Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...

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Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...
Perspektiven
Magazin der Pfarreiengemeinschaft Meckenheim

                      Partnergemeinde St. Paul - Kumasi / Ghana
   St. Jakobus der Ältere | St. Johannes der Täufer | St. Martin | St. Michael | St. Petrus

                                                                                                  2 / 2021

                                                           Herzenssache

                                                                                              1
Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...
Rosette mit dem Heiligsten Herzen Jesu im Sacré-Cœur de Montmartre

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Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...
Editorial

                                                        Liebe Leserinnen und Leser,

                                                                             was ist Ihre „Herzenssache“?           Herzenssache ist auch mir ganz persönlich ein Anlie-
                                                                              Vielen wird es so ergangen sein,      gen, da ich die positiven Auswirkungen in meiner täg-
                                                                                dass ihre Herzenssachen in den      lichen Arbeit am Universitätsklinikum Bonn hautnah
                                                                                 letzten Monaten unter den Be-      miterleben darf. Informieren Sie sich bitte gerne unter
                                                                                  dingungen der Pandemie            https://bonn.kinderherzen.de/ im Internet.
                                                                                  manchen Einschränkungen
                                                                                  unterlegen waren, vielleicht      Und schließlich noch ein besonderes Anliegen der Re-
                                                                                  sogar komplett unmöglich          daktion: Dr. Karl-Heinz Groß, der mit viel Herzblut seit
                                                                                 wurden. Zum Beispiel das ge-       40 Jahren, als Chefredakteur des Pfarrbriefs Mecken-
                                                                                meinsame Singen in einem der        heim und beim Wechsel auf das neue Format
                                                                              vielen Meckenheimer Chöre, wie        „Perspektiven“ eine tragende Rolle in der Redaktion
                                                                            es Karl-Heinz Groß ab Seite 4 be-       gespielt hat, wird uns umzugsbedingt verlassen und
                                                                        schreibt. Andere haben vielleicht ihre      eine schwer zu füllende Lücke hinterlassen (Seite 20).
                                                       Herzenssache erst richtig wiederentdeckt. Bei vielen         Ihm gilt unser großer Dank für sein Herzblut, das er in
                                                       Herzensangelegenheiten, die in der aktuellen Ausgabe         unsere gemeinsame Arbeit gesteckt hat.
                                                       vorgestellt werden, waren die Auswirkungen der Pan-
                                                       demie deutlich zu spüren, sei es bei der Organisation                                                 Ihr Alfred Dahmen
                                                       der beliebten Ferienfreizeiten, bei den Schützen oder
                                                       bei der kfd (ab Seite 10). Ganz häufig ist es nämlich das
                                                       Gemeinsame, Solidarische, das für die in einer Sache                             Inhaltsverzeichnis
                                                       Engagierten das Besondere ausmacht.
                                                                                                                        3     Editorial
                                                       Weil Herzenssachen immer mit viel Herzblut betrieben
                                                                                                                        4     Singen ist Herzenssache
                                                       werden, haben viele aber eigene, phantasievolle, neue
                                                       Wege gefunden, ihre besonderen Anliegen auch weiter              6     Das Herz am rechten Fleck
                                                       umsetzen und leben zu können. Die Homepage unserer
                                                       Pfarreiengemeinschaft ist voll davon. Da gibt und gab           10     Mitarbeit in der kfd - eine Herzenssache
                                                       es neben dem, was Sie in diesem Heft lesen können,
                                                       zum Beispiel Maiandachten To Go („Mai-Way“) des Fa-             12     Ehrenamt in Meckenheim
                                                       milienmesskreises, MOT-Marschübungen der Malteser,              14     Geistliches Wort
                                                       Online-Pfingstlager der Pfadfinder oder „Gesprächsgot-
                                                       tesdienste auf der Wiese“. Auch der You-Tube-Kanal der          15     Exerzitien im Alltag
Titelfoto: Ingrid Wasserzier, S. 2: Florian Schäffer

                                                       Pfarreiengemeinschaft kann mit hohen Zugriffs- und
                                                       Abrufzahlen als sehr erfolgreich gelten. Hinter all diesen      16     Kinderseiten
                                                       Aktionen stecken Menschen, die sich mit viel Herzblut                  Für Zusammenleben-gegen Antisemitismus
                                                                                                                       18
                                                       für eine Sache engagieren und damit identifizieren.
                                                                                                                       19     Sommertipps aus der Bücherei
                                                       Eine ganz wörtliche und besondere Herzenssache hat
                                                                                                                       20     Notizen
                                                       Ilka Wasserzier im Interview mit Margie Kinsky und
                                                       Ashok Sridharan aufgenommen: Beide sind gemeinsam
                                                                                                                       21     Unsere Erstkommunionkinder
                                                       mit Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth Botschafter*innen der
                                                       Stiftung Kinderherzen und stellen ihr Engagement ganz           22     Statistik / Impressum
                                                       in den Dienst herzkranker Kinder und Ihrer Geschwister
                                                       und Familien. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 6. Diese             24     Kontakt

                                                                                                                                                                            3
Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...
Titelthema

Singen ist Herzenssache
Corona macht die Chöre stumm                                             Gedankenaustausch. Proben sind zentral. Diese
In Meckenheim gibt es zahlreiche Mitbürger, denen                        persönlichen Treffen werden zur Zeit schmerzlich
Singen eine Herzenssache ist. Sie engagieren sich in                     vermisst.
einem der Chöre. In unserer Pfarreiengemeinschaft gibt                   Aus wissenschaftlicher Sicht ist Singen auch körperlich
es folgende Chöre: die Kinderschola mit drei Gruppen,                    eine Herzenssache. Eine intensive Gesangsprobe ent-
der Jugendchor für Mädchen ab dem 7. Schuljahr und                       spricht einem leichten Sporttraining. Allein wegen der
Jungen nach dem Stimmbruch, den Kirchenchor mit                          intensiveren Atmung werden Herz und Kreislauf ange-
Mitgliedern aus St. Johannes, St. Michael und St. Jako-                  regt. Singen ist gesund .
bus, den „Entspannten Chor“, den Kammerchor, die
                                                                         Auch für die Seele ist Singen gut, denn es macht glück-
Choralschola, den Gesangverein 1865 Lüftelberg, Dese-
                                                                         lich. Schon nach 30 Minuten reagiert unser Gehirn mit
derata, Cantica Nova, den Gospelchor Good News und
                                                                         Hormonen und Botenstoffen, die die Stimmung aufhel-
Querbeat in Wormersdorf. In der evangelischen Ge-
                                                                         len. Die Sorgen des Alltags wandern in den
meinde gibt es neben dem Kirchenchor ebenfalls einen
                                                                         Hintergrund. Die Musik geht zu Herzen, wie man so
Kammerchor, die Kantorei und den Kinderchor. Von
                                                                         treffend sagt.
den Kirchengemeinden unabhängig ist die
Chorgemeinschaft „Die Brücke“, der Männergesang-                         In unseren Altenheimen wurden vor den Beschränkun-
verein Altendorf / Ersdorf sowie der Schulchor des                       gen der Coronapandemie regelmäßig vor allem die
Konrad-Adenauer-Gymnasiums.                                              Volkslieder gesungen, die in der Kindheit und Jugend
                                                                         der Senioren gepflegt wurden. Wenn diese Lieder jetzt
Die staatliche Gesundheitspolitik in der Coronapande-
                                                                         angestimmt werden, wecken sie nicht nur viele liebe
mie hat den wissenschaftlichen Analysen entsprechend
                                                                         Erinnerungen, sie ermuntern oft auch Demenzkranke
das Singen insgesamt verboten, weil dabei besonders
                                                                         mitzumachen. Wenn die Beschränkungen aufgehoben
viele ansteckende Viren freigesetzt werden. Deshalb
                                                                         werden, ist das sicher für alle in diesen Einrichtungen
sind alle Chöre stumm und die Mitglieder können ihrer
                                                                         eine große Freude. Generell ist es eigentlich schade,
Herzenssache nicht nachgehen.
                                                                         dass die Volkslieder jetzt nur noch selten gesungen
Was macht Singen zur Herzenssache                                        werden.
Ein wichtiges Motiv für das Engagement in einem der                      Singen schafft spontane Gemeinschaft
Chöre ist die Freude an der Musik. Singen im Chor
                                                                         Jeder hat schon einmal die Situation erlebt, bei der sich
macht aus der eigenen Stimme ein Instrument in einem
                                                                         mehrere Gratulanten an der Tür des Geburtstagskindes
Klangkörper, der musikalisch neue Welten erschließt.
                                                                         treffen. Die Tür geht auf, der Jubilar steht vor ihnen.
Dazu lernt man unter der Leitung des Dirigenten immer
                                                                         Und dann stimmt jemand das Geburtstagsständchen
neue Stücke. Viele sind Teil des kulturellen Erbes, das
                                                                         an. Alle singen mit und plötzlich ist aus den bis dahin
von den Chören gepflegt und lebendig gehalten wird.
                                                                         untereinander      unbekannten       Menschen       eine
Zum Chorleben gehören die Proben. Dort trifft man                        Gemeinschaft geworden. Das spontan angestimmte
sich persönlich, erlebt Gemeinschaft und pflegt den                      Lied hat sie zu einer Einheit gemacht. Musik ist eben
                                                                         eine Sprache, die jeder versteht und die jeden in seinen
                                                                         Bann zieht.
                                                                         Noch eindrucksvoller ist die Wirkung des gemeinsamen
                                                                         Singens, wenn wir an die Karnevalslieder denken. Wenn
                                                                         eine der tollen Kölner Gruppen ein bekanntes Lied an-
                                                                         stimmt, fallen alle in den Gesang ein. Die Lieder machen
                                                                         das Mitsingen meistens leicht durch einen eingängigen
                                                                         Refrain.
                                                                         Das Singen macht aus allen eine Gemeinschaft. In den
                                                                         Lieder werden Gefühle wie Heimweh, Sehnsucht nach
                                                                         Wärme, Liebe und Geborgenheit, Anerkennung und
                                                                         Gemeinschaft geweckt. Die Singenden sprechen im
                                                                         Lied auch die Gefühle aus, die sie sonst in der Regel
               Chorprobe, Foto: Klaus Herzog, in: pfarrbriefservice.de

