Profil 2/2019 - Güstrow - Zukunft ist Veränderung - Diakonie Güstrow
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„Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unseren Herzen eingeschlossen.“ (Fjodor Dostojewski)
Diakonie Güstrow Profil 2/2019 3 Geh aus, mein Herz, und suche Freud Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, bzw. dürfen, geringfügig verbessert werden. Veranlasst durch die Landräte der Kreise und Oberbürgermeister der groß ist sie geworden, die Diakonie Güstrow e. V. incl. kreisfreien Städte wurde nun Klage gegen den Schieds- ihrer Tochtergesellschaften, der Diakonie Service Ge- spruch erhoben. Es ist zu befürchten, dass, wenn es keine sellschaft mbH und der Integra Güstrow GmbH. Wie Sie politische Lösung gibt, es eine Entscheidung erst in Jah- in dieser Ausgabe des Profils lesen werden, haben wir ren durch das Gericht geben wird. Das kann nicht sein – in vor Kurzem unseren 1.000 Mitarbeiter eingestellt. 1.000 Zeiten, in denen wir geringfügige Verbesserungen in und Menschen, die nahezu tagtäglich für andere da sind. Da- für die Pflege erreichen wollen. mit zählen wir, wenn dieses auch immer wieder in den offiziellen Statistiken übersehen wird, zu den großen Ar- Wichtig ist uns aber, dass wir nicht „nur groß“ sind, wir beitgebern in der Region. möchten unsere Arbeit auch gut machen. Dass, bei al- len notwendigen Verbesserungen, die es geben kann, die Den größten Anteil der notwendigen Finanzierung erhal- Mitarbeiter der Diakonie Güstrow ihre Arbeit gut machen, ten wir neben Zahlungen direkt von unseren Kunden aus beweist der 2. Platz bei der Wahl zu Deutschlands Kun- öffentlichen Kassen, wie z. B. den Pflegekassen, Kran- denchampion. Eine Auszeichnung, die die Arbeit aller Mit- kenkassen und den Landkreisen – und erbringen unsere arbeiter anerkennt und auf die wir stolz sein dürfen. Leistungen im Auftrag und für diese. Ca. 80 Prozent der Kosten entstehen durch die Vergütung der Mitarbeiter. Genug der Politik – es ist Sommer! Diese Zeilen schreibe Unsere nunmehr über 1.000 Mitarbeiter wohnen größ- ich kurz vor meinem Jahresurlaub. Ich freue mich sehr, tenteils in der Region, und sicherlich bleibt ein großer dass ich endlich mehr Zeit für die Familie habe und wir Teil der gezahlten Vergütungen beispielsweise durch den gemeinsam etwas unternehmen. Wobei ich kein Vertreter Konsum der Mitarbeiter in der Region, also Geld, das des Fernwehs bin. Ich bleibe gern auch in der Region. Im wieder in die Region zurückfließt. Häufig verbindet man Juni konnten wir uns über zu wenig Sommer nicht bekla- mit unserer Arbeit nur die entsprechenden Kosten. Man gen. Viele Menschen treibt es, besonders in der Sommer- darf nicht die Kaufkraft, die durch die Mitarbeiter der Dia- zeit, in die Ferne oder wenigstens weg von zu Hause. Feri- konie Güstrow und die Diakonie Güstrow selbst in der enzeit, Urlaubszeit ... ist Reisezeit. „Wenn einer eine Reise Region bleibt, außer Acht lassen. Unser Gesamtumsatz tut, dann kann er was erleben“ – und danach den Daheim- im letzten Jahr betrug 53 Millionen Euro – Geld, das im gebliebenen davon erzählen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Wesentlichen in der Region bleibt. viele positive Erfahrungen im Urlaub machen, dass Sie wohlbehalten und gut erholt nach Hause kommen und da- Die Arbeit in der Pflege ist nicht leicht, und das macht sie von berichten können. Wer nicht verreist, dem wünsche u. a. nicht attraktiv. Auf Bundesebene werden gerade ei- ich, dass auch er sich am Sommer erfreuen kann. Dass es nige Anstrengungen unternommen, die Bedingungen in als Freude empfunden wird, viel draußen sein zu können – der Pflege zu verbessern, was man nur begrüßen kann. geradezu so, wie es Paul Gerhardt (1607–1676) in seinem Es kann nicht sein, dass die schwere Arbeit eines Mitar- Lied (EG 503) beschreibt: beiters in der Pflege schlechter vergütet wird als die ei- nes Arbeiters in einem Industriebetrieb. Wichtig ist aber 1) Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Som- auch, dass mehr Personal zur Verfügung steht. Hier gibt merzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gär- es positive Signale im Land Mecklenburg-Vorpommern, ten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket wobei wir mit die schlechtesten Personalschlüssel bun- haben, sich ausgeschmücket haben. desweit haben. Da sich die Verhandlungspartner im Land nicht im Rahmen von Verhandlungen auf bessere Per- 2) Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen sonalschlüssel verständigen konnten, musste die dafür Staub mit einem grünen Kleide; Narzissus und die Tulipan, die vorhandene Schiedsstelle entscheiden. Diese hat fest- ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide, als Salomonis gesetzt, dass die Personalschlüssel, die definieren, wie Seide. viel Personal wir in den Einrichtungen vorhalten müssen CHRISTOPH KUPKE
4 Diakonie Güstrow Profil 2/2019 Inhalt Geh aus, mein Herz, und suche Freud Vorwort 3 Was gibt‘s Neues? Informationen / Termine 5 25 Jahre gegen Sucht Sucht- und Drogenberatung feiert Jubiläum 6 Hilfe zentral gebündelt Beratungszentrum Güstrow 7 Einfach da sein Andacht 8 9 Neuer Meilenstein 1.000 Mitarbeiter begrüßt 9 Für mich und für andere Traumberuf in der Pflege 9 Ein ganz normaler Tag in der Diakonie-Sozialstation Röbel 10 Kinder-Mahl-Zeit: Förderung läuft aus Geht es weiter? 11 Honig im Kopf Alltag mit Demenz 12 11 Demenz verstehen Erfolgreicher Fachtag 13 Zu Besuch im Wildpark Tag der Diakonie 13 Selbstbestimmt leben 45 Jahre Wichernhof 14 Quereinstieg in die Altenpflege Eine zweite Berufsausbildung wagen? 16 Ein würdiger Ort zum Sterben Hospiz-Neubau in Güstrow 17 Mitarbeiterporträt Carola Beier 14 18 Hell und freundlich Tagespflege in neuem Glanz 19 Musizieren ohne Noten Freude mit der Veeh-Harfe 19 Jeder Tag – ein neuer Anfang 5. Aktionswochen der seelischen Gesundheit 20 Vermischtes / Hätten Sie gewusst, ... 22 Impressum 24 19
