Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth

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Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth
Best a                                  Tiere in der
                                    Sammlung Würth

Presse-Information

          7. Nov. 2021 > 7. Sept. 2022

In Kooperation mit
dem Zoologischen Museum
Straßburg

                                                       1
Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth
Kontakt                                             Pressemappe
Marie-France Bertrand
Handy + 33 (0)6 24 57 00 22
marie-france.bertrand@wurth.fr
                                                    Inhalt
                                                    3    Pressemitteilung

                                                    5    Interview mit Samuel Cordier,
                                                         Direktor des Zoologischen
                                                         Museums Straßburg

                                                    7    Interview mit der Künstlerin
                                                         Apolline Grivelet
                                                         über das Projekt Eumélanine

                                                    9    Das Musée Würth in Erstein,
                                                         ein besuchernahes Museum

                                                    10   Ausstellungskatalog

                                                    11   Bildmaterial

                                                    14   Praktische Informationen

 Z.I. ouest / rue Georges Besse / F-67150 Erstein
 Tél. + 33 (0)3 88 64 74 84
 www.musee-wurth.fr – mwfe.info@wurth.fr –

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Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth
In Kooperation mit
                                                        dem Zoologischen Museum
                                                        Straßburg

                       Tiere in der
                   Sammlung Würth                       7. Nov. 2021 > 7. Sept. 2022
                                                        Musée Würth France Erstein

Pressemitteilung
Für jede Ausstellung nutzt das Ersteiner Musée
Würth selbstverständlich die umfangreiche
                                                        Eine Austellung nach Maß
Sammlung des Unternehmers Reinhold Würth, so            Das Musée Würth hat die seit 2013 in den
dass alle von ihren Ressourcen und ihrer Vielfalt       verschiedenen Würth-Museen gezeigte
profitieren. Mit Bestĭa wird der Erfahrungshorizont     Wanderausstellung völlig neu konzipiert, um sie
noch erweitert: Die von der Tierthematik inspirierte    an den Museumsort, dessen Gegebenheiten und
Ausstellung, die bis zum 7. September 2022 gezeigt      Vorstellungen anzupassen. Der Titel Bestĭa ersetzt den
wird, vermittelt einen umfassenden Einblick in          Titel „Ménagerie“, um den Begriff des Lebendigen
die sensible Welt alles Lebendigen, indem sie           weiter zu fassen: Er geht über das Tier hinaus, hat
zeitgenössische Gemälde aus der Sammlung                mit den vom Menschen definierten oder seiner
Würth, Tierpräparate in Leihgabe des Zoologischen       Fantasie entsprungenen Bestien nichts mehr gemein
Museums Straßburg, sowie mehrere Werke aus dem          und weist jeden voyeuristischen oder spektakulären
Elsässischen Regionalfonds für zeitgenössische          Ansatz zurück. Zwei Drittel der ursprünglich
Kunst (FRAC) und das lebende Projekt der Künstlerin     gezeigten Werke wurden ebenfalls geändert. Diese
Apolline Grivelet miteinander in den Dialog treten      neue Projektidentität wird durch Partnerschaften
lässt.                                                  mit dem Zoologischen Museum Straßburg und dem
                                                        Elsässischen Regionalfonds für zeitgenössische
Bestĭa überschreitet die Grenzen einer ausschließlich   Kunst (FRAC) unterstützt: deren Leihgaben
künstlerischen Ausstellung, deutschen Geografie         bereichern die Ausstellung mit Naturexemplaren
und privaten Sammlung, denn Bestĭa hinterfragt          sowie zeitgenössischer französischer und belgischer
die hochaktuelle Thematik der Beziehung Mensch-         Kunst, so mit Gemälden von Nathalie Savey,
Natur, angesichts der Vielfalt und Komplementarität,    Jan Fabre und Christophe Meyer.
die sich aus der Verbindung von Kunst und
Wissenschaft ergibt: Die Ausstellung will zu Fragen     An den Wänden des Museums sind oft großformatige
anregen und eine Darstellung vorschlagen, statt         Meisterwerke aus der Sammlung Würth – Max
einen verzerrenden Spiegel vorzugeben – die meisten     Ernst, Georg Baselitz, Bernd Koberling und Gerhard
der ausgewählten Gemälde, die zwischen den 1980er       Richter sowie weniger bekannte Künstler – zu sehen,
Jahren und heute entstanden sind, stellen nicht         die aber ebenso repräsentativ für die gestische
einfach nur Tiere dar, sondern gehen ihrem Wesen        Malerei in intensiven Farben in Großformat,
auf den Grund.                                          insbesondere in Deutschland, sind. Sie alle zeugen
                                                        von der wachsenden Bedeutung der Tier- und
                                                        Umweltthemen in der zeitgenössischen Kunst und
                                                        der Betrachtungsweise zahlreicher heutiger Künstler.