4
Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...
Titelthema

verschweigen. Der gemeinsame Gesang öffnet die
Herzen und befreit.
Viele Leser werden sich auch an das Erlebnis erinnern,
wenn nach einer anstrengenden Wanderung abends in
der Hütte oder der Jugendherberge jemand seine
Mundharmonika oder die Gitarre hervorholt. Er stimmt
ein Lied an, und alle singen vielleicht erst zögernd und
dann kräftig mit. Spontan finden sich alle zu einer sin-
genden Gemeinschaft zusammen.
Der Text
Wenn sich beim Singen eine eingängige Melodie mit
einem besonderen Text verbindet, dann gehen diese
Lieder in besonderer Weise den Sängerinnen und
Sängern aber auch den Zuhörern zu Herzen. Das                                                             Einladung zum Mitsingen
klassische Beispiel dafür sind die zahlreichen               „Wer singt betet doppelt“
Liebeslieder. Wenn Johann Sebastian Bach zum Beispiel
seiner späteren Frau Anna Magdalena singt „willst du         Mit diesem Satz hat der heilige Augustinus auf die Be-
dein Herz mir schenken“, dann ist viel Liebe und             deutung des Gesanges in unserem religiösen Leben
zärtliche Zuneigung vertont.                                 hingewiesen. Das gilt besonders für die musikalische
                                                             Gestaltung der Feier der heiligen Messe. Der
Es gibt aber auch Texte, die aufwühlen und motivieren.       gemeinsame Gesang, mit oder ohne Chor, macht aus
Ein historisches Beispiel ist das Lied: „Die Gedanken sind   allen Gläubigen eine betende und feiernde
frei.“ Der Text entstand 1780 zur Zeit der französischen     Gemeinschaft. Dabei sind wir in der glücklichen Lage,
Revolution, das Lied 1842. Damals unterdrückte die           dass das überarbeitete Gotteslob uns neue Lieder mit
allgemeine Zensur die demokratischen Bestrebungen            sehr schönen Texten geschenkt hat. Die Tradition von
vor allem der Studentenschaft.                               Taizé spiegelt sich in einigen dieser Lieder, die zum
Ein aktuelles Beispiel ist die berühmte Menschenkette,       Beten, zum Meditieren und nicht zuletzt zum Jubeln
die am 23. August 1989 die litauische Hauptstadt             anregen.
Vilnius mit dem estnischen Tallin verband. Im Streben        Zur Zeit empfinden wir bei der Feier der heiligen Messe
nach Unabhängigkeit von der Sowjetunion bildeten die         schmerzlich, welch schweren Eingriff das staatliche Ver-
Menschen die ca. 600 Kilometer lange Kette. Dazu             bot, gemeinsam zu singen, bedeutet. Wir alle sind froh
sangen sie die Lieder, die wegen der ausgedrückten           und dankbar, dass regelmäßig im Sonntags-
Sehnsucht nach Freiheit verboten waren. Vereint,             gottesdienst vier Sängerinnen und Sänger bereit sind,
körperlich und emotional, verloren alle Teilnehmer ihre      die Messe musikalisch mitzugestalten. Die Gläubigen in
Angst, und von der Aktion ging ein starker Impuls für        der Kirche können so wenigstens still mitsingen.
Veränderungen aus.
                                                             Für die Gläubigen an den Fernsehschirmen gilt das
Ein letztes Beispiel stammt aus unserer eigenen              Singverbot nicht. Sie können die Lieder, deren
Geschichte. Nach dem Krieg suchte man in beiden              Nummern des Gotteslobes dankenswerterweise
deutschen Staaten eine neue Nationalhymne. Im                eingeblendet werden, mitsingen und so zu einer
Westen entschied man sich für die dritte Strophe des         feiernden Gemeinschaft werden. Im Namen aller Gläu-
Deutschlandliedes.                                           bigen danke ich Herrn Stiller und Herrn Kluth für ihre
In der DDR entstand eine neue Hymne. Im Text von             Dienste an der Kamera und am Mikrophon.
Johannes R. Becher heißt es: „Auferstanden aus Ruinen        Wir sehnen uns danach, die Beschränkungen der Coro-
und der Zukunft zugewandt, lass uns dir zum Guten            napandemie hinter uns zu lassen. Dann dürfen wir wie-
dienen Deutschland, einig Vaterland.“ Beide Hymnen           der zum Lobe Gottes laut und jubelnd singen und so
entsprachen der Sehnsucht der Deutschen nach einer           Gemeinschaft sein. Allen Chormitgliedern wünsche ich,
Vereinigung.                                                 dass sie ihre nach dem langen Schweigen „eingeroste-
Als die DDR Ende der sechziger Jahre die Eigenstaatlich-     ten“ Stimmen wieder aktivieren können. Hoffentlich
keit anstrebte, passte der Text nicht mehr zu ihrer Poli-    entschließen sich viele Gläubige, die in der Zeit der
tik. Die Hymne wurde nicht mehr gesungen, der Text           Stille bemerkt haben, wie wichtig das gemeinsame
verbannt. Die Sehnsucht nach dem einigen Vaterland           Singen ist, in einem der Chöre mitzusingen.
konnte man aber nicht verbannen.                                                                                 Karl-Heinz Groß

                                                             Foto: Friedbert Simon, in: pfarrbriefservice.de
                                                                                                                               5
Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...
Titelthema

Das Herz am rechten Fleck
Ein Interview mit zwei prominenten Botschaftern der Stif-
tung „Kinderherzen“ in Bonn

Bei meiner Recherche zum Thema „Herzenssache“ bin          Schirmherrschaft zu übernehmen. Ich musste einfach Ja
ich schnell auf die Stiftung „Kinderherzen“ in Bonn ge-    sagen, weil ich sechs gesunde Söhne habe und da kann
stoßen. Als Mutter eines glücklicherweise gesunden         man einfach nicht Nein sagen. Außerdem bin ich so ein
Jungen war ich schockiert, wie viele Kinder mit einem      Karma-Mensch. „Komm, tu was Gutes, kommt Gutes
Herzfehler zur Welt kommen und welche Komplikati-          zurück“ hat meine Oma immer gesagt.
onen bereits im Mutterleib auftreten können. Über die      AS: Die Stiftung Kinderherzen hat mich angesprochen,
Stiftung fand ich schließlich zwei Menschen, deren Her-    als ich Oberbürgermeister war. Margie hat ja sechs Kin-
zen ganz besonders für die Stiftung „Kinderherzen“         der, meine Frau und ich haben zwar nur halb so viele,
schlagen: Margie Kinsky, Schauspielerin und Kabaret-       aber wir sind sehr froh, dass die gesund sind. Wenn man
tistin, und Ashok Sridharan, Rechtsanwalt und ehema-       da in irgendeiner Art und Weise helfen kann, dass Kin-
liger Oberbürgermeister der Stadt Bonn.                    der, die mit einem Herzfehler auf die Welt kommen, die
Diese beiden beeindruckenden Persönlichkeiten haben        Unterstützung bekommen, die sie selber und ihre Ge-
ihr Herz am rechten Fleck, wie ich bei einem Interview     schwisterkinder und ihre Eltern benötigen, dann ist das
feststellen durfte. Entstanden ist ein Gespräch über die   auf jeden Fall eine gute Sache.
Stiftung, aber auch über Gott, die Welt und eine ganz
spezielle Sammelleidenschaft.                              Wie läuft Ihre Zusammenarbeit?
                                                           MK: Ashok und ich, wir sind halt ein total witziges Paar.
                                                           Er hat zum Teil indische Wurzeln, ich bin gebürtige
                                                           Italienerin, wir sind ein gutes Team. Fünf Jahre machen
                                                           wir das jetzt zusammen, waren beim Spatenstich dabei,
                                                           beim Richtfest und haben auch schöne Benefiz-Veran-
                                                           staltungen im „Haus der Springmaus“ gemacht. Als er
                                                           letztes Jahr die Wahl verloren hat, hab ich ihm direkt
                                                           gesagt: „Nicht, dass du jetzt auf die Idee kommst, aufzu-
                                                           hören. Wir zwei, Pott und Deckel, wir machen das wei-
                                                           ter.“
                                                           AS: Es gab auch wirklich keine Überlegung aufzuhören.
                                                           Ich habe gesagt, wenn die Stiftung möchte, dass ich
                                                           weitermache, dann bin ich auch gerne bereit. Margie ist
                                                           aber auch einfach ein Schatz. Sie hat eine Lebensfreude
                                                           und eine positive Energie, die sie versprüht, das macht
Wie sind Sie zur Stiftung „Kinderherzen“ gekom-            richtig Spaß, die Botschafterrolle mit ihr zusammen für
men?                                                       die Kinderherzen übernehmen zu dürfen. Wir lieben
MK: Wir beide, also mein Mann Bill (Mockridge, A.d.R.)     uns einfach und unsere jeweiligen Ehepartner haben
und ich, wir wurden von der Stiftung angefragt, das        damit auch keine Probleme (lacht).
Tagebuch der Eltern eines herzkranken Kindes vorzu-
tragen. Die haben über Wochen und Monate das Tage-         Welches Schicksal ist Ihnen in den letzten Jahren
buch über die kleine Julia geschrieben und das sollte      besonders nahe gegangen?
dann bei einem Symposium im Bonner Rathaus vorge-          MK: Auf jeden Fall das Schicksal von der kleinen Julia.
tragen werden. Bill und ich haben das dann mit verteil-    Da war ich einfach auch von Anfang an mit dabei, hatte
ten Rollen vorgelesen und so kam der Kontakt               viel Kontakt mit den Eltern, habe alles hautnah mitbe-
zustande. Die haben dann gefragt, ob ich Lust habe, die    kommen. Als die Kleine dann gestorben ist, das hat

