, um die Weiter-
                                                          arbeitungsprozess systematischer zu gestalten.
bildung stärker auf die individuellen Vorausset-
                                                          Die Lernmodule können jederzeit durch die Mit-
zungen der Teilnehmer zuzuschneiden. Bildungs-
                                                          arbeiterinnen und Mitarbeiter flexibel aktualisiert
inhalte können präziser daran angepasst werden,
                                                          werden, dadurch wird die nachhaltige Nutzung
wo sich Wissenslücken auftun und Schulungsbe-
                                                          sichergestellt. Innerhalb des Unternehmens wer-
darf besteht. Lernen lässt sich durch den Einsatz
                                                          den betriebliche Autorinnen und Autoren ausge-
von Assistenz- und Tutorensystemen ohne hohe
                                                          bildet und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Produktivitätsverluste vermehrt direkt in die Ar-
                                                          am Produktionsarbeitsplatz mit diesem Ansatz
beitsprozesse integrieren. Beschäftigte können
                                                          effizient qualifiziert.
an Online-Seminaren teilnehmen, ohne vor Ort
präsent sein zu müssen. Damit wird der Zugang
zu derartigen Angeboten deutlich erleichtert so-
wie die Vereinbarkeit von Weiterbildung, Beruf
und Privatleben verbessert.16

16 Vgl. BMAS (2017): Werkheft 03. WeiterLernen. Berlin.

                                                                                                                15
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

     TEIL III: WIR GESTALTEN DEN DIGITALEN
     WANDEL
     Auch wenn die grundsätzlichen Rahmenbedin-            Die Partner des Ovalen Tischs haben sich die-
     gungen einer Arbeitswelt 4.0 oftmals auf der          ser Gestaltungsaufgabe bereits heute vielfach
     Bundesebene gesetzt werden, gibt es auf der           angenommen. Dies zeigt sich beispielsweise an
     Landesebene viele Ansatzpunkte, um den digi-          der gemeinsamen Fachkräftestrategie, mit deren
     talen Wandel zu begleiten und fördern. Dies be-       Vorhaben die Roadmap abgestimmt ist und die
     trifft etwa die Ausgestaltung des Unterrichts, der    daher ineinandergreifen bzw. aufeinander auf-
     Ausbildung und der Lehre oder die Ausstattung         bauen. Die rheinland-pfälzische „Strategie für das
     von allgemeinbildenden und beruflichen Schu-          digitale Leben“ wiederum verknüpft umfassende
     len. Ebenso wichtig ist die Weiterbildung und         Maßnahmen der verschiedenen Politikbereiche,
     Nachqualifizierung der Arbeitnehmerinnen und          die im Kontext der Digitalisierung stehen.
     Arbeiternehmer. Und schließlich gilt es, die Wirt-
     schafts- und Sozialpartner zu unterstützen, um        Auf dieser Grundlage gilt es aufzubauen, um die
     gleichermaßen die berufliche Perspektive der Be-      Arbeitswelt 4.0 in Rheinland-Pfalz zukunftsge-
     schäftigten wie auch die Wettbewerbsfähigkeit         recht zu gestalten und die Chancen der Digitali-
     der Unternehmen in Rheinland-Pfalz zu stärken.        sierung zu nutzen.