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Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth
Zu den natürlichen Arten, die sich den Platz mit den     Hinterfragen wir unser ganz persönliches Verhältnis
Gemälden teilen, zählen Vögel und Schmetterlinge,        zum Tier – Zoo, Massentierhaltung, abnehmende
Yaks, Bären, Schakale, Luchse, Wölfe, Hirsche, Rehe,     Artenvielfalt, Jagd, Tierleiden, Haustiere-
Affen, Mollusken, Schildkröten … Fische, Korallen,       Kuscheltiere, Veganismus ... bis hin zum Pangolin,
Mungos und Schuppentiere können Sie so aus               in Anspielung auf Covid 19 und die Brisanz der
unmittelbarer Nähe beobachten.                           Thematik.

Anregung zum Nachdenken                                  Das Lebendige Integrieren
und Hinterfragen                                         Das im Museumsgarten installierte Projekt Eumélanine
                                                         ist Teil dieses hochaktuellen Zeitbezugs. Die
Die Szenografie unterstreicht die Einzigartigkeit        Künstlerin Apolline Grivelet, die häufig mit lebenden
des auf das Musée Würth speziell zugeschnittenen         Tieren arbeitet, hat durch die Kreuzung bestehender
Ausstellungsprojekts sowie den Wunsch nach               Rassen eine völlig neue Hühnerrasse geschaffen.
Öffnung. Bestĭa löst sich von den althergebrachten       Jede einzelne Henne ist ein Kunstwerk. Indem
starren zoologischen Klassifizierungskategorien          sie die Beziehung zwischen Mensch und Haustier
(nach geologischen Gebieten oder nach Arten)             analysiert, setzt sie sich ständig mit ihren eigenen
als auch von den seit den ersten Höhlenmalereien         ethischen und emotionalen Grenzen auseinander
kodifizierten Tierrepräsentationen in der westlichen     und verschiebt diese. Warum unterscheiden wir
Kunst – Fantasie –, Haus-, Mythologietiere,              zwischen Haustieren, Ziertieren, Nutztieren? Woher
gezähmte Tiere, symbolhafte Tiere ...                    stammen die Konzepte Rasse und Reinheit? Wie
                                                         weit gehen wir bei der Festlegung ästhetischer oder
Erinnert die Ausstellung mit ihrer reichen und           zweckmäßiger Kriterien? Mensch oder Tier – wer
ästhetischen Dimension auf den ersten Blick an           hängt stärker vom anderen ab? „Apolline Grivelet’s
frühere Wunderkammern, deren Hauptphilosophie            Projekt regt uns zu zahlreichen Fragen an, was gut zu
bereits in der Renaissance in der Präsentation der       unserer Ausstellung passt“, erklärt die Leiterin des
Reichhaltigkeit und Vielfalt der Welt bestand, so lädt   Museums, Marie-France Bertrand. Mit ihr bringen
das Ersteiner Musée Würth zu einer weiterführenden       wir das Lebendige in unser Museum zurück – mit
Reise anhand der vier Elemente Luft, Erde,               dem Blick der Künstlerin.“
Wasser und Feuer ein. Diese vier weitläufigen,
symbolträchtigen Naturelemente suggerieren die
natürliche Umgebung mit ihren Eigenschaften
heiß, kalt, trocken, nass ... welche für die reiche       Im Rahmen der gesellschaftlichen
Tierwelt und ihre Darstellungsvielfalt in der             Unternehmensverantwortung (CSR) der Würth-
heutigen Zeit charakteristisch sind. „Schon immer         Gruppe haben wir für diese Ausstellung für die
bestand ein Gegensatz zwischen dem rationalen             Sammlerstücke des Zoologischen Museums
Blick der Wissenschaftler bzw. Naturforscher              erstmals Sockel aus Wellpappe verwendet, nicht
und dem emotionalen Blick der Künstler. Uns               zuletzt dank der freundlichen und großzügigen
geht es darum, diese Kluft aufzubrechen, die              Unterstützung der Fa. DS Smith in Kunheim. Der
Komplementarität zu zeigen und zu einer neuen             Einsatz dieses recycelbaren Materials bot sich
Betrachtungsweise des Lebendigen anzuregen“,              unserer Meinung nach beim Thema Tierwelt und
erläutert Ausstellungskuratorin Claire Hirner.            folglich auch Natur ganz besonders an.