6
Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...
Titelthema

Margie Kinsky und Ashok Sridharan mit einem Improvisationstheater zum 5-jährigen Jubiläum der Siftung am 26.3.2019 in den
fast fertiggestellten Räumen des Eltern-Kind-Zentrums im Universitätsklinikum Bonn.

mich sehr berührt. Sie ist hier in Endenich begraben          Linie wird natürlich den Kindern mit Herzfehlern gehol-
und immer wenn ich mit der Berta – das ist unser Mops         fen, aber es ist eben auch eine Betreuung der ganzen
– spazieren gehe, dann gehe ich an ihrem Grab vorbei.         Familie. Geschwisterkinder sind durch die Erkrankung
Aber jedes dieser Schicksale ist besonders. Auf jeder         einer Schwester oder eines Bruders sehr belastet. Die
Feier turnen die Pänz da rum. Viele können ein ganz           Eltern wiederum müssen die Erkrankung des Kindes,
normales Leben führen, dank dieser Maschinen, die es          aber auch eventuelle Geschwisterkinder, unter einen
da gibt und dank der Ärzte, die sich so gut kümmern.          Hut bekommen und das ist enorm schwierig. Wenn
AS: Wir haben ja in der ganzen Zeit immer wieder Kon-         man dabei Unterstützung bekommt von den Kinder-
takt mit Familien, die ein solches Schicksal haben. Es ist    herzen, dann hilft das enorm.
immer schön zu sehen, wenn den Kindern geholfen               MK: Ich glaube, wer gesunde Kinder hat, der hat andere
werden kann und sie durch die Stiftung ein halbwegs           Probleme. Die Stiftung sorgt schon dafür, dass sie Auf-
normales Leben führen können. Erschütternd ist es,            merksamkeit bekommt. Grundsätzlich gilt natürlich: Je
dass eben nicht alle Kinder diesen Zugang haben. Das          mehr, desto besser.
belastet dann auch, macht aber auch die Sinnhaftigkeit
dieser Stiftung immer wieder aufs Neue deutlich.              Wie sieht‘s aus:
                                                              Kopf- oder Herzmensch?
Wie sieht Ihre Arbeit für die Stiftung konkret aus?           MK: Bauch! (lacht) Auf jeden Fall Herz und Bauch. Das ist
MK: Wenn eine Veranstaltung oder eine Feier ist, dann         oft ein Fehler, weil ich schrecklich ehrlich bin. Aber ich
rufen die mich an und dann komme ich. Oder ich gebe           bin auch nicht nachtragend und kann mich super ent-
ein Benefiz mit meinem Programm und alles, was rein-          schuldigen. Ich handle nach dem Gefühl und denke oft
kommt, geht an die Stiftung. Wenn ich kann, dann ma-          nicht nach. Wie jetzt hier mit dir: Mein Agent hat mir
che ich alles, was anfällt.                                   deine Mail geschickt und da hab ich gedacht „Klingt
AS: Im Moment können wir leider wegen Corona viel zu          gut, die ruf ich mal direkt an“.
wenig machen. Margie und ich treten aber normaler-            AS: Ich bin ein Kopfmensch. Das Herz und der Bauch
weise überall da auf, wo wir für die Stiftung werben          sprechen auch mit, aber der Kopf entscheidet.
können.
                                                              Wie sieht Ihre Beziehung zur katholischen Kirche
Bekommt die Problematik und somit die Stiftung                aus?
genug Aufmerksamkeit?                                         AS: Ich bin überzeugter und praktizierender Katholik,
AS: Insgesamt sind im vergangenen Jahr deutlich weni-         bete täglich und meine Frau und ich besuchen zudem
ger Spenden eingegangen als in den Jahren zuvor. Des-         wenn es irgendwie geht die Sonntagsmesse. Das ma-
wegen möchte ich das Interview auch mit einem Appell          chen wir auch, seit wir uns kennen. Meine Frau und ich
verbinden: Gehen Sie auf die Homepage (s. Kasten),            wir haben uns 1987 im Bonner Münster kennengelernt,
informieren Sie sich und spenden Sie bitte. In erster         weil wir immer sonntags abends dort den Gottesdienst

                                                                                                                       7
Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...
Titelthema

Seit 2014 setzt sich die Stiftung Kinderherzen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit angeborenem Herzfeh-
ler ein. Durch die Hilfe der Stiftung kann die Universitätsklinik Bonn mit moderner und schonender Technik ausge-
stattet werden und beispielsweise Stress-Echo-Liegeergometer, ein biodynamisches Lichtkonzept, Wärmestrahler
und moderne Software für die 3D-Echokardiographie finanzieren. Außerdem fördert die Stiftung Maßnahmen zur
Weiterbildung, Austausch und Schulung von Medizinern und Pflegepersonal. Damit wird eine nachhaltige und
bestmögliche Expertise aller handelnden Akteure gesichert.
Jede Spende hilft:
Kontoinhaber: Kinderherzen Stiftung Bonn, IBAN: DE15 3804 0007 0306 3062 01, Commerzbank Bonn

besucht haben. Wir kannten uns zwar aus der Uni, weil       Welche Beziehung haben Sie zum Papst?
wir beide Jura studiert haben, aber in der Kirche haben     MK: Mein Bruder, der leider verstorben ist, war im Mal-
wir dann den Kontakt aufgenommen. Ich war im Pfarr-         teser Hilfsorden und hat jeden Sonntag am Petersdom
gemeinderat, war Lektor und Messdiener, habe also die       die umgekippten Touristen eingesammelt. Damit bin
Laien-Klaviatur in unserer Gemeinde ganz gut bespielt.      ich groß geworden, weil ich da ganz oft dabei und dem
MK: Ich bin in Rom geboren und aufgewachsen, mit            Papst sehr nahe war. Papst Benedikt war nicht so meins,
Tiber-Wasser getauft. Ich sag immer: Ich bin römisch-       aber den jetzt, den find‘ ich richtig gut. Wenn einer sagt
katholisch-neurotisch. Diese Kindheit hat mich natür-       „Wer bin ich, dass ich entscheiden oder urteilen kann,
lich geprägt. An jeder Ecke eine Kirche und eine Bar. Als   ob Homosexualität gut oder schlecht ist“, das gefällt mir
ich klein war, konnte man 100 Lire in einen Automaten       sehr. Genauso wie ich Heilige mag, die vom Volk sind,
stecken und dann leuchteten die Lichterketten an den        wie Franz von Assisi oder Antonius oder Padre Pio, der
Heiligen. Ich habe das geliebt! Ich bin halt eine Weih-     mit den blutigen Händen (hält eine kleine Padre Pio-Sta-
nachts-, Madonnen- und Heiligenbekloppte. Moment,           tue in die Kamera). Eben einer wie Francesco, der ist
kann ich dir auch zeigen.                                   einfach mega.
                                                            AS: Ich bin als Oberbürgermeister das erste Mal 2016 im
Ich bekomme eine virtuelle Führung durch das Wohnzim-       Vatikan gewesen zu einer Konferenz, an der rund 70
mer, in dem wirklich beeindruckend viele Madonnen, Krip-    Bürgermeister/innen aus ganz Europa teilgenommen
pen und Statuen stehen.                                     haben. Papst Franziskus war leider verhindert, aber ich
                                                            habe Papst Benedikt getroffen bei diesem ersten Auf-
Das ist ja der helle Wahnsinn. Spontane Zwischen-           enthalt. Über die Vertretung der Bundesrepublik beim
frage: Dein Mann macht das alles mit? Das ist ja            Vatikan hatten wir dann 2017 die Möglichkeit, noch mal
schon alles sehr speziell bei euch.                         nach Rom zu fliegen, haben dann auch Papst Franziskus
MK: Bill findet das super. Wir sind 36 Jahre verheiratet,   persönlich getroffen und hatten die Gelegenheit mit
da macht er das mit. Er ist Gott sei Dank nichtstudierter   ihm ein paar Sätze zu wechseln. Das war für mich die
Kunsthistoriker. Der geht immer in Museen, ich geh          beeindruckendste Begegnung während meiner fünf-
shoppen. Er hat ein gutes Verständnis dafür und ist sehr    jährigen Amtszeit.
geduldig. Mir wurde das ja in die Wiege gelegt. Eigent-
lich heiße ich ja Maria-Grazia. Ich habe zwei ältere Bru-   Wie würden Sie Ihren Glauben bezeichnen?
der, von denen leider einer verstorben ist. Aber meine      MK: Meine Mutter ist 95 und extrem gläubig. Das ist mir
Mutter war so gläubig, dass sie gebetet hat „Heilige        ein wenig fremd. Ich bewundere das, weil ich denke,
Maria, wenn das ein Mädchen wird, dann heißt sie Maria      dass es Menschen im Leben einfacher haben, die einen
Dank, also Maria-Grazia. Daraus ist dann Margie gewor-      starken Glauben haben. Wenn du glaubst, kannst du
den.                                                        halt sagen „Es ist halt so“, aber dann denke ich, das kann
                                                            Gott nicht so gewollt haben. Der hat bestimmt keinen