Diakonie Güstrow Profil 2/2019 5 Was gibt‘s Neues? Informationen Zufriedene Kunden 5. Aktionswochen der seelischen Gesundheit Die Diakonie Güstrow belegte den zweiten Platz bei der Rund um den Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Wahl zu Deutschlands Kundenchampions 2019. Zuvor Oktober werden auch in diesem Jahr die Aktionswochen wurden 200 Kunden der Diakonie Güstrow telefonisch der seelischen Gesundheit im Landkreis Rostock statt- zu ihrer Zufriedenheit interviewt und die Befragung dann finden. Das Motto der Aktionswochen lautet: Jeder Tag im bundesweiten Vergleich ausgewertet. Die Preisverlei- – ein neuer Anfang. Die Organisatoren der Aktionswo- hung fand am 23. Mai in Mainz statt. Zum zehnten Mal chen wenden sich mit ihren Veranstaltungen sowohl an initiierten forum! Marktforschung und die Deutsche Ge- die interessierte Öffentlichkeit, an betroffene Menschen sellschaft für Qualität den Wettbewerb. „Das ist eine tol- mit psychischer Erkrankung und Angehörige als auch an le Bestätigung unserer Arbeit, bei der ich mich bei allen Fachleute. Fachvorträge, Ausstellungen, Buchlesungen, Mitarbeitern für das Geleistete bedanken möchte, denn Filmvorführungen, Tage der offenen Tür und Gesprächs- ohne deren gute Arbeit hätten wir ein solches Ergebnis runden – es werden eine Vielzahl von Veranstaltungen an nicht erzielen können“, freute sich Christoph Kupke, Vor- unterschiedlichen Orten im Landkreis angeboten. Aktiv stand der Diakonie Güstrow. bei der Programmgestaltung und -ausführung der Akti- onswochen beteiligen sich auch die KISS und der Be- Kita-Platz: Mitarbeiter-Kinder haben Vorrang reich der Sozialpsychiatrie/Gefährdetenhilfe. Kinder ab dem ersten Lebensjahr haben zwar einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz, aber manchmal ist Wochen der Demenz es immer noch schwierig, alle Kinder unterzubringen. In Die Wochen der Demenz finden vom 6. September bis unserer evangelisch-integrativen Kindertagesstätte Re- zum 17. Oktober statt. Im Landkreis Rostock wird es In- genbogen in Güstrow haben Kinder Vorrang, von denen formationsveranstaltungen, Kreativ-Nachmittage, Tanz- ein Elternteil bei der Diakonie Güstrow angestellt ist. Wir cafés und vieles mehr geben. Auch die Einrichtungen begleiten Kinder im Alter von drei Monaten bis zu sechs der Dia-konie Güstrow beteiligen sich. Die Aktionswo- Jahren. Es gibt zwei Krippengruppen mit 14 Plätzen und chen sollen die Gesellschaft für das Thema Demenz sen- drei Kindergartengruppen mit 51 Plätzen, darunter vier sibilisieren und die Unterstützung für Betroffene und pfle- integrative Kita-Plätze. Als evangelisch-integrative Kin- gende Angehörige weiter fördern. DOREEN BLASK dertagesstätte sind wir offen für alle Kinder – unabhän- gig von ihren Fähigkeiten, ihrer Kultur, Nationalität oder Termine Religion. 29.08.19 „Teilhabe ermöglichen – Zusammenhalt Diakonie-Präsident kommt nach Güstrow fördern“: Gesprächsforum mit Diakonie-Präsident Der Präsident des Bundesverbandes Diakonie, Ulrich Li- Ulrich Lilie in Güstrow lie, wird im Rahmen seiner Sommerreise am 29. August nach Güstrow kommen. Er wird den Wichernhof in Deh- 31.08.19 Begrüßung der neuen Azubis in Güstrow men und den CAP-Markt Mitte besuchen. Um 18:00 Uhr findet ein Gesprächsforum zum Thema „Teilhabe ermög- 13.09.19 Festveranstaltung zum 25. Jubiläum der lichen – Zusammenhalt fördern“ im Bistro des Derzschen Psychosozialen Einrichtungen Schloss Matgendorf Hofes der Güstrower Werkstätten, Mühlenstraße 48 in Güstrow, statt. Teilnehmer sind: Diakoniepräsident Ulrich 04.09.–17.10.19 5. Aktionswochen der seelischen Lilie, Henrieke Regenstein (Diakonisches Werk Mecklen- Gesundheit im Landkreis Rostock burg-Vorpommern e. V.), Matthias Crone (Bürgerbeauf- tragter des Landes Mecklenburg-Vorpommern), Stefanie 06.09.–17.10.19 4. Aktionswochen der Demenz im Landkreis Rostock Drese (Ministerin für Soziales, Integration und Gleichstel- lung), Björn Kozik (Bereichsleiter Behindertenhilfe der 07.–08.11.19 Klausurtagung in Salem Diakonie Güstrow e. V.) sowie Mitarbeiter der Güstrower Werkstätten. Es moderiert Dörthe Graner-Helmecke.
6 Diakonie Güstrow Profil 2/2019 25 Jahre gegen Sucht Sucht- und Drogenberatung feiert Jubiläum „Wir beraten bei Sucht oder Suchtgefahr, und wir versu- chen, vorzubeugen“, sagt Suchtberater Gunter Wessa- lowski. „Auch Angehörige finden unkompliziert und ohne lange Wartezeiten fachlich fundierte, erfahrene Hilfe.“ Die Anfänge der Sucht- und Drogenberatung reichen in das Jahr 1994 zurück. Damals wurde die Beratungsstelle für Suchtgefahren in Bützow gegründet. Die Einrichtung vermittelte Klienten in Nachsorgeeinrichtungen, betreute Betroffene sowie Angehörige und stellte Verbindungen zu Behörden her. Auch die Beschaffung von Wohnun- gen und die Erstellung von Anträgen auf finanzielle Hil- fe machten einen großen Teil der Arbeit aus. Außerdem wurden Einzel- und Gruppengespräche in der Justizvoll- zugsanstalt (JVA) Bützow durchgeführt. Die Prozentzahl der Menschen, die sich an die Beratungsstelle wandten, lag 1995 bei 98 Prozent in der Alkoholabhängigkeit und bei zwei Prozent in der Medikamentensucht. Die Sucht- und Drogenberatung hilft auf dem Weg in ein suchtmittelfreies, selbstbestimmtes Leben. 1995 wurde die Beratungstelle durch das Angebot der Begegnungsstätte „StöWchen“ erweitert. Als Treff- uns nicht!“ konnten sich dort Betroffene begegnen, die und Anlaufpunkt vermittelte diese Einrichtung Hilfe zur abstinent lebten und soziale Kontakte knüpfen wollten. Selbsthilfe. Das „W“ im Namen „StöWchen“ steht für Wärme. Zuhören, betreuen, beraten waren das Motto Im Jahr 2000 kam es zu einer Neustrukturierung der Be- der Mitarbeiter. Von diesem Angebot machten Familien, ratungsstelle. Die Sucht- und Drogenberatung in Güst- Jugendliche, Arbeitslose und Rentner Gebrauch. row ist seitdem die Hauptstelle und in Bützow wird die Beratungsstelle von da an als Nebenstelle geführt. Zum Als eigenständiger Verein, aber unter einem Dach mit 1. Januar 2001 wurde die Suchtberatung des DRK über- der Sucht- und Drogenberatung und dem „StöWchen“, nommen, weil diese geschlossen worden war. Im Som- wurde 1997 der Straffälligenverein gegründet. Die drei mer 2007 musste das „StöWchen“ schließen, da kaum Einrichtungen wurden unter dem Namen „Haus der Ge- noch Leistungen durch den Kostenträger bewilligt wur- fährdetenhilfe“ geführt. Zur Koordinierung der Aktivitä- den. Zum 31. März 2008 musste auch das Kontaktcafé ten im Bereich der Suchtvorbeugung bildete sich 1998 aufgrund der geringen Nutzung seine Arbeit einstellen. mit anderen Verbänden und Einrichtungen ein „Arbeits- kreis Sucht“, der später in „Arbeitskreis Prävention“ „Die Volksdroge Nummer eins bleibt der Alkohol. Über umbenannt wurde. Unter Federführung der Suchtbera- die Jahre sind Cannabis und Glücksspiel hinzugekom- tungsstelle Bützow kamen hier viele Multiplikatoren zu- men. Medienabhängigkeit ist ein Problem, dem wir uns sammen, um regionale Präventionsveranstaltungen zu immer mehr stellen müssen“, resümiert Gunter Wessa- planen und umzusetzen. Als Antwort auf den immer grö- lowski. Es ginge vor allem darum, einen sinnvollen Um- ßer werdenden Bedarf wurde die Drogenberatung einge- gang mit Betroffenen zu entwickeln und am besten dafür führt. Zudem wurden Treffs von Führerscheingruppen zur zu sorgen, das Menschen gar nicht erst süchtig werden. Vorbereitung auf die Medizinisch-Psychologische Unter- „Je eher, desto größer ist die Chance, mit dem Suchtpro- suchung (MPU) angeboten. blem fertig zu werden“, betont Gunter Wessalowski und verweist darauf, dass eine Suchterkrankung jeden treffen Ein Kontaktcafé nahm im November 1999 in der Burg- kann und nichts mit Charakterschwäche zu tun hat. straße die Arbeit auf. Unter dem Motto „Einsamkeit? Bei DOREEN BLASK