     GUTE VORAUSSETZUNGEN VON ANFANG AN:
     SCHULE, AUSBILDUNG UND STUDIUM
     Bei jungen Menschen, die sich heute in der Schu-      chermaßen pädagogischer wie auch technischer
     le, der Ausbildung oder dem Studium befinden,         Hinsicht auf die digitale Zukunft vorzubereiten.
     haben wir die besten Möglichkeiten und damit          Mit dem DigitalPakt soll der Bund den Ländern
     auch die Aufgabe, sie umfassend auf die digitali-     und Kommunen Mittel für die schulische Infra-
     sierte Gesellschaft und auch die digitale Arbeits-    struktur zur Verfügung stellen. Diese sollen auch
     welt vorzubereiten. Was in dieser Zeit an grundle-    dazu genutzt werden, an den rheinland-pfälzi-
     genden Kompetenzen nicht erworben wird, muss          schen berufsbildenden Schulen die Grundlagen
     später mit ungleich größerem Aufwand nachge-          für die Erfordernisse der digitalen Arbeitswelt
     holt werden. Hierzu bedarf es technisch entspre-      weiter zu verbessern. Im Sinne der Verpflichtung
     chend gut ausgestatteter Bildungsstätten und gut      auf die KMK-Strategie gewährleistet die Landes-
     aus- und weitergebildeter Lehrkräfte. Allerdings      regierung im Gegenzug die Aus- und Fortbildung
     ist die digitale Bildung kein Selbstzweck und soll-   der Lehrkräfte, die Anpassung der Bildungsplä-
     te nicht nur vom technisch Machbaren ausgehen,        ne sowie zusammen mit den Kommunen die
     sondern vom pädagogisch Sinnvollen.                   Sicherstellung von Betrieb und Wartung der
                                                           Infra­strukturen.
     Im Rahmen ihrer Strategie „Bildung in der digita-
     len Welt“ hat die Kultusministerkonferenz bereits     Im Rahmen der dritten Phase des Hochschul-
     wichtige Ziele formuliert, um die Schulen in glei-    pakts 2016–2020 bauen Bund und Länder die

16
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

Studienplatzkapazitäten weiter aus. Dabei liegt      10 % der eingesetzten Mittel für Programme
ein Schwerpunkt auf den MINT-Fächern, die oft-       zur Sicherung und Weiterentwicklung der Stu-
mals eine besondere Nähe zu Themen der Digi-         dienqualität, der Durchlässigkeit und der Digi-
talisierung aufweisen. Darüber hinaus werden         talisierung eingesetzt.

1. UNSERE SCHULEN UND HOCHSCHULEN FIT FÜR
DIE DIGITALE ARBEITSWELT MACHEN
Die Landesregierung versetzt alle Städte und         ■■ Informatik-Lehrkräfte werden für den unter-
Landkreise in die Lage, flächendeckend eine Breit-      richtlichen Einsatz benötigt und sollen nicht
bandversorgung zur Verfügung zu stellen. Sie            mit dem Ausbau, der Wartung und dem
geht beim Ausbau Hand in Hand mit den Kom-              Support der digitalen Infrastruktur betraut
munen voran. Rheinland-Pfalz vollzieht dabei            werden. Das Land strebt dementsprechend
­zügig den Netzwechsel vom Kupfer zur Glasfaser         eine stärkere Unterstützung der Schulen für
 und errichtet bis zum Jahr 2025 flächendeckende        eine Beauftragung von IT-Fachkräften an.
 Gigabit-Netze. Eine zeitgemäße digitale Basis­         Diese müssen schnell erreichbar sein und
 infrastruktur an allen Bildungsstätten ist eine        Probleme vor Ort unmittelbar lösen. Da­
 grundlegende Voraussetzung für eine verlässli-         rüber hinaus brauchen Schulen zusätzliche
 che Nutzung digitaler Medien und ermöglicht            Ressourcen für die Entwicklung schuleigener
 so die Vermittlung digitaler Kompetenzen. Die          Digitalkonzepte und ihrer Umsetzung. Die
 Hochschulen verfügen mit dem Wissenschafts-            Digitalisierung verändert nicht zuletzt die
 netz Rheinland-Pfalz über eine hervorragende           Zusammenarbeit des schulischen Personals
 glasfaserbasierte Netzinfrastruktur, die zu den        miteinander und bedingt eine Transformati-
 leistungsfähigsten Wissenschaftsnetzen in der          on der Aufbau- und Ablauforganisation. Des-
 Bundesrepublik zählt.                                  halb stellt die Landesregierung jeder Schule
                                                        die Ressourcen zur Koordination der Bildung
■■ Zur Ausstattung der Schulen zählt neben der          in der digitalen Welt zur Verfügung.
   Bereitstellung schulischer Infrastruktur und
   internetgestützter Lernplattformen auch der       ■■ Seit nunmehr 18 Jahren trägt der Virtuelle
   Ausbau des glasfaserbasierten Breitband-             Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) wirkungs-
   Internetzugangs und eines leistungsstar-             voll dazu bei, digitale Medien auf vielfältige
   ken W-LAN. Die „Strategie für das digitale           Art und Weise zu verankern. Die lokalen an
   Leben“ sieht den Anschluss der Schulen an            den Hochschulen etablierten Serviceeinhei-
   das Hochgeschwindigkeitsnetz vor. Insbe-             ten und der VCRP arbeiten eng zusammen,
   sondere die berufsbildenden Schulen werden           um den Hochschullehrenden und Studieren-
   dabei berücksichtigt. Dieser Ausbau wird             den moderne, leistungsfähige und bedarfs-
   von der Landesregierung schulartübergrei-            gerechte Plattformen, Infrastrukturen und
   fend vorangetrieben werden. Ziel ist es, die         Unterstützungsleistungen für das digitale
   Schulen mit ausreichenden Bandbreiten                Lehren und Lernen zur Verfügung zu stellen.
   entsprechend ihres jeweiligen Nutzerbedarfs          Auch künftig werden die Hochschulen eine
   auszustatten.                                        entsprechend moderne digitale Ausstattung
                                                        bereitstellen.