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Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...
Titelthema

Bock, mir irgendeine Krankheit zu schicken oder ein         meiner Frau sehr. Für uns wäre es undenkbar gewesen,
Kind mit einem riesigen Loch im Herz auf die Welt kom-      einen Partner zu haben, der das nicht mitleben kann.
men zu lassen. Ich habe mir meinen Margie-Glauben
geschaffen. Mir reicht manchmal eine Kerze. Dann sitze      Was ist Ihre persönliche Herzenssache?
ich in der Kirche und alles ist ganz ruhig. Ich versuche,   MK: Gerade durch Corona haben wir Künstler, wir
christlich zu leben. Ich sag immer „Es gibt nichts Gutes,   Schauspieler, viel freie Zeit gehabt. Ich habe die Zeit
außer man tut es“. Das versuche ich auch an meine           genutzt, um ein bisschen aufzuräumen in meinem
Jungs weiterzugeben. Die waren alle Messdiener. Au-         Kopf. Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, dass wir auch
ßerdem fahren die oft mit den Malteser-Zügen nach           mal zuhören, dass wir toleranter sind, dass wir nicht
Lourdes. Da gibt es einen Kinderzug, in dem sitzen tod-     sofort urteilen, sondern dass wir uns die Zeit nehmen,
kranke Kinder. Wenn meine Söhne da mitfahren, Win-          dass wir mehr Zeit füreinander haben. Erst jetzt merke
deln wechseln, Kartoffeln schälen oder eine Mutter          ich, was Zeit überhaupt heißt. Außerdem möchte ich dir
trösten, die weint, weil ihr Kind nicht mehr lange lebt,    noch mein Motto mitgeben: Auf irgendeine Weise
dann ist das für mich Kirche.                               wird‘s schon gehen, denn auf keiner Weise war‘s noch
AS: Der Glaube gibt mir besondere Kraft. Ohne meinen        nie.
Glauben hätte ich das Amt des Oberbürgermeisters            AS: Da gibt es viele. Also der Glauben ist eine Herzens-
auch so nicht ausführen können. Er hat mir nicht nur die    sache, meine Familie ist eine Herzenssache und Men-
Kraft gegeben, sondern auch meinen Weg bis hierhin          schen dabei zu unterstützen, etwas Gutes zu tun, ist
gelenkt. Es hat sich immer alles als positiv herausge-      auch eine Herzenssache. Während meiner Amtszeit war
stellt, auch wenn man das so erst einmal nicht wahr-        ich immer wieder beeindruckt, mit welchen Anliegen
nehmen will. Die Wahlniederlage im vergangenen Jahr         auch ganz persönlicher Art die Menschen auf mich zu-
war natürlich erst einmal eine Enttäuschung, aber in        gekommen sind. Wenn ich Menschen weiterhelfen
meiner jetzigen Tätigkeit als Rechtsanwalt und Partner      konnte, die in einer verzweifelten Not waren, dann war
der Kanzlei Busse & Miessen habe ich eine Aufgabe           das ein ganz tolles Gefühl, das ich kaum beschreiben
gefunden, die mir wirklich sehr viel Spaß macht. Der        kann. Und das ist auch der Grund, warum ich Oberbür-
liebe Gott hat mir tatsächlich immer den richtigen Weg      germeister geworden bin: Eben für die Menschen da zu
gezeigt. Ich hab nie gebetet „Lass mich die Wahl gewin-     sein. Ein Motto habe ich auch und zwar: Am Ende ist
nen“, sondern immer darauf vertraut, dass er meinen         alles gut und wenn es noch nicht gut ist, kann‘s nicht
Weg bisher gelenkt hat und das weiterhin tun wird. Und      das Ende sein.
das hat er getan. Der Glaube prägt mein Leben und das
                                                                                 Das Interview führte Ilka Wasserzier

Margie Kinsky                                               Ashok Sridharan
                     ▪geboren am 21. April 1958 in Rom                      ▪geboren am 15. Juni 1965 in Bonn
                     ▪nach dem Abitur Umzug nach                            ▪sein Vater stammt aus Indien, seine
                     Deutschland                                            Mutter aus Bonn- Lengsdorf
                     ▪Studium der Romanistik an der                         ▪Abitur am Aloisiuskolleg in Bad Godes-
                     Rheinischen       Friedrich-Wilhelms                   berg
                     Universität zu Bonn                                    ▪Studium der Rechtswissenschaften an
                     ▪1984 heiratete sie den kanadischen                    der Rheinischen Friedrich-Wilhelms
                     Schauspieler und Regisseur Bill          Universität zu Bonn
                     Mockridge                              ▪ Verheiratet seit 1992, drei erwachsene Söhne
                     ▪gemeinsam haben sie sechs Söhne,      ▪ ab 1996 Beschäftigung bei der Stadt Königswinter,
   die alle die doppelte Staatsbürgerschaft (italienisch      2002-2015 Erster Beigeordneter und Kämmerer der
   und kanadisch) haben und dem Beispiel ihrer Eltern         Stadt Königswinter, allgemeiner Vertreter des Bür-
   gefolgt sind: Alle Söhne arbeiten in kreativen Berufen     germeisters
   in der Fernseh- oder Musikbranche.                       ▪ 2010-2015 Stellvertreter des Bürgermeisters von Kö-
                                                              nigswinter und Dezernent für Finanzen, Personal,
                                                              Organisation, IT und Controlling
                                                            ▪ 2015-2020 Oberbürgermeister der Stadt Bonn
                                                            ▪ seit Januar 2021 Rechtsanwalt und Partner bei Busse
Foto: Stefan Mager                                            & Miessen, Rechtsanwälte Partnerschaft mbB, Bonn