Diakonie Güstrow Profil 2/2019 7 Hilfe zentral gebündelt Beratungszentrum Güstrow Feierliche Eröffnung des Beratungszentrums Therapie ohne Klinikaufenthalt Mit einer Festveranstaltung am 7. Mai wurde der Einzug Es fordert Motivation und Mut, den Teufelskreis aus Ab- der Sucht- und Drogenberatung, der Schuldner- und hängigkeiten zu durchbrechen. Die ambulante Sucht- Verbraucherinsolvenzberatung, der ambulanten Sucht- Rehabilitation in der Sucht- und Drogenberatung bei Rehabilitation und des ambulant begleiteten Wohnens der Diakonie Güstrow kann ein Ausweg sein. Ziel ist es, in die Südstadt, Platz der Freundschaft 14 c, begangen. Abhängige von Alkohol, Drogen oder Medikamenten kompetent zu behandeln, so dass sie wieder ein sucht- Auf dem Weg in ein suchtmittelfreies Leben mittelfreies Leben führen können. Ein stationärer Klinik- Wer abhängig oder gefährdet ist, braucht Hilfe. Die Sucht- aufenthalt ist dabei nicht vorgesehen. Zentrales Element und Drogenberatung hilft mit Beratung, Begleitung und der Reha ist die Gruppentherapie, die einmal pro Wo- Therapien in den Beratungszentren Güstrow und Bützow che in der Beratungsstelle Güstrow stattfindet. Daneben sowie im KMG Klinikum Güstrow. Ziel ist es, die Suchter- gehören Einzelgespräche sowie der Austausch mit An- krankung zu verstehen und einen Weg in die Abstinenz gehörigen und Bezugspersonen zum Angebot. Durchge- zu suchen. Es werden Pläne gemacht, Anträge geschrie- führt wird die Reha von der Psychologin Katharina Stein ben, Rehabilitation und Nachsorge in Anspruch genom- in Zusammenarbeit mit den Sucht-Therapeuten der Be- men, manchmal eine Selbsthilfegruppe besucht. Im ers- ratungsstelle unter ärztlicher Leitung von Dr. Kerstin Lüt- ten Halbjahr 2019 haben 196 Menschen die Sucht- und hens. Die Behandlungsmethode lebt von ihren Klienten Drogenberatungsstellen der Diakonie Güstrow in Bützow und wie diese sich gegenseitig untereinander unterstüt- und Güstrow in Anspruch genommen. Davon kommen zen. Finanziert wird die Rehabilitationsmaßnahme auf- 184 Personen aktuell weiterhin zur Beratung. Insgesamt grund eines Antrags bei der Rentenversicherung oder wurden 1.293 Gesprächskontakte gezählt. Hauptprob- der Krankenkasse. lem war nach wie vor mit großem Abstand der Alkohol. Die eigenen vier Wände Hoffnung für Überschuldete Eine eigene Wohnung! Ein tolles Gefühl! Die eigenen vier Schulden sind oft ein Tabuthema, doch für viele ein all- Wände sind ein Traum der meisten. Für Menschen mit tägliches Problem. Treffen kann es jeden. Es gibt aber geistigen Behinderungen, psychischen Erkrankungen Risikofaktoren. Das sind zum Beispiel der Verlust des und Suchterkrankungen sind sie sogar Ausdruck größt- Arbeitsplatzes oder eine Scheidung: Plötzlich kann der möglicher Selbstbestimmung. Damit dieses auch gelingt, Kredit für das Eigenheim oder das neue Auto nicht mehr gibt es das ambulant begleitete Wohnen. Wöchentlich bezahlt werden. Oft sind auch geringfügige Beschäfti- vereinbart ein Mitarbeiter mit dem Nutzer des ambulant gungen und die in den letzten Jahren stark gestiegenen begleiteten Wohnens Termine zur Unterstützung und Be- Wohnungskosten die Ursache. Eine Schuldnerberatung gleitung und steht als persönlicher Assistent bei allen läuft immer ähnlich ab. Das Wichtigste ist zunächst, Fragen des alltäglichen Lebens zur Seite. einen Überblick über die Schulden zu bekommen und DOREEN BLASK zu prüfen, ob die Forderungen gerechtfertigt sind. Die Schuldnerberatung ist auch berechtigt, eine P-Konto- Das Beratungszentrum ist unter der zentralen Tele- Bescheinigung (Pfändungsschutzkonto) auszustellen. fonnummer 03843 776 1777 erreichbar. Eine Bera- Ebenso kann man sich als Schuldner über das Verbrau- tung ohne Termin ist in der Sucht- und Drogenbera- cherinsolvenzverfahren informieren, bei dem Privatper- tung während der offenen Sprechzeit montags und sonen die Möglichkeit haben, sich komplett von den in der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung Schulden befreien zu lassen. Mit dem neuen Angebot donnerstags jeweils von 9:00 bis 12:30 Uhr möglich. der mobilen Schuldnerberatung erreicht die Beratungs- Für Berufstätige bieten beide Beratungsstellen offene stelle Menschen mit eingeschränkter Mobilität im Land- Sprechzeiten dienstags von 16:00 bis 18:00 Uhr an. kreis Rostock. Damit sind keine Hausbesuche gemeint, Termine können für Montag bis Freitag vereinbart wer- sondern neutrale Räume möglichst nahe am Wohnort, den. die stundenweise besetzt werden.
8 Diakonie Güstrow Profil 2/2019 Einfach da sein Andacht Neulich war ich mit Mitarbeiterinnen der Diakonie zusam- Wenn man etwas sagen will, dann kann man am Anfang men. Als ich eine Andacht mit einem Gebet abschließen vor sich hinsprechen: Gott, ich bin da. Du bist da. Schau wollte, sprang eine Teilnehmerin auf: Wenn sie jetzt beten auf mich! wollen, dann geh ich aber raus. Ich ließ sie gehen. Dann sprach ich ein Gebet. In der Kirche beten wir oft vorformulierte Gebete. Die können Menschen helfen, die selbst lieber schweigen. Wie kann man eigentlich beten, wenn man nicht beten Aber man kann sie auch nachsprechen, wie zum Beispiel kann? Was muss man tun? die alten Psalmen der Bibel: Zunächst erst einmal nur da sein, denke ich. Ja, am bes- Gott, du erforschst mich und du kennst mich, ten man setzt sich irgendwo hin, immer an den gleichen ich sitze oder stehe auf, so weißt du es. Ort zur gleichen Zeit. Vielleicht für zehn Minuten. Lernen Von allen Seiten umgibst du mich muss man dafür gar nichts, nur anfangen und es tun. und hältst deine Hand über mir. Sieh, ob ich auf bösem Wege bin Ob man das richtige Verständnis von Gott hat, so richtig und leite mich auf ewigem Wege. an ihn glaubt – wer mag das schon von sich sagen? Das ist also nicht so entscheidend. Das ist Ermutigung zum „einfach Dasein“. Das Gebet, das Jesus seinen Nachfolgern gelehrt hat, ist auch erfüllt Wenn in einem diese Sehnsucht wächst und man beten von solchem Vertrauen, kindlichem Vertrauen: will, hat Gott schon „seine Finger im Spiel“. Dann kann man auch mitspielen, als ob er einfach da wäre und ei- Vater unser im Himmel, nen freundlich anschaut. Und abwarten, was passiert. geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Wo man sitzen sollte? An einem Ort, der Ruhe schenkt Dein Wille geschehe, und vielleicht einen schönen Punkt hat, auf den man gu- wie im Himmel, so auf Erden. cken kann. Eine Kerze oder ein Bild. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Mit kindlichem Vertrauen kann vieles neu beginnen. Für uns Erwachsene scheint dies manchmal ein zu großes Wagnis. Ich will sie gern ermutigen, auch in solch unge- wohntem Gebiet neue Erfahrungen zu sammeln. Gottes Frieden dazu – shalom. PASTOR CHRISTIAN HÖSER Zu Hause Gast sein.