Bestĭa ist eine Anregung nachzudenken, zu
hinterfragen, zu ergründen. Die Thematik ist
überaus politisch, ja kontrovers, doch verteidigt die
Ausstellung keinen bestimmten Standpunkt noch
eine Überzeugung. Sie bekennt sich zu ihrem Erbe,
zu ihrer artenorientierten und anthropozentrischen
Positionierung, belässt es jedoch nicht dabei. Es
werden weder Jagdszenen noch Stillleben gezeigt.

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Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth
Interview mit Samuel Cordier,
Direktor des Zoologischen
Museums Straßburg

                Das Ersteiner Musée Würth hat Bestĭa als komplementäre Ausstellung zu den
                Sammlungen des Straßburger Zoologischen Museums, das bis 2024 wegen
                Renovierungsarbeiten geschlossen sein wird, konzipiert. Dieser Kooperationsansatz
                				                          steht in Einklang mit dem transversalen Ansatz,
                				                          den Paul Lang, Direktor der Straßburger Museen,
                				                          und Samuel Cordier, der neue Direktor der
„Unsere Sammlungen  sind  der  greifbare
                				Einrichtung, vertreten.
        Beweis für die biologische Vielfalt,
    die in bestimmten Gebieten abnimmt
                oder nicht mehr existiert.“
                           Samuel Cordier, Direktor
              des Zoologischen Museums Straßburg