                                                                                                         17
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

     2. UNTERRICHT UND LEHRE WEITERENTWICKELN
     Die Inhalte in Schule, Ausbildung und Studium                        schutzes berücksichtigt, entwickelt werden.
     gilt es, an das digitale Zeitalter anzupassen. Di-                   Auch wird sichergestellt, dass die Nutzung
     gitale Kompetenzen müssen an allen Schulen                           digitaler Medien die Inklusion in der Schule
     verlässlich erworben werden. Neue Technologien                       unterstützt.
     verbessern die Bildungsqualität allerdings nicht
     automatisch, sondern nur dann, wenn der Tech-                     ■■ Informatik kommt in der digitalisierten Ar-
     nikeinsatz pädagogisch und didaktisch sinnvoll                       beitswelt eine immer größere Bedeutung zu.
     ist. Kinder und Jugendliche sollen Technik nicht                     Der Informatikunterricht soll daher an den
     nur bedienen, sondern mit ihr als digital aufge-                     Schulen ausgebaut und dementsprechend
     klärte Menschen auch verantwortungsbewusst                           sollen Lehrkräfte eingestellt werden.
     umgehen können.17 Schülerinnen und Schüler
     sowie Auszubildende sollen befähigt werden, die                   ■■ Ein Teil der jungen Menschen an berufsbil-
     Herausforderungen der digitalisierten Welt ein-                      denden Schulen verfügt bereits über digitale
     zuschätzen. Diese Kompetenzen ermöglichen ge-                        Kompetenzen. Voneinander zu lernen hat
     sellschaftliche Teilhabe.                                            über die eigentlichen Lerninhalte hinaus ei-
                                                                          nen gemeinschaftsfördernden, pädagogisch
     Auch die Qualifikationen der Lehrkräfte an Schu-                     sinnvollen Effekt. Um die vorhandenen Kom-
     len und Hochschulen gilt es, entsprechend den                        petenzen von Schülerinnen und Schülern für
     Anforderungen der digitalen Welt gemäß zu stär-                      einen zukunftsweisenden Unterricht noch
     ken und auszubauen. Dabei sollen die bereits vor-                    besser nutzbar zu machen, wird die Etablie-
     handenen Ressourcen und Kompetenzen, auch die                        rung eines Peer-to-Peer-Konzepts angestrebt.
     der Schülerinnen und Schüler, genutzt werden.
                                                                       ■■ Die Bundesagentur für Arbeit führt ab 2019
     ■■ In den Schulen bedarf es abgestimmter                             flächendeckend die „Lebensbegleitende
        ­didaktischer Konzepte, denn diese bilden die                     Berufsberatung vor dem Erwerbsleben“ ein.
         Grundlage für die Entscheidung, welche Aus-                      Das Beratungsangebot an allen allgemein-
         stattung notwendig ist und wie sie einge-                        bildenden Schulen wird bereits zwei Jahre
         setzt wird. Voraussetzung dafür ist, dass die                    vor Schulende einsetzen – an Gymnasien ab
         Kompetenzen der KMK-Strategie landesweit                         Klassenstufe 9. Sukzessive wird das Angebot
         in den Curricula aller Bildungsgänge ent-                        auf die berufsbildenden Schulen, Berufs-
        sprechend abgebildet werden.                                      schulen und Hochschulen ausgeweitet.