Diakonie Güstrow Profil 2/2019 9 Neuer Meilenstein Für mich und für andere 1.000 Mitarbeiter begrüßt Traumberuf in der Pflege Derzeit arbeiten 22 Pflegefachkräfte im Diakonie-Pfle- geheim Röbel. Julia Böttcher ist eine von ihnen. Die 25-Jährige lernte die Altenpflege durch ein Praktikum im Rahmen der Berufsvorbereitung im Diakonie-Pflegeheim Röbel kennen und erhielt im Anschluss einen Ausbil- dungsplatz. „Jugendliche sollen den Übergang von der Schule in die Ausbildung erfolgreich meistern. In der Dia- konie Güstrow unterstützen wir sie dabei“, sagt Einrich- tungsleiter Sascha Jochens. Julia Böttcher ist sich sicher. Der Beruf einer Pflegefach- kraft hat Zukunft. „Ältere Menschen wird es immer ge- ben“, sagt sie. Viel Freude bereite es ihr, den Senioren zu helfen. Besonders schön sei die Dankbarkeit, die ihr ent- gegengebracht würde. „Der Job ist fordernd. Ich muss immer einen klaren Kopf behalten, bekomme aber alles doppelt und dreifach zurück“, erzählt die junge Frau. Auch aus ihrem Freundeskreis erhält sie Anerkennung. Herzlich willkommen: Sarah Hausmann (M.) wurde von Jedem, der ahnungslos und voreingenommen ist, rät Mandy Wedel und Christoph Kupke begrüßt. sie: „Einfach mal eine Woche hier mitlaufen, seine eige- nen Erfahrungen machen und sich dann eine Meinung Mit einem Blumenstrauß und Geschenken wurde die bilden.“ Inzwischen hat die Röbelerin eine berufsbe- 1.000 Mitarbeiterin der Diakonie Güstrow in der Ge- gleitende Weiterbildung zur Palliativfachkraft erfolgreich schäftsstelle von Vorstand Christoph Kupke und der abgeschlossen und freut sich auf die neuen beruflichen stellvertretenden Pflegedienstleiterin Mandy Wedel be- Herausforderungen. grüßt: Sarah Hausmann arbeitet seit dem 15. April als DOREEN BLASK Pflegehelferin in der Diakonie-Sozialstation Güstrow. Die 23-Jährige hat zuvor eine Umschulung zur ambulanten Pflegehelferin absolviert. „Mir gefällt die Arbeit mit Men- schen. Am Tag kümmere ich mich um die 20 Patienten in der Häuslichkeit. Alle haben unterschiedliche Bedürfnis- se. Meine Aufgaben sind unter anderem Körperpflege, Medikamentenvergabe und Essenzubereitung“, erzählt die Güstrowerin. Sie sei gern bei den Patienten und helfe den älteren Menschen da, wo sie nicht mehr allein zu- rechtkommen. Die Diakonie Güstrow ist einer der größten Arbeitgeber in der Region. Viele der Beschäftigten arbeiten derzeit im Bereich der Pflege: 272 in den Diakonie-Pflegeheimen in Güstrow, Malchin, Röbel und Warin sowie 241 in den Diakonie-Sozialstationen in Bützow, Güstrow, Schwaan, Teterow und Röbel. 52 Mitarbeiter sind in den Psychoso- zialen Einrichtungen Schloss Matgendorf tätig. Auf dem Julia Böttcher (M.) mit den Bewohnerinnen Sidonia Zieg- Wichernhof arbeiten 70 Beschäftigte. In unseren Bera- ler (l.) und Ingelore Beese im Diakonie-Pflegeheim Röbel. tungsstellen sind 24 Mitarbeiter beschäftigt. D. BLASK
10 Diakonie Güstrow Profil 2/2019 Ein ganz normaler Tag in der Diakonie-Sozialstation Röbel Morgens um 8:00 Uhr beginnt mein ganz normaler Ar- beitstag als Pflegedienstleiterin in der Diakonie-Sozi- alstation Röbel. Wenn ich das Büro betrete, führt mich mein erster Weg zum Dienstübergabebuch, um zu prü- fen, was es Neues und Wichtiges im Spätdienst gegeben hat. Müssen Kunden, Ärzte oder Angehörige sofort kon- taktiert werden? Müssen Terminabsprachen für Hausbe- suche gemacht werden? Was ist für diesen Tag wichtig, und was kann zu einem späteren Zeitpunkt erledigt wer- den? Anschließend starte ich den PC und schaue nach meinen E-Mails und in meinen Kalender. In der Zwischenzeit hat auch unsere Verwaltungsange- stellte ihren Dienst begonnen. Zusammen besprechen wir wichtige Aufgaben für den Tag. Und schon klingelt das Telefon. Es sind Mitarbeiter, die Sorgen haben, oder mir wichtige Informationen von ihren Touren zu den Pa- tienten mitteilen. Einiges können wir telefonisch klären. Sigrid Roth arbeitet als Pflegedienstleiterin in der Diako- Manche Angelegenheiten müssen sofort mit den Ärzten nie-Sozialstation Röbel. besprochen werden. Zwischenzeitlich bin ich mit der Tourenplanung für den lich realisiert werden und sofort beginnen kann. Dazu ge- nächsten Tag beschäftigt. Angehörige betreten das hört auch ein persönliches Gespräch. Das findet in der Büro, um Absprachen zu treffen. Am Vormittag ist kaum Regel zu Hause beim Patienten statt. In diesem mache Zeit zum Luftholen. Um 10:00 Uhr kommen die ersten ich mir ein erstes Bild über die Versorgungssituation, die Mitarbeiter von ihren Touren zurück. Ich nehme mir die notwendig sein muss. Ich führe Gespräche mit dem Arzt Zeit, um von ihnen alles Notwendige zu erfahren. Nach und erfasse alle wichtigen Daten mit dem PC. Das An- und nach trudeln auch alle anderen Mitarbeiter ein. gebot und der Pflegevertrag müssen individuell erstellt und Verordnungen eingegeben werden. Danach wird der Der Vormittag ist viel zu schnell vorbei. Vieles ist liegen- Kunde in die bereits festgelegte Tourenplanung einge- geblieben, was am Nachmittag erledigt werden muss. pflegt. Nun informiere ich die Mitarbeiter über die Neu- Der Kaffee auf meinem Schreibtisch wird ständig kalt, aufnahme. Dies geschieht per Dienstübergabebuch. Mit und eine Frühstückspause ist nur selten möglich. Mitarbeitern, die das erste Mal in der Versorgung tätig sind, spreche ich alles telefonisch ab. Gegen 13:00 Uhr haben alle das Büro verlassen, und ich kann mich wieder an den PC setzen. Nun heißt es: Stun- Des Weiteren stehen am Nachmittag folgende Aufgaben dennachweise für die Mitarbeiter erfassen, Dienstpläne je nach Terminabsprache an: Besuche von Angehörigen erarbeiten, Angebote für Kunden ändern oder neu erstel- und Kunden in der Häuslichkeit, Organisation von Ver- len, erbrachte Leistungen für die Kunden sowie Kran- anstaltungen und Beratungsbesuche in der Häuslichkeit. ken- und Pflegekassen abrechnen, wichtige Telefonate mit den Krankenkassen aufgrund von nicht genehmigten Schnell ist dieser Arbeitstag wieder vorbei, und doch Leistungen führen. müssen Aufgaben auf den nächsten Tag verschoben werden. Mein Arbeitstag endet zwischen 17:00 und Kommt ein neuer Kunde in die Versorgung, hat dieses 18:00 Uhr. Anstrengend war es und schön. Ich mag mei- oberste Priorität, das heißt, es muss alles organisiert ne Arbeit. Bis morgen also! werden, damit eine Erstversorgung so schnell wie mög- SIGRID ROTH