Was unterstreicht diese Gegenüberstellung von           Woher stammt die Sammlung des Straßburger
zeitgenössischen Kunstwerken aus der Sammlung           Zoologischen Museums?
Würth und Ihrer eigenen wissenschaftlichen
Sammlung?                                               S. C. – Das Museum ging ursprünglich aus
                                                        der Privatpraxis des Straßburger Arztes und
Samuel Cordier – Ich würde eher von                     Naturforschers Jean Hermann (1738-1800) hervor.
Komplementarität als von Gegenüberstellung              Diese war kein Kuriositätenkabinett, sondern ein
sprechen. Es wird immer zwischen Kunst und              echtes Naturalienkabinett, dessen Exponate nach
Wissenschaft unterschieden, aber für mich bilden        den Erkenntnissen des 18. Jahrhunderts angeordnet
sie eine globale Einheit. Kunstwerke und natürliche     wurden. Das Kabinett wurde von der Stadt Straßburg
Exponate – letztere sind das Ergebnis eines             erworben und 1804 in ein Museum umgewandelt.
Prozesses – Sammeln, Präparieren, Naturalisieren        Im Laufe der Jahre wurden die Sammlungen durch
– ermöglichen den gemeinsamen Blick auf die             mehrere Naturforscher-Generationen bereichert.
Natur, unsere Umwelt und unsere Beziehung zu den        Das Museum wurde in dem heutigen Gebäude
Lebewesen. Gemeinsam bieten sie dem Betrachter          untergebracht, das 1893 eigens zur Bewahrung,
relevante Ansätze für unsere Vorstellung von der        Erforschung und Präsentation dieser Sammlungen
Natur, unserem Platz und unserer Rolle in ihrer         für die Öffentlichkeit errichtet worden war. Die
Entwicklung. Die Ausstellung Bestĭa ist eine Referenz   heute insgesamt 1.200.000 Exemplare umfassenden
an die Wunder- bzw. Schatzkammern, und in der           Bestände bestehen hauptsächlich aus Insekten,
Tat bilden diese ein Ganzes, mit anorganischen          Weichtieren und Fischen und natürlich aus
und organischen Produktionen der Natur und              Säugetieren und Vögeln. Die Sammlung zählt zu
Produktionen von Menschenhand. Das ist das              den bedeutendsten zoologischen Sammlungen
Interessante daran.                                     Frankreichs, sie gehört der Stadt und ist in einem
                                                        Universitätsgebäude untergebracht. Diese doppelte –
                                                        kommunale und universitäre – Zuständigkeit ist eine
                                                        Besonderheit und eine Chance für unser Gebäude,
                                                        insbesondere im Hinblick auf seine geplante
                                                        Sanierung.
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Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth
Ist es für Sie als neuer Leiter des Museums wichtig,      Immer mehr zeitgenössische Künstler interessieren
Kooperationen wie diese zu initiieren, die Ihre           sich für das Anthropozän, für unsere Beziehung
Einrichtung und das Musée Würth einander                  zur lebenden Welt, ihre Entwicklung und die
näherbringen?                                             Konsequenzen, die unser Handeln auf sie
                                                          hat. Diese gesellschaftliche Tatsache ist von
S. C. – Das Zoologische Museum hat bereits                grundlegender Bedeutung: Es ist normal, dass
bei zahlreichen Gelegenheiten mit Kunstmuseen             Künstler sie aufgreifen und dass ein Museum
zusammengearbeitet, wenn auch bisher nur im               wie unseres Partnerschaften knüpft, um sich
Rahmen der Straßburger Museen. Der transversale           dieser Thematik zu widmen. Die Tatsache, dass
Aspekt ist für Paul Lang, Direktor der Städtischen        Liebhaber der zeitgenössischen Kunst mit Werken
Museen, ganz wesentlich. Ich persönlich bin von den       aus Naturkundemuseen konfrontiert werden – die
Vorteilen der interdisziplinären Arbeit fest überzeugt:   schon immer Arbeitsstätten für Künstler waren, man
unsere Sammlungen, unsere Komplementarität                denke nur an die Werke von Eugène Delacroix, die
und unsere Struktur eignen sich gut dafür. Anfang         im Nationalmuseum entstanden sind, oder an die
Dezember eröffnen wir außerdem die vom Museum             Arbeiten von Stéphane Belzère in jüngerer Zeit – ist
für zeitgenössische Kunst Straßburg kuratierte            für mich sehr wichtig.
Ausstellung Stéphane Belzère – Mondes flottants, für
die wir eine ganze Reihe flüssiger Sammlungen in
Gläsern zur Verfügung stellen. Mir war es schon
immer wichtig, unterschiedliche Sichtweisen und
Themen zu kreuzen und auf diese Art und Weise
begreifbar zu machen. Unsere Sammlungen sind
der greifbare Beweis für die biologische Vielfalt, die
in bestimmten Gebieten abnimmt oder überhaupt
nicht mehr existiert. Es wäre heute nicht mehr
möglich, diese Sammlungen zusammenzustellen,
da viele Arten verschwunden sind. Die heutigen
Sammelpraktiken sind nicht mehr dieselben wie in
früheren Jahrhunderten, sie waren mit Wissbegierde,
Plänen, die Welt inventarisch zu erfassen, der
landwirtschaftlichen Nutzung, aber auch mit der
Kolonialisierung verbunden, was wir nicht leugnen
dürfen.

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Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth
Interview mit der Künstlerin Apolline Grivelet
über das Projekt Eumélanine

                      Das Projekt Eumélanine1, das im Rahmen der Bestĭa-Ausstellung im Garten des
                      Musée Würth in Erstein gezeigt wird, ist ein experimentales Langzeitprojekt,
                      dem sich die französische Künstlerin Apolline Grivelet (geb. 1988) in den
                      letzten sechs Jahren gewidmet hat. Sie erforscht die Zucht von Ziertieren in
                      der Kontinuität ihrer Forschung über die Beziehung zwischen Menschen und
                      anderen Lebewesen.
                                                     Bei diesem Ansatz, den sie mit der
                                                     Entwicklung einer eigenen Hühnerrasse
 „Ich habe Biologie schon immer geliebt: verwirklicht              hat, geht es darum, einen
                                                     Selektionsprozess sichtbar zu machen, der als
   Ich entdecke Dinge, die noch kreativer Grundlage für Überlegungen zu Fragen der
      sind, als ich es mir vorstellen kann.“ Domestizierung, Genetik und Tierethik dient.
                                         Apolline Grivelet

Können Sie uns etwas über den Ansatz erzählen, den           Eigenschaften definiert, die ich bei meiner Rasse
Sie mit Ihrem Eumélanine-Projekt verfolgen?                  bevorzugen wollte.