     ■■ Die Lehrkräfte an Schulen müssen dabei un-                     ■■ Die Bundesagentur für Arbeit baut ihr digita-
        terstützt werden, fachlich auf dem neuesten                       les Medienangebot in der beruflichen Ori-
        Stand zu bleiben. Für den Erwerb methodi-                         entierung weiter aus. Das neu entwickelte
        scher und didaktischer Kompetenzen sowie                          Selbsterkundungstool (unter www.arbeits-
        zur Sensibilisierung beim Einsatz digitaler                       agentur.de/selbsterkundungstool) und die
        Unterrichtsmaterialien soll daher ein ent-                        App „Azubi-Welt“ bieten anwenderfreund-
        sprechendes Fortbildungskonzept, welches                          lich umfangreiche Informationen bzw. Hilfe
        unter anderem auch Fragen des Daten-                              bei der Berufs- und Studienwahl.

     17 V
         gl. Kultusministerkonferenz (2016): Strategie der Kultusministerkonferenz – Bildung in der digitalen Welt. S. 17. Verfüg-
        bar unter: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2017/Strategie_neu_2017_datum_1.pdf.

18
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

■■ Der Besuch eines Berufsinformationszen­          ■■ Die an den Hochschulen, dem Virtuellen
   trums (BiZ) ist für Schülerinnen und Schüler        Campus Rheinland-Pfalz sowie dem Hoch-
   in der Regel ein fester Bestandteil der beruf-      schulevaluierungsverbund Südwest vorhan-
   lichen Orientierung. Für alle Schülerinnen          denen hochschuldidaktischen und E-Lear-
   und Schüler, die das BiZ in der Arbeitsagen-        ning-Qualifizierungsangebote für Lehrende
   tur nur schlecht oder gar nicht erreichen           sollen mit Unterstützung der Landesregie-
   können,­steht ein mobiles Angebot zur Ver-          rung noch besser aufeinander abgestimmt
   fügung. Mit dem Einsatz von Tablets kann            und bedarfsgerecht weiterentwickelt und
   die Berufsberaterin bzw. der Berufsberater          ausgebaut werden.
   direkt im Klassenraum eine Berufsorientie-
   rung durchführen.                                ■■ Die Landesregierung diskutiert mit den
                                                       Hochschulen ein Programm zur Förderung
■■ Die Landesregierung hat mit der prämierten          von offenen Bildungsmaterialien und der
   App „Zukunft läuft“ zur Berufs- und Studien­        gemeinsamen Nutzung digitaler Bildungs-
   orientierung ein Werkzeug entwickelt, mit           medien in der Lehre. Damit wird ein Beitrag
   dem Schülerinnen und Schüler ihre eigenen           geleistet, um die Vermittlung digitaler Kom-
   Interessen reflektieren können und mit einer        petenzen curricular zu verankern.
   persönlichen Berufswahl- oder Studiums-
   liste ihre Zukunft planen. Daneben ist die
   Kompetenzanalyse ein weiteres Instrument
   zur Feststellung der individuellen, überfach-
   lichen und berufsbezogenen Kompetenzen.
   Diese werden durch systematische Beobach-
   tungen sowie standardisierte Testverfahren
   und Fragebögen erfasst. In Ergänzung dazu
   wurde das Analyseinstrument „2P/Poten-
   zial & Perspektiven“ für neu zugewanderte
   Jugendliche im Alter von 10 bis 20 Jahren
   eingerichtet. 2P ist ein computergestütz-
   tes Analyseinstrumentarium zur Erfassung
   fachlicher und überfachlicher Kompetenzen.
   Das Verfahren arbeitet mit kulturfairen und
   sprachreduzierten Aufgabenstellungen.