                                                                                                                   9
Perspektiven - Herzenssache - Pfarreiengemeinschaft ...
Titelthema

Mitarbeit in der kfd…

                                                        …eine Herzenssache

                                                                                                 Foto: scholty at pixabay

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland                                    „Lange war die kfd für mich eine
-kfd- geht zurück auf die Gründung der „Brüder-                                   eher abstrakte „Frauengruppe“
schaft christlicher Mütter“ im Jahre 1856. Derzeit                                mit der mich im Grunde nichts
sind in den Pfarreien St. Jakobus d. Ältere, St. Jo-                              verbunden hat. Hier, in der Pfar-
hannes d. Täufer und St. Petrus Gruppen der kfd mit                               reiengemeinschaft Meckenheim,
einem breit gefächerten Angebot aktiv. Wir wollten                                bekam die kfd aber sehr schnell
wissen, aus welchen Gründen ihr vielfältiges Enga-                                ein Gesicht für mich. Das Gesicht
gement zur „Herzenssache“ wurde.                                                  von Frauen, die sich miteinander
                                                                                  in und für unsere Kirche engagie-
                       „Als junge Katholikin setze ich                            ren, die ihren Glauben leben, da-
                       mich für eine geschlechterge-        von sprechen, gemeinsam Gottesdienste feiern,
                       rechte, demokratische und tole-      unterwegs sind, innehalten. Mit diesen Gesichtern ist
                       rantere Kirche ein. Ich finde es     die kfd für mich zur Herzenssache geworden.“
                       bewundernswert, wie sich in der                        Annette Daniel, Gemeindereferentin
                       kfd Frauen aller Generationen für
                       diese Kirche stark machen. In der                        „Seit fünf Jahren bin ich kfd-Mit-
                       kfd und vielen anderen Verbän-                           glied und gehöre seit 2017 zum
                       den und Gemeinden wird eine                              Leitungsteam. Ich konnte erfah-
                       Kirche gelebt, wie ich sie mir für                       ren, dass man hier in lockerer At-
alle wünsche. Es ist wichtig, dass wir gemeinsam versu-                         mosphäre Gemeinschaft erlebt,
chen, Veränderungen anzustoßen.“                                                sich aber auch über drängende
                               Annika Jülich, Lüftelberg                        religiöse Themen austauschen
                                                                                kann, die vor allem uns Frauen
„Seit vielen Jahren gehöre ich in verschiedenen Funkti-                         betreffen. Gerade zu diesen Fra-
onen der kfd an. In dieser Zeit sind die Frauen meine                           gen ist es schön, das Vertrauen
Herzenssache geworden. Es war und ist mir wichtig, mit      und die Nähe gleichgesinnter Frauen zu spüren.“
ihnen zu sprechen, Ausflüge zu machen, Aktionen                                      Anne Heinzen, Meckenheim
durchzuführen und nicht zuletzt Andachten und Wort-
gottesdienste zu feiern, wenn das derzeit auch nur be-      „Im Ruhestand und der zeitlich abnehmenden famili-
grenzt möglich ist.“                                        ären Beanspruchung wollte ich mich wieder ehrenamt-
                            Anne Behme, Meckenheim          lich engagieren. In der Gemeinde wurde ich sehr

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Titelthema

                   herzlich und offen in die kfd aufge-         liche Aktionen gemeinsam erleben; gemeinsam in der
                   nommen und konnte schon bald                 Gemeinde aktiv sein; gemeinsam Projekte nah und
                   im Leitungsteam mitarbeiten. Es              fern unterstützen, neben „alt“ bewährten auch „neue“
                   macht mir große Freude, durch                Wege gehen und vieles mehr. So bleibt es spannend
                   unterschiedliche Formen der Be-              und zukunftsorientiert, was die kfd auch mit der um-
                   gegnung die Gemeinschaft weiter              benannten Mitgliederzeitschrift zeigt: Aus „Frau und
                   zu entwickeln und zu festigen. So            Mutter“ wurde „Junia“.
                   können wir gemeinsam leben-                                             Renate Weis, Meckenheim
                   digen Glauben erleben. Diese
Freude möchte ich weitergeben. Das ist doch Herzens-                                   „Die kfd wurde mir im Laufe mei-
sache.“                                                                                ner langjährigen Mitgliedschaft
                      Christa Ullmann, Meckenheim                                      zunehmend zur Herzenssache: Je
                                                                                       mehr ich in die kfd-Arbeit ein-
                     „Die kfd ist für mich Herzenssa-                                  tauchte, umso mehr wurde ich
                     che, weil wir alle die christlichen                               von der Art der Frauen, die sich in
                     Traditionen wahren und diese ge-                                  Lüftelberg engagierten, ange-
                     meinschaftlich weiterleben und                                    steckt. Sie setzten sich mit großer
                     ausführen können. Ein wichtiger                                   Begeisterung und für die Frauen
                     Grund ist, dass Frauen in der Kir-                                im Dorf ein, sorgten für gesellige
                     che mehr präsent werden müssen             Treffen, für Turn- und Nähangebote, gestalteten Ausflü-
                     und diese sich untereinander aus-          ge und sorgten für Weiterbildungsangebote. Die Frau-
                     tauschen können. Außerdem ist              enarbeit, geprägt durch fortschrittliches Denken und
                     es für mich Herzenssache, meiner           Tun, wurde zur festen Größe im Gemeindeleben. Diese
Familie und Mitmenschen auch in schlechten Zeiten               starken Frauen waren Vorreiterinnen für Selbstver-
beizustehen, aber auch meine Freude mit ihnen zu tei-           ständlichkeiten, die heute aus unserem kirchlichen Zu-
len. Dies wird in der Gemeinschaft besonders unter-             sammensein nicht mehr weg zu denken sind. Sie
stützt.“                                                        „eroberten“ sich mehr und mehr den Altarraum. Ich
                          Zita Schlolaut, Meckenheim            erinnere mich an die ersten meditativen Tänze, an die
                                                                Feiern des Weltgebetstages rund um den Altar, an An-
                                                                dachten und Gottesdienste, die mir gezeigt haben, wie
                                                                mutig und ihrer Zeit voraus diese Frauen gewesen sind
                                                                und auch heute noch sind. Sie haben schon vor 40
                                                                Jahren versucht, Kirche zu revolutionieren. Diese Frau-
                                                                en begeisterten nicht nur durch ihr fortschrittliches und
                                                                engagiertes Handeln. Sie waren weitsichtig und vielsei-
                                                                tig und haben über ihre örtlichen Grenzen hinaus kfd-
                                                                Arbeit geleistet und schon sehr früh ihren Blick auf die
                                                                Weltmission gerichtet. Mein Herz schlägt für die kfd,
                                                                weil diese Frauen ihrer Freude und ihrer Spiritualität
                                     Foto: Gabriele Bürvenich
                                                                Ausdruck verleihen. Sie treten auch in unserer jetzigen
                                                                Zeit mutig für ihren Glauben ein, gehen schwierige The-
„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind...“.         men in Kirche und Staat an und setzen sich für eine
Meine Herzensangelegenheit ist die Vielfalt und das             gerechtere Kirche ein. Es sind die Suffragetten unserer
Bunte der kfd, das Miteinander und aufeinander Acht             Zeit. Ich bin den starken kfd-Frauen vor Ort, im Diöze-
geben - was wir auch in Meckenheim immer wieder im              san- und Bundesverband von Herzen dankbar.“
Blick haben. Es gibt viele Aktivitäten, die aufzuzählen                                          Regina Wild, Lüftelberg
sind: Unseren gemeinsamen Glauben teilen; viele fröh-

Liebe Leserinnen,
fühlen Sie sich durch unsere Beiträge angesprochen und haben Sie in Ihrem Herzen vielleicht noch etwas Platz für
eine gute Sache? Sprechen Sie die Damen oder mich einfach an. Wir würden uns freuen.
Ihre Annette Daniel
Tel.: 02225/8880198, annette.daniel@kirche-meckenheim.de

                                                                                                                       11
Titelthema

Mit ganzem Herzen
Ehrenamt in Meckenheim

Überwältigend ist die Vielzahl von ehrenamtlich Tä-        sein, sich austesten können – als Jugendsprecher, Jung-
tigen, die mir nach nur kurzer Überlegung in un-           schützenmeister, Vereinsvorsitzender, Bezirksjung-
serer nächsten Umgebung einfallen. Überwältigend           schützenmeister. Er hat das Vereinsleben schätzen und
ist auch das Herzblut, mit dem alle bei der Sache          seine Frau bei den Schützen lieben gelernt. Besonders
sind.                                                      am Herzen liegt ihm die Jugendarbeit, für die er beruf-
                                                           lich im Bistum Aachen und in seiner Freizeit in Ersdorf
                                                           zuständig ist. 14 Kinder und Jugendliche profitieren
                                                           derzeit von seiner Leidenschaft. 300 Stunden im Jahr
                                                           sind es locker. Durch Corona wurde es nicht weniger,
                                                           nur anders. Und auch wenn die erwachsenen Schützen
                                                           sich in Corona-Zeiten gedulden müssen, für die Jugend
                                                           gibt es ein reiches und fantasievolles Angebot. Ange-
                                                           fangen von der Beteiligung an der überaus erfolg-
                                                           reichen Aktion Herzbriefe, einer Schatzsuche per App
                                                           im Sommer und Herbst oder dem Karneval online mit
                                                           gepackten Spaßpaketen. Die Übernachtung zu Beginn
                                                           der Sommerferien wird es auch in diesem Jahr corona-
                                                           bedingt nicht geben, aber es wird schon fleißig an
                                                           spannenden Alternativen geplant, als offenes Angebot
                                                           an alle Kinder. „Was man zurückbekommt ist einfach
Allen voran möchte ich hier die Arbeit der Feuerwehr       schön“, so Klein.
nennen, die in Meckenheim komplett von Ehrenamt-
lichen geleistet wird. Wie der Pressesprecher der Feuer-
wehr Jens Hapke erklärt, werden 280 bis 300 Einsätze
im Jahr von 100 bis120 aktiven Mitgliedern gestemmt.
Alle sind mit Piepser ausgestattet, bei größeren Scha-
denslagen hört man die Sirenen. Da kommen leicht mal
mehrere Stunden am Tag zusammen.
Hapke selbst fing wie 90% alle Feuerwehrleute über die
Jugendfeuerwehr mit ihrer tollen Gemeinschaft Feuer.
Leider liegt die Jugendarbeit für die 40 bis 50 Kindern
und Jugendlichen coronabedingt im Moment komplett
auf Eis. Auch ein Quereinstieg ist möglich, selbst wenn
man keine Sportskanone ist, so Hapke. Wichtig ist das      Am liebsten wären Theresa Heckenbücker und Miche-
Training alle zwei Wochen.                                 langelo Spinelli und das ganze Betreuerteam diesen
Im Moment sind die Ernstfälle noch schwieriger zu be-      Sommer mit 50 Kindern auf Ameland, mit der Ferien-
werkstelligen – alles mit FFP2-Masken, weniger Leute       freizeit der Pfarreiengemeinschaft. Coronabedingt fin-
pro Fahrzeug, strengere Maßnahmen –, alles, damit die      det sie dieses Jahr nochmal vor Ort in Meckenheim
Einsatzbereitschaft trotz Corona erhalten bleibt.          statt. Sie wollen für die Kinder einen Lichtblick schaffen,
Herzenssache ist die Feuerwehr für ihn, weil sie eine      die Familien in angespannter Zeit entlasten und Kin-
große Familie ist, in der jeder für jeden da ist.          dern aus allen Gesellschaftsschichten einen Urlaub für
Schon seit seinem neunten Lebensjahr ist Christian         wenig Geld ermöglichen.
Klein Schütze in Ersdorf. Mit Gleichaltrigen zusammen