Apolline Grivelet – Ich arbeite gern mit der                 Wie gestaltet sich der Übergang vom
lebendigen Materie und an langfristigen Projekten            wissenschaftlichen zum künstlerischen Projekt?
– erstere entsteht durch Prozesse, die sich im Laufe
der Zeit weiterentwickeln. Vor sechs Jahren initiierte       A. G. – Mein Ansatz ist äußerst empirisch.
ich das Projekt Eumélanine, das ursprünglich aus             Es sind die Hennen selbst, die ihre Kreuzungen
meiner Vorliebe für Hühner entstand, Tiere, die              vornehmen und ihre Gene mischen. In meinem
man bei sich haben kann und nicht einzusperren               Hühnerstall gibt es keine Reagenzgläser! Es ist meine
braucht, wenn man einen Garten hat, und aus meiner           Aufgabe, soweit dies möglich ist, zu interpretieren,
Begegnung mit einem jungen Züchter, der Hühner               ob ein bestimmtes Gen dominant ist oder nicht. Die
für die Teilnahme an Wettbewerben auswählte. Bei             Arbeit liegt im Prozess selbst, und jedes Huhn ist ein
dieser Gelegenheit entdeckte ich ein Umfeld, das             einzigartiges Werk – oder Teil des Werkes. Hört die
grundlegende ethische Fragen aufwirft. Welche                Rasse auf zu existieren, verschwindet das Werk.
Merkmale und Besonderheiten sind zu beachten,
wenn Sie Ihre Rasse entwickeln, die Normen erfüllen          Einen Museumsgarten für ein solches Werk zur
und Schönheitspreise für Hennen gewinnen wollen?             Verfügung zu haben, wie hier im Musée Würth,
Die Antwort liegt in den wesentlichen Begriffen              ist eher ungewöhnlich ...
Produktionsmenge und Selektion. Doch Selektion
bedeutet für viele Küken offensichtlich den Tod, ein         A. G. – Ja, obwohl meine Hühner bereits im
Tabuthema. Angesichts dieser Fragen beschloss                Innenhof einer Mediathek ausgestellt wurden. Ich
ich, meine eigene Hühnerrasse zu züchten und                 mache Fotoserien, um sie auf eine konventionellere
selbst über die Grenzen eines solchen Projekts               Weise auszustellen und mein Projekt zu zeigen.
nachzudenken. Es gibt Kampfhähne, Legehennen,                Da sich meine Projekte im Allgemeinen mit dem
Fleischhühner, singende Hühner ... Ich habe mir Ziele        Lebendigen befassen und die Arbeit an meinen
gesetzt und die physischen und verhaltensmäßigen             Werken entweder langfristig angelegt oder zeitlich

1 Eumenalin: Pigment, das zusammen mit der Pigmentart
  Phäomelanin die Haar- und Hautfarbe bestimmt (A.d.Ü.)
                                                                                                                  7
Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth
begrenzt ist, arbeite ich bei Biennalen oder Festivals
mit Gemeinden oder Institutionen zusammen. Ich           A. G. – Als ich anfing, steckte diese Art des
nehme auch an Ausschreibungen teil. Die Frage,           Umgangs mit der lebendigen Materie in der
die sich stellen könnte, ist meine Beziehung zu          zeitgenössischen Kunst noch in den Kinderschuhen.
Sammlungen, aber durch die Art meiner Projekte           Heute ist er ziemlich verbreitet. Der Öffentlichkeit
habe ich mich mittlerweile von dem kommerziellen         werden regelmäßig Pflanzen, Algen oder Pilze in
Aspekt der zeitgenössischen Kunst stark distanziert.     Ausstellungen präsentiert. Ich denke, dass die
                                                         Anziehungskraft, die die lebende Materie auf mich
Wie haben Sie sich gefühlt, als das Musée Würth          ausübt, mit ihrer Autonomie zu tun hat. Davor habe
an Sie herangetreten ist?                                ich in der Druckgrafik gearbeitet. Aber in diesem
                                                         Bereich führen die Drucktechniken zu einer gewissen
A. G. – Ich kannte das Museum nicht und hatte            Distanz zwischen dem fertigen Werk und dem
keine besondere Beziehung zum Elsass. Enzo Stanca,       Künstler, der nicht direkt mit dem Material zu tun
der vor kurzem seine kunsthistorische Diplomarbeit       hat. Ich spürte also bereits diese relative Autonomie
zum Thema Das lebende Tier und die zeitgenössische       der Arbeit. Ich habe Biologie schon immer geliebt
Kunst in der Gegenüberstellung beendet hatte, stellte    und begeistere mich auch heute noch sehr dafür. Hier
den Kontakt zum Museumsteam her, das die Bestĭa-         entdecke ich Dinge, die noch kreativer sind, als ich es
Ausstellung vorbereitete. Dieses Treffen erschien mir    mir vorstellen könnte.
sofort sinnvoll.