■■ Die Landesregierung prüft zusätzlich, ob und
   wenn ja auf welcher Ebene ein Unterstüt-
   zungsangebot zur Arbeitsweltorientierung
   von jungen Menschen geschaffen werden
   soll. Dies kann beispielsweise in Form einer
   Onlineplattform geschehen oder curricular
   verankert werden, um junge Menschen über
   ihre Rolle in der Arbeitswelt zu informieren
   und für einen angemessenen Umgang mit
   sozialen Netzwerken zu sensibilisieren.

                                                                                                      19
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

     3. DUALE AUSBILDUNG 4.0

     Die duale Ausbildung in Deutschland hat welt-       ■■ Der digitale Wandel stellt auch die Ausbil-
     weit Vorbildcharakter, weil sie in hervorragender      derinnen und Ausbilder in den Unternehmen
     Weise Theorie und Praxis verbindet. Auch die du-       vor neue Herausforderungen. Die Partner
     ale Ausbildung muss sich dem digitalen Wandel          sensibilisieren und beraten die Betriebe
     anpassen, hat dabei aber den Vorteil, strukturell      hinsichtlich der digitalen Herausforderungen
     ohnehin dynamisch und betriebsnah angelegt             und unterstützen geeignete Fortbildungen,
     zu sein. Eine Herausforderung besteht darin, die       insbesondere auch für Ausbilderinnen und
     duale Ausbildung für junge Menschen attraktiv          Ausbilder.
     zu gestalten. Die Partner engagieren sich daher
     für die weitere Stärkung der dualen Ausbildung      ■■ Um ausreichend junge Menschen für MINT-
     in Rheinland-Pfalz.                                    Berufe gewinnen zu können, ist es notwen-
                                                            dig, sie frühzeitig für naturwissenschaftlich-
     ■■ Um eine zukunftsfähige Ausbildung zu                technische Fragestellungen zu begeistern
        ermöglichen, ist bei den berufsbildenden            und diese Begeisterung entlang der Bil-
        Schulen sowie auch bei den Bildungszentren          dungskette zu erhalten. Die MINT-Strategie
        der Kammern und anderer Träger eine fort-           des Landes wird daher unterstützt. Die
        laufende Modernisierung der Ausstattung             Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland
        erforderlich.                                       der Bundesagentur für Arbeit hat ein MINT-
                                                            Kompetenzzentrum eingerichtet. Ziel ist es,
     ■■ In den verschiedenen Berufen stellen sich die       den Frauenanteil bei den neu abgeschlos-
        Herausforderungen der Digitalisierung teils         senen Ausbildungsverträgen in den dualen
        sehr unterschiedlich dar und sollten früh-          MINT-Ausbildungsberufen langfristig auf
        zeitig und praxisnah Eingang in den Berufs-         20 % zu steigern. MINT-Botschafterinnen
        schulunterricht finden. Dies geschieht durch        betreuen und beraten dabei die Arbeitsagen-
        eine entsprechende Berücksichtigung in              turen vor Ort.
        den Rahmenlehrplänen und die damit ein-
        hergehende Qualifizierung der Fachkräfte.        ■■ Der Digitalisierungsgrad der Unternehmen
        Die Curricula der industriellen Metall- und         ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Dem-
        Elektroberufe wurden bereits zu Beginn des          entsprechend unterscheiden sich auch deren
        Schuljahres 2018/2019 um die Bereiche               Möglichkeiten, ihren Auszubildenden digi-
        „Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und        tale Kompetenzen weiterzuvermitteln. Die
        Informationssicherheit“ ergänzt. Die Part-          Partner begrüßen daher eine Ausweitung
        ner prüfen, ob dafür ergänzend interessierte        von Ausbildungskooperationen. Interessante
        und qualifizierte Fachkräfte aus der Praxis         Kooperationspartner sind z. B. kleinere Be-
        gewonnen werden können, die gemeinsam               triebe, die den Auszubildenden einen breite-
        mit den regulären Lehrkräften in den Berufs-        ren Anwendungsbereich digitaler Techniken
        schulen ausbildungsrelevante Inhalte an-            anbieten, als dies in den Ausbildungsordnun-
        schaulich vermitteln.                               gen vorsehen ist. Derartige Kooperationen
                                                            können die Attraktivität der Betriebe für
                                                            potenzielle Auszubildende steigern.