Diakonie Güstrow Profil 2/2019 11 Kinder-Mahl-Zeit: Förderung läuft aus Geht es weiter? Wie schnell doch die Zeit vergeht. Gerade noch stand die Kinder-Mahl-Zeit vor einem Neuanfang. Die vergan- genen drei Jahre haben gezeigt, wie wichtig und wertvoll das Projekt ist. Viele positive Rückmeldungen gibt es von Schülern, Lehrern und Erzieherinnen sowie Eltern. Alle begrüßen diese Unterstützung durch die Diakonie Güstrow und wünschen sich auch für die Zukunft eine so gute Zusammenarbeit. Die Kinder-Mahl-Zeit ist in allen Stadtteilen der Barlach- stadt Güstrow präsent. Im Norden ist es der Fritz-Reuter- Hort der Stadt, weiter geht es zum Jugendklub Alte Mol- kerei, dann zum Jugendtreff Yellow Fun Box der AWO. Am Mittwoch werde ich schon freudig im Hort der Schule am Inselsee erwartet. Auch im Hort Südlichter des DRK und freitags im Südstadtklub des Filmklubs Güstrow ko- chen und genießen wir in kleiner Runde die gemeinsam zubereiteten Mahlzeiten. Oft sind es zwölf bis 15 Kinder Täglich ist Projektleiter Ronald Janda (M.) in Einrichtungen und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren, die unterwegs und kocht mit den Kindern und Jugendlichen. aus verschiedenen Gründen nicht an der Schulspeisung teilnehmen. Unser Hilfsprojekt ist einmalig in Güstrow. Oft werde ich Etliche Eltern können sich das Schulessen für ihre Kin- gefragt, ob eine feste Verortung in einem Gebäude nicht der nicht leisten oder schaffen es nicht, soziale Förde- besser sei. Aus meiner Sicht ganz klar: Nein! Durch die rung aus dem Bildungs- und Teilhabepaket der Bundes- täglichen Einsätze in den Schulen und Horten erreiche regierung zu beantragen. Es gibt auch Kinder, die ohne ich die bedürftigen Kinder viel besser. Außerdem ist es Frühstück ihr Elternhaus verlassen. Für diese Kinder ist sinnvoller, wenn Kinder und Jugendliche in vertrauter es oft die erste Mahlzeit am Tag – und das nach einem Umgebung ihr Mittagessen unter meiner Anleitung ge- langen Schultag, der viel Energie von den jungen Men- meinsam zubereiten und verzehren. schen abverlangt. Das hat natürlich Konsequenzen: Viele der Kinder und Jugendlichen, die mittags nichts essen, Am Ende dieses Sommers läuft die Förderung der Kin- sind am Nachmittag unkonzentriert und wenig belastbar. der-Mahl-Zeit durch die „Aktion Mensch“ aus. Unser Meine eigenen Erfahrungen in der Projektarbeit und der Projekt soll und darf damit aber nicht enden! Bis jetzt hat regelmäßige Austausch mit den Verantwortlichen vor Ort sich noch kein Partner für eine mögliche Kofinanzierung zeigen, wie notwendig unser Hilfsprojekt ist. Auch nach gefunden. Somit hat die Diakonie Güstrow beschlossen, drei Jahren sehe ich großen Handlungsbedarf. das Projekt mit eigenen Mitteln zu erhalten. Wir hoffen auf Spenden und Zuwendungen von Menschen für Men- In den Schulen der Stadt lernen auch viele Kinder mit schen. Im Namen der Kinder und Jugendlichen bedanke Migrationshintergrund. Die Integration der Mädchen ich mich schon jetzt für Ihre Unterstützung. und Jungen aus einer anderen Kultur und damit ande- ren Essgewohnheiten ist eine Herausforderung. Die Inte- Spendenkonto: Evangelische Bank eG grationsarbeit macht viel Spaß. In einigen Jugendklubs IBAN: DE14520604100005366666 werden einmal im Monat orientalische, persische, arabi- BIC: GENODEF1EK1 sche oder afrikanische Gerichte zubereitet. Hilfreich sind Stichwort: Kinder-Mahl-Zeit hier die Mütter, die im Rahmen ihrer Sprachkurse mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt kommen. RONALD JANDA
12 Diakonie Güstrow Profil 2/2019 Honig im Kopf Alltag mit Demenz gehe ich mit einem dementen Angehörigen um? Wie be- antrage ich Pflegegeld bei der Krankenkasse? Und wo bekomme ich als Pflegender Hilfe? Auch Erika Dörn- brack stellte diese Fragen und bekam Unterstützung. Zunächst kamen die Schwestern der Diakonie-Sozial- station in die Häuslichkeit. Dann entschied sich das Ehe- paar, in das Betreute Wohnen der Diakonie Güstrow in Röbel zu ziehen. Sie erhielten eine barrierefreie, altersge- recht zugeschnittene Wohnung. Durch gewisse Pflege- leistungen erleichterte sich der Alltag. Doch schließlich schritt die Krankheit so weit fort, dass auch die Pflege im Betreuten Wohnen nicht mehr möglich war. Die letzten Monate seines Lebens verbrachte Klaus Dörnbrack im Diakonie-Pflegeheim Röbel. Jeder zweite Deutsche hat Angst, an Demenz zu erkran- ken. Und das nicht ohne Grund: Jeder Dritte über 80 Erika Dörnbrack (l.) begleitete ihren demenzkranken Mann. Jahren ist von der Krankheit betroffen. Aktuell leiden in Bei Sigrid Roth fand sie kompetente Unterstützung. Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen an einer De- menzerkrankung, bis 2050 wird ein Anstieg auf 2,6 Milli- „Als mein Mann immer öfter Gegenstände verlegte und onen prognostiziert. DOREEN BLASK ständig Dinge vergaß, wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte.“ Drei Jahre lang hat Erika Dörnbrack (75) ihren im Mai verstorbenen Ehemann Klaus in seiner Demenz Unterstützung für Angehörige und Betroffene begleitet. „Ihr Mann wird nicht mehr der Alte sein“, sag- Die Versorgung von pflegebedürftigen Angehörigen zu ten die Ärzte nach der Diagnose. Plötzlich ging alles sehr Hause durch die Familie nimmt immer mehr zu. Die Ar- schnell. Der geistige Verfall schritt rasend voran, eben- beit ist nicht einfach. Zudem gibt es viele Fragen: Wer so wie der innere Rückzug und das Entfernen von sich unterstützt mich im Alltag? Und wer im Notfall? Wer steht selbst. Der „Honig im Kopf“, von dem die gleichnamige mir zur Seite und kann mich beraten? Und: Wer finanziert Tragikomödie von Til Schweiger erzählt, wurde immer das? Auf diese und weitere Fragen wird im Gesprächs- mehr. kreis für Angehörige und Betroffene der Diakonie-Sozi- alstation Röbel eingegangen. Darüber hinaus bietet der „Er hat sich verändert“ – nach ein, zwei Jahren merkten Gesprächskreis den Rahmen für einen gegenseitigen es auch die anderen. Es kamen immer weniger Reaktio- Austausch mit Menschen in ganz ähnlichen Situationen. nen. Klaus Dörnbrack verlernte zu sprechen. Er war ganz in seiner Welt. Doch wie ihr Mann sich fühlte, wusste Eri- Der Gesprächskreis findet am 1. Mittwoch im Monat in ka Dörnbrack nach fast 50 Ehejahren auch ohne Worte. der Diakonie-Sozialstation Röbel, Straße des Friedens 39, statt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Es besteht die Entscheidend war für beide, dass sie den Weg in die Möglichkeit, den Fahrdienst der Diakonie Güstrow ent- Diakonie-Sozialstation Röbel fanden. Pflegedienstleite- geltlich zu nutzen. rin Sigrid Roth weiß um das Schicksal von Demenzer- krankten, und sie kennt die Fragen, Ängste und Sorgen Für Auskünfte steht Ihnen Pflegedienstleiterin Sigrid Roth der Betroffenen und Angehörigen. „Es ist wichtig, sich von der Diakonie-Sozialstation Röbel unter der Telefon- rechtzeitig Unterstützung von außen zu holen und sich nummer 039931 156877 zur Verfügung. gut über Demenz zu informieren“, sagt Sigrid Roth. Wie