Welche Botschaft wollen Sie mit diesem
Projekt vermitteln?

A. G. – Ich möchte, dass jeder für sich selbst
denkt und besser versteht, worüber wir sprechen.
In Frankreich herrscht eine starke Unsicherheit
rund um dieses Thema: Wir verwechseln oft Art
und Rasse, aber alle Hühner – oder auch alle Hunde,
Katzen, Pferde usw. – gehören derselben Art an.
Rasse ist ein kultureller Begriff, unabhängig von
den Tieren selbst, der vom Menschen definiert
wird. Die Auseinandersetzung mit diesem
Unterschied zwischen Rasse und Art ist für mich
von entscheidender Bedeutung: Was bedeutet die
Reinheit einer Rasse – außer, dass es mehr Inzucht
gibt, was wohl kaum positiv ist? Warum kommt eine
bestimmte Rasse eher in Mode als eine andere, und
was sagt das über unsere Gesellschaft zu diesem
Zeitpunkt aus?

Was inspiriert Sie an der lebendigen Materie
besonders?

                                                                                                              8
Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth
Das Musée Würth in Erstein,
ein besuchernahes Museum

Wenn der Name Würth als Zeichen für hochwertiges      Neunzehn Ausstellungen wurden in den vergangenen
Werkzeug und Material für die Fachleute aus           zwölf Jahren präsentiert, immer mit dem Ansatz
Bau, Automobilsektor und Industrie steht,             ein profundes, vielfältiges Programm für ein breites
lässt er ebenfalls an eine der bedeutendsten          Publikum zu bieten:
Unternehmenssammlungen denken, die die
leidenschaftliche Begeisterung, aber auch die         1    Gegenwelt (2008)
sozialen Überzeugungen des Unternehmers               2    François Morellet. Vernunft und Ironie
und Sammlers Reinhold Würth widerspiegelt.                 (2008-2009)
Die in den 1960er Jahren mit dem Kauf eines           3    Liebe auf den ersten Blick. Ausgewählte Werke
Aquarells von Emil Nolde begonnene Sammlung                aus der Sammlung Würth (2009)
umfasst heute über 18 000 Werke – Gemälde,            4    Im Schatten der Wörter. Gao Xingjian/Günter Grass
Skulpturen, Zeichnungen… – vom Mittelalter bis             Tusche und Aquarelle (2009-2010)
in die Gegenwart. Da es ihm stets am Herzen lag,      5    Paris-Karlsruhe-Berlin. Ost und Westwinde
diese firmeneigene Sammlung zu vermitteln und              (2010-2011)
allen zugänglich zu machen, richtete Reinhold         6    Anselm Kiefer in der Sammlung Würth (2011)
Würth, Jahrgang 1935, seit 1989 fünfzehn Würth-       7    Éclats ! Le musée se met au verre…
Ausstellungsorte in Europa, jeweils in Verbindung          contemporain (2011-2012)
mit den Würth-Landesgesellschaften ein.               8    Xénia Hausner. In Flagranti (2012)
                                                      9    Waldeslust. Bäume und Wald
Das von den Architekten Jacques und Clément                in der Sammlung Würth (2012-2014)
Vergély entworfene und im Jahr 2008 südlich von       10   Art faces. Fotografen begegnen Künstlern
Straßburg eingeweihte Musée Würth ist darunter             (2013-2014)
eines der größeren Häuser. Es verfügt über drei       11   Anthony Caro. Meisterwerke aus
Ausstellungsräume und einen Hörsaal mit 224                der Sammlung Würth (2014-2015)
Plätzen, zeigt Wechselausstellungen, die aus der      12   Fernando Botero. Sammlung Würth
Sammlung Würth schöpfen, zudem veranstaltet es             und Leihgaben (2015-2016)
eine kulturelles Programm, das Theater, klassische    13   1914-1918 : Krieg der Bilder,
Konzerte (das Herbstfestival Piano au Musée Würth),        Bilder des Krieges (2016-2017)
Aufführungen für das junge Publikum, Konferenzen      14   Von Kopff bis Fuß, Menschenbilder im Fokus
und Workshops miteinander verbindet.                       der Sammlung Würth (2017-2018)
                                                      15   Hélène de Beauvoir, Künstlerin und
                                                           engagierte Zeitgenossin (2018)
                                                      16   Namibia. Kunst einer jungen geNerATION
                                                           (2018-2019)
                                                      17   José de Guimarães. Sammlung Würth
                                                           und Leihgaben (2019-2020),
                                                      18   Christo und Jeanne-Claude – 1958-2019
                                                           (2020-2021)
                                                      19   Bestĭa. Tiere in der Sammlung Würth
                                                           (2021-2022)