20
ZUKUNFT DER ARBEIT IN RHEINLAND-PFALZ

■■ Der Unterricht in den berufsbildenden Schu-          Unterricht ist perspektivisch zudem auch für
   len ist nach wie vor auf die Anwesenheit von         die Wahlschulbildungsgänge denkbar.
   Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften
   vor Ort ausgerichtet. Dies muss auch der           ■■ Vielfach werden die Berichtshefte in der Be-
   Regelfall sein. Es wird aber geprüft, wie die         rufsausbildung noch handschriftlich geführt,
   Möglichkeiten der Digitalisierung für einen           auch Lehrmittel liegen in der Regel nur in
   ergänzenden standortflexibleren Unterricht            analoger Form vor. Die Partner werben da-
   genutzt werden können. Das Lernbaustein-              für, dass der digitale Ausbildungsnachweis
   konzept kann dabei die Zusammenlegung von             stärkere Verbreitung findet. Auch Schul­
   Lerngruppen über die einzelne berufsbildende          bücher sollen perspektivisch in den Schulen
   Schule hinaus ermöglichen. Standortflexibler          alternativ digital genutzt werden können.

DIE ARBEITSWELT GESTALTEN: BESCHÄFTIGTE
UND UNTERNEHMEN IM DIGITALEN WANDEL
Die Digitalisierung bietet denjenigen, die sich be-   Doch nicht nur Unternehmen, auch der öffent-
reits im Erwerbsleben befinden, neue Chancen,         liche Dienst muss sich im digitalen Wandel an-
stellt sie aber zugleich vor Herausforderungen.       passen und die Weichen für eine moderne Perso-
Dies gilt für die Unternehmen ebenso wie für die      nalentwicklung stellen. Die Landesregierung wird
Beschäftigten. Nur gemeinsam kann es gelingen,        daher ihren Teil dazu beitragen, die Digitalisierung
die Möglichkeiten des digitalen Wandels für alle      des öffentlichen Dienstes im Land zu gestalten
Seiten gewinnbringend zu nutzen.                      und seine Beschäftigten dabei zu begleiten und
                                                      zu unterstützen.
Weiterbildung ist in dieser Zeit der besonders
dynamischen technologischen Veränderungen
der Schlüssel für gute Perspektiven des Einzel-
nen auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig sind gut
qualifizierte Beschäftigte die Voraussetzung für
wettbewerbsfähige Unternehmen. Beschäftigte
wie Betriebe müssen daher in die Lage versetzt
werden, zu erkennen, welche Kompetenzen er-
forderlich sind und welche Möglichkeiten es gibt,
diese zu erhalten beziehungsweise aufzubauen.
Dies beinhaltet auch Fragen der finanziellen För-
derung. Unterstützungsbedarf besteht hier vor
allem bei kleineren und mittleren Unternehmen,
die noch keine ausreichenden eigenen Ressour-
cen für eine strategische Personalplanung und
-entwicklung aufbringen.

                                                                                                             21
Sie können auch lesen