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Titelthema

                                                            sie die Doppelleitung mit Küche und pädagogischer
                                                            Leitung. Nun führt sie das Zepter in der Küche, wirkt im
                                                            Hintergrund und im Team. Nur ein faszinierendes De-
                                                            tail: Diskospülen soll bei der Küchenarbeit motivieren!
                                                            Sie wünscht sich ganz konkret mehr Unterstützung
                                                            durch die Leitung der Pfarreiengemeinschaft und das
                                                            Gefühl, dass der Träger sie bei ihrer ehrenamtlichen
                                                            Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen mit trägt.
                                                            Auch der Kreis unserer Messdiener zeigt ein beeindru-
                                                            ckendes Engagement, besonders deutlich an hohen
                                                            Feiertagen (vor Corona).
                                                            Hier nur ein Beispiel: Daniel Schmitt ist seit 25 Jahren
                                                            Messdiener in St. Johannes – Glückwunsch zum Jubilä-
                                                            um. Gleich nach seiner Erstkommunion und dem Trai-
                                                            ning ging es für ihn los. Erst Corona bremste ihn aus
Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Kinder zu stärken,   Rücksicht auf die Familie aus, aber wenn alle komplett
alte Freundschaften zu pflegen und neue aufzubauen.         geimpft sind, geht es gleich wieder los. Seit es die Got-
Die Konfliktfähigkeit und die Kompromissbereitschaft        tesdienste auf YouTube gibt, ist er immer online dabei.
werden gefördert. Über gemeinsame Tischgebete und           Er schätzt die Gemeinschaft, hilft gerne im Gottesdienst
Thementage kommen die Kinder in Kontakt mit dem             mit, ist begeistert von den Ausflügen und vor allem den
christlichen Glauben. Der Spaß kommt dabei nicht zu         Romwallfahrten.
kurz, wie jedes Jahr gibt es auch dieses Jahr ein span-
nendes Motto – noch streng geheim. Es gab zum Bei-
spiel schon „Harry Potter“, „Alice im Wunderland“,
„Zeitreise“ oder „Wilder Westen“. Um das Motto rankt
sich aufwändige Vorbereitung mit Spielen, Aktionen
und Dekoration. Dieses Jahr finden alle Vorbereitungs-
treffen digital statt, sie starten schon ein halbes Jahr
vorher und finden ca. alle zwei Wochen statt.
Michelangelo Spinelli fährt, von Freunden animiert, seit
2014 mit, die Leitung hat er das dritte Jahr inne. Er
absolviert eine PIA-Ausbildung zum Erzieher im Kinder-
garten und schätzt beim Ferienlager das Gefühl, Kin-
dern etwas Gutes zu tun und dafür zu sorgen, dass sie
eine tolle Zeit haben. Das gibt ihm den persönlichen
Antrieb, sich ehrenamtlich zu engagieren und damit
Sinnvolles zu tun.
„Ich wünsche uns eine harmonische Zeit diesen Som-          An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für so viel
mer ohne Komplikationen“, sagt er, „und dass alle ge-       Engagement und Herzblut an alle erwähnten und auch
sund durch die Zeit kommen“.                                an alle nicht erwähnten Ehrenamtler hier in Mecken-
Theresa Heckenbücker ist über den Sachausschuss Ju-         heim.
gend zum Ferienlager gekommen und schon seit 2006                                                   Monika Barth
dabei, immer noch mit viel Begeisterung. Lange hatte

                                                                                                                  13
Geistliches Wort
Herzenssache Evangelium
„Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorge-          Rechte, die Priester ha-
nommen hat, nicht verdrossen und nicht unter                 ben, sondern weil es mir
Zwang, denn Gott liebt einen fröhlichen Geber.“ (2           eine Herzenssache ist,
Kor. 9,7)                                                    Gott mein ganzes Leben
                                                             auf diese Weise zu wid-
Jeder Christ ist spätestens in der Taufe von Gott beim
                                                             men. Am zweiten Mai
Namen gerufen worden. Doch was bedeutet diese An-
                                                             dieses Jahres durfte ich
rede für uns in unserem Leben? Welche Rolle spielt die
                                                             mit der Diakonenweihe
Zusage von Gottes Gegenwart in unserem Leben wirk-
                                                             einen sehr wichtigen Zwi-
lich? In der Alten Kirche, die noch kaum eigene materi-
                                                             schenschritt tun. Und mit
elle Ressourcen hatte, war die Gemeinde darauf
                                                             mir wurden sechs andere
angewiesen, dass die Gläubigen einen beträchtlichen
                                                             Seminaristen zu Diakonen
Teil ihres Vermögens der Kirche zur Verfügung stellten.
                                                             geweiht, die sich ebenfalls
Nicht selten hat das auch zu Streitereien geführt, sodass
                                                             auf den Weg gemacht haben, Priester zu werden.
beispielsweise der oben zitierte Paulusbrief den Streit
schlichten muss. Er muss dabei ein schwieriges Gleich-       Man kann in der Öffentlichkeit und auch im kirchlichen
gewicht herbeiführen. Auf der einen Seite muss er der        Alltag manchmal den Eindruck gewinnen, es gäbe für
Gemeinde deutlich machen, dass jeder einzelne Gläubi-        die Kirche keine Zukunft. In den sechs Jahren meines
ge geliebtes Kind Gottes um seiner selbst willen ist, aber   Theologiestudiums und meiner Zeit im Priesterseminar
auf der anderen Seite dürfen sich die Gläubigen auch         durfte ich zahlreiche junge Menschen treffen, die mir
nicht völlig auf ihrer Taufe ausruhen in der Erwartung,      das Gegenteil gezeigt haben, nicht nur zukünftige
dass die anderen schon leisten werden. Dieses Gleich-        Priester, sondern aus allen Bereichen des Lebens. Das
gewicht hält Paulus mit einem einfachen Kriterium, an        Evangelium begeistert Menschen heute wie damals
dem sich jeder selbst messen kann. Wozu drängt mich          und wie auch in Zukunft. Sicherlich wird die Kirche ihr
mein Herz? Die Gabe ist nicht das Maß des Glaubens.          Erscheinungsbild verändern, aber solange der Kern
Aber daran, was ich bereit bin für das Evangelium auf        stimmt, brauchen wir uns davor überhaupt nicht zu
mich zu nehmen, entscheidet sich für mich, was es mir        fürchten. Wenn jeder nach seinem Herzen für das Evan-
wert ist. Nicht als Kriterium für die anderen, sondern für   gelium einsteht, dann wird es eine lebendige Kirche
mich selbst.                                                 sein. Die Charismen und Möglichkeiten in der Kirche
                                                             sind so groß, dass es für jeden zahlreiche Möglichkeiten
Die Kirche hat sich in den letzten 2000 Jahren stark
                                                             gibt, sich mit seiner Persönlichkeit so einzubringen, wie
gewandelt. Aber in manchen Punkten streiten wir uns
                                                             es seinem Herzen entspricht. Deswegen blicke ich fro-
immer noch um dasselbe. Wer kann/soll/muss was ge-
                                                             hen Mutes in die Zukunft und bin dankbar, dass ich nun
ben? Wer darf/muss/soll was tun? Ich denke, wir sollten
                                                             als Diakon das Evangelium verkünden kann. Ich wün-
nach dem Vorbild des Apostels Paulus öfter einmal über
                                                             sche Ihnen allen, dass Sie für sich immer erfahren kön-
uns selbst nachdenken! Was fordert mein Herz von mir,
                                                             nen, dass das Evangelium für Sie eine Herzenssache ist.
dass ich für den Glauben an das Evangelium tue, weil es
                                                             Ich hoffe und weiß, dass es in Meckenheim viele Her-
mir wichtig ist, und nicht, weil es andere von mir erwar-
                                                             zens-Christen gibt und ich bin deswegen froh, hier im-
ten?
                                                             mer eine geistige Heimat zu behalten, auch wenn ich
Ich selbst habe mir diese Frage gestellt und bin für mich    nicht mehr hier bin. Ich bete für Sie alle, dass Gott Ihre
und mit dem Beistand Gottes dazu gekommen, dass              Herzen weit machen möge! Gott beschütze Sie und die
Gott mich zum Priester berufen hat. Ich möchte Priester      katholische Kirche in Meckenheim!
werden, weil ich dem Evangelium Jesu Christi auf diese
ganz besondere, für mich stimmige Weise, folgen
möchte. Nicht wegen der schönen Gewänder und der                                      Ihr Diakon Thomas Backsmann