                                                                                                               9
Presse-Information - Tiere in der Sammlung Würth - Musée Würth
Ausstellungskatalog

                      Menagerie
                      Tierschau aus der Sammlung Würth
                      Format : 25 x 33 cm
                      306 Seiten
                      ISBN : 978-3-89929-275-6
                      Preis : 38 €

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Bildmaterial
Sammlung Würth

Barry Flanagan, Larger Thinker   Ray Smith, Sans Titre, 1989
on Computer, 2003,               Sammlung Würth Inv. 1917
Sammlung Würth Inv. 8613         Photo: Volker Naumann
Photo: Archiv Würth

Dieter Krieg, Affe, 1979,        Bernd Koberling, Springende Wale, 1984,
Sammlung Würth Inv. 15563        Sammlung Würth Inv. 2869,
Photo: Philipp Schönborn         Photo: Philipp Schönborn
© Adagp, Paris, 2021             © Adagp, Paris, 2021

                                                                           11
Bildmaterial
Sammlung Würth

Karl Horst Hödicke, Sheep, 1982,    Donna Stolz, Interwoven, 2003,
Sammlung Würth Inv. 2868            Sammlung Würth Inv. 9246
Photo: Philipp Schönborn            Photo: Volker Naumann

Sergio Hernandez, La bestia, 1993
Sammlung Würth Inv. 3094
Photo: Ivan Baschang

                                                                     12
Bildmaterial
Musée Zoologique

Lièvre d’Europe                            Grand-Duc d’Europe
Lepus (eulagos) europaeus (Pallas, 1778)   Bubo bubo (Linnaeus, 1758)
Musée Zoologique de Strasbourg             Musée Zoologique de Strasbourg
Photo: Musées de Strasbourg, M. Bertola    Photo: Musées de Strasbourg, M. Bertola

Yack
Bos grunniens (Liannaeus, 1766),
Musée Zoologique de Strasbourg,
Photo: Musées de Strasbourg, M. Bertola

                                                                                     13
Praktische
Informationen

Eintritt frei, täglich
und für alle
Öffnungszeiten
Dienstags bis samstags, 10 bis 17 Uhr
Sonntags, 10 bis 18 Uhr

Gruppen und Führungen
Auskunft und Reservierung
+ 33 (0)3 88 64 74 84
mwfe.info@wurth.fr

Audioguides
Französisch, Deutsch

Anfahrt
Auto: D 1083, Ausfahrt Erstein,
dem Schild Z.I. Ouest folgen
Zug: TER-Zuglinie Straßburg/Basel,
Bahnhof Erstein-gare, dann 8 Minuten
zu Fuß Barrierefreier Zugang
Parkplatz
Elektrische Ladestation

Alle Aktivitäten des Musée Würth France Erstein
sind Projekte von Würth France S.A.

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