Diakonie Güstrow Profil 2/2019 13 Demenz verstehen Zu Besuch im Wildpark Erfolgreicher Fachtag Tag der Diakonie Einen fast perfekten Tag der Diakonie erlebten die Mitar- beiter am 22. Juni im Güstrower Wildpark-MV. Sogar das Wetter spielte mit. Es war weder zu warm noch zu kalt, und es gab Sonne satt. So gut wie das Wetter war dann auch die Stimmung der 480 Mitarbeiter der Diakonie Güstrow, die an diesem Tag den Weg in den Wildpark- MV fanden. Strahlende Gesichter sah man vom Festzelt bis zum Wolfsgehege. Gestartet wurde traditionell mit einer An- dacht. Pastor Christian Höser von der Domgemeinde in Güstrow fand bei sommerlichen Bedingungen leichte Töne in seiner Andacht, die aber auch zum Nachdenken anregte. Frei nach Jason Mraz: „Nimm dir die Zeit, all die Momente bewusst zu erleben, den jetzt und auch den danach sowie den darauffolgenden.“ Für strahlende Ge- sichter sorgte auch das Programm des Wildparks mit all den Highlights des Streichelzoos, des Kescherbastelns, Rund 50 Teilnehmer informierten sich beim Fachtag zum der Kanutouren. Zum Ausklang gab es noch das High- Thema Demenz. light am frühen Abend. Alle Interessierten konnten an einer Wanderung zu den Wölfen, die über das Bärenge- Kein Platz blieb frei beim Fachtag „Demenz & Kommu- hege führte, teilnehmen und eine Fütterung beobachten. nikation“ am 5. Juni im Diakonie-Pflegeheim Röbel. Eingeladen hatte der Pflegestammtisch des Landkrei- Wir bedanken uns bei allen Mitarbeitern der DSG Küche ses Mecklenburgische Seenplatte. Es kamen pflegende Am Rosengarten und des Wildparks-MV. Angehörige, Fachleute und Interessierte. Sarah Schüler TORSTEN EHLERS von der Alzheimer Gesellschaft in Rostock referierte über Kommunikations- und Umgangsweisen mit Demenzer- krankten. Oberärztin Ulrike Reiser vom MediClin Müritz- Klinikum stellte anschaulich die Erkrankung Demenz mit ihren unterschiedlichen Formen vor. Alice Hämmer- ling präsentierte die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) der Diakonie Güstrow und Sigrid Roth von der Diakonie-Sozialstation Röbel informierte über den ab Juli geplanten Gesprächskreis zum Thema „Pfle- ge leicht gemacht“ für Angehörige und Betroffene. Der Fachtag war mit über 50 Teilnehmern ein voller Er- folg. Viele Fragen wurden beantwortet, und die Besucher konnten sich bei einem Imbiss, Kaffee und Kuchen mit anderen Teilnehmern austauschen. Der Fachtag war eine Veranstaltung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Landesverband M-V, der Diakonie Güstrow, des Land- kreises Mecklenburgische Seenplatte, des Perspektive Mit einer lebendig gestalteten Andacht leitete Pastor e. V., des Senioren-Wohnparks Friedland und des Städti- Christian Höser den Tag der Diakonie ein. schen Pflegeheims Neubrandenburg. DOREEN BLASK
14 Diakonie Güstrow Profil 2/2019 Selbstbestimmt leben 45 Jahre Wichernhof Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel Der Wichernhof in Dehmen ist eine relativ junge diako- nische Einrichtung, die im Rahmen des ersten Sonder- bauprogrammes des Diakonischen Werkes der Evangeli- schen Kirchen in der DDR gebaut wurde. Grund des Baus dieser und sieben ähnlicher Behinderteneinrichtungen von 1970 bis 1975 war der enorme Bedarf an Heimplät- zen und die damit verbundene Versorgung und Betreu- ung von Menschen mit schwerer geistiger Behinderung, die damals nicht gegeben war. Es gab weder staatliche Heime noch Förderprogramme bzw. Tagesförderstätten. Aus dieser Not heraus wurde das Sonderbauprogramm in Gang gesetzt. Der Bau des Wichernhofes musste von der Partnerkirche in Bayern finanziert werden, da staatli- che Mittel nicht zur Verfügung standen. Am 30. April 1973 konnten der Neubau in Dehmen sowie ein Wirtschaftsgebäude durch den damaligen Landes- Leben, wie es gefällt in der Wohn- und Pflegeeinrichtung bischof Dr. Heinrich Radtke feierlich übergeben und die Wichernhof Dehmen. Gesamteinrichtung unter dem Namen ‚Wichernhof’ ein- geweiht werden. 54 Kinder mit schwerer geistiger Behin- Gründung der Behindertenhilfe derung konnten im September 1974 direkt aus ihren El- Mit der Gründung des Diakonievereins des Kirchenkrei- ternhäusern auf dem Wichernhof aufgenommen werden. ses Güstrow e. V. wurden der Wichernhof Dehmen, das Sie lebten von nun an mit einem Familienleiter oder einer Elisabeth-Haus in Werle und das Clara-Dieckhoff-Haus Familienleiterin nach dem Wichernprinzip in sogenannten in Güstrow am 1. Januar 1991 in dessen Trägerschaft Familien. Dabei hatte das Diakonische Werk von Anfang übernommen. Aber die leitenden Mitarbeiter der Einrich- an eine Rehabilitationskette geplant. Der Wichernhof tungen für Menschen mit einer geistigen Behinderung war als Nachfolgeeinrichtung für das Clara-Dieckhoff- drängten darauf, für die bestehenden Einrichtungen der Haus in Güstrow vorgesehen, wo seit 1966 Kinder und Behindertenhilfe einen eigenen Verein zu gründen. Damit Jugendliche mit einer schweren geistigen und Mehrfach- sollte die Eigengewichtigkeit dieser diakonischen Arbeit behinderung aufgenommen und betreut wurden. stärker ins Blickfeld gerückt werden und das eigene Pro- fil jeder Einrichtung bewahrt werden. So wurde am 27. In der DDR war die Betreuung von Menschen mit Behin- September 1991 der Verein der Behindertenhilfe im Kir- derungen fachlich dem Ministerium für Gesundheitswe- chenkreis Güstrow e. V. gegründet. sen unterstellt. So stand nur die Pflege und Versorgung im Vordergrund. Der Slogan „Sauber, satt und still“ war Am 9. November 1992 erfolgte die Eintragung ins Ver- eine traurige Tatsache und zeigte, dass der Staat für die- einsregister. Schon bald beschlossen die Vereine, eine se Menschen eigentlich nicht mehr zu tun gedachte. Erst Vereinbarung über die Zusammenarbeit zu erstellen. ab 1976 wurde darauf hingewiesen, dass die Betreuung Am 22. August 1995 lag der Entwurf eines Verschmel- von Menschen mit geistiger Behinderung immer und zu- zungsvertrages vor. Die Präambel lautet: „Mit diesem erst eine pädagogische Arbeit ist, eine Bildungsarbeit Vertrag wird der Diakonieverein mit der Behindertenhilfe mit dem Ziel, diese Menschen zu einem relativ selbstän- verschmolzen, und zwar dadurch, dass der Diakonie- digen Leben zu befähigen. Diesen pädagogischen An- verein die Behindertenhilfe aufnimmt.“ Zum 1. Januar satz haben alle diakonischen Einrichtungen in der DDR 1996 wurde die Verschmelzung der Behindertenhilfe im im Gegensatz zu den staatlichen Einrichtungen von An- Kirchenkreis Güstrow e. V. mit dem Diakonieverein des fang an konsequent verfolgt. Kirchenkreises Güstrow e. V. wirksam.
Diakonie Güstrow Profil 2/2019 15 Veränderung als Chance Perspektivwechsel in der Behindertenhilfe Mit der Wende hat sich für den Bereich der Behinderten- Inzwischen ist die Entwicklung der Behindertenhilfe wei- hilfe vieles grundlegend verändert. Die Behindertenhilfe tergegangen. Die inhaltliche Ausrichtung hat sich geän- stand vor der Aufgabe eines Neubeginns im Hinblick auf dert. Jeder Mensch – auch jeder Mensch mit einer Be- Konzepte und Finanzierung. Das Bundessozialhilfege- hinderung – hat das Recht auf Selbstbestimmung und setz wurde verbindlich und damit der Eingliederungshil- gesellschaftliche Teilhabe. Das Hilfeplansystem wurde feauftrag. Unter anderem wurde eine klare Trennung von umgestellt. Die Nutzer übernehmen damit eine aktive Wohn- und Arbeitsbereich angestrebt. Die Arbeitsthera- Rolle als Experten in eigener Sache in der Hilfeplanung. pie war bis Anfang der 1990er Jahre auf dem Wichern- hof, wo die Bewohner auf dem Domgut und im hauswirt- In der Behindertenhilfe ist ein multiprofessionelles Team schaftlichen Bereich eingesetzt wurden. 1992 folgte die von Bedeutung geworden. Heilerziehungspfleger, Alten- Gründung der Güstrower Werkstätten GmbH. Seitdem pfleger, Krankenpfleger, Sozialpädagogen und Heilpäd- ist der Wichernhof nur ausschließlich eine Wohneinrich- agogen wurden schrittweise eingestellt. Der Wohnstan- tung für Menschen mit einer geistigen Behinderung. dard wurde in Richtung Individualisierung, Privatsphäre, Privateigentum, Ausstattung, Wahlmöglichkeiten und In dieser Zeit erfolgten auf dem Gelände des Wichernho- der Aspekt der gesellschaftliche Teilhabe ins Zentrum fes auch zahlreiche bauliche Veränderungen. So wurde der Planung und Umsetzung gestellt. ein Neubau für 16 Menschen mit schwersten mehrfachen Behinderungen schon in der Wendezeit fertiggestellt, das Aspekte der Selbst- und Mitbestimmung, der persön- sogenannte Haus Nazareth. Der Wohnstandard konnte lichen Assistenz, der Ambulantisierung und der Ge- damit aufgewertet werden, obwohl die Heimmindest- meinwesenorientierung haben der Behindertenhilfe eine bauverordnung noch nicht berücksichtigt werden konn- Neuausrichtung gegeben. Mit dem Aufbruch der Behin- te. Des Weiteren erfolgten die Sanierung des ehemaligen dertenhilfe in das Gemeinwesen vom „Ort zum Leben“ Schulgebäudes, das sich bisher aus betreuten Männern zu einem „Leben im Ort“ verändern sich die Konzepte. des Domgutes zusammensetzte, und der Umbau und die Rekonstruktion des Hauptgebäudes, in dem sechs in Ab 2001 kamen zu den inhaltlichen auch strukturelle Ver- sich abgeschlossene Wohneinheiten mit 54 Plätzen für änderungen. Viele Bewohner nutzten die Chance, in ei- geistig behinderte Erwachsene entstanden. Das Clara- genen Wohnungen und Wohngemeinschaften ihren Weg Dieckhoff-Haus wurde, nachdem es von August 1995 bis zu finden. Die Reduzierung der Platzzahlen im Bereich November 1997 leerstand, umgebaut, modernisiert und der Eingliederungshilfe von 67 auf heute 35 zeigt diese wird seit Herbst 1998 als psychosoziales Wohnheim be- Entwicklung. wohnt. Die ehemaligen Bewohner des Clara-Dieckhoff- Hauses zogen 1995 in das neu gebaute Haus Jericho auf Die Einrichtung bietet heute Wohnen für Menschen mit den Wichernhof um. hohem Unterstützungsbedarf, sei es im Alltag oder in Le- benskrisen. Die hohe Anfrage an Einzelvereinbarungen Mit Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 wur- zeigt den Bedarf an. Die viel diskutierten Regelungen de auf Landesebene der Eingliederungshilfeanspruch zum Bundesteilhabegesetz (BTHG) sind in ihren Aus- nach dem SGB XII für Menschen mit einer schweren wirkungen zuerzeit kaum abschätzbar. Gerade die Auf- geistigen Behinderung angefragt. Da für diesen Perso- trennung der Komplexleistungen in einzelne Leistungen nenkreis wieder die Pflege im Vordergrund stehen sollte, (Regelbedarf, Grundsicherung und Teilhabebedarf) ist wurden landesweit Versorgungsverträge mit den Pfle- dabei eine Veränderung, deren Auswirkung viele Fragen gekassen abgeschlossen. Das betraf 60 Bewohner auf offenlässt. Die Beantwortung dieser Fragen gelingt nur, dem Wichernhof. Für sie wurde ein Versorgungsvertrag wenn in der Begleitung der Kunden die Schrittfolge „erst: mit den Landesverbänden der Pflegekassen (1996) mit ZUHÖREN, dann: VERSTEHEN, dann: VERÄNDERN“ nur noch ergänzender Eingliederungshilfeleistung abge- eingehalten wird. Dies ist 1974 sicherlich nicht anders schlossen. gewesen. DOREEN BLASK
16 Diakonie Güstrow Profil 2/2019 Quereinstieg in die Altenpflege Eine zweite Berufsausbildung wagen? Sven Krüger hat es gewagt. Der 47-Jährige absolvierte eine berufsbegleitende Ausbildung zur Altenpflegefach- kraft. „Ich empfehle den Mut zur Umschulung“, ist er sich sicher. Sven Krüger war acht Jahre lang als Pflegehelfer in der Diakonie-Sozialstation Bützow tätig, bevor er sich für die Ausbildung entschieden hat. Zuvor hat er jahre- lang als Rettungsassistent gearbeitet. Einen anderen beruflichen Werdegang hat Ulrike Gund- lach. Sie hat 20 Jahre lang als Friseurin gearbeitet, bevor die 40-Jährige in die Altenpflege gestartet ist. „Ich hatte das Bedürfnis, etwas anderes tun zu wollen“, sagt sie. Bei der Pflege der Oma sammelte sie erste Erfahrungen in diesem Bereich. Damals hätte sie noch nicht gedacht, dass dies der erste Anstoß für eine neue b erufliche Tä- tigkeit gewesen ist. Inzwischen fahren Ulrike Gundlach und Sven Krüger von Ulrike Gundlach und Sven Krüger arbeiten als Pflegefach- Patient zu Patient. Zu Hause werden Verbände gewech- kräfte in der Diakonie-Sozialstation Bützow. selt, Medikamente gegeben, Kleidung an- und ausge- zogen, Mahlzeiten gebracht, Spritzen gesetzt, Patienten gewaschen, Gespräche geführt und Angehörige beraten. Quereinsteiger sind willkommen Mit unseren Pflegeeinrichtungen in der Altenpflege, Beide haben in diesem Beruf ihre Erfüllung gefunden. „Es Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie sind wir der größ- ist eine vielseitige Aufgabe mit vielen Kontakten. Ich bin te soziale Arbeitgeber im mittleren Mecklenburg. Die Dia- nah dran am Patienten. Durch das Angebot der Fort- und konie Güstrow bietet vielfältige Jobs und Perspektiven Weiterbildungen lernt man ständig dazu und sorgt so für für ausgebildete Pflegefachkräfte und Pflegehelfer, aber eine hohe Qualität in der Pflege“, resümiert Sven Krüger. auch für Quereinsteiger, die aus einer anderen Branche Auch Ulrike Gundlach ist zufrieden: „Mir macht die Ar- zu uns wechseln möchten. beit in der Altenpflege unglaublich viel Spaß, da sie sehr vielfältig und sinnvoll ist. Ich kann viel individueller auf Angehende Pflegefachkräfte arbeiten mit alten Men- die Patienten eingehen als beispielsweise in einem Pfle- schen oder mit Kindern, Jugendlichen und Erwachse- geheim. Mich freut es, wenn meine Patienten sich wohl- nen, die krank sind oder eine Behinderung haben. Die fühlen.“ Ausbildung dauert drei Jahre und kann in unseren Pfle- geheimen Güstrow, Malchin, Röbel oder Warin, in der Viel Unterstützung erhielten Ulrike Gundlach und Sven Wohn- und Pflegeeinrichtung Wichernhof in Dehmen, in Krüger auch von den Kollegen. „Wir konnten uns voll und den Psychosozialen Einrichtungen Schloss Matgendorf, ganz auf die neue Herausforderung konzentrieren“, sagt in unseren Diakonie-Sozialstationen in Bützow, Güstrow, Sven Krüger. „Obwohl der berufliche Neuanfang nicht Röbel, Schwaan oder Teterow absolviert werden. Die immer einfach war“, gesteht Ulrike Gundlach. Groß war Diakonie Güstrow vergibt jedes Jahr mehrere Ausbil- die Freude bei beiden, als sie nach dreijähriger Ausbil- dungsplätze. dung dann endlich das Zeugnis und die Berufsurkunde in den Händen hielten. „Die dreijährige Ausbildung war Berufseinsteiger verdienen bei der Diakonie Güstrow eine wirklich schöne Zeit“, sagen die nunmehr exami- 2.608,42 Euro (Stand: Juni 2019). Dazu kommen Zeit- nierten Pflegefachkräfte, die ihren festen Platz im Team zuschläge, die Jahressonderzahlung und Kinderzulagen. der Diakonie-Sozialstation Bützow gefunden haben. DOREEN BLASK
Diakonie Güstrow Profil 2/2019 17 Ein würdiger Ort zum Sterben Hospiz-Neubau in Güstrow Das Sterben eines Menschen ist genauso einzigartig wie erstreckt, gibt es bereits. Dieser Plan sieht für das Jahr sein Leben. Die Diakonie Güstrow möchte mit einem 2019 die Architektur- und Bauplanungen vor sowie die Hospiz einen Ort schaffen, an dem sich diese Einzigar- Suche nach einer Schirmherrin oder eines Schirmherren. tigkeit ausdrücken und entfalten kann. Der Spatenstich für den Neubau des Hospizes ist für das kommende Jahr geplant. 2021 soll die feierliche Eröff- Ein Hospiz ist ein Ort, der Menschen durch Sterbebe- nung sein. gleitung und -betreuung ein würdiges Ende ermöglicht. Eine solche Einrichtung gibt es in Güstrow noch nicht. Es Das Hospiz wird über Spenden finanziert. Dafür wurde bestehen lediglich Angebote ambulanter Hospizdienste auf unserer neuen Webseite ein Spendentool eingerich- und auch eine Palliativstation. „Die Nachfrage ist groß“, tet. TORSTEN EHLERS sagt Vorstand Christoph Kupke. Deshalb plane die Dia- konie Güstrow bereits seit längerer Zeit den Bau eines Jede Spende zählt! Hospizes. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, einen Ort zu schaf- Seit Anfang des Jahres steht fest, wo das Hospiz entste- fen, an dem wir Menschen in ihrer letzten Lebens- hen soll – ein brachliegendes Grundstück im Bredenti- phase betreuen und ihnen würdevolle, schmerzarme ner Weg. Die Planungen laufen nun auf Hochtouren. Der und selbstbestimmte Zeit schenken können. erste architektonische Entwurf bzw. Bauplan liegt vor. „Dieses Gebäude soll keine Ecken haben, sondern ist Unser Spendenkonto: eher rund konzipiert. Es wird die Form eines Bumerangs Diakonie Güstrow e. V. haben. Das soll auch den Kreislauf des Lebens wieder- Evangelische Bank eG spiegeln“, erklärt Bernd Lippert, der das Projekt leitet. IBAN: DE14520604100005366666 BIC: GENODEF1EK1 Bis das Gebäude fertig ist, wird allerdings noch etwas Stichwort: Hospiz Zeit vergehen. Einen Zeitplan, der sich über drei Jahre
18 Diakonie Güstrow Profil 2/2019 Mitarbeiterporträt Carola Beier Was bedeutet Familie für Sie? Familie ist für mich ein Hafen, in den man einläuft und zu Hause ist und Geborgenheit erfährt. Mögen Sie uns Ihre Familie vorstellen? Zu meiner Familie gehören mein Mann, die „Kinder“, die er mitgebracht hat, samt Enkeln. Aber auch meine Geschwister, zu denen ich einen sehr guten Draht habe, sowie Nichte und Neffe. Der Kreis ist sehr groß, und es gehören auch sehr gute Freunde dazu. Carola Beier, Mitarbeiterin in der Wie verbringen Sie Ihre Freizeit? Verwaltung In meiner Freizeit bin ich am liebsten in meinem großen Garten, arbeite und entspanne da. Ich fotografiere sehr gern, lese sehr viel und bin draußen in der Natur. Welches Buch würden Sie niemals weggeben? In letzter Zeit habe ich „Machandel“ von Regina Scheer und „Die Wurzeln des Lebens“ von Robert Powers gele- sen. Diese beiden Bücher haben mich sehr bewegt und gehören jetzt zu meinen Favoriten. Frau Beier, beschreiben Sie uns bitte Ihre Tätig- keit bei der Diakonie Güstrow e. V.! Wer ist Ihr Vorbild und warum? Ich bin als Verwaltungskraft in der Sucht- und Drogenbe- Ein konkretes Vorbild habe ich nicht. Für mich sind Men- ratung und Schuldnerberatung für jeweils zwei Tage die schen wichtig und bewundernswert, die ihren Weg durch Woche tätig. alle Widrigkeiten des Lebens gehen oder gegangen sind und sich nicht unterkriegen ließen. Da kann ich bei mei- Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus? nen Eltern und Großeltern anfangen und bei Menschen Ich komme gegen 8:00 Uhr zur Arbeit, mache meinen in meiner unmittelbaren Umgebung aufhören. Computer an, und dann geht es los. Für beide Einrich- tungen erledige ich den Telefondienst und Empfang so- Worüber können Sie lachen? wie den Postein- und -ausgang. Für die Suchtberatung Ich lache gern und viel, meist ganz spontan über komi- gehört die Rechnungsstellung für die ambulante Reha, sche Alltagssituationen, aber auch über Filme mit Peter die ambulante Nachsorge und Prävention zu meinen Sellers und anderen Schauspielern, die ungewollt in ko- Aufgaben. Ferner erledige ich Schreib-, Kopier- und Ar- mische Situationen geraten. chivarbeiten und bestelle Flyermaterial. In der Schuld- nerberatung gehören das Anlegen von Klientenakten, Was macht Ihnen Angst? das Erstellen von Gläubigerlisten, das Arbeiten mit dem Besorgniserregend finde ich den Klimawandel und des- CAWIN-Programm sowie das Schreiben von Briefen und sen Auswirkungen auf uns alle, den Rechtsruck in Euro- außergerichtlichen Einigungsversuchen für Klienten zu pa und der Welt und die gravierende Umweltzerstörung, meinen Aufgaben. Meine Arbeit ist sehr abwechslungs- die von vielen von uns noch nicht wahrgenommen wird. reich und macht mir viel Spaß. Wo verbringen Sie in diesem Jahr Ihren Urlaub? Beschreiben Sie sich selbst mit einem Satz! Mein Mann und ich fahren nach Kap Arkona auf Rügen. Ich habe viel Humor, mag keine Unehrlichkeit und versu- che, positiv zu denken. Vielen Dank für das Gespräch. DOREEN BLASK
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