Thomas Backsmann wuchs in Meckenheim auf und war von 2007 bis zu seiner Diakonenweihe in St. Johannes als
Messdiener und Leiter aktiv. Nach dem Abitur 2015 am Konrad-Adenauer-Gymnasium begann er die Priesterausbil-
dung im Collegium Albertinum in Bonn und studierte an der Uni Bonn und der Uni Würzburg Katholische Theologie.
Seit dem Abschluss des Studiums ist er in der Pfarreiengemeinschaft Brauweiler/Geyen/Sinthern eingesetzt. Am
2.5.2021 wurde er im Kölner Dom zum Diakon geweiht und feierte am 16.5.2021 seine erste Messe als Diakon in
seiner Heimatgemeinde in Meckenheim.

14
Titelthema

Gott wohnt, wo man ihn einlässt
Exerzitien im Alltag

Gottes Nähe im Alltag suchen — auch eine Herzen-            ten, ungestörten Ort in der Wohnung dafür zu reservie-
sache                                                       ren oder herzurichten. Es soll zunächst ein bewusster
                                                            Anfang gesetzt (wie ein Kreuzzeichen o.ä.) und ein Ge-
Ich habe zufällig davon erfahren. Auf der Internet-Seite    bet gesprochen werden. Dazu werden zwei Gebete zur
der Pfarreiengemeinschaft waren Exerzitien im Alltag        Auswahl gestellt. Es folgt eine Übung zum Stillwerden
angekündigt. Zunächst hatte ich das wieder vergessen.       und danach eine Tagesbesinnung. Zum Abschluss ist
In letzter Minute schrieb ich dann eine E-Mail an Frau      ein Gebet oder eine Geste vorgesehen.
Daniel, unsere Gemeindereferentin, dass ich da gerne        Abends zieht man sich für einen Tagesrückblick von ca.
mitmachen möchte. Am nächsten Tag hatte ich einen           15 Minuten zurück: Wieder in den ausgewählten, unge-
Umschlag im Briefkasten mit einem 45-seitigem Text          störten Ort gehen und den gewählten Anfang setzen,
und einem netten Anschreiben von Frau Daniel und            eine kurze Übung, um „da zu sein vor Gott“ und dann
Frau Esser-Glagow (von der mitveranstaltenden Katho-        den Tag anschauen. Dazu dient dann auch das Dank-
lischen Frauengemeinschaft Deutschlands). Nach ein          barkeitstagebuch. Der Tagesrückblick schließt wieder-
paar Tagen folgte noch das „Dankbarkeitstagebuch“.          um mit einem Gebet.

Die „Exerzitien im Alltag“ wurden in der Pfarreienge-       Ich habe mir einen Platz
meinschaft auch schon in früheren Jahren angeboten.         im Wohnzimmer mit
Im letzten Jahr sind sie wegen der Corona-Beschrän-         Blick in den Garten als
kungen vollständig abgesagt worden. In diesem Jahr          Ort für die Exerzitien aus-
entfällt wegen der Pandemie das wöchentliche Treffen        gesucht. Jeden Morgen
mit den übrigen Teilnehmerinnen – es sind in diesem         gegen 7:30 Uhr versuche
Jahr elf Frauen. Stattdessen wird jeder Teilnehmerin ein    ich die Besinnungszeit
wöchentliches, persönliches Gespräch mit Frau Daniel        einzuhalten. Ich merke,
oder Frau Esser-Glagow angeboten. Auch der Info             wie schwer es ist, sich die
Abend vorweg musste leider ausfallen. Zum Abschluss         Zeit für diese Übungen zu nehmen und es gelingt mir
soll jedoch unter freiem Himmel ein Gottesdienst gefei-     nicht an jedem Tag. Immer gibt es noch etwas anderes
ert werden.                                                 zu erledigen, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit
                                                            mache. Abends ist es auch nicht einfach, den pas-
Die eigentliche Form der Exerzitien geht auf den Heili-     senden Zeitpunkt zu finden, obwohl ich doch seit Coro-
gen Ignatius von Loyola (1491–1556) zurück. Die Form,       na fast keine Abendtermine mehr habe. Das
Exerzitien in den Alltag zu integrieren, gibt es ungefähr   Dankbarkeitstagebuch zu führen, finde ich dagegen
seit 1980. Die Idee dahinter ist, Menschen die Möglich-     überhaupt nicht schwer. Jeden Tag fallen mir Dinge ein,
keit zu geben, Exerzitienerfahrungen zu machen, ohne        für die ich dankbar bin.
eine Woche oder noch länger in ein Kloster oder Bil-        Und zwei Sätze aus dem Begleitheft versuche ich mir
dungshaus zu gehen.                                         besonders zu Herzen zu nehmen:

Die „Exerzitien im Alltag“ erstrecken sich über vier Wo-    „Täglich eine halbe Stunde auf Gott zu horchen ist wich-
chen. Jede Woche ist einem Thema gewidmet:                  tig, außer wenn man sehr viel zu tun hat; dann ist eine
    · Dasein vor Gott – Grundhaltungen                      ganze Stunde nötig“ (Franz von Sales)
    · Meine Gottesbeziehung
    · Mich anschauen im Licht Gottes                        „Du brauchst Gott weder hier noch dort zu suchen; er ist
    · Gott wirken lassen in meinem Leben                    nicht ferner als vor der Tür des Herzens“ (Meister Ecke-
Für jeden Tag gibt es unterschiedliche Texte und            hart).
Übungen zu dem jeweiligen Thema.
Morgens ist eine Besinnungszeit von ca. einer halben                                              Maria Luise Regh
Stunde vorgesehen. Es wird empfohlen, sich einen fes-

                                                                                                                 15
Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten

                                                                                                                       Erlebnis- und Ausflugstipps

                                                                                                                       Alien-Retter gesucht!                                      Ticketpreis: 9,90€ pro Person
                                                                                                                                           Die Erlebnisakademie in Rhein-         Mehr Infos unter:
                                                                                                                                           bach veranstaltet auch in diesem       www.explorado-group.com/explorado-duisburg
                                                                                                                                           Sommer wieder eine spannende
                                                                                                                                           Rätselaktion. Helft „Alfonx21“,        Wissenschafts- und Rätselpark Galileo
                                                                                                                                           aus einer entfernten Galaxis wie-                                 Der Galileo-Park in Lenne-
                                                                                                                                           der zurück auf seinen Heimpla-                                    stadt ist schon rein optisch
                                                                                                                                           neten zu gelangen.                                                ein Hingucker. Seine vier Py-
                                                                                                                                                                                                             ramiden, in denen wechseln-
                                                                                                                                              Neben dieser etwa zweistün-                                    de Ausstellungen unterge-
                                                                                                                                              digen Aktion gibt es außerdem                                  bracht sind, sind inzwischen
                                                                                                                       noch freie Plätze bei den Zirkuswochen in den Sommer-                                 zum heimlichen Wahrzei-
                                                                                                                       ferien. Diese finden in der 4., 5. und 6. Ferienwoche                                 chen des Sauerlands gewor-
                                                                                                                       statt.                                                     den. Wer sich für unerklärliche Phänomene interessiert
                                                                                                                                                                                  oder Geheimnisse der Wissenschaft lüften will, ist hier
                                                                                                                       Mehr Infos unter: info@erlebnisakademie.de                 genau richtig.
                                                                                                                       oder www.erlebnisakademie.de                               Ticketpreise: Kinder 6€, Erwachsene 8€
                                                                                                                                                                                  Mehr Infos unter www.galileo-park.de

                                                                                                                       Ausflugstipps                                              Hochseilgarten Blackfoot in Köln
                                                                                                                                                                                                            Im Stadtteil Chorweiler direkt
                                                                                                                       Kindermuseum Explorado Duisburg                                                      am Fühlinger See findet ihr
                                                                                                                                                  Auf mehr als 3.000 Quadrat-                               einen Hochseilgarten, in dem
                                                                                                                                                  metern langweilt sich im                                  ihr euch so richtig austoben
                                                                                                                                                  größten       Kindermuseum                                könnt. Sieben verschiedene
                                                                                                                                                  Deutschlands garantiert kein                              Routen warten darauf, ero-
                                                                                                                                                  Kind zwischen 4 und 12 Jah-                               bert zu werden. Das High-
                                                                                                                                                  ren. Direkt im Duisburger In-   light ist eine 300 Meter lange Seilbahn in 20 Metern
                                                                                                                                                  nenhafen gelegen können         Höhe quer über den See.
                                                                                                                       hier an interaktiven Stationen spielerisch faszinierende   Mindestgröße: 1,20 Meter
                                                                                                                       Phänomene des Alltags erforscht werden.                    Mehr Infos unter: www.blackfoot.de

                                                                                                                        Ferienfreizeit in Meckenheim
                                                                                                                                            Das Team der Ferienfreizeit veranstaltet in den Sommerferien für Kinder und Jugendliche
                                                                                                                                            von 8 bis 14 Jahren eine „Ferienfreizeit in Meckenheim“. In der Woche vom 17. bis 23.
                                                                                                                                            Juli sind zahlreiche Aktionen im Pfarrzentrum und in der Region geplant. „Wir lassen uns
                                                                                                                                            durch Corona nicht den Spaß verderben und machen hier auf sicherem Wege das Beste aus
                                                                                                                                            der Situation“, so das Betreuer-Team. Die Freizeit ist nicht nur für Messdiener gedacht. Die
                                                                                                                                            Kosten belaufen sich auf 80 Euro. Nähere Infos gibt es unter:
                                                                                                                                            ferienfreizeit.meckenheim@gmx.de.

                                                                                                                       16   Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten Kinderseiten
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Büchertipps für Kinder

„Keine Angst vor dem kleinen Piks! -                                       ISBN: 978-3785588376
Heute gehe ich zum Impfen“                                                 „Was liegt am Strand und redet undeutlich?“
Bilderbuch über Arztbesuch und Kinderimpfung                               Von Moni Port
von Dr. med. Sibylle Mottl-Link
illustriert von Friederike Schumann                                                            Was ist rosa und schwimmt im
                                                                                               Wasser? Was ist schwarz-weiß
                           Dieses einfühlsame und lustige                                      und hüpft von Eisscholle zu Eis-
                           Bilderbuch nimmt Kindern die                                        scholle? Kinder lieben Scherzfra-
                           Angst vor dem Arztbesuch. Ganz                                      gen – je alberner, desto besser!
                           nebenbei lernen die Kleinen (und                                    Diese und weitere Fragen hat Mo-
                           deren Eltern) Nützliches über die               ni Port auf Pausenhöfen und bei Grundschulkindern
                           Körperabwehr und erhalten                       aufgeschnappt, gesammelt und um eigene ergänzt.
                           Tipps rund ums Impfen.
                                                                           Für Kinder ab 5 Jahren
Für Kinder ab 3 Jahren                                                     Erschienen im Klett Verlag
Erschienen im Loewe Verlag                                                 ISBN: 978-3954701155
ISBN: 978-3-7432-1211-4

                                                                           „Bestimmer sein – Wie Elvis die Demokratie erfand“
Loewe Lernkrimis                                                           von Katja Reider und Cornelia Haas
Von Annette Neubauer
„Die Hand in der Finsternis“                                                                     Wer glaubt, die alten Griechen
                      Gruselige Dinge geschehen, als                                             hätten die Demokratie erfunden,
                      Paula, Jo und Hannes mit ihrer                                             irrt gewaltig: Es war Erdmänn-
                      Klasse eine Tropfsteinhöhle be-                                            chen Elvis! Wenn die Tiere im
                      sichtigen. Spukt in der Höhle tat-                                         Dschungel aufeinandertreffen,
                      sächlich     ein    Geist?    Das                                          kommt es immer wieder zu Streit.
                      Detektiv-Team kombiniert blitz-                                            Wer hat gebrüllt, wer schnarcht
                      schnell.                                                                   zu laut, wer hat die Kokosnuss
                      „Räuber an der Kletterwand“                                                geklaut? Wer rückt dem andern
                      Diesmal ist das Detektiv-Team auf                                          auf die Pelle? Wer darf wann an
                      der Suche nach einem mysteriö-                                             die Wasserstelle? Wie lässt sich
                      sen Schuhdieb. Wer will verhin-                      bloß Ruhe in die Tierwelt bringen? Für die Löwen ist das
dern, dass Lisa gegen Tobi an der Kletterwand antritt?                     keine Frage, sie wollen Bestimmer sein, weil sie die Zäh-
Die Detektive beschließen, den Fall genauer zu untersu-                    ne fletschen können. Die Zebras rühmen sich dagegen
chen.                                                                      als vegetarische Friedensstifter. Und die Elefanten sind
                                                                           sowieso die Größten. Wer soll also die Tierwelt anfüh-
Zwei spannende Fälle für Meisterdetektive. Schulkinder                     ren? Die zündende Idee hat schließlich ein kleines Erd-
können so spielerisch den Unterrichtsstoff in Mathe                        männchen namens Elvis.
wiederholen – ganz abgestimmt auf den Lehrplan der
zweiten Klasse .                                                           Für Kinder ab 4 Jahren
                                                                           Erschienen im Carl Hansen Verlag
Für Kinder ab 7 Jahren                                                     ISBN: 978-3446269545
Erschienen im Loewe Verlag

K i n d e r s e i t e n K i n d e r s e i t e n K i n d e r s e i t e n K i n d e r s e i t e n K i n d e r s e i t e n K i n d e r s e i t e n 17
Ökumene

Für Zusammenleben und gegen Antisemitismus
1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

„Schalömchen Köln-miteinander mittendrin!“ steht              von den Christen verunglimpft, waren sie bestenfalls
seit Ende 2020 in großen Lettern auf einer eigens             geduldet. Immerhin tolerierte man sie wegen ihrer wirt-
gestalteten Tram der Kölner Verkehrsbetriebe                  schaftlichen Rolle in Bereichen, die ihnen verschlossen
(KVB). Die Bahn weist auf das Festjahr 2021 hin, in           waren, z.B. den Zünften oder bediente sich ihrer als
dem des ersten schriftlichen Nachweises jüdischen             Geldverleiher. Zur religiösen Verunglimpfung z. B. auch
Lebens in Deutschland und dessen in Köln gedacht              der Zuschreibung von rituellem Kindermord kamen so
wird.                                                         Rufschädigung betreffend Wirtschaft und Politik,
                                                              schließlich die Zuschreibung von Pest und Seuchen. So
                                                              entstanden die ‚Landjuden‘, die sich unter verschieden-
                                                              artigsten Pressionen in den ländlichen Raum zurückzo-
                                                              gen und dort z.B. als Viehhändler Überlebenschancen
                                                              und Auskommen suchten.

                                                              Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW, spricht in
                                                              seiner Grußbotschaft zum Gedenkjahr 2021 von der
                                                              Hoffnung, „dass das vielfältige jüdische Leben in Ver-
                                                              gangenheit und Gegenwart sichtbar wird… und uns
                                                              stark macht im Kampf gegen jegliche Form von Antise-
                                                              mitismus“. Neben der originellen Werbung dafür mit
Foto: kvb-Köln                                                der ‚Schalömchen-Bahn‘ in Köln zeigt der jüdische Kar-
                                                              nevalsverein von 2017, wie sich Kölner Juden als Mit-
Sicher hatten sich bereits während der Kolonisierung          bürger wohlfühlen und integrieren. Das
Germaniens durch die Römer jüdische Händler und               Motto „Chai-Auf das Leben!“ erscheint
Siedler früher als 321 n.Chr. im Rhein-Main-Gebiet und        auf der Sondermarke zum Jubilä-
an der Donau niedergelassen. Ein Erlass von Kaiser            umsjahr und wirbt für Toleranz und ein
Konstantin in diesem Jahr veränderte allerdings Le-           Miteinander in der Gesellschaft. Einen
bensbedingungen, Rechte und Pflichten der Juden gra-          konkreten Beitrag leistet die Gesell-
vierend. Es wurde ihnen ebenso der Zugang zu den              schaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Bonn e.V.
Stadträten ermöglicht, wie als Pflicht den jüdischen Ge-      mit einem Veranstaltungsangebot (coronaabhängig)
meinden auferlegt. Die älteste Abschrift des verlorenen       auch im 2. Halbjahr 2021 (Kontakt: Tel. 0228 3361333,
Originals des kaiserlichen Edikts ist in der vatikanischen    info@gcjz-bonn.de ).
Bibliothek erhalten.                                          Hintergrundinformationen und Veranstaltungen:
                                                              www.2021jlid.de
In Würzburg und Regensburg sind Juden schon seit                                                      Ernst Schmied
rund 1000 Jahren nachgewiesen. Da als ‚Mörder Jesu‘

„Ich bin eine jüdische Deutsche. München ist meine Heimat. Ich habe keine andere. Ich habe eine religiöse Heimat, die ist
in Israel. Ich habe eine geistige Heimat, das ist das Judentum.“
Charlotte Knobloch, Präsidentin der israelistischen Kultusgemeinde München und Oberbayern

Buchempfehlung:
Seltmann, U. v., Wir sind da! 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, Erlangen 2021